1904 / 121 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Betrag für das Einnahme NRechnungs8- jahr 1904 M.

Zölle und Verbrauchssteuern „e... 843 686 470 MeiO em CIaDGaER ae 88 856 000 Post- und Telegraphenverwaltung . . . « + + - - 480 144 130 Reichédruckeret . 5 A 8 315 000 GisenbabnverwCWa ¿4 eto o d Sdo 96 305 700

Bankwesen E Í 11 048 5C Verschiedene Verwaltung2einnahmen . Ï 37 327 320 Axs dem Reichsinvalidenfonds 42 562 624 Uederschüsse aus früberen Jahren . ...-.-.- 113 900 Zuschuß des außerordentlichen Etats. „. « - « 5 035 200 Tuégleihungsbeträge ; 18 191 558 Matrikularbeiträge 236 437 113 1 ck68 023 519 N ufiorordentlihe DeEckungsmittel 166 488 033 Summe der Einnahme . | 2034511 548 Die Ausgabe beträgt . . | 2034511 548.

Gesegz-, fend die Feststellung des Haushaltsetats für Schugtßgebiete auf das Rechnungsjahr 1904. Vom 20, Mai 1904. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser,

König von Preußen 2c. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags, was folgi :

Der diesem Geseh als Anlage *) beigefügte Haushaltsetat der Schußzgebiete auf das Rechnungsjahr 1904 wird in Ein- nahme und Ausgabe auf 42877 570 M festge]eßt. N

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnfiegel. /

Gegeben Neues Palais, Potsdam, den 20. Mai 1904.

(E, 9) item. _

Graf von Bülow.

E Betrag für das

r S D. 7 Einnahme und Ausgabe Rechnungs8- jahr 1904

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Die Einnakmen und Ausgaben betragen: T für das ostafrifanishe Schuzgebiet . . 9 636 720 für Kamerun . + - 4 086 000 für. L000. . E 1 605 500 für das südwestafrifanishe Shutgebiet 12 520 450 L 1 016 000 für die Karolinen, Palau und Marianen . 328 690 ca ea 586 000 ie ian a E H E 13 088 300 zusammen 42 877 570.

Bekanntmachung. Einrichtung einer deutschen Pe-stanstalt in Swata‘u (China ). Jn Swatau (China) ist eine deutsche Postanitalt ein- gerihtet worden, deren Tätigkeit sich auf den Briefpost-,

i L eitunas- und Poftanweisungsdienst jowie auf die Annahme 3aabe von gewöhnlihen Paketen mit oder ohne Nach-

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Ueber die Taren und Versendungsbedingungen geben die Postanstalten auf Verlangen Auskunft. Berlin W., den 21. Mai 1904. Der Staatssekretär des Reichsposiamts. Kraetke.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 23 des „Reichsgeseßblatts“ enthält unter 4

Nr. 3043 das Geseß, betreffend die Feststellung des Neichshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1904, vom 90. Mai 1904, und unter

Nr. 3044 das Gesetz, betreffend die Feststellung des Haus- haltsctats für die Schußgebiete auf das Rechnungsjahr 1904, vom 20. Mai 1904.

Berlin W., den 25. Mai 1204.

Kaiserliches Postzeitungsamt. Weberstedt.

Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Oberbergrat Wiggert zu Zabrze zum Geheimen Bergrat und Vorsißenden der neu errichteten Bergwerksdirektion in Zabrze und

den bereits bei dem Oberbergamt zu Breslau in der Stelle eines technishen Mitglieds kommissarish beschäftigten

Leiter der bisherigen Zentralverwaltung zu Zabrze, Bergrat Jaeshke zum Oberbergrat zu ernennen, den Kreisschulinspektoren im Nebenamt , Stadtschul-

inspeftoren Dr. Kaute, Fischer und Haase zu Berlin den Charakter als Schulrat zu verleihen, sowie infolge der von der Wahlversammlung des Magistrats und der Stadtverordneten zu Biebrih a. Rh. getroffenen Wahl den Bürgermeister Rudolf Vogt daselbst in gleicher Amtseigenschaft auf fernere zwölf Jahre und

den Gerichtsaßsessor Dr. jur. Karl Schleiher in Wies- baden als besoldeten Beigeordneten (Zweiten Bürgermeister) der Stadt Biebrich a. Rh. auf die gleihe Amtsdauer zu be- stätigen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Geheimen Medninalrat, ordentlichen Professor Dr. Ernst Bumm in Berlin zum ordentlichen Professor für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe und

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*) Aus dieser Anlage ist nar der oben dem Gesetz angefügte Auszug wiedergegeber

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den ordenilihen Pröfessor Dr. LIONS Ziehen in Berlin zum ordentlichen Professor für Psychiatrie O bei der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militär- ärztlihe Bildungswesen zu ernennen. e

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : 5 den bisherigen Konsistorialrat Dr. Kapler in Berlin zum Oberkonsistorialrat und Mitglied des Evangelishen Ober- firchenrats, A ¿ den ordentlihen Professor in der theologischen Fakultät der Universität Berlin D. Dr. Kafian und den Pfarrer an der Varochialkirhe in Berlin, bisherigen Konsistorialrat D. Keßler, leßteren unter Entbindung von seiner bisherigen Stellung als Mitglied des Konsistoriums der Provinz Branden- burg im Nebenamt, zugleich zu Oberkonsistorialräten und Mit- gliedern des Evangelischen Öberkirchenrats im Nebenamt zu ernennen.

