1904 / 122 p. 21 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Kommissionsspesen zweimal berechnet hat. (Zuruf: Nein, nein!) Das soll durchaus keine Kritik sein, ih wollte mich nur darüber orientieren. Es wird von anderer Seite bestritten, daß das doppelt gerechnet werden muß. Da noh eine ganze Reihe von Buchhändlern zum Wort gemeldet ist, bitte ih darauf zurückzukommen, um die Sache aufzuklären. Es haben sich bis jeßt zu dieser Frage noh elf Redner gemeldet. Die Herren werden es daher verständlich finden, wenn ic die Bitte ausspreche, sich in den Ausführungen der möglichsten Kürze zu befleißigen.

_ Universitätsprofessor, Geheimer Rat Dr. Wach-Leipzig: Meine Herren! Jch werde der Aufforderung des Herrn Vor- sigenden folgen und mi einer möglichsten Kürze befleißigen. Jch bedaure aber lebhaft, daß ih durch die Erklärung des Herrn Hirschfeld genötigt werde, ihm zu antworten. Jh glaube fast, daß es ihm selbst nicht lieb sein wird, wenn ih das tun muß. Er hat in seinen Worten in bezug auf eine heute früh von mir gefallene Bemerkung eine Wendung ein- fließen lassen, als wenn ich gegenüber einer Liebenswürdigkeit, die er mir erwiesen hat, ihm sozusagen Undank als Gegen- leistung dargeboten hätte. Jch habe keine Liebenswürdigfeiten von Herrn Hirschfeld empfangen, würde Sie sehr gern habe mich aber bisher gar niht in der Lage

empfangen, befunden: wir kennen uns gar niht. Jch habe nur vor Jahren es mögen so 13 Jahre her sein mal meinen

Famulus in das Geschäft des Herrn Hirschfeld gesandt und fragen lassen, ob er eine Publikation, die bei ihm erschienen ist, meinen Zuhörern zum Nettopreise zur Verfügung stelle, und das ist geschehen, und das ist fortgeseßt geschehen bis auf die neueste Zeit. Jch habe es als feine Liebenswürdigkeit mir gegenüber angesehen, habe mich dadurch moralisch nicht verpflichtet gefühlt, sonst würde ih dem Ausdruck gegeben haben; ih habe vielmehr geglaubt, daß es den geschäftlichen Marimen des Herrn Verlegers entsprähe. Der Absat ist ja ein recht ansehnliher gewesen. Daß ih nun leider dazu gedrängt worden bin, heute früh ohne seine Namensnennung auf diesen Punkt einzugehen, war verursacht dur ein wider- spruchsvolles Verhalten von Herrn Hirschfeld; denn Herr Hirschfeld hat dem bisherigen höchst ehrenwerten Leiter des Leipziger Ortsvereins ‘ein Verbrechen daraus gemacht, daß er seinem Autor nah Maßgabe des Geseßes seinen Zuhörern gewisse Werke zum Nettopreise geliefert hat, und mir, der ih nicht sein Autor war, hat er bis vor kurzem, wie gesagt, diese eine Publikation geliefert. Jn meinen Händen ist ein Brief des Herrn Hirschfeld, der zum Teil unrichtige Darstellungen enthält und den vorzutragen er mir wohl ersparen wird. Jch lasse diese Sache jeßt auf si beruhen; sie wird aber wahr- sheinlich an anderer Stelle eine Fortsezung erfahren.

Nun wende ih mich zu unserem Gegenstande. Die lezten lichtvollen Ausführungen des Herrn Dr. Lehmann (Heiterkeit) haben mir die Neberzeugung beigebracht, daß das Sortiment doch heillos teuer ist (Heiterkeit) und daß, wenn Sie sich zur Aufgabe seßen, das Sortiment so ferner zu er- halten, zu hegen und zu pflegen, und durhch immer größere Verkürzung des Rabatts, durch Abschaffung desselben usw. zu seiner Vermehrung animieren, Sie damit aus Danaidenfässern \höpfen. (Sehr richtig). Jch stimme vollständig mit dem überein, was Herr Luckardt hier vorhin ausgeführt hat. Jch habe dem auch Ausdruck gegeben gleich damals, als ih als Rektor der Universität am 1. März des vergangenen Jahres, für die Gründung des deutschen Schußvereins eintrat, indem ih darauf hinwies, wie unfruhtbar es sein müsse, wenn ohne jede Kontingentierung —- ich meine der Ziffer der Sortimente darauf hingearbeitet wird, ihnen durch eine Verkürzung des RNabatts das Leben zu erleichtern. Meine Herren, es wird ja niemand unter uns so hartherzig sein, daß er nicht voll mit einem solchen Stande empfindet. Und wer wollte denn nun nicht den Herren das beste Auskommen wünschen! Es handelt sih aber gar niht um Personen, sondern es handelt sih um die Sache. Es macht den Eindruck, als ob es voll- ständig hoffnungslos ist, dur eine Verteuerung der Bücher, durch Verkürzung des Rabatts, womöglich noch durch ein Hinaufschleudern der Bücher das Sortiment, so wie es jeßt ist, zu konservieren. Jch kann bemerken, daß mir gegenüber sehr namhafte Verleger ausgesprochen haben, wie mit 1500, 1600 Sortimentern schr wohl auszukommen sein würde. Natürlich denke ich überhaupt nur an den wissenschaftlichen Verlag. (Aha! bei den Verlegern.) Das dürfen die Herren uns nicht übelnehmen. Jch kann ja sehr wohl begreifen, daß viele Herren Verleger an dem wissenschaftlihen Verlag keine große Freude haben, besonders an dem monographischen Ver- lag. Sie habens ja selbst gesagt: die Kauflust unseres Publi- kums ist gering. Es ist ausgesprochen worden, daß troy der Vermehrung der Bevölkerung eigentlih die Kaufkraft oder Kauflust nachläßt, zurückgeht. Ja, das ist aber dohch für Leute der Wissenschaft ein überaus trauriger Zustand, und für uns ein s{chwerer Gewissensdruck. Meine Herren, daran müssen Sie doch denken. Glauben Sie denn, es sei ein Pläsier, sich herumzuschlagen, wie wir es hier müssen. Jch meine nicht hier in dieser ausgezeichneten, amikablen Gesellschaft, sondern draußen in der Presse und dergleichen mehr. Wir haben doch nur deswegen geshrien, weil wir fühlten, wie stark uns der Schuh drüdte, und es war Pflicht, niht zu schweigen. Wir stehen vor dex, Erscheinung, daß auf der einen Seite eine be- dauerliche wi}senschaftliche Ueberproduktion stattfindet und auf der anderen Seite der Kauf der wissenschaftlichen Literatur mehr und mehr zurügeht. Das ist eine verzweifelte Lage, aus der müssen sowohl die Herren Verleger wie. die Männer der Wissenschaft heraus und deswegen müssen wir uns die Hände reihen und zusammen arbeiten. (Sehr richtig!) Was nüßt denn alles, daß wir uns hier darüber streiten, ob die Herstellung eines Buches teurer geworden ist oder niht. Jch glaube, darüber sind wir alle einig. Sie ist im allgemeinen teurer geworden. Wir brauchen gar keine großen statistishen Erhebungen, wir brauchen uns nur unjerer Jugend zu er- innern, um zu wissen, daß früher wissenschaftliche Bücher billiger waren. Sie waren auch etwas miserabler ausgestattet,

