1883 / 194 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Aug 1883 18:00:01 GMT) scan diff

E E L M E E PEI I S

8, 13, Alle Absonderungen des Kranken sind, soweit nit im dritten Abschnitt für einzelne Krankheiten etwas Besonderes vorgeschrieben ist, in Gefäße aufzunehmen, die mit Kaliseifenlösung immer gefüllt gehalten werden müfsen, und fofort den Abtritten zu überliefern. Die Siybretter derselben dürfen abei nit verunreinigt werden event. sind dieselben sofort mit Kalisei?enlauge zu reinigen.

8, 14. Gegen üble Gerühe im Krankenzimmer sind nicht Räucherungen und wohlriehende Substanzen, sondern reichliche Lüftung anzuwenden; vor Allem aber sind möglist alle Gegenstände aus dem Zimmer zu entfernen, von welchen jene Gerüche ausgehen. E

8. 15, Speisen dürfen im Krankenzimmer nicht aufbewahrt werden. Alle mit dem Kranken in Berührung kommenden Personen müssen behufs Verhütung eigener Ansteckung im Krankenzimmer den Genuß von Speisen und Getränken unterlassen, beim Verlafsen des Krankenraumes sich waschen und mit durch Karbolsäurelösung angefeuchteten Bürsten Haare (Bart) und Oberkleider reinigen.

11. Verfahren bei Räumung von Kraukenzimmern.

1) Der Kranke selbst.

S. 16. Die Ueberführung eines Pocken-, Cholera- oder Fleck- twphus-Kranken in ein Krankenhaus erfolgt in der Regel durch den polizeilichen Krankenwagen. Oeffentliche Fuhrwerke dürfen für der- artige Kranke nicht benußt, alle benußten Fuhrwerke müssen als- bald desinfizirt werden.

__ Der Ueberführung muß die Desinfektion des Kranken und seiner Kleider durch einen starken Karbolnebel vorausgehen.

8. 17. Der genesene Kranke wird gebadet, wo aber ein Bad zu geben unmöglih ift, durch Abwaschen des ganzen Körpers mit Kaliseifenlauge gereinigt, reihlich mit lauem Wasser nachge- waschen und mit reiner Wäsche versehen. Seine während der Krank- heit im Krankenraume aufbewahrten Kleider sind, bevor er sie wieder anlegt und das Zimmer bis nach erfolgter Desinfektion desselben ver- 1äßt, na §8. 8 zu behandeln.

. 18. Leichen von Ansteckungskranken werden thunlichst bald aus den Wohnungen entfernt. Sie sind:

A. wenn es sich um Poen, Diphterie, Flecktyphus v.nd Cholera handelt, in mit verdünnter Sublimatlösung 4) getränkte und mit derselben feucht zu erhaltende Laken zu hüllen ;

B. bei den übrigen Krankheiten in Leichentücher zu legen, welche mit Kaliseifenlösung getränfkt sind.

Falls die Leiche länger als 24 Stunden im Hause bleiben muß, kann zur Vermeidung üblen Geruh8 der Untecleib mit Tüchern be- deckt werden, die mit einer Mishung von 1 Theil Chlorkalk mit 4 Theilen Wasser getränkt worden sind.

2) Die Umgebung des Kranken.

__S§. 19. Die zuleßt getragenen washbaren Kleidungéstücke, die Leib- und Bettwäsche werden vor der Wäsche, ohne sie irgend- wie zu {ütteln und auszustäuben :

A. bei Pocken, Diphterie, Cholera, Flecktyphus, Milzbrand, Roß und Wuthkrankheit in Tücher, welhe mit der verdünnten Sublimatlösung (j. §. 4) getränkt sind, zu Bündeln eingebunden, und unmittelbar in Kaliseifenlösung eine halbe Stunde lang gekoht ;

_B. bei den übrigen Krankheiten vorsichtig in mit Kaliseifenlösung getränkte Laken zusammengebündelt und baldmöglichst mit heißem Wasser sorgfältig ausgewaschen, L

8. 20. Betten, Kissen, Matraßen, Decken, seidene Stoffe, s, Pelzwerk und nicht washbare Bekleidungsgegenstände zoerden :

__ A. bei Podcken, Diphterie, Cholera, Flecktyphus, Milzbrand, Roß, Wuthkrankheit in mit Sublimatlösung getränkte Laken cder Tücher cingehüllt und der Desinfektion nah §. 8 ausgeseßt.

