1904 / 88 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 14 Apr 1904 18:00:01 GMT) scan diff

lange dies nit geshehen sei, könne die Regierung den Wünschen, ein bestimmtes System einzuführen, nicht Folge geben.

Abg. Dr. Glattfelter (Zentr.) hält gleichfalls die Pflege der Stenographie durch die Schule für angebracht und macht ferner auf die zunehmende Kurzsichtigkeit und Nervosität der Schüler aufmerksam. Es müsse mehr Gelegenheit gegeben werden, \fih im Freien zu ergehen. Man habe sogar die Abschaffung des Abiturientenexamens gefordert; allerdings trage gerade das Examen zur Nervosität mancher Schüler bei, und es könnten vielleicht in manhen Fächern Erleichterungen ein- treten, indem weniger Wert auf Memorierstoff gelegt werde. Die Ueberbürdung mit häuslichen Arbeiten müsse vermieden werden; die neuen Lehrpläne betonten bereits das non multa, sed multum. Den Schülern solle überlassen werden, selbständig in frei gewählter Weise die Klassiker zu behandeln, und fie sollten darüber dann frei vortragen müssen. Damit würde dem Wunsche des Abg. von Dziembowski entgegengekommen, daß die Schüler im Sprechen geübt werden. Die \riftlichen Arbeiten könne man für die klassischen Sprachen beibehalten, denn gerade an diesen könne man erkennen, ob einer în den Geist dieser Sprachen eingedrungen sei. Eine Ueber- lastung der Schüler dürfe nicht eintreten, aber fie müßten auch an ernsthafte Arbeit gewöhnt werden.

Abg. von Klitzing (kons.): Die höheren Shulen zeigen in den gs eren Städten eine größere Frequenz als in den kleinen Städten.

ah dem Kunzeshen Schulkalender von 1900 betrug die durch\chnitt- lihe Schülerzahl einer Klasse in den großen Städten 31, in den kleinen nur 21. Heute, wo die Landflucht an der Tagesordnung ist, sollte die Schulyerwaltung die Aufgabe haben, die heranwachsende Jugend nicht mit den außerordentlihen Verlockungen der großen Städte so genau bekannt zu machen. Die Konzentriecung des Schulwesens in den großen Städten ist ein Fehler, auch vom pädagogishen Standpunkt aus. Die Lehrer müssen unwillkürlißh den pädagogishen Teil ihrer Auf- gabe, die Erziehung, vernahlässigen, wenn fie eine fo gefüllte Klasse vor si haben. Auch die hygienishen Anforderungen kommen in Le Wir haben nit überall prächtige, gesunde Gymnasialgebäude.

n den kleinen Städten können die Schüler leihter in die freie Natur gelangen, aber ehe ein Schüler der Großstadt erst eine halbe Stunde läuft, um ins Freie zu kommen, bleibt er lieber zu Hause. Die Schulverwaltung könnte sehr wohl in den kleinen Städten für die enügende Anzahl von Pensionaten sorgen. Schülerexzesse lassen d in den kleinen Städten, wo man alles besser übersehen kann, besser verhüten als in den großen. Früher drängten die Lehrer allerdings nah den großen Städten, weil die Gehälter dort höher waren; aber heute, wo der Normaletat durchgeführt it, besteht kein Grund mehr dafür, daß das Lehrerpersonal in den kleinen Städten \{lechter sein sollte. Eine Abhilfe könnte man dadur s{chafen, daß man den Besuch der Gymnasien in den großen Städten auf diejenigen Schüler beschränkte, deren Eltern in diesen Städten felbst wohnen. Wir müssen au deswegen die Gymnasien dezentralisieren, damit die Schüler, welhe niht die teuren Penfionen in den großen Städten E können, nit gänzlih vom Gymnasialbesuh aus8geschlossen werden.

Ministerialdirektor Dr. Althoff: Die Unterrichts8verwaltung kann fih mit diesen Ausführungen einverstanden erklären. Es handelt sih um eine Erscheinung von allgemeiner Bedeutung. Auch der An- drang zu den größeren Universitäten nimmt immer mehr zu. Und do sind die kleineren Universitäten für den Studenten viel besser, er steht in einem angenehmeren Verhältnis zu feinen Lehrern. Das gleiche gilt für die höheren Schulen. Der große Andrang ist uns auch bet diesen durhaus unerwünsht; ein genaues Eingehen des Lehrers auf die Individualität der Schüler ist dabei nicht möglich, während in den kleineren Orten der Lehrer zugleich der Vater der Schüler ist. Darin sind wir alle einig, daß danach gestrebt werden muß, dieser Landflucht vorzubeugen; aber Mittel und Wege ?u finden, ist außer- ordentlich s{chwierig. Eine wirklihe Abhilfe könnte nur von der Hebung der allgemeinen Einsicht kommen, und ih hoffe, daß da auch die Rede des Borredners eine günstige Wirkung haben wird. Mit allgemeinen Maßnahmen läßt sih nicht viel mahen. Die auswärtigen Schüler werden {hon in gewissem Grade ferngehalten, denn für fle ist überall das Schulgeld erhöht worden. Der Kultusminister wendet dieser Frage seine besondere Aufmerksamkeit zu. Das Joachimsthalsche Gymnasium soll nah einem kleinen Orte in der Provinz Brandenburg verlegt werden. Sieben Orte haben ih bereits darum beworben. Was in der Beziehung gesehen kann, foll alles gern geschehen.

Abg. von Riepenhausen (kons.): Ih freue mich über die Worte, die der Negierungsvertreter für die Alumnate in der Provinz gehabt hat, aber ich muß bedauern, wie wenig diefe Worte in die Tat umgeseßzt sind. Das Pädagogium zu Putbus entspricht den An- forderungen der pgiene in keiner Weise, die Reparaturen werden von Jahr zu Jahr hinausgeshoben, indem es heißt: der große Umbau kommt; aber er fommt nicht, und auch in diesem Etat fehlt wieder die erste Nate. Ich bitte den Minister, in den nächsten Etat die erste Nate einzustellen.

