1904 / 122 p. 32 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

reden. Es fkann ähnlich gehen wie in Freiburg, daß wir uns | unter dem 1. Juli 1888 aufgestellte „Norm“ mitgeteilt wurde, \ da habe ich damals im Auftrage des Oberbibliothekariats die Antwort entworfen Und habe darin ausgesprochen, „unsere würden wohl überwiegend der Meinung sein: verzichten wir Bibliotheksverwaltung wolle um so weniger auf der Forderung Ganz | eines höheren Rabatts bestehen, als sie die ganze Bewegung

wird es ja nicht gehen, weil man bei dem Antiquariat zu lange | des deutschen Buchhandels, das geschlossene Vorgehen zu Gunsten der kleinen Sortimenter, zu denen die Tübinger Buchhändler Zeitlang wird es wohl auch so gehen, zum Schaden natürlich sämtlich zu rechnen seien, als vollberechtigt anerkennen müsse“. | Meine Herren, ih will Jhnen nicht verhehlen: Jh würde | Die

das heute nicht mehr shreiben; ih wäre damals {hon vor- bitten, die Vorschläge, die ih gemacht habe und die auh im | sihtiger gewesen, wenn wir eine Ahnung gehabt hätten von Hâtte ich da- hat ge- | mals den Auftrag erhalten, darüber Erkundigungen einzuziehen, Jahrzehnte immermehr in unseren Finanzen heruntergekommen.

sagen: jeßt müssen wir unsere Käufe am Orte aufgeben, oder Die Dozenten |

wir müssen stärker an das Antiquariat gehen. zunächst auf Neuanschaffungen, soweit es irgend geht. warten muß, unter Umständen ein halbes Jahr.

des örtlichen Sortiments.

Jch möchte mich im übrigen kurz fassen und die Kommission |

Sinne des Herrn Egelhaaf sind, ernstlih zu erwägen. Seine Magnifizenz, Herr Geheimrat Bücher,

sagt, daß der von mir entwickelte Standpunkt im Schugverein | oder hätten wir sonst irgendwie erfahren, wie anderwärts die | Verhältnisse liegen, so hätten wir sehr wahrscheinlich mit | wissenschaftlichen Wir haben den an 3D, | uns gebrahten Wünschen voll entsprochen und uns mit dem | Spige unseres Instituts stehe, habe ih unseren Bücheretat

vereinzelt wäre. Das müßte man doch abwarten.

natürlih auch eine Reihe Punkte sehr scharf ausgesprochen. Daß sie alle verwirkliht werden, daran denke ih gar nicht. Wenn Sie | von mir verlangen, daß ih für meine Person das Doppelte Vergessen Sie doch aber | unserer: Bibliothek geschlossen wurde. Ich habe hier das Schreiben des Börsenvereins der deut- |

Jh bin auch völlig uneigennüßig in dieser Frage.

bezahle, so will ih es gern tun.

nicht, daß der Professor, besonders wenn er große Vorlesungen | hat, geradezu zum Kolporteur wird, daß er die Bücher mit | Wir sprechen doch in der Vorlesung darüber. | so | Paul Parey. geschieht es zum Teil durch unsere Mitwirkung, die gar niht | ansegzung der fiskalishen Rücksicht gegenüber dem | Und 1wix |

verbreiten hilft.

Wenn streng wissenschaftliche Bücher abgeseßt werden,

zu unterschäßen ist.

Aber eine |

Jch habe |

| den Rabattverhältnissen in ganz Deutschland.

| unseren Zugeständnissen zurückgehalten. niederen Rabatt von 5°/; begnügt. ein Vertrag, der damals zwischen den Buchhändlern und hen Buchhändler vom 15. September 1888 an unsere Biblio- Darin heißt es, wir möchten „unter Hint-

Gemeinwohl“ auf höheren Rabatt verzichten.

Ich nehme an, das war |

thek, unterschrieben vom damaligen Vorstand des Börsenvereins

nur 850 M. aus 20431 A. erhalten. Das sind ja in der Tat unbedeutende Summen. Aber ih wünschte lebhaft, unsere Bibliothek hätte mit den Rabattsäßen, die den preußischen Bibliotheken bis heute verwilligt sind, rehnen dürfen. Wix hätten für 1000 M mehr Bücher in jedem Jahre kaufen können. | Und das fällt für uns gewaltig ins Gewicht. Denn, meine Herren, der Not der Sortimenter steht tatsählich die Not | unserer Bibliotheken handgreiflih gegenüber (sehr ritig!). Kaufkraft unserer Bibliotheken ist ungeheuer zurück- | gegangen. *) Im Jahr 1869/70 war unsere Tübinger Uni- | versitätsbibliothek eine der bestdotierten Universitätsbibliotheken. | Wir sind wie die anderen Bibliotheken im Laufe der leßten

Ob

Im Jahr 1870 konnten wir 49,6%, der gesamten deutschen Bücherproduktion kaufen, im Jahr 1885 1890 28,8%/,„ 1900 29,8%/, Seit ih an der schon um die Hälfte in die Höhe getrieben, von 20 000 auf 30 000 L. Aber Sie haben vorhin gehört: wir brauchen zum mindesten 50 000 Æ, um auch nur die bescheidensten Bedürfnisse einer Hochschule zu bestreiten.

