1904 / 114 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger,

1904.

des faden Gecken Sindulfo durch Herrn Brückner Anerkennung. Die weib- lihen Rollen wurden dur die Damen Hagen(Carlotta), Gaston (Zenobia),

Eine zahlreih besuhte Versammlung der ausständigen Ber- | Sulz (Marietta) und Doninger (Sora) gleichfalls trefflich vertreten. liner Parkettbodenleger (vergl. Nr. 106 des Bl.) tagte am Ganz besonders zeichnete sich hierbei das Spiel der leßteren durch Sonnabend im Gewerkschaftshause, um den Bericht über die Ver- nazktde Grazie, fröhliches Temperament und gesanglihes Können handlungen mit den Arbeitgebern entgegenzunehmen. Die Verhand- | aus. Auch Fräulein Gaston entwickelte eine wirksame, feine Komik lungen haben, der „Voß. 2g” zufolge, das Grgebnis gehabt, daß | und erfreute durch ihre fkraftvolle, wohlklingende Altstimme. Das drei Firmen die Forderungen bewilligt haben. Die übrigen verhalten | vollbefeßte Haus befand s{ch während der ganzen Vorstellung in an- fich insofern ablehnend, als sie wohl einige Punkte des Tarifs be- | geregtester timmung. Der lebhafte Beifall gab davon Zeugnis und willigen wollen, jedoch die Annahme anderer Hauptforderungen ver- veranlaßte die einzelnen Mitwirkenden verschiedentlih zu

Übrigens Aussicht vorhanden sein, den Streik bezw. den Boykott vor

: Morgen findet im gesamten aeausstelangark eine große das Einigungeamt des Berliner Gewerbegerihts zu bringen.

fesilihe Veranstaltung des Zweigvereins Berlin des Vater, ländischen Frauenvereins zum Besten der Pflege der in Deut \ch- Südwestafrika verwundeten und erkrankten Krieger sowie für den Pensionsfonds der Schwestern vom Noten Kreuz statt. Das Festkonzert beginnt um 4 Uhr. Billette zum Preise von 1 Æ berechtigen von 3 Uhr ab zum Besu der Ausstellung und zur Teilnahme an dem Feste. S

Das Deutsche Zentralkomitee

Me 114. Berlin, Montag, den 16. Mai

esang3- zur Errichtung von

weigern.

barung zustande kommen sollte. Ina Posen haben, wie ,W. T. B.“ meldet,

meister die von den Gehilfen und Anstreichern geforderten Lohn- erböhungen zurückgewiesen und den Betrieb eingestellt. Die Gehilfen

find in den Ausstand getreten.

Kunst und Wissenschaft. In Königsberg t. Pr. ist der Romanist Professor Dr. Kosch wit,

wie die „Hartungsche Zeitung“ meldet, gestorben.

In Paris hat vor einigen Wochen die Versteigerung der berühmten

Japan-Sanmmlung Gillot stattgefunden.

enthielt die Blätter des Farbenholzschnittes,

17, Jahrhundert zu einer solchen war, :DaB Die IEBE ebr

europäischer

seit dem gebildet / ) den meistbegehrten Kunstwerken hören.

möglich geworden, eine werben. Sammlung vorgelegt werden können.

ftattfinden. Verkehrsansftalten.

Die nächste Postverbindung für Briefe und Pakete nach Swakopmund 2c. wird hergestellt durch den Dampfer Eleonore Wcermann“, der am 20. Mai, zwei Tage später als planmäßig, die Neise von Hamburg antritt. Ankunft in Swakopmund etwa am 13. Juni. Schlußzeit in Hamburg am 20. Mai für Briefe um 2 Uhr Nachmittags ; für Pakete um 1 Uhr Nachmittags; leßte Beförderungs8- gelegenheiten ab Berlin Lehrter Bahnhof für Briefe am 20. Mai, 9 Uhr Bormittags ; für Pakete am 19. Mai, 11,13 Uhr Abends. Ein Nacþ- versand kann dem Dampfer niht zugeführt werden, da er einen

europäishen Zwishenhafen nicht anläusft.

Gegenstände aus Zelluloid dürfen nach Nußland nicht eingeführt werden.

sie in Nußland der Beschlagnahme.

Dampfer verluste.

Eine unparteiis®e Uebersiht über die Häufigkeit von Sciffs- verlusten in den verschiedenen großen nationalen Dampferflotten gibt auf Grund amtlichen Materials der Schiffahrtskommissar der B einigten Staaten von Amerika in seinem leßten, an das Department of Commerce anê Labor gerichteten Jahresberiht. Dana stellte

sih der Prozentsaß der verlorenen Dampfer in

im Iahre Nordamerika England Deutschland N Norwegen

1896 2,97 1,50 0,69 1897 1,36 2,08 1,1 1893 9,24 2,26 2,37 1899 3,10 2,42 1,52 1900 1,94 2,05 2,21 1901 1,76 1,60 2,44 1902 0,74 1,90 169

seiner Dampfer am günstigsten dasteht.

Theater und Mufik,

Theater des Westens. Im Charlottenburger Opernhause gelangte

„Gasparone“, eine von Mill öckers melodienreihsten und an- \sprechendsten Operetten, zur erstmaligen Aufführung, die als durhweg woblgelungen bezeihnet werden kann. Regie, Inszenierung (Julius Grevenberg), musikalishe Leitung (Mar Roth), Zusammenspiel und

feiner Stelle einwandfrei. Hinsichtlich Wellhof Nafoni mit ; Komik wußte, daß des stürmischen Beifalls fast kein Ende nehmen wollte. Herr Kastan als Conte Erminio wurde seiner Partie gesanalich durh- aus gerccht, während er shauspielerisch etwas zu weni trat. Die Figuren des durchtriebenen Gastwirts Benozzo und des Schmugglers Massaccio wurden von den Herren Pohl bezw. Broda gut verkörpert. Namentlih gab si ersterer mit einem wahren Feuer- eifer seiner nicht leihten Aufgabe hin. Ebenso verdient die Darstellung

