1883 / 190 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Aug 1883 18:00:01 GMT) scan diff

8. 16.

Von Amtswegen kann die Löschung, eingetragener Forde- rungen und die Hinterlegung der dagegen auzszuliefernden Schuldverschreibungen bei der Hinterlegungsstelle in Berlin auf Kosten des Gläubigers erfolgen :

1) wenn die Eintragung von Verpfändungen oder sonsti- gen Verfügungsbeschränkungen beantragt wird;

2) wenn die Forderung ganz oder tyeilweise im Wege der Zwangsvollstreckung oder des Arrestes gepfändet oder wenn eine einstweilige gerihtlihe Verfügung über dieselbe getroffen ist ;

3) wenn über das Vermögen des eingetragenen Gläubi- gers der Konkurs eröffnet worden ist;

4) wenn die Zinsen des eingetragenen Kapitals zehn Jahre hinter einander niht abgehoben worden sind;

5) wenn glaubhaft bekannt geworden ist, daß der Gläu- biger vor länger als zehn Jahren verstorben ist und ein Rechts- nachfolger sih nicht legitimirt hat.

Die hinterlegten Schuldverschreibungen treten in allen rechtlihen Beziehungen an die Stelle der gelöschten Forderung. E 17

Jm Falle einer Kündigung der vierprozentigen konsoli- dirten Anleihe sind die eingetragenen Gläubiger schriftlih zu benachrihtigen. Die Wirksamkeit der Kündigung ist jedo von dieser Benachrichtigung it abhängig.

8. 18.

Die Zahlung der Zinsen einer eingetragenen Forderung crfolgt mit rechtliher Wirkung an denjenigen, welcher am zehnten Tage des dem Fälligkeitstermine der Zinsen voran- gehenden Monats R RLIGE Er war.

9. .

Die Zinsen werden nur innerhalb des Deutïchen eichs gezahlt, und zwar in der Zeit vom vierzehnten Tage vor bis zum achten Tage nah dem Fälligkeitstermine durch eine öffentlihe Kasse oder mittelst Uebersendung durch die Post oder auf fonstige vom Finanz-Minister zu bestimmende Weise auf Gefahr und Kosten des Berechtigten.

Kommt die Sendung als unbestelbar zurück, so unter- bleiben weitere Sendungen, bis der Gläubiger die richtige Adresse angezeigt hat.

S. 20.

Aenderungen in der Person oder der Wohnung des Zinsenempfängers (8. 10 Absay 3) werden nur berüsihtigt, wenn sie von demseiben schriftlich gemeldet werden,

d 2

Q,

An Gebühren werden erhoben :

1} für die Umwandlung von Staatsschuldverschreibungen in Buchschulden des Staats, sowie für sonstige Eintragungen und Löschungen, jede Einschrifst in das Staatsschuldbuch be- sonders gerechnet, 25 „F von je angefangenen 1000 {4 des Betrages, über den verfügt wird, zusammen mindestens 1 4;

2) für die Ausreihung von Staatsschuldvershreibunçcen für je angefangene 1000 s Kapitalbetrag 50 „F, zusamnien mindestens 1 (A Vermerke über Bevollmächtigungen, sowie über Aenderungen in der Person oder der Wohnung des ein- getragenen Berechtigien (8. 10 Absaß 3) sind gebührenfrei.

Die Gebühren werden von dem Antragsteller, soweit nöthig, im Verwaltungszwangsverfahren eingezogen. Auch fann die Vorausbezahlung der Gebühren gefordert werden.

An Gebühren für die gerichtliche oder notarielle Beglaubi- gung der Anträge (8. 10 Absaß 2) sind zu erheben :

bei Beträgen bis 2000 6: 1 M 50 „5, bei Beträgen über S s 3 M.

Anträge auf Eintragung oder Löschung von Forderungen und Vermerken, welhe in dem, dem Fälligkeitstermine der Zinsen voraufgehenden Monate eingereiht werden, find erst nach Ablauf desselben zu erledigen.

8, 23

Die Hauptverwaltung der Staatsschulden ist unbedingt verantwortlich :

1) dafür, daß die im Staatsschuldbuche eingetragenen Forderungen und die noch umlaufenden Schuldverschreibungen der vierprozentigen konsolidirten Anleihe zusammen den geseß- lih festgestellten Betrag der leßteren nicht überschreiten ;

2) für die Löshung, Kassation und Aufbewahrung der behufs Eintragung der Forderung eingereihten Staatss@huld- verschreibungen bis zur gänzlichen Vernichtung derselben.

Die Staatsschuldenkommission übt die fortlaufende Kon- trole über diese Geschäfte. s d

4)

Das Vormundschaftsgericht fann anordnen, daß die Ein- tragung der dem Mündel gehörigen Schuldverschreibungen der vierprozentigen konsolidirten Anleihe auf den Namen des- selben im Staatsshuldbuche beantragt werde.

Die Anordnung findet in den Fällen des §. 60 Absay 2 der Vormundschafi8ordnung nicht statt.

25

Der Zeitpunkt, mit welchem das gegenwärtige Gesetz in Kraft tritt, wird durch Königliche Verordnung bestimmt.

Der Finanz-Minister ist mit der Ausführung dieses Ge- seßes beaustragt.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift Und beigedrucktem Königlichen Fnstiegel.

Gegeben Bad Gastein, den 20. Juli 1883.

(L, 8.) Wilhelm.

vonBismarckck. vonPuttkamer. Lucius. Friedberg. von Goßler. von Scholz. Graf von Haßtfeldt.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts: und Medizinal-Angelegenheiten.

