E E E L E E R T E
YHowas griffen darauf die Stadt an, wurden jedo von der Besaßung des Forts mit lebhaften: Gewehrfeuer begrüßt und mußten sih unter großen Verlusten nah einstündigem Wider- Îande zurückziehen.
— (Köln. Ztg.) Ueber die Reise des Kriegs- Ministers im Osten laufen heute folgende Nach- rihten aus Epinal ein: Der Kriegs - Minister be- suhte gestern die Forts des linken Moselufers. Er begab sih heute Morgen nach Thilliot. Längs den Kämmen der Vogesen wird er sih nach Belfort begeben und über Ser- vance gehen, wo vom Genie augenblicklich Boracken errichtet werden, welche zwei Compagnien Jägern zu Fvß als Wohnung dienen sollen. Der Kriegs: Minister trifft moraea in Belfort ein.
Die „Ag. Havas“ meldet: „Laut der Versügungen des Geseßentwurfs, betreffend eine afrikanishe Armee und die Bildung eines Expeditionscorps, sollen die unter dem Namen von Festungsbataillonen bekannten Jnjanteriebataillone auf dauernden Kriegsfuß gestellt und mit Ausnahme von zwölf derselben für die Vertheidigung der festen Pläße an der Ostgrenze reservirt werden. Da man zu ter Uebezeugung gekommen, daß ein Aufenthalt von einem Jahre und darüber in den Festungéwerken auf den Hochebenen der Vogesen der Gesundheit der Truppen sehr nachtheilig wird, ist man auf den Gedanken gekommen, in Nemiremont, Bruyères, Epinal und Arches Baracken aufzuricten, in denen diese Bataillone den Winter zubringen würden. Diese Baracken würden 1nach dem Muster derjenigen, die nah der Zeit der Kommune auf der Ebene von Satory bei Versailles errichtet worden sind, aufgebaut werden. Nur eine kleine Abtheilung der Bataillone würde die Wintermonate in den Festungs- werken zubringen.“
— 17. August. (W. T. B.) Die Regierung hat, wie die „Agence Havas“ meldet, in der Angelegenheit des Jour- nalisten Boland noch keine Entschließung gefaßt. Der Minister des Znnern hat bis jeßt blos bei dem Minister-Präsidenten Ferry angefragt, ob es nicht rathsam sein würde, das Gesetz über die Ausweisung von Ausländern gegen Boland in An- wendung zu bringen.
Aus Saigun wird das Gerücht gemeldet, daß der Kommandant von Namdinh, Badens, ein neues Gefecht bestanden und, ohne seinerseits irgend welchen Verlust zu er- Teiden, dem Feinde große Verluste beigebraht habe.
— 18. August, Mittags. (W. T. B.) Der Minister
des Jnnern hat heute den Ausweisungsbefehl gegen
den Journalisten Boland unterzeichnet.
Spanien. Madrid, 18. August. (W. T. B.) Der König ist gestern Abend nah Valencia abgereist.
Jtalien. Rom, 17. August. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Gibraltar: Die erste Division des italienishen Geshwaders ist gestern von Algesiras nach Cartagena abgegangen, die zweite Division desselben befindet sich noch in Tanger. Die Meldung englischer
lätter von dem Abbruch der Verhandlungen zwischen ver Regierung von Marokko und der italienishen Gesandt- schaft und von dim Einzichen der italienishen Flagge wird als unriŸtig bezeichnet: die Verhandlungen werden fortgeseßt.
Türkei. Konstantinopel, 18. August. (W. T. B.) Der in Moskau residirende Erzbischof von Tabor, Nicodemus, is einstimmig zum griechischen Patri- archen von Jerusalem gewählt worden,
Serbien. Wie man der „Pol. Corc.“ aus Belgrad míldet, wird behufs Ratifikation der Beschlüsse der Conférence à quatre für den 19, September die kleine Skupschtina ad hoc einberufen werden, auf deren Tagesordnung als ein- ziger Gegenstand die Konvention, betreffend die orientalischen Bahnanschlüsse, stehen wird.
Amerika. New-York, 17. August. (W. T. B.) Der ute der Telegraphisten ist vollständig erfolglos ge- ieben,
Afrika. Egypten. Alexandrien, 18, August. (W. T. B.) Das amtliche Blatt erklärt die Befürchtungen wegen Austretens des Nils für unbegründet; es sei für diescs Jahc keine Gefahr vorhanden, und alle Vorsichts- maßregeln seien getroffen.
Zeitungsstimmen.
Der „Deutschen volkswirthshaftlihen Corre-
spondenz“ entnehmen wir folgenden Artikel : __ Die „Freihandels-Correspondenz* vom 15. d. Mts. veröffentlicht eine ihr von juristisher Seite atressirte Zuschrift, welche si über die Rechtsfolgen der Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend den deuts{ch-\panischen Handelsvertrag, verbreitet. Jn derselben wird im Wesentlichen gesagt, daß dieses Uebereinkommen durchaus der Vorauss\ezungen entbehrt, an welche in der Reichsverfassung die Rechts- gültigfeit solcer Verträge geknüpft ist. Zum Abschluß des Ueber- einkommens sei die Zustimmung des Bundesraths nit eingeholt wordcn (?), denn die auf diplomatishem Wege eingeholte Zustimmung der Einzelregierungen (nit als Bundesrath in der Person von Ver- tretern versammelt, Art. 6 der Reichsverfassung) vermöge einen in den geshäftsmäßigen Formen zu Stande gekommenen Beschluß des Bundesraths ebenso wenig zu erseßen (?), als etwa eine briefliche Genebmigung der größeren Hälfte der Reichstagêmitglieder einen Beschluß des Reichstags; vor Allem aber fehle dem Uebereinkommen die Genehmigung des Reichétags, für welch{e die Herstellung eines Surrogats überhaupt nicht versucht sei. .
Es könne daher keinem Zweifel unterliegen, daß das Ueberein- kommen, wenn über seine Gültigkeit eine Entscheidung auf dem Rechtswege herbeigeführt werden könnte, für rechtlich unwirksam erklärt werden würde. . . Auch so unterlägen die spanisben Prove- nmenzen von Rechtêwegen nah wie vor den Säßen des deutschen aris, bis dieser auf ri e Mag Wege abgeändert sei. Jn
irtlihkeit aber würden die \pani]hen Provenienzen niht nach dem deutschen Zolltarif, sondern nach den niedrigeren Sägen des im Ent- wurfe eines Handelsvertrages mit Spanien enthaltenen Konventional- tarifs behandelt werden.
