Deutscher Reichstag. 83. Sigung vom 4. Mai 1904. 1 Uhr.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung des Geseßentwurfs, betreffend Wetten bei öffentlich ver- anstalteten Pferderennen.
Die Vorlage bindet den Betrieb eines TWettunternehmens an die Konzession seitens der Landeszentralbehörde, und zwar soll die Konzession nur an solche Rennvereine erteilt werden, die nahweislich die Einnahmen daraus zum Besten der Landespferdezucht verwenden. Die geschäftsmäßige Wetten- vermittlung wird verboten. Die Hälfte des Ertrages der Reichsstempelabgabe von Wetteinsäßgen sollen die Rennvereine erhalten. Strafen bis zu 6 Monaten Gefängnis und bis zu 1500 M Geldbuße werden für Zuwiderhandlung angedroht.
Preußischer Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten von Podbielski:
Fch bedanke mich zunächst bei dem boben Hause, daß es fo freundlich gewesen ist, mir zu gestatten, sißend vom Play aus hier dieses Geseg einleiten zu dürfen. Meine Herren, wir wollen nit verkennen, daß seit einer langen Reihe von Jahren Erscheinungen zu Tage traten, die die Aufmerksamkeit der Negierung auf die in dem Gesetzentwurf behandelten Gebiete lenken mußten. Sie waren leider meines Erachtens nit erfreulicher Natur. Die Schädigungen, meine Herren, die dadurch eingetreten sind, daß namentli die Steuergesete vom Jahre 1909 nicht in dem gewünshten Maße zur Durchführung gelangten, die sind ja nit allein in der Presse, sondern auch vom hohen Hause verschiedentlich erörtert worden. Meines Erachtens muß der Geseßgeber den Wunsch haben, daß, was in dem Gesctz angeortnet ist, au tatsäckhli zur Durchführung kommt. Aber wir haben au@ eine Erfahrung auf diesem Gebiete, meine Herren, die sehr tief und weitgehend ist. Sie wird ja vielleiht von der Linken bier im Hause mir ein anderes Mal vorgehalten werden. Sie besteht, meine Herren, tatsählich, Wenn Sie z. B. einen un- endli boben Kaffeczoll einführen, werden Sie zweifellos die Be- völkerung verleiten, indem sie sich Kaffeebohnen an der Grenze in die Tasche stcckt, das Steuergescy zu umgehen. Das ist meines Erachtens eine natur- gemäße Erscheinung, wie wir sie auch in den alten Zeiten des Kaffee- zolls gebabt haben. meine Herren, genau so liegt es hier. In dem Moment, wie die Ceseßgebung des Fahres 1900 den Umsägen am Totalifator cine Steucr von 209/69 auflegte, in demselten Moment, meine Herren, wurde ein Anreiz gegeben, dicse Steuer zu umgehen, und leider ist dies in erheblichem Umfang geschehen. Mie meiner Ansicht nach jeder, der sih auf den Straßen Berlins oder in anderen Städten bewegte, leiter sehen mußte, haben Leute, die mit dem Welt- rennen nickts zu tun batten, die niht die elementarischen Begriffe des Totalisators kannten, in einer gewissen Gerissenheit unter Um- gebung der Gescte, namentlich das kleine Publikum ausgeplündert. Es ist — tas wollen die Ferren immer bedenken, wie mir das au von mancen Seiten in der Presse bei diesem Gese entgegengehalten worden ist — ein wesentliher Unterschied, ob ih auf einen Renn- plaß gehe, dort mi für die Sade interessiere, mih an den Pferden erfreue, an dem Verlauf der Rennen teilnehme und, natürli
dadur angeregt, mi veranlaßt sehe, eine Wette einzugehen, oder ob jemand, ter hier in Berlin keine Ahnung davon
hat, was auf irgend einem Rennplayße im Dsten oder Westen passiert, einfach in den 2c. Laden hineingeht und dort sich mit einem Anteil für 25 4 an Rennwetten beteiligt. Ja, meine Herren, dieser Mann spielt ; der andere, der mit feiner ganzen Passion und mit ganzem Interesse dakei ist, hat eine ganz andere Auffassung von der Sache als derjenige, dec lcdiglich in die Läden Hingeht und nun verführt wird. Meine Herren, die Verführung findet sih nit allein auf diesem Gebiete. S n qn e u DaN sch ähnliche Verführungen heute bei den Börsen finden. Es ist \{ließ-
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lih nur eine andere Form, ob das Wetten in der Art geschieht, daß die Leute sagen, wir übernehmen Wetten am Totalisator, oder ob sie sagen, wir übernehmen Papiere zu den momentan an der WVoLIE
angeschriebenen Kursen! Diese kleinen Beteiligungen können in jedem Fall für die Summe der Bevölkerung meines Erachtens nur von S(aden sein.
Weiter, meine Herren, komme ih zu dem andern Teil der Scädigungen, die eingetreten sind, denen sich auch die Negierungen nit mehr zu vers{ließen vermochten : das ist der Nückgang der edlen Pferdezucht im Vaterlande. Jahraus, jahrein gingen mehr Gestüte zurück und cin, die Bestände wurden verauktioniert, und das, was durch Jahrzehnte aufgebaut war, wurde durch die Verhältnisse ver- nichtet; darüber, glaube i, ist keiner von uns im Zweifel: die höchste Passion findet ihr Ende im Geldbeutel. (Sehr richtig! links.) Wenn {ließli bloß bezahlt werden soll und nah keiner Richtung hin mehr die Möglichkeit vorhanten ist, auch nur einen Ehrenerfolg zu baben,
dann bört bei der ganzen Sache alles auf. Die Gestüte sind aufs gelöst. Wir seben noch cine Neiße von Gestüten bestehen, deren Ende
in Jahren abzusehen ift.