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aber wenn wir für ein juristishes Werk, da muß ih Herrn Reichsgerichtsrat Spahn Recht geben, in unserer Jugendzeit drei Taler zahlten, so war das schon etwas Knolliges. Wie ist es denn jeßt? So ein Kommentar kostet jeßt an die 25 bis 30 Mark und mehr und mit Monographieen ist es noch shlimmer. Jch fürchte sehr, daß allgemach unsere wissenschaft- lihe Produktion auf die empfindlichste Weise Not leidet.

Jch möchte hier nur ad marginem zur Frage des Ver- hältnisses der inländischen und ausländischen wissenschaftlichen Literatur ein paar Zahlen geben, natürlich aus meinem juristishen Gebiet: Kohler Patentreht. 988 Seiten kostet 45 M. (Zuruf: mit Register!) 988 Seiten, alles in allem, Pouillet, Brevets d'invention, also über den gleichen Gegenstand, oftav, broschiert, 1010 Seiten 12 Frs., André brevets d'invention, oftav 2 Bände 1346 Seiten, 25 Frs. Ja, meine Herren, das Absaßgebiet für die französische juristische Literatur ist nicht größer als für die deutsche (Widerspruch bei den Verlegern). Nein nein, meine Herren, da irren Sie sich, sie ist nicht viel größer für die juristische Literatur, da können Sie ganz sicher sein. Ein Buch wie das Kohlersche wäre imstande, in der ganzen Welt Verbreitung zu finden. (Sehr richtig!) Allein dieser Prohibitivpreis hindert selbst jemand, ih will mal sagen wie mich, das Buch zu kaufen. Was kommt dabei heraus ? Eine Schraube ohne Ende. Der Verleger sagt: dabei kann ih kein Geschäft machen, ih muß das Buch noch höher seßen, ih fann nur auf Bibliotheken rechnen. Ja, meine Herren, das ist das Ende. Ein anderes Beispiel: Biermann, Sachen- recht, Kommentar zum B. G. B., 2. Aufl. 539 Seiten 11 A; Huc commentaire du code civil 721 Seiten, also erheblich stärker wie das Biermannsche Buch, 9 Frs., und so könnte man fortfahren. Aber darüber sich zu streiten, hat gar keinen Zweck. Wesentlich ist, daß unsere Bücher für uns zu teuer sind und daß sie jeßt noch teurer werden sollen oder schon ge- worden sind, dadurch, daß der Kundenrabatt reduziert ist. Das ist eine Tatsache, und nun helfen Sie Sie haben selbst gleiches Interesse wie wir —, daß Sie Jhre Bücher los werden. Mir sind auf demselben Boden; wir wollen die gesunde geistige Vroduktion heben. Was also hat es für einen Wert, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Damit locken wir keinen Hund vom Ofen. Gewiß, Sie fönnen vielen Autoren den Vorwurf machen, daß sie besser täten, vorerst keine Bücher zu schreiben, sondern erst etwas Ordentliches zu lernen. Es wird viel zu viel geschrieben. (Sehr richtig!) Gewiß fallen die Verleger oft mit s{hlechten Büchern ihrer Autoren hinein, das bezweifle ih keinen Augenblick. Aber auf der andern Seite sagen wir: was hilft uns alle wissenschaftliche Literatur, wenn sie ohne Käufer bleibt. Es gilt von jung auf anzufangen; was Hänschen nicht lernt, pflegt Hans nimmermehr zu lernen. Wir haben unter der Jugend, unter unserer Studentenschaft, von einer Kauflust für Bücher nichts zu spüren. Und gehen Sie weiter! Wie viel Bücher kauft denn der Richter ? Sehen Sie sih doch einmal die Bibliotheken unserer Juristen an, es ist ja eine erbärmliche Geschichte. (Sehr richtig!) Wenn die Herren die Entscheidungen des Reichsgerichts, die Geseßsamm- lungen und noch einige Kommentare besizen, sind sie fix und fertig und von wissenschaftlicher Literatur ist keine Rede mehr. Wohin soll denn das schließlich führen? Wie sollen wir bei unseren jungen Leuten die Kauflust wecken? Da tut schon etwas, wenn ih z. B. sagen kann: da ist ein vortreffliches Lehrbuch von Herrn jo und so, der Herr Verleger wird die Güte haben und uns gestatten, für Lehrzwecke der Universität dieses Buch in einer der Hörerzahl entsprechenden Anzahl zum Nettopreise zur Verfügung zu stellen. Das wet zweifellos die Kauflust.