Geheimer Regierungsrat Tilmann: Die Neparaturen find

unterblieben, weil man mit dem weitergehenden Plane eines Neubaues umgeht. Die Verhandlungen {weben noch. __ Abg. Pallasfe (fonfs.): Herrn von Dziembowski-Pomian möchte ih erwidern, daß die Schulzeit für einen ordentlihen Unterricht in der Verfassungs8geschichte gar nit ausreiht. Die Schüler lernen nur mitsprehen über Dinge, von denen fie nichts verstehen. Vor solchen Gymnasiasten und Studenten mag uns der Himmel bewahren. Wir brauchen die Redesuht unserer Zeit niht noch zu steigern durh be- sondere Vortragskurse. Was sollte wohl werden, wenn jeder Abiturient als vollendeter Rhetor losgelassen würde!

Abg. Dr. von Dziembow skti-Pomian (Pole): Die Ansicht der Regierung über die Erteilung des polnishen Sprachunterrihts scheint uns auf unrihtigen Informationen zu beruhen. Den Abg. Pallaske frage ih, ob die Vorklesungèn nicht auch ihn als Studenten zu Er- örterungen und zur Kritik angeregt haben. Aber Sie haben bloß Angst vor der Freiheit der Wissenschaft, vor der Vereins- und Ver- fammlungsfreiheit. Was die Beziehungen zwishen Schule und Elternhaus und die Einrihtung von Sprechstunden betrifft, \o habe ih hier ein Schulprogramm. Darin ist allerdings die Sprechstunde des Rektors angegeben, wo bleiben aber die anderen Lehrer ?

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Meine Herren! Jch bin genötigt, cinem Vorwourfe des Herrn Vorredners entgegenzutreten, den er nach bekannten Mustern dahin ausgesprohen hat, daß die Königliche Staatsregierung bezw. die Unterrihtsverwaltung dur die ihr nahgeordneten Organe fals be- rihtet worden sei. Das ist in bezug auf die frühere Erteilung des polnischen Sprachunterrihts auf den höheren Lehranstalten der Pro- vinzen Posen und Westpreußen absolut nicht der Fall. Wir baben vor jeßt 3 bis 4 Jahren eingehende Berichte erhalten über den Zu- stand des polnishen Sprachunterrihts auf den Gy mnasien, und zwar von, wie ich als ganz selbstverständlih voraussetze, durdhaus von sah- lihen Beweggründen ausgehenden Direktoren, die in der gewissen- haftesten Weise den Zustand geprüft haben. Aber, meine Herren, es sind daneben auch objektive Merkmale, nicht bloß die subjektiven Be- rihterstattungen, zum Anhaltspunkt für die Entschließungen der Zentralinstanz geworden. Wir haben in den polnishen Bücdcher- fammlungen, die den polnischen Schülern auf den Gymnasien zur Verfügung standen, eine Menge von chauvinistishen Büchern vor- gefunden, welche die Schüler selbstverständlich mit Vorliebe gelesen haben, zum Teil unter Begünstigung derjenigen Lehrer, denen dieser Sprahunterriht anvertraut war. (Hört, hört!) Es if sogar fo weit gegangen, daß in einzelnen Fällen derartige Bücher zum Gegen- stande des Unterrichts gemaht worden sind, wahrlich nicht zum Vor- teil der Auffassungen, die die Schüler von ‘der deutshen Geschichte und von dem deutshen Geiste überhaupt in sich aufnehmen sollten.

Gegenüber diesem Zustande, der sich an einzelnen Gymnasien vorfand, war es die Pflicht der Unterrichtsverwaltung, nicht mehr auf Staats- kosten einen derartig gestalteten, dem deutschen nationalen Interesse vollkommen zutwiderlaufenden Zustand zu dulden, {hon deswegen nicht, weil es sih dabei auch herausfstellte, daß der Unterriht von einigen Lehrern erteilt war, die gar nicht die Qualifikation dazu be- saßen. Es hatte da eine Art von Vertrauensseligkeit Plaß ge- griffen, die ih als verantwortlißer NRessorthef unmöglich billigen konnte. Ich kenne die Herren nit, deren Namen Herr von Dziembowski heute genannt hat, und will gegen dieselben einen Vorwurf niht erheben. Mein Herr Kommissar hat vorhin auch nicht ganz allgemein behauptet, daß von sämtlichen Lehrern ein derartiger chauvinistisher Unterricht erteilt worden sei; aber ih möchte bestätigen, daß in verschiedenen Fällen die Art, wie der polnishe Sprachunter- riht an den Gymnasien der Provinzen Posen und Westpreußen erteilt worden ist, niht allein den deutshen Interessen zum Nachteil ge- reihte, sondern auch den Ausgangspunkt gegeben hat für gewisse Schülervereinigungen, gegen die nachher einzuschreiten leider die unbe- dingte Notwendigkeit vorlag. Nun steht der Herr Abg. von Dziem- bowsfi zudem ziemlih vereinzelt da in dem Wunsche, daß von den Schülern der politishe Einfluß tunlichst fern zu halten fei. Seine politishen Freunde gehen vielfachß von anderer Ansicht aus; ich möchte den Herrn Abg. von Dziembowski nur erinnern an die Aeußerungen, die einer seiner Herren Fraktionsgenossen im Neichstage dahin getan hat: unsere Jugend muß politis beein- flußt werden, und so radikal wie möglich! Wenn diese Ansicht, die Sie übrigens in zahlreichen polnischen Zeitschriften als ganz selbst- verständlich verteidigt finden, ihre Früchte getragen hat, so darf man ih darüber nicht wundern. Das ist ganz zweifellos und wird auch wahrscheinlichß von dem Herrn Abgeordneten aus eigenen Erfahrungen bestätigt werden können, daß die polnischen Schüler in einer dem Unterrichtsergebnisse und auch ihren eigenen Interessen durhaus na- teiligen Weise politisch beeinflußt werden und die Politik in einer Art in den Vordergrund threr ganzen Betrachtungs- und Denkungsweise stellen, die mit unserer bewährten deutschen Tradition nicht über- einstimmt. Ih nehme gern Akt, zu erklären, daß unsere deutschen Schüler in diesen Fehler nicht verfallen, hon aus dem Grunde nicht, weil sie in dieser Beziehung niht so beeinflußt werden, wie das von polnisher Seite geschehen is und nach meiner Meinung auhch heute noch geschieht. Wenn Sie die polnischen Blätter zur Hand nehmen, werden Sie vielfa finden, daß nach wie vor das, wie ih glaube, auß im polnischen Interesse beklagenswerte System besteht, auf die Schüler einen weitgehenden politischen Einfluß zu üben.

