1883 / 183 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Aug 1883 18:00:01 GMT) scan diff

C R R R E R EE B E E E C Lug O T E E U E E S E T E E E E n f R: Tg O I R T fee 5 Ct u L e E ri

3) von derselben Behörde für den 18. August d. J. eine Submission auf Vorarbeiten und Lieferungen zum Bau der Eisenbahn Ceva-Ormea (Bahnlänge: 7872 m, Bausumme: 1 750 000 Lire) ; : i

4) von derselben Behörde für den 18. August d. J. eine Submission in drei verschiedenen Loosen auf Lieferung der eisernen Ausrüstungsgegenstände für verschiedene Eisenbahnen im Taxwerth von 2220 953,14 Lire, 253 344 Lire und 155 822 Lire; i

5) von derselben Behörde für den 20. August d. J. eine Submission auf Lieferungen und Vorarbeiten zum Bau der Eisenbahn Rom-Sulmona (Bahnlänge 12 770 m, Bausumme 2 890 000 Lire); f

6) von der Königlich italienishen Direktion des Militär- Divisions-Kommissariats zu Neapel für den 20. August d. J. eine Submission auf Lieferung von blauem Tuch, Baummwollengeweben, Kniestiefeln und Brotbeuteln im Ge- samnm:ttaxwerthe von 580 250 Lire.

Der hiesige Köriglih sächsishe Gesandte, Wirkliche Geheime Rath von Nostiß-Wallwiß, hat Berlin mit mehrwöchentlihem Urlaube verlassen.

Sachsen. Dresden, 6. August. (W. T. B.) Die Ergänzungswahlen für den sächsischen Landtag in 28 Wahlkreisen der Zweiten Kammer sind offiziell auf den 11. September festgeseßt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. Rugust. (W. T. B.) Der Kronprinz von Portugal trifft am Mittwoch, den 8. August, Abends, zum Besuch der Kaiscrliher Familie in Z\chl ein. -

Die österreihish-ungarische Zollkonserenz wird, wie das „Pr. Abbl.“ \{hreibt, binnen Kurzem zusammen- treten, um die Jnstruktionen für die bevorstehenden Unter- handlungen, betreffend den Abschluß cines Han delsver- trages, beziehungsweise die Erneuerung der Handelskonven- tion mit Frankreich festzustellen. Gleichzeitig follen au, wie aus Pest gemeldet wird, die Fnstruktionen bezüglich der Erneuerung des österreiczisch-türkischen Handelsvertrages zur Berathung gelangen. Wie es beißt, sollen hiebei statt des bisher in Geltung gewesenen Werthzolles \pez'fishe Zölle auf- gestellt werden.

Prag, s. August. (W. T. B.) Der Landtag ge- nehmigte bcute den Kommissionsantrag, betreffend die Wahlreform, nach lebhafter Debatte mit allen Stimmen gegen vie Stimmen der deutschen Linken.

Klausenburg, 1. August. (Prager Abdbl.) Bezug- nehmend auf die im Schoße der internationalen Grenz- regulirungs-Kommission gaufgetauhten Meinungs: differenzen meldet die „Ung. Post“, daß eine einschneid?-nde Meinungsdifferenz nur über die Alpe Petrile de rosu herrsche, wo die rumänishen Mitglieder der Kommission, troß des aufgefundenen Grenzzeichens, ihre Grenze um etwa 500 Joh weiter zu verlegen fordern. Auch bezüglich der Alpe Czibles war man nicht einig, doch verslänzigte nan ih wieder über diesen Punkt.

Großbritannien und Jrland. London, 6. August. (W. T. B) Jm Unterhause erklärte heute der Premier Gladstone in Beantwortung mehrerer Jnterpeilationen: es habe sih nichts an den wiederholt ausgesprochenen Ansichten der Regierung, betreffs ihrer Politik in Egypten, geändert. Sie habe den fremden Bächten nie eine bestimmte Frist für den Rückzug der Truppen aus Egypten angegeben, aber die fremden Mächte hätien genau die allgemeinen Absichten der Regicrung gekannt, deren Mittheilung unter gehöriger Berücksichtigung der Um- stände nicht als bloße Fnformation für dieselben, sondern als Zusage der englishen Regierung angeseh:n werden könne. „Unser Wunsch ist, daß unserer Einmischung in die egyptischen Verhältnisse dauernde Zustände folgen ; unser Ziel besteht nicht nur darin, augenblicklih die Ruhe zu sichern, sondern auch die Gefahr zukünstiger Störungen abzuwenden. Der Ausbruch der Cholera hat das Werk der Reorganisation verzögert und verhindert mih, auf einen baldigen Rückzug der Truppen zu hoffen. Wenn wir Egypten verlassen, müssen wir ein festeres und stabileres Gebäude als das von Arabi gestürzte zurücflassen. Jch kann nur sagen, daß die fremden Mächte im Wesentlichen gut von unseren Absichten betreffs Egyptens unterrichtet sind, und daß wir keinen Grund haben, irgend- welche unbillige, unfreundlihe oder unvernünstige Opposition gegen unsere Schritte zur Regelung der ésupisGen Verhält- nisse zu erwarten.“

Frankreih. Pc.ris, 3. August. (Fr. Corr.) Die Unterredung zwischen Boland und den Delegirten der Vorstände der Linken hat heute Vormittag wirklich im Palais Bourbon stattgefunden. Boland erklärte, er könnte die Namen der zwei Abgeordneten, denen er die 16 000 Fr. einhändigte, nur mit Zustimmung und in Gegenwart seines Rechtsbeistandes, des Advokaten Dumas in Orleans, offen- baren. Es wurde deshalb eine neue Zusammenkunft auf nächsten Dienstag, welher auch besagter Mr. Dumas bei- wohnen soll, verabredet. Wie man hört, sind die Delegirten der Gruppen der Linken entschlossen, die Namen, welche Bo- land ihnen ins Ohr flüstern wird, erst dann der Oeffenilich: keit preiszugeben, nahdem sie sih durch eine Enquete von der Richtigkeit seiner Behauptungen überzeugt haben werden.