__ Der Regierungs- und Schulrath Bethe is der König- lihen Regierung zu Stettin überwiesen worden.

An dem Schullehrer-Seminar zu Bütow is} der Lebrer Nehls als Hülsslehrer angestellt worden.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Forstmeister Bot ist die durch Pensionirung des Forstmeisters Dossow erledigte Forstmeisterstelle Königsberg- Königsberg übertragen und ber Oberförster Keßler zu Königs- wiese auf die Oberförstersielle zu Klooshen im Regierungs- bezirk Königsberg verseßt worden.

__ Die Forst-Assessoren Stenzel, Kuhk, Shurian und Hildebrandt sind zu Oberförstern ernannt. Dem Ober- jörster Stenzel ist die durh Versezung des Oberförsters

Frömbling erledigte Oberförsterstelle zu Hoeven im Regierungs- bezirk Aachen, dem Oberförster Kuhk die durch Pensionirung des Oberförsters Lainprecht erledigte Oberförsterstelle zu Bremer- vörde in der Provinz Hannover, dem Oberförster Schurian die durch Pensionirung des Oberförsters Vilmar erledigte Oberförsterstelle Batten mit dem Wohnsiß zu Hilders im Re- gierungsbezirk Cassel und dem Oberförster Hildebrandt die durch Verseßung des Oberförsters Schrage erledigte Ober- försterstelle zu Jura im Regierungsbezirk Gumbinnen über- tragen worden.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats- und Finanz: Minister von Scholz nach Heringsdorf.

Die Nummern 22 und 23 der Gesez-Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangen, enthalten unter

Nr. 8945 das Gesey, betreffend die Ausübung des dem Staate zustehenden Stimmrechts bei dem Antrage auf Aus- dehnung des Unternehmens der Westholsteinishen Eisenbahn- Gesellshaft auf den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Wesselburen nah Büsum. Vom 19. Fuli 1883 ; unter

Nr. 8946 das Gesetz, betreffend das Staatsschuldbuch. Vom 20. Juli 1883 ; unter

Nr. 8947 den Allerhöchsten Erlaß vom 13. Juli 1883, betreffend die Entsendung von zwei Deputirten zur kreis- ständishen Versammlung Seitens der Stadt Deut, und unter

Nr. 8948 die Verfügung des Justiz-Viinisters, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für die Bezirke der Amtsgerichte Bredstedt, Pellworm, Schönberg und Wesselburen und für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Hadersleben, Meldorf und Schecnefeld. Vom 25. Juli 1883.

Berlin, den 15. August 1833.

Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Didden.

Forst-Akademie Eberswalde.

Ünterrihtsplan. Wintersemester 1883/84. Anfang der Vorlesungen: Montag, den 15. Oktober 1882.

I, Kursus. Eingetreten Ostern 1883, Prof. Dr. Müttrich:

Meteorologie und Klimalehre 1 Std. R-cepetitorium in Mathe- matik 2 Std. Forstmeister Runnebaum: Geodäfie 2 Std. Prof. Dr. Remeló6: Anorganische Chemie 3 Std. Dr. Ramann : ODrganische Chemie 1 Std. Prof. Dr. Brefeld: Allgemeine Botanik, Anatomie und Physiologie der Vflanzen 4 Std. Prof. Dr. Altum: Wirbellose Thiere 4 Std. Zoologische Exkursionen. Ober-Forstmeister Dr, Danel- mann: Waldbau 5 Std. Forstlißhe Exkursionen. Forst-Asefsor von Alten: Ueber forstlihe Werkzeuge und Maschinen 1 Std. Ober- förster Zeising: Forstlihe Exkursionen. Amtsgerichts-Rath Raetell : Civilrecht (Sachenrecht) 2 Std. Il. Kursus. Eingetreten Ostern 1882. Prof, Dr. Müttrich: Koordinaten. Grundbegriffe der analytishen Geometric. Holzmeß- funde 2 Std. Prof. Dr. Remelé: Repetitoriuum in Chemie, Mineralogie und Geognosie 1 Std. Prof. Dr. Altum: Fischzucht und Präpariren 1 Std. Ober-Forstmeister Dy. Danckelmann: Ab- lösung der Waldgrundgere{tigkeiten 1 Std. Forstmeister Bando: Forstbenußzung und Forsttehnologie 3 Std. Forstgeschibte 2 Std. Forstmeister Runnebaum: Waldwegebau 2 Std. Oberförster Zeising: Wakdwerthrehnung unt Rentabilitätslehre 2 Std. Wirth- s\chaftslehre 2 Std. Amtsgerichts-Rath Raetzell : Civilreht (Sachen- recht) 2 Std. :

Schluß des Wintersemesters: Sonnabend, den 29, März 1884,

Der Direktor der Forst-Akadenite : Dr. Danckelmann.

Personalveränderungen.

Königlih Prevßische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen Im aktiven Heere. Bad Gastein, 3. August. v. Awepde, Gen, Major und Commandeur der 35. Inf. Vrig., in glcicher Xigen-

