S O R E E
___— Dié hiesige Universität beging am 3. August cr. die jährliche Feier zum Gedächtniß ihres erhabenen Stifters, des Königs Friedrih Wilhelm 1IL, in dem großen Hör- Jaale des Universitätsgebäudes.
Derselben wohnten bei: der General-Jnspecteur des Militär-Erziehungswesens, General der Jnfanterie von Strub- berg, der Unter-Staatssekretär Lucanus, der Ministerial-Direktor Greiff, der General-Major und Kommandant von Berlin, von Oppeln - Bronikowski, der General - Arzi Dr. Schubert, der General-Superintendent Dr. Büchsel und noch mehrere höhere Beamte.
Die Feier wurde mit dem Vortrage eines Gesangstükes des akademischen Gesangvereins eröffnet, worauf der z. Rektor, Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. du Bois-Reymond die Festrede in deutscher Sprache hielt. Anknüpfend an die in diesem Rektoratsjahre stattgefundene Enthüllung der Humboldt- Denkmäler, deren Geschichte er gab, sprah der Redner insbe- sondere über Alexander von Humboldt als Repräsentanten der modernen deutschen Naturwissenschaft.
__ Demnächst wurden die Urtheile der Fakultäten über die eingegangenen Preisbewerbungsschriften rorgetragen und die neuen Preisaufgaben bekannt gemacht.
Es erhielten: in der theologishen Fakultät den flädtishen Preis :
Stud. chem. Waldemar Belck aus Danzig, in der juristishen Fakultät den städtishen Preis :
1) Stud, jur. Johannes Biermann aus Berlin,
2) Stud, jur, Albert Borstorff} aus Berlin; eine ehrenvolle Erwähnung:
Stud, jur. Sally Schey aus Lautenburg ; in der medizinischen Fakultät: den Königlichen Preis :
Stud, med, Salomo Munter aus Pinne,
Stud. med, Theodor Rosenheim aus Bromberg; und in der philosophischen Fakultät: den Königlichen Preis :
Stud. phil. Sigmund Auerbach aus Samotschin : eine ehrenvolle Erwähnung :
Stud, phil. Emil Wendt aus Landsberg a. W. ; den städtishen Preis:
Stud. phil, Philipp Bersu aus Freiburg i. Schlesien.
Mit Gesang schloß die Feierlichkeit.
— Jn Uebereinstimmung mit den für den Bereich der Justizverwaltung sowie der landwirthschaftlihen, Domänen- Und Forstverwaltung getroffenen Anordnungen haben der Minister des Jnnern und der Finanz-Minister in Betreff der Berechnung der Hälfte des Diensteinkommens eines vom Amte suspendirten Beamten in Be- ziehung auf das Emolument der freien Dien st- wohnung durch Cirkularversügung vom 25. Juli d. J, Folgendes bestimmt.
Wenn suspendirte Beamte eine freie Dienstwohnung innehaben oder eine Miethsentshädigung beziehen, so kommt bei der Bestimmung des Betrages der ihren nah §8. 51 des Disziplinargeseßes vom 21. Juli 1852 während der Suspension zu gewährenden Hälfte ihres Dienst- einktommens nicht allein ihre Besol»ung, sondern auch das ihnen etatsmäßig zustehende Emolument der freien Dienst- wohnung, bezw. die statt derselben zu gewährende Miet !s- entschädigung in Betracht. Fn Rücksicht hierauf ist es erforder- lih, daß bei der Suspension eines Beamten, welcher eine Freie Dienstwohnung inne hat, sogleich eine Entscheidung darüber getroffen wird, ob und zu welchem Zeitpunkte dersel be die Wok;- nung räumen foll. Von dem Tage der Räumung an ist dem suspendirten Beamten neben der Hälfte der Besoldung, welche ihm für die Zeit der Suspension gebührt, die Hälfte des etatsmäßigen Betrages der Miethsent]hädigung zu gewähren.
Die baldige Entfernung eines suspendirten Beamten aus der ihm überwiesenen freien Dienstwohnung wird in der Regel dur das Jnteresse des Dienstes geboten sein, sie wird aber auch im Jnteresse der Staatskasse liegen, sofern durch Ueber- lassung ver Dienstwohnung an den Stellvertreter die dem leßteren zu gewährende Remuneration vermindert werden kann.
Jst ausnahmsweise die sofortige Räumung weder durch das Jnteresse des Dienstes, noch durch das der Staatskasse geboten, so ist der suspendirte Beamte in der Dienstwohnurg vorläufig zu belassen, hat sich jedoch ausdrücklich dex Ver- pflichtung zu unterwerfen, diejelbe jederzeit auf Verlangen zu räumen. Der suspendirte Beamte hat *n diesem Falle eine besondere Entschädigung sür die ihm gestattete weitere Benugzung der Wohnung nicht zu entrichten.
__ Für den Fall der Suspension eines Beamten, welcher eine Dienstwohnung gegen Entrichtung einer Miethsvergütung inne hat, bewendet es bei der Bestimmung im Schlußsaße der Cirfularverfügung vom 30. Dezember 1873.
— Unter die Sirafbestimmung des §8. 110 des Straf- geseßbuhs, betreffend die öffentlihe Auffordecung zum Ungehorsam gegen Geseße und obrigkeitliße Anordnungen, fällt nah einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Straf- Jenats, vom 29. Mai d. F., auch die Aufforderung zum Un- gehorsam gegen eine obrigkeitlihe Anordnung für einen ganz speziellen Fall, beispielsweise gegen eine Anordnung, durch welche die Abhaltung und der Besuch eines von einem Unternehmer angekündigten Tanzkränzchens A E Lokal und in einer bestimmten Zeit ver-
oten wird.
— Der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, hat ch zu Juspicirungen nah Danzig begeben.
— Der hiesige Herzogli® braunshweigishe und Groß- herzoglih oldenburgishe Minister-Resident Dr. von Liebe hat Berlin mit Urlaub verlassen. Die Vertretung desselben ift u der Königlich bayerishen Gesandtschaft übernommen worden.
— Der General-Lieutenant von Oppell, Commandeur der Non ist mit Urlaub nah Dessau gereist.