4. August. (Köln. Ztg.) Der „Temps“ meldet aus Hanoi U. d. 26. Juni, daß am 12. das Kanonenboot „Carabine“ bei Namdinh mit drei Dschunken ein Gefecht tapfer bestanden hat, „das den Muth unserer Matrosen wieder gehoben hat.“ Unter e E Mauern trafen im Juni 13 Bataillone regulärer chin«sisher Truppen, 5200 Mann ein, die von Lang:-son ausgerückt waren, um diese Festung zu belagern. Diese Truppen bilden den Vortrab eines in China gebildeten Armee-Corps; au wird behauptet, daß qchinesishe Truppen in VBac-Ninh zusammengezogen würden. Jm ganzen Delta des Rothen Flusses regnet es fortwährend so stark, daß an fkriegerishe Bewegungen nicht zu denken is, doch i im Plane, Songtai und Bac- Ninh dur die französische Flotille zusammenschießen zu lassen. Aus Namdinh, 19, Juni, wird gemeldet, daß diese Stadt von Anamiten unter Führung des Prinzen Huong Tag für Tag Morgens drei Stunden nah Sonnenaufgang auf der Nordostseite, wo die Truppen vor den franzbsisGen Kanonenbooten geschüßt sind, angegriffen wird. Die Gesund- heit der französishen Besaßung is „nihts weniger als gut“,

und Oberst Badens hat deshalb ein Corps von eingeborener Miliz errichtet, das Nachts Wache hält und die Angreifer zurückhält. Die Besaßung von Haiphong besteht aus/108 Mann Marine-Fnfanterie und 60 Europäern, „die sich frei- willig einschreiben ließen“. Der französishe Bischof Pugimer von Keso hat mit dem größeren Theile seines Personals si auf ein Kanonenboot retten müssen, das ihn nah Namdinh brachte, wo er die Rückführung in seinen Sprengel durch die französishen Waffen erwartet. Auch der spanische Dominikaner- Bischof von Nord-Tongfking hat mit seinem gesammten Per- sonal seinen Sprengel verlassen müssen und ist nah Haiphong entflohen, das von den Feinden, „mindestens 10 000 Mann“, eingeschlossen ist. E

Der Kriegs-Minister, General Thibaudin, der morgen nah dem Osten abreist, besucht zuerst Verdun, dann Toul, Epinal und Belfort, und, wenn die Zeit es erlaubt, Longwy, Montmedy und Mezières. Der Hauptzweck seiner Reise ist, an Ort und Stelle mit den Direktoren der Artil: lerie und des Genies die Frage betreffs eines verschanz- ten Lagers, welhes im Osten errichtet werden soll, zu studiren. Später besucht der Kriegs-Minister die festen Pläße des südöstlihen Frankreichs (italienishe Grenze). Der General Zricoche, Direktor der Artillerie im Kriegs-Ministerium, der den Kriegs-Minister auf seiner Reise begleitet, befindet si unter den Brigade:Generälen, die zu Divisions-Generälen befördert wurden. Er wixd dann in seiner Stelle eines Direktors der Artillerie durch den General Lavocat erseßt werden und selbst mit der Organisation der Festungsartillerie, mit dem Titel eines

| ständigen General-Jnfpektors der Festungsartillerie, betraut

werden. Der Kriegs-Minister hat in Versailles eine neue Militärschule gegründet, in welcher die Artillerie: und Genie-Unteroffiziere, die als fähig erkannt worden sind, Unter-Lieutenants zu werden, ein Fahr zu lernen haben. Die Schule wird am 1. Oktober eröffnet. 70 Artillerie- und 12 Genie-Unteroffiziere werden in derselben Aufnahme finten.

6. August. (W. T. B.) Der Präsident Gréèvy it heute früh nach Mont sous Vaudrey abgereist. Sobald die Nachricht von dem Unglück auf Jschia bekannt wurde, hat Herr Grévy ein Kondolenzteleçcramm an den König von Ftalien gesandt, welcher seinerseits gestern telegraphisch in den - wärmsten Ausdrücken dankte. Wie die Abendblätter mitiheilen, hat der Präsident an den italienishen Botschafler, General Menabrea, 1000 Fres. für die Hinterbliebenen der Opfer auf Jschia gesandt. Minister-Präsident Ferry übermittelte als Ertrag einer im Ministerrathe veranstalteten Sarumnlung 2200 Fres, Einem Telegramm der „Défense“ aus Rom zufolge spricht der Präsident Grévy in den Schreiben an den Pap seine Hochachtung und Sywmpcthie für den Papst aus, erklärt aber, er könne nicht unabhängig von der Regierung und dem Parlamente handeln. Jedenfalls sei er bereit, das Möglichste zu thun, um ungeseßliche und vertragswidrige Handlungen zu verhindern und harten Maßregeln vorzubeu- gen. Das Schreiben sage schließlich: er sowohl wie die Regie- rung widerstrebten dem Gedanken an einen Konflikt mit dem Heiligen Stuhle.

Spanien. Madrid, 6. August, (W. T. B) Die Zeitungen melden, daß in Badajoz ca. 1100 Soldaten und Civilisten die Republik proklamirt haben. Der „Jmpar- cial“ erfährt: die Aufständischen hätten die Gensd’armerie und die Douaniers entwaffnet ; ob die Mitglieder der Behörden Gefangene der Aufständischen sind, sei nit bekannt, Die Ausständischen hätten gerufen : Es lebe die Republik mit der Konstitution von 1869, es lebe Zorilla! Die Rückkehr des von hier abwesenden Minister-Präsidenten Sagasta wird erwartet. Die Provinz Estremadura is in Belagerungszustand erklärt und General Blanco zum Obexrlommandirenden der in der Provinz befindlichen Truppen ernannt worden. Jn allen übrigen Theilen Spaniens herrsht Ruhe.

6. August. (W. T. B.) Die Aufständischen von Badajoz haben beim Heranrücken der gegen sie ausgesandten Truppen ihre Positionen geräumt und sih gegen die portu- giesishe Grenze zurückgezogen, auf welche sie übertreten zu wollen scheinen.

7. August, früh. (W. T. B.) Nach einer Meldurg der „Ägence Havas“ aus Madrid hat der Aufstands- versuh in Badajoz bereits sein Ende gefunden. Die Aufständischen seien zum Theil gefangen, zum Theil über die portugiesische Grenze geflohen. Die gegen die Aufständischen abgeserdeten Truppen hätten den Befetl erhalten, nah Ma- drid zurülzukehren. Jn ganz Spanier, sei die Ruhe son!‘t nirzends gestört worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 6. August. (W. T. B.) Die Krankheit des Kriegs-Ministers Wannowsky hat einen bedenklichen Charakter angenommen. Der hier anwesende Generalgouverneur von Moskau, E Dolgorukow, begiebt sich morgen nah Moskau zurück.