chaft zur 36. Inf. Brig. verseßt. Krüger, Oberst und Comman /

deur des Inf. Regts. Nr. 112, unter Ernennung zum Commandeur der 31. Inf. Vrig., v. Geißler, Oberst, beaufiragt mit der Füh- cung der 22. Inf. Brig., unter Ernennung zura (Fommandeur dtes-r Brigade, Schüßler, Oberst und Commandeur der 8. L AL Brig., v. Körber, Obecst und Commandeur der Garde-Feld-Art. Brigade, v. Westernhagen, Obecst und Commandeur der 15, Kav. Brig, v. Blanckensee, Oberst und Commandeur der 2, Kav. Brig., v. Wissmann, Oberst, beauftr. mit der Führung der 3, Garde-Inf. Brig, unter Ernennung ¿vm Commandeur dieser Brig, v. Behr, Oberst und Commandeur des Inf. Regts. Nr. 20, unter Erneunung zum Courmandeur der 35. Inf. Brig., v. Garnier, Oberst und Commandeur der 17. Kav. Brig., Lene, Oberst und Chef des SVeneralstabes des VI. Armee - Corps, v. Versen, Obers: und Commandeur der 14, Kavallerie - Brigade, Graf r. Roon, Oberst, beauftr. mit der Führung der 4. Garde- Inf. Lirigade, unter Ernennung zum Commandeur dieser Brigade, Sallbachb, Oberst und Präses der Art. Prüf. Kommission, von Bogel, Oberst und Kommandant von Karléruhe, Frhr. Roeder v. Diers8burg, Oberst, beaufstr. mit der Führ. der 55. Inf. Brig., unter Ernennung zum Commandeur dieser Brig.,, zu Gen. Majors befördert. Jagemann, Oberst u. Direktor der Gewehr- u. Muni- tionsfabrik in Erfurt, Frhr. v. Hammerste\n, Obersi u. Kommand. von Stralsund, Graf v. Pfeil, Oberst und Präses einer Remonte- Ankaufskommission, Graf zu Ysenburg-Büdingen- und Phi- lipps8-(Ficb, Oberst und Kommandant von Mey, der Charakter als Gen. Major verliehen. v. Thuemen, Major und Eskadr. Chef vom Hus, Regt. Nr. 9, als etatsmäß. Stabsoffiz. in das Drag. Regrx. Nr. 3 verseßt. v. Heembkerck, Pr. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 9, zum Rittm. und Eskadr. Chef befördert. Frhr. v. Reizen- stein Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 21, unter Beförder. zum Pr. Lt., in das Hus. Regt. Nr. 9 verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein, 2. August. Bechstatt, Gen. Major und Commandeur der 36. Inf. Brig., in Genehm. seines Abschiedsgesucbes mit Pers, v. Wülckn iy, Gen. Major und Commandeur der 31, Inf. Brig., in Genehm. seines Abschied8gesuches, mit Pens., zur Disp. gestellt. v. N e en Major und etatsmäß. Stabs8offiz. vom Drag. Regt. Nr. 3, mit Pens. und der Unif. des Hus. Regts. Nr. 3 der Abschied bewilligt.

XITITI. (Königlich Württembergisches) Armee-Corps.

Ernennungen, Beförderungen, Verseyungen. Im aktiven Heere. §. August. Roos, Pr. Lt. im Feld-Art. Negt. Nr. 13, von dem Kommando zu der Art. Prüf. Kommission in Berlin mit dem 1. September d. J. entbunden und zum Fuß-Art. Bat. Nr. 13 verseßt. Splinter, Pr. Lt. im Fuß-Art. Bat. Nr. 13, vom 1. September d. J. ab, unter Verseß. zum Feld-Art. egt Nr. 13, zu der Art. Prüf. Kommission in Berlin kommandirt. Mittnacht, außeretatsmäß. Sec. Lt. im Feld-Art. Regt. Nr. 29, zum Art. Offiz. ernannt.

Im eurlaubtensta1de. 8. August. Stähle, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des Ref. Landw. Bats, Nr. 127, zum Pr. Lt. befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. 8. August. Het, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 127, der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 15. August. Fhre Kaiser- lihen und Königlichen Hoheiten der Kronprin#5 und die Kronprinzessin sowie Jhre Königliche Hoheit die Vrinzessin Victoria wohnten nut Fhren Königlichen Hoheiten dem Herzog und der Herzogin von Albany gestern dem Adlerschießken des Ersten Garde-Regiments z. F. im Katharinenholz bei.

Nath der im Reichs-Eisen bahn-Amt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der au? deutschen Eisenbahnen ausschließlich Bayerns im Monat Juni d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus\{@luß der Werkstätten) vorgekommenen Un fälle waren im Ganzen zu verzeihnen: 5 Entgleisungen und 1 Zusammen- stoß auf freier Bahn, 18 Entgleisungen und 19 Zusammen- stöße in Stationen und 137 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kessel-Explosionen und andere Betriebs-Ereignisse, wobei Personen getödtet oder ver- leßt worden sind).

Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größten- theils durch eigenes Verschulden, 156 Personen verunglüdt, fowie 26 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 96 unerheblih beshädigt. Es wurden von den 19 078 681 überhaupt beför- derten Reisenden 1 getödtet , 14 verleßt (davon entfallen 1 Tödtung auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin, 7 Verleßungen auf die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen, 3 Verlezungen auf die Württembergischen Staatseisenbahnen und je 1 Verleßung auf die Badischen Staatseisenbahnen und die Vahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahndirektionen Brom- berg, Cöln (linksrheinish) und Erfurt); von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 15 ge- tödtet und 68 verleßt und bei Nebenbeschäftigungen 1 ge- tödtet, 12 verleßt ; von Steuer- 2c. Beamten 4 verleßt, von fremden Personen (einschließlich der niht im Dienst befind- lihen Bahnbeamten und Arbeiter) 16 getödtet und 17 ver- leßt, fowie bei Selbstmordversuhen 8 Personen getödtet.

3on den sämmtlichen Verunglückungen mit Ausschluß dexr Selbstmorde entfallen auf :

A, Staatsbahnen und unter Staatsverwal- tung stehende Bahnen (bei zusammen 24 553,61 km Be- triebslänge und 617 697 895 geförderten Achskilometern) 140 Fáâlle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlihen Eisenbahn - Direktion Cöln (rechtsrheinisch) (22), die Badischen Staatseisenbahnen (19), und die BaHnstreckten im Verwaltungsbezirke der König- lichen Eisenbahndirektion Bromberg (17); auch verhältniß- mäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achs- lilometer und der im Betriebe gewesenen Längen sind auf den vorgenannten Eisenbahnen die meisten Verunglückungen vorgekommen.