Herr Dr. Siebeck, unser verehrter, verdienter Tübinger | Verleger, hat in seinem Jhnen allen wohlbekannten Vortrage | (S. 6) hervorgehoben, daß im Jahre 1900 von der gesamten Bücherproduktion auf wissenschaftlihe Literatur 19944 Werke, auf die schöne Literatur 4848 Werke entfallen seien. Meine

Jch bitte ferner auch die Frage nah dem Rabatt noch | hatten {hon ein Vierteljahr vorher auf den höheren Rabatt | Herren, die Notlage unsererder Wissenschaft dienenden Bibliotheken

einmal dringend in Erwägung zu ziehen.

oder Skonto nennen wollen, ist mir so gleichgültig, wie die | hintangeseßt. Es muß ‘doch möglih | verein in jeder Weise entgegengekommen.

Difinitionen von Kartell und Boyfkott.

Ob Sie das Rabatt | verzichtet und hatten in der Tat die fiskalischen Rücksichten Wir sind dem Buchhandel und dem Börsen- |

R

Aber, verehrte

sein, daß eine Art Staffelskonto gegeben wird, steigend mit | Herren, nun merken wir, daß sich, um an ein vorhin ge- r GAho ay So io J 2 Fi N arl | . î . info î T) BDÉ r D e Cer c , O06 " "

der Höhe der Rechnung und je nah Zahlungsfrist. Vorhin | brauchtes Bild anzuknüpfen, in dem Vorgehen des Börsen- | geschlossen, nur 1383 Werke in 3593 Bänden erwerben können. ist vom Herrn Oberstudienrat Egelhaaf auch von der Zahlungs-

frist gesprochen worden. nicht anders.

Es steht doch auch beim Schneider | Will mir der Schneider auf eine Rehnung von

100 M. bei Barzahlung nicht Rabatt geben, so lasse ih ihn

bis zum Ende des Jahres warten und trage die 100 A zum | Dafür erhalte ih Zinsen, die ich profitiere, während | hauen haben. Meine Herren, da meine ich, diesem grausamen | Genau fo ist es Herr Brockhaus hat uns

Bankier. der Schneider auf sein Geld warten muß. auch hier, kaufmännish betrachtet.

eben eine Staffelung der Sortimenter vorgetragen, die mir

gut gefallen hat.

eintreten können. bin ih aber, wenn er zur Widerlegung seines Gedankens ganz

abrupt den Schluß zieht : „ganz abgesehen davon, daß wir bei | der Gewerbefreiheit kein Mittel haben, diese Einschränkung zu | In dem andern Falle, der vorhin verhandelt worden | ist, in dem Falle X, wie ih ihn nennen will, hat der Börsen- |

machen.“

verein seine meinetwegen juristish ganz berechtigten Macht-

Nun gut, geben Sie die wissenschaftlichen | Sachen einer beschränkten Anzahl von Sortimentern, der höchsten | Stufe in der Staffelung, dafür wird auch der Schußverein | Nicht der Meinung des Herrn Brockhaus |

vereins gegen unsere Bibliotheken eine gewisse Grausamkeit verbirgt. Das kleine Shwänzlein, das uns im Jahre 1884

angewachsen ist und dessen wir uns nur wenige Jahre zu er- |

freuen gehabt haben, wollen Sie uns nun stückweis abhauen, wie Sie hon im Jahre 1888 ein erstes Stück uns abge-

Vorgehen gegenüber hätte der Grundsaß gelten müssen: prin- cipiis obsta! HSâtten wir die Folgen geahnt, so hätten wir hon 1888 das Abhauen uns nicht so leiht gefallen lassen. Jch habe hier das Börsenblatt vom 2. April d. J. mit der „Bekanntmachung“ vom 1. April 1904. Da macht der Vor- stand des Börsenvereins amtlich bekannt:

Im ganzen Deutschen Reiche haben neue Verkaufs-

bestimmungen Geltung erlangt, deren Grundsäße die

folgenden sind:

O Auf ZeitschLiften usw. darf keinerlei Skonto gewährt werden, weder gegen bar noch in Rechnung.

mittel gegen die Gewerbefreiheit in die Wagschale geworfen. | zugestandenen Ausnahmen.

Warum tut er es hier nicht ?

freiheit her.

ist, so apostrophiere ih Herrn Brockhaus in diesem Falle per- sönlich. hin brüchigen Lamprechtshen Milieutheorie. machen nicht ihn, sondern er maht die Verhältnisse. weiß ih an ihm zu schäßen.

Herr Brockhaus hat jedenfalls Temperament, hoffentlich nicht nur Temperament, Herr Prager! Vorsitzender: Meine Herren!

Gewerbefreiheit hin, Gewerbe- | Wenn wir mit einer beschränkten Anzahl von | Sortimentern rehnen können, so ist doch wenigstens eine | Möglichkeit zur Besserung eröffnet, und wenn sie vorhanden |

Er ist für mich die wandelnde Widerlegung der ohne- | Die Verhältnisse | Das | ; Deswegen meine ih: warum | soll er sih bei seinen Kollegen niht auch hierfür einseßen? |

Da heißt es: konnen über-

S 8 gilt für unsere Bibliotheken. „Einzelne besondere Ausnahmen gangsweise zwishen dem und dem Vorstande des Börsenvereins vereinbart werden.“

Für Württemberg ist in der Anmerkung bestimmt: „Auf Zeitschriften, Schulbüchher und Lehrmittel darf kein Sconto gewährt werden.“

Soll das künftig auch unseren württemb. Bibliotheken

den bisher verwilligten Rabatt erhalten? Wann kommen in

| der beabsihtigten Beschneidung des Rabatts unsere Bibliotheken | Ï Jh möchte bitten, niht | an die Reihe? alle diese einzelnen Möglichkeiten, die eben von dem Herrn |

i Soviel ih weiß, ist der Rabatt, der bis heute auf Zeitschriften noch gewährt wird, im Deutschen Reiche

Redner erwogen worden sind, nun auch wieder Jhrerseits zu | sehr verschieden. Einzelne preußische Bibliotheken erhalten noch

erörtern, sonst werden wir in Monaten nicht fertig.