Nun aber nötigen mich, meine Herren, die Ausführungen des Herrn Abg. von Dziembowski noch zu folgender Betrachtung: Der Herr Abgeordnete behauptet, daß ledigliÞh deswegen, weil einzelne Lehrer vielleiht der Aufgabe, den Unterricht in polnisher Sprache zu erteilen, niht gewachsen gewesen seien, die Shüler nunmehr an dem fakultativen Unterricht nicht teilgenommen haben. Nein, meine Herren, die Sache liegt doch etwas anders. Zu der Zeit, als der Unterricht noch von Lehrern polnischer Abstammung erteilt wurde, war eine Menge von Schülern deutscher Abstammung gewillt, an dem Unterricht teil- zunehmen. Ihnen ist aber glei in den ersten Stunden dadur, daß sie von den polnischen Mitschülern verspoitet wurden, weil bekanntlih die polnisWen Worte für die deutshe Zunge recht \{chwer auszusprechen sind, der Aufenthalt in der Klasse derartig verleidet worden, daß sie den Versvuch, an dem Unterricht längere Zeit teilzunehmen, gänzlih auf- geben mußten, und zwar mit ausdrücklicher Billigung ihrer Eltern, die ihre Kinder diesen Anfeindungen und Verspottungen nicht länger ausfezen wollten... Was für ein Zustand is aber dadurch erreicht worden? Die polnishen Schüler und Lebrer waren nun unter {ih und konnten in einer sehr {wer zu kontrollierenden Weise den Unterricht auf ihre Art und ihren Intentionen entsprehend abhalten. Jetzt aber, wo Lehrer deutsher Abstammung mit der Erteilung dieses Unterrichts betraut find, fällt natürlih dieser Gesichtspunkt fort : die Schüler können nicht mehr fo unter sih bleiben, und darin is auch im wesentlihen der Beweggrund dafür zu finden, daß eine Art von Streik unter den polnishen Schülern entstanden ist. Die Unterricht verwaltung lehnt mit Entschiedenheit die Verantroorilihkeit dafür ab, daß jet der Unterricht ausfallen muß, weil sich polnishe Schüler zu demselben niht mehr melden. (Bravo ! rets.)

Abg. Dr. Hauptmann (Zentr.): Ih freue mi, daß die Re- gierung die Gymnasien nah Möglichkeit an kleinere Orte legen will. Aber ih meine: dann muß fie au die Konsequenz ziehen und - den Städten Zuschüsse zu den Kosten bewilligen.

Ahg. Dr. von Dziembowski-Pomian (Pole): Jch stelle fest, daß ich mich dem Kultusminister gegenüber in absoluter Ueberein- stimmung mit der ganzen Fraktion befinde. Wenn man der Jugend nicht gestattet, ih mit politishen Fragen zu beschäftigen, wird sie ver- leitet, es heimlich zu tun. Fanden \fich in polnishen Bibliotheken Bücher mit \taatsfeindlihen Tendenzen, dann hätte man die Bücher beseitigen sollen, aber niht den polnishen Unterricht. Vielleiht wäre es doch angezeigt für den Minister, seine Informationen auf ihre Zuverlässigkeit zu prüfen.

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Meine Herren! In den Ausführungen des Herrn Vorredners find eine Menge Irrtümer unterlaufen, die ih hier nicht weiter be- rühren will. Ih möchte nur die Tatsache hervorheben, daß die Schülervereinigungen gerade zu einer Zeit entstanden find, wo der ausgiebigsle polnische Sprachunterriht an Gymnasien stattgefunden hat, namentlich an dem Gymnasium in Kulm, dessen Zustände wahr- \{einlich dem Herrn Vorredner nicht unbekannt sein werden.

Eine Petition des Magistrats und der Stadtverordneten- versammlung zu Staßfurt um Errichtung einer staatlichen even Lehranstalt in Staßfurt beantragt Berichterstatter lbg. Dr. von Savigny der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen.

Geheimer Finanzrat Goßner erklärt, daß das Bedürfnis für eine solhe Anstalt anerkannt, es aber noch nicht entschieden sei, ob die Stadt unter Beihilfe des Staats oder der Staat unter Heranziehung der Stadt nach deren Leistungsfähigkeit die Anstalt errihten soll. Die Errichtung von Schulen sei Sache der Städte, man solle deshalb den Staat nicht drängen, die Schule zu errihten. Auch andere Städte, die nicht leistungsfähiger seten als Staßfurt, hätten höhere Anstalten errihtet. Es empfehle sih daher nicht, die Petition zur Berücksichtigung zu überweisen. as Herrenhaus habe die Petition durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

Abg. Stengel (freikons.) tritt für den Kommissionsantrag ein ; mindestens \olle das Haus die Ueberweisung zur Erwägung be- s{ließen. Das Abgeordnetenhaus brauche \sich dem Beschluß des Herrenhauses nicht auzuschließen.

Mtinisterialdirektor Dr. Germar betont unter Hinweis auf den Beschluß des Herrenhauses nochmals den Grundsaß, daß es nicht

Aufgabe des Staats fei, die Anstalt zu errihten. Ueberall, wo die Gemeinden einigermaßen in der Lage seien, müßten fie die Errichtung der Schulen übernehmen.