Bei Betten, Kissen, Matraßen und Deckea wird die Jnlage (Federn, Roßhaare, Watte) aus dem Ueberzuge entfernt und besonders ev. in einer Anstalt gereinigt, bezw. ein werthloser Inhalt (Seegras, Häksel) verbrannt. / .

B. Bei den übrigen Ansteckungskrankheiten werden die genannten Gegenstände in dur Kaliseifenlösung angefeuhtete Umhüllungen ge- legt und der Desinfektion durch trockene Hitze ausgesetzt. (8. 8.)

__ Lederne Gegenftände sind mit Kaliseifenlösung zu reinigen und mit Karbollösung abzuwaschen. :

8. 21. Etwa noch vorgefundene Ve rbandreste und Abfälle

.Towie Bettstroh werden verbrannt.

1II. Behandlung des geräumten Krankenzimmers.

S. 22. Fußböden, Wände (au Tapeten), Decken, Fenster, Thüren, Möbel und Geräthschaften werden

A. bei den Poden stets und bei Scharlach und Diphterie, wo es polizeilih angeordnet wird, zuerst mit Tüchern, Shwämmen oder Bürsten, die mit der verdünnten Sublimatlösung getränkt sind, ab- gerieben. Auch tapezierte Wände sind in der bezeichneten Weise mit!- telst eines Kehrbesens oder Shwammes leiht abzuwischen.

__ Unmittelbar darnach werden die scheuerbaren Flächen und Gegen- stände mit Kaliseifenlösung abgeseift. i:

Polstermöbel ohne polirte :c. Holzfassung sind wie Matratzen zu behandeln (vergl. §. 20 A.).

B. Bei den übrigen Krankheiten genügt es, die genannten Flächen und Gegenstände mit Kaliseifenlösung feubt abzureiben und abzu- wischen. Für tapezierte Wände genügt das Abwischen mittelst eines angefeuhteten Schwammes. S

8, 23, Nachdem so jeder Gegenstand und jede Fläche im Kranken- raum ihre besondere Behandlung erfahren haben, werden die Chlor- dämpfe nach §. 6 entwitckelt und die dazu erforderlichen Gefäße wegen der [pezifishen Schwere dieses Gases an mehreren erhöhten Punkten aufgestellt, während man Thüren und Fenster geschlossen hält.

__ Metallene Gegenstände, die nicht gut vorher zu entfernen sind, schüßt man durch einen Ueberzug von Del oder Lakfirnis vor der Einwirkung dieser Dämpfe.

8. 24. Nach 12 Stund?n werden Thüren und Fenster geöffnet, um den Chlordampf dur einen kräftigen Luftzug zu verjagen oder nöthigenfalls durch aufzehängte, mit Salmiakgeist durhtränkte Lappen

zu beseitigen. Dritter Abschnitt.

beit Die Hauptpunkte der Detinfektion bei den einzelnen Krank- eiten.

_S§, 25, Bei den Pocken geschieht die Uebertragung haupt- fächlih dur die Hautabgänge des Kranken, und zwar sowohl mittelst der dadur verunreinigten Wäsche und Bettstücke, als auch dur unmittelbare Einathmung Seitens anderer Personen. Es sind des- balb die Wäschestücke besonders vorsichtig und schnell in die mit Pes versehenen Behälter (§. 11) aufzunehmen. Die Luft des

rankenzimmers ist sehr oft zu erncaern und täglih mehrere

Male mit Karbolnebel zu erfüllen.

Die Leichen und die Umgebuzgen der Kranken sind nah den Vorschriften sub A. der 88. 18, 19, 209 und 22 zu behandeln.

S. 26. Diphterie (Croup). Die Ansteckungskeime, soweit sie von Kranken herrühren, werden in der Regel mittelst ausgehusteter oder ausgespicener Schleimmassen auf Wäsche- oder Bettstücke {Handtücher !), aber auch auf Personen, die in sehr nahe Berüh- rung mit der Athemluft der Kranken treten, unmittelbar übertragen. FeeiGafung und Reinigung der Wäsche sowie die Behandlung der

eichen und der näheren Umgebungen des Kranken geschehen nah dem

Buchstaben A. der §8. 18, 19 und 20.

Die Desinfektion des sonstigen Zimmerinhalts nach B. des §. 22.

Es empfiehlt si, den Urin der Diphteriekranken in Gefäße mit Karbollösung aufzunehmen.

