1883 / 168 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Jul 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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A ar E L U Ie RER R P N

E f E E

C E Ta G E I E

da dies allein den Umtrieben Tuducs ein Ziel seßen und den Franzosen den ungestörten Besiß von Tongkirg sichern könne. Die hiesige Regierung weigerte \sih bis jeßt, auf diesen Vor- \{lag einzugehen, und wollte sih, wie auch der Minister des Aeußern, Challemel-Lacour, in seiner leßten Kammerrede ver- sicherte, auf die Beseßung des Deltas und des Rothen Flusses beschränken. Dr. Harmand, der Civilkommissar der Republik in Tongking, der für das gewaltsamste Auftreten ift, hatte schon früher die Ermächtigung verlangt, Hué zu beschießen, war aber abshläglih beschieden worden.

Die ofsiziósen Blätter sagen, die Reise des See- präfekten von Toulon nach Paris sei nuc durch seine Eigenschaft als Mitglied der Postkommission veranlaßt worden. Der Admiral werde am 24. d. M. nah Toulon zurückehren.

Da noch immer keine Nachrihten über die Zwischen- fälle in Tamatave eingegangen sind, so wiegen sih die französishen Blätter in der Hoffnung, daß an der ganzen Geschichte überhaupt nichts dran sein und daß (s jeßt an den Engländern sein werde, \sih wegen ihres vorshnellen Urtheils bei den Franzosen zu entshuldigen. Jm auswärtigen Ministerium scheint man in dieser Beziehung niht so zuver- sihtlich zu sein und wirklich zu befürhten, daß Admiral Pierre in seinem Verhalten gegen den verstorbenen Konsul Pakenham durchaus nicht vorwurfsfrei gewesen sei. Pakenham hat übrigens bereits einen Nachfolger erhalten, und zwar in der Person des biéherigen Konsuls in Surinam, Georges F. Annesley.

19, Juli. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ mittheilt, habe der Präsident Grévy auf das Schreiben des Papstes noh niht geantwortet; die von der „Times“ veröffentlichte Analyse eines Briefes von Ferry an den Papst, welcher einem solhen Schreiben Grévy's beigegeben gewesen sein soll, sei mithin in allen Punkten apokryph, übrigens be- absihtige der Minister-Präsident garniht, an den Papst ein Schreiben zu richten.

Jn dem heute früh abgehaltenen Ministerrath wurde eine Depesche mitgetheilt, in welcher die Abreise Li-Hung- Changs nach Tientsin bestätigt wird. Dic Abreise wird hier als cin Symptom für die friedlihen Dispositionen Chinas angesehen. Es heißt, Li-Hung-Chang solle als Gouverneur der südlihen Provinzen Chinas durch einen Anhänger der Friedenspolitik erseßt werden. Der französishe Gesandte Tricou befindet sih gegenwärtig in Peking. Die Regierung d 09 keine Nachricht über die Vorsälle in Tamatave erhalten.

Italien. Rom, 19, Juli. (W. D. B.) Neuere Nach- rihten der „Agenzia Stefani“ aus Chartum dementiren die frühere Meldung, daß der falshe Prophet Mahdi mehrere gefangene Christen habe tödten lassen.

—- 19, Juli. (W. T. B.) Der österreichishe Botschafter Graf Ludolf und der bayerishe Gesandte von Taut- phoeus sind abgereist.

Griechenland. Athen, 20. Juli. (W. T. B.) Der Marine-Minister Rufos und der Justiz-Minister Rallis haben ihc Entlassungsgesuch eingereiht, Der König wird am 24. Juli nach Wiesbaden abreisen.

Türkei. Konstantinopel, 20. Zuli. (W. T. B.) Der russishe Botschafter von Nelidoff überreichte gestern dem Sultan sein Beglaubigungsschreiben.

(Telegramm des „Reutershen Bureaus“.) Dem Ver- nehmen nach werden Vorbereitungen zur Vornahme der Konvertirung der öffentlihen Schuld im Septembec d. J; getroffen. Der Ministerrath hat den Antrag des Ver- waltungsrathes für die öffentliche Schuld angenommen, die Genehmigung des Sultans sol in Aussicht stehen.

Numänien. Bukarest, 19, Juli. (W. T. B.) Die Regierung hat für alle mit regelrehtem Patente in Sulina und Kustend\che landenden Schiffe und Reisende nebst Wagen und Waaren eine gesundheitspolizeilihe Revision, für andere Schiffe eine 8tägige Quarantäne angeordnet. Der Hasen von Mangalia i} gegen alle Provenienzen geschlossen worden.

Serbien. Belgrad, 20. Juli. (W. T. B.) Die große Skuptschina soll im Oktober einberufen werden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 20. Juli. (W. T. B.) Die Reichseinnahmen betrugen bis zum 13, (1.) Mai d. J. 193 015 403 Rbl. gegen 196 699 277 Rbl. im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Der Ausfall ist theils durch den Rüdlgang der budgetmäßigen Einkünfte, theils durch die Verringerung der noch für Rehnung des Vorjahres laufenden Einnahmen herbeigeführt. Die Reichsausgaben bis zum 13. (1.) Mai d. J. betrugen 209810 979 Rbl. gegen 199 644 465 Rbl. im nämlichen Zeitraume des Vorjahres.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 19, Juli, (W. T. B.) Der englishe Generalkonsul Malet hat in London telegraphisch um die Entsendung von 12 Aerzten nah Egypten ersucht.

_— (Köln. Ztg.) Der Sklavenhandel soll in Marokko

einmal 1woieder in leidiger Blüthe stehen. So wird aus Tanger berichtet, daß dort neuerdings Verkäufe von Sklaven stattge- funden haben. Eine junge Negerin brachte 45 Dollars und ein Negermädchen 28 Dollars. Wenige Tage später wurden abermals zwei weiblihe Sklaven verkauft, eine 15 jährige für 35 Dollars und eine 30 jährige für 38 Dollars. Der pein- liste Fall war der einer jungen, wahrsceinlih ihrem Gatten geraubten Frau, welche Eigenthum eines wohlhabenden und bekannten Mauren war. Während der Zeit, wo sie feilgedoten wurde, gab sie in lebhafter Weise ihre Entrüstung über die Behandlung kund, welcher sie von Käufern unterzogen wurde. Einem Berichte von Sir Joha Hay, dem britischen Gesandten in Marokko, zufolge werden jährlih 30—40 Sklaven in Tanger verkaust. /

Zeitungsstimmen.

