T E m E E E E R R P E EI
Jhre Königlihen Hoheiten die Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe dem Gottesdienste in der Friedenskirche bei,
Das Diner nahmen Jhre Kaiserlihen Hoheiten mit Jhrer Königlihen Hoheit der Prinzessin Victoria um 5 Uhr bei Jhren Majestäten auf Shloß Babelsberg ein.
— Verläßlihen Nachrihten aus Bukarest zufolge besteht in Rumänien die Vorschrift, daß fremde reisende Au s- länder, welche von Rußland aus nah Rumänien über- treten, mit Pässen versehen sein müssen, welhe das Visa eines rumänischen Konsuls tragen. Diese Vorsch1uist findet auch auf Angehörige des Deutschen Reihes Anwendung. Die aus Rußland kommenden deutschen Reisenden haben demna ihre Pässe bei dem rumänischen Konsulat in Odessa visiren zu lassen, widrigenfalls fie an er rumänischen Grenze zurückgewiesen werden.
— Nach Mittheilungen aus dem Auslande sind folgende Submissionen ausgeschrieben worden :
1) für den 22. August d. J. vo1 der Königlich italie- nishen General-Direktion der Eisenbahnen zu Rom eine Submission auf Lieferungen und Vorarbeiten zum Bau der Eisenbahn Parma-Spezia (Bahnlänge 4824 m, Bausumme 1 088 000 Lire);
2) von derselben Behörde für den 22. August d. F. eine Submission auf Lieferungen und Vorarbeiten zur Ausrüstung der Eisenbahn Jyvrea-Tavagnasco-Quincinetto (Taxwerth 262 000 Lire);
3) von derselben Behörde für den 23. August d. J. eine Submission auf Lieferungen und Vorarbeiten zum Bau der Eisenbahn Parma - Spezia (Bahnlänge 7663 1a, Bausumme 1 859 000 Lire);
4) von derselben Behörde für den 23. August d. F. eine Submission auf Bau der Eisenbahn Parma - Spezia (Bahn- länge 4640 m, Bausumme 1 792 000 Lire);
5) von der Artillerie-Direktion der Gießerei in Genua für den 21. August d. J. bis 3 Uhr Nachmittags eine Subd- mission auf Lieferung von 1209 Tonnen Preßkohlen im Tax- werthe von 42 000 Lire.
Die näheren Bedingungen sind an Ort und Stelle zu erfahren.
— Die preußische Allerhöchste Kabinetsordre vom 30. April 1847, wonach jeder im kaufmännischen Verkehr über bewegliche Gegenstände schriftlich abgeschlossene Kauf- oder Lieferungsvertrag einer Stempelabgabe von nur 15 Sgr. unterliegen soll, findet nah einem Urtheil des Reichsgerichts, Il. Civilsenats, vom 12. Juni d. F, nicht nur auf solche Kauf- und Lieferungsverträge Anwendung, bei denen es sich um einen Kauf zum Wiederverkauf handelt, Tondern auch auf solche Kauf: und Lieferungsverträge, bei denen es sih um cinen Kauf zum eigenen Bedarf oder Ge- brauch des Käufers handelt.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich belgischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf von Brandenburg, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner abwe at von Brüssel fungirt oer Legations: Rath Graf von Vxu st als interimistisher Geschäftsträger.
—- Der General-Lieutenant des Barres, Präses der Ober-Militär-Examinations:Kommission, ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.
— Se. Durchlaucht der Pri nz Friedrich von Hohen- zollern, Oberst und Commandeur des 2. Garde-Dragoner- Regiments, hat sih auf einige Tage mit Urlaub nach der Rheinprovinz begeben.
— Als Aerzte haben sicz niedergelassen die Herren: Dr. Barth, Dr. Bourwieg, Dr. Brandis, Dr. Kulp, Dr. Lilien- feld, Dr, Meyer, Dr. Oppenheim, Schorler und Wille in Berlin, Baruch in S{lochau, Dr. Harguth in Prechlau, Kr. Schlochau.
— S. M. S. „Nymphe“, 9 Geschüße, Kommandant Korvetten-Kapitän Dietert, ist am 5. August cr. in Lissabon eingetroffen.
Sessen. Darmstadt, 11. August, (W. T. B.) Der Großherzog wird mit seiner Familie am 19, d. M. aus England hier wieder eintreffen.