.…_ §8. 27. Cholera. Die Uebertragungsweise der Cholera ist nit sicher anzugeben. Doch liefern auch Cholerakranke unter Um- ständen Ansteckungsstoffe, die wahrscheinli in ihren Darmentleerungen undd ind.

_ Räume, in welchen Cholerakranke liegen, müssen viel gelüftet uud tägli mehrmals mit Karbolnebel erfüllt L Von ea Genuß von Speisen und Getränken in denselben ist dringend abzurathen, ebenso von Aufstellung von Speisen daselbst.

Die bes{mußte Wäsche, die Leichen, die sämmtlichen Um- g en sind nah dem Buchstaben A. der §8. 18, 19, 20, 22 zu be- Handeln.

__ Die Entleerungen sind in mit unverdünnter Sublimatlösung zur Hälfte gefüllte Gefäße aufzunehmen.

_ Die Benußtung ines Klosets Seitens Cholerakranker ist zu ver- bieten ; hat sie denno stattgefunden (was thunlichst zu vermeiden ift), fo muß dasselbe vor dem Gebrau durch Gesunde längere Zeit ge- \pült und der Klosetsiy mit durch Sublimatlösung angefeuchtete Lappen abgerieben werden.

8. 28. Typhöse Krankheiten. Alle Arten von Typhus, sowobl der Unterleibs- und Rüdckfalltyphus als besonders der Fle cktyphus sind von Kranken auf Gesunde übertragbar.

Bei Flecktyphu s ist besonders viel zu lüften und tägli mehr- mals Karbolnebel zu erzeugen. Die Behandlung der Wäsche, der Leichen und der Umgebung geschieht nach dem Buchstaben A. der S8. 18, 19, 20 und 22.

Bei Unterleibstyphus geschieht die Desinfektion der Leiche und der Umgebungen nach B. der &S8. 18, 19, 20, 22.

Dagegen find die Stuhlgänge in mit Karbollöjung zur Hälfte gefüllte Gefäße aufzunehmen.

Typhuskranke follen die Klosets nicht benußten. Hat eine Benußung stattgefunden, so muß vor Gebrauch des Klosets durch Gesunde dasselbe längere Zeit gespült und der Klosetsitz mit dur Karbollösung angefeuchtete Lappen abgerieben werden.

__§. 29. Scharlach wird auf erwacbsene Personen und auf Kinder, welche dasselbe bereits überstanden baben, felten übertragen. Dagegen ist die Berührung mit Scharlachkranken besonders gefähclih für Wöchnerinnen.

__ Es empfiehlt sich, den Urin der Scharlackranken in mit Karbol- lösung zur Hälfte gefüllte Gefäße aufzunehmen.

Die Behandlung der Leichen und der Umgebungen erfolgt nah dem Buchstaben B. der 88. 18, 19, 20 und 22.

_S§. 30, Die Uebertragung der Masern und Rötheln geschieht leidt und schnell auf Kinder, {wer auf crwachsene Personea. Die Lufterneuerung ist besonders \{onend vorzunehmen und wenn sie tbeil- weise unterbleiben muß, weil die Kranken dabei vor Luft nicht ge- {ütt werden können, durch Karbolnebel zu vervollständigen. Die R Ca der Lichen und Umcebungen geschieht nah B. der

8. 31. Ruhr. Die von Ruhrkranken benußte oder von ihnen verunreinigte Wäsche ist besonders {nell und vorsichtig in die mit Flüssigkeit gefüllten Gefäße S8. 11 aufzunehmen; etwaiges Bettstroh ist oft zu erneuern,

Jeder Stuhlgang muß in mit Karbollösung zur Hälfte ge- füllte Gefäße aufgenommen werden.

Ruhrfkranke sollen die Klosets nit benußten; ist eine Benußung erfolgt, so muß dem Gebrauch durch Gesunde eine längere Spülung und die Reinigung des Klosetsißzes durch mit Kar- bollöfung getränkte Lappen vorausgehen. Im Uebrigen empfiehlt es sib, die Desinfektion nach den §8. 18—22 ad B. vorzunehmen.

S. 32. Milzbrand und Roß. Der Ansteäungsstoff der menschlichen Milzbrandpustel ist an Gefährlickkcit mit dem unmittel- bar vom Thiere stammenden nicht zu vergleichen. Doch ift immer- hin besondere Sorgfalt auf die Verbkandstofc und Instrumente zu verwenden. (§8. 12 unt 21.)

