1883 / 131 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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tritt, empfehlen die Minister für Handel 2c. und des JFnnern dur Cirkularverfügung vom 27. Apcil d. J. den Regierungs- Präsidenten 2c., die Gast- und Schankwirthe son jeßt dur Republikation der Vorschrist dieses Geseßes, sowie in sonst geeigneter Art darauf aufmerksam zu machen, daß sie rechtzeitig die erforderliche Vorbereitung zu tren haben, um sich in ihren Gast- und Schankwirthschaften bis zum 1. Januar 1884 mit vor- shristsmäßigen Schankgesäßen für die Verabreihung von Wein, Obstwein, Most oder Bier (§. 1—3), sowie mit gehö- rig gestempelten Flüssigkeitsmaßen zur Prüfung ihrer Schank- gefäße (8. 4) zu versehen. Für die säumigen Gewerbetrei- benden würden sonst die empfindlihsten Nachtheile eintreten, da vom 1. Januar 1884 ab sämmiliche in den Gast- und Echankwirthshaften zur Verabreihung der fraglichen Ge- tränke dienenden Schankgefäße, welhe die vorschristsmäßige Snhaltsbezeihnung nit tragen, oder sonst den Anforderun- gen des Gestßes nit genügen, ausnahmslos der Einziehung unterliegen.

Du: ch Cirkularerlaß vom 4. März d. J. hat der Minister für Handel und Gewerbe bereits darauf hingewiesen, daß die Bezeichnung der Schankgefäße mit ihrem Sollinhalt nah den Bestimmungen des Geseßes nit den Charakter einer amtlichen Feststellung und Beglaubigung an si trägt, sowie daß die Aichungsämter sich jeder Mitwirkung bei der Ausführung der Bezeichnung der zur Verabreihung von Getränken dienenden Schankgefäße zu enthalten haben, und auch die außerordent- lihe Uebernahme der bezüglihen Arbeiten dur die Aich- meister nur vorübergehend und mit möglichster Beschränkung zu gestatten ist. Den Gast: und Schankwirthen bleibt es da- her überlassen, sich auf beliebige Weise die Bezeichnung der in Rede stehenden Gefäße nit dem Sollinhalt zu verschaffen, wobei es seclbstversländlih ist, daß sie für die Nichtigkeit der Bezeichnung haften.

Nach §. 2 Abs. 2, des Geseßes kann dec Maximalabstand des Füllstrihs vom ‘oberen Rande solcher Schankgefäße, in welchen eine ihrer Natur nach starï {äumende Flüssigkeit verabreiht wird, durch die zuständige höhere Verwal- tungsbehörde über die ebendaselbst Absay 1 als Regel vor- geschriebenen Grenzen hinaus festgestellt werden. Diese Maß- nahme wird für einzelne Gegenden unerläßlih fein, wenn nit für die betheiligten Gewerbetreibenden empfindliche Nachtheile erwachsen sollen.

Unter der Bezeihnung der zuständigen höheren Verwal- tungsbehörde sind mit Rücksicht auf die Bedeutung, welche dem Auédrucke „höbere Verwaltungsbehörde“ in den Reichsgeseßen durhweg beigelegt ist, die Regierungs-Präsidenten, Regierungen vnd Landdrosteien zu verstehen. Diejen Behörden bleibt über- lassen, nah Maßgabe der besonderen Verhältnisse die Zulässigkeit der in Rede stehenden Ausnahme zu prüfen und danach das Er- fordezliche anzuordnen. Es wird den Ministern aver erwünscht sein, von diesen Anordnungen Kenntniß zu erhalten, indem sie si vorbehalten, auf Grund der gemachten Erfahrungen fünstig bestimmte Normen bezüglih der Auswahl der Getränke, sür welche die fraglihen Ausnahmebestimmungen zu treffen sind, und bezüglich des im äußersten Falle zuzulassenden Ab- standes festzuseßen, um eine geroisse Gleihmäßigkeit in dieser Richtung herbeizuführen, À

Vom 1. Januar k J. ab ‘werde: die Lpr2polizeibehörden eine strenge Kontrole über die Ausfüh, = des Besetzes auszuüben und hierbei ihre Prüfung sowol darauf, ob die Schankgefäße die in §. 1 des Geseße2 vorgeschriebene Bezeich- nung ihres Sollinhalts tragen, als auch arauf zu richten laben, ob die Bezeichnung des Sollinhalts innerhalb der in L. 3 des Geseßzes angegebenen Fehlergrenzen dem wirklichen Inhalte der Gefäße entspriht. Die polizeilichen Revisionen werden dadurch erleihtert werden, daß nach §8. 4 des Gesehes die Gasi- und Schankwirthschasten die zur Prüfung der Schankgefäße geeigneten gestempelten Flüssigkeitsmaße bereit zu halten haben.

Ob die Polizeibehörden mit Apparaten auszurüsten sein möchten, welhe es ihnen ermöglichen, durch einfache Manipulationen festzustellen, ob der wirklihe Fnhoit der Schankgefäße sih gegenüber dem angegebenen Sollinhalt in den gesezlih bestimmten Fehlergrenzen hält, darüber bleibt die weitere Bestimmung vorbehalten.

Die Aufforderung des künftigen Darlehns- nehmers an Denjenigen, der bas Darlehn zu geben sich verpflichtet hat, zur Gutschrift der versprohenen Summen fann, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civil- senats, vom 26. April d. J., nicht als eine unbedingte oder bedingte Schuldverschreibung angesehen und als solhe dem für Schuldverschreibungen angeordneten Stempel unter-

worfen werden. Dieser Entscheidung liegt ein Fall zu Grunde, |

in welchem ein Lankinstitut einer Handlung ein Darlehn von 200 000 6 zu gewähren sih verpflichtet hat und diese Hand- lung in eincm Schreiben an das Bankinstitut die Aufforde- rung richtete, ihr die genannten 200 000 Fz im Contocorrent gut zu schreiven. Dieses Schreiben begann mit den Worten : „Auf die von Jhnen heut genonimenen F 200 000“.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Staats-Minister Graf oon Haßfeldt-Wildenburg, ist von dem ihm Allerhöchst bew:lligten Urlaube zurüdlgekchrt und hat die Geschäfte wieder übernomiien.

Baden. Karlsruhe, 6. Juni. (W. T. B.) Der Großherzog und die Großherzogin statteten heute Nachmittag dem Großherzog und der Großherzogin von Mecklenburg-Shwerinü, sowie der GBroßherzogin- Mutter von Mecklenburg-Schwerin in Baden-Baden einen Besuch ab.

