1883 / 153 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Jul 1883 18:00:01 GMT) scan diff

"H ch1 g 2 1H E erden. -Mwrs Wre Gre r E T n, s E

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14) Rechnung der Kasse der Königlichen Ober-Rechnungskammer für 1. April 1881/82. :

Dem Herrenhause gingen iw Ganzen 74 Petitionen zu, von denen 22 durch die Beschlußfassung über die zu denselben ge- hörigen Geseßentwürfe, die anderen durch besondere Berathung Er- ledigung fanden. Drei Petitionen sind unerledigt geblieben, von denen eine zu dem Gesetzentwurf, betr. die Erhebvng der Hundesteuer ein- gegangen war. Selbständige Anträge und Interpellationen sind im Herrenhause nicht eingebracht. S

Dem Hause der Abgeordneten find 1400 Petitionen ¿ugegangen und davon 13 zurückgezoger. Von den verscbiedenen Kom- missionen sind darüber 57 \chriftlihe und 43 mündliche Berichte vor- bereitet und davon 29 \criftlidbe und 20 mündlice im Plenum er- ledigt. Von den Petitionen wurden 317 als zur Erêrterung im Plenum nit für geeignet erachtet, 2€ durch Uebergang zur Tage2- ordnung erledigt, 98 der Königlicen Staatsregierung überwiesen, 422 durch Annahme von CGesetentwürfen oder Resolutionen für erledigt erklärt. Ueber 247 haben die Kommissionen sid \{lüssig gemaht und über 213 für die Plenarberathung Anträge gestellt, über 34 aber noch nit Bericht erstattet, wogegen 277 zum Theil wegen verspäteten Eingangs ganz unerledigt geblieben sind. L

Selbständige Anträge sind von Mitgliedern des Hauses abt eingebracht. Davon ist ein Antrag dur; Annahme des vorgeslagenen Gesetzentwurfs von bciden Häusern des Landtags erledigt; auf drei Anträge sind Resolutionen beschlofsen; ein Antrag ist an eine Kom- mission verwiesen, einer abgelehnt, einer durch Uebergang zur Tages- ordnung beseitigt und ciner nit zur Berathung gelangt.

Interpellationen sind von Mitgliedern des Hauses drei ge- stellt und Seitens der Königl. Staatsregierung beantwortet worden.

Die Abtheilungen haben die Wahlen der Mitglieder des Hauses bis auf wenige Nachwahlen, über welche die Wahlakten noch nit eingegang:n waren, geprüft. Es wurden dabei die Wahlen aus 34 Wahlbezirken der Wahlprüfungskommission überwiesen. Davon sind 9 Wahlen in der Kommission unerledigt geblieben. Erledigt sind zur Zeit 4 Mandate von Akgeordneten.

Gewerbe und Handel. MUr\t\PVer Zotitaril,

(Uebersetzung aus dem „Russischen Finanz-Anzeiger“ Vie, 22 vom 1. Junt 1885.)

L

Mittelst Cirkulars des russisWen Zolldepartements vom 24. Mai cr. sind die Zollämter angewiesen worden, die nachstehend benannten Handel®sartikel bei Erhebung des Zolles nah dem Tarif wie folgt zu klassifiziren: N : / x

1) Seilerfabrikate aus Kotosnußfasern in Gestalt von Dielenläufern u. dergl. unter Art. 188 (44 Kop. vom Pud).

2) Besäumte Schärpen ale fertige Bekleidungs- gegenstände unter die betreffenden Punkte des Art. 219, je nach dem Material, aus welcem sie gefertigt sind (1 Rub. 50 Kop. bis 7 Rub. vom Pud). e -

3) Hefte mit Kolorirbildern als Kinderspielzeug unter Art. 228 (37 Kop. vom Pfund). :

4) Porzellangeschirr mit einfarbigem Muster oder Malerei, selbs s{chablonenmäßig oder dur ein anderes fabriks- mäßiges Verfahren hergestellt unter Art. 156 Punkt 2 (8 Rub. 80 Kop. vom Pud). : : :

5) Künstliche Vogelbälge mit Federn als Plümagen unter Art. 221 (6 Rubel 60 Kop. vom Pfund).

6) M öbeltüll, wenn auch ungemustert unter Art. 214 Pkt, 1 (45 Kop. vom Pfund). i :

7) Baumwollengarn mit Flittergold gemischt unter Art. 213 (40 Kop. vom Pfund) als Posamentierwaaren.

8) Harziger Thonschiefer unter Art. 15 (zollfrei).

9) Seidene Sonnenschirme ohne Futter, aber mit aufgenähten Puffen und Seidenstof| unter Art. 224 Pkt. 2 (66 Kop. per Stück). E

10) Uhr-Berloques, metallene, selbst wcan in Form von Uhrschlüfseln, je nach dem Material, mit Einsätßen aus anderem Material aber unter Art. 227 (1 Rub. 20 Kop. oder 37 Kop. vom Pfund). 4 :

11) Mit Holzspähnen gestopfte Fußkissen unter Art. 219 Anm. 2, nah dem Hauptmaterial des Ucberzuges. :

12) In sektenpulver unter Art. 140 (2 Rub. vom Pud) als pharmazeutishes Produkt.

13) Gummi arabicum, pulvcrisirtes, unter Art. 140,

14) Hygroskopishe Watte, als im Tarif nicht besonders benanntes pharmazeutisckes Produkt unter Art. 140.

15) Messingschnallen für Hosenträger, Fußheklei- dun g, Handschuhe und dergleichen, unvergoldet und unversilbert unter Art. 161 (3 Rub. 30 Kop. vom Pud). :

16) Rohr und Schilf, gespalten unter Art. 30, Pkt. 1 (15 Kop. vom Pud). :

17) Beim Import von Garn, welches auf gewöhnliche Röllchen aufgewickelt ist, sind diese Röllchen zollfrei. E

18) Eiwene Fußböden, unbearbeitet unter Art. 19 (zollfrei).

19) Gemahlener Marmor, gleich gestoßener Kreide unter Art. 7, Pkt. 2 (in die baltishen Häfen eingeführt 3 Kop. vom Pud, font zoUfrei). : .

20) Fleiscvextrakt jeder Art in Konserven gleich dem Liebig’ {en unter Art. 62 (4 Rub. vom Pud Brutto).

