1883 / 136 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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tiscke Nervenrciz, dem äbnli, wenn wir ein Bild von Rubens sehen, wenn wir von Wagners Tönen crgriffen werden, wenn uns Milton den Kampf und die Wuth der gefallenen Engel scildert. Ueber den Werth der Pergamonfunde sagt er: Sie haben die alt- grieœisbe Kunst besser kennen gelehrt, das Bild der Zeit des Phidias verrollständigt, nit ohne einigen Sctatten, der Wissenschaft große Dienste geleistet. Die Funde von Pergamon haben ein ganz neues Licht angezündet, welches eine hohe, großentheils originelle Kunstblütbe beleutet und gezeigt, was die verineintlich auêgearteten leßten Jahr- hunderte na Alexander vermochten, und dabei habe die ganze Er- werbung, einschließlich des Trarsports, rund 120000 Æ, d. h. weni- ger als das „berühmte“ Bild von Rubeas gekostet. Die kleine dur viele geistvolle Aperçus für den Kunrstfreund hôchbft anregende Schrift ist im Verlage von T. O. Weigel in Leipzig erschienen. (Pr. 1 A)

Von dem im Verlage von G. Freytag in Leipzig und F. Tempsky in Prag erscheinenden großen Werke „Das Wissen der Gegenwart“ liegen zwei neue Bände, der XII. und X1I1. vor. Der erstere betitelt si „Licht und Wärme“, von E. Gerland, und entwickelt diesen Theil der Physik in gemeinverständliber Weise bis zu den neuesten Entdeckungen. Einer kurzen orientirenden Betrach- tung über das gegenseitige Verhältniß von Licht und Wärme läßt der Autor zwei Hauptabschnitte über diese beiden hobwichtigen Existenz- bedingungen aller organishen Wesen folgen. Darlegungen der Licht- quellen und Schatten folgen eingehend? Belehrungen über die Re- flcrions- und Brebungéersceinungen, über die Natur des Auges und den Vorgang des Sehens, über die Einrichtung des Fernrohrs und des Mikroskops, über die Wellenbewegungen des Lichts, ferner eine vollständige Farbenlehre und die Erklärung der Speftralanalyse und ibrer Anwendungen. Der Abschnitt: Die „Wärme* enthält Kapitel über die „Körperauëdehnung durch die Wärme“, über „strahlende Wärme“, „Wärmeleiturg unt spezifishe Wärme", „Irdische Quellen der Wärme“, „Das Wesen ter Wärme“, „Das Prinzip der Erhal- tung der Kraft“, „Veränderung des Aggregatzujstandes“ und die „Sonnenwärme“. 126 Holzscbnittfiguren veranschaulichen die erklärten Vorgänge; außerdem ist das Buch mit den gelungenen Porträts der großen Forscher Galilei, Huyçens, Newton und Helmholtz ges{müdckt.

Der XI111I. Band, „Der Welttheil Australien“, von Dr. Karl Emil Jung, \chlicßt dieses im VI. Bande begonnene inter- essante ethnographishe Werk ab. Gegenstände der Da1stellung sind: Der Theil Polynesiens, welcher Tahiti und die benabbarten Inseln umfaßt, Neuseeland und Mikroncsien. In derselben fesselnden Dar- stcllungsweise, welche die früheren Bände auszeinete, macht uns der Autor auc hier mit den Eigenthümlichkeiten der darzustellenden Ge- biete in allen wesentlichen Beziehungen bekannt. Die geographische Lage, die geologischen Verhältnisse, Flora und Fauna, Regierung®°- und Kulturgescichte, endlich der Charakter und die Gebräuche des Volksthums werdcn eingehend berücsictigt. Zu den Mesultaten gründlicen Studiums gesellen sich hier selbständige Beobachtungen und persönlice Erfahrungen, wclche den Berichten des Forschers die volle Frische der Unmittelbarkeit verleihen. Dem Texte sind zahl- reiche Jllustrationen (darunter 18 Vollbilder) beigegeben, theils land- schaftliche, theils figurale, sämmtlich in den Gegenständen interessant und technisch gut durchgesührt.

Der Preis eines Bandes des „Wissens der Gegenwart“ beträgt bei sauberer Auéstattung und gebunden bekanntlich nur 1 #.

Gewerbe und Hande!.

Das Kaiserlich russishe Zolldepartement hat mittelst Cirfulars vom 2. Mai 1883 Nr. 9176 die Zollämter angeroiesen, die nachbenannten Hande!Eartikel bei Erhebung des Zolles wie folgt zu flassifiziren:

1) Das Blackfischbein (os sepiae) unter Art. 25 Punkt 9

(zollfrei). Ï |

2) Nicht blausäurehaltiges Bittermandelöl unter

Art. 144 Punkt 2 (13 Rubel 20 Fop. vom Pud).

3) Stahlsteckna deln mit Glasköpfen unter Art. 227

p. 2 (37, Kop. vom Pfund). l

4) Kotonisirter ungefärbter Flachs unter Art, 24

Punkt 3 (zollfrei), gefärbter dagegen, glei gefärbter Baumivolle unter Art. 91 (1 Rubel 20 Kop, vom Pud).

5) Baumwollene Corsets unter Art. 219 p. 6 (2 Rubel 25 Kop. vom Pfund). :

6) Wohlriehendes Benzin, zum Auswaschen von Fledcken, unter Art. 106 (60 Kop. vom Pud).

7) Feines Pulver aus olzkohle, gleich Ruß unter Art. 143 (22 Kop. vom Pud). E

8) Hutfutter unter die entspre{chenden Artikel des Tarifs je noch dem Material des Gewebes.

9) Graphit, niht in Pulverform, selb wenn es klein zer- stüelt ist unter Art. 14 (2 Kop. vom Pud).

10) Messingene Patronenhülsen ohne Ladung unter Art. 171 (20 Rubel vom Pud), 5

Cirkular der Kaiserlich Russischen Zolldeparte- ments an die Zollämter d. d. den 4. Mai 1883, Nr. 9194, über den Durcblaß goldener und silberner Taschen- uhren ohne Prüfung der Probe. Durch Cirkularverfügung vom 30. April waren die Zollämter in Kenntniß geseßt worden, daß in die Probirämter zur Prüfung der Probe alle aus dem Auslande importirten Gold- und Silterfabrikate ohne Ausnahme zu tirigiren sind, darunter auch solche Fabrikate, welde nah dem Probirftatut der Stempelung in den Prodirämtern nicht unterliegen.