Geseh, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts- etats für das Etatsjahr 1904. Vom 21. Mai 1904.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. verordnen, mit Zustimmung der beiden Häuser des Landtags der Monarchie, was folgt:

Q. Der diesem Gesey als Anlage*) beigefügte Staatshaus-

haltsetat für das Etatsjahr 1904 wird

in Einnahme

auf 2 800 805 050 M und in Ausgabe

auf 2 800 805 050 M,

nämlich auf 2626 288 668 #. an fortdauernden und auf 174516382 Æ an einmaligen und außer- ordentlichen Ausgaben festgeseßt.

8 2.

Der diesem Geseß als weitere Anlage *) beigefügte Etat Der Herwaltungseitntübkn und Ausgaben der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse für das Etatsjahr 1904 wird in Einnahme auf 4900 # und in Ausgabe auf 427 910 festgestellt.

S 3.

Jm Etatsjahr 1904 können nach Anordnung des Finanz ministers zur vorübergehenden Verstärkung des Betriebsfonds der Generalstaatskasse Schazanweijungen bis auf Höhe von 100 000 000 M, welhe vor dem 1. Januar 1906 verfallen müssen, wiederholt ausgegeben werden. Auf dieselben finden die Bestimmungen des S 4 Abs. 1 und 2 und des F 6 des Geseges vom 28. September 1866 (Gesessamml. S. 607) An- wendung. ;

Die bis zur geseßlichen S fistellung des Staaishaushalts- eiais (8 1) und der Anlage dazu (S 2) innerhalb der Grenzen derselben geleisteten Ausgaben verden hiermit nahträgüch genehmigt.

Der Finanzminister ist mit der Ausführung dieses Gejeßes beauftragt.

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Instegel.

Gegeben Liebenberg, den 21. Mai 1904.

(L, 5.) Wilhelm.

Graf von Bülow. Schönstedt. Graf von Posadowsky. von Tirp1b. Studt. Freiherr von Rheinbaben. von Podbielski. Freiherr von Hammerstein. Möller. von Budde. von Einem.

Staatsministerium. Der Steuerzivilsupernumerar Friedrih Legler ift bei dem Direktorium der Staatsarchive als Geheimer Registrator angestellt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Bei dera Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten sind der Regierungssekretär Hermann Lehmann und der Kalkulaturhilfsärbeiter Erih Keil zu Ge- heimen expedierenden Sekretären und Kalkulatoren und

der Kanzleidiätar Friedrich Bratengeyer zum Geheimen Kanzleisekretär ernannt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Zu Gewerbeinspektoren sind ernannt worden: die bis- herigen kommissarishen Gewerbeinspektoren Dr.-Jng. Wilhel m Denker in Gummersbach, Karl’ Brensing in Siegen i. W., Otto Wauer in Essen a. R., Dr. Georg Schroder in Fulda, Albert von Gizycki in Berlin W. und Dr. Adolf Bender in Düren, ferner die Gewerbeafsessoren Max Zollenkopf in Braunsberg i. Oftpr., Eduard Ripberger in Forst i. L, Gotthard Stöckel in Lingen, Jakob Beierling in Lennep und Hermann Rammelsberg in Arnsberg.

Den Gewerbeassessoren Gustav Kern in Solingen, Dr. Otto Klein in Posen, August Helwig in Reichenbach, Dr. Franz Wesiphal in Berlin O., Ernt Diekelman n in Minden, Dr. Kurt Rölcke in Berlin T und Dr. Her- mann Koh in M.-Gladbach sind etatsmäßige Hilfsarbeiter- stellen bei den Gewerbeinspektionen in den genannten Städten verliehen worden.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten. Dém Kreise Grafschaft Bentheim if die Erlaubnis zur Vornahme allgemeiner Vorarbeiten für vollspurige ebeneisenbahnlinien von Beniheim nah Gronau und von Neuenhaus bis zur Landesgrenze in der Richtung auf Coevorden erteilt worden.

*) Ist hier nit mitabgebrudckt.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Rummer 10 der pet [amMmtung enthält unter |

Nr. 10504 den Staatsvertrag zwishen der Königlich preußishen und der Herzoglich braunschweigischen Regierung über die Ausshulung der im Herzogtum raunshweig be- legenen Landgemeinde Neubrück aus dem Königlich preußijchen Schulverbande Didderse, vom 11. November 1903, unter

Nr. 10 505 die Bekanntmachung der Ministerialerklärung vom 23. April 1904 zu dem pier der AgnS preußischen und der Herzoglich braunshweigishen Regierung a Aloe Staatsvertrage vom 11. November v. J. über die 2 usbezirkun der braunshweigishen Gemeinde Neubrück aus dem Schul- verbande mit der preußischen Gemeinde Didderse, vom 23. April 1904, und unter L

Nr. 10506 das Gesetz, betreffend die Feststellung des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr*® 1904, vom 21, Mai 1904.