WMeck&lenburg. Schwerin, 12. August, Am vor- gestrigen Tage sind, wie bereits telegraphisch ge- meldet wurde, der Großherzog und die Groß- herzogin in die Residenz eingezogen. Am 30. Januar d. J. als Erbgroßherzogliche Herrschasten von hier nah der Riviera N kehrten dieselben nah mehr als se{chsmonatliher Ab- wesenheit am Freitaç; nach Gottes unerfors{liher Fügung als regierende Fürstlihkeiten in das Vaterland heim. Wie schwer es dem Broßherzoge geworden ist, niht gleich na dem ershütternden, am 15. April erfolgten Ableben Höchst- seines Durchlauchtigsten Vaters die Heimath aufsuchen zu Tönnen, hat Se. Königliche Hoheit niht nur in einem aus Mentone am 17. April an eine der ersten einheimischen Notabilitäten gerihteten Telegramm, welches von den „Medlen- burgischen Landesnachrichten“ am 24. April veröffentlicht wurde, sondern auch in einem am 23. Mai publizirten Aller- höchsten Erlaß ausgesprochen. Eine zweite Danksagung ist gestern durch den Ersten Bürgermeister von Schwerin, Geheimen Hofrath Bade zur Kenntniß der Shweriner gebraht worden. Jn derselben wird hervorgehoben, wie sehr Se. Königliche Hoheit durch den Seitens der Einwohnerschaft Allerhöchstdemselben zu Theil gewordenen Empfang überrascht und erfreut worden fei, und wie diese Aufnahme, da ein feierliher Einzug nah den Umständen nicht habe stattfinden können, den Wünschen und Gefühien Sr. Königlichen Hoheit durchaus entsprochen habe. So hat der 10, August das ohnehin in der Trauerzeit erstarkte Gefühl der Zusammengehörigkeit zwishen dem Herrscherhause und dem Volke neu belebt. Weiß doch das ganze Land, daß Großherzog Friedrih Franz 1il. in die Fußtapfen seines erlauhten Vaters tritt und die Regierung des Landes im Sinne und Geiste desselben führt, eingedenk des Versprechens, welches er in der am 16. April d. J. zum Regierungsantritt ex:- lassenen Proklamation in den echt fürstlihen Worten gab: „Wir erkennen den {weren Beruf, der uns überkommen ist und werden unablässig bestrebt sein, seinen hohen Unfor- derungen zur Beförderung der Wohlfahrt unserer geliebten Unterthanen zu entsprehen. Möge Gott uns dazu seinen Beistand verleihen ; so dürfen wir hoffen, auch in der Liebe und Treue Erbe zu werden, die unserem verklärten
en Vater in so hohem Grade zu Theil wurde“. ie edle, pietätvolle Gefinnung, welche sih in den erwähnten Kundgebungen des jugendlihen Herrschers zeigt, bethätigte derselbe am 10. d. M. au dadur, daß er beim ersten Gange na der Ankunft in stiller Andacht am Sarkophage des unvergeßlihen Vaters in der heiligen Blutskapelle des Domes mit Höchstseiner Gemahlin verweilte. Darin liegt eine neue Gewähr für das mecklenburger Land, daß der Dee die Wege des hochseligen Vorgängers wan- dein wird, was Höchstderselbe auch bereits in den leßten vier Monaten durch viele Beweise landesväterliher Huld und Gnade bethätigt hat.
Oesterreich - Ungarn. Wien, 11. August. (Pr. Dg) Der heutige Abend verlief vollkommen ruhig. — Die Königin Marie Henriette von Belgien ift gestern Vormittag mit einem Separat-Hofzuge in Laxen- burg eingetroffen. :
— 183. August. (W. T. B.) Der Kronprinz von Portugal traf gestern Abend hier ein und wurde auf dem Bahnhofe von den ihm zur Diensileistung zugetheilten General Grafen Uexküll und Flügeladjutanten Rosenberg sowie von dem portugiesishen Generalkonsul und dem Gesandtschasts3- personal empfangen.
— 13. August. (W. T. B.) Kronprinz Nudolf begrüßte heute Vormittag den Kronprinzen von Por- tugal in der Hofburg und nahm mit demselben das Dejeuner ein, an welchem auch die beidersei‘:igen Suiten und der por- tugiesishe Gesandte Theil nahmen.
_ Pest, 11. August, (Prg. Ztg.) Es wurden die ener- gischsten Maßregeln zur Hintanhaltung eventueller Nuhe - störungen getroffen. Aus der Umgegend wurde Militär nach der Hauptstadt beordert, das Militär in den Kasernen konsignirt und die Straßen, in denen die Tumulte stattfanden, beseßt. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen. Sonst wurde die Ruhe im Laufe des Nachmittags nickt gestört. Die Bevölkerung ward aufgefordert, die Hausthore um 7 Uhr Abends zu sperren.
— 12. August, (W. T. B.) Dank den getroffenen umfassenden Maßregeln haben sih die Exzesse, bis auf ein- zelne Ausschreitungen gegen die Polizei, im Allge- meinen nicht erneuert.
Schweiz. Bern, 13. August. (W. T. B.) Jm hiesigen Kanton haben bei den Wahlen in den Verfassungs- rath die Liberalen mit drei Fünsfteln aller abgegebenen Stim- men gesiegt.
Belgien. Brüssel, 11. August. (W. T. B.) Die Nepräsentantenkammer hat den ersten Artikel der Wahlreformvorlage mit 72 gegen 57 Stimmen an- genommen.
_ Frankreich. Paris, 12. August. (W. T. B.) Heute S Uhr hat unter Theilnahme des Minisiers des Jnnern, Waldeck-Rousseau, des Präsiderten des Generalraths, FForest, des Dberst- Lieutenants Lichtenstein als Vertreters des Präsidenten Grévy und Vergniauds als Vertreters des Seine- präfekten die feierlihe Einweihung des Denkmals zur Erinnerung an die Vertheidigung von Paris stattgefunden. Die Weiherede hielt der Präsident des General- raths, Forest.
Von den heute stattgehabten Generalrath3wahlen waren bis Abends 111/4 Uhr 111 bekannt. Es waren definitiv
ewäßlt 71 Republikaner und 23 Konservative; außerdera ind 17 Stichwahlen erforderlih, Die Republikaner haben von ihren bisherigen Sißen 3 verloren und 5 andere geioonnen.
Ein hier heute Nachmittag eingetroffenes Bulletin über den Krankheitszustand des Grafen Chambord besogt, daß die dyspeptishen Symptome wieder zunehmen und de: Kranke nach einer unruhigen Nacht sehr shwach ist.
— 13. August, Vormittags. (W. T. B.) Von de: Generalrathswahlen, die gestern vorgenommen wurden, sind bis jeßt 728 bekannt. Danach wurden gewählt 450 Re- publifaner und 220 Konservative ; in 58 Fällen sind Stihwaßlen erforderlih. Die Republikaner haben 64, die Konservativen 16 neue Site gewonnen ; die Zahl der Republikaner unter den Genera!räthen hat sich somit um 48 vermehrt. Von republikanischen Kammermitgliedern sind die Minister Martin Feuillée und Méline, der Unter-Staatssekretär Mcirgue, ferner Bardourx, Sadi Carnot, Léon Rénault, Casimir Périer, Spuller, Ger- main und Borriglione und von konservativen Kammermitg.ie- dern Pouyer-Quertier, Barthe, Reille, Cassagnac, La Roche- foucaulh-Bisaccia und Jolibois gewählt. Nicht wieder gewählt sind Brame, Fournier, de Rivière, Chesr.elong.