Nunmehr hat das Departement der Reichsrentei in Erwä-

ung, daß nach Art. 1390 des Strafgeschbuches für den Werth des

etalls und die Richtigkeit der Probe der von der obligatorischen

Stempelung ausgenommenen Gold- und Silberfabrikate, zu denen auc goldene und silberne Taschenuhren gehören, “iejenigen Personen zur Veraniwortung gezogen werden, welche mit denselben Hanbvel treiben mitgetheilt, daß von den in den Punkten 1, 2, 4 und 5, Art. 1 des Probirstatuts benannten Fabrikaten nur solde von den Zollämtera den Probirämtern zur Prüfung der Probe zuzusenden sind, deren Eigenthümer dieses selbs wünschen und vor der Herausgabe der Fabrikate dem e davon schriftli Meldung machen, eine Ausnahme hiervon ilden nur die in Punkt 3 des erwähnten Art. 1 angeführten Rez1i- A D welche in jedem Falle in die Probirämter zu diri- giren sind. Das Vorstehende wird den Zollämtern zur Nachacbiung mitgetheilt, mit der gleichzeitigen Bemerkung, daß Uhren mit Zeichen, welche denen der Probirämter ähnlich sind (auf Goldgegenstände die Zahl 56, auf Silbergegenstände 84) als im Handel nicht ftatthaft, nicht durchgelassen werden dürfen.

Königsberg, 12. Ui (WV T B) Wollmärtl Bis heute sind 2500 Ctr. aagefahren, die Wollen sind ineist vorzüg- E die Preise sind eiwa die höchsten im Vorjahre ge- zahlten.

Thorn, 12. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Aufgefahren wurden 1600 Ctr., e8 werden jedoch größere Zufuhren erwartet; Wäsche durhweg vorzüglich.

__ Thorn, 13. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Aufgefahren 2500 Ctr., davon F gewasen. Preise 156—174 A Scmutzwolle wenig beachtet, 54—66 4 Die AÄnfuhr ist zur Hälste geräumt. Bei ean Geschäftsgang stellten sich Preise ungefähr 5—6 X.

ôher als im Vorjahr.

4 „Dosen, 12. Juni, (W: S. B.) Wollmarkt. Der Markt ist beendet. Die Stimmung blieb unverändert fest. Bis auf cinige \{leckt behandelte und eiwas Scbmußwollen ist alles verkauft. Wäsche war durchgehend gut, das Schurgewicht ergiebt ein Minus von 10—12%/6 gegen das Vorjahr.

Posen, 13. Juni. (W. T. B.) Die Gesammtzufuhr zu dem diesjährigen Wollmarkt betrug 16 957 Ctr. gegen 17 3E4 Ctr. im Vorjahre. Extrafeine Wollen fehlten dieses Jahr ganz; von dem angeführten Gesammtquantum kommen 3846 Ctr. auf feine Wollen, 12 670 Ctr. auf Mittelroollen und 441 Ctr. auf ordinäre Wollen.

Posen, 13. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Rest- bestände sind nun ebenfalls verkauft. Schlechtbehandelte Wollen

erzielten feine 190—203, mittelfeine 177—183, Mittel- und geringe MOUIEN 160—175, Rustikalwoollen 142--148 Æ, ungewaschene

Wien, 13. Juni. (V. T. B.) Nach der „Neuen freien Prefse“ ist eine {on in nächster Zeit crfolgende Wiederaufnahme der Operation betreffs der ungarischen Rentenkonvertirung nah den diesbezüglich abgehaltenen Konferenzen der Rothschilderuppe und der Kreditanstalt wenig wahrscheinlich.

London, 12. Juni. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll- auktion waren Preise unverändert.

_ New-York, 11. Juni. (W. T. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantischen Häfen der Ver- einigten Staaten na& Großbritannien 48 000, do. nach Frank- reich 10 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 5000, do. von Kalifcrnien und Oregon nah Großbritannien 32 (00 Qrtrs. Verkehrs-Ansftalten.

Hamburg, 12. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Gellert“ der Hamburg- Amerikanischen Palketfahrt- S En ist beute früh 3 Uhr in New-York ein- getroffen.

Berlin, 13. Juni 1883.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 3. Klaße 168. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 2 Gewinne von 900 6 auf Nr. 36 101. 81 580. 8 Gewinne von 309 # auf Nr. 453. 17446. 54 361. 54 898, 55 443. 61 001. 62 062. 72 063.

H der Hygiene-Ausfstellung werden die nähten Vor- träge halten: am 14, Juni Professor Dr. J. Koenig, Vorsteher der agrikulturhemiscen Versucht station zu Münster i. W. über: Die Wichtigkeit der Lebensmittelkontrole und ihre Ausführung in Deutsch- land und außerdeutsten Staaten; 16. Juni: Dr Paul Boerner über: Die Entwickelung der öffentlicher Gesundheitspflege in Deutschland im Vergleiche mit Frankreich, England und den Vereinigten Staaten.