Das „Deutsche Tageblatt“ seyt die Besprehun

. d . . ß der sächsishen Handelskammerberithte in einem zweiten Artikel fort, VHA also E

. « Die von den Gegnern der neuen Wirthschoftépolitik genährte Befürhtung, daß \sch der Aufshwung der Industrie und vermehrte Beschäftigung deutscher Arbeitec nur erzielen lasse auf Kosten des Konsumenten, hat \sich nicht erfüllt; vielmehr haben diejenigen Ret behalten, welche meinten, daß alsbald eine gesteigerte inländische Konkurrenz den Nachtheil der Preissteigerung von dem fonsumirenden Publikum abwenden werde. Wörtlich erklärt der Plauensche Bericht, nachdem er die erfreuliche

Besserung der wirthschaftlichen Lage besprochen hat, es werde denno „von allen Industriezweigen ohne Unterschied darüber geklagt, daß die mit dem Bedarf mindestens in gleichem Verhältniß gestiegene Kon- kurrenz es nicht zu einer angemessenen oder meist überhaupt zu keiner Aufbesserung der Verkaufspreise hat kommen lassen und unter diesen Um- ständen in der Regel eine Steigerung des Unternehmergewinnes nicht hat eintreten können.“ Genau dieselben Angaben fast in denselben Wendungen finden sich in den übrigen säcsishen Handelskammerberichten ebenfalls... Das auf seine Arbeit angewiesene Volk im Großen und Ganzen, „der Arbeiter“ als Klasse, hat immensen Gewinn aus der veränderten Sad@lage gezogen. Das geht nit nur aus der für fast alle Ge- \chäftszweige konstatirten gleichmäßigen und ununterbrochenen Fort- dauer der Arbeitsgelcgenheit hervor, sondern ganz besonders auch aus der großen Zunahme, welche die Zahl der in den gewerblichen Etablisse- ments, wie nit minder in der Hausindustrie beschäftigten Arbeitskräfte aufweist. Hat doch der Bericht des Fabrikeninspektors für den Zwickauer Bezirk für 1882 nachgewiesen, daß allein in den größeren, der In- spcktion unterstellten gewerblichen Anlagen dieses cinen Bezirks die Zahl der beschäftigten Arbeiter um 6152 gegen das Vorjahr ge- wachsen ift! Und wenn man nun zu diesen 6152 Arbeitern, welche jeßt außer den früheren beschäftigt werden können, noch alle die hin- zurecbnet, welche im Kleinbetriebe und in der Hausindustrie, von deren Aufblühen die Handelskammerberichte erzählen, Arbeit für ihre Hände fanden und zu dem früheren Bestande neu hinzugekommen sind; er- giebt sich da nit ein hocherfreuliher Gewinn für „den Arbeiter“ als Klasse, cin Gewinn, der bereits in der fstatistisch konstatirten erheblihen Abnahme der Zahl der Bettler und Seslbst- mörder seinen sehr beredten Auédruck gefunden hat? Aber auch der bisher \chon beschäftigte Arbeiter hat wesent- liche Vortheile crlangt. . .. Da beißt es z. B. bezüglih der baum- wollenen Webwaaren im Kirchbabschen Berichte (S. 92) wörtlich: „Der Hauptvortheil aus der günstigen Geschäftslage ift ohne Zweifel den Arbeitern zu Gute gekommen. Die in den mechanisben Webereien zu Plauen im Herbste gewährte Lohnerhöhung betrug 10 bis 12x %. Aus Oelsnitz wird berichtet, daß in der mechanischen Weberei im Laufe des Jahres die Löhne allmählich um 25 bis 30/9 aufgebe sert worden sind. Verhältnißmäßig am meisten besserte sih die Lage der Handweber in Falkenstein und Umgegend (wo zur Blüthezeit des Freihandels ernster Nothstand dberrschte!); die Angabe des Inhabers eines größeren Etablissements dieser Branche, welcher eine Lohnaufbesserung um 30 bis 509/69 konstatirt, findet ihre Bestätigung in den Mittheilungen des dortigen Gewerbe- vereins. Im oberen Vogtlande (für welches früher Nothstands- fammlungen veranstaltet werden mußten!) erhielten die Gardinen- weber eine Zulage von 40—60 4H für das Stüct,“ Was wird ferner in den freihändlerishen Agitationsblättern für Lärm ge- macht von der „s{chmachvollen Vertheuerung der nothwendigsten Lebens- mittel“ für den kleinen Mann! .... Nachdem vorher bemerkt worden war, daß „die Landwirthschaft des Kammerbezirks dur cine Mißernte stark in ihrer Kauffähigkeit beeinträchtigt wurde, muß die Handels- fammer Plauen doch ausdrüdcklih hervorheben, „daß wiederum sämmt- lie Getreidearten von dem ohnehin {on mäßigen Preisstande zu Anfang des Jahres im Dur{schnitt über 20%, am stärksten aber, nämlich uni volle 259%/0, die für die Bevölkerung des Kammerbezirks weitaus wichtigste Getreidegattung, der Roggen zurückgegangen ift.“ Auch „kam cin wesentlicher Preisrückzang bei de:!n Reis (im Durch- schnitt 12%) und beim Kaffee (14/6), sowie ein geringerer beim Zucker (13 °/0) der großen Masse, namentlich auch der arbeitenden Bevölkerung, zu gute.“ Für Brennmaterial wird ebenfalls vom Herabgehen der Preise berichtet.

Die Probe endlih auf die Ergebnisse der veränderten Wirth- \chaftêpolitik geben die Resultate der Cinkommensteuereinshäßung, wie sie der Plauensche Bericht in tabellarischer Zusammenstellung bietet. Nach derselben ist das gesammte steuerpflichtiige Einkommen im Kammerbezirk, und zwar unter Abrehnung der Schuldzinsen und sonstiger zulässigen Abzüge, von 140 Mill. Mark im Jahre 1880 auf annähernd 151 Mill. im Jahre 1882 gestiegen; es hat sich also in diesem einen Bezirk allein {hon das reine Einkommen der Bevölke- ruong in den letzten zwei Jahren um beinahe 11 Mill. Mark erhöht (in genauen Ziffern von 140 167 077 M auf 150724788 M). ..

Die „National-Zeitung“ enthält über die Berliner Miethssteuer einen Artikel, in welhem es heißt:

