1855 / 121 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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zu schüßen und zu si{hern. Danach befindet sih die Krim - Armee, wie es am Schlusse dieses Artikels heißt, in vollkommen guter Lage, um die ihr anvertraute Mission zu erfüllen. Die Zahl der in die Hospitäler gebrachten Personen betrug im Monat März 7585, im April 5600, während die der Genesenen sich im März auf 1064, im April auf 1399 belief.

Spanien. Madrid, 18. Mai. Jn der heutigen Sißzung der Cortes wurde der Antrag der Herren Valera und Lopez Jn- fante auf Avnullirung der im Jahre 1848 vorgekommenen Ver- . äufe der Güter des Ordens von Calatrava, als ohne vorgängige Versteigerung erfolgt, mit großer Majorität angenommen. Hier- auf folgte die (beretts teleg. gemeldete) Annahme der siebenten, die provisorische Aufhebung gewisser Garantieen der persönlichen Frei- heit, unter besonderen Umständen, betreffenden Grundlage der Ver= fassung.

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_ gn einer am 17ten dem Madrider Kabinet zugegangenen Vepesche wird angeblich von Seiten der Regierung zu Washington erklärt, daß sie künftig jeden Besuch spanisher Behörden an Bord amerikanisher Schiffe als Kriegsfall betraten werde.

__Eine telegraphische Depesche aus Madrid vom 21sten meldet, daß die spanishe Regierung nicht auf der Rückberufung des eng- lischen Gesandten, Lord Howden, bestehen wird. Man hofft, daß die mexikanische Regierung die Ernennung des spanischen Gesandten Antonio y Zayas, schließlich genehmigen werde.

Portugal. Am -20. Mai hat sich der König von Portugal, Dom Pedro V., in Lissabon eingeschisst. Er begiebt sich nach Bordeaux und von da nach Paris,

Italien. Turin, 22, Mai. Der Senat ist in seiner heutigen Sibßung zur Abstimmung über das ganze Klostergeseß geschritten, wie es in Uebereinstimmung mit dem Ministerium nach dem Amende= ment der Herren Collegno und Desambrois modifizirt worden ist, Das Resultat war die Annahme des Geseßes mit 53 gegen 42. Sobald dieses Ergebniß bekannt wurde, rief es unter der Bevölke- rung der Hauptstadt die lebhafteste Zufriedenheit hervor.

Túürkei. Eine von der „London Gazette“ verbffentlichte De- pesche des Lord Raglan an den Kriegsminister, vom 8, Mai lautet, wie folgt :

„Mylord! Jch habe die Ehre, Sie davon zu benachrichtigen , daß die englischen Expeditions-Truppen heute gesund und wohlbehalten zu- rückgekommen, nachdem sie einen sehr gefahrvollen und wichtigen Dienst bollbracht, ohne daß ein Mann unsererseits wie Seitens unserer Alliirten berloren worden. Da man es für angemessen erachtet, cine bedeutende Trup- penabtheilung nah Kertsch auszusenden, um den Feind zu ermüden und seine Aufmerksamkeit abzulenken, gleihwie um das auszuführen, vas angemessen erscheinen möchte, befahl ich dem General- Lieutenant Eir W. Brown, einem Offizier, auf den ich volles Vertrauen seße, längs der Südküste der Krim ostwärts auszusegeln und mit den unter seinem Befehle stehenden Truppen im Verein mit den Fran- zosen zu operiren und sich einer Position zu bemächtigen, die uns von sehr hoher Bedeutung als Operationsbasis bei allen Maßregeln werdèn könnte, die wir später gegen die feind-

liche Streitmacht unternehmen mochten. Zu dem Ende detachirte ich vom |

Kommando von Sir Colin Campbell das á2ste, T1ste und 93ste Hochländer- Negiment, von deren Uniformirung man erwartete, daß dieselbe außer- ordentlichen Eindruck auf die russischen Soldaten machen würde, und von denen zu hoffen stand, daß dieselben unsere Allianz mit all den Tscher- kessen befestigen würden, die von der Küste aus sie wahrnehmen fönuten.