B, Größere Privatbahnen mit je über 150 km Betriebsläng2e (bei zusammen 4097,51 km Betriebslänge und 64 516 142 geföcderten Achsfilometern) 5 Fälle, und zwar 3 Fälle auf der Hessishen Ludwigsbahn und je 1 Fall auf dec Breslau-Schweidniß Freiburger Eisenbahn und der Rechte Odver-User-Eisenbahn.

C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1439,66 km Betriebs- ‘änge und 8 824 691 geförderten Achskilometern) 3 Fälle und zwar 2 Fälle auf der Marienburg-Mlawkaer und 1 Fall auf der Lübeck-:Büchener Eisenb hn.

Bayern. München, 14, August. (W. T. B.) Das Kultus-Ministerium hat zwei hiesige Simultan- shulen in konfessionell-katholische umgewandelt.

Mecklenburg. Schwerin, 14. August. (Mel. Anz.) Die Großherzogin Marie wird mit ihren Kindern heute Abend von Frankenhausen hier wieder eintreffen, Die Großherzogin Alexandrine beabsihtigt, morgen vom Heiligendanmim hierher zurückzukehren.

(Hann. C.)

Oldenburg. Oldenburg, 13. August. Der Großherzogliche Hof hat sih zu längerem Aufent- halt nah Schloß Güldenstein im Fürstenthum Lübe begeben. Zur Lutherfeier wird das Oratorium unseres Lands- mannes Ludwig Meinardus zur Aufführung gelangen; auh ist im Theater die Aufführung eines dramatischen Werkes „Luther“ in Aussicht genommen.

Neuß j. L. Gera, 14. August. (Thür. Corr.) Die Neuwahlen zum Landtage des Fürstenthums finden im Laufe des Herbstes statt. Demnächst wird mit der Aus: legung der Wahllisten begonnen.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 13. August. (Prag. Abdbl.) Der Kaiser trifft am Sonntag in Wien ein.

Gestern Abend is hier keine Ruhestörung vor- gekommen. Jn Pest attakirte gestern Abend, laut Meldung der „Presse“, ein Arbeiterhaufe in der Neupester Straße den Laden eines Bäckers. Als die Polizei intervenirte, fielen aus der Menge drei Schüsse. Der Haufe {lug viele Fenster ein. Zwei Compagnien Militär eilten auf den Schauplaß und umzingelten die Menge. Es wurden 42 Ver- haftungen vorgenommen. Jn den übrigen Stadttheilen ist heute Alles ruhig geblieben.

Belgien. Brüssel, 14. August. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat die Wahlreform-Vor- lage im Ganzen mit 62 gegen 41 Stimmen angenommen. Zwei Deputirte enthielten sih der Abstimmung.

Großbritannien und Jrland. London, 14. August.

W. T. B.) Das Unterhaus ly die Bill, betreffend die

eduttion der Staatsschuld, in dritter Lesung an-

genommen. : L

(Allg. Corr.) Ueber die Lage der Dinge 11

Tongking geht dem „Standard“ aus Hanoi untern 5. August die folgende Meldung zu:

„Die \{warze Flagge dringt beständig weiter vorwärts, und ihre Vorposten sind jeßt von der Citadelle aus sihtbar. In Nam Dinh hat der Gegner gleichfalls die Feindseligkeiten wieder aufgenommen, und zwishen der [fleinen französishen Besaßung und der \chwarzen Flagge werden täglich Schüsse gewechfelt. Verstärkungen werden dahin von Hanoi aus heute abgesandt, und man hofft, daß der Kommandant mit Hülfe derselben im Stande sein werde, seine Angreifer entsprechend abzuweisen. Die ses Flußkanonenböte, welhe hier vor Anker liegen, werden mit Eisenp!atten besblagen, um die Kessel zu sihern. Alles weist darauf hin, daß man einen harten Kampf erwartet, und die französischen Offiziere scheinen sich der Schwierigkeiten des Feldzugs vollkommen bewußt zu sein. Einige \{chwere Feld- ges%üte sind von Frankreich angekommen, dieselben sind jedo so gut wie nußlos, da hier weder Pferde noch Maulesel zur Bespannung zu haben sind. Die Franzosen sind dadur in ihren NVorkehrungen zur Vertheidigung sehr behindert. Die Stadt Hanoi liegt beinabe ganz in Ruinen und is von der Bevölkerung verlassen worden. Kleine Gruppen der Eingeborenen kehren jedoch täglich zurü. Die \chwarze Flagge verhindert jede Zufuhr von Lebensmitteln und hat den Verkehr zwischen der Stadt und der Citadelle mit dem flachen Lande ganz abgeschnitten. Es ist aller Grund vorhanden, anzunehmen, daß der Vizekönig von Yünnan, dessen Feindschaft gegen alle Fremden notorisch ist, der \chwarzen Flagge alle erdenklie Unterstüßung zu Theil werden läßt. Es heißt hier, daß in Sontay viele Chinesen angekommen seien ; es beruht dies jedo, glei allen Shäßungen der Stärke des Fein- des, auf bloßen Vermuthungen, da die Franzosen keine berittene Mann- aft, und bei derUnmöglichkeit, zu rekogno8ziren, keine Macht haben, sichere und zuverlässige Nachrichten zu erlangen. Die Regierung in Peking bat besclossen, demnächst einen Spezialbotschafter an Borv eines cinesischen Kriegs\chiffes nah Hué zu entsenden, um Namens des chinesischen Kaisers die Investitur des Königs von Annam vorzu- nehmen. Die französische Regierung wird den Vollzug dieser For- malität ohne alle Einsprache geschehen lassen. und dem Admiral Mayer sind diesbezüglihe Weisungen zugegangen.