Nun frage es sih um die hieraus entspringenden Rechtsfolgen. Die Reichsbeamten seien für die E r ihrer Amtshand- [lungen verantwortlich, sowohl civilrechtlich wie strafrechtlich. Alle diejenigen inländischen Fabrikanten und Kaufleute, welhe dadur geschädigt werden, daß spanische Produkte weniger Zoll bezahlen, als sie von Rechtswegen sollten, könnten ihren gesammten Schaden von den betheiligten höheren Reichébeamten aus deren Privatvermögen im Wege der Klage erseßt verlangen.
Von denjenigen Jmporteuren, wel&e für ihre spanishen Im- porte weniger als die Säße des Zolltarifs bezahlt, könne der Reichs- fiskus nach dem Vereinszollgeseße eir: Jahr lang Nachzahlung der Differenz verlangen, so daß dieselben also no eine Ueberraschung erlelen könnten. . .,
Die „Freihandels - Correspondenz* bält die aufgeworfene Frage durch vorstehende Ausführungen noch nit eirmal für erschöpft und sagt, dieselben verdienten jedo um ihrer „Wichtigkeit willen“ der öffentliben Diskussion untcrbreitet zu werden.
Wir glauben nun annebmen zu dürfen, daß lcbtere keine sehr weitläufige werden, sondern si zunätst auf nachstehende Gesichts- punkte beschränken wird, vorausgeseßt, daß dieser Gegenstand na den Regeln der gesunden Vernunft, niht aber nah den Anschauungen verknöcerter Juristen diskutirt wird, Vorerst ist daran zu erinnern, daß es wohl keinen deutschen Staatseinwohner reiferen Alters und mit gesunden Sinnen giebt, der den deutschen Reichskanzler im Ver- dabte einer absicbtliden oder folcen Verleßung der Reichs- verfassung bätte, wo dieser sich rnicht der unzweifelhaften _Zu- stimmung des Reichétages und bezw. der ganzen deutschen Nation für völlig sider hält. Zweitens hat für uns, und wohl au für die meisten anderen Staatsangehörigen, die direkte Abgabe einer Zustimmung von Seite der Bundcsregierungen, {on nah den einfachsten Regeln der Logik, allermindestens den gleichen Werth und die gleiche Traaweite wie cine von Seiten eines Vertre- ters erst mittelbar abgegebene Zustimmurg. ODrittens wundert uns höhli, wie ein „Jurist“ vorauéseten kann, daß ein höherer oder au niederer Zollbeamter civil- oder strafrechtlich für die Ausführung einer Verfügung des Reichskanzlers verfolgt werden kann ; ja im vor- liegenden Fall und bezw. nach der Natur des Falles, muß es geradezu für absurd erklärt werden, diesen Reichsbeamten (und das find die Zollbeamten sämmtlich) zuzumutben, eine solche Ordre des Reichskanzlers auf ihre Gesetzmäßigkeit zu prüfen, bezw. ihre Aus- führung zu versagen. Viertens möcten wir den Geisteszustand und die Beurtbeilungsfähigkeit desjenigen Importeurs kennen, der eine Klage auf Schadenersatz im obigen Sinne anstrengen würde, nach- dem er aus den Zeitungen wie aus den Geschäftébriefen sattsam er- fahren mußte over konnte, wie die Dinge liegen, so daß er sid redt- zeitig auf alle Eventualitäten gefaßt machen und seine Maßregeln darnach treffen mußte. z
Wir sind in der Presse noch selten auf Ausführungen gest oßen, wele so sehr wie jene des „Juristen“ der „Freihandels- Correspyon- denz“ den Stempel an si tragen, der Regierung um jeden Preis Verlegenheiten zu bereiten, oder do deren feste Absichten zu ver- dâchtigen. Nachdem gerade die mancbesterliche Presse cs war, welche die Nachricht, daß die Regierung den Reichstag einberufen wolle, um ihm den spanisch-deutshen Handelsvertrag zur Genehmigung zu unter- breiten, mit der so bestimmten, zuweilen sogar höhnishen Bemerkung beantwortete, daß gar nicht daran zu denken i, daß N eine zur Beschlußfähigkeit erforderlibe Anzahl von Abgeord- neten einfinden werde, hätten wir von ißr eine vecnünf- tigere und auch loyalere Beurtheilung dcs betr. Schrittes des Reichs- kanzlers erwarten dürfen, mit welchem er nah langer Jeberlegung den stürmischen Anträgen entsprach, die aus dem ganzen Neiche von Seitz der Industriellen um Inkrastsezung des betr. Vertrages an ihn ergingen.
Wenn man nun auch diese Handlung des Reichskanzlers als ira groben Kontraste zu dem Wortlaut und Geiste de: Reichsverfassung stehend, hinstellen will, so s{beint uns damit nur noch ein Beweis mehr dafür geliefert zu scin, daß die Reichsverfassung dringend einer Abänderung im Sinne de: Erweiterung der Befugnisse der Reichs- regierung bedürftig ist.