Einzelleistungen waren jedes an der lebleren 10 D der die . Molls des artigen Fülle frischer ,

besonders Podesta j lieben8würdiger

Herr

Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. 100. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Nichard Wagner. Erster Abend : Die Walküre in 3 Akten. Anfang 7 Uhr. Preise der Pläße: Fremdenloge 12 4, Orchester- loge 10 #4, Erster Nang 8 #, Parkett § M, Zweiter Nang 6 4, Dritter Nang 4 4, Vierter Nang Sigplaß 2 # 50 9, Vierter Nang Steh- plaß 1 M 50:9,

eues Operntheater. 130. Vorstellung im Abonne- ment. 62. Billettreservesaß. Lydia. Plauderei in 1 Aufzug von Otto Franz T Mädel sei s{chlau. Plauderei in 1 Aufzug von Julius Keller. Die Dienftboten. Genrebild in 1 Aufzug von Noderih Benedix. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 101. Vorstellung. Zum 300. Male: Der Barbier von Sevilla. Komische Oper in 3 Aufzügen von Gioachimo Rossini. Dichtung nach Beaumarchais von Cesar Sterbini, überseßt von Ignaz Kollmann. Anfang 7# Uhr.

Neues Operntheater. 131. Vorstellung im Abonne- ment. 63, Billettreservesag. Egmont. Trauer- e in 5 Aufzügen von Wolfgang von Goethe.

usik von Ludwig van Beethoven. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Rose Bernd. Anfang 7# Uhr.

Mittrwooh: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Donnerstag: Die versunkene Glocke,

Berliner Theater. Dienstag: Der jüngste Leutnant.

Mittwoch: Der jüugste Leutnaut.

Donnerstag: Neueinstudiert: König Heinrich.

Die Versammelten beshlofsen nach lebhafter Aussprache, die Vorschläge der Unternehmer abzulehnen und an den aufge tellten orderungen festzuhalten, im Fall nicht in kurzer Zeit noch eine Vereins

seltenen ÿ Sammlungen ge- Der Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbe- museums in Berlin ist es dur die tatkräftige Beihilfe von Freunden stattlihe Reihe dieser Blätter zu er- Sie sind jegt so weit geordnet, daß sie den Stiftern der Eine Ausstellung im Zu- sammenhang mit zugehörigem Material soll in einigen Monaten

in Postpaketen Derartige Pakete werden an der russishen Grenze zurückgewiesen, soweit der Inhalt als aus Zelluloidwaren bestehend erkannt wird; im anderen Falle unterliegen

3,53 3,49 3,98 3,26 0/0 2,40 N 3,28 :c0 2,54 1,83 280: O im Durchschn. 2,24 197 1,86 200 2/81. Diese Zahlen ergeben, daß Deutschland hinsichtlich der Verluste

wiederholungen.

sämilihe Maler- Szene. Den Wittekopf, den Wotan die Brünnhilde Frau küren find die Damen Dietri 7. UbL

Die zweite Serie

der in Japan Vollendung aus- Blätter zu

„Die „Der

ledermaus*“.

Theater) statt.

Kammermusiker Prill und Pöni

aud) fklafsishe Werke sollen.

rolle großen Beifall findet, Saison

Zwischenzeit aber herrschte

bis zu 29, Die Häufigkeit im

größten Teile besonders

Normalmenge Elbe hatte

am Sonnabend

f Yorvor, einer der- auszustatten

aus fi heraus-

rung ein.

Schillertheater. ©. (Wallnertheater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Das grobe Hemd. Volks\tück in 4 Akten von C. Karlweis.

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Haus Roseuhagen.

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Geizige. Hierauf: Der cingebildete Kranke.

ne (Friedri Wilb elmstädtisches Theater.)

Dienstag, Abends 8 Uhr: Pauline. Berliner

Komödie in 3 Akten von Georg Hirschfeld. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Pension Schöller. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Peusiou Schöller. Im Garten täglih: Großes Militärkonzert.

Theater des Westens. Kantftr. 12. Bahnhof Feier Garten. (Direktion: A. Pras, Groß- erzoglicher Postheaterintendant a. D.) Dienstag (29. Vorstellung im Abonnement): Gastspiel von L Auguste Prash-Grevenberg und Nikolaus Nothmühl. Die Stumme von Portici.

Mittwoch (29. Vorstellung im Abonnement) :

Gasparoue.

Donnerstag : Wohltätigkeitsvorstellung (28. Vor- stellung im Abonnement): Die Fledermaus.

Freitag (28. Vorstellung im Abonnement): Gasparone.

Sonnabend (leßte Vorstellung im Abonnement): Don Juan. S

Neues Theater. Dienstag: Kabale uud Liebe.

Mittwoch: Zum ersten Male: Einen Jux will er sich machen.

Donnerstag: Kabale und Liebe.

reitag: Einen Jux will er fich machen. Sonnaent Eineu Jux will er sich machen.

Im Königlihen Opernhause geht morgen als I. Abend von Richard Wagners Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen“ | für „Die Walküre“ unter musikalisher Leitung des Herrn Dr. Muck in | die Siegmund singt Herr Grüning, den Hunding Herr | über die err Bertram, die Sieglinde Fräulein Hiedler, laihinger, die Fricka Frau Goeße; Wal- , Herzog, Rothauser usw. Anfang

Im Neuen Königlichen Operntheater findet am Freitag die leßte Vorstellung des Königlichen Schauspiels vor den Ferien statt. Zur Aufführung gelangt Grillparzers ,„Sappho“.