Frankreih. Paris, 13, August, (Fr. Corr.) Der Contre-Admiral Galiber, welher den Admiral Pierre auf Madagaskar erseßen soll, wird mit dem nächsten Paketboot nah seinem neuen Bestimmungsorte abgehen. Es heißt, er hätte den Auftrag, im Fnnern der Jnsel einen Er- oberungszug auszuführen. j

Der neue Marine-Minister, Vize-Admiral ey- ron, ist damit einverstanden, daß die Kolonien sich von dem Marine-Ministerium ablösen und dem Han dels- Ministerium zugetheilt werden, in dessen Rahmen sie besser passen würden. Bei den s{chwebenden Händeln in Tongking und Madagaskar hätte der Marine-Minister über Anderes zu wachen als über die Interessen dec dort ansässigen Kaufleute und die Führung der Konsulate. : :

Die birmanishe Gesandtschaft, welche nah einer längeren Quarantäne in Marseille eben erst hier eingetroffen ist, wurde heute Nachmittag von dem Minister des Aeußern mit dem üblichen Ceremoniell empfangen.

14. August. (W. T. B.) Der belgische Four- nalist Boland, welcher zugesagt hatte, heute den Delegirten der Deputirtenkammer die Namen der beiden Deputirten der republikfanishen Gruppen anzugeben, welchen er 16 000 Fr. zur Förderung eines Finanzgeschästs gegeben haben will, ilt nicht erschienen, sondern hat vielmehr den Delegirten \chriftlih mitgetheilt, daß er es ablehne, jene Deputirten namhaft zu machen.

Spanien. Madrid, 14. August. (W. T. B.) Der König empfing heute eine große Anzahl von Senatoren und Deputirten, welche gekommen waren, ihn ihrer treuen Ergebenheit zu versichern. Vormittags fand ein Minister- rath stait; in Folge der dabei stattgehabten Erörterungen hätte, wie es heißt, der Kriegs-Minister die Absicht aus- gesprochen, zu demissioniren. : I :

14. August. (W. T. B.) Die Ruhe ist überall in Spanien wieder hergestellt.

Jtalien. Rom, 14. August. (W. T. B.) Der fran- zösische Botschaster beim Vatikan begiebt sih morgen nah Paris und wird, dem „Moniteur de Rome“ zufolge, in etwa 10 Tagen hierher zurükehren.

Afrika. Egypten. Kairo, 14. August. (W. T. B.) Die Regierung hat behufs Ueberwachung des Stei- gens des Nils in Unter-Egypten und um im Falle von Uebershwemmungen rechtzeitig die erforderlihen Vorsicht s- maßregeln treffen zu können, 2 der eingeborenen Bevölke- rung entnommene Jn/spektoren eingeseßt. :

Alexandrien, 14. August. (W. T. B.) Nah einer ministeriellen Verfügung müssen die Pilger, welche sich nah Mekka begeben wollen, wegen der Cholera die Reise dorthin zu Lande machen.

Zeitungsstimmen.

Das gestrige „Deutsche Tageblatt“ bringt einen Leitartikel, in dem wir Folgendes lesen :

Der deuts-spanische Handelsvertrag steht noch immer im Brenn- punkt der politischen Tagesdiskussion, Die provisorische Inkraft- seßung derjenigen Bestimmungen, welche einer unbedingten Zu- stimmung des Parlaments gewiß sind, hat, wie vorauszusehen, die Entrüstung unserer Liberalen hervorgerufen, welche in Aussicht stellen, daß der Reichstag über diese „Jgnorirung seiner meen Rechte* streng zu Gericht fißen werde. Nun, die Regierung wird sich über diese Tiraden um so eher zu trösten wissen, als sie, wie kaum zu lengnen versucht wird, den mate- riellen Interessen Deutschlands auf die von ihr gewähltc Art un- streitig am besten entsprohen hat. Daß die Einherufung des Reichstags ernstliþ und lange crôrtert ist, beweist wohl am besten, daß sich dieselbe als mit den konkreten Verhält- nissen kaum zu vereinbaren erwiesen hat. Wohl aber wird es kaum anzuzweifeln sein, daß eine Beschlußfähigkeit eines in der jeßigen Zeit einberufenen Reichétags kaum, wenigstens nicht sofort , vorhanden sein würde. Ebenso steht fest, daß unter diesen Verhältnissen das Inkrafttreten der Vertragserleihterungen dur solche Maßregel endlos vers{leppt worden wäre, wodur si die ohnehin schon geschädigten Beziehungen Deutschlands zu Spanien erheblih benattheiligt sehen würden. : : E

&Ur jedweden Unparteiishen wird nun eine Petition der Ham- burger Spiritusinteressenten (wohlverstanden nur dieser, denn die Handelskammer hat sich jedenfalls mit den Spritraffineuren weder identifiziren wollen, noch können) den Beweis liefern, daß die ganze Spritklausel, an welcher alle liberalen Hebel angeseßt werden, gar niht des Aufhebens werth ist, welches davon gemaht wird, wie sie andererseits klar legt, wie beflissen diese Jnter- essenten si) zeigen, alle diejenigen verwerflichen Verdächtigungen der libe- ralen Presse zu verwerthen, welche die Aufnahme der Spritklausel als eine perfide Bemäntelung deutsch-agrarischer Gelüste hinzustellen sich bestre- ben. Im Eingang erkennt die Petition unumwunden an, daß der Abschluß des Handelsvertrags im Allgemeinen ein erfreuliches Ereigniß sei, sucht alsdann nachzuweisen, daß russisber Nohspiritus (denn um solchen kann

es ih cinzig handeln, da die Quantitäten des in Hamburg ver- arbeiteten schwedishen Sprits minim sind) dur die Rektifikation deutsches Fabrikat werde, was bereits von sachkundiger Seite mit Erfolg zurückgewiesen ist, da es sich hierbei lediglih um eine Ver- edelung, niht aber um cine selbständige Fabrikationêweise handelt, und führt alsdann aus, daß russisher Spiritus nur in Gemeinschaft mit deutschem verarbeitet sei, und zwar in dem Verhältniß, daß bei- spielsweise nah Hamburg betragen hat die Total-Cinfubr von 1877 bis 1882:

hl

Werth.