Hessen. Dacnstadt, 4. Juni. (Köln. Ztg.) Die Ministerial: Abthcilung für Justizverwaltung hat den Hülfsgerihtss{hreibern, Staatsanwaltsgehülfen, Kanzlei- und Schreibgehülfen die Uebernahme aller Nebenbeschästigungen mit welchen der Bezug von Geld oder Geldeswerth verbunden ist, untersagt. S

Schwarzburg: Sondershausen. Sondershausen, 6. Juni. (W. T. B.) Der Landtag hat heute den Bau der Eisenbahnen Hohenebra—Ebeleven und Gehren— Großbktreitenbah genehmigt. »

Schweiz. Bern, 7. Juni. (W, T. B.) Der A us- \{huß des Nationalraths empfiehlt einstimmig die An- nahme des schweizerisch-italienischen Handelsver- trages. Bei der Ratifizirung foll der Erwartung Aus-

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druck gegeben werden, daß Jtalien während der Dauer des Vertrages den Zoll auf Baumwollfabrikate niht erhöhen werde.

Belgien. Brüssel, 5. Juni. (Köln. Zig.) Heute legte Frère Orban „im Namen des Ministerraths“ (nicht, wie gewöhnlih „im Namen des Königs“) der Deputirten- fammer einen Entwurf vor, wonach das Wahlrecht zu den Provinzial- und Gemeinderäthen Allen zustehen soll, die einen gewissen Bildungsgrad entweder durch ihre ge- sellshaftlize Stellung oder durch eine eigens bestandene Prüfung nachweisen. Auf die Steuerzahlung soll fortan feine Rücksiht mehr genommen und der Census beseitigt werden. Die Vorlage kann als ein Abände- rungsvorshlag zu dem Antrage de Vignes, den der Central- aus\chuß bereits in Händen hat, betrahtet werden. De Vigne ist der Meinung, daß ununterbrochener neunjähriger Shulbesuch zum Wahlrecht befähigen sollte; der Ministerrath hält eine solche Vorbildung für niht genügend und verlangt ausdrüd- lih noch eine Prüfung zur Feststellung des Bildungsgrades von allen, die früher die Elementar-, Mittel- und Fortbil:- dungs\hulen besucht haben. Mit 50 gegen 28 Stimmen wurde die Vorlage dem Centralaus\{huß überwiesen,

6. Juni. (W. T. B.) Jn den Sektionen der Re- präsentantenkammer begann heute die Berathung der neuen Steuervorlagen. Jm Allgemeinen ijt die Stim- mung für dieselben niht günstig.

Großbritannien und AFrland. London, 5. Juni. (Allg. Corr.) Nach den! Angaben der gegenwärtig in London weilenden madagasishen Gesandten ist Mojanga, welhes unlängst von den Franzosen bombardirt wurde, die drittarößte Stadt von Madasgascar und be- treibt einen großen Export- und Jmporthandel mit Großbritannien, Amerika und Jndien. Der Grund, warum der französishe Kommandant Mojanga für den Beginn der Feindseligkeiten auserkor, ist, wie die Gesandtschaft meint, der, daß es thatsächlich die Hauptstadt jenes Landstriches ist, über welchen die Franzosen ein Proteïtorat beanspruchen ; allein die Eingeborenen sind alle der Königia der Hovas treugeblieben und werden im Falle weiterer eFeind- seligkeiten ihre Bundesgenossen fein. Anorvatsanga und Ambadimatia, welhe ebenfalls bombardirt wor- den, sind zwei Handelsstüdte, von denen erstere in lebhaftem Handelsverkehr mit den benachbarten Stämmen steht. Die madagasishen Abgesandten glauben, der französische Admiral werde Tamatave nicht eher beschießen, bis etwaige Friedens- unterhandlungen mit der Königin sh als resultatlos erwiesen haben. Die Königin werde ihre Souveränetätsrechte über die ganze Jnsel vertheidigen. E sind mit Snider- und Remingtongewehren bewaffnet.

6. Zuni. (W. T. B.) Der General-Konsul Malet hat den Posten als englischer Gesandter in Brüssel angenommen, wird jedoch bis zur Ankunst seines Nachfolgers, des Majors Baring, welche im Herbst erfolgt, in Egypten ver- bleiben.

Frankreih. Paris, 6. Juni. (W. T. B.) Der „Courrier du Senegal“ bestätigt, daß fich sämmtliche Jnsurgenten von Cayor unterworfen haben. Der Ansüh- rer derselben, Sambalabe hat die Erlaubniß erhalten, als Privatmann nah Cayor zurüczukehren.

Nach einer dem Superior des Missions-Seminars zu- gegangenen Depesche ist der Missionar Bechet in Tonkin enthauptet worden.

Wie die „Union“ meldet, hat die Bevölkerung von Vezanc y (Departement Ain), nachdem auf Befehl der ober- sten Behörde ein Kreuz entfernt worden war, die ste der Republik in der Mairie gewaltsam zerstört.

Türkei. (W. T. B.) Einer Depesche des „Standard“ aus Konstantinopel zufolge hat daselbst am Sonnabend unter dem Vorsiß des Sultans ein Kabinets-ath statt- gefunden, in welchem in der armenischen Frage eine Note an die Mächte beschlossen worden sei. Die Note rihte sih gegen den Vorschlag der Mächte, wonach die Türkei zur Einführung der Reformen in Armenien genöthigt werde" soll, und führe aus: die Reformen würden kostspielig un® eine befriedigende Ausführung derselben angesichts der gezenwär- tigen Finanzlage unmöglich sein. Die Note verlange daher einen Au;shub, um zunächst die Finanzen entsprehend dem Berliner Vertrage zu reorganisiren

Nußland und Polea, S1. Petersburg, 6. Juni. (W. T. B.) Heute traf hier die Krön ungsdeputc.tion der polnischen Dorfältesten ein, besuchte die Stätte der Katastrophe vom 13. März 1881, begab .fih nah dem Grabe des Kaisers Alexander II. in der Peter-Paul-Kathedrale, ver- richtete daselbst eine Andacht und legte einen Kranz nieder.

Moskau, 6. Juni. (W. T. 3.) Heute wurde dem Kaiser vom Fürsten von Bulgarien im Beisein der hier anwesenden bulgarishen Minister und Deputationen ein fostbares Geschenk überreicht. Der Fürst von Monte- 1egro empfing gestern den Metrepoliten von Moskau und *olomna, Johonnikius und nahm ein ihm von demselben verehrtes Heiligenbild entgegen. Der Fürst dankte vem Me- tropoliten und sprach dabri zugleih seine hohe Freude über die Brüderlichfeir aus, die den Montenegrinern von den Rufsen entgegengebraht werde.

