1855 / 25 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Handstreich nehmen.“ Von allen bei diesem Kriegsrathe an- wesenden Generalen war Prinz Napoleon der einzige, welcher die Ansicht des tapfern Admirals - getheilt hat. Und beide Oppo- nenten haben an den heißen Schlachttagen in der Krim bewiesen, daß sie auch für eine halbverlorene Sache dennoch ihr Blut und Leben zu opfern bereit sind. General Canrobert, welcher jeßt die durch ihre Bestimmung so wichtige Aufgabe zu erfüllen hat, seßte zwar bis zur Stunde die Belagerung des minder wichtigen Theils der Festung fort und {lug alle Angriffe der Russen unter den ungünstigsten Verhältnissen tapfer zurü, Aber als erfahrener General fam er au zu der Einsicht, daß er auf diesem Wege faum zu seinem Ziele gelangen dürfte.

Die Basis für das Unternehmen der Alliirten bildet bis ur Stunde das Meer. Die Regixrungen, die JIntendanz und die dmirale haben das Aeußerste gethan, um das Landheer mit allen

Bedürfnissen auf mögliche Weise zu versorgen. General Canrobert hat sih jeßt auch noch eine andere Basis zu gründen gewußt, die Waffenpläße Baläklava, Kamieschbai und Eupatoria ; die An- höhen des linken Tschernajaufers dienen shon jeyt als Muster von ras{ improvisirten festen Werken. Auch is er mit dem nöthi- gen Proviant reihlih versehen. Neuestens fordert er aber, wie bestimmt versichert wird, sechs Divisionen Paketpferde à 1500 Stü, mithin 9000 Pferde, um den Feldzug gegen die Russen zu eröffnen. Es wird ferner behauptet, daß es immerhin in dem Be- reiche der Möglichkeit, ja svgar der Wahrscheinlichkeit liege, es werde der südlihe Stadttheil von Sebastopol in die Hánde der Alliirten fallen. Aber selbst nach diesem Resultate is General Canrobert

vollkommen im Rechte, zu fordern, daß man ihm diejenigen Mittel

liefere, welche dazu gehören, um eine Armee operationsfähig zu machen. Als es sich vor zwei Jahren darum han- delte, den Feldzug von Montenegro in die Herzego- vina und nach Türkisch - Albanien mit einer Streitmacht von 20,000 Mann zu eröffnen, wurden dem betreffenden Kommandan=- ten 17,000 Pferde zur Disposition gestellt, Die Alliirten in der Krim haben aber nicht einmal hinreichende Pferde zur Fortschaffung ißrer Feldgeshüße. Es ist daher zu erwarten, daß dem dringenden Berlangen des Generals Canrobert entsprochen werde.

Wir vernehmen, Eupatoria nebst den türkishen Streitkräften des Omer Pascha, auch 2 starke französische Divisionen des Generals Pelissier si zu sammeln haben, um von dort aus gegen die Verbindnngs- straßen von Simferopol zu operiren, und um Perekop, den Schlüssel von Taurien, den Russen aus der Hand zu winden. Die Namen dieser zwei Generale haben allerdings einen Klang, daß man von ihrer Leitung nur Rühmliches er- warten kann. Die Streikkräfte des Generals La Marmora werden sich unter der Protection der pontischen Flotte im Busen von Kaffa ausschiffen, und die Verbindungs- straßen des Isthmus von Arabad bedrohen. Dieses pie- montesishe Detachement, welches sich dahin am 28, Februar ein- zuschiffen hat, wird durch einige englis - französishe Streit- kräfte’ verstärkt werden, und 6s dürste der englishe General Kanon (?), welcher den Omer Pascha soeben nah Eupatoria be- gleitet, und der vor einigen Wochen in dem Meerbusen von Kaffa genaue Rekognoszirung vorgenommen hat, dem pie- montesishen Feldherrn N eben werden. Der Marschall Raglan ‘und der franz h e General Bosquet werden ißre Operationen am rechten Ufer der Tschernaja fanzlei und mit den \ämmtlichen Reserven im Hauptquartier vor Sebastopol, um die Bewegungen der Feldherren zu unterstüßen und zu decken. So lautet der neueste Kriegsplan der Alliirten, der kein Geheimniß mehr ist. Es handelt sih jeßt niht mehr darum, ob Sebastopol noch belagert, oder ob einige tausend Soldaten mehr oder weniger im Lager sterben. Alles ,- was seit der Schlacht von Inkerman am taurishen Boden geschieht, ist ein passiver Kampf, der allerdings große Opfer kostet, aber den Ueberlebenden und fris A P aus dem Bosporus unberechenbare Vortheile bie-

