1904 / 122 p. 36 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

50 Jahren die erste Anregung zu dem Urhebergeseß gegeben hat. Er hat im Jahre 1857 einen Geseßentwurf ausarbeiten lassen und mit dieser Ausarbeitung keine Buchhändler beauf- tragt, sondern drei der damals angesehensten juristischen Schrift-

steller, die Herren Heydemann, Hinschius und von Rönne, von | | | ih mich nicht aussprechen. 1 zehnten und vor 100 Jahren damit sehr shlimme Erfahrungen

denen er überzeugt sein konnte, sie würden nicht etwa nur die Interessen ihrer Auftraggeber vertreten, sondern auch die Interessen des Standes, dem sie angehörten, die Jnteressen der Autoren. Das ist auch in vollstem Maße geschehen. Ferner ist es der Börsenverein gewesen, der durch seine Ver- lagsordnung auch zu dem Verlagsgesez die erste Anregung gegeben hat, und er darf von sih sagen, daß er in der Ver- lagsordnung die Rechte der Autoren in derselben Weise ge- wahrt hat, wie die Rechte der Verleger. Es ist das vielfach auch ausdrücklich anerkannt worden.

Meine Herren, in diesem friedlichen Verhältnis ist aller- dings zu meinem großen Schmerz durch die Gründung des Akademischen Schußvereins eine Aenderung eingetreten. Ent- schuldigen Sie, meine Herren, wenn ih offen ausspreche, schon in dem Namen, den sih dieser Verein gegeben hat, erblicke ih eine Beleidigung für den Buchhandel. Es handelt sich doh nicht um einen Schug wie gegen Räuber und Betrüger, es handelt sich nur um die Wahrung der Rechte der Autoren. Aber in dem Worte Schußverein, werden Sie mir zugeben, liegt so etwas, als wenn man sich wie gegen Bettler und Hausierer shüßen müßte. Es wäre nach meiner Ansicht viel richtiger

gewesen, einen anderen Namen zu wählen, z. B. Akademischer Autorenverein oder so ähnlih. Indessen, das nur nebenbei.

Ueber die Denkschrift ist bereits gesprohen worden, und es wäre jeßt nicht der richtige Zeitpunkt, noch viel darüber zu sagen. Aber das muß ih doch noch aussprechen, daß die Art, wie der Buchhandel darin behandelt worden ist, wohl eine Berechtigung für die Abwehr bildet, die der Denkschrift zuteil geworden ist. Der Buchhandel hat nie die Berechtigung der Autoren bestritten, sich ebenso zu vereinigen und zu organisieren, wie der Buchhandel fich organisiert hat. Aber, meine Herren, so dankbar wir im Buchhandel für jede Be- lehrung sind, die uns zuteil wird, an der Organisation, die ih in den leßten Jahrzehnten und hon seit einem halben Jahrhundert allmählih im Buchhandel entrwicelt hat, werden Sie troß aller guten Ratschläge, die Sie uns geben, nichts ändern. An dieser Organisation werden wir festhalten, und eine derartige Reform des Buchhandels, wie Sie sie be- absihtigen, ist vollständig aussichtslos. Wir werden an den Grundsägen, die wir bewährt gefunden haben, nah wie vor vollständig festhalten.

Herren, man hat auch gesagt, an der Ueber- vroduktion wäre der Buchhandel {huld. Auch dagegen sich ausführlich zu verwahren, ist jezt nicht der richtige Zeitpunkt. Aber über diese Ueberproduktion wird vor 50 Jahren und länger schon ebenso geklagt wie jeut, und es ift schon hervor-

ori j die Herren Autoren

0 gehoben worden, day dara! jedenfalls

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ebenso schuld sind, wenn niht mehr, als der Buchhandel. In dieser Beziehung wird es Sie vielleicht interessteren, wenn id Ihnen mitteile, daß die Ueberproduktion wenigstens insofern von dem Verlagsbuchhandel nicht vershuldet ist, als von unserer Firma z. B., die Ablehnungen von Verlagsanträgen etwa 959/, der Angebote im Durchschnitt der leßten Jahre betragen haben, und daß neuerdings die Ablehnungen im deutschen Verlagsbuchhandel noch zahlreicher erfolgen als früher, und zwar aus Anlaß des Mißtrauens, welches gegen die Verleger ausgesprohen worden ist. Nach einer Berechnung die von anderer Seite angestellt worden ist, betragen neuer- dings die Ablehnungen in dem gesamten deutschen wissen- schaftlihen Verlagsbuchhandel durhschnittlich 90°/, der Ver- lagsanträge!

Meine Herren, erlauben Sie mir gleich noch eine Spezialität zu beantworten, die Herr Geheimrat Bücher eben erwähnt hat. Es betrifft das ein Verlagswerk, das in der

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Firma erschienen ist, der ih angehört habe, mich umsomehr berechtigt, j noch ein als ich damals der älteste Firma war und insofern die Verantwortung für die damaligen Verhandlungen persönlich r

und ih fühle

Wort zu sagen,

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übernehmen müßte. Herr Geheimerat Bücher hat gesagt, wenn er uns geschrieben hätte, wir möchten doch lieber den Preis seines Buches statt auf 10 auf 6 H. stellen, | wir wahrscheinlich einem jungen Autor gegenüber geant1 haben, wir fönnten uns nicht darauf einlassen. Meine H ih glaube, wir hätten dem Autor eine andere

Antwor geben. Da hier ein bestimmtes Honorar ausgemacht w ) Ere

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nah dem Absag von, ih glaube, 500 Eremplaren, so würden wir geantwortet haben: gut, wenn Sie die Ueberzeugung haben, daß das Buch dann besser geht, dann wollen wir die Bedingungen einfach ändern und entweder sagen, statt nah 500, soll das Honorar nah Absaz von 600 Eremplaren fällig sein, oder das festgeseßte Honorar soll prozentual geändert werden.