Die Nein de Berin D tagte gester in de Aul& des Kloster-Gymnasiums. Nach Erledigung der gescäf1rlihen Angelegen- heiten ceferirte Syn. Prediger Vorberg über die Vorlage des Konsi- storiums, betreffend die geistlihe Fürsorge für entlassene Strafgefan- gene. Der Referent bemerkte: Die bezüglich dieser Frage in der vor- jährigen Svynodalversammlung gewählte Kommission habe einen längeren Antrag der im Herbst ds. Js. wiederum zu- sammentretenden Versammlung der vereinigten Berliner Kreis- synoden eingereicht , welher ungefähr besage: In jedem Gemeindekirhen-Rath folle ein Mitglied beauftragt werden, sich mit den bestehenden Vereinen zur Fürsorge entlassener Strafgefangener behufs Arbeitsbeschaffung 2c. in Verbindung zu seßen. Diese Parochialvert-eter sollen unter sich ein Lokalcomité bilden und die Leiter der Strafanstalten ersuchen, das Comité über die Entlassenen rechtzeitig zu unterriwten und endlich sollen die vereinigten Kreis- synoden ersucht werden, zu beschließen, daß die erferderlichen Geld- mittel zur Unterbringung der Entlafsenen durch Scmm- lung von Beiträgen innerhalb der einzelnen Gemeinden und eventuel durÞch eine Kircenkollekte aufgebraht werden. Der Antrag der Kommission gelangte {ließlih einstimmig zur An- m Prediger Ziethe wurde hierauf zum Synodalvertreter für die Sache der inneren Mission gewählt. Dem sodann erstatteten Bericht über die kirlichen und sittlihen Zustände in der Diözese war zu entnehmen, daß im Allgemeinen eine Wendung zum Befsse-en zu konstatiren sei. Der Erlaß der Stolgebühren habe viele Eltern veranlaßt, ihre Kinder taufen zu lassen. Die Zahl der getauftzn Kinder betrug im vergangenen Jahre insgesammt 7890, d. i. 1062 Kind:r mehr als 1881. Wenn auch vielfach 4 bis 5 jährige Kinder zum Taufbecken geführt werden, so fei prinzipielle Weigerung in keiner Weise zu konstatiren gewesen. Die Zahl der Trauungen betrug 1882 1240 (280 mehr als im Vorjahre). 4 Frauen in der Diözese seien, dur{ch Heirathen veranlaßt, zum Iudenthum übergetreten. Die letzten firhlichen Wahlen, fo heißt es in dem Berit des Weiteren —- scheine einen bessernden Einfluß auf kirchlichem Gebiet ausgeübt zua haben. Die Betheiligung am Abendinahl war 1382 H:- deutend zahlreicher als im Vorjahre. Die Zahl der Beerdigungezn mit geistlicher Begleitung betrug im Jahre 1882 1390, di? der Kon“ir- mationen 3524 (170 mehr als im Vorjahre), Die Zunahme der Konfirmatioaen sei ganz besonders den Handwerkämeistern zu danken, die vielfa von der vorherigen Konfirmation die Aufnahme eines Lehrlings abhängig machen. Die Gemeinden von St. Markus und Bartholomäus klagen noch immer über den Nichtbesiß eines eigenen Kirchhofes. Die Markusgemeinde besite nun- mchr zum Ankauf eines folhen 30000 Æ Die Bartholo- mäusgemeinde habe zum Ausbau ihres Kirhthurms 39 009 A. er- halten, Der größte Theil diesec Summe bestehe aus einem von Sr. Majestät dem Kaiser gegebenen Gnadengeschenk. Diese Ge- meinde dürfe leider noch nit an die (Frwerbung eines eigenen Kirch- hofes denken, sie hoffe jedo, in dieser Beziehung von den reiceren Gemeinden unterstüßt zu werden, Die Vermehrung der Schank- stätten im Synodalkreise trugen in hohem Maße zur Störung der Sonn- tag8ruhe bei. Nicht minder geschehe dics duch die Vichtransporte, die zumeist am Sonntage erfolgen. Ganz besonders die unmittelbar an der Spree belegenen Parochien, hauptsächlich aber Stralau, hâtten darunter ebr zu leiden. Syn. Prediger Lic. Weser referirte hierauf ber das Proponendum des Dber-Kicchenraths, betreffend die geistliche Fürsorge für die konfirmirte Jugend. Es empfehle si, in allen Parochien Konfirmanden-Vereine zu gründen, um den jungen Leuten Gelegenheit zu geben, möglichst allsonntäglih mit ihren Pre- digern zusammenzukommen. Nur durch solhe Veteine könne man die entlassenen Konfirmanden vor den vielen sittlihen Gefahren der Großstadt \{hügen. Außerdem sei ober dahin zu wirken, daß die Meister und Prinzipale ihren Lehrlingen mehr als bisher die nöthige Sonntagsruhe gewähren, um ihnen den Kirchen- besuch möglich zu macen. In d2:n Fortbildunesschulen müsse auch auf die religiöse Fortbildung Bedacht genommen werden. Ferner sei ducch Schaffung von Volfksbiblioth:ken auf die jugendlichen Gemüther zu wirken. Eine durchzreifende Pflege des religiösen Lebens sei aber nur möglich durch eine andere Parochial-Ein: heilung. Der Redner {loß mit der Propcsition einer Reihe in seinen Aus- führungen gipfelnden Lhesen. Auf Antrag des Geh. Ober-Regierungs- Raths Pr. Schneider erklärte sih die Syrode mit den Thesen des Referenten im Allgemeinen cinverstanden. Bezüglich des amtlichen Proponendumêé, betreffend die 400jährige Geburtstagsfeier Luthers, beantragte Prediger Dr. Thomas: 1) Gründung einer Luther-Stif- tung für verwaiste Kindcr von Predigern und evangelischen Lehrern, 2) Erbauung einer Luther-Kirche unter gleichzeitiger Entlastung einer der großen Berliner Gemeinden, 3) Stiftung eines Lather-Denk- mals, 4) Wahl eines Ausschusses, der sih wir ten zu gleichem Zwecke gewählten Ausschüssen der anderen Berliner Kreissynoden behufs Veranstaltung einer allgemeinen würdigen Lutherfeier in Verbindung leben joll. Nach längerer Debatte gelangten diese Anträge zur An- nahme.

Ein eben veröffentlihtes Preisauss\chreiben des Magdeburger Kunstgewerbe-Vereins seßt für die beiden besten Entwoürfe eines praktischer und ästhetish befriedigenden Herren-Schretibtisches im Stil moderner Renaissance, dessen Herstellungskosten 590 A nicht überschreiten sollen, zwei Preise von 100 und von 50 F ünd für den besten Entwurf einer Titelvignette zu dec Vereinszeitschrift „Pallas“ einen Preis von 75 Æ# aus. In dreï weiteren Auf-

Eisen oder Kupfer für ein drei- oder vierstöckiges Wohn- haus zwei Preise von 100 und von 50 Æ, für E BeR eines schmiedecisernen Garderobenständers im Verkaufêwerth von bödftens 200 Æ zwei Preise von ebenfalls 100 und 50 4, für die Herstellung eines Gebraubëleubters aus Schmiedeeisen endlich zwei Preise von 30 und von 20 bestimmt. Die Entwürfe des Schreib- tisches und der Vignette find bis zum 1. Oftober, die drei fertig aus- geführten Metallarbeiten bis zum 1. Dezember 1883 an den Verein abzuliefern. Von der gedachten Titelvignette wird verlangt, daß die bildlihe Darstellung einerseits auf den Titel der Zeitschrift andererfeits auf die Bestimmung derselben als Organ eines Kunst- gewerbe-Vereins Bezug nehme; die Zeichnung selber soll entweder direft auf Holz, zum Schritt fertig, oder aber in eirer Weise her- gestellt werden, welche das Bild ohne Schwierigkeit photographis auf den Holzstock zu übertragen erlaubt.

