1904 / 122 p. 19 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

würde in Deutschland 10—12 Mark kosten, bedarf wohl einer Erörterung nicht. Herr Professor Brentano hat dann darauf aufmerksam gemacht, daß in zahllosen Fällen die Autoren Zu- {üsse zahlen, und dieser Umstand ist auch in dem Buche des Herrn Geheimrats Bücher stark betont. GlaubenSie eigentlich, daß dem Verleger sehr viel gedient wäre mit der Literatur, zu der der Autor einen Teil zuzahlt? Das ist für uns das reine onus, davon haben wir gar nihts. Jm besten Falle schneidet man mit plus minus Null ab. Gerade dergleichen verlegt man im allgemeinen sehr ungern. Deshalb möchte ih bitten, diese Frage ganz fallen zu lassen. Dann soll na dem Briefe die deutsche Literatur in steigendem Maße, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit, ersheinen. Meine Herren, wir leben alle von unserem Beruf, soweit wir hier sind. Wenn unsere Werke mit steigendem Auss{hluß der Oeffentlichkeit erscheinen, dann würden wir wahrscheinlich überhaupt nicht hier sein. Jch glaube wirklih, daß Herrn Professor Brentano mit der Ver- lesung des Briefes ein erheblicher Dienst nicht geschehen ist.

Herr Professor Bücher hat alsdann eine ganze Anzahl Bücherpreise angeführt, und berehnet, wie viel teurer der Bogen im Laufe von 30, 40 Jahren geworden ist. Jch kann dieser mündlich vorgetragenen Tabelle hier nicht folgen, dergleichen fann man nit sofort nahprüfen. Jh bin aber der Ansicht des Herrn Kollegen Springer, daß man sich hüten soll, diese Zahlen für mehr zu nehmen, als sie wert sind. Jch will Jhnen nur einige wenige Fragen zu diesen Zahlen stellen. Was ist denn ein Bogen? Die Formate sind verschieden, auf dem einen Bogen steht so und soviel, auf dem anderen viel weniger; die Herstellungskosten eines Bogens sind ganz verschieden, je nah der Kompliziertheit des Saßes und der Anzahl der gedruckten Exemplare, dem Honorar usw. Welche Bücher finden sich in der Zusammenstellung dieser Preise, wenn in einem Jahre es heißt, staatswissenschaftliche Literatur aus diesem Jahre und dann staatswissenschaftliche Literatur nach zehn Jahren? Dann ist in dem einen Fall vielleicht sehr viel mehr populäre Literatur darunter, im anderen Falle sehr viel weniger. Weiter; handelt es sich um Werke, die stereotypiert sind? Jm Auslande stereotypiert man viel mehr als bei uns, und man fann viel mehr stereotypieren, weil das Publikum garnicht erwartet, daß jede Auflage verändert ist. Wir Deutschen sind in dieser Beziehung unglaublich viel unruhiger; wir ver- ändern viel mehr.

Das einzige Beispiel, das Herr Professor Bücher meines Wissens mit Titel genannt hat, war die Zeitschrift für ver- gleichende Sprachforshung. Sie fann wenigstens nur gemeint sein, da sie die einzige ältere indogermanische Zeitschrift ist. Deren Bogen follen vor dreißig, vierzig Jahren 30 Pfennig und jeßt 38 Pfennig gekostet haben. Daß das Gebiet dieser Zeitschrift eine Spezialität meiner Firma ist, weiß ih, daß eine solhe Zeitschrift nur mit einem ungemein fkleinen Abonmnentenkreise gesegnet sein kann und daß in diesem Falle die Steigerung der Saßkosten seit 1870 mindestens 1009/, beträgt, unter keinen Umständen weniger. Außerdem kommt hinzu, daß wir damals nur eine indogermanishe Zeit- schrift hatten; jeßt gibt es drei, und ih glaube, daß das weniger schuld des Verlagsbuchhandels ist als der verschiedenen Schulen, die jede ihre eigene Zeitschrift haben wollen.

