1904 / 110 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Denkmal, welches der Kaiser Nom schenkte, ist noch immer nicht auf- gestellt. Als die Ursache dieser Verstimmungen wird zunächst der Neid über die wachsende ökonomische und industrielle Entwicklung Deutsch- lands angegeben. Ih bestreite eine solhe Wirkung der materiellen Interessen durchaus nicht, halte fie sogar für wichtiger als die Ge- müts-, Sympathie- und Antipathiestimmungen bestimmter Personen; aber diese Verstimmung liegt doch wohl auch darin begründet, daß bei den immer steigenden Rüstungen zu Wasser und zu Lande Deutschland als die erste treibende Kraft in diefer Nihtung an- gesehen wird. Tatsächlih hat Deutschland insbesondere seit 1898 bei diesem internationalen Nüstungswettrennen an der Spiße gestanden. Dieses ewige Wettrennen hat man in den Kulturnationen allmählih herzlich satt; man s\teht ja nicht allein in Deutschland vor der Frage, wo künftig die Mittel für diese immer steigenden Rüstungen hergenommen werden sollen. Selbst die Engländer, die reiste Nation Europas, müssen sich mit dieser Frage beschäftigen. In bezug auf die geistige Entwicklung, auf die Entwiklung politischer reiheit kann Deutschland leider den anderen Staaten nicht als Muster, sondern eber als das Gegenteil gelten. Jahrzehnte sind ohne einen solchen Fortschritt vergangen; das gerade Segenteil ist der Fall; Deutshland steht an der Spitze aller reaktionären Bestrebungen. Den Bemerkungen des Kaisers in Karlsruße und Mainz gab der Um- stand noch besondere Bedeutung, daß kurz zuvor, ehe der Kaiser von Italien fortging, ein Telegramm von Sizilien nah St. Petersburg ing, in dem es gelautet haben foll: „Rußlands Trauer ist deutsche rauer!“ Das ergibt ein sehr bemerkenswertes Stimmungsbild. Jh bestreite aufs allerentschiedenste, daß in dem Telegramm über das Un- glück der russishen Flotte vor Port Arthur der Volksstimme in Deutschland Ausdruck gegeben worden ist. Nach meiner Auffassung find die deutshen Sympathien weit mehr auf seiten der Japaner als auf seiten Rußlands. Jeder muß bedauern, daß so viele Menschen in diesem fürhterlihen Kampfe zu Grunde gehen; aber solange Kriege geführt werden, ausgerüstet mit so furhtbaren Zerstörungêmitteln, versteht \sih das ja von selbst. Das {ließt aber nicht aus, daß der einzelne Partei ergreift, und da behaupte ih, der größere Teil des deutshen Volkes steht mit seiner Sympathie nit auf der Seite der Nussen. Ein Land, in dem solche Ereignisse gesehen können, wie sie noch vor kurzem in Nußland vorgekommen find! steht auf einer so tiefen Kulturstufe, daß das ganze übrige Europa das lebhafteste Interesse daran hat, daß diesem Lande endli einmal die Sonne der Kultur aufgehen möchte. Wenn z. B. in Preußen die großartigen Reformen nur dur die Niederlagen im Jahre 1806 möglih gewesen sind, die Preußen befähigt haben, mit dem fremden Eroberer abzurechnen, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß Oesterrei dur seine Niederlage 1866 in die Neihe der konstitutionellen Staaten eingerüdckt ift, und daß dur die Niederlage Napoleons 1870/71 Frankreich zu einer Republik fam und dadurch eine ganze Reihe von Üebelständen beseitigt wurde, so können wir annehmen, daß auch Nußland aus einer Niederlage mit ähnlihem Nesultat hervorgehen würde. Als ih bei der ersten Lesung des Etats darauf hinwies, daß Nußland nicht auf die Dauer Herr in der Mandschurei bleiben dürfe, wurde mir vom Reichskanzler die Antwort zuteil , wir hätten an der Mandschurei wenig Interesse, was ingen uns die Mongolen und Chunchusen an. Ich möchte dem Reichskanzler empfehlen, den Bericht des Ehrbaren Kaufmanns der freien Hansestadt Hamburg, der wenige Wochen darauf erschien, zu studieren und nazulesen, was die ersten Kreise der deutshen Kauf- mannschaft über die Stellung des deutschen Handels in der Mandschurei sagen. Dort wird mit dürren Worten ausgesprohen und das stimmt mit dem, was ih damals sagte, vollkommen überein —, daß, falls die Mandschurei dauernd in den Besiß Nußlands überginge, dies einen {weren Schaden für Deutschland und für Deutschlands Handel zu bedeuten hätte. Es würde, und darauf kommt es haupt- fächlih an, cin großes Land mit einer vergleihsweise großen Bevölkerung künftighin dem deutshen Handel verloren fein. Jch glaube, der Urteiléfähigkeit der Hamburger Kaufleute in bezug auf den Wert der Mandschurei für den deutschen Handel weit mehr zutrauen zu dürfen als dem Reichskanzler. Wie aber die Dinge im Osten aus- gehen mögen, das eine möchte ih dringend wünschen, daß Deutschland dem Ausgange mit der größten Neutralität gegenübersteht, wenn eines Tages die große Tragödie im Osten ein Ende erreiht hat. Es ist zweifellos, daß, wenn dieser Krieg im Osten nicht zu Gunsten Nuß- lands ausgeht, wir in Europa, speziell im Westen, uns ganz besonders ratulieren können, denn je geschwähter Rußland aus dem Kampfe ervorgeht, desto unwahrscheinlicher wird es, daß es sih in die west- europäischen Verhältnisse einmischt. Daß Frankreich felbst niemals einen Krieg mit Deutschland heraufbeshören wird, ist außer Zweifel. Wenn es mit dem Gedanken umgeht, so beruht dieser nur darauf, daß es hofft, Rußland in einem Kampfe auf seiner Seite zu haben. Gerade durch den ungünstigen Ausgang in Ostasien würde Nußland auf Jahrzehnte außer stande geseßt sein, in Europa militärisch eine entscheidende Nolle zu spielen. So wird sich auch die Nückwirkung auf unsere finanzielle Lage im Reich bemerkbar machen. Daß diese außerordentlich ungünstig ist, darüber ein Wort zu sagen, bieße Wasser ins Meer tragen. Man hat ja die Zuschußanleihe dadurch beseitigt, daß man 10 Millionen an den Ausgaben fkürzte, die Ein- nahmen aus Zöllen und Zuckersteuer um 32 Millionen erhöhte und den Nest von 177 Millionen den Einzelstaaten als erhöhte Matrikular- beiträge aufbürdete. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gibt, eine sparsamere Wirtschaft einzuführen, dann ift es nur die, daß man die Cinzelregierungen am eigenen Leibe die Folgen davon empfinden läßt, daß fie als Mitglieder des Bundesrats für erhöhte Ausgaben zu militärishen Zwecken stimmen. Wir baben ja von den Vertretern der Einzelstaaten die lebhaftesten Klagen in den kewegtesten Ausdrücken gehört, daß die Einzelstaaten die Lasten nicht mehr tragen können. Wohin wir allmählih im Reich und in den Einzelstaaten kommen mit unseren Finanzen, zeigt der Umstand, daß die thüringischen Klein- staaten es nit erschwingen, ihren Beitrag zu den Kosten der alten berühmten protestantishen Universität Jena zu leisten. Wer hat es nun herbeigeführt, daß diese Universität doch aufrecht erhalten werden ktonnte? Das optishe Institut von Zeiß, das jährlich 80 000 Æ für die Universität zahlt, davon 30 000 M für Professoren- gehälter, außerdem hat es auf feine Kosten ein neues Gebäude für die Universität erbauen lassen. Wenn es dahin {hon gekommen ift, daß die ersten deutschen Geistes\tätten niht mehr aus Staatsmitteln aufrecht erhalten werden, so ist das ein sehr bedenkliher Zustand. Das Schulwesen, das Verkehrswesen, die Gesundheitépflege und andere Kulturbedürfnisse leiden heute in den Einzelstaaten. Vor wenigen Tagen hat der sächsische Finanzminister direkt aus- esprohen, daß angesihts der Beschlüsse des Reichstages die Einzel- taaten gezwungen sein würden, die Befriedigunz der Kultur- bedürfnisse einzushränken. Durch die Vorgänge in Südwestafrika wachsen unsere Ausgaben für die Kolonien ins Ungemessene. Als ich seinerzeit sagte, der Hereroaufstand werde dem Deutschen Neich 50 bis 60 Millionen kosten, wurde das von der rechten Seite mit Dho! aufgenommen. Heute würde man sehr zufrieden sein, wenn es bei 50 Millionen bliebe. Die Ausgaben werden aber viel bedeutender sein. Der Aufstand hat eine Bedeutung erlangt, die nicht vorauszusehen war. Daß die Herero eine solche Widerstandsfähigkeit besißen würden, habe ih nit geglaubt, und jedenfalls auch die große Mehrheit des Reichstags niht und auch nicht die entscheidenden Réssorts, sonst wären die Maßnahmen andere gewesen, als sie ge- tan wurden. Man hat eingesehen, daß es notwendig ist, bedeutend größere Aufwendungen zu machen, die Schutßtruppe zu verstärken. In den leßten Tagen haben wir noch gelesen, daß der Generalleutnant von Trotha nah Südwestafrika beordert sei. Diese plößliche Ent- scheidung zeigt, daß man in den betreffenden Kreisen glaubt, mit be- deutend mehr Aufwand in Südwestafrika auftreten zu müssen. Es wird wohl auch die Truppenzahl auf die Höhe gebracht werden, die er hier bisher kommandiert hat. Es würde dann ein Nachtragéetat kommen, bei dem auch den Kolonitalenthusiasten die Augen übergehen würden. Nach meiner Meinung eignet sich für das Kommando viel mehr ein Mann, der {on lange an Ort und Stelle war, und nicht einer, der von den Dingen dort keine blafse Ahnung hat. Die Schicfjale der Abteilung Glasenapp geben doch wahrhaftig zu denken. Die un- gemein |chwere Niederlage dieser Abteilung hätte nicht vorkommen