— Aïs Aerzte haben sich niedergelassen die Herren : Dr. Haase in Lippehne, Assistenzarzt Dr. Riaster in Cüstrin, Dr. Nieberg in Neustadt-:Gödens, Ur. Fisser in Loquard, Dr. Thelen in Düsseldorf, Dr. Kuschbert in Pleß.
— S. M. S. „Freya.“, 8 Geschüße, Kommandant Kor- vetten-Kapitän Schulze, ist am 2. August cr. in Plymouth eingetroffen. /
Meck&lenburg. Schwerin, 4. August. (Meckl. Anz. Der Großherzog und die Großherzogin werden e 6. d. Mts. von Rippoldsau abreisen, in Frankfurt a. M. vom S. auf den 7. d. übernachten, sich von vort noch auf zwei Tage nah Wernigerode begeben und am 10. d. Nachmittags
in Schwerin eintreffen. —— Am 14. d. M. werden die Großherzoglichen Herrschaften im Schlosse zu Schwerin die hiesige und auswärtige Hosgesellshaft zu einer Condolenz-Cour empfangen.
Braunschweig. Braunschweig, 5. August. (W. T. B.) Der Herzog isl heute Nachmittag von Sybillenort hierher zurückgekehrt.
Schwarzburg- Sondershausen. Sondershausen, 3. August. (Lpz. Ztg.) Das kürzlih publizirte Finanz- geseß sür die Finanzperiode 1884—87 stellt den Staats- haushalts-Etat in Einnahme auf 2249 508 4 und in Aus- gabe auf 2 228973 # fest. Neben dem Uebershusse von jährlih 20 535 S. dient der Nachhiebs-Rückstand in den ober- herrschastlihen Forsten in einem Anschlagswerthe von 41 940 M als Reservefonds. Zur Bestreitung der Eisen- bahnbauten mit einem Kostenauswand von 1218900 # dienen außer Beiirägen des Kammergutes die beim Verkauf der Thüringischen Eisenbahn geleisteten Entschädigungsgelder im Betrage von 316 200 4. nebst Zinsen; außerdem ist das Fürstlihe Ministerium ermächtigt, zur Deckung des Rest- betrages ein Darlehn bis zur Höhe von 500 000 /(, aufzu- nehmen. Von dem Kriegskostenentshädigungs- und Hypo- thekenfonds gehen mit dem 1. Januar 1884 900 000 4 und 30 000 M an die allgemeine Psarrkasse über.
Bremen, 4. August. (W. T. B.) Jhre Königlichen Ho- heiten der Herzog und die Herzogin von Albany, welche heute früh mit dem norddeutshen Lloyddampfer „Werra“ von Southampton in Bremerhafen angekommen waren, sind heute Nachmittag 1 Uhr mittels Extrazuges hier eingetroffen und werden heute Abend nah Waldeck weiter- reisen. Bei der Ankunft der „Werra“ in Bremerhafen hatten alle Lloyddampfer festlih geflaggt.
__ ODesterreich-Ungarn. Wien, 3. August. (Pr. Abdbl.) Die Ankunft der Königin der Belgier, welche bekanntlich aus Anlaß des bevorstehenden Familienereignisses bei dem Durchlauchtigsten Kronprinzenpaare nah Laxenburg zu kfommen gedenkt, soll nach den bisherigen Dispositionen An- fangs der nächsten Woche erfolgen.
— 4. August. (W. T. B.) Der Minister-Präsident Graf Taaffe hat sih in das Hoflager nah Jl begeben.
_Prag, 4. August. (Wien. Ztg.) Nach Votirung der Resolution, durch welche der Landesaus\chuß aufgefordert wird, in der nächsten Session des Landtages cinen Geseßentwurf betreffend die BeitragsleistungderFeuerassekuranzen für Zwede des Feuerlöschwejens vorzulegen, wurde die heutige Sißung des Landtages abgebrochen.
Pest, 4. August, (W. T. B.) Die gesammten Ein - nahmen der ungarishen Staatskasse im zweiten Quartal dieses Jahres betrugen 70 518 355 Fl. 78 Kr. und waren um 5 523 252 Fl. 70 Kr. günstiger als in der gleichen Periode des Vorjahres. Die Ausgaben betrugen in demselben Zeitraum 70 350 344 Fl. 29 Kr. und waren um 67 668 Fl. 30 Kr. ungünstizer als in der gleichen Periode des Vorjahres.
Preßburg, 5. August. (W. T. B.) Gestern Abend gegen 10 Uhr rottete sih ein größerer Pöbelhaufen unter demn Rufe „Eljen Jstoczy“ auf der Promenade zusammen. Die Pro: menade wurde bald vom Militär beseßt. Der Pöbel zog darauf gegen das Fischerthor ab und s{hlug auf dem Frucht- plaße in von Juden bewohnten Häusern etwa 60 Fenster- scheiben ein. Der Haufen wurde von zwei Compagnien Militär auLeinandergetrieben. Vier Personen sind verhaftet worden. Um 12!/5 Übr war die Ruhe wiederhergestellt. Dec Magistiat hat einen Aufruf erlassen, in welhem er jede Menschenansammlung mit Waffengewalt zu verhindern droht.
Großbritannien und Jrland. London, 4, A1gust. (W. T. B.) Das Unterhaus hat die Vorlage der Re- gierung, betreffend die Errichtung eines Lokalver-
Lesung mit 99 gegen 21 Stimmen angenommen. Die \chottische Pacht-Bill wurde in dritter Lesung genehmig!. Ferner wurde in zweiter Lesung die Cholera-Bill und in dritter Lesung die Erfindungs-Patent- Bill ange- nommen.
Frankreich. Paris, 4. Augusi. (W. T. B.) Der Senator Foucher de Careil isst zum französischen Botschaft?r in Wien ernannt worden.
Dem „Temps“' zufolge wird in dem offiziellen Bericht der Poliz?ei an den Minister des Jnnern über die Ent- dedung rines legitimistishen Afktionscomités konstatirt, vaß eine förmliche politische Organisation bestehe, welche über mannigfae Mittel zu einer Aktion verfüge, die von den e e der legitimistishen Partei begünstigt würde. Der Prokurator Loew sei mit dec cFnstruktion dieser Angelegenheit betraut, und es würden mehrere einflußreiche Mitglieder der legitimistishen Partei vernommen werden.