Wenn nun Herr Hirschfeld mir gegenüber die Liebens- würdigkeit, die er betätigt hat, fernerhin nicht betätigt, dann fauft keiner meiner Studenten mehr seine Publikation kein einziger mehr; ob andere sie faufen, weiß ih nicht. Sie schneiden si selbst und können, wie jener Junge, klagen: es ist meinem Vater schon recht geschehen, daß mir die Finger er- froren sind, warum kauft er mir keine Handschuhe.

Also, meine Herren, wir wollen uns darüber flar werden, daß wir gemeinschaftlich leiden und daß es sih darum handelt, durch Zusammenwirken diesem gemeinschaftlichen Leiden nach Kräften zu steuern. Keiner von uns will Vorteile bei der Sache für sih, das wissen Sie sehr wohl, und daher haben Sie die Güte, rühren Sie Jhr Herz und kommen Sie mit Herz und Verstand uns zu Hilfe. (Lebhaftes Bravo.)

Neichsgerichtsrat Dr. Spahn- Leipzig, M. d. R.: Meine Herren! Jch muß mit ein paar Worten auf die Bemerkung des Herrn Dr. Ruprecht wegen der katholischen Literatur zu- rückfommen. Jch weiß niht, weshalb von den katholischen Verlegern keiner erschienen ist; ih vermute, daß Einladungen ergangen, die Herren aber nicht hierher gekommen sind. Jch würde erfreut gewesen sein, wenn er uns gezeigt hätte, daß die wissenschaftliche Literatur bei fatholischen Verlegern billiger sei als bei den anderen. Jch glaube aber, cs ist unrichtig. Jch habe mir vielleicht niht genügend von unserer Literatur angeschafft; aber was ich mir angeschafft habe, das schien mir im Preise gleih hoch zu sein wie die sonstige Literatur. Soweit mir die Geschäftsmaximen des Großvaters des jeßigen Inhabers der Firma Herder bekannt sind, stand er auf dem Standpunkt, einen allgemeinen festen Bogenpreis für wissenschaftliche Literatur einzuführen. Der Preis sollte mäßig sein, und es sollte dann kein Kundenrabatt gewährt werden. Der Herdersche Verlag war früher dem bei uns bestehenden Borromäusverein, der den Bücherbezug vermittelt und auh Bücher aus diesem Verlage vertreibt, niht ret geneigt, wenn ih recht unter- richtet bin.

Daß die katholische Geistlichkeit als Agenten für den fatholishen Buchhandel in Betracht kommen foll, ist ein Jrr- tum. Herr Dr. Lehmann ist ja Katholik und wird die Ver- hältnisse kennen. Für GSebetbücher geschieht so ctwas, für

Erbauungsliteratur au, niht aber für die wissenschaftliche Literatur. Von dem Buch von Janssen z. B. find wohl feine Eremplare durch Vermittlung eines Geistlihen abgeseßt worden; der Verlag dieses Werkes war ein guter Griff der Herdershen Firma. Der Herdersche Verlag hatte eine sehr

bedächtige Leitung, die Verlagsartikel nicht übernahm, von denen sie überzeugt war, sie gingen nicht. Darauf beruht das Geschäftsgeheimnis dieses Hauses. Soweit also in der Be- merkung der Vorwurf liegen sollte oder überhaupt der Ge- danke angeregt werden sollte, als ob andere Faktoren bei dem Vertrieb der katholischen wissenschaftlichen Literatur mitwirkten als die ganz natürlichen, die jedem Buchhändler zur Ver- fügung stehen, liegt ein Jrrtum vor.

Betonen möchte ih gegenüber Herrn Springer noch einmal, daß die französishe Literatur billiger ist wie die deutshe, und ih möchte die Herren bitten, diese Frage ernst- lih zu erwägen.

Wenn sodann gesagt worden ist, das Ausland hätte ge- wünscht, daß es unsere Organisation sich auch aneignen fönnte, und daß unsere Einrichtungen in der betreffenden Sprache des Auslandes klar dargestellt würden, um unserem Beispiele folgen zu können, so ist dieser Verleger- gesihtspunkt und Verlegerwunsch natürlih sehr gerecht- fertigt; denn die Ausländer sagen ih, die Ver- lagsverhältnisse seien in Deutschland noch besser wie bei uns, und sie bekämen durch die Nahahmung die Möglichkeit, sich günstiger zu stellen. Aber sie würden diese Möglichkeit au nur dadurch erreichen, daß sie eben preissteigernd auf ihre eigenen Verlagsartikel wirken würden, und deswegen, meine ih, ist es nicht beweisend für unsere Einrichtungen, wenn die Verleger des Auslandes nach ihnen Umschau halten.