Zeitungss\timmen.

gn der „Elsaß-Lothringishen Zeitung“ lesen wir Folgendes :

Die deutschen Handelsauéweise für die ersten fünf Monate dieses Jahres spiegeln uns das Bild eines erfreulichen gewerblichen Auf- \chwunges wieder. Ungefähr zwei Jahre ist es her, daß si der cuf Handel und Gewerbe lastende Druck zu lösen begonnen, und nun zeigt jedes Quartal, ja fast jeder Monat neve Fortschritte. Hocherfreulich ist insbesondere das ftetige Anwachsen unseres Exports, das zugleich beweist, wie die 7 mageren Jahre der Krisis für unsere Sindustrie keinesw:gs als verlorene zu betrahten fin, E8 wird in der That jeut überall bei uns mit Anspannung aller Vortheile gearbeitet. Die Erfolge sind aber au nicht ausgeblieben, denn Deutschland nimmt hinsichtlich der Qualität und Preiswürdigkeit seiner gewerktlicben Leistungen jeßt unbestritten eine der ersten Stellen unter allen Nationen ein. Wel ein Fortschritt gegen jene Zeit, als Beheimrath Reuleaux mit seinem berühmten Wort: „billig und {lecht" der deutscen Industrie ein {chrofes aber gerehtes Urtheil sprach!

Die offiziellen Zahlen der Ein- und Ausfuhr zeigen wieder eine beträhtlihe Zunahnie des Exports in der Kohlen- und Eisenindustrie, in der Glas-, Porzellan-, Papier- und Holzindustrie, insbesondere aber in der Zuerindustrie. Unser Zuckerexport ist in dem kurzen Zeitraum seit Anfang dieses Jahres von 908929 auf 1859099 D.-Ctr., also auf mehr als das Doppelte gestiegen. Dieser enorme Mehrexport ist nur möglich geworden durch die außerordentlich gesteigerte Aufnahmefähigkeit des englischen Markts für europüishes Zuterfabrikat, denn nah Gruß- britannien sind während der Berichtszeit allein 1 312,000D.-Cir. gegangen. Die Lage der Textilindustrie ist nah den vorliegenden Ausweisen von der eben geschilderten wesentlich verschieden. Hier ist keine Zu-

nahme des Exports in Fertigfabrikaten, wohl aber cine erhebliche Steigerung des Imports von Rohstoffen und Halbfabrikaten zu be- merken, was darauf bindeutet, daß der Absaß in Stoffen vornehmlich im Inlande größere Fortschritte gemacht baï. So erfreulich dies ift, wäre doch zu wünschen, daß au der Erport sich bei dieser bedeu- tenden Industrie weiter entwickelte.

Werfen wir noch cinen Blick auf den Verkehr mit landwirth- \{aftliben Erzeugnissen, fo gewinnen wir auch hier die günstigsten Eindrücke. Die Getreide-Importe bewegen \sih in mäßigen, norma- len Verhältnissen entsprebenden Grenzen. Der Export ist gleichfalls ziemlich normal. Nothstände seinen nirgends vorhanden zu fein. Eine große Zunahme hat unser Erport in Kartoffeln erfahren, von 613 815 auf 2 200 000 Doppelcentner, die zumeist nah den Nieder- landen, Großbritannien und Belgien gegangen sind. Der Vieherport schreitet auch rüstig vorwärts und ift namentlih bei Kleinvieh, Scbweinen und Schafen sehr bedeutend. Zu bedauern ist, daß unserem Rindvich der englishe Markt nochþ immer so gut wie ver- {lossen ift.

__— Die „Rheinish-Westfälishe Zeitung“ theilt die Einleitung des Berichts der Düsseldorfer Handelskammer mit, in welcher es u. A. heißt:

Das Jahr 1882 war in seinem Resultat für Handel und Industrie nicht gerade glänzend, jedoch im Großen und Ganzen ret befriedi- gend. Wir müssen die in unseren leßtjährigen Berichten niedergelegte Ansicht wiederholen, daß die neue Wirthschaftspolitik dem deutsben Vaterlande und namentlich der Arbeiterbevölkerung zum Vortheil gereiht. Der leßte Semesterberißht an den Herrn Regierungs - Präsidenten gab uns Veranlassung, eine Statistik zu sammeln, welchc jenen Ausspruch vollkommen bekräftigt. Hiernah hat sich die Zahl der Arbeiter in 26 der bedeutenderen Etablissements unseres Bezirks in der Zeit vom 31. März 1882 bis 31. März 1883 von 4829 auf 5272, alio um nahezu 11 9/9, vermehrt, Diese Arbeiter haben während des Jahres ca. 4 800 000 M Lohn empfangen, was durchschnittlih auf den Ar- beiter jährli etwas über 900 (4 ausmacht. Bi der Eisenindustrie beträgt der Durchschnittslohnsaß jährlih über 1090 Æ, bei der Textilindustrie 57d A4, bei den übrigen Industrien ca. 790 46. Es muß hierbei hervorgehoben werden, daß diese Lohnsätze nur die Bar- beträge repräfentiren, welche die Arbeiter empfangen haben, wäh- rend viele außerdem freie Wohnung haben, oder dcech in den Häusern der Fabrikbesizker zu einer äußerst billigen Miethe wohnen, die nit der normalen Verzinsung des Werthes des Grund- cigenthums eatspriht. Daß der Durhschnitts-Lohnsatz in der Tertil- Industrie si erheblich geringer stellt, findet seine Erklärung darin, daß insbesondere in den Spinnereien eine große Anzahl Kinder und Arbeiterinnen thätig ift Wir dürfen mit dem Gange des Handels und der Industrie im verwihenen Jahre um so mehr zu- frieden sein, «ls während desselben manche Erscheinungen zu Tage traten, welche einer friedlichen ungestörten Entwickelung entgegen waren. Wir brauchen blos an die egyptiscen und andere politischen Wirren zu crinnern, Dank der weisen Staatsleitung ist Deutschland nicht nur von ernsteren Verwickelungen verschont, sondern es hat heute eine politishe Basis geworaen, welbe uns berechtigt, wenigstens für die nächste Zukuvft den Frieden gesichert zu halten. Daß die friedliche Entwickelung der Verhältnisse unseres Vaterlandes von der Gewerbe- thätigkeit in hohem Grade benußt worden, beweisen die Berichte aus Frankreich, die bei vielen Artikeln in der deutschen Konkurrenz sowohl im Jn- als Auslande eine Gefahr für die eigene Industrie erbliden. Auch ergicb: die Statistik des Waarenverkelhrs des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande im Jahre 1882 bei vielen ui Warenartikein eine nicht unerhebliche Steigerung der Aus- uhr

„Norddeutshe Allgemeine Zeitung“ theilt folgenden Bericht mit :