Die Behanolung der Leichen geschicht nach dem Buchstaben A. des S. 18, die der Umgebungen nach B. der §8. 19, 20 und 22. Dasselbe gilt für menshlichen Roß. l

Stirbt cin Mensch an Wuthkrankheit, so ist die Desinfektion der von ihm benußten Wäsche und Bettstüke nah dem Buchstaben A. der 88. 19 und 20 vorzunehmen, die Reinigung der weiteren Um- gebungen erfolgt nach S. 22 B.

8, 33. Soll bei Stickhusten, ansteckenden Lungen- entzündungen und Schwindsucht eine Desinfektion erfolgen, so find diejenigen Gegenstände besonders sorgfältig nach §. 19 B. zu au auf und in welchen Lungenaus8wurf des Kranken ge- angt ift.

Die Lüftung (bei welcher eine Belästigung der Kranken zu ver- meiden ist), wird durch Karbolnedel unterstüßt.

Vei fkontagióöser Augenentzüntung ist besondere Sorgfal® auf Verbandstoffe, Washschüsseln, Schwämme, Handtücher, Taschentücher, die mit der Absonderung der Augen verunreinigt sein könnten, in der Weise zu richten, daß dieselben nah §. 12 und 21 desinfizirt werden.

S 04 Zur Verhinderung von Verschleppungen der Wocyenbettkrankheiten von einer Wöcnerin zur anderen, soweit sie dur Aerzte und Hebeammcn zu Stande kommen, bestehen für diese besondere Vorschriften. In Anbetracht der möglichen be- denklihen Folgen für fonftige Personen wird für die Desinfektion der bei kranken Wöchnerinnen etwa gebrauch{ten Instrumente und Verband- stücke auf §. 12, hinsichtlih der Leichen an Wocbenbettkrankheiten Verstorbener auf §8. 18 B., hinsichtlih der Desinfektion der nächsten Umgebungen, besonders soweit die mit Absonderungen verunrein*gten Bett- und Wäschestüfe in Frage kommen, auf §. 19 und 20 zu B. hingewiesen. S

8. 35, Bei aüen Wundkrankheiten (Erysipelas, Brand) ist die thunlichste Absonderung der damit behafteten Kranken angezeigt.

Beshmut:e Verbandstücke sind, wenn sie keinen Werth haben, zu verbrennen. Alle gebrauchten Utensilien, Instrumente 2c. sind, \o- weit es angönglih erscheint, in 3prozentige Karbollösung zu legen und hierauf sorgfältig abzutrocknen. i

Alle Wärter haben nah ausgeführtem Verbande die Hände mit e O zu reinigen und mit 2prozentiger Karbollösung abzu- waschen.

Jeder geprüfte Heildiener ist verpflichtet, die Desinfektion genau nach der vorstehenden Anweisung auszuführen. :

Wird einem geprüften Heildiener der Auftrag zur Desinfektion von Privatperfonen ertheilt, und ihm in diesem Falle von einem Privatarzte cia anderweitices Verfahren ausdrücklich und in allen (Einzelheiten vorgeschrieben, so hat er dieser Vocschrift zunächst zu folgen, jedoch unmittelbar nachber dem Polizei-Nevier, in welchem die Desinfektion stattgefunden hat, hiervon Anzeige zu erstatten.

Berlin, den 15, August 1883,

Der Polizei-Präsident. In Vertretung : von Heppe.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. August. Beide Kaiserliche Majestäten empfingen vorgestern Abend den Besuch Sr. Majc-stät des Königs von Numänien im König: lihen Stadtshlose zu Potsdam. |

Gestern wohnte Jhre Majestät die Kaiserin und Königin dem Gottesdienst in der Friedenskirhe bei und war bei der Tauffeierlichkeit anwesend. i

Heute empfingen Beide Kaiserlihe Majestäten die an- wesenden Hohen Gäste zum Familiendiner im Stadtschlosse.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist gestern Abend 8 Uhr von der Station Wild- park nach Darmstadt abgereist, und, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh daselbst eingetroffen. Se. Kaiserliche Hoheit stieg sofort nah der Ankunft mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Hessen am Bahnhof zu Pferde, um auf dem nahen Exerzier- plage die Truppen der Garnison zu besichtigen. Um 10 Uhr fuhren die Höchsten Herrschaften sodann nah dem Schlosse. : i : Zu Ehren Sr. Kaiserlichen Hoheit war die Stadi festlich geschmüdt.