Berlin W., den 25. Mai 1904.

Königliches Geseßsammlungsamt. Weberstedt.

Nichtamfliches.

Deutsches Rei. Preußen. Berlin, 25. Mai.

Der Kaiserlihé Botschafter in London Graf Wolff- Metternich ist vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der Oberhofprediger und Scloßpfarrer D. Dryander, Mitglied des Evangelischen Oberkirhenrats, ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Falke“ am 20. Mai in Charleston (Süd-Carolina) eingetroffen und gestern von dort nach Newport News (Virginia) in See gegangen.

S. M. S. „Gazelle“ is am 21. Mai in Charleston angekommen und geht heute von dort nah Newport News in See.

S. M. S. „Panther“ ist bereits am 24. Mai in Newport News eingetroffen.

S. M. SS. „Hertha“ und „Geier“ sowie S. M. Torpedoboot „S8. 90“ find am 21. Mai in Tfingtau an- gekommen.

S. M. S. „Bussard“ if auf der Reise nah der ostafrikanishen Station am 22. Mai in Colombo (Ceylon) ein- getroffen und verbleibt dort bis zum Eintreffen des Dampfers „Main“ (planmäßig am 31. d. M.), der Ablösung für den heimkehrenden Besaßungsteil bringt.

Der Transport des abgelösten Besazungsteils von S. M. S. „Bussard hat mit dem Dampfer "Etuttgart“ am 24. Mai in Colombo die Heimreise angetreten und läuft zunächst Aden an; Transportführer ist der Oberleutnant zur See Knispel.

Der Ablösungstransport für S. M.S. „Condor“ ist mit dem Dampfer „Gera“ am 21. Mai in Colombo ein- getroffen und hat an demselben Tage die Neise nah Fremanitle (Westaustralien) fortgeseßt; Transportführer ist der Kapitän- leutnant Freiherr von Bülow (Friedrich).

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs=- und Staatsanzeigers“ werden im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammengestellte Nachrihten über den Saaten- stand im Deutshen Reihe um die Mitte des Monats Mai 1904 veröffentlicht.

Sachsen.

Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Johann Georg, geborene Herzogin von Württemberg, ist..wie „W- T. B." meldet, infolge der Operation, der_ Höcstdieselbe sih vor furzem hatte unterwerfen müssen, gejtern abend in Dresden

entilafen.

Mecklenburg-Schwerin.

Geftern vormititag um 141/, Uhr erfolgte in Ludwigs luft, wie dem „W. T. B.?- berichtet wird, die Ueberführung der Leiche Seiner Hoheit des ‘Herzogs Paul Friebri@ von dem Bahnhof nach der katholischen Kirche, wo die Trauer- feier stattfand. Hinter dem Sarge schritten Seine Königliche Hoheit der Großherzog mit ihren Hoheiten dem Herzog Paul Friedrich (Vater) und dem Herzog Borwin. In der nächsten Rethe folgten Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Heinrich von Preußen und der Großherzog von Oldenburg, Jhre Hoheiten der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, der Erbprinz Adolf Friedrich zu MeClen ae E und Seine Durchlaucht der Prinz Heinrih XVIII. Reuß. Vertreter hatten gina Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich der Nieder- lande und Seine Kaiserliche L oheit der Großfürst Wla- dimir von Rußland. Ferner nahmen an dem Leichen-

begängnis die Hofhargen sowie Vertreter der Admiralität und-

des Heeres teil.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Politische Korrespondenz“ berihtet aus Budapeiît, Munir Pascha habe sih nah Schloß Murany begeben, wo er vom Fürsten Ferdinand von Bulgarien in Audienz werde empfangen werden. Munir Pascha überbringe Fürsten eine Einladung des Sultans zum Besu stantinopels.

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Frankrei.

In dex geftrigen Sizung der Deputiertenkammer brate, wie „W. T. B.“ berichtet, der Nationalift Millevoye eine Inter -

pellation über den Zustand der Armee ein. Er legte Ver- wahrung gegen jeglihen Gedanken an eine teilweise Abrüstung ein und erwähnte die Rüstungen in England und vor allem in Deutsh- land. Millevoye fragte an, ob das Gesetz über die zweijährige Dienst- zeit die Serie ung der Nordostgrenze \icherstellen werde. Der radikale Sozialist Maujan erklärte, die zweijährige Dienst- zeit werde den Effektivbestand des Heeres aus 575 000 Mann bringen. Man dürfe nicht danach streben, die Heere8- stärke Deutschlands zu erreichen, jedoch müfse man seine ganze Sorg- falt auf die vorgeshobenen Heereskörper verwenden. Darauf zeigte er, wie man bei der ¡weijährigen Dienstzeit das Heer zu organisieren haben werde. Der Kriegäminister, General André erklärte, er werde feiner Vorlage zugänglich sein, die der Stärke des Heeres Abbruch zu tun geeignet sei. Er legte dar, daß es nah Einführung der jweis jährigen Dienstzeit keinerlei Dienstbefreiung mehr geben werde. Der Effektivbestand werde derselbe bleiben. Hierauf wurde die General- debatte geshlossen und die einfahe Tagesordnung ohne Widerspruch angenommen.

