1904 / 101 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Apr 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Sachsen.

__ Die Zweite Kammer beriet gestern, wie „W. T. B.“ be- richtet, die von der Regierung vorgeshlagene Neuord nung des Wahlrechts und erklärte nh nach Ablehnung der in der Denk- schrift enthaltenen Vorschläge, die als Unterlage für ein künftiges Wahlgeseß dienen sollten, mit den Deputationsvorshlägen, die in der Hauptsache auf Einführung des Pluralwahlsystems hinausgehen, einverstanden. Der Staatsminister von Met \ h gab die Bereitwilligkeit der Negierung zu erkennen, auf Grund der gemachten Vorschläge einen neuen Gesehentwurf auszu- arbeiten und demnächst dem Landtage vorzulegen.

Baden.

Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen gestern nachmittag, kurz nah 5 Uhr, wie dem „W.T. B.“ berichtet wird, in Karlsruhe ein. Zum Empfange waren anm Bahnhofe Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die Erhb- großherzogin fowie Jhre Kaiserliche Goheit die Prinzessin Wilhelm von Baden, ferner der Reichskanzler Graf von Bülow und der preußishe Gesandte von EÉisendecher erschienen. Vom Bahnhofe begaben Sih Jhre Majestäten mit den übrigen Fürstlihkeiten unter dem Salut der Geschüße und dem Geläute der Glocken durh die von jubelnden Menschenmassen dichtbesezten Straßen, auf denen bis zum Schlosse die Vereine, die Studenten- schaft und die Schulen Spalier bildeten, zunächst nah dem Marfktplaße, wo vor dem Rathause der Stadtrat mit dem Ober- bürgermeister und dem Bürgermeister an der Spitze, sowie der Bürgeraus\{huß die Majestäten willkommen hießen. Sodann erfolgte die Weiterfahrt nah dem Schlosse.

Deutsche Kolonien.

Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsh-Südwestafrika, Oberst Leutwein meldet, dem „W. T. B.“ zufolge, aus Windhuk vom gestrigen Tage, daß bei der Kolonne des Majors von Glasenapp bis jezt 87 Typhus- fälle vorgekommen sind, von denen 9 tödlih ver- liefen; 43 Typhuskranke sind in das Lazarett zu Windhuk übergeführt worden. Der Rest und die Zugänge bleiben in Otjihaenena, wo die ganze Abteilung unter Quarantäne gestellt wird. Nach einem weiteren Telegramm ist der bei Onganjira s{hwer verwundete Leutnant von Rosenberg am 25. d. M. in Okahandja gestorben.

Oesterreich-Ungarn.

Das österreihishe Abgeordnetenhaus lehnte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, mit 87 gegen 85 Stimmen den Antrag des Mißbilligungsausschusses ab, dem Abg. Steinwender wegen des gegen den Abg. Choc gerichteten Zu- rufes die Mißbilligung auszusprehen. Jm Laufe der Debatte hatte der Abg. Graf Sternberg der deutschen Nation Kultur und Anstand abgesprochen und den Ministerpräsidenten auf- gefordert, dieses L das um so weniger sih zu einer geseß- geberishen Tätigkeit eigne, als es niht einmal den Anstand zu wahre verstehe, nah Haus zu Een Hierauf seßte das Haus die Verhandlung des dringlihen Antrages, betreffend die Förderung des Kleingewerbes, fort.

Großbritannien und JFrland,

Der König und die Königin begaben sih gestern, wie „W. D. B.“ meldet, in feicrlihem Aufzuge von der Residenz des Vizekönigs in Dublin zur Grundsteinlegung der neuen Gebäude des Königlichen Kollegiums der Wissenschaften. Die auf den Straßen angesammelte Menge begrüßte den König und die Königin enthusiastish. Jn Beantwortung einer Adresse wies der König auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Bil- dung als unerläßlicher Bedingung für den Erfolg im kom- merziellen und industriellen Leben hin und \prach die Be- friedigung über die Sympathie aus, die das Volk der Förderung der wissenschaftlihen Bildung entgegenbringe.

Ruß laud.

Der Großfürst Cyrill Wladimirowits\ch ist, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, gestern in Jrkutsk eingetroffen.

Der Verkehrsminister Fürst Chilkow ist gestern in Jrkuisk angekommen und nach kurzem Aufenthalt nah dem Baikalsee weitergereist.

Zum Kommandeur der Flotte des Schwarzen Meeres ist der Gouverneur von Archangelsk, Kontreadmiral NRimski- Korssakow ernannt worden.

Der „Regierungsbote“ veröffentlicht nachstehendes Zirkular des Ministers des Aeußern an die Vertreter Ruß- lands im Auslande vom 27. d. M.:

Die Presse des Auslandes verbreitet in der leßten Zeit hartnäckig Gerüchte über bei einigen europäishen Regierungen aufgetauhte Ab- sichten einer friedlichen Vermittelung behufs \chnellerer Beendigung des rujssish-japanishen Konflikts. Eingegangene Telegrainme melden sogar, der Kaiserlihen Negierung seien bereits Vorschläge in folhem Sinne gemacht worden. Die Vertreter sind bevollmächtigt, diese Meldung auf das kategorishste zu dementieren. Nußland hat den Krieg niht gewünsht. Jn den Grenzen der Möglichkeit hat es alles getan, um die im fernen Dsten entstandenen Verwielungen auf friedlihem Wege zu lösen, doch nach dem treulosen Ueberfall Japans, der Nußland gezwungen hat, zu den Waffen zu greifen, kann augens{ecinlich keinerlei friedlihe Vermittelung einen Erfolg haben. Gleicherweise wird die Kaiserlihe Regierung au nicht eine Einmischung irgend welher Macht in unmittelbare Verhandlungen zulassen, die zwishen Nußland und Japan nah Beendigung der kriege- rischen Operationen zur Feststellung der Friedensbedingungen erfolgen.

Auf eine Adresse des Charkowschen Adels, in der die Erda, M ausgesprohen war, bei der Reorganisation der örtlihen Verwaltung könne der Adel, der durhch den Willen seines Monarchen berufen sei, über die Volksbildung ju wachen, seine frühere Bedeutung in dieser Beziehung ver- ieren, bemerkte, der „Russischen Telegraphen-Agentur“ zufolge, der Kaiser eigenhändig:

Die ausgesprochenen Befürchtungen sind ganz unbegründet. Die Volksschule muß unter der tätigen Leitung der Staatsgewalt stehen, doch müssen die besten örtlihen Kräfte mit dem Adel an der Spitze nah wie vor derselben ihre herzlihe Fürsorge zuwenden.

Ftalien.