In dem Regierungsbezirk Aachen zeigt die Industrie im Großen und Ganzen eine fehr rge Thätigkeit. Die Lage dcs Großhandels ist dem Gange der Industrie entsprechend eine normal-e. Da der Begehr nach Steinkohlen aus den Revieren Aachen und Düren sowohl zu industriellen, wie zu Hausbrandzwecken ein lebhafter blieb, connte die Förderung der Steiakohlenbergwerke ihre im ersten Quartal d. I. erreichte Höhe ungestört behaupten und den Berg- leuten guter Verdienst zugerotesen werden. Trotz der großen Konkur- renz, mit welcher die Bleiproduktion und der Bleiexport zu kämpfen baben, hat der Mechernicher Bergwerks-Aktienverein für das vorige Jahr einc Dividende von 139% zu vertheilen vermoht. Die Lage ter Arbeiter dieses Werkes (welches im vorigen Jahre 501 091 Ctr., 7/9 054 t, 587 kg Blei, sowie 5108 ko Silber produzirte), ist eine ‘efriedigende. Der Durchschnittslohn betrug 2,33 M tägli. Den nicht am Ort oder in unmittelbarer Nähe wohnenden Arbeitern ge- währt der Verein freie Eisenbahnfahrt für die Hin- und Rückreise zum Besuche ihrer Angehörigen, und zwar nah den 18 zunächst liegenden Stationen der Rheinischen Eisenbahn alle 8 Tage, nah den entfernteren Stationen alle 14 Tage. Im Ganzen wurden im Jahre 1882 19 303 Billets verabreiht und hierfür 18 684 A. gezahlt. Neuerdings hat der Vercin beschlossen, denjenigen Einwoh- nern von Mechernich, welche am Schlusse des Steuerjahres beim Verein in Arbeit oder in Dienst stehen und mindestens ein Jahr un- unterbrochen bei demselben beschäftigt gewesen sind, bis auf Weiteres das von ibnen an die Gemeinde zu entrihtende Schulgeld zurück- zuer statten. Jm Bezirk Stolberg-Eschweiler sind die Blei-, Zink- und Eisenerzgruben in regem Betriebe, die Kalk- und Hausteinbrüche werden Überall lebhaft ausgebeutet. Die Eisen- und Stahlwerke sind in s{wunghaftem Betriebe, das große Eisenwalzwerk „Rothe Erde“ bei Aachen plant Erweiterungen seiner Betriebsanlagen. Die Nadel- fabriken gehen befriedigend. Der Betrieb der Tuchfabriken wird als ein sehr s{chwunghafter bezeichnet. Die Fabriken sind in der Lage, in großer Zahl auswärtige Hausweber zu beschäftigen. Die Hausweber der Sammet- und Seidenindustrie sind bei guten Löhnen reihlih be- s{äftigi. Die Löhne sind gestiegen, und die Zahl der in Betrieb ge- seßten Webstühle hat zugenommen. Jn den Krelsen dieser Weber ist die Bildung von Inpyungen im Werke. Die Papier-, Stroh- und Holzstofffabriken arbeiten mit der bis- herigen Lebhaftigkeit fort. Die Ziegeleien find in fehr leb- haftem Betriebe, ebenso die Glas- und Spiegelfabriken. Von befonderem Interesse ist, daß in dem Dorfe Raecren, im Kreise Eupen, welches in früheren Jahrhunderten durh seine Kunsttöpferei welt- berühmt war, dur einen Privatmann der Versuch gemacht wird, diese dort gänzlih erloshene Industriethätigkeit wieder ins Leben zu rufen. Zwei noch lebende Meister im Alter von 73 und 83 Jahrer, bei welWen man noch Reste einer Ueberlieferung der alten Kunst- fertigkeit zu finden glaubt, sind für den Versuch gewonnen. Ein halb zerfallener Ofen wird jeßt aufgebaut und foll demnächst in Thätigkeit gesezt werden.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kafserlichen Gesund - heitsamts sind in der 30, Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdur|nitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 41,6, in Breslau 33,6, in Königsberg 31,8, in Cöln 28,7, in Frankfurt a. M. 16,7, in Hannover 32,4, in Cassel 22,4, in Magdeburg 38,9, in Stettin 25,9, in Altona 26,1, in Straßburg 25,8, in Mey 18,6, in München 37,7, in Nürnberg 29,1, in Augsburg 29,5, in Dres- den 29,0, in Leipzig 28,5, in Stuttgart 28,0, in. Braunschweig 27,4, in Karlsruhe 21,0, in Hamburg 20,5, in Lübeck —, in Wien 234, in Budapest 43,7, in Prag 36,7, in Triest 27,4, in Krakau 28,6, in Basel 23,8, in Brüfjel 31,9, in Paris 23,3, in Amsterdam 24,5, in London 21,2, in Glasgow 21,7, în Liverpool 25,0, in Dublin 21,8, in Edinburg 17,0, in Kopenhagen 22,8, in Stockholm 21,2, in Chri- stiania 19,6, in St. Petersburg 28,0, in Warschau 46,4, in Odessa 43,1, in Nom 23,6, in Turin 26,7, in Bukarest 26,2, in Madrid 32,1, in Alexandrien (Egypten) —. Ferner aus der Zeit vom 27. bis 30, Juni: in New-York 30,9, in Philadelphia 26, in St. Louis

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25,5, in Chicago 30,6, in Cincinnati 20,1, in San Franzisko 24,2, in Kalkutta —, in Bombay 21,9, in Madras 36,6.

Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtswoche waren an den oftdeutshen Beobachtungsorten westliche und nordwestliche, an den übrigen Stationen südwestlibe Windrichtungen vorherrschend, die am 24. an den oft- und mitteldeutshen Stationen und in- München nah Südost umgingen, aber bald wieder nah Südwest, in Koni und Berlin auch Nordwest, jedod am Schluß der Wobe auch na Südwest drehten, während an den übrigen Stationen Südwest bis zu Ende der Woche vorwog, und nur in Cöln am Schluß der Woche au Nordwest si geltend machte. Die Temperatur der Luft war allgemein eine niedrige und lag crhebli unter der normalen. Nieder- {läge erfolgten häufig, Niedergänge von Gewittern werden aus allen Stationen gemeldet. Der beim Wockenbeginn mäßig hohe Dru der Luft zeigte im Laufe der Woche nur mäßige S{wankungen und zeigte noch am Ende der Woche keine Neigung zum Steigen.