rD,

Dem „Journal von Konstantinopel‘“’ vom 15. Januar entlehnt der „, Moniteur ““ nachstehende Mitlheilung: Das Dampfschiff „„Gorgone“‘, welches heutè aus der Krim anlangte, brachte Nach= rihten bis zum 12ten mit. Ungeachtet des starken Schnees und Frostes sind die Belagerungs - Arbeiten bis auf 45 Meter vom Plaße vorgeschritten, welcher viel von dem Feuer der neuen Mörser - Batterieen zu leiden hat, Die Haltung der Truppen ist vorzüglih. Die Sterblichkeit unter den Russen, welche zahlreiche Entbehrungen zu ertragen haben und viel Leute bei den täglichen Sharmügzeln verlieren, i beträchtlich,

_Das Dampfschiff „Napoleon“, beladen mit Kriegsmaterial und . Wintereffekten für die französishe Armee, ist am 14ten von Kon- stantinopel nah Kamiesh-Bai abgegangen.

Ein Dampfschiffsahrtsdienst für den Transport von Brettern,

Steinkohlen und Holz von Sinope und Samsu Balaklava und Eupatoria wird eingerichtet. Ta a Fefe

bemerkt die „Oester. Militär =Ztg.“, daß in -

j auszu= | führen haben und der General Canrobert bleibt mit der Detail- |

Die Berichte aus der Krim reichen, wie man der „Wes, Ztg « aus Wien mittheilt, dort bis zum 16. Januar. Die Ges Pelessier und Niel sollen noch im leßten Drittel d. Mts, auf E Kriegsschauplaye eintreffen, Von kriegerischen Ereignissen is nit zu berichten, doch wird bemerkt, daß die Ausfälle der Russen ih häufiger als sonst wiederholen und den Alliirten die Ausbesserungs.

arbeiteu an ihren durch den Regen und das von den Bergen

herabströmende Schneewasser beschädigten Redouten sehr er

Am 13. d. gönnte der Feind seinen Belagerern ungetrübie K Jn Sebastopvl feierte man den Neujahrstag und die Wiederkehr der beiden Großfürsten Nikolaus und Michael. Von den Höhen des englishen Lagers aus sah man die russischen Truppen “zur Parade auêrüdcken. Die Großfürsten haben der R ae einen Kaiserlihen Gruß aus Petersburg mitgebracht.

Aus Malta, 20, Januar, wird dem „Moniteur“ vom 27, Ja. nuar berichtet, daß dort der englishe Dampfer „Ripon““ eingetroffen ist, welcher den General Uhrich und einen Theil der Kaiserlichen Garde-Brigade am Bord hat; ferner die englische Fregatte „Vulcan“ mit einer Abtheilung desselben Corps (Grenadiere) und der-Dampfer S mit L und M Pferden für die Krim.

myrna, 17. Januar. er Schnee liegt 1 Fu es Vat 2 Grad Kälte. f t 4:00 10,0

Damaskus, 28, Dezember. Jn Mesopotamien is ein neu Aufstand der Kurden ausgebrochen, Die N Ote Vaud zwei mit reihen Waaren beladene Schiffe auf dem Tigerz hin- gene Militair soll von den Aufrührern vertrieben wor-

en sein.