Aber, meine Herren, nachdem ih Vorstehendes gesagt habe, sprehe ih meine Freude darüber aus, daß durch den Antrag auf Einsezung einer Kommission nach meiner Ansicht der richtigste Weg eingeschlagen worden ist. Jch zweifle nicht, daß dieser Antrag zur Annahme gelangt und zu einer Ausgleichung der Gegensäße führen wird. Verschwinden werden die Gegensäße nicht, denn wie id schon sagte, der Buchhandel wird nah meiner Ueberzeugung zweifellos an seiner bisherigen bewährten Organisation im ganzen und im einzelnen festhalten müssen, und ebenso wird der Buchhandel es den Autoren nicht verdenken, wenn sie nah wie vor ihre Rechte zu wahren suchen. Aber in der Weise, wie es in der

Denkschrift vorgeshlagen worden ist, weiter vorzugehen, würde ih im Interesse der Autoren selbst für höchst bedenklich | halten.

Meine Herren, es ist gesagt worden, wenn die Herren | Autoren mit den Verlegern so unzufrieden sind und behaupten, | daß diese alles falsch betreiben und gegen die Interessen der Autoren handeln, so gibt es nur zwei Wege: Entweder den

| das fönnte uferlos werden,

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Buchhandel umzugestalten | Jhnen nicht gelingen —, h | zuschalten und einfah die Bücher selbst zu verlegen und selbst

leßtere wäre nach meiner Ansicht dann aber ob es der richtige ist, darüber will Es sind hon in früheren Jahr-

zu vertreiben. Das der einzige Ausweg,

gemacht worden, und die würden sih wahrscheinlich wieder-

holen. Jch hoffe aber, wie gesagt, scheinbar sih widerstreitenden Interessen, die indes s{ließlich doh auszugleichen find.

Einen Wunsh möchte ih bei dieser Gelegenheit noch aussprechen, daß allerdings die Kommission mit möglichster Beschleunigung arbeitet Bank schiebt, sondern hoffentlih {hon im Jahres zu einer Sißung und zu endlich wieder ein friedliher Zustand handel und der Wissenschaft eintritt, wie er durhaus wünschens- wert ist. (Bravo!)

Verlagsbuhhändler Albert Brockhaus-Leipzig: Meine Herren! Jch habe mich verpflichtet gehalten, heute vormittag zu Herrn Geheimrat Bücher zu gehen und ihm mein Be- dauern über einen Teil der Aeußerungen, die ih vorgestern getan habe, auszusprechen. Jch habe die Freude, Jhnen sagen zu dürfen, daß er diese meine Aeußerungen freundlich aufgenommen und einer Verständigung zwischen uns zuge- stimmt hat, daß bei den zukünftigen Verhandlungen heute und in der Kommission das persönlihe Moment vollkommen in in den Hintergrund trete und wir nur rein sahlich uns be- fehden, soweit das absolut notwendig i. O habe die Hoffnung, daß Büchershen Werkes die persönlih verleßenden Stellen nicht mehr enthalten wird, die in der ersten und zweiten Auflage enthalten sind, und ich möchte an Herrn Geheimrat Bücher, wie ih es vorhin privatim getan habe, die Bitte richten, daß er schon heute einen Ausdruck als nicht zutreffend bezeichnen möchte, der ihm selbst viel Feinde unter den Verlegern ge- macht hat und der zusammenhängt mit dem Verlagsvertrag, von dem er vorhin gesprochen hat. diesen Verlagsvertrag zum Schlusse:

„Wir waren und sind

Er sagt da nämlich über | i; : B E i S E J : ) | wie uns allen die Zornesader geshwollen ist, als wir in

und, meine Herren, das wird | oder aber den Buchhandel aus- |

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daß die Kommisfion | | Mittel und Wege finden wird zu einer Ausgleihung der |

und die Sache niht auf die lange | Laufe eines halben | Vorschlägen kommt, damit zwischen dem Buch- |

Verlagsbuchhändler Dr. de Gruyter - Leipzig: Meine Herren! Jh möchte das eine betonen, daß es notwendig ist, in die zu wählende Kommission einzutreten und aus diesen Verhandlungen herauszugehen mit der vollen Anerkennung der Parität nicht nur der Rechte, sondern auh des wedsel- seitigen Respekts, der wechselseitigen Achtung des sittlichen