21) Eiferne Formen für Zuckerfabriken, nicht verzinnt, aber lackirt gleich emaillirten Fabrikaten unter Art. 166, Pkt. 1 (2 Rub. 75 Kop. vom Pud).

22) Baumwollene Servietten mit Gummi elasticum Überzogen —- unter die entsprehenden Punkte der Ärt. 210 und 211. *)

23) Wollene Gewebe mit Berziecungen aus Flitter- gold unter A:t. 202 und 203, Anm. 1.

24) Das in Rumänien gewonuene Heilsalz „Selathermat“ wie Karlsbader, Marienbader und andere Heilsalze unter Art. 132 (6 Kop. vom Pud). n

Mittel\t Cirkulars vom 25. Mai cr. hat das Zolldepartewent die Zollämter in Kenntniß geseßt, daß beim Import ausländischer Waaren in Gefäßen oder Behältern von Vlech und Kupfer die ersteren nach Art. 166 (mit 2 Rub. 75 Kop. vom Pud), die leßteren nah Art. 161 (mit 3 Nub. 30 Kop. vom Pud) zu verzollen sino. Aus- genommen sind diejenigen Fälle, wenn für die in solden Gefäßen importirten Waaren die Zellgetöhr nah dem Bruttogewicht normirt ist, wie auch diejenigen Blecbembaliagen, welhe aus Weißblech{ her- gestellt sind und sich ihrex Dimensionen nah nicht als Weißblech zur Verarbeitung zu oaderen Gegenständen eignen, wie z. B. die Büchsen mit marinirtein Fisch, Konjerven u. dergl. Blehktüchsen mit

_*) Art. 210. Baumwollene Gewebe, rohe, gebleihte, gefärbte (mit Ausnahme der in Adrianopel roth gefärbten) und buntgewebte: H in 1 Psd. Gewicht 8 Quad.-Arschin enthalt. v. Pfund 31 Kop., 2 D Gewicht 8—12 Quad.-Arschin enthalt. v. Pfund 2 Kop., 3) E b Gewicht 12—16 Quad.-Arschin enthalt v. Pfund 5 Kop., 4) in 1 Pfd. mehr als 16 Quad.-Arschin enthalt. v. Pfund 1 Rub. 20 Kop. Art. 211. Dieselben bedruckt und in Adrianopel roth gefärbt : 1) 1D Gewicht bis 8 Quad.-Arschin enthalx. v. Pfund opP., 2) in 1 Pfd. Gewicht 8—12 Quad.-Arschin enthalt. v. Pfund

66 Kop., 3) L L Gewicht 12—16 Quad.-Arschin enthalt. v. Pfund

I R0oP., 4) in 1 Pfd. mehr als 16 Quad.-Arschin enthalt. v. Pfund 1 Rub. 32 Kop.

Malerei und Vergoldung dagegen \ind aus8nahmslos nach dem Artikel über ORAIREEERE (Art. 166 5 Rubel 50 Kop. vom Pud) zu verzollen.

Die Gcneralversammlung der Aahen-Jülicher Eisen- bahn-Geseilschaft genehmigte die von der Verwaltung bean- tragte Vermehrung des Anlagckapitals durch Ausgabe von 3 000000 #4 neuer Aktien. i

Frautsuri a. M. 2. Imi (V. T. B) Die Bauk- geschäfte des Hauses Koester & Co. in Frankfurt a. M, Mannheim und Heidelberg sind an eine Aktiengescllschaft übergegangen, welche die Firma „Koestcrs Bank (Aktiengesellschaft)“ führt. Das Aktienkapital der Gesellschaft ift auf 6 Millionen Mark festgeseßt, von welchen vorläufig 3 100 070 A ausgegeben und voll eingezahlt sind. Der Zweck des Unternehmens is die Fortseßung der Geschäfte der biéberigen Firma in den drei genannten Städten. Den Vorstand der Bank bilden Hr. Kommerzien-Rath Wilhelm Koester als ständiger Vorsitzender und Delegirter des Aufsichtsraths und Hr. Otto Krastel. S

Glasgow, 2. Juli. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 13 300 gegen 15 300 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Verkehrs-Anstalten.

Kursbuch der deutsben Reich - Postverwaltung. Bear beitet im Coursbureau des Reichs-Postamts. 1883. Sommer- Auégabe Nr. 4. Juli. Berlin, Julius Springer. Preis 2 Während das Kursbuch sonst in Zwischenräumen von 14— 2 Mo- naten erscheint, bringt jeder der Monate Juli, August und September mit Rücksicht auf die Reisesaison eine neue Auêëgabe, in welcher alle Aenderungen der Sommerfahrpläne berüctsihtigt werden. Die Juli- Ausgabe i} soeben ausgegeben worden und enthält neben wesentlichen das Ausland betreffenden Aenderui: gen vornehmlich solche neue Ver- bindungen, welche mit den Reisen in Bäder und Sommerfrischen zusammenhängen; fie ist deshalb für jeden Touristen als ein Führer, auf den man sich unbedingt verlassen kann und der ne im Stiche läßt, unentbehrlicb.

VLemen 2 Ul (W D B) De Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Kronprinz Friedrih Wilhelm“ ist am 30. v. M. in Bahia eingetroffen.

NeweYorl, 2 Ul. (W. T B) Dee Dampfer „The Queen* von der Naticnal-Damp}scchiff3-Com- pagnie (C. Messingsche Linie) ist bier eingetroffen.

Sanitäts8wesen und Quarantänewesen.

Die Köoniglih niederländisbe Negterung hat in Folge des Auftretens der Cholera in Cgypten alle egyptiscchen Bäfen rur unen ertlart.

Schiffe, welche aus Egypten kTommén, werden demgemäß den Besiimmungen des niederlänvislen Geseßes vom 28, März 1877 unterworfen.

Cbenso hat die spanische Regierung auf Grund dec Artikel 30, 35 und 36 des Sanitätsgesetes und der Verfügung vom 10, De- zember 1874 alle Provenienzen aus Domiette für unrein erklä:t und angeordnet, daß Provenienzen aus Egypten überhaupt hei ihrem Ein- treffen in Spanien unter Beobachtung gestellt werden.

Die Secbehörden von Triest und Fiume baben ferrcr eine fünftägige Quarantäne über Schiffe aus Egypten verhängt. Führen diese Scbiffe einen Arzt an Bord, so findet einfache Visitation statt.

