1883 / 108 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 May 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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dener Neuanlagen und der Vorsorge für die Beamten. Auch die gegenwärtige Vorlage werde wieder vielen Landestheilen zum Bortheil gereihen. Er bitte um Annahme des Gesetzes.

Das Haus trat nunmehr in die Spezialberathung des Gesetzes, bei welcher die einzelnen Positionen ohne wesentliche Diskussion nah den Beschlüssen des Aktgeordnetenhausozs an- genommen wurden.

Bei der Position 2, welche eine Sun1me von 1 320 000 #4 für eine Bahn von Deug na Kalk fordert, wies Herr Bredt darauf hin, daß es sih hier auch um eine Strecke handele, welche fast alle Fahre übersc;wemmt werde. Er bitte daher bei dem Bahnbau darauf Rücksiht zu nehmen, daß diese Strecke so hoch gelegt werde, daß der Verkehr dadur nicht gestört werde.

Der Minister der öffentlihen Arbeiten Maybach erwiderte dem Redner, daß er in der Lage zu sein hoffe, seinen Wünschen entgegenkommen zu können, da bei einer so wich- tigen Bahn wie diese, entschieden derartig? Uebelstände fern- gehalten werden müßten. (Schluß des Blattes.)

Aus Cairo geht uns die Nachricht zu, daß die e gy p- tishe Regierung die von der internationalen Ent Ihädigungs - Kommission bewilligen Entschäd. gungssummen, soweit sie den Betrag von 200 L. E. (= 5200 Fres.) niht übersteigen, sofort voll auszuzahlen beabsichtigt.

Hinsichtlich aller höheren Entshädigungssummen reservirt sich die egyptische Regierung das ihr im Khedivial-Dekret vom 13. Januar d. J. vorbehaltene Recht, proportionelle Reduktio- nen eintreten zu lassen, wenn die Gesammtsumme der an- erkannten Fndemnitäten den Betrag von 3000000 L, E. er- heblich übersteigen sollte.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerisher Ministerial-Rath Herrm ann und Königlich sächsischer Geheime Finanz-Rath Gol z find von hier abgereist.

Meck&Flenburg: Schwerin. Schwerin, 9. Mai. (Meckl. Anz.) Der General der Jufanterie Freiherr von Sell hat sich heute Vormittag mit dem 9 Uhr-Zuge nach Berlin be- geben, um im Austrage des Großherzogs dessen Thron- besteigung dem Kaiser zu notifiziren.

Sachsen-Weimar-Eisenach6. Weimar, 9. Mai. (Th. Corr.) Der Großherzog is am Sonntag Abend von Leipzig nah Weimar zurückgekehri und hat sich alsbald mit der Prin- zessin Elisabeth auf die Wartburg begeben. Von der Groß- herzoglichen Staatsregierung ist die Ausführung der vor- bereitenden Maßnahmen für die Wahlen zu den Bezirks- E PAi ten, die in diesem Sommer stattfinden, angeordnet worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. Mai. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ bestätigt, daß die aus den Berathungen dec conférence à quatre hbervorgegangene Konvention, be- treffend die Anschlüsse der Orientbahnen, gestern Nachmittag im Auswärtigen Amte, und zwar für Oesterreih-Ungarn von dem Grafen Kalnoky und dem Sekticnschef von Szögyeni unterzeichnet worden sei.

Niederlande. Haag, 9, Mai. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat ihre Arbeiten heute wieder aufge- nommen. Der Minister-Präsident Heemskerk führte das neue Minisierium als ein außerparlamentarisches, nicht antiparlamentarishes Ministerium ein. Derselbe theilte init, daß die Regierung angesichts der im Juni stattfindenden Wahlen die auf eine Revision des Wahlgeseßes bezüglichen Vorlagen zu- rücziehe. Die Frage des Wahlrechts erheische aber eine Lösung. Es werde daher eine Kommission zu diesem Zweck ernannt werden, welche zugleich eine begrenzte Revisicn der Verfassung zum Gegenstande ihres Studiums machen solle. Inzwischen würden finanzielle Vorlagen und die Einführuna des Strafgeseßbuchs der Kammer vorgelegt werden. Die Wiederherstellung des Gleihgewihts im Budget bilde das Programm der Regie- rung. Auch die Kosten für Jndien erheishten eine Herab- seßung, Die Regierung beantrage endli die Berathung mehrerer Vorlagen administrativer Natur.

Grofßbritanuien und Jriand. Dublin, 9, Mai. (W. T. B.) Kelly wurde heute von der Jury shuldig ge- sprochen und zum Tode verurtheilt.

Frankreich. Paris, 9. Mai. (W. T. B.) Jn der Kommission der Deputirtenkammer zur Vor- berathung des für die Expedition nah Tonkin geforderten Kredits theilte der Minister heute mit, daß Befehl. gegeben worden sei, ein Bataillon und drei Gebirgs- batterien nah Anam einzuschiffen. Der Minister sagte ferner : Hanoi sei am 20, März durch Anamiten oder Chi- nesen in Stärke von 40900 Mann angegriffen, dieselben aber zurüdckges@lagen worden. Der Fregattenkapitän Ker- garadec führe ein Schreiben des Präsideuten Grévy an den König Tuduc mi: sih, in welhem és heiße: die Ohn- macht des Königs, die Sicherheit in Tonkin aufrecht zu halten, verpflichte Frankreih, Maßregeln zu ergreifen und dort Defi- nitiv festen Fuß zu fassen. Kergaradec werde den König zu bewegen suchen, sich der Okkupation nicht zu widerseßen, die Mandarinen zum Verbleiven auf ihrem Posten aufzufordern und das Protokoll zu unterzeihnen, durch welhes das Protektorat Frankreihs gleichzeitig mit der Garantie für den ungeshmälerten Bestand des Gebiets des Königs Tuduc ausgesprochen und anerkannt wird. Außerdem solle Frankreich berechtigt sein, die Leitung der auswärtigen An- gelegenheiten von Anam zu führen, Zollämter zu errihten und Steuern vorweg zu erheben, 1m die nöthigen Ausgaben zu decken. Der Marine-Minister fügte noch hinzu, die Ofkkupation: des Delta's werde die ganze Provinz in die Hände Frankreichs bringen. Zur Sicherstellung der Schiffahrt werde es genügen, on Kanonenboote vor der Mündung des Flusses aufstelle.