Der König is mit dem Präsidenten Loubet gestern nahmittag, wie „W. T. B.“ meldet, unter lebhaften Begrüßungen des Publikums in Neapel eingetroffen. Bei dem Galadiner brahte der Präsident Loubet einen Trinkspruch auf die italienishe Marine aus, den der König mit einem Trinkspruch auf die französische Armee und Marine beantwortete. Am Abend brachten die Studenten dem König und dem Präsidenten Loubet einen

Fackelzug. Später wohnten der König, der Präsident sowie der Graf von Turin und der Herzog von Genua der Fest- vorstellung im San Carlo-Theater bei.

Heute vormittag nahmen der König und der Präsident Loubet an Bord der „Regina Margherita“ eine Revue über das französishe und das italienishe Ge- \chwader ab. Eine große Volksmenge wohnte teils am Lande, teils auf Schiffen der Parade bei. Der Präsident Loubet \chiffte M nah 10 Uhr an Bord des Panzerkreuzers „La Marseillaise“ ein, wo ihm später dec König einen Besuch ab- stattete. Um 11 Uhr erfolgte die Abfahrt des Kreuzers „La Mare a der von dem französischen Geschwader begleitet wurde.

Spanien.

Der König ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in Malaga eingetroffen.

Türkei.

Wie der „Frankfurter Zeitung“ aus Saloniki gemeldet wird, haben gestern bei Cresna und Seres Kämpfe mit Banden statigefunden, bei denen 7 Bandenmitglieder getötet und 7 gefangen genommen wurden. Auch eine Änzahl Gewehre und 11 Bomben wurden von den Truppen fort-

genommen. Griechenland.

Aus Athen wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß die Minister in der leßten Nacht eine lange Konferenz abgehalten hätten. Amtlich werde mitgeteilt, daß die Vertreter der Mächte den Aus hätten, die Reklamationen des griechischen Gesandten in Konstantinopel zu unterstüßen.

Numänien.

Die Deputiertenkammer hat, dem ,„W. T. B.* zufolge, gestern den vom Handelsminister vorgelegten Gesetzentwurf über die Reorganisation der Börse mit 60 gegen 3 Stimtnen an- genommen. Der Geseßentwurf beruht auf dem Grundsaß der Geschäftsfreiheit und wurde von der Handelswelt sehr gut auf- genommen. Er bedeutet einen Fortschritt gegen das frühere Gese, das auf dem Monopolsystem aufgebaut war und zur Folge hatte, hay Geschäfte außerhalb der Börse abgeshlossen wurden. Die offizielle Notierung stellte bisher nicht den rihtigen Kurs dar. Der Gesetzentwurf sieht die Shaffung einer besonderen Korporation der Börsenmitglieder vor, in deren Komitee Vertreter des Staats fißen werden. Ferner soll ein Schiedsgericht eingeführt werden.

Amerika.

Jn der gestrigen Sißung des Senats shäßte der Senator Gorman die bewilligten Kredite und die während der laufenden Session eingegangenen Verpflichtungen auf 800 Mil- lionen Dollars, abgeschen von den auf den Panamakanal ent- fallenden Summen, und schrieb die {nelle Vermehrung der Ausgaben dem Ehrgeize des Präsidenten Noosevelt zu, dcr aus den Vereinigten Staaten eine Weltmacht schaffen wolle. Gorman erklärte, es werde unmöglich sein, in dieser Nichtung fortzu- fahren, ohne die Steuern zu vermehren. Der Senator Culberson war der Ansicht, daß die Ausgaben für das Heer der Vereinigten Staaten im abgelaufenen Jahre um 32 Millionen Dollars höher gewesen seien als die Englands, gEHließlidh der Ausgaben für den südafrikanischen Krieg, als die Deutschlands um 101 und die Frankreihs um 139 Millionen Dollars. Nach seiner Meinung würden die Heeresausgaben der Vereinigten Staaten einschließlich der Pensionen im Jahre 1905 die Höhe von 387 Millionen Dollars erreichen.

Asien,

Ein Telegramm des Kontreadmirals Jessen an den Kaiser vom gestrigen Tage lautet, dem „W. T. B.“ zufolge:

In Gensan bohrten am 25. April zwei russishe Torpedoboote den japanischen Dampfer „Gojo Maru“ von 500 Tonnen in den Grund, nachdem sie vorher die ganze Besaßung hatten an Land gehen lassen. An demselben Tage wurde gegen 8 Uhr Abends auf See der japanishe Dampfer „Nakanura Maru“ von etwa 220 Tonnen in den Grund gebohrt. Seine Besaßung nahm ich Wu me an Bord. In der Naht wurde ferner um 13 Uhr der japanisWe Militärtransportdampfer ,„ Kinschiu Maru* von 4000 Tonnen in den Grund gebohrt. Ec hatte Reis, verschiedene Kriegövorräte und gegen 1500 Tonnen Kohlen geladen. Der Dampfer war mit vier 47 Millimeter Hotchkiß- Kanonen armiert. 17 Offiziere, 20 Soldaten, 85 Kulis und 65 Mann Bemannung, die sih ergaben, nahm ich zu mir an Bord. Der ohne Offiziere zurück- gebliebene Teil der Landungsabteilung weigerte sih niht nur ent- \chieden, fich zu ergeben und sich auf meinen Kreuzer zu begeben, sondern leistete bewaffneten Widerstand und fand daher mit dem Schiff, das in den Grund gebohrt wurde, seinen Tod.

Aus Port Arthur meldet die Russishe Telegraphen- Agentur“, in der Nacht vom 27. auf den 28. d. M. seien um 1 Uhr 10 Minuten früh feindlihe Torpedoboote unter Bedeckung von Schiffen des japanishen Geschwaders bemerkt worden. Nach einigen Schüssen, die keinen Schaden ange- richtet hätten, habe sich der Feind nah Süden entfernt.

Nach einer Meldung des „Reuterschhen Bureaus“ aus Tokio lief das japanishe Kanonenboot „Maja“ mit einigen Torpedobooten am Montag in den Jalu ein, fuhr den Strom aufwärts und hattc am Montag und Dienstag eine Anzahl kleinerer Gefechte mit den russishen Streitkräften an Land.

Einem Telegramm des amerikanishen Gesandten in Tokio zufolge wird von nun ab Zeitungskorrespon- denten nicht weiter gestattet werden, den Operationen des japanischen Heeres zu folgen. Man rechne, daß bereits 200 englishe und amerikanishe Korrespondenten dem Heere zugeteilt seien.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichstags und des o der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (79.) Sißung des Reichstags, welcher der preußische Minister für Bade und Gewerbe Möller beiwohnte, wurde die erste Beratung des Geseß- entwurfs, betreffend die Aenderung des Abschnitts TV des Börsenge ches, fortgeseßt.