Nun wollen die Herren aber in Erwägung ziehen: sind die Gestüte fort, so ist, wenn hier der Reichétag auch noch so oft tom-
mandierte oder die Bezirksversammlungen Berlins noch so oft an- ordneten, es sollen Gestüte eirgerihtet werden, noch lange kein Gestüt da! Dazu gehört cine Arbeit von Generationen, dazu gehört eine Summe von Fleiß durch Generationen, das ist niht eine Tagesarbeit, sondern mit Nücfsicht auf die beshränkte Vermehrung des Pferdes eine Arbeit von Generationen. Also wollen wir hier nicht Gefahr für unser Vaterland eintreten lassen, so muß die Regierung die Zustände im Auge behalten. Sie hat zu diesem Zweck Erperten ins Ausland ge- sandt. Ich glaube, daß einem großen Teil von Mitgliedern dieses hohen Hauses die Broschüren die Ergebnisse der Reisen zuges gangen sind. Diese kommen alle zu demselben Resultat, daß z. B. unser Nachbar in Frankreich, der 1870 noch nicht in der Lage war, seine Pferde für seine Armee zu produzicren, heute seinen vollen Be- darf \sich verschafft. Aber warum? Alljährlih fließen allein aus den Uebershüssen des Totalisatorbetriebes 12 bis . 15 Millionen in die Landeépferdezucht hinein. (Hört! hört! rechts.) Ja, meine Herren, wenn in Deutschland 12 bis 15 Millionen für die Lande8pferdezuht aufgewendet würden, wie ganz anders sähe das Bild aus als heute, wo, wie Sie selker wissen, und wo sih aus den Nach- weisungen ergibt, daß nur etwa 3—400 000, im legten Jahre sogar nur 220 000 dem Totalisator für Nennzwecke verwendet find. Das {ind Zahlen, die naturgemäß deutli sprechen. Es ist klar, daß, wenn man folhe Mittel wie in Frankreih aufwenden kann, man ganz zweifellos andere und größere Fortschritte machen muß. Die
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gleichen Erhebungen in Oesterrei ‘haben zu demselben Resultat
geführt. Nun wird mir gewiß von den Mitgliedern des hohen Hauses entgegengehalten werden: ja, wenn die Regierungen das erkannten, warum stellten sie niht Beträge in den Etat ein? Aker es ist immer sehr leiht, zu sagen: wir hätten vielleicht im Etat etwas bewilligt. Wenn nun z. B. im Reicheetat eine Summe von 9 Millionen, die mindestens erforderlih wäre, erschiene, ih glaube, sie würde sehr wenig Gegenliebe bei Ihnen finden. Eine solche Summe wäre tas Minimum, was man verlangen müßte, denn dann müßte das, was Preußen bisher auf seine Schultern nahm, naturgemäß vom Reich mit übernommen werden. Natürlich würde mir gesagt werden: ja, dem Reichstag gegenüber wird ein solWer Weg wenig Autsiht auf Erfolg haben. Dann kommen aber noch die weiteren Schwierigkeiten. Wir haben ein Reichsamt des Innern, welches gewiß nah jeder Richtung hin auédotiert ist, was alle möôg- liden Sachen betreibt, was zweifellos die Rennen in Deutschland nech leiten kann als eine neue Brande; aker für die Pferdezucht als solche ist doch der direkte Kontakt mit den Züchtern unbedingt not- wendig, und wäre dieser Kontakt nicht vorhanden ¿wischen der Gestüts-
verwaltung und den Züchtern, so würde die Sache natur- gemäß sehr bald ins Stccken geraten. Nun kommt der zweite Weg, den ich auch gegangen bin. Glauben Sie mir, ehe wir hier erschienen, is man manchen Weg gegangen. —
Ich habe den Finanzminislern der anderen Bundesstaaten vor Jahr vnd Tag gesagt: helst uns aus der Lage beraus, Preußen gibt seinen entsprehenden Teil dazuz;- ja, ih fand äußerlich ein freundlihes Ent- gegenkommen, aber an die Zahlung wollte man nicht herantreten. Als dritter Weg kommt der tes Gesetes, den der Fhnen vorliegente Entwurf beschreitet, in Frage. Im Gesetz ist der Standpunkt ver- treten, der au meinen Anschauungen ents\prickt, nämlich: sind die Rennen für die Pferdezucht notwendig, so müssen sie sich au aus sih heraus erhalten. Also man gebe keine Staatépreise und was sonst damit zusammenbängt, sondern lasse ih die Sache aus si selbst entwickeln, dann werden wir eine ähnliche Entwickelung erhalten, wie sie bereits in Frankreich ist. Ich bin in dem Gese zum Nach- geben gezwungen gewesen aus einem Grunde, der in unserem all- gemeinen politischen Leben liegt. Ich würde cs für das Gürnstigste balten, den MRennvereinen Steuern aufzuerlegen, die die staatlichen Interessen in vollem Umfange sichern, würde aber nur den Nenn- vereinen eine staatliche Konzession geben, die \sich verpflichten, den leßten Heller auch wieder für die Staatêsrennen zu verwerten.
Nun kann gesagt werden, die Steuer ist zu diesem Zweck zu erhêéhen und es besteht dann die Gefahr der Um- gebung selbst, wenn man mit strengen Maßregeln vorgeht.
Immerhin kann ih es nur dankbar begrüßen, daß die verbündeten Regierungen, nachdem erhebliche Bedenken gegen eine Steuerherab- seßung vorlagen, - diesen Gesetzentwurf dem hohen Hause durch mi unterbreitet baben, der dahin geht, die Steuer zwishen den Vereinen und dem Staat zu teilen.
Fa, meine Herren, nun wird man fragen, warum eine Teilung ? Es ist die Sache sehr erwogen worden uud das s{chwerwiegendste Interesse — Ihnen wird ja die Broschüre bekarnt fein, die auch mir zugegangen ist und die ih durhstudiert habe —, ist, daß den Vereinen mitzuteilen ift, daß sie mit allen Mitteln an der Unterdrückung des Unwesens der Hintertreppenbureaus, wenn ih sie ss nennen darf, interefsiert sind. Und wenn die Vereine an der Unterdrückung dieser Mißgewächse interessiert sind, so werden wesentliche Vorteile dadurch erreiht. Nah den von uns angestellten Berechnungen ist niht zu erwarten, daß durch die Teilung der Steuerein- nabmen ein wesentliter Steuerausfall für den Staat eintritt. Wir bekommen ja jeßt den sogenannten Vercinstotalisator mit unter das Geseg. Würde \{ließlich der Reichstag gegenüber unserem Vocr- lage Nein sagen, was bliebe dann der Regierung übrig? Eine einzige Waffe: der Vereinstotalisator. Wir müssen die ganzen Totalisatoren, die jeßt 1 Million dem Staate einbringen, zu Bereins- totalisatoren macher. Das wäre doch nit rihtig. Ich will waßrlich nicht diesen Weg gehen, ih bin gerade am meisten dagegen vorges gangen, aber die Möglichkeit ift nicht ausgesch{losen, wenn wir nicht dur eine geseßlihe Regelung auf diesem Wege Mittel schaffen, um die Landesvferdezucht zu heben.