Oberbibliothekar Dr. Geiger-Tübingen: Meine Herren! |

Bisher haben zu Gunsten unserer öffentlichen Bibliotheken nur solche Herren das Wort ergriffen, deren Bibliotheken \ih heute noh eines Rabatts von 10 °/,7 erfreuen dürfen.

Das veranlaßt mich, als Vertreter einer Universitäts- bibliothek, die sich schon seit Jahren mit einem Rabatt von 9% zufrieden gegeben hat, nun auch noch zu Jhnen zu sprechen. ersten Male auf in den vierziger Jahren; damals wurde von

Stuttgart angeregt, wir sollten, dem Vorgange der Stuttgarter |

öffentlichen Bibliothek folgend, von den Tübinger Buchhändlern | die wir wieder einen Rabatt erobern müssen. Meine Herren, | unmittelbar für den Buchhandel geltend gemaht worden ist

| das ; : : : j | Bibli i 3 stätigen. ere Bibli Dabei fori E Loi Bube Me n Bibliothek aus in allen Punkten bestätigen. Unsere Bibliotheken

7%, Rabatt verlangen. Jn eingehender Begründung hat der damalige Vorstand unserer Bibliothek Robert Mohl ausdrüc- lih erklärt: mit Rücksicht auf die besondere Lage von Tübingen müßten wic darauf verzichten, von unseren Buchhändlern einen Nabatt zu verlangen. So hat unsere Bibliothek Jahrzehnte lang keinen Rabatt beansprucht und erhalten. Das bestand so fort bis 1884. Bis zu diesem Jahre haben unsere Buch-

händler, und zwar 5 Buchhändler, jährlich 10-—12 000 M. | i | Ein Buchhändler war | darunter mit gegen 6000 M, auch er hatte keinen Pfennig |

ohne jeden Rabattabzug empfangen.

Rabatt zu zahlen. Mittlerweile hatte sich aber unsere Uni-

versität beträchtlich fortentwikelt, die Zahl ihrer Professoren und |

Studenten hatte sih verdoppelt. Wir sind darum nah Er- fundigungen in Stuttgart zu dem Entschluß gekommen, die Nabattfrage im Jahre 1884 wieder aufzunehmen. Wir haben von Stuttgart erfahren, daß dort durhschnittlih ein Rabatt von 71/,9/, gewährt wurde. Wir haben uns auch sagen lassen, daß zum Teil viel mehr eingeräumt war. Wir haben dementsprehend mit unseren Buchhändlern vereinbart, daß wir 7%/, Rabatt erhalten sollten.

Leider haben wir diesen Genuß nur wenige Jahre ge- habt; dann kam der Kampf, zuerst im Jahre 1888. Als die Frage einer Beschränkung des Nabatts an uns herantrat, er- klärte der damalige Vorstand der Bibliothek, daß die Ver- waltung der Königlichen Universitätsbibliothek „keine Ver- anlassung habe, in dem seitherigen Verkehr mit ihren Liefe- ranten etwas zu ändern“. Als uns aber durch unsere Tü- binger Sortimenter die vom Württemb. Buchhändlerverein

Für unsere Bibliothek tauchte die Rabattfrage zum |

|

| etats unter unserem Etat ist der der Zeitschriften allmählich

| etats, für Zeitschriften ausgegeben. Was wir heute an Rabatt

die, welche niht mehr als 12 mal im Jahr erscheinen. Ge- rade für den Rabatt auf Zeitschriften herrsht noch die aller- größte Verschiedenheit. Feste Bestimmungen sind nirgends gegeben. Darum muß ich gerade für die Zeitschriften gestehen : hier hoffe ih für unsere Bibliothek etwas wiederzuerobern, was wir 1888 in unserem Entgegenkommen gegen unsere Buchhändler preisgegeben haben, sogar, wie ih jeßt erst deut- lih erkenne, in einem gewissen Gegensaß zu der Verfügung unserer Regierung über den zu fordernden Rabatt. Wir haben stillshweigend einen Teil der Zeitschriften hon geopfert, für

| in den leßten Jahren haben unsere Tübinger Sortimenter von | unserer Bibliothek durchschnittlich jährlich gegen 20 000 | erhalten. : | unsere Bibliothek liefern, in jeder Weise entgegen. Jch habe | den Bezug durchaus spezialisiert und habe die einzelnen | wissenschaftlihen Fächer unter den Buchhändlern verteilt. Jch | verlange auch keine Ansichtsendungen, bei denen unsere Buch- händler besondere Mühe der-Auswahl haben, ih verlange auf Grund des Börsenblattes die Bücher zur Ansicht, die ih ein- zusehen wünsche. Sie sehen, es ist unseren Sortimentern die | Lieferung an unsere Bibliothek sehr leicht gemaht. Und wenn | wir dann über die Anschaffung oder Nichtanschaffung eines Werkes in kürzester Zeit entscheiden, so steht unserem Buch- händler das Buch entweder zur Versendung an irgend einen Professor frei oder, wenn wir das Werk festbehalten, so be- stellt er ein Exemplar bar nah und bringt das erste Exem- plar sonst an den Mann oder sendet es später an den Ver- leger zurück: er macht also an uns ein ganz ordentliches Ge- chäft. Für unsere Bibliotheken ist der Rabatt auf Zeitschriften von besonderer Wichtigkeit. Denn im Nahmen unseres Bücher-

ganz ungeheuer gewachsen. Unsere Bibliothek z. B. hat in den | leßten Jahren ca. 14000 M, d. h. die Hälfte ihres Bücher- |

erhalten, ist freilich nur ein kleiner Betrag. Jch habe in den legten zwei Jahren von unseren Tübinger Buchhändlern im Rechnungsjahr 1903/4bei einer an sie bezahlten Gesamtsumme von 19 304 s nur 797 F. Rabatt und im Jahr 1902/3