können, wenn die Führer besser mit den Eigentümlichkeiten des Landes und der Bevölkerung bekannt gewesen wären. An die Marschleistungen usw. der Schutztruppe werden die größten Anforderungen gestellt. Jett ist außerdem noch ein gefährliher und dezimierender Typhus in der Glafenappshen Truppe ausgebrochen. Es handelt sich da nicht um ein Kinderspiel, eine Wachtparade. Das beweist der Brief des Oberleutnants, der zugegeben hat, daß die Herero ein sehr gefähr- liher Gegner seien. Dur das fast aus\ließlihe Verschulden eines Teils unserer Landsleute auch in Südwestafrika ift der Aufstand zum Ausbruch gekommen. Das geht deutlih aus einem Briefe des Missionars Meyer hervor. Die Ursache des Aufstandes beruht in der skrupellosen Gewinnsucht der Ansiedler, der rigorosen Ein- treibung von Schulden, der Rechtlosigkeit der Herero, den Miß- handlungen. Daher der fanatische Haß der Aufständischen. Ein ganzer Haufen von Briefen und Artikeln liegt mir vor, die für diese Behaupturg die Beweise erbringen. In sehr vielen Fällen spielt sittlihe Verfehlung der Weißen „gegen die Hererofrauen mit. Wer da meint, daß bei diesen Völkern die Ansicht sei, daß jede Frau vergewaltigt werden könne, deren man nur habhaft werde, irrt sehr; die Weibergemeinschaft greift unter keinen Umständen über den einzelnen Stamm hinaus. Weiße Frauen sind von den Eingeborenen nicht vergewaltigt worden. Diese Vergewaltigungen der Herero- frauen sind die Ursache, daß ein Teil der Weißen, die in die Hände der Herero fielen, in der bekannten sheußlihen Weise verstümmelt wurden; das war der Nacheakt. Es ist an der physishen und moralischen Degeneration der Eingeborenen also sehr stark ge- arbeitet worden. Dazu kam die widerrechtlitde Wegnahme des Landes, des besten Landes, während man ihnen das wertloseste als Neservat gnädig belassen wollte; das hat den ungeheuren Haß gegen die Deutschen s{ließlich zum Ausbruch gebracht, wie Samuel Maharero ausdrüdcklih gegen die Deutschen, nicht gegen die Angehörigen anderer weißer Nationen den Krieg erklärt hat. Jh frage den Kolonial- minister, wie weit Frauen und Kinder von den Herero getötet worden find u. a. m. Die Antwort darauf is um so notwendiger, als die größten Scheußlichkeiten den Aufständischen in der Presse nah- gesagt wurden, die sih nachher als unwahr herausgestellt haben. In den anderen Kolonien steht es nicht viel besser In der Kolonie Kamerun wird mit dem deutschen Gelde in einer Weise gewüset, die fast unglaublich erscheint. Ungeheure Ausgaben für Brücken und Straßenbauten, die ganz nußlos waren, sind dort gemacht worden. Der Gewährsmann für diese Nachrichten sieht ähnlite Vorkommnisse für Kamerun voraus, wie sie jeßt in Südwestafrika eingetreten sind. Graf zu Stolberg hat si neulih bedauernd über diese nicht vorauszusehende Wendung ausgelassen ; als wir ihm zustimmten, meinte er, au wir würden do nit fo weit gehen, die Kolonien zu ver- kaufen. Das käme auf die Probe an. Wenn sih ein Käufer fände, der uns alle Aufwendungen in den Kolonien mit Zinsen zurückerstatte!e (Zurufe rechts), der den deutscken Ansiedlern volle Gleichberechtigung mit den eigenen Staatsangehör!gen einrâumte, dann würden wir mit dem Verkauf der Kolonien ein ausgezeichnetes Ge- shâfst machen. Sie (rechte) aber bezweifeln durch Ihren Zwischenruf sehr stark, daß si ein solher Käufer finden möchte. (Zuruf.) Die Engländer wären mir gerade als Käufer ret. Wir haben auch in Deutschland noch Millionen Hektare Oedland, deren Urbarmachung zahlreihe Eristenzen erhalten könnte. (Wieder holte Zwischenrufe rets.) Der Hereroaufftand hat uns endlich ein genaueres Bild von der Kulturfähigkeit und dem Kulturzustand des Landes geboten. Vor einigen Tagen ift im preußischen Abgeordneten- hause cin Gesetz vorgelegt, betreffend die Ershroerung des Kontraktbruches dur ländliche Arbeiter. Diese Vorlage hat alle Auéficht auf Annahme, ja ihre Bestimmungen können leiht noch verschärft werden. Sceinbar rihten sich die Strafbestimmungen gegen die Arbeitgeber, in Wahrheit aber machen sie die preußischen Landarbeiter völlig rechtlos und hörig. Ein L kann nur dur den Reichstag verabschiedet werden. Leider aben auch_ {on einige Kleinsiaaten ähnliche Ver- flöße gemacht; jeßt tritt au der größte Partikularstaat damit her- vor. Dieser Geseßeniwurf ist die denkbar \cneidendste Verurteilung des sozialen Programms des Reichskanzlers, wie er es in diesem Hause verkündet hat. In diesem Programm hieß es, es sei die Absicht des Kaisers und der verbündeten Regierungen, daß die Arbeiter gleih- berechtigt sein follen mit den anderen Ständen und Klassen, und daß diese Gleichberehtigung auch geseßlich zum Ausdruck gebraht werden ¡olle, Piese Erklärung steht im direktesten Widerspru mit solchen Ausnahmebestimmungen gegen die ländlihen Arbeiter. Nun wissen wir wenigstens, wie man dieses Programm versteht; nun wissen wir auch, was unter den arbeiterfreundlihen Versicherungen zu verstehen war, die die Herren von der Rechten bei der Wahlagitation im vorigen Jahre fo reihlich abgegeben haben. Kam diese Vorlage vor cinem Jahr, so bâtte es der Rechten mindestens ein Dußend Mandate mehr gekostet. Da wir im preußischen Landtage nicht unseren Protest erheben können, tun wir es hier, und zwar aufs aller- energishste. Solche Gesetze waren bisher in Deutschland nicht möglih; im Reichstag fände sich für sie keine Mehrheit. Aber in Preußen ist das etwas anderes: Rußland, Mecklenburg, Preußen, diese drei Kulturstaaten kriegen das fertig. Graf von Bülow hat bei der feierlihen Cinweihung des Herrenhauses verkündet: Preußen in Deutschland, Deutschland in der Welt voran! _Das war auch eine seiner berühmten Floëkeln, zu der manches Projekt in direktestem Widerspruch steht. Daß Graf von Bülow sein Programm im Herren- hause entwidckelte, war ja bezeichnend. Was ift denn vom Herrenhause zu erwarten? Wir stehen in sozialpolitisher Beziehung hinter allen Kulturnationen zurü.