Fch komme zum Totalisator als solchem. Es hat mi interessiert, daß in unserer Presse der Entwurf im großen ganzen niht ungünstig beurteilt ist; wo dies aber geschehen ist, ist es gesehen von Leuten, die feine Ahnung vom Totalisatorbetrieb haben, denen ih das auch gern zugute rechne, weil sie selbst nicht wissen, wie die Sache ist, und einen \{warzen Mann hinmalen, der tatsächlich nicht vorhanden ist.
In der gegnerischen Presse ist in erster Linie ter Vorwurf: nun ja, wir bekommen Kcollegen des Fürsten von Monaco, hier wird Bank gehalten, dert wird noch für Begräbnisse gesorgt, hier tut man das gar nit wehr, hier ist man darüber {on hinweg. Ja, was ist denn der Totalisator ? doch nichts -weiter als die Konfolidierung des
öffentlihen Wettmarkts, d. h. jeder einzelne ist berechtigt, bis zu einer Summe x, die angeshlagen wird, eine Einlage zu maten. Kein Mensch hält dagegen, weder der Staat
noch der Verein, sondern die Leute unter ih halten ihr Geld gegen einander. (Zurufe links.) — Ja, liegt denn da ein Barnkhaïten vor? Fch weiß überhaupt nicht, wie man das herausfonstruieren will.“ Aber, meine Herren, die Gegner wollten etwas zusammensuchen, und fo sind sie zu ganz eigentümlihen Schlüssen gekommen.
Der Total isator ist in England nicht eingeführt; dort ist der
vollste freie Wettmarkt ohne jeglihe Besteuerung. In anderen Ländern wie Frankrei, Oesterreih, Rußland, Australien usw. ist der Totalisator und damit die Steuer. Es T jd ene Frage, wie weit man die Wetten mit Steuern belegen soll.
Fn dem Moment aber, wo man dies tut, muß man die Wetten in irgend ciner Form unter Kontrolle stellen. Nun ist es eigentüms- lid, zu schen, daß im freien England kein Mensch einen moralischen
Defekt erleidet, wenn er gewettet hat. Ih möchte mal das bobe Haus fragen — ich bin freilich vielleiht viel böser als die meisten im boben Hause — aber ih erinnere mich
von meiner Jugend her, daß, wo ich mit Bekannten zusammen- fam, mir doch einer mal sagte: ich wette, morgen regnets, oder: ich wette, morgen ist Sonnenschein. Und ich glaube, um ein Glas Bier hat im hoben Hause jeder hon einmal gewettet. (Heiterkeit) Diejenigen, die das nicht getan haben, möchte ih wirklich hier heraus- suhhen. (Heiterkeit.) Ja, wenn Sie mir das zugeben, daß uns überhaupt das Wetten viel näher liegt, als Sie glauben, und daß es
viel mehr in die Erscheinung tritt im Lande, so ist es ganz un-
verständli®, wenn hier einfa der Totalisator, der dcch nur die Zu- \sammenfaltung des Angebots und der Nachfrage, der Vermittler ist, ein Roulette oder trente et quarante sein soll. Es handelt \sich tatsächlid beim Totalisator um eine Wette. Ich bin kein Jurist; ih weiß wohl, es werden Juristen kommen, die mir alles mögliche entgegenhalten — vielleißt wird der Herr Abg. Gothein mir eingehende Beweise an- treten. (Heiterkeit.) — Ja, Herr Abgeordneter, ih erlaubte mir bloß, mich an Sie zu wenden. — Meine Herren, lassen Sie uns einmal in die Uranfänge der Wette zurückblicken. Wenn Sie heute cinen Versicherungévertrag über Ihr Mobiliar eingehen, so sagen Sie natürli: ih als ehrliher Mann verpflichte mich, nit ein Feuer anzulegen (Heiterkeit) —, zugleich sagt der eme: 10 halte so viel, und der andere bâlt dagegen, ertsprechend dem Vertrage. Es liegt ja in der Wette, werden Sie mir sagen, der Wunsch der Bereicherung. Gewiß. Der ist vollständig bei der Versicherung aus- geschieden. Aber ih will ein anderes Beispiel anführen. Als die Regierung im vorigen Jahre Old Patrick kaufte, fand sich in London keine Versicherung, die das Tier während des Transports nach Deutschland versichern wollte. Der Hengst kostete über 400 000 Da kam man in England auf den Gedanken, die Versicherung auszuschreiben. Und richtig, es fanden si kleine und große Leute, die Teilbeträge der Ver- sicherung übernahmen, daß der Hengst am so und sovielten Juli v. I. hier in Berlin franko abgeliefert wurde. Versicherungsgesellchaften mag man ja hierfür nicht finden, aker die Leute finden h ad hoc zusammen, indem sie einen kleineren oder größeren Betrag entsprehend der Chance, die sie haben, übernehmen. Das ist {ließlich die ganze Frage.
Ich komme zu den Erfahrurgen auf diesem Gebicte in Frankrei und Oesterrei. Wir haben nach Frankreich geschrieben, und ih ver- weise da auf tie Verhandlungen des corps législatif, weil dort die geseßgebende Körperschaft ic mit dieser Frage beschäftigt. Die franzöfischen Erperten erklärten: solle die Landespferdezuht nicht in Frage gestellt werden, dürfe man nit mehr als 89/0 Steuer vom Totalisator nehmen. In diesem Prozentsatz sind die Beträge für den Staat und die Vereine zusammengefaßt. Also in Frankreich erleidet der Totali-
sator zur Zeit eine Besteuerung von 8 %/o, und man er- aGtet seitens der Experten eine Besteuerung von 82 9/0 nit mehr für mögli. Bezüglih Desterreihs ist uns mitgeteilt v '
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daß man dort für Staat und Rennvereine eine Besteuerung von 12 9% für möglich hält. Wie die Herren aber wissen, werden bei uns 249% vom Totalisator erhoben. Daraus ergibt sich, daß es tatsählih un- mögli ist, den Betrieb des Tot -"isators in der bisherigen Weise zu erhalten.
