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Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Dem Pächter des Pfortashen Schulgutes Fränkenau, Amtmann Otto Stockmann zu Fränkenau, ist der Cha- rakter als Königlicher Ober-Amtmann beigelegt worden.
Königliche Bibliothek.
Jn der nähsten Woche vom 30. Juli bis 4. August findet nah §. 37 der allgemeinen Bestimmungen über die Benußung der hiesigen Königlichen Bibliothek die allgemeine Zurück- A aller aus derselben entliehenen Bücher statt. Es werden daher alle Diejenigen, welhe Bücher der Königlichen Bibliothek in Händen haben, hierdurh aufgefordert, solche während dieser Zeit in den Vormittagéstunden zwischen 9 und 1 ets gegen die darüber ausgestellten Emp'angscheine zurück- zuliefern. : i
Die Zurücknahme der Bücher erfolgt nah alphabetischer Ordnung der Namen der Entleiher: i
von A.—H. am Montag und Dienstag, J.—R. am Mittwoch und Donnerstag, „ S8,—Z. am Freitag und Sonnabend. Berlin C., den 23. Juli 1883. Königliche Bibliothek.
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Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Dem Kreis-Thierarzt Coestex zu Weßlar ist unter Ent- bindung von seinem gegenwärtigen Amte die Kreis-Thierarzt- stelle für den Stadt- und Landkreis Wiesbaden verliehen und gleichzeitig die kommifsarishe Verwaltung der Departements- Thierarztstelle für den Regierungsbezirk Wiesbaden über- tragen worden.
Bekanntmachung.
Die in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 27, März 1878 (Centralblatt sür das Deutsche Reih S. 160) im Beginn des kommenden Wintersemesters an der hiesigen Thierarznei- schule abzuhaltende thicrcärztlihe Fachprüfung beginnt am 15. Oktober cr. Die Meldungen zu dieser Prüfung haben bis spätestens zum 11. desselben Monats bei dem unterzeich- neten Direktor zu erfolgen.
Berlin, dén 21. Juli 1883.
Der Direktor der Königlichen Thierarzneischule. Roloff.
Angekommen: Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegen: heiten, von Goßler, aus der Provinz Westfalen ;
Se. Excellenz der Staatê- und Finanz-Minister von Scholz von seiner Dienstreise nah den Provinzen Hannover und Westfalen.
Personalverändernngen.
Königlih Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Mainau, 14. Juli. Trost, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 71, Köhn v. Jaski, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 98, zur Diensileist. bei dem Milit. Knaben-Erziehungsinstitut zu Annaburg kommandirt. Stumpff, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 54, in das Inf. Regt. Nr. 116 versetzt. : |
Abschwiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. Mainau, 12. Juli. Gelpcke, Hauptm. a. D., zuleßt à la suite des Inf. Regts. Nr. 49 und Direktions-Assist. bei ter Munitionsfabrik in Er- furt, unter Fortfall der ihm ertheilten Aussibt auf Anstellung im Civildienst, mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Unif. des gedachten Regts. zur Disp. gestellt.
Königlich Bayerische Armee.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 9. Juli. Wurm, Oberst-Lt. und Abtheil. Commandeur im 3. Feld-Art. Regt., unter Verleihung des Charakters als Oberst, der erbetene Ab- S mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform ewilligt.
Im Sanitäts-Corps., 15. Juli. Dr. Ritter v. Loßbeck, Gen. Arzt 1. Kl. der Kommandantur der Haupt- und Residenzstadt München, kommandirt zum Kriegs-Ministerium, zum General-Stabs- arzt der Armee und Chef der Milit. Medizin. Abtheil. im Kriegs- Ministerium ernannt. Dr. Müller, Gen. Arzt 1. Kl. und Corps- arzt des 11. Armee-Corps, der Rang als Gen. Major verliehen.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 25. Juli. Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben Sih mit Höchstihren drei Töchtern gestern um 41/, Uhr zu dem Gartenfest nah der Pfaueninsel und kehrten um 10 Uhr nah dem Neuen Palais zurück.
— Nach Mittheilungen aus den Niederlanden sind folgende Submissionen ausgeshrieben worden:
1) Am 11. August d. Js., Nachmittags 2 Uhr, in dem Staatsmagazin sür Arzeneimittel im Haag findet eine Sub- mission auf Lieferung von 250 kg Chininjulfat in 5 Partien zu Je 50 kg für den Medizinaldienst in Niederländisch- «Indien statt. Nähere Auskunft ertheilt das genannte Staats- magazin.
2) Am 13. Vugust d. Js., Mittags 12 Uhr, im technischen Bureau des Departements der Kolonien im Haag findet eine Submission auf Lieferung verschiedener Eisengeräthe, Farben, Leinöl, Seife, Fett, Ziegelsteine, Garne, Pubßtücher, Eisenbahn- E in A De s
zremplare der Bedingungen sind beim Buchhändler Martinus Nyhoff im Haag für 20 Cts. käuflih zu erstehen. Jnteressenten werden wegen Aufmachung der Kostenanschläge und der daran zu heftenden Spezifikationen auf Artikel 6 und 7 nebst Beilage A. der durch ministeriellen Beschluß vom 18. November 1880 Litt, F, Nr. 60 festgeseßten allgemeinen “vai Seitens der niederländishen Regierung ver- Jviesen.
— Das Reckt der Zeugnißverweigerung auf solche Fragen, deren Beantwortung dem Zeugen die Gefahr straf- rechtliher Verfolgung zuziehen würde (§8. 54 der Strafprozeß- ordnung) darf nah einem Urtheil des Reichsgericht s, III, Strafsenats, vom 21. Mai d. J. nicht durch Vershweigung einzelner Thatumstände ausgeübt werden, sondern nur durch ausdrüdckliche Verweigerung.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Sachsen-Meiningen, Seconde-Lieutenant im 1. Garde- Fel d-Artillerie-Regiment, hat einen zweimonatlihen Urlaub nas der französishen Schweiz und nah Süd-Frankreich an- getreten.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. Juli. (Wien. Ztg.) Der Landtag der Bukowina nahm am 20. d. M. den Bericht in Betreff der dem Kaiser anläßlih der Habsburgfeier dargebrachten Glückwünsche unter lebhaftem Beifalle zur befriedigenden Kenntniß, genehmigte sodann die Gesetzentwürfe über die Beitragéleistung des Landesfonds zu dem Landesschulfonds und über die Erhöhung der Verbrauchs- umlagen in Czernowiß und votirte Subventionen für den gewerblichen Fortbildungsunterricht.
— (Wien. Ztg.) Jn der am 20. d, M. stattgefundenen vorleßten Sißung des dalmatinischen Landtages wurden unter Anderem sämmtliche Präliminarien sür 1884 sowie der Geseßentwurf, betreffend die Vermögensverwaltung der (Be- meinden und die Aenderung des §8. 86 der Gemeindeordnung angenommen. Vorgestern wurde der Landtag mit einem drei- maligen Hoch auf den Kaiser geschlossen.
— (Prag. Abdbl.) Nach Meldung der Wiener Blätter soll die Eröffnung des oberösterreihischen Landtages bestimmt am 18. September exfolgen. Jn liberalen Kreisen mache man si, heißt es, auf eine stürmische Debatte gefaßt, da das Schulpräliminare nahezu cine Million Gulden erreicht und heuer gegen das Vorjahr eine Erhöhung um 12 000 Fi. erfahren habe,
Prag, 24. Juli, (Prag. Abdbl.) Fn der Sitzung des böhmischen Landtages vom 23. Juli erfolgte unmittelbar vor deren Schluß die Verlesung eines von Dr. Rieger und 71 anderen Abgeordneten eingebrachien Antrags, betr ef- fend die Reform der Landtags- Wahlordnung. Darnach soll der Landesaus\{chuß aufgefordert werden, in der nächsten Landtagssession cinen Entwurf der Neform der Land- tags-:Wahlordnung vorzulegen, „wodurch das Wahlrecht mit Nücksicht auf die Bevölkerungszahl und Steuerleistung möglichst gleihförmig vertheilt, die Wahlbezirke mit Rücksichltnahme auf deren geographische Lage gebildet würden und derartige Abgrenzungen erhielten, daß beiden Volisstämmen des Landes ihr gleiches volles Recht werde.“ Ferner soll der Landesaus- chuß bei der Berathung über diese Reform in Erwägung
_zichen, ob das Wahlrecht im Wahlkörper des nichtfideikom:
mifsarishen Großgrundbesißes in mehreren Waßÿlbezirken aus- zuüben, sowie, ob das Wahlrecht allen Jenen zu verleihen sei, welche bei Feststellung der sonstigen geseßlichen Bedingungen mindestens fünf Gulden dirckter Steuern zahlen (biëher ist der Steuerzensus für . die Wahlberehtigung mit 10 Fl. fest: geseßt), wofern ihnen dieses Recht niht dermal s\chon auch bei einer minderen Steuerleistung den bestehenden geseß- lichen Bestimmungen gemäß zusteht. — Jn formaler Beziehung wurde die Zuweisung dieses Antrags an eine fünfzehngliedrige Kommission vorgeschlagen. Der Oberst-Landmarschall erklärte, er werde diesen Antrag der geschäfteordnungsmäßigen Be- handlung unterziehen; es wird also derselbe auf die Tages- ordnung einer der nächsten Landtagssizungen gescßt werden, damit Abg. Dr, Rieger ihn motivire und der Landtag über die Zuweisung an eine besondere Kommission Beschluß fasse.
— Nah einem in derselben Sißung dem böhmischen Land- tage vorgelegten Bericht des Landesaus\shusses über das Volts- jhulwesen Böhmens im Jahre 1883 giebt es in Böhraen 2043 deutshe Volks- und Bürgershulen und daneben 2518 czehische Anstalten: erstere zählen 4853 Klassen (um 123 mehc ais im Vorjahre), leßtere 6503 Klassen (um 310 mehr). Die deutschen Privatshulen wurden von 14 812, die czechischen blos von 9568 Schüler besuht. Jn konfessio- neller Beziehung giebt es 73 katholishe, 113 israelitisce, 63 evangelishe und 34 interkonfessionelle Privatshulen. Von der Gesammtzahl der schulpflihtigen Kia1der befanden si 321 203 in den deutschen, 533 149 in din czehishen Land- schulbezirken und 17 885 in den städtischen Bezirken.
P est, 22, Juli, Das Amtsblatt publizirt das Gese in Betreff der Finanzgerichtsbarkeit.
Borsze!k, 23, Juli, Die ungarish-rumänische Grenzregulirungs-Kommission trifft morgen hier ein und begiebt sich von hier an Ort und Stelle, Die Grenz- begehunzr dürste einige Wochen währen.
Schweiz. Bern, 24. Juli. (W. T. B.) Dem Ver- nehmen nah wird der Bundesrath den Vereinigten Staaten von Nordamerika eine Uebereinkunft vorshlagen, wonach jeder Konflikt zwischen der Schweiz und der Unionsregierung durch ein Schiedsgericht entschieden werden. soll.
— 25. Juli. (W. T. B.) Der Bundesrath hat den Rekurs der Führer der Heilsarmee gegen ihre Ausweisung aus Genf zurückgewiesen.
Velgien. Brüssel, 24, Juli. (W. T. B.) Re- präsentantenkam ner. Der Deputirte Thonissen be- gründet die Jnterpellation über die Berscßung des Generals Brialmont in Nichtaktivität. Der Minister Frère-Drban bezeichnete wiederholt das Verhalten des Gene- rals als eine Verlegung der militärishen Disziplin und Pflicht und sagie, es handle si hiecbei niht um eine Frage dex Neutralität Belgiens, sondern um eine Frage der Disziplin. Die Regterung sei stets nachsihtig gewesen, müsse aber in diesem Falle strafen. Brialmont habe in seiner Recht- fertigung gesagt, er habe geglaubt, die Regierung würde es vorziehen, ihn in Rumänien nicht offiziell, sondern als einfachen Touristen zu sehen und er hade so der Regierung eine Ausflucht lassen wollen für den Fall, daß diplomatische Reklamationen erhoben würden. Der Minister bemerkte weiter, er lehne es mit Entrüstung ab, sich in eine solhe Situation zu begeben. Niemandem sei es unbekannt, daß die Anwesen- heit Brialmonts in Rumänien Bewegung im Auslande t vorgerufen habe, besonders in ODesterreih. Der österreichische Gesandte habe Auskunft darüber verlangt, ob sich General Brialmont mit Zustimmung der belgishen Regierung in Ru- mänien aufhalte. e
Bei der bierauf fortgeseßten Berathung des Geseßentwurjs,
betreffend die Erhöhung der Branntweinsteuer, wurde
der zweite Paragraph des Artikels 1 angenommen, ebenso die übrigen Artikel. Die Abstimmung über den Geseßentwurf im Ganzen findet Donnerstag slatt.
GroßFGbritaunien und Jrland. London, 23. Juli. Der Strike der Eisenarbeiter in Süd-Staffordshire ist fo gut als beendigt; denn obshon ein Theil der Arbeiter noch auésteht, so hat doch der größte Theil derselben die Arbeit zu den alten Lohnsäßen, um deren Reduktion es sih handelte, wieder aufgenommen.
Aus Durban wird dem „Reutersc,en Bureau“ unterm 23. d. gemeldet: Der Zulu-König Ketschwayo soll, wie es heißt, von Usipebu angegriffen und völlig aufs Haupt ge- sc;lagen worden sein. Usipebu brannte hierauf Ulundi, die Hauptstadt Ketshwayo's nieder. Leßterer wurde in dem Kampfe verwundet.
— 24. Juli. (W. T. B) Oberhaus. Der Unter- Staatssekretär im Departement des Krieges, Graf Morley, gab auf Befragen an, daß von den englischen Truppen in Egypten bis jeßt im Ganzen 4 Mauin an der Cholera ge- storben seien.
Unterhaus. Gladstone erwiderte auf eine an ihn ge- richtete Anfrage, die Unterhandlungen mit Portugal wegen des Kongolandes würden fortgeseßt. Northcote kündigte den Antrag an, die Königin in einer Adresse zu ersuchen, daß bei allen Unterhandlungen und Schritten betreffend den Suezkanal die Anerkennung eines ausschließlichen Monopols auf Herstellung einer Wasserverbindung zwischen dem Mittelländischen und dem Rothen Meere verweigert werde. Gladstone erklärte, er werde spätestens am Donnerstag zur Berathung dieses Antrags einen Tag bestimmen und bemerkte Northcote gegenüber, er habe nienals gesagt, daß Lesseps ein Monopol sür die Wasserverbindung zwischen dem Mittelländishen und Rothen Meere besiße; die Regierung habe in ihrer Correspondenz betreffs des Jslhmus die Kon- zession niemals als gleihbedeutend mit Exklusivität angesehen und nichts gethan, um das Land an eine besondere Ansicht über die Konzession zu binden. Die Worte „exklusives Recht“ hätten sich auf das Recht bezogen, Andere an der Durch- stehung des Jsthmus zu hindern, aber mcht auf die Separat- frage, ob die jeßige Suezkanalgesellshaft ohne eine neue Kon- zession eir.en neuen Kanal bauen könne.
Frankreich. Paris, 23. Juli. (Köln. Zta.) Der Kreuzer erster Klasse „Tourville“ geht morgen nah China ab. Die Proben, die man mit seinen Mascginen von 7400 Pserdekrästen anstellte, sind schr gut ausgefallen. Das Schiff legt 15 Knoten in der Stunde zurück, ohne seine Maschinen anzustrengen. Es hat 30 Kanonen an Bord.
Der französishe Reisende Kul, der früher Sumatra bereiste, ist in Futah-Dgallon (Afrika) ausgeplündert, mißhandelt und des Landes verwiesen worden.
— (Wes. Ztg.) Ein jüngster Vorfall in Limoges hatte »ie republikanischen Kreise in eine gewisse Aufregung versetzt. Der dort kommandirende General Desandre diktirnte näm- lih dem Kapellmeister eines Jnfanterie-Regiments Arrest zu, weil derselbe am . 14. Juli die „Marseillaise“ hatte spielen lossen. Nach einer auf Befehl des Kriegs-Ministers durch den Kommandirenden des RXI1T, Armee-Corps, General von Galliffet, argestellten Untersuchung hat nun General Thibaudin diese S;rafe wieder aufgehoben und an den General Desandre ein Schreiben gerichtet, in welchem er denselben darauf aufmerk- sam macht, daß der Erlaß von 1875, dex den Kapellmeistern verïchreibt, die „Marseillaise“ nux auf speziellen Befehl spielen zu lassen, außer Krast getreten sei, und daß neuere Erlasse die Nationalhymne bei ollen offiziellen Ceremonien obligato- o und bei allen sonstigen Gelegenheiten fakultativ gemacht aben.
—- 24. Zuli. (W. T. B) Der Handels-Minister hat angeordnet, daß bis auf Weiteres alle aus Jtalien, Mrc.lta, dem gesammten Küstenlande des Adriatischen Meeres, Griechenland, Cypern, Spanien und Portugal kommenden Schiffe ein Gesundheitspatent vorzulegen haben und daß alle infizirten, in den Häfen des Kanals de la Manche und ves Allantishen Ozeans ankommenden Schiffe nah A Lazarethen von Pauillac und Mindin geschickt werden sollen.
Von der Kammer wurde heute die Berathung über die mit der Lyoner Eisenbahngesellschaft abgeschlossene Konvention fortgeseßt.
Italien. Nom, 24, Juli. (W. T B.) Das Gerücht daß in Neapel ein Cholerafall vorgekommen sei, wird vom Ministerium des Junern auf das Bestimmteste für un- begründet erklärt.
Griechenland. Athen, 21. Juli. (Allg. Corr.) Der Justiz-Minister Nallis hat seine Demission gegeben, was zu einer vollständigen Modifikation des Kabinets führte. Trikupis übernimmt die Funktionen des Finanz- und Kriegs- Ministers und provisorish die des Marine: Ministers. Vul- pikt2s ist zum Unterrichts- und Kultus-Minister ernannt wor- den. Contostavtos behâlt sein Portefeuille als Minister für Auswärtige Angelegenheiten und übernimmt interimistish das des Ministers des Jnnern., Admiral Tombazis, der Präsident der Kommission für den Bau von Kriegsschiffen, ist von England zurückberufen worden, um den Marine-Ministerposten zu übernehmen.
Türkei, Aus Konstantinopel wird den „Daily News“ vom 20. d. M. berichtet: Photiades Pascha, der Gouverneur von Kreta, ist nah Konstantinopel berufen worden. Obwohl er ermächtigt worden, die ihm unterstellten Truppen zur Eintreibung des Vakuf-Zehents, welcher die streitige Steuer bildet, zu verwenden, zögerte er dies zu thun. Mittlerweile haben die Kretenser eine Deputation gewählt, welche sich nah Europa begeben soll, um ihre Beschwerden den Großmächten vorzutragen. — Nach Albanien sind srishe Truppen gesendet worden. Die Einwohner von Gebri haben sih der Erhebung gegen die türkishen Behörden ange- schlossen. Der in Janina befehligende Osman Pascha is aus- gezogen, um die neuen Jnsurgenten anzugreifen.
Rumänien. Bukarest, 22. Juli. (Wien. Abdpost.) Die „Jndependance Noumaine“ versichert, Sturdza habe der Wiener Regierung die Annahme des Londone: Vertrages mit geringen Modifikationen zugesagt.
— 923, Juli. (Presse.) Minisier-:Präsident Bratiano
ist heute nah Aix-les-Bains abgereist.
Serbien. Belgrad, 23, Juli. (Wien. Abdbl.) Der Ministerrath veschäftigt sich mit der Ausarbeitung eines Ver- fassung8modifikationsentwurfs. Nicolo Christic wurde zum Vize-:Präfidenten des Senats ernannt.
Nußland und Polen. ‘St. Petersburg, 22. Juli. (W. T. B.) Eine vom Kaiser genehmigte Verfügung des Ministercomités verhängt über die Stadt Nishni-Now- gorod und die Kreise Nischni-Nowgorod, Balahna und Semenow die verschärste Sicherheitsaufsicht für die Zeit vom 22. «FFuli bis zum 22. September d. J. i
Nach einer amtlichen Mittheilung unterbreitete der Ge- neral Schebeko, welher mit der Oberleitung der Heu- scchreckenvertilgung in den Gouvernements Woronesch, Saratow und Astrachan betraut ift, dem Ministerium des Jnnern die darauf bezüglichen Berichte, aus welchen, gleichwie aus anderen an das Ministerium gelangten Aus- fünften hervorgeht, daß der Gefahr der Heuschreckenverbreitung in obigen und den von der Landplage weniger betroffenen Gouvernements Jekaterinowslaw, Cherson, Taurien, Bessara- bien und Sáaámara fast durhgängig durch die größtentheils erfolgreihe Vernihtung der Heuschreckenbrut vorgebeugt worden ist.
Moskau, 24. Juli. (W. T. B.) Der Vorsteher des hiesigen serbishen Klosters is auf Anordnung des Moskauer Metropoliten seines Amtes enthoben worden, weil er für den nihtkanonisch gewählten serbishen Bischof Mraowits Gebete verrichtet hat.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 24. Zuli. (W. T. B.) Der s{chwedische Monitor „Thordön“ ist bei Slätbaken in der Nähe von Norrköping gesunken. Die Mannschaft ift gerettet.
AÆfri?a. Egypten. Kairo, 24. Juli. (W. T. B.) (Telegramm des „Reutershen Bureaus“) Der Khedive gedenkt, am Donnerstag nach Alexandrien zurückzukehren. — Auch unter dem englischen JFnfanterie-Regiment in Suez ist die Cholera aufgetreten, zwei Mann sind gestorben. «Jn dem englischen Regiment, welhes den Dienst auf der Citadelle in Kairo versieht, sind zwei Erkrankungsfölle vor- gekomnmen, von denen einer tödtlih endete.
— 24. Juli. (W. T. B. Telegramm des „Neuterschen Bureans‘/.) 7 Compagnien des 35. englishen Regiments werden heute Abend nach Fsmailia abgehen ; das 79. Regiment wird heute auf den Höhen von Mokattan, oberhalb der Citadelle von Kairo, ein Lager beziehen. Die Artillerie und 2 andere Regimenter werden sich morgen nach Elwarden bei Elashmun begeben.
Zeitungsstimmen.
Der „Berliner Börsen-Courier“ macht über den „Deuisch-spanishen Handelsvertrag und den Sprithandel“ folgende Bemerkungen :
Wir haben von jeher vor der Verquickung volitisher und wirth- shaftlider Angelegenheiten gewarnt, und die Beurtheilung, welche der deutsch-spanisbe Handelsvertrag, namentli die Klausel im Schluß- protokolle desselben über die Behandlung des Spiritus von manchen Seiten findet, bictet einen neuen Beleg für die Schädlichkeit einer solben Verquickung. In der Kritik cines angesehenen fortscrittliden Blattes über diesen Vertrag wird diese Klausel als lediclich im Interesse der Agrarier liegend dargestellt und wird behauptet, daß durch dieselbe die Hamburger Spritindustrie dem Untergange preisgegeben worden sei, Wir halten die letztere Behauptung für eine übertriebene, glauben im Gegentheil, daß die Hamburger Spritindustrie auch nach dem Eintritt der Gültigkeit dieses Vertrages weiter blühen wird, wenn auch auf anderen Grund- lagen als den bisherigen. Wohl aber wäre umgekehrt die Sprit- industrie des Zollvereins auf den Ausfterbeetat gestellt, wenn die illegitine Konkurrenz des rufsishen Spiritus via Ham- burg ferner andauern würde. Wenn der tussishe Spiritus nach Hamburg kein Rendiment mehr bietet, so wird Hamburg seinen Spiritusbcdars aus dem Zollverein beziehen, wie dies bereits in frühe- ren Jahren geschehen is, in denen sih die dortige Spritindustrie troßdem eines guten Geschäftsganges zu erfreuen hatte. Hamburg steht mit seinem Export auf gleiher Stufe mit sämmtlichen übrigen Fabcikfen des Zollvereins, die mit Neht das Hamburger Privilegium, russischen Spiritus zu verarbeiten und als deutsches Erzeugniß zu ex- portiren, bitter beklagten. 5
_„Steins deutsche Correspondenz“ äußert über denselben Gegenstand:
Wir glauben, daß die Gesammtheit der deutschen Interessen in dem jeßi ¿u Stande gekommenen Vertrag gewahrt ist und daß etwaige gegen densclben gerichtete Ausstellungen, welche nur aus den Winkeln der egoistischen Interessen fommen Tönnten, ganz und gar unhaltbar Ie Bestimmung, wonach der in Hamburg rektifizirte russische Sprit bei der Einfuhr in Spanien nicht als deutsches E behandelt werden soll, hat fast gleichzeitig mit dem Bekanntwerden des Vertrags einen heftigen Angriff von frei- händlerischer Seite hervorgerufen. In Wahrheit erscheint das Ein- gehen der deutschen Unterhändler auf diese \panishe Forderung als vollauf gerechtfertigt ebenso durch die Interessen der deutschen Sprit- brennereien, denen sogar der „Bericht der Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft vom Jahre 1882“ encrgish zur Seite steht gegen die Konkurrenz des russischen Sprits, als au durch jede unbefangene und sachlide Erwägung . ., Der neue Vertrag wird allen deutschen Interessen in ihrer Gesammtheit gerecht und Licht und Schatten ver- theilen si darin so, wie es die Wolken der freihändlerischen Agitation gestattet B Poi T bl
— Das „Posener Tageblatl“ beschäftigt sich mit den D Ne enten u ers dabei : P O
ie vielen und bedeutenden Niederlagen, welche Fortschrit Sezession in der leßten Landtaas- unh Melden ag M haben, sind fast klein und unbedeutend zu nennen gegen die Nieder- lagen, welche ihre Wirthschaftspolitik egenwärtig Tag für Tag er- leidet, und zwar Seitens der Handelskammern, an die sie doc se viel Liebe und Fürsorge vershwendet, und die sie gegen die böse Re- gierung doch so tapfer in Schuß genommen haben ., , , Man kann neugierîig sein, was für Erklärungen die deutschen Freihändler jetzt für die günstige Lage der deutshen Industrie ausfindig machen werden. Öder sollten fie fich jeßt bekehren? Zwei Abgeordnete des sächsischen Landtags, die zu den Sezessionisten gehören und als solhe die Aufgabe haben, an der Wirthscaftepolitik des Fürsten Bismarck kein gutes Haar zu lassen, müssen als Ber!chterstatter der Handelskammern von Chemnitz und Plauen in ven sauren Apfel beißen, gleichfalls die günstige Lage anzuerkenuen und der Erstere ist chrlih genug, den deutscen Zolltarif an erster Stelle als die Hauptursache eines besseren Geschäftsganges zu bezeichnen. Wird er unter seinen Gesinnungs- genossen Nacfolge finden oder als Abtrünniger aus ihrem Kreise aus- gestoßen werden ? Die gegenwärtig einlaufenden Handelskammerbericte sind wahre Naenschläge für die Politik der Fort schrittler und Sezessio- E darum „verhält fich auch ihre Presse in diesem Punkte wider e ewohnheit leb1 so kleinlaut. Für die wankenden und \{chwan- Bie e Gemüther aber im Volke, wie in der Volkêvertretung mögen tese Berichte eine Mahnung sein, sich nit dur ebenso blendende, e, unwahre Sílagworte, in deren Anwendung die Freihändler Meister sind, von dec Bahn der neuen Wirthschaftspolitik abbringen u lassen, sondern fest zusammenzuhalten in dem Kampfe für das Interesse der nationalen Produktion und dasselbe überall da wahrzu- nehmen, wo es, meist dur den gegnerishen Einfluß, noch nicht ge- nügend gewahrt ¿u sein scheint. Die Handelskammerberichte sprechen in Wahrkeit das \cärfste Verdikt über die Politik der freihändle-
rishen Opposition aus; möge die politishe Vertretung des Volkes immer mebr zur gleichen Einsicht und Haltung gelangen.
__— Die „Leipziger Zeitung“ bringt folgende Cor- re]pondenz aus dem Erzgebirge :
Es ist niht mögli, alle die s{chiefen und grundlosen Behaup- tungen richtig zu stellen, welche von der dem Freibändlerthum die- nenden Presse in die Welt gesetzt werden, aber einige allzu grobe Verstöße wider die Wahrheit, welche in diesen Tagen in sächsischen Blättern umliefen, verdienen doch eine nähere Beleuchtung, und ware es auc nur, um zu zeigen, mit welchen bedenklichen Mitteln, sei es absihtlih, sei es aus Unkenntniß, man auf jener Seite gegen die immer mehr als wohlthätig ich crweisende Wirthschaftspolitik der verbündeten Regierungen ankämpft. Da wird zunäbst darauf hingewiesen, daß in dem Zwickauer Kohlenrevier na amtlichen Mittheilungen die Zahl der Arbeiter von 9462 im Jahre 1881 auf 9196 im Jahre 1882, also um 266 Mann, ge- fallen sei und daran höhnishc Bemerkungen über den „großen Auf- \{bwung“, der gerade in der Eisen- und Koßlenindustrie sich zeigen jolle, geknüpft; hier liege der Gegenbeweis vor, meint man. Aber nur, wem Kenntniß der eins{lagenden Verhältnisse gänzli mangelt, kann so \ch{ließen. Die Abnabme der Arbeiterzahl im Zwickauer Revier erklärt sich nämlich einfa durch die starke Zu- nahme im benabbarten Lugau-Oelsnißer Steinkohlenrevier, wo, ebenfalls nah amtlihen Angaben, die sih in dem Jahresbericht der Berginspektion Chemnitz finden, die Gesammtzahl der Arbeiter im lettverflossenen Jahre 4870 gegen 4443 im Vorjahre betrug. Die Arbeiterzahl ist also, während sie im Zwickauer Revier um 266 gefallen ist, hier um 427 gestiegen; es hat demnach keines- wegs ein Rückgang in dcr Kohlenproduktion unseres Kreises, sondern höbstens eine lokale Verschiebung, im Ganzen aber eine Steigerung stattgefunden. Daß die Einfuhr der außer-\ächsischen Kohlen au im leßten Jahre wiederum sehr erheblich gestiegen ist, und zwar sogar in dem Handelskammerbezirk, welhem das Zwickauer Revier selbst angehört, allein {on von 2084 auf 3401 Wagen- ladungen bei Steinkohlen, und von 6713 auf 7239 Wagenladungen bei Braunkohlen. Auch bier also zeigt sich Steigerung des Kohlen- verbrauchs troy der beiden lezten milden Winter. — Weiter verbreitete cine Berliner Correspondenz folgende seltsame Nachricht aus Chemniß vom 13. Juli, und mehre:e sächsishe Blätter, die ih lediglich auf die von autwärts ihnen zugeführte Nah- rung angewiesen fühlen, beeiferten sih, si2 weiter zu verbreiten ; es sei dort in der größten Seidenstickerei den Arbeitern bekannt gegeben worden, daß vorläufig 24 Maschinen außer Thätigkeit gesetzt werden müssen, und zwar, wi? der Chef ganz unumwunden erklärt habe, um die dur den nenen Zolltarif hecvorgerufenen Verhältnisse auszugleihen. Daran wurden denn allerlei Verdammungsurtheile über den deutschen Zolltarif gekaüpft. Nichts als Mißverständn1ß und Konfusion! Wer cinigermaßen die Verhältnisse kennt, sicht so- fort, daß die Nachricht nur auf Irrthum beruhen kann, gleihwohl gab sie den freibändlerishen Blättern fofort Anlaß zu ihren gewohnten Ausrufen gegen Schutzzoll und Schutzzöllner. Die betreffende Firma hat es nicht an Aufklärung darüber fehlen lassen, daß die Veranlassung zu einer vorübergehenden Abminderung der Pro- duktion die Verhältnisse gegeben haben, welche der neue amerikanische Zolltarif, nit der deutsche, hervorgerufen hat. Es hatte sicz, da mit dem 1. Juli eine Ermäßigung des Eingangs8zolles in den Ver- einigten Staaten um 7 bis 10°/6 eintrat, in der Stickereibranche jener Firma eine Anstauung der Produktion scit Mitte März bis Mitte Juni ergeben, und diese Verhältnisse hatten zur Folge gehabt, daß ver dortige Markt mit Quantitäten versorgt wurde, die wahrscheinlich für die Herbstsaison ausreichend sein werden. Also die etwas eilfertig an jene Nachricht geknüpften erregten Dekla- mationen gegen: den erhöhten Schutzoll in Deutschland sind völlig gegenstandslos! es handelt sih nicht um cine Erhöhung, sondern eine Ermäßigung eines Schußzo!les, und nicht um den deutschen, sondern den amerikanischen Zolltarif. Werden nunmehr die Blätter, welche die gänzlich irrige Mittheilurg zur Erregung von Unzufriedenheit ver- werthet haben, den wahren Sachverhalt ihren Lesern vorlegen oder es im Fraktionsinwresse vorziehen, die erhaltene Aufklärung zu ignoriren ?
Neichstags-: Angelegenheiten. e, 25 U L D) Dissineles Wahlresulta t: Hänel erhielt 9570, Graf Reventlow 3321, Heinzel 6659 Stimmen. 7 Stimmen zersplitterten sih, Die Sti&waßl findet am 3. August statt
Statistische Nachrichten.
_ Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiferlihea Gesund- hetts8amts sind in der 28, Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurc|cnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 63,9, in Breslau 43,5, in Königsberg 25,6, in Löln 46,5, in Frankfurt a. M. 23,9, in Hannover 45,3, in Cassel 23,3, tn Magdeburg 48,7, in Stettin 41,8, in Altona 36,4, in Straßburg 33,0, in Met 30,2, in München 46,6, in Nürnberg 32,4, in Augsburg 27,8, in Dres- den 31,9, in Leipzig 36,7, in Stuttgart 26,6, in Braunschweig 28,0, in Karlsruhe 25,0, in Hamburg 31,5, in Lübeck —, in Wien 31,6, in Budapest 32,8. in Prag 36,9, in Triest 29,5, in Krakau 24,1, in Basel 16,7, in Brüssel 25,9, in Paris 23,9, in Anr1isterdam 28,4, in London 22,9, in Glaëgow 23,7, in Liverpool 23,8, in Dublin —, in Edinburg 139, in Kopenhagen 21,4, in Stockholm 25,5, in Chri- stiania 19,6 in St. Petersburg 28,1, in Warschau 38,1, in Odeffa 49,6, in Rom 23,3, in Turin 26,0, in Bukarest 26,2, in Madrid 39,6, in Alexandrien (Egypten) 37,3, — Ferner aus ver Zeit vom 17. bis 23. Juni: in New-York 23,2, in Philadelphia 18,8, in St. Louis 23,6, in Chicago 19,3, in Cincinnati 19,3, in San Franzisko 21,5, in Kalkutta —, in Bombay —, in Madras 31,3,
Während der Bericht#woche waren an den deutschen Beobachtungs- stationen westlihe und südwestlihe Windrichtungen vorherrschend, die nur vorübergehend in Heiligenfladt, Cöln und Karlsruhe mit Südost, in Bremen mit westlihen und südlihen Strömungen wechbselten. In Konitz und Berlin herrshte beim Wocbenbeginn Nordwest, später, gleichwie in Breslau, Westwind, der in Berlin bis an das Ende der Woche vorwiegend blieb, an den Ostslationen dagegen in Südwest- wind, in München if Nordwest und Oft überging. — Die Tem- peratur der Luft lag auch in dieser Woche an allen Stationen über der normalen, wenngleih die Differenzen niht so hoch wie in der Vorwoche ausfielen. Niederschläge erfolgten häufig, an den Süd- stationen sogar in recht ergiebigem Maße; auch wurden aus allen Stationen Niedergänge von Gewittern gemeldet. — Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft ftieg Anfangs ein wenig, sank aber bald an allen Stationen; doch nahm der Luftdruck um die Mitte dec Woche an einigen Stationen wieder zu, erreichte jedo an den meisten Stationen den beim Wochenbeginn eingenommenen Standpunkt nicht.
_ Die Sterblichkeit blieb während der Berichtswoche in den meisten größeren Städten Europas eine erhöhte, wenn sie auch in den deutshen Städten im Allgemeinen ein wenig niedriger als in der Vorwoche wurde. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank (pro Mille und Jahr berechnet), auf 37,0 von 38,8 der vorangegangenen Woche. Die Betheiligung des Säug- lingsalters an der Sterblichkeit war dabei im Allgemeinen eine größere, die der höheren Altersklasse (über 60 Jahr) eine geringere. Von 10000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 205 Kinder unter 1 Jahr, gegen 198 der Vorwoche, in Berlin 400, in München 230.
Unter den Todesursachen haben Darmkatarrhe und Brehdurchfälle der Kinder noch weitere Ausdehnung erlangt. Es wurden aus deutschen Städten 1851 Sterbefälle an diesen Krankheitsformen, von denen 661 allcin auf Berlin entfallen. gemeldet. Auch in Königsberg, Stettin, Breslau, Magdeburg, Charlottenburg, Leipzia, Hamburg, Altona, Cöln, Straßburg, Wien, Pest, Prag, Paris, London, St.
Petersburg, Warschau, Odessa u. a. D. war das Vorkommen dieser Krankheiten ein häufiges, Todesfälle an Ruhr wurden gleichfalls,
besonders in Berlin häufiger, sowie auch wieder 4 Fälle von tödtlih verlaufender Cholerine (aus Breélau, Hamburg, Duisburg und Landshut i. Bayern je 1) gemeldet wurden. Die anderen Infektions- frankheiten zeigten meist einen Nachlaß, nur Pocken eine Steigerung der Todesfälle. — Masern haben in Altenburg und Berlin noch viele Sterbefälle veranlaßt, do ist ein Abnahme der Epidemie ersictlich. In Paris, London, Glasgow und Madrid berrschen Masern gleifalls in größerer Ausdehnung. — Das Schar- labfieber forderte in Berlin und Hamburg, die Diphtherie in München, Hamburg, Greifswald, Defsau und Berlin viel Opfer. — Die Zahl der Sterbefälle an Keucbbusten hat abgenommen. — Unter- leibêtyphen wurden zwar häufiger Todesveranlassung, doch traten sie in keiner Stadt in cpidemischer Verbreitung auf. — Sterbefälle an Flecktyphus wurden aus deutshen Städten niht gemeldet, aus London, Valencia, Murcia je 1, aus Schleswig und Madrid je 2, aus Philadelphia 3, aus Malaga 4 gemeldet. — Sterbefälle an Poen kamen aus deutsben Städten 5 zur Anzeige, und zwar aus Breslau 2, aus Neustadt - Magdebura, Frankfurt a. M. und Worms je 1. Aub aus Wien, Genf, Amsterdam, Alexandrien und Baltimore wurden je 1, aus London keiner, aus Pest, Valencia, Philadelphia je 2, aus Warschau, Murcia, Madrid, St. Louis je 3, aus Praga, Brüssel, Malaga je 7, aus St. Petersburg, Rotterdam, Paris, Madras, New-Orleans und Rio de Janciro viele Todesfälle gemeldet. Das gelbe Fieber in Nio de Janeiro zeigte Anfang Juni einen größeren Nachlaß. — Die Nachrichten aus Egypten über die Cholera bestätigen, daß die Seuche an den Entstehungs8orten Damicette und Mansurah erheblich nachgelassen, daß sich aber die Epidemie über weiterc Distrikte ausgebreitet, und namentlich in Samanud und Chirbin zugenommen hat. Auch in Kairo tritt die Cholera sehr intensiv auf, während in Alexandrien bis zum 16. d. M. noch kein sicherer Todesfall an Cholera asiatica fonftatirt worden war. Kunft, Wiffenschaft und Literatur.
__ Öroyer Generalstab, kricasgesGtotlive Einzel- \chriften. Heft Il. Mii einer Uebersichtskarte in Buntdruck. Verlag von Erst Siegfried Mittler u. Sohn, Königl. Hofbuchhandlung, Berlin. (ord. M. 2,50.) — Dieses soeben herausgegebene zweite Heft der „Kriegegeschictlihen Einzelschriften“ bringt aus dem Nachlasse des Prinzen August von Preußen das Tagebuch desselben während des Feldzuges von 1806, Die Mittheilungen verseßen uns auf das Leb- hafteste in die Zeit des Unglücks für unser Vaterland |— aber der Patriotismus des Prinzen, fein Heldenmuth in dem Gefechte von Prenzlau lassen auch zuglcih die Hoffnung auf bessere Zeit dur- leuchten. Es folge: ebendesselbea kritisbe Bemerkungen zu den Schlachten der Befreiungékricge, die von scharfer Auffassung und tiefem Ver- ständniß für das Wesen des Krieges zeugen und durch ein wohl- erwogencs und freimüthiges Urtheil anziehen. — Den zweiten Aufsatz widmet der Generalstab einer der wenigen erfolgreichen Unternehmungen, welche die Franctireurs im Feldzuge 1870/71 im Rücken der deutschen Heere ausgeführt haben: der Sprengung der Moselbrücke bei Fonter.oy am 22. Januar 1871, Es ist damit ein {öner Beweis der Ge- rechtigkeitsliebe unseren damaligen Gegnern gegenüber, zugleih aber unserm eigenen Heere ein lehrreihes Beisptel zur Lehre vom kleinen Kriege geboten, insbesondere für die Aufgaben der Sicherung der rück- wärtigen Verbindungen, die in künftigen Kriegen mehr wie früher be- droht sein dürften.
— Amerika in Wort und Bild. Eine S{ilderung der Vereinigten Staaten von Friedrich von Hellwald. 8, bis 10 Ueferung à 1 #4 Mit etwa 700 Illustrationen. Leipzig. Schmidt & Günther. In der 8, Lieferung {ließt die Wanderung dur Neu- England und beginnt die Tour dur die mittelatlantishen Staatcn, zuerst na den Niagarafällen, die in Wort und Bild trefflich geschil- dert sind, Daran s\chließen sih Streifzüge im westlihen New- Vork, nach dem Ontaricsce, nah Rochester und der berühmten Schlucht Watkins Elen. Die herrlichen Landschaften dieser Gegenden, naiments- lich die wundervollen Wasserfälle haben den Stoff zu den sauberen, kunstgerechten Illustrationen geliefert, welche diese Hefte {müdcken. Wir erwähnen besonders folgende Bilder: Ansicht von Salem in Massachusetts, der Merrimac, Caswells Peak auf Star Island an der Küste von New-Hampsbire, die Holzbrücke über die Schlucht des Genesce bei Portage Village, der mittlere Portagefall des Gencfee, altes BeratZungshaus der Judianer, der obere Fall des Genesece in Rochester, das Mountain-Haus ara Eingang von Watkins Glen 2c. Besonders heben wic noch die prächtigen Illustrationen des Niagara- falles hervor als: die Windhöhle, der Hufcisenfall, unter dem ameri- kanischen Fall, Eisformen am Riagara, eisbedeckter Baum am Nias- gara, Barnetts Stair unter dem Tafelfelsen im Winter 2c. Die Verlagshandlung hat ferner in der 9. Lieferung den Subskribenten cine treffliche große Karte der Vereinigten Staaten gratis beinelegt.
Gewerbe und Handel.
___ Nach dem Rechenschaftsberiht der Allgemeinen Ver- jorgungs8anstalt im Großherzogthum Baden zu Karls- rube waren die Geschäftsresultate dieser Gesellschaft im Jahre 1882 in jeder Beziehung günstig. Das Kapitalvermögen beträgt nunmehr 34 476 981 „#4 Bei der Hauptabtheilung der Anstalt, der Lebensver- sicherung, fanden 5222 neue Anmeldungen statt mit 22 234 448 16 Kapital, wovon 4404 Personen mit 18 756 064 X Kapital Aufnahme fanden. Der reine Zuwachs an Versilerungen betrug 3203 mit 14 371 434 / Kapital. Der Gesammt-Versicherungsbestand — er- reicht in 18 Jahren — stellt sich nunmehr auf 31 707 Versicherungen mit 126 905 128 E Nach den Sterblichkeitstafeln sollten 329 Per- sonen mit 1 345 918 # Kapital sterben ; in Wirklichkcit starben aber nur 251 Perfonen mit 940 214 #6 Kapital, sonach 75 Personen mit 405 704 6 Kapital weniger. Die im Dividendenbezug stehenden Jabrgänge 1864 bis 1878 erhalten eine Dividende von 409/69 ihrer Deckungékapitalien.
— Die „New-Yorker Hdl8.-Ztg.* äußert sich in ihrem vom 13. d. Mts. datirten Wochenbericht folgendermaßen: Wie nicht anders in dieser Jahreszeit zu erwarten, ist das Geschäft in der hinter uns liegenden Woche recht ill gewesen. Die Atlieferung der in den Transito-Lägecn bis zum Eintritt des neuen Zolltarifs aufge- speichert geweseaen Waaren ist jeßt größtentheils zur Erledigung ge- lanot, und in Manufarturwaaren ist zwar für den Herbst schon Eir.iges gethan worden, doch kaum mehr, als um den Beginn der Saison anzudeuten. — Das Geschäft am Waaren- und Pro- duktenmar?kt bat auc) in dieser Woche wieder einen sehr ruhigen Verlauf genommcn. Von Brodstoffen begegneten Mais und Roggen ziemlich reger Exportfrage, während Weizen und Weizenmehl nach dieser Richtung weniger beachtet waren. Frachten verkehrten in festerer Tendenz. Baumwolle in disponibler Waare hatte in den leren Tagen etwas mehr Konsum- und Exportbegehr. Ter- mine haben dagegen bei anhaltend stillem Geschäft eine weitere Preis- einbuße erlitten, Brasil Caffee's waren ill und williger, während westindishe Sorten viel Nachfrage hatten und sih im Werthe ge- bessert haben. Am Zucker- und T heemarkt nchm das Geschäft wieder einen s{chleppenden Verlauf. Schmalz, Schweinefleisch und Spe sind abermals gewichen; ersteres ist jedoch zu den niedrigeren Preisen recht umfangreich für Export gekauft worden. Raff. Petro- leum niedriger und flau, United Pipe Line Certificates niedriger und weichend. Metalle waren ruhig. Mit fremden und einheimi?chen Manufakturwaaren ist es noch verhältnißmäßig still. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 2 300 931 Doll, gegen 2582017 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. :
Dortmund, 23. Juli. (Ess. Zig.) Die Lage des Eisen- ge\chäfts hat sih in der verfloßenen Woche nit wesentlich ver- ändert, Der Rohetisenmarkt hat die vorwöchentlide Festigkeit behauptet und im Siegenschen werden die Preise für Puddelroheisen, die dort fceilich auch weiter zurückgegangen als im nicderrheinisch- westfälishen Industriebezirk, etwas höher gehalten. Die Nachfrage ist indessen andauernd wenig belebt und cine allgemeine Erhöhung der Notirungen in der nächsten Zeit daher kaum zu erwarten. Der Bedarf für Puddel- und Bessemerroßeisen wird namentli burch die gedrükte Lage der Drahtinduftrie uagünstig beeinflußt, dazu kommt insbeson- dere für Bessemerciseri die englisbe Konkurrenz Gießereiroheisen findet noch ziemli regelmäßigen Abiaß, während Spiegeleisen an-
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