Nußland und Polen. Aus St, Petersbur g, 21, Ja- nuar, erhált die „H. B. H.“ nachstehende, wohl noch der Best tigung bedürfende- Mittheilung : Der Mangel an Leuten im Alter von 21—30 Jahren in der öüstlihen Hälfte des Reis, wo dem- nächst die zwölfte theilweise Conscription stattfindet, hat die Regie- rung veranlaßt, dieselbe als eine „extraordinaire‘’ Aushebung ins Werk seyen zu lassen. Der Minister des. Jnnern hatte sich über- zeugt, daß sowohl die besteuerten städtischen Einwohnerklassen, als auch die Leibeigenen von Privatgutsbesißern außer Stande sein würden, die erforderlihe Anzahl Rekruten aufzubringen, wenn die oben angegebene Altersklasse nebst dem vorgeschriebenen Maße in Betreff der Größe des*Mannes eingehalten bleibe. Er trug daher darauf an, der

Kaiser möge gestatten, zur Conscription für die außerordentliche A

Aushebung Individuen vom 20sten bis zum 37sten Lebensjahre heranzuziehen und der Loosung alle diejenigen Jndividuen zu unter- werfen, welche bei gewöhnlichen Rekrutirungen vom Soldatendienste frei sind, weil ihre Väter und Brüder bereits dienen oder die auf Grund anderer Exemptionsvorschriften davon befreit sind, Ju allen Städten und Flecken soll außerdem die Altersklasse von 3 und 37 unbedingt zur Aushebung kommen. Die Rekruten- Kommissionen sollen ' ermähtigt werden, besoudere Rekrutenklassen von „einzigen“ Söhnen und von solchen Jndividuen zu enk- werfen, die einer Familie angehören, in der zwei Söhne vor- handen, wenn dies zur Beschleunigung der Rekrutirung erforderli wärez endlich sollen außer den bisherigen Kommissionen (vier in jedem Gouvernement) mehr dergleihen, behufs \{leuniger Bewerk- stelligung der Conscription, eingeseßt werden, Der Kaiser hat alle diese Maßregeln bestätigt. Der Adel mehrerer Gouvernements ha!

| in Folge des Manifestes sich mit einer Bitte an den Kaiser ge-

wandt, nah dem Beispiele von 1812 oder auf Grund anderer von Kaiser beliebten Vorschriften aus seinem Schooße eine Landesver- YORLE zu organisiren. : ; „__ n Dezug auf dèn leßteren Punkt veröffentlicht der „Russ. Inval.““ folgenden Beschluß des Gouvernements N ishegorod:-

Als am 20. Dezember 1854 der Adel des Gouvernements Nishe gorod in -seiner Gouvernements - Versammlung mit andächtiger Ehrerbit- tung die geheiligten Worte des geliebten Monarchen angehört hatte, die in dem Allerhöchsten Manifest vom 14. Dezember ausgesprochen sind,

| faßte er, getrieben von dem tiefen Gefühle unbegränzter Hingebung al

Thron und Vaterland, einmüthig den Beschluß: bei Sr. Raiset- lichen Majestät als eine Gnade für die Nishegoroder , die von altersher Gut und Blut auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern bereit waren, die Genehmigung zu erbitten, aus ihrer Mitte und auf ibre Kosten eine bewaffnete Schaar zu errichten und zu unterhalten, nah dem Vorgangt von 1812 oder auf den. Sr. Kaiserlichen Majestät beliebigen Grund- lagen und zugleich ‘die Erlaubniß, zum Buße des - Vaterlandes unter der Fahne des Fürsten Posharski fechten zu dürfen, - dér das hohe Muster der Selbstaufopferung in einer {weren Prüfungszeit unseres gr liepIen MERIMNDES gegeben, 3

s haben eigenhändig unterzeichnet die Adels - Mar und Edel- leute dés Nishegorodschen zee. igs

__ Die „Deutsche St. Pet. Ztg.“ enthält nach dem „Russ: Inv, folgende Mittheilungen vom Kriegsschauplate :

Der Oberkommandirende der Süd-Armee, General-Adjutan! Fürst Gortschakoff hatte Nachricht von Bewegungen der türfi- {heu Truppen im Gebiet Babadagh, und hielt für nöthig, sich vol den Streitkräften und Absichten des Feindes zu überzeugen.

Diese Rekognoszirung wurde dem General-Lieutenant u s a koff mit einemaus 4 Bataillonen, 2 Escadronen und 6 Ssotnie? des 1sten Donischen Ssasonowschen Regiments, nebst 4 Geschüßen

seyt hielten, flüch

(Zten d. M, dort eintraf und auf | {st, Er kam von Kilia.