Ftalien.

Die „Agenzia Stefani“ meldet über den Konflikt zwischen Frankreih und dem Vatikan: Am Freitag morgen begab sich der französishe Botschafter Nisard zum Vatikan und verlangte in formeller Weise von dem Staats- sekretär Merry del Val Aufklärungen über den Text der päpst- lichen Note, die an die auswärtigen Regierungen gerichtet und von einem Pariser Blatte in einem Text veröffentlicht worden sei, der sih in einem Punkte von dem Text der an die französishe Regierung gerichteten Note wesentlih unter- scheide. Merry del Val gab die verlangten Erklärungen und betonte, daß die Unterdrückung eines Saßes in dieser Note nicht eine Beleidigung Frankreihs, sondern im Gegen- teil als ein Aki der Rücksicht gegenüber Frankreih aufzu- fassen sei. Nisard bat hierauf den ‘Sitaats}jekretär, die idin gegebenen Erklärungen schriftlih fixieren zu lassen. Merry del Val erwiderte, das werde keine Schwierigkeiten haben, er bitte Nisard jedo, seine Fragen shriftlih an ihn ein- zureihen; eine Stunde darauf werde er jeine Antwort erteilen. N isard entgegnete, er habe feine Jnstruktionen von seiner Regierung, wünsche jedoh von ihr ermächtigt zu werden, nach diesem Vorschlage zu handeln. Er habe dann unverzüglich an die französishe Regierung telegraphiert, die am Abend geantwortet habe, er solle sih jedes eigenmächtigen Schrittes gegenüber dem Päpstlichen Stuhle enthalten und am Sonnabend Rom verlassen. Nisard empfing am Sonnabend früh ein Telegramm, begab sich zu Merry del Val, um ihm die Entscheidung seiner Regierung mitzuteilen, und verließ, wie bereits gemeldet, Rom gegen 8/4 Uhr Abends.

Türkei.

Bis zum 22. d. M. sind, dem Wiener „Telegr.-Korresp.- Bureau“ zufolge, 2543 Flüchtlinge aus Bulgarien nah Mazedonien zurückgekehrt. Ferner haben 2000 Emigranten der Ortschaft Bellica von Sofia aus bei den Zivilagenten um Intervention ersucht, und die Rückehr wurde ihnen be- willigt. Die Zahl der bisher nach dem Wilajet Adrianopel zurückgekehrten Flüchtlinge ist dagegen auffallend gering.

__ Auf Antrag des Generals di Giorgis hat der General- inspekior Hilmi Pascha eine Gehaltsaufbesserung für Offiziere und Mannschaften der Gendarmerie bewilligt. Die Minimallöhnung für Gendarmen ist auf 200 Piajter fest- geseßt. Der russishe Militäradjoint General Schostak hat in den legten Tagen seinen Salonikier Rayon bereist und eine Beruhigung der Bevölkerung festgestellt. Auch das Verhalten der Mohammedaner sei befriedigend. Zwei österreichish-ungarische Gendarmerieoffiziere sind von Ueskfüb nah Jstoeb und zwei nach Kumanowo abgereist.

tach einer weiteren Meldung des Wiener „Telegr.-Korresp.- Bureaus“ beginnt, einem Jrade gemäß, heute die Räumung von Sassun. Die Einwohner werden in der Gegend von Musch untergebraht. Der Bandenführer Andranik ist ver- \{hwunden. Infolgedessen ist im Sandschak Musch cine gewisse Beruhigung eingetreten. Der Genetal Salih Pascha hat den Auftrag erhalten, nah Musch zurückzukehren.

Es verlautet in Konstantinopel, Mehemed Kemal- eddin Pascha, der Sohn des verjtorbenen Gast Osman Pasha und Schwiegersohn des Sultans, sei am Sonnabend mit mehreren Würdenträgern verhaftet worden. Einige der Verhafteten seien nah summarischer Untersuhung sofort ver-

bannt worden. Griechenland. _Die Prinzessin Nikolaus, geborene Großfürstin von Rußland, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern von einer Prin- zessin entbunden worden.

Amerika.

Die Marineattahés der Vereinigten Staaten im Auslande haben, wie „W. T. B berichtet, die Instruktion erhalten, über die Gefahr, die der neutralen Siffahrt durch die shwimmenden Minen an der mandshurischen Küste drohe, zu berihten. Der Bericht soll dem Generalseeamt übergeben werden, das seine Ansichten dem Präsidenten unterbreiten werde. Wenn die Gelegenheit es gestatte, sollen den frieg- führenden Mächten Vorstellungen. gemacht werden.