Um die Einschleppung der Cholera zu verhindern hat die italienischde Regierung sür solhe aus Egypten kommenden S chiffe, auf welcher sih ein Krankheitsfall nicht ereignet hat, eine 5tägige Quarantäne angeordnet. Einer strengen Quarantäne von zehn Tagen, einer Desinfizirung und Reinigungëmaßregeln werden Sciffe mit verdäcbtigen Krankheitéfällen unterworfen Gänzlich verboten ist die Einführung von alten nicht gewaschenen Kleidern und von Lumven.

Beclín, 3. Juli 1883.

Der „Hamburgisce Correspondent“ giebt unterm 2. Juli eine ausführliche Schilderung des ersten Festtages vom ¿ersten all- gemeinen deutschen Kriegerfest in Hamburg, welcher nir Folgendes entnehmen : :

Nachdem am Sonnabend Abend 9 Uhr von 2 Musikabtheil ungen ein Zapfenstreid stattgefunden, leitete den ersten Festiag die vcn 5 Musikcorys Morgens 6 Uhr ausgeführte Reveille ein, welce mit eincr angemessenen Feier am FKriegerdenkmal sch{loß. —-— O U beann on O Uma dee F cles maligen Hambyrger Bürgergarde, welche in den alten Uniformen tes Hamburger Bürgermilitärs erschienen war und von den Hamburgern mit großcm Iubel begrüßt wurde. Um Uhr fand vor dem Lüb: cker Thor ein Festgotteédienst statt, der in durchaus erhebenter Weise ver- lief; nach Absingung eines Scblußchorals signalisirten zwei Kanonenscoläge das Ende der Feier. Jeßt wversam-nelten sich die versbiedenen Gruppen zu dem Festzug, welcher den Glaa1zpunkt des Feites bildete. Eröffnet wurde derselbe dur einen Heco!ld mit dem Varschallsstab, dem zwei andere mit der Rcichs- und Lamburger Fahre folaten; hieran {lossen sich 9 Gruppen, welche durch die Mannigfaltigkeit der Zusammenstellung und die sinnvolle Ausstattung stets erneuten Beifall hervorriefen und das Interesse der nach Tausenden zahlenden Zuschauermenge rege hielten. Allegorische Figuren roechselten mit histori]chen Darstellungen. Die Fnnungen mit ihren Kostümen und Wohrzeichen waren zahlreich vertreten, den Beschluß »ildeten die Straßburger Kriegervereine, deren Erscheinen mit Enthusiaëmus wahrgenommen iourde. Der Festzug verlief in ausgezeiwneter Pünktlich- keit und Ordnung und gab einen beredten Beweis von dem seinen Theilnehmern innewohnenden soldatischen und patriotishen Geist. Ein großartiger Kommers vereinigte alle Festtheilnehmer auf der ‘Moorweide, wo fich ein heiteres, buntes Leben entwickelte, vas bis zum frühen Morgen währte.

Victoria-Theater. Um die nöthigen Vorbereitungen für „Excelsior* zu treffen, tritt Direktor Scherenberg heute cine längere Beschäfts: eise an, zuerst unach Coburg, um die 14 neuen Deko- rationen mit Hrn. Lütkemeyer festzustellen, begiebt sih dann zu Ballet-Engagements nach Frankfurt a. M., Stuttgart, München, Mailand und Wien. Die Anfertigung der ca. 600 neuen Kostüme und ca. 400 Stück neuen Requisiten hat bereits begonnen und wird, da in den Ateliers des Victoria-Theaters niht Alles geschafft wer- den kann, um rechtzeitig bis zum 18. Oktober d. J. fertig zu werden, theilweise in Wien und Paris ausgeführt. Ein gänzlich neucs, bis zu einer Höhe von 6 Fuß arsteigendes Podium,welches dieses Ballet außer dem aewöhnlichen Podium erfordert, iit ebenfalls bereits in Arbeit. Für das Corps de Ballet find bereics 30 Damen engaagirt, aber noch außer 100 Figurantinnen 50 Damen erforderlich. Als Solotänze- rinnen sind engagirt die Frls. Quali, Taube, v. Fricke, Weiger, Bodmann, Fleury und Memmler, als Solisten die Herren Thieme und Oelschläger. Die männlichen Hauptrollen des von dem Dr, Blumen- thal zu verfassenden verbindenden Textes, dessen Entrourf Hr. Man- zotti durch Hrn. Merelli prüfen ließ, sind für Herren Pauli und Dr. Litaschi bestimmt. Frl. Wegmann wird eine ansprechende Gesangs- xolle innehaben.

Im Belle-Alliance-Theater giebt man seit Sonntag eine Novität, „Diamanten“, ein oieraktiges Volks#tück von Paul Blumen- reih. Der Verfasser hat seiner neuen dramatischen Arbeit zwar im Allgemeinen den Chorakter des Volks\tücks aufgeprägt, die handelnd auftretenden Personen. und der Ton des Dialogs mögen zumeist diesem theatral\{cn Genre entsprechen, aber es fehlen jene packenden Ge- fühlsfkontraste, die niht etwa durch das plößlich erscheinende, vielleicht woblverdiente Unglück und den ebenso plöylihen Umschwung zum Besseren allein, sondern vorwiezend durch treue Zeichnung charakte- riftisher Züge aus dem Seelzn- und Gemüthsleben des Volkes hervorgebrahi werden. Deshalb war der allgemeine Eindruck,

welchea das Stück hinterließ, ziemli neutraler Natur; wohl regte

es das Publikum hier und da zur Heiterkeit, aber selten zu kräfti- geren Beifallszeihen an. Das ernste poetisbe Motiv, welches dem Stücke zu Grunde liegt, die Schrankenlosigkeit der Wünsche, welche in der Menschenbrust entstehen können und ihre verderblichen Folgen darzustellen, wäre einer feineren und tieferen Behandlung wohl fähig gewesen. JInhaltlih entspribt die Moral des Volksstücks fast ganz jener des alten {önen Märchens „vom Mann und von der Frau im Essigkrug“, welhes man denn auch von der Bühne herab zu hören bekommt; es ist natürli, daß da bei der dramatischen Behandlung Komik und Rührung gleibmäßig zu ihrem Rechte kommen und so unterhält das Stück sein Publikum noch immerhin ziemlich gut. Die Darstellung war in allen wesentlichen Theilen durhaus zufrieden- stellend. Die Hauptrolle, Fr. Isabella, gab Frl. Tondeur mit vie!em Gescbick und Ges&mack. Außer dieser Dame maten sih namentlich die Gäste vom Wallner-Theater, die Herren Blencke, Niedt und Meißner um den Gesammterfolg verdient.