Donau

Kilia-Armes noch immer

obglei der

E Gouverneur des Gouvernements Augustowo,

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fosakischen reitenden Raketen-Batterie übertragen. Diese

überschritten am

ie ihnen entgegenrückende türkische Reiterei und be-

E Unsere Kavallerie unter der Anführung des Ober-

h Sfasonow wurde nah der Stadt Babadagh dirigirt und griff je ibe am 28. Dezember an. Die Türken, welche die Stadt be- diesete teten auf dem Wege nah Basardshik und erlitten, verfolgt, einen beträchtlichen Verlust, Am das Detachement des General - Lieutenants linke Donau - Ufer zurück. Jn diesen Ge- verloren die Türken 263 Todte und §85 Gefangene. unter den leßteren befinden“ \ich ein Stabs- und zwei Verofsiziere , außerdem haben unsere Truppen erbeutet: 41 A (Fahne ) und einen Theil eines Transports mit Proviant und Artilleriemunition. Auf unserer Seite wurde 1 Kosak ver= ai des heute 9. (21.) Januar eingegangenen Berichts des General-Adjutanten Fürsten Ment|s io ff vom 31. Dezember 1854 (12, Januar 1855) ist vor Sebastopol nichts besonderes vorgefallen. Die Tranchee - Arbeiten des Feindes rüdcken nicht vor, Sein Feuer fügt uns überhaupt wenig Schaden zu. In den Um- gebungen von Eupatoria fanden nur Vorposten-Scharmügzel statt. us Akjerman meldet man, daß Fürst Gortschakoff am einer Juspectionsreise begriffen Vom Kriegsschauplaße an der untern reichen die Nachrichten bis zum 14, Januar, Die Russen ihre Stellungen an der Donau nicht verändert, halten aber den Brückenkopf jenseits des Ausflusses des mit zwei Batterieen beseßt. Die Donau führt bereits Treibeis, die russishen Dampfer kreuzen ununter-

brochen am türkischen Donauusfer. Das - eingetretene Frostwetter dauerte in Odessa länger fort, arometerstand nur 4—24 Grad Reaumur unter Null

gefrorener Thau, erzeugt dur die Ausdünstung

E unseren Kosaken

ember ging N Bel auf das

haben seit dem 10ten d. M.

betrug. Leichter,

des dampfenden Meeres, machte die Luft für weitere Strecken un-

Î vurhsictig,

weshalb unbekannt blieb, ob vor Odessa derzeit feind- lihe Dampfer kreuzen oder nicht. Heute trat zum erstenmale Thau=-

wetter ein.

chau vom 25. Januar zufolge, waren von dort der General - Lieutenant Labinzof} nach Zamosc, der General-Major Gostomiloff, Militair-Chef des Gouvernements Wblin, nach Lublin und der Wirkliche Staatsrath Tyfkiel, Civil- nach Suwalki abgereist, Der Verkehr zwishen Warschau und Praga war, seitdem die Eièdede au} Fuhrwerk trägt, En E lebhaft geworden

Nachrichten aus War

S | und der gefrorene Strom auf zwei abgesteckten Linien fortwährend

mit Sélitten, Wagen, Karren, Reitern und Fußgängern bedeckt. Man hatte dies Schauspiel in Warschau lange niht gehabt, da

| son seit einigen Jahren die Winter immer so gelind waren, daß

| Der „Washington | Star“ schreibt: „Da sih in legislativen und diplomatischen Kreisen

die Weihsel dort nit fest zufror.

Amerika. New-York,. 10, Januar.

viel Neugierde in Bezug auf das Anerbieten der Regierung der Vereinigten Staaten, als Vermittlerin zwischen den bei dem bekla- genêwerthen europäischen Kriege betheiligten Parteien aufzutreten, lundgiebt, so haben wir zur Aufklärung des Geheimnisses zu sagen, daß niht Rußland es war diese Ueberzeugung hegen wir in Folge von zu unserer Kenntniß gelangten Umständen, welches die guten

* Dienste der Vereinigten Staaten in dieser Sache ablehnte, zu denen

wir ohne Zweifel von Herzen bereit gewesen wären, hätte sich eine Oeneigtheit gezeigt, sie anzunehmen, Bis jept wissen wir noch niht, welhe der verbündeten Mächte es war, die uns dur ihren Gesandten so \{nell zu verstehen gab, daß ihr mit amerikanishem Rathe in dieser Angelegenheit ‘niht gedient sei.“

Asien. Das mit der Ueberlandpost am 24, Januar in Triest angekommene Dampfschiff „Calcutta“ bringt Nachrichten aus Cal-

cutta vom 20,, Madras vom 24. und Bombay vom 31, Dezember. |

Man glaubt, daß die Mission des gegenwärtig in Calcutta befind= lien birmanischen Gesandten zum riedens-Abscchlusse führen wird.