Aus dem Gesagten geht wohl hervor, wie mancherlei Momente bei solhen Preisvergleihungen zu beachten sind. Jch bin bereits an einem Beispiel auf die Kostenfrage ein- gegangen und damit so recht eigentlich zu dem Punkt 3a, Steigerung der Produktionskosten, gekommen. Herr Professor Bücher hat selbst erwähnt, das Papier ist zweifellos billiger geworden. Ja, ganz recht, das Papier kostet pro Kilo heute weniger als früher, aber diese Preisermäßigung kommt tat- tählih dem Verlagsbuchhandel im allgemeinen nicht zu gute, weil die Ansprüche an das Papier auch gestiegen sind. Also dieser Posten bleibt sih ungefähr gleih. Vom Say habe ih hon erwähnt, daß die Berehnung einer Verteuerung um 459/, auch nur für den Zeitraum der leßten dreißig Jahre bei vielen wissenschaftlichen Werken entschieden viel zu niedrig gegriffen ist. Jch habe mir die Mühe gemacht, nah dem Erscheinen des Büchershen Buches in verschiedenen Fällen genau nachzurehnen und will hier nur noch mitteilen, daß für einen vielbändigen theologishen Kommentar, bei dem viel Griechisch und dergleichen unterläuft, die Saßpreissteigerung seit 1870, also seit etwas über dreißig Fahren, genau 1009°/, beträgt. Ueber die Honorare hat Herr Springer {hon Einiges gesagt. Es ist ja selbstverständlih, daß darüber keine um- fangreihen Mitteilungen in die Oeffentlichkeit dringen; denn Sie können nicht erwarten, daß ein Geschäftsmann seine Pro- duktionskosten und seine Geschäftsgeheimnisse haarklein offen- bart. Jn den von Vertretern des Schußvereins ausgegangenen Berechnungen wird viel zu sehr mit „unbekannten Größen“ gerechnet. Eine unbekannte Größe, vielleicht auch zwei lasse ih mir gefallen, aber wenn Sie mit allzuvielen unbekannten Größen rechnen, so kommen Sie zu einem unrichtigen Resultat. (Sehr richtig! bei den Verlegern). Jch gehe dann noch auf einige, dem deutshen Buchhandel eigentümlihe Punkte der Kosten der Bücherproduktion ein. Jn dieser Verbindung müssen unzweifelhaft die Ansichtssendungen kurz besprochen werden. Die Ansichtssendungen kosten selbstverständlih Geld, das auf die Bücher aufgeschlagen werden muß, aber sie sind immerhin ein billigeres Vertriebsmittel als das Uebermaß von Inseraten, zu dem der ausländische Verleger genötigt ist. Sodann was in dem „Bericht-/ und auh in der Bücherschen Schrift erwähnt ist, die Kosten der zu großen Auflagen. Es ist ganz richtig, wenn ih meine Niederlage ansehe, so sage ih mir nachher: von einer sehr großen Anzahl von Büchern hast du viel zu große Auflagen gedruckt. Bei einigen Werken drucke ich von vornherein vollständig bewußt mehr als ver- kauft werden können. Herr Professor Bücher hat selbst gesagt, daß die Herstellungskosten, je größer die Auflage wird, stark abnehmen. Jch sage mir ganz einfah: du druckst auf alle Fälle einige Hundert mehr, um das Buch genügend versenden zu können; das kommt noch nicht so teuer, als ein großer

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Aufwand für Jnserate, und man hat mehr davon. Aber jeder von uns wird wohl au die Erfahrung gemacht haben, daß er troß genauester Kenntnis des Gebiets sih ganz gründlich in der Auflage geirrt hat. Wenn ein junger Autor zu uns fommt, so wissen wir noch nit, wie er sih später entwickeln wird; wird er nachher ein berühmter Mann, so ist es ärger- lih, wenn man an der Auflage gespart hat. Andererseits irrt man nach der anderen Richtung ebensogut. Viel größer als diese Kosten der zu großen Auflagen, sind die Kosten, die dem deutschen Verleger dadurch erwachsen, daß er so oft Werke in die Makulatur werfen muß wegen neuer Rechtschreibung, Aenderung der Lehrpläne und anderer staatlichen Einrichtungen, die ein Werk zur Makulatur “machen. Das spielt eine ganz andere, unendlih viel größere Rolle. Bei den des Vertriebes wegen höher bemessenen Auflagen handelt es sich niht um die gangbaren Werke, die die pièce de résistance des Ver- lages ausmachen, sondern es handelt sich dabei hauptsächlich um den Kleinkram, der dem Verleger viel Arbeit und Mühe macht, aber finanziell niht ausslaggebend ist. Nun noch ein Wort über den Verkehr über Leipzig, so- weit er auf die buhhändlerishen Unkosten Einfluß übt. Jch habe mih ret gefreut, S. 183 der zweiten Auflage der Denkschrift des Akademischen Schußvereins zu finden, daß die Leipziger Kommissionsspesen eigentlih doch verhältnismäßig gering seien und garnicht so zu Buche \hlügen. (Geheimrat Bücher: Steht auch in der ersten Auflage!) Mag sein, ih habe nur die Seite zitieren wollen. Der „Frachtwagen“ ar- beitet jedenfalls entschieden billig, und wenn wir annehmen, daß dieser „Frachtwagen“ für den ganz eigenartigen Betrieb in Deutschland notwendig ist, so werden wir bei ihm, glaube ih, noch ret lange bleiben. Vergessen Sie niht, das Aus- land hat diesen Verkehr über einen Zentralpunkt gar nicht nötig, in dem ausländishen Sortiment bezieht man einzelne Bücher längst niht mehr in dem Maße, wie der deutsche Sortimenter, man bezieht im allgemeinen die gangbaren Artikel in Partien und da kann man selbstverständlich direkten Bezug haben. Dieser Verkehr über Leipzig ist eine deutsche Eigen- tümlichkeit und eine berehtigte Eigentümlichkeit. Die ganze Preiskalkulation, davon seien Sie überzeugt, meine Herren, ist das shwierigste Kapitel für den Verleger, und wenn ih die Ausführungep der Gegenseite kritisiert habe, so bin ih mir dessen bewußt, daß in dieser \hwierigen Frage eben nur bei erhebliher Erfahrung irgend etwas Positives zu sagen ist.