C E D A E

| noch etwas verdient, nicht mehr neu kaufen. E L Zt Poi Q; en

| schon für einen guten Teil der Literatur darauf geführt worden, A en U? | daß ih unseren Sortimentern zumute, die Werke nur zur Orts- und Kreisvereine | Ansicht zu schicken, und daß ich sie wieder nah genauer Einsicht | zurückschicke, | Fällen durchaus genügt in wenigen Wochen in auf- | geschnittenem Zustande zu einem wesentlih ermäßigten Preise

| | | | | | | | |

| noch einmal zu versichern,

wäre noh viel, viel größer, wenn die Angabe richtig wäre. Zum Glü ist die Zahl der jährlih erscheinenden wissenschaft- | lihen Werke viel niedriger anzusegen. Unsere Bibliothek

z. B. hat: im Jahre 1900/1, die ausländische Literatur ein-

| Aber unendlich bescheiden ist unter allen Umständen die Zahl | der wissenschaftlihen Werke, die unsere Bibliotheken tatsächlich

erwerben können. Einen guten Teil der Literatur, die wir | gern erwerben würden, können wir leider nicht mehr erwerben; | auh die schönen großen Klassikerausgaben unserer Musiker, auf die Herr Dr. von Hase hingewiesen hat, sind für uns zumeist | Früchte, die wir nicht erreichen können. So steht es auch für | unsere kleineren Bibliotheken fast mit der ganzen Kunstliteratur. | Jh kann mich für die beklagenswert geringe Kaufkraft unserer | Bibliotheken diesen großen Gebieten gegenüber wieder nur auf | die Einzelnachweise von Roquette beziehen. Die allzu be- | scheidenen Mittel, über die unsere Bibliothek der immer | steigenden Bücherproduktion gegenüber verfügt, zwingt mich auch, daß ih gerade an den großen Werken den Versuh machen | muß, sie auf billigerem Wege zu erwerben und so für unsere | Bücher etwas zu gewinnen. Dies wird überhaupt die unausbleib-

| liche Folge der Rabattbewegung sein. Wenn Sie uns den Rabatt | immer mehr beschneiden, so führen Sie uns nur dahin, daß

j

| Dann kommen in den Anmerkungen die einzelnen bis heute |

wir eben gerade die teureren Werke, an denen der Sortimenter Jch bin selbst

um sie was für unsere Bibliothek in vielen

zu faufen. Sie werden mir aber zugeben, daß man den Sortimenter-

| stand dadurch nicht unterstüßt und hebt, daß man ihm durch

gelten? Sollen wir auf keinen Teil unserer Zeitschriften mehr | has Verbot eines höheren Rabatts gerade seine besten und

sichersten Kunden immer mehr entzieht. Jh würde ja bei einer ganzen Reihe von Werken lieber bei dem Tübinger

f

Sortimenter mit 10/7, einkaufen, als daß ih diese Werke in

| Berlin oder anderwärts mit einer etwas höheren Preis-

L R i i 2 | ermußigung erwerbe. auf alle Zeitschriften einen Rabatt von 10°/,, andere nur für | Bgung

Wir müssen darum gerade auh im Interesse des Sortimenterstandes in unseren Universitätsstädten dringend bitten, daß Sie für unsere öffentlihen, der Wissen-

| schaft dienenden Bibliotheken eine Ausnahmestellung gewähren. | Jch möchte dabei für die Frage des Ausnahmerabatts, der den

Bibliotheken zugestanden werden soll, einen Gedanken aufgreifen, der heute shon berührt worden ist. Jch wünschte, daß für den an öffentliche Bibliotheken gewährten Rabatt eine Ver-

| ständigung zwischen Verleger und Sortimenter zustande käme, | nah welcher dieser Rabatt von Verlegern und Sortimentern

gemeinsam getragen würde. Was für die Bedeutung unserer

| Bibliotheken nit bloß für die Wissenschaft, sondern auch

möchte ich von den Erfahrungen unserer Tübinger haben sämtlih tagtäglih Veranlassung und Gelegenheit, dem Buchhandel mittelbar und unmittelbar zu dienen. Jch muß auch ehrlih gestehen, daß von seiten der Tübinger Buchhändler die Hilfe der Bibliothek viel häufiger in Anspruh genommen wird, als umgekehrt. Gerade wir Bibliothekare wissen auch am besten, wie schr Buchhandel und Wissenschaft auf einander angewiesen sind. Jh brauche von uns Bibliothekaren nicht daß wir einen lebensfähigen Sortimenterstand erhalten wünshen. Aber kommen Sie nun auch Jhrerseits uns dadurch entgegen, daß Sie uns durch die Gewährung einer Ausnahmestellung unsere Kaufkraft, die Jhnen wieder zugute kommt, erhalten und stärken. Jch hoffe, daß aus unserer Versammlung das hervorgeht, was für beide Teile ganz dringend notwendig ist, eine für das ganze Neich geltende, alle Bibliotheken umfassende Ordnung. Jch hoffe, daß der Buchhandel unseren Bibliotheken aus freien Stücken das gewährt, aber nun dauernder und fester, als es bisher der Fall war, was wir im Jnteresse der Wissenschaft verlangen müssen. (Bravo!)