— Der „Vogtländische Anzeiger“ veröffentlicht über die Lage der Erciz.x Jndustrie folgende Zuschrift, die ihm aus kaufmännischen Kreisen zugegangen ist:
Greiz, 8. August. Wenn wir in Nr. 180 d. Bl. ein französisches anerkennendes Urtheil über deutsde Industrie aus der ,„Ré- publique française“ mittheilten, so bestätigen uns auß Wahrnehmun- gen aus der Heimath, daß unsere Erwerbsverhältnisse in der That eine fortgehende Besserung konstatiren. Der Bericht der Greizer Handelskammer auf 1882 z. B. giebt ganz überrascende Zahlen an. Nach diesem Bericht hat sich im Laufe des letzten Jahres die Zahl der mecbanischen Webereien um 11, die Zahl der Webstühle um 1845, die Zahl der Arbeiter in den Webereien um 1350, in den übrigen Industrien um 148 vermehrt. Der Kammer- bezirk zählt gerade 100 Fabrikanlagen, wovon 75 mit Damyfbetrieb urbd 101 Dampfkesseln, 8 mit anderen Motoren und 17 obne Motoren In denselben werden 7285 Arbeiter (4936 männlice und 2349 weibliche) beschäftigt. Die Zabl der mechariscen Webstühle betrug gegen 6245 1881, jetzt 7000 Dazu sind noch 1800 auswärts im Kontrakt für Greiz arbeitende _und 2000 Handstühle zu rechnen, Das ergiebi die ganz respektable Summe von über 10000 Stühlen! Eine entspcehende Produktion steht sclbstver- {tändlih dieser großen Stublzahl gegenüber. Die Unterbringung so große: Waarenmengen kann nur mit Hülfe des Erports geschehen, und es ist crfreulid, daß durch strenge Solidität und aufmerksame Bedienung si, wie auch im Berichte erwähnt ist, das Absatzgebiet fortgehend erweitert, Die Leipziger Handelékammer schreibt, wie wir bereits gemeldet: „Das auteländische Fabrikat ift durch Geraer und Greizer Waaren faft gäazlih verdrängt.“ Die Whne haben eine Auf- besserung erfahren. Aus im Bericht enthaltenen Tabellen ergiebt fich, pas eine immerhin beträchtliche Anzahl Arbeiter es über 20 M bringt, daß aber der Durh\chnitt pro Arbeiter 14 A ift. i
— Jn dex „Elsaß - Lothringischen Zeitung“ vom 14. d. M. lesen wir:
Der mit dem heutigen Tage zum Theil in Kraft tretende Handels- vertrag mit Spanien ist ein Glied in der Kette ron Maßnahmen, welche die Reichêregierung cit der Wandlung unserer Handelspolitik zur Förderung unseres Exportverkehrs bercits getroffen hat. Von frei- bändlerischer Seite wurde früher öfters behauptet, daß die im Jahre 1880 inaugurirte nationale Wirthschaftspolitik uns dem Auslande gegenüber iso- lirt habe und keine Mzglichkeit zu handelépolitisher Annäherung zwischen Deutschland und anderen Ländern übrig lasse. Daß diese Behaup- tung gänzli unbegründet ift, wird einmal {hon dur ven spanischen Handelsoertrag, dann überhaupt dadurch bewiesen, daß in keiner Zeit so viele Havydelsverträge von Deutschland zum Abschbluß gebracht worden find als gerade seit 1880, Das Reich hat, wenn die Freund- \chaftsverträge mit Samoa und den Hamwaiischen Inseln hier bei Seite gelassen werden, seit Anfang 1880 folgende Verträge und Ueber- einkommen geschlossen :
vom 30. Mai 1881,
mit Belgien
mit China vom 31. März 1880,
mit Italien vom 4. Mai 1883,
mit Mexiko vom 23. Mai 1881,
mit der Schweiz vom 23, Mai 1881,
mit Serbien vom 6. Januar 1883,
mit Spanien vom 12. Juli 1883, Von diesen Verträgen sind einige, die mit Belgien, Mexiko und der Schweiz geschlossenen, allerdings nur fsogenannte Meistbegünstigungs- verträge, die sih einfach als Verlängerung bereits bestehender Vertragsver hältnisse darstellen. Indeß war es doch für unseren Handel ein großer Gewinn, daß es gelang, von der Schweiz den Veredelungsverkehr und von Mexiko die Meist- begünstigung zu erhalten. Der Vertrags mit China hat vor- nehmlich die deutshe Schiffahrt in den chinesishen Gewässern gefördert, und bei den übrigen Verträgen is es fogar gelun- gen, auf die Zolltarife der betreffenden Länder, Serbien, Italien, Spanien, in einer dem deutshen Erport günstigen Richtuag direkt einzuwirken. Ob dasselbe Ziel erreiczt wäre bei einem absolut frei- händlerischen Tarif, ohne den fremden Staaten unsererseits Konzefs- sionen bieten zu können, ist doch eine kaum mehr zweifelhafte Frage, wenigstens haben die Verhandlungen mit Spanien erwífesen, wie das Ausland selbst auf ganz geringfügige Zugeständnisse deutscherseits das größte Gewicht legt.
Centralblatt für das Deutsche Rei. Nr. 33. — Inhalt : Justizwesen: Erscheinea des ersten Jabraanys der „deutschen Justiz- Statistik.* — Zoll- und Steuerwesen: Veränderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll- und Steuerstellen. — Bankwesen:
Status der deutschen Notenbanken Ende Juli 1883. — Finanzwesen : Nachweisung über Einnahmen“ des Reichs vom 1. April bis Ende Juli 1883; Urtheil des Reichégcrits vom 2. Mai 1883, betreffend die Anwendung des Reichs-Stempelgeseßzes vom 1. Juli 1881. — Konsulatwesen: Ernennung; Exequaturertheilung. — Polizeiwesen : Auêweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 33. — Inhalt -
Amtliches : Personalnachrihten. — Nichtamtliches : Der neue Central- bahnbof in Straßburg. — Die Einmauerung von 7 «Trägern. — Der Cimbria-Unfall. (Scbiuß.) — Brücke mit Konsol- Auflager. — Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens in Berlin 1882/83. VI. (Fortseßtung.) — Vermischtes: Geheimer Regierungs-Rath Fournier f. — 24. Hauptversammlung des Vereins deutsher Ingenieure. — Akademie Poppelsdorf-Bonn. — Dur&schlag des Arlbergtunnels. — Parlamentspalast in Rom. — Straßenbahnen in England und Frankreich.
Statistische Nachrichten.