Die Operettensaison im Neuen Königlichen Opern- theater unter Leitung des Direktors Ferenczy mit seinem Ensemble des Zentraltheaters beginnt am 21. M Am Sonntag, igeunerbaron" und Abends 8 Uhr „Die Geisha® zur Auf- führung. Am Montag, den 23., Nachmittags 3 Uhr, wird „Die &Fredermaus* und Abends 8 Uhr „Madame Sherry“ gegeben. Die Vorstellungen nehmen täglich um 8 Uhr ihren Anfang,

Im Schillertheater wird gegenwärtig das Lustspiel „Das Heiratsnest“ von Gustav Davis einstudiert. Die Erstaufführung findet in nächster Woche im Schillertheater N. (Friedrih Wilhelmstädtisches

Im Theater des Westens findet am Donnerstag zu wohl- tätigem Zwecke eine Aufführung der „Fledermaus“ mit der Königlichen Hofopernsängerin Frau Helene Lieban - Globig als Nosa- linde und dem Königlichen Hofopernsänger Robert Philipp als Eisen- stein statt. Außerdem haben Frau Prasch-Grevenberg, die Königlichen Solotänzerinnen Fräuleins Kirschner und Lucia sowie die Königlichen

Im Zentraltheater beginnt am Sonnabend, nah SWhluß der Operettensaison, ein Shauspiel- und Lustspielzyklus. geführt werden ältere und neue Dramen, Lustspiele und Shwänke; werden dem Ensemble soll aus besten Kräften bestehen, sodaß dem Publikum bei halben Eintrittspreisen gute abgerundete Vorstellungen geboten werden

Im Bellealliancetheater ist, weil die militärische Aus- stattungsposse „Kam'’rad Lehmann“ mit Guido Tielscher in der Titel- der bereits ins Auge gefaßte Schluß der noch auf längere Zeit hinausgeshoben worden. An den Pfingstfeiertagen geht ebenfalls „Kam’rad Lehmann“ in Szene.

Mannigfaltiges.

Berlin, den 16. Mai 1904.

_ Ueber die Witterung im Monat April 1904 berichtet das Königliche Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobs êr- | achtungen folgendes: Gleich den beiden Vormonaten war der April ebenfalls im Dur&schnitt ziemlich mild. entsprahen die Temperaturverhältnisse fast den normalen; in der 1 sogar sommerliches E besondere wurden um den 16. für diese Zeit ganz ungewöhnliche 2,93 Temperaturen (mehrfach bis nahezu an 30°) beobachtet. Im Monats- mittel ergab sich ein Vebers{uß von meist mehr als 1°, in Thüringen Niederschläge waren sowohl nah Menge wie nach

im ganzen Küstengebiete, gefallen ijt. viel Regen, während es westlich der Elbe zu trocken war ; an der Saale und Mosel ift kaum die Hälfte des viel- jährigen Durchshnitis gemessen worden. nur vereinzelt, in den Gebirgen dagegen noch häufig. Diese waren bis zur Monatsmitte s{chneebedeckt; bald naher wurden die mitteldeutshen Ge- birge frei, während der Riesenkamm, der anfangs eine 14 m hobe Scchnee- decke trug, auch am Monats\{luß noch eine, allerdings dünne Schneelage zeigte. Das erste Monatsdrittel brachte typisches Aprilwetter mit ras wechselnden Negenböen und Sonnenblicken, da ein Gebiet niedrigen Luft- druckes im Nordwesten wiederholt Teildepressionen ostwärts entsandte und dadurch in Deutshland unbeständige Witterung bei lebhaften westlichen Winden hervorrief. Die Temperatur zeigte nur geringe Schwankungen, lag aber vorwiegend ein wenig unter der normalen. Vom 11. an wanderte ein Hochdruckgebiet von Südwesten her langsam über Deutschland hinweg, und veranlaßte dur füdlihe Winde und Aufklaren außergewöhnlich starke Erwärmung. Am 16. überstieg das Temperaturmittel zu Berlin das höchste für diesen Tag seit 1848 bekannte Tagesmittel noch um 1} 9°, Dann wurde es wieder etwas kühler, da \ich cine Pee niedrigen Luftdrucks allmählich über Deutschland hinwegscho brachte. Vom 25. an zogen Depressionen im Norden vorüber, während \fich von Südwesten her hoher Luftdruck auszubreiten begann; dem- zufolge trat zunächst bei nordwestlihen Winden starke Erkaltung, am Monatss{chluß aber bei südwestlihen Winden wieder mildere oi

1903

bekämpfung

ai d. I. mit der Vorstellung Nachmittags 3 Uhr, gelangt

alkoholfreien

von Amerika,

bewährt haben

Heilstätten für Lungaenkranke hält seine 8. Hauptversammlung am 20. Mai im Hauptsißungésaale des Reichstag3hauses. Tagesordnung Fenn außer dem Geschäftsbericht, der Nechnungslegung und dem Hinterbliebenenv:rsorgung der Aufgaben der

Auf der

Voranschlag für 1904 ein Antrag über Anstaltsärite und Vorträge Gemeinden bei der Tuberkulose-

(Beigeordneter Brugger - Cöln) und über

die Fürforgestellen für Lungenkranke (Stadtrat Samter -Charlotten- burg und Professor ‘Dr. Jacob- Berlin). Mitglieder des Zentralkomitees das Museum für Arbeiterwohlfahrt und das Tuberkulosemuseum besichtigen. Besuch der neuen Heilftättenanlagen für Kinder in Hohbenlychen in Ausficht genommen. karten, die von der burg, Hardenbergstraße 1, ausgegeben werden, zugänglich.

Der Deutsche Verein gegen den Mi brauch geistiger Getränke wird seine Jahresversammlung im in Erfurt balten. nommen: Die höheren SHulen Flaschenbierhandel; Das Branntweinmonopo!.