Abg. Dr. Arendt (freikons.) erwidert, daß die Finanzverwaltung \ich immer nur auf solche Parlamentsbes{chlüsse berufe, die ihr an-

enehm seien. In Staßfurt bestehe wegen der dortigen bergbauenden

evölkerung ein S Interesse an einer Realanstalt, ebenso wie in Eisleben, wo ein Königlihes Gymnasium bestehe. Es wäre verkehrt, wenn diese Stadt daneben noch eine Realanstalt gründen sollte. Der Staat solle damit vorgehen, seinerseits nicht nur Gym- nasien, sondern auch Realschulen zu errichten.

Darauf wird der Antrag der Kommission angenommen,

Abg. von Bülow - Homburg (nl.) bittet um Verstaatlichung des Gymnasiums in Homburg.

Geheimer Regierungsrat Tilmann bedauert, diesen Wunsch ab- lehnen zu müssen, erklärt jedo, daß der Staatszuschuß für diese An- stalt beträhtlih erhöht werten solle.

Abg. Klausener (Zentr.) bittet um die Gewährung eines Zu- usses für die städtische Anstalt in Stolberg bei Aachen.

Jn den Dispositionsfonds für das höhere Unterrichts wesen sind 30 000 46 zur Förderung des turnerishen Ruderns bei den höheren Lehranstalten eingestellt.

Abg. von Schhenckendorff (nl.) gibt seiner Freude darüber Aus« druck, daß diese im vorigen Jahre abgelehnte Forderung wieder gestellt ist. Die einseitige, intensive geistige Schulung und die Scnell- lebigkeit und Genußsucht, die auch die Jugend ergriffen habe, machten erziehlihe Maßnahmen für die Kräfteerhaltung notwendig. U den 2 bis 3 Turnftunden müßten Wassersport, Turnspiel und

urnmarsh hinzutreten. Der turnerische NRudersport werde von 56 höheren Lehranstalten gepflegt, von denen 47 sich zustimmend darüber U hâtten. Das turnerische, unter der Leitung der Schule stehende Rudern, das si an die reifere Jugend wende, dürfe mit dem sport- mäßigen Nudern niht verwechselt werden. Rubdern und Schwimmen gehörten aber zusammen. Jn Berlin komme auf 100 Schüler nur ein Nuderer. Das Nudern könne freilih nicht an allen Orten gepflegt werden, wohl aber Jugendspiel und Turnmarsh. Er bitte den Minister, auch hierfür Mittel in den Etat einzusehen, damit nicht der Vorwurf der einseitigen Förderung des Ruderns erhoben werden könne. Die s\taatliden Lehranstalten sollten auchG hier vor- bildlih fein. Die Entwickelung der Dinge habe dies bisher niht gezeigt. Der HZentralauss{uß zur Förderung der Volks- und Jugendspiele Habe eine grundlegende Tätigkeit auf dem Gebiete der Leibesübungen entfaltet; es sei zu bedauern, daß die Unterstüßung desselben seit Jahren {hon in Fortfall gekommen fei, obwohl die Arbeit sih vervielfaht habe. Für Groß- Berlin müßten im Grunewald, der durch die dankenswerte Fürsorge Seiner Majestät des Kaisers in einen Volkspark umgewandelt werden solle, Pläße zur Erholung für Schüler, Lehrlinge und Studenten eingerihtet werden. Die Kosten der Umwandlung der Pläße in Spiel- pläße möge das Kultusministerium bewilligen und auf diesem Gebiete des Volkswohls planmäßig anfangen, damit unsere Volkskraft und die vaterländishe Wehrkraft erhalten blieben, die allein auch in der Lage seten, die errungenen geistigen Kulturfortschritte zu \{üßen.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Die Unterrichtsverwaltung kann dem Herrn Vorredner nur dankbar sein für die auch heute von ihm gegebenen vielseitigen An- regungen, die bei mir auf fruchtbaren Boden fallen. Ich habe wieder- holt hier im Hause keinen Zweifel daran gelassen, welches wesentliche Interesse ih der Frage der Förderung der Leibe8übungen der Schüler sowohl an höheren wie auch an den niederen Lehranstalten entgegen- bringe, und ich glaube auch {on dur verschiedene Vorschläge zum Etat den Nachweis geführt zu haben, daß die Unterrichhtsverwaltung nicht ohne Erfolg bestrebt ift, die bezüglihen Aufgaben an den ein- zelnen Anstalten zu fördern.

Sehr wesentlich ift dabei die Frage, ob es nicht durchführbar und möglich sein wird, im Laufe der Zeit cine Erleichterung für die Sck@üler, eine bessere Gelegenheit zu schaffen, fich in Leibesübungen der verschiedensten Art zu ergehen. Da liegt es nun sehr nahe, daß an den Unterrichtsstunden vielleißzt die eine oder die andere gespart wird, daß der Unterriht, wenn auch nit für den ganzen Tag, so doch für einen erheblihen Teil des Tages ausfällt, und dann an geeigneten Pläßen Uebungen der verschiedensten Art vorgenommen werden. In bezug auf das NRudern und Turnen ist ja in legter Zeit viel gesehen, aber ich erkenne es für durchaus richtig an, daß auch nach anderer Nichtung hin eine Vervolllommnung der bisherigen Einrichtungen zu erfolgen hat, und wenn es möglih ift, die Sicherung der eigentlichen unterricht- lihen Aufgaben mit einer Beschränkung der Stundenzahl was ih hoffe zu vereinigen, dann wird hoffentlich auch es durhführbar sein, daß an bestimmten Tagen nun in erweitertem Umfange Leibes- übungen der verschiedensten Art an den höheren Schulen stattfinden. (Bravo!)

Darauf wird das Ordinarium für die höheren Lehr- anstalten bewilligt.

Jm Extraordinarium beantragt die Budgetkommission, die Forderung von 28 000 / zum Um- und Erweiterungsbau des Gymnasiums in Neustettin zu streihen und die Petition des Magistrats und der Stadtverordneten um Errichtung eines Neubaues für dieses Gymnasium statt des Umbaues der Regierung zur Berücksihtigung zu überweisen.

Das Haus beschließt nach diesem Antrage, obwohl Geheimer Regierungsrat Tilmann an der Etatsforderung F : t :

Jm übrigen werden die außerordentlihen und einmaligen Ausgaben für die höheren Lehranstalten unverändert bewilligt.