Abg. Graf zu Reventlow (wirtsh. Vgg.): Soweit die Börse dem Umsaß dient, halten wir sie für notwendig, und so weit wünschen wir ihr unbeschränkte Freiheit. Was wir bekämpfen, ist lediglich das spekulative Spiel an der Börse, vor allem die Be- einflussung der Preisbildung für die vorhandenen Werte dur Speku- lationsgeshäfte mit fiktiven Werten. Das Börsenspiel als solches muß beseitigt werden, wir erblicken darin etwas volkswirtschaft- lih Gemeinschädliches. Wir können die verbündeten MRegierungen nur beglückwünshen zu dem Mut, den fie gefunden haben, diéfea Entwurf vorzulegen; mit Befriedigung stellen wir fest, daß die

Leistungen der Regierung auf diesem Gebiet gerade so viel w

als ihre Leistungen ui anderen Gebieten, vielleicht A dem Uh schiede , daß die Begründung dieses Entwurfs noch \{lechte ist als die ihrer anderen Entwürfe. Die Länge der Begründung ij insbesondere hier kein Zeichen für die Güte der Be ründung. fonnte die Regierung son jegt mit dieser völligen iederlegung ded Börsengesetzes fommen? Ob das mit gewillen Spaziergängen j

amburg zusammenhängt, müssen wir dahingestellt sein laffen, ieben alls sind ganz außerordentliche, unkontrollierbare Cinflüss wirksam gewesen, um die Vorlegung dieses Entwurfs zu ermög: lihen. Jm Absay 2 des § 48 wird für den Bundesrat die Befuanjz gefordert, dur Formulierung gewisser Geschäftsbedingungen die Ge [äfte über die betreffenden Waren dem Begriffe des Börsentermin, ge[chäfts zu entziehen. Wie sollen wir zu einem folchen Vertrauen zum Bundesrat kommen? Wo der Bundesrat diskretionäre Befugs nisse hatte, hat er sie entweder {lecht oder gar nit ausgeführt Wir bezweifeln nit, daß für Berlin der preußische Handelsministe hätte genügen können, um Bestimmungen zur Außerkraftsezun des Verbots des Termingeschäfts zu formulieren. Nun ift die Fráge Sollen verbotene Geschäfte, weil sie an der Börse abgeschlofsen find, anders und bevorzugt behandelt werden als unerlaubte Ge, äfte, die anderswo abgeschlossen sind? Wir sind nit dey Meinung, daß nah den gemachten Erfahrungen das bürgerliche Necht nicht ausreichend erscheint, und daß wir deswegen eine Ausnahme, bestimmung zulassen müßten. Die Freunde der Vorlage haben den {lauen Trick in der Presse gemacht, au ihrerseits die Vorlage alz völlig ungenügend für die Interessen der Vörse zu bezeichnen; die Diskussion hat aber bereits gezeigt, daß wir uns auf diesen Leim nicht locken lassen. Gegen das Differenzgeshäft, das nicht cffektive Geschäft überhaupt, sind {hon eine Reihe von Aussprüchen von Autoritäten angeführt worden. Ich möchte noh einen anführen, der das Differenzgeshäft in der Börsenenquete verurteilte ; es wqr Herr Kaempf, unser heutiges wertes Mitglied, derselbe Herr Kaempf, “der genen sagte: es m dunkel sein um im Trüben fischen zu können. Das Börsenspiel ist an der Berliner Börse die Regel; ih halte von hundert hier gemachten Börsen- geshäften neunzig für Schwindel. Wenn die Freisinnigen troßdem für das Differenzgeshäft eintreten, so scheint es, daß sie allerdings sür das Dunkel sind, in dem sie ihre Fische fangen können, Das Börsenge|eß ist noch gar nicht durchgeführt; um \o weniger kann man [chon von einer Revisionsnotwendigkeit reden. Wenn in der Begründung sich ein sanfter Tadel gegen die Netch8geriht8sentscheidung findet, so muß ich im Gegenteil sagen, das Neich8geriht hat Necht gesprochen, die preußisGe Regierung aber hat es hier mit einer Nehtöbeugung versucht. (Präsident Graf von Ballestrem ruft den Redner wegen dieses Ausdruckes zur Ordnung.) Der Kollege Kaempf stellte in der Dunkelheit, die er uns \childerte, die merkwürdige Behauptung auf, daß für Berlin und Vororte ein Brot bedarf von 140 kg auf den Kopf nötig sei; ih bitte ihn, ih die Möglichkeit eines solchen Brotberges einmal vorzustellen. Wir verlangen, daß das Börsenspiel niht besser als andere Handlungen nah dem Bürgerlichen Gesezbuch behandelt werde. Wir verlangen die Beibehaltung der 30 jährigen Verjährungsfrist. Es liegt kein Grund vor, für die Geschäfte der berufsmäßigen Börsianer eine kürzere Verjährungs- frist zuzulassen; in den meisten Fällen können diese beute ein (s wisses Maß von Gesegzeskenntnis haben. Dasselbe gilt bezügli der Nükforderbarkeit von Sicherheiten; auch hier müssen wir den Ent- wurf als unannehmbar bezeihnen. Wir wollen den Inhalt der Vor- lage beseitigen und unter die Ueberschrift des Entwurfes andere, brau- barere Bestimmungen hineinsezen. Wir brauchen vor allem eine neue bessere Begriffsbestimmung des Börsentermingeshäfts. (Redner ver- liest den von ihm und seinen Freunden formulierten umfangreichen Definitionsentwurf.)

(Vei Schluß des Blattes spricht der Redner fort.)

Jn der heutigen (63.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben, der Minister des Jnnern Freiherr von Hammerstein, der Minister für Handel und Gewerbe Möller und der Minister der öffentlihen Arbeiten Budde beiwohnten, gelangte zunächst der Geseßentwurf, betreffend die Verbesserung der Vorflut in der unteren Oder, Havel und Spree, zur ersten Beratung.

__ Präsident von Kröcher: Da gestern ein Mißverständnis dar- über bestanden hat, bei welhem Geseßentwurf eine Generaldebatte über die Meliorationsvorlagen stattfinden könnte, kann ih jeßt nur jagen, daß ih meinerseits nichts dagegen einzuwenden habe, wenn jeßt bet dem ersten Gegenstand der Tagesordnung in eine Generaldiskussion übec diese Vorlagen eingetreten wird.

Abg. Dr. Por \ch (Zentr.) zur Geschäftsordnung: Es wäre zwar sahliher gewesen, wenn wir {hon gestern bei dem ersten Gesetzentwurf eine Generaldiskussion hätten stattfinden lassen; aber wir And auch zufrieden, wenn das jeßt geschieht.

Abg. von Eynern (nl.): Wir haben gegen den Vorschlag des Präsidenten nihts einzuwenden; ih möchte aber bitten, uns mitzu- teilen, ob es dann bei dem Uebereinkommen bleibt, daß der Montag für die Vorbereitung zur ersten Beratung der eigentlichen Kanal- vorlage frei sein soll.