Die Einweihung der Erlöserkirche hat heute nicht staltgefunden, sondern wird erst morgen erfolgen. asi alle Krönungsbotschafter werden sich vor ihrer Nückreise noch auf einige Tage nah St. Petersburg begeben.

7. Juni, früh. (W. T. B.) 7Fn dem anläßlich der Jubiläumsfeier des Preobraschenskishen und des Semenowschen Garde-Regiments erlassenen Tagesbefehl, mittelst dessen den betreffenden Regimenter Jubiläumsfahnen verlichen werden, spricht der Kaiser zu- gleih allen Truppen ohne Ausnahme feine Anerkennung dafür aus, daß sie dur ihre unershütterlihe Ergeben- heit für den Thron und durch ihren glänzenden, selbst- verleugnenden Dienst für das Vater!and im Laufe von 200 Jahren den Ruhm. und die Macht Rußlands mit- begründet und ehrlich und brav das Vermächtniß Peters des Großen ausgeführt haben. Der Kaiser spricht die Ueber- zeugung aus, daß die Treue und das Pflichtgefühl auch ferner in seiner Armee erhalten bleiben werde.

7. Juni, Nachm. 2 Uhr 30 Min. (W. T. B.) Gestern Abend brachte die aus 52 Sängern bestehende deutsche Liedertafel Moskaus dem Kaiser und der Kaiserin eine Serenade im Kreml dar. Die Alierhöhsten Herr- schaften waren im engsten Familienkreise und hörien den eine Stunde währenden Gesangsvorträgen mit großer

Aufmerksamkeit zu. Es wurden im Ganzen 9 Gesänge vorgetragen, darunter das namentlich von der Kaiserin gewünschte Lied: „Wer hat di, du s{höner Wald, auf- gebaut so hoch da droben.“ Eröffnet wurde die Reihe der musikalishen Vorträge mit der dänishen Volkshymne, ges{lossen mit der russishen Volkshymne. Bei dem Schluß dankten die Majestäten dem Dirigenten Professor Malm in der verbindlihsten Weise. Für die Mitglieder der Lieder- are nens darauf in dem anstoßenden Saale ein Souper ervirt.

Zeitungsfstimmeu.

Der „Hamburgische Correspondent“ entnimmt den einleitenden Bemerkungen des so eben erschienenen Berichls der Kieler Handelskammer folgende Stellen:

Was die gegenwärtige Zoli- und Handelspolitik Deutschlands anlangt, so steht die Handelskammer na wie vor auf ihrem früheren Standpunkt und muß diese Politik als für die von ihr vertretenen Interessen vielfah nabtheilig wirkend ansehen. Dennoch begrüßt sie die Thatsache, wie die Reichsregierung die Anstrengungen des Handels zu Gunsten einer Erweiterung des Absatzes industrieller und land- wirth\chaftliher Produkte Deutschlands im Auslande unterstüßt. Besonders erfreulich ist es, daß die auswärtigen Vertreter des Deut- \chen Reiches in so hervorragendem Maße in den Dienst des deut- \chen Handels und der deutshen Industrie gestellt werden. Hoffent- lih wird die Regierung dem auch fernerhin unauégeseßt die größte Aufmerksamkeit zuwenden. Unsere Konsulate können und müssen eben ganz und ausscließlich zu wirthschaftliben Beobachtungsstationen, die si über den gesammten Erdkreis erstrecken, erhoben werden. Ge- rade deshalb, weil Deutschland nit, wie Staaten und Reiche mit Kolo- nialbesitzngen, politishe Zwecke in der Ferne zu verfolgen hat, darf es sich dort den ökonomischen Aufgaben um fo energischer widmen. Jene wirthscaftliden Beobachtungsstationen müssen mit der Ge- wissenhaftigkeit und Regelmäßigkeit der meteorologischen funktioniren Nothwendig ist es z. B., daß die Berichte von allen Hauptorten an bestimmten Terminen erstattet und alsdann ebenfalls zu ganz bestimm- ten Zeitpunkten der Oeffentlichkeit übergeben werden. . Bon der Verbindung des Königlichen Ministeriums für Handel und Gewerbe in ciner Hand mit der Leitung der Auswärtigen Angelegenheiten Preußens und Deutschlands versprechen wir uns auf die Dauer für unser Wirthschaftsleben gedeihlihe Früchte... :

Im „Düsseldorfer Anzeiger“ fizden wir fol- gende gewerbliche Notizen :

Düsseldorf, 31. Mai. Die Lage der Industrie im hiesigen Regierungébezirk ift auch während des Winters im Ganzen eine günstige geblieben. Durchweg waren die Arbeitskräfte voll beschäftigt; die Whne erfuhren. zwar keine wesentlichen Veränderungen, hatten abec mehr eine steigende als fallende Tendenz. Wie die Erträgnisse der Aftiengesellsdaften ergeben, sind die Geschäftsgewinne gestiegen. Der Export des Bezirks ist in erfreulicher Zunahme begriffen. Die hei- mische Industrie erweist sich mehr und mehr fonkurrenzfähig gegen- über der englischen, belgischen und französischen.

Krefeld, 31. Mai. Die Kreselder Seiden- und Sammkt- industrie hat au im verflossenen Jahre cinen weiteren Aufschwung genommen. Die Summe der vom Krefelder Bezirk verkauften Seiden- und Sammtwaaren stieg von 76 528 590 4. im Jahr 1881 auf 83 927 136 6 im Jahre 1882, Am meisten stieg der Absaß im Snlande, nah Nordamerika und Frankreich, während der Absaÿz na England und Oesterreich etwas fank. An Weblöhnen wurden im Krefelder Bezirk verausgabt 1881: 15989 078 # und 1822: 17 773 384 Æ Dies ergiebt cine Steigerung des Durwschnitis- lohnes für alle beschäftigten Stühle von 483 auf 498 M Die Lage der Spinnereien und Webereien im Gladbacher Bezirk ist im vergangenen Winter eine recht günstige gewesen. Die Nach- frage nach Garn war eine sehr starke. Jn Rheydt wurden zwei neue Waterspinnereien in Betrieb geseßt, in verschiedenen Spinnereien des Bezinks haben Erweiterungen stattgefunden, so daß die Spindelzahl des Bezirks um etwa 1400 ver- mehrt worven ist. Alle Spinnereien, Weiß-, Nessel- und Bunt- webereien waren voll und lohnend beschäftigt. Nur im März erfuhren die Buntwebereien einen Rückgang der Waarenpreise, indem die Nachfrage der zur Zeit überfüllten überseeischen Märkte nacließ. Die Spinn- und Weblöhne, welche {on bisher ausfömms- lid waren. haben noch eine kleine Steigerung erfahren. Die Tuch- fabrifen des Düsseldorfer Bezirks waren in so regem Betriebe, daß fie zur Bewältigung der großen Aufträge aus Nordamerika zeiiweise mit Ueberstunden arbeiten mußten. -