Verlagsbuchhändler Karl Siegismund-Berlin: Meine Herren! Der Herr Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Wilmanns hat in so treffender Weise das Verhältnis des

*) vgl. „R oquette, die Finanzlage der deutshen Bibliotheken“ in der „Sammlung bibliothekwissenschaftliher Arbeiten, herausgegeben von Karl Di ruto

16. Heft, Leipzig 1902, S. 11 f.

Sortiments zu dén Bibliotheken und das der Bibliotheken zum Le iidudbantel geschildert, daß wir, die wir den E verein hier vertreten, nur erfreut sein können, eine so flare Darstellung dieser Verhältnisse gehört zu haben. Wir sind in der ‘Lage, das Gehörte Wort für Wort zu unterschreiben, und wir gestehen auh den Herren Bibliothekaren gerne zu, daß die Bibliotheken sicher berechtigt sind, gewisse Vorteile durch höhere Rabattgewährung als andere Bücherkäufer zu erhalten. Wissen wir doch, daß die Ansprüche, die die Herren Bibliothekare an das Sortiment stellen, im großen und ganzen nicht so s{hwierig zu erfüllen und so zeitraubend sind, wie solche im allgemeinen oft von den Bücherkäufern gemacht werden. Aber, meine Herren, man kommt immerhin bei der Rabattfrage und bei der Rabattforderung bald an eine bestimmte nicht zu über- \hreitende Grenze. Es ist ja bereits gestern dur den Mund des Herrn Börsenvereinsvorstehers ausgesprochen, und von uns anerkannt worden, daß sich durch die verschiedenen Rabattsäße bei Lieferungen an verschiedene Bibliotheken Mißstände er- geben haben. Wir wissen ganz genau, daß Sie Recht haben, wenn Sie sagen: in München werden 71/,%/,, in Berlin 10/6 Rabatt gegeben, weshalb sollen in Münster nur 2°/0 gewährt werden, und Sie sind wohl berechtigt zu fragen: wie fommt das? das, was die Berliner Buchhändler, was die Münchener Buchhändler ermöglichen können, das müssen naturgemäß auch die Münsterer Buchhändler leisten. Nun aber, meine Herren, sind Sie doh nicht in der Lage, fo in die einzelnen Betriebe hineinzusehen, daß Sie nunmehr audh sich unterrichten fönnen über die Spesen und die Verdienste, die der Münchener, der Berliner oder der Münsterer Buchhändler hat. Es ist einwands- frei festgestellt und dies von Herrn Geheimrat Bücher auch heute ja mehrfach erwähnt worden, daß der Rabatt, der auf wissenschaftlihe Bücher gegeben wird, 259/59 beträgt und mit Benugung von allen möglichen Vorteilen fih im Durchschnitt auf 28°/, beziffert. Es ist ferner festgestellt, daß die Gesamt- spesen, die das Sortimentgeschäft hat, durchschnittlich 18/6 des Bruttoumsaßes betrügen. Die Spesen sind nicht niedriger als 12°/,, fie gehen aber teilweise hinauf bis zu 259/,- und der Durchschnitt ist im allgemeinen 18/4. Meine Herren, wenn Sie die Summe von 18°/, Spesen abziehen von den 28/5, die durchshnittlih als der Bruttogewinn zu berehnen sind, so müßten Sie mir zugeben, daß die Grenze, bis zu welchet wohl im äußersten Falle gegangen werden kann, 10%/% Nabatt ijt, daß aber jedenfalls 10°/, Rabatt ein solcher ist, der tatsächlich einen Gewinn nicht übrig lassen kann.

Meine Herren, Sie werden mich nun fragen: aus welchem Grunde kommen die Buchhändler dazu, an die Bibliotheken oft ohne jeden Gewinn zu liefern? Nun, es fommt eben eins zum andern. (Heiterkeit.) Es ist selbstverständlich, daß mit der Lieferung an Bibliotheken die Besorgung von Auslands- literatur, von Antiquariat und dergl. verbunden ist. Am Anti- quariat wird durhschnittlih ein höherer Gewinn erzielt, als bei Bezug der neuen Bücher- abfällt. Jch will mich in dieser

S

Arbeit als unmöglich, sie ist deshalb bei der 2. Auf- i lage ganz fallen gelassen worden. : Der beste Beweis, daß auch die Reichsregierung diesem Stand-

punkte beigetreten ist, ist die Gegenwart des Herrn Dr. Ganghofer, der ja die allgemeine Literatur hier in unserer Versammlung vertritt. Es ist in der Tat ganz un- möglich, meine Herren, daß in Provinzstädten Buchhandlungen existieren können, welche sich auf die Käufer der einen oder der andern Kategorie stüßen. Der Provinzhandel hat noch etwas behalten von der alten encyklopädischen Richtung der Buchhändler überhaupt. Jn großen Städten, wie Berlin und Leipzig, ist es möglich, daß sich die Sortimenter in Spezial- |

handlungen trennen und von diesem Spezialvertrieb oder von dem Vertrieb nur wissenschaftlicher Werke leben können. Wir in der Provinz können es nicht. : Jch wende mich zu den von Herrn Geheimrat Bücher bemängelten großen Absaßspesen, die der Sortimenter hat. Er erwähnte bei Gelegenheit der Wellmannschen Aufstellung, daß Spesen von 20 °/, des Absaßes ganz unmöglich wären, und | er fragt ih habe es notiert —: „wie machen wir den | Sortimenter wieder leistungsfähig?“ Gestatten Sie mir, meine Herren, für meine Firma hier kurz zu erwähnen | die hier anwesenden Herren Kollegen vom Verlag kennen | ja meine Firma und wissen es —, daß meine Firma für | leistungsfähig gilt, trogdem ih Jhnen versichern muß, daß |