Kommerzienrat Engelhorn-Stuttgart: Meine Herren! Die Frage der Preisstellung der Bücher ist eine der aller- wichtigsten von denen, die uns heute beschäftigen, und wenn mir auch meine Herren Vorredner das meiste, was ih sagen wollte, schon vorweggenommen haben, so bleibt mir doch noch einiges Wichtige zu sagen übrig. Für mich konzentriert sich das Ganze auf die beiden Fragen: Sind die Bücherpreise ge- stiegen? Sind sie höher als im Auslande? Herr Geheimrat Bücher hat uns ein sehr reihes Material vorgelegt, ein sta- tistishes Material über das Steigen der Bücherpreise, aus dem man schließen könnte, daß tatsächlih die Bücherpreise durcshnittlih gestiegen sind. Meine Herren, dem steht aber anderes Material gegenüber, das das Gegenteil beweist, und so, glaube ih, stehen wir da vor einem non liguet. Jch glaube, die ganze Sache ist noch nicht genügend statistish be- arbeitet, um ein wirklich sicheres Urteil zuzulassen. Es liegen mir hier Tabellen aus der Cottaschen Buchhandlung vor. Da ist der Durchschnitt gezogen über den Preis älterer und neuerer

wissenschaftlicher Merke. Die älteren wissenschaftlichen Werle, die vom Jahre 1872 bis 1874 erschienen sind, haben einen Preis von 12,39 Pfg. für 10 000

Buchstaben, die neueren wissenschaftlihen Werke die 1901, 1902 und 1903 erschienen sind, dagegen einen Durchschnitts- preis von 8,73 Pfg. für 10 000 Buchstaben, somit it: Der Rreis von 12,39 auf 8,73 Pfg. gefallen. Nun kommt der belletristishe Verlag der Cottashen Buchhandlung. Die älteren Merke, die von 1869 bis 1874 erschienen sind, haben einen Durchschnittspreis von 9,41 Pfg. für 10 000 Buchstaben, für die neueren belletristishen Werke, die vom Jahre 1897 bis 1901 erschienen sind, ist der Durhschnittspreis 6,92 Pfg. für 10 000 Buchstaben, also 6,92 gegen 9,41! Das ist also ein wesentlicher Preisrückgang. Jch kann dies auh aus meinem eigenen Verlage bestätigen. Jch habe in meinem belletristischen Verlage eine sehr billige Kollektion, bei welcher der Bogen 5 Pfg. fostet. Darin sind Autoren ersten Ranges vertreten, unter anderen Spielhagen, Wildenbruh, Heyse, die hohe Honorare bekommen. Jch glaube, das steht dem Auslande gegenüber unerreiht da.

Mas nun die Preise unserer deutshen Bücher gegenüber den ausländischen betrifft, so hat Herr Geheimrat Bücher in seiner Schrift ja frappante Beispiele gebracht, die mich auch anfangs sehr überrascht haben, da mir zunächst kein statistisches Material zur Verfügung stand, um ihn zu widerlegen. Aber nachdem ih die Entgegnungsschriften gelesen habe, wo ebenso- viele Stihproben angeführt sind, die das Gegenteil be- weisen, so möchte ih glauben, auch hier sei die Sache nicht genügend geklärt, um bestimmt behaupten zu fönnen, daß die ausländische Literatur billiger sei als die deutshe. Wenn das nun nicht der Fall ist, so ist au die Schlußfolgerung hinfällig, daß diè Organisation des deutshen Buchhandels die Bücher mehr verteuere als die Organisation, die das Ausland hat. Und da möchte ih noch anführen: ih habe sämtliche internationalèn Verlegerkongresse besucht, die in den lezten Jahren stattgefunden haben, in Paris, Brüssel, London und Leipzig. Jh habe dort mit vielen der hervorragendsten und intelligentesten Verleger des Auslandes diese Frage be- \sprochen, und es ist wie ein roter Faden durch unsere Ver- handlungen und dur unsere persönlichen Besprechungen ge- gangen, daß die ausländischen Verleger gesagt haben: fönnten wir doch eine Organisation haben, wie ihr fie habt; wir sind zehnmal schlechter dran als ihr; laßt uns eure Saßzungen, eure Verkehrsordnung, eure Verlagsordnung, alles das in unsere Sprache übersegen, damit wir uns ein Beispiel daran

nehmen, und sie haben dann den Versuch gemacht, un;ere Einrichtungen nachzuahmen, aber mit sehr zweifelhaftem Er- folge. Das liegt eben daran, daß derartige historisch ge- wachsene Dinge sich nicht im Handumdrehen nahmachen lassen, und dann daran, weil zentralisierte Länder wie Frankreich und England nicht so sehr das Bedürfnis eines solchen weitverbreiteten Neßes von Sortimentern haben, wie wir es in Deutschland besißen. Also, meine Herren, ih fomme zu dem Schluß, daß es weder bewiesen ist, daß die deutshen Bücher durchgehends teurer geworden sind, noch halte ih den Beweis für erbracht, daß die deutsche Literatur teurer ist als die des Auslandes. (Bravo!)

Oberstudienrat Dr. Egelhaaf-Stuttgart : Meine Herren! Jch möchte mich auch zu der Frage der Bücherpreise in Deutschland äußern, soweit die- wissenschaftliche Literatur in Betracht kommt, und auch über die Preise, die das Ausland hat. Jch gehe davon aus, daß jeder unsere Debatte am meisten dadurch fördert, daß er von denjenigen Verhältnissen genauere Kunde gibt, die ihm persönlich bekannt geworden sind. Jch bitte also zu entschuldigen, wenn ih gelegentlich vielleicht eine etwas individuelle Art des Ausdrucks oder der Beweisführung habe.