Das Königliche Statistishe Bureau veröffentlicht soeben von der Preußischen Statistik (amtlihes Quellenwerk, herauê- gegeben in zwanglosen Heften) das LXXI. Heft. Dasselbe enthält die „Ergebnisse der meteorologishen Beobachtungen im Jahre 1882“, die vom Königlichen mcteorologischen Institut ver- anstaltet worden sind. (Berlin 1883, Verlag des Königlichen Statistischen Bureaus). In der Einleitung wird zunächst einPersonalbericht für das ver- flossene Jahr erstattet uad dem dahingeschietenen interimistishen Vor- stand, Professor Dr. Arndt, ein anerkennender, ehrender Nekrolog gewidmet ; dann folgen persönliche Veränderungen im Stationé- neb. Es wird konstatict, daß der Wegfall einiger Stationen durch das Hinzutreten neuer (wie z. B. das von der Rudolstädter „Meteo- rologisben Gesellschaft“ eingerichtete Neß von zwei Stationen 11. und 111, Ocdnung — Rudolstadt, Frankenhausen, Schlotheim, Stadtilm, Bucha, Leutenberg, Blankenburg, Oberhain, Meure, Kaßhütte, Neuhaus am Rennsteig — in den Verband des preußishen Institutes auf Wunsch der fürstlicen Re- gierung von Schwarzburg - Rudolstadt aufgenommen wurde) reihlih gedeckt ist. Weitere Stationen, welche sh dem preußischen Stationsneß angeschlossen haben, find: aigerloch in Hohenzollern, Herford, Kammeréwaldau bei Hirschberg, Martenwerder, Münster i. E.,, Popelau. Neu eingerichtet ift eine Station II]. Ord- nung auf der Schweizerei am Glaßer Scneeberge und mehrere Regen- stationen innerhalb des Gebietes der Grafschaft. Von sekundâren Stationen, welche gegen Ende des vergangenen. Jahres vom meteoro- gischen Institut eingerichtet wurden, treten Deutsh-Crone und Schnee- gruben-Baude auf dem Kamme d28 Riesengebirges bei. Zur Untersuhung meteorologisher Erscheinungen in verschiedenen Höhen stehen somit jeßt drei Gruppen von Stationen in den Sudeten zur Verfügung: Schreiberhau (627 m) und Schneegruhen-Baude- (1430 wm); Eichberg (348 m), Kirhe Wang (873 m) und Sccbneekoppe (1599 m); Ebersdorf (424 m) und Glater Schneeberg (1210 m). Die Station auf der Schneektoppe erhielt, gelegentlich einer persön- lien Inspektion Ende September 1882, u. A. einen zweiten Regen- messer, da verschiedene Anzeichen dafür sprachen, daß das bis dahin gebrauchte Auffanggefäß von 36 cm Höhe für die heftige Luftbewegung auf der Koppe zu niedrig ist, namentlich bei starkem Schneegestöber. (8s wurde daher ein doppelt so tiesec Schneefänger von gleicher Auffangfläce (1/20 qm) in 3,1 m Abstand von dem alten und in gleicher Höhe über dem Erdboden aufgestellt. Wahrscheinlich werden auf der kleinen Gipfelfläche der Koppe, die nach Norden und Süd- westen sehr steil abfällt (Melzer- und Riesen- oder Aupa-Grund), je nah der Aufstellung des Regenmessers und der herrschenden Wind- rihtung, in verschiedenen Instrumenten auch merklich verschiedene Quantitäten gemessen werden, in ähnlicher Weise, wie bei Regen- messer, welche in den vier Ecken der Plattform eines Thurmes placirt find. Fernere Versuche und Méessungen werden darüber Auf- \chluß geben. — Es ist nech zu erwähnen, daß die Zahl der forstlicy- meteorclogisden Stationen, deren Veobachtungsresultate ih auf Seite 84 ff. finden, um zwei, nämlich Lintel iu der Lüneburger Haide und Schmiedefeld auf dem Südwestabhange des Thüringer Waldes, vermehrt ist, Zur weiteren Vervollständigung des durch die Stationen des Instituts gebotenen klimatologischen Materials sind ferner die Beobachtungéresultate der Stationen in Borkum, Wilhelmshaven, Hamburg, Swinemünde und Neufchrwasser, die zum Theil früher zum prevßishen Neße çehörten und deren Resultate der Mittheilung der Deutschen Seewarte in Hamburg verdankt werden, mit ausgenon men worden, cbenso wie die Beobachtungsergeb- nisse «n den fünf hessishen Stationen 11]. Ordnung Gießen Mainz, Monsheim, Pfeddersheim und Michel- stadt, deren Resultate den Fachleuten bisher kaum bekannt waren. Die geographischen Coordinaten der Stationen sind alle aufs Neue bestirimt und dabei mehrere alte Fehler ausgemerzt worden. Auf Seite V. urd VI. findet sich ein Verzeichniß der meteorologishen Stationen im Jahre 1882, deren Zahl zusammen 169 beträgt. — Den eigentliben Inhalt des Werkes bilden die täglihen Beob- abtungen an der: correspondirenden Gipfel- und Thalstationen Schueekoppe-Cichberg pro 1882, sodann cine Tabelle mit Uebersicht über die Temperatur der Erdoberfläbe und die doppelten Nieder- \chlag8mefsungen auf der Schneekoppe 1882. Dieser folgen zweislündlide Beobachtungen der Lufttemperatur und der Windrichtung an der Pulvermagazin-Wache bei S{werin in Mel. 1882, ferner Monats- und Jahres-Uebersichten pro 1882,
ferner Eistage, Frosttage, Sommertage, Frost- und Schneegrenzen, .
fünftägige Temperaturmittel. Nachträge und Berichtigungen. Im Anhang findet fi cin längerer Artikel über die von Hottinger u. Co. in Zürich verfertigten Haar-Hygrometer und eine längere Reihe ver- gleihender Beobachtungen an solchen auf der Sternwarte in Breslau, vou Prefessor Dr. Galle. Da eine spezielle Mittheilung der mit den beiden Hvgrometern in aht Monaten angestellten Beobachtungea zu umfangreich wäre, so sind nur zwei Serien nebst den aus den Beob- achtungen gebildeten Differenzen und sonstiger Bercchnungsweise in der nachstehenden Uebersicht zusammengestellt worden. Die am Schlusse beigegebene Karte der meteorologishen Stationen, von denen Beobachtungsresultate aus dem Jahre 1882 mitgetheilt werden, dürft: als die erfte derartige besonders willkommen sein.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Die Gewerbeordnung des Deutschen Reichs hat be- fanntlich durch die kürzlih emanirte Gewerbe-Novelle eine durchgreifende Veränderung erfahren, und es stellt sich in gewerb- lien Kreisen allgemein das Bedürfniß heraus, die gesammte Ge- werbegesetzgebung gesammelt vor fih zu haben. Wir sind in der Lage mittheilen zu können, daß man amtlicherseits diesem Be-
dürfniß vorgesorgt,denn der Geheime Regierungs-Rath und vortragende -
Rath im Reichsamt des Innern, Hr. T. Bödiker, hat im amtlichen Auftrage das „Gewerberecht des Deutschen Reichs“ in einem starken Bande bearbeitet, der im Herbst d. J. in R. von Deckers Verlag Marquardt & Schenck hierselb ersheinen wird. Dieses Werk wird in der Einleitung die Entstehungs- und Entwicke- lungêgeshichte der Gewerbeordnung darstellen und sih dann in ver- schiedenen Kapiteln über die Reichsverfassung, den Zollvereinigungs- vertrag, das Freizügigkeitsgesetz, die Post-, Zoll- und Steuer- geseße, das Strafgeseßbuch, soweit diese Geseßze in die Ma- terie eingreifen, auslassen. - G8 folgen daun die Ausfüh- rungs-Verordnungen über Verkehr und Anlagen werschiedener Gewerbszweige, das Krankenkassen- und Haftpflichtgescß, Dreß-, Nah- rungêmittel-“ und Viebseuchengeseße, Patent-, Markenshuß- und Urheberrechtêgeseßc, Maß- und Gewichtsordnung, Münz- und Bank- gesey, Beschlaanahme des Dienstlohnes, Wucher, ÎInhaberpapierc, Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften, Handelsverträge, Literar- fonventionen 2c. Das Werk wird sonach in ershöpfender Weise alles Material in Bezug auf das Gewerberecht zusammenfassen und selbst- verständlich jede Garantie der Zuverlässigkeit bieten.