Mittelst Allerhöhster Kabinetsordre vom 31. Juli d. Js. ist bestimmt worden, daß das 2. Bataillon 4. Pom- merschen Jnfanterie-Regiments Nr. 21 zum 1. April 1884 von Bromberg nah Thorn zu verlegen ist.

Unter dem 11. August d. J. ist der Tarif erlassen worden, nah welchem die Hafen- und Bohlwerksabgaben zu Neufeld an der Elbe, im Kreise Süderdithmarschen, fe gierungsbezirk Schleswig, bis auf Weiteres zu erheben sind.

Nach Mittheilungen aus dem Auslande is folgende Submission ausgeschrieben worden: __ Am Montag, den 27. August d. J., Nachmittags 11/5 Uhr, im Cafe Krasnapolsky zu Amsterdam, Warnoesstraat, eine Submission auf Lieferung einer eisernen Wegbrücke über die Nordholländishe Staatsbahn und die Güterstarion an der Nieuwe Vaart gegenüber der Czaar Peterstraat. Taxwerth 12 500 Fl. Exemplare der Submissionsbedingungen sind gegen Einsendung von 1 Fl. von dem Ingenieur van den Weg, Amsterdam O. Z. Achterburgwal an der Hoogstraat Nr. 171 zu beziehen.

Der Kaiserlihe Gesandte bei der Schweizerischen Eid- genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations-Rath von Bülow hat einen thm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Bern fungirt der Legations- Sekretär Schön als interimistisher Geschäftsträger.

Der Gouverneur von Ulm, General-Lieutenant von Hartmann, ist nah achttägigem Aufenthalt hierselbst gestern wieder abgereist.

__— Der Contre-Admiral Livonius, Direktor der Ad- miralität, ist vom Urlaub nach Kissingen und der Schweiz hierher zurückgekehrt.

An Stelle des zum Gouverneur der Festung Ulm ernannten General-Lieutenants von Hartmann ist der General- Major von Grolman, Direktor des Departements für das Jnvalibenwesen, zum Vorsißenden des Verwaltungsraths der Lebensversichherungs-Anstalt für die Armee und Marine ernannt worden.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren : Schwarß in Lehnin, Pr. Preuße in Liegniß, Goehlih in Parchwitg, Dr. Vender in Bockenheim, Dr, Weißenfels in Tann, Koelshhky in Niederaula, Stabs- und Bataillonsarzt Dr, Demuth in Stade, Dr. von Ringzel in Visselhövede.

Potsdam, 20. August. (W. T. B.) Se. Majestät der König von Rumänien wohnte heute früh 7 Uhr dem Exerzieren des 1. Garde-Regiments und des Regiments der Gardes-du: Corps auf dem Bornstedter Felde bei. Se. König- liche Hoheit der Prinz Wilhelm hatte den König aus den Dranger egebäude abgeholt und denselben nah dem Exerzier- play begleitet. Eine halbe Stunde später trafen Se. Majejität der Kaiser zur Besichtigung der Regimenter ein.

Bayern. München, 19, August. (W. T. B) Der König hat den kommandirenden General des 1. Armee-Corps, ¿Freiherrn von Horn, anläßlih dessen 50jährigen Dienstjubi- láums zum General der ‘Jnsanterie ernannt.

Sachsen. Dresden, 18. August. (W. T. B.) Der König, die Königin, die hier anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie, sowie die Spitzen der Militär- und Civil- behörden wohnten heute der feierlichen Eröffnung des Pano:- ramas des Sturmes auf St. Privat bei.

Desterreich-Ungarn, Wien, 18, August. (Prefse.) Der Kaiser verläßt morgen (Sonntag) Mittags Z\{l, trifft Ab{nds mit dem Courierzuge der Westbahn in Penzing ein, beciebt sich dann nah Schöndrunn.

Vom Krankenlager des Grafen Chambord laufen fortwährend Nachrichten über seinen vershlimmerten Zu- tand ein.

Pest, 18. August. (Pr. Z) Das Amtsblatt „Budapesti

/ Közlörny“ bringt an der Spiße des nichtamtlihen Theiles

folgende Mittheilung: „Die anläßlich der leßten V.nruhen in Agram gewaltthätig entfernten, mit kroatishen und unga- rischen Juschristen versehenen Staatswappen werden in den allernächsten Tagen neuerdings angebracht werden.