Auch in dieser Berichtswoche gestalteten #iÞ, zumeist in Folge der anhaltend niedrigeren Temperatur die Sterblichkeitsvechältnisse der größeren Städte Europas günstiger. Namentlich hat die allgemeine Sterblichkeiteverhältnißzahl für die dcutshen Städte einen weiteren Nachlaß aufzuweisen und sank auf 28,8 vo1 32,8 der Vorwoche (pro Mille und Jahr berechnet) In fast allen Städtegruppen, mit Aus- nahme der des süddeutschen Hochlandes, hat die Sterblichkeit abge- nommen. Die Theilnahme des Säuglingéalters an der Sterblichkeit war allgemein eine bedeutend verminderte, so daß von 10 000 Lebenden 158 Säuglinge gegen 172 der Vorwoche starben, in Berlin 218, in München 167.

Unter den Todesursachen haben Brechdurchfälle und Darm- kfatarrbe cine weitere Abnahme erfahren. Die Gesammtzahl der aus deutschen Städten daran Gestorbenen sank auf 1140 von 1595 der Vorwoche, von denen 324 auf Berlin entfallen. Auch in Königs- berg, Breslau, Frankfurt a. O., Stettin, Dresden, Leiyzia, Magde- burg, Hamburg, Altona, Aachey, München, Stuttgart, Straßburg, Wien, Budapest, Brüssel, Paris, London, St. Petersburg, Moskau, Odessa, Stockholm u. a. O. war die Zahl der Sterbcfälle daran eine große. Todesfälle an Ruhr wurden noch Hhâufig, namertlich in Berlin, gemeldet, aub 2 Todesfälle an Cholcrine (je 1 aus Witten und Hambucg) kamen zur Anzeige. Masecn nahmen in Altenburg, Berlin, London und Madrid ab, in Münden zu. Sterbefälle an Scharlach waren in Berlin vermindert, in Ham- burg vermehrt. Die Zahl der Opfer an Diphtherie war in Berlin, Dresden, Königsberg, Hamburg, Müncher, Amsterdam, cine größere, Sterbefälle an Keubhusten waren nur in Beuthen O./S. und Königshütte häufiger. Sterbefälle an Unterleibstyphus zeigten ih meist in beschränkter Zahl. An Flecktyphus kam aus deutschen Städtcn 1 Todesfall (aus Königsberg) zur Melduna. Auch aus Budapest, Nom, Valencia, Murcia, Granada, Baltimore wurden einzelne, aus St. Petersburg, Malaga, Madrid mehrfacte Todesfälle an Filecktyphus gemeldet. Dem Kind- bettficver erlagen 18 Frauen. Todesfälle an Pocken komen aus deutsben Städten nur 1 (aus Heilbronn) zur Meldung. Auch in Wien, Genf, Amsterdam, Valencia, Baltimore, St. Louis, Murcia, Alexandrien, Philadelphia, Livecpool und Birmingham, Madrid, St. Petersburg traten Pocken in bes&ränkter, in Warschau, London, Brüssel, Rotterdam, Bombay, Malaga, Paris, Prag, New- Orleans, Madras und Rio de Janeiro in größerer Ausdehnung auf. Dem gelben Fieber erlagen in Rio de Janeiro in der 2. Juni- hâlfte 46 Personen. Die Cholera hat in Egypten weitere Ver- breitung gefunden und tritt besonders in Kairo mit größerer Heftigkeit auf, während sie in Alexandrien nur einzelne Erkrankungen und Todes- fälle veranlaßt. Von Seiten der Behörden geschieht das Mögliche, um das Vordringen der Seuche zu verbindern.

Land- und Forstwirthschaft.

Das ungarische Ackerbau-Ministerium veröffentlicht den folgende, von der „B. Börs. Ztg.“ mitgetheilten, bis zum 30. Juli cr. reichenden Saatenstands- und Erntebericht: Die Witterungs- verhältnifie der oberwähnten Berichtspericde bicten nihts besonders Bemerkenswerthes, nur über Regenwetter wird bäufiger Klage ge- führt. Die Berichte über den Saaten- und Erztestand zeigen nachfolgende Verhältnisse. Der Weizen lieferte in den meisten Komitaten Oberungarns eine Ernte untcr mittel; ebenso in einzel- nen Gegenden der Komitate Komarom, Veszprim, Hajan, Heves, Bacs, Temes, Torontal, Also-Feher. Auch die Qualität ist im All- meinen nicht befriedigend; die Körner sind an vielen Stellen dürftig und brandig. Der Roggen bat in einzelnen Gegenden der Komitate Somogy, Arad und Szabolcs einen Ertrag unter mittel ergeben. Die Frühjahrsfaaten boten im Allgemeinen eine befriedigende Fechsung, r.vr aus mehreren Gegenden der Komitate Arad, Heves, Krasso-Szö- reny, Lorontal und Siebenbürgens wiro die bezügliche Ernte als unter mittel bezeihnet. Hackfrüchte stehen im Allgemeinen gut und verspricht der Mais vorherrschend eine gute Ernte. Die Futterernte tarn im Allgemeinen befriedigend genannt werden. Der Stand der P und Obstbäume biet:t bisher noch immer keinen Anlaß zur Klage.

Gewerbe und Handel.

Leipzig, 6. August. (W. T. B.) Der 16. internationale Produktenmarkt war, wcit mehr als im Vorjahr, von über 4000 Interessenten besuht. Das Termingeshäft in Weizen war nur gering, Preife troß einiger Kauflust abgeschwäht. Weizen pr. Herbst 197,50, pr. Frühjahr 204,50. In neuem und altem in- ländishen Roggen war einiges Geschäft, großes Geschäft dagegen in südrussishem und Schwarzen - Meer - Roggen, Preise wenig fluktuirend, pr. Herbst 153,50, pr. Früß- jahr 156,50. Hafer hatte mäßiges Geschäft in inländischer und russischer Waare, einiger Handel in böhmischer, pr. Herbst 136,50, pr. Frühjahr 140.50. Gerste kleines Geschäft, neue Waare wenig

© angeboten, In Mehl nur {wacher Umsaß. Junländischer Raps fest,

r

loco 330,00 bez. Spiritus abwartend, geringes Geschäft, pr. August- September 57,50 à 57,30, pr. Herbst 55,40 à 55,30, pr. Oktober- November 53,80 à 53,70, pr. November-Dezember 52,80 a 52,70, pr. Frühjahr 53,90 à 53,70, Rüböl s{chwankend, pr. Herbst 65,50, pr. Frühjahr 66,00.

Antwerpen, 6. August. (W. T. B) Wollauktion. Angeboten 2534 B. La-Plata-Wollen, davon verkauft 1011 L. Preise unverändert.

Verkehrs-Anstalten.

Triesi, 6. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer «Mars“ ist mit der ostindisben Ueberlandöspost und 52 Passagieren aus Alexandrien hier eingetroffen und zur Quarantäne in das neue Lazareth beordert worden.