Was nun die Frage mit dem Sortimente betrifft : meine Herren, als ih das Buch des Herrn Professors Bücher gelesen hatte, habe ih mir gesagt, die Schlußfolgerung, die in diesem Buche dahin gezogen worden ist, daß das Sortiment für die wissenschaftliche Literatur auszuschalten und gewisser- maßen ein direkter Bücherbezug zwischen Konsumenten und Verleger zu organisieren sei, ist unmöglich durchzuführen, und diese Schlußfolgerung erschien mir auch nicht gerechtfertigt. (Bravo! bei den Verlegern.) Jch bin lange Zeit in einer fleinen Stadt Richter gewesen, und gehöre zu denen, die damals noch Bücher gekauft haben; es ist lange her, das gebe ih zu. Damals hatten wir in der Stadt von 10 bis 11000 Einwohnern zwei Sortimenter; man hat mit dem einen seine Beziehungen dauernd erhalten und hat von ihm die Sachen zur Ansicht zugeschickt bekommen, und da habe ih erfahren, daß diese eine ganz andere Wirkung hat als die Zusendung eines „Prospektes. (Sehr richtig!) Dieser Sortimenter hat mir die Sachen Samstags zugeschickt, ich habe sie bis Dienstag angesehen, habe was ih für mich bedurfte, behalten, und so ergab sih im Laufe des Jahres ein gewisser Bezug. Jh habe auf diese Weise in Büchern mehr angelegt wie die genannte Danziger Gymnasialbibliothek. Wäre ich bloß auf Prospekte angewiesen gewesen, fo hätte ih es wahrscheinli in viel geringerem Maße getan. Meine Herren, wir dürfen die Verhältnisse der Großstadt niht mit denen des Landes verwechseln. (Sehr richtig!) Jch brauche in Leipzig feine Zusendungen; ih besehe mir beim Spaziergang, was in den Buchhändlerläden neu ausgelegt ist; damit bin ih befriedigt! Dort bedarf es aller der Anregungsmittel nicht, die dem einzelnen wissenschaftlich gebildeten Mann in der fleinen Stadt geboten werden müssen, und zu den kleinen Städten gehören Städte bis zu 60000 und 80000 Einwohnern; in ihnen muß ich Ansichtssendungen haben. Nun muß ih zu- geben, daß so wie die Verhältnisse nah Dr. Bücher augen- blicklih im Sortiment sind, fie zu einer Verwüstung des wissenschaftlihen Buchhandels führen. Die Sortimenter sorgen demna nicht mehr für den Vertrieb unserer Vücher. Die Art, wie das Sortiment sih jeßt ausgebildet hat mit den massenhaften Buchhandlungen in den einzelnen Städten, in denen der Papierladen Bücher mitführt, während sein Jnhaber von der Sache nur versteht, was das Papier betrifft, führen außerdem dazu, daß wir in diesen Läden besonders Schund- literatur ausgelegt finden. (Sehr richtig!) In ihr liegt der Hauptabsat, den sie haben; diese Bücher werden der Jugend zur Anschauung geboten und von ihr gekauft, sie erhalten die Sortimente, in ihnen steckt der Gewinn und die Lebensfähigfeit, während der Wissenschaft die Lebensfähigkeit beeinträchtigt wird.

Ganz so geringwertig, wie Herr Dr. Lehmann ausge- führt hat, sind die Erfolge der wissenschafilihen Zusendungen nicht, das wollen wir uns auc gegenwärtig halten. Mancher, der ein Buch in der Bibliothek sieht, wird dadurch angeregt, es zu kaufen. Zudem lebt doch der “Buchhändler, es muß aljo doch die Existenzmöglichkeit immer noch bei seinem Betriebe

herauskommen. Wäre es so schlimm, wie Herr Dr. Lehmann es darstellte, dann wäre das Sortiment zum Untergang ver-

urteilt.

Jch habe mir gesagt, und das war die Schlußfolgerung- die ih bei der Lektüre des Bücherschen Buches gezogen habe, sollten die Verleger nicht in der Lage sein, durch die Art, wie sie Verträge über Leipzig mit einzelnen Buchhandlungen schließen, eine Organisation zu schaffen, die das Sortiment lebens- fähig macht ohne Preiserhöhung, indem sie reduzierend wirkt auf die Zahl der Sortimente? Sie lassen keine Neugrun- dungen mehr aufkommen, sie liefern nicht an neue Gründungen und beschränken die Zahl der Sortimente, wo diese keine Be- rechtigung im Verkehr haben. Lassen Sie doch den Nicht- buchhändler wieder auf seinen natürlihen Standpunkt zurüd- fommen, den des Papierhändlers, und machen Sie dadur den Buchhändler, der vorher da war, wieder lebensfähig. Jh meine, dazu bedarf es feines staatlichen Eingriffes; dazu be- darf es auch nicht der Aufhebung des Sortiments, sondern nur des ernstlihen Willens der Verleger, daß sie sih zu- sammentun und sie haben ja eine Oktganisation dazu damit können Sie das Sortiment lebensfähig erhalten, ohne die Frage des Nabatts in der gegenwärtigen Weise in den Vordergrund zu schieben. Wir hätten damals auf dem Lande 5 9/3 wer ein einzelnes Buch kaufte, fefam feinen Rabatt, nur wer dauernd von seinem Verleger bezog, bekam die 5 °/0 Damit waren wir zufrieden, weil wir uns sagten, daß wix fein Interesse hätten, nah einer anderen Stadt, etwa Berlin, zu gehen, wo damals bis zu 20°/6 Rabatt gegeben wurden, da mit

dem Moment, wo wir das tun würden, wir die Ansichts- sendungen verlören. Auf den Gedanken sind wir deshalb gar niht gekommen, andere Bezugsquellen aufzusuchen.