Nun, meine Herren, komme ih auf den Ausgangépunkt der ganzen Frage zurück. Wie ih {on eingangs sagte, werden wir nun und nimmermehr uns eine edle Landeévferdezucht erhalten können, wenn wir derselben nit erheblihe Mittel zuführen. Beweis dafür: unser Natbarland, Beweis dafür aber auch die anderen Länder, Beweis insbesondere Nordamerika: Gehen Sie nach Nordamerika und sehen
sh die Entwikelung der Landespferdezult an, so wird Fhnen überall in die Augen springen, daß #ich dort die Pferdezucht
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auf eigenen Füßen stehend entwickelt hat.
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Nun möchte ich an die Gegner der Vorlage folgende Frage rihten: wir verwenden Millionen mit Net für unsere Armee zur Sicherurg unseres Landes; noch niemals hat hier im hoben Hause eines der Mitglieder der Vudgetkom- mission, der ich ja ftüher au angehört habe, wenn es sich um die Bewaffnung der Armee gehandelt hat, auch nur daran gedacht, einen Groschen an einem Gewehr oder an einer Kancne oder an
einer Befestigung herabzuseßen, weil man sich immer sagte, daß man das nicht verantworten könne. Ih möchte den Herrn Abg. Bebel einmal erinnern an die Zeit, wo wix noch zusammen die ersten Anfänge der Jäger zu Pferde durch- beraten haben. Sie werden \ich erinnern, wie wir beide darüber
gesprochen haben, und wie Sie selber sagten: ja, vor allen Dingen gute Pferde für diese Jäger zu Pferde, dann werden diese gut und ordentli auêgebildeten Leute Ordentliches erreichen. Ja, meine Herren, wenn wir aber tiesen Mann auf ein \{lechtes Pferd seßen, dann glaube i, würde selbst die Kunst des Herrn Bebel versagen. (Heiterkeit.) Also ich meine: aus diesen Gründen, meine Herren, müssen Sie mit aller Energie, wie Sie für die Bewaffnung eingetreten sind, auch für die Reiterei ein- treten, wir müssen diese gut beritten machen. Und, meine Herren, weiter : Man sagt: wozu eine Vollblutzuht? Ja, es ist notwendig, aus dem besten und reinsten Blute die Vater- und Muttertiere als Elektoral, wenn ih es so bezeihnen foll, zu nehmen. Wir empfinden cs ja — darüber dürfen wir uns keiner Täuschung hingeben — an uns selber, wie leit, wenn wir keine körperlie Arbeit tun, der Körper eine Kondition und einen Umfang annimmt, die vielleiht über die Kräfte und Fähigkeiten, die wir in uns besißen, täuschen. Heiterkeit.) So, meine Herren, ist cs auch bei den Pferden. Sie kônnen in der Freiheit von der Natur erwarten und verlangen, daß der Minder- starke von dem Starken unterdrückt wird; Sie sehen das, wo immer die raube Natur berrscht, wie es früher bei den wilden Pferden ge-
wesen {ist und wie es heute beim Hirsch ist: der stärkste Hirsh ist der Plazhirsh. (Heiterkeit.) Und so werden wir
auch zugeben müssen, daß das, was die Natur aus si selbst hervor- bringt, auf dem Gebiet der Pferdezucht der Mensch durch seine Tätig- feit zu erreihen suchen muß. Glauben Sie nit, daß es eine fünst- lihe Erfindung is, daß man über 200 Jahre die Rennen betreibt, daß man in allen Ländern der Welt ih zu diesem System bekennt ; so viele Leute au in diesen 200 Jahren mit anderen vielleicht
abenteuerliden und vielleiht auch wundershönen Vorschlägen hervorgetreten sind: fie haben alle nit reussiert. Es dreht ih bei den Rennen darum, die Pferde vorzubereiten zu einer hohen Kraftleistung und dann nahher durch die Rennen selbst und durch die Prüfung der Konstitution
zu beweisen, welches Pferd das beste unter den vorhandenen Pferden ist. Man muß \sich nicht täuschen lassen; wenn selbst einmal das Gebäude des Pferdes niht ganz den Leistungen entspriht, auf die Dauer halten \ih diese mangelhaften Gebäude nicht, sie find dauernd nicht in der Zut zu verwenden und scheiden naturgemäß aus. Aber die Konstitutionsprüfung ist nötig, damit wir uns überzeugen, daß die Jahrgänge wirklih das sind, was sie sein sollen, d. h. im Knochen- gerüst stark, gesund an Lunge und Herz. Darüber wollen wir uns nicht täuschen, wenn au mancher draußen in den ersten Zeiten dahingesunken ist, gegenüber cinem, der vielleiht chwächer war, woran hat das gelegen? In einer Zusammenfassung des Leßten, was er noch zu geben hatte. Ein Pferd von geringer Lebensenergie
shlackert so dahin, Sie können \ch{ließlich nichts von ihm verlangen,
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ein Pferd dagegen mit großer Lebensenergie gibt das Leßte hin, um für seinen Reiter das Möglichste zu erreihen. Alfo ohne Vollblut- zuht feine Halbblutzuht, und ohne Halbblutzu@t keine sichere Remontierung der Armee, für die ih wenigstens für cinen großen Teil von Deutschland mitverantwortlih bin. Meine Herren, glauben Sie mir, wenn auch die Schriftsteller auseinandersetzen, daß die Tage der Kavallerie gezählt seien, ich glaube es nicht und stimme in dieser Beziehung mit dem Herrn Abg. Bebel überein. (Heiterkeit.) Meine Herren, seien Sie davon überzeugt: wir müssen für unsere Reiterei ein Pferd schaffen, was leistungsfähig ist ; denn eine Nach- richt, die eine Armee eine halbe Stunde früher erreicht, rettet unter Umständen viele Tausende. Eine leistungsfähige Kavallerie bürgt für die Nube der großen Armeen, die leider heute zu Gebilden heran- gewachsen sind, daß sie oft gar nit mehr beweglih für unser Auge erscheinen.
Ich bin der offenen und ehrlihen Ueberzeugung, Sie tun ein gutes Werk an unserm Vaterland, wenn Sie die Mittel bereit stellen, damit unsere Vollblutzuht \sich erbält und wieder aufblüht. Die Folgen werden nit ausbleiten. Sie werden einen guten Ersaß für die Armee erhalten, und Sie können sich da niemals dem Vor- wurf ausseßen, daß Sie vielleicht mit den Mitteln gekargt hätten, die einst in der Stunde der Gefahr für unser Vaterland auss{lag- gebend sein können. Ich babe die ehrlihe Ueberzeugung: folange die preußische und deutsche Reiterei sagen kann, ih habe ein Pferd unter dem Leib und kenne daher kein Hindernis, soweit der Himmel blau
ist, so lange wird es sierlih noch um die Sicherheit des Landes
nit \{lecht bestellt fein. (Heiteckeit und Beifall.)