__ Auf dem Wege einer Konkurren z, mit deren Veranstalt: die kunstgewerblice Abtheilung des Hamburger Gewerbe-Vereins Ie traut wurde, beabsictigt der Gartenbau- Verein für Hamburg, Altona und Umgegend die Enwürfe zu einer Anzahl gleicartiger silberner Trinkbecher zu beschaffen, die bei seinen jährlich sih wiederbolen- ten Pflanzen-Ausftellungen als Chrengabe für hervorragende gärt- nerische Leistungen dienen sollen. Für die drei kfünstlcrish gelungen- sten und für den Zweck geeignetsten Arbeiten sind drei Preise zu 150, 100 und 75 M ausgeseßt. Die Entwürfe, gleichviel ob in Zeichnungen oder in Modellen von natürliher Größe, sind bis zum 20. Juni dem Gewerbe-Musfcum zu Hamburg einzuliefern, in welchem sie nach erfolgtem Urtheilsspruch vierzehn Tage lang öffentlih ausgestellt werden follen. Bei hand- lier Form und dem Zweck entspreender Ausstattung soll jcder Becher als Inschrift die obengenannte Bezeichnung des Vereins tragen und außerdem für die einzugravirende Jahreszahl und den Namen des Empfängers Raum bieten. Der Silberwerth des einzelnen Stücks foll 60 M, der Betrag der Herstellungskosten bei gleichzeitiger An- settianne A E 10 Stück n M nit überschreiten und in

em Entwurf auf eine zur Vervielfältigung geeignete Her - weise Bedacht genommen werden. tai was E

London, 12. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus San Francisco sind die astronomischen Beobacbtungen der Sonnenfinsterniß vom 6. v. Mts. auf den Karolineninseln im Stillen Ozean vollständig gelungen.

Sti. Pétersburta, 13, Zun ŒW. T: B. Im Krei Sarapul, Gouvernement Wiatka, sind E E! zahlreiche Mühlen und andere Gebäude vernichtet, Holz und Heu weg- ge‘chwemmt worden. Drei Menschen find verunglückt und viele ee umgekommen. Der Gesammt)chaden ist noch nit Üüber- chbar.

Literarische Neuigkeiten und periodisheSchriften.

Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Cen- Ee fr ble GanveslainiE Nr. 2 I M Meteorologishe Beobachtungen des Großherzoglien Katasterämts zu Darmstadt 1882, Tägliche Wasserstände Januar, Februar und März 1883, Ort8anwesende Bevölkerung des Großherzogthums Hessen am 1. Dezember 1880 nah Gesctlecht und Geburtsort. Cisenbahnen März 1883, Sterblichkeitsverhältnisse April 1883, Meteorologishe Beobachtungen zu Darmstadt April 1883. Errich- tete und gelöshte Hypotheken 1881/82, Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgeger stände April 1883. Taubstummenanstalten 1882/83.

Umschau auf dem Gebiete des Zoll- und Stcuer- wesens. Juni - Nummer. Inhalt: Ueber die Vorbildung und die Carrière der Zoll- und Steuertecniker. T. Zoll- und Steuertechniscbes: Festseßung, Erhebung und Kontrolirung. Tarif- fragen. Waarenkenntniß 2c. Steucrcn, Reichsstempelabgabe. Entziehung der Abgadven, Reichsgerichtserkenntnifse. T1, Wünsche. Verbesserungsvors{läge,. 111. NVerkehr mit dem Ausland. Fremde Tarife IV. Verschiedenes. V. Personalien.

_DeutscheLandwicthschaftlichePresse. Nr. 46. Inhalt : Wie können auch die besten landwirthschaftlihen Maschinen billig ge- liefert werden? Von Prof. Dr. Wüst in Halle a. S. Professor Dr. Friedri Nobbe. (Mit Porträt.) Ueber das Anhäufen der Kortoffeln. Von Landwirthschaftslehrer Dr. Schleh-Herford. Haus- wirthschaft. Wirthschcftsplaudereien für Landwirthsfrauen. Fischerei. Correspondenzen. Landsberg a. W.—London. Per- sonalien. Miecellen. Rundschau. Sprechsaal. —— Handel und Verkehr. Blätter für Moorkultur, Torfverwerthung und Melio- rationswesen: Forschungen und Erfahrungen auf dem Gebiete des Moorwesens. Referent : Dr. M. Fleischer. Ein neues Material für die Torfstreu-Fabrikation, Verwerthung der Abwässer auf dem Hofkammergute Falkenrehde. Von Kultur-Iogenicur Schweder. Der Torfraull. Von Freiherr von Crailsheim. Correspondenzen, Neuenbrock. Aus Schleswig-Holstein, Autstellungen. Versamm- lungen. Fischerei.

Friedreihs Blätter für gerihtliche Medizin und Sanitätspolizei. Heft IV. Inhalt: Mord oder Selbst- mord? Eine gerichtlihe Untersuchung. Von Dr. Krauß, Dber- Amtsarzt in Tübingen. Il. Die Mörderin. (Schluß). Mitthei- lungen. aus der gericht8ärztlihen Praxis. Von Dr. F. H. Rehm, K. Landgerichts-Arzt in Regensburg, Deffentliche Gewaltthätig- keit und gefährlihe Drohungen. Zweifelhafter Geisteszustand, (Ver- folgungswahn, Querulantenirresein.) Mitgetheilt von Professor Dr. von Krafft-Ebing in Graz. Grundloje Behelligung der Gerichte mit Querelen und Denunziationen. Verfolgung®2querulantenwahnsinn. Von Professor Dr. von Krafft-Ebing in Graz. Bergehen und Verbrechen an Geisteskranken. Von Professor L. Wille in Basel, Direktor der Irrenanstalt. Statistik der Strafretspflege in Bayern, nebst Beiträgen zur gerichtéeärztliwen Statistik für das Jahr 1881, Von Dr. wed. Carl Majer, K. Rath. Referate und Rezensionen.