Im Krystallpalasi zu London trat am 13. v. M. Frl. Cornelia Kirchoff, eine junge, geshickte Organistin, Schülerin des Musikdirektor Otto Dienel, bierfelbst zum ersten Male auf. Sie spielte auf der großen Händel-Orgel ein Adagio von Hesse und eine Concert-Fantasie von Thiele, und wucde am Schluß ihres Vor- trages dreimal gerufen.

Bäder-Statistik. Personen

Aachen bis zum 22. Juni (Fremde und Kurgäste) . . . 9672 Augusflusbad (bei Radeberg) bis zum 21. Juni (150 Parteien) 180 Baden-Baden bis zum 29. Juni R Barenvetler big zun 13 Qt (Ge). 852 Berta a0, d. Ilm bis Mitte Jum (Badecäsle). . 144 Blankenburg (Schwarzathal) bis Mitte Juni (Badegäste) 102 E 202 Durl|Meio bis zum 26, U Qu... 550 Charlottenbrunn bis zum 22. Juni (nebst 64 Dur(- Tee) O 148 Golberg Vis Um 6 S. 760 Cudowa bis zum 22, Juni (nebst 144 Durhreisenden). . 265 Slacrobuta Ds Vie U O... 216 CGiiter vis zum 26. Junt (2 n) .. ,., 216 &linsberg bis zum 22. Juni (nebst Vergnügungsgästen 97 Par- teten mit 132 Personen) (Kurgäste: Parteien 147 mit C 282 &rankenhausen (Kyffhäuser) his Mitte Juni 179 FFriedrihroda bis Mitte Juni (Bade) 670 Georgenthal bis Mitte Juni (Badegäste) . . . . . 82 Goczalkowitz bis zum 20. Juni (nebst 27 Durchreisendcn) G 198 C Se Großtabarz bis Mitte Juni (Bade)... 120 Grund bis zum 20. Juni . O 371 Heringsdorf S Un E, 340 Zimen bis Vie U Qu 192 Königsdorff-Jasirzemb bis ¿um 2. Juni (Nrn). . 109 MOIIDIB bis Ville Sunt Bade 89 Lande bis Mitte Juni (nebst 475 Durchrcisenden) (Kurgäste) 938 Langenau bis Mitte Juni (nebst 63 Durhreisenden) . . 153 Liebenstein bis Mitte Juni (Badegäste) . e 310 LUPIPNNde V5 Um 2 O 0 Mundt bis um 380 G Gs M O C E 62 Oeynhausen bis zum 27. Juni (nebst 592 Durchr.) (Nrn.) 2129 Petersthal bis zum 26. Juni (Badegäste) 178 MULOU V U N Reinerz bis zum 22. Juni (nebst 506 Erholungsgästen und DUrGrettende) (Q 120 Salzbrunn bis zum 22. Juni (nebst 559 Durhreisenden) . 865 Salzungen bis Mitte Juni (Badegäste) . A 347 S U C 150 Schandau bis zum 24. Juni (305 Parteien) . . . 601 Schmalkalden bis Mitte Juni (Kurgäste) 151 Schwarzburg bis Mitte Juni (Kurcäse). 700 Soden bis um 30 Sun (B. 1295 Sonneberg (S. M.) vis Mitte Juni (Kurgäste). . 90 Sooden a. d. Werra bis zum 21. Juni (115 Nrn). 150 Stadtsulza bis Mitte Juni (Kurgäste) e 317 Sentedt bis Ute Unt (U L Teplit-Schönau bis zurn 24. Juni (2601 Parteien). .. 3482 Thal (Herzogth. Gotha) bis Mitte Juni (Kurgäste). .. 80 Weißer Hirsh mit Oberloshwiz (klimatisher Kurort) bis zum 28. Juni (329 Parteien) e 838 Wriduigen 5 zum 22 Qt Go. 829 Wolkenstein (Warmbad) bis zum 28. Juni (134 Parteien) 190 S 1560 Von den weniger frequentirten Bädern wurden besucht: Ahlbeck bis zum 15. Juni von 52 Personen, Aliheide bis zum 22. Juni von 47 Kurgästen (nebst 25 Durchreisenden), Arnstadt bis Mitte Juni von 20 Badegästen, Blankenhain (Thüringen) von 6 Badegâsten, Breege bis zum 15. Juni von 2 Pers., Bukowine (bei Medzibor) bis zum 22. Juni von 22 Kurgästen, Crampas bis zum 15. Juni von 25 Pers., Deep bis zum 15. Juni von 18 Pers., Dievenow bis zum 15, Juni von 40 Pers., Godesberg bis zum 22. Juni von 18 Pers., Langensalza bis Mitte Juni von 28, Lokenstein (Neuß) bis Mitte Juni von 28, Luifenthal (bei Stot‘ernheim) bis Mitte Juni von 50 Kurgästen, Oberhof bis Mitte Juni von 14, Polzin bis zum 14. Juni von 67 Badegäften, Prerow bis zum 15. Juni ‘von 25 Pers, Rastenberg (Thüringen) bis Mitte Juni von 20 Kurgästen, Nügen- waldermünde bis zum 15, Juni voa 12 Badegästen, Ruhla bis Mitte Juni von 48 Kurgästen, Sachsa bis Mitte Juni von 32 Kurgästen. Die Taunusbäder Wiesbaden, Ems, Schlangenbad, Schwal- ba, Homburg, Kronthal, Soden, WeilbaÞ und ihre merkwürdigen Umgebungen. Mit vielen Stahlstihen von Poppel u. A. Darm- stadt v. I. Brunnen- und Badveorte. Praktishes Reise- handbuch. MBerlin, Goldshmidt. 1883. Deutsh, Schlesiens Heilquellen und Kurorte. Zugleich ein Führer duch das Schle- sishe Gebirge. Breslau, Korn. 1877. Nachrichten über die Kur an den ... Scchwefel-Thermen zu Aachen und mit dem versendeten Wasser der dortigen Kaiserquelle, ausgegeben von der städtischen Badeverwaltung zu Aachen. Aachen, Palm. Ruge, Geschichte des Augustusbades bei Radeberg. Mit 5 Ansichten. Dresden 1880. -— Prafktischer Führer für das Nordseebad Borkum. Embven, Schwalbe. Kurze Nachricht über die alkalishen Kochfalz- und Scbwefel-Thermen zu Burtscheid bei Aachen v O. u. I. Beinert, Charlottenbrunn, als Trink- und Badekur-Anstalt und Beschreitung der Parkanlagen. Mit 1 Plan und 8 lith. Ansichten. Gharlottenbrunn 1859. Das Königl. Soolbad El men bei Groß- Salze, unweit Magdeburg. Eine balneologisch-statistishe Skizze zum Gebrau für Kurgäste. Amtliche Ausgabe. Schönebeck a. d. Clbe, O. Senff. 1878. 2, Aufl. Dr. Lohmeier, die brom-, eisen- und jodhaltigen Soolquellen zu El men, ihre wichtigsten Heilbeziehungen und Anweisung zum zweckmäßigsten Gebrauch derselben. Für Aerzte und Kurgäste mitgetheilt. Halle, Ed. Anton. Helmkampff, Bad Elster in Sachsen. Eine Darstellung alles Wissenswerthen für Kurgäste und Freunde des Bades. Neun Briefe an einen Freund. Berlin, Grosser 1883.