__ New-York, 6. August. (W. T. B.) Der Dampfer „Helvetia“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie {C. Messingsche Linie) ist hier cingetresen.

Berlin, 7. August 1883,

, Aus dem Jahresbericht, welhen am 2. August bei der Stiftungs- feier „des Fricedrtch-Wilhelms-Instituts der {stellvertretende Direkior, Generalarzt Dr. Schubert verlas, heben wir Folgendes her- vor: Redner begrüßte zunächst die Arwesenden und gedachte des ab- wesenden Chefs, des General-Stabsarztes der Armee, Dr. von Lauer, den höhere Pflicht in unmittelbarer Nähe des Kaisers sein

heiße. Zu hoher Genugthuung gereihe es, den Chef

wenigstens bei der Feier in seinem Bilde " vertreten zu sehen, ein redendes Zeugniß pietätvoller Gesinnung der preußi- sen Militärärzte. Redner gedachte sodann der Bestimmung, wona fortan das Studium der Medizin 9 Semester umfassen soll, ind glaubte den Wunsch äußern zu dürfen, daß von jeyt ab alle Eleven der Arstalt ihre militärische Diezstleistung im ersten Semester

absolviren möhten. Dem Jahresbericht ist zu entnehmen, daß der Unterricbtsplan der Anstalten keine Aenderung erfabren hat. Statt des Prof. Dr. Zeller las Professor Dr. Dilthey über Psychologie. Das Anerbieten des Privatdozenten Dr. pel, den Studirenden einen Kursus über Rhinoskopie und Jnhalationstheorie zu lesen, wurde dankend angenommen. Ein hochverdientes langjähriges Mit- glied des Lehrkörpers, der Professor der Zoologie Dr. Peters ift gestorben; ihn vertrat im leßten Semester Professor Dr. von Martens. Den Stabëarzt Dr. Thilo, der in Ausübung seines Berufes in der Charité erkrankte, ist im Süden seinen Leiden erlegen. Die Anstalten verloren zwei hoffnungsvolle Eleven durch den Lod. Von den Stabsärzten des Instituts is Dr. G-os- heim, der zur Militär-Medizinal-Abtheilung des Kriegs-Ministeriums kommandirt ist , zum Ober-Stabsarzt befördert und als Dezernent in genannter Abtheilung angestellt worden; zehr. andere Stabsärzte traten zur Armee zurück. Neu hinzutraten aus der preußischen Armee 8, von ihnen 1, der zum Kaiserlihen Gesundheitsamt abkommandirt blieb. Die Stiftungen des Instituts ermöglihten einem Stabs- arzt eine wissenschaftlide Reise nach Italien. Am Ende des vor- leßten Semesters verblieb an Studirenden ein Bestand von 224; hierzu traten in beiden Semestern 63, angestellt wurden in der Armee 51, es schieden aus 5, es starben 2, fo daß si jeßt ein Be- stand von 229 ergiebt, der hô&ste bis jeßt erreibte der Anstalt. Zum Dienste in der Charité find 27 Unterärzte kommandirt. Zur Ablegung der Staatsprüfung waren dem Institut 43 attachirt, von denen bis jeßt 35 die Prüfung vollständig bestanden haben. 53 Stu- dirende bestanden das examen rigorosum, davon 29 cum laude, 9 magna cum laude, 3 summa cum ’aud-. Die Sammlungen des Instituts haben wicder dankenswerthe Bereicherungen erfahren. Von der Bibliothek ist ein zweiter Nachtragskatalog ausgegeben. Die kriegé- cirurgiswe Sammlung, die bis dahin einer wissenschaftlichen Katalogisi- rung entvehrte, wird bald weiteren medizinishen Kreisen zum Nußen gereiden, da die Militär-Medizinalabtheilung beschlossen hat, den Katalog dem von ihr bearbeiteten Sanitätsberiht über den Krieg von 1870/71 anzuschließen. Nach beendigter Verlesung des Jahres- berihts wurden folgende Eleven durch Prämien ausgezeichnet: Hr. Blindow aus S{lesien, Hr. Machenhauer aus dem Großherzogthum Hessen, Hr. Wernicte aus der Provinz Brandenburg, Hr. Musehold aus Slesien und Hr. Müller aus Schlesien. Die Festrede hielt Prof. Dr. v. Bergmann über „die Transfusion im leßten Dezennium.“

Erfurt, 7. August. (W. T. B.) Zu der hier stattfindenden Vorseier des Lutherfestes sind gestera und heute die Haltenser, Göttinger, Erlanger, Bonner, Berliner und Leipziger Studenten in festlihea Zügen in die geshmücckte Stadt eingezogen.

München, 6. August. (W. T. B.) Heute Vormittag un: 11 Uhr fand hier im Beiscin der Familienangehörigen des Verstorbenen, des Kultué-Ministers, der Mitglieder der Akademie, der Professoren der Universität und des Polytechnikums, der städtischen Behörden und vieler höheren Beamten die feierliche Enthüllung des Liebig- denkmals statt. Der Vorsißende des Lokalcomités, Geh. Regie- rungs Nath Hofmann aus Berlin, hielt die Festrede, auf welche der Bürgermeister Erhard unter Uebernahme des Denkmals inm Namen der Stadt erwiderte. Von zahlreibeu Deputationen und Vereinen wurden Kränze am Fuße des Denkmals niedergclegt.

Casamtcciola, 6. August. (W. T. B) Der Erzbischof von Neapel ift hier augekommen. Die Aufräumungsarbeiten, welche gestern des Regens halber unterbrochen waren, wurden heute Morgen wieder aufgenommen.

Die erste Vorstellung des Königlichen Schausvielhauses nach den Ferien wird, dem „Frenmidenbl * zufolge, „Don Carlos“ fein; es wird darin das neu engazirte Mitglied, Hr. Plaschke, als König Philipp debutiren. Dann folgt das Gastspiel des Hrn. Nesper, welches mit dem „Tell“ beginnt, Das Königliche Opernhaus wird, wie dasselbe Blatt mn?ldet, au® besonderen Wunsch Sr. Majestät des Kaisers und Königs, uit Lortzings anmuthiger Oper „Undine“ wieder eröffnet werden, einem Werk, das bisher dort noch nicht zur Aufführung gekommen ist.