Besißstandes in jeder Beziehung. Jch hatte heute früh doch wieder ein wenig die Empfindung bei der Eröffnungsrede des Herrn Geheimrat Bücher, daß er uns als Angetlagte betrachte, die sich zu exkulpieren hätten. Diesen Versu der Rollen- verteilung lehnen wir entschieden ab. Als im vorigen Sommer der Akademishe Schußverein dem gesamten Buch- handel und dem Verlagsbuchhandel insbesondere den Scheide- brief schrieb, wurde in einer Gegenschrift auf die Liebesbeteu- rungen hingewiesen, die in den Vorjahren bei den Leipziger Cantatefesten Vertreter der Wissenschaft dem Verlagsbuchhandel gemacht haben. Das war meines Erachtens nicht das Ver- halten einer klugen Frau. Aber ih halte es ebenso wenig für angemessen, daß von der Gegenseite immer wieder eißelne

| unleugbare Fehler und Unarten aus dem Buchhandel hier ' herangezogen und verallgemeinert werden, mit der bestimmten

die bald erscheinende dritte Auflage des |

Tendenz, den Buchhandel in seiner Gesamtheit und seine Einrichtungen zu diskreditieren. Meine Herren, peccatur intra et extra muros, und das Ausmaß von Geduld und Nachsicht, das der Verkehr zwischen Verlegern und Autoren beiden Teilen auferlegt, ist auf der einen Seite nicht größer und nicht geringer als auf der anderen. Die Versuchung lag für uns in diesen Tagen nahe, dem Beispiel unserer Gegner zu folgen und an einzelnen Fällen von Beschwerdematerial, das wir so gut in der Tasche haben wie Sie, die Schwächen und Mängel der anderen Seite zu geißeln. Mit einer größeren oder fleineren Pandorabüchse könnten wir Jhnen Alle dienen. Wir verzichten darauf und glauben damit dem

| versöhnlichen Geist am besten zu dienen, der Gott sei dank

beide der Ansicht, daß eine solche Schmach der ganzen Nation |

offenbar werden muß.“ Jh habe die Hoffnung, daß diesen meinen Wunsch erfüllen wird. Besonders danfenswert finde ih es von seinem Stand- punkt, daß er die zu beanstandenden Verlagsverträge, die ihm lge einer Umfrage zugekommen sind, uns hier nicht vor- at, sondern sie in der Kommission vorlegen will, für dankenswert auch, daß er auf eine Erörterung des jen Rechtes des § 26 des Verlagsgeseßes ver- zichtet, zu dessen scharfer Jnanspruhnahme Zirkular Nr. 4 des Schußvereins besonders auffordert. Wir werden in der Kommission sicher Gelegenheit haben und nehmen müssen, uns mit diesem § 26 auseinander zu seßen, und ich halte es des- weaen ebenfalls für richtig, daß hier überhaupt nit über gesprochen wird. Mich selbst aber halte ih für ver- Herrn Geheimrat Bücher den besonderen Dank aus-

Herr Geheimrat Bücher

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@ ) Ge pflichtet, hen, daß das nicht zu geschehen hat. Nun noch eine Mitteilung. Der Vorstand des Börsen- vereins hat selbstverständlih jede Seite der Büchershen Denk- schrift mit großer Aufmerksamkeit durhgelesen und kommentiert. r ist weit davon entfernt, etwa sagen zu wollen, daß in den Beziehungen zwishen Autoren und Buchhändlern nicht Ver- nisse vorkommen fönnten, die vom Standpunkt der guten aus zu beanstanden sind. Wir wissen, daß in jedem de und so auch bei uns, einzelne Menschen und einzelne orkommen können, die die ehrenwerte Gesamtheit icht mit ihren Anschauungen übereinstimmend betrachtet. ir möhten zu unserm Teil dazu beitragen, daß dergleichen r verallgemeinert werden, noch überhaupt vor die effentlihfeit gebraht werden müssen, und wir möchten DeS- egen unsere Bereitwilligkeit dazu erklären, vielleicht in Ver- der Verhandlungen in der Kommission, auf Einseßung jiedêgerihts hinzuwirken, welches zweierlei Aufgaben

n sollte: entstandene Schwierigkeiten, die aus Verlags- resultieren, unter Ausschluß des Prozeßverfahrens

: zu befürhtende Entstehung von Schwierigkeiten aus Verlagsanträgen im Keime zu ersticken dadurch, daß durch Anrufung dieses Schiedsgerichts eine Aeußerung einer ange- sehenen, sachverständigen und selbverständlih aus beiden Teilen

ammengeseßten Körperschaft stattfinden kann.

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freilih dessen bewußt, daß ein solches Schiedsgericht nur dann Ausficht auf Anrufung hat und nur dann nicht Papier stehen bleiben wird, wenn es niht beschlossen wird ¿wischen dem Afademishen Schugverein als solchem und dem

jeßt durch diese Reihen geht. Herr Geheimrat Bücher hat mir gestern abend geklagt, er habe wirklich niht begriffen, warum von unserer Seite so viel Schärfe in die Angriffe gegen ihn hineingelegt worden sei, nicht in dieser Versamm- lung, aber in der Streitliteratur des leßten Jahres. Herr Geheimrat Bücher ermißt eben auch zur Stunde noch nicht,

seinem Buche solche Worte lasen: „Es gibt glülicherweise noch genug Verleger, welche des

| Glaubens leben, daß ein Buch nur dann der Vervielfältigung

und Verbreitung würdig ist, wenn es ihnen als Erzeugnis

| frei schaffenden Geistes dargeboten wird, und die danach

| auch ihre geschäftlihen Beziehungen zu

Mir find uns |

auf dem |

Börsenverein als solchem, sondern daß dazu gehören würde, |

daß die Allgemeinheit der Jnteressengruppen an der Zusammen- sezung dieses Schiedsgerichts beteiligt wäre. Von anderen Berufsständen wissen Sie, meine Herren, daß Schiedsgerichte ihre Funktionen bestens erfüllen. Warum sollte das nicht auch bei uns möglich sein, warum sollte es nit gelingen, auf freundliche

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m, schiedlihem Wege auszugleichen, was etwa an |

viderstreitenden Interessen vorhanden ist. So denken wir | uns, daß der Gedanke in der Kommission und dann wieder 1

D im Vorstande des Börsenvereins erwägenswert ware, ob wir

| mit dem Schugverein und den Schriftstellervereinen eine

Vereinbarung treffen könnten darüber, ein Schiedsgericht ein- zusezen zu den Zwecken, die ih genannt habe.