Das „Deutsche Wollengewerbe“ veröffentlicht den Schluß des Jahresberichts der Handelskammer zu Gera. Jn demjelben findet sich folgende Stelle:

Und merkwürdigerweise muß zuglei bestätigt werden, daß die Lieferungen an deutsche Grossisten, weil zu den gedrücktesten Preiscn abgeslossen, regelmäßig den Fabrikanten cinen noch viel geringeren Nutzen ließen als die Geschäfte mit ausländischen Käufern ! Troß des Schußes, welcher mittels der Zölle der deutschen Industrie gewährt werden könnte, bringt es sonach die eigene Konkurrenz fertig, daß das inländische Publikum von ihr noch billiger versorgt wird, als das ausländische. Diese Thatsache mag zugleich als Beweis dafür dienen , daß soweit die hier besprochene Industrie in Frage kommt die vor einigen Jahren eingeführten Zollerhöhungen keine Nachtheile für das konsumirende Publikum herbeigeführt haben.

„Steins deutshe Correspondenz“ folgende Reflexionen über daé Krankenkassengcseß:

Nun ist es also fertig, dieses wicbtige Gese, und es bedarf zu seiner Promulgirung nur noch des Kaisers Unterschrift. Gs mwâre müßig sich in Kritikea zu ergehen, ob der eine oder andere seiner Paragraphen so oder anders gefaßt scin sollte; es hat ja die Majorität unserer Volksvertretung Alles so und niht anders bestimmt, und \chließlih wurde das ganze Gese mit einer wahrhaft Achtung gebietenden Majorität angenommen.

Was man auch gegen einzelne Bestimmungen einwenden möge, so muß man erst die Gesammtwirkungen abwarten, bevor man ein Verdikt fällen kann. Zudem if es wahrlich keine Kleinigeit sich über das Ganze dieses Gesetzes jeßt {on ein Urtheil zu bilden, da dasselbe a‘s etwas ganz Neues, sür unsere seitherigen Verhältnisse völlig Ungewöhntes, in Erscheinung tritt. Wir werden wohl erst in einigen Jahren erfahren, ob diese große sozialpolitische Aktion der Regierung wirklich das beabsichtigte Heil im vollen Maße stiften wird.

Gs hat lange und sehr unerquickliche Verhandlungen gekostet, ehe dieses Gesetz fertig wurde, aber der gegenwärtige Reichstag hat ch damit einen großen Denkstein gesetzt. Die Hauptgrundlagen der Regierungsvorlage sind im Allgemeinen unerschüttert geblieben, und sollte sich nun etwa die Nothwendigkeit zu nebensächlihen Abânde- rungen ergeben, so ist ja die parlamentarische Geseßzesmaschine immer bei der Hand, und können durch sie alle sich in der Praxis etwa her- aussftellenden Mängel ras beseitigt werden.

Daß die Regierung mit dem Zustandekommen dieses Gesetzes einen ungeheuren Sieg über ihre Gegner errungen hat, ist Jedermann und au Jenen verständlih, deren Interesse in letzter Zeit für alle parlamentarishen Verhandlungen abgenommen hat. . :

Die Annahme, daß si die Regierung durch dieses, ihrer etgenen Snitiative entsprungene Gese einen großen Stein ins Brett gesetzt hat beim ganzen Volke, und namentlih bei der Arbeiterparteti, wird ich jedenfalls schon bei den nächsten Wahlen als richtig heraus|tellen. Wir wollten nur wünschen, daß es ihr gelingen möchte, au das Unfallversicherungsgesetz und die Alters- und Invaliditätsversorgungs- fassen recht bald durchzubringen. Wir sind der Meinung, daz sich die Regierung durchaus nicht an der großen

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Opposition stoßen sollte, wel@æer ihre desfallsigen Vor- lagen begegneten. Die Hauptfache ift, daß überhaupt Etwas zu Stande kommt; stellen sid die vom Reichstage und bezw. von seinen sih fortwährend versiebenden Parteigruppen beliebten Aenderungen in der Praxis als hemmend oder unzureihend heraus, fo wird si bei den nächsten Wahlen um desto sicherer eine regierungsfreundliche Majorität bilden, da dann ja Allewelt darauf hinarbeiten wird, jene Elemente aus dem Reicbétage zu entfernen, wel®e in unseliger Oppo- sition beharren, und zum Schaden des Ganzen beigetragen babea.

i In leßterer Beziehung haben wir es immer gerne gesehen, wenn bei wihtigen Paragraphen eine Stimmenauszählung beliebt wurde. Man fann dadur seinerzeit dem Volke seine Wohblthäcr wie die Feinde seiner Interessen um desto sicherer aufzählen. Was aber auch werden möge jene Hunderttaufende und Millionen von Ar- beitern, denen diese neuen Gesetze zu Gute fkommen, wissen berei1s Gon au# den Berathungen des Krankenkassengeseßzes und bezw. aus der Abstimmung über dasselbe, wo sie ihre wirklicken Freunde zu suchen haben, unter diefen werden sie die Namen der Herren Richter und Genossen nicht aufgeführt finden, und diesen Herren wird daher auch der Dank Derer nicht zu Eute kommen, die dur diese Geseße vom Elerde und von der totalen Verkümmerung dur die eingreifende Hand des Staates gcrettet worden sein werden.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 30, Inhalt: Verfügungen: vom 4. Juni 1883. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wengerchr—Berncastel.