Agram, 17. August. (Pr.) Der Gemeinderath be- {loß in einer Konferenz, an den Banus in einer Reprä- fentation die Bitte zu richten: er möge durch Aufgebot seines Einflusses eine etwaige Wiederholung des geseßzwidrigen Vor- achens Seitens des Finanzdirektors David hintanhalten. Die leßte Nacht verlief vollkommen ruhig. Das in Aktion ge- orb Bürgercomité findet allenthalben williges Entgegen- ommen.

Kaschau, 18. August. (Prag. Ztg.) Mit dem Dder- berger Frühzuge sind zwei Compagnien Jäger nah Neu- \ohl abgegangen, um daselbst ausgebrohene Judenhegzen zu unterdrücken. Hierselbst wurden gestern Abend Unruhen befürchtet, es ist jedoch nichts vorgefallen.

Schweiz. Bern, 20. August. (W. T. B.) Bei den gestrigen Stichwahlen für den Berner Verfassunags- rath wurden 21 Liberale und 9 Konservative gewählt. Die liberale Majorität des Verfassungsraths besteht nunmehr aus nahezu zwei Dritteln aller Mitglieder.

Großbritannien und Jrland. London, 18. August. (Allg. Corr.) Der Großherzog von Hessen verabschiedete sih gestern von der Königin in Osborne und trat mit seinen drei Töchtern an Bord der Königlichen Yacht „Osborne“ die Reise nah Havre an, von wo si die Hohen Herrschaften per Eisenbahn nah Darmstadt begeben. . .

18. August. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses antwortete der Premier Gladstone auf eine Anfrage Bartletts: ex habe keinen Guund, von irgend einer aus- ländischen Macht die Absicht zu befürchten, daß sie neue Gebiets- ansprüche auf Neu-Guinea erhebe, Die Regierung habe die sogenannte Annexion annulliri, sei aber in Bezug auf die Zukunft ungebunden, da sie nicht verpflichtet ge- wesen sei, darüber zu entscheiden oder sih darüber auszusprechen, daß keine Verhältnisse möglih seien, unter denen die Frage der Annektirung gewisser Punkte oder Jnseln von Neu-Guinea niht Erwägung verdiene. Die Regierung pas die Pflicht, etwaigen Vorstellungen der australishen Ko- onien Aufmerksamkeit zu s{henken. Mac Farlane fragte, ob Gladstone von den au3wärtigen Regierungen Versicherungen darüber erhalten habe, daß sie Neu-Guinea nicht annektiren wollten. Gladstone erwiderte: die bezüglihen Beweise seien. nicht auf solche von einfach negativer Bedeutung beschränkt.

19. August, früh. (W. T. B.) Das Unterhaus hat in seiner leßten Sigung, die bis heute früh 21/2 Uhr dauerte, die Einzelberathung des Ausgabebudgets erledigt und die irishe Tramway-Bill in dritter Lesung angenommen.

Durban, 16. August. (Alg. Corr.) Das Kap- Ministerium hat die Absicht ausgesprochen, die Reichsregie- rung zu ersuchen, die transkejanishen Territorien, welche Griqualand East, Tembuland und Transkei umfassen, zu übernehmen. Die darauf bezügliche Geseßgebung soll indeß bis nah den allgemeinen Wahlen verschoben werden.

Frankreih. Paris, 20. August. (W. T. B.) Von den gestern vorgenommenen Stichwahlen zu den Ge- neralräthen sind bis jeßt 128 bekannt. Es wurden 103 Republikaner und 25 Konservative gewählt. Die Republikaner haben 16, die Konservativen 6 neue Sitze gewonnen. Unter den Gewählten befindet sich der Unter-Staatssekretär Loge- rotte; nicht gewählt wurden die Deputirten Fanvier de la Motte und Cavaignac.

Die Berichte aus den Departements an der spa- nishen Grenze fonstatiren, wie der „Télégraphe“ vom 18, August meldet, daß seit zwei Tagen kein Fnsurgent über die Grenze auf sranzösishes Gebiet übergetreten sei. Die Jnsurrektion scheine in der Abnahme begriffen zu scin, Einem Telegramm aus Madrid zufolge wurde der König auf der Reise von Madrid nah Valencia von der Bevölkerung enthusiastish begrüßt. i

(Allg. Corr.) Ueber die Vorgänge in Tongking wird dem „Standard“ von seinem Spezialkorrespondenten aus Nam Dinh