M. Russisher Spiritus 993 866 38 563 890 Deutscher Spiritus 2 578 370 111 476 650 Wenn nun weiter ausgeführt wird, daß der Bezug und die Ver- arbeitung deutschen Spiritus” nur durch die Mitverarbeitung des billigeren russischen möglich war, so erhellt daraus, daß cinecstheils die russishe Waare der deutscben unterwerz?hig sein muß, sonst würde der Hamburger Spritfabrikant sicherlich das letztere theure Material überhaupt niht verwendet haben, zweitens aber, daß die Hamburger Raffineure den zollvereinsländishen Konkurrenten durch die Handelsvertragébestimmung nicht untergeordnet, sondern nur gleich- gestellt werden. Wenn nun die Petition mit der Wahrscheinlichkeit droht, daß dieser Ausgleich der Konkurrenzbedingungen nur dazu führen würde, daß in der Umgebung Hamkurgs neue Brennereien entstehen dürften, so wird uns diese Drohung sehr kalt lassen, denn es ist kein Grund vorhanden, warum solhe Brennereien nicht {on jeßt entstanden sein sollten, sobald ein Betrieb derselben unter günsti- gen Bedingungen möglich is...

Unter der Ueberschrift: „Die Erfolge der neuen Wirthschaftspolitik und die Handelskammern“ äußert sich die „Deutsche volkswirthschaftlihe Correspondenz“, wie folgt:

Die Freihandelspresse hat bis jeßt dic bekannte, abcr nichts weniger als lobenswerthe Taktik befolgt, ihre Gegner dadurch zu widerlegen, daß sie die Erwartungen, welche von denselben seinerzcit an die Refcrm des Zolltarifs geknüpft worden sind, ins Mcß- lose übertrieb. Allein wir haben niemals behauptet, daß die Schutzzölle binnen Jahresfrist die wirth)\chaftlihe Wie- dergeburt Deutschlands hervorzaubern würden, ebensowenig haben wir cs unternommen zu sagen, daß, fobald nur die neuen Zölle in Kraft sein würden, die Krisis, welche fo lange auf Handel und Ge- werbe lastete, sofort behoben sein werde, daß die Arbeiter hohen Lohn, die Unternehmer reichen Gewinn, die Konsumenten billiges Brot und gute und billige Waare erhalten würden: kurz, wir haben den Schutßzoll nit als ein Zaubermittel hingestellt, sondern sahlich und ruhig nachgewiesen, daß derselbe durch die Abwebr der ausländischen Kon- furrenz vorzugsweise geeignet sei, eine Gesundung unserer mißlichen wirthschaftlihen Verhältnisse anzubahnen. : I

Diese Behauptung ist dur die Thatsachen bis jegt vollauf be- stätigt worden. Die Besserung der Absatzverhältnisse hat sich in allen Industriezweigen mehr und mehr angebahnt, die Vollbeschäftigung der vorhandenen Arbeitskräfte is wieder eingetreten, und auch Lohn- erhöhungen sind, wenn auch noch nicht allgemein, erzielt werden.

Zahlreiche Handelskammern konstatiren dies in ihren neuesten Berichten. Das objektive Urtheil giebt bei ihnen ohne Wetteres die günstige Einwirkung der Schußzzölle zu und bestätigt die Wahrneh- mung, daß das Mißverhältniß der Produktion zum Absat: auf deni inneren Maurkte die Hauptursache unserer wirthschaftlichen Kalami- täten gewesen ist, während die freihändlerishen Handelskammern sich drehen und wenten, um alle möglihen Gründe für die Besserung der wirthschaftlichen Lage hervorzusuhen und nur der neuen Wirthschaftspolitik diese Einwirkung nicht zuzu- gestehen, roobei sie oftmals in direkte Widersprüche gerathen, ]o- bald sie die Wirkungen der Schußzzölle auf die Industrie im Aus- lande darstellen wollen. Nach der Meinung eines richtigen Frei- händlers ist die Wirkung von Schußzöllen auf die Industrie entweder nichtig oder aber sogar schädlich. Dies wird für das Inland auf alle mögliche Art zu bew-isen gesucht; wo es sib dagegen um das Ausland handelt, da sind die Schußzölle gewöhnlich von \o groß- artiger Wirkung, taß unser garzer ECrport nah dem betreffenden Auslande durch dieselben vernichter oder doch zum mindesten auf das Aeußerste gefährdet wird. :

Auf einem folcben Standpunkte steht die Handelskammer zu Leipzig, und die Vorsteher der Kau®?mannschaft zu König8berg i. Pr. huldigen diesen Prinzipien mit großer Wärme. Erstere befürchtet offenbar, man könnte zu ihrem Bortheile vielleicht annehmen, daß durch die vielen ofen zu Tage liegenden Beweise für die Zwet mäßigkeit der neuen Wirthschaftspolitik ihr bisheriger Standpunkt jeßt endlich beeinflußt worden sein könnte, deshalb fügt sie vorsorg- lib der kurzen Einleitung zu ihrem neuesten Jahresbericht für das Jahr 1882 den Sat: hinzu: „Daß unsere grundsäßliche Stellung gegenüber der jeßt herrs henden Wirthschaftepolitik sih nicht geändert hat, erwähnen wir nur, damit nicht aus unserem Schweigen das Gegentheil ges{lossen werde.“ Auch die Vorsteher der Kaufmann- {haft zu Königsberg betonen in ihrem neuesten Jahresberiht für das Jahr 1882, daß sie ihre Ansichten über die neue deutshe Wirt!schaftéyolitik nicht geändert haben; gleichzeitig ge- stehen sie aber zu, die deutsche Industrie führe mit Recht Klage darüber, daß durch den am 1. Juli 1882 in Kraft getretenen modifizirter. russishen Zolltarif ißr Erport nach einem so wichtigen Absatzgebicte, wie Rußland es darstellt, abermals erschwert sci. Aucb für Königsberg sei die Erhöhung der russishen Einfuhrzölle nicht gleichgültig, obgleich dort der Handel mit Industrie-Erzeugnissen ketne jo große Rolle spiele wie derjenige mit Rohprodukten und Konsum- tibilien; ein bis dahin ret lebhaftes Geschäft mit rohen Häuten von Königsberg nah Rußland habe sofort aufgehört, als der neue russische Tarif diese bisher zollfreie Waare mit einem Eingangs8zoll von 50 Kcpeken pro Pud belegt habe!