Jch behaupte, daß die geschihtswissenschaftlihe Literatur in Deutschland großenteils Preise aufweist, die geradezu uner- träglih genannt werden müssen. Es gibt gewiß Ausnahmen, meine Herren. Ein Unternehmen der Art, bei dem ich selber auch beteiligt bin, das ih hier aber doch erwähnen darf, ist die Bibliothek deutscher Geschichte, die im Cottaschen Verlage, der unter der Leitung des Herrn Geheimrats Kröner steht, erschienen ist. Wir haben hier {were Bände, bei denen die Lieferung zu 5 Bogen nur 1 Mark kostet, der Band (zu etwa 40 Bogen) also nur 8 Mark. Dieser Preisansaß ist jedenfalls erfolgt, weil man sich ursprünglih einen großen Absaß von cinem solhen Werke versprochen hat. Warum dieser Absatz nit in dem gehofften Maße eingetreten ist, will ih nicht untersuhen. Der Cottashe Verlag hat den billigen Preis dann do beibehalten aus Noblesse glaube ih, um nicht diejenigen, die einmal auf das Werk abonniert hatten, zu schädigen. Ein solcher Preisansag ist aber eine große Aus- nahme. Schon die allgemeine Weltgeschichte, die im Groteschen Verlag zu Bexlin erschienen ist, hat den um die Hälfte höheren Preis von 3 Mark für 10 Bogen. Jh will dann nur ganz furz ein Beispiel aus der allerlezten Vergangenheit erwähnen. Es ist von dem jungen Herrn Holymann in Straßburg ein Buch über Maximilian den Zweiten herausgekommen, das dessen Verhältnis zum Protestantismus, auf neue Quellen ge- stüßt, behandelt. Es ist ein Buch, das interessant und auch gut geschrieben ist. Es kostet 18 Mark! Ja, es hat einer der Rezensenten des Buches, ih weiß im Augenblick nicht mehr in welcher Zeitschrift, gesagt, ein solcher Preis komme geradezu einem Ausschluß der Oeffentlichkeit, der Unmöglichkeit, dieses Buch zu kaufen, gleih. (Sehr richtig! bei den Pro- fessoren; Zuruf bei den Verlegern: Wieviel Bogen?) Das Buch hat, soviel ih mich erinnere, 500—600 Seiten, also etwa 35 Bogen. Ein anderes Werk handelt von dem Ur- sprung des siebenjährigen Krieges; es ist ein Teil der Publi- fationen aus den preußishen Staatsarhiven und is verfaßt von den Herren Volz und Küngel. Es is} ein Werk von 48 Bogen, in dem die Urkunden über den Ursprung des siebenjäh- rigen Krieges zusammengestellt sind. Dieses Werk kostet 36 Mark; das sind also auf den Bogen 75 Pfg. Nun nehmen Sie einmal an, was das für Konsequenzen für den Absay hat. Vom allgemeinen Absay will ih gar nicht reden; ih spreche speziell zur Frage der historishen Uebungen an Universitäten. Jch habe hierüber eigene Erfahrungen sammeln können, da ih seit sechs Semestern an der Technischen Hochschule in Stutt- gart mit der Vertretung der Geschichte betraut bin. Jch habe es da natürlich für notwendig angesehen, auch historische Uebungen abzuhalten. Es hat hierbei niemals an Teilnehmern gefehlt; nit bloß Neuphilologen, auch Techniker, die gar kein beruflihes Jnteresse an solchen Uebungen hatten, wohl aber wissenschaftliches Interesse an der Geschichte, haben sich dazu bei mir gemeldet, und nun bin ih gezwungen gewesen, da mir nur 250 Mark jährlich für geschichtliche Literatur im ganzen ausgeseßt sind, diese Uebungen ein Ausweg, der mir ja als von Haus aus fklassischem Philologen nahe lag auf die alte Geschichte zu beschränken, auf Herodot, Livius, Tacitus. Hier war nämlih das Handwerkszeug, das man den Studenten in die Hand geben muß, noch zu einem billigen Preise zu beschaffen. Aber es ist für mich fast unmöglich, ctwa über den siebenjährigen Krieg eine historishe Uebung abzuhalten, obwohl das die Studenten - noh erheblich niehr in- teressieren würde, als Fragen aus der alten Geschichte, denn Sie können sih ja selber ausrechnen, wie viel oder wie wenig Exemplare eines Werkes zu 36 Mark eine Bibliothek wie die van mir zu besorgende, sih beschaffen kann. Daß man es dem einzelnen Studenten nicht zumuten kann, ein solches Werk für die Arbeit eines Semesters sich anzuschaffen, das liegt auf der Hand. Jch kann mich also dahin zusammenfassen, daß, wenn es auf diese Weise fortgeht, die gelehrte Literatur immer mehr nur gekauft werden kann von sehr wenigen reichen Lieb- habern, au nicht einmal von allen Bibliotheken, sondern nur von solchen, die über ganz bedeutende Mittel verfügen. Für alle übrigen Leute sind das Dinge, die ihnen fo unbekannt bleiben wie etwa einem Stuttgarter San Francisco. Und nun frage ih mich denn doch, ob das überall so ist, ob nicht die ausländishen Werke gegenüber den deutschen billiger find. Jn einem ganz bekannten französischen historishen Verlage, dem von Plon, Nourrit & Comp. in Paris, da handelt es si allerdings nicht um den Preis von 3!/, Frs,, der ja sonst ganz typish für französishe Bücher ist; dafür hält aber Plon fest an dem Preise von 7!/, Frs., das sind 6 Mark, und um diesen Preis bekommt man Werke von durhschnittlich 400 bis 500 Seiten in guter Ausstattung, in der Regel noh vorn mit einer Heliogravüre geschmüdckt. Man zahlt ganz denselben Preis, ob nun die Geschichte eines französischen Offiziers Chevalier de Mautort erzählt wird, der mit Hyder Ali gegen