Redacteur: Rie» el. Verlag der Expedition (Kef sel). Druck: W. Elsner

Vier Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage)

P erlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 153.

Berlin, Dienstag, den 3. Juli

1883.

Deutsches Reich.

B eranntmaGuna,

Vom 1. Juli d. J. ab bestehen nach den Ostseebädern Ahlbeck, Heringédorf, Misdroy und Zinnowiß Insel Usedom-Wollin —, Putbus und Saßnit Insel Rügen fowie nah Dievenow für die Dauer der diesjährigen Badczeit folgende Postrerbindungen:

A. nah Ahlbeck und Heringsdorf:

Für den Reiseverkehr von Swinemünde Bahnhof über Ahlbeck na Heringsdorf und in entgegengeseßter Richtung is bei jedem Eisenbahnzuge durch Omnibusverbindung in augsreichender Weise gesorgt. / | i Für den Brief- 2c. Verkehr 3 Kariolposten, deren Gang, wie folgt, festgeseßt ift:

8 E A E 11 0 A.| 840V.| 535N.@ | Abf. Berlin Ank. #113 V.,| 556 N. 121N.

¿4B/108 B} 710N.S| Stettin , |S 9V, 35 N. 1023N.

73 V. 1152 V.| 9 Pasewalk , |„S 752 V,| 262 N, 9 0N. 5 09V,| 757 V, Stralsund , 1046 V.| 852 N. 1155 N. 854 V [1245 N, e Ducherow , 2M S 1021 B,| 138 N.| Ank. Swine- | | münde Abf. |

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| i E D Posten. e 1031 V.| 18N.1135N. | Abf. Swine- | | mündeBhf.Ank. | LOM/| GIIN. L . N |/ Stwinee 55 [1256 N.| 628 N. | | münde | Naht 1116 V.| 233 N.1225 N, Md 109M D H B 25 N 1220 | Ank. Herings- 12 E E N Nachts y dorf Abf.g Nachte| | *) Nur in den Monaten Juli und Auzust. **) Im Juli und August Güterpost.

B. nach Misdroy.

1) Von Stettin nach Laatzig (Misdroy), mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, täglidbe Dampfschiffsverbindung; ab Stettin 12 Uhr 30 Min. Mittags. Dauer der Fahrt 3} Stunden ;

2) von Swinemünde Bahnhof nah Misdroy über Liebescele um 1 Uhr 55 Min. Nm. (nach Ankunft des um 8 Uhr 40 Min. Vm. von Berlin abgehenden Eisenbahnzuges), in Misdroy 4 Uhr 15 Min. Nm. (Von Swinemünde Bahnhof bis Liebeseele Personen- post, von Liebescele bis Misdroy Kariolpost);

3) von Swinemünde nach Misdroy über Liebescele aus Swine- münde 6 Uhr früh, in Misdroy 11 Uhr 15 Min. Vm. (Von Swine- münde Bahnhof bis Liebeseele Privat-Personenfuhrwerk, von Liebescele bis Misdroy Kariolpost);

4) von Swinemünde nach Misdroy Kariolpost um 3 Uhr 10 Min. früh, ia Misdroy 5 Uhr früh.

C. nach Zisnnowit.

Zwischen Wolgast und Zinnowitßz Privat - Person-nfuhrwerk. Dasselbe geht von Wolgaster Fähre ab. Die Verbindungen gestalten fich wie folgt:

5% N.| 800 B, 720N./1055 V, | 9_2N./1152 V. 6_5N./1213 N, 1058 N.| 133 N.) 114¿N,| 226 N,

| 558 N, 1133 V. | 355 N, 917 V. | 252 N,| 752 V; / 93 N, 1155 N. | 118 N. 10FN.

Berlin U A Stettin E Pasewalk ü Stralsund A [s Züssow S Y | Ank. Wolgast Abf. 1224 N. 944N, | | Privat-Personenfuhrwerke. | | 9 455 fr. 25% N, | Abf. Wolgast (Fähre) Ank. | S 11% V.| 910N. 62% B, 45ND y Ank. Zinnowiß Abf. g D 102 V.| 740N., *) In der Nichtung Pasewalk-Stettin-Berlin am näcbften Tage 5 Uhr 14 Min. früh. / /

D. nach Putbus (Lauterbach).

1) Von Greifswald nach Lauterbach (Putbus) mittels Dampfschiffs iäglih mit Ausnahme der Sonntage 2 Uhr 30 Min. Nm. (nach An- Eunft des um 8 Uhr 40 Min. Vm. von Berlin abgehenden Eifen- e 2) Personenposten zwischen Samtens (Haltestelle der Eisenbahn

Stralsund-Bergen [Rügen] und Putbus, sowie zwishen Bergen (Rügen) und Putbus. Die Verbindungen gestalten si wie folgt:

| | | | 5% N. | 80V,| Abf. Ber- Ank. 1214 [113 V,

| P (über Anger- Nachts

| mün 526 N. 6 V. [105 V. L

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Abf. Ber- Ank. f 11_2N.111 V. | M E | 70N.| 64 V. 105 V. Stettin 23N,| 917 V, 1155 N. 1046 B,| 235 N. (Ank.Stral- Ab.) .| 5_0 V, | sund (über An- E | |=) germünde 1159N. 128 N, | 38 N. ZJ Ank Stral- b. E (über Neu- |

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1057 V,| 439 N.| 240 Nachts

:isenbahnansG}e.