Abg. Rettich (d. konf.) : 1899 haben wir, um die Flottenausgaben zu decken, die Schaumweinsteuer eingeführt und die Stempvelsteuern erhöht; die Wettensteuer wurde in verdoppeltker Höhe eingeführt. Einsichl8volle Leute sagten si damals \{on, daß der Erfolg ter Steuer auf Rennwetten sehr zweifelhaft sein würde, und so ist es gckommen. Fiskus und Rennvereine haben eingebüßt, der ungeseßlihe Wettbewerb is dazwischen getreten, und das minderbemittelte Publikum wird in ungeheurem Umfange durch die privaten Wettbureaus ausgebeutet. Die Inhaber sind zwar verpflichtet, ihre Betriebe an- zumelden, aber eine große Anzahl von ihnen tut es nicht, und selbst von den Anmeldern versteuern viele nur einen ganz Fleinen Teil ibrer Einnahmen. s f
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Diese ganze unerfreulihe Entwickelung wird noch
gesteigert durch die außerordentlide Schädigung der MNennvereine. Der ganze Betrieb der Bollblutzucht ist in Gefahr; eine Reihe von sehr guten Privatgestüten ist eingegangen. as hat unsere ed
Landesvferdezucht in höchstem Grade benacteiligt. Die Vorlage
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bessere Ordnung in die Verkbältnisse bringen; es follen dadurch au die Vereinstotalisatoren unter das Gefeß gestellt werden, d. h. au sie sollen Steuern zahlen, was bisber nit der Fall war; dafür soll ibnen aber die Hälfte der Steuer überwiesen werden. Fch halte alle Vorschläge des Entwurfs einschließlich dieses lezten für gut; ihre Durchführung wird die NRennvereine heben und die Privatwettbureaus
beseitigen helfen. Diese im öffentlihen Interesse notwendige Be- seitigung wäre noch eher zu erwarten, wenn der Stempelsteuersaß von 90 etwa auf 15°/6 herabgeseßt würde. Wir sind geneigt, den Ent- wurf, wie er vorliegt, anzunehmen. Auf andern Seiten besteht der Wuns nach Kommissions8beratung; wir würden dem allerdings nicht entgegen sein; heffen aber, daß die Verabschiedung noch in dieser Session erreiht wird.
Abg. Singer (Soz.): Gerade aus denselben Gründen der öffentlihen Sitte, Mcral und Ordnung, aus denen der Vorredner
für das Gesetz eintrat, erflären wir uns dagegen. Herr Rettich ist der Ansicht, alles, was den agrarifhen Interessen dienen kann, müsse unbekümmert um Moral und dergleichen angenonmen werden; alles was dem entgegen ist, ist aus Gründen der ôFentlihen Moral zu bekämvfen und zu vernichten. Herr Rettich will von diesem Geseß für agrarische Zwecke Vorteile berauss{lagen. Der Minister für die Land- wirtschaft hat uns allerlei \cherzhafte-Sahen über das Wettgeheimnis mitgeteilt, aber eine eigentliche Begründung hat er für die Borlage nit beigebraht. Daß die Landeésvferdezuht aus öffentlichen Mitteln unterstüßt werden muß, ist nicht zu bestreiten, aber wie diese Unter- stüßung dur ein unmoralisches
Spiel,
Mittel, Weite und Spiel, erfolgen
soll, ist mir unverständlich. Die Begeisterung des Ministers für den Totalisator beweist, wte les der Standpunkt üt, von dem
man solche Dinge heute zu verteidigen fut. Der Minister scheint den preußischen Etat nicht zu kennen, }on]f mußte er wien, daß di
Landespferdezuht nicht einzig und allein auf die Einnahmen aus dem
Totalisator angewiesen ist. Zur Förderung der Landeëvferdezuht werden doech in Preußen über 5 Millionen ausgegeben. Ich
stebe ja dem Totalisator fremd gegenüber, aber i habe den Cindruck,
daß der Minister als ein zu genauer Kenner des _Totalisators fein rechtes Urteil über die Sache abgeben kann. Seiner Ver-
sicherung, daß er kein Jurist sei, glaube ich aufs Wort. Es handelt ch bier, sagt er, um eine Konsolidierung des öffentlihen Weti- marktes. In den Händen der Regierung ist das ein unsittlihe8 Ver- fahren. Aufgabe der Regierung wäre es, Dinge, die cine öffentliche Kalamität sind, zu beseitigen, und das ist eben ter Totalisator. Die Regierung scheint aber zu glauben: non olet. Hat sie denn gar feine Empfindung dafür, daß sie sich in den größten Wider-
ipruch zum Bürgerlichen Geseßbuch stellt, wenn sie den Totalisator \chüßt? Sic benußt die Förderung der Landespferdezucht doh nur
Berurteilung der Wettburcaus find wir mit Vorredner einig. Ih zweifle nur, ob es & 3 das Verbot durhzufeßen, denn es wird nur das „ge|chäftsmäßige und öfentlihe Wetten" be- troffen, gelegentliche, private Wetten sind also erlaubt, wodur gerade in Kreisen der Offiziere und Beamten Unheil angestiftet werden kann. Außerdem werden heute zum Schein Rennvereine gegründet, um das
als Deckmantel. In der der Regierung und dem gelingt, durch die Fassung des
Metten zu ermöglichen. Sie- sind vielfach nichts anderes als verpuppte Spielklubs. Daß solche Vereine geeignet sind, um
die gewonnenen Erträge nur für die Zwecke der Landespferdezucht zu verwenden, is mir do zweifelhaft. Die Regierung will nun zwar den Vereinen eine Steuer auferlegen, aber mit ihnen halb Part machen. Die Aagrarier bekommen damit eine neue Liebe8gabe. Man Rebt: die Agrarier wissen aus allem Kapital zu schlagen, und sie kündigen der Regierung die Freundschaft, wenn sie ihnen, wie be- züglich der Handelsverträge, niht den Willen tut. Derselbe Kultur- standpunkt, der zur Schließung der Spielbanken geführt hat, sollte niht zur Beförderung, sondern zum Verbot des Totalisators führen, der eine Quelle der Unsittlichkeit ist. Das Neich darf seine Steuern die vor der öffentlihen Moral bestehen
nur aus Quellen erheben, die s i L fönncn. Wer den Rennplatz besucht, verfolgt nicht etwa ideale Inter-
essen, von denen der Minister spra. Nein, der Rennvlaz ist nur eine Aufreizung der übersättigten Nerven. Man weiß doch, was für Leute \ich auf dem Nennvlaß und am Totalisator zusammenfinden. Diesen das Wetten zu erleichtern, liegt feine Veranlassung vor.