Gesundheit, Zeitschrift für öffentliche und private Hyagieine. Nr. 19, Inhalt: Originalarbeiten: Jugendspiele und Turnen von Dr. Leszner. Uebersihten: Gegen Mißbrauch berauschender Ge- tränke: I. Die Versammlung in Cassel. Zuschriften und Mitthei- lungen: Auf den Berliner Rieselfeldern von Dr. F. in Moskau. Aus Lâädern und Kurorten. Besprechungen neuer Schriften: Bresgen, Nasen- und Rachenkatarrh. Sch{warzkopf, Der Kaffee. Feuilleton: Allgemeine Deutsche Ausstellung auf dem Gebieke der Hygleine und des Rettungswesens. Verschiedenes.

i Monatsschrift für das Turnwesen, mit besonderer Be- rücsichtigung des Schulturnens und der Gesundheitspflege. Her- ausgegeben von Prof. Dr. C. Euler, Unterrichts-Dirigent, und Gebh. Edler, Oberlehrer der Königlichen Turnlehrer-Bildungsanstalt în Berlin. R. Gärtners Verlagsbuchhandlung (Hermann Heyfelder). 11. Jahrgang. Heft 6. Inhalt: Abhandlungen: Aus der

„Allgemeinen deutschen Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens in Berlin“. Von G. Eckler. Einiges aus dem Schulturnen in Harburg. Von P. Hagelberg. (Schluß). Gutachten des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums über den Werth und Nuyen des Turnunterrichtes in den Schulen, namentli in den Mädchenshulen. Einige Gruppen Hantelübungen. Bon H. Wortmann- Leipzig. Bekanntmachung : Befähigungszeugnisse aus der Turnlehrerprüfung 1883. Vermischtes.

r

Redacteur: Nied el.

Berlin: : S Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Vier Beilagen

mußten wesentlich im Preise nachgeben, hochfeine fehlten. Es

gaben werden für die Herstellung einer Wetterfahne aus

(eins{ließlich Börsen-Beilage).

Erfte Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaats-Anzeiger.

M2 13G.

Berlin, Mittwoch, den 13. Juni

1583.

Nichtamtliches.

Preußen. Ber lin, 13. Juni. Jun weiteren Ver- laufe der gestrigen (102.) Sißung des Reichstags wurde die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betresfend die Feststellung des Neichshaushalts-Etats pro 1884/85, fortgeseßt. |

Nach dem Abg. Hasenclever ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats - Minister von Boetticher das Wort :

Meine Herren! Ich würde ja an si keine Veranlassung haben, den Herren Vorrednern auf ihre Reservationen ein Wort zu erwidern. Fch halte mich aber doch für verpflichtet, eine Behauptung des leßten Herrn Vorredners richtig zu stellen und die daran gefknüpste Besorg- niß zu zerstreuen. Der Herr Vorredner hat gemeint, es liege jeßt in der Hand der Regierung, den Reichstag erst im Jahre 1885 zu berufen, und er hat daran die Bemerkung geknüpft, daß nur die Rücksicht auf die Nothwendigkeit, dem Reichstage cine Verlängerung des Sozialisten- gescßes vorzuschlagen, die Regierung dazu nöthigen werde, eine frühere Berufung eintreten zu lasen. Das Unfallversicberungsge}eß werde es jedenfalls nicht sein, welches die Regierung zu ciner foichen Berufung L werde, im Gegenthcil, das Unfallversicberungs- setz sei begraben.

Gn A L Derren Es bedarf eicentlich kaum gegenüber den Worten der Allerhöchsten Botschaft, die dem Reichstage zugegangen ist, nocz der Be- merkung, daß die Regierung mit allem Ernst und mit allem Cifer bestrebt sein wird, die soztalpolitische Gesetzgebung zu fördern und vor allen Dingen den nächsten Schritt zu thun, der in der Fertigstellung des Unfallversicherungsgesetes zu finden ist. Die Regierung bedauert auf das Lebhafteste, daß es niht möglich gewesen ist, in dieser Session zu einer Einigung mit der Kommission dieses hohen Hauscs zu ge- langen; sie wird aber das Ziel im Auge behalten, und es wird ihre erste Aufgabe scin bei dem nächsten Zusammentritt, cinen neuen Gesetzentwurf vorzulegen, dec die Winke, die in der Kommission hier gegeben sind, auf das gewissenhafteste und sorgfältigste in Erwägung ziehen wird. Also, meine Herren, cs ist nicht die Absicht, das Unfall- versicherung8gcseß in den Graben fallen zu lassen, im Gegentheile, wir werden es durcchavs fördern.

Wenn nun der erste Herr Vorredner gemeint hat, daß gerade das Resultat der Berathungen des Unfallversicherungêégesetes klar dargethan habe, daß es nit nötbig gewesen sei, jeßt die Berathung des Ctats vorzunehmen, so will ih ihn darauf hinweisen, daß, was wiederholt hervorgehoben und namentlich aub in der Allerhöchsten Botschaft ausgesprochen ist, gerade um für die Förderung der sozialpolitischen Gesetzgebung in der nächsten Session freie Zeit zu haben, die Be- rathung des Eta1s in dieser Session von der Regierung gewünscht und gefordert worden ist. Zur großen Freude der Regierung hat es h herausgestellt, und sie weiß es dem Hause Dank, daß es dazu mitgewirkt hat, daß diese Etatsfeststellung schr wohl und ohne Schaden für das Reich möglich gewesen ist. S