Jch möchte Sie bitten, heute nicht über die Frage der Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit zu debattieren, denn insbesondere wenn wir uns dar- über aussprechen sollten, welche Kategorien von Autoren heran- zuziehen find. Das kann in der Kommission geschehen, aber

| ih hielt mich für verpflichtet, hier namens des Börsenvereins | diesen Vorschlag zu machen.

zu den Schriftstellern regeln. Aber sie sind do zusehends in der Abnahme be- griffen, und in dem Maße, als die Jagd nah dem höchstmög- lichen Gewinn mehr zum Leitmotiv des Verlagsgeschäftes wird, als die bestellte nah dem Grundsaße „billig und s{leht“ gearbeitete Ware überhand nimmt, sinkt auh die Schäßung des Buches in der öffentlihen Meinung, und es wird auf das Niveau der bloß für das Tagesbedürfnis berechneten Zeitungsliteratur heruntergedrüdt.“

Jch glaube, meine Herren, wenn einer von uns auf den Markt getreten wäre und hätte etwa gesagt: „Es gibt noch idealistisch veranlagte Vertreter der Wissenschaft, aber sie sind zusehends in der Abnahme begriffen“, ein Schrei der Entrüstung wäre mit Recht durch die deutschen Lande gegangen. Mein verehrter Herr Nachbar, der auch Buchhändler ist, sagt, die soeben verlesene Auffassung sei zutreffend. Jch begnüge mich, dieses Urteil des Herrn Luckhardt festzustellen. Meine Herren, Herr Geheimrat Bücher konnte uns sagen, der deut- sche Verlagsbuchhandel ist in manchen Punkten besserungsbe- dürftig; aber er warf uns Degenerierung vor, unD da darf er sich über geharnishte Erwiderungen nicht wundern. Jh nehme an, Herr Geheimrat Bücher hat damals, als er das schrieb, gedaht: greif niemals in ein Wespennest, doch wenn du greift, dann greife fest. Er hat nicht in ein Wespennesi gegriffen, sondern in ein Bienennest, die Bienen haben fich gewehrt, und darüber kann er sih nit beschweren. Gegen maßlos übertriebene Angriffe haben wir uns mit Zorn und Energie zur Wehr geseßt.

Meine Herren, in Einzelheiten möchte ih heute nicht mehr eintreten. Mit der Frage der Honorare, der Verlags- verträge und vor allem auch mit dem Problem, wie der literarischen Ueberproduktion auf dem Gebiete der Wissenschaft zu steuern wäre, wird die demnächst zusammentretende Kommission sih zu beschäftigen haben. Nur jo viel hier noch, daß nach der Meinung einsihtiger Männer, auch aus den Kreisen der Wissenschaft, der Buchhandel sicherlich nicht allein die Schuld daran trägt.

Buchhändler Luchardt- Leipzig: Meine Herren! Jch möchte, ehe ih näher auf die Materie eingehe, die ih für sehr wichtig halte, eine kurze persönliche Bemerkung voraus- chicken. Es handelt sich darum, daß eine von mir gestern getane Aeußerung vom Herrn Kollegen Springer nicht richtig aufgefaßt ist, und ih möchte nicht, daß seine Auffassung in die Welt hinausginge. Jch erkläre also ausdrülih, daß ih nit gesagt habe, daß der deutshe Verlagsbuchhandel materiell von dem Leipziger Kommissionsbuchhandel abhängig wáre- Das Wort materiell ist von mir gar nicht gebraucht worden; es handelt sich nur um eine Stellungnahme des gesamten Buchhandels gegenüber dem Leipziger Kommissionsgeschäft- und ih denke nicht daran, zu behaupten, daß der deutsche Verlagsbuchhandel in solchem Abhängigkeitsverhältnis stände.

Nachdem ih dem Kollegen Springer die genügende Auf- flärung gegeben zu haben glaube, fomme ih zu dem eigent- lichen Thema, das nah meiner Ansicht mit das wichtigste it, das uns überhaupt beschäftigt. Wenn Herr Professor Piersgill vorhin gesagt hat, daß unter den Autoren ein ziemlich ver- breitetes Mißtrauen gegen die Verleger bestände, und wenn er ferner daran anfnüpfte, daß ihm zufällig einige derartige Verträge zugegangen und Handlungsweisen zu Ohren gekommen sind, wonach ein Verleger am nächsten Tage den zehnfachen Betrag des Honorars bezahlen will, den er vorher geboten hat,

so muß ih sagen: ih habe auf Grund meiner über 40 jährigen Erfahrung im deutshen Buchhandel \o etwas nicht kennen gelernt. Jh muß gestehen, daß für mih vom ersten Augen- blick an immer nur der Gedanke gewesen ist, mih mit den Autoren in ein möglichst freundschaftlihes Verhältnis zu stellen, und ih konstatiere, obgleih ich sicher 1000, vielleicht 1500 Verlagsverträge abgeschlossen habe, daß der Prozentsaß, wo eine Differenz mit den Autoren stattgefunden hat, beinahe faum zu nennen ist. Jh konstatiere ferner, daß, wenn in

dieser Beziehung auf den verschiedensten Gebieten überhaupt |

Differenzen entstanden sind, dies nur dann der Fall war, wenn es mir nah unglaublichsten Mühen und enormen Opfern gelungen war, einen Autor groß zu machen, und er dann durch andere Einflüsse von dem Wege abzubringen versucht

wurde. Gestatten Sie mir einige Fälle ih werde au Namen nennen. (Lebhafter Widerspruch.) Jch bitte um |