meine Spesen speziell in den legten 10 Jahren nie unter 20 °/, des Umsages gewesen sind; sie sind sogar in einigen | Jahren wesentlih höher gewesen, was mit den Konjunkturen | zusammenhängt, wodurch die Industrie sehr gedrückt worden | war, wodurch die Absaßverhältnisse sehr shwierige waren und | der Umsay sehr stark zurückging. Meine Herren, ih erwähne, | daß die Spesen tatsählih ja verschiedener Natur sein können, bei Herrn Wellmann sind sie besonders hohe durch die große Leihbibliothek; ich habe ja eine solche nicht. Dagegen habe ih | wesentlich höhere Kosten für das Geschäftslokal “als Herr Wellmann. Ja, meine Herren, der eine sucht sein Geschäft | auf diese Weise zu machen, der andere auf jene; die Haupt- |

dabei auszukommen.

diesen mageren Jahren eben noch existieren konnte, und daß ih bei den 20 °/, immer noch ganz gut existiere aus dem

zu erhöhen.

Das führt mich nun noch zu des Herrn Geheimrat Bücher und zu einer Bemerkung, die der von mir sehr hoh verehrte Herr Reichsgerichtsrat Dr. Spahn gestern geäußert hat, daß doh der Sortimenter

niht mehr so sorgt für den Betrieb, wie es in früheren |

Jahren war. Die Schilderung des Herrn Reichsgerichtsrat Dr. Spahn aus der Zeit, als er noch in der Provinz war, hat mich außerordentlih interessiert. Jh habe mir gesagt:

das war doh noch einmal ein Kunde nah dem Herzen der |

Frage nicht weiter äußern und möchte ih zu den Kommissions- verhandlungen,

angesehen werden, auf welchem eine Einigung zwischen beiden |

die zum Glück nun doch als derjenige Boden |

Sortimenter. N | es i | wirklih erfreulih, wenn man sieht, wie das Interesse für Literatur in dieser Weise gepflegt wird. Auch die eine Be-

Parteien herbeigeführt werden soll, bemerken, daß bei diesen Kommissionsverhandlungen von Jhnen, meine Herren, doch nicht

die 10°/6 als derjenige Rabatisa DaIIIE, WEDER MEl, L | woch der nächsten konnte sie wieder abgeholt werden schen |

auf alle Fälle von seiten des Buchhandels zu gewähren ist.

Jch möchte nun nohch ein paar Worte an Herrn Geheimrat Bücher richten. Herr Geheimrat Bücher erklärte vorhin, daß die verschiedenen Rabattsäße und die verschiedenen

Verkaufsbestimmungen im allgemeinen nur auf dem Papier | ständen, und daß speziell in Berlin es Buchhandlungen gäbe, |

die durch irgend welche Manipulationen es ermöglichten, einen höheren Rabatt zu gewähren. Meine Herren, ih habe die Ehre, der Vorsigende der Berliner Vereinigung zu jein, des- jenigen Ortsvereins, dem es sagungsgemäß zusteht, über die Ausführung der Saßzungen des Börsenvereins und über die Durchführung der Verkaufsbestimmungen zu wachen. Zur Ehre des BerlinerSortimentsbuchhandels möchte ichhierin aller Oeffent- lichkeit konstatieren, daß der Berliner Buchhandel fest und ganz auf dem Boden des Börsenvereins steht und gewissenhaft die Sayungen, Verkaufsbestimmungen einhält. Wenn der Herr Geheimrat Bücher anführt, daß durch eine Mietsbücherei

oder einen Lesezirkel es möglih wäre, Bücherbezüge mit 25% |

und 30°/, zu machen, so möchte ich doch den Herrn Geheimrat

Bücher einmal bitten, bei einer Anzahl von Firmen, die |

er in seinen Notizen hat, anzufragen, ob diese nun auc tat- sählich immer in der Lage sind, die in ihren Verzeichnissen mit Rabattsäßen von 25 und 30/6 aufgeführten Bücher zu liefern. (Zuruf: Jawohl!) Herr Geheimrat Bücher wird oft von den betreffenden Firmen ein gedructes Formular er- halten, durch das ihm mitgeteilt wird, daß das gewünschte Werk zur Zeit antiquarisch nicht vorräâtig sei, daß es aber zum Neupreise von so und soviel Mark ihm zur Verfügung stehe. Meine Herren, wir im Vorstande der Berliner Vereinigung sind gerade über solche Angebote, wie- sie Herr Geheimrat Bücher hier erwähnte, mehrfach in Beratungen getreten, und wir haben immer und immer wieder feststellen fönnen, daß die Manipulationen der betreffenden Firmen vollständig einwandsfrei gewesen sind. Jh möchte das zur Ehre des Berliner Buchhandels hiermit ausdrücklich festgestellt haben.