Nun is weiter die Geschäftsmaxime erwähnt worden, die zu den Erörterungen zwischen Herrn Geheimen Rat Dr. Wach und Herrn Hirschfeld geführt hat. Jch verstehe niht, weshalb Sie ausschließen wollen, daß ein Professor für die Schüler seines Seminars, für die er 20, 30 oder 40 Exemplare eines Buches nimmt, nicht wie in jedem Geschäft einen den gewöhn- lichen Rabatt übersteigenden Rabatt bekommen soll, wenn er ein größeres Geschäft mit einem Schlage abschließt. Weshalb das unzuläßig sein soll, verstehe ih nicht. (Zuruf: Geschieht ja nicht!) Die Firma Veit aus Leipzig ist hier nicht ver- treten. Nehmen Sie z. B. die Uebungen von Stammler, die Veit verlegt, von denen der zweite Band, obglei er nur die gleiche Seitenzahl von Hellwig hat, fast den doppelten Preis wie dieser kostet. Jch kann mir erklären, worauf das beruht. Aber der Verleger hat doch kein Jnteresse, den Studenten gegenüber den Preis so hoch zu halten, sondern er hat das größte Interesse, möglichst viel Exemplare abzuseßzen, die Professoren aber werden den Wunsch haben, den Stammlerschen Uebungen bei den Studenten die weitgehendste Verbreitung zu sihern. Wenn nun ein Dozent ein Seminar hat und einen Abschluß mit dem Verleger auf vielleicht 100 Exemplare mat, damit er das Buch für seine Uebungen benußen kann, da hat es keinen vernünftigen Zweck, dem entgegenzutreten. Der all- gemeine Zweck, den Sortimentsbuchhandel hochzuhalten, hat mit dieser Frage nichts zu tun, denn sie berührt ja den Buch- handel im Reih nicht, sondern nur den in den wenigen Städten, in denen Universitäten sind. Deshalb meine ih, Sie sollten in solchen Fragen sich auf einen Standpunkt stellen, der die rein idealen Erwägungen würdigt, die bei dieser Frage in Betracht kommen. Man darf niht um der paar Pfennige willen, die etwa dem Sortimenter verloren gehen können, die anderen Gesichtspunkte zurücktreten lassen. Jch bin überzeugt, in Leipzig würde von den großen Geschäften nichts darin ge- funden, wenn ein Verlag dem Autor nicht bloß, sondern auch dem Professor, der auf demselben Gebiete wie der Autor tätig ist, auch ohne daß er mit dem Verlage in Geschäftsverbindung steht, Exemplare zum Nettopreise abläßt. Jrre ih nicht, so ist nah dem Börsenstatut auch zulässig, daß Sie dem Autor, der bei Jhnen seine Sachen verlegt, andere Sachen Jhres Verlages zum Nettopreise ablassen können. (Widerspruch bei den Verlegern.)

Nun lassen Sie mich noch auf eine andere Frage kommen, die Herr Professor Krüger erwähni hat. Es ist gesagt worden, man folle durch Verwendung einer einheitlichen Schrift die Bücher billiger herstellen, um zu ähnlichen Preisen zu kommen, wie sie Frankreich hätte. Es ist nicht allein die Geshmacks- frage des Autors oder Verlegers, die dabei entscheidet, wenn verschiedene Typen benußt werden. Es is zweifellos, daß für eine Anzahl von Büchern das wissenschaftliche Jnteresse und der Geshwack des Publikums mit in Betracht kommen. Mir ist erinnerlih, daß bei der Besprechung eines Buches in einem Hefte der Annalen des Deutschen Reichs dem Autor vorgeworfen worden ist, daß er das Buch ohne Anmerkungen „geschrieben habe. Da sehen Sie, wie tief eingewurzelt diese Auffassung ist, daß man Zitate, Belagsstellen bringen soll, das ist deutshe Gewohnheit. Uebrigens ist das ja auch in Frankreih und England nicht ausgeschlossen. Auch in der dortigen Literatur finden Sie Werke mit Anmerkungen und niht bloß mit Nachträgen versehen. Nun ift in der Regel aber auch die Zahl der Typen gar nicht so mannigfaltig. Wenn ic allerdings sehe, wie unser Reichstagskatalog be- arbeitet und gedrut. wird, dann habe ih ein gewisses Gefühl des Mitleids mit unsern Beamten, die mit so großer Sorgfalt die verschiedensten Typen es werden bis zu einem Dutzend sein berücsihtigen müssen. Aber die Kosten unseres Katalogs tragen wir, bei anderen Büchern ist die Sache weniger s{limm, und deshalb glaube ih nicht, daß damit etwas Besonderes gewonnen wird. Was wir mehr beklagen, ist eine gewisse Ueberproduktion- auf literarishem Gebiet, und wenn die Verleger hemmend nah der Richtung hin wirken fönnen das wird allerdings auh seine Schwierigkeiten haben, weil die Konkurrenz unter den Verlegern selbst etwas groß ist —, so erweisen sie der Menschheit einen gewissen Dienst. Jch kann die Produktion auf meinem Fachgebiet etwas beurteilen. Es ist niht möglich auch für den weniger beschäftigten Juristen, sih dur die Literatur seines Spezial- gebiets wie des Bürgerlichen Gesezbuchs durhzuarbeiten, das ja allerdings sehr umfassend ist. Wenn ih noch soviel Zeit verwende, um mih auf dem Laufenden über diese Literatur zu erhalten, so muß ich doch eine Anzahl Sachen bei Seite legen, nahdem ih mi dur einen Einblick überzeugt habe, daß sie keinen besonderen Wert für mih haben, obgleih ih sie der allgemeinen Fragen wegen vielleicht gern studieren möchte. Jh will darauf nicht weiter eingehen, ih will nur sagen: hindern Sie eine geringwcrtige Produktion, soviel Sie können, und suchen Sie das Sortiment dadurch lebensfähig zu erhalten, daß Sie die Zahl der Sortimenter durhch die Art Ihrer eigenen Geschäftsabschlüsse mit ihnen auf die dem Buch- handel förderlihe Grenze zurückführen.