Entschuldigung, die Namen, die ich nenne, gehören teilweise |

verstorbenen Autoren an. (Lebhafter Widerspruch.) Vorsißender: Jch möchte bitten, auf die Namennennung

zu verzichten; die Personen interessieren uns ja nicht. Buchhändler Luckhardt- Leipzig: Gut, fangen wir die

Sache so an. Jch bin junger Sortimentsbuchhändler in dem

| Arbeiten handelt.

väterlichen Geschäft, und es kommt eines Tages der Postdirektor |

der Stadt und bestellt bei uns zwei Exemplare irgend eines Buches, das wir absolut in keinem Katalog finden. Alle An- strengungen sind vergeblih, das Buch gibt es gar nicht. Jnfolgedessen gehe ih zu dem Postdirektor, der doch eine sehr

wichtige Persönlichkeit ist, und sage ihm: Wir haben uns die |

größte Mühe gegeben, das von Jhnen bestellte Buch zu finden, aber vergeblih, das kann nicht existieren. es existiert, sonst würde ih es nicht bestellt haben; ich will es Jhnen zeigen. darauf steht: „Im Selbstverlage des Verfassers.“ Jch schreibe an den Verfasser: bitte mir zwei Eremplare Jhres Buches mit Rechnung zu übersenden, bekomme aber keine Antwort. Sechs Monate später bekomme ich ein kleines gedrutes Zirkular,

Doch, sagt er, |

Da greift er aus dem Fach ein Buch heraus, |

in welchem der Verfasser mitteilt, daß die bestellten Exemplare | | ein wesentlihes Moment für die Beurteilung des ganzen

vorgemerkt seien und demnächst eine zweite Auflage erscheinen würde, und er dann noch das Weitere mitteilen würde. Sache interessierte mich. Jch mußte kurz darauf nach Leipzig fahren und ging zu dem Mann hin, der in der Nähe don Leipzig wohnte. Da finde ih einen Beamten in hervorragender Stellung. Jch sage ihm: Sie sind doch ein komischer Kerl, warum machen Sie so viel Umstände. Ach, sagte er, sehen Sie, ih habe sehr viel Dienst, ih kann die Arbeiten und die Erpedition nur in meinen freien Stunden machen, die erste Auflage war sofort verkauft, und ih habe immer noch keine Zeit gefunden, die zweite Auflage fertig zu stellen. Nun ih: Jch will Jhnen etibas sagen, ih will Jhnen diese Arbeit ab-

Die |

nehmen, verkaufen Sie mir das Buch, ih will die zweite |

Auflage bringen. Ja, wissen Sie, ich kann es aber nur, wenn Sie mir ein Honorar geben, umsonst kann ic es niht machen. Aber das ist selbstverständlich, sage ih, was wollen Sie denn dafür haben? Na, 100 Taler.

Bon, hier, alter Freund, |

fommen Sie her, machen wir einen Vertrag, Sie überlassen |

mir die zweite Auflage mit der Bedingung, daß Sie auch alle | | ein, warum er dieses mir zum Gefallen tun sollte.

weiteren Auflagen liefern; aber eins will ich Jhnen sagen,

wir wollen niht 1000, sondern gleih 2000 Exemplare drucken, |

und ih gebe Jhnen ein entsprechend höheres Honorar. Autor, der mir sein Buch verkauft hat bis jetzt sind von diesem Buh über 50000 Eremplare abgeseßt —, war ver- pflichtet, mir jede weitere Auflage für das ausgemachte Honorar zu geben. Da ich aber ein gutes Geschäft machte, zahlte ih

Der |

ihm für jede neue Auflage mit Vergnügen das dreifache | Honorar, und infolgedessen habe ih natürlich au alle übrigen |

Merke des betreffenden Autors bekommen, und wir haben beide ein vorzüglihes Geschäft gemacht. Jch will damit sagen, meine Herren, jeder Verleger hat, wenn er sieht, daß er mit einem Autor einigermaßen gut fährt, do unter allen Umständen das höchste Jnteresse sich mit ihm so zu stellen, daß die Ge- schäftsverbindung für beide Teile aufrehterhalten bleibt.

Vorsizender: Vielleicht darf ih den Herrn Nedner bitten, bei der Anführung von einzelnen Beispielen sich eine Beschränkung aufzuerlegen. nach.

Buchhändler Luck hardt-Leipzig: Jh möchte ja die Sache in keiner Weise aufhalten; ih hielt es nur für rihtig, das Verhältnis zwischen Autoren und Verlegern auch noch von einer anderen Seite zu beleuhten. Aber da die Zeit so

. vorgeschritten ist, will ih darauf verzichten, auf die übrigen

Beispiele einzugehen. Jm übrigen stehe ih auf dem Stand- punkt, daß die Hauptarbeiten shließlich doch in der Kommission zu erledigen sind. Jm Laufe dieser Tage haben wir \o viel Material angesammelt und müssen das weitere Material der Kommission zur Verfügung stellen, damit die Arbeiten der- selben fruhtbringend werden fönnen.