; Präsident von Kröcher: Das ist bereits festgestellt. Ih halte es für unmöglich, daß wir, wenn wir heute noch die Generaldebatte über die Meliorationsvorlagen stattfinden lassen, mit der Beratung der Gegenstände, die auf der Tagesordnung stehen, heute fertig werden. Damit würde meine Absicht entfallen, für morgen kleinere Vorlagen auf die Tagesordnung zu setzen. Der Montag würde fret bleiben.

Abg. D voemel (fr. Vgg.): So kommen wir also zu ciner generellen Generaldisfussion und zu einer speziellen Generaldiskussion. Zch freue mih, daß wir nach einigen Wirrungen doch noch zu einer Generaldebatte kommen.

Präsident von Kr öcher: Ih möchte das Einverständnis des Hauses feststellen, aber bemerken, daß mit dieser generellen General- disfussion eine Debatte über die Kanalvorlage niht verbunden werden soll.

Abg. von Arnim (kons.): Wir begrüßen es mit Freuden, daß die zu treffenden Bestimmungen über die Meliorationen jeßt als Sondergeseßentwürfe vorgelegt sind. Wenn man {hon früher diesen Standpunkt eingenommen hätte, so wären wir weiter gekommen als wir heute sind. Jh kann der Regierung den Vorwurf nicht ersparen, daß sie, um einen ganz bestimmten Plan durchzu- seßen, der nah meiner Ansicht in wasserwirtschaftliher Beziehung ver- fehlt war, die Regulierung der unteren Flußläufe mit der Kanalvor- lage verbunden und dadurch veranlaßt hat, daß auc jene unterblieb. Jeßt hat die Regierung den richtigen Weg eingeschlagen. Dies wird ihr von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses nicht abgesprohen werden können. Im vorigen Jahre haben wir an der unteren Oder nichts als eine ungeheure Wasserfläche gehabt, wo man keine Fahrstraße mehr sah, und obwohl der höchste E E N noch nit erreiht war, waren die Deichkronen nit mehr zu sehen. Seiner Zeit fiel hier das Wort: Gebaut wird er doh! Aber es bezog ih nicht m die notwendige Verbesserung der Vorflutverhältnisse, sondern auf die künstliche tisersinale. Das Hochwasser von 1903 hat endlich bewirkt, daß die Regierung mit energischen Vorschlägen vorgeht. Der Redner beschäftigt ch sodann in längeren Ausführungen speziell mit dem zur Beratung tehenden Geseßentwurfe, ohne daß bei der Unruhe des Hauses seine Worte im Zusammenhang zu verstehen sind. Er weist darauf hin, daß bei dem Projekt für die untere Oder es sch nicht nur um gründliche Entwässerung, sondern au um die Ns der Schiffa rtöstroge handele, die für Kähne von 600 Registertonnen eingerihtet werden solle. Es set zu hoffen, daß die an den Arbeiten in der Oder beteiligten Provinzen Brandenburg und Schlesien sich über den Arbeitsplan einigen würden und nicht eine ungerechte Belastung der einen und Begünstigung der anderen erfolge, und daß vor allem nit durch den Widerstand der einen Provinz das Ganze hinausgeshoben werde.

Der Redner erklärt, daß seine Freunde der Vorlage im

] wenn nih | derjenige deut

f Wir schließen uns dem Ten

: L nit die der Landroirtschaft gründliche Hilfe schaft.

A : die Ei i Vorlage nicht eingehen, sondern nur te auf die Einzelheiten der Vorlage gehen, i Sar der Heranziehung der Interessenten behandeln.

i E erden. Hier liegen die Verhältnisse do anders als bei der Kanal- Y vorlage. E handelt es sich um die

Ï unmöglich Ï Meliprationsvorlagen anzupassen.

M Jnter E im

T schädigen. i Meinung,

N Gefahr

wollend gegenüberständen, und beantragt, sie derselben wo 23 Miigliedecn zu überweisen, der gesterp. die Leiden esezentwürfe überwiesen worden sind. Wenn die Vorlage

e N ien sei, so werde hoffentlih auch rasch mit der Ausführung Ae gangen werden, damit ein durchgreifender wirtschaftliher Erfolg

telt werden fönne. erzi Abg

anzen __ ommi]

. Frit nl., auf der Tribüne s{chwer verständlich): Die ichte c Bde er Kulturarbeit würden in Frage gestellt werden, q t die Vorslut der Oder reguliert würde; denn die Oder ist he Strom, der die häufigsten Ueberschwemmungen mit bringt. Die Regenperiode von 1903 besonders hat Störungen [O orgebracht, unter denen die Landwirtschaft {wer zu leiden ge- cht hat. Vor allen Dingen i} eine wir same Vorflut für & Oderbruch notwendig. Meine Freunde sind davon überzeugt, daß d n vorgeshlagenen Wege etwas Ersprießlihes erreiht werden e der Kommissionsberatung

der Hoffnung, daß in der Kommission eine Einigung zustande

Abg. Vogt (Zentr, auf der Tribüne fast unverständlich): Ich Ich meine,

die Interessenten in den Meliorationsvorlagen zu schr heran-

4 E 4 4 Die Kanäle bringen den Interessenten Vorteile, hier aber Abwoebr von Nachteilen ; ohen N E

ie Grundsäße, die für die Kanalvorlage gelten, diesen A Ae | Bei den Meltorationsvorlagen handelt es um die Abwehr von Nachteilen, die die essenten nit verschuldet haben. Die einseitige Siromregulierung Fnteresse der Schiffahrt würde die Interessen der Landwirischaft Was die Aufstellung der Pläne betrifft, so bin ih der daß die Interessenten über diese ausgiebiger sollten gehört werden. Derjenige, der in „erster Linie von : der betroffen wird, hai das Recht mitzureden. Meine Freunde erkennen ja den Nutzen dieser Vorlage dankbar an, aber sie

meinen doch, daß sie in manchen Punkten verbessecungsbedürftig ist,

| amd hoffen, daß in der Kommission etwas Heilsames zustande kommt. |

(Schluß des Blattes.)

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die ö ffentlihen Sparkassen in Bayern.