M inisterial-Blatt für die gesammte innere Ver- waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 5. Fnhalt : Allgemeine Verwaltungssachen. Zulassung von Obligatio- ven der Prioritätsanleihen der Berlin-Potêdam-Magdeburger, der Berlin-Görlitßzer und der Homburger Cisenbahn zur Bestellung von Amtskautionen. Behörden und Beamte. Vernehmung von Bes amten als Sachverständige in Civilprozeß- und Strafsachen. Ver- wendung der einem suspendirten Beamten cinbehaltenen Gehalts- hälfte zu Vertretungskosten. Unterricht8sangelegenheiten. Einrich- tung der bei den höheren Schulen bestehenden Vorshulen. Medi- zinalangelegenheiten. Vollständigkeit der Physikatsatteste über Unter- fuchung von Gensd’armen behufs Begründung ihrer Pen- sionirung. Verwaltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Verein . Knabenhort“ Beschäftigung von Kindern während der s\chulfreien Zeit. Polizeiverwaltung. Sein Allgemeinen. Ueberführung niederländisher Staatsangehöriger nach den Niederlanden. Gewerbepolizei. Unterweisung von Beamten iber Handhabung des Abelschen Petroleumprobers. Gefängniß- wesen, Straf- und Besserungëeanstalten. Verfahren bei &ntlafsung geisteskranker Gefangenen. Verwaltu-g der öffentlichen Arbeiten und Eisenbahnen. Verrechnung der Kosten der Stellvertretung von Unter- und Subalternbeamten der allgemeinen Bauverwaltung.

Zahlung der Vergütungen der Baubeamten für olle im staatiidben Auftrage ausgeführten dienstlichen Verrichtungen, sofern deren Zah- lung Privaten, Korporationen und sonstigen Interessenten obliegt. -— Verwaltung für Landwirthschaft, Dowäncn und Forsten, Ernennung der Aspiranten des Forstverwaltungsdienstes zu „Forstrefcrendaren“ bezw. „Forstassessoren*. Bildungsgang der bei den Auseinander-

fetzung8behörden beschäftigten Vermessungsbeannten.

Statistische Nachrichten.

Das Ayrilhbeft der Statistik des Deutschen Reichs enthält in Bezug auf die Statistik des Waarenverkehrs des deutschen Zoll- geliets, außer den Uebersichten über die Einfuhr und Ausfuhr der wichtigeren Waarenartikel für den Monat April und die Zeit vom 1. Januar bis Ende April des laufenden Jahres, für das Jahr 1882 die Uebersichten über bie unmittelbare Durchfuhr fremder Waaren durch das deutsche Zollgebiet, sowie über die unmittelbare Durchfuhr dur angrerzende Staaten von Waaren, welche ins deutsche Zollgebiet ein- bezw. von da ausgeführt sind. Nach der Uebersicht über die (Finfuhr und Ausfuhr der wich- tigeren Waarenartikel für den Monat April des laufenden Jahres hat die Ausfuhr von Eisen, Eisenwaaren und Maschinen im Verçleih zum Monat April des Vorjahres fehr erheblich zuge- nommen. In der nachstehenden Tabelle find die bezüglichen Zahlen in der Weise zusammengestellt, daß die zur Ausfuhr gelangten Artikel der Eisenindustrie in fünf große Gruppen geordnet sind. Es betrug

Deutscblands Cisenausfuhr in Doppelcentnern :

N K. Cisenbahn- A Material- schienen, eisen eisen Laschen,

| Schwellen 267 063 403 570 182 348 220 505 321 528 125 982

Andere Mag- tfen- O Gise {chinen

waaren 140 595 79 296 66 737

117 890

im April

S R i. April 1883 also mehr . 46558 82 042 56 366 22 705 12 559 _ Belangreich is insbesondere die Mehrausfuhr bei Roheisen, Eisen- bahnschienen, Eisenbahnlashen und Schwellen, rohen Cisenplatten und -Blecen, Eisendraht, eisernen Brückenbcstandtheilen und Draht- stiften ewesen. Von Roheisen gingen größere Mengen nah Ruß- land, Oesterreich-Ungarn, Frankrei, Belgien und Italien ; von Cisen- bahnschienen, Eisenbahnlaschen und Schwellen nach Dänemark, Oesterreich-Ungarn, Spanien, nah der Schweiz und den Niederlanden ; von rohen Eisenplatten und «Blechen nah Bremen, Rußland und Italien; von Cisendraht nah Bremen, Belgien, Großbritannien, Ftalien, den Niederlanden, Vereinigten Staaten von Amerika und nah der argentiniswen Republik. Die Getreideeinfuhr war im April d. I. erheblich geringer als im Monat April des Vorjahrs. Werden von der Einfuhr des laufenden Jahres die für Mühlen- lager na dem Reichsgeseß vom 23. Juni v. J. ohne Zollertrihtung abgelassenen Getreidemengen abgesetzt, was zum Zweck des Vergleichs geshehen muß, da die für Mühlen zum Vermahlen und zur Ausfuhr der gewonnenen Fabrikate bestim:nten ausländischen Getreidemengen im Monat April des Vorjahres nicht unter der Einfuhr in den freien Verkehr nachgewiesen sind, so ergeben sich bei Weizen, Buchweizen und Malz nur unbedeutende Mehreinfubren im Betrage von 1422 bezw. 999 und 2112 Doppelcentnern (D. C.), dagegen erhebliche Min- dereinfuhren bei : Roggen (— 239 419 D. C.), Hafer (— 287 661 D. C.), Hülserfrühten (— 2103 D. C.), Gerste (— 60772 D. C.) und Mais (— 13 533 D. C.). Ueberaus groß war die Ausfuhr von Kar- toffeln in dem in Frage stehenden Zeitraum. Dieselbe betrug 942888 D. C. gegen nur 149093 D. C. im Monat April des Vor- jahres. Vom 1 Januar bis Ende Ayril l. J. find 1701435 D. C. gegen 467 708 D. C. Kartoffeln im gleichen Zeitraum des Vorjahres ausgeführt worden. Hauptabnehmer für Deutschland ist in dieser Frucht Großbritannien; doch sind im April l. F. auch beträcbtlich größere Mengen von Kartoffeln nach Dänemark, Schweden, Nor- wegen, Desterreich-U:garn, Frankreih und nah der Schweiz aus- geführt worden.

_ Die übersceishe Auswanderung aus Deutschland, soweit dieselbe über deutsche Häfen und Antwerpen geht, ist in den vier ersten Monaten des laufenden Jahres gegen diejenige im ent- sprechenden Zeitraum des Vorjahres erheblih zurückgeblieben. Nach Angabe des Statistischen Amtes wurden über deutshe Häfen und Antwerpen vom 1. Januar bis (Ende April d. F. 55 629 deutsche Auswanderer befördert; im Vorjahre hingegen 74787; im Monat April allein betrug die Beförderung im Borjahre 33 194, in diesem Jahre nur 27 338. Der April pflegt unter allen Monaten die \tärk- sten Auswandererzahlen aufzuweisen.

__— Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu- direnden an der Königlichen vereinigten Fricdrichs- Antversität Halle- Wittenberg im Sommersemester 1883. Im Wintersemester 1882/83 sind immatrikulirt gewesen 1416, nah Aufstellung der betreffenden Nachweise wurden noch imma-

trikulirt 9, zusammen 1425. Davon sind abaegangen 397, es sind demnach geblieben 1028. Dazu find in diesem Semester gekommen 386. Die Gesammtzabl der immatrikulirten Studirenden beträgt daber 1414. Die theologiscbe Fakultät zählt Preußen 42d, Nichtpreußen 63, zusammen 488, Die iuristishe Fakultät zählt Preußen 91, Nichtpreußen 7, zusammen 98. Die medizinische Fa- kultät zählt Preußen 201, Nichtpreußen 31, zusammen 232. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 338, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife auf Grund des S. 3 der Vorschriften vom 1. Oftober 1879 129, zusammen 467, e. Niht- preußen 129, zusammen 596. Jm Ganzen 1414. Außer diesen im- matrifkulirten Studirenden besuchen die Universität als Hospitanten 35. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1449,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die gute Aufnahme, welche das Annnaire diplomatique et consulaire des Etats. des Deux Mondes (Verlag von Justus Perthcs in Gotha) im vorigen Jahre gefunden hat, ift für die Redaktion des Gothaisben Hofkalerders die Veranlassung ge- worden, das kleine elegante Buch jeßt zum zweitenmal in erncuter Auflage erscheinen zu lassen. Die Anordnung des Materials ift die- selbe geblieben: Der erste Theil umfaßt sämmtliche diplomatischen Corps «aller Staaten in olphabetisber Reibenfolge geordnet, so daß der Leser z. B. unter dec Ueberschrift „Allemagne“ sämmtliche Bot- schafter, Gesandte, Legationssekretäre, Attachés 2c. des Deutschen Reichs im Auslande übersichtlich geordnet zusammen findet. Der zweite Theil umfaßt ir. alphabetisber Reihenfolge der Staaten das gesammte diplomatishe und Konsular-Corps, wie es sich innerhalb der verscicdenen Länder findet, so daß hier z. B. unter der Ueberschrift „Allemagne* alle Botschafter, Gesandten, S-kre- târe 2c., sowie alle Genzral-Konsuln, Konsuln, Vize-Konsuln 2c. zu- sammengestellt sind, welche die fremden Saaten bei dem Deutschen Reiche vertreten. Dann ist noch ein alpkabetiswes Verzeichniß des gesammten diplomatischen Corps hinzugefügr, welches fo eingerichtet ist, daß der Leser bei einem jeden Namen die Seitenzahlen angegeben findet, wo er sich über die Stellung und den Aufenthaltsort des Be- treffenden unterrichten faan. Endlich sind farbige Darstellurgen der Flaggen aller Nationen als eine nützliche Beigabe zu erwäl zen. Das Buch wird nicht nur Diplomaten und Konsuln, fondern auch allen Denjenigen, welche mit dem Auslande zu thun haben, praktische Dienste leisten.

Im Verlage von I. I. Weber in Leipzig erschien und ift durch alle Buchhandlungen zu beziehen: „Bäder-Lerikon, Darstellung aller bekannten Bäder, Heilquellen, Wasserheilanstalten und klimati- \{en Kurorte Europas und des nördlichen Afrikas in mcedizinischer, tovographischcr, öfonomischer und finanzieller Beziehung. Für Aerzte und Kurbedürftige.“ Von Dr. med. Robert Flechsig, Königlich sächsischer Geh. Hofrath und Königlicher Brunnenarzt in Bad Eister. (40 Bogen kl. 8. Jn Orig.-Einband 5 1) Der Verfasser, welcher seit 28 Jahren den balneologishen Theil der „Schmidtschen Jahr- bücher“ bearbeitet und durch seine eigene langjährige ärztliche Thätig- keit und Erfahrung mit den Bedürfnissen des praktischen Arztes sowie denen der Kurgebrauchenden vertraut ist, dürfte wobl zur Her- ausgake dieses Lexikons als besonders befähiat angesehen werden. Das Werk if das Ergebniß Jahre langen Sammelns und Sichtens aller einschlägigen Literatur und beruht zum nicht geringen Theil auf persörlicer Kenntnißnahme der betreffenden RKur- orte selbst. ches ift durchaus ¿weckmäßig. In einem allgemein, 140 Seiten umfassenden Theil, welcher die Balneotheravie, die Hydrotherapie und die Klimatotherapic behandelt und ein alphabetisch geordnetes Verzeichniß der wichtigeren chroni-

\chea Krenkheittformen in ihrer Beziehung zur Therapie nach empi-

rishen Indikationen enthält, legt der Verfasser seinen wissenschaft- lichen Standpunkt dar und feßt den Leser in den Stand, sich selbst ein Urtheil über den Werth üker die Angaben zu bilden, wehe Seitens der verschiedenen Kurorte über deren Kurmittel gemacht werden. Gleichzeitig sind dvadurch Wiederholungen in dem speztellen Theil vermicden worden, dem Bäder-Lerikon, welhes in Betreff aller bekannten, sel außereuropäishen Bädern und Kur- orie, wie Alexandrien, Algier, Cairo, Über Wohnungs- verhältnisse, Verpflegung , Klima, Kuraufmnand , Preise, Entfernung, Reiseroute, ärztlihes Personal, Frequenz und Kurmittel in objektiver Weise Auskunft giebt. Bei der Bedeutung, welcbe die Balneotherapie erlangt hat, wird dieser Rathgeber allen Aerzten will- fommen sein, aber au all den zahlreiwen Familien, die nicht Heîi- lung von Leiden, sondern nur Erkolung im Gebirge oder a1 der See suchen. Da in dem allgemeinen Theil die Bäder na ihrer theraveu- tishen Bedeutung, in dem Bâäder-Lexikon aber alphabetisch geordnet sind, so ist die Jnformirung über jedes einzelne Bad, und dur das Verzeichniß der Krankßeitsformen mit Angabe der entsprechenden Bâder auch die Auswahl unter den leßteren sehr erleichtert. Ausstattung des Buchs is} so sauber wie die aller Werke des J. Webcerschen Verlags.