Das „Reutershe Bureau“ meldet aus Washington, eine dem Staatsdepartement zugegangene Meldung besage, die columbishe Regierung habe dem Geschäftsträger der Vereinigten Staaten in Bogota mitgeteilt, sie ziehe es vor, ju dem neuen Gesandten der Vereinigten Staaten Russel niht in Beziehungen zu treten. Aus- drücklih sei erklärt worden, der Einwand gegen Russel werde nicht aus persönlichen Gründen erhoben, die columbische Regierung wolle damit nur dem in der Republik verbreiteten Unwillen gegen die Vereinigten Staaten Ausdru geben; jede amerifanishe Gesandtschaft würde gegenwärtig Einwänden be- gegnen. _ Der Präsident der Republik Uruguay gibt einen Sieg der Regierungstruppen unter dem General Muniz bekannt: es seien insgesamt 80 Mann gefallen und 200 ver- wundet worden.

Asien.

Ein Telegramm des Generals Kuropatkin an den Kaiser vom 23. d. M. besaak dem „W. T. B.“ zufolge:

Am 22. und 23. d. M. stellte die Kavallerie der ru|fishen Vor« hut fest, daß japanische Streitkräfte in der Richtung nah Westen auf dem nah Haitsheng führenden Wege vorrückten. Am 21. d. M. griff eine japanishe, etwa 6 Kompagnien und 3 Eskadrons

\tarke Abteilung mehrere Kosakensotnien an, die zu Fuß das rechte Ufer des “Flusses Sedziho besezt hielten. Shon bei dem Beginn des Gefechts zog sich eine

japanische Kolonne binter die japanishe Infanterie zurüd, die es nit wagte, das Tal zu durchschreiten, und sih auf ein fast ununterbrocenes Fernfeuer beschränkte. Nur eine unbedeutende Abteilung versute, den Fluß zu durchshreiten, um den ruffishen linken Flügel zu umgeben, wurde aber in die Fluht geschlagen. Gegen Abend zogen die Japaner ibre Postenketten ein und entfernten sih. In dem Gefecht wurden 10 Kosaken verwundet.

Der japanische General Kuroki hat nah Tokio berichtet, daß eine Abteilung Infanterie am 21. d. M. mit einem aus 900 Mann feindlicher Kavallerie bestehenden Detachement acht Meilen nordöstlich von Kuantien handgemein geworden sei. Der Feind sei in nordwestlicher Richtung geflohen und habe habt zurückgelassen. Die Japaner hätten keine Verluste gehabt.

Das „Reutershe Bureau“ berihtet aus Hongkong vom heutigen Tage, der Vizekönig von Canton habe von der Verwaltung der portugiesishen Niederlassung Macao die Auslieferung eines vor den cinesishen Gerichtsbehörden dort- hin Geflüchteten verlangt. Vier chinesische Kanonen- boote und zwei Torpedobootszerstörer seien vor Macao eingetroffen. Die Portugiesen rüjteten sich zum Widerstande gegen einen Landungsversuch.

Afrika.

Aus Ceuta wird der „Agence Havas“ gemeldet, daß Mauren, die dort eingetroffen seien, berichtet hätten, es gehe das Gerücht, Kabylenstämme in der Nähe von Tanger hätten die Absicht, den Vertreter einer fremden Macht nah dem Beispiel des Briganten Raisuli gefangen zu nehmen und verborgen zu halten. Man glaube, dieser Plan sei die Folge einer Vereinbarung, die die Häuptlinge der Kabylen zu dem Zweck getroffen hätten, um gegen das fran- zöstsch-englishe Abkommen Einspruch zu erheben.

Nr. 10 des „Ministerialblatts für Medizinal- und medizinische Unterricht8angelegenhbeiten", herausgegeben im Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, vom 16. Mai, bat folgenden Inhalt: I. Personalien. I. Für- sorge für Geisteskranke: Erlaß vom 26. März 1904, betreffend die Beaufsichtigung der außerhalb von Anstalten untergebraten Geistes- franfen. 1II. Seudenbekämpfung: 1) Erlaß vom 29. April 1904, betreffend Verfabren zur Unshädlihmachung pestinfizierter Natten ; 2) Erlaß vom 5. Mai 1904, betreffend das städlishe Untersuchungs- amt für ansieckende Krankheiten in Halle a. S.; 3) SHußpimpfungen gegen die Tollrzut in dem Königlichen Institute für Infektionsfkrank- zeiten in Berlin: 4) Nachrichten über den Stand gemeingefährlicher Krankheiten. 1V. Wobhnungshvagiene: Erlaß vom 18. April 1904, betreffend Ergebnisse der Versuche mit den als Fußbodenanstrih empfoblenen Oelvräparaten. V. Statistik: Erlaß vom 22. April 1904, betreffend die Neubearbeitung des Verzeichnisses der Krankheiten und Todesursachen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Da die Frit zur Ausgleichung der Zwistigkeiten zwishen den Bau- meistern und Bauarbeitern in Wien (vgl. Nr. 109 d. Bl.) ohne Einigung verstrichen is, wurde, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, in einer am Montag unter freiem Himmel von 10 000 Perfonen abgehaltenen Versammlung beschlossen, wieder mit einem teilweisen Ausstand zu beginnen. Infolgedessen beschloß, dem „W. T. B.* zufolge, gestern der große Ausschuß der Bau- und Steinmeßmetster- genossenschaft einstimmig, auf sämtlihen Bauten am 28. d. M. die Arbeiter zu entlafsen.