Spanien. Madrid, 11. August. (W. T. V.) Der König und die Königin empfingen gestern Abend und heute Vormittag eine große Anzahl von Personen, welche famen, um ihre Treue und Anhänglichkeit zu versichernfund sih gegen die Aufrührer auszusprehen. — Eingegangener Meldung zufolge is ein Theil der Aufständischen von Seu de Urgel nah Frankreich übergetreten, währeud die übrigen sich untcrworsen haben.
Türkei. Konstantinopel, 11. August. (Presse.) Die Rückkehr Lord Dufferins auf scinen hiesigen Botschaster- posten ist für Oktober angesagt. — In Florina (bei Monastir) hat die Räuberbande Naum den dortigen Ka i- makam sammt dem Kadi gefangen genommen und in die Berge abgeführt.
__ Montenegro. Cettinje, 12. Angust. (W. T. B.) Die Trauung des Prinzen Peter Karageorgewitsc mit der Prinzessin Zorka, Tochter des Fürsten Nikita, wurde von dem Metropokliten unter Assistenz zahlreicher Geist- licher vollzogen. Derselben wohnten der Vertreter des Kaisers von Rußland, Graf Orloff-Denissoff, das diplomatische Corps, viele Würdenträger und Offiziere bei.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 12. August. (W. T. B.) Die Großfürsten Michael Nikolajewitsch und Georg Michaelowitsch sind gestern nah Schwerin abgereist. Der Generalgouverneur von Moskau, Fürst Dol- gorukoff, erhielt einen zweimonatlihen Urlaub zu einer Reise ins Ausland. — Aus Kronstadt geht dieser Tage der Kreuzer „Europa“ nah Kiel, um den heimkehrenden Marine-Minister Schestakoff abzuholen.
Der Führer der Expedition zur wissenschafstlihen Erforschung Centralasiens und Tibets, Prsche- walsfky, ist vorgestern vom Kaiser in einer Abschiedsaudienz
empfangen worden. Derselbe begiebt sih demnächst mit dem Unter-Lieutenant Roborowsky, einem Volontär und vier Sol- daten nah Kiachta. Die Dauer der Expedition is auf etwa zwei Jahre bemessen.
Afrika. Egypten. Kairo, 12. August. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird der Khedive bald hierher zurück- fehren und bis zum Abgange des heiligen Teppihs nah Metka verbleiben, um dann erst wieder nah Alexandrien zu
gehen.
Zeitungsstimmen.
Der „Berliner Börsen-Courier“ bringt in seiner Morgen-Nummer vom geztrigen Sonntage einen längeren Artikel, „Die Spritklausel des deutsch-\spanishen Handeléver- trages“, dem wir folgende Stellen entnehmen: -
Wir haben wiederholt Veranlassung genommen, über die Zusaß- flaufel des deutsh-spanishen Handelsvertrags, welche die Einführung des in Deutschland rektifizirten Sprits in Spanien von besonderen Certifikaten über die deutsche Provenienz des zur Rektifikation ver- wendeten Spiritus abhängig macht, unsere Ansicht dahin auszu- sprechen, daß diese Beslimmung einer durchaus berechtigten Forderung der spanischen Regierung ihre Entstehung verdankt und von der deutshen Meichsregierung unbedenklich zugestanden werden konnte, da fie durhaus_ den berechtigten Interessen der deutshen Spiritus- und Spritindustrie entspriht. Von Seiten der Hamburger Spritfabrikanten ist aber gegen diese Klausel eine sehr lebhafte Opposition eröffnet worden, die sich leider nicht auf diese Interessentenkreife beschränkt hat, sondern von einem Theil der liberalen Presse unterstüßt wurde, so zwar, daß es fast den Anschein gewinnen könnte, als handle es sich hier um eine reaktionäre Maß- regel der Regierung, der alle gesinnungstüchtigen Liberalen entfchic- denen Widerstand entgegen zu seßen verpflichtet seien. Zu allen Zeiten haben wir nah besten Kräften gegen die unheilvolle Hineinmischung politischer Streitfragen in rein wirthschaftlihe Angelegenheiten Protest erhoben und wir können auch hier nur wiederholen, daß wir einc solche Verquickung ganz heterogener Dinge aufs Tiefste beklagen, da sie nur geeignet ist, das Urtheil zu verwirren und cine klare Erkennt- niß der Wahrheit zu ershweren, ja unmöglich zu machen.
Wir glauben umsomehr das Recht zu haben, in solchen Fragen ein völlig objektives Urtheil zu fällen, als die entschieden freisinnige Haltung unserer Zeítung uns von vornherein von jedem Verdacht aus\chließt, daß wir dabei die Interessen der Regierung im Auge haben. Unser Urtbeil ist lediglih durch streng sahlide Erwägungen beeinflußt, und es scheint uns, um dasselbe zu begründen, wünschens- werth, nochmals einer UVeberblick über dieselben zu geben, da diejenigen Argumente, die wir in den Besprechungen des den Handelsinteressen gewidmeten Theils unseres Blattes geltend gemacht haben, sowohl in polemischen Zeitungeartikeln von den Gegnern der in Nede stehenden Klausel, als in der auch von uns mitgetheilten Hamburger Petition entschieden bekämpft werden, Wir haben diese Polemik aufmerksam verfclgt und würden uns durch triftige Argumente gerne belehren lassen. Aber Alles, was gegen diese Bestimmung des Vertrages publizirt worden ist , hat uns ledialih in unserer Auffassung bestärkt, daß dieselbe nothwendig war und si als nüßlich erweisen wird. .