die Engländer gekämpft hat, oder ob uns das Werk des Generals Jarras gegeben wird, das die interessantesten Mit- teilungen macht über Bazaines Heerführung und den Fall von Mey. Es ist also bei Plon ganz einerlei, ob der Verleger sih sagen kann, ih kann auf einen großen Absaß rechnen, oder ob er einsieht, das Buch wird nur eine kleine Zahl von Liebhabern finden. Plon ist offenbar unter allen Umständen in der Lage, Bücher zu liefern, die im Preise hinter den unsrigen um etwa die Hälfte zurückbleiben. Jh möchte das nur deshalb hier anführen, um zu zeigen, daß unsere hohen Bücherpreise sehr bedenkliche Folgen für die Jugendbildung und für die Verbreitung historischer Kenntnisse haben. Wie dem vielleicht abgeholfen werden kann, will ih jeßt nicht er- E die Unleidlichkeit der Tatsahen aber wollte ih fest- stellen.

Verlagsbuchhändler Dr. W. Koehler- Gera.

ehrte Herren: Die Veranlassung, mih zum Wort zu melden, boten mir die Ausführungen des Herrn Geheimen Hofrats Dr. Brambach-Karlsruhe. Sie wirkten wie ein Sonnenstrahl auf die Debatte des heutigen Vormittags. Es is} mir nun viel vorweggenommen durch die Ausführungen der Herren Vorredner Springer, Engelhorn und Ruprecht, und ih wende mih zu dem wichtigsten Punkte. Herr Geheimer Hofrat Brambach berührte das Kardinalproblem. Das ist nämlich die Eigentümlichkeit des Buches als Ware. Nach dieser Eigen- tümlichkeit, nach dem eigentümlichen Charakter des Buches als Ware, richten sich zum großen Teil auch die Vertriebsmittel. Die Vertriebsschwierigkeit ist direkt durch sie bedingt. Die Gebrauchsmöglichkeit, und die Absaßfähigkeit sind wichtige Prinzipien der Bewertung des Buches. Die Vertriebs- schwierigkeit eines Buches ist eigentlih bei einem jeden be- sonderen Buche wiederum eine ganz besondere. Es ist unendlich s{hwer, dem Konsumeñkten die Gebrauhsmöglichkeit begreiflich zu machen. Durch Prospekte und ähnliche Mittel ist es ja fast unmöglich, denjenigen, welche sih für das Thema inter- essieren, auch wirklich den Nußen bekannt zu geben, den sie aus dem Jnhalt des Buches \{öpfen werden. Daher ist es notwendig, daß die Konsumenten eine Gelegenheit haben, sich selbst, bevor sie das Buch käuflih erwerben, mit dem Jnhalt, wenn auch zunächst nur oberflächlih, vertraut zu machen, und darin liegt vor allen Dingen die wirtschaftlihe Bedeutung und Berechtigung desSortiments. Das Sortiment ist eine Stelle zur Vermittlung der Kenntnis der Gebrauchsfähigkeit der literarischen Erzeugnisse. Nah der Gebrauhsmöglichkeit richtet sich nun auch die Absaßfähigkeit. Ein Verleger muß vor allen Dingen die Absazfähigkeit eines Werkes wenn irgend möglich vorher genau beurteilen, wenn er nicht ganz bedenk- liche Mißerfolge haben will. Jch habe gerade diesen Punkt zum Gegenstande näherer Erörterungen in meinen bescheidenen in Buchform erschienenen Ausführungen „Das deutsche Buch- gewerbe im Dienste der Wissenschaft“ in dem Il. Teil „Das Buch als Ware“ gemacht. Jch kann mih auf diese Denk- chrift berufen und mich infolgedessen hier etwas kürzer fassen, umsomehr, als noch ôfters Gelegenheit geboten sein wird, hier- auf Bezug zu nehmen. Die Prinzipien der Buchbewertung, die von seiten des Herrn Professor Dr. Bücher wiederholt zur Geltung gebracht worden sind, können wir doch wohl nicht ohne weiteres billigen. Bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts stand man auf demselben Standpunkt, als zu Franffurt a. M. der Kampf gegen die Büchertaxe tobte. Da hatte man ein ähnliches Prinzip der Bewertung. Man glaubte durch rein äußerliche Mittel, wie unter anderem den Bogenpreis \hlechthin, ohne Rücksicht auf den geistigen Gehalt einen sicheren Anhaltspunkt für die gerechte Beurteilung der Güte und insonderheit des objeftiven Tauschwertes eines Buches gefunden zu haben, während schon damals die deutschen Buchhändler einmütig da- gegen auftraten und es als absolut unmöglich hinstellten, daß ein derartiges Prinzip überhaupt praklishe Geltung haben fann. Und es verlief natürlich auch der durch lange Jahre mit aller Energie durchgeführte Kampf gegen die Einführung der Büchertaxe vollsiändig im Sande. Wenn man heutzutage noh auf dem Standpunkt steht, der in der Mittte des 17. Jahrhunderts Geltung hatte, so könnte man konstatieren, daß der Akademische Schußverein gegenwärtig um 255 Jahre rückständig ist. (Heiterkeit.) Jch möchte nur noch Gelegenheit nehmen, Herrn Geheimen Hofrat Dr. Brambagch zu danken für seine trefflichen Ausführungen und behalte mir in betreff der Prinzipien der Buchbewertung, die seither zum großen Teil verkannt wurden, weitere Erörterungen vor.