Der Auéstand der Weberinnen in Legnano (vgl. Nr. 119 d. Bl.) ist nah einem Telegramm der „Vofßf. Ztg.“ durch Lohn- erhöhung beendet. Dagegen dauert der Ausstand in den Reisfeldern in der Umgegend von Vercelli fort (vgl. Nr. 118 d. Bl.). Ein starkes Militäraufgebot ist nach Vercelli entsandt worden.

Die Verlader der Newyork - Newhaven - Hartford- Eifenbahn sind, wie „W. T. B.* berichtet, ausständig geworden. Mehrere tausend Angebörige verwandter Berufszweige, darunter 80090 Fuhrleute von New York, drohen, um ihrer Sympathie für die Ausständigen Ausdruck zu geben, ebenfalls mit dem Ausstand. Der Ausstand der Verlader is auf die Beibehaltung eines Werkmeisters zurückzuführen, der dem Arbeiterverbande nicht angehört. Die Lage wird ernster infolge der Weigerung der Delzer/ die, Arbett fortzuseßen, wodurch der Verkehr zwishen New Jersey und New Yak vollständig unterbrochen ift. Ebenso ist der Verkehr zwishen New York und den Pläßen New Englands cingestellt.

Kunst und Wissenschaft.

Große Berliner Kunstausstellung. H)

Neben der son erwähnten Reiterstatue des Herzogs Wilhelm von Brauns{weig von Professor Manzel ziehen die beiden großen, in der Mitte des biauen Quersaals stehenden Statuen, der „Kain“ von Fritz Heinemann und die korrekte, aber etwas langweilige Aktfigur eCoriolan* von Wilhelm Wandschneider, besonders die Auf- merksamkeit auf fch. Der Kain in heftig laufender Bewegung mit vorgebeugtem Oberkörper fordert unwillkürlich zum Vergleich in mit dem „Läufer* am Start von H. Arnold und der gleihnamigen Figur von Johs. Göß, Statuen, die annähernd gleiche Bewegungs- motive zeigen. Hierbei wird do die weise Beschränkung der beiden leßtgenannten Künstler sichtbar, die einfach einen auf das Signal zum Wettlauf wartenden Jüngling zeigen, während Wandschneider noch mit der Schwierigkeit zu kämpfen hat, in seinem laufenden Mann, dem „Kain*, die angstvolle Flucht und Verzweiflung des Bruder- möcderê zu charafkterisieren. Nur von der Vorderansiht wird dies in etwas erkennbar, wenn man in das wilde, verzerrte Antliß des Laufen- den blickt. Bei den beiden anderen Bildhauern spricht jedes Glied des Körpers gleibsam mit und trägt zur Erläuterung des Themas bei. Bei dem Läufer Arnolds ist der Körper des kräftigen Mannes in wartender, erregter Haltung, jeder Nery ist gespannt, alle Auf- merksamkeit auf die A gabe des Signals gerihtet. Die jugendliche Figur von Göß, der, um die Lebendigkeit des Ausdrucks zu erhöhen, farbige Augen in den fein geshnittenen Kopf des Läufers gesetzt hat, dukt sih eug zusammen, gleichsam um die Spannkraft zu erhöhen und nach gegebenem Zeichen gleih mit aller Guerae einzuseßen, im leßten Moment tastet die Hand nohmal nah dem Riemen der Sandale des linken Fußes. Beide Figuren gehören zu den besten Bildwerken der diesjährigen Ausstellung. Eine große Reihe von Statuen von fehr verschiedenem Werte nimmt die Wände des blauen Saals ein. Ernst Wenk bringt die naturwahre Büste des Baurats Kyllmann und die zierlihe Figur einer Victoria, deren Gewandmotiv nicht ganz ver- ständlih ift Die leiht legte Gestalt des NRattenfängers von Hameln von Geox Hengstenberg steht auf einem Marmorfodckel, auf dem im zierlihen Melief tanzende Kinder dargestellt sind. Die liebenswürdige, einfahe Darstellung eines „Quelle“ bezeich- neten Mädchens aus leiht getöntem Marmor ist von Constantin Star ck, in einem andereren, „Architektur“ genannten weiblichen Bronzekopyf sucht er durch starke Stilisierung zu wirken. Herrmann Möller zeigt die zarte Gestalt eines mit Knöcheln

*) S. Nr. 104 und 115 des „Reichs- und Staatsanzeigers“.