Buchhändler Bernhard Hartmann - Elberfeld: Meine Herren! Herr Brockhaus hatte vorhin von vier Kategorien gesprochen, in welche die Bücherkäufer zu teilen wären, und Herr Dr. Giesecke hat das aufgegriffen;_ er hatte ihm zuge- stimmt mit den Worten: „um die ersten beiden Kategorien handelt es sich hier ja bei uns.“ Meine Herren, das muß ih vom Standpunkt des Provinzialsortiments entschieden als unrichtig bezeihnen. Nicht nur, daß Herr Geheimrat Bücher in seiner Schrift in dem Vorwort zur zweiten Auflage ausdrücklich sagt:

Die anfänglich beabsichtigte Beschränkung der Dar- stellung auf die Herstellung und den Vertrieb der wissenschaftlichen Literatux erwies sih im Verlauf der

merkung des Herrn Reichsgerichtsrats, er habe in einer Woche

die Ansichtssendung bekommen und am Dienstag oder Mitt-

Sie, das ist der rihtige Mann, der sich gleih dahintersegt und nicht eine Ansichtssendung monatelang dabehält, sodaß

man eben noch Zeit hat, es zur Messe wieder zurück- zuschicken. E Es is nun in einer Stadt wie Elberfeld, die eine große Ausdehnung hat es handelt sih ja niht nur um Elberfeld, sondern um das ganze Wuppertal, das ganze bergische Land mit seiner dihten Bevölkerung —, sehr schwierig für den Sortimenter, Ansichtssendungen zu machen. Jch bin auf den Gedanken gekommen, ein s{hönes Geschäftslokal ein- zurichten, damit die Kunden gern zu mir kommen. Es ist ein Abteil eingerichtet, wo die Novitäten ausliegen. Jede Woche werden sie auf die Tische gebreitet. Jch stehe auch dabei. Jch werde allerdings persönlich sehr viel in Anspruch genommen. Das tue ih gern. l j des Herrn Geheimrats Bücher, daß das Sortiment im all- gemeinen für den Kunden, der irgend eine Auskunft ver- langt, doch nur wenig leiste. Ja, ih will nicht wieder Vel ins Feuer gießen, aber es hat mich geshmerzt, daß auf Grund des einen Beispiels, welhes Herr Geheimrat Bücher anführte, glei verallgemeinernd gesagt wurde: das Sortiment

peinlich berührt, daß ein Beispiel häufig genügt, um den ganzen Stand verantwortlich zu machen. Es ist ja ganz rihtig, Herr Brockhaus hat es schon gestreift, daß die Leipziger Kollegen vielfah in der Lage sind, ein größeres Lager zu halten. Das ist nicht so hlimm für fie; sie können sebr shnell zu den Kommissionären hingehen und zu den Ver- legern, die hier wohnen, und können sih die Sachen be- schaffen. Ganz anders ist es bei uns in der Provinz. Jch halte ein ziemli großes Lager ) ih will mich ganz kurz fassen, aber ih muß doch darauf eingehen, weil es eine ganz prinzipielle Sache ist, die für die Stellung des Provinzialsortiments, welches ja in einem sehr schlechten Rufe steht, von Wichtichkeit ist Herr Geheimrat Bücher sagt, er hätte das Buch absichtlich nit genannt, fondern nur gesagt: es ist ganz kürzlih das Buch erschienen, und dann hâtte der betreffende Gehilfe im Volckmarschen Verzeichnis nachgesehen. Meine Herren, ih muß sagen, wenn das in meinem Geschäft passierte, so würde ih dem Gehilfen sagen: wenn das noch- mal vorkommt, daß Sie einen folhen Mißgriff machen, dann kann ih Sie für den Verkehr mit dem Publikum nicht mehr verwenden. Denn, meine Herren, jeder irgendwie unterrichtete Buchhändler weiß, daß die Verzeichnisse der Barsortimenter niht so schnell auf dem Laufenden gehalten werden können, daß ein in den legten Tagen erschienenes Buch in diesen

is Umsag so hoch gestalten kann, um Y gan I De d A : A u Bei vek s, 24 of Spesen ist mir | das nicht, um die Leistungsfähigkeit meines jungen Mannes

immer noch so viel übrig geblieben, daß ih zur Not auch in |

Grunde, weil ich alles Mögliche getan habe, um den Umsaß |

der weiteren Frage |

Ja, meine Herren, glauben Sie mir, es ist |

man manchmal etwas, was im April oder Mai vorgelegt D j im Januar oder Februar nächsten Jahres wieder erhält, sodaß |

Das führt mich eben zu dem Vorwurf |

tue nihts! Das gerade hat mich bei der Lektüre des Buches |

(Zuruf) —, verzeihen Sie, |-

Verzeichnissen {hon enthalten ist. Dafür gibt es ja andere

ilfsmittel und ih Bort A in Gegenwart der Herren Gelehrten für die ausge- zeichnete wöchentliche Bibliographie, die auf Veranlassung des Börsenvereins von der

wird. | Schlagworte, die diesen Verzeichnissen beigegeben werden,

möcht jegt einmal ein Wort einlegen

Hinrichshen Buchhandlung hergestellt Seit 10 Jahren ist es möglih, daß man durch die

immer nell das betreffende Buch findet. Í i Jch möchte Jhnen zum Schluß meiner Ausführungen ein kleines Vorkommnis erzählen, das vorige Woche unter meinen Augen in meinem Geschäft passiert ist. Sie mögen daraus ersehen, wie Angestellte, wenn sie nicht ganz auf dem Holzwege sind, verfahren. Es gibt eine sehr große Anzahl tüchtiger An- gestellter, die genau dasselbe leisten, was mein Herr geleistet hat. Ein Kunde verlangt ein philosophishes Werk aus den leßten 10—15 Jahren von Laroche. Dér Mann hat das niht im Gedächtnis, schlägt die Kataloge nah und sagt: Jh bedaure, können Sie mir nicht nähere Angaben machen Laroche, ist es vielleicht aus dem Französischen? Der Name kommt ja in der deutschen Literatur auch vielfah vor.

| Der Kunde sagt: Ja, es ist vielleicht eine Uebersegung. Der

junge Mann meint: Vielleicht Larochefoucauld ? Ja.