Eine Batterie des Kapitain Barker, eine Abtheilung der Tirailleurbrigade |

und ein Corps für den Landtransport unter Major Evans, das die Bagage fortshaffen sollte, falls das Meer, wie in diesen Gewässern zu geschehen pflegt, zurücktritt und man zu. Lande vormarschiren muß, S sammt einer gewissen Zahl Jntendantur - Offiziere mit J er en, Mauleseln u. |. w. und einer kleinen Dragoner-Abtheilung den Nest unseres Kontingents. Diese Truppen waren auf 10 Tage ver-

probiantirt und um die Durchführung ihrer Operationen noch

besser ficher zu stellen, sandte ich meinen eigenen Adjutanten, |

den Lord Burghers, dessen Militairtalent und Erfahrung .ich bohschäâße, mit und schrieb ihm vor, rückhaltlos, o oft er es für erforderlich erachte, dem kommandirenden“ General-Lieutenant seinen Nath zu ertheilen. Sir E. Lyons, welcher ohne Zweifel den kompetenten Be- hörden darüber Bericht erstatten wird, welchen Antheil er an den Ope- rafionen nabm, befehligte die ¿Flotte, die zur Unierstüßung “der Truppen detachirt worden, und ich benuze diesen Anlaß, Ihnen zu sagen, wie zufrieden ih mit dem Eifer und der Geschidck- lichkeit dieses Offiziers bin, dessen Dienste bei diesex Gelegenheit wie bei allen frühern Anlässen unshäßbar waren. Der Himmel der wolkenvoll gewesen, tlärte sich im Momente des Abgangs der Expe- dition auf. Vie Truppen waren in bester Stimmung und Gencral- Lieutenant Brown hat mir versichert, daß er sehr zufrieden mit ihrer Faltung gewesen und der Art und Weise, wie sie ihre Waffen und Czafots

getragen. Was den besondern Zweck der Expedition anlangt, so bitte

ih Ew. Herrlichkeit auf die Depesche des Sir H. Brown Bezug zu neh- Welter in Feind E nur das Feuer unserer Batterieen. - Das C * )eiß, Si ov Ühoy 3 (io (4

gäbe s Regen. er Himmel aber liberzogen, und es siebt sich an, als ußland und Polen. St.-Pe tersbur j

D p j a, Ai, Aal

i T des Ministers des Innern hat der Kaiser die Ver- E O (e alia auf der Jnsel Kotlin, namentlich in Kronstadt, efohlen. Eine andere Verfügung vereinfacht die Ressorts - Bezie-=

hungen zwischen den weltlichen und geistlihen Bebörden und Aemt der regierenden, wie der fremden Kircheu und Konfessionen. ch die Gouvernements Tambow, Ssaratow, Cherson und Poltawa sind vier neue Civil-Gouverneurs im Amte definitiv bestätigt V weil sih dieselben durch Eifer und Thätigkeit unter den Umständen geen haben. Endlich hat der Kaiser die V hebung des Hofes des Thronfolgers dekretirt,. Das Bokcoinae, desselben wird als eigenes Comptoir der Kaiserin Marie Alexandrow na, doch mit vermindertem Beamtenstand, unter d | Hofmarschalls Olsufiew Leitung gestellt. Die Hof- und Marstal. Aemter der Großfürsten und Großsürstinnen (Kinder des Kaisers, werden mit denen des fkaiserlichen Hofstaates vereinigt. 9

(Circular des Grafen Nesselrode. Fortseßung und Schluß.) G shakoff sagt: „Einer der Gründe, aus ¡welchen er eine aktive T ritorial-Garantie des türkischen Reichs ablehnt , liegt in der Stbwie, rigkeit, seine Gränzen mit Genauigkeit zu bestimmen. Ist die Territs, rial - Garantie einmal s\tipulirt, müßte man sie nicht auf die E ferntesten Punkte ausdehnen, wie z. B. auf Tunis und Aden, und ae Kricgsfall machen aus jedem gegen eines dieser Gebiete von einer de kontrahirenden Parteien gerichteten Angriffe? Er weigert sich, derx e pflichtung, die er übernimmt, eine so große Ausdehnung zu geben weil das Blut Rußlands nur Nußland angehört. Das will übrigens nid sagen, daß sich Nußland auéschließlich auf gute Dienste beshränkey wirk, Die Unabhängigkeit der Pforte ist niht nur ein europäisches Interesse, sondern auch ein russishes Juteresse. Würde sie bedrobt, so wàre Nuß. land nicht der Leßte, sie zu vertheidigen. Aber es behält si das Recht vor, eintretendenfails zu erwägen, ob Grund ift oder ni@t zur Anwe dung seiner materiellen Hülfsmittel,“ : E