Geheimer Regierungsrat, Universitätsprofessor Dr. Lexis- Göttingen: Meine Herren! Da ih auch einige Erfahrung in bezug auf das Verhältnis zwischen Verlegern und Autoren habe, so möchte ih mir erlauben, ganz furz die allgemeinen Eindrüe darzulegen, die ih dabei empfangen habe. Jch spreche nur von der spezialwissenschaftlichen Literatur, und auf diesem Gebiete habe ih nach allen meinen Erfahrungen sowohl unmittelbar, als auch nach dem, was ih sonst gehört habe, die Empfindung, daß hier das Verhältnis ein durchaus befriedigendes ist. Eine Ausbeutung auf diesem Gebiete kann überhaupt meines Erachtens nicht stattfinden. Ausbeutung ist denkbar, wenn es sich um Uebersezungsfabriken Handelt oder um populärwissenschaftlihe Literatur; aber was die spezial- wissenschaftlihen Arbeiten betrifft, so ist schon deswegen hier feine Ausbeutung anzunehmen, weil es sch um ein Objekt von ganz besonderer Art handelt. Ein wirklih \pezialwissen- schaftlihes Werk ih schließe dabei auch die Lehrbücher, Kompendien, Enzyfklopädien usw. aus ist für den Autor über- haupt kein Marktobjekt, es wird von dem Verfasser nicht ge- schrieben, um einen pekuniären Gewinn aus dem Honorar zu ziehen; er mag andere prafktishe Absichten dabei haben, aber

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die Absicht, es als Verkaufsobjekt zu verwerten und dabei einen Gewinn zu erzielen ist für ihn nit bestimmend. Jch möchte wohl wissen, ob jemals eine assyriologische oder schwere mathematische Arbeit des Honorars wegen veröffentliht worden ist, und das gilt überhaupt von allen Arbeiten dieser Art. Also es liegt hier eine ganz besondere Kategorie vor. Der Verfasser eines solhen Werkes steht außerhalb des Wirtschafts- gebietes, der Verleger dagegen allerdings auf dem wirtschaft- lihen Boden. Es ist also von vornherein ein eigentümliches Verhältnis vorhanden, es stehen sih zwei gewissermaßen inkommensurable Kategorien hier gegenüber. Der Verleger ist auch in bezug auf wissenschaftlihe Arbeiten bald mehr, bald weniger kulant, er kann mehr oder weniger Anerbietungen machen. bereit ist, mehr oder weniger vorsichtig zu sein bei dem Ein- seßen in eine Lotterie, wie der Herr Vorredner das mit Recht angedeutet hat, eine Lotterie, die ganz unzweifelhaft in allen

Aber das ist stets so aufzufassen, daß der Verleger |

Fällen vorliegt, ist, wo es sih um rein spezialwissenschafliche |

und sagen, der Marktwert des Manuskripts einer \pezial- wissenschaftlichen Arbeit ist im allgemeinen null oder negativ

Ja, man kann hierbei noch weitergehen

und die daran geknüpften Folgerungen, eine solhe Erregung im Buchhandel hervorgerufen haben, daß es meine Pflicht war, dieser Erregung einen, wie ih glaubte, maßvollen Ausdruck zu geben. Jch glaube, meine Herren, Sie alle und auch Herr Geheimerat Bücher werden mir gern das Zeugnis geben, daß ih bemüht war, in meiner Abwehr eine maßvolle Sprache zu führen. Daß ich in diesem Punkte nicht allein stehe, daß selbst Kollegen des Herrn Geheimrat Bücher seine Haltung mißbilligen, das beweist die Auslassung des Herrn Professor Wissowa und seine Besprehung des ganzen Streites. Jh will Jhnen die betreffende Stelle aus Wissowas Aufsaß nicht vorlesen, denn das könnte vielleicht wieder unnötige Erregung hervorrufen, und wir sind ja hier, um uns zu vertragen. Alles andere, was Herr Geheimrat Bücher gesagt hat, hat bereits mein Kollege Voigtländer beantwortet in bezug auf das Urheberrecht und das Verlagsreht. Jch möchte nur mit zwei Worten feststellen: der Geseßgeber hat es ausdrülih abgelehnt, bindendes Recht zu shaffen. Es ist also beiden Teilen möglich, in einzelnen Ausnahmefällen das Gese abzuändern. Jch stelle hier fest, daß ih es meines Wissens überhaupt noch nicht

| abgeändert habe, und daß ih mich lediglih nah dem Gesetz richte.

ih glaube, die Mehrzahl dieser Arbeiten bringt dem Verleger |

überhaupt nichts ein. Nehmen wir die ganze Reihe der Schriften des Vereins für Sozialpolitik, die Schmollerschen oder die von anderen Professoren herausgegebenen staatswissen- schaftlihen Sammlungen, kein einziges dieser Bücher hat eine zweite Auflage erlebt. Sie sind seit 30 Jahren im Handel, und es befinden sich. darunter doch sehr wertvolle

Werke. Es liegt in der Natur der Sache, daß diese Bücher |

feinen ausreichenden Absatz finden, wodurch der Verleger einen nennenswerten Gewinn machen könnte.