— Von den „Sitzungsberichten der Königlich preußi- \chen Akademie der Wissenschaften zu Berlin®, die in wis enräumen von 8 Tagen in Kommission . bei Ferd. Dümmlers Berlagsbuhhandlung (Harrwiß u. Goßmann) hierselbst ersbeinen und sämmtlice zur Veröffentlibung geeigneten gescäftliben und wissen- schaftliben Mittheilungen, wele in den Sißungen der Akademie ge- mat werden, enthalten, sind soeben Stü XXII.—XXXVII. (vom 10. Mai 1883 bis zum 26. Juli 1883) durch den Druck veröffentlicht worden. Diesclben bringen folgende wissenschaftlibe Mittheilungen : Untersubungen über die Bestimmung von Oberfläben mit vorge- schriebenem Ausdruck des Linearelements. Von R. Lipschiß in Bonn. (Fortsezung d. Mittheilungen v. 14. Dezbr. 1882 u. 8. Februar 1883), — Ueber das Campakacreshtikathanakam, die Ge- s{ichte vom Kaufmann Campaka. Von Ant. Weber. — Bericht des Hrn. Johannes Schmidt in Halle über die von ihm im Auftrage der Akademie im Winter 1882—83 ausgeführte epigraphisbe Reise nah Algier und Tunis. — Ueber Jeremejewit und Eichwaldit vom Berge Soktuj in Daurien. Von M. Websky. — Zur Physiologie der Gehörschnecke. Von Dr. B. Bagineky. — Ueber geröllführende Gneiße von Obermittweida im sächbsishen Erz- gebirge. Von I. Roth. — Ueber die Vorkommen der Küste Labra- dor. Von J. Roth. — Ueber das Todesjahr des Arnolfo di Cambio (nebst einer Tafel), Von C. Frey in Florenz. — Bemerkungen über die Multiplikation der elliptishen Funktionen. Von L. Kronecker. — Zur Theorie der Blattstellungen (nebst ciner Tafel). Von S. Schwen- dener. — Studien über die Tempelgiebel von Olympia. Von E. Curtius. — Ueber die centralen Organe für das Sehen und das Hören bei den Wirhelthieren. Von H. Munk. — Ueber die von Thukydides benußten Urkunden. Von A. Kirchhoff. — Ueber den südöstlihen Winkel des alten Germaniens. Von K. Müllenhoff. — Ueber die Geschichte vom Kaufmann Campaka (Nachtrag). Von Weber. — Arsinoitisce Steuerprofessionen aus dem Jahre 189 n. Chr. und verwandte Ur- kunden. Von U. Wilen in Stettin. (Hierzu Taf. IX.—XII.) — Ueber einige Eigenschaften kreuzweise verbundener Magnetstäbe. Von A. Töpler in Dresden. — Ein angebliches Gesetz des Perikles. Von M. Duvncker. — Weitere Bemerkungen über die Multiplikation der elliptishen Funktionen. Von L. Kronecker. — Zur Theorie der Fcr- men höherer Stufen. Von L. Kronecker. — Bestimmung der Elasti- zitäts-Konstanten des Kupfers. Von W. Voigt. —- Ueber die mag- netisirende Wirkung elektrisher Shwinguagen. Von A. Oberbeck in Halle. — Ueber die Zeitbestimmung der italishen und deutschen Hausurnen. Von Rud. Virchow. — Getrennt von den „Sißzungé- berichten der Königlichen Akademie der Wissenschaften“ erscheinen, gleichfalls in Kommission bei Ferd. Dümmlers Verlagsbuch- handlung, in Monatsheften: Mathematische und natur- wissenschaftliche Mittheilungen aus den Sißungsberichten der Königlich preußishen Akademie der Wissenshaften zu Berlin. Diese Sonderauêgabe enthält sämmmtliche Arbeiten aus vem Gebiet der reinen Mathematik wie aus dem der theoretischen, experimentellen und beobachtenden NÑatvrwissenschaften in vollständigem Abdruck, welche in Sitzungen der Akademie von deren Mitgliedern oder ihr fremden Verfassern mitgetheilt in die eSißungsberichte" aufgenom- men wurden, Auch demselben Gebiete angehörige geschäfilihe Be- richte, Preisauïgaben und Preisertheilungen, AdreFen, Reden u. dgl. in. finden darin Plaß. — Preis des Jahrg. 8 M — Rom in Wort und Bild. Eine Schilderung der ewigen Stadt und der Campagna von Dr, Rud. Kleinpaul, Mit über 400 Jllustrationen, 37, bis 46. Lieferung zu je 1 M (Leipzig, Schmidt & Günther), — Mit diesen Heften gelangt das mehrfach an dieser Stelle besprochene, reich illustrirte Pracht- werk zum Abscbluß, und man muß zugestehen, daß der Verfasser und die Verlagshandlung gehalten, was sie am Anfang versprochen, und ein wirklich monumentales, in jeder Hinsicht \{chönes Werk über die ewige Stadt geschaffen haben; denn in der Schilderung fehlt keine bekannte Lokalität, fein berühmtes Kunstwerk. Eincn ganz befonderen Reiz des Werks hilden die vorzüglichen Holzscbuitte, die als wahre Meisterwerke der Xylographie das im Text Beschriebene mit einer Wahrheit und Anschaulicbkeit illustriren, die man vor der heutigen Vervollkommnung der Holzschneidekunst niht für mögli gehalten hätte. Die Abonnenten sind somit für einen verhältnißmäßig geringen Anschaffungêpreis in den Besitz eines Buches gelanct, das mit der Fülle fünstlerish-\{chöner Anregungen, die es bietct, für jede Hausbibliothek einen köstliben Schatz darstellt.
Gewerbe und Handel.
New-York, 17. August. (W. T. B) Baumwollen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshâfen 10 000 B. Aus*uhr nach Großbritannien 14 0009 B., Ausfubr na dem Konti- nent 2000 B., Vorrath 265 000 B.
Verkehrs-Anftalten.
Bremen, 18. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord- deutschen Lloyd „Werra“ ist gestern Nachmittag 3 Uhr, und der Damvfer „Rhein“ derselben Gesellschaft Nachmittags 6 Uhr in New-York eingetroffen.
Berlin, 18. August 1883.
Amtlicbe Berichte aus den Königlichen Kunstsammlun gen.
(Aus dem Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen, 3. Heft IV. Bandes.)
I. Königliche Muscen in Berlin. (Fortsetzung.)
D. Münzkabinet.
Die im Quartal 1. Januar bis 1, April 1883 gemachten An- käufe sind nit beträhtlih. Hr. Dr. Puchstein sandte drei Bronze- münzen von Städten der Euphratländer, aus der späteren Kaiserzeit, Aus einer Sendung des Hrn. Sabbas in Smyrna, welche der dortige Kaiserliche Konsul Hr. Tettenborn freundlichst vermittelte, wurden einige kleinasiatische Münzen erworben, unter denen die beste, zu Mastaura in Lydien unter Tiberius geprägte einen êrcueiyrde Tavaÿnvawy nennt. Es ift die erste Münze, auf welcher die Pana- thenäen erwähnt werden, und Mastaura triti zu den wenigen Städten, in denen, wie Inschriften bez-ugen, dies Fest gefeiert wurde.