Preußisher Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten von Podbielski:
Ich möhte hier rom Plaße aus dem Herrn Abg. Singer antworten.
Zunächst, Herr Abgeordneter, glaube ih, find Sie in einem fleinen Irrtum, wenn Sie glauben, in diesem Falle di? Agrarier mit der Vollblutzuht zusammenbringen zu sollen. Diese Beiten haben feinen Zufammenhang. Ich bin bereit, dem Herrn Abgeordneten eine Zusammenstellung derer, wel%e Gestüte bei uns halten, u dmn Va Wid er sehen, dal sehe reie Léltie unserer haute finance, die gar nichts mit der Landwirtschaft zu tun
haben, fh auh Gestüte halten; daneben bestehen Staatsgestüte, z. B. in Braunschweig. An den verschiedensten Stellen unseres Vaterlandes sind derartige Unternehmungen, die aber von Jahr zu Jahr weniger werden. Also es ist nit richtig, dieser Sache hier einen agrarishen Mantel umbängen zu wollen. Dabei liegt anscheinend eine Verwechselung vor der edlen Landeépferdezuht mit der Vollblutzuht, die durch Abhaltung der Rennen gefördert werden foll. Man fann wegen der erbeblihen Kosten niht alle die Tausende von Pferden, welche die Lantesvferdezuht produziert, prüfen, fondern man nimmt die Spitzen heraus, und diese Spißen sind die Vollblutpferde, diese unterwirft man einer Prüfung. Also es handelt \sich niht um eine agrarische Vollblutzuht, au wahrhaftig nicht um eine Liebesgabe. Bei den Wettrennen besteht die Oeffentlichkeit, und es entscheidet der Siege8s pfahl, der unweigerlih dasteht und fagt: du bist inter pares der Beste. (Heiterkeit.) Ja, da ist doch von Arbitrage nah irgend einer Richtung nicht die Rede; es handelt #ch wahrlich nit um Liebesgaben.
Nun hat der Herr Abgeordnete ja die Freundlichkeit gehabt, auf unsere ge:neinsame frühere Tätigkeit zurückzukommen. Ich kann dem Herrn Abgeordneten eines zurückgeben. Er sagte: Ih habe noch nie am Totalisator gewettet. Ich kann ihm antworten: Ih glaube, ih
habe es au noch nicht getan. (Deiterteit) S bin | nur als Aufssihtskommissar für sämtliche Totalifatoren | im Lande tätig gewesen und habe darüber gewacht, |
daß auch nicht das geringste beim Totalisator vorgekommen ist. Ich fann nur wünschen, daß die Herren einmal in das Neichs\chaßzamt hincingingen und bis in die 80er Fahre zurück untersuchten, ob jemals seitens der Nei{sfinanzbehörden diesen Betrieben gegenüber an irgend einer der Vorwurf erhoben worden ist, daß wir einen Pfennig hbinterzogen haben. Es besteht eine sehr genaue Kontrolle; | jedes Billett hat eine Nummer, wie Eisenbahnbillette, sodaß kein Zweifel über die Summe herrscht, die wir am Abend zu leisten haben, die au stets pünktlih und ordnungsmäßig abgeführt wird.
Nun sagte weiter der Herr Abgeordnete: „es sei unsittlih, Mittel | zur Förderung öffentlicher, als notwendig anerkannter Zwecke dur un- moralische Anstalten aufzubringen“. Ih glaube, dieser Saß, wie ih ihn vorgelesen habe, wird si in dem Stenogramm des Herrn Abg. Singer vorfinden; so habe id wenigstens aufgeshrieben. Ja, wenn dieser Say zutreffend ist, Herr Abgeordneter, dann durften toH im Jahre 1900 der damaligen Steuergeseß- gebung gar nicht zustimmen; das Unheil ist ja erst dur die Steu sezgebung entstanden. (Sehr rihtig! rechts.) Dann mußten Sie damals sagen: nein, weg mit diesen unmoralischen Anstalten, wir
1 mit ihnen zu tun haben! (Zurufe links.) Wir werden es ja naGsehen können, ob Sie dagegen gestimmt haben. (Heiterkeit.) Ich lasse es dahingestellt sein. Ih wollte nur hervor- heben, daß die ungünstigen Verhältnisse in der Vollblutzuht #iŸ seit 1900 entwidelt haben. Wollen Sie weiter bedenken, die un- günstigen Zustände hinsichtlih der Privatwettbureaus gar nit in dem Mafße eingetreten wären, wie ih fie na jeder Richtung hin s{ildern fönnte, wenn eben nicht der Anreiz zur Hinterziehung der Steuer gewesen vâre, und zugleih der Anreiz die Leute aud) mit kleinen Beträgen zu den Wetten heranzuzizhen. Ih möchte den Herrn Abgeordneten fragen : jemand, der auf den Rennplay hinausfährt, sih draußen ergehen und erfreuen will, der hat, ehe er bis zu dem Totalisator heranfommt, 4 bis 5 M au8gegeben; er will sich amüsieren, Bier trinken usw. Das gebe ih zu. Aber daß jemand auf einen Jokey setzt, weil er eine gelbe Jake an hat, das kann ih nicht glauben.