In ‘der „Zeitf{hrift des Königlih bayerishen Statistischen Bureaus“ sind jeßt bie Geschäftsergebnisse der öffentlichen Sparkaffen Bayerns für das Jahr 1900 veröffentlicht worden. Dana betrug die Zahl der öffentlithen Sparkaffen am Schlusse des Berichtsjahret 341 (Gde 1899 340), von denen 189 (1 mehr als im Vorjahre) ge- meindliche und 152 distriktive Sparkassen waren. _ In den zehn Jahren seit Ende 1890 hat sih die Gesamtzahl um 27 oder 86 9/9 erhöht. Unter ‘den Regieuungsbezirken steht die Pfalz mit 57 Kassen obenan; dann folgen Mittelfranken und Unterfranken ‘mit je 48, Oberfranken mit 48, Schwaben mit 42, Oberbayern mit 41, Nieder- bayern mit 35 und ‘die Oberpfalz mit 33 Kassen. Vergleiht man die Zahl der öffentliGen Sparkassen mit der Bevölkerungs8ziffer des Königreichs, so kamen im Jahre 1900 auf 1. Kasse 18 034 Ein- wohner gegen In Oberfranken entfällt 1 Kasse auf 14109 ‘Einwohner, in Untetfranken auf 14433, in der Pfalz auf 14493, in der Oberpfalz auf 16863, îin S@waben auf 16966, 'in Mittelfranken auf 17 §74, in Niederbayern auf 19'399 und in Oberbayern auf 32 013 Einwohner. Während bier auf Oberfranken verhältnismäßig ‘die meisten Sparkassen entfallen, ergibt sich bei einem Vergleiche mit dem Flëcheninhalte der Regierungsbezirke die größte Zahl der Sparkassen wieder, wie bei den absoluten Zahlen, für 'bie Pfalz. Dberbayern steht dagegen in beiden Fällen an leßter Stelle. Es kommt nämlich ín der Pfaïz 1 Kasse auf 104,0 qkm, ‘dagegen in der Oberpfalz auf 292,5, in Niederbayern auf 307,3, in Oberbayern auf 407,9, im Königreich übethaupt auf 222,5 gegen 241,7 qkm im Jahre 1890. Eine An- zahl von Sparkassen hat außerhalb des Sitzes der Kassen besondere Annnahmestellen errihtet. Im Berichtsjahre waren 405 folche Stellen bei 40 ‘Kassen vorhanden. Nahezu alle Annahmestellen gehören distriktiven Sparkassen an, wo mehrfach die Einrichtung getroffen ist, daß in allen Gemeinden des Distrikts die Bürgermeister oder die Vorstände der Armenpflegen in der Pfalz au die Ein- nehmereien Spareinlagen entgegennehmen. Nach den Geschäfts- berihten werden jedo diese Einrichtungen wenig benußt. Zieht man sie mit in Berednung, so ergibt diese im ganzen 746 Annahnte- stellen, die Gelegenheit boten, Spareinlagen zu marhen. Hiervon fommt im Königreich je 1 auf 101,8 km, in der Pfalz {hon auf 34,1, in Unterfranken auf 35,9, dagegen in Niederbayern auf 262,4, in der Oberpfalz auf 292,5 und in Oberbayern erst auf 380 gkm. 5 : 0

Neben den in der amtlihen Darstellung behandelten öffentlichen Sparkassen bestehen im Königreich noch viele private Spar- einrihtungen, zu denen hauptsächlih die Vorschuß- und Kredit- genossenschaften gehören, deren Gesamtzahl einschließli der in rascher Vermehrung begriffenen, hauptsächlich die Spargelder der Bevölkerung des platten Landes aufnehmenden landwirtshaftlihen Darlehenskassen- vereine im Jahre 1900 2432 betrug. S

Die neuen Spareinlagen im Jahre 1900 betrugen 74 113 897 M (1899: 70752 465 4). Sie seßen fich zusammen aus den neu ein- gelegten Kapitalien zu 67 386 923 4 = 90,9 9/0 (1899 : 64 391 437 M

17818 Einwohner im Jahre 1890.

= 91/0 9/0) und den gutgeschriebenen Zinfen zu 6 726974 4M = j Zurücckgezahlt wurden

9,1 9% (1899: 6 361-028 4 = 9,0 9/0). üdge 63 265 745 Æ (1899: 57 831905 A). Mit Einrechnung des Einlagenstandes am Schlusse des Vorjahres zu 308 894 942 ergibt si für das Ende des Berichtsjahres eine Gesamteinlage von 319743 094 G Hiervon kommen auf den Kopf der Be- völkerung 52,0 A (1899: 50,8 M, 1890: 32,9 S, 1869: 10,1 4). Gegenüber dem Einlagenstand am Schlusse des Vorjahres berechnet sih das Prozentverhältnis der Neueinlagen einschließlich der gut- geschriebenen Zinsen auf 24,0 M (1899: 23,9 4) und das der RNük- nahmen auf 20,5 A (1899: 19,5 6), somit die wirkliche Zu- nahme der Spareinlagen, die relativ 10848 152 M betrug, auf 3,5 0/6 (1899: 4,4 9/6). / Gou den Gesamtbetrag der Einlagen enifallen 65,5 Mill. Mark auf Oberbayern, 57,8 Mill. auf Mittelfranken, 47,7 Mill. auf Schwaben, 38 Mill. auf die Pfalz, 34 Mill. auf Niederbayern, 32,5 Mill. auf Oberfranken, 25,8 Mill. auf die Oberpfalz und 18,3 Mill. Mark auf Unterfranken. Auf den Kopf der Be- vôlkerung kommt die größte Summe in Mittelfranken : 71,4 M; dann folgen Schwaben (66,9 6), Oberfranken (53,5 f), Nieder- bayern (50,4 4), Oberbayern (49,9 6), die Oberpfalz (46,4 A), die Pfalz (46,1 X) und Unterfranken (28,2 4). Im Beri tsjahre nahmen die Spargelder (Neueinlagen und gutgeschriebene n en abs ¿glih der Rücknahmen) am meisten in der Pfalz zu, nämli um über 2,8 Mill. Mark oder 8 °/0, in Oberfranken um 4,3 9/0, in der Ober- pfalz um 3,8 9/0, in Niederbayern um 83,6 9/0, in Oberbayern um 3 9% (19 Mill. Mark), in Aen um 2,5 9/0, in Unterfranken um /o und in Schwaben um 1,8 9/9. i Im An 00 betrug der Gesamteinlagenstand 184,1 Millionen Mark, die Zunahme in dem Jahrzehnt 1890/1900 135,6 Millionen Mark oder 73,7 9%. 1869 hatte sich das angesanute Sparkapital auf 49 Millionen Mark belaufen. Die Zunahme seit e Zeit bes rechnet sich auf 270,7 Millionen Mark ‘oder 551,9 9/0. Jedes Jahr hatte bisher eine entsprehende Zunahme der Gesamteinlagen zu ver- zcihnen, nur unterlag die Höhe dieser Zunahme niht unbedeutenden wankungen, die ihren Hauptgrund in der wechsélnden Gestaltung der gesamten" wirtschaftlichen Verhältnisse der Landesbevölkerung haben. n den fünf Jahren 1891—95 ist die wirklihe Zunahme der Gesamteinlagen (nah eins der iet n infolge teigerung der Neueinlagen die Rücknahmen blieben si im ganzen

glei um 5,1% tewmadsen, ta den lehten fünf Jahren 1896—1900 aber infolge Rükganges ck: Neuetnlagen (4,8 9%) und Mehrung der Rückzahlungen (1,8 0/9) um 6,6 9/9 gesunken.