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Ank. Bergen 35 N, 11_0N. (Ra.) Abf. 1 Akf. Sam- =_ |90N. |- Ab n Ank. d . Bergen S 1040 N, L (Rg.) Ank. S B 40 N. S Ank. Putbus Abf. 7%VB. 15N.| 945N. j | S | | Y Â i *) Auf der Strecke Stralsund—Samtens bz. B “—- Stralsund Personenyost. N : L O

3) von Milzow nah Putbus um 2 Uhr 40 Min. Nachm. (nah Ankunft des um §8 Uhr 40 Min. von Berlin abgehenden Eisen- bahnzuges), in Putbus 6 Uhr 55 Min. Nachm.

E. nah Saßnißt.

1) Von Stettin nah Saßnit über Swinemünde mittels Dampf- Qs 12° Uhr Mittags (bis 31. August täglich mit Ausnahme dl B und Festtage, vom 1. bis 10. September Dienstags, onnerftags und Sonnabends), Dauer der Fahrt 7 Stunden. 2) Von Bergen (Rügen) Endstation der Rügenschen Eisenbahn über Sagard (Personenpost bz. Privat-Personenfuhrwerk).

4 A 2 S 5%N,| | 80 V. Abf. Berlin (über | | Angermünde) . J | 5%N.| 6 5 V.10 V. | |

750N.| 64 V.11055 V. | 10 |12BN,/| 41N,|

Nachts) | | 450 V.| 22 N.| 61?N. | Ank. Bergen |

| (Rg.) Abs. | 8%5V,| 257N,11.90N.

M | | Posten E

5 0V.| 240 N,| 630N., | Abf. Bergen | 7 E (Rg.) Ank. | 840V | 22 N,/1050N. (5V.| 5§N.| 850N, | Sagard 60M 1210 N 1 B ON. 810 V,| sLN. N... Ank. Saßnit: Abf. Â 925 V. [1059 V.| 730 N. ) Auf der Strecke Stralsund-Bergen (Rügen) Verbindung mittelst Personenpost.

1D

: S S Nachts Abf. Berlin (überS= Neubranden- | burg; Ank. 43 N.11 9N.'11 1 V, Stettin , ¡1028N.| 917 V. Strals1nd , 2 / 1057 V.| 439N.| 240 fr,

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-

*

F, nah Dievenow.

Von Cammin (Pomm.) nach Dievenow mittels Dampfschiffs um 6 Uhr 30 Min. Vm., 10 Uhr 30 Min. Vm., 2 Uhr 30 Min. Nm. und 5 Uhr 30 Min. Nm. (um 5 Uhr 30 Min. Nam. nah Ankunft des um 12 Uhr 30 Min. Nm. von Stettin abgehenden Dampfschiffs). Fahrzeit 35 Min.

In den Bateorten Binz (Kariolposten: Putbus-Middelhagen und Bergen - Middelhagen), Crampas (Postverbindungen wie bei Saßnitz), Deep (Botenpost von Treptow (Rega)), Göbren (Postver- bindung wie Binz). Lohme auf Rügen (Botenpost von Nipmerow) und Stubbenkammzr (Botenpost von Nipmerow) sind während der Badezeit Postagenturen in Wirksamkeit. Die Postagenturen in Binz, Crampas, Göhren, Lokbme und Stubbenkammer sind mit Fern- \spre{bbetrieb ausgestattet. :

Stettin, den 27. Juni 1883,

Der Kaiserliche Ober-Postdirektor.

T unio.

WLWcjtamtlies.

Preußen. Berlin, 3. Juli. Die in der am Sonn- abend stattgehabten Sißung des Herrenhauses bei der Berathung der Kanalvorlage nach dem Fürsten Haßfeldt- Trachenberg von dem Staats-Minister von Boetticher gehal- tene Nede hatte folgenden Wortlaut :

Meine Herren! Ich habe zurächst dem Bedauern des Herrn Minislers für Handel und Gewerbe darüber Auëdruck zu geben, daß sein Gesundheitszustand ihm nicht gestattet hat, der heutigen Be- rathung beizuwohnen, und habe meir Bedauern darüber auszusprechen, daß mir danach die Vertretung der Vorlage obliegt, die aus seinem beredteren, mit größerer Autorität ausgestatteten Munde gewiß eine ungleich werthvoAlere Vertheidigung gefunden haben würde. Meine Herren! Aber indem ich versichern kann, daß die Stellung der Königlichen Staatsregierung zu der Vorlage unverändert dieselbe ift, wie ste solche von vornherein cingenommen hat, darf ih hinzufügen, und ih bin dazu verpflichtct gegenüber Gerüchten, die au heute noch kursiren, daß cs richt wahr ist, daß irgend ein Mitglied der König- lichen Staatsregierung diese Vorlage nit wolle.

Meine Herren ! Es ift {on an sich innerhalb einer wohlgeglie- derten und in den Grundfäten Üübereinstimmenden Regierung ein un- möglicher Zustand, daß irgend ein Minister, nahdem das Staatt- Ministerium bes loffen hat, eine bestimmte Vorlage Sr. Majestät zu unterbreiten, feinerseits eiren ablehnenden Standpunkt einnimmt und hinter den Coulissen, wie das behauptet worden ist, geg?n die Vorlage arbeitet.

Meine Hercen ! Sie haben aub heute aus dem Munde des Ver- treters des Herrn Ministers der öffentlihen Arbeiten gehört, daß dieser, in desseu Ressort die Vorlage entstanden ist, und dessen Ressort gerade bei dem Gesichtspunkte betheiligt ist, der aud im Kcmmis- sionsbericbi eine Nolle spielt, nämli dem Gesichtspunkte der Kon- kurrenz 4egen das wichtige Gebiet der Eisenbahnen, welches setner Vertretung obliegt, daß der Herr Minister ungeaÞtet der Möglichkeit dieser Konkurrenz voll und ganz zur Vorlage steht.