9. Mai. (W. T. B.) Ueber die Mittheilungen des Marine-Ministers in der heutigen Sißung der Tonkin-Kredit-Kommission wird weiter berichtet: Der Minister theilte mit, der Regierung sei die Nachricht zugegan- gen, daß 2000 Chinesen von Tientsin ausgerüstet seien, deren Bestimmung unbekannt sei; er glaube aber nicht, daß diesel- ben Tonkin bedrohten. Der Ministcr erklärte, daß das Jahresergebniß an Zöllen und Steuern 30 Millionen be- tragen werde, von denen 10 Millionen für die Ver- waltung, 10 Millionen für öffentlihe Arbeiten und die übrigen 10 Millionen für den König Tuduc bestimrat seien, wenn dieser die ihm gestellten Bedingungen annehme. Wie

der Minister weiter mittheilte, befinden sich in Cochinchina und Tonkin gegenwärtig 33 Bataillone iiibetie und Marine- soldaten; die Regierung werde den Bestand jeder Compagnie auf 150 Mann erhöhen und außerdem weitere Verstärkungen nahsenden, sobald die Kammer den Kredit von 5 Millionen bewilligt habe. Nach der Ansicht des Ministers wird die An- wesenheit dieser imposanten Streitmacht in Tonkin genügen, um jedem Widerstande von Seiten Chinas zu begegnen, und u Bevölkerung beruhigen, welche nah dem Protektorat ver- ange.

Der russishe Botschaster, Fürst Orlow, ist heute Abend abgereist, um sich zu den Krönungsfeierlihkeiten nah Moskau zu begeben. |

10. Mai. (W. T. B.) Nah Naghrihten aus Masfuah wurde der dortige französische Vice-Konsul von Soldaten mißhandelt. Die von der egyptishen Regierung in zuvorkommender Weise angebotene Genugthuung wurde angenommen.

Italien. Rom, 9. Mai. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer beantwortete der Minister- Präsident Depretis unter anderen Fragen und Jnter- pellationen bezüglih der inneren Politik diejenige des Depu- tirten Fortis von der äußersten Linken. Dieselbe bezog fich auf die Haltung der Regierung gegenüber den jüngsten Kundgebungen, welche politische, auf den Artikel 174 des Strafgeseßbuchs gestüßte Prozesse zur Folge hatten. Depretis erklärte : er könne die Ansicht Fortis', daß gewisse Demonstra- tionen spontane und berechtigte gewesen, niht zu- lassen. Die äußerste Linke müsse sich die Lage und die Ueberzeugungen der Personen, welhe in der Regierung säßen und das Vertrauen der Kammer- majorität genössen, vergegenwärtigen. Er, Depretis, kenne das Programm der äußersten Linken in Sachen der äußeren Politik niht. Sie möge dasselbe in der Kammer entwicke!n, und man werde es disfutiren. Aber außerhalb der Kammer müsse man dem Geseße gehorhen und demselben Gehorsam verschaffen. Er habe {hon bei anderen Gelegenheiten wieder- holt den festen Entshluß der Regierung kundgegeben, die öffentliche Ruhe aufrehtzuhalten, Die Regierung müßte erröthen, wenn sie Kundgebungen von Parteien duldete, welhe darauf abzielten, ihr die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten zu entreißen und Zweifel, Mißtrauen, Unfrieden zwischen thr und dem Lande 21 säen. Er verstehe unter Freiheit die Befolgung der Geseße. Die gegen die Regierung geschleuberte Anklage kleinmüthiger Gesinnung sei unbegründet. Keine Nation habe daran gedacht, Pressionen auf Jtalien auszuüben, und die Regierung würde solhe nicht dulden. Dieselbe k:nne s:hr wohl die Verhältnisse und die Meinungen des Landes. Die Fnstitutionen licfen keine Gefahr, aber die Pflicht der Regierung sei es, dieselben zu shüßen. Der Deputirte Fort is erklärt sih dur die Erwiderung des Ministers Depretis nicht befriedigt. Der Minister entgegnete mit einem Hinweis auf die Kundgebungen der Jrredentisten, welhe unterdrückt worden seien, da sie jedes Maß freier Meinungsäußerungen überschritten und gegen eine befreundete Nation gerichtet ger wesen seien. Der Minister fragte, ob denn etwa die Ftaliener rubig geblieben wären und keinen Widecspruh erhoben hätten, wenn im Auzlande feindliche Kundgebungen gegen Ftalien stattgefunden hätten. (Beifall) Nicht eçortis und seins Parteigenossen, sondern nur die Parlamentemajorität allein könne Anspruh darauf er- heben, ‘der Dolmetsh der öffentlihen Meinung zu sein. Der Deputirte Minghetti drückte seine Verwunderung darüber aus, daß nah einer so shwerwiegenden Diskussion Niemand eine Motion einbringe, um die politische Si:uation kfiarzustelen. Morana brachte sodann cine Jnterpellation über die innere Politik des Kabinets ein, mit dem ausgesprohenen Zweck, ein Votum zu veranlassen, welches nah der gegenwärtigen Debatte nothwendig sei. Die Be- sprehung der Interpellation wurde auf morgen festgesetzt.

10. Mai. (W. T. B.) Der Papst empfing gestern den Kardinal-Erzbischof von Algier und Tunis in Audienz, in welcher beschlossen wurde, zwei neue Bischöfe für Afrika zu ernennen. Nach dem Abschiedsbesuch beim Papste hatte der Kardinal noch eine längere Konferenz mit dem französishenBotschafterLefèbre de Behainc. Der Vertreter des Papstes bei der Kaiserkrönung in Moskau wird am nächsten Montag über Wien, wo er dem Men Nuntius einen Besuch abstatten wird, nah Moskau abreijen.

Türkei. Konstantinopel, 9, Mai. (W. T. B.) Das Protokoll, durch welches die Ernennung Wassa Effendis zum Gouverneur des Libanon ratifizirt wird, hält die in den früheren bezüglichen Protokollen gegebenen Vorschriften aufrecht. Wassa Effendi ist zum Pascha ernannt worden.

Montenegro. Cettinje, 9. Mai. Die „Polit. Corresp.“ meidet: Morgen wird eine Proklamation des Fürsten veröffentlicht werden, welhe anzeigt, daß der Fürst, um Montenegro bei der Krönung seines mächtigen Freundes und Veschüßers zu vertreten, sich nah Moskau be- gebe und für die Dauer seiner Abwesenheit der Fürstin und dem Staatsrath die Regentschaft übertrage.

Zeitungsftimmen.