Unter dieser Beschränkung und innerhalb dieser Gränzen glaubten die Bevollmächtigten Nußlands den Artikeln 1 und 2 beitreten zu müssen kraft welcher das türkische Neich zum Eintritt in das allgemeine System des europäischen Gleichgewichts zugelassen würde. Nach Feststellung dieses Prinzips, das den Vertrag von 1841 ergänzen sollte, ging die Konferenz an die Lesung der übrigen Artikel des von dem franzöfischen Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten vorgelegten Projekts Durch den Artikel 3 sollten sich die beiden Ufermäcbte des Schwarzen Meeres gegenseitig verpflichten, jede iy diesem Meere niht mehr als bier Linienschiffe und vier Fregatten zu balten mit ciner entsprechenden An- zahl leihter Fahrzeuge und nicht bewaffneter Transportschiffe. }

Der Artikel 4 bestätigt die alte Negel der Schließung der Meer- engen abgesehen von den in den folgenden Artikeln angeführten Aus- nahmen. Der Artikel 5 reservirt einer jeden der kontrabirenden Mächte die keine Niederlassung im Schwarzen Meere haben, die Befugniß, in dasselbe eine Anzahl von Schiffen einfabren zu kassen, die der Hälfte der maritimen Streitkräfte gleich kommt, welche jede der Ufer-Mächte dort unterhalten wird. Der Artikel 6 stipulirt, daß die Anzabl der Linien- schiffe der kontrahirenden Mächte, die keine Niederlassung im Schwarzen Meere haben, nicht mehr als bier zur Zeit vor Konstantinopel betragen darf, während ibrer Durchfahrt zwischen den beiden Meerengen. Der Artikel 7 reservirt dem Sultan die Befugniß, die Durchfahrten allen marikimen Streitkräften seiner Verbündeten zu öffnen, falls er bon einem Angriffe bedroht wäre. Durch den Artikel 8 sollten sich die bei- den Ufer-Mächte verbinden, in allen Häfen des Schwarzen Meeres die Konsuln zuzulassen, welche dort einzusehen die hoben kontrabirenden Parteien für nüßlih erachten würden. Der Artikel 9 betrifft die den Bewohnern der Provinzen, welche der Kriegsschauplaßz waren, zu be- willigende Amnestie. Durch den Artikel 10 sollten die Beziehungen Ruß- lands und Sardiniens zu einander wieder auf den Fuß gesekt werden, auf welchem sie vor der Kriegserklärung standen. T,

Nachdem dieses Projekt verlesen worden-, bebielten si die Bevoll- mächtigten Nußlands, ohne hoch in die Erörterung der Artikel Z— 10 einzugeben, vor, sih in der nächsten Konferenz über den vorgeschlagenen Ldsungbmodus auszusprechen. :

Die Schnelligkeit der telegraphishen Verbindungen zwischen Wien und St. Petersburg erlaubte dem ¡Fürsten Gortschakoff, die in der Kon- ferenz bom 19, April formulirten Propositionen unmittelbar zur Kennt- niß des Kaiserlichen Kabinets zu bringen. Auf den ersten Anblick wichen sle wesentlich ab von der sehr bemerkenswerthen Definition, welche Lord Jobn Russell am 26. März aufgestellt batte, damit sie als Nichtschnur für die Lösung des dermalen in Berathung begriffenen Problems dienen sollte, Wir wollen die dem Texte des Protokolls Nr. V1, einverleibten Worte des Bevollmächtigten von Großbritannien hier anführen.