__ Meine Herren! Daß mir, der ib die Ehre habe, im Reich und in Preußen in Vertretung des Herrn Reichskanzlers für Handel und Verkehr bemüht zu fein, ihrer Förderung meine Arbeit zu widmen, daf ih auch nit entfernt auf den Gedanken verfallen könnte, ein \o wichtiges Projekt, wie es hier Jhrer Annahme empfohlen wird, hinter- triben zu wollen, das bedarf keiner Versicherung.

_ Meine Herren! Der Kommissionsberiht, von dem heute jz so riel die Rede gewesen ift, hat etwas außerordentlich Bestecher.des, aber je näher man, und das glaube ih, wird der Eindruck vieler Mit: glieder dieses hohen Hauses fein nach den kritishen Bemerkungen, die der Bericht bereits gefunden hat, je näher man auf den Kon1- missionsbericht eingeht, sieht man doc, daß die darin niedergelezten Bemerkungen der Gegner des Kanalprojekts auf recht s{chwahen Füßen f\tehen.

__ Meine Herren! Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier detaillirt die Berechnungen zu widerlegen, die von gegnerischer Seite in der Kommission vorgebraht sind und von denen sich ja heute herausge- stellt hat, daß sie in der That ziffffermäßig zum Theil nicht richtig sind; ih will auch nicht den Vorwurf gegen den Vertreter dieser gegnerishen Ansicht erheben, daß, wenn man so gegen eine Vorkage zu Felde zieht, wie es von seiner Seite geschehen ist, man wohl thut, fich mehr an offizielle und autoritative Zahlen zu halten, wie an solche Zahlen, die in Streitsczriften ge- geben sind, au selbst, wenn die Streitschrift aus der Feder der Freunde des Projekts fließen. Meine Herren, ih verzichte, wie gesagt, darauf, in Details einzugehen. Denn die Berechnungen, um die es sich hier handelt, sind sehr s{wieriger und umfassender Natur. Ich kann um so mehr darauf verzicbten, als ich den Gegnern der Vorlage die ganze Detailberechnung preisgebe. Es handelt sich für mich nit darum, ob der Kanal, dessen Bau wir ihnen vorschlagen, überhaupt eine Rente giebt oder niht. Jch nehme den ungünstigen Sall: ih nehme an, daß er keine giebt. Ja, ih gehe noch weiter, ih nehme an, daß noch ein Betrag aus der Staatskasse zur Unterhaltung des Kanals gezahlt werden muß. Dennoch kann ih Ihnen die Vorlage mit gutem Gewissen empfehlen ; denn es handelt si hier niht um kleinliche lokale Interesjen, ob dieser oder jener Großindustrielle in Rheinland und Westfalen ein besseres Ge- {äft mat, als bisher, oder nit, sondern es handelt sich für mi um die weit höhere Aufgabe, die Schätze, welche in dem rheinisch- westfälischen Jndustriegebiet liegen, zu heben; es handelt si darum, daß einer betriebsamen Arbeiterbevölkerung mehr und sichere Gelegen- beit zu lohnendem Verdtenste gegeben werde, es handelt sih darum, die große soziale Frage, die uns beschäftigt, auch durch dieses Mittel lösen zu i und dafür ist mir kein Opfer zu theuer.

__ Ich habe aber noch einen anderen Grund, weshalb ih Ihnen die Vorlage nicht dringend genug empfehlen kann. Dieser liegt auf

Ank S| [1294 [1183V,

dem Boden der Reichspolitik, bei der mitzuarbeiten ib ja au die Ghre hatte. Nach Artikel 4 der Reichverfafsung ift der Beaufsichtigung des Reichs und seiner Gesetzgebung au die Herstellung künstlicher Wasserstraßen unterworfen. Die Reichsregierung ist {on seit län- gerer Zeit damit beschäftigt, auf diesem Geliete anregend, fördernd und eventuell durch die Gesetzgebung bestimmend, voranzuschreiten. Wie sollen wir nun aber an unsere Bundesgenossen im Reiche die Zumuthung stellen, irgend einen Kanalbau vorzunehmen, wenn uns der Cinwand entgegengehalten werden kann, kehrt ers vor Eurer eigenen Thür, roie kommt Jhr dazu, von uns einen Kanalbau zu ver- langen, wenn Ihr von den legislativen Körperschaften Preußens die Geldkewilligung zu cinem so wichtigen Projekte, wie das vorliegende, nicht habt erlangen können. Zch bitte die Mitglieder dieses hohen Hauses, si das schr wohl zu überlegen, ob sie es auch dieser Even- tualität gegenüber über \sih gewinnen können, eine ablehnende Haltung zu der Vorlage cinzunehmen. Aber nit blos die Reichskanalpolitik bestimmt mi, ein gutes Wort für die Vorlage einzulegen, \ondern auch die allgemeine wirtb\caftliche Politik, die der Herr Reichskanzler inaugurirt hat. Diese Vorlage is ein Theil diefer Wirthsafts- politik. Sie erbebt si auf demselben Boden, den die Vorlagen, dic bisher zur Durbführung gekommen sind, eingenommen haben, auf dem Boden der Verbesserung der wirthschaftlihen Lage des Landes und der arbeitenden Klassen. Sie nimmt in Aussidt die Hebung der Schätze eines reichen Industriegebietes, sie nimmt in Aus- sicht die Besserung der Position der Arbeiter, und für diese Politik, die wir auf Befehl unseres Allergnädigsten Herrn verfolgen, nehmen wir auch die Mitwirkung des hohen Herrenhauses vertrauensvoll in Anfprucb.