Präsident von Kröcher stellt, um im allgemeinen Staats- interesse und im Interesse der Geschäftslage des Hauses die Fertig- stellung des Etats möglichst zu beschleunigen, für Donnerstag eine Abendsißzung in Ausficht, wenn nicht am Tage die Kapitel „Kunst und Wissenschaft“ und „Technisches Unterrichtswesen“ erledigt würden.

Schluß 5 Uhr. Nächste Sißung: Donnerstag 11 Uhr.

Nr. 15 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Jnnern, vom 8. April, hat folgenden Inhalt: 1) Militärwesen: Aenderungen der Wehrordnung. 2) Kon- sulatwesen: Ableben eines Vizekonsuls. 3) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Neichsgebiete.

Nr. 18 des „Eisenbahn-Verordnungsblatts*", herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 9. April hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 25. März 1904 betreffend Aenderung des § 21 der Eisenbahnverkehr8ordnung. Erla des Ministers der öffentlihen Arbeiten vom 28. März 1904, betreffend Beo e Ss und Anweisung zur Ausführung des Vereins- zollgesezes. Nachrichten.

A nartoffeln:

Noggen:

Land- und Forftwirtschaft. Ueber! tiGt

die Ein- und Ausfuhr von Getreide und Kartoffel E in Antwerpen im März 1904. A

sah einem Bericht des Kaiferlihen Generalkonsuls in Antwerpen.)

Eingeführt E i en : aus Bulgarien . fo0s Rumänien. .. den Niederlanden

15140 dz S0» 600

23 7190 dz.

451 000 dz 238 C00 , 195550 ; 111.010 44760 ,; 35840 j;

49 190

16 870

8 630

8 140

4 800 1163790 dz.

100 200 94 100

aus Argentinien . Nußland Bulgarien Rumänien British-Indien . der Türkei C den Vereinigten Staaten von Ameclla A den Niederlanden Oesterreich England Canada

Peizen:

aus Deutschland . N N den Vereinigten Staaten von

Amerika E Bulgarien . der Türkei Aegypten . Numänien i den Niederlanden Argentinien Oesterreich Frankreich

/ Gerste:

40 590 37 040 26 230 16 170 6 850 6310

1 500

1 260 690 290 940 S E L S 30

aus Rußland . . 104 440 den Vereinigten Amerika Argentinien Numîänien . BUlaarien. , den Niederlanden Aegypten . England

« x 2 T * «L m:

2 N

A ck

Hafer: Mais:

Q. da

Staaten von E E 82 290 57 230 33 280 26 580

3 890

1 680 200- 309 500

aus Deutschland . 5 710 den Niederlanden S 180 M 50 C 40 M 40

6 020 Ausgeführt wurden:

nah D eutschland . den Niederlanden

13 000 1 500 14 500 104 810 49 020 5 500 2700 2 500 1450 165 980 6 100 12 280 350 290

19 020 100

45 930 32 130 100

78 160

13-320

nach Deutschland . den Niederlanden Schweden . Dänemark . England Chile

Weizen:

Berste: nah Deutschland den Niederlanden Portugal

Spanien

nah den Niederlanden nach Deutschland .

den Niederlanden Norwegen .

nach England j;

den Vereinigten Amerika

den Niederlanden dem Kap . dem Congo

Kartoffeln: L Staaten von

100 T6 000 dz.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

F (Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*, Nr. 15

vom 13. April 1904.)

P eft.

Aegypten. Vom 26. März bis zum 2. April find insgesamt 62 Erkrankungen (und 43 Todesfälle) an der Pest gemeldet, davon in Suez und Dechneh je 1 (1), in den Distrikten Baliana 22 (14) Nag-Hamadi 13 (12), Tahta 11 (8), Samallut 9 (6), Bibeh è (—), Girgeh 1 (1), Kuësna 1 (—). :

British-Ostindien. Während der am 19. März abgelaufenen Woche sind in der Präsidentshaft Bombay 11903 Erkrankungen e 8840 Todesfälle) an der Pest zur Anzeige gelangt, davon 943 §49) in der Stadt Bombay, 184 (157) im Stadt- und Hafen- gebiet von Karachi, 85 (73) im Hafengebiet von _Jamnagar, E (21) in demjenigen von Vereval und 3 (3) im Hafen von

roach.

S tT p iren: Fm Februar sind 7 Erkrankungen und 6 Todes- fälle an der Pest zur Anzeige gelangt. : :

British-Südafrika. In der Kapkolonie find in der am 12. März abgelaufenen Woche in Port Elizabeth und in Uiten- hage je 3 Pestfälle festgestellt worden.

Pest und Cholera.

British-Ostindien. In Kalkutta starben in der Woche vom 6. bie V März 230 Personen an der Pest und 45 an der Cholera.

Cholera.

Türkei. Nach den Ausweisen Nr. 10 und 11 find in Daa, vom 21. März bis 3. April 15 Personen an der Cholera erkrankt (17 gestorben), in Bassra vom 20. bis 31. März 57 (56). i ersien. Fufolge einer Drahtmitteilung vom 5. April sind in Real chah Cholerafälle amtlih festgestellt worden. Philippinen. Im Februar sind in Manila 3 Cholera- erkrankungen (und 3 Todesfälle) gemeldet, in den Provinzen 70 (44).

Gelbfieber.

Brasilien. Seit Anfang Februar is in Paranagua das Gelbfieher! äufgetreten und hat 1a e einer Mitteilung vom 5. März

einen epidemishen Charakter angenommen; tägli sollen 3 bis 6 Er- krankungen, fast alle mit töblichem Verlauf, vorkommen. Viele Ein- wohner verließen anfangs März die Stadt und flühteten nah Curitiba.

Pocken.

Japan. In Nagasaki sind laut Bekanntmachung des Gouverneurs vom 15. bis 27. Februar 7 Personen an den Pocken er- krankt; Zeitungsnachrihten zufolge sollen auch im Dorfe Shigaki 15 Pockenfälle vorgekommen sein. In allen Fällen werden die Pocken auf Japaner zurückgeführt, die wegen des russish-japanishen Krieges von Wladiwostok, wo diese Krankheit herrschen soll, nach ihrer Heimat zurü&gekehrt sind.