Die „Staatsbürger-Zeitung“ äußert sih über die Verweisung des gesammten Etats pro 1884—85 an die Budgetkommission: :

Aber, fragen wir nun weiter, für wen ist der Sieg erfochten ? Etwa für das deutsche Volk ? Das deutscte Volk ist zu sehr davon überzeugt, daß eine Regierung, an deren Spitze der Kaiser Wilhelm steht, kein Stacitsgut vergeudet oder vergeuden darf, als daß es ein allzugroßes Gewicht darauf legen sollte, ob der Etat in der Kom- mission oder im Plenum berathen wird. _Das deutsche Bolk wird sih allerdings von seinen verfassungsmäßigen Rechten nichts abmarftten lassen, aber diese sind ja, wie die Opposition selber zuge- geben hat, durch die frühzeitige Vorlegung des Etats nicht im Ge- ringsten in Frage gestellt morden. Wenn Jemand unter dem Siege des Abg. Richter leidet, so ift «8 die Arbeiterbevölkerung, die zwi- schen der Kaiserlichen Botschaft und dem, was _sie mit der größten Sehnsucht erwartet und zu erwarten berechtigt ist, ein Hinderniß cer- blickt, das die Manchestermänner aufgeworfen haben

Der „Neven Preußischen Zeitung“ wird aus Dessau, 8. Mai, berichtet :

Die Kommunalabgaben der Stadt Dessau für das laufende Rechnungsjahr sind in der jüngsten Stadtverordnetensißung auf 21. Steuereinbciten (gleich 700 9/0 der Staatssteuern!) festgesezt, un» außerdem die Aufnahme einer stäßztishen Anleihe im Betrage von 200 000 Æ. bes{ch!ossen worden.

Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Cor- respondenz“ s{reibt über die Wirkungen des Schutzoll- systems in den Vereinigten Staaten:

Die aus Philadelphia soeben eintreffenden Blätter berichten über eine großartige Ovation, welhe man in dieser Stadt dem Kongrefß;- mitgliede William D. Kelley am 12. April d. J. dargebracht hat, bei Gelegenheit seines 70 jährigen Geburtstages und seines 40 jährigen Wirkens im öffentlichen Leben. Hr. Kelley is einer der thätigsten Männer der Vereinigten Staaten im Interesse der Schutzzollpolitik ge- wesen, dieser seiner Wirksamkeit galt das gefeierte Bankett, und es ist niht uninteressant, aus einer von ihm bei dieser Gelegenheit ge- baltenen Rede die Wirkungen der seit 1861 befolgten Schutzollpolitik für die vereinigten Staaten zu studiren.

Obgleich seit Entdeckung der Goldfelder 1849 bis 1860 über eine Milliarde Dollars Gold gewonnen war, befand man \ich im Jahre 1860 dem Bankerott gegenüber, so daß als Zahlungsmittel fast nur ungedeckte Noten insolventer Banken kursirten. Billiger Import hatte Hochöfen, Scmieden, Fabriken 2c. geschlossen, und dadur den heimathliwen Markt für die Produkte des Farmers vernichtet, die Arbeiter waren beschäftigungslos, für Unternehmungen war fein Geld aufzutreiben, die Regierung war ohne Staatseinnahmen und ohne Kredit, das ist das von Hrn. Kelley für 1860 entworfene Bild.

Der am 4. Juli 1861 von Lincoln einberufene Kongreß, welcher die Aufnahme des Krieges gegen die Südstaaten beschloß, legte zu- glei, um die Regierungseinnahmen zu steigern und die Industrie- Ege des Volkes zu fördern, nie dagewesene Zölle auf jeglichen Import.

Und nun geschah das Unerhörte, während eines Krieges eines Bürgerkrieges, wie ihn die Geschichte nur einmal gesehen erblühte die Gewerbethätigkeit des Landes. Plößlih wurden Bergwerke eröffnet, Fabriten ercitet, man hörte auf blos Produzent von Rohmaterial zu sein und trat auf den amerikanischen Markt mit den alten Industric- staaten, vornehnmlich mit England, in Konkurrenz. Unter dem System koëmopolitishen Freihandels, wie es von der Manthesterschule gepre- digt worden, hatte Nordamerika kaum nominelle Fortschritte im Na- tionalreibthum und Industriethätigkeit gemacht, und jeßt nach 20 Jahren SchußzzolUlsystem, von denen 4 auf jene Bürgerkriegsperiode cutfallen, steht es als kommerzielle und industrielle Nation mit in erster Reihe. Man hat gesagt, der Bürgerkrieg habe seine Opfer an Menschen und Scbätzen wett gemacht, wenn er nur die Abschaffung der Sklaverei durchgeführt habe; Hr. Kelley fügt hinzu: „wenn er nur die Weisheit bewiescn hätte, daß jede Nation für ihre eigenen Bürger das Recht wahrt, ihre Zeit gewinnbringend anzuwenden, in- dem sie für ihre eigenen Bedürfnisse sorgen und die im eigencn Lande vorhandencn Rohmaterialien verarbeiten, so würde er alle die Leben und Schätze werth sein, die er gekostet hat,“

_ Als Resultate des Schußzollsystems führte Hr. Kelley u. A. auf: Bevor 1861 die Fabrikatzölle erhöht wurden, war in keinem Jahre 1 Million Toanen Roheisen fabrizirt; im leßten Jahre betrug die ständig gewachsene Produktion 5 Millionen Tonnen. Stahl fonnte 1860 in der Konkurrenz mit England nur mit sehr zweifel- haftem Erfolge fab rizirt werden, heute produzic+ Amerika L des Stahles der Welt urd exportirt einen großen Theil seiner Produktion in den höchsten Formen der Vollendung, eîin- {ließli Sägen und cirurgishen Instrumenten. Von 1850 bis 1860 war die Preduktion von Roheisen, geshmiedetem und gewalztem Eisen uny Stahl fast konstant, man beschäftigte 1860 etwa 39 000 Arbeiter, beute finden 140 000 gute Löhne darin ; damals waren 50 Millionen Dollars Kapital darin angelegt, heute 280 Millionen ; damals bezahlte man 12 Millionen Doll. an Löhnen, eute deren 55; 1860 hatten die verarbeiteten Materialen 34, 1880 90 Millionen Doll. an Werth; der Werth der Produktion betrug vor dem Kriege niemals mehr als 60 Millionen, zwanzig Jahre nach der Lossagung vom Freihandelsdogma genügten, denselben auf 296 Millionen zu bringen.

Nun seien aber nicht etwa die Eisenindustrie - Interessenten in irgend einec Weise gegen andere Industrien begünstigt worden. 1860 cristirte eine chemisce Jndustrie überhaupt noch nit, inc Census von 1830 ift sie aufgefühct mit §85 Mill. Dollars Kapitalanlage, 12 Mill. Dollars Löhnen und 80 Miil. Dollars an Materialkonsum. 1860 fonnte man keine Kutshe aus rein amecrikanishen Fabrikaten hersiellen, Achsen, Federn, andere Stahlbeschläge, Tertil- Zutl aten 2c. mußten importirt werden; heute werden nicht nur Stahl, Achsen 2c. selbst fabrizirt, sondern ebenso die dazu gehörigen Quasten, Seidenstoffe, Borten, Franzen 2c. Ohio baut heut mehr Kutsiben als England und Frankreich zusammen, und 1880 wurden in 4: 000 Eiablissements 105 099 Arbeiter beschäftigt, welche 38 Mill. Doll 17s Lshne erhielten.