Die Nachrichten aus China sind aus Shanghae- vom 5ten, Canton vom 411ten und Hongkong vom 42, Dezember. Die Kaiser-

lihen hatten vier Städte im Norden von China wiedererobert. |

In Canton herrschte große Bedrängniß und alle Geschäfte stocken.

Telegraphische Depeschen.

Cöln, 28. Januar, Abends, Die Post aus England vom 27sten c. ist ausgeblieben.

(Tel. Dep. d. C. B.) Der Moniteur‘ meldet, daß am vergangenen Freitag ein Allianz-Ver- trag zwischen Frankreich und England, so wie zwei dazu gehörige Conventionen unterzeichnet worden seien,

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Paris, Sonntag, 28. Januar.

27, Dezember (7. Januar) das rechte | Donau, bemächtigten si der Brücke über den Ssomows- |

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hältnisse der evangelischen

Kunst und Wissenschaft,

Eine aus amtlichen Quellen ges{öpfte, von dem Secretair des Central-Aus\husses für die innere Mission der deutschen evangelischen Kirhe, Pastor Rendtorf, verfaßte Schrift: „Die evangelische Diaspora in der preußischen Monarchie und die neuesten Arbeiten in ihr“, welche so eben im Verlag von W. Herß ( Besser'she Buchhandlung ) in Berlin erschienen 1st, verdient die lebhafteste Beathtung aller derer, welchen die Abbülfe der Noth ihrer Glaubensbrüder am Herzen liegt. Es wird dai darin zugleich erfreulihe Kunde von der mannigfachen thatsählichen Hülfe, welche in vielen solchen Nothständen bereits dur die eifrigen Be- mlhungen der ral P e Kirche beschafft worden ift. Zum Grunde liegen der Arbeit fast ausschließlich die Berichte der in Folge der Kol- lekte vom Sonntag nach Trinitatis 1852 in der Diaspora angestellten Pfarrverweser, fsgeistlichen und Neiseprediger. Diese Berichte werden E dem Evangelischen Ober-Kirchenrath eingeschickt , welchem die in denselben enthaltenen interessanten Mittheilungen zu einer weiteren Verbreitung sehr gecigne! schienen. Es wurde daher von dem Ober - Kirchenrath - cine Bearbeitung des vorliegenden Mate- rials veranlaßt , hierzu aber absihtlich ein zu dem ganzen Unter- nehmen in feiner amtlihen Beziehung stehender Geistliche gewählt, damit derselbe mit vollkommener Freiheit und Selbstständigkeit aus Werk gehen könne. Der Verfasser erklärt insofern auch in dem Vorwort, daß seine Darstellung zwar ihrem Thátbestande nah als eine aus jenen amtlichen Quellen ge\chöpfte, im Uebrigen aber unter seiner vollen und alleinigen Verantwortlichkeit abgefaßte Privatschrift zu betrachten sei. Die Einleitung macht den Leser zunächst mit dem Begriff und der Entstehung der Diaspora überhaupt bekannt, geht dann speziell auf die der preußi- hen Landeskirche näher ein und Ls Auskunft über die neuesten Ver- anstáltungen, welhe der Evangelische Oberkirchenrath zur- Abhülfe der firhlihen Nothstände getroffen hat, von denen eine Anzahl Zeugnisse vorgelegt werden. Der hierauf folgende erste Abschnitt des Puls ent- hält eine geschichtlihe, zum Theil chronikenartige Darstellung der Ver- Diaspora in den einzelnen Provinzen des preußischen Staats; der zweite Abschaitt die wissenschaftlih geordneten und verarbeiteten Ergebnisse der bisherigen Beobachtungen und Arbeiten in dieser Diaspora. Es werden in diesem leßteren Abschnitt zuerst die kirchlichen und sittlichen Zustände in ihren verschiedenen einzelnen Er- sheinungen geschildert, wie dieselben von den in die Diaspora ausge- sandten Arbeitern gefunden worden. Dann sekt der Verfasser aus- einander, wie die Diaspora - Arbeiter ihr Werk angreifen, ferner, wie diese Arbeit von der Diaspora aufgenommen wird, endlich, was zur Fortsepeng der angesangenen Arbeit in der Diaspora geshehen könne.