Typhus.

Frankrei ch. Vom 28. Februar bis 19. März sind in Paris 48 Todesfälle an Typhus vorgekommen, und dementsprechend ist seit Mitte Februar d. F. die Zahl der während eines dreiwöchigen Zeit- raums gemeldeten Erkrankungen an Typhus auf 427 gestiegen. Als Ursache dieser ungewöhnlichen Alnabne der Typhusfälle wurde von einigen Zeitungen angegeben, daß das Wasser der Ayre, welches aus 102 km Ent- fernung zur Trinkwasserversorgung von Paris nah dem Reservoir de Montretout bei St. Cloud geleitet wird, an der Qnelle oder unter- wegs mit Typhuskeimen infiziert worden fei. :

Einstweilen is für den Verbrauh der Stadt das Wasser der Avre dur filtriertes Seinewasser erseßt worden, auch sind behörd- licherseits Untersuchungen eingeleitet.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Antwerpen 4, Glasgow d, London 3, Moskau 2, Warschau 17, Konstantinopel (21. März bis 3. April) 7, Kalkutta 4 Todesfälle ; Reg.-Bez. Arnsberg 3, Antwerpen (Krankenhäuser)16, London (de8al.) 42, Paris 19, St. Petersburg 5, Warschau (Krankenhäuser) 13 Erkrankungen ; Varizellen: New York 102, St. Petersburg 26, Wien 100 Erkrankungen; Fleckfieber; St. Petersburg 7, Warschau (Krankenhäuser) 6 Erkrankungen ; Nücfallfieber: St. Petersburg 28 Erkrankungen; Milzbrand: Moskau 2 Todes- fälle; Notlauf: Wien 34 Erkrankungen; epidemishe Ohr- \peiheldrüsenentzündung: Wien 91 Erkrankungen; Influenza: Berlin 4, Barmen 2, Hamburg 5, Antwerpen, Brüssel je 2, London 17, Moskau 11, New York 32, Paris 17, St. Petersburg 2, Rom 5 Lodes- fälle; Nürnberg 88, Hamburg 14, Kopenhagen 260, Stocktholm 12 Er- frankungen; Keuchhusten: London 68 Todesfälle; Meg.-Bez. Schleswig 31, Nürnberg 23, Hamburg 22, Budapest 26, Kopen- hagen 92, Wien 51 Erkrankungen; Lungenentzündung: Reg.-Bez, Schleswig 62, Kopenhagen 25 Erkrankungen; Krebs: Berlin 44, Danzig 3 Todesfälle; Ankylostomiasis: Neg.-Bez. Arnsberg 72 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Diphtherie und Krupp (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1886/95: 4,27 9/0): in Solingen, Offenbah Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 38, im Neg.-Bez. Düssel- dorf 117, in Hamburg 22, Budapest 53, Kopenhagen 20, London (Krankenhäuser) 99, New York 406, Paris 95, St. Petersburg 56, Wien 82; ferner wurden Erkrankungen angezeigt an Masern: im Neg.-Bez. Posen 126, in Nürnberg 55, Hamburg 21, Budapest 143, Kopenhagen 52, New York 1454, Paris 250, St. Petersburg 78, Prag 32, Wien 706; desgl. an Scharlach: in Budapest 55, Edinburg 90, Kopenhagen 34, London (Krankenhäuser) 153, New York 491, Paris 67, St. Petersburg 62, Wien 30; desgl. an Unterleibs- typh us; in New York 29, Paris 76, St. Petersburg 46, Prag 20.

Im Monat Februar 1904 (für die deutschen Orte) find nadstehende Todesfälle (außer den allwöchentlich nmiitgeteilten Fällen von Cholera, ‘Pest und Gelbfieber) gemeldet worden : Pocken: Bordeaux 4, Marseille 84, Toulon 2, Alexandrien 3, Kairo 4, Mexiko!) 8, Rio de Janeiro 152; Fleckfieber: Alexan- drien 2, Kairo 42, Mexiko!) 17; Rückfallfieber (eins{l. biliösen Typhoids): Kairo 6; Genidckstarre: Athen 1, Buffalo?) 7; Beri- Beri: Rio de Janeiro 6; Lepra: Havanna !) 2, Nio de Janeiro 1; Influenza: Berlin 26, Hamburg 6, Frankfurt a. M, Schwerin, Bremen je 4, Barmen, Breslau, Magdeburg, Braunschweig je 3, Bromberg, Dortmund, Stettin, Nürnberg, Freiburg i. S., Olden- burg je 2, 11 deutsche Orte je 1, Athen 6, Mailand 5, Marseille 3, Cincinnati?), Detroit?) je 5, New Orleans 44, St. Louis?) 6, Rio de Janeiro 58.

Im übrigen war in nachstehenden Orten die Sterb- lihkeit an einzelnen Krankheiten im Vergleih zur Ee- samtsterblichkeit eine besonders große, nämlich Höher als ein Zehntel: an Masern (1886/95 erlagen denselben 1,15 von je 100 in sämtliden deutshen Berichts8outen Gestorbenen): in Bielefeld, Bocholt, Duisburg, Herford, Kreuznah, Ratibor, Ludwigs8- hafen, Göppingen; an Scharlach (1886/95: 0,91 9/6 in allen deutsen Orten): in Caternberg, Langendreer, Schwientochlowißy, Weitmar, Zaborze, Peine; an Diphtherie und Krupp (1886/95: 4,27 9/0 in allen deutschen Orten): in Anklam, Buer, Horst, Lüdenscheid, Neunkirhen, Stendal, Sulzbach, Wanne, Glauchau. Me hr als ein Fünftel aller Gestorbenen ist ferner nahstehenden Krank- heiten erlegen: der Lungenschwindsucht (1886/95: 12,38 9/0 in allen deuts{chen Orten): in Anklam, Bonn, Eilenburg, Hildesheim, Höchst, Remscheid, Nendéburg, Schwelm, Solingen, Viersen, Wermelskirchen, Wilhelmshaven, Amberg, Bayreuth, Passau, Pirmasens, Offenburg, Helmstedt, Oldenburg, Eßlingen, Graz, Le Havre, Havanna!); akuten Erkrankungen der Atmungs8organe (1886/95: 11,98 9/6 in allen deutschen Orten): in 86 deutschen Orten, darunter fogar mehr als ein Drittel in Bielefeld, Bottrop, Herten, Lipine, Osterfeld, Sterkrade, Unna, Lehhaufen, Bant; akuten Darmkrankheiten (1886/95: 11,72 9/6 in allen deutshen Orten): in Caternberg, Dud- weiler, Osterfeld, Döbeln, Saargemünd, Alexandrien, Mexiko !).