spielenden Mädchens in sauberer, etwas nüchterner Aufführung. „Das Märchen“ betitelt Herrman Haase-Ilsenburg die kleine, auf einem Fabeltier bockende weiblite Bronzefigur. Ferdinand Lepkes „Wiedersehen“ gibt dem Künstler Gelegenheit, fein Können in der Wiedergabe kräftiger Akte zu zeigen, nament- li die berkulishe Gestalt des Mannes, der das Weib umarmt ist aut gelungen. Ein sehr geschicktes Bildnis von Artbur Hoffmann ist die weiblihe Halbfigur, die namentlich im Profil ußerst reizvoll wirkt. Heinrich Mißfelds gut beweater Kugzl- ler ift es der Reminiszenz an Stuck von selbständiger Auffassung. dolf Amberg läßt die sorgfältig modellierte und leiht ver- te Bronzefigur eines jungen Mädchens mit der Rechten eine was unkflare Bewegung machen. Sehr anfpruchsvoll tritt e „eritís sicut deus® genannte weiblide Figur Wilbelm Wan d- iders auf, der scinem Preblem nicht ganz ger-cht wurde. Fine der allerbesten Aktfiguren der ganzen Ausstellung is Arthur Lewin-Funkes Bogenshüße, eine ruhig stebende Jüngling®figur, voll Leben und Kraft. M i

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Helene Ines Mädchenkopf verrät in seiner lebendigen Auffassung viel Geschick, überflüssig ist das Frag- méentarische der Büste: dadurh wird noch kein MNodin daraus. Uvbues?' Büste einer älteren Dame zeigt eine minutiöse Beobachtung und Wiedergabe der Oberfläche und erinnert an die Art moderner italienischer Bildhauer. Eine Gärtnerin von Albert Manthe it der Typus der Genrefiguren älteren Datums. In Paul AiGeles „Andacht“ ist der leidende Ausdruck im Antliß der Nonne gut gelungen, etwas störend wirkt das breit behandelte Beiwerk. Viele Sympathien werden sich, namentli bei den weiblichen Besuchern, das lieblide Kinterbildnis mit dem etwas \vielerisch behandelten Haar von Marx Klein und die Damenbüfte von Uphues erwerben, deren blühendes volles Antlig von lockigem Haar umrahmt ist. Den Versuch, eine Matrone in monumentaler Auffassung wiederzugeben, macht Hugo Bendorff. Die „Favoritia®* von Hans Damman sucht durch das Pikante ihrer Kleidung zu wirken, ein selten affeftierter Kopfî sißt auf dem langen, von einem Halsband à la Lalique umschlossenen Hals. Hugo Kaufmanns Sphinx ist von einer Kurzsichtigkeit, die sonst eigentlih niht zu den Eigentümlihkziten dieser Fabezlwesen gehört. Ein grün patinierter Secheld wird von Herrman Hosaeus

Naëco de Gama genannt. Schulze -Thew is vermag sih in jeiner RNömerin ni&t vom Modell freizumahen. Etwas unsicher sieht der für die Saalburg bestimmte Alerander Severus v ß auf seinen Beinen und reiht in keiner Weise an den Läufer Bit dhauers heran. Die Bronzefigur des Stiers von E z Gevger

oldtbain aufgestellten

t cine Wiederholung seiner großen, im Hu

î i inglichen Arbeitöwetse

Statue und legt Zeugnis von der fabelhaft des Künstlers ab. Die scharf markierten Züge des Professors Brau]e- wetter gibt eine Büste Ernst Fret)es wieder. „Ein Lied“ nennt

T barles Faeth!le die überblank polierte Bronzefigur eines Knaben, deren Glanz bier ebenso becinträhtigend wirft wie bei seiner Büste des Prinzen Alexander zu Hohenlohe; befremdend sind die bart und troÆen behandelten Hände, obwohl dem Werk, als Ganzes betrachtet, ein gewisser Reiz nicht abzusprechen ift. Die Bildnisbüite von Hans Klett gibt einen Kopf, wie ihn jet Dichter und nachdenfliche Leute gern zu tragen lieben.

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Nach diesem Nundgang durch den blauen Saal ketreten wir Saal 18, in dem sih eine ganze Anzahl bemerkenswerter Gemälde befindet. Ein anspruchsloses Bild gibt Carl Salzmann in seinem