Eine seltene Silbermünze des Maxentius, des Gegenkaisers Konstantins des Großen, hat sein Bildniß von vorn, was Überhaupt nit oft auf röômischen Münzen vorkommt, und der Kopf ist ein wirkliches arakteristishes Bildniß von gutem Stil. 14 andere werthvolle römische Münzen »ourden aus der nachgelassenen Samm- lung des Staaidraths Samiwver in Gotha ausgewählt.
Etwas größer war der Zunmachs an deutshen Medaillen des XVI. Jahrhunderts. Cine ovale goldene des Grafen Karls 11. von Hohenzollern 1547—1606, des Ahnherrn der Linie Sigmaringen, ist von einem breiten Rande der zierlihsten Gold\chmiedsarbeit umgeben, und hängt an drei Ketten, die sih oben in einem Ringe vereinigen. Da die Medaille selbst die Jnitialen des Valentin Maler trägt, darf man glauben, daß auch die Goldschmiedzarbeit aus der Werkstatt dieses berühmten Nürnberger Künstlers, der ein Schwiegersohn Wenzel Jamnitßers war, herrührt. Andere tüchtige Arbeiten des XVI. Jahrhunderts sind die Medaillen des Grafen Stephan Sclick und des Benedikt Stimmel. An diese Medaillen {ließt sich etn Doppelthaler von Utrecht, dessen Aufschrift Othomanica Classe Deleta 1574 zeigt, daß er zu Ehren der Schlacht von Lepanto geprägt ist; Philipp 11. ist, in ät niederländischer Allegorie auf cinem Delphin O, aber geharnischt und cin Kreuz in der Hand haltend, dar- gestellt.
Dur Vermätniß der kürzlib verstorbenen Stiftsdame von Uttenhoven, welce früber das Münzkabinet einigemal besucht hatte, erhielt dasselbe eine Silberplatte mit dem gravirten Bildniß des Karl von Uttenbovoen, eines bekannten Gelehrten und Dichters gegen Ende des XVI Jahrhunderts. Diese Arbeit ist mit dem Namen des Simon de Passe bezeichnet, welcher in dieser Art von Niello-Gra- virung berühmt, besonders in England, den Niederlanden und in Cöln gelebt hat. Dies Bildniß des Uttenhoven ist eine Kopie des Kupferstihes, welhen Crispin de Passe, Simons Vater, ge- stochen hat.
In den leßten Tagen haben Ihre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin ein Bronze- erxemplar des von Gberlein auf die Silberbohzeit modellirten Guß- medaillons dem Münzkakinet überweisen lassen, wo es auf cinem der Schautische ausgelegt ist. L i:
Die neue Inventarisirung des Münzkabinets wird in den nächsten Monaten keendigt werden. I. Friedlaender.
E. Kupferstichkabinet.
In dem ersten Quartale 1883 wurden folgende Zeichnungen crworben :
Schule von Venedig, XVY. Jahrhundert: Dege und Prokuratoren in einer Kapelle knicend. Pinsel und Tusche, weiß gehöht. Venetia- ge Due, in der Kompositionsweise an Jacopo Bellini erinnernd.
32/408.
Suardi, Bartolommeo, gen. Bramantino : Herkules in halb liegender Stellung, mit emporgewendetem Blick, auf dem Boden sißend. Getuschte und gehöhtz Federzeibnung. 129/167.
Italienishe Schule, Anfang des XVI. Jahrhunderts. Die An- betung der Hirten. Federskizze. 269/182.
Avercamp, Hendrik van: Flußlandscaft mit zwei Schiffen links und Rad und Galgen rechts; vorn am Wasser cin Pferd. Sorgfältig ausgeführte aquarellirte Federzeibnung. Unten in der Mitte gegen rechts das Monogramm. 124/227.
Derselbe: Auf dem Vorsprung eincs Flußufers, welches \ich rechts dahinzieht und von Figuren belcbt ist, ein breiter runder Thurm, überragt von einem Zöheren s{lanken. Aquarellicte Feder- zeichnung, ähnli ver vorigen. Rechts unten das Monogramm und von fremder Hand die Beischrift: Henricus Auercamp. 191/325.
Eccthout, Gerbrand van ben: Dünenlandschaft, im Hintergrunde das Meer und eine große Stadt. Vorn links Wiesen, rechts Häuser. Rechts unten die Bezeichnung: „G. v. Eeckhout f.“ sorgfältige Aqua- relle. 140/185, ;
Velde, Adriaan van de: Flachlandschaft im hellen Sonnenschein ; links, zwischen Feldern, die in der Ernte stehen, treibt ein Hirt seine Schafheerde. Wassersarbenmalerei von abges{lofsener, bildartiger 187 E Unten gegen rechts vie Bezeichnung: a. v. velde f, 1662,
Capelle, Jan van de: Winterlandschaft mit einem Kanal, an dem eine Ortschaft liegt, Pinselzeihnung in Wasserfarben. Links unten die Bezeichnung: „JVC 1682“, 129/177.
Lippmann.
F. Ethnologische Abtheilung. I. Ethnologishe Sammlung.
Unter den bowsinuigen Gönnern, welche im Laufe dieses Quartals die ethnologische Abtheilung durch werthvolle Geschenke bereichert haben, ift in erster Linie der frühere Kaiserlich deutshe Konsul in Valparaiso, Hr. Schlubach, zur Zeit in Hamburg, zu nennen, indem derselbe seine in ihrer Art einzige Sammlung von der Oster-Insel zur Verfügung stellte, von einer Lokalität also, in deren Nennung alle jene Probieme ausgesprochen sind, die sih nach den verschiedensten Richkungen hin damit verknüpfen, und die ihre Klärung nur auf Grund umfänglicheren Matecials zu erhoffen haben. Um so erfreu- liber ist deshalb die dem Königlichen Museum zugegangene Nachricht, daß für folben Zweck die Kaiserliche Admiralität sich geneigt ge- funden hat, S. M. S. „Hyâne* dorthin zu beauftragen.