Wir müssen uns versagen, an der Hand der Darlegungen des Hrn. Keliley das Wachsen des Erports an Rohmaterialien und Fabhri- katen, den Umschwung der Handelsbilanz, das Abwälzen der kolossalen Kriegsshuld, das Anscbwellen des Nationalwohlstandes zu verfolgen ; er schloÿ seine Rede: „Diese Zahlen, meine Herren, beweisen Zhnen, wie unsere Jndustrieen gediehen sind, wie unser Reichthum zugenommen hat, und wie das soziale Leben unserer Bürger unter den Fittihen der Dame „Schutzzoll“ verbessert worden ist, welche Sie heute in der Person cines ihrer

| crgebensien Anhänger ehren“. Nun ist Hr. Kelley nit ctwa einer

der Interessenten am Schutzoll, ein Industrieller nein, der siebzig- jährige Mann, der mit folchem Stolze auf die Erfolge, zu denen seine Lebensarbeit beigetragen, hinweisen konnte, ift Richter in Philadelphia ! : Die Vereinigter. Staaten haben in zwanzig Jahren „ehrlicher Probe“ mit dem Schußzolle sich vortrefflich befunden, wir haben

| fünfzehn Jahre den Lehren des Freihandels unsere Opfer gebraht

jollte ver Unterschied der gemachten Erfahrungen troß aller Ver- \chiedenheit der Verhältnisse uns keine Lehre fein? Halten wir nur ehrlich die Probe, wir werden keine zwanzig Jahre gebrauchen, um ähnliche Früchte zu ernten.

Deutsches Handels-Archiv. Mai-Hest. E Sa Erster Theil. Gesetzgebung; Deutsches Reich: Ausführungsbestim- mungen zur Kaiserlichen Verordnung, betreffend das Verbot der Ein- fuhr von Schweinen, Schweinefleish und Würsten amerikanischen Ursprungs, vom 6. März 1883, Zollbehandlung von Talg zu ge- werblichen Zwecken. Vereinigte Staaten von Amerika : Neues Zolltarifgesetz. Rußland: Tarifirung verschiedener Artikel. Des- gleichen. Spanien: Frist für die Anwendung der Begünstigungs- ¿ôlle auf deutsche Waaren. Niederlande: Accisefreiheit des Salzes

zu landwirthschaftlichen Zwecken. Dänemark : Lootsengelder ver-

schiedener Stationen. Berichte: Schweiz: Waarenverkehr mit Deutsch- land und Uebersicht des Gesammtverkehrs im Jahre 1882, Türkei : Konstantinopel (Schiffsverkehr und speziel Verkehr deutsher Schiffe im Jahre 1882). Großbritannien : London (Bedeutung des Suez- fanals für den englischen Handel). Newcastle in Neusüdwales (Verkehr deutsher Schiffe und Steinkohlenproduktion im Jahre 1882). Sydney (Verkehr deutsher Sciffe in den Häfen von Neusüdwales und Fracchtmarkt im Jahre 1882). Adelaide (Häfen in Süd- australien. Deutscher Schiffsverkehr in Adelaide). St. Helena (Sciffsverkehr in den Jahren 1881 und 1882). Levuka, Fidschi- Inseln (Verkehr deutsher Schiffe in 1882). Halifax, Neuschott- land (Verkehr deuts{er Sciffe in 1882). East London, British - Kaffraria (Verkehr deutsher Schiffe in 1882), Port Elizabeth (Verkehr deutsher Schiffe in 1882). Wellington, Neuseeland (Verkehr deutsher Sciffe im Jahre 1882). Italien: Ancona (Schiffsverkehr im Jahre 1882), Spezialhandel in den Jahren 1882 und 1881, Däne- mark : Kopenhagen (Rübenzukerfabrikation). Fredzrikshavn (Han- delsbewegung im Jahre 1882). Verkehr deutscher Schiffe in ver- schiedenen Häfen während des Jahres 1882, Spanien: Coruña (Verkehr deutsher Schiffe in den Jahren 1881 und 1882). Cartagena (Verkehr deutsher Schiffe in 1882), Arroyo, Puerto-Rico (Verkehr deutsher Schiffe in 1882). Nieder- lande: Middelburg (Verkehr deutscher Schiffe im Hafen von Vlis-