o. Aa S [E

Die durchschnittliche Einlage eines Einlegers betrug

am Swlusse des Jahres 1900 395 (#6 (1899: 383 4, 18390: 320 H, 1869: T S f e Brel sich in Niederbayern auf 620 #, in der Pfalz auf 606, in der Oberpfalz auf 509, in Schwaben auf 439, in Oberbayern auf 419, in Oberfranken auf 337, in Mittelfranken auf 303, in Unterfranken auf 204 4

Die Gesamtzahl der Einleger, wenn man als solche die

Zabl der am Sgllusse des Berichtsjahres niht erloshenen Spar- bücher und Sparcscheine annimmt (1899: 806 079, 1890: 574 585, 1869 : 276 067), von denen 190 751 auf Mittelfranken, L L ; 96 260 auf Oberfranken, 89 892 auf Unterfranken, 62768 auf die Pfalz, tien, Die Zunahme der Einlegerzahl gegen das Jahr 1869 etrug M Í oder 41,0% und gegen das Jahr 1899: 4203 oder 0,5 9/0, während die Zunahme von 1898 auf 1899 sich auf 25 713 oder 3,3 9/6 belief. Diese im Verhältnis zu den Vorjahren sehr geringe Zunaÿhme der Einlegerzahl von 1899 auf 1900 erklärt si, der amtlichen Darstellung zufolge, in der Hauptsache dadurch, daß bei einigen größeren Kassen in Niederbayern und Unterfranken, die fr : i (i einen Syarcschein ausgegeben haben, eine Umschreibung der noch nicht

etrug im Jahre 1900 810282

156201 auf Oberbayern, 108560 auf Schwaben,

55 256 auf Niederbayern und 950594 auf die Oberpfalz

534215 oder 19350/6, gegen das Jahr 1890: 235 697

früher für jede einzelne Einlage erlos&enen Sparsceine in Sparbücher eingetreten ist und jeßt die Einkleger» zahl nicht mehr na der Zahl der Sparscheine, sondern nach der Zahl der Sparbücher bestimmt wird, die bei der erwähnten Umschreibung in der Regel an die Stelle mehrerer Sparscheine getreten sind. Der dadur hervorgerufene s{heinbare Rückgang in der Zahl der Einleger betrug in Niederbayern 4946, in Unterfranken 601. In den übrigen 6 RegterungSbezirken ergab sih gegen das Vorjahr eine Steigerung der Einlegerzahl von 655 384 auf 665 134. Da bei denjenigen Kassen, die noch Sparscheine ausgeben, ein soelcher für Jede einzelne Einlage, Tei es die erste oder cine weitere, ausgestellt wird und avch öfter bet Einlagen, vie den hö&fften zulässigen Betrag überschreiten, für ein- unddieselbe Person mrhrere Sparscheine ausgefertigt werden, wird; obroohl Lei anderen Kassen nit selten auch mehrere Einleger,

è namentli Kinder, aaf ein Sparbuch eingetragen sind, als Regel ÿ anzunehmen sein, daß sih die wicklite Zahl der Einleger tm ganzen 7 etwas niedriger stellt, als sie fich nah den Angaben ter

berechnet.

Auf 100 Personen der Bevölkerung kamen im Berichtêéjahre 13 Einleger, ebensoviel roie ‘im Borjahre (1890: 10, 1869: €). Für die Regierungsbezirke ergében fh folgende Zahlen :

Mittelfranken 24, Dberfranken 16, Schwcben 15, Unterfranken 14, |

Niederbayern 8, Pfalz 8.

Oberboyern 12, ‘Oberpfalz ‘9, In den unmittelbaren Í als 5000 Einwohnern ist die Benußung fassen wesentlich größer als auf dem Lande. Nur die Zunahme in der Mehrung ‘der Gesamteinlagen und die durchschnittlice Einlage eines ‘Einlegers find bei den Lendsparkassen größer, was darauf zurück- zuführen ist, daß bei diesen Kassen die Nücknahmen ‘von Spargeldern und die Zahl der Einleger viel geringer find als bei den Sparkassen der unmittelbaren Städte unb der anderen größeren Gemeinden.

Aus den von sämtlichen Sparkassen gewährien Zinsen berechnet ih für das Iahr 1900 ein Durcch\{hnittszinsfuß von 3,2290 gegen 3,17 9/9 im Vorjahre. 165 Kafsen (gegen 194 i. Vorj.) ver- zinften die Einlagen mit 32/6, 45 (gegen 46) mit 34%, 11 (gegen 12) mit 34 9/0, 98 (gegen 73) mit 32 9%, 6 (gegen 3) mit 33% unb 4 (geaen 2) mit 49/6. Dix Zahl der Sparkaffen, die weniger als 349/90 Zinsen zahlten, betrug 233 (1899 noch 262), von denen sich 41 in Oberfranken, 94 in Oberbayern, 33 ia Mittelfranken, 32 in Schwaben, 30 in Unterfranken befinden. Kassen, welche die Einlagen mit 3F 9/9 bis unter 4 9/9 verzinsten, waren im ganzen 104 (1899 nur 76) vorhanden, ‘von denen :32 auf die Pfalz, 21 auf Nieder- bayern, 15 auf Unterfranken, 12 auf Mittelfranken, 10 auf Shwaben, 7 auf Oberbaxern, 5 auf ‘die Oberpfalz und 2 auf Oberfranken ent- fallen. Die 4 Kassen, i f ; | Pfalz. Ein Ysberer Zinsfuß kommt nicht vor. Im allgemeinen ist eine nicht urtbedeutende Steigerung des Zinsfußes eingetreten. Es. find im ganzen 30 Kassen, bei denen der Zinsfuß erhöht worden ist.