Universitätsprofessor, Geheimer Hofrat Dr. Bücher- Leipzig: Meine Herren! Erschrecken Sie nicht, daß ih noch- mals das Wort ergreife. Aber ein so großer Teil der Debatte dieses Nachmittags hat sich. gedreht um Dinge, die von mir behauptet worden sind, und sie sind alle in Be- ziehung auf meine Person erörtert worden, sodaß ih denn doch einiges erwidern muß.

Zunächst möchte ih Herrn Reichsgerichtsrat Dr. Spahn sagen, daß es mir nicht in den Sinn gekommen ist, an Stelle des Sortiments den direkten Verkehr zwischen Verlegern und Konsumenten zu empfehlen. Jch sage: an Stelle des Sorti- menters. Jch habe es für so vollkommen selbstverständlich gehalten, daß das Sortiment bestehen bleiben muß, daß ich das in der ersten Auflage gar nicht ausdrücklich ausgesprochen habe. Jn dem Zusammenhang, in dem ich vom direkten

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Vertriebe gesprochen habe, habe ih diesen verlangt als ein Sicherheitsventil, um gewisse Härten, die in der Tat in dem Bezug dur das Sortiment für den Konsumenten vorhanden sind, zu vermeiden, um den Konsumenten in den Stand zu segen, in solchen Fällen, wo der Bezug durch das Sortiment ihn direkt shädigen würde, sich unmittelbar an den Verleger zu wenden. Es sind das zum Teil Fälle, auf die das Sorti- ment keinen Wert legt, beispielsweise der Bezug der Zeit- schriften von seiten des Verlegers. Es sind das dann die Fälle außerordentli teurer Werke. Solche Werke werden ja direkt vertrieben von allen Firmen; ih glaube das ohne allen Unterschied sagen zu dürfen. Jch habe dafür sogar die Firma F. A. Brockhaus in meinem Buche angeführt, um zu zeigen, bis zu welcher Grenze das geht. Wenn ein Buch für 300, 400, 500 M. abgegeben wird, dann ist es ein absoluter Nonsens, daß für die bloße Besorgung der Sortimenter eine Summe von hundert und mehr Mark einnimmt, daß nicht Verleger und Konsumenten diese Spesen sparen, daß der Verleger nicht die Möglichkeit des direkten Absaßes benußen sollte, um sich einen größeren Markt zu sichern. Und es geschieht das ja au in sehr großem Umfange. Jn der neuesten Zeit kommt ja so wiederholen fich die Dinge in der Geschichte eine Praxis, die im 18. Jahrhundert sehr verbreitet gewesen ist, wieder auf, es hängt das auch mit den Rabattverhältnissen zusammen —, die Praxis, zunächst einem engeren Kreise das Buch zu einem Vorzugspreise anzubieten (Subskription) und dann für den Ladenverkauf eine Erhöhung dieses Vorzugs- preises eintreten zn lassen. Die eigentümlichen Zustände, unter denen wir uns befinden, nötigen zu solchen Umwegen. Ein Grund dafür findet ih leiht. Vor einiger Zeit sind die gesammelten Schriften eines verstorbenen Berliner Historikers erschienen, die „seinen Freunden“ zum Buchhändlernettopreis auf diese Weise angeboten worden sind, wobei es natürlich jedem überlassen blieb, sich als Freund zu bezeichnen.