singen-Middelburg während des Jahres 1882). Surabaya (Verkehr deutsher Schiffe in 1882). Rußland: St. Peters- burg (St. Petersburger Seekanal), Helsingfors (Verkebr deutsher Schiffe und Ein- und Ausgang nihtdeutsher Sciffe von und nach Deuts&land im Jahre 1882). Wiborg (Verkehr deutscher Schiffe und Ein- und Ausgang nitdeutsher Schiffe von und nah Deutschland im Jahre 1882). Björneborg (Verkehr deutscher Schiffe und Ein- und Ausgang nichtdeutsher Schiffe von und nah Deutschland im Jahre 1882). Odessa (Verkehr deutscher Schiffe in 1882). Kotka (Verkehr deutsher Schiffe und Ein- und Ausgang nichtdeutsher Schiffe von und nach Deutschland im Jahre 1882). Ny Karleby (Verkehr deuts{er Schiffe und Ein- und Ausgang nichtdeutsher Schiffe von und nah Deutf{land im Jahre 1882). Portugal: Lissabon (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1882). Sao Vicente (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1882). Terceira, Azoren (Verkehr deuts{er Schiffe im Jahre 1882). Frankreih: Rouen (Scbiffsverkehrr im Fahre 1882). St. Martin auf (Verkehr deutsher Sciffe und Ernten im Jahre 1882). La Roelle (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1882). Uebersicht der französischen Verkehrsbewegung in den leßten drei Jahren. Nantes (Verkehr deutsher Schiffe im Konsulatsbezirk von Nantes im Jahre 1882). Marseille (Verkehr deutsher Schiffe im Jahre 1882), Hawaiische Inseln: Honolulu (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1882). Vereiniate Staaten von Amerika: Ge'ammt- werth der Ein- und Ausfuhr in Landfahrzeugen, nationalen und fremden Schiffen während der Fiskaljahre 1856 bis eins{licßlich 1882, Edelmetall und Münzen inbegriffen New-Orleans (Verkehr deutscher Schiffe in 1882), San Franzisco (Verkehr deutscher Schiffe in 1882). Brasilien: Defterro (Verkehr deutscher Schiffe in 1882), Ceará (Produkten-Ausfuhr in 1882 und Verkehr deutscher Schiffe). Maceió (Verkehr. deutscher Schiffe in 1882), Porto Alegre (Wink in Betreff einzusendender Kataloge 2c.) (Verkehr deutscher Schiffe in 1882), Argentinische Republik ; Rosario (Verkehr deutsher Schiffe in 1882). Bu?nos Aires (Verkehr deutscber Schiffe im Jahre 1882). Peru: Callao (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1882). China: Taiwan, ormosa (Verkehr deutsher Schiffe im Jahre 1882), Takow, bid (Verkehr deutsher Schiffe im Jahre 1882). Tamsui (Verkehr deutscher Schiffe in Tamsui und Kilong im Jahre 1882). Futschau (Verkehr deutsher Schiffe in 1882). Japan : Hiogo- Osaka (Verkehr deutscher Schiffe in 1882). Venezuela: Laguatira (Schiffsverkehr auf der Rhede von Laguaira im Jahre 1882). Zweiter Theil. Konsulatsberihte: Osftasien. Tientsin: Scbiff- fahrt in den Jahren 1881 und 1882, Mittel- und Südasien. Moulmain : Jahresbericht für 1882. Westasien. Haifa: Jahres- bericht für 1882, Osfteuropa. Archangel : Jahresbericht für 1882. Pernau : Handelsbericht für 1882. Rosftoff am Don: Jahres- bericht für 1882. Küstendje: Jahresbericht für 1882, Süb- curopa. Gibraltar: Jahresberiht für 1882, Faral (Azorische Ivsfeln): Jahresberichi för 1882 und Verkehrsbewegung in 1881. Westeuropa. Noulers: Bericht für die Jahre 1880 und 1881, Dünkirchen: Jahresberiht für 1882, Glasgow: Bericht übec das shottishe Eisengeshäfr von Oktober 1882 bis Mitte März 1883. Aberdeen: Jahresberiht für 1882, Dundee : Jahresberiht für 1882. Peterhead: FJaßhresberiht für 1882. Newport (Monmuthshire): Jahresbericht für 1882, Nordeuropa, Svaneke: Verkehr mit Deutschland im Jahre 1882, Aalborg: Jahresberit für 1882, Hjörring: Jahresbericht für 1882. Nordamerika: St. George (Bermuda): Jahresbericht für 1882, Tehuantepee: Jahresbericht für 1882. Colima : Jahres- beriht für 1882, Südamerika, Montevideo: Wirthschaftliche Verhältnisse in Uruguay. Afrika. King Williams Town : Jahres- beribt für 1882, Zanzibar: Jahresbericht für 1882. Australien und Polynesien. Sydney: Jahresbericht über den Verkehr der Kolonie Neusüdwales für 1882. Melbourne: Produktion und Ausfuhr von Gold in Bictoria im Jahre 1882, Iahresbericht für 1882. Ministerial-Blatt für die gesammte innere Ver- waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 4. Inhalt; 7. Allgemeine Verwaltungssachen: Behandlung der porto- pflichtigen (Torrespondenz zwischen Behörden im Deutschen Neiche vund in der Schweiz. Beschleunigung der E-cledigung von Anträgen auf Uebernahme preußischer Staatsangehöriger. Uebertragung der Be- williaung gefeßzliher Wittwen- und Waisengelder auf die Provinzial- behörden. Denselben Gegenstand betreffend (Beamte zum Ressort der Verwaltung des Innern gehörig. —-= Il, Polizeiverwaltung : Sicherheiltêpclizei; Befugniß der Polizei, bestrafte Personen von dem Aufenthalte an bestimmten Orten cuszuschließ-n. Nichtaufnahme de: Berweisung aus dem Reichs- oder dem Staat®gebiet in die Straf- re(ister. Getängnißwesen, Straf- und Besserungsanstalten : Jahres- berichte über die Verwaltung der Strafanstalten. Festseßung eines aleihmäßigen Haftkostensaßes. -—- 111, Verwaltung der öffentlichen Arbeiten und Eisenbahnen: Unzulässigkeit der Bewilligung von Dienst- aufwandLentschädigung an etatsmäßig angestellte Baubeamte aus Bgu- fonds. Sammlung von Notizen über Wasserstands- 2c. Beoach- tungen. IV. Verwaltung für Landwirthschast, Domänen und Forsten ! Holzverabfolgezettel durch Dberförster zu vollzichen. Ent- schädigung der Vermessungsbeamten bei den Auseinandersetzungs- behörden. Dammkultur bei Niedecung8mooren. Ausbildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forstdienstes in Lerbindung mii dem Miilitärdienst im Jägercorps.

Statistische Nachrichten.

Die Einfuhr von Getreide einschl. Mais und anderer Erzeugnisse des Landbaues war, wie aus der im Märzheft zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1883 veröffentliten Uebersiht über die Ein- und Ausfuhr der wichtigeren Artikel für die Zeit vom 1. Januar bis Ende März d. Js. hervorgeht, im Ganzen nicht unerheblich geringer als in dem gleichen Zeitraum des Borjahres. Cingeführt wurden (+ = mehr, = weniger als im Vorjahr) 2116 161 D-C. Weizen (+4+- 60òö 318), 1374652 D.-C. Roggen (— 212 827), 384597 D.-C. Haser (— 505 337), 137 043 D.-C Hülsenfrüchte (— 27 139), 997 181 D.-C. Gerste (-+ 34 573), 254 677 D.-(L. Maié (— 229 571), 187 333 D.-C. Malz (+4 46 473) und 23 330 D.-C. Buchweizen (— 28 619). Von Raps, Kartoffeln und frishem Obst wurden größere Mengen, von Leinsaat und Kleesaat dagegen geringere Mengen eingeführt. Bei der Einfuhr von Leinsaat beträgt die Differenz 61 944 D.-C,, bei der Einfuhr von Raps + 22 159 D.-C. Anders verhält \ichs mit der Ausfuhr. Diese erfuhr eine erheblide Zunahme bei den Kartoffeln; sie stieg von 318615 D.-C. im 1, Viertel- jahr des Vorjahres auf 758 547 D.-C. im gleichen Zeitraum des laufenden Jahres. Auch die Getreide-Autfuhr war im Allgemeinen eine größere als im ersten Vierteljahr des Vorjahres. Bei Weizen stieg die Ausfuhr von 90 627 auf 322 638 D.-C., bei Hülsenfrüchten von 98 742 auf 130 529 D.-C.z; bei Gerste sank sie dagegen von 303 918 auf 233 360 D.-G. Von rohem hartem und_ weichem Bau- und Nubßholz wurden 994 425 D.-C. gegen 1 087 376 D.-C. im ersten Vierteljahr des Vorjahres, also 92 951 D.-C. weniger ein- geführt; dagegen hob si die Einfuhr von Säge- und Schnittwaaren um 168 650 D.-C., nämli von 870 344 D-C. auf 1 038994 D.-C. Einen fehr bemerkenswerthen Rückgang nahm die Ausfuhr von Sprit und anderem Branntwein. Während dieselbe im ersten Viertel- jahr des Vorjahres sih auf 295 805 D.-C. belief, betrug sie in diesem Jahr nur 120075 D.-C.; der Ausfall trifst im Wesentlichen auf die Ausfuhr nah Hamburg, Großbritannien, Fraukreich, Italien und der Schweiz. Na Spanien wurden an Sprit und anderem Brannt- wein 33 C93 D.-G. gegen 33419 D.-C. im ersten Vierteljahr des Vorjahres ausgeführt. -— Die Einfuhr von Fleis stieg, wohl aus Anlaß des ia Aussicht gestellten Verbots der Einfuhr von Scweine- fleish 2c, von 25409 D.-C. auf 43932 D.-C,; eine Mehbreinfuhr von dicsem Artikel machte sich namentlich von Hamburg, Belgien, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten von Amerika geltend.