Nachmittags werden die Für den 21. Mat if der

ge Zuhörer sind die Tribünen gegen Eintritts- eshâftsstelle des Zentralkomitees, Charlotten-

i i erbst dieses Jahres Als Verhandlungsgegenstände sind in Aussiht ge- und der Alkoholismus; Der

__ Auf Anregung des Zentralverbandes zur Bekämpfung des Alkoho- lismus soll in Berlin in zentraler Lage ein großes alkoholfretes Restaurant geschaffen werden, das in moderner Einrichtung allen Stärkungs- und Erfrishungsbedürfnissen genügt und für alle bestimmt ist, die dem üblichen Trinkzwang sih entziehen wollen. alkol n Restaurants ähnlice Einrichtungen in der Schweiz, den Vereinigten Staaten

) ) L Nachdem die in Zürich sich glänzend entwickelt und

England, Schweden, Norwegen sich längst trefflich und ein zahlreiGer Besuch auch in Berlin

ihre Mitwirkung zugesagt. gelßert ersheint, lag es nabe, gerade in der Neichshaupt!stadt, wie es

Auf-

Spielplan einverleibt. Das | nunmehr den

Zu Anfang und Ende | bedeutend. Wetter; ins- bretsi des Landes reihlich und zwar | von * wo nahezu das Doppelte | bar. Auch das Binnenland östlich

Oporto, Schnee fiel in der Ebene

ereits in München geschehen ist, Deutschland vorbildlichen Weise zu verwirklichen. zeihnet von einer großen Zahl hochangesehener Persönlichkeiten, bat Plan der Oeffentlichkeit vorgelegt. Grundlage des teils dur Anteilscheine zu je 100 4, deren Höchstverzinsung zu 4 v. bemessen ist, geshaffen werden. Die Unterzeichner des Aufrufs

wohl die Beiträge als au die Zeichnungen an die Depositenkasse A, Berlin, Mauerstraße, auf den Namen von Dr. Abderhalden gelangen zu lassen. und Beiträge wird öffentlich quittiert werden.

Hermsdorf (Mark), 16. Mai. um 9 Uhr 40 Minuten Abends, Hermsdorf (Mark) beim Umseten eines Leerzuges fünf Wagen, wodurch das Gleis Oranienburg—Berlin unfahrbar wurde. verkehr wird eingleisig zwishen Birkenwerder und Hermsdorf dur- geführt. Personen sind nit verlegt.

Cöln, 16. Mai. entgleiste zwishen den Stationen Brohl und Nieder- j g von dem Luxuszug Wien—Ofstende die Maschine mit beiden Vorderachfen, weil eine eiserne Shwelle, anscheinend in bös- williger Absicht, über die Schienen gelegt worden war. Verfu find niht vorgekommen. ar, Der Materialshaden beläuft sich auf etwa 2000 6 Die Po- lizei ist mit der Einleitung der Untersuchung beauftragt.

famvpfes durhbrach ein Stier das 20 Zuschauer, unter ihnen mehrere {wer.

den Plan in einer für das übrige Ein Aufruf, unter-

Die finanzielle

Unternehmens soll teils durch einmalige L

s bitten, \o- Deutshe Bank,

Ueber die eingegangenen Zeichnungen

(W. D. Y) Am 15. d. M, entgleisten auf Bahnhof Der Bug Der Materialshaden ift un-

(W. T. B.) Heute früh kurz nach 3 Uhr

) Verletzungen Die Strecke ist wieder fahr-

15, Mai. (W. T. B.) Während eines Stier-

Geländer und verleßte etwa

und Trübung

tte-

Residenztheaier. (Direktion: S. Lautenburg.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Die 300 Tage. (L’enfant du Miracle.) Schwank in 3 Aften von

n Gavaulti und R. Charey. Deutsch von Alfred

alm. Mittwoch und folgende Tage: Die 300 Tage.

Zentraltheater. Dienstag, Abends 74 Uhr:

Gastspiel von Paula Worm. Jubiläumsvorstellung. Zum 25. Male: Der Sounuenvogel. Operette in 3 Akten von Rudolf Schanzer und G°?org Okonkorvstky. Musik von Victor Hollaender.

Mittwoh bis Freitag, Abends 7x Uhr: Der Sonnenvogel.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: pu halben Preisen: Madame VBonivard. Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson und Antony Mars, deuts{ch von Emil Neumann.

Sonntag und Montag, Nachmittags 3 Uhr : Zu gans kleinen Preisen: Minna von Bagaruhelm.

bends 8 Uhr: Madame Bonivard.

Trianoutheater. (Georgenstraße, zwischen Friedrih- und G etslatosiea e.) Dienstag: Das elfte Gebot. Hierauf: Der Dieb. Anfang 8 Uhr.

Mittwoch bis Sonnabend: Das elfte Gebot. Hierauf : Der Dieb.

Bellealliancetheater. (Unter der Direktion von Jean Kren und Alfred Schönfeld vom Thaliatheater.) Dienstag und folgende Tage, Aktends 74 Uhr: Kam'’rad Lehmaunu, Große Ausstattungsposse mit

Mukden, 16. Mai. graphen-Agentur“.) sammeln sih im nordwestlichen Rayon. Liaujang von Weise vor si. g Hauptkräfte der japanishen Armee Kaitschou vorrücken.

Nah Schluß der Redaftion eingegangene

Depeschen.

(Meldung der „Russishen Tele- Bedeutende Streitkräfte der Japaner t : Der Vormarsch auf öng-Hwang-Tscheng geht in unentshlo\sener 5s licgt Grund vor, anzunehmen, daß die auf Haitscheng und

(Fortseßung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersticn,

Zweiten und Dritten Beilage.)

Gesang und Tanz in 4 Akten. (Guido Thiels{er in der Titelrolle.)

Im Garten von 6 Uhr Abends an: Großes Konzert der Marine-Jugendkapelle.

An den Pfingstfeiertagen: Von 6 Uhr an: Früh- Fonzert.

E S S E E R EEE i R L P I R E E T E Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Elsa Pape mit Hrn. Kreisassistenz- E, a Felix Kraemer (Charlottenburg—Saar- rüden). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrat Kraft rhrn. von Bodenhausen (Bitterfeld). Hrn. taatsanwalt Brüning (Dels i. Schl.) Eine Tochter: Hrn. Ds P. Wolff (derer s Seelow). Hrn. Landrichter Kirshke (Glei-

wiß).