Von dem Practwerk „Die deutsche Kaiserstadt Berlin und ihre Umgebung, gescbildert von Marx Ring, mit 300 Jllustrationen (Verlag von Heinrih Schmidt und Carl Günther in Leipzig) ist in rascher Folge die 12. Leferung (je 1 4.) erschienen, die den Leser durch die Kunstschätze des alten Museums nach dem Neuen Museum und der National-Gallerie führt. Von den Kunstschätzen werden wi-der einige in vortrefflichen Bildern vorgeführt, wie die Hekategruvpe der Pergamenischen Skulpturen und der Johannes von Michel Angelo; von den Gemälden: 2 Tafeln des Genter Altars von den Brüdern Eyck, Christuë und Johannes von Rubens, Lavinia von Tizian, die Hunnenschlacht von Kaulbach, einiges aus dem Hildes- h.imer Silberfund, cin Blatt aus der Hamilton-SZammlung u. A. Als Vollbilder sind die National-Gallerie und das Treppenhaus bei- gegeben. Die s{öne Ausstattung des Werks entspricht vem gediege- nen Inhalt.

-— Die in Leipzig den 9. d. Mts, erscheinende Nr. 2084 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Das Panorama auf der Hygieine-Auësstellung in Berlin. Original- zeichnung von G. Broling. Die Krönungsfeterlichkeiten in Moskau. 2 Abbildungen. Nach Zeichnungen unseres Spezialzeibners Henry Cumming : 1) Fahrt des russiswen Kaiserpaars vom Bahnhof nach dem Petrowsky-Palast. 2) Die Begrüßung des russischen Kaiserpaars an der Iberischen Kapelle. Der Neuenburger Ürwald in Olden- burg. Originalzeichnung von F. Lindner. Frau Friedrih-Materna. Eine deutsche Kolonie im Norden Canadas. Nach einer Zeichnung von S. Arndt. Das am 15. Mai eingeweihte Feierabendhaus für deutsche Lehrerinnen (Wilhelm-Augusta-Stift) zu Gandersheim. Plauderstünd{cn. Gemälde von Karl Raupp. Das neue große russische Staatëswappen. Frauenzeitung: Frau Hedwig Reicher- Kindermann, f am 2. Juni. Polytecnishe Mittheilungen : Coo- mans Wasservelociped. Nach ciner Zeichnung von Leo v. Elliot. Ein neuer Zaum für Reiter. Moden: Sommeranzug von Sammt und Batist.

Schwerin, 3. Juni. Zur Erinnerung an den Hochseligen Großherzog Friedrich Franz Il]. sind hier kurz vor Pfingsten zwei Broschüren veröffentlicht worden. Die eine derselben erschien im Verlage des Herautgebers der hiesigen „Mecklenburgischen Landesnachrichten“ unter dem Titel „Großherzog Friedrich Franz 11. von Mecklenburg-Schwerin. Ein Gedenkblatt.“ (75 S. gr. 8.) Dies- selbe enthält einen kurzen, namentlich die Regierungsthätigkeit des verewigten Fürsten in Bezug auf die inneren Landesangelegenheiten gut würdigenden Lebensgabriß des Dahingescbiedenen fowie eine chrono- logish geordnete Zusammenstellung der trefflihen Berichie, welche das oben genannte Blatt über die leßte Krankheit, den Tod und die Beisezung des Großherzogs brachte. Die zweite Schrift kam in Verlage der hiesigen Stillersben Hofbuchhandlung heraus. Sie ift der Frau Großherzogin Marie gewidmet und nennt si: „Per aspera ad astra“. Leben, Wirken und Hecimgang weiland Sr. Königlichen Hoheit Friedri Franz 11, regierenden Großherzogs von Mecklen- burg (139 S. 8). Die Arbeit, welche in verschiedenen Partien mit der erstgenannten älteren Publikation große Achnlichkeit zeigt, zerfällt in sechs Kapitel; „Friedrich Franz als Prinz“ (p. 13-=—26),

„Der Fürst und Regent“ (S. 27—52), „Der Fürst und Feldherr“ (p. 53—70), „Der Christ und Hausvater“ (S. 71—86), „Das Sterbelager“ (p. 87—112) und „Die Beisezung“ (p. 113—139). Das Vorwort is ein Wiederabdruck des von ter Verlagsbuchhand- lung son vor dem Erscheinen der Broschüre versandten Prospekts. Ausftattung, Druck und Papier der nicht fehlerlosen Skizze, lassen nichts zu wünschen übrig. Endlich ist noch binzuzufügen, daß eine Publikation zum 60. Geburtstage des Heimgegangenen Großherzogs (28. Februar 1883), welche von dem Referve-Lieutenant Graßmann in Hagenow herrührt, Ende April in zweiter Auflage erschien. Die Daten aus dem Leben des Großherzogs sind ir der neuen Ausgabe bis zum Tode Sr. Königlichen Hoheit (15. April) fortgeführt.

Gewerbe und Handel.

Danzig, 7. Juni. (W. T. B.) Die Einnahmea der Marien- burg-Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Mai 139217 4, mithin weniger als im felben Zeitraum des vorigen Jahres 180 690 4A

Breslau, 6. Juni. (W. T. B) Die Einnahmen der RNecbte-Oder-Ufer-Eisenbahn betrugen nach vorläufiger Fest- stellung im Monat Mai d. I.: 1) im Personen- und Gepäckvoerkehr 124290 Æ# 2) im Güter- und WViehverkehr 634430 K, 3) außerdem 70000 4, mithin in Summa 828720 (A Nach der definitiven Feststellung pro Monat Mai 1882 beliefen sich die Einnahmen ad 1) auf 120251, ad 2) auf 623570, ad 3) auf 64 000 4, in Summa 807821 4; mithin ergaben die Ein- nahmen »ro Monat Mai d. J. ad 1) 4039 4 mehr, ad 2) 10 860 6 mehr, ad 3) 6000 Æ mehr, in Summa mehr 20 899 M. Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis ult. Mai 1883 be- trugen 4 300 320 Æ, ergaben mithin gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres eine Mehreinnahme von 361 765 M.

Breslau 6, unt (W. T B) Wollmarll, (Bors bericht.) Die Anfuhren zum offenen Markt sind gegen das Vor- jahr no& mäßige; auf den Lägern kommt die Wolle bisher langsam an, die Wäschen find gut. Unter den Käufern befinden si ein eng- lisher sowie rheinishe und SBörlißer Fabrikanten ; Kommissionäre aus Frankreich und Schweden sind am Platze. Für morgen wird das Gros der Käufer und ein regeres Lagergeschäft erwartet.