Der Zoologische Garten war am legten Sonntag? von nit weniger als 91866 zchlenden Personen und ca. 5000 Abc nnen- ten und Aktionären besucht, eine Ziffer, welche seit dem Bestehen des Gartens no nicht erreiht worden ist. Nur einmal vordem b:trug die Zahl 63000 und einmcl 56000. Das Gewühl spottet jeder Be- chreibung; schon um 7 Ühr Morgens war der Garten überfüllt, am Nachmittage aber war der Aufenthalt an den Hauptpunkten geradezu beunruhigend. Den Hau!tan;iehungspunkt bildeten natürli die Kalmücken. Heute findet übrigens die Aufführung einer Kalmüken- Hochzeit mit allen eigenthümlichen Ceremonien und Gebräuchen dieses Reitervölkchens statt. Das Fest soll an den nächsten Tagen fort- gesctzt werden.

Väder-Statislik. Personen Baden-Baden bis zum 3. August (Fremd) 26919 Borby (ECernförde) bis zum 2. August (Kur- und Bade-

O 409 Burtscheid bis zum 4. Avgvost (Kur- und Vadegäste) .. 985 Colberg bis zum 31. Juli (1817 Nrn.) . C AONN Elmen bis zum 1. August (883 Nrn) .., 2156 Elster bis zum 1. August (2738 Parteien)... , 4248 Griesbach bis ¿zum 830. Juli (nebft 240 Durchreisenden) 489 R bis zum 21. Juli (Badegäste) 571 tönigsdorff-Jastrzemb bis zum 24. Juli (175 Nrn.) 281 Neuenahr bis zum 4. August (Fremde) . L Zu Neustadt (bei Stolpen) bis zum 2. August... 114 Oeynhausen bis zum 3, August (außer 1881 Durhr.) (Nrn.) 3763 Pyrmont bis zum 30. Juli (Kurgäste und Durchreis). . . 8566 Reinerz bis zum 1. August (außer 1737 Erholungsgästen und

DULMret enden) (U. D986 Schandau bis zum 29. Juli (787 Parteien)... 1743 Sooden a. d. Werra *) bis zum 26. Juli (293 Nrn). . 464 Unna-Königsborn bis zum 26. Juli (nebst 1022 vorüber-

gehend Anwesenden) (ständige Kurgäste) 869 Warnemünde bis zum 25. Juli (Familien bezw. einzelne

Me Dec Mis Ge U (U 520 Wildungen bis zum 1, August (13044 Nrn) .„., ,. 1673 Wilhelins8höhe am 26. Juli (Kurgäste und fonstige Fremde

S Wolkenstein (Warmbad) bis zum 2. August (306 Parteien) 481

Das Soolbad . Bad Hamm * wurde bis zum 23. Juli von 76 ftäntigen frewden Badegästen besuht. Die Frequenz des Bades Weilbacch bei Flörsheim bietet bis jeßt keine Veränderung gegen die Vorjahre, obwohl Alles aufgeboten wird, um den Aufenthalt da- felbst zu cinem möglichst angenehmen und nußzbringenbden zu machen.

*) Bad Sooden bei Allendorf a. d. Werra, eine mehr als ein Jahrtausend besteheude Saline, ist ein Fleckden von nahezu 800 Seelen, ausgezeichnet durch eine herrlice Lage in einem der s{chönsten Theile des unteren Werrathales. Durch den dicht hinter Sooden gelegenen Hegeberg sowie durch- die nad Nordwesten gelegenen Berge wird dem Badeorte eine überaus geshüßte Lage gewährt, welche cs selbst bei rauhen Winden auch empfindlichen Badegästen gestattet, sich im Freien aufzuhalten. Die Soolbäder daselbs werden angewendet hei Rheumatismus, Skrophulose, Gicht, Ersudaten (Auss{hwitzungen), Gebärmuttererkrankungen, Katarrhen der Luftwege, Blutarmuth und Hautkrankheiten, besonders kei \krophulö!er Konstitution.

Literarishe Neuigkeiten und periodisheScriften.

Verhandlungen des 16. #chleswig-holsteinishen Provinzial-Landtags. Nebst Anlagen. Vom 18. Februar bis 8. März 1883. Schleswig. Druck der Buchdruckerei der provinzial- ständiswen Taubstummen-Arstalt (Julius Bergas), 1883.

_ Jahrbücher für die deutshe Armee und Marine. Heft 2. Inhalt: Algerien und Tunesien. Von A. Janke, Haupt- mann. Die Kriege der Vendée gegen die erste franzöfische Republik 1793—1796. Eine militärhistorisbe Skizze von A. v. Crousaz, Major z. D. Die Anforderungen an unsere Kasernen. Die Entwickelung der rufsisden Flotte seit dem Krimkriege. Von A. von Drygalski. Umschau in der Militärliteratur. Berihti- gungen.

_Forstwissenschafliches Centralblatt. Heft 8. Inhalt : Original-Artikel: An den Königlich preußischen Forstmeister Herrn W. Weise in Eberswalde in Sachen der Ertragstafelr und Form- zahlen. Von Prof. Dr. F. Baur in München. (Schluß.) Nekrolog. Forstrath August Kellner 4. Von Prof. Dr. R. Heß. Das Holz und seine Ersazmittel. Von L. Heiß, Königl. Foritrath in Lands- hut. Mittheilungen: Etat der Königlich württembergischen Staats- Forstverwaltung pro 1883 und 1884. Statistishe Nachweisungen aus der badischen Forftverwaltung.

_ DeutscheLandwirthscbaftlibePress\e. Nr. 60, Inhalt: Verfälshungen des Futtermehls. Feutlleton. Ueber die Bezie- bungen zwischen der anorganishen Welt und dei Organismen , sowie der Pflanzen und Thiere unter cinander. Von C. Graf von War- tenéleben in Rheinsberg. (G. W. Rheinsberg.) (Fortsctung.) Haus- wirthschaft. Wirthschaftsplaudereien für Landwirthsfrauen. Zur Sauerfuttcrfrage. Viehautstellungen und Viehversicherung. Die Drillmaschine von N. Sack in Plagwitz-Leipzig 2c.

_Forstlihe Blätter. Heft 8 u. 9. Inhalt: 1. Aufsäge. Beschädigungen der Kiefer ducch die Zapfenbrecher. Von Dr. Éd. Heyer. 11. Bücberanzeigen. Die Stadtwaldungen von Zürich. Elementi di tassazione ed assestamento forestali etc. III. Mit- theilungen. Zweite (u. Schluß-) Berathung des Gesetzentwurfs betr. die Abänderung des Zolltarifs (Holzzölle). Aus Preußen. Entwurf zu den Satzungen des deutschen Reichsforstvereins; vom Oberforst- meister Tilmann. Forstrath Prof. Dr. Vonhausen {. Prof. Dr. Gustav Heyer f. Programm für die Versammlung des \cchweizeri- \chen Fotstvereins in Zug, am 5. bis 8. August 1883. Vorlesungen an der Forstakademie Münden.

Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Cen- tralstelle für die Landesstatistik. Nr. 292. Inhalt: Gesundheitszustand und Todesfälle im Großh. Hessen vom I. Quartal 1883. Eisenbahnen Juni 1883, Salzbesteuerung 1882—83. Vergleichende meteorologische Beobachtungen Juni 1883, Ein- kfommenfteuecrpflibtige 1883—84. Veränderunaen an den Ein- tommensteuer- Kapitalien 1870 bis 1883—84, Steuerrückvergütun- gen für au2geführtes Bier 1882—83. Sterblichkeitsverhältnisse Juni 1883. Meteorologiste Beobachtungen zu Darmitadt Juni 1883,

Gesundheit, Zeitschrift für öffentliche und private Hygieine. Nr. 13, Inhalt: Originale: Kochs neues Verfahren zur Unter- suchung von Luft, Wasser und Boden. Uebersichten: Eine Epidemie der „Kriebelkrankheit". Verdauung ohne Magen. Zuschriften und Mittheilungen: Aus Heidelberg: Das Tonnensystem. Be- \sprebungen neuer Scbriften: Heubner, Erperimentelle Divbtherie. Heyden, Hygieinisbe Bedeutung der Salicylsäure. Die Vorschläge der bundeêëräthlichen Kommission, betreffend militärische Fußbekleidung. —- Hartenfels, Frankfurt a. M. und seine Umgebungen. Aus Bädern und Kurorten: Kohlensaure Thermen. Feuilleton: Ein- richtung der Krankenzimmer. Verschiedenes, Zur Cholera- epidemie.

Schorers Familienblatt. Nr. 30, Inhalt: Der Scatzgräber von Königswart. Novelle von A. Arnhard. Die Kunst im Handwerk. Von Th. Kutshmann. Mit Abbildungen. Ein Kannidvalenkönig Von Richard Oberländer. Mit Abbildung Was ist Dynamit? Von K. St. Kaltwasserheil. Von E. Preller. Mit Abbildung. Prusias. Roman aus dem letzten Jahrhundert der römischen Republik. Von Ernst Estein, (Schluß.) Plauder- cckc: Das Sommerfest der Studierenden der Berliner Kunstakademie. Von L, Pietsch. Mit Abbildung. Walther von der Vogelweide. Von Dr. Fr. Müller. Mit Abbildung. Populäre Schriften. Streitbare Pfarrer. Unangenehme Bekanntschaft. Gute Ant-

| wort. -— Geheimmittel. Kunstblätter in Holzschnitt: Renaissance-

Broche; Renaissance-Kanne, Nach Originalentwürfen. Zimmer- einribtung von R. Kelterborn und Komp. (Berlin) in dem „Normal- wohnhaus*“ der Hygieineausftellung zu Berlin. Nah einer Original- aufnahme. Bei der Kaltwasserheilanstalt Godesberg am Rhein. Nach dem Gemälde von E. von Bernuth. Ein Sommerfest der Berliner Kunstakademiker. Originalzeihnung von W. Weimar. Walther von der Vogelweides Grabmal. Nach einer Original- zeichnung.

_ Milch-Zeitung. Nr. 31. Inhalt: Internationale land- wirths{haftlih: Thierausstelung in Hamburg 1883. Von C. Pe- tersen. V. Zentrifugenkäse. Von Dr. M. Schmoeger, Proskau. Thierzüchterishe Gedanken im Anschluß an die Hamburger Aus- stellung. Von M. Herter, Burschen. Verschiedene Mittheilungen. Deutschland. Berlin. Buttertransport nah Hamburg. Göttingen.

ebung der Rindviehzucht auf dem Harze. Ansteckende Hausthier- rantheiten. Deutschland. Milzbrand. Allgemeine Berichte. Das Gesetz, betreffend die Hebung der Rindviehzucht und die Rind- vichversiherung in Mähren. Patente. Patentertheilung. Literatur. Kataloa und Mittheilungen über die Herde von VoUblut Shorthorn-Rindvieh, Cotéwcld- und Orfordshire-Down-Schafen, sowie Vorkhsire-Berkshire-Schweinen im Besiße von Ed. Lübben, Sürroürder. Einige Bemerkungen zu den von Dr. Shmidt-Mühl- beiw jüngst veröffentlichten Arbeiten. Von Dr. M. Schmoeger. Sprechsaal. Theorie und Praxis im „reinlihen Stall“. Berich- tigung betr. Versammlung des Schafzüchtervereins. Alter einer Kuh. Zur Molkereibeamtenfrage. Unterrichtswesen. Inter- nationale landwirthscaftlide Thierauëstellung in Hamburg 1883. Markt- und Ausstellungskalender. -

Die gefiederte Welt. Zeitschrift für Vogelliebhaber, -Züchter und -Händler. Herausgegeben von Dr. Karl Ruß. Nr. 31, Inhalt: Der Zug der Vögel. (Fortseßung ) Ueber Sprosser. (Schluß.) Beitrag zur Kenntniß der Vögel Madagaskars: Das Grau- Töpfchen. Unsere cinheimishen Sänger im Dienst des Kanarien- züchters. (Fortsczung.) Aus Haus, Hof, Feld und Wald. Aus den Vereinen: Linz a. D. E i

I is. Zeitschrift für alle naturwissenschaftlichen Liebt habereien. Herausgegeben von Dr. Karl Ruß und Bruno Dürigen. Nr. 31. Inhalt: Zoologie: Aus dem Thierleben. Zur Terrariumkunde. (Schluß). Das Leuten der Thiere. Botanik: Kultur dec Rosenpyramiden. Mineralogie: Ueber die Bildung künstlicher Krystalle,. Kleinere Mittheilungen: Treiben der Erdbeeren. Nachrichten aus den Naturanstalten: Hamburg. Reisen und Forschungen. Bücher- und Schriftensbau.

Zllustrirte Berliner Wochenschrift „Der Bär“. Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. Nr. 45. 9. Jahrgangs. Inhalt: Ein Abenteurer am Hofe König Friedrih Wilhelms [., vaterländishe Erzählung von Th. L. M. (Fortseßung). Eine Wanderung durch das Hohenzollernmuseum (Fortseßung, mit den Porträts des Königs Friedri Wilhelm I1. und der Königin Friederike Louise). Ein Berliner Wunderkind ron H. Sundelin. Die Brandenburger im 30jährigen Kriege, oder das Kriegswesen in Bran- denburg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts oon R. Lutter (Fortseßung). Wolfsbucg (Illustration). Ein französisches Ur- theil über Friedrich Wilhelm T. Kietze. Palästina in Bild und Wort. Neue Ringstraße. Lutherdenkmal. Inserate.