Von S{malz wurden 72209 D.-C. eingeführt, ungesähe dieselbe Menge wie im ersten Vierteljahr des Vorjahres. Die Ausfuhr von Butter betrug 31 001 D.-C., die von Fleisch 20 190 D.-C,, gegen das erste Vierteljahr des Vorjahres 6437 bezw. 3635 D.-C. mehr. Von Zucker wurden 1 333197 D.-C. ausgeführt, mehr als das Doppelte im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Dem kürzlich im Verlage der G. Braun'schen Hofbuchhandlung in Karlsruhe erschienenen „Jahresberidt des Großherzogli badischen Ministerium des Jnnern über seinen Gescbäftskreis für die Jahre 1880 und 1881“ entnehmen wir über das Armenwesen Badens fol- gende Angaben :

Am 1. Oktober wurden in Baden Ortsarme unterstützt:

in den Städten in den übrigen , Gau über 3000 Einw. Gemeinden !!! SVanzen 1) dauernd, und zwar: E 3 400 7 623 11 023 i 5 813 10 225 16 038

zusammen 9 213 17 848 27 061 2) vorübergehend . . 2 606 7 279 9885 im Gesammten 11 819 A5 127 36 946

Die Bevölkerung der betreffenden Städte beträgt 350 225, der übrigen Gemeinden 1219895, des ganzen Landes 1570120. Es kam also ein Ortsarmer in ver Städten auf 29,6, in den übrigen Gemeinden auf 48,5, im ganzen Lande auf 42,5 Einwohner. Im Ganzen wurden 7821 Männer, 13835 Frauer. und 15290 Kinder unterstüßt. Von den dauernd Unterstüßten wurden 11023 oder rund 40% völlig, 16038 oder rund 60% theilweise unterhalten, Von den völlig Ünterhaltenen sind (in der Annahme, daß Männer, Frauen und Kinder gleihmäßig in völlig und theilweise Unter- haltene zerfallen) 3128 Männer, 5534 Frauen und 6116 Kinder, von den theilweise Unterhaltenen 4693 Männer, 8591 Frauen und 9174 Kinder. Der durcschnittliche Werth des völligen täglichen Unter- halts beläuft ich für einen Mann auf 75,0 4, für eine Frau auf 62,5 und für ein Kind auf 32,9 „4. Der Werth der theilweisen Unterstüßung ist natürlich mannigfaltig; es darf aber wohl ange- nommen werden, daß derselbe im Durchschnitt sih der Hälfte des Werths der völligen Unterhaltung annähern wird. Jy dieser Vorausfeßung berechbnet si der Tagesaufwand der Orts-Armen- verbände für die Ortsarmen für den 1. Oktober 1881 auf 13 680 A Bei der weiteren Annahme, dieser Tagesaufwand ein durhscnitt- licher ift, ergiebt sich der Jahre2aufwand der öffentlichen Armen- pflege für die Ortsarmen z1 13680 ckchch 365 oder 4 993 000, rand 5 Millionen Mark. Ferner hat die Erhebung ergeben, daß die Un- terstüßzungsbedürftigkeit beruht auf Unfall bei 642 oder 1,7 9% der Tui auf geistigen und körperlichen Gebrechen (Schwach-, Blöds-, Irrsinn, Vlindheit, Taubhcit, Berkrüppelung 2c.) bei 5607 oder 15,2 9%, auf sonstiger Invalidität (Arbeitsunfähigkeit) bei 12 649 oder 34,2 9/4 und auf anderen Gründen bei 18 048 oder 48,9%, Von den 642 Personen, welche in Folge eigenen Unfalls oder Unfalls des Er- nährers den Octs-Armenverbänden zur Last fallen, kommen 249 oder 0,65 9% der Gesammtzahl auf die eigentlichen gewerblichen Unfall- betriebe (Bergwerke, Salinen, Aufbereitung8anstalten, Brüche, Gruben, Werfte, Anlagen für Bauarbeiten [Bauhöfe], Fabriken und Hüttenwerke, Bauausführungen, ferner alle Betriebe mit Wasser-, Dampf-, Gas- und Heißluftbetrieb), 164 oder 0,44 %/ auf die Lant- und Forstwirthschaft und 229 oder 0,62 9% auf soastice Gewerbe. Von den Unterstützten der Unfallklasse sind 35 %/4 Kinder, von denen der Gebrechenklasse 13 9%, voa denen der JFnvalidenklasse 21,5 % und von der Restklafse 63,5 9%.

Von den Land-Armenverbänden wurden am 1. Oktober 1323 Männer und 721 Frauen, im Ganzen 2044 Personen unter- üßt, wozu dann now 25 Männer und 24 Frauen, im Ganzen 49 Personen kommen, welche in Heil- und Pflege-, Kranken- und Taub- stummenanstclten auf Staatskosten untcrhalten werden. Landarme waren also 1348 Männer, 745 Frauen, im Ganzen 2095 vorhanden.

Im Gesammten beträgt \{ließlich die Zahl der öffentlich unterstüßten Armen (angenommen, daf: die bei den Ortsarmen auf- geführten 15290 Kinder zur Hälfte Knaben und zur Hälfte Mädchen

find): ; Männer Frauen Zusammen

Ortsarme . . , 15466 21 480 36 946

L S 745 2095

Im Ganzen 16 814 221295 39 041

Es kommt sonach auf 40,2 Einwohner 1 öffentli unterftüßter Armer oder sind 2,5 %% der Bevölkeru1g öffentlich unterstüßte Arme.

Der Aufwand der Kreise für die Armenpflege (geseßliher und freiwilliger) betrug im Jahre 1880 (ohne Abzug des Seitens der Staatskasse geleisteten Ersatzes) annähernd 890 009 e Den glei.hen Aufwand für 1881 angenommen, treten dem obgedachten Aufwand der Orts-Armenverbände von 5 Millionen dieser weitere Betrag, sowie die Kosten der vom Staate unterhaltenen Armen hinzu, und kann alfo der Gefammtaufwand {ür öffentliche Armenpflege im Groß herzogthum auf annähernd 6 Millionen Mark ges{äßt werden.