Gestorben: Hr. Otto Frhr. Grote (Göttingen). Hr. Regierungsrat Paul Hildebrandt (Stettin). Hr. Geheimer Rechnungsrat a. D. Érledrisy Sypaethen (Berlin). Hrn. Rittmeister Eberhard von Arnims Töchterhen Gisela (Münster i. W.). Hrn. Prediger Alfred Fishers Töchterchen Luise (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (S ch olz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verla Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. M

Elf Beilagen

(einschließli Börsen-Beilage). (113/s)

Amlfliches.

Deutsches Reich.

Na weisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. bis zum Schlusse des Monats April 1904.

2. 3. 4.

Im Etatsjahre 1904

Einnahme in demselben

im Monat | Zeitraum des Vorjahres + mebr

April 1904 (Spalte 4) weniger. #6: A M |S M S f

Einnahme Oberpostdirektion3- bezirke.

1. Im Reichspost-

Cbtertes: | 1) Köni sberg . 15 351/10 13 999/50 É 391/60 9) Gumbinnen... 7 689/80 7 449/50 24030 3) Danzig 13 850/80 12 454 10) 1 396/70 A) Derlin ¿ 158 250/80} 142 969/80 15 281|— 5) Potsdam. 6 485/60 6 381/10 104/50 6) rankfurt a. O. 8 546/70 9 142/80 596/10 7) Stettin 14 043/40 13 123190 919/50 8) Köslin 3 079|— 2 993/60 89/40 9) Posen . . 11 338180 11 082/90 295/90 10) Bromberg 7 363/10 8 054/10 G0 11) Breslau . 23 975/20 20 97670 2 998/50 12) Liegnitz H 666/90 12 636/50 969/60 13) Oppeln . 14 762/60 14 359/70 402/90 14) Magdebur 17 351/70 16 075/60 1 276/10 15) Halle a. 11 465 20 10 454/70 1 010/60 16) Erfurt. 17 480/80 17 904/60 423/80 17) Kiel 21 879/60 20 476/10 1403/50 18) Hannover 17 016/90 17 489/60 472 70 19) Münster . 7 804/90] 6 524/20 1280/70 20) Minden 13 048/50 11 786/40 1 262110 21) Dortmund 28 209/80} 28 277/20 6740 22) Ga «i + 23) Frankfurt a. M. 24) Cöln : A 25) Aachen 26) Koblenz . 27) Düsseldorf 28) Trier . 29) Dresden . 30) Leipzig - 31) QOCanis i; 32) Karlsruhe 33) Konstanz . . 34) Darmstadt . . 35) Schwerin i. M. n Brauns t raunshweig . 38) Bremen . ._. 29 012/30 39) D c C 116 844/40 40) Straßburg i. E. . 23 018/80 40 B n 7 4 542/80 Summe I. | 963 086/70

Tae +6 90 761/20 91 712/70 III. Württemberg . 27 882/70 26 907/30

Ueberhaupt |T08T 730/601 T 042 875/901 Berlin, im Mai 1904.

Hauptbuchhalterei f Reichsschaßamts. iester.

1 840.90 1 090/60 3 284/70 9265/40

2 420 60 1 921/40 377/90

9 491/50 975/80 92 580/80 2 781/80 992/50

1 125/60 364

1 339/80 789/20

4 541/40 4 628/50 2 410/60 306/90 38 830/80 951/50 975/40 38 854/70

12 972/60 39 174/30 26 004|—

8181/70

8 360/50 76 976|—

4 069/20 25 850/50 37 634/20 23 526/20 31 429/80 10 650 2

14 813/50 38 083/70 29 288/70 8447110 10 781/10 78 897/40 4 447110 23 359|— 36 658/40| 26 107|— 34 211/60 11 643/30 18 984/90 3 657/80 9 740/80 9 88570

17 859/30 4 021/80

8 401|—

9 096/50 33 5953170 112 215/90 295 429/40 4 235/90

924 259/90

++1 H+HI+1++E1T++++1 1 +++++t1 +1 ++ +1 +++1+1+++ 1 +++++

Dentscher Neich2tag. 91. Sißung vom 14. Mai 1904. 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die Beratung der von der Bubgettommission zum EÉtatseinnahmetitel „Zucker- steuer“ vorgeshlagenen im Wortlaut bereits tmitgeteilten

Resolutionen. : Ueber den Antaug der Sißung wurde am Sonnabend berihtet. Nah dem A g. Gamp (Rp.) nimmt das Wort der Abg. Freiherr von Richthofen-Damsdorf (d. kons.): Jh nehme nicht gern das Wort, denn ih bekenne, pol ih Interessent bin. I will mich aber bei der Geschäftslage kurz fassen. Die Resolution will ja weiter nichts, als daß Erwägungen angestellt werden. Es muß zwishen den Interessen des üben- und Kartoffelbaues ver- mittelt werden. Jh glaube, daß die Gerechtigkeit für eine Be- steuerung jedes Süßstoffes spricht. Dies gilt auch namentlih von der Besteuerung der Rübensäfte. Unzählige Pläne für rang von abriken liegen in der Luft. Die Jam- und Marmeladefabriken atten ei uns vorher niht den Umfang erreicht, wie in anderen Ländern, weil sie den billigen Stärkezucker verarbeiten, der von jedem Feinshmecker sofort als minderwertig erkannt wird. Stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat, Unterstaat3- ekretär im Reichsshayamt von Fischer : Meine Herren! Bei der esolution 1 handelt es sich um zwei verschiedene Segensiände, die aber in einem en inneren Zusammenhange stehen. as zunächst die Frage der Besteuerung des Stärkezuckers betrifft, so ijt diese rage in der Kommission eingehend erörtert worden, und i ann mich in [auer Beziehung wohl hierauf wie auch au die Erörterungen beziehen, die heute bereits über diesen Gegen- stand stattgefunden haben. Was unsere Stellung dazu anlangt, darf ich wohl auf die Aeußerung Bezug nehmen, die der Herr Staatssekretär des Reichs8shaßamts in der 40. und 47. Sizung der Budgetkommission über diesen Gegenstand gemacht hat und die au hecnent von dem Herrn Abg. Gamp nicht ganz rihtig aufgefaßt sind. Der Herr Staats}ekretär hat sih gegenüber der Frage, ob und in- wieweit man in Erwägungen eintreten soll wegen Besteuerung des Stärkezuckers, nicht unbedingt ablehnend verhalten, er hat vielmehr in der 47. Sißzuug noch besonders darauf hingewiesen, daß es ih um eine noch in der Entwickelung begriffene Industrie Hamb eie, und die Frage, ob und wann mit der Steuershhraube ein- ¡ugreifen sei, noch einer sorgfältigen Erwägung bedürfe. Es handelt sich bier allerdings um eine wirtshaftlich sehr ‘tief ein- greifende Frage, und es dürften Grwägungen hierüber vielleiht nicht unerwünsht sein. Sollten die Grwägungen zu einem negativen Ergebnis führen, wie der Herr Abgeordnete Gamp wünscht, gut,