Buchhändler Luckhardt-Leipzig: Meine Herren! Vor unserem gemeinsamen Frühstück hatte ih mih zum Wort ge- meldet. Wir waren mitten in der Debatte über den Sortimentbuhhandel und fingen eben an, uns mit dieser Frage, die sih ja dann naturgemäß auf die Bücherpreisfrage usw. ausgedehnt hat, eingehend zu beschäftigen. Jch hebe unter dem* Vielen, das darüber gesagt worden ist, besonders die Ausführungen des Herrn Kollegen Springer hervor, denen ih voll und ganz beistimme. Man wird ihn auch gewiß auf diesem Gebiete als Autorität anerkennen, da er tatsächlich in der Lage ist, dur sein Geschäft in einer Weise einen Ueber- blické zu haben, wie vielleicht wenige von uns. Jch glaube kaum, daß ein Verleger seine Verlagswerke durch ein fo aus- gedehntes Sortimentsgeschäft selbst vertreibt wie gerade Herr Springer. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Bücher- prelje gestiegen sind. Es ist auch gar kein Zweifel, daß die Ausführungen des Herrn Dr. von Hase richtig sind und die Preise der Herstellung infolge der Steigerung der Arbeits- löhne usw. bedeutend größere geworden sind. Jch meine, meine Herren, das wird so weitergehen, die Preise werden steigen; sie werden naturgemäß auch für wissenschaftliche Werke immer mehr steigen, je geringer der Absaßz dieser wissenschaftlichen Literatur ist. Dieser Absaß is tatsächlich in vieler Hinsicht edeutend zurückgegangen. Ih sage ganz offen und ehrlich, daß es mir gar nicht darauf ankommt, ein wissenschaftliches Buch einfach nur von dem Gesichtspunkte aus zu verlegen,

Hochver--

Bibliotheken das Buch. Du machst von vornherein dann den Preis so hoh wie möglich, um wenigstens einigermaßen auf die Kosten zu kommen. Dieser Standpunkt mag unter Um- ständen ein falscher sein, er ist aber geschäftlih dur die Ver- hältnisse uñs quasiì aufgezwungen. Jh bin nun der Ansicht daß wir hauptsächlih darunter zu leiden haben, daß uns als Verlegern eben der Vermittler, dessen wir benötigen, um unsere Bücher zu verkaufen, zu einem großen Teil infolge der sehr schwierigen Lage, in der sih der deutsche Sortiments- buchhandel befindet, fast ganz versagt. Der deutsche Sortiments- buchhandel, der in den 60 er und 70 er Jahren {hon einmal einen großen Anlauf zu einer Reform nahm, die wir im Jahre 1887 in Frankfurt insofern zum Abschluß brachten, als wir neue Statuten errichteten. Der Sortimentsbuchhandel hatte damals zu leiden unter einer kolossalen Schleuderei, die so weit ging, daß Rabattverhältnisse wie die heutigen von 9 und 10/7 damals feine Rolle spielten. 162/, bis 20 °/, waren an der Tagesordnung. Dadurch wurden die besten und solidesten Sortimentsgeschäfte derartig an die Wand ge- drüctt, daß sie eben nicht weiterkonnten. Jn ihrer Not wandten sie sich an verschiedene Organe, und es entstand ein großer Kampf. Jch konstatiere ausdrücklih, daß damals Berlin ab- solut nicht geneigt war, in irgend einer Weise dem deutschen Sortimentsbuchhandel zu helfen; und daß wir einen ganz gewaltigen Kampf gegen den Verein durchzufechten hatten (wir standen ungefähr 100 gegen 5), um in der Rabattfrage überhaupt vorwärts zu kommen. Schließlich aber gelang es, die Frankfurter Beschlüsse durchzuführen und es trat eine ge- wisse Ruhe ein. Nun, meine Herren, wir können ja nichts dagegen machen, daß jeder Mensh Buchhändler werden kann, und wenn heute mein Hausknecht weggeht und etabliert sich, so kann ih ihn nicht daran hindern. Das sind die Folgen der Gewerbefreiheit, die wir. zu tragen haben. Aber in ge- wisser Beziehung hätten wir doch Einschränkungen eintreten lassen müssen, damit die Ueberwucherung des Sortimentes in der Weise, wie es tatsächlich der Fall ist, nicht hätte statt- finden können. Jm wesentlichen liegt die Sache doch so: jeder Mensch, der die Absicht hat, Buchhändler zu werden, schreibt nah Leipzig, sucht sich einen Kommissionär und sagt dem: Jh mache mit Dir jährlih einen Umsaß von so und so viel. Dann wird einfach im Börsenblatt erklärt: von heute ab bist Du Buchhändler und kannst Bücher zu dem- selben Preise bekommen wie der andere, der für 100 000 oder 150 000 M. jährlich bezieht und erfreust Dich derselben Vorteile und Vergünstigungen wie dieser. Das ist der Haupt- krebsschaden. i