. ._. Wenn eine Steuer als eine gerechte nur anzuerkennen ift, sofern sie sich nab der Leistungsfähigkeit ricbtet, so ist die Mieths- steuer unzweifelhaft cine ungere{hte. Sie beträgt, ohne Rücksicht auf das Einkommen des Steuerpflichtigen und darauf, cinen wie großen oder wie kleinen Theil desselben die Wobhnungêmiethe beansprucht, durchwcg 62/3 9/6 der letzteren. Nun ift es aber eine völlig vnbestrittene Thatsache, daß cine unbemittelte Familie einen viel größeren Theil ihres Einkommens auf Wohnungsmiethe verwenden muß, «ls eine wohlhabende oder- reie. Es ist schon cin schr günstiges Ver- hältniß, wenn eine Familie der ersteren Kategorie mit 20 9/6 des Ein- kommens als Miethe auslangt; viele Statistiker rechnen, uamentlih für eine Stadt wie Berlin, 25%. Ie größer aber da? Einkommen wird, uin so geringer wird der durch den Aufwand für Wohnung in Anspruch genommene Theil desselben, Ausnahmefälle abgerechnet, in denen Jemand gerade im Punkte der Wohnung besonderen Luxus treibt, etwa in der Thiergartenstraße allein ein Haus mit einem großen packartigen Garten bewohat. Ein Familienvater mit 3000 4 Cintommen be- zahlt, tvenn wir nur 209/69 Wohnungs8miethe rechnen, dafür 600 M und hiervon 40 4 Miethssteuer, die 17%, seines ‘Finkommens aus- machen. Der Besit er eines Einkommens von 300 000 A kann, wenn er niht in der oben erwähnten Art ungewöhnlichen Wohnungsluxus treibt, für 9000 M eine der s{chönsten Berliner Wohnungen baben; er würde dann immer nur 39% feines Einkommens auf Wohnung verwenden, und die von ihm zu entrihtende Miethssteuer, 600 Æ, mürde 1/5% seines Einkommens gegen 13% des Mannes mit jährlich 3000 A ausmachen; ver- braucht er ftati 9000 «M 18000 M auf Wohnung, so würde die Miethssteuer immer erst sein Einkommer. mit 2/5 9% be- steuern u. \. w. Jn der Mitte zwischen den beiden, von uns zur Vergleichung benuttten Fällen, die noch keineswegs die extremsten sind, gestaltet sih tie Ungleichheit der Belastung geringer, aber vorhanden ist sie ebenfalls. Dabei sind nohH alle diejenigen Ungleichheiten außer Betracht gelassen, welche dadur entstehen, daß die Gröfe der Woh- nung einigermaßen dur die Größe der Familie bedingt wird, diese aber keineswegs in nothwendiger Wechselwirkung mit der Größe des Einkommens stebt. Die Miethésieuer für Geschäftslokale lassen wir bier außerhalb der Erwägung, weil dabei die Aowälzung der Steuer auf den Preis der Waaren und Leistungen mit in Frage kommt.

__Zu dem Mangel der Miecthssteuer, daß sie die Unkemittelteren \{ärfer belofiet, als die Wohlhabenden und Reichen, kom:nt noch ein anderer. Vtan hat die Aufbringung der Kommunalbedürfnisse aut- \{ließlich oder haupt\sählich durch Grund- resp. Gebäudesteuern zu- weilen mit der Darlegung empfohlen, daß fast alle Verwendungen aus Kommunalmitteln den Werth des Immobiliarbesißzes steigerten. Soweit lebteres in der That zuirifft, \priht es auf das entschiedenste gegen die Miethssteuer. Diese schaft nämlich für den nicht haus- estugenden Steuerzahler folgenden fehlechaften Cirkel: die mit Hülfe seiner Steuerzahlung bewirkten Verbesserungen in der Stadtgegend, die er bewohnt, erhöhen den Werth der Häuser resp. Wohnungen, in Folge dessen wird der Steuerzahler, welcher zu dieser Werrherhöhung beigetragen hat, in der Miethe gesteigert, und von der erhöhten Miethe hat er wieder höhere Miethssteuer zu bezahlen! ...….

Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ wirb aus industriellen Kreisen geschrieben :

Las Aeacltestenkollegium der Kaufmannschaft in Magdeburg, welches jederzeit cinen prononzirt freihändlerishen Standpunkt he- hauptet hat, muß in dem von Ihnen in Nr. 316 reproduzirten Theile ihres Jahre#terits zugeben, daß Handel und Industrie mit den besten Hoffnungen in das Jahr 1882 eintreten konnten, daß sich die (Frwartungen erfüllt, die wirthshaftlihen Zustände sih weiter ge- hoben haben, und daß \ih diese Besserung in der vorsichtig ge- steigerten, aber sicher fortschreitenden und dabei auch loh-

nenden Produktion als eine dauernde kundgegeben Habe. Es ift noth- wendig, das Magdeburger Aeltestenkollegium daran zu erinnern, daß es bei Einführung der Zollreform und unserer damaligen wirthschaft- lihen Nothlage die übelsten Wirkungen von unserer Zollreform mit apodiktisher Sicherheit in Ausficht gestellt hat, während nicht allein nihts von alledem cingetreten, sondern sogar in einer verhältniße mäßig furzen Spanne Zeit unsere wirthscaftliche Nothlage na den cigenen Geständniß der jetzt von dort erstatteten Berichte ciner vorsichtig gesteigerten, aber sicher fortschreitenden und dabei auch lohnenden Produktion dauernd gewichen ist.

Daß diese Produktion mit einer verminderten Einfuhr gleich- artiger Erzeugnisse des Auslandes Hand in Hand gegangen ist, das zeigt flar und deutlih die Waarenstatistik des Deutschen Reichs, und bei einer weiteren Prüfung der früheren und jeßigen Zollsäße ist der Grund dieser verminderten Einfuhr, an deren Stelle unsere größere Produktion getreten ist, lciht zu erkennen, so daß in der That die Zollreform in ihrer direkten und indirekten Wirkung als die Ursache unserer wirths{chaftlihen Besserung zu gelten hat.

__ Es sind allerdings noch andere Faktoren vorhanden, welche auf die Dauer ein Hemmniß für die weitere Besserung bilden und eine gewisse Stagnation, ja cine Rückwärtsbewegung veranlassen können. Es ift aber wohl zu hoffen, daß auch die Selbsterkenntniß für deren Aenderung immer allgemeiner sich Bahn brechen wird.

Armee - Verordnungs - Blatt. Nr. 17. Inhalt: Aufbewahrung der Fahnen und Standarten der früheren kurhessischen Truppentheile. Mitwahrnehmungszulage für Assistenzärzte. Be- \cchaffenheit der Figursheibe und deren Abarten. Abänderung der Vorschrift über das Geschäftêverfahren bei den technischen Revisionen im Bereiche der Artillerie-Depots. Dislokation des Stabes, sowie des 1. Bataillons Magdeburgischen Füsilier-Regiments Nr. 36. Ausgabe einer neuen Vorschrift für die Verwaltung des Uebungs8- materials der Fuß-Artillerie 2c. Eröffnung neuer Eisenbahnen. Uebersichtskarte der Verwaltungëbezirke der Königlih preußischen Eisenbahn-Direktionen. Vorspann bei Märschen. Eisenbahn- beförderung von Militärpersonen und Militärtransporten mit Eils und Schnell- 2c. Zügen. -— Servis-Kompetenz der Dienstwohnungs- Inhaber bei Verjeßzungen. Militär-Transporte auf der Strecke Cassel—Niederlahnstein. Quittungen über geleisteten Vorspann. Extraordinärer Verpflegungs-Zuschuß für Pillau pro 3. Quartal 1883.

Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 13. Inhalt: Staatsvertrag zwischen Preußen und Anhalt wegen Herstellung einer Eisenbahn 1) von Quedlinburg über Suderode und Gernrode nah Ballenstedt, 2) von Cönnern über Bernburg und Nienburg nach Calbe a. d. Saale. Vom 12. März 1883, Allerhöchster Erlaß vom 95. Juni 1883, betr. Auflösung der von der Königlichen CEisenbahn- direktion zu Berlin ressortirenden Eisenbahn-Baukommission zu Berlin. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: Vom 25. Juni 1883, betr. Erhebung des Wägegeldes für 92s Verwieger von Wagens ladungen auf der Centesimalwaage. Vom 26. Juni 1883, betr. Anwendung der Vorschriften über die gegenseitige Saceeaunng der Staatsbahnen 2c. auf die Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn, Vom 29. Juni 1883, betr. Weiterbeförderung von Reisenden bei ver- fehltem Zuganshluß. Von 9, Juli 1883, betr. Revision der Werkstätten und Werkstattsmagazine. Vom 13. Juli 1883, betr. Genehmigung von Ausnahmetarifen, Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Na Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind hei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 8. Juli bis inkl. 14. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 212 Ehe- \cließungen, 901 Lebendgeborene, 24 Lodtgeborene, 1488 Sterbefälle.

Summarische Uebersiht über die Zahl der Studirenden auf der Königlihen Akademie zu Münster im Sommer-Semester 1883. Im Winter-Semester 1882/83 find, 1 na{träglich Aufgenommwener cingere{net, immatrikulirt gewesen 305, Davon sind abgegangen 72. Es sind demnach geblieben 233. Dazu sind in diescin Semester gekommen 95, Die Gesammtzahk der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 328. Die theologische Fakultät zählt Preußen 119, Nichtpreußen 7, zusammen 126. Die philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Neife 181, b, Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 3 der Vorschriften vom 1, Ofioker 1879 8, zusammen Preußen 189, c. Nichtpreußen 13, Summa 202, Im Ganzen 328, Außer diesen immatrikulirten Stu- direnden besuchen die hiesige Akademie als nur zum Hören der Vor- lesungen berechtigt, mit spezieller Genehmigung des zeitigen Rektors, 12, Die Gesammtzahl der nicht immatrikulirten Zuhörer ift demnach 12, ‘Ss nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 340.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Geseß vom 1. Juli d. J., betreffend Abs- änderung der Gewerbeordnung, vom 1. Juli 1883, ift als besonderer Abdruck aus dem „Reichs-Anzeiger“ (Heft 2, Jahrgang 1883) im Verlage der Norddeutshen Buchdruterei und Verlags8- anstalt erschienen. (Preis 20 3.)

Heft 1 enthält das O vom 15, Juni 1883, betreffend dic Krankenversicherung., (Preis 30 -.)

Der von Dr. Justus Olshausen, Richter am Königlichen Lar dgericht L. zu Berlin, herausgegebene Kommentar zum Straf- ge ebbucch) für das Deutsche Neich liegt, nachdem die dritte (Schluß-) Lieferung des zweiten Bandes kürzlich erschienen ist, nunmehr vollständig vor. Verlag von Franz Vahlen, Berlin. Die Bestim- mungen des Strafgeseßbuches werden in diesem, von der Kritik bisher sebr günstig aufgenommenen Kommentar durch eingehende Er- örterunzen erläutert, welche \sich dur klare Darstellung und velle Beherrsung des in Frage kommenden Materials aus- zcibnen. Die erste Lieferung des Werkes wurde bereits gegen Ende 1879 ausgegeben. Die Verzögerung der späteren Lieferungen, welche theils in äußeren Verhältnissen, theils in der *Soche selbst ihren Grund gehabt hat, ist dem Werke insofern förderlih gewesen, als in den späteren Theilen cin bedeutenderes und umfassenderes Material benußt werden konnte, und der Verfasser bei dem Fortschreiten des Werkes mehr und mehr sein Augenmerk auf vollständige Berücksichtigung des gesammten, für die Auslegung des Strafgeseßbuches erheblihen Materials richtete und so sein Ziel weiter steckte, als anfänglich in seinem Plane lag. Ciner minder cingehenden Behandlung ist in der vorliegenden Lie- ferung nur der die Uebertretungen betreffende Abschnitt 29 des zweiten Theils des Strafgeseßbuchs unterzogen worden, da der Verfasser, um den Umfang des Werks einzuschränken und sein Erscheinen niht noch länger zu verzögern, sich bei diesem Abschnitt auf die Wiedergabe der SJudicatur beschränkt hat. Das Werk, dessen Brauchbarkeit durch ein ausführlihes Sachregister erhöht wird, darf als eine für die Theorie und Praxis des Strafrehiês hochbedeutsame Leistung be- zeichnet werden, S i

Die Buch- und Antiquariatshanblung von Joseph Jolo- wicz in Posen hat Katalog 79 ihres antiquariscben Bücher- lagers ausgegeben. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 1557 Sthriften aus den Gebieten der Jurisprudenz, Staats- wissenshaften und Nationalökonomie, die unter folgende Rubriken vertheilt sind: A. Jurisprudenz (619 Nrn.), 1. Geschichte des Rechts (Rechtsphilosophie, Naturrecht, Methodologie); 11. Sam- melwerke, allgemeine Zeitschriften, Geseßsammlungen und Entschei- dungen; 111. Geschichte und Quellen des römischen Rechts, sowie griechishes Recht, 2c. ; TV. Quellen und Alterthümer des deutschen Rechts, Geseßentwürfe, Provinzialrech{te; V. ausländisches, \pez. slavisches Recht; VI, Lehrbücher des Privatrechts und civilist. Monographien ; VII, Familicn- und Ehberecht; V11I. Grundeigenthum, Handels- und WechselreWt, sowie Presse 2c.; IX. Gerichtsverfassung, Civilprozeß, Gerichtspraxis, Notariat 2c. ; X, Kriminalrecht sowie Schwurgericht ;. XI. Kirhenre{cht. B. Staatswissenschaften (660 Nrn.). T. Staats- recht, Politik, Völkerrecht; Judenfrage, orientalishe Frage, polnische