Einem amtlihen Telegramm aus Saigun, von gestern Abend, zufolge bestätigen die dort aus Tongking eingelaufenen Nachrichten, daß der Ausfall der franzü- sishen Truppen aus Namdinh am 19. Juli von Er- folg gewesen sei. Der Feind habe ausschließlich aus Ana- miten bestanden und gegen 700 Todte und Verwundete g2- Rai auch ein anamitischer General soll getödtet sein. De ranzösishen Truppen hätten eine große Anzahl von Waffen und 7 Kanonen erbeutet, abec die von ihnen genommenen Posicionen seien alsbald nach dem Abzug der Franzosen wieder von den Anamiten besezt rwoorden. Auf französischer Seite betrage der Verlust 12 Todte oder Verwundete. Die Hive sei drückend. Die französishe Schiffsabtheilung in den
ewässern Chinas habe Halong verlassen und befinde sih auf der Fahrt nah Hongkong.
— 6 August, srüh. (W. T. B.) Aus Zanzibar vom 4. d. M. wird gemeldet: Nah den leßten Nachrichten aus Madagaskar ist die Lage unverändert. Die geringe An- zahl der französischen Truppen gestattet kein weiteres Vocrücken. Die Howas halten die ganze Umgebung von Tamatave beseßt, haben aber ihre Angriffe auf die französi- schen Truppen scit dem 15. Juli nit erneuert und scheinen troy des Drucks, den der von englischen Missionaren aufge- ia madagassischhe Premier-Minister auf sie ausübt, ent- muthigt.
Italien. Mailand, 4. August. (W. T. B.) Dem Könige, welcher in der vergangenen Nacht auf seiner Rück- reise von Jschia hier durhpassirte, wurde von der Bevölkerung
eine begeisterte Ovation dargebracht.
waltungs-Ministeriums für Schottland, in zweiter |
Serbien. Wie man der „Pol. Corr.“ aus Belgrad unter dem 3. d. M. meldet, diskutirt der serbische Minister- rath die Details der eventuell der großen Skupschtina zu machenden Verfassungsvorlagen. Erst wenn diese Be- rathung beendet und in Betreff der Verfassungsrevision ein endgültiger Beschluß gefaßt sein wird, kommt die Einberufung der großen Stupschtina und der Zeitpunkt derselben auf die Tagesorönung. Bis dahin sind alle Angaben betreffs dieses- Zeitpunktes verfrüht.
— 5. August. (W. T. B.) Das Gerücht, daß der Kultus-Minister Novakowitsch und der Finanz-Minister Mijatowitsch in den Staatsrath berufen worden seien und dur Kujundzi und Kaljevic erseßt werden sollten, wird regierungsseitig für unbegründet erklärt.
Nu§land und Polen. St. Petersburg, 4. August. (W. T. B.) Der Minister des Jnnern, Graf Tolstioy, verläßt für einige Zeit St. Petersburg mit Urlaub und hat deshalb heute die Verwaltung des Ministeriums seinem Ge- hülfen, dem Geh. Rath Durnowo, übertragen.
Jn einem Regierungs-Communiqué wird mit- getheilt, daß am 2. d. M. in Jekaterinoslaw ein Pöbel- haufen einen thätlihen Angriff auf die jüdische Be- völkerung der Stadt gemacht hat und dazu durch eine schwere thätliche Beleidigung aufgereizt wurde, we'‘che an dem- selben Tage einer Bauernfrau von einem Juden zugefügt worden war. Um den Exzeß niederzuschlagen, sei Militär requirirt worden, welches zur Wiederherstellung der Ordnung von den Waffen habe Gebrauh machen müssen. Von den Tumultuanten, die größtentheils aus fremden, beim Eisen-z bahnbau beschäftigten Arbeitern bestanden hätten, seien 10 Mann getödtet und 13 verwundet.
Ein Telegramm aus Jekaterinoslaw ueldet : der Stadt- rath habe nach Wiederherstellung der Ruhe in einer gestern. abgehaltenen Sißung beschlossen, den durch die Exzesse ge- schädigten Juden aus Stadtmitteln eine Entschädigung von 5000 Rubeln zu gewähren, und zur Vertheilung dieser Summe eine aus Juden und Christen bestehende Kommission eingeseßt. Zugleich habe der Stadtrath Anordnungen getrof- fen, um die Obdachlosen in städtishen Gebäuden unterzubrin- gen, und den Erzbischof ersucht, durch die ihm untergebene Geistlichkeit auf die Beruhigung der Gemüther hinzuwirken. Weitere Exzesse seien seitdem nicht vorgekommen; das Militär verbleibe bis auf Weiteres in der Stadt.
— 5, August. (W. T. B.) Die Zolleinnahmen: betrugen bis zum 1. Juni d. J. 37 153 221 Rubel, gegen 36 956 644 Rubel in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, der Edelmetallimport 2 481 409 Rubel, gegen 3 612 164 Rubel, E P 21 981 547 Rubel, gegen 27 377 765
ubel.
Zeitungsftimmen.
Der „Berliner Börsen-Courier“ schreibt:
Die jeut bis Ende Juni vorliegenden Ausweise über den Waaren- verkehr Deutschlands mit dem Auslande zeigen avf-jeder Seite einen sehc erfreulichen Aufshwunag des Verkehrs, der durch das ganze Semester angehalten hat. Während Frankreich und auch cin Theil ver englischen Industrie über Stockungen im Export klagt, haben wir nunmehr schon seit d:ei Jahren unsere Waarenausfuhr ungus- get zu steigern vermocht, An dieser Steigerung sind ¡rar so ziemli alle Industrien, insbesondere auch die kleineren, betheiligt, den Löwenantheil hat aber doch die Montanindustrie, für welche die Vermehrung der (Frportgelegenheiten allerdings auch eine Levensfrage ist. Die Einfuhr is in den meisten Industriezweigen theils in Folge der Zollerhöhu1ngen, theils weil unsere heimische În- dustrie selber leistungsfähig genug ist, auf ein sehr niedriges Niveau ge unken, höchstens in Garnen und Roheisen sind wir in gewissem Sinne noch vom Auslande abhängig. Um den Fortschritt in den leßten drei Jahren zu veranschaulichen, stellen wir hier die Export- ffern in dea wichtigsten Industrien für das T. Semester 1880 und 1883 gegenüber :