dann ist die Frage für absehbare Zeit aus der Welt geschafft ; stellen wir aber Jure Erwägungen nicht an, 9 wird die Sache bei jeder Gelegenheit wieder auftauchen.. Hier Nube zu schaffen, liegt ‘auch im Interesse der Industrie, und Sie können M Pie. daß, wenn in solche Grwägungen eingetreten wird, diese in durchaus ruhiger, forgfältiger und objektiver Weise ge- führt werden. Hierbei möchte ih noch besonders darauf hinweisen, daß die Schaffung eines be onderen Gesetzes erforderlich wäre, falls die Besteuerung des Stärkezuckers in die Wege geleitet werden sollte, im Gegenfaß zu der Besteuerung der Nübensäfte, die der Bundes- rat von sich aus verfügen kann. Bezüglih der Besteuerung der Nübensäfte ist dem Bundesrat schon seit 1891 durch das Zuckersteuer- ges die Befugnis eingeräumt, Nübensäfte, die für sich allein oder in erbindung mit anderen Stoffen, namentli in Verbindung mit Stärkezucker verarbeitet werden, zur Zuckersteuer im vollen oder in einem entsprechenden Betrage heranzuziehen. Der Bundesrat hat von dieser Befugnis bisher noch keinen Gebrauchß gemacht, weil ein Be- dürfnis sih bis jeßt niht in dringendem Maße geltend gemacht hat. Auch hierüber haben in der Kommission eingehende Erörterungen stattgefunden. Ich darf wohl auf diese verweisen und kann mich bier auf einige kurze Bemerkungen beschränken. Was zunächst die Be- steuerung der sfogenannten Krautfabriken anlangt, so war man in der Kommission darüber einig, daß die Gewerbe- betriebe, die das sogenannte Kraut herstellen, das von bitterem Geshmack ist und hauptsählich von der ärmeren _Be- völkerung auf Brot, an Stelle von Butter und Schmalz gestrichen, konsumiert wird, einer Versteuerung nicht zu unterziehen sei. Diese Ware würde eine besondere Steuer nicht vertragen, auch würde eine solche Steuer in den vielen kleinen Betrieben in der Rheinprovinz allein gegen 300 {wer durchführbar sein. Eine e rage ist die, ob die eigentlihen sogenannten Saftfabriken, die Nübensaft unter Mitverwendung von steuerfreien Zu@erabläufen und Stärkezucker- firup verarbeiten, mit ihren Produkten zur Besteuerung heranzuziehen fien, Die größeren dieser Fabriken sind meist mit den neuesten tech- nishen Einrichtungen versehen. Sie stellen teilweise ein sehr wohlschmeckendes Produkt her. Ich habe schon in der Kommission darauf hingewiesen, daß eine Heranziehung dieser Produkte an sich bei der jeßigen Lage der Zukerindustrie eine nicht ungerehtfertigte und unbillige Forderung sei. Anderseits ift meinerseits in der Kom- mission aber auch auf die außergewöhnlich großen Schwierigkeiten hin- ewiesen worden, die einer Besteuerung der Sastfabriken entgegenstehen. chon die Festlegung des Steuerobjekts ist mit Schwierigkeiten ver- bunden. Da anzunehmen ift, daß die geringeren Produkte dieser Fabriken, die von der minder bemittelten Bevölkerung genossen werden, der Be- steuerung nicht unterzogen werden sollen, so muß eine gewisse OQualitätsgrenze festgeseßt werden, was an sich mit großen Shwierig- keiten verbunden ist. Es sprechen hier die Quotientenfrage und andere technische Fragen mit herein. Nicht minder s{chwierig ist die Frage, ob alle Anstalten der Steuer unterworfen werden, oder nur die größeren, und leßterenfalls wo die Grenze zu ziehen ist. Dazu kommt im Falle der Besteuerung die sehr wichtige Frage der Mitheranziehung der bisher steuerfrei mitverarbeiteten Zuckerabläufe und Stärkezuckersirupe mit in Betracht. Alle diese und eine ganje Neibe weiterer Fragen bedürfen in technischer wie auch steuertechnis{er Beziehung einer eingehenden Prüfung und Erörterung mit dazu be- rufenen Sachverständigen der Wissenschaft und der Praxis. Dhne eine solche ist es unmögli, die ganze Frage zu lIöfen. Ueber die Besteuerung der Saftfabriken wenigstens in beschränktem Umfange haben in den Jahren 1998/1900 auf Anregung des Vereins der deutshen Nübenzuckerindustrie Erörterungen und Erhebungen im Benehmen mit den beteiligten Bunde8regierungen stattgefunden, die aber damals ju keinem ab\chließenden Ergebnis führten, eben wegen der großen Schwierigkeiten, die der Löfung der Frage entgegenstehen. Meine Herren, wenn Sie diese Resolution annehmen, fo glaube ih versichern zu dürfen, daß das Neichsshatzamt bemüht sein wird, über die Frage der Besteuerung des Stärkezukers wie der Rübensäfte im Benehmen mit den Bundesregierungen in Erwägungen einzutreten und zu Ta ob und inwieweit den in der Resolution zum Ausdruck gebrahten Wünschen entsprochen werden kann. E