Dex Ahg. Nicert erklärte, die Behauptung des Ministers, daß die zu frühe Feststellung des Etats nichts schade, erfahre do cine eigenthümliche Beleuhtung durch die Thatsachen. Vor wenigen Monaten hätten die Regierungen 10!/, Millionen Matrikularbeiträge mehr erforderlich als im Vorjahre exklärt, und jet würden es 8—9 Millionen weniger sein, lediglich weil man früher die Ueberschüsse 2c. noch nit gekannt habe, und jeßt noch nit die Ernte. Sei dieje Diffe- renz von ca. 20 Millionen bei den Matrikularbeiträgen für die Einzelstaaten gleichgültig? Werde durch solche unnöthige Erhöhung das Finanzresormprogramm der Negierungen , wo- nach die Einzelstaaten entlastet werden ollten, erfüllt? Nach dem Willen der Majorität sei der Etat für 1884/85 {nell zu Stande gebracht, aber und das sei das Glü bei allem Unglück die Verhandlung biete ein abschreckdendes Beispiel für die Folgen der zweijährigen Budgets, die damit hoffent- lih für immer beseitigt seien. Das werde auc dem schlichte- sten Mann klar werden. Der Minister habe wiederum die Nothwendigkeit betont, jeßt zu berathen, um Zeit für das Unfallgesey im Winter zu gewinnen. Vor wenigen Tagen habe dieses Motiv der auf allen Seiten hochverehrte Mann als unrihtig nachgewiesen, der leider jeßt nicht mehr im Reichstag sei. Es sei dieser wohl für Alle traurige Fall gestern von dem Abg. Windthorst in Verbindung gebracht mit den Diffe- renzen innerhalb der nationalliberalen Fraktion des Ab- geordnetenhauses. Das wäre eine zu kleine und nicht aus- reichende Auffassung über die Motive des Beschlusses. Liege die Frage nicht näher, ob nicht die inneren Zustände des Vaterlandes der Art seien, daß gemäßigte Männer nicht mzhr glaubten positiv und im liberalen Sinne mitwirken zu können ? Nicht das Kirchengeseß allein, sondern die gesammte Lage der inneren Politik und der Parteiverhältnisse seien pie Ursache gewesen, und sie möhten dem Abg. oon Bennigsen am schärfsten zuleßt zum Bewußtsein gekommen sein, als derselbe den ver- geblihen Versuh gemacht habe, die unnüße Etatsberathung noch hinauszuschieden. Die Etatsberathung sei es gewesen, die den edlen Vatrioten bewogen habe, zur Zeit vom Kampf- play zurüczutreten. Für jeden aufrihtig und entschieden liberalen Mann sci dieses beklagenswerthe Ereigniß eine ernste Makb,nung, mitzuhelfen, daß alle Kräste zusammengefaßt würden zu energisher Opposition gegen dieses innere Re- gierungssystem. Heute sei die Abwehr das Positivste, was man sür das Vaterland leisten könne, und bei voller Krast- entwickelung des deutschen Bürgerthums werde fih auch bald wieder die Stelle finden, wo Männer, wie von Bennigsen, positiv zu wirken im Stande seien, Der Minisier have über die weitere Bchandlung des Unfallgeseßes eiue Bemerkung ge- macht, die ihn zu einem Protest chon jeßt zwinge. Derselbe habe auf die Verhandlungen der Kommission verwiesen. Heute erkläre ec zur Abwehr, daß die Linke das Unfallgeseß noch in dieser Session habe berathen wollen, aber durch die Etatsberathung daran gehindert sei. Die im leßten Augenblick nicht einmal in einex Gesammtabstimmung in der Kommission be- schlossene Resolution bezüglih des Ünfallgeseßes könne weder als Ausdruck dex Meinung des Hauses, noch als der der Kommission angesehen werden, und sei keineswegs geeignet, die Grundlage für ein künftiges Geseß abzugeben ; geschähe dies, so würde eine solche Vorlage niemals die Zustimmung des Reichstags finden. g an) nahm der Staats-Minister von Boetticher as Wort:

Meine Herren! Der Hr. Abg. Rickert möge mir verzeihen, aber

tion der sozialpolitis&en Kommission, von der ih mittheilen kann, daß sie mir noch völlig unbekannt ist, zur Grundlage genommen wer- den soll für die Feststellung der Redaktion eines neuea Unfallversiche- rungsgesetzentwurfes, sondern, was ic gesagt habe, ift nur das, daß die Regierung sehr gern bercit sein wird, die Winke, welche sich für sie aus der Kommissionsberathung ergeben, demnächst bei der Fest- stellung eines neuen Entwurfes zu benuten.

Also der Protest, so feterlich und förmlich er erklärt war, war nicht am Platze.