M.-Gladbacch, 28. Mai. Die dreizechnte ordentlibe General- versammlung der Rheinisch - Westfälishen Rückversiche- rungs-Aktiengesellschaft wurde in Anwesenheit von 18 Aktio- nären, welche 811 Stimmen vertraten, eröffnet. Aus dem Bericht des Vorsißenden ging zunächst die für die Gesellschaft überaus wich- tige Thatsache hervor, daß die in der außerordentlichen Generalver- fammlung vom 23. Mai 1882 bescblossene finanzielle Rekonstruktion der Gesellshaft, durch Einforderung einer baaren Nachsbußzahlung von 450 000 M, sih ohne irgend welche Schwierigkeiten vollzogen hat, und ferner, daß die in der außerordentlichen Generalversammlung vom 29. Suli 1882 beschlossene Reduktion des Grundkapitals von 3 069 000 M auf 2 400000 bereits mittelst Neskcipts vom 6. De- zember 1882 die Genehmigung der Königlichen Staatsrégierung er- halten hat, so daß die Gesellschaft in die angenehme Lage verseßt war, {on das Jahr 1882 wieder mit einem intakten Grundkapital von 2400 000 M. beschließen zu fönren.

Die Tranéportbranhe \{chloß mit einem Nettoverluste von 27 676 M 97 FZ ab, Der nit unerhebliche Rückgang der Prämien- einnabme pro #882, wie überhaupt das unbefriedigende Geschäfts- resultat der Transportbranche pro 1882 sind nach dem Bericht auf die große Konkurrenz und auf das ungünstige Wetter des Jahres 1882 zurückzuführen, welches letztere größere Schäden, als in den Vorjahren, verursachte.

Die Feuerbranche der Rheinisch-Westfälisben Rückversiche- rungs-AktiengeselU\{ft erzielte im Jahre 1882 eine Prämieneinnahme von 687 373 M 43 4, wozu an Prämien- und Schadenreserve aus 1881 hinzukamen 159745 A 46 -.

Die Ausgaben betrugen 567 592 4 75 & an Retrocessions- vrämien, 60502 K 07 &4 an Schäden, abzüglih der Antheile der Retrocessionäre, und 61105 4 83 S an Provision, Verwaltungs- und Organisationskosten, ebenfalls abzüglich des Antheils der Retro- cessionäre. Für s{hwebende Schäden und Prämienreserve wurden ultimo 1882 reservirt 237 588 M 39 ß, wovon auf die Antheile der Retroc?ssionäre 118 676 A 80 - entfallen. Ueberhaupt {loß die Feuerbranche mit einem Nettogewinn von 21800 #4 50 9 ab.

Die Verwaltung hob mit Befriedigung hervor, daß nach weiterer gründlicher Purifikation des Geschäfts im Laufe des Jahres 1882 dasselbe nunmehr beinahe ausscbließlib aus Alimenten der soliden deutschen Feuerversicberungs - Gesellschaften bestehe, so daß eine dauernde Prosperität der Feuerbrance gesicerter als seither erscheine.

Die Gesammteinnahmen der Gesellschaft betragen einsch{ließlich 12 611,05 Æ an Erträgen aus Geldanlagen, Policegeldern und Aktien- Umscreibungs8gebühren 2315 040,90 #6 und die Gesammtausgabe incl, 454,36 M Abschreibung auf Mobilien 1 847 467,69 4, wonach ein Brutto-Ueberschuß verblieb von 467 573,21 A Gegen diefen Brutto-Ueberschuß kommen in Anrechnung die Schaden- und Prämien- reserve für 1882 mit netto 473 449,38 4, so daß sich für das ver- flossene Jahr ein Verlust von 5876,17 4 ergab, welcher dem Kapital- rejervefonds von 84 751,64 M. entnommen worden ist, der nunmehr 78 875,47 M beträgt.

Di: Garantiemirtel der Gesellschaft betragen demnach pro 1883 : a. Grundkapital 2 400009 M, b. Kapitalreserve 78 875 M 47 S, c. Prämien- und Schadenreserve netto 473 449 4 38 -§, zusamra1en 9 952 324 M4. 85 H Z. Im laufenden Geschäftsjahre können die Ergebnisse der Transportbranche in den ersten vier Monaten als durchaus befriedigend, in ver Feuerrückversiherungsbranche als recht günstige bezeihnet werden.

_ Nürnberg, 6. Juni. (Hopfenbericht von Leopold Held) Bei ruhigem Geschäftsganç ist die Stimmung am Hopfenmarkte eine sehr feste. Der auf nur noch etwa 800 Ballen geschäßte Lagerbestand in den Kommissionélagern am Markte besteht fast aus\chließlich aus mehr oder weniger gelben Hopfen, denn was von grüner Waare an- fommt und zu den gegenwär*igen Preisen ausgeboten wird, gelangt stets bald zum Vertauf. Die Ziffern der Umsätze der letzten Tage {hwank- ten zwischen 30 und 50 Ballen pro Tag. Gezahlt wird für wirkliche Prima 409—415 M. für gute grüne Mittelwaare 365—335 H. und für leite farbige Hopfen 330—-=-360 H, je nah Qualität. _BDvreoden, c Uni, ŒW. L B) In der heute stattgehabten außerordentlichen Generalversammlung der Dresdner Bank, auf deren Tageêordnung in der Hauptsahe die în Folge der Kavitals8- erhöhung nothwendigen Statutenänderungen standen, wurden sämmtliche Vorlagen ver Verwaltung einstimmig und ohre Debatte angenommen.

London, 6. Juni. (W. T. B) Bei der gestrigen Woll-

auktion. waren Preise unverändert.

Verkehrs8-Anftalten.

Hamburg, 7. Juni, (W. T. B) Der Postdamp]ser „Saronia“ der Hamburg-Amerikanischen Paclketfahrt- Aktiengesellschaft hat, von Westindien kommend, gestern die Scilly-Jnf\eln pasfirt.

New-York, 6. Juni. (W. T. B) Der Dampfer „France“ von der National-Dampfscchiffs8-Compagnie (E. Messingsche Linie) ist beute hier angekommen.

Berlin, 7. Juni 1883.

Konsulatsberichte. Ernteaussichten in den Vereinigten Staaten.

New-York, 15. Mai. Auf Grund der von dem Departement of Agricultare zu Washington über den Stand des Winterweizens am 10. d. M. publizirten Nachrichten wird die Beschaffenheit des Winter- weizens auf 83!/2 veranschlagt. Für einzelne Staaten,