Abg. Vogt- Hall (wirtsch. Vgg.): Die Zuerindustrie ist dur die Brüsseler Zuckerkonvention in die größte Bedrängnis gekommen. Bei der gegenwärtigen s{lechten Lage des Zuckermarktes sind der Nübenzuckerindustrie auch die kleinsten Mittel erwünscht. Die württembergishen Rübenpflanzer hatten erst die Absicht eines General- streiks, weil für die Nüben so \{chle{chte Preise gezahlt wurden, und auch die Freisinnigen und Sozialdemokraten waren für einen en Streik. Aber die Rübenpflanzer sahen ein, daß sie unrecht hatten, weil die Zuckerindustrie in ihrer bedrängten Lage keine besseren Preise bezahlen konnte. Geht es nun so weiter, fo steht die Landwirtschaft am Rande des Abgrunds. An maßgebender Stelle sollte man do zu der Ueberzeugung kommen, daß ein Ausgleih zwischen den verschiedenen Interessen erfolgen muß. Statt daß man den deutshen Zucker benußt, verschneidet man den Obstwein mit italienishen Rosinen und ähnlichen Dingen. Ich hoffe, daß einmal bei uns der richtige )fingstgeist ein- zieht. Es ist eine Verirrung, unsere Landesregierung für den Nieder- gang der Landwirtschaft verantworilih zu mahen. Im Süden kommen wir immer mehr zu der Einsicht, daß der Widerstand hier bei der Reichsregierung liegt. Ich bitte Sie, der Resolution zuzustimmen. Viele sagen bei uns: es ist uns ein Ende mit Schrecken lieber, als ein Schrecken ohne Ende. i: i i:

Abg. Dr. Müller - Sagan (fr. Volksp.): Auch ih würde sehr ern sehen, wenn bei der Reichsregierung ein neuer Geist einzöôge.

ch bin kein Zuckeragrarier, wie man mir vorgeworfen hat. Wie durch eine stärkere Besteuerung des Stärkezuckers die Marmelade- fabrikation verbessert werden foll, wie der Abg. von Richthofen gemeint hat, verstehe ih nicht. Wir werden gegen den ersten Teil der Resolution stimmen. Es werden darin nicht nur all- emeine Erwägungen verlangt, sondern es wird eine bestimmte ihtung vorgeshlagen, der wir uns nicht anschließen können. Da- egen werden wir für den zweiten Teil stimmen. Das Saccharingeseß at Härten im Gefolge, die der Geseßgeber niht gewollt hat. So nd z. B. den Herstellérit von Diabetikernahrungsmitteln große Schwierigkeiten erwachsen. Gegen die Ermittelungen, welche die Re- folution vorschlägt, wird doch auch der fanatischste Zuckerfreund nichts einzuwenden haben.

Abg. Götz von Olenhusen (Zentr.) bemerkt gegen den Abg. Gamp, daß er nur Dinge vorgebracht habe, die sih auf die vorliegende Resolution beziehen; er habe gar ni t beabsichtigt, einfah auf die Geschichte der Piinersteuergelegebur einzugehen. Nach der Annahme der Brüsseler Konvention É die Notlage des Nübenbaues viel be- deutender und viel bedenklicher geworden als die Notlage des Kartoffel- baues, die Herr Gamp allein im Auge habe. Die Heranziehung dieser anderen r ibi ie S endlih die Herabsetzung der Verbrauhhsabgabe auf 12 4 ermöglichen.

| Abg. Siy: Dieses Ziel ist auf dem Wege der Rer des Stärkezuckers nicht zu erreichen, denn diese wird eben keine irgen erheblichen Ginnahmen für die eichskasse abwerfen. Es möchte etwa 4 Million herauskommen, aber #—+§ Millionen würden für die steuer- lie Kontrolle au8gegeben werden müssen. Dabei ist also nichts zu holen. Redner wendet sich daun noch kurz gezen die ea gungen des Untetrstaatssekrètärs und des Abg. Freiherrn von Richthofen; wolle man gerecht sein, dann müsse man auch ganz gerecht sein und z. B.

auch den Honig versteuern.

Abg. Göt von Olenhusen: Herr Gamp {eint durhaus das leßte Wort haben zu wollen. Jh habe bier im Namen der ganzen Gs deutschen Biudtrindutteis das Wort genommen und deren Wünsche vorgetragen.

Beide Resolutionen werden darauf angenommen.

Auf der Tagesordnung steht zum Schluß die erste Lesung des Gesczentwurfs, betreffend Aenderung der Zivilprozeß- ordnung.

Die Vorlade bezweckt, eine Entlastung des Neichs- gerihts herbeizuführen, indem der Mindestbetrag von 1500 M, den der Streitgegenstand nah dem geltenden Rechte wenigstens haben muß, um die Anrufung des Neichsgerichts zu ermöglihen, heraufgeseßt ‘wird, und zwar auf 2000 Æ, wenn die Beschwerde gegen den abweisenden Teil des Be- rufungsurteils von dem Ürteil erster Jnstanz gerichtet ist, im übrigen auf 3000 4 Während die Vorlage die Entlastung nach der zivilrehtlihen Seite suht, will ein Antrag der Abgg. agemann (nl.) Himburg (d. kons), Prüschenk von Lindenhofen (Rp.), Dr. Spahn (Zentr.), Traeger (fr. Volksp.) eine Entlastung auch nach der Seite der Strafjustiz herbeiführen, indem der Kreis der nah dem Gerichtsverfassungs- geseß zulässigen Berufungen an das Reichsgeriht durch Äb- änderung der S8 27 und 75 eingeschränkt werden soll.