Reichsfanzler Graf von Bülow:

Meine Herren! Der Herr Abg. Bebel hat seine Rede eröffnet mit einem Ueberblick über die gegenwärtige internationale Weltlage. Ich werde ihm auf dieses Terrain nicht sehr weit folgen, muß aber doch einige Bemerkungen richtig stellen, die mir der Korrektur be- fonders bedürftig erscheinen.

Der Herr Abg. Bebel hat ein Telegramm berührt, welhes Seine Majestät der Kaiser aus Syrakus an Seine Majestät den Kaiser von Nußland gerichtet hat. Der Herr Abg. Bebel hat den Wortlaut dieses Telegramms nicht rihtig wiedergegeben. Aber allerdings hat Seine Majestät der Kaiser in Seinem Telegramm an Seine Majestät den Kaiser von Rußland der warmen Teilnahme Ausdruck gegeben an dem schweren Unglücksfall, bei welchem so viele brave Leute in der Er- füllung ihrer Pflicht in den Tod gegangen sind. Jch bin überzeugt, daß dieses Gefühl menschlicher Teilnahme nicht nur von der Mehr- heit diescs hohen Hauses, sondern auch von der großen Mehrheit im Lande geteilt wird (sehr richtig! rechts), und ih kann bei dieser Gelegenheit nur meinem Bedauern Ausdruck geben über die Art und Weise, wie in einem Teile unserer Presse und namentli in unseren Wißtßblättern wieder wie vor wenigen Jahren die Unglücksfälle eines befreundeten Landes zum Gegenstande gehäjsiger, hämischer Artikel und Zerrbilder gemaht werden. (Sehr richtig! rechts.) Das wider- spricht ebenso sehr menshlihem Empfinden wie dem politischGzen Takt. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen.)

Wenn aber, meine Herren, der Herr Abg. Bebel \chon in jener Teilnahme Seiner Majestät des Kaisers an dem Unglück des Petro- pawlowsk cine Abweichung von der uns gegenüber dem ostasiatishen Kriege obliegenden Neutralität erblickt, wie kann er es dann verant- worten, daß er wieder die heftigsten Angriffe gegen unseren russischen Nachbar gerichtet hat, daß er in so unverhüllter Weise gegen ihn zu Felde gezogen ist unter Zuhilfenahme aller möglichen \chiefen histori- hen Analogien, daß er in unverblümten Worten gesagt hat, er wünsche eine Niederlage Rußlands? Das ist eine Abweichung von jener ehrlichen und strifkten Neutralität, die wir gegenüber dem gegen-

wärtigen ostasiatischen Kriege nah beiden Seiten hin einnehmen, eine Abweichung, eine Verleßung der Neutralität, die ih als verantwort- licher Minister niht mitmachen kann. (Bravo! rets.)

Meine Herren, der Herr Abg. Bebel hat #ch{ch dann auch über die Lage der Dinge in Südwestafrika verbreitet. Er hat hierbei die dortigen militärishen Operationen kritifiert. Ich glaube, meine Herren, daß bei der gegenwärtigen Lage der Dinge in Südwestafrika eine solche Kritik ih will mi \{onend auëdrücken mindestens nicht zeitgemäß ist. (Sehr richtig! rets.) Was soll jegt mit folchen Erörterungen erreiht werden ? Wie sollen wir jeßt, wo wir gar nit in der Lage sind, die Be- teiligten zu hören, zu einem objektiven Urteil gelangen? Wenn über- haupt auf Grund eines fihereren Materials, als es uns jeßt zur Verfügung steht, unseren Offizieren draußen ein Vorwurf wird gemacht werden können, so wird es doch hödhstens der Vorwurf sein, daß sie ihre Person und ihr Leben zu rüdsichtslos in die Schanze geschlagen haben. (Sehr wahr! rechts.) Das ist ein {öner Vorwurf, und ih muß sagen, die Art und Weise, wie unsere Leute und unsere Offiziere in den Tod gegangen sind, der fehr hohe Prozentfaß der gefallenen Offiziere ist eine gründliche Widerlegung der generalisierenden Vorwürfe, die fo vielfa in leßter Zeit gegen unser Offizierkorps erhoben worden sind. (Sehr gut! rehts.