Der Direktor im Reihs-Schaßamt Aschenborn entgegnete, der Abg. Rickert habe gemeint, es sei erwiesen, die zweijährigen Etats bedeuteten nihte als erhöhte Ansprüche an die Steuer- zahler, und habe der Abg. Nickert dazu Bezug auf die Aenderung in der Höhe der Matrikularbeträge genommen ; in der That liege aegen den ersten E:ai, wenn er denselben so nennen fönne, eine Verminderung der Matrikularbeiträge um 25 916 020 vor, und während ursprünglih in dem jeßigen Etat ein Mehr von 10704 538 /6 an Matrikualarbeiträgen eingestellt fei, stelle sich ein Minder von 8 186 034 A heraus. Diese Zif- fecn könnten wohl auf mit der finanziellen Eigenart des Reichs nit Vertraute bestehend wirken, man müsse fie aber auf ihre Bedeutung etwas genauer ansehen. Für oder gegen die zwei- jährigen Budgetperioden folge aus der Veränderung der Etats- positionen zuvörderst gar nihts, denn den ersten Stat hâite das Haus eben so berathen fönnen wie den zweiten Entwurf. Auch der Etat, den das Haus jeßt in zweiter Lesung festgestelt habe, hätte auf Grund des ursprünglichen Entwurfs, also schon Ende März, festgestellt werden können. Denn abgesehen von einigen Herabseßzungen an den Fonds, für welche die Ernte des Jahres maßgebend sei, die man also ganz ebenso gut wie jeßt schon im März hätte fixiren können, seien eine Anzahl von Baurater. gestrichen worden, die jeßt, wie im März gefordert seien. Erheblih sei die dadur eingetretene Differenz, daß auf Grund absolut unvorheraesehzner Er- eigni!e die Position „Uebershüsse“ sich um 9 Millionen er- höht habe; das habe man im März allerdings nicht mit- theilen können, aber nichts hätte gehindert, diese Position in eine Wechselwirkung mit den Matrikularbeiträgea #0 zu bringen, daß entsprehend der Erhöhung der Ueberschüsse die Matrikularbeiträge sich verringert hätten, Das sei leichte Mühe gewesen, wie ihm die etatskundigen Herren aus der Budgetkommission bestätigen würden. Was sei nun aber für cin wirthschaftliher Effekt durch die Herabseßung der Matrikularbeitcäge erzielt worden? Durch die Abstrihe des Neichstags sei eine Entlastung der Steuerzahler nur insoweit herbeigeführt, als die Abstrihe sich auf fa- fultative Ausgaben bezögen, zu deren Leistung also die Regierung niht gezwungen werden könne. Alle anderen Absiciche aber änderten wohl das Finanzbild, aber je geringer die jezige Belastung geworden sei, um so höher werde die Be- lastung des Jahres 1886/8387 werden. Ueber die Berechtigung dieser Mehrbelastung könne man jeßt noch gar nicht urtheilen ; {ließe das Jahr 1884/85 mit einem Defizit, so seien die Ab- strihe nur eine Abwälzung der Lasten von 1884/85 auf das Sahr 1886/87 ; schließe es mit einem Ueberschuß, so handele es ih also um eine vorzeitige Bereitstellung von Mitteln für das Jahr 1886/87, Das sei unbedenklich, wenn das Geld nicht müßig im Kasten bleibe, sor.dern die Reichsregierung dadurch in die Lage fomme, ohne Zinsaufwand tie Reichswirthshaft ira Gang zu halten. Dies jei besonders dann unbedentlih, wen1 man zu- gebe, daß eine Herabseßung der Matrikularbeiträge für cine so kurze Periode die Steuerzahler direkt nicht entlasten könne ; sie könne eher die Bundesstaaten in Verlegenheiten bringen gegen- über der Focderunç, avf Verwendung dieser scheinbaren Ueber- üsse, da die Matrifulardeiträge nicht immer so niedrig gehalten werden könnten. Das Ergebniß sei also, daß eine wirkliche Erspar- niß nur durch die Streichung einiger Bauten errungen fei. Das set eine Summe oon etwas über zwei Millionen, wovon auch noh rund 600 090 /(4 auf das Extraordinarium entfielen alle übrigen Herabscßungen von Positionen berührten die wirth- ichaftlil;2 Lage nur insofern, als das Jahr 1886/87 Deckung schaffen müsse statt des Jahres 1884/85. Ob das genüge zum Beweis, daß die zweijährigen Etats lediglich eine erhöhte Anspannung der Steuerkraft und eine Mehrbelastung der

ckteuerzahlec zur Folge haben würden, scheine ihm mehr als zweifelhaft.

Der Abg. Dr, Windthorst bedauerte, daß der Antrag dec sozialdemokratishen Abgeordneten nicht mehr zur Berathung getommen sei. Warum hätten die Herren denn nicht bean- tragt, daß derselbe auf die TagéSordnung geseht werde ? Fhm stehe auf die Geschäftsführung kein Einfluß zu. Er mache aber darauf aufmerksam, daß der Bericht der Kommission über den Antrag vorliege, der vollständig die Begründung des Ar- traacs anerkenne. Möchten die Herren nun von ihrem Privat- ret Gebrauch machen, und sih an der Stelle beshweren, wo sie gehört werden müßten. Dann habe der Abg. Nickert die Thätigkeit der Unfallversicherungskommission zur Sprache ge- braht. ZJhm sei von einer Resolution der Kommission noch nihts bekannt, er habe nur privatim einen Entwurf dazu mitgetheilt erhalten, könne aber in diesem Augenblick nicht entscheiden, was davon sacchlich zu halten sei. Wie könne aber der Abg. Rickert das Verfahren der Kommission auffällig finden? Derselbe habe ja selbst mit aller Krast darauf ge- drungen, daß die Hauptgrundsäße hier diskutirt werden möchten. Jn Paragraphen könnten sie nict erörtert werden, sondern nur als Resolutionen, die also fo rect eigentlich ein Kind der Wünsche des Abg. Rickert seien. Es sei schon öfters vorgekommen, daß der Vater sein Kind nicht mehr erkannt habe. Er sei überzeugt, daß das, was derselbe damals in seinem Antrage gewollt habe, in Wirklichkeit hier geschehen sei. Ob die Resolutionen den Anschauungen des Abg. Nickert entsprochen hätten, das könne er nicht wissen, da derselbe damals dergleichen nicht ausgesprochen habe. Woile der Abg. Rickert etwas thun, so verlange derselbe, daß der Antrag, wenn der- selbe vertheilt ci, auf die Tagesordnung geseßt werde, dann könne man darüber diskutiren. Zu seiner Beschwerde habe der

. Abg. NRickert keinen Grund. Jn Bezug auf den Etat nähmen seine Freunde und er an, daß nah dem Gesey die Regierung berehtigt gewesen sei, ihn vorzulegen und zu verlangen, daß

so weit er gegen meine Bemerkungen von vorhin gefochten hat, kämpft er gegen Windmühlen. Ich habe keineswegs gesagt, daß die Resolu-

der Reichstag ihn berathe und abschließe. Das habe der Neichstag gethan, weil derselbe etwas gegen die Geseße An-