Wir wollen indeß nicht die Hinfälligkeit aller gegnerischen Argumente bloßlegea; uns ist es vielmehr nur darum zu thun, einen Ueberblick über die ganze Angelegenheit zu geben und darzulegen, welche geringe Berechtigung die so heftige Polemik gegen die Zusaßklausel ves deutsh-spanishen Handelsverkrages beanspruchen kann. Es mag s{chmerzlich für die Hamburger Sprit-Interessenten sein, auf einen Vor- theil zu verzichten, dessen se sich bisher unangefochten erfreuten. Aber da dieser Vortheil auf Kosten der Gesammtheit ihrer Konkurrenten im Deutschen Reich und der noch viel zahlreiheren Spiritusbrenner in Deutschland allein möglich war, ist cs nicht mehr als billig, daß sie auf denselben in Zukunft verzihten. Deshalb wird — wir haben es cft hervorgehoben und wiederholen es — die Hamburger Spritindustric keineswegs ruinirt, fie wird eben nur genöthigt, mit bescheidenerer Avance zu arbeitca und fortan darin, wenigstens für den deutsch-spa- R Verkehr, ihrer Konkurrenz im ganzen Deutschen Reiche gleich- gestellt. :
— Der „Berggeist, Zeitung für Berg-, Hüttenwesen und Jndustrie“, sagt in seiner „Jndustrielen Rundschau“:
Die deutsche Handelsbilanz für tas erste Halbjahr 1883 zeigt in vielen Positionen eine erhebliche Zunahme der Ausfuhr und eine Ver- minderung der Einfuhr, was auf eine Steigerung der merkäntilen Thätigkeit Deutschlands auf den Märkten des Auslandes und eine Akschwächung der fremden Konkurrenz auf jenen des Inlandes hindeutet. Dafür prechen auch die Urtheile der meisten bis jeßt erschienenen Jahres- becichte unserer Handelskammern. Die Mehrausfuhr von Steinkohlen hat 725 000 t gegenüber ciner Mehreinfuhr von 25 006 t betragen. Beim Roheisen hat de Ausfuhr um 7000 t, zugenommen, die Einfuhr um 700 t abçenommen. Erstere betrug 155000 t. Die Zunahme der Ausfuhr an Eisenerzen betrug 130000 t. Eisenfabrikate aller Art wurden ausgeführt 402000 t gegen 362000 t im Vorjahre. Es ergieht sih also cin Plus der Ausfuhr von 40000 t und ein Minus der Einfuhr von 400 t...
__— In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir Folgendes:
Die Handelskammer des Fürstenthums Reuß älterer Linie zu Greiz konstatirt in ihrem eben erschienenen Bericht eine erfreuliche Hebung der gesammten Geschäftslage sowie ganz besonders der dor- tigen Industrieen. In der Einleitung heißt es: „Konnte in dem Be- riht üher die Jahre 1879—81 die Geschäftslage im Allgemeinen als eine günstige bezeichnet werden, so ist dies bezüglih ves Jahres 1882 erfreulicher Weise in noch viel höherem Maße zu konstatiren. Gs haben im Laufe dieses Jahres die Kammwollwaaren- Fabrikation und die damit zusammenhängenden Branchen einen ganz enormen Aufschwung genommen. Die allgemeine Geschäftslage ist dabei eine durchaus gesunde und solide. Als ein sehr erfreulicher Fortschritt ist die im Jahre 1882 besonders bemer- kfenswerthe Hebung der Kleinindustrie und der Hülfsbranchen zu ver- zeichnen Sowohl bezügli der Wollenwaarenfabrikation, als au der übrigen im hiesigen Handelskammerbezirk vertretenen Jn- dustriezweige is cine wesentlidbe Erweiterung des Absatgebietes zu konstatiren, wenn auch dabei mehrfach über gedrüctte Preise geklagt wird. An dieser Stelle mag mit gebührendem Danke der Unterstützung gedacht werden, welche der Reichskanzler dem deutschen Cxporte nah jeder Richtung hin zu gewähren fortgeseßt bemüht ist.
Im Laufe des Jahres 1882 sind in der Textilindustrie 11 neue Fabriken (mechanishe Webereien) entstanden und 1350 Ar- beiter mehr als im Vorjahre beschäftigt worden; 4 größere Fabriken sind noch im Bau begriffen, und mehrfach haben Vergrößerungen be- reits vorhandener Fabriken stattgefunden. Jn den übrigen Jndustric- zweigen hat sich die Anzahl der Fabriken zwar nicht vermehrt, aber die Zahl der Arbeiter ist von 1047 des Jahres 1881 auf 1195 ge- stiegen.“ Bei der Berichterstattung über die einzelnen Industrie- branchen wird zunächst der Kammwollwaarenfabrikation gedacht und gesagt: „Wie hon bemerkt, hat dieselbe im Jahre 1882 eine ganz außerordentlihe Erweiterung erfahrea. Die bei Beginn des Jahres js bemerkbar machende Flauheit im Geschäft ver- shwand bei der Ende Januar plötlih eintretenden milden Witte- rung und der in Folge dessen sh erhöhenden Nachfrage nah Waare. Dieselbe steigerte fih in solhem Maße, daß die Produktion nicht gleiben Schritt halten konnte. Demgemäß entwickelte sih plößlich einc vorher nit geahnte Baulust. Die bestehenden Fabriken wurden ecweitert, neue Fabriken errichtet, so daß die Zahl der im hiesigen Bezirk in Betrieb befindlichen mechanishen Webstühle sich von circa 4500 (im Jahre 1881) auf 6345 erhöhte.“ Für die Bedeutung dieser Industrie dürfte folgende im Bericht der Handelskammer zu Leipzig,
enthaltene Mittheilung cinen Maßstab abgeben: „In Kleidecftoffen war etwas lebhaster:8 Geschäft, auch nach dem Auslande, aber bei gedrückten Preisen. Das auéländiscbe Fabrikat ist durch Geraer und Greizer Waaren fast gänzlih verdrängt.“
Statistische Nachrichten.