Meine Herren, gewiß, es kommen auf die Rennpläge Leute, die ih au nicht dahin wünsche, die niht das Interesse haben, das für die Rennen nötig ist. Aber ich bin überzeugt, daß, |
Toi
By 2 Ï Stelle nur
ibn
—_— [T] S V y ere 5 peY L
G son IVLUCH
A L A
venn der Herr
Abg. Singer zwei- oder dreimal draußen mit mir wäre | (große Heiterkeit), würde er meiner Meinung zustimmen. | Fh möchte dem Herrn Abgeordneten einmal die Frag? vors | legen: würde es 3. B. zwischen uns beiden so sehr unmoralisch | sein, wean wir jeßt eine Wette eingingen? Ih habe nab | meiner Ansicht in meiner ersten Nede gesagt: im preußischen Etat war
für die Veranstaltung von Wettrennen eiwa 1 Million Mark auf- |
gewendet, während das in anderen Staaten nit der Fall ist. Der | Herr Abgeordnete sagt: das hat der Minister nit gesagt. Es steht |
also Behauptung gegen Behauptung. Würde das nun etwas so | Böses sein, wenn einer zum andern sagte: ih wette, ih habe | Necht!? (Große Heiterkeit.) Das sind Sahea, die sich hier | im Hause häufig abgespielt haben, und ich möchte fragen, | ob die Herren wirklich der Meinung sind, daß wir damit |
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ein Verbrehen gegen die Moral begehen — der Herr Abgeordnete hat es ja so hingestellt —, wenn wir eine solhe Wette eingehen ? Bir müssen dech auch nicht zuviel die Moral in den Vordergrund
schieben. (Große Heiterkeit.)
Nun sagt der Herr Abgeordnete weiter: die Rennplätze bilden eine Ueberreizung der Nerven, hervorgerufen durh die Wetten. Ja, Herr Abgeordneter, bitte, lefen Sie doch die alljährlihen Berichte aus
dem großen Nachbarlande, welches sich ciner alten Konstitution erfreut, aus England, wie, piele Parlamentsmitglieder alljährli beim Derby zugegen sind, wie sie da mit Mann und Maus hinausziehen auf die Nennpläge. Fn Frankrei, der von Ihnen gewiß geschäßten Republik, waren nach den Berichten, die in den Zeitungen gestanden baben, im vorigen Jahre zwei Drittel des Corp3 législatif draußen beim Rennen um den Grand prix de Paris ¿u sehen. Sehen Sie denn die alle als Verbreher oder als Trottel mit überreizten an? (Große Heiterkeit.) Also, wozu solhe Schlagwörter? Ich meine, Herr Abgeordneter, alle diese Leute baben doch au ein Verständnis für die Verbältnisse auf den Rennbahnen. (Große andauernde Heiterkeit.) Meine Herren, ich bin der Ueberzeugung, daß die Leute in anderen Parlamenten auch ein Nerständnis für Moral besien, und daß man infolgedessen doch nit so harf urteilen sollte, wie es hier seitens des Herrn Abg. Singer geschehen ist. Nun hat der Herr Abg. Singer — meinen Dank aus\prehen — vollständig zugegeben, daß Interesse der Armee einer guten Landespferdezucht bedürfen. Aber, mcine Herren, von jener Seite wird immer wieder betont: ja, die Mittel sollten die Interessenten aufbringen! Gewiß, meine Herren,
J + Nerven
und dafür möchte ich ihm wir im
aber es bandelt sich doch bier um eine Leistung für den Staat, es handelt sich darum, daß die Landwirte, die in dex Landeëépferdezuht, nicht in der Vollblut-
zucht stehen, die Pferde produzieren, die für die Nemontierung unserer Armee notwendig sind. Ja, meine Herren, diese Leute waren und sind noch gezwungen, wie die Verhältnisse jeßt liegen, Opfer zu
bringen; d:m hohen Hause sind die Petitionen ‘und die Auseinander-
sezungen bekannt, die sih seit den 80 er Jahren in jedem Jahre über die Erhöhung der Remontepreise hier wiederholt haben, ein Beweis dafür, daß die Sache heute {on nit mehr geht. Aber um wie viel mehr hapert die Sache an der Spiße der Pferdezucht, das heißt bei der Vollblutzucht !
Nun, meine Herren, ist ja der Herr Abgeordnete auch vollständig einverstanden, daß die Wettbureaus unterbunden werden; da bewegen wir uns auf völlig gleichem Boden. Der Herr Abgeordnete \prah davon, i solle die Privatwetten verbieten. Ja, ih habe mir schon erlaubt, ihm die Frage vorzulegen, ob nicht in aller Harmlosigkeit innerhalb weniger Monate einmal jeder von ihnen zum andern sagt: ih wette, taß es morgen regnet oder \hneit oder irgend etwas. Ja, meine Herren, das gehört dech nit in ein Gesetz hinein! (Heiterkeit!) Fch sollte meinen: wenn der Herr Abgeordnete konsequent wäre, müßte er dahin kommen, zu sagen: wir wollen den freien Wettmarkt von England gestatten. Ob Ihnen diese Konsequenz aber naher recht wäre, bezweifle ih, und ih fann nur immer wieder \
agen: e handelt sich nicht darum — und darum ifi aud der Herr Abgeordnete in seinen S(lußfolgerunger 1 Tod verfahren —-, daß die {wachen wie er sagt, eine - Bereicherung ode (uffü
¿ Nein, Herr Abgeordneter, es ist mögli, daß Reichskasse, wenn der Entwurf Gese wird, wird, aber jedenfalls einen fo geringen, daß niht erwachsen. Wenn ih dem Herrn Neich fommen wäre, daß aus diesem Geseg eine nabmen hervorgehen soll,
cheren Blicken empsangen 1
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Rede, sondern es soll nur von den Einnahme bleiben.
Nun baite i angenommen, der Herr Abg. Singer würde viel schärfer in der Verurteilung der Sache fein, aber ich bin ihm wirkli dankbar, daß er mir zugegeben s handle fi in der Pferdezuchts frage um eine Landesverteidigungs! Da Sie hier ja gesagt haben, so werden Sie auch noch einmal ja sagen d die Mittel für die NVollblutzuht bereitstellen lassen, die es ermöglicher daf r auf diesem Gebiete mit den anderen Staaten mit Erfolg konkurrieren
vermögen.