Der Herr Abg. Bebel hat au gemeint, der Ausbruch des Aufstandes wäre zum größten Teil zurückzuführen auf das Verhalten, auf die Ausschreitungen, auf die Grausamkeit unserer Landsleute ckrüben in Südwestafiika. Ih überlasse es dem Herrn Kolonialdirektor, die Einzelfragen, welche der Herr Abg. Bebel an die Kolontalverwaltung gestellt hat, zu beantworten. Jh möchte meinerseits aber doch folgendes sagen. Gewiß sind unsere Landsleute drüben auch Menschen von Sleisch und Blut. Wie andere Kolonialländer haben auH wir die Erfahrung machen müssen, daß si Leute, denen es an der nötigen Selbstzucht fehlt, unter dem Einfluß des Klimas, der stärkeren Macht- vollkommenheit, der größeren Bewegungsfreiheit zu Ausschreitungen binreißen lassen. Aber fol(e tieftraurigen Einzelfälle bilden do, Gott sci Dank, eine vers{chwindende Ausnahme gegenüber der großen Anzahl unserer Lantsleute, die drüben in Selbstzuht und Pflichttreue ihre harte Arbeit verrihten. (Sehr richtig ! rets.)

Ich halte es für meine Pflicht, das gerade jeßt gegenüber unseren so {wer betroffenen Landsleuten in Südwestafrika von dieser Stelle aus zu erflären. Das sage ih auch gegenüber den Angriffen, die von einzelnen Missionaren gegen unsere Landsleute gerichtet worden sind. Ich kann bei aller Hochachtung für die Missioaare nur meinem Be- dauern darüber Ausoruck geben, daß sie sih gerade diesen Nugenblick, wo so viele Deutshe das Opfer roher Barbarei geworden sind, ausgesuht haben, um solche Anschuldigungen zu erheben. Jn dem uns in Südwestafrika aufgedrungenen Kampf ist der Plat der Missionare an der Seite ihrer Landéleute. Jch kann ihnen weder das Recht der Neutralität zwishen Deutschen und Hereros einräumen, noch das Amt eines Anklägers oder Richters zugestehen.

Der Abg. Bebel kat weiter die Truppensendungen nah Südwest- afrika berührt. Darüber möchte ich im allgemeinen folgendes sagen. Man hat gemeint, daß wir von vornherein mehr Truppen nah Südwestafrika hätten s{icken sollen. Es ist au gesagt worden, die Truppensendungen hätten rascher vor si gehen sollen. Demgegen- über betone ich, daß ih von dem Tage an, als die erste Nachricht über den Aufstand in Südwestafrika eintraf, sowobl der Kolonial- verwaltung wie dem Gouverneur von Südwestafrika keinen Zweifel darüber gelassen habe, daß ich die Verant- wortung übernähme für alle Truppensendungen nah Süd- westafrika, die vom militärisGen Standpunkt aus für erforderli er- achtet würden, und daß ich die dadurch notwendig werdenden Kosten vor diesem hohen Hause vertreten würde. Sparsamkeit, wo es \ich um die Rettung so vieler ia Bedrängnis befindlicher Deutscher, wo es sch um das Ansehen unferer Fahne, wo es \ih um den militärisGen Erfolg handelt, wäre eine Spar- famkeit am unrechten Ort, wäre geradezu cin Verbrechen. Es sind denn auch genau so viel Truppen und mit jeder denkbaren Beschleunigung hinausgeschickt worden, als von dem Gouverneur in- folge meiner wiederholten Anfragen gefordert wurden. Allen hin- sichtlich des militärishen Bedarfs geäußerten Wünschen ist von uns sofort entsproGen worden. An diesem Standpunkt werden wir au weiter festhalten, und wir hoffen dabei auf die Zustimmung dieses hohen Hausfes.

Was die Entsendung des Generalleutnants von Trotha betrifft, so ist der Sahverhalt sehr einfah: die Leitung der Operationen war zunächst dem Gouverneur Oberst Leutwein überlassen worden, welcher aus eigener langjähriger Erfahrung Land und Leute in Südwestafrika am besten kennt. Als es sich herausstellte, daß nah dem Urteil des Obersten Leutwein felbst umfassendere Verstärkungen notwendig wurden, ergab sich eine doppelte Shwierigkeit: einmal die Notwendig- keit, daß die größere Truppenzahl mit einer größeren Anzahl von Stabêoffizieren als Kommandeur einen General erforderte. Dann aber auch die Erwägung, daß der Leiter größerer militärischer Operationen nicht gleichzeitig der Chef der Zivilverwaltung sein konnte, da dies schon aus Gründen der territorialen Entfernung \ich als un- zweckmäßig berausstellte und die Kräfte eines einzelnen überstieg. Während der Leiter der militärishen Operationen im s{wierigen Gelände und vielleiht in den Grenzgebieten seine Aufgabe erfüllen soll, kann er nit gleichzeitig in Windhuk sigen.

Meine Herren, auf das, was der Herr Abg. Bebel über ein Ge- seß ausgeführt hat, welches beim preußischen Landtag über die Er- \{chwerung des Vertragsbruhs landwirtschaftliher Arbeiter und des Gesindes eingebracht ist, gehe ih hier nicht ein. (Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Jch lehne es ab, mi hier über die Motive auszuspreden, welche die Königlih preußishe Staatsregierung bei ihrem geseßgeberischen Vorgehen in Preußen leitet. (Beifall rets.) Der Ort, sih darüber auszusprechen, ist der preußische Landtag, nicht der Deutsche Reichstag. (Große Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Und endlih, meine Herren, hat der Herr Abg. Bebel auch gemeint, daß in der Welt fo viel Antipathie, so außerordentli viel Neid und Haß gegen uns vorhanden wäre. Ich bestreite, daß diese Antipathien ia so hohem Grade vorhanden sein sollen, wie es der Herr Abg. Bebel behauptet. Wenn das aber wirklih zuträfe, so

würde es nur ein Grund mehr sein, unsere Nüstung so zu erhalten, daß wir allen Eventualitäten der Zukunft mit Ruhe entgegensehen können (fehr wahr! rechts); denn, meine Herren, ein Mittel, un-

berechtigten Haß und Neid und der Haß und Neid gegen uns sind

unberechtigt, denn wir haben seit 33 Jahren eine eminent friedliche Politik gemaht (Lachen bei den Sozialdemokraten) ih sage, ein Mittel, unberechtigten Haß und Neid zu entwaffnen, anders als indem man sein Schwert scharf erhält, is noch nicht gefunden worden. (Beifall.) v

Stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat, Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts Dr. Stuebel: Meine Herren, das Skenogramm der Rede des Herrn Abg. Bebel vom 19. März ist von mir alsbald nah Windhuk an den Gouverneur von Südwestafrika zur Acußerung geshickt worden. Der Gouverneur ist aufgefordert worden, telegraphisch auf die Anfragen des Herrn Abg. Bebel zu antworten, da genügende Zeit bis zur dritten Lesung für eine Antwort auf brieflichem Wege nidt mehr vorhanden war. Es ist denn au in den leßten Tagen ein Telegramm des Obersten Leut- wein eingegangen, das auf die Anfragen des Herrn Abg. Bebel, die er auh heute wieder verlesen hat, eine eingehende Antwort erteilt. Ich bitte um die Erlaubnis, den Wortlaut diefes Telegramms verlesen zu dürfen. Das Telegramm lautet: „Befehl, keine Ge- fangenen zu bringen, ist nirgends gegeben worden. Auf Frauen und Kinder wird niht geschossen. Einige Frauen und Kinder gefangen und na Verabfolgung von Kost und Ausfragung unbelästigt frei- gelassen. Im Gefeht verwundete Männer bis jeßt nicht: gefangen. Verwundete schießen im Buschgefecht bis Unschädlihmachung weiter oder werden von Stammesgenossen fortges{chleppt. Sonstige Gefangene vor Kriegsgeribt gestellt. Genaue Zahlenangaben niht mögli. Kein Fall von Vergewaltigung von Hererofrauen fcüher oder jeßt. Herero früher auch gegen Frauen grausam. Jett nicht, wohl weil im gemeinsamen Kriegézug 96 Hererofrauen au von uns gesdont. Drei weiße Frauen getötet, einige verwundet oder mißhandelt. Kleine Kinder und Missionare geschont. Aufstand richtet sih gegen deutsche Herrsaft, daher Ausländer aus Politik geschont.“ Zu diesem Telegramm ist heute morgen ein Nachtrag folgenden Inhalts ein- gangen: „Gerechtigkeit gebietet, Telegramm Nr. 112 hinzuzufügen, Rettung weißer Frauen durchweg dur eingeborene Christen er- folgt ist.“ Meine Herren, wenn der Herr Gouverneur uns bier mit- teilt, daß von Vergewaltigung von Hererofrauen weder früher noch jeßt eiwas in dem Schußtzgebiet bekannt ist, so haben wir dieser Versicherung wohl Glauben zu schenken, und ich meine, daß hier, wenn der Herr Abg. Bebel auf Zustände zu s\prehen yekommen ist, gegen die Ein- wendungen vielleiht vom moralischen Standpunkt gemacht werden können, es sich jedenfalls nit um Vergewaltigungen von Frauen handelt, sondern um Verhältnisse zwischen Weißen und cingeborenen Frauen, wie sie in jedem Kolonialland vorkommen. Ueber die Stelle des Telegramms, Frauen seien mißhandelt worden, ist eine besondere telegraphische Korrespondenz mit dem Gouverneur Leutwein geführt worden, deren Inhalt ich dem Herrn Abg. Bebel oder denjenigen Herren Abgeordneten, die sich für diese Einzelheiten intere} fieren, jederzeit zur Verfügung stelle. Ih komme auf einige Feststellungen zurü, die der Herr Abg. Bebel in seinén Fragen seiner Rede von 19. März angesch{lossen hat. Herr Bebel hat damals gesagt, er dürfe jeßt erklären, daß ein furdttarer, unauslös{chlicher Haß gegen alle Deutsch.zn in dem Schutzgebiet bestehe. Meine Herren, diese Fest- stellung steht mit den Tatsachen do vermutlih nicht im Einklang, und ih wöchte mih zur Widerlegung dieser Feststellung auf Aeuße- runzen von Missionaren beziehen, gegen deren Vertrauenswürdigkeit der Herr Abg. Bebel vielleiht am wenigsten Einspruch erheben wird. Es liegt mir hier die Aus\age eines Missionars vor: es handelt sich um eine protokollarische Vernehmung des Missionars Kuhlmann in Windhuk. Der Missionar Kublmann äußert ih folgendermaßen: „Jh habe bestimmt den Cindruck, daß die große Menge der Hereros über den Anlaß zum Kriege im unklaren ist; ih habe immer wieder und von den verschiedensten Seiten, auch von kleineren Kapitänen gehört, wie sie untereinander frugen, wie der Krieg eigentilih entstanden ist, und wie die anderen darauf sagten, sie hâtten auch schon oft gefragt, fiz wüßten es auch nicht“, und in derselben Aussage heißt es einige Seiten später, es hätten ch Leute aus dem kleinen Volk hören lassen, wie folgt: „Für sie sei xs nicht günstig, wenn sie, die Herero3, den Sieg davontragen würden: denn während die Deutschen die | igl ad gehabt hätten, - hätten sie sih Kühe halten können, wenn aber die Hereros wieder die Herren wären, sei das niht mehr mögli, weil alles Vieh nach ihrer Sitte den Großleuten gehöre.“ Sie sehen, meine Herren, hier sind Aeuße- rungen der Missionare, die bestimmt nit dahin gehen, daß dur das ganze Hererovolk ein unauélöshlich?er Haß gegen die deutsche vVerrfchaft verbreitet sei. Wenn der Herr Abg. Bebel in seiner Rede vom 19. März weiter festgestellt hat, daß die Hereros zwischen den Deutschen und den Angehörigen anderer Nationalitäten leider einen Unterschied machen, und drittens, daß jeßt \chon feststeht, daß wenigtiens in einer Anzahl von Fällen Frauen und Ktnder der Deutschen seitens der Hereros geshont wären, möchte ic bierauf folgendes antworten: Es fann zugegeben werden, daß sfich in dem Verero eine eigenartige Mischung der Denkweise des Wilden und des Kulturmenschen gezeigt hat. Die Beschränkung seiner Mordlust auf den Deutschen, hier und dort unter Verschonung sogar der deutschen örauen, die Shonung, die er dem Missionar, dem Engländer und den Buren hat angedeihen lassen, läßt deutlich den Einfluß der Kultur auf die Wilden erkennen. Wenn diz Schonung des Engländers siher einen egoistischen und politishen Hintergrund batte die Schonung des Missionars ist zweifellecs auf bessere Negungen des menshlihen Herzens zurückzuführen. Aber das scheint doch ein un- gebeurer Irrtum zu sein, wenn man aus diesem Moment in Ansebung der gegen die Deutschen gerichteten Mordlust auf mildernde Umstände plâdieren wollte. Nein, meine Herren, dem nihts als Wilden will ih sein Morden gegen jedermann leichter zugute halten: er fennt eben gegenüber allem, was jenseits seines Stammes liegt, feine gren]lihen Negungen; aber dem Verero, der durch seine langjährigen Veziehungen zur Kultur und zum weißen Mann, durch seinen Kontakt mit der christlichen Mission sehr wohl zwischen gut und böse hat unter- scheiden lernen und der heute mit teuflischer Wut über den Deutschen herfällt, während er den Engländer verschont, steht fein mildernder, sondern im Gegenteil ein ganz gewaltig vershärfender Umstand für die Beurteilung der unbedingten Berwerflihkeit seiner Handlungs- weile zur Seite. Die Missionare stehen selbst niht an, öffentlich zu erklären, daß hier eine exemplarische Sühne am Plage sei. Ich möchte in dieser Verbindung auch weitere Aeußerungen von Nissionaren über die Ursache des Aufstandes mitteilen. Es hat der der Hereromission angehörende Missionar Diehl aus Ofahandja sich n einem Brief folgendermaßen geäußert: „Ich bin nah dem Auf- tande öfters von Offizieren und anderen höher gestellten Offizieren gefragt worden, was ih für die Ursache des Aufstandes halte. Ich abe geantwortet: zunächst Mißstimmung und allgemeinen Haß gegen das Hereinkommen und das Vesiyergreifen des Landes dur die Deutschen, daun aber auch vielfah ungerechte Behandlungsweise, die sich namentlich Farmer und Feldhändler gegen die Eingeborenen zu hulden fommen ließen.“ Nun aber fährt er fort: „Wer die Ver- Vltnisse genauer fennt und unparteiisch urcteilen will, muß zu- gestehen, daß auf beiden Seiten gefehlt worden ist. Die Leute wurden bedrückt in mancher! ei Weise, aber an vielem trugen sie selbst Schuld. Ihre Lage war noch keineswegs verzweifelt, wenn sie nur bâften Lehre annehmen und durh Schaden klug werden wollen. Niemand konnte sie zwingen, ihr Land zu verkaufen (Zurufe von den o;talvemokraten) oder auf Borg zu nehmen“ das ist ein Missionar, der das schreibt (Erneute Zurufe von den Sozialdemokraten) „und damit den Wucherhändlern eine Handhabe zu geben, sie zu über- vorteilen. Wir Missionare haben sie genug ermahnt und gewarnt und sind ihnen mit besserem Beispiel vorangegangen, aber wir vredigten tauben Ohren. Geheimer Haß, Falschheit, Unaufrichtigkeit, wie sie den Hereros eigen sind, haben dies Verderben heraufs- eschworen.“ In Verbindung hiermit gestatten Sie mir, noch einen weiteren Missionébecicht vorzulefsen, und zwar handelt es \iH hier um n Inspektor der Nheinischen Mission, Spiecker, der ih über | le |chlechte Behandlung, die den Hereros atigeblich oder au in irflihfeit seitens Weißer zuteil geworden ist, folgendermaßen |!