Meine Herren, Herr Dr. de Gruyter hat unter Bezug- nahme auf meine Auseinandersezungen behauptet, daß die heutige wissenschaftlihe Bücherproduktion ihren Absay nicht entsprehend der Vermehrung der Bevölkerung gesteigert habe, sondern daß der Absay erheblih dahinter zurückgeblieben sei. Dem gegenüber müssen wir konstatieren, daß die Zahl der wissenschaftlich Gebildeten in viel höherem Maße in dieser Zeit gestiegen ist, wie die Bevölkerung. Der Markt für wissenschaftliche Arbeit ist also sehr viel größer geworden, und wenn uns nun versichert wird, man erreiche einen erheblich kleineren Teil dieser vermehrten Konsumenten, als man relativ in früherer Zeit zu erreichen pflegte, dann muß ich gestehen, ist das ein Zeugnis für die gegenwärtige Organisation des Buchhandels, das jedenfalls nicht ihre Vortrefflichkeit beweisen fann. Dann hätten doch wohl zweifellos unsere Verleger und Autoren Ursache zu erwägen: wie läßt sih das ändern? denn beide haben übereinstimmend das Interesse, jedes Werk soweit als möglich zu verbreiten. Damit hängt ja auch die Frage des Ladenpreises aufs allerengste zusammen. Und hier, meine Herren, ist es ganz zweifellss Sie dürfen uns das glauben, die wir in der Lage sind, das zu konstatieren —, daß in breiten Schichten der wissenschaftlich gebildeten Bevölkerung und derjenigen, die der wissenschaft- lichen Bildung nachstrebt, der Studierenden namentlih, ein bedeutender latenter Bedarf ist, der niht wirksam werden kann, weil die Preise zu hoch gestellt sind. Jh möchte die- diejenigen Herren Kollegen, die hier gegenwärtig sind, bitten, einmal in den Instituts- und Seminarbibliotheken der Uni- versitäten sih die Bücher anzusehen, die am meisten gebraucht werden. Meine Herren, das sind die gewöhnlichen Grundrisse, die man in den Händen jedes Studenten voraussezen muß, wenn er überhaupt studieren soll (sehr rihtig), und daß ein sehr großer Teil der Jugend nicht imstande ist, sich diese Bücher anzuschaffen, das müssen wir alle Tage konstatieren, und es hängt damit zweifellos auch das Kneipenleben der Studierenden in einem gewissen Maße zusammen. Wenn sie nicht imstande sind, zu Hause mit einem ihnen selbst gehörigen wissenschaftlichen Apparat zu arbeiten, nun, da bleibt \{ließ- lih nichts anderes übrig; die Seminarien werden meist des Abends geschlossen. (Sehr richtig!) Und so möchte ih Sie bitten, betrahten Sie denn doch die Frage der Bücherpreise mit etwas unbefangenerem Auge und auch das, was ich dar- über gesagt habe, mit etwas mehr Wohlwollen, als es seither geschehen ist.

Es ist wie eine wahre Erleichterung über mich gekommen, daß Herr Luckhardt heute, als er von dem Leben des Sortimenters sprach, gesagt hat, ih hätte leider nicht die nötigen Unterlagen gehabt, um die Darstellung so zu gestalten, wie er es gewünscht hätte. Meine Herren, eine derartige Auffassung meines Buches und des Zweckes, den es verfolgt, ist mir aus buchhändlerishen Kreisen, soweit sie sih offiziell und inoffiziell in der Literatur geäußert haben, noh niemals enutgegen- getreten. Jch muß das im allerhöchsten Maße bedauern.

Herr Brockhaus hat heute morgen, als er mich angriff, gesuht nah Motiven, die ih bei Abfassung dieses Buches gehabt haben könnte. Er hat verschiedenes angeführt; jeden- falls waren es durchweg Motive, die ih als niedrige be- zeihnen muß: unter anderm, ih müsse mit meinen Verlegern und dem Buchhandel überhaupt shlechte Erfahrungen gemacht haben. Nun, meine Herren, einer meiner Verleger figt hier, der andere ist leider niht anwesend. Jh kann versichern, daß ih mit beiden in freundschaftlichem Verhältnis lebe, daß ih den Vortrag meines jeßigen Verlegers Siebeck vor seiner Veröffent- lihung mit ihm eingehend durchgesprohen habe, daß ih ihm auch die vollständige Wertlosigkeit des Ziffernmaterials, das er hier publizieren wollte, sofort mitgeteilt habe, namentlih des- jenigen Materials, welches die Cottashe Buchhandlung aus ihrem ganzen Verlage ausgesuht hat. Meine Herren, wenn wir uns einmal auf diesen Boden stellen, uns das Material für die Statistik zurehtzumachen, da können wir alles beweisen. (Sehr richtig!) Da hört die Statistik überhaupt auf, und nun habe ih Jhnen heute, um dem Ruf nah Statistik ent- gegenzukommen, eine statistische Aufstellung geboten, die von

einem jungen Gelehrten ohne jegliche Beeinflussung von irgend einer Seite ausgearbeitet worden ist. Er hat Monate mit dieser entsagungsvollen Arbeit zugebracht. Jch habe Jhnen diese Statistik, die sich auf Tausende von Büchern bezieht, mitgeteilt, und nun wird mir gesagt: ja, auch diese Statistik taugt nihts. Meine Herren, ich habe Jhnen bereits mit- geteilt, daß der Verfasser die schärfste Kritik an den Unter- lagen, an der Methode dieser Statistik und an den Ziffern selbst geübt hat. Es ist ihm auch vollständig bewußt, daß die Dinge hier außerordentlich s{chwer sind und man sich sehr Mühe geben muß, niht Sachen miteinander zu vergleichen, die gar niht miteinander vergleihbar sind; aber die große Zahl pflegt do solche Unterschiede in der Regel auszugleichen. So lange wir ein besseres Jnstrument nicht haben, um die wirklihe Höhe der Preise zu verschiedenen Zeiten und ihre Bewegung zu messen, müssen wir uns eben mit diesem Jn- strument zufriedengeben.