„Lord John Nussell, erinnernd an die beim Beginn der Verhand- lung durch den Fürsten Gortschakoff abgegebene Erklärung, daß er in feine mit der Ehre Nußlands unverträgliche Bedingung willigen würde, sprah aus, daß in den Augen Englands und seiner Verbündeten die besten und die allein zulässigen Friedensbedingungen diejenigen sein wür- den, welche, indem sie der Ehre Rußlands am meisten, entsprächen, zu- gleich genügend wären für die Sicherheit Europas und gegen die Wieder- lehr solcher Verwickelungen, wie diejenige, der man jéßtein Ende machen wolle.“ __ Nach dieser in der Konferenz vom 26. März formell abgegebenen Erklärung kann es Lord John Nussell s{werlich - überraschen, wenn k sieht, daß die am 19. April gemachten Vorschläge von dem Kaiserlichen Kabinet nicht als die besten noch als die allein zulässigen erachtèt wu?- den, um uns des von dem englischen Bebollmächtigtéèn gebrauchten Aus- druckes zu bedienen. Denn wahrlich, die Zahl dexr Kriegsschiffe im Schwarzen Meere festseßen, wäbrend die maritimen Skreitkräfte des Mittel- meeres obne solche Schranke und ohne Kontrolle bleiben Frankreich und England die Meerengen der Dardanellen und des Bosporus öffnen, way rend sie der russischen Flagge geschlossen blieben ; endlich die Ernennung frémder Konsuln in“ unsern Häfen stipuliren, ohne daß es der Kaiser- lichen Regierung frei stände, ihnen dàs Exequatur zu verweigern, wie dieses Recht Frankreih und England in: den ihrer Herrschaft unker

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worfenen Gebieten benen E eten, Nes nit e. gecigne en Bedingungen , um Europa die Wohlthat eines sichern und dauerhaften Triedens zu sichern. Denn eine Uebereinkunft zwischen Staaten, die von Fl ex Dauer sein soll, muß gegenseitig ehrenvoll sein. Wenn nickcht, so ließt man keinen Frieden ; man unterzeichnet einen Waffenstillstand.

Mürdigt man diese Erwägungen genan der Wahrheit gemäß, so wer- sie vollends beweisen , daß, ernsthaft gesprocheñ, die von den Bebvoll-

Frankreichs und Englands an die Hand gegebenen Combina- tionen für den Frieden Europa's minder sichere Unterpfänder darboten, als der Plan, dessen Basis der hochselige Kaiser festgestellt hatte. Dieser Plan öffnete das Schwarze Meer ungehindert der Flagge aller Nationen. Dadurch hob er die Jsolirung des türkischen Neichs auf und machte der Besorgniß ein Ende, welche dem Auslande das Mißverhältniß der maritimen Streit- fráfte der beiden Ufermächte des Schwarzen Meeres einflößte. Dieses hörte auf, ein geshlossenes zu sein, und trat so in den Bereich der Ueber- wachung und Beobachtung sämmtlicher Nationen. Von dem Augenblidcke an mußte die Furcht vor der angeblichen Gefahr, welcher die Hauptstadt des türkischen Neiches durch die Nähe unserer maritimen Etablissements si ausgeseßt schen könnte, vershwinden, Mit. einem Worte, dieser von einer zugleih voraussihtigen und uneigennüßigen Politik entworfene lan hätte einerseits Europa cine bleibende Sicherheitsbürgschaft gegeben, während ex von der anderen Seite die Würde Nußlands in Nichts ber- leßte. Nußland bätte seinerseits, bei Gleichheit des Anspruchs, zu Gun- sten seiner Flagge die Oeffnung -der Meerengen des Bosporus und der Dardanellen erlangt. Für beide Theile hätte im der Annahme dieses Planes das Verdienst einer vollkommenen Gegenseitigkeit gelegen, welche die Grundlage der internationalen Beziebungen bildet; ein unverrück- barer Grundsaß der Gerechtigkeit, den das Ehrgefühl aller Länder achtet und qutbeißt.

ODurchdrungen von dieser Ueberzeugung, -hat unsex erhabener Herr Ecinen Vertretern den Befebl wiederbolt, sich an die Vollziehung des Planes, wie er ihnen untér der Regierung des hochseligen Kaisers durch ihre Justructionen vorgezeichnet war, zu halten.