gehendes unter keinen Umständen annehme. Aber ebenso be- stimmt have seine Partei anerkannt, und erkenne es auc heute noch, daß derselben die Vorlage zu so früher Zeit niht zweckmäßig erschienen sei, und jeine (des Redners) Wahrnehmungen in der Kommission bestärkten ihn ganz besonders darin, die Wiederholung eines so!chen Vorgangs niht als zweckmäßig zu betrahten. Er nehme an, daß diesmal ein außerordentliher Ausnahmefall vorgelegen habe, und die Art und Weise, wie der Etat festgestellt sei, werde die Regierungen selbst überzeugen, daß es niht zweckmäßig sei, einen solhen Ausnahmefall noch einmal eintreten zu lassen ; daß für die soziale Gesezgebung keine Zeit gespart werde, fönne er nit anerkennen. Die Zeit, die man in der Kom- mission und hier jeßt auf den Etat verwendet habe, spare man im nächsten Winter. Daß aber die soziale Geseßgebung wirklich gefördert werden folle, dafür bürgten die Ecflärungen der Vertreter dec Regierungen. Der Abg. Rickert habe endli einen Appell zu einer kräftigen Opposition ergehen lassen. Nicht immer habe derselbe in dieser Weise appellirt. Er (Redner) habe niemals zur Opposition aufgefordert, sondern nur im einzelnen Falle seinen Dissens geltend gemacht. Ueber die bedauerlihe Resignation des Abg. von Bennigsen könne er sich niht näher äußern, weil er dessen Motive niGt kenne. Es sei bezeihnend, daß der Rück…tritt un- mittelbar vor Berathung der kirhenpolitishen Novelle erfolgt sei, um so mehx bezeichnend, als derselbe ja bekanntlich einer der entschiedensten Kulturkämpfer gewesen sei; derselbe habe jeßt wohl rasher als scine Freunde eingesehen, daß er auf dem verkehrten Wege gewesen sei. Ob der Abg. von Bennigsen noch andere Gründe gehabt hab:, wisse er nit, aber zu seiner Ehre nehme er an, daß es nicht die vom Abg. Nidert ange- führten seien. Wären ihm wirklih die Verhältnisse s{hwer und bedenklich erschienen, dann hätte der Abg. von Bennigsen nit resignirt, dann wäre es gerade seine Pflicht gewesen, zu bleiben. Ein Patriot verzweifele am Vaterlande nicht, auch wenn es sich in den s{hwersten Verhältnissen befinde. Er wenigstens traue dem Abg. von Bennigsen nicht zu, daß der- selbe sein Vaterland in der Stunde der Gefahr verlassen werde.

Der Aba. von Benda bemerkte, auf die Frage des Wer- th2s dieser Etatsberathung wolle er nicht näher eingehen, sie. sei bereits genügend erörtert worden. Dem Abg. Rickert danke er aufrichtig für die freundlichen Worte, die derselbe für seinen ausgeschiedenen Parteigenossen von Bennigsen gehabt habe, er enthalte sich aber aus wohlbedachten Gründen, heute irgendwie sih über die Motive seines Nücktritts ¿zu äußern. Er warne nach allen Seiten hin, sowohl den Andeutungen des Abg. Rickert, als auch denen des Abg. Windthorst zu folgen ; vielleiht seien dieselben beide etwas von der Oberfläche ge- \{höpft, und die Motive für den Rütritt lägen vielleiht doch etwas tiefer, als die beiden Herren annähmen. Das aber sage er dem Abg. Windthorst : die zurückgebliebenen Freunde des Abg. von Bennigsen würden ohne Ausnahme, im Land- tage wie im Reichstage, fortfahren, unbeirrt in seinem Geist und ¡in dem Geist der unter seiner Mitwirkung festgestellten politishen Grundsäße für die fernere nationale Entwickelung und die freiheitlihen Jnstitutionen des Vaterlandes einzu- treten.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, der von der Unsalls- kommission beschlossenen Resolution könne er eine Bedeutung um so weniger beilegen, nachdem der Abg. Windthorst erklärt habe, er wisse gar nichts von dieser Resolution, und es also niht einmal sicher sei, ob die dreizehn Herren, welche über die Resolution in der Kommission abgestimmt hätten, die Meinung ihrer Parteien dabei vertreten hätten. Der Direktor Asczen- born habe wieder einmal gesagt, es sei gleihgültig, ob man den Steuerzahlern heute etwas zu viel abnehme, wenn man- es ihnen nur morgen wiedecerstatte. Mit Herren, die noch auf diesem Standpunkt ständen, über die Grundlagen richtiger Etatspolitik zu diskutiren, habe er wenig Neigung. Eine sentimentale Auffassung von dem NRücktritt des Abg. von Ben- nigsen habe er nicht, Der Abg. von Bennigsen habe das klügste gethan, was derselbe für seine Person have thun könnev. und er (Redner) bedauere nit, wenn jemand rihtig handele. Der Abg. von Bennigsen habe richtig erkannt und auf dem Wege zu dieser Erkenntniß sci derselbe shon im Jahre 1879 gewesen, als er sein Landtagsmandat abgelehnt have daß die Grund- lagen seiner parlamentarischen Wirksamkeit, das Zusammen- wirken mit dem Reichskanzler einerseits, und seiner Fraktion andererseits niht mehr in dem Maße vorhanden seien, um demselben cine ersprießlihz Thätigkeit zu ermöglichen. Daß die Nationalliberalen nicht gern davon sprächen, finde er fehr erklärlich; er wünsche wohl, daß der Abg. von Bennigsen selbst eine öffentliche Erklärung über das politische Ereigniß seines Rücktritts abgebe, wie es die Bedeutung dicses Schrittes mit sich bringe. Die Situation, welche den Abg. - von Bennigsen zu seinem Schritte bewogen habe, sei aber niht ganz ohne dessen Verschulden herbeigeführt worden. Die national!ivberale Partei sei fo von vemselben gesührt worden, daß sie zuleßt weiter nah rechts gegangen }eï, 101€ ez felt} ihr folgen zu müssen geglaubt habe. Für ihm sei es längst kein Geheimniß, daß der Abg. von Bennigsen im Land- tag und Reichstag von seiner Partei die äußerste Linke vor- gestellt habe, und deshalb hade er (Redner) au von vorn- herein ein Zusammenwirken mit dessen Partei abgelehnt. Der Abg. von Bennigsen sei au nicht ohne Schuld an dieser Etatsberathung. Hätte derselbe nicht fo rücksichtslos die Ber- handlungen in der Budgetkommisston forcirt, daß die Kom- mission wichtige Abstimmungen vorgenommen habe, während dreiviertel der fortschrittlihen Kommissionsmitglieder durch bedeutsame Landtagsverhandlungen von der Beratzung fern- gehalten seien, so würde diefe Etatsberathung jetzt nichr stattfinden können. Was nun den Nüccktritt betresfe, jo sollte ein solcher Schritt eines solhen Staatèmannes und unzweifelhaften Patrioten es doch jedem klar machen, daß heute die Zeit des Vermittelns und des Kompromittirens mit der Regierun vollständig vorüber sei. Man gehe entweder mit Bismar dur Dick und Dünn, oder man befinde sih in entschiedener Opposition gegen die Regierung, Was dazwischen sei, das sei

vom Uebel, und wenn der Abg. von Benda sage, seine Pariei