rage, Presse, Staat und Kirche; 11, Verwaltung und Polizei. 5 e, relfonomie (243 Nrn.). a. Allgemeines; b. soziale Frage, Wohlthätigkeits- und Armenwefen , Genossenschaften, einsließlih Frauenemanzipation, Heirath, Prostitution; e. Finanz-, Bank-, Zoll- und Steuerwesen; d. Handel, Industrie und Verkehr, eins{chl. Bier- brauerci uad Branrtweinbrennerei, sowie Handelscorrespondenz. D. Statistik (35 Nrn.). Unter den aufgeführten Schriften finden sich ziemlich viele werthvoPe Werke. Der vorstehende Katalog enthält zum Theil die Bibliothek des verstorbenen Landgerichts-Direktors Nihlen in Voss. L s Antiquariat in München hat 2 Kataloge Katal. 36 und 37, veröffentlit; der erstere „Bibliotheca catholico-theologica“, enthält cine reichhaltige katholisch-theologische Bibliothek oder ein Verzeibniß von 2778 Schriften theils zur fatholisden Theologie theils zur Swholastik als Ergänzung zu den Katalogen 22, 28, 31, 24 und 35 gleichen Inhalts. Die im vor- stchenden Kat. 36 aufgeführten Schriften sind in lateinischer, italienischer, franzssisher, spanischer, holländisher_ und polnischer, einige (Bibeln) in hebräiscber und griechisher Sprache abgefaßt, datiren vorzugswcise aus dem 15,, 16., 17. und 18. Jahrh. und find fast sämmtlih mebr oder weniger, selten und des verscbiedenartigsten Inkalte, Sie gehören theils der fatholis{chen Theologie an Ind enthalten verschiedene Ausgaben der Bibel und des Ncuen Testaments, Schriften von Kirchenvätern, die Breven vond Bullen versbicdener Päpste, die Acta Sanctorum, Schriften üder versbiedene Konzilicn, insbesondere über das Tridentiner, Werke zur katholischen Dogmatik des verschiedensten Inhalts ; theils betreffen se die Scholastiker und andere Philosophen (Aristoteles, Baco, Bona- ventura, Deêcartes, Duns Scotus, Lombarduës, Thomas von Aquiro u. a.) und deren Stbriften ; mehrere aber beziehen sich weder auf Religion noch auf Philosophie, sondern find historischen Inhalts (z. B. Cromers Schriften, Kadlubkon Historia Polonica, Miecbows Chronica Polonorum, Sapiecha u. a.). Katalog 37 bringt ein Ver- zeichniß von 5309 Schriften zur fatholisden Theologie, aber sämmtli in deutsher Sprache, Manuskripte auf Pergament und Papier, fowic gedruckte Bücher d:s 15.—19. Jahrhundert? aus allen Zweigen der fatholish-theologischen Literatur. Untec denselben befinden sich viele werthvolle Werke. : Land- und Forstwirthschaft. : Pest, 19, Juli. (W T, B.) Amtlichea Berichten zufolge wird der Weizen und der Roggen in Ungarn tim Allgemeinen cine Mittelernte geben; der Ertrag der Ger ste dürfte si im Durcschnitt unter einer Mittelernte bewegen, dagegen ist für Hafer überall cine gute Mittelernte zu erwarten.

Gewerbe nud Handel. Bradford, 19. Juli. (W. T. B.) Wolle sehr matt, wollene Garne ruhig, in wollenen Stoffen mäßiger Bedarf für das

Fnland. i 7 New-York, 19. Juli. (W. T. B.) Im Monat Juni d. I.

ist für 15 Millionen Dollars Mehl aus den Vereinigten Staaten

ausgeführt worden.

M Verkchrs-Ansftalten.

Triest, 19. Juli. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Caftore* ist heute Abend aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Bremen, 20. Juli. (W.T. B.) Der Dampfer des Nord- deutschen Lloyd „Elbe“ if gestern Abend 11 Ubr în Southampton eingetroffen und der Dampfer „Köln“ derselben Gesellschaft hat gestern auf der Heimreise St. Vincent passirt.

Berlin, 20. Juli 1883.

Preußische Klassenklotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute angefangenen Ziehung der 4. Klasse 168. Königlich preußischer Klastenlotterie fielen:

1 Gewinn von 300 000 F auf Nr. 84 217.

1 Gewinn von 45 000 6 auf Nr. 75 411.

1 Gewinn von 30 000 auf Nr. 960.

2 Gewinne von 15 000 auf Nr. 32 869, 76 163.

1 Gewinn von 6000 # auf Nr. 47384. 5

43 Gewinne von 3090 /6 auf Nr. 1187. 4903. 7815. 8467. 9262. 9374. 9579, 9776. 10477, 11576. 15 198, 17 998. 23 070. 23818. 26147. 33985. 35766. 36 632. 37 147. 38 737. 39314. 42212. 47413. 53856. 55 989, 56 768. 57 487. 57 575. 65388. 66436. 67286. 69 770. 79 117. 72136. 73846. 76715. 77134. 78975. 81 591, 84 8327. 90486. 90944. 93532.

45 Gewinne von 1500 /6 auf Nr. 1435. 2081, 11 303, 14 026, 20425. 20490. 22464. 22751. 26 473. 31 207. 36 115. 37 282. 40776. 42221, 43494. 45227, 45 555, 47 001. 54582, 54653, 55046. 55441. 55859. 61 145, 64 444. 64 597. 69481. 69924. 70908. 71764. 73 241. 76 357. 79 153. 82180. 83865. 85483, 85 504. .86 691. 86 757. 86 917. 86 960. 87660. 90736. 91539, 91 566.

78 Gewinne von 550 #6 auf Nr, 1262. 1603. 2051. 9551. 3311. 4379 4710. 7948. 10535. 10609. 11 002. 11 402. 15738. 20908. 21368. 21498. 21862. 24 547. 294617. 25989. 27835, 28126. 28396. 29980. 30 106, 30386. 30770. 31686. 31851. 34573. 36884. 37 166, 39 968. 43368. 44297. 45872, 47729. 49 322. 50 013, 51 991. 52299, 54653, 54661. 54711. 68556. 61 848. 63318. 66625. 67019, 69476. 69971. 70704. 72 513. 73 357. 74075. 74235. 76 596. 76968. 78071. 78 688, 79 322, 81355, 83018, 83097. 85535. 85278. 86 310. 86 614. 86740. 88014. 90254. 91635. 92164, 92 957. 93 578, 93675, 94800, 94 896.

Die Kaiser- Wilhelm-Fälle in Argentinien. (Aus „A. Woldts wissenshaftlide Correspondenz*“.) Ueber ein Natur- wunder ersten Ranges berichtete Hr. Gustav Niederlein in der Juli- Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Es handelt s um „die hundert Katarakte des Y-Guazu“ im Territorium Misiones in Argentinien, zwi\chen der brasilianishen Provinz Rio Grande do Sul und Paraguay. Die Wasserfälle, sagte der Vor- tragende, welche ih hier schildern will, sind so bedeutend und von fo erhabener hinreißender Formenpracht, deß sie die Aufmerksamkeit der gesammten gebildeten Welt auf sich ziehen werden. Kein Wafserfall von allen denen, die weltbekannt sind, kommt in Bezug auf Groß- artigfeit, verbunden mit Schönheit, diefen gleich. Z

Anderthalb Meilen oor dem Sturz is der Y-Guazu ca. 5 km breit und fälit, ohne vorher sehr stark zu strömen, aus einem unab- fehbaren felsigen Inselarchipel, dem König Albert-Archipel, in einem mehr als 2 km langen, fast regelmäßigen Dreiviertelkreisbogen als Victoriafall in drei Hauptabtheilungen 50 und mehr Meter ticf in cinen Felsengrund. Meilenweit ist im einsamen Urwalde das hun- dertfältige Donnern und Tosen und das bald s{wächere, bald gewal- tigere Brausen und Nauscben des Katarakts hörbar, und unaufhörlich sieht man fkontinuirlihen Staubregen als Nebeldämpfe aus der Liefe steigen, und hoch üker dem König Albert-Archipel sich, namentlich Nachts, zu Wolken ballen. Hr. Niederlein, welcher im Laufe des leßten Jahres an einer deutsh-argentinishen Expedition nach jener Gegend theilgenommen hat, sagt über diese Katarakte Folgendes: Ih unterscheide eine brasilianische, eine Insel- und eine argentinische Fall- gruppe, oder: die Kaiser Dom Pedro-, die Kaiser Wil- helm- urd die General Roca-Fälle. Erstere sind die groß- artigsten; letztere die s{önsten.