Die telegraphischen Communicationen haben mit unglaublicher Schnel- ligkeit die Uebermachung dieses Befehls vermittelt. So geschah es, daß der zu Wien am 19. April vorgelegte, zu Petersburg am 20sten geprüfte Plan von den Bevollmächtigten Nußlands in der Konferenz vom 21sten abgelehnt wurde.

Nachdem sie sih auf Befehl ihres Hofes dieser Pflicht - entledigt, leg- ten fie in derselben Sißung ein Gegenprojekt vor, das ihren Justructio- nen gemäß auf den Grundsaß der Oeffnung der Meerengen und der freien Schifffahrt im Schwarzen Meere basirt war.

Zur Unterstützung dieses Planes trugen sie bor: 1) ein Memoran- dum, das sie’ verfaßt hatten, um die Vortheile der von dem Kaiserlichen Kabinet im allgemeinen Juteresse der Erhaltung des europäischen Gleich- gewichts vorgeschlagenen Combination zu entwickeln; und 2) ein Exposé, das cine Neihe von Artikeln umfaßte, die bestimmt waren, dieses Pro- jet in einen förmlichen Traktat zu verwandeln. Auf Verlangen der Be- vollmäctigten Nußlands sind diese beiden Aktenstücke dem Protokol! X11, als Anlagen beigefügt. Da sie in den- Augen aller befreundeten Mächte die Aufrichtigkeit und Ausdauer der Anstrengungen darthun, welche das Kaiserliche Kabinet nicht aufgehört hat, dex Vollendung des Friedens- werkes zu widmen, unter Aufbietung aller mit der Würde Rußlands berträglihen Mittel, so habén wir es für nöthig- gehalten, diese Doku- mcnke der gegenwärtigen Depesche beizulegen, um \o „die Erzäh- lung der Thatsachen, über welche sie Rechenschaft giebt, zu ver- vollständigen.

Wir müssen zu unserem Leidwesen hinzuseßen, daß die von unseren Bevollmächtigten aufgebotenen Bemühungen die Annabme des Planes, mit dessen Vorschlag sie beauftragt waren, zu bewirken, die Hindernisse,

auf welche derselbe bei seiner Durchführung stieß, nicht haben überwin- den können. Das erste dieser Hindernisse ging von dem türkischen Ve- vollmächtigten aus. Er ckcxklärte, - daß seine Justructionen ihm bvor- shrieben, das Prinzip der Schließung der Meerengen aufrecht zu erhal- len, daß die hohe Pforte dieses Prinzip von jeher als eine Garantie ihrer Unabhängigkeit betrachtet habe, und daß fie an der Anerkennung desselben festhält, abgeschen von einigen Ausnabmen, welche sich stipuliren ließen. Die Herren Bevollmächtigten von Frankreich und Großbritannien haben es abgelehnt, das russische Gegenprojekt zu diskutiren, weil es auf ciner ihren Jnstructionen ganz zumider- laufenden Basis beruhe. Zufolge dessen haben sie erklärt, nicht ermächtigt zu sein, in die Verathung über die Details dieses Planes. ein- zutreten. Schließlich haben sie angefündigt, daß sie ihre Jnstructionen als erschöpft ansáhen. Der österreichische Herr -Minister der auswärtigen Angelegenheiten betheuert, daß seinem Hofe nichts mehr ay Herzen liege, als zur Wiederberstellung des Friedens beizutragen, und drückt sein Be- dauern darüber aus, zu sehen , daß Rußland das. Prinzip der Oeffnung des Schwarzen Meeres - vorschlage, während dis übrigen Mächte cin- müthig das entgegengescßte Prinzip. als nothwendig. für die Nuhe Europa's aufrechterhalten

_ Inzwischen sieht ex die verschiedenen Modalitäten der Lösung nicht ais, erschöpft an, und er betrachtet es vorzugsweise als die Aufgabe VLesterreihs, sih mit der Auffindung von Annäherungswegen zu beschäf- tigen, Ex hofft demnach, daß die Konferenz sih von neuem versammeln “4 sobald ' eins ibrer Mitglieder neue Vorschläge vorzulegen haben