Der in den der Städteordnung unterstehenden Städten aus der Gemeindekasse bestrittene bezw. zu bestreitende Armenaufwand stellte sich wie folgt:

Nach der Rechnung Vorans{lag für

Stadt für 1880 1882

A S M B O 0080 47 421 U B869 20 847 S E S0 124 349 Heidelberg c 008986 61 382 arlsruhe . i ._. 146/097 140 044 U OO 5 821 M S 269 00 Pat l B 63 037

: 717 912 732 501

Aus ‘tem Berichte des Landeskommissärs in Karlsruhe wird u. A. angeführt: „Klagen über die Umfständlichkeiten und Weitläufig- keiten, welche die Bestimmungen des Gesetzes über den Unterstützungs- wohnsiß zur Folge haben, werden fortwährend, besonders aus den größeren Städten laut. Mangel in der Kontrole der Anzichenden, sowie das durch cine planlose und übertriebene Privatwohlthätigkeit unterstüßte Bestreben vieler bedürftiger Familien, durch zweijährigen Aufenthalt den Unterstüßungswohnsitz in den Städten zu erwerben, belastet diese Gemeinden in empfindliher Weise. Von 1860 Unter- stüßten waren im Jahre 1880 in Karlsruße nur 447 „Ein heimische“, im Jahre 1881 von 1486 nur 457, aber 1183 von den 1486 besaßen den Unterstüßungswohnsiß zu Karlsruhe. Die Streitigkeiten zwischen den Armenverbänden über Verlust und Erwerb des Unterftüßungswohnsißes, über die Nothwendigkeit der Unter- stüßung sind im Zunehmen, besonders seitdem ein großer Theil des Landarmenaufwandes scchließlich der Staatskasse zur Last fällt und die mit der Vertretung der Staatskasse betraute Behörde die Ersatz- ansprüche der Kreise s{ärfster Prüfung unterzieht. Nicht minder mehren sich die Anträge auf Auêweisung und die Streitigkeiten über die Pflicht zur Uebernahme und die Zulässigkeit des Vollzugs der Ausweisung."

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Der Bürgermeister P. Dengler in Reinerz hat cinen aus- führlihen Bericht über die Verwaltung des Bades Reinerz in den 3 Jahren 1880, 1881 und 1882 herausgegeben. Derselbe giebt zuerst einen geschichtlichen Rükblick auf 1880—1882 und ver- breitet sid sodann über die Baulichkeiten und Verbesserungen ves ge- nannten Bades während der angegebenen Zeit, über die Verände- rungen und Neueinrichtungea in der Verwaltung des Bades, über die Personalveränderungen, über die Witterung in den leßten 3 Jahren, Uber die Klimatologie von Reinerz, über die Quellenbeobachtungen, über den Besuch des Bades während der Jahre 1880, 1881 und 1882, über die Sterblichkeit daselbst in der genannten Zeit, über den Kurmittelverbrauch, endlich über die Mängel, nothwendigen Ver- besserungen und sonstige Angelegenheiten. Was den Besuch von Reinerz betrifft, so betrug die Frequenz: 1880 im Ganzen 3313 Fa-

milien mit 5932 Personen, 1881 3693 Familien mit 5636 Personen, 1882 3730 Familien mit 5492 Personen. E

Joseph Baer u. Co., Buchändler und Antiquare in Frankfurt a. M., Paris und London, haben über ihr antiguari- {hes Bücherlager den Lagerkatalog Nr. 126 ausgegeben. Derselbe enthält ein Verzeibniß von 1594 Schriften, die unter 2 Abtheilun- en Gelehr:ten- und Schulgeshichte, Universitätswesen (mit 942

tummern), Pädagogik (mit 652 Nummern) vertheilt sind. Die Schriften der 1. Abtheilung betreffen theils das Scbulwesen, die Wissenschaften, Gelehrtengeschihte, wissenschaftlihe Gesellschaften, Universitäten und Studententhum, sowie Literärgeschichte überhaupt und im Allgemeinen, theils einzelne Wissenschaften ( Astronomie, Recht8geschichte u. \. w.), theils eine Menge einzelner Universitäten (Berlin, Breslau, Bonn, Erlangen, Frankfurt a. O.,, Göttingen, Greifswald, Gießen, Halle, Heidelberg, Helmstedt, Jena, Königsberg, Marburg, Rostock, Wittenberg, Wien, Paris, Dorpat u. \. w.), theils viele einzelne Lehranstalten, Schulen und Lyceezn (in Berlir, Braunsberg, Elberfeld, Grimma, Halle, Kiel, Cöln, Nordbausen, Pforta, Solothurn, Zweibrücken u. #. w.), theils eine große Menge einzelner Theologen (Huß, Lutber, Melanchthon, Zwingli, Calvin, Bugenhagen, Hierony- mus von Prag, Eoban. Hessus, Jul. Pflug, Wikliff, Niemeyer, Spener u. \. w.) und anderer Gelehrter (berühmte Humanisten und Philologen, Historiker, Juristen, Philosophen, Naturforscher u. \. w., wie z. B. Eraëmus v. Rotterdam, Aventin, Alex. v. Humboldt, Ga- lilei, Keppler, Cuvier, Bentley, Gottfr. Hermann, K. Fr. Hermann, Böckh, Fr. A. Wolf, Thiersh, Hemsterhuis, Ottfr. Müller, Joh. v. Müller, Spittler, Schlosser, Gervinus, Savigny, Leibniz, Hegel, Schelling, Jak. Grimm, Wilh. v. Humboldt u. #. w.) insbesondere. Die Schriften der 2. Abtheilung beziehen sich gleichfalls theils auf Erziehung und Unterrichtswesen überhaupt und im Allgemeinen, theils auf eine Menge cinzelner Schuien (Symnasiez, Realschulen, Volks- schulen, Gewerbeschulen) und einzelne Schulmänner insbesondere.

Da bekanntlich die Mehrzahl der im Heere verbreiteten In- struktionsbücher die Invalidenversorgung entweder gar nicht oder ziemlich oberflählich behandelt, fo suht ein Schriftchen, das hierselbst im Verlage von E. S. Mittler u. S. vor Kurzem erschien, diesem längst gefühlten Mangel abzuhelfen. Dasselbe führt den Titel: „Die wichtigsten Bestimmungen über die Pensionirung und Versorgung der Mannschaften vom Feldwebel 2c. ab- wärts, unter besonderer Berücksi&tigung der Grundsätze für die Beseßung der Beamtenstellen vom 25, März 1882, Hülfsbuch bei dem Dienstunterriht der Mannschaften aller Waffen und für das Selbststudium." Dasselbe verfolgt den Zweck, dem Front-Offizier, dem Offizier des Beurlaubtenstandes und dem älteren Unteroffizier die wichtigsten Bestimmungen über die Invalidenversorgung in gedrängter Kürze und leiht verständlicher Form darzubieten.