Also meiner Ansicht nah scheidet bei den spezialwissen- schaftlihen Werken die Honorarfrage für den Autor aus. Es gilt das also, wohlgemerkt, niht für Lehrbücher, Kompendien und Enzyklopädien, vollends nicht für populärwissenschaftliche

Literatur, aber für die streng wissenschaftlihe Literatur muß man es meines Erachtens festhalten, und das gibt

Verhältnisses zwischen Verlegern und Autoren auf diesem Ge- biete ab. Jch selbst kann sagen, ih habe alle Phasen, die hier mögli find, durhlaufen. Bei meinem ersten Buch habe ih absolut niht daran gedacht, daß ih mir ein Honorar aus- bedingen könnte, und auh nicht, daß der Verleger irgend ein Nisifo übernähme, sondern ih habe ein glattes Geschäft ge- macht und gesagt: drucken Sie die Sache, ih trage die ganzen Kosten, es wird aber von den Exemplaren, die verkauft werden, die Hälfte des Ladenpreises mir in Anrechnung gebracht. Nach 2 oder 3 Jahren kam die Abrehnung, und da waren 150 von den 500 Eremplaren verkauft, ein Resultat, das meine Erwartungen weit überstieg, und ih habe mit Be- friedigung die 150 Taler rechnungsmäßig einkassiert und noch

| wird: das oder das ist nit anständig.

ungefähr 250 Taler zugezahlt. Nah ein paar Jahren sagte |

mir der Verleger: wir wollen doch den Rest einftampfen, und ih war damit einverstanden. Bei Uebernahme des honorar-

| entgegenzuwirken. | als die Verleger, ist mir zweifellos.

freien Manuskripts würde der Mann etwa 200 Taler Schaden | erlitten haben am eigenen Vermögen, und ih sehe gar nicht | | Herrn Verleger Jahr für Jahr genaue Abrechnungen über

In

cinem anderen Falle habe ih schon ein viel besseres Geschäft |

gemacht, indem ih dem Verleger die Sache übertrug. Jch bekam kein Honorar, er trug die Kosten, und ih glaube, im Laufe der nächsten Jahre wird die Auflage wohl erschöpft sein, und dann bleibt vielleicht für den Verleger etwas übrig. Aber ih beneide ihn gar nicht darum, ih finde das auch ganz in der Ordnung. Auch wenn die Absaßzmöglichkeit für bekanntere Autoren etwas gesteigert ist, halte ih immer noch

für derartige Spezialwerke ein Honorar von 50 bis 60 M. | | für den Bogen für genügend; mehr kann meines Erachtens

der Verleger nit anlegen, wie das eben die erwähnten Bei- spiele aus der staatswissenschaftlihen Literatur, die doh heut- zutage eine Art Modeliteratur darstellt, beweisen. Ueberhaupt

| mute ih meinerseits dem Verleger niemals zu, daß er Opfer

| bringt.

Die Aufmerksamkeit läßt sonst |

Er braucht keinen wissenschaftlichen Jdealismus zu zeigen, er ist nicht Mann der Wissenschaft, sondern der Jdealismus ist Sache der Autoren, wenn es sich um wijssen- schaftliche Arbeiten handelt. Aber es gibt doch einsichtige und weitblickende Verleger, die in der Tat derartige Opfer bringen.

| Aber auch ihnen mute ih niht zu, daß fie es aus reinem | Jdealismus tun. Meinetwegen kann ein Verleger, der Millionär

ist, zu seinem Privatvergnügen mal ein paar Tausend Mark für ein Keilschriftwerk opfern. Aber wenn er es tut, so tut

er es in der Regel einerseits, um gewisse Verbindungen auf- |

reht zu erhalten, gleichviel welcher Art, was ihm sehr wert-

voll fein kann, ferner tut er es auch wegen der Lotterienatur |

des wissenschaftlihen Verlages. Da muß man eben mit vielem probieren, allerdings nicht aufs Geratewohl, sondern mit eigenem Urteil über die Sache, und da kann man unter Um- ständen neben vielen Nieten auch mal einen Treffer ziehen. So macht es sih ganz von selbst, daß ein einsichtiger Verleger

| manches nimmt, wovon er weiß, daß es keinen pekuniären

Vorteil bringt, wenn es sich um Anknüpfung und Erhaltung wertvoller Verbindungen handelt. Demnach bin ih der An- Ot, daß in dem sireng wissenschaftlichen Gebiet das Ver- hältnis von Verlegern und Autoren in Deutschland befriedi- gend gestaltet ist.

Auf anderen literarischen Gebieten allerdings können Ausbeutungsverhältnisse entstehen, wie fie überhaupt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern überall vorkommen, vielleicht aber doch hier seltener als auf dem Gebiet der Jndustrie und der materiellen Produktion überhaupt.

Kommerzienrat Dr. Trübner-Straßburg i. E.: Herr Geheimrat Bücher hat an einer Stelle meiner Schrift, die er verlesen hat, Anstoß genommen. Er hat das aber mit solcher Ruhe und Objektivität getan, daß ich gern auf das Wort verzichten würde, wenn es nicht gewissermaßen zu meiner Rechtfertigung nötig wäre, festzustellen, daß die Stelle in seinem Buch, auf die der angeführte Passus aus meiner Schrift die Antwort bildet, nämlich die Anführung cines Verlagsvertrages

J stelle ferner fest, daß es auch Fälle gibt, wo die Autoren das Gese abändern, indem sie, namentlich in neuerer Zeit, Ver- träge nur für eine Auflage abschließen. Also, meine Herren, was das Geseß bietet, bietet es beiden Teilen, und wenn Herr Professor Bücher von Zeit zu Zeit Verlagsverträge bekommt, die niht einwandfrei sind, so glaube ih annehmen zu dürfen, daß dies so ziemli alle sind, gegen die überhaupt ein Ein- wand erhoben werden kann. Wollte man ihm alle normalen Verlagsverträge schicken, so glaube ih, müßte Herr Geheim- rat Bücher ein besonderes Lagerhaus einrichten, um sie aufzu- stapeln.