Die Nr. 16 111. Bandes der „Statistischen Mittheilun- gen über das Großherzogthum Baden“ enthält statistisbe Daten über Erwerbung und Verlust der badis{hen Staatsangehörig- feit im Jahre 1882 sowie über die thatsäcliche überseeische Aus- wanderung aus Baden in demselben Jahre. Die Zabl der im ver- floïsenen Jahre von den Großherzoglichen Bezirksämtern erheilten Urkunden über Erwerb der Staatsangehörigkeit betrug dana 104, über Entlassung aus derselben 1973. Von ersteren waren 29 Natura- lisationen (Aufnahmen Nichtddeutscer), 6 Wiederverleihungen der Staatsangehörigkeit und 69 Aufnahmen von Angehörigen anderer Staaten des Rcihs. Von den Entlassungen waren 23 mit dem Uebergange in einen anderen deutschen Staat, 1930 mit der Entlassung aus der Reichsangehörigkeit verbunden. Die Gesammtzahl der aufgenommenen Per- sonen bezifferte sib für 1882 auf 215, die der Entlassenen auf 3495. Die erstere Zahl hat sich gegen die leßtvorhergehenden Jahre nicht wesentli verändert (1881 243, 1880 195, 1879 234, 1878 232), die Zahl der Entlafsencn aber ist gegen 1881 (4445) niht unerheblich gefallen, übertrifft aber dochþ noch immer die Zahlen cines jeden der 95 Fabre von 1855 bis 1879, Einen besonders starken Prozentsatz der Summe aller Entlassenen, die sid nach fremden Welt- theilen wandten, bildete im Jahre 1882 die Ziffer bder nah Nordamerika Entlassenen, nämlich 3060 von 3077 oder 99,45 9%, cin Satz, wie er nur in den Jahren 1868 bis 1873 erreiht und überschritten worden is. — Die badische Auswanderung des verflosse- nen Jahres betrug: über Havre 5416, über Antwerpen 2715, über Bremen 1936 und über Hamburg 638, zusammen also 10706 Per- sonen; über Stettin wanderten keine Badener aus, und aus anderen Häfen liegen Angaben nicht vor. Die faktische Auswanderung über jene vier Einschiffungspläße allein erreichte also mehr als die drei- fade Höhe der Summe der gleichzeitigen amiliden Entlassungen. Mit Hinzurehnung der über jene Häfen beförderten und der ver- einzelt auf gewöhnlichen Pasiagiersiffen reisenden Auswanderer \häßen die „Mittheilungen“ tie Gesammtzahl der überseeishen Auê- wanderung aus Baden auf 12 000. Wirft man einen Rückblick bis auf das Jahr 1840, so ist die Überseeishe Auswanderung Badens zu \chäßen für 1840-——49 auf etwa 29 000 Köpfe, für 1850—59 auf etwa 95 000, für 1860—69 auf etroa 33 090, für 1870—74 auf etwa 19 000, für 1875—79 auf etwa 5000, während sie für 1880-—82 si auf 33 775 beläuft und unter einem Zuschlag für die nicht näher ermittelten Fortgegangenen auf etwa 38 000 geschäßt werden kann. Im Ganzen wären demnach seit 1840 etwa 219 000 Personen über Sce ausgewandert, oder 85000 mehr, als die Statistik der Ent- laffungen nahweist.
Gewerbe und Haudel.
Dem Ausweise des britishen Handels8amtes für die am 31. Juli abgelaufenen sieben Monate zufolge betrug der Werth der Ausfuhr im Juli 20817 724 £ gegen 21374978 £ im Juli 1882 und für die sieben Monate 137 784 629 £ gegen 139 653 508 L in 1882. Die Abnahme vertheilt sich ziemlich gleichmäßig auf: Alkali, Chemifalien, Kleidungsstücke, Waffen und Munition, Biere, irdene Waaren, Kurzwaaren, Modewaaren, Eisen und Stahl (109% in Quantität und 18% im Werth), Jutegarn, Leinenwaaren, Seiden- garn, Seidenwaaren, Zinn und Wollengarn. Baumwollgarn hat in Quantität zugenommen, im Werthe sich aber vermindert. Die Haupt- artiécl, welche mit einer Zunahme sowohl in der Quantität als im Werthe figuriren, find folgende : Säcke, Eisenbahn-Waggons, Kohlen, Kupfcr, Baumwollworen (2 %/ im Werth), Fische, Jutewaaren, Leinengarn, Maschinen, Oele, Wolle und Wollenwaaren, sowie „diver\e“ Artikel. Der deklarirte Einfuhrwerth bezifferte sich auf 34 320 066 L gegen 34 659 779 £ im Juli 1882, und für die sieben Monate auf 251 014 708 £ gegen 241 478 294 £ in demselben Zeit- raum von 1882, Eine Abnahme weisen auf: Weizen, Mehl, Zucker, Thee, Wolle und „diverse“ Artikel; eine Zunahme dagegen: Baum- wolle und andere Rohstoffe, wie Flabs, Hanf, Häute u, st. w., ferner Kaffee, Wein, Spirituosen und Provisionsartikel.
Frankfurt a. M., 11, August. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Frankf. Ztg.“ aus New-York von gestern {loß die dortige Aktienbörse sehr flau auf die Nachricht von der Zahl un gs- ein stellung der First National-Bank in Indianopolis und der Indiana Banking Company. :
Nürnberg, 11. August, (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Der Charakter des Hopfenmarktes ist unverändert s fest. Der Umsay der zweiten Hälfte dieser Woche betrug gegen 100 Ballen, worunter ca. 25 Säcke Frühhopfen. Seit gestern is die Frage nah leßtgenannten etwas reger geworden; der Preis für s{öne trockene Waare ist von 295 4, wie er Donnerstag stand, wieder auf 330 6 gestiegen. Gute 82er O riginalhopfen kosten 300—330 H, gepadte Kundschaftswaare bis zu 290 H und englische Retourhopfen 160 bis 240 Æ Schöne Vorjährige sind gefragt. : 5
Glasgow, 11. August. (W.T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 584 500 Tons gegen 631 900 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 114 gegen 110 im vorigen Jahre.