Von dem Sparkassenvermögen den Aktivkapitalien und den Reservefonds sämtliche: Sparkassen, die im Jahre 1900 zusammen 342 434 586 Æ betrugen waren

angelegt M 9/0

Ewiggeldern und Hypotheken T. Ranges 161 620729 47,2 Hypotheken IL. und folgenden Nanges . 15921 644 4,7 Schuldverschreibungen bayerischer Gescllshaften

und Kreditinstitute E Schuldverschreibungen der unter unmittelbarer

Aufficht der Organe der Staatsregierung

stehenden juristishen Personen Bayerns l Schuldverschreibungen des bayerishen Staates 24 505 220 = änderter Welle E C TOTOLGEE =— Mehr als die Hälfte der Aktivkapitalien ist deennach in Hypotheken angelegt, nämlih 51,9 9/6 gegen 51,8% im Vorjahre. Von den Hypothekenkapitalien waren an 1. Stelle des Hypothekenbuhes 91 9/6 und an II. und folgender Stelle 9 % versichert. Von diesen Kapitalien find ausgeltehen:

a. auf lan dwirtschaftliche Anwesen: 98 376 482 A = 55,4 9/6 von den HypothekenFapitalien I. Nanges und 11 376 357 A = 6,49/9 von den Hypotheken des IT. und folgenden Ranges,

109 752 839 Æ = 61,8 9/6 in Summe;

b. auf sonstige, insbesondere gewerbliche und industrielle Anwesen: 35,6 9/9 voa den Hypotheken 1. Nanges und

2,6 9/6 von den Hypothekenkapitalien bes IL und

folgenden Ranges,

67 789 534 A 38,2 9/9 in Summe. : Bon den Anlagepapieren werden die Schuldverschreibungen baycrischer Gesellshaften und Kreditinstitute bevorzugt. Es entfielen auf fie 18,6 9% des gesamten Anlagekapitals (1899 : 18,8 9/6). Dann folgen die Schuldverschreibungen der unter unmittelbarer Aufficht der Staats- regierung stehenden juristischen Personen Bayerns mit 16,7 °%/o (1899 - 16,2 9/6) und die Schuldverschreibungen des bayerischen Staates mit

63 584 208

57098 121 =

t =

632

44 247 4 545 287

7,2 9/0 (1899: 7,4 0/0). In sonstiger Weise waren 5,6 9/9 (1899: 5,8 9/6) j

der sämtlichen Aktivkapitalien angelegt.

Zur Arbeiterbewegung.

i sständigen Maler, Weißbinder und Lackierer in eat E M. (vgl. Nr. 100 d. Bl.) hielten am Mittwoch eine Versammlung ab, t der, der E Ztg.“ zufolge, folgende Re- solution gefaßt wurde: „Die Versammlung erklärt sich mit dem lezten Angebot der freien Meistervereintgung nicht einver- standen und ist der Meinung, daß es bei gutem Willen der Meister- vereinigung sehr wohl möglich wäre, die bereits von 105 Firmen be- willigten Forderungen anzuerkennen. Um aber die Gegensäge nicht noch mehr zu vershärfen und um eine Verständigung herbeizuführen, beschlicßt die Versammlung, nohmals ein Entgegenkommen insofern zu eigen, daß die Kommission über die Lohnfrage über 48 und 40 -Z fowie die allgemeine Lohnerhöhung von 3 4 hinaus mit sich reden läßt, wenn die Meistervereinigung geneigt ift, „mit thr nädstes Jahr darüber in weitere Verhandlung zu treten." Die dort ebenfalls in ciner Lohnbewe kus befindlichen Steinarbeiter (vgl. Nr. 88 d. Bl.) hielten eine Ver E ab, in der über die Unterhandlungen mit - den Meistern berichtet wurde. Eine Einigung wurde niht erzielt, da den Meistern der Minimal- lohn von 5 &H§ \tündlich zu hoh ershien. Mit allen gegen sechs Stimmen T die Versammlung, daß die Stein- arbeiter in den Baugeshäften sofort die Arbeit niederlegen follen. Die

Sparkassen

Städten und den Gemeinden mit mehx ; der &fentlihen Spar- |

die 49/9 Zinsen zahlten, befinden sich in der

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f

| u. Co. in Schônebeuc angefertigte Photogravüre vor, die „Berlin

daß die vor Anker gegangenen Schiffe ihre Ladung nicht lös as Ajaccio werden die Lebensmittel knapp werden, wenn der Ausftand

andauern sollte. den Postdienst aufrecht erhalten zu können.

21. April unter dem Vorsiß ihres Sekretärs Gesamtsizung ab. Herr Planck las über die ! : in einem optish homogenen Medium von normaler Dispersion. fnüpfend an eine frühere Untersuchung, wird auf Grundlage der eleftro- magnetischen Lichttheorie ein neuer Ausdruck für die Ertinction des Lichts bei normaler Dispersion abgeleitet. Herr Hertwig hat in der Sitzung am 3. oige eine eren Abhandlung der Herren Professor R. Kraute und Dr. S. Klempner: l det e A ntralnemen!ülteins der Affen. Das Hinter- und Mittel- hirn vom Orang Utan.“ vorgelegt, deren Aufnahme in den Anhang zu den Abhandlungen des Jahres 1904 genehmigt wurde.

haft für Heimättunde, berichtete der Vo1 j d. über eine n den ‘Ostertagen am holsteinishen und hannoverschen Üfer

Arbeiter tn den Marmor- und Grabsteingeshäften werden vom Aus- stand nicht berührt. Die Resolution gibt noch der Hoffnung Ausdru, daß die Meister in Kürze die

Forderungen bewilligen würden. Aus Marseille meldet der „Temps“, daß die durch den Aus-

stand der Offiziere der Handelsmarine (vgl. Nr. 100 d. Bl.) gelGaffene Lage sih verschlimzz;ert hat.

Mehrere Ferie find im egriff, den Betrieb einzustellen, da es an Rohstoffen zu fehlen be-

Der Verein der Schiffsoffiziere hat die von dem sozialistischen

innt. j Ara ¿arteien für Marseille, Carnaud, angebotene Vermittlung ab- elehnt.

Der Ausstand übt seine Nückwirkung 248 auf Korsika aus.

ie Hafenarbeiter von Bastia haben die Arbeit eingestellt, so- n können.

Der Postminijier Bérard trifft Vorkehrungen, um

Kunst und Wissenschaft. ie Königli emi Wissenschaften hielt am Die Königliche Akademie der H geren I Due rtinction des A M Ns

„Untersuchungen über den

Zu wissenshaftlihen Unterneh mungen hat die Akademie

durch die philosophisch-historisch: Klasse bewilligt: Hercn Proieon Dr. D ats Cohn in Breslau zu einer Reise nach Rom ¡um Zwecke der Vergleihung einer Philohandschrist 399 „#; Herren Dr. Wilhelm Grönert in Göttingen zu einer Untersuung der vhilosophengeschihtlihen Papyri in Neapel 400 4; Herrn Professor Dr. Heinri 4 Förd beit für die Herauëgabe der diplomatischen Korrespondenz des Königs Jayme IIT. von Aragoa (1291 bis 1327) 800 ; Herrn Professor Dr. Johannes Kromayer in Czernowiß zum Abschluß der Heranuss gabe der von ihm aufgenommenen Karten antifer Schlachifetder 1900 4; Herra Pfarrer W. Tümpel in Unterreuthendorf zur Hercus- gabe von Baud 11 dzs Werkes „Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts“ nah de” pfarcers D. Albert Fischer 600

Finke in Freiburg i. B. zur Förderung seiner Arbeiten

terialien des verstorbenen Ober-

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In der Ayprilfißung der „Brandenburgia“, Gesell- der Vorsißende Geheimrat Friedel

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A. E.

der Unt-relbe von ihm ausgeflbcte Wanderung, die den Zweck hatte,

an geeigneten ‘Stellen Abtragungen, Ausschachtungen, Kies

gruben nah ‘CEolithen zu fuchen, überzeugt, daß sih wie bei Magde-

e und Neustadt a. d. Dofse auch in diejem Teil des norddeutschen

Diluviums EGiinnerungen an den Diluvialmenscchen finden laffen

müßten. Der ‘Erfolg if vem Forscher günstig gewesen, wie cinige

vorgelegte Furdstücke bewiesen, u. a. solhe, die bei Blankenese am

rechten und ‘bei Stade am linken Elbufer herausgefördert worden sind.