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SchlUchtheit hedeutznd ansvredender ist als desselben Künstlers „Im Nebel der Weser“ mit dem wenig glaubhaft gemalten Nebel. Mar Pietshmanns weib- liher Aft zeigt einige Anklänge an die Art Besnards, sonderbarer- weise verwendet der Künstler sein Können nicht für die Badendea in der fräftig gemalten, im dunklen Blau und Grün stehenden ,Gewitter- stimmung“. Von den :ablreihen Bildern Paul Meyerheims seien vorderband nur die Oelbilder „Auf dem Hühnerhof“, „Gefallene Größen“, „Brennende Windmühle“ und „Ziegenfreundin“ erwähnt. Unter ibnen ist der Hühnerhof wohl an erster Stelle zu nennen, bei den anderen Gemälden macht sich in der Farbengebung ein etwas füßlicher Zug geltend, der sonst der Kunst des großen Tiermalers fremd ist. Non den Porträts Konrad Kiesel s ist das der Frau W. H. mit besonderer Sorgfalt durhgefübrt, die beiden andern Bilder zeigen jene Auffassung, die so viel zur Belicbtheit des Künstlers beitrug. Karl Wendel wandelt in der „Waldkante“ auf den Pfaden Leistikows, selbständiger ist er in der „Abends auf dem Weg zur See" genannten Landschaft mit dem im hellen Sonnenschein liegenden Wasser, zu dem der Weg dur die baumreiche Landzunge führt; ein breit angelegte8 Porträt ist sein „Waldhüter“. Das Bildnis des Professors I. J. von Otto Seck wirft etwas trocken, und denselben Eindruck hat man von dem fkorrekten Aquarell „Neubau in Charkottenburg“. Stimmungs8- volle Landschaften bringt Wilhelm Feld mann. Gc läßt die Abend- sonne gern mit ihren Strablen auf dzn Hütten und Bäumen spielen, oder er zeigt die untergebende Sonne, wie se ihren legten Schein auf die zum Fluß sich binabziehenden Aecker und Wiesen wirft. Sein „Sommecrabend an der Flensburger Föhrde*, „Wenn die Sonne scheidet“ und „Lichter Abend“ zeigen, mit welhem Ernst er diese Probleme anpackt. Franz Lippischs vielbetrahtete Traumbrücke zetgt einen langen Zug von Schläfern, die über Wolken in das Land der Träume wandern, aber den so recht gesunden Schlaf vermißt man bei diesen leidend ausfebenden Gestalten, vielleiht weil er traumlos ist. Das Bild fönnte mit demselben Net ein Zug des Todes genannt werden. Gesunder ift der „Bli auf Caecilia Metella vom Hain der Cgeria aus“, eine fräftig aufzefaßte Landschaft. Die Halbfigur eines Landmanns, der mit der

Winterabend an der Unterelbe“, das in seiner

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Sense über der Schulter durch das Korn \chreitet, während ein Regenbogen sch über den Himmel zieht, gibt Ernt Paul Herrmann. Eugen Brachts Bilder enttäuschen sehr, sowohl das norwegische Hochland mit dem unglaub-

baften Regenshauer, wie die Waldlichtung, die nur wegen der zroei Bäume im Vordergrund gemalt zu sein scheint. Von den beiden Porträts Hugo Vogels ist das des Professors H. wohl das getroffenere ; in dem des Kupferstehers Prof. J. befremden außerdem der violette Schlips und die Farbe des roten Fauteuils. Jn Adolf Schlabitz? „Zwischen Blumen" sind das Beste die Blumenkäften, vor denen die eiwas vuppigen Kinder sigen, der Hintergrund ist übersharf; dieselbe Härte zeigt sih in seiner „Sommerfrishe“, mehr Leben it in dem „Obstgarten“, der seine Wirkung wohl auch etwas dem pikanten Bild- aus\chnitt verdankt. Von Franz Skarbinas Bildern macht „Die Betblebemfkirche am heiligen Abend“ den malerischsten Eindruck, au ia der „Hofballerinnerung“ stört troy des pikanten Blicks auf die Soupertafel die höôlzern gemalte Gestalt des Gardes du Corps. Freundliche, aber un- belebte Kinder malt Friy Genzmer auf seinem „SHulkahn in Lehde“, und auch dem jungen Mädchen im „Kirchgang Burg* wäre größere Lebendigkeit zu wünschen; die meiste Frisch? zeigen seine „Nachbarn“, eine Gruppe miteinander plaudernder Landleute. Gari Melchers, dec seit Jahren wohlbekannte Gast auf den Berlinec Ausstellungen, hat diesmal nux ein Bild gesandt: „Der Naucher“, in dem die feine Farbengebung und die Sicherheit

der Zeichnung uns über bie unsympathishe Perjon hinweg- helfen müssen. Eine phantastishe Stimmung suht Lang- hammer in dem “aufsteigenden „Gewölk" wiederzugeben,

\{lichter auch als in dem Herbstabend mit dem massigen Häufer- komplex ist er in „Am Fluß“, einer freundlihen Land|chaft, die in frishen Farben prangt. Gut gemalte rote Nelken in einer ebeufo gut gemalten gläseraen Vase hat Marie Keller-Hermann her- esandt. Flüssiger im Vortrag als früher zeigt sh Frit Bergec, wobl in dem Porträt seines Vaters, wie in dem Kinderbildnis „Siesta“, das voll malerisher Finessen steckt. Kayser- Cichberg, ibt wieder eine Landschaft mit Kiefern und ist in der „Träumexei" oloristisch vielleicht am selbständigsten. Hans Herrman tis „Dorfstraße in der Eifel“ zeibnet sh durch große Solidität ver Malweise aus, die regennasse, lehmige Straße und die gelben Wände der Hütten find farbig sehr fein gegeben, der Blumenmarkt hat einige hübsche Stilleben, so in den am Boden stehenden Töpfen, auf- zuweisen ; in der holländischen „Fischhalle“ stôrt etwas die eine gar zu plumpe Staffagenfigur des Bordergrundes. Eine Trauerf-ter auf Föhr schildert Otto Heinrich Engel, es find wieder dieselben

spröden Bauerngestalten, die er hier zu einer wirkungsvollen Kom-