Die Kaiser-Wilhelm-Fälle sind kleiner, aber imponirend, indem se in der Fallmitte zunächst auf eine weit hervorspringende, anmuthig bewaldete Sn die Kaiser-Wilbelme-Insel, si ergießen. Diese und die General Roca-Fälle kommen von ihrer stolzen Höbe in zwei Stufen herab, während die Kaiser Dom Pedro-Fälle in etnem gewaltigen Sturz ca. 50 m tief in einen, auf einer Stelle etwa 40 m eingeengten Kessel sich ergießen. In Form einer kolossalen, ca. 100 m langen Woge wird daraus der brasilianishe Y-Guaza-Arm entsendet, in den, etwas weiter unterhalb auch die Inselkatarakte ihre Wasser- massen s{leudern. Die argentinisbe Fallgruppe bildet einen großen Bogen, der unten auf der ersten Stufe durch eine, ungefähr in der Mitte vorspringende, ca. 1} Cuadras große, senkrecht abstürzende Fel8masse, das Napp-Plateau, in zwei Nebenbogen zerfällt und fo drei Fallabtheilungen unterscheiden läßt. Diese zusammen bilden den etwas kleineren argentinishen Arm, der in fas: östliber Richtung in den nah NNW. fortfließenden brasilianishen mündet. Vereint als stattliher unterer Y-Guazu-Strom weiterfließend, nehmen sie wenige Cuadras weiter unterhalb, von Argentinien her, zunäcbst noch zwei andere, nicht unbedcutende, kaum 100 Schritt von einander entfernte Wasser- fälle, die Bosctti-Katarakte, auf. i

Die Bosettifälle müssen auf dem Hingang zu den Victoriafällen überkleitert und übersprungen werden. Sie kommen aus seitlichen S{lucbten und erscheinen so mit ihren {malen Nebenfällen nur we- nige Meter breit. Indeß werfen sie in Wirklichkeit ganz gewaltige Wassermassen aus dem oberhalb befindlichen prächtigen Walde über die 15—20 m hoben, dunklen, steilen Wände auf eine geneigte Fels8- platte hinab, über die sie dann chäumend und mit weithin vernehm- barem Rauschen in den Y-Guagzu gelangen. Als getrennte, und zwoarals die äußersten argentinischen Arme des V-Guazu haben die Vosettifälle mehrere Cuadras, innerwärts noch zwei andere, ca. 29 und 12 m breite, durch eine kleine bebuschte Fclseninfel geshicdene Fälle. Ihre Wassermassen vereinigen sh unten im Fallbecken und fließen daraus, wie cin wil- der Berçcstrom, über Felsblöcke eine kurze Strecke zusammen und dann, an einer zusammenhängenden Felsblockreihe sich gabelnd, in ciner sich erweiternden Schlucht mehrere Cuadras weit getrennt von dannen, bis fie aufs Neue fallen und in beschriebener Weise den Y-Guazu erreichen.

Rechts davon liegt die mit hohem Grafe, Schlinapflanzen, Palmen u. a. Bäumen bewahsene, in hohen, steilen {chwarzen Wän- den abfallende und von Steinsbuttwällen umsäumte Marimo Lezama- Insel, links befindet f cin eb-nso bewachsener, felsiger Schluchten- abfall. Im Hintergrunde, am Horizont sicht man das dichte, farben- und \cattenreihe Baumkronen- und Palmbüschel-Chaos der bra/ filianishen Barranca, und etwcs stromaufwärts die brasilianischen Fâlle mit den in weiter Ferne ge‘egenen, niedrigeren und immer mehr zurücktretenden Stromuferwald.

Stromabwärts nimmt der Y Guazu noch 14 kleine Fälle vnd ins- besondere den \{chönen, etwa anderthalb Leguas von den Bosetti-Fällen ab- gelegenen „Fürst Bismarck-Kataraklt“ auf, der sich in ciner großen, lieblich mit subtropishem Urwald umrahmten Bucht zwischen Palmen und üppig grünen Büschen in zwei Stufen, ca. 49 m hoch, filberblinkend über die dunklen, steilen Felseawände hinab ergießt. Viertehalb Leguas weiter unterhalb mündet endlich der V-Gugazu in einer Breite von ca. 200 m als ein Hauptzufluß in den Alto Parana, der scine, hier auf- und dort nicderwirbelnden Fluthen noch mehrere hun- dert Kilometer weit in packend feierlicher Einfachheit und Schönheit hinabwälzt. Von den unteren Bosetti-Fällen hat man nur eine Éa1rze Strecke weit über Felsen und Steinflähen zu klettern, dann steht man auf niedrigen großen abgcstuften Fel8platien am argentinischen Arm des Y-Guazu, von wo aus man einen überwältigend s{chönen, doch nicht vollständigen Gesammtüberblick über die Kaiser Dom Pedros, die Kaiser Wilhelm- und die General Roca-Fälle hat.

Der argentinisbe Arm is ca. 50 m breit. Diesseits liegt die Marimo Lezama-Insel, gegenüber die Kaiser Wilhelm-Insel und ibnen innerwärts quer das Napy- Plateau. Alle drei Felsenmassen sind über 95 m hoch und zeigen unten einen bunt und durcheinander gewür- elten Steinblockwall. Die Kaiser Wilhelm-Insel besitzt zudem an der Mündung des Arms eine große Sandbank. Von ihrer dunklen Wand etwas innenwärts stürzt in mehreren Stufen cin kleiner {maler Wäasserfall herab.

Die Kaiser-Wilhelm-Fall-Neihe beginnt mit einem etwa meter- breiten, in Schluchten gebettetzn starker: Doppelarm, der in Stufen die südlihe 25 m hohe Fel8wand hinabrausht. Dben im großen Viktoriaboaen bestehen die Kaiser-Wilzelm-Fälle, welche bei der Stromauffahrt zuerst sichtbar werden, aus einem etwa 159 m breiten, 90 m hbohen, zum Theil mit einer niedrigen Oberstufe . fenkreht herab- stürzenden Wasserstrahl mit einigen kleinen Nebensträngen. Dutch hohe steil abfallende Felsen und Inseln sind sie von den rechts uad links befindlichen Fällen gesci?den.