äußert: „Mich hat es hin und wieder geradezu cntrüftet, wenn ih sah, etre wie rohe Behandlung die Eingeborenen fogar von seiten einfacher deutsher Arbeiter erfuhren ; dagegen schien cs mir, daß wenigstens unter den Beamten das Streben herrscht, die Eingeborenen gerecht zu behandeln und sie gegen Vergewaltigung zu schüßen.“ Meine Herren, daß der Krieg in den Grenzen zivilisierter Kriegführung bleibt, dafür ist uns bisher der Oberst Leutwein die unbedingte Bürg- schaft gewesen. Wir haben gar nicht daran zu zweifeln, daß in dieser Beziehung der General von Trotha in die Fußtapfen des Obersten Leutrwein treten wird. Daß im übrigen Soldatenbriefe feine objektive Wahrheit enthalten, felbst wenn sie ohne Absicht von Fälschung ge- schrieben sind, ist doch dur reichliche Grfahrungen erwiesen und ift auch natürlih. Jm vorliegenden Falle, was den Aufstand und die Niederkämpfung des Aufstandes in Südwestafrika anlangt, kommt do nun die ungeheure Erbitterung hinzu über die Greuel, welche seitens der Hereros gegenüber unseren Landsleuten verübt worden sind. Gerade der Umstand, daß Missionare, Engländer, Buren geshont urd die Nacheakte auf Deutsche beschränkt worden sind, hat doch gewiß keine Milderung in der Stimmung unserer deutschen Landsleute erzeugen können. Wie kann unter diesen Umständen bei unseren Landsleuten eine Neigung zur Schonung des Feindes im Gefecht vorhanden fein ? und nur um das Gefecht handelt es sich in dem Bricfe des Tier- arztes Dr. Baumgart, den der Herr Abg. Bebel in seiner Nede vom 19. März angeführt hat. All das \schließt natürlich niht aus, daß seitens der Verwaltung mit allen Mitteln darauf hingewirkt worden ist und wird, daß der Krieg ohne jede unnüße Graujamfkeit und in den Formen zivilisierter Kriegführung geführt und zu Ende geführt wird. In dieser Verbindung möchte ih ein Telezramm mitteilen, das unter dem 28 März d. J. seitens des Herrn Reichskanzlers an den Obersten Leutwein ergangen ist und in dem es heißt: „Hier in der Presse verbreitete brieflihe Nachrichten aus dem Schutzgebiet veranlassen mi, darauf hinzuweisen, daß Verstößen gegen die Humanität, gegen kampfunfähige Gegner sowie Frauen und Kinder entgegenzutreten ift. Entsprechende Weisungen sind zu erlassen." Meine Herren, was von dem Herrn Abg. Bebel hier über Kamerun mitgeteilt worden ift, entbehrt doch zu sehr der genauen tatsählihen Begründung, als daß ih hier darauf antworten könnte. Daß es vorkommen mag, daß Straßen und Brücken vielleicht nicht in dem Zustande erbalten werden, wie es sih gehört hätte, ist wohl möglih. Mir selbst ist ein folher Fall niht bekannt geworden, aber bestreiten will ih die Möglichkeit jedenfalls nicht. Vermutlih ift es aus Sparsamkeits- rücsichten gesehen, weil die betreffenden Fonds eben keine Mittel ur Die Unterhaltung der Straßen und Brücken mehr ent- halten haben. Daß aber ähnliche Ereignisse, wie sie in Deutsch. Süd- westafrika vorkommen, in Kamerun möglih sind, das muß ih nach meiner Kenntnis der Verhältnisse von Land und Leuten durhaus bestreiten. Es bestchen in Kamerun keine Völker- schaften von der Größe, von der Zahl der Herero. Es kann auch in Kamerun gar keine Rede davon sein, daß Hinterladergewehre sich in dem Besig solcher Völkerschaften befänden. Der Handel in Gewehren an der Westküste von Afrika beschränkt ih den Verträgen entsprechend aus\{ließlich auf Feuersteinflinten. Wenn wir es zu beklagen hatten, daß jüngst bei dem Aufstande in Kamerun auch neben einem Bezirksamtmann, dem Grafen Pückler, mehrere weiße An- gestellte der Nordwestkamerungesellshaft getötet worden sind, so ift doch der Aufstand, um den es si handelte, niedergeworfen, und es besteht niht die geringste Gesahr, daß weitere bedenkliche Folgen daraus für das Schuzgebiet erwachsen könnten. Wenn der. Herr Abg. Bebel [ließli gemeint hat, daß wir, wenn wir unsere Kolonien zum Kauf anbieten würden, keine Käufer finden würden, so möhte ich das unter allen Umständen als eine Behauptung hinstellen, für die es an jedem Beweise fehlt. (Zurufe von den Sozialdemokraten.) Als wix unsere Kolonien er- warben, hat es feineswegs an folhen Nachbarn gefehlt, die uns unser Vorgehen in jeder Weise schwer gemacht, die uns unter allen Umständen gera verbindert hâtten, unsere Kolontalpolitik zu begründen Wenn aber der Herr Abg. Bebel meinte , daß das deutsche Volk bereit scin würde, seinc Kolonien aufzugeben gegen den Ersay dessen, was dort an Geld und Gut angelegt worden ift, jo glaube ih, daß der Herr Abgeordnete Bebel sich tirrt. Ich meine, die weitesten Kreise des deutshen Volkes würden im höhiten Maße entrüstet fein, wenn in irgend einer Weise oder auf irgend einem Punkte seitens der Kolonialverwaltung ähnliche Ideen auch nur als möglih in das Auge gefaßt werden konnten.