Er schlägt weiter nah, findet aber immer noch nichts. Be Ueber den Jnhalt wissen Sie nichts? Nein. - Fun nimmt er das Brockhaus'she Lexikon zur Hand, s{lägt den betreffenden Artikel nah in der Meinung, er würde es wohl gleih finden. Es ist ein ziemlich langer Artikel, 21/, Spalten. Der Kunde soll niht lange warten; er fängt deshalb von hinten an zu lesen und findet „Pensées“. Lg haben wir es! Es ist nicht überseßt. Er liest weiter, Da findet er denn, im 17. Jahrhundert sind die „Maximes“/ von Larochefoucauld erschienen. Nun fFieht er bei Reklam na, die Nummer so und so. Der Mann kriegt sein Hestchen Reklam für 20 F und geht vergnügt von dannen. Meine Herren, eine halbe Stunde lang hat mein Angestellter infolge der mangelhaften Angabe des Kunden suchen muü)jen und hat dann schließlich ein Bändchen verkauft für 20 Z. Der Profit ist natürlih ganz geringfügig. Meine Herren, ih sage

ans Licht zu stellen. Solche Vorfälle kommen in jedem | Geschäft fast täglich vor, und da meine ih, müssen wir dafür | sorgen, daß tüchtige junge Leute, die sich dem Sortiment | widmen, dem Buchhandel erhalten werden dadurch, daß wir | den Buchhandel überhaupt ertragsfähig machen. |

Professor Dr. Pietshmann - Göttingen: Meine Herren! | Jch bin genötigt worden, hier das Wort zu ergreifen, durch | einen Passus in der Rede des Herrn Verlagsbuchändlers | Dr. Ruprecht, der das Kartell zur Verlangsamung der Liefe- rungen verteidigte, das sich in einer Universitätsstadt, die ich ' niht näher bezeichne, gebildet hat, und diese Maßregel in das | milde Licht des kaufmännischen Betriebes zu seßen versuchte. | Meine Herren, ih will bei dieser Gelegenheit nit die ganze | Menge von Erfahrungen auskramen, die ih im langjährigen amtlichen Verkehr mit Sortimentern gewonnen habe. Jh ' habe viele hohachtbare Firmen kennen gelernt, viele, die ihr Geschäft ausgezeichnet verstehen. Jch habe aber auch manchen mangelhaften Betrieb ganz in der Nähe gesehen, “und ih | kann es mir sehr gut erklären, wenn hon vor der Bücherschen Denkschrift und vor der Begründung des Schußvereins bei sehr vielen Leuten, deren Bücherbedarf über den Gelegenheits- fauf zu Geschenkzwecken und dergleichen hinausgeht, keine besonders günstige Stimmung bestand. Jh habe hier einen Brief von einem der ersten Gelehrten ih sage nicht Deutsch- lands, ih sage der Welt über seine Erfahrungen, die er in verschiedenen Universitätsstädten mit dem Sortimentsbetrieb dieser Städte gemacht hat. Er hat darin ein so vernichtendes und bei seiner Klarheit so einleuhtendes Urteil gefällt, daß ih Bedenken trage, es hier zu verlesen, obgleih es mir zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt ist, weil ih nicht be- absihtige, Gegensäße zu vershärfen und Verstimmungen zu er- zeugen. Jch kann jedoh es nicht gutheißen, wenn ih BSL dergleichen Sachen begegne, wie, daß Zeitschriften, die pro completo bezahlt werden, ohne Titelblatt bleiben, daß, wenn das Titelblatt dreimal reklamirt wird, die Antwort eintrifft : Beim Verleger vergriffen, und dann erst der Bibliotheksvor- stand darauf aufmerksam machen muß, daß die Zahlung pro | completo die Lieferung eines vollständigen Exemplars und | daher auch die Lieferung eines Titelblatts bedingt. Jch ver- misse auch Findigkeit, wenn z. B. bei der Bestellung eines \ |

Werkes eines hervorragenden Fachgelehrten ein Buchhändler,

der eigens für ein Lesezimmer dieses Faches liefert, das Buch | nicht ermitteln kann, obwohl der betreffende Buchhändler ein | Interesse für diesen Autor haben müßte, da er gerade in dieser | Universitätsstadt gelebt hat. Was soll man dazu sagen, daß, wenn dann der betreffende Buchhändler umständlicherweise einen Brief an einen Kollegen in Straßburg schreibt wo der erwähnte Gelehrte jegt wohnt, weiß er —, um sih zu erkundigen, ob das Buch existiert, um dann nochmals mit der Nachricht zu kommen, daß dieses Buch nicht lieferbar, auch in Straßburg unbekannt sei. Und, meine Herren, dieses Buch ist von der Firma B. G. Teubner verlegt; es steht natürlich in den gedruckten „Mitteilungen“, welche diese Firma mit be- fannter Liberalität den Buchhandlungen zur Verfügung stellt, woraus die sih so s{hön belehren können. (Eine Erläuterung zugleih zu der Verwertung der Drucksahen!) Dies alles will ih beiseite lassen, auch andere Fälle, daß z. B. ein Buch nah der Titelangabe im „Literarischen Zentralblatt“ bestellt wird, und es erfolgt der Bescheid, das Buch sei auch in Leipzig ganz unbekannt; auf dem Titel jedo steht Kircheisen, Leipzig, und daneben Mittler & Sohn, Berlin. Das Buch ist 1902 erschienen und wurde etwa im November 1903 be- stellt, stand also im „Hinrichs“.

Es sind das zum Teil vielleicht Kleinigkeiten. Nach der Ueberzeugung also des Herrn Dr. Ruprecht handelt es sich nun bei jenem Kartell, das da in einer Universitätsstadt sih ge- bildet hat, recht geradezu um ein eminent kaufmännisches Unternehmen. Das wäre einmal ein Anlauf zu kaufmännischem

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