Universitätsprofessor Dr. Krüger - Gießen: Meine Herren, ih werde zu diesem Punkte nur Dinge vorbringen, die den Verlegern angenehm zu hören sind. Erstens möchte ich für den vortrefflihen Gedanken des Schiedsgerichts meinen be- sonderen Dank sagen. Jch habe dazu nichts zu jagen, da die Einzelheiten in die Kommission gehören. Nur um eine Ergänzung möchte ih Sie bitten in bezug auf derartige Dinge, wie wir sie vorhin gehört haben, die doch zweifellos eine

Unreellität darstellen. Können nicht solhe Fälle vom Autor bei der Verlegerkammer so heißt doch wohl die Jnstanz

ehrenrätlich anhängig gemaht werden, so daß entschieden l Wenn dann ein Ver- leger derartiges wagt, wie wir es gehört haben, so ist er gebrandmarkt in den Augen seiner Kollegen. Vielleicht wäre das in Ergänzung zu dem, was über das Schiedsgericht gesagt ist, in Erwägung zu nehmen.

Bezüglich der Honorarfrage bin ih derselben Ansicht, wie Herr Professor Lexis. Jch vertrete auch den Standpunlit, möglichst geringes Honorar für solhe wissenschaftlichen Arbeiten zu zahlen. Das wäre auch ein Mittel, der Ueberproduktion Daß hier die Autoren mehr {huld sind Aber es gibt noch einige Wege, um diesem Schaden entgegenzutreten, die mir niht un- praktish zu sein scheinen. Z. B. erhalte ih von meinem

den Absay aller von mir verfaßten oder herausgegebenen Verlagsartikel. Es ist wohl gesagt worden, das sei eine Art Geschäftsgeheimnis und interessiere auch die Autoren nicht. Jch glaube aber doch, solche Abrechnungen können auf die Autoren geradezu erziehlich wirken, und ih kann sagen, daß es mir z. B. sehr nüßlich ist, zu lesen, daß der Absay regel- mäßig hinter den Erwartungen zurückbleibt. Es ist nur gut, wenn den Autoren es mal unter die Nase gerieben wird, daß es nicht so leiht möglich ist, die Sachen zu vertreiben, wie sie es sih denken; das wirkt dann etwas besänftigend auf die Rroduktion. (Heiterkeit.) Jh kann mir auch nicht denken, daß dagegen geschäftlih etwas einzuwenden sein sollte. (Zuruf: Durchaus nichts!) Aber nüglich ist es sicher, selbst wenn es der Autor nicht haben will. Freilih läßt sih denken, daß,

| wenn mal ein Buch sehr gut geht, der Autor etwas happig

(Heiterkeit.) Was Herr Dr. Siebeck in seiner Broschüre berührt und u. a. au auf meine Bitte hin nicht gestrichen hat, die Un- annehmlichkeiten und Verluste, die dem Verleger aus der Un- pünktlihkeit der Autoren erwachsen, halte ih für fehr wichtig. Es muß Mittel geben, die Autoren zur Pünktlichkeit ans zuhalten. Jch meine natürli nicht solhe Fälle, wo Sie mir antworten fönnten: wenn wir ihn dazu anhalten, dann macht er überhaupt niht mehr mit. Wenn ein Autor sih zu einem bestimmten Termine verpflichtet hat, warum soll er nicht Kon- ventionalstrafe bezahlen, wenn er unpünktlich ist? Die Kon- kurrenz ist übrigens auch bei uns fo groß, daß, wo es ih um Grundrisse und ähnliches handelt, also um Artikel, an deren pünktlihem Erscheinen dem Verleger sehr gelegen ist, er sagen kann: gut, willst Du nicht, so gebe ih den Grundriß einem Anderen. Jch bin sehr für Konventionalstrafen. Bei

wird.

| wissenschaftlichen Monographien kommen Sie ja nicht in Frage,

weil hier am pünktlihen Erscheinen lediglih der Autor ein Interesse hat, nicht der Verleger, der doch nichts daran ver- dient. Ueber die Form läßt sih reden, aber ih weiß zu gut, wie unendlich oft gebummelt wird, und wie fürchterlichen Aerger man als Verleger oder als Redakteur hat, wenn die Lieferungstermine nicht innegehalten werden.

Sodann die Autorenkorrekturen. Das gehört zum Teil noch in das Gebiet der Kosten. Die Anrechnung dieser Autorenkorrekturen ist unbedingt notwendig, damit der Autor si niht immer auf den alten bequemen Einwand zurücziehen fann: ih muß erst sehen, wie meine Worte im Druck aus- sehen. Das soll er sih vorher überlegen, und wenn er das niht tut, dann muß er au bezahlen. Er kann nicht ver- langen, daß der Verleger es tut, und die Rücksicht auf den Preis des Buches spricht hier sehr ernstlih mit. Leopold Rgnkes Weltgeschichte ist, wie man sagt, auch dadurch so un- geheuer teuer geworden, weil der Verfasser am Saß fortgeseht geändert hat. Jch glaube, daß alle diese Erwägungen, wenn

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