Von den 315 deutschen Orten hatte im Berihtsmonat nur Lech- hausen mit 45,4 °/% eine verhältnismäßig hohe Sterblichkeit (über 35,0 auf je 10C0 Einwohner und aufs Jahr berechnet). Im Vormonat betrug das Sterblichkeitsmarimum 49,7 °/oo. Bie Säuglingssterblihkeit war in 8 Orten eine beträchtliche, d. h. höher als ein Drittel aller Lebendgeborenen, in: Werdau 340 9/00 (Gesamtsterblichkeit 21,4), Neisse 341 (29,7), Herford 347 (26,9), Neuruppin 351 (28,6), Hirschberg 375 (19,9), Stargard i. P. 391 (17,1), Apolda 478 (28,7), Lehhausen 507 (45,4). :

Die Gesamtsterblihkeit war während des Berichtsmonats geringer als 15,0 (auf je 1000 Einwohner und aufs Jahr berechnet) in 90 Orten. Unter 10,0 9/60 betrug sie in: Wilhelmshaven 9,6 (1890/99: 13,5), Haspe 9,5, Hameln 6,4 (1895/99: 16,4), Ohligs 5,7 (1891/1900: 16,9), Wermelskirhen 5,7. Die Säuglingssterblichkeit be- trug in 46 Orten weniger als ein Zehntel der Lebendgeborenen. Unter einem Siebentel derselben blieb sie außerdem in 92, unter einem Fünftel in 100 Orten. : 7

Im ganzen scheint fich der Gesundheitszustand gegenüber dem Vormonat gebessect zu haben. Eine höhere Sterblichkeit als 35,0 °%/00 hatte 1 Ortschaft gegen 2 im Januar, eine geringere als 15,0 °/%0 90 gegen 50. Mehr Säuglinge als ,333,3 auf je 1000 Lebendgeborene starben in 8 Orten gegen 11, weniger als 200,0 in 238 gegen 226 im Vormonat.

Ftalien. Die italienishe Regierung hat dur seesanitätspolizeiliche Ver- ordnung vom 9. d. M. die Häfen von ? RESTaRR A (Chile) und Alexandrien (Aegypten) für pestverseucht erklärt.

Niederländish-Indien.

Nah einer im „Javasche Courant“ vom 11. März d. J. veröffent- lihten Verordnung des Generalgouverneurs von Niederländish-Indien ist die wegen Ausbruchs der Pest gegen Newchwang (China) ver- fügte Quarantäne aufgehoben worden. (Vergl. „Reichsanz. vom 24. Oktober v. J., Nr. 251.)

!) September. ?) Dezember. ?) Januar.

Dänische Antillen.

Die Regierung der dänischen Antillen hat die für Herkünfte von den Grenadines angeordneten Quarantänemaßregeln wieder auf- gehoben. (Vergl. „Reichsanz." vom 11. Mai v. I., Nr. 110.)

Handel und Gewerbe.

(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und O ndustrie*)

Ausfuhr Deutshlands nah den Vereinigten Staaten von Amerika im Fiskaljahre 1902/03.

Nach den Aufzeihnungen der amerikanishen Konsuln belief sich der deklarierte Wert der aus Deutshland nach den Vereinigten Staaten von Amerika ausgeführten Waren in dem am 30. Juni 1903 abgelaufenen Fiskaljahre auf 119 878 426 Doll. gegen 102 300 755 Doll. im vorhergehenden Jahre; er zeigt somit eine Zunahme um 17 577 671 Doll. i

Die Beteiligung der einzelnen Bezirke an dieser Ausfuhr ge-

taltete f, wie folgt: staltete si, wie folg A

Bezirk der Ausfubr Bezirk der Ausfuhr des As in 1000 § des S in 1000 £ y 1902/03 1901/02 1902/03 1901/02 Aachen . . 3008 1023| Veaa, , 743 900 Annaberg . C 510 | Glauchau 049 605 Augsburg . 205 134 | Hamburg ¿ 11806. 9996 Bamberg . 1178 786 | Hannover 1a 903 Barmen 7055 5969| Kehl . 268 2106 Berlin ch4 S2 C00 O - # 230 182 Brake - Norden- Königsberg . 673 570 hamm 125 76 | Leipig . «4 0949 6804 Bremen 2604 232 E 83 103 Bremerhaven- | Magdeburg 6325 68346 Geestemünde . 257 | Mainz 20250: 2302 Breslau . 1 347 Mannheim . 4892 4013 Braunschweig 2 596 Markneukirhen 748 684 Ce. 207 München 739 679 Chemnitz . 8 144 Neustadt 398 213 Coburg 2 617 Nürnberg 4782 83860 Cöln 4374 83141 | Plauen . 3546 2847 Crefeld 3047 2638 | Solingen 1622 19544 Cuxhaven . 170 69 | Sonneberg . 935 904 Danzig. 132 638 | Sorau . 1185 919 Dresden . 1603 1391 | Stettin . 1085 903 Düsseldorf 288 1091 | Stuttgart . 1392 LT6 Eibenstock . 1943 1541 | Swinemünde . 24 15 Gen... , 20388 1095| Weimar. 1210 1146 Frankfurt a. M. 7100 6650 | Wiesbaden . 750 670 Freiburg . 1030 1200| Zittau 136 1008.