Verkehrs-Anftalten.
Bremwêen, 13. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord- deutschen Lloyd „Habsburg“ ist gestern Nachmittag 2 Uhr in Southampton cingetroffen. |
Hamburg, 11. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Ho! satia* der Hamburg - Amerikanischen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft hat auf der Heimreise von New-York heute Nachmittag 5 Uhr Kap Lizard passirt.
‘Hamburg, 12. August. (W. T. B.) Der Post dampfer eGellert“ der Hamburg- Amerikanischen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, heute Morgen 3 Uhr Kap Lizard passirt.
Triest, 13. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Niobe* ist mit der ostindis-chinesischen Ueberlandpest und 24 Passagieren heute Morgen aus Alexandrien hier angekommen und zur Quaraatäne in das neue Lazareth beordert worden.
VBerlín, 13. August 1883,
: Bericht über die Thätigkeit der Königlichen geologischen Lan desanstalt im Jahre 1882.
ZU den Aufnahmegebieten, welchen die Thätigkeit der geologischen Landesanstalt bisher zugewendet war, dem Harz, Thüringen, den Provinzen Hessen - Nassau, Rheinprovinz, Brandenburg und Ost- und Westpreußen ist im Jahre 1882 nh die Provinz Schlesien hirzugetreten, nahdem die König- liche Landesausnahme mit der Bearbeitung der Meßtischblätter über diesen Landestheil vorgegangen war.
: A. 1) Der Harz.
Jm Mittelharz sind von dem Landesgeologen Professor Dr, Lossen die Eruptivgesteine in der Umgebung von Elbinge- rode und Rübeland in der Westhälste des Blattes Blanken- burg und der Nordhälste des Blattes Elbingerode untersucht und die Spezialaufnahmen in dem leßteren Blatte fortgeschßt worden, Voruntersuchungen wurden überdies im Gebiete des
Granites und seines Kontakthofes zwishen dem Wormke- und Drengethale sowie zwischen Oker und Harzburg vorgenommen.
Sm Westharze führte Bergrath Dr. von Groddeck in einem Theile der Blätter Seesen und Osterode eine \pe- ziellere Gliederung des Culm unter Benußung der neu be- arbeiteten Meßtischblätter aus.
Jn dem Gebiete zwishen der Graue und Goslar nahm Sekretär Halfar die Mittel aus Oberdevonbildungen nebst Diabaseinlagerungen auf Blatt Zellerfeld und theilweise auf Blatt Goslar auf und führte die Kartirung des Spiriferen- sandsteins auf ersterem Blatte nahezu zum Abschluß.
Am Nordrande des Harzes kartirte Professor Dr. Dames in einem Theile der Sektionen Derenburg und Blankenburg die Verbreitung der jüngeren Gebirgsformationen.
Am Westrande des Harzes begann Professor Dr. von Koenen die Untersuhung der jüngeren Gebirgsformationen innerhalb des Blaites Seesen.
2) Thüringen.
Jm nördlichen Thüringen seßte Professor Dr. von Fritsch die Revision seiner Aufnahmen der Gegend südlich von Halle fort.
Jn der Umgebung Göttingens begann Professor Dr. von Koenen die Untersuhung und Kartirung der Blätter ore vi Lindau, Göttingen, Waacke, Reinhausen und Gellie-
ausen.
Jn der Gegend von Gotha führte Geheimer Hofrath Professor Dr. Schmid die Aufnahme eines Theiles des Blattes Dietendorf aus und vollendete diejenige der Blätter Arnstadt und Plaue.
Professor Dr. Bauer seßte die Bearbeitung des Blattes Ohrdruf fort und vereinbarte mit Professor Dr. Schmid den Anschluß dieses Blattes mit Blatt Arnstadt.
Jngenieur Fran hen bearbeitete auf Blatt Berka die Gliederung des unteren Muschelkalks im Vergleich zu der Entwickelung dieser Formation im Meiningenschen. L
Jm Thüringer Walde seßte Landesgeologe Professor Dr. Weiß die Unter"uhung und Kartirung des Blattes Brotterode fort und brachte dieselbe bis auf die Gegend süd- lih von Ruhla dem Abschluß nahe.
Professor Dr. von Fritsch verfolgte die Untersuchung des nordöstlihen Theiles des Blattes Tambach und vollendete die Revision der Blätter Suhl und Schleusingen, welche ebenso wie Blatt Schwarza im folgenden Jahre durch eine Schlußrevision druckfertig gestellt werden sollen.
Professor Dr. Bücking seßte die Aufnahme der süd- westlihen Theile der Sektionen Tambach und Schwarza sowie des Blattes Schmalkalden fort.
Fngenieur Franzen nahm im Gebiet des Blattes Suhl den ersten Abschnitt eines genauen Profiles des großen Brandleite-Tunnels, westlich von Gehlberg auf, um eine genaue Festlegung der hier gewonnenen Aufschlüsse zu ge- winnen.
Dr, Proescholdt führte die Kartirung des Blattes Rèntwertéhausen dem Abschluß nahe, nahm innerhalb des Blattes Schwarza das Triasgebiet östlih des Schwarzathales auf, und bearbeitete Viatt Themar, welches bis auf eine Schlußrcvision vollendet wurde. E
Fm östlichen Thüringen seßte Professor Dr, Liebe die Spezialaufnahme der Blätter Naitshau und Greiz fort, revidirte die srüheren Arbeiten in den bewaldeten Theilen der Blätter Schleiz, Hirshberg und Lobenstein, und kartirte den nördlichen Theil des Blattes Probstzella.