Die erste Lesung beider Geseßentwürfe wird verbunden.

Staatssekretär des Reichsjustizamis Dr. Nieberding:

Meine Herren! Am Schlusse des Monats April dieses Jahres lag innerhalb der Zivilpraxis des Reichsgerichts die Sache folgender- maßen : Es waren für die neu eingegangenen Sachen erste Verband- lungstermine angeseßt in einem Senat auf den 23. Dezember dieses Jahres, in einem anderen Senat auf den 23. Februar, in einem dritten Senat auf den 6. März des kommenden Jahres. Das beißt, meine Herren: Es vergehen bei einem großen Teil der Zivilsenate 8 bis 10 Monate, bevor die neu eingehenden Sachen zur Verhandlung kommen. In dem laufenden Jahre ist, wie auch die Motive ans führen, eine weitere erheblihe Vermehrung der Geschäftésachen wahr- zunehmen. Es ist darnach kein Zweifel, daß diese 8 bis 10 Monate sih weiter steigern werden auf 11 und in kurzer Zeit auf 12 Monate, d. h., daß ein Jahr vergehen wird, bevor die Parteien überhaupt Ge- legenheit haben, vor dem höchsten Richter zu erscheinen.

Weiter, meine Herren, am Schlusse des leßten Geschäftsjahres betrug die Zahl der unerledigten Sachen bei den Zivilsenaten des MNeich8gerihts rund 1910. Da im Jahre ungefähr 3800 Sachen ein- gehen, will das besagen, daß etwa die Hälfte der in einem Ges(äftê- jahre eingehenden Sachen als unerledigt in das nähste Geshäftsjahr übertragen wird. Die steigende Zahl der Sachen wird auch bier die Verhältnisse noch ungünstiger gestalten : aus der Hälfte der eingegan- genen Sachen, die als Rest verbleiben, werden drei Fünftel, wird auch noch mehr werden, und \{lie;lich kommen wir, wenn feine Remedur eintritt, dahin, daß so viele Sachen in das neue Geschäfts- jahr übertragen werden müssen, als in dem vorherigen Jahre ein- gegangen sind.

Meine Herren, damit wandeln wir in den Spuren des seligen Reichskammergerihts, dessen Tätigkeit, ohne daß den Mitgliedern selbft deshalb eine besondere Schuld beizumessen gewesen ist, einen unlôöshbaren Makel auf die Geshihte der deutshen Rehtsentwickelung geworfen hat.

Nun, meine Herren, was wird die Folge dieser Zustände sein? Ich will niht reden von den wirtshaftliGen Nachteilen, ¡(welche diejenigen treffen, die nihts anderes bezwecken, als ihr gutes Necht vor dem Gerichts- hofe zu finden, die es aber nicht mehr rechtzeitig zu finden vermögen. Die Sache hat auch noch eine andere Seite.

Meine Herren, je mehr die Anzahl der Sachen steigt, desto länger dauert es mit ihrer Erledigung, und daraus entsteht für die-

jenigen und solche gibt es —, die niht gern ihren Streit mit dem Gegner zu einem rehtskräftigen Abschluß gelangen lassen, der Anreiz, auch dann die Sache zur Verhandlung vor dem Nevisions- gericht zu bringen, wenn sie kaum Ausficht haben, ein besseres Urteil zu erstreiten, ja, wenn sie überhaupt hon darauf verzichtet haben, zu einer anderen Erledigung der Sache als in der zweiten Instanz zu kommen. So, meine Herren, wird allmählih aus dem gegenwärtigen Zustande für diejenigen, die ihren Verpflihtungen niht nachkommen wollen, der Anreiz geshöpft, ihre Sachen an das Reichs- geriht zu bringen, um Zeit zu gewinnen, und es ist für viele Parteien allerdings {hon der Mühe wert, 1 oder 14 oder auch 2 Jahre, je nachdem die Sache liegt, zu gewinnen, bevor der Staat fie nôtigen kann, auf Grund einer rechtskräftigen Entscheidung ihrer Verpflihtung nachzukommen. So wird es sih weiter entwickeln. Erst steigt die Zahl der Sachen, dann erweitert sih die Zeit der Prozeßdauer, dann kommt der Anreiz, fiktive, wenn ih so sagen darf, Revisionen an das Neichs8gericht zu bringen, dann steigt wiederum die Zahl der Sachen und wiederum der Anreiz zu fiktiven Revisionen. Und fo, meine Herren, bewegen wir uns weiter in einem circulus vitiosus, der nur den Erfolg hat, daß das Neichss gericht, seiner wirklihen Mission entgegen, dazu dient, den ehrlichen Leuten möglichst spät zu ihrem Nechte zu verhelfen, dagegen manchem weniger anständigen Mann die Möglichkeit zu bieten, sh seinen Verpflihtungen recht lange zu entziehen.

Meine Herren, dieser, wie ih meine, für die deutshe Necht3pflege beshämende und für die Autorität des höchsten Gerichtshofes bedenk- lihe Zustand hat die verblindeten Regierungen genötigt, die gegens wärtige Vorlage Jhnen ¡u unterbreiten. Sie haben es ungern elan; den fle wissen sebr wobl, day in der Volksvertretung eine Menge Widerstände, die von etnem gewissen Standpunkt aus auch wohl zu verstehen sind, sich ergeben werden, welche ein Eingehen auf die Vorschläge der Regierung dem Reichstag nicht leiht mahen. Wir haben das hon im Jahre 1898 erfahren. Als wir damals mit einem glei{wertigen Vorschlag an den Reichstag heran- traten, begegnete er anfangs auch großen Bedenken. In einer Kom- mission, gebildet aus den hervorragendsten Juristen des Hauses, hat man si nit nur davon überzeugt, daß beim Reichsgericht hon damals ein