Abg. Gamp (Np): Nach seinem heutigen Auftreten wird ja das Redebedürfnis des Kollegen Bebel wohl bis auf weiteres be- friedigt sein. Was das preußliche Gesetz betrifft, fo scheint er übers sehen zu haben, daß dieses Geseß ih nicht gegen die Arbeiter, jondern gegen die Arbeitgeber richtet, die Arbeiter zum Kontraktibruch verleiten. halten die fkrciminelle Bestrafung des Koutrakt- bruchs bei den Arbeitern für nötig, aber wollen ebenso, daß gegen die Verleitung dazu durch die Arbeitgeber ein- geschritten wird. Herr Bebel ist immer mit seiner Sympathie auf Seiten derjenigen, mit denen Deutschland {ih im Krieg8zustand befindet. Heute genügt ihm die Aeußerung eines Missionars, um schwere Anklagen gegen unsere Verwaltung darauf aufzubauen. Süd- westafrila ist cineinhalbfach so groß wie Deutschland und hat sehr wenig entwickelte Verkehréverbindungen. Selbst wenn ein Missionar solhe Erfahrungen gemaht hätte, so wäre damit für das ganze Land noch gar nihts gesagt. Diese Aeußerungen des Missionars kamen Ihnen sehr gelegen, aber ohne sie hätten Sie doch dieselbe Nede hier gehalten. Ueber die Verhältnisse in den Kolonien, auch in Kamerun, werden wir alle ziemlih wenig unterritet sein. Sie (zu den Sozial- demokraten) pflegen ja immer Kommissionen zur Unrersuchung ein- zuseßen; eßen Sie doch einmal eine Kommission von 50 Mann ein, untersuchen Sie die Verhältnisse und tragen Sie uns die Ergebnisse bor; dann werden wir Sie als besser unterrihtet anerkennen. Die Kosten würde vielleiht das Neih übernehmen. Legen Sie, Herr Bebel, und die anderen Herren getrost Ihr Haupt in den Schoß der Oerero, was damit geshehen wid, können wir ja nahher abwarten. Daß die ständigen Rüstungen von heute auf die Konfliktszeit der 1860er Jahre in Preußen zurückzehen sollen, glaubt doch wobl heute niemand mehr. Die Heeresorganisation von damals war die Vors aus]eßurg für die Erfolge von 1866 und 1870. Wenn Herr Bebel bon der glänzenden JIjolierung sprach und andererseits das Be- dürfnis unserer Rüstungen bestritt, so ist das ein Widerspruch. Jn Preußen leiden die Kulturaufgaben niht dur die militärisGen Nüjstungen, das beweist ja die große Kanalvorlage, von der viele behaupten, cs sei ganz unnüß ausgegebenes Geld. Ich babe eigentlich das Wort erleten zur Klarstellung einiger Punkte aus der zweiten Lesung. Es war damals u. a. über die Gefängnisarbeit gesproden worden, und eine württembergische Gefangenanstalt, Nottenburg, war von mir namhaft gemacht worden als eine sfolhe, die durch ihre Arbeiten dem Handiwerkerstand Konkurrenz machte. Es is durch die inzwischen stattgehabten Ermittelungen festgestellt, daß mein Gewährsmann mich nicht zu- treffend unterrihtet hat. Es war weiter damals von Terrorismus die Nede und ih hatte behauptet, die Handwerker und fleinen Besitzer würden mehr von den Arbeitern terrorisiert als umgekehrt. Ich hatte dabei auf eine mir zugetrag-ne Aeußerung Bezug ge- nommen: „Wenn die Bürger die Hälfte des Bürgersteiges wieder für fich benußen dürfen, ohne von den 18jährigen Genossen beiseite gedrängt ¿zu werden, dann möge das Schwert in der Sch: ide bleiben.“ Diese Aeußerung findet sh in einer Broschüre des wirtschaftlichen Schußverbandes zu Harburg. Dort hat eine sozialdemokratishe Ent- rüstungsversammlung infolge dieses meines Zitats stattgefunden, die gegen meine Aeußerung protestiert und den Vorsißenden des betreffenden Verbandes, einen Herrn Nezula, für einen „verlogenen nicht9würdigen Buben“ erklärt. (Zwischenruf bei den Sozialdemokraten.) Nach Dresden ist cs ja erklärlih, daß die Arbeiter eine folhe Sprache führen; aber solcher Verrohung der Sitte hätten doch au Sie (zu den Sozialdemokraten) alle Veranlassung entgegenzutreten: eine solche Behandlung eines ehrenwerten Mannes ift doch ganz unter allec Kritik. Jh hänge hiermit diese Auslafsung der Harburger Wersammlung niedriger. Gewiß fällt die große Mehrzahl der

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vollkommener |

S I I R T RTD R T P T E S T M RE:

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sich hier wohl um einen en Sozialdemokraten) 19, das find dcch Ihre Hauptgenossen, diese 14- bis 18 jährigen Jungens! Der Abg. von Gerlah hat hie seinerzeit ge- wisse, unglaublich niedrige Lohnsäte von einen {lesi {en Gute vorgeführt und hat später das Gut Kunern genannt. Der Be- fißer dieses Eutcs schreibt mir, daß der betreffende Prozeß gegen die «Welt am Montag“ {on 1899 geschwebt und mit der Verurteilung des Nedakteurs von Gerlach zu 25 4 wegen Beleidigung geendet bätte. Nach dem, wie Herr von Gerlach hier spra, mußte man glauben, er hâtte die heutigen Zustände im Auge; der Besitzer {reibt aber, daß erheblih höôßere Löhne gezahlt würden, im Winter 1 M, im Sommer sei Beschäftigung im Afkord, nur träge Leute verdienten weniger als 2 Æ Herr von Gerlach sprach von 60 bis 80 K. Die ¿Frauen erhielten, teilt der Besitzer weiter mit, 40 bis 70, im Sommer 50 bis 290 „. Diese geringen Löhne erhielten Frauen, die ibr (Fig-ntum besäßen, freie Wohnung und nur eine geringe Arbeitsfähigkeit

bei denen es sich also mchr um einen Aft der 9 gfei

Die Waldarkeiter erhielten so sie zum T il damit handelten. Jh diese Mitteilungen dem Reichstag auf Wunsch dieses Herrn, der sih hier nit verteidigen kann. Herr von Gerlach hätte besondere Veranlassun: er Nichtigstellung, als ihm das Gut Mönch Moschelniß (Geburtsoct des Gerlach) gut bekannt sein muß, wo nämli j

gezahlt werden sollen.

Aba. von Gerlach (fr. einigen Tagen von seiner Absicht Mönch-Moschelniß sind mir alle sier von Kunern geschrieben, die wie. Mm Kunern, 9 Hat er va verantworten kann. Es genieren Wohlau, daß in Kunern fo Etwas so Trauriges wie gerade im ganzen Kreise Woblau nicht. preußischer Landtagsabgeordneter war, so niedrig? Löhne gezahlt würden, daß man meint , dec Minister möchte sih wohl damit trösten, daß die Arbeiter €s mit den siebenten Gebot nicht allzu genau nähmen. Es handelt fg allerdings um einen Prozeß aus dem Jahre 1897. ( bg. Gamp: Das interessiert gar niht mehr!) Es ift sehr charakteristis{, für Löhne vor o Jahren dort gezahlt wurden Wenn es jeßt besser ist, so ist das vielleicht eine daukerswerte meiner Veröffentlißung. (Abg. Gamp: Es ist niht typisch! 58 ift aber haratteristisch, daß über- haupt noch Arbeiter unter \solden Hungerlöhnen zu bekommen sind, von denen fein Mensch leben Der Durhschnittssatz für männliche erwahsene Arbeiter beträgt 375 6 im Jahre: bei der Invalizen- versicherung 300 A4 Die Angaben s{chwanken zwischen 89 i klein wenig über 1 A für den Tag nah (Abg. Gamp: l Gewiß, L

Arbeiter nicht darunter, sondern es handelt Unfug 18 jähriger Jungens (Lärm bei d

it Hatten, N +28,24 L ATLIDTAt tal handle. e a

viel Holz, daß

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gg ): er - unterrich@tet.