Auf der Kaiser-Wilhelm-ZJnsel römi das herabgesiürzte Wasser zwischen und über Felsblöcken in verschiedenen, großen und kleinen Strängen cine kurze Strecke weiter, bis es aufs Neue, und zwar in fünf Fallgruppen zu 2—4 Fällen 20—25 m tief in den Strom stürzt. Die erste Gruppe und die oritte ist verhältnißmäßig klein, aber recht lieblich mit ibren treppenartig abgeseßten Wassersträngen. Von den übrigen Fallgruppen i} die zweite die größte; sie shleudert, 15 m breit, mit zum Thcil geneigtem Bett, größtentheils aber senkrecht zwischen Felêmassen ihre gewaltigen Wassermengen unter enormem Schäumen und mit merkwürdigem donnerartigen Doppeltosen in die Tiefe.

Hr. Niederl..in beendet seinen Bericht, in welchem er auc eine detaillirte Schilderung der Koiser Dom Pedro- und General Noca-

Fälle giebt, mit der Bemerkung, daß dieses Naturwunder, die hundert ;

Katarakte des ‘Y-Guazu, wegen seiner unvergleihlidben Schönheit und seincc leicht auszubeutenden großen motorishen Kraft wohl mit Necht die Aufmerksamkeit der Welt verdiene und werth sei, Deutschen zu gehören, wie das ganze Land, daß nach Hrn. Niederleins Ueberzeugung dur eine wohlgeleitete, patrioti]sbe Kolonifationsgesellshaft mit Er- folg zu ecirem der glücklichsten Kulturgebiete der Erde umgewandelt werden könne.

Am Montag, den 13. und Dienstag, den 14. August d. I. findet zu Dresden der V. deutsche Scneidertag mit der Vorversamm- lung am Sonntag, den 12. August d. J. statt. Auf der Tagesordnung stehen u. A. : Die Reorganisation des Deutsben Schneiderbundes dur Umwandlung in einen „Bund Deutscher Schneider-Innungen“ gemäß 8, 104 a. der Gewerbeordnung resp. Berathung und Beschlußfassung über ein bezügliches Bundesstatut. Austausch von Erfahrungen über be- reits bestätigte Statuten von Innungen des Schneidergewerbes auf Grund des Gesetzes vom 18. Juli 1881, Der §. 1096. der Ge- werbeordnung und die Frage der Bestäiigung zweier Innungen des- selben Gewerbes für einen und denselben JInnungsbezirk, \o- wie das Verhältniß der Gesammtinnung zu den Fach- innungen. Verathung über die Einführung eines Bunde®- Arbeitsbuches und die davon abhängig zu machende Wanderunter- stüßung. Besprehung über die Werkstattarbeit und die Gesellen- arbeit außer dem Hause. Berathung über Mittel und Wege der weitecen Agitation für cine vollständige feste Organisation des Bundes durch ganz Deutschland: a. Die Begründung von Provinzial-Verbänden nah einem bestimmten Organisationsplane. b, Die Nothwendig- keit der Abhakltung eines allgemeinen Kongresses deutscher Schneider-Innungen im Jahre 1884, über welchen der diesjährige Delegirtentag {hon Bestimmung zu treffen hat. Beschlußfassung über das Erscheinen der deutshen Scbutßliste im Geschäftsjahr 1883/84.

„Es ergeht hierdurch, heißt es in der Einiadung, an alle In- nungen, Korporationen, Arbeitgeber- und Meistervereine des Schneider-

gewerbes in Deutschland die freundliche Aufforderung, an diesem

Schneidertage theilzunehmen. Wir müssen uns in Innungen orga- nisiren und wo solche vorhanden, diese reorganisiren und kräftigen. Die besten Mittel und Wege hierzu soll der diesjährige Schneidertag vermöge seiner Berathungen an die Hand geben. *

Die Kaiser-Wilhelm-Stiftungfür deutsheWaisen- finder in London hat im verflossenen Jahre, wie die „Allg Corr.“ meldet, keine weitere Ausdehnung genommen, do befand sih am Scbluß des Vereinsjahres die Anftalt in einem durchaus befriedigenden Zustande. Wegen Mangel an größeren Gaben konnte das zinêtra- gende Kapital im vergangenen Jahre nit vermehrt werden ; ja die laufenden Einnahmen deckter trotz der slriktesten Oekonomie nicht einmal die mit der vermehrten Anzahl der aufgenommenen Waisen gewachsenen Ausgaben, so daß nit allein der leßt- jährige Saldo aufgezehrt wurde, sondern auch noch ein Vor- {Guß von 20 £ aufgenommen werden mußte, weshalb der Verwal- tungsrath an alle Diejenigen, welche si bis jest nob nicht an diesem segenêércicen Werke betheiligt haben, die dringende Bitte richtet, der Arpstalt womöglib dur jährlibe Beiträge dauernd zu Hülfe zu kom- men. Am Schluß des Vereinsjahres befanden si 14 Kinder, und zwar sieben Mädchen und sieben Knaben, im Alter von 6 bis 112 Jahren, im Waisenhause, für deren körperlihes wie geistiges Wohl- sein in jeder Beziehung aufs Beste gesorgt wird.

Sprottau, 18. Juli. (Sch{lef. Ztg.) Das von Landeshut auf telegraphischem Wege angemeldete Hochwasser des Bobers hat nit die Höhe erreicbt, die befürhtet wurde. Seit Dienstag konnte ein Abfallen des Wassers konstatirt werden. Zur Vorsicht waren die Wohnhäuser, welche bei dem letzten Hochwasser bedroht wurden, ge- räumt worden, ebenso waren Vorkehrungen zur Bergung des Ge- treides getroffen worden.

Literarische Neuigkeiten und periodisheSchriften.

Monat\chrift für deutshe Beamte. 7. Heft. Inhalt: Angelegenheiten des Vereins: Bekanntmachungen der Direktion des Preußischen Beamten-Vercins. Rechtsverhältnisse der Beamten: Gesetzgebung, Verordnungen, Erkenntnisse. Abhandlungen und Nachrichten über Fragen des Beamtenthums : Allgemeiner Hallescher Beamten-Sterbekassenverein. Zur Wohnungs8geldzuschuß-iFrage für Lehrer und Beamte städtischer Lehranstalten. Anwendung des De- zimalsystems auf die Lieferung von Papier. Lex vigilantibus scripta est. Das Personal des Staats-, Gemeinde- und Kirchen- 2c. Dienstes und der sogenanten sreien Berufsarten na%H dem Ergeb- niß der Berufszählung vom 5. Juni 1882. Wohlfahrtseinrichtungen (Stiftungen 2c.) für Beamte und deren Hinterbliebene: Das evan- gelishe Säkular-Stivendium der Stadt Beclin für Theologen Abhandlungen und Aufsäße allgemeinen Inhalts: Die Rose bei ver- schiedenen Völkern (Scbluß). Ferdinand von Sill. -— Der Zug der Nürnberger nah Lichtenberg. Fricderiziana, Vermischtes : Marienbader Badevorschriften von einem Kurgaste. Wenn wir etwas für unsere Bildung verausgaben sollen. Aengstlih zu finnen.