Die haupt\ächlihsten aus den verschiedenen Konsulatsbezirken nach den Vereinigten Staaten von Amerika ausgeführten Handels- artifel waren im Jahre 1902/03 nach ihrem Werte in 1000 # die folgenden: ;

Aachen: Chemikalien 155,3 Nadeln, auch Stecknadeln 125,9 Papier 363,6 Stahl 1506,9 Wollenes Tuch 540,0.

Annaberg: Besatzartikel 609,0.

Bamberg: Korbwaren 281,7 Chinawaren 586,4. :

Barmen: Besatartikel, Bänder, Tressen, Borten, Lißen ufw. 712,2 Chemikalien und Apothekerwaren 451,9 Farben 1451,9 RKurzwaren (Kupfer-, Bronze- und Galanteriewaren, Finger- hüte usw.) 186,4 Hutbänder und sonstige Bänder aus Baumwolle, Seide und Halbseide 1295,2 S{hhnürbänder aus Leinen und Baum- wolle 172,0 Nadeln, auch Stecknadeln 107,5 Zeuge aus Seide, gemischt mit Baumwolle 259,8 Stahl und Eisen in verschiedener Gestalt, Draht usw. 13082 Wollwaren 185,9 Garn, baum- wollenes, scidenes usw. 208,9. L

Berlin: Albums 186,4 Chemikalien 669,5 Chromolitho- graphien 571,5 Farben 840,0 Bekleidung8gegenstände 178,3 Schmuckfedern 317,0 Lederhandshuhe 251,8 Handschuhleder, gefärbt 620,4 Glukose, Dextrin und Kartoffelstärke 196,0 Häute 710,5 Optische und wissenshaftlihe Instrumente 177,6 Leinene Waren 434,8 Metallwaren 367,2 Papierwaren 280,1 Fertige Kleider 316,7 Besatzartikel 180,6 Kurzwaren 180,8.

Bremen: Fette, Farben und Oel 141,9 Chemikalien 165,8 Reis 9492 Tabak 103,3 spanishes Rohr 125,4 Zement 109,2.

T " Bremer aven-Geestemünde: Branntwein 163,6.

Breslau: Lederhandshuhe 163,3 Leinen- und Baumwoll- waren 300,5 Papier und Papierwaren 138,7 Porzellanwaren 430,5.

Braunschweig: Chemikalien 328,1 Düngesalze 885,7.

Chemnitz: Baumwollene Handschuhe 1124,8 Wollene Hand- {uhe 785,9 Baumwollene Strumpfwaren 4791,{ Maschinen 158,7 Unterkleider 150,2. / E

Coburg: Spielsahen 955,9 Glaswaren 157,2 Porzellan und Steingut 1231,8. S O

Côln: Chemikalien und Farben 231,3 Töpferwaren 161,1

Eisen 1348,4 Mineralwasser 504,1 Pottasche 126,8 Seidene Velvets und Plüsche 140,1 Wein 185,8 Stahldraht, Stahl in Stäben 110,6. e - L

Crefeld: Farbstoffe 188,2 Seidene und halbseidene Stoffe 511,4 Bänder 318,1 Seidengarn 713,0 Velvets 794,4.

Danzig: Zucker 111,5.

Dresden: Künstlihe Blumen und Blätter 394,4 Drogen

133 1 346 2015 179 | 6 082 2 660

| und Chemikalien 108,7 Tabak und Zigaretten 332,9.

Düsseldorf: Maschinen und Maschinenteile 65,9 Staßhl in jeder Form 2000,0. | : e

Eibenstock: Baumwollene Strumpfwaren En Léderhand- \{chuhe 309,3 Besatartikel, Posamentierwaren 337,4. E A Essen: Eisen R el 9806 Maschinen und Maschinen- teile 893,6.

Frankfurt a. M.: [ Haare (von Rindern, Ziegen usw.) 323,3 206,2 Platinawaren und -draht 925,3 S 2 (v Rotwild, Ziegen, Hasen usw.) 1216,0 Wolle 179,3 eisen 235,5. E

Freiburg: Baumwollene Zeugwaren 293,3 waren 126,0.

Gera: Wollene Kleider 569,0. i 2

Glauchau: Kleider 329,8 Glacóhandshuhe 98,8 wollene Strumpfwaren 129,4. A

S A RIneCe Roh- und Traubenzucker 1283,0 Chemikalien, en, Drogen 2424,9 Sämereien, Pflanzen, Früchte 568,3 Rohes Guttapercha 323,7 Roher Kautshuk 1067,1 Rohmetall 749,3 Portlandzement 1295,0 Rohe Häute und Felle 1064,7.

Hannover: Portlandzement Aar : ;

Kehl: Häute, Felle usw. 405,8 Stahlbillets und :\hwellen 685,5.

' Königsberg: Bernstein 220,1 Sämereien 306,2. _

Leipzig: Bleichpulver 126,0 Bücher 498,4 Borsten 968,8 Aeykalîi 100,8 NYEEN 166 Aetherische Oele 140,9 Pelze und Felle 3913,4 Häute 166,2. A

Ma gdeburg: SderbandsGube 519,5 Kainit 1183,0 Kupfer 230,9 Kohblensaures Kali 118,0 Ghlorkfalium 1667,2 Schwefel saures Hau 573,9 Cyankali 345,5 Düngesalz 505,0 Samen von Zuckerrüben 255,2.

F Nainz: Achatwaren, Juwelierwaren, echt und uneht 420,8 Chemifalien 425,5 Diamanten und Brillanten 117,3 Hopfen 150,1 Perlen 177,8 Stiller Wein 813,1. : p

Mannheim: Chinin 259,4 Alizarin und Alizarinfarben 338,6 Anilinfarben 652,3 Indigo 530,3 tentleder 635,6 Robeisen 408,8 Lammfelle 175,0 Holzstoff 428,6 Port=«

Anilinfarben 2025,4 Gelatine 102 Leder und Lederwaren Felle (von Kälbern, Roh-

- Wollene Zeug-

- Baum-

landzement 125,3. / Wänden: Lederhandshube 175,1 Oelmalereien 129,2.