Befonders die leßtere Sicüe, eine tiefe Ausshachtung, lieferte

intertssante Ausbeute, darunter ein Feuersteingerät, das ' deut-

lite Spure: der Anpassung an einen doppelten Gebraucs-

zwe@ urrd der Abnuzßung in diefer Verroendung zeigt. Es lag

dem Ge'braxcher bequem in der Hand und konnte, einfach durch Wendun g dec Hand, Lold mit der einen \pizen Seite zu Stich oder Swß, ald mit der entgegengeseßten breiten, hammerartigen Seite zu wuch tigern Schlag Lenußt werden. Noch entschiedener springt die Amnpassu ng Hurch Beaæxbeitung bei einem Stück in die Augen, das bcim Ackern in der Nähetvon Damit, Kreis Labes-Regenwalde, gefunden ist. Cs stellt eine ziemlich regelmäßige, lange Lanzen- spize vor, die in einiger Entfernung von der Spigze beider- seitig etwas verdickl ist, was als eine raffinierte Art, - die Spiße "vo: dem AÆAöbrehen zu {üßen, gelten darf. Geheimer Nat F riedel betonte nit Recht, es dürfe bei den fich im Dikluvium fitident eu'olithen nicht unberückfichtigt bleiben, daß sie in langen Zriträ umen geschoben und gerollt worden find, was naturgemäß die Wirku ng hatte, ihre ursprünglich wahrscheinlich ausgeprägtere Ge- brauch ¿form durch Æbschleifung der Kanten und durch Abrundung zu verwi! den. Aus den weiteren zahlreihen Mitteilungen vom Borst: indstisch sei folgendes hervorgehoben: Bezüglih der 1313 evbauten Heiligen Geist - Kirche, des ältesten Vaus- werks ven Berl, besteht Jeßt die Hoffnung, daß sie durch Aenderung “ves Bauplans der Handeléakademie erhalten bleibe11 wird, viellsiht als Bütherei oder Lesehalle der Akademie. Kustos: Buchholz legte eine große, «son der Firma Meisenbac, Nifarth 1128 der V ogebperspektive im Jahre 1660" zeigt und nah einem aus Anlaß der Bi rliner Gewerbaæcusstellung imZahre 1896 verfertigten Oelgemälde hergeft ellt ist. Dem Gemälde zu Grande gelegt wurde ein 1648 vom Kur- fürstlichen: Baumeister Menhardt angefertigter Plan von Berlin, ferner der Sàzul¿sche perspéktivishe Plan von Berlin aus 1688 und die älteste vorhan dene ‘Merianfck{e Ansicht von Berlin aus 1640. Von diesen dret Guindlagen dürfen die ersten beiden als schr genau gelten, während die MeriansheDarstellung greifbare Féhler zeigt, indem sie z. B. das Nathaus an die unriÿhtige Séïtte des Scÿloses verlegt. Allein innerbalb gae- wisser Grenzen ist fie do in der Wiedergabe der Bauwerke, gemessen z. B, an den noch worhandenen Tütmen der Nicolaikirhe, getreu, sodaß; unbedenklich manche seither vershwundenen Bauwerke Merian nachgezeihnet werden burften. So ist ein in der Tat sehr wertvolles Erinnerungsbild kein Phantasiegemäldte entstanden. Der Stand- punkt ist etwa 60 m ‘über dem heutigen Zeughaus gedacht.

Es berichtete hiecauf Herr Mielke über“ die Ende März in Dresven erfolgte Begründung eines Denkmalschutzbundes, mit dessen Zwetkan die Bestrebungen der „Brandenburgia“ in vollster Ucberein- stimmung find.

Den Vortrag des Abends hielt Dr. Zache über: „Der Teltow- kanal uxd seine landshaftlihe Bedeutung“ mit Projektionsbildern. Von den mit großer Umsicht zusammengetragenen Nachrichten über den seiner IndbetriGseßzung æntgegengehenden wichtigen Kanal waren befonders

| die hiftorischen und geologischen Mitteilungen von Interesse: die

ersteren, éndem si? die séhrittweise Entftehung der Wafserwege in und um Berlin seit 17:0 darlegten, die anderen, weil sie ein Bild der außerordentlichen Schwierigkeiten boten, mit denen auf einer beträcht- lihen Stvrecke, wo der Kanal die recht mächtigen Geschiebelehmsichten des Teltowplateaus durchbricht, zu kämpfen war. Da der Kanal, der 37 km lang is und 254 Millionen Mark kosten wird, ih zu verzinsen und zu amortisieren verspricht, sobald die Güterbeförde: ung auf seinem Wasser dret Millionen Tonnen im Jahre betragen wird, dürfte das gegenwärtig lebende Geschleht wohl noch den Beginn der Amortisation sehen; denn die Entwilkelung des Wasserverkehrs vor Berlin ist über alles Erwarten groß, und mit Sicherheit ist auf ein starkes Anwachsen aller Ortschaften am Kanal zu rechnen, der ihnen billige Verkech18zelegenheit und die lange entbehrte Vorflut schaft, deren Fehlen bisher der Vergrößerung der Vororte sehr hinderlich war. Mit Hilfe einer roßen Anzahl von Lichtbildern verfolgte man den Kanal von seinem uêgang an der Dahme bei Köpenick aus bis jenscits der einzigen Schleuse bet Klein-Machnow. “Neu und unerwartet war wohl vielen, daß der Teltowkanal mit seiner 20 m Breite, seinen häufig 15 bis

| 20 m hohen Böschungen, seinen Brücken x. auch hübsche landschaft-

lie Bilder zu bieten verspricht.

Bei Eduard Schulte beginnt am 1. Mai cine neue Aus- stellung, die Werke von Louis Legrand, Paris (Radierungen, eich-

nungen, Oelgemälde), Paul Schad-Rossa, Berlin, und Pa