uch für die A O der Volkssitten finden sich in dieser allgemein beachtenswerthen Schrift manche interessante Notizen. Es find der Tia nicht nur in dem ganzen Verlauf der Darstellung aus( E, Tbl es ist ihnen auch eine besondere Section unter der Ueberschrift „liturgische und nationale Eigenthümlichkeiten“ gewidmet. (Pr. C.)

Handels- und Gewerbe-Nachrichten.

Die Direction der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn beabsichtigt, neben den bestghenden Signalen auch Knall-Signale, wie sie bereits auf der Ostbahn zur Anwendung gebracht werden, einzuführen. Sie sollen für solche Fälle dienen, in welchen die anderweiten optischen Halte- Signale an Sicherheit und Zuverlässgkeit zu verlieren pflegen, wie dies namentlich bei Schneetreiben, heftigem Regen, Nebel und anderen atmosphäri- schen Erscheinungen stattfindet. Außerdem sind die Knall-Signale auch bei ande- ren dringenden Veranlassungen mit Vortheil zu verwenden, z. B. in dem Falle, daß ein Zug auf freier Bahn halten muß, und es darauf ankommt, einen nach- kommenden Zug rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Die Knall-Signale werden dur besondere chemische Körper berbeigefübrt, welche man auf die Schienen legt, und welche beim Herankommen eines Zuges entzündet werden und dadurch einen Knall verursachen, welcher dem Lokomotiv- führer das Zeichen zum Anhalten giebt. (Pr. C.) 4 :

Von Seiten der badischen Negierung ist hinsichtlih der Korrespondenz nach den fleineren Telegraphen - Stationen Badens, welche in dem internationalen Verkehre als Eisenbahn - Tele- graphen - Stationen betrachtet werden, bestimmt worden, daß Depeschen nah Heidelberg auf den Vereins - Linien bié Mannheim, nah Rastatt, Baden, Oos und Appenweier auf den Vereins-Linien bis Carlsruhe, nach Offenburg, Dinglingen, Freyburg und Müllheim auf den Vereins- Linien bis Kebl gehen und mit der entsprechenden Vereins - Taxe belegt werden sollen. Hinsichtlich derjenigen Depeschen, welche auf dem zuerst bezeichneten Wege nur nach Mannheim gehen, ft zu bemerken, daß dieselben nicht auf der Vereinsstation in Mannheim, sondern auf dem dortigen Büreau des Main - Neckar - Telegraphen aufgenommen werden, daß sie also der Vereinstaxe nur bis Frankfurt a. M., außerdem aber der Taxe der Main - Neckar - Lknie unterliegen. Es tritt bisweilen der Fall ein, daß bei Unterbrechung der Vereins - Linien oder auf besonderen

Lunch der Absender Depeschen auf dem Wege über Frankfurt a. M. nach und durch Baden auf der Main - Neckar - Telegraphen - Linie be- fördert werden. Man is übereingekommen, die Gebühren für derartige Depeschen bei erfolgtem Beitritt des Großherzogthums Baden zum Tele- graphen-Vereine nach denselben Grundsägen zu erheben, wie bei den auf dem Umwege durch Belgien nach den Niederlanden gehenden Depeschen, dergestalt nämlich, daß die Gebühr fi zusammenseßen wird: aus der mét dem Zonen-Tarif berechneten Vereinsgebühr von der Abgangsstation nach der badischen Adreßstation event. dem badischen Vereins-Grenzpunkte und aus der Durchgangs8gebühr der Main-Neckar-Linie, welche 13 Sgr.

9 Pf. für die einfache Depesche beträgt. (Pr. C.)Z