, Am Morgen nach der Sizung vom 21stcn verließ Lord John Nussell

„en, um nach London zurückzukehren. Seine Abreise machte den Ar- Mien, der Agent MIG fein Ende, Sie nabm bielmehr ihre Beras idleber att ch0. April auf Verlangen der Bevollmächtigten Nußlands dfigndem 48 JZustructionen der Leßteren sie bevollmächtigten, zur Er- k ie da eerengen A Zustimmung zu geben, als zu einem Mittel, br N gemeinen Herstellung des Friedêns zu gelangen, gingen sie von

Jdee aus, daß eine in diesem Geiste gedachte Combination, um durch-

den mächtigten

führbar zu werden, der vorgängigen Genebmigung der Pforte bedürfe,

| als der Beherrscherin der die Meerengen begränzenden Gebiete. Die

von dem türkishen Bevollmächtigten in der ESißzung vom 21sten ab- gegebene Erklärung“ hob diese Eventualität auf. Nunmehr konnten die Bevollmächtigten Nufßlands noch von dem weiten Umfange ihrer Voll- machten Gebrauch machen, um zu einer neuen, mit den direkten Juteressen Rußlands übereinstimmenden Lösung zu gelangen. Ursprünglich wäre, wie gesagt, das russische Kabinet, ohne die Revision des Vertrages von 1841 zu provoziren, bereit gewesen, die Stipulationen desselben zu er- neuern. Nur um die ibm zu Gebote stchenden Mittel der T ung zu ershôpfen, glaubte es den Absichten der Kabinette bon London un Paris zu entsprechen, indem es ihnen vorschlug, die Schifffahrt im Shwar- zen Meere der Flagge aller Nationen zu öffnen. Zhre Weigerung, diesen Weg der Versöhnung zu betreten, entband das Kaiserliche Kabinet gänz- lich davon, auf demselben zu beharren. Vielmehr sprach mehr als ‘ein Motiv, wie wir meinen, zu Gunsten der Schließung der Meerenge, ein Prinzip, auf das wir niht um einer exkllusiven Politik willen, Pr becn

| aus. sehr ernsten Erwägungen von allgemeinem Juteresse hatten verzichten

wollen.

Jn der Situation, welche sich für uns aus dem Ausgange der Kon- ferenz vom 21. April ergab, waren unsere Bevollmächtigten der Ver- pflichtung, für die von unseren Gegnern selbst zurückgewiesene Oeffnung des Schwarzen Meeres zu plaidiren, enthoben, und es stand ibnen frei, einen neuen Plan zu proponiren. Derselbe bestand aus zwei Artikeln. Der erste bestätigte die alte Negel der Schließung* der Meerengen, der zweite stellte die hohe Pforte selbst als obersten Nichtex hin über die Fälle, in welchen ihre Sicherheit Ausnahmen von diesen Prinzipen erheischen würde, und sie den Umständen nach entweder die Flotten dex Westmächte oder die Flotten Rußlands zu rufen für nötbig finden würde. Der französische Herr Minister der auswärtigen Angelegen- heiten wiederholte seine Erklärung, daß er seine Jnstruction als erschöpft ansehe, und glaubte sih nicht ‘befugt, das jeßt zur Berathung vorliegende Projekt zu diókutiren. Die Herren Bevollmächtigten der Türkei enthielten sich der Aeußerungen über das Verdienst dieses Projekts. Der österrei- hische Herr Minister der auswärtigen Angelegenheiten nahm Akt von dieser Proposition und ersah mit Befricdigung, daß in dem Artikel 1 das Prinzip der Schließung an die Stelle desjenigen der Oeffnung der Meerengen geseßt sei. Er meinte ferner, daß der Artikel 2, welcher dem Sultan die Möglichkeit reservirt, eventuell zu seiner Hülfe fremde Flot- ten herbeizurufen, und ausnahmsweise die Meerengen zu öffne», einer praktischen Anwendung fähig sei. Die Proposition scheint ibm di. utabel. Sie ließt Elemente in sih, aus denen Oesterreich zum Behuf einer An- näherung Vortheil zu ziehen bestrebt. sein wird. - Jndeß kann er sie in ihrer jeßt noch unausgeführten Gestalt nicht wohl als -eine Basis für die Lösung betrachten. Jhrerseits baben die Bevollmächtigten Nußlands erhärten wollen, daß fie es waren, welche in der 12ten Kon-