Die ganze Frage, über die wir heute streiten, ist nicht der Kundenrabatt und die Preisschleuderei. Diese Fragen sind ganz nebensächlih und kommen garnicht in Betracht, wenn man die Absicht hat, in einer großen Weise reformatorisch vorzugehen. Jch halte es für ungeheuer wichtig und bedaure unendlich, daß Herr Geheimrat Bücher dessen Buch ih nicht mit Aerger, wie viele meiner Kollegen vielleicht, sondern mit großer Freude begrüßt habe daß er in Betreff der Lage des Sortimentsgeschäfts niht die notwendigen Unter- lagen gehabt hat, die ihn. wahrsheinlih zu andern Schlüssen gebracht hätten. Das macht aber garnichts, die öffentliche Aussprache und die sih daran weiter knüpfende Diskussion werden ja das Material hoffentlih erschöpfend beibringen. Jch muß gestehen, ih plädiere in erster Linie dafür, daß das deutsche Sortiment nit ganz zu Grunde geht. Das deutsche Sortiment leidet nur deshalb, weil 7000 Sortimentsgeschäfte bestehen, während tatsächlih durch 1500 der gesamte Bedarf gedecktt werden würde. Wir sind ja freilich nicht in der Lage, die anderen Geschäfte wegzunehmen, aber wir waren \. Zt. in der Lage, ihnen den direkten Verkehr mit den Ver- legern dadurh zu erschweren, daß sie nicht gleichgestellt würden mit denjenigen, die den 10- und 100fachen Umsay machen. Es ist unzweifelhaft, daß, wenn der Börsenverein einmal eine Machistellung einnimmt und den ganzen Buch- handel kommandiert, er auch das Recht hat, nah dieser Richtung Einschränkungen zu machen, und ih meine, im Interesse der Gesamtheit des Sortiments müßten diese von ungeheurer Bedeutung sein. / Jh stelle deshalb den Antrag, der Börsenverein möge die höchst wichtige Frage nach dieser Richtung ventilieren, daß, soweit es angängig ist, nicht jeder xbeliebige Mensch neu in den Verein aufgenommen werden muß, und dadurch die Schwierigkeiten immer größer werden, Bücher zu ver- kaufen. (Bravo!) Verlagsbuchhändler Hirschfeld-Leipzig-Reudniß : Meine Herren! Jm Anschluß an die Worte des Herrn Dr. v. Hase von heute früh über die Herstellungskosten der Bücher gestatte ih mir an der Hand von 5 sehr bekannten Werken Jhnen mitzuteilen, wie sih in den legten 30 Jahren, von 1868 bis 1902, diese Herstellungskosten erhöht haben. Zuerst das Grimmsche Wörterbuch. Dies kostete im Jahre 1868 42 M pro Bogen Saß, 1902 86,40 \(; das ist eine Preis- steigerung von 106%. Jch gebe zu, daß das Grimmsche Wörterbuch vom Reich unterstüßt wird und ih gebe auch zu, daß die Lieferung des Grimmschen Wörterbuches von damals 15 Bogen, auf 12 Bogen herabgesezt worden ist. Das ist aber immer blos eine Herabseßung des Lieferungsumfanges um 209%/, gegenüber einer Saßsteigerung von 1069/,. Der Saß- und Druckpreis des corpus juris civilis betrug im Jahre 1868 4450 „, pro Bogen, 1900, wo es vollständig wurde, 77,60 #; das ist eine Preissteigerung von 74,409%/,. Für die „Staatengeschichte der neuesten Zeit“ be- trug der Saßpreis 1869 35,40 # 1900 51,80 M; das ist eine Preissteigerung von 461/,9/,. Für die „Zeitschrift für deutsches Altertum“, die Herr Geheimrat Bücher vorhin zitiert hat, betrug der Preis im Jahre 1872, im Gründungsjahre, 28,50, 1902 55,50. Das ist eine Preissteigerung von 92,7°/,. Bei der Zeitschrift „Hermes“, im gleichen Verlage erschienen, betrugen im Jahre 1872 die Herstellungskosten pro Bogen 28,50, 1902 50 M; das ‘ist eine Preissteigerung von 75,49. Meine Herren, daß mit dieser Steigerung der

daß ih mir sage: im- besten Falle faufen so und so N

Herstellungskosten eine Steigerung der Verkaufspreise gleich gehen muß, das wird wohl jeder zugeben. Troßdem find im großen und ganzen die Bücherpreise nicht gestiegen. (Nachträglich zum Protokoll gegeben Anlage 3 zur Jllustrierung der Kosten des Verlags von Monographien.)

Gestatten Sie mir, Herr Vorsizender, noch eine Erklärung abzugeben zu einer Bemerkung des Herrn “orts Nat Dr. Wach von heute morgen? (Vorsitzender : itte!

Ich "muß lebhaft bedauern, daß mir eine reine

Gefälligkeit, die ih Herrn Geheimen Rat Dr. Wach auf Wunsch eines beiderseitigen Freundes seit ungefähr 14 Jahren zu Gunsten seiner Zuhörer hatte zuteil werden lassen, heute in einer Weise gedeutet worden ist, die es mir ‘selbstverständlich fortan’ nicht mehr erlaubt, eine solche Vergünstigung bestehen zu lassen. Meine freundschaftlichen Beziehungen zu unserm beiderseitigen Freunde, hoffe ih, werden für mich dadurch nicht getrübt werden.