Landesgeologe Dr. Loretz bearbeitete den größten Theil des Blattes Masserberg und von dem Blatt Gräfenthal einen Theil der südlichen Häl*te.
3) Die Vrovinz Hessen-Nassau.
Jm Regierungsbezirk Casjel seßte Landesgeologe Dr, Moeesta die Arbeiten für die Blätter Melsungen, Altmnorschen, Seifertshausen und Ludwigseck fort.
Professor Dr. Bücking begann die Untersuchungen innerhalb des Blattes Kella. :
Professor Dr. Bauer führte die Ausnahme des Blattes Tann weiter duch.
Im Negierungsbezirk Wiesbaden wurde vom Landes- geologen Profesor Dr. Kayser cine Revision des von dem Landesgeologen Dr. Koh bearbeiteten Blattes Feldberg ausgeführt vnd im Anschluß an die Vorarbeiten des Dr. Koch der südöstlicze Theil des Blattes Schaumburg kartirt.
Dr, Angelbis brachte die Kartirung des im vorigen Jahre in Angriff genommenen Blattes Montabaur zu Ende und begann diejenige des Blattes Girod. Der Anschluß an die in Bearbeitung begriffenen Blätter des Lahngebietes isi hicrmit erreicht.
4) Die Rheinprovinz.
Gm südlichen Theile dec Rheinprovinz nahni der König- lihe Landesgeologe Grebe die Blätter Oberweiß, Echternacher- brü und Wallendorf auf und oollendete die Kartirung der Blätter Bittburg und Welschbillig.
5) Die Provinz Schlesien.
Die Bearbeitung zu publizirender Meßtischblätter über diese Provinz wurde von der Königlichen Landes- aufnahme in der Grafschaft Glaß begonnen. Jn demselben Gebiet hat demnächst auch die Ausführung der geolo- gishen Spezialkarte ihren Anfang genommen und zwar wurden von Pr, Dathe die Arbeiten mit der Unter- suhung des Gneißes des Eulengebirges, des Culm und des zunächst angrenzenden produktiven Steinkohlengebirges in den Blättern Rudolfswaldau, Langenbielau und Neurode eröffnet.
6) Die Umgegend Berlins, .
Jn diesem Arbeitsgebiete, in welchem wie in den übrigen Arbeitsgebieten des Flachlandes bei der geologishen Aufnahme zugleih die agronomischen Verhältnisse speziell berüdsichtigt und kartirt werden, sind im Nordosten Berlins die vorher erst im Maßstabe 1 : 100000 aufgenommenen 6 Sektionen im Meß- tishblätter-Maßstabe kartirt und drudfertig vollendet worden.
Blatt Biesenthal wurde durh den Landesgeologen Professor Dr. Berendt, Blatt Grünthal durch Dr. Laufer, die Blätter Werneuhen und Alt-Landsberg durch Dr. Wahnschaffe, die Blätter Schönerlinde und Wandliß dur Dr. Keilhack bearbeitet, Außerdem ist Blatt Rüders- dorf aus der Gegend südöstlih Berlins durch Dr. Wahn - schaffe fertig gestellt worden. Í
Durch die genannten Arbeiten ist das aus 36 Meßtisch- blättern bestehende geologish-agronomische Spezialkartenwerk über die Umgegend Berlins zum Abschluß gelangt.
7) Die Gegend von Stendal-Gardelegen.
Jn diesem an der Elbe gelegenen Gebiete begann Pro- fessor Dr. Gruner nah Vollendung des Blattes Scherne- beck die Aufnahme des Blattes Tangermünde.
Professor Dr. Scholz bearbeitete Blatt Stendal, Dr, Klockmann das Blatt Arneburg.
8) Provinz Westpreußen.
Nach Vollendung des Blattes Marienwerder wurde von Dr. Jenßsh die Aufnahme der angrenzenden Blätter Rehhof und Mewe begonnen.
9) Provinz Ostpreußen.
Dr. Klebs brachte die Aufnahme des Blattes Süßenber zum Abschluß und begann die Arbeiten innerhalb des nördli angrenzenden Blattes Heilsberg.
10) Gegend von Halle.
Als besondere Studie wurde von Dr. Laufer eine ver- gleichende Kartirung des Diluvial- und Alluvialgebietes im nördlichen Theile der Blätter Cönnern und Gröbzig nordwest- lih von Halle ausgeführt.
Stand der Publikationen.
Jm Laufe des Jahres sind zur Publikation fertig gestellt worden :
1) Lieferung 20, enthaltend die geologisch-
agronomisch bearbeiteten Meßtischblätter
Teltow, Tempelhof, Großbeeren, Lichten-
rade, Trebbin und Zossen der Umgegend
S E
Dazu Bohrkarten von Großbeeren und
Lichtenrade mit Bohrregistern . 2 Z
Lieferung 21, enthaltend die Blätter Rödel-
heim, Frankfurt a. M, Schwanheim und
Sawsenhausen der Rheinprovinz . . «
) Lieserung 22, enthaltend die geologisch-
agronomish bearbeiteten Blätter Ketin,
Fahrland, Werder, Potsdam, Beeliß und
Wildenbruch der Umgegend Berlins . . „6 s
zusammen 18 Blätter Es Waren voer E tithin find im Ganzen publizirt . . 109 Blätter.
Weiter gelangten folgende Abhandlungen und sonstige Arbeiten zur Vollendung :
1) Abhandlungen Band I1!. Hest 4. Geognostishe Dar- stellung des Niederschlesisch: Böhmischen Steinkohlenbeckens von A. Schüße nebst 1 geologishen Uebersichtskarte im Maß- S nts 000 und 4 Tafeln Profile in Lichtdruck. Text 278 S.