Das ift also die Taktik der freihändlerishen Handelskammern, welche jedoch, wie wir zugestehen müssen, in den jeßt eingehenden Berichten übcr das Jahr 1882 im AUgemeinen doch wesentlich weniger {hon si breit macht, als dies noch in den vorjährigen Berichten der Fall war; und wir sind überzeugt, daß auf Grund der immer mehr zunehmenden allgemeinen Besserung der Verhältnisse in den nächsten Jahren nur noch vereinzelte Klagen über die Wirkung der neuen Zoll- politik sih hervorwagen werden.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 43. Inhalt: Verfügungen: Vom 7. August 1883: Eröffnung der Gisenbahrstrecken Graudenz—Marienburg und Culm—Kornatowo. Vom 8. August 1883: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Koniß (Westpreußen)—Laskowißz (Westpreußen). Vom 10. August 1883! Eröffnung der Eisenbahn- \trecke Allenstein—Mohrungen.

Statistishe Nachrichten.

Wenn man die Volkszahl des Deutschen Reichs nach den vorläufigen Ergebnissen der Berufszählung, welce das Kaiserliche Statistishe Amt in mehreren seiner Monatsheste bereits veröffentlicht hat, mit der bei der vorigen Volkszählung ermittelten vergleicht, so

ergiebt sich:

am 5. Juni 1882 .…., 45 222050,

am 1. Dezember 1880 , 45 234 061, 5 danach eine Differenz von 12011 zu Ungunsten der neueren Zählung. Es wäre ein Fehler, hieraus auf eine wirklihe Abnahme der Be- völkerung oder auf Ungenauigkeit einer der beiden Zählungen zu schließen. Vielmehr ist das Zurückbleiben der „Berufsbevölkerung“ vom 5. Juni 1882 gegen die 14 Jahr früher ermittelte Volkszahl aus einer Reihe von Urfachen ganz wohl zu erklären.

Beide Zählungen verfolgten ganz verschiedene Zwecke und die zu ermittelnde Bevölkerung wurde daher nicht in der gleihen Weise begrenzt. Durch die gewöhnlichen Volkszählungen, wie die von 1880, wurde die ortsanwesende Bevölkerung ermittelt, während nah den für die Berufszählung getroffenen Bestimmungen die „Berufs- bevölkerung“, wenn wir diese Kombination so bezeichnen dürfen, \sich weder mit dieser noch mit der sogenannten „Wohnbevölkerung“ det. Auf Reisen u. \. w. befindliche Personen wurden nit an ihrem Aufenthaltéorte, sondern an ihrem Wohnorte, solche Personen dagegen, die zum Zwecke der Ausübung ihres gewöhnlihen Berufs für längere Zeit einen Aufenthalt außerhalb ihres Wohnorts ge- nommen hatten, niht an diesem, sondern an ihrem Arbeits- orte gezählt. Beispielsweise sind 12000 dem Fürstenthum Lippe angehörige Ziegler (10 9/6 seiner Bevölkerung) ni&t dort, fon- dern an ihren im Reiche und außerhalb zerstreuten Arbeitsorten ge- zählt. Da im Sommer mehr Deutsche außerhalb des Reichs, als Fremde im Reiche sich Arbeit suchen, so muß die Berufsbevölkerung von vornherein kleiner ausfallen, als die im Winter gezählte „orts- anwesende“. Es sind also von vornherein bei beiden Zählungen andere Komkinationen ins Auge gefaßt, und die Bevölkerung8zahlen lassen si niht ohne Weiteres mit einander vergleihen. Nun ift in Betracht zu ziehen, daß die Volkszählung des Jahres 1880 in den Winter fiel, in welhem die Secßhastigkeit der Bevölkerung eine größere als im Sommer is|stt, wäh- rend man durch, in der Berufsausübung selbst liegende Gründe veranlaßt war, für die Berufszählung den Sommertermin zu wählen. Bei dieser sind naturgemäß mehr Personen der Zählung entgangen, vorzugsweise solche, die im Sommer keinen festen Wohn- fi haben. Die Zahl dieser Vagabondirenden zu ermitteln, wäre zwar interessant, aber vie Berufszählung ihretwegen in den Winter zu verlegen ging doch nicht an. Da bei diescr der Nachdruck auf die genaue Angabe von Haupt- und Nebenberuf und Berufsstellung ge- legt wurde, mag auf die Nachweisung der Berufslosen und insbe- sondere der Kinder hier und da weniger Aufmerksamkeit verwandt worden sein; das hat der Erreihung der Hauptaufgabe der Berufs- zäh'ung keinen Abbruch gethan

Ferner ist zu erwägen, daß in dem Zeitraum seit der letzten Volkszählung der Bevölkerungszuwachs in außergewöhnlibem Grade gehemmt worden ist dur die starke Auswanderung im Jahre 1881 und in den ersten 5 Monaten des Jahres 1882 sind nachweislich über 250 C00 Personen mehr ausgewandert als nach dem Durh- schnitte der vorhergehenden 5 Jahre und daß die natürliche Be- völferungszunahme auc an sich s{chwäcer war als früher, indem im Jahre 1881 die Geburtenzahl bei vergleih8weise vielen Sterbefällen unnewähnlih gering war. Es wurden im genannten Jahre über 48 000 Kinder weniger lebend geboren und starben dagegen 4000 Personen mehr als nach dem Durchschnitte der vorhergehenden 5 Jahre. L