Zu verbindlichstem Danke verpflichtet dann die Thätigkeit des Hrn. Dr. Hans Meyer, der auf einer größeren Reise um die Erde begriffen, niht nur den Strapazen in abgelegenen, und deshalb eben für die Ethnologie wichtigen egenden si unterzogen, sondern auch die, weil nur {wer zugänglicen, in desro verdienstvollerer Weise dort erlangten Gegenstände dec ethnologishen Abtheilung als Geschenk übergeben hat von bis dahin wenig bekannten Hügelstämmen im Innern der Insel Luzon. L
Mit ähnlihem Förderunçésinn hat ter Kaiserlich deutsche Konsul in Saigon, Herr Bauermeister, die ethnologishe Abtheilung bedacht, indem derselbe, dem ihm iu der Korrespondenz ausgesprochenen Wunsche gemäß, eine annamitishe Sammlung hergestellt und außer- dem als Geschenk übecschickt bat.
Auch der deutsche Konsal in Canton, Herr Travers, hat das wissenschaftlihe Material der Sammlungen in sehr dankenswerther Weise vermehrt durch Vebersendung ciner Schenkung, in welcher die Eingeborenen Hainans ihre erste Vertretung im Museum erhielten.
Ausnehmend kostbar ist dasjenige Geschenk zu \{chäten, das durch die Güte Hrn. Eckharts in Lima die ethnologishe Sammlung ziert, ein altperuanischcs Thongefäß nämlich, in vollendet \{chönster Ausführung ein wmythologishes Motiv vorführend, das aus der Vor- zeit jener südamecrikanischen Kultur dur vereinzelte Sammelstücke in den Museen bereits in Betracht gezogen war. 3
Von den Botokuden verferiigte Wassergefäße sind durch Hrn. P. Ottwcil in Rio-Janeiro gesenkt, ein Pfeil der Pueblos dur Hrn. Dr. Frit:gärtner in Honduras.
Durch di: Gnade Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin ist der ethnologishen Abtheilung ein von Jhrer König- lihen Hoheit der Prinzessin Luise aus Canada übersandter Indianer- maskenschmuck zugegangen, besonders interessant noch durch die Parallele zu dem, welcher dem Museum in den Haidat-Sammlungen zugegangen; veröffentliht Taf. 1Y. Nr. 1 „Die Nordwestküste Amerikas“, neueste Ergebnisse ethnologischec Reifen (Berlin 1883).
Unter den Änkäufen sind gleichfalls zunächst diejenigen zu nennen, welche dem Museum dur spezielle Thätigkeit für dasselbe ermöglicht wurden. In diesem Sinne war besonders der Kaiserlih russische Distriktskbommissar, Hr. Pfaffius in Kiachta, thätig, der dort an der cinesisden Grenze, in Folge der ihm ausgedrückten Wünsche, eine Sammlung unter den Burjäten herstellen ließ, welche unter zuvor- lommender Mitwirkung der deutschen Gesandtschaft in Peking im Kameeltransport dur die Wüste Gobi hierher gelangte.
Eine glei frucbtbringende Aufnahme hat ein anderes Gesu ge- funden, das an das Kaiserli deutshe Konsulat in Bangkok gerichtet war, indem bei Auflösung der dort von dem König von Siam er- öffneten Ausstellung eine Anzahl der für solchen Zweck zusammen- gebrachten Gegenstände für das ethnologishe Museum angekauft wurden und glücklich angelangt sind.
Von der durch die verdienstvolle Thätigkeit der Geographischen -
Gesellschaft in Bremen, unter dem Vorsiß Hrn. Albrechts, cines wohlbekannten Förderers wissenschaftliher Unternehmungen, nach dem Striche der Behringsstraße ausgesandten Expedition is dec die Tschuktschen betreffende Theil der Sammlung dur Ankauf an das Königliche Museum übergegangen.
ür einige neue Stücke von den Jahna-Indianern am Alto- Amazonas ist das Museum Hrn. Dr. O. Staudinger verpflichtet, der den Ankauf dieser von Hrn. Dr. Hahnel eingeshickten Sammlung ermöglicht hat. ; 7
Von Hrn. Dr. Merensky, einem altbewährten Kenner der afri- kanischen Volksverhältnisse, unter welhen er so manche Jahre seines Lebens verbracht, konnten ein paar alte Stücke der Zulu erworben werden und außerdem wurde Einiges von Kamerun, von den Galla und Ashanti angekauft.
„Zugleich ist in diesem Quartal aub die umfangreiche, und oft bereis erwähnte Sammlung des Hrn. Dr. Fins, das ethnologische Resultat seiner aus den Mitteln der Humboslttstiftung unternommenen Retse, betreffs der für das Königlihe Museum ausgewählten Serien
in dasselbe herübergenommen, besonders die Rubriken der Marshall- und Gilbertinsel, Neu-Britannien, Neu- Guinea, Ruk, Ponape u. A. m. vermehrend.
Dem in der ethnologisen Abtheilung für den europäischen Volks- glauben bestimmten Schrank konnten als Geschenke zugefügt werden ein zu Kuren a!s Amulett verwandter Krötenstein durch Hrn. W. von Schulenburg, eine Kunkel durch Hrn. Haug in Cannstadt, Spindeln durch Hrn. Dr. Frißgärtner in Reutlingen, ein ostpreußisches Band- gewebe durch Hrn. Rittergutsbesißer Treichel in Hoch-Pallesken, sowie ein frühmittelalterliber Henkeltopf durch Major und Majoratsbesitzer Baron von der Horst hierselbst.
II. Nordische Alterthümer.
In der Vaterländisben Abtheilung hat Hr. Landgecibts-Rath Hollmann in Berlin die Sammlung in werthvoller Weise bereichert durch Funde von Tangermünde aus der Zeit des Ucberganges von der Stkeinzeit zur Bronzezeit und aus der Eisenzeit, sowie Funde aus Pommern, durch andere Geschenke Hr. Gutsbesitzer Jonas auf Schmergow und Hr. Apotheker Huguenel in Potsdam, sowie Hr. Stud. Weigel. Angekauft wurde ein goldner Halsring, der bei Star-
ard in Pommern gefunden und bereits mehrfache Besprechungen er- balten hat, sowie goldene Draht-Armringe von Zossen. 5 A. Bastian. G. Egyptische Abtheilung.