(R P A A4 A 4 Q 5 Tod A Dann möchbte id noch etwas aus mein
Ca R, : E E 2 Es fönnte mir nämlich entgegengehalten wer vozu die N ; E Je 4. E S E Ee as 54 A 1 Pp 5 .. or fauft doch die Pferde tim Auslande. Das 1it bietet tm rilen G. N C» a t ; C 52 alo nue krr of Moment denkbar, tatsählich ist es ader unaus[sußrdar, weil M l ‘ AvottRA 5 ck-PEA nnttnnal F) Bart E C Tad BVollblut bereits ein tnternattonaler Marktartikel it. Die L My A S 44 novEn t T y wenigen Pferde, di n Wu vertaulen [m L Q a ele V e N L E L werden von Jahr zu Jahr det |teigendem Bedür? teurer und find A . L LT o) Ce aof C 4 409nn L 2, M T kaum noch zu bezahlen. Ich gebe ehrlich zu, wenn ich in der Presse L Gt 5 E E a s A E 4 mi babe beshimpyfen lassen, daß 1ch sur eine ander Sa? nit F a DÂ s c tr c «T M Mt f O0 (l 4 50 M geben wollte, für einen Heng)t wie 4rd atr F aber 420 000 4 e P S S AAo ° V ( - und für seinen Bruder 230 000
: - c l L: E ioll KAtto 6 zwet DEnglle gegeben hatte, daß
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nit gewesen ist. Ih habe E d
58 y ; 5 roh landes, damit unsere LandeSpserd - 10n0o Tal o toNo vol nhkon Pferde dienen sollen, wieder gehove , pEI 0 Lyn 2 nit in der Lage, uns Hor - 4 AonAaito Gra 1 an guten Hengsten jährlich zu - L 7118 ; r neut das hohe Haus bitten der Landesvferdezuht das Ge! ot 5 A For f S Nan! P Luft {pfen kann, und dam inke Ton l ' Conn mt S Marl 2Ttnto toH : S e M„PN lassen braucht. Denn wie die Verhältnisse jeßt liegen, muß die Voll C. A ; Qaiefo 0ontA S «ly h + T bonn ARO BRNTASARONANORO blutzuht im Laufe weniger Jahre 1drem Untergange entgegengehen- Ie ub Gotti (Beifall uUnd® VeitertelL.) Y f. C 2 44 ola n D 5x C f. P n f L, J Abg. Fritzen- Düsseldor? (Zentr.) Ih beantrage, die Vor- E 5 211 L f y 94 E E O lage der Budgetkommission zur Borderalung zu UL reisen. Cz c ; ck î T 1130 e: Ich fasse die Sache nicht o tragish auf wie Herr Singer, wenn ih B 4 A4 t Londo T9111 5 190 L Ka r auch nit ein besonderer Freund der Jrenne nd des Totalisators H Lo Zt - vit 3 K oy S R s 20 en bin. Aber sämtlihe Sachverständi balten die Wettrennen für At 1p T T1 40 ton N +94 notwendig zur Förderung einer guken Bollblutzucht Die Begleitersheinung mit dem Zulammenfiuß veifelhafter mann- : Et Ls Nov nnor A L G : lider und namentli} weiblicher Personen muß man da mik 4 F 0 57 3 O7 on T Tit 1 t ia den Kauf nehmen. Wir haben den Lotalisator einmal, und er ; 5 50 ; L 7 nor 5 y L non ' wicd bleiben, möge man die Vorlage annehmen oder adte9nen Wir l A 10 T7 ‘e 5 F f A y 4 y ; haben auch tie Steuer, und ih begreife nit, warum man dle 45 ' 4 T 5 A 5 Mf 1 45 vondon Al Ct Hälfte nicht zur Förderung der Pferdezucht verwenden ol. ie
Porlage hat auch Vorteile. Es sollen die [chlimmen privaten 2 bureaus unterdrückt werden, die für den fleinen Geschäftsmann, Gewerbetreibenden ja besonders gefährlih sind. Es h 1 nit darum, Einnahmen aus dem Totalisator für \haffen. Diese Einnahme besteht \{chon. Es soll dieser Einnahmen zur Förderung der Pferdezucht verwende Fh glaube, daß mit diesem Gese etwas durchaus Nügli schaffen werden fann.
Abg. Hagemann (nl.): Auh wir steben de vathish gegenüber und {ließen uns dem Antrag auf
Budgetkommission an. Die Wettgeschäfte werden in Barbierstuben,
o F) der U} 4 L 2 x E a v in Kneipen, in Zigarrenläden betrieben, und es wird fur 11€ unter den
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feinen Leuten eine höchst verwerflihe Propaganda gemacht. Der fleine Mann, der Handwerker und Arbeiter vertlehen vor der Sache
: fe find den Unter- ausgeliefert, und haben jene einfa das Nachschen. Diese Privatbureaus müs ) beseitigt werden. Eine allzu lobenswerte Einrichtung it der Totalisator gewiß nicht;
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aber die Leidenshaft des Spiels ist nicht auszurotten, Da E verständiger Weile eins
selbst, von der Qualität der Pferde usw. g
E S 9 Q 115 R und HNVyogn nebmern dieser Bureaus auf Gnade und Ung ut ein solher mit ten Einnahmen das Weite, !o
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do mit Freude zu begrüßen, wenn sie in s
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gedämmt und zurückgebalten wird. svferdezuit muß auch A —- T3 Y c „9 M dav 4 qus dem Grunde der Erhaltung der Wehrkrast des Vaterlandes
Neue Steuern wollen wir dafür nicht aufbringen; die Steuerkraft der Bevölkerung muß geschont werden. Die Totali- sfatorsteuer aber ist gewissermaßen eine freiwillige Steuer ; weshalb soll niht derjenige, der ih das leisten kann, auf den Rennplag zu gehen, einen gewissen Zuschlag zur Hebung der Landegpferdezuht be- zablen ? Darin kann ih etwas 10 Únmoralisches niht sehen. Nicht die Agrarier, sondern gerade auch die haute finance befißt dle größten Nennítälle; mit dem Vorwurf des agrarishen Charakters aljo fann man das Gesetz nicht diskreditieren. Abg. Dr. Ablaß (fr. Volkép.):
unterstützt werden.
Der Entwurf gibt ch den Ans Wein, die Wetten einzudämmen und die Landespferdezucht zu fördern. Fn der Begründung aber ift ausdrücklich zu lesen, day die Vorlage die Verminderung der Reichécinnabmen aus dem Totalisator ver- hindern soll; ist das beabsichtigt, so wird doch erwartet, daß sich die Einnahme aus dieser Steuer an sich verdoppelt. Dann soll man aber doch nicht diese Maäntelhen der Vorlage umhängen. Aus dem Vorgehen der Reichsregierung ersehe ih nur, daß die Privatbureaus nach der Ansicht der verbündeten Regierungen eine ganze Menge fette Bien \{lucken, die der Fiskus lieber für sich haben möte; also nit allein die Kirche, sondern auch der Fiskus hat einen quten Magen und kann auc Unrechtes verdauen. Vit einem gewt}jen
Neid weist die Begründung auch darauf hin, daß in Frankrei und anderêwo ganz andere Summen aus dieser Steuer herautgeholt