Diese Erwägungen zeigen, daß diejenigen von einer falschen Vor- ausfetzung ausgehen, welche aus der vergleichsweise kleinen Volkszahl der Berufszählung Mißtrauen gegen deren Ergebnisse {höpfen zu müssen glauben. Vielmehr liegt kein Grund vor, diese leßte Zählung für weniger zuverlässig zu halten als die vorhergehenden Volks- zählungen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Verlags-Buchhandlung von J. J. Weber in Leipzig hat \oecben wiederum cinen jener „Katechis8men“ erscheinen lassen, die sich in den verschiedenen Fathkreisen, für die sie bestimmt sind, wohlver- dienten Beifalls erfreuen. Diesmal ist es ein „Katechismus der Registratur- und Archivkunde, Handbuch für das Registratur- und Archivwesen bei den Reichs-, Staats-, Hof-, Kirchen-, Schul- und Geineindebehörden, den Rechtsanwälten u. #. w. sowie bei den Staatsarchiven“, von Georg Holtinger, Ministerialsekretär und Regi- straturvorstand im Großherzoglich oldenburgishen Staats-Ministerium, mit Beicrägen von Dr. Friedr. Leist, Accessist am Königl. allgem. Reichs-Ariv in München (Preis in eleg. Orig.-Einband 3 4). Der Verfasser ist durch eine mehr als 25 jährige Amtsthätigkeit mit dem Gegenstande durchaus und na jeder Richtung vertraut. Er bietet in dem Handbucb nicht nur den Registraturbeamten der Reichs8- und Staatsbehörden, fondern auch den Beamten der Kirchen-, Schul- und Gemeindebehörden und allen cine Registratur sührenden Einzelbeamten einen willklommenen Führer. Auch Private dürften für die Ordnung ihrer Sammlungen daxin die erwünschte Anleitung finden. Der erste Theil handelt von dem Registratur- und Archivwesen bet den Behörden und giebt zunächst einen geschwichtlihen Rückblick auf die Entstehung der Archive. Dann folgen in besonderen Abschnitten die Anweisungen über: die Organisation und innere Einrichtung der Registraturen, die Akten und deren Behandlung, die äußere Einrich- tung der Registraturen, die Registraturen der Gerihtsbehör- den und Beamten, sonstige Registraturen, die besonderen Pflichten der Megistraturbeamten bei den Staats- und Reichs- behörden und die Kontrole über dieselben, und endlich über die Bibliotheken der Behörden und deren Einrichtung. Der zweite Theil beschäftigt sich fsodann, unter wesentlicßer Mit- wir?ung des durch seinen „Katehismus der Urkundenlehre“ vortheil- haft bekannt gewordenen Dr. Friedrich Leist, mit dem Staatsarchiv- wesen. Ja der Einleitung wird zuvörderst Entstehung und Entwickelung der Archive dargelegt. Die einzelnen Abscnitte geben dann Aus- kunft über Zweck und Aufgabe, Organisation und innere Einrichtung der Arive, ferner über die Urkunden, die archivalishen Akten und ihre Behandlung, die Geschäftsregistratur:n der Staats- archive, ihre äußere Einrichtung, die Erfordernisse und Amts- pflihten der Archivbeamten und ihre Berufsthätigkeit. Ein Anhang endlih enthêlt cine große Anzahl von instruktiven Scezmaten und Formularen zur Verdeutlihung des vorher Gesagten, so u. a.: Organisationsplar und Eintheilung der Ministerien und Centralk ehörden in den Staaten des Deutschen Reichs, den Regi- straturplan eines Staats-Ministeriums und der Departements des- jelben, Schemata für Repertorien, Journale 2c., Formulare für ge- richtlihe Registraturen 2c. Auch dieser neueste Katebismus ist (im Format eines handlichen Taschenbuchs) so elegant ausgestattet wie feine Vorgänger. :

Die în Lieferungen erschbeinende Geschichte der deutscher Literatur von Prof. Dr. Wilhelm Scherer (Berlin, Weid- manne Buchhandlung) näbert sich ihrem Abschluß. Das kürzlicz ausgegebene vorleßte Heft führte die geistvolle Schilderung des gol- denen Zeitalters der deutshen Dichtung, welche die prägnante Ueber- rift „Weimar“ trägt, ihrem Ende zu und begann darauf die Ae::a der Romantik mit der Darlegung des Aufshwungs der Wissenschaften zu Anfang unseres Jahrhunderts. Das Scblußheft des Werks soll in Bâlde folgen.

Gewerbe und Handel.

New-York, 13. August. (W. T. e Weizenverscif- fungen der leßten Woche von den atlantishen Häsen der Ver- einigten Staaten nach Großbritannien 97 000, do. nach Frank- reih 50 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 42 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 40000 Qrtrs.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 14.August. (W. T. B.) Der Dampfer det Nord- deutschen Lloyd, Donau“ ist heute Mittag 1 Uhr in Southampton und der Dampfer „Hohenzollern“ derselben Gesellschaft um dieselbe Zeit in New-York eingetroffen.

Hamburg, 14. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhätia“ der Hamburg - Amerikanischen Palketfahrt- Aktiengesecll\chaft hat heute Mittag 1 Uhr, von New-York kom- mend, Kap Lizard passirt.

Hamburg, 15. Auguft. (W. T. B.) Der Post dampfer „Bavaria“ der Hamburg- Amerikanischen Packetfahrt- Aktiengesellschaft ist am 14. d. M., von Haniburg kommend, in San Thomas angekommen.