Meine Herceä! Es gehört zu jedem großen Unternehmen Muth und Vertrauen. Das Vertrauen haben Sie den bisherigen wirth- schafilihen Wegen, die auf Befehl Sr. Majestät von dem Herrn Reichskanzler eingesclagen sind, nicht versagt. Nun haben Sie auch den Muth, die nöthigen Gelder für dies verheißungsvolle Projekt : zu bewilligen. i

Die in der gestrigen (19.) Sißung des Herren- hauses bei der Berathung des Geseßentwurfs, betreffend Abänderungen der kirchenpolitishen Geseye nah Herrn Dr. Dove von dem Minister der geistlihen 2c. Angelegen- irh von Goßler gehaltene Nede hatte folgenden Wort- aut:

Nach den eingehenden Debatten, welche über die gegenwärtige Novelle, die zu Jhrer Berathung steht, im anderen Hause und in Ihrer Kommission stattgefunden haben, und nach dem meines Exr- achtens sehr klaren Vortrage Ihres Herrn Referenten habe ih kaum geglaubt, daß ih noch in die Lage kommen würde, mich über die Vorlage in einem längeren Vortrage zu verbreiten. Das Material, welches die Herren Vorredner, die gegen den Entwurf und die Be- \{chlüsse Ihrer Kommission angekämpft haben, vorgebracht haben, giebt mir jedo Veranlassung, in möglichst kurzen und bestimmten Zügen die Stellung der Staatsregierung zur Vorlage zu skizziren und eine Rethe von Angriffen, ih will nit gerade sagen, zurückzuweisen, aber di: Irrthümer, die zu den Angriffen geführt haben, zu widerlegen. Der Herr Dr, Beseler geht, und das soll die Einleitung für meine Bemerkungen fein von hopolitishen Gesichtspunkten aus und be- mängelt vor allen Dingen, daß die Staatsregierung dem hohen Hause nicht dasjenige diplomatische Material zugeführt habe, dessen Kenntniß erforderlih sei, um die Vorlage einigermaßen zu beur- theilen. Ich glaube, dieses Verlangen überschätzt in jeder Beziehung, wie ih das {on in der Kommission geäußert habe, bedeutend diz Vorlage eines derartigen Materials; es genügt niht, daß man ein einzelnes Scriftftück mitgetheilt erhält; es ist zur vollen Orientirung erforderlich die Kenntniß eines überaus umfangreihen Materials, welches in zahlreiwen Berichten und Akteystücken besteht. Aber ich sollte meinen, daß das ein Punkt ist, der für eine preußische legis- /ative Versammlung doch nur von fekundärer Bedeutung fein könnte; denn sowohl die Stärke der Freunde, wie der Feinde aller derartigen Gesetzgebungen liegt meines Erachtens darin, daß der Zustand, der in dem Gesetz von 1873 u. ff. in kiren- volitisher Beziehung niedergelegt worden ift, nit geändert werden kann dur irgend einen einseitigen Akt der Staatsregierung, auch wenn er n einem Abkommen mit der fremden Macht bestände, son- dern immer nur dur die legislative Mitwirkung der Häuser des Landtages; Se sind daher immer in der Lage, selbst diejenigen Motive zu finden, die Sie für Ablehnung oder Annahme einer Vor- lage bestimmen. Jch bin gar nicht im Zweifel, daß die Motive, die Herr Prof. Dr. Beseler anzuführen die Güte gehabt hat, ihn auch be- stimmt haben würden, gegen die Vorlage zu sprechen und zu stimmen, auch wenn er im Besiß alles diplomatischen Materials gewesen wäre. Die Bemerkung, die ni aber vor allen Dingen veranlaßt hat, in mcinen einleitenden Worten auf seine Aeußerungen Bezug zu nehmen , besteht darin, daß Herr Professor Dr. Bese- ler, wie es schien, nach einer Aufzeihnung mir Worte zugeschrieben hat, die ih überzeugt bin au nicht andeutungsweis gebraucht zu haben. Er meinte, die Vorlage habe unter Anderem den Zweck so foll ih gesagt haben —, die Stimmung der Par- teien für Lünftige Verhandlungen zu fondiren. Nach dem Protokoll Ihrer Kommission, das ih eben durcbgesehen habe, findet sich eine derartige ‘Andeutung niht. Jch kann, soweit ich mich überhaupt auf eine ähnliche Aeußerung besinne und diese kann ih im Zusammen- bang aufrechi erhalten —, nur erwähnt haben, daß die gegenwärtige Diskusfion für die Regierung au den hervorragenden Wert) habe, die Stimmung der Parteien zu sondiren, in wie weit und in welchen Bezichungen die Regierung mit anderweitigen Maßnahmen vorgehen könne. Wie ich oder vielmehr die Staatsregierung im Ganzen den Ckarakter der Verhandlungen, die in Rom nah Auf- fassung des Herrn Dr. Beseler \{chweben, aufgefaßt hat, babe ih in sehr bestimmt formulirter Weije in der Kommission des Abgeordnetenhauses niedergelcgt. Ib habe reine Aeußerungen im Plenum ziemlih verbotenus wiederholt; etwas Neues fann ich nit anführen. Es {weben wie ih wiederhole nickt in dem Sinne, wie Herr Professor Dr. Beseler anzunehmen für gut findet, Verhandlungen mit der Kurie, sondern es besteht eine Gesandtschaft, welche über viele Punkte sich unterhält, und welte sch auch über kfircenpolitishe Geseßgebungsfragen unterhalten wird, wenn es eben der Gang der Beziehungen, die zwischen den beiden Mächten bestehen, erfordert. Aber immer, wie Herr Dr. Beseler gethan, zu wiederholen, wir sind am Anfang oder Schluß von Verhandlunger: zu einem be- stimmten Zweck, um gewisse gesetzgeberishe Vorlagen vorzubereiten, ist unrichtig ; alle folhe allgemeinen Bemerkungen habe ic bei jeder Ge- legenheit zurückweisen müssen, und kann es auc heute nur thun. Sie kommen, meines Erachtens, wenn Sie der Regierung in Bezug auf den Charakter der fogenannten Verhandlungen andere Auffassungen untershieben wollen, als ie ihrerseits bei jeder Gelegenheit dokumentirt hat, in eine sehr bederkliche Lage.

Ich möchte jeßt auf das Thema selbst übergehen und ih glaube nach meinen Aufzeichnungen in der Lage zu sein, einigermaßen dabei die versbiedenen Einwendungen und Unterstüßungen, welGe die A Redner der Vorlage baben zu Theil werden lassen, zu bc- eucbten.

Allerdings babe id niht geglaubt, daß ih über Inhalt und Zweck der Vorlage nah den Worten Ihres Herrn Referenten noh besondere Ausführungen zu machen hätte; aber den schr scharfen An-