2) Abhandlungen Band 1V. Hest 1. Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide, von C. Schlüter. 72 S. Text und 7 Tafeln, :
3) Abhandlungen Band IV. Heft 2. Monographie der Homalonotus-Arten des Rheinischen Unterdevon. Von C. Koch. Nebst einem Bildniß von C. Koch und einem Lebens- abriß desselben von H. von Dechen. XXX. und 85 S. Text mit einem Atlas von 8 Tafeln. :
4) Jahrbuch der Königlich preußischen geologischen Landes- anstalt und Bergakademie für 1881. XIX. und 777 S. Text nebst 21 Tafeln.
Berlin, den 23, Juli 1883.
Hauchecorne.
Der Courierzug 4 der Ostbahn hatte am 12. d. M. in Folge cines Radreifensprunges an der Lokomotive am öst- lichen Ende des Bahnhofs Filehne eine Verspätung von 2 Stunden 5 Minuten.
Der Dircktor der Königlicben akademischen Hochschule für die bildenden Künste, Prof. A. von Werner, hat soeben den Jahresbericht über die unter seiner Leitung stehende Anstalt für das LÆhrjahr von Oktober 1882 bis August 1883 veröffentlicht. Wir entnehmen dem Bericht Folgendes: :
Durch die am 19. Juni 1882 erfolgte Allerhöchste Genehmigung des definitiven Statuts der Akademie erhielt vie Unterrichtsanstalt die veränderte obige Benennung. Dur den Tod verlor die Anstalt im Berichtsjahre: den Prof. Adolf Eybel, Leiter des Unterrichts in der Klasse für Thier-Zeichnen und -Malen, den Prof. Eduard Mandel, früher Lehrer an der Akademie, sväter Vorsteher des akademischen Meisterateliers für Kupferstehkunst, und ferner den Prof. Eduard Daecge, früher Lehrer und stellvertretender Direktor der Akademie der bildenden Künste. An Stelle des verstorbenen Prof. Eybel wurde Prof. Paul Meyerheim berufen, und für den Maler Eduard Hübner trat der Maler O. Brausewetter als Hülfskehrer in der Vorbereitungsklasse ein. Der Unterricht in der Landschafts-Klasse, welchen für den verstorbenen Maler Thristian Wilberg der Vorsteher des akademischen Meister- Ateliers für Landscbaftsmalerei, Prof. Gude, interimistisch geleitet hatte, wurde dem Maler E. Bracht übertragen. An die Stelle des au?tgcschiedenen Malers Bürck endlich wird mit dem 1. Oktober d. J. der Maler Rudolf Dammeier als Hülfslehrer in der 11. Malklasse cintreten. — Seit dem 1. November v. J. sind die Landschaftskla|se und die Malklasse T sowie die Ateliers des Prof. Scbrader und des Malers Bracht aus dem zum Abbruch bestimmten Raczynski'schen Palast am Königsplatz bis auf Weiteres in den Neubau der Tech- rischen Hochschule zu Charlottenburg verlegt. — Auch im abgelaufenen Lehrjal,re bewilligte der Minister der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten cine namhafte Summe zur Ausführung eines nach Geslar gerichteten Studienausfluges von Schülern der Ornamentkla\e, unter Leitung ihrer Lehrer Kuhn und Marschalk. — Die Zahl der Studirenden betrug im Wintersemester 1882/83 264. Von diesen waren 224 immatrikulirt, 29 Aspiranten und 20 Hospitan- ten, oder na ihren Fächern: 206 Maler, 48 Bildhauer, 2 Kupfer- flecher, 1 Holzschneider, 1 Architekt, 5 Lithographen und 1 technischer Lehrer. 4 Aspiranten haben die Prüfung nicht bestanden. Im eben verflossenen Sommersemester betrug die Gesammtzahl der Studirenden 240, und zwar 184 immatrifulirte, 46 Aspiranten, 9 Hospitanten 1nd 1 Meisteratelier-Schüler, oder nah den Fäâcbern : 196 Maler, 41 Bild» hauer, 2 Kupferstecher und 1 Lithograph. 17 Aspiranten haben die Vor- prüfung bezw. die ‘jährige Probezeit nicht bestanden, 3 noch nicht beendet. — Es erhielten im Wintersemester: Uaterstüßzungen, »2rbunden mit Frei-Unterricht, 19 Studirende (17 Maler, 2 Bildhauer), Frei-Unter- rit 20 Studirende (18 Maler, 2 Bildhauer) und 2 Hospitanten in je 2 Fächern, ermäßigtes Honorar 11 Studirende; im Sommersemefter : Unterstüßungen, verbunden mit Frei-Unterribt , 22 Studirende (21 Maler, 1 Bildhauer), Frei - Unterricht 19 Studirende (17 Maler, 2 Bildhauer), ermäßigtes Honorar 7 Studirende. — Nach dem in dem Jahresbericht mitgetheilten Lehrplan waren am meisten besucht: in der Vorbereitungsklasse der Unterricht im Zeichnen nah Gips und lebenden Modellköpfen, geleitet von den Lehrern Prof. Thumann, Malern Hancke und Brausewetter (108 Schüler im Winter- wie im Sommersemester), sowie im 2, Kursus der Unter- riht im Zeichnen nah dem lebenden Modell im Wintecr-Aktsaal, geleitet vom Dircktor und den Lehrern der Akademie (160 Schülcr). Den Atelierunterriht ertheilten die Herren Malec Prof. Schrader (Historienmalerei, Winter 1, Sommer 2 Scüler), Maler Prof. Michael (Winter und Sommer je 1 Scbüler), Maler Prof. Hilde- brasd (Winter 2, Sommer 1 Schüler), Bildhauer Prof. Schaper (Winter 4, Sommer 1 Schüler) und Landschafts- maler E. Bracht (Winter und Sommer je 21 Swüler). — Am 7. Juli d. I. fand im langen Saale des Akademiecgebäudes vor den versammelt-n Lelbrern und Schülern der Anstalt durch den
Direktor die Vertheilung der Preise statt. Jin 1. Maler-Aktsaal er- Ì hielt den erste Preis, im Betrage von 500 4, der Maler Louis