I. Semester.
Tonnen. 1880. 1883, Eisen und -Waaren . . 521 700 557 230 Kohlen. und Kokes . 3 670 284 4 292 000 Baumwollwaaren ... 11682 11405 Wollenwaaren... . 96302 10477 Lee 2076 1 663 S 69 503 208 474 Me A 02698 Olacvaaen 20000 88022 Paten 2806 4108 Leder 1911 9? 641 Ion aan S 14039
H s Das „Deutsche Tageblatt“ bringt nachstehende otiz:
Ein Freund unseres Blattes, der gegenwärtig auf Reisen ist und cs fi angelegen sein läßt, überall, wo er hinkommt, sich über die wirthschaftliche Lage in Stadt und Land genau zu orientiren, {rieb uns dieser Tage aus dem rheinisch-westfäli]swen Industriegebiet :
„Was ich bis jeßt in Erfahrung gebracht habe, befriedigt mich sehr. Jn allen industriellen Gegenden hebt sich der allgemeine Zu- stand der Dinge zusehends, und der frühere mitunter trostlose Mangel an Beschäftigung ist einer allscitigen Thätigkeit gewichen. Wenn sich auch die Löhne noch nicht überall in erwünshtem Maße gehoben haben, so ift doch wenigsiens so viel erreiht, daß wieder Arbeit da: ist. So lautete das Urtheil in Dortmund, in Essen, tn Bochum. Die Gußstahlwerke an leßterem Plage sollen, wie man mir versichert, bis Ende 1885 bereits mit Bestellungen versorgt sein.“ :
— Jn der „Deutschen Reihspost“ lesen wir:
Ungelöste Widersprüche! Es if \chon verschiedentlih darauf aufmerksam gemacht worden, daß in den Berichten freihändlerischer Handelskammern sich oft ein Widerspruch findei zwischen den Klagen Uber den angeblichen Niedergang der Geschäfte und der Konstatirung von thatsählihen Erscheinungen, welhe vielmehr eine Besse- rung der wirth\shaftlihen Lage zur Vorausseßung haben. So weiß auch jeßt wieder u. A. der Jahresberiht des Vorsteher- amts der Kaufmannschaft von Tilsit dem Jahre 1882 in geshäftlider Beziehung auch nicht ein einziges gutes Wort nac- zusagen: Der Getreidehandel war bei fsinkenden Preisen „wenig lohnend“, der Trarsithandel von Rußland erheblich verkleinert, die
lachskultur erfuhr einen bedeutenden Rückgang, das Holzgeschäft esserte sih gegen das Vorjahr nicht, ebenso wenig das Geschäst in Manufakturwaaren, der Export an Eisenwaaren nach Rußland bot die trostlosesten Aussichten u. |. w. u. st\ w. Wenn man alle diese Klagen liest, die niht den geringsten Schimmer von Hoffnung auf bessere Zeiten durchblicken lassen, so müßte man vermuthen, daß die Bevölkerung von Tilsit der allgemeinen Ver-- armung evigegengeht. Um so_erfreuliher und überraschender wirkt daher dic Mittheilung gegen Schluß des Berichts, daß die städtische Sparkusse auch im Jahre 1882 erheblich an Umfang gewonnen hat, indem, während Ende 1881 776084 A an Einlagen verblieben waren, diese am Jahress{luß 1882 1015223 M betrugen, was einer Vermehrung von nahezu 30%. gleihkommt. Rapider N der-
Einnahmen und rapides Wachsthum der Ersparnisse — dies zujam- men zu reimen, müssen wir Anderen überlassen.
Centxalblatt für das Deutshe Rei. Nr. 31. — Inhalt: Zoll- und Steuerwesen: Verlegung einer Zollstelle. — Justizwesen: Aenderung im Verzeicniß der zur Einziehung von Gerichtskosten be- stimmten Stellen. — Polizeiwesen: Auëweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 41. — Inhalt: Verfügungen: vom 1. August 1883. Bedingungen, unter welchen die Woblthaten des Potsdamschen großen Militär-Waisenhauses im All- gemeinen verliehen werden. :
Central-Blatt der Abgaben-Gese§ßgebung und Ver- waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 16. — Inhalt : Anzeige der in der Geseysammlung und im Reichs-Gesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. — Allgemeine Verwaltungs- gegenstände: Veränderungen in dem. Stande und in den Befugnifien der Zoll- und Steuerstellen. — öIndirefkte Steuern: Verordnung, be- treffend das Verbot der Einfuhr und der Auëfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Wein- und Gartenbaues. — Ausführungs- bestimmungen hierzu. — Verzollung der Edifonschen und Swanschen Glühlampen. — Gesetz, betreffend die Steuervergütung für Zuder. — Personalnachrichten.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 31. — Inhalt: Amtliches : Zusammensetzung der techniscen Prüfungskommissionen in Preußen. — Personalnacrihten. — Nichtamtliches: Wirthschaftliche Fragen des Eisenbahnwesens. (Fortseßzung.) — H. A. Carsons Vor- rihtung zum Ausheben und Verfüllen von Baugruben für Rohr- leitungen und Kanäle. — Die Universitätsbibliothek in Göttingen, nebst Bemerkungen über Bau und Einrichtung von Bibliotheken. (Schluß.) — Restauration der Schloßkirhe von Wittenberg. — Ver- mischtes: Betriebsmittel der Nebenbahnen. — Konkurrenz zur Er- langung von Entwürfen für ein poliklinisbes Hospital in Rom. — Medizinische Klinik der Universität Halle a. S. — Königliches Gym- aasium in Ratibor. — Eröffnung der internationalen elektrischen Aus- stellung in Wien. — Wiener Stadtbahnfrage. — Pariser Stcdt- bahnen. — Betonmauerwerk für den Tunnelbau. — Elektrische Be- leuhtung in London. — Elektrishe Beleuchtung der Isaaks-Kirche in St. Petersburg.
Statistische Nachrichten.