- Sprechsaal. Bücher)hau. Vakanzenliste. Inserate.

DeutscheLandwirthschaftlichePre] se. Nr. 55. Inhalt: Die internationale landwirth\chaftlide Thieraus|tellung in Hamburg. Feuilleton. Ueber die Beziehungen zwischen der anorganiscen Welt und den Organismen, sowie der Pflanzen und Thiere unter cinander. Von C. Graf von Wartensleben in Rheinsberg. (G. W. Rheinsberg.) Fischerei. Zur Sauerfutterfrage ia Nr. 36, 42 u. 47 d. Ztg. Von Schirmer-Neuhaus. Schwedisches Saatgut. Tragen die Regenwürmer zur Verbreitung des Milzbraades bei ? Die neuen Fowlerschen Dampfpflug- und Lastzug-Apparate auf der großen landwirthschaftlihen Landesausstellung zu Prag vom 13, bis 18. Mai 1883. Personalicn. Literatur. Mixscellen. Spretsaal. Rundshau. Correspondenzen. Aus Ostpreußen ; Paris. Handel und Verkehr. : ;

Preußische Jahrbücher. Zweiundfünfzigster Band, ersics Heft. Inhalt : Max Lehmauns Archivpublikationen. (H. Fechner.) Der Abfall der Niederlande und die ultramontane Gescbichtscbrei- bung. (Th. Wenzelburger.) Die deutsche Ansiedelung in außer- europäischen Löndern. Drei Stufen in der Welterkenntniß. (Ed- mund von Lüdinghausen-Wolff.) Politishe Corresvondenz. (Das Krankenversicherungsgesez. Die Ablehnung der Kanalvorlage. Die firchenpolitish2 Situation.) Notizen: R. Gneist, engl. Verwal- tungsrecht Martinus, Der Abgeordnete Hr. von Bismarck-Schön- haufen R. Baumstarck plus ultra E. Warner, Briefe moderner Dunkelmänner L. Geiger, MRenaissance und Humanismus R. S&mölder, Wiedereinführung der Schuldhaft.

PolitisweGesellshafts-Blätter. 38/39. Hest. Inhalt: Am Sterhebe1te des Grafen Chambord. Die höheren Scbulen. Der deutsche Großgrundbesiß und der Bauernstand. Die Ge- fängnißstrafe in Preußen. Vermischtes. Correspondenz.

Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der Forstwirthschaft, zusammengestellt für ausübende Forst- männer und Privatwaldbesitzer unter Mitwirkung von Fachgenossen und lerausgegeben von Oberförster Saalborn. Viertcr Jahrgang. 1882, Inhalt: Erster Abschnitt: Die Faktoren des forstwirth- schaftlichen Betriebs. § 1. Der Forstwirth. §. 2. Die Wald- arbeiter und ihre Geräthe. §. 3. Witterung und Klima. S. 4. Der Boden. Zweiter Abschnirt: Der Forstbetrieb im Allgemeinen. L 5, Wirthschaftsformen. §. 6. Ziele der Forstwirthschaft. S 7, Die Bestandsordnuno. §. 8. Der Pflanzgarten. §. 9. Die Holzverwerthung. Dritter Abschnitt: Die Bewirthschaftung der einzelnen Holzarten. §. 10. Die Eiche. §. 11, Die Buche. 8. 12, Die Fichte und die Tanne. § 13. Die Kiefer und die Lärche, 8. 14. Andere Holzarten. Vierter Abschnitt: Die Li teratur. §, 15. Alphabeti\ches Verzeichniß der literarischen Erschei- nungen dcs Jahres 1882. :

Chemisch-tehnisches Repertorium. Zweites Halbiaßr, Erste Hälfte. —- Inhalt: Baumaterialien, Cemente, künstliche Steine, Farbstoffe, Färben und Zeugdruck. Fette, Dele, Beleuchtunz8- und Heizmaterialien. Gegohrene Getränke. Gerben, Leder und Leimbercitung. Gewebe. Glas und Thon. Holz und Hocn. Kautschuk. Kitte, Klebmaterialien, künstliche Massen, Lade, Firnisse und Anustriche. Metalle.

Schorers Familienblatt. Nr. 28. Inhalt: Memento wori. Novelle von Ossip Schubic.. (Fortseßzung.) Aus dem eng- lischen Gemüthsleben. -—— „Lehn' deine Wang” an meine Wang”. (H. Heine.) Lied von Adolf Jensen. Für Pianoforte übertragen von Th. Kirchner. Allerlei von alten Büchern. Von H, Seidel. Sehnsucht. Gedicht von August Becker. -— Fernsprecher und Fern- hôrer. Von Friehrih Randow. Illustrationen dazu. Dame am Telephon; Centralverbindungsamt in Berlin; Herr am Telephon ; Thurm auf dem Centralverbindungsamt in Berlin. Prusias. Roman aus dem letzten Jahrhundert der römischen Republik. Von Ernt Estein. (Fortsesung ) Im Theater. Von Paul von Scön- than. Plauderecke: Maikäfer. Ein Brief der Shröder-Devrieut. Das Fliegen der Fishe. Von F. Knauer. Geistliche Lieder- dichter aus dem Scauspielerstande. Unsere Bilder: Ertappte Wilderer. Uralte Edeltannen im bayerischen Hochwald. Das Bildniß einer türkischen Dame. Kunstblätter in Holzschnitt: Er- tappte Wilderer. Nach dem Gemälde von Hago Kauffmann. Uralte Edeltannen im bayerischen Hohwald. Nach dem Gemälde von E. von Bernuth. Türkishe Dame. Nach einer Originalaufnahme.

Fl[lustrirte Berliner Wochenschrift „Der Bär“. Verlag von Gebrüder Pactel in Berlin W. Nr. 42 9. Jahrgangs. SJnhalt: Ein Abenteurer am Hofe König Friedrih Wilhelms I., vaterländische Erzählung oon Th. L. M. (Fortseßung). Das Swloß und der Schloßpark von Nieder-Schönhansen von Dr. Béringuier (mit JIllustration). Eine Audienz beim König Friedrich Wil- helm 1V. vom Division8vpfarrer Erich Sild. S. W. Dehn von cinem seiner dankbaren Schüler. Zum Bau der Kurfücstendamm- straße. Bilder aus der Altmark von Hermann Dietrichs. Situationsplan der sogen. Kaiser-Wilhelm-Straße (mit Karte, welche sowohl die Baufluchtlinie der künftigen Straße wie die jeßigen Straßenzüge enthält).

Der Feuerwehrmann. Nr. 28. Inhalt: Der Sicher- heitsdienst in der Schweizerischen Landesausstellung. Zum Brand in Aachen. Aus dem Nheinish-Westfälischen Verbande. Aus anderen Feuerwehrkreisen. Verschiedene Mittheilungen 2c.