| ferenz die leßte Proposition, die dahin ging, den dritten Punkt der

Verhandlungen zu entscheiden, zu Protokoll gaben,“ daß sie es aber- mals seien, welche zu demselben Zwecke die neuen Jdeen bvortrugen, welche den Gegenstand der 13ten Konferenz ausmachen. Sie haben die- selbe damit beendigt, daß sie lonstatirten,- wie vollständig fie ihr Wort gehalten, indem sie mehrere Arten der Lösung vorschlugen. Liese vom Fürsten Gortschakoff abgegebene Erklärung bildete den Schluß der Sißung vom 26. April. - Den anderen- Morgen verließ dex französische Herr Minister der auswärtigen Angelegenheiten Wien, um nach Paris zurück- zukehren.

Das ist das Nesumé der Verhandlungen bis zum 16. (28.) April. Um dieser Auseinauderseßung den Charakter der Einfachheit und Ruhe zu bewahren, der ciner historischen Nelation geziemt, haben wir Sorge getragen, alle Anschuldigung davon fernzuhalten. Es genügte, die Thatz- sachen in ihrer Neihenfolge und Verkettung anzugeben, um Sie über die Anfichten aufzuklären, welche das Kaiserliche Kabinet bei einer jeden der zur Berathung vorgestellten Fragen vorwalten ließ. Wir wollen sie jeßt über- sichtlich rekapitulixen. Die erste Frage war eine Frage politischer Rivas lität. Dex Kaiser hat sie von einem höheren Standpunkte aus beurtheilt. Er. hat sie im Juteresse der Fürstenthümer gelöst, deren Woblfahrt Nuß- at dieses Versprechen gehalten, De zweite Frage hing mit dem

and zu garantiren versprochen hat. Es h

ind lvird es künftig zu halten wissen.

allgemeinen Handelsinteresse zusammen. * Der Kaiser hat sie zu Gunsten der Handelsfreiheit aller Nationen entschieden. Die dritte betraf nicht nur das allgemeine Gleichgewicht, sondern fie stand auch in nabêr Be- übrung mit der Würde und Ehre Rußlands. Jun diesem Sinne hat unser Erbabener Herr sie beurtheilt. Das Nationalgefübhl unseres ge- sammten Vaterlandes wird sich zum Echo diefer Entscheidung machen, “Die vierte war eine: Frage - der religiôsen Freiheit, dex Civilisation und sockalen Ordnung . für die «ganze -Christen- beit. Jn den Augen des Kaiserlichen Kabinets ist es diejenige, welche eines Tages an der Spitze eines allgemeinen Friedensschlusses stehen wird, der es verdient , die Sanction aller Souveraine Europas zu erhalten. Die Bevollmächtigten ‘von Frankreich und England haben sich gewtigert, diese Frage von religiösem Juteresse auch nur aufzunehmen, bevor die- jentge, welche die Schifffahrt des Schwarzen Meeres betrifft, regulirt fei Nach dieser Reflexion haben wir unserer Erzählung nichts weiter hinzu- zufügen. Sie sind ermächtigt, diese Darstellung dem Kabinette, bei welchem Sie die Ehre haben, beglaubigt zu sein, vorzulegen. Es wird beurthei- len, auf welcher Seite sich der Wunsch ausgesprochen hat, auf loyale Weise zux Wiederherstellung des Friedens zu gelangen. Es wird aud entscheiden, auf welcher Seite die Hindernisse sich erboben, welche bis jetzt die Vollbringung dieses heilsamen Werkes verzögert haben. Sollte das- selbe definitiv durch die Abbrechung der Konferenzen scheitern, so wird die unparteiische Meinung der befreundeten Mächte Nußland mindestens die Gerechtigkeit zollen, anzuerkennen,» daß es keine Anstrengung ge-

| scheut hat, um den Erfolg einer Unterhandlung zu sichern, welche

bestimmt war, dem tief empfundenen Wunsche eines allgemeinen Friedenéschlusses zu genügen. :