i Wenn ih Jhnen nun sage, daß auch hier übereinstimmend ein Resultat herauskommt, bei dèêm sich die Ziffern von Jahr- zehnt zu Jahrzehnt in bestimmter Richtung bewegen, so kann ih mir von Herrn Springer nicht sagen lassen: Auch diese Statistik ist nihts wert. Jch gebe Jhnen die Einzelfälle, die in meinem Buche, in der Trübnerschen Arbeit oder sonstwo angeführt sind, vollkommen preis, nicht aber die Ergebnisse einer derartigen Arbeit; das verdient sie nicht; das wird jeder, der irgend wissenschaftliches Verständnis hat, bestätigen müssen. __ Nun darf ih mit einiger Befriedigung konstatieren, daß die Debatte bezüglih der Stellung, die der Buchhandel zur Preisfrage eingenommen hat, ergeben hat, daß die frühere Position zum großen Teil aufgegeben worden ist, nämlich die Position, die auch Herr Dr. von Hase heute betreten hat, daß die Steigerung der Segzerlöhne allein die Steigerung der Bücher- preise rechtfertigen könnte. Herr Springer und Herr Dr. Ruprecht haben uns ja übereinstimmend gesagt, daß sie auf diesen Punkt keinen Wert legen, daß die Preisbemessung nach ganz anderen Rücksichten erfolgt, als nah den Produktions- kosten, und ih fann mich vollkommen auf diesen Boden stellen. Es würde also darauf ankommen, nach den anderen Ursachen der Preissteigerung, die ih nah der Statistik als gegeben an- nehmen muß, zu suchen, und hier hat es mih nun ganz eigen- tümlih berührt, daß von der einen Seite immer entschiedener behauptet wird: die Honorare sind gestiegen, und wena1 von der anderen Seite Beweis verlangt wird, dann gesagt wird: ja, Honorare mitteilen um Gottes willen, wir werden das unter feinen Umständen tun; wir werden derartige Geschäfts- geheimnisse nicht preisgeben. Ja, meine Herren, dann erlauben Sie, daß ih Jhnen sage: dann können Sie nicht verlangen, daß wir Jhren Worten Glauben schenken, (Oho! bei den Ver- legern), daß die Honorare gestiegen sind, wenn Sie sih der Pflicht, die jeder für sein Wort hat, den Beweis dafür zu liefern, entziehen. Jch weiß nicht, welche Geschäftsgeheimnisse dadur sollten verleßt werden können, daß eine Ermittelung von Ziffern stattfindet, selbstverständlih ohne Namensnennung der be- treffenden Autoren, selbstverständlih für ganze größere Gruppen von gleichartigen Büchern. Jch meine, es wäre ihr eigenes Interesse, daß eine solche Klarstellung einmal erfolgte. Jch meine, daß jedes größere Geschäft dies hon von selbst der Kontrolle wegen vornehmen wird. Und warum denn, wenn solche Zahlen existieren, sie verheimlihen? wo sie in keiner Weise irgend jemand zu nahe treten, irgend jemand schädigen fönnen ?

Ueber das Verhältnis, in welhem die verschiedenen Elemente des Preises unter die verschiedenen dabei beteiligten Kreise verteilt werden, habe niht ih die Drittelregel auf- gestellt, sondern das ist eine Regel, die in der buchhändlerischen Literatur gang und- gäbe ist, die ih nur der Erleichterung wegen hier einmal zitiert habe, um darzulegen, wie verhältnis- mäßig gering die Einwirkung der Erhöhung der Seyzerlöhne sich auf den Gesamtpreis geltend machen kann. Herrn Hirsch- feld muß ih bemerken, daß das Beispiel, wo er berechnet hat, daß die Sezerlöhne um 1069/, gestiegen seien, und daß der Verkaufspreis nur um 20°/, gestiegen sei, nichts beweist. Denn nach der Rechnung, die ich vorher aufgesezt habe, würde bei einer solchen Steigerung der Segzerlöhne höchstens eine Preissteigerung um 15°/, für den Bogen haben stattfinden fönnen, und niht um 209/,, wie er angegeben hat. Auf jeden Fall scheint es mir eine der allerwichtigsten Aufgaben des Buchhandels zu sein, über die verschiedenen Kostenelemente, die ein Buch, bis es zu den Konsumenten gelangt, nah und nah einshluckt, einmal Klarheit zu verbreiten. Es ist ja heute dar- über verschiedenerlei gesagt worden. Herr Dr. Lehmann hat uns ausgerehnet, daß wir -eigentlih sehr s{hlechte Menschen sind, wenn wir überhaupt noch wissenschaftliche Bücher schreiben, und den Sortimentern zumuten, sie zu vertreiben; denn er besorgt den Vertrieb nicht bloß um Gottes willen, sondern mit Schaden und schenkt uns noch etwas dafür. Natürlich wollen wir niht den Ruin unserer Mitmenschen auf dem Gewissen haben. (Sehr richtig!) Herr Dr. Lehmann hat berechnet, daß die Spesen 10°/, betrügen von dem umgeseßten Wert; es waren, wenn ih nicht irre, noch mehr: er rechnete ca. 8 M. auf einen Wert von 50 #, das würde also ca. 16°/, ergeben. Ja, meine Herren, wenn es wirklich Sortimenter gibt, die unter solhen Verhältnissen arbeiten, dann muß ich sagen, würde die Nation sich eine Wohltat erweisen, wenn sie die betreffenden Sortimente in irgend einer Weise stille stellte und die Inhaber sonstwie versorgte. Sie würde dann doch die Möglichkeit schaffen eines billigeren Vertriebes durh andere Mittel, und einer größeren Ausbreitung der Literatur, die ja ganz zweifellos auch im Jnteresse der Nation liegt.

Was sodann die Aeußerungen des Herrn Dr. Ruprecht betrifft, so möchte ih bemerken, daß er mit der Erwähnung des Momentes der zu großen Auflagen für den Konditions- vertrieb eigentlih nichts gesagt hat, was nicht in meinem Buche selber steht. Denn ih habe gleich, als ih den Gegen- stand berührte, gesprochen von den „häufig übershäßten“ Kosten der höheren Auflagen. Jh habe am Schluß Berechnungen gegeben, die, wie ih glaube, darüber auch nicht den aller-

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