_ Universitätsprofessor Dr. Krüger-Gießen: Jch bin mir natürlich sehr wohl bewußt, daß ih in dieser Frage, wo es sich um Kaufpreis, Kosten der Produktion und des Vertriebes handelt, ganz als Laie rede, und daß es sehr große Schwierig- keiten hat, wenn wir, wie Herr Dr. Ruprecht hervorgehoben hat, mit soviel unbekannten Größen rechnen müssen. Immerhin kann doch auch der Laie manches sagen, und er kann sich jeden- falls eine Reihe von Fragen erlauben. Jch möchte nur bitten, daß, wenn in irgend einer Weise auf diese Fragen eingegangen wird, nicht immer die näcstliegenden Antworten gegeben werden; die habe ih mir meist {hon vorher überlegt, und die Dinge liegen denn doch schwieriger. Auf das, was eben gesagt wurde, fann ich natürlih nicht eingehen. Das ist ja offenbar, daß die Vermehrung der Herstellungskosten auf den Preis geschlagen werden muß, der dadurch votteuert wird. Jch möchte mir in dieser Beziehung die Frage/ erlauben, wie es mit den Say- kosten ist und ob es nicht \möglih sein wird, daß man für wissenschaftliche Bücher blos\Antiqua anwendet, jedenfalls die unzähligen verschiedenen Typen vereinfacht, vielleiht daß man eine neue Type schafft, die eine Art Mittelding sein kann (Heiterkeit bei den Verlegern). Ja, meine Herren, es muß do 10 etwas möglich sein, die Engländer tönnen es doch auch. Die Engländer liefern doch tatsächlih ihre Bücher alle mit einer Art Universaltype. Was ich von Cambridge bekomme, ist alles gleich gedruckt, und was vorhin der Herr Oberstudienrat sagte, trifft in der Tat zu, daß die französischen Bücher ganz gleich geliefert weden; Format, Druck und Sah ist derselbe. Dann kommt es auch nicht darauf an, daß man mal ein paar Bogen mehr oder weniger hat, dann ist ein einheitliher Saß leichter herzustellen, und die Kalkulation des Preises dürfte auh erheblich einfacher sein, als es unter unseren jeßigen Sayß- verhältnissen denkbar ist. Jch rede insofern niht ganz wie der Blinde von der Farbe, als ih häufig mit verschiedenen Herren Buchhändlern darüber gesprochen habe, und wenn ih recht verstanden habe, ist man dieser Frage schon näher ge- treten. Darauf könnte mir ja nun die berühmte Antwort werden: das wollen die Autoren aber niht. Nun, der Autor wird darin nicht gefragt. (Lebhafter Widerspruch bei den Ver- legern.) Es ist garnicht nötig, daß man den Autor immer fragt. (Heiterkeit) Es geht in England auh, und es ist nicht nôtig, daß man in solchen Dingen immer danach fragt, meiner Ansicht nach wenigstens nicht. Jch glaube, daß das zur Vereinfachung ganz erheblich beitragen würde und infolge- dessen dann auch zu einer weit geringeren Ansetzung des Preises. (Zuruf.) Ja, wenn das nicht richtig ist, kann ih ja nachher widerlegt werden.

__ Sodann die Frage mit den englischen und französischen Büchern. Mein verehrter Freund Herr Siebeck hat in seiner Broschüre, die Jhnen allen bekannt ist, eine Tabelle geliefert über die Preise einzelner Verlagswerke, und da steht man wieder ganz deutlich, wie ungeheuer shwierig derartige Ver- gleiche sind. Wenn da steht: Harnack, Dogmengeschichte, english 73,6 Sh., deutsh 52,50 H. so ift dazu zu bemerken, daß die Ueberseßzung sehr viel splendider gedruckt ist als die deutsche Ausgabe. Dann kommt ein kleines Buch von mir: deutsch 6,40 Á., english 8,6 Sh. Das deutshe Buch hat aber 296 Seiten, die englische Ausgabe 410 freilich kleinere Seiten, ist auf stärkerem Papier gedruckt und sieht tatsächlich ansehnlicher aus. Der Absaykreis dürfte geringer sein. Es kommt hinzu, daß der Verleger dafür bezahlt hat. Bei an- deren Büchern, die hier angeführt sind, verhält es sich ähn- lich. Jch glaube, nah meinen Vergleihungen mit anderen Büchern wohl sagen zu können, daß England Deutschland etwa die Wage hält, daß dagegen Frankreich tatsächlich viel billiger ist. Da wird ja wohl nun gesagt werden, die französischen Autoren bekommen weniger. Das wird gelegentlich richtig sein, aber für Monographien bekommen wir ja meist auch nichts. Mir ist wieder vor kurzem ein dreibändiges Werk über Julian den Abtrünnigen zugegangen von Allard. Das sind 3 Bände von 504, 378 und 416 Seiten jeder zu 5 Frs. (Zuruf: Wahr- sheinlich Staatsunterstüßung!) Das glaube ih nicht. (Zuruf: Akademie!) Akademie sicher niht. Jmmerhin wäre ja Unter- stüßung denkbar. Woher aber solche Riesenunterschiede? Lea's History of the Ingquisition in the Middle Ages ift in der amerikanishen Ausgabe sehr teuer, 3 starke Bände zu je 20 Sh., und davon ist in Frankreich eine Uebersezung er- schienen, von der der Band nur 3,50 Frs. kostet! Es ist mir nah unseren deutschen Begriffen unverständlich, wie ein solches Buch so billig geliefert werden kann. Es müssen da doch Unterschiede vorhanden sein, über die ih mir nicht klar werden kann.

Nun kommt eine andere Frage, betreffend die Preisfest- seßung, die die Herren Oberstudienrat Dr. Egelhaaf und Luk- hardt gestreift haben. Das ist ja allerdings zunächst eine reine Sache des Vexlegers, aber auffallend ift es doch, daß bei wissenschaftlichen Büchern viele Verleger offenbar diesen Grundsay haben: Wir rechnen “zunächst mit einer möglichst kleinen Auflage, stellen den Preis recht hoh und kommen so doh auf unsere Kosten. Das hat gewiß seine Berechtigung

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