Vom Januar bis März 1883 erhielt die Abtheilung vom Direktor die Drukprobeblätter seines des von ihm herausgegebenen Werkes „Denkmäler aus Egypten und Aethiopien“ zur Konservirung. Dies selben, in sieben Mappen vertheilt, enthalten viele handschriftlice Korrekturen, die auf den bei der Herausgabe gemachten genauen Fest- stellungen beruhen und deshalb bei der Erörterung fraglicher Punkte immer noch mit Nutzen verglichen werden können. Nachdem die Zeichnungen und Papierabdrücke der Inschriften, welbe dem Werke der preußiscben Erpedition zu Grunde liegen, der Abtheilung von dem Direktor früher Überwiesen sind, besißt dieselbe nunmehr das voll- ständig in den „Denkmälern“ verarbeitete Material, auf welches die fahmännishe Untersuchung immer wieder gern zurückgehen wird,
I. V.: Stern. (Schluß folgt.)
In dem Augustheft 29. Bandes 1883 von Petermanus Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt in Gotha (herau®gegeben von Dr. E Behm) finden wir an der Spiße briefliche Mittheilungen von dem Afrikareisenden Dr. W. Iun- ker, welche seine Weiterreise von Palembatá in das Land der A-Madîí (im Frühling 1881) s{ildern. Neuere, im Auszuge mitgetheilte Briefe an Dr. Emin-Bey und die Redaktion von „P. M.* geben Auskunft über seinen Aufenthalt im Mangbáttu-Lande und über neue Neisepläne. Auf seiner leßten Reise im Sommer 1882 überschritt er die Wasserscheide des Uelle-Systems und erreichte den Fluß Ne- poko, den er für identisch mit dem Aruwimi Stanley's hält. Ferner nimmt Junker an, daß der Uelle der Oberlauf des Schari ist, wäh- rend von andercr Seite behauptet wird, daß der Uelle den Ober- lauf eines anderen nördlicheren Congo-Zuflusses, vielleicht des Ufkere, bilde, — In dem folgenden Artikel bespriht Baron John Müller dic kartographischen Arbeiten des egyptishen Generalstabes im östlichen Sudan. Dr. Karl Lechner in Mitterburg-Pisino liefert einen Beitrag zu der historisch - linguistishen Frage über die Rumunen, indem er die Herkunft des nach Istrien ver- svrengten Bruchtheils dieser Völkershaft untersuht. — Einen niht minder interessanten Beitrag zur Kenntniß der Geo- graphie und Völkerkunde Mittelamerifas bietet Dr. H. Polakowsky mit einer Beschreibung der Exkursion des Bischofs Thiel (eines ge- bornen Deutsczen) in das Gebiet der Chirrip6-Jundianer in Costa-Rica. — Besonders fesselnd endlich ist die Beschreibung, welhe Rev. W. S. Green von seiner an Gefahren und Abenteuern reichen Ersteigung des Mount Cook auf Neu-Seeland giebt. Die Höhe des Berges, den der Reisende vorher zweimal vergeblich in Angriff genommen hatte, {äßt er auf 12 350 englishe Fuß. — In dem geographischen Monatsbericht finden wir u. v. a. au cine Besprehung des Reisewerk3 des russi- hen Obersten Przewalski (dritte Reise na Central-Asien, 1879/80), welches als das größte literarische Ereigniß der leßten Wochen auf dem Gebiet der Erdbeschreibung bezeichnet wird. Dem Heft ist die Original-Routenkarte Przewalski's: durch die Gobiwüste und den HKwen-Lun nach Tibet und zum Kukunor (auf den Maßtab 1 : 3500 090 reduzirt) beigegeben.
_ Das Garde-SwbüBßen-Bataillon is nach Beendigung der Gefechts- und Felddienstübungen in der Gegend von Strausberg und Wriezen a, D. heute hier wieder eingerückt.
Die zweite Gastrolle des Hrn. Anton Sthott im Krollschen Theater wird der „Joseph“ in «Joseph in Egypten“ sein, eine der Slanzrollen des Tenoristen. Aus dieser Oper, welhe am Montag zur Auffüzrurg kommt, ist übrigens auch der „Simeon“ als eine bedeu- tende Schöpfung des treffliben Barytonisten Heine bekannt. — Morgen, Sonntag, geht wiederum die von andauernder Theilnahme des Publikums begleitete Oper Maillards „Das Glöckchen d.s8 Ére- miten* in Scene. Auf Dienstag is „Undine“ von Lorßing angeseßt.
LiterarisheNeuigkeiten und periodisheSchriften.
Monatschrift für deutshe Beamte. 8. Heft. — Inhalt: Angelegenheiten des Vereins: Be?anntmachungen dec Direktion des Preußisben Beamten-Vereins. — Rechtsverhältnisse der Beamten : A. Geseßgcbung; Verordnungen ; Erkenntnisse. — B. Abhandlungen und Nachrichten über Fragen des Beamtenthums: Die Lebensversiche- rung von Personen mit festem Einkommen. — Geseßentwurf über die Pensionirungsbestimnungen für die Reichsbeamten. — Erheischt der Staatsdienst Geldopfer ? — Wolhlfaßrts-Cinrichtungen (Stiftun- gen 2c.) für Beamte und deren Hinterbliebene : Thiermann-Walden- bur; {e Stiftung für Berliner Lehrerinnen. — Die Heerstistung für Mediziner. -— Wilhelm-Stiftung Beamtendank. —- Bezirkstag der Zweigvereine des Preußischen Beamten-Vereins in den Provinzen Brandenburg und Sachsen zu Potsdam den 26. Mai 1883. -— Ab- Fandlungen und Aufsäße allgemeinen Inhalts : Ferdirand von Still (Fortseßung von Heft 7). — Die Prinzessin von Lamballe. -—-- Die Rose von Gorze. — Friederiziana. Zu Fricdrih des Großen Wirth- schaftspolitik. — Vermischtes: Eine neue Art Publikation. — Statistik von London. — Sinnspruch von Plato. — Sinnsvxuch von Rückert. — Siebzehn Millionen Unterschlagung. — Aus dem Be- richts\aale, — Sprechsaal: Aeltere Anfrage aus H. — Anfrage wegen geheimen Konduitenlisten. — Büchershau: Das Wissen der Gegen- wart. — Aus allen Zeiten und Landen. — Winke für christliche Selbsterziehung. — Das Strafgesetzbuch von Dr. P. Daude. — Dr, Heinri Beitke'3 Freiheitskriege. — Briefkasten. — Inhalt der Beilage. Vakanzenliste: A. für Justiz, Verwaltungs-, Kommunal- und Privatbearnte; B. für Geistliche, Lehrer, Aerzte 2c. — Juserat».
Friedreichs Blätter für gerichtliche Medizin und Sanitätspolizei, Heft V. — Inhalt: Simulirter Wahnsinn. Mitgetheilt von Ober-Amtsarzt Dr. A. Krauß in Tübingen. — Mit- theilungen aus der gerit8ärztlihen Praxis. Von Dr. F. H Rehm, Königl. Landgerichts-Arzt in Regensburg (Forts.). — Zur Casuistik der Zwerchfellwunden. Von Dr. Huber, Königl. Landgerichts-Arzt in Memmingen. — Lyssa, Von Ober-Medizinal-Rath Dr. Kelp in Oldenburg. — Eine Morphiumvergiftung. Mitgetheilt oon Dr. A. Krauß, Ober-Amtsarzt in Tübingen. — Referate und Recen sionen.