Die in Leipzig, den 12. Mai cr., erscheinende Nr. 2080 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Aus der Kunstausstellung in Rom: Migtbelangelo - Statue von O. Tabacchi. Das Reiterfest zur Feier des 200 jährigen Jubiläums des württembergischen Ulanen-Negiments König Karl in Stuttgart: Das Jagdrennen. Nach ciner Zeichnung von G. Bunz. P. S.

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Mancini, italienischer Minister des Aeußern. Die neue Turnhalle des deutschen Turnvereins in Prag. Nach einec photographischen Aufnahme, Mariä Himmelfahrt. Gemälde von E. Murillo. (Zweiseitig.) Pfingstbräucbhe. Nach einer Zeichnung von G. Knapp. Johannes Brahms. Der erste Maikäfer. Original- zeichnung von Edwards. Geschenk des Fürsten Bismarck an die (Setreuen von Jever. 2 Figuren. Frauenzeitung: Die dreijährige Glokenvirtuosin Spira. Moden : Promenaden und Besuchstoilette. Polytechnische Mittheilungen: Taschen-Wetterfahne mit Kompaß und Witterungstafel. Boot zum Zusammenklappen. 2 Figuren. Zusammenlegbare Feuerwehrleiter. 2 Figuren. Hundehalsband mit geheimem Verschluß. Gewerbe und Handel.

Das öfterreichischve Finanz-Ministerium hat im Einver- nehmen mit derm österreichischen Handels-Ministertumund der ungarischen Regierung durch Verordnung vom 12, v. M. bestimmt, daß bei der Verzollung von Schwefel säure, welche in eigens eingerichteten Eifenbahnwaggons ohne weitere Umschließung eingeführt wird, dem ermittelten Nettogewicht eine Tara von 15 Prozent zuzuschlagen ist.

Die nächste Börsen-Versammlung zu Essen findet am 16, Mai 1883 im Hotel Höltgen statt.

In der Generalversammlung der Vaterländischen Lene Werds Ae Oa U Ger.

eld wurde die Decharge bezüglich der Rechnungslegung ertheilt und die Vertheilung einer Dividende an die Aktionäre von 9 M pro Aktie beschlossen. Nach dem Bericht der Direktion waren im Jahre 1882 1162 Anträge auf 6908605 #4 Kapital und 2352,30 M jährliher Rente zu erledigen. Hiervon fanden 827 Anträge auf 4 449 105 Æ Kapital und 2652,30 / jährlicher Rente Annahme. Unter Berücksichtigung der Abgänge ergiebt sih ein reiner Zuwachs von 412 Versicherungen mit 2 682 491 Kapital und 1652,30 M jährlicher Reute, wodur sich der Versicberungsbestand bis Ende des Jahres 1882 cuf 5454 Versicherungen mit 25 138954 M Kapital und 16 780,30 A jährliher Rente hob, Die gesammten Einnahmen des Jahres an Prämien, Zinsen 2c. betrugen 1005282 4 und sind gegen das Ver- jahr um 117 367 # gestiegen. Für fällige Versicherungskapitale und Renten waren 157 688 4 zu zahlen resp. zu reserviren. Die Sterblichkeit unter den auf den Todesfall Versicherten verlief um 97 871 6 günstig. Nach Bestreitung sämmtlicher Ausgaben ergaben die Ginnahmen einen Uebershuß von 30393 4; hiecvon erhalten die Aktionâre als Dividende 27 900 A und 3393 M entfallen zur Kapitalreserve, die hierdurch auf 40508 gestiegen ist. Die Aktiva der Gesellshaft haben sib gegen das Vorjahr um 473715 M erhöht und betragen nach Abseßung der für Schadenreserve und div. Kreditoren reservicten Beträge 11 248 711 M

Die Geschäftsberichte der Westdeutschen Versicherungs- Aktieabank zu Essen konstatiren, daß die Häufigkeit und Inten- sität der Brände in Deutschland in einer mäßigen Abnahme begriffen scheine und daß dieser gegen die Vorjahre günstigere Umstand auch der Ban? zu gute gekommen ist. Jn Folge dessen {ließt die Iahres- rechaung mit einem Gewinn von 122 156 4 ab, wovon 30000 M zum Kapitalreservefonds fließen, der dadur auf 253 639,68 (A steigt. Als Dividende kommen 6% vom eingezahlten Kapital, glei 36 K auf die Aktie, zur Vertheilung. Das im Jahre 1882 zum Abschluß gebrachte Versicherunas8kapital betrug 841 331 832 4 gegen 822 565 869 M in 1881, leihwohl hat die am Slusse des Jahres in Kraft ver- bliebene Me e me gegen das Vorjahr eine kleine Einbuße um 2848 153 A erfahren.

Dortmund, 7. Mai. (Essener Ztg.) Jn der Noheisen- industrie ist der Verkehr andauernd wenig belebt, da abgesehen von den größeren Hüttenwerken, die ihren Bedarf quartaliter zu decken pflegen, die Konsumenten immerfort nur die allernothwendigsten Ein-

äufe machen. Unter den bestehenden verhältnifimäßig hohen Noheisen-

preisen leiden die kleinen Walzwerke am meisten, die alle Rohmate- rialien kaufen müssen, während die großen meist selbst im Besitze von Hochöfen sind und sich ihren Bedarf somit ganz oder doch zum großen Theile selbs erblasen. Die Walzwerke sind im Allgemeinen befriedigend beschäftigt, insbesondere aber diejenigen der großen leistungsfäkbigen Aktiengesellshaften, während bei manchen kleinen die Ordres zusammengeschmolzen sind und neue nur \pärlih einlaufen. Ein ganz bedeutender und noch fortwährend zunehmender Bedarf zeigt sch in Façoncisen und Trägecn zu Bau- zwecken, was auf eine sehr rege Bauthätigkeit {ließen läßt. Die be- treffenden Werke sind daher auch mit Aufträgen sehr reichlich versehen und in floitem Betrieb. Auch in Feinblewen mehren ch die Be- stellungen, zum Theil au infolge des lebhaften Bauge\chäfts, in welchem verzinkte Blehe von Jahr zu Jahr größere Berwendung finden. Da- gegen läßt der Bedarf in Kesselblechen na, die deshclb auch im Preife nacgegeben haben. Jn Eisendraht is der Verkehr andauernd befriedigend, do sind die Preise gedrückt. Die Stahlwerke sind durchweg gut beschäftigt, auch noch mit Aufträgen genügend vec!ehen. Die Masfinenfabriken, Waggon- und Lokomotivfabri”en, Kleineisenzeugfabri- ken und Kefselschmieden stud nach wic vor ia befriedigender Thätigkeit.