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309 Arbeitstage !) Sonntag können die Leute auch nit von

urteilung ist nuc erfolgt, weil es in der „Welt

„Dieser Besitzer ift natürlih au Leutnant ter R

wurde die Beleidigung gefunden, und deswegen

urteilung zu 25 Æ Geldstrafte. Das Geri(t bat anerk innt, aufgesteliten tungen in allen wesentlihen Punktcn als

zu betrahten sind. Charakteristish ist die Aut sage eines Zeugen, daß infolge der Einführung von Dreshmaschinen bei den Frauen der Lohn allerdings gestiegen. ist, nämlich von 30 auf 35 & für tex Tag! Nach Herrn Gamps Mitteilungen scheint es stch hier nit um einen dunklen Punkt in Ostelbien zu handeln, sondern um eine wahre Oase. Er sagt ja, die Arbeiter hätten dort fo viel freies Holz, daß se davo! cinen Holzhandel anlegen könnten. Alle diese Anzaben {sind widerlegt. Wenn Herr Gamp mich widerlegen will, dann möchte ih ihn bitten,

sich nicht einseitig auf Material von Interessenten zu stützen.

Abg. Stadthagen (Soz.) nimmt zunächst die T-ilnehmer und

en Abg. J

gegen

die Beschlüsse der Harburger Volksversammlung der Gamp in Schuß. Der wirtschaftlihe Schußverband babe tatsächlich Verleumdungen ausgestreut. Das sei festgestelt, und in der Versamm- lung fei nur ausgesproben, was dur gerihtlihes Urteil erwiesen ges wesen sei. Der Abg. Gamp, fährt der Redner fort, bat behauptet,

D,

wir hätten unsere Hilfétrupven in den jungen Leuten von 14 bs ] Jahren. Der Sozialdemokrat muß volljährig sein. Dagegen fi ich in den Statuten eines sogenarnten Hilfévereins der

Gesellshaft zur Bekämpfung der Sozialdemokratiz eine

daf diejenigen aufgenommen werden, die 14 Ighre alt

sind und ih zu den Zielen des Vereins bekennen. Der dem preußis(en Landtag vorgelegte Gesetzent) über die Bestrafuug des Kontraktbruchs der ländlih:n Arbeiter ist ein flazranter Einbruch der Land?sgeseßgebung in die Reichsgescßgebung. Schon Miquel bat anerkannt, daß die Negelung dieser Froge Reichssache fet. Auch die Konservativen sind früher derselbe Nteinu gewesen. Herr von Minnigerode bat das gelegentlich preußischen Abgeordnetenhause auëdrückli ausgesprochen, au hir.sicht- lich der kontraftbrüchigen oder zum Kontraktbruch verleiteten Arbeiter. Auch Biêëmarck kat die Negelung als zur Kompetenz desz Y } gehörig

bezeihnet. Jh habe {hon beim FJustizetat darguf hingewiesen, daf

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ein folher Einbruch zu erwarten stände. Wie kommt de jeßige Reichs- kanzler dazu, einfa zu erklären, die Regelung sei Landes\ace ? Bielleicht ist seine Neigung dazu dadurch gewachsen, daß inzwischen das Reichsgericht erklàut hat, es habe nit zu prüfen, ob ein Eeset verfassungsmäßig zu stande gekommen fei. Vielleicht macht der Reichskanzler dazon Gebrauch, er möge aber nit vergessen, daß das Neichsg-riht neh nicht so weit gegangen ift, zu erklaren, daß es nit zu prüfen habe, ob ein solches Gesetz gegen Reichsrecht verstoke- Durch das vorgelegte Gefeß würden die allergrößten Ausschreitungen auf sittlihem Gebiete nunmehr genehmigt, und diejenigen, die id) dagegen auflebnen, bestraft werden. Wir haben ja l-ider aus oer leßten Zeit auh in Preußen cine Anzabl von Fällen zu vereinen wo Mädchen geradezu totgeprügelt worden sind. Solche Geset- entwürfe befördern derartige Niedrigkeiten und Rohbeiten. Män spricht davon, daß Verträge gehalten werden müßen. Gewiß, aber allein das Reih ift dafür zuständig, wenn Strafen verhängt werden sollen. Das hat auch Herr Bassermann, das hat Herr Spahn bier im Reichstage 1900 anerfannt. Jeßt macht man gleihwohl in Preußen eine foldhe Sltrafgeseßgebung und verschärft sie dur die ans Zedrobte Verfehmung durci) das HeBen durchs ganze Land, dem länd» liche Arbeiter preiëgegeben werden sollen. Der Arbeiter wird dadur seines legten Rechts, der Freizügigkeit, beraubt. Das Gesetz ist mit dem S 626 _des Bürgerlichen Geseßbucbes s{lechterdings unvereinbar. Hier oll geseßli eine Verrufserklärung über den läudliWen Arbeiter dec Aermsten der Armen, au8g:sprohhen und derjenige Arbeitgeber be straft werden, der sich diefer Verrufserklärung nit anschließt. Das ist der wirklihe Terror.

Abg. Dr. Arendt (Np.): Wir werden hier im Neichstage dur den Vorredner dafür bestraft, daß es im preußischen Ubgeordneten- hause feine Soz!aldemokraten gibt. Die Phrasen von den Aermíften der Armen haben wir wirkli zum Ueberdruß gehört. Der Neichskanzler hat son mit Necht gesagt, daß diefe ganze An elegenbhcit in den Land- tag gehört. Der Schußzverband in Harburg scheint dem Vorretner sehr unangenehm zu fein, sonst würde er nit fo über ihn géschimpft haben. Der Reichstag ist nit dazu da, über Abwesende zu |chinwfen. Der Abg. Bebel hat heute wieder das Hoheli-d der Hercro gesungen und den Schatten selbstverständlih bei seinen deutsten Lants[ uten das Licht bei den Herero geseten: Schuld der Deutschen, es fann gar nicht anders sein. Jh mate aber darauf aufmeiksam, daß auch gegen die Portugiesen, die Engländer dieselbe aufrührerische Bewegung dort im Gange ist. In diesem Umstand licgt eine notwendige Folze der ganzen Entwickelung Südafiikas in den letzten Jahren ; die Nach- wirkung des Burenkrieges, die Waffenlieferungen durch die Buren 2c. Die Engländer haben ja niht den Aufstand direkt geshürt, aber die Engländer haben®* durch ihre Anwerbung von Tausenden von Schwarzen für ihre Minen mit dazu beigetragen. Es wurde den Herero geschild.rt, wie {ön und gut es die Schwarzen in den Minen hätten. Hätte man eine starke Einwanderung von Buren

Lai 6 a i q ( d Ç P 2100 o) f N mir nos p nach Südwestafrika zugelassen, so würden wir vielleicht von dem Aufs

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