Im Junißeft zur Statistik des Deutshen Reichs für das Jahr 1883 sind die definitiven Zahlen über den Tabackbau und dir Ergebnisse der Tabackernte im deutschen Zoll- gebiet für das Erntejahr 1882/83 veröffentliht, nachdem cine vo:- läufige Nachweisung des Flächeninhalts der im Jahre 1882 mit Taba bepflanzten Grundstüe, sowie der Zahl der Tabackpflanzer und Tabal- pflanzungen bereits im Oktoberhest vorigen Jahres ersbienen war. Die letztveröffentlichte Uebersicht enthält Angaben über die Zakl ter Tabakpflanzer, die Zahl und den Flächeninhalt der mit Tabak bes pflanzten Grundstücke, die Größe der von don einzelnen Pflanzern be- pflanzten Flächen, die Gesammtmenge und die durchschnittlich auf ein Hektar sih- berechnende Menge des Ernteertrags, den mittleren Preis des geernteten Tabak und den Gesammtwerth der Taba- ernte, und zwar sind alle diefe Angaben für die einzelnen Steuer- direktiv- und Hauptamtskezirke des ZoUgebiets gemacht. Hieraus ist zu entnehmen, daß im Jahre 1882 im ganzen Zollgebiet von 915 249 Tabackpflanzern 295 038 Grundstücke mit 22251 ha Flächen- inhalt bepflanzt worden sind (im Vorjahr 246 639 Pflanzer, 351 485 Grundstücke mit 27248 ha), und daß von der gedachten Zahl dec Pflanzer nur 1931 zine Grundfläche von über 1 ha, dagegen 118 904, also über die Hälfte, eine Grundfläche von weniger als 1 a mit Taback bep{anzri hatten. Am stärksten wurde der Tabackbau im Großherzog- thum Baden betrieben, wo im Jahre 1882 7005 ha mit Tabak be- pflanzt waren, dann folgen Preußen mit 5360 ha, Bayern mit 5302 ha, Elsaß-Lothringen mit 2928 ha und das Großherzogthum Hessen mit 978 ba, Innerhalb Preußens hat der Direktivbezirk Brandenburg den stärksten Tabackbau aufzuweisen: 2130 ha, mit den nächstgroßen Flächen kommen: Direktivbezirke Pommern 1614 ha, Westpreußen 454 ha, Rheinprovinz 453 ha und Han- nover 380 ha. Die Gesammternte betrug 38 885 t Tabak in dach- reifem, getrocknetem Zustande (61 315 & im Vorjahre), von denen 11 670 t auf Baden, 9894 t auf Preußen (Direktivbezirk Branden- burg 3317 t, Pommern 1605 t, Westpreußen 1332 t, Rheinprovinz 826 t, Hannover 796 t), 8383 t auf Bayern, 6676 t auf Elsaß- Lothringen und 1129 t auf Hessen entfielen. Im Durchschnitt des ganzen Zollgebiets wurden auf 1 ha geerntet 1748 kg dachreifen Tabacks (2250 kg im Vorjahre), die cinzelnen Direktivbezirke weisen jedo sehr verschiedene Durchschnittserträge auf, den größesten der Direktivbezirk Westpreußen mit 2931 kg auf 1 ha, den geringsten das Großherzogthum Hessen mit 1155 ke. Der miitlere Preis des geernteten Tabacks ist für das ganze Zollgebiet auf 77,91 A4 für 100 kg dadreifen Tabacks, und der Gesamnitwerth der Tabakernte auf 30,3 Millionen Mark berechnet, wobei jedoch die Steuer mit eingerechnet ist.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Leipzig, 2. August. Gestern starb hierselbst der bekannte Hel- lenist Wil he!m Dindorf im Alter von 81 Jahren.
— Von den „Z'eitfragen des christlicßen Bolkslebens“ (Verlag von Gebr. Henniger in Heilbronn) ift das ahte Heft des VIII. Bandes erschienen. Dasselbe enthält eine Abhandlung vom Pfarrer G. F. Fuchs in Beerfelden im Hess. Od., betitelt: „Der Alko- holismus und seine Bekämpfung“. (Preis 1,20 46) — Der Verfasser hat si die Aufgabe gestellt, gegen den übermäßigen Genuß des Alkohols anzukämpfen. Er hält den Alkoholismus für eine der „tiefen Wunden, aus denen unser Volkskörper blutet.* Jn Ka- pitel T giebt der BVersasser eine Geschichte der Verbreitung des Alkohols, indem er seine Ausführungen durch statistische und wissenschaftliche Belege bekräftigt. Jn Kapitel 11 wird über die Wirkungen des Alkohols' ge- \prochen, zunä in rein körperlicher Hinsicht, dann über den Einfluß des Alfkoholmißbrauchs auf die sittlihen Zustände, auf die Bevölkerungs- zahl und somit auf die Wehrkraft der Länder. Es werden die geistigen Schäden, die Wahnsinnsfälle, die Verrohung, die Gottlosigkeit hervor- gehoben. In Kapitel 111 widerlegt der Verfasser die Einwürfe, welche in Bezug auf die Gefahr des Alkoholismus und die Noth- wendîtgkeit sciner Bekämpfung gemacht werden könnten ; endlich giebt er im leßten Kapitel eine Geschichte der Bekämpfung des Alkoholi®- mus. Er verlangt, daß der Alkoholi2mus dur geseßlihe Maß- regeln bekämpft werde, und zwar zunächst durh eine hohe Bes steuerung und Einschränkung der Konzessionen. Das Heft enthält für jeden, der g für die in dcmselhen behandelte Frage interessirt, sten iel eactenswerthes und ist mit großem Fleiße zusammen-
— Die bei W. Möser Hofkuchdruckerei Berlin erschie- nene Schrift „Deutshe Reichs- und Preußische Staats- ge] eße, betr. das Staatskirchenrecht,“ liezt jeßt in zweiter Auflage vor, Die Schrift enthält einen Abdruck der bezeichneten Reichsgeseße sowie der in Betracht kommendea preußischen Gesetze und Verordnungen vom 11. Mai 1873 ab big auf die neueste Zeit. Sie erleichtert durch die Zusammenstellung des in verschiedenen Gesezjammlungen bezw. Jahrgängen derselben veröffentlichten Mate- rials die Uebersicht über dasselbe und dürfte sich zum Handgebrauch eignen.
— Das 8. (August-) Heft der „Gewerbehalle* (Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie, unter Mitwirkung bewährter Fahmänner redigirt von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle, Arcitekten in Stuttgart; Verlag von I. Engelhorn ebenda- selbit), bringt als erste Tafel eine Reproduktion des \{önen, seiner Zeit an dieser Stelle genauer beschriebenen Willkommbechers zur Fie der silbernen Hochzeit Jhrer Kaiserliben und Königlichen
oheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin, gestiftet vom Verein Berliner Künstler und nah dem preisgekrönten Entwurf der
Bildhauer Herter und Bieber hierselb aus dem Metall von Farben- tuben gegossen. Die moderne deutsche Möbelindustrie is durch eine Tafel vertreten, auf welcher ein Pianino, von mattem Nußbaumholz mit eingelegten Füllungen, entworfen von Otto Frißsche in München, ausgeführt von der Königlichen Hof-Pianofortefabrik von F. Mayer u. Co. ebendaselbst, sowie ein Schreibtisb in s{warz ge- beiztem Birnbaumkbolz, matt polirt und mit geäzten Schlüsselschildern, entworfen und ausgesührt von Otto Frißsche in Müncen, dargestellt sind. Das französisde Kunsthandwerk repräsentirt ein in gewihstem Nußbaumholz gescbnitztes, mit eleganten Draperien (einer Spezialität, in der die französishen Tapeziere noþ nit übertroffen sind) aus- gestattetes Himmelbett aus dem Atelier der Gebrüder Mercier in Paris. Ein weiteres Blatt bringt geschmackvolle Sc)miedearbeiten für das Lufst- {loß Sinaia des Königs von Rumänien, ron Ed. Puls hierselbst erfunden und ausgeführt. Die anderen drei Tafeln endlich sind dem älteren Kunsthandwerk gewidmet. Das eine von diesen zeigt eine Kollektion geshnitzter Füllungen aus der Kirhe San Severino in Neapel (16. Jahrb.) von großer Schönheit, gezeinet und mitge- theilt vom Prof. C. Scick in Karlsruhe; das andere drei Thür- klopfer aus Breêcia (italienische Renaissance) von höchst phantastischer, fünstlerisch vollendeter Form. Die Farbendruktafel der Lieferung endlich reproduzirt eine tapetenartige, dekoratize Wandmalerei aus Schloß Trausniy zu Landshut in Bayern (aus dem Ende des 16. Jahrhunderts). Gewerbe und Haudel.
Das „Jahrbuch der Berliner Börse,“ welbes von der Redaktion des „Berliner Aftionär“ (I. Neumann, E. Freystadt) herausgegeben wird und sih als verläßlihes Nacbschlagebuh für Banquiers und Kapitalisten von Anfang an bewährt hat, ift in der für 1883/84 bestimmten fünften Ausgabe im Verlage von Ernst Siegfried Mittler & Sohn in Berlin ershienen. Die äußere An- lage des Buches, die Anordnung des Stoffes 2c. ift in der nenen Auflage unverändert geblieben; dagegen sind die Mittheilungen über die cinzelnen Effekten natürlid angemessen ergänzt, au ift der In- halt insofern gewachsen, als die neu an den Berliner Markt gz- brachten Papiere eine cingebende Bespre{ung erfahren haben und die Angaben über russishe Banken und Bahnen einer neuen Bearkei- tung unterzogen worden sind; in der leßteren Beziehung find Dr. Langheldsche Aufsäße in de: „Magdeburgischen Zeitung“ und das Werk „Russische Eisenbahn- Papiere“ von Stephanit benußt worden. — Das „Jahrbuch der Berliner Börse" befleißigt sich auch in der neuen Auflage einer durchaus objektiven Darstellung und darf wie in früheren Jahrgängen als eix gutes Börsen-Nabschlagebuch allen Banquier- und Kapitalistenkreisen empfohlen werden. —
— Die „New-Yorker Handels-Zeitung* äußert sich in ihrem vom 20, v. M. datirten Wochenbericht über die allgemeine (B e- \chäftslage folgendermaßen: Die Prosperität der Vereinigten Staaten ist überwiegend auf dem Uebershufsse der Produktion land- wirthschaftliher Erzeugnisse basirt, welchen wir ans Ausland abgeben fönnen, Von dem zu erwartenden Ausfall der Ernte hängen daher in erster Linie die Hoffnungen ab, wclcbe sich die Handel8welt jeßt von der Gestaltung des Geschäfts nah Beendigung der gegenwärtigen 8aison morte mat. Alles îin Allem genommen, sind die Aussichten recht günstig, Von Weizen werden wir zwar nicht so viel ernten, wie im vorigen Jahre, aber doch genügend, um den eigenen Bedarf zu befriedigen und mehr; Mais steht jeßt vortrefflich und läßt auf ein mindestens dem vorjährigen aleiches Erträgniß rechnen, ebenso die übrigen, mindere Bedeutung be- fißenden Brodfrücbte Roggen, Hafer und Gerste. Auch der Stand der Baumwolle ift ein vielversprehender. — Ein anderer wichtiger Faktor für die Entwickelung der Vereinigten Staaten ist die Ein- wanderung. Dieselbe hat zwar im verflossenen Fiskaljahre nit die Höhe erreicht, welche dessen Vorgänger aufwics, immerhin aber cinen Zufluß von nahe 600000 Personen gebracht, deren Mithülfe zur Aus- dehnung des Kulturareals und weiteren Erschließung der reichen natürlichen Ressourcen beitragen wird. Auf Grund dieser Thatfachen glaubt man einem lohnenden Herbstzes{chäft entgegensehen zu dürfen. — Die Abundanz am Geldmarkte hält an und wird wohl be- stehen bleiben, bis die Mobilisirung der Ernten ihre Ansprüche geltend machen wird. In der Lage des Geschäfts am Waaren- und Produktenmarkte ist keine weseutlive Aenderung eingetreten. Von Brodstoffen war nur Roggen für Grport be- gehrt, während Weizen, Weizenmehl und Mais nach dieser Richtung wenig Beachtung fanden. Frachten haben bei etwas lebhasterera Ge- chäft eine Kleinigkeit angezogen. Baumwolle war still und ver- harrte sowohl für tisponible Waare wie Termine in weichender Tendenz. Brasil E hatten \{leppenden Verkehr und konnten sich im Preise nicht behaupten; für reinshmeckende Sorten ijt die Frage ebenfalls \{chwächer geworden. Am Rohzucker- Markt haben bedeutende Umsätze zu einem kleinen Avanz stattgefunden. Thee war till. Schmalz, Scchweinefleisch und Speck sind höher und ersteres ist in bedeutendem Umfang für den Kontinent gekauft worden. LTer- pentinöl und Harz verkehrten in fester Haltung, troßdem die Frage fast ganz auf den Bcdarf des einheimishen Konsums besbränkt war. Raff. Petroleum war zu niedrigeren Preisen in gutem Begehr, \chließt fest und § C. pr. Gall. höher. In United Pipe Line Cerli- fifates waren die Transaktionen der Woce enorm; am Schlusse hat sih der Markt yon der erlittenen Preiseinbuße wieder erholt. Der Metallmarkt is etwas lebhafter gewesen. Das Geschäft in fremden und eiaheimishen Manufakturwaaren fängt an ch zu beleben. Der Import fremder Webstoffe für die heute beendete Woche beträgt 3 598 216 Doll. gegen 3 349 701 Dol. in der Parallel- woche des Vorjahres, P i
Dresden, 4. August. (W. T. B.) In der heutigen Auf- sichtsraths“ißung der Dresdener Bank wurde die Semestral- Bilanz vorgelegt, welche exclusive des vorjährigen Gewinnvortrags von 200 370 M einen Bruttoertrag von 1961 885 #4 = 16F 9/6 oder nach Abzug der Handlungsunkosten und Steuern einen Nettoertrag von 1641914 A = 13F 9/0 ergiebt. Das Zinsen-, Wechsel- und Reportkonto brachte 895505 #, das Provisionskonto incl. der Wechsclstube 645 685 4, das Effektenkonto 416 637 M :
Leipzig, 4. August, (W. T. B.) Der Semestralabschluß der Allgemeinen deutschen Kreditanstalt weist einen Netto- überschuß von 1 789 448 M gegen 1544 039 in der gleichen Periode des Vorjahres, oder ca. 12% pro Jahr auf. : :
Leipzig, 6. August. (W. T. B.) Der 16. internationale Produktenmarkt, welcher hier stattfindet, ist stark besucht. Er- höhte Forderungen werden oon den Müllcrn nur vereinzelt bewilligt. Das Geschäft bewegt sich daher in mäßigen Grenzen, leßte Preise wurden behauptet. Neue Gerste ist begehrt, das Angebot fehlt aver. Spiritus loco fest, Termine billiger, Nübsl unverändert. Der Himmel ist bedeckt, mit Neigung zum MRegnen. y
Antwerpen, 4. August. (W. T. B) Wollauktion. Angeboten 2051 B. La-Plata-Wollen, davon verkauft 792 B. Preise unverändert. i .
Glasgow, 4. August, (W.T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sih auf 584 100 Tons gegen 632 600 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlicen Hochöfen 115 gegen 110 im vorigen Jahre.
Verkehrs-Anstalten.
Archangel, 4. August. (W. T. B) Bei dem Orloff-Leucht- thurm ist ein deutschbes Schiff, „Hermann“, gescheitert. Die Mannschaft desselben ist durch ein dänisbes Schiff gereitet worden.
Hamburg, 4. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Nedckar* ist heute Vormittag 9 Uhr in New-York eingetroffen. :
Der Postdampfer „Hammonia“" der Hamburg-Ame- rikanishen Packetfahrt-Aktiengesellschaft hat heute früh, von New-York kommend, die Scilly-Inseln passirt.
— 6. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Ham- monia“ der Hamburg - Amerikanischen Packetfahrts- Aktiengesellschaft is, von New-York kommend, heute Vor- mittag 10 Uhr auf der Elbe eingetroffen.
Berlin, 6. August 1883.
Saarbrücken, 5. August. (Tel. Meldung des Be- triebsamts.) Der Frankfurt-Pariser Abend-Schnell - ug ist gestern in Station Langenlonsheim in Folge {Ulster Weichenstelung im Gütergeleise auf Wagen aufge- fahren. Das Material is theilweise niht unerheblih be- schädigt, sämmtliche 152 Reisende und das Zugpersonal blieben jedoch unverleßt.
Bad Gastein, 5. August. (W. T. B.) In der vergangenen Nacht gegen 2 Uhr zeigte sih hier eine 10 Sekunden dauernde in- tensive Lichterscheinung, dur welche der ganze Ort tageshell beleuchtet wurde. Der Gamékahrkogel war wie bei Tage sichtbar.
Ueber die Pfennigsparkasse zu Siegen screißt die „Köln. Ztg.“: Dem Beispiele vieler Städte Deutschlands folgend, den be- stehenden Sparkassen dadur eine bedeutungsvollere Thätigkeit und bessere Verwirklichung ihres Grundsatzes, zunächst den weniger be- mittelten Bürgern Gelegenheit zur nußbaren und sicheren Unter- bringung ihrer Ersparnisse zu geben, wurde auch in Siegen im Fe- bruar v. J., auf Anregung des Armen-Unterstüßungs-Vereins und namentlih dessen unermüdlihen und um das Vereinswesen unserer Stadt so sehr verdienten Vorsitzenden Hrn. Grubendirektor Knops, die Gründung einer Pfennigsparkasse, als Ergänzung der ftädtischen Sparkasse, aber mit selbsiändiger Geschäftsleitung, beschlossen. Der so am 3. April v. J. begründete Siegener Pfennigsparkassen-Verein fand im Publikum die beste Aufnahme und zählt bis heute bereits 169 Mitglieder, welche als Eintrittsgeld mindestens 3 H und als jährli zu zahlenden Beitrag mindestens 50 -Z zur Tilgung der Geschäftskosten beisteuern. S 5 i -
Die Gesammtrcfultate der Pfennigsparkasse zu Siegen, seit Be- ginn ihrer Thätigkeit bis Ende Juni d. I., entnchmen wir einer diesbezügliben Beröffentlihung des Vorstandes derselben in der „Siegener Zeitung“ vom 10 cc. in tabellarischer Uebersicht :
Baar- |Der städt. Spar- Marken- | Einnahme [kasse Überwiesene Ausgabe für Einlagen (für
an die Marken | eingegangene
Sparfstellen. | von dena vollgültige
Spar- Sparkarten) |
stellen.
Zakl Werth
Der {tädt. Sparkasse | zugeführte neue Sparer. |
Zahl der Einleger.
Werth Áb. A M p
1882 vom 15. Mai bis 31. Dezember 1883 vom 1. Januar bis 30. Juni
13 268 70| 13 121/80/2647 11400 — | | 9 175 40} 9121/30|/1694| 8679 |—!' 909| 333 32414 10] 22 243 10[4341] 20079 —[ — [1378 Die Zahlen sprechen für sch und bedürfen wohl keines weiteren Kommentars. Wenn auch die Früchte der Bestrebungen des Vereins nit sofort zu Tage treten, so werden dieselben doh nicht ausbleiben, und dürfte namentlich das Armen-Unterstütung8wesen bald Erfolge der Thätigkeit der Pfennigsparkasse spüren, denn wer bei guten Zeiten gespart hat, wird nit in jedem Nothfalle der Gemeinde zur Last fallen.
R C »ck on
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Neapel, 4. August. (W. T. B.) Als gerettet aus der Kata- strophe von Jschia werden ferner gemeldet: Dr. Malbrank , Bild- hauer Sommer, Frau Lewin, Frau Mannewit, Herzogin Acquaviva- Wagner. Verunglückt is wahrscheinlih der taubstumme Maler Gins- berg aus Berlin. i
Non 4 ou Q E O) U Deter des Won gs ist in Neapel ein Centralcomitós unter dem Vorsiß des Prâ- fekten eingeseßt worden, welches die Spenden für Ischia in Empfang nehmen und vertheilen foll. Das Comité hat zuglei die zweckmäßigste Art der Räumung der verschütteten Straßen zu erörtern. — Die Königin von Großbritannien drückte in cinem Tele- gramm an den König ihre lebhafte Theilnahme an dem Unglück auf Iscbia aus. Der König dankte mit der Versicherung beständiger Syrapathie Italiens für die britis he Nation.
Neapel, d. August. (W. L. W) Das CentraloUntTex - stüßzungs-Comité hat sh in Permanenz erklärt. Die bis jeßt bekannten Unterstützungsbeiträge erreichen den Betrag von 14 Million. Der Präfekt stattet den Hospitälern täglih Besuche ab. Die Atmo- sphâäre in den zerstörten Städten hat sich gebessert, und die Errichtung von Baracken macht rashe Fortschritte. Bis jeßt sind gegen 760 Leichen beerdigt worden.
Rom, 4. August. (W. T. B.) Das Gerücht, daß mehrere Sicherheitswachmänner in Is8chia wegen Diebstahls ver- haftet worden sciea, entbehrt jeder Begründung. Allseitig wird das Verhalten «ller dortigen Exekutivbeamten als musterhaft und vollste Anerkenrunç verdienend bezeichnet. —
Casamicciola, 6. August. (W. T. B.) Der Minist:r der öffentlihen Arbeiten, Genala, hat angeordnet, N heute ab alle arbeitsfäbhigen Männer gegen Bezahlung Seitens des Genie-Kommandos an den Aufräumungsarbeiter theilzunehmen haben. Von morgen ab werden Lebensmittei nur noch an Frauen, Kinder und arbeitsunfähige Männer vertheilt.
Dem „Hamb. Cocr.“ wird vom Vesuv geschrieben: Der Vesuv ist seit dem 31, Iuli sehr unrußig, und die partielle Cruption, welche in de: Richtung nah Torre del Greco stattgefunden hat, berechtigt zu {weren Besorgnissen. Jedenfalls steht dieselbe mit dem Ereigniß in Casamicciola im Zusammenhang. Professor Palmieri behauptet zwar, es stehe nichts zu befürhten. Aber wer kann sagen, ob wir eines Tages nicht dur eine neue Hiobspost aufgescreckt werden ? Veber dem Krater des Vesuv leuchtet wieder die gigantische Flammen- trombe, welche für Casamicciola die Leichenfackel bildet. An _ dem Abhang bemerkt man die phantastische Feuershlange — die Lava, welche langsam zu Thal krieht. Unter der Vesuv-Bevölkerung — be- sonders aber ia Torre — herrs{cht eine große Panik, und viele Familien haben aus Furt bereits ihren Wohnsitz verlegt.
Die Kroll sche Oper brahte am Sonnabend eine recht wohl gelungene Aufführung des von Verehrern des Komponisten gern dem flassishen Repertoire zugerechneten mustkalishen Dramas „Joseph in Egypten“ von Méhul. Das edle Werk war unter Kapellmeister Preumayrs unermüdlicher Leitung sorgfältig cinstudirt, und die schönen Chöre der Söhne Jacobs kamen, trefflich beseßt, zu ergreifender Wirkung. Von den Einzelleistungen verdient namentlich der Simeon des Hrn. Heine rühmend hervorgehoben zu werden, der gesanglich und deklama- torisch gleich vorzügli war. Dasselbe läßt sih jedoch von dem Ioseph des Hrn. Schreiber leider niht sagen; der in Iyri- schen Partien fo vortrefflice Künstler fühïte fich auf dem Kothurn der großstylisirten Oper offenbar nicht in seinem Clement. Hr. Adolfi als Jakob bot eine hohe chrwürdige, patriarchalishe Er- scheinung, indessen fehlt seinem, in der Tiefe sonoren, swöner Baß die für die Rolle erforderlihe Höhe. Frl. Zulifay faßte den Benja- min gesanglih nicht zart und auêdruckêvoll genug auf, gewährte aber . mit Jakob in dem Duett ein malerish s{chônes Bild. Die Direk- tion hatte für cine würdige Ausstattung des Werkes Sorge getragen. — Eine Repertoirc-Aenderung am Leipziger Stadttheater gestattet, daß Hr. Ferdinand Wachtel erst am Donnerstag daselbst in seiner zweiten Gastrolle aufzutreten hat. Der Künstler wird daher morgen (Dienstag) hier im Krollshen Theater nochmals (zum leßten Male) den „Postillon von Lonjumeau* singen. Für Mittwoh und Donnerstag stehen Wiederholungen von „Joseph in Egypten“ und „Glöckchen des Eremitea*“ in Aussibt. — Neu in dieser Saison ist „Des Teufels Antheil“, welhe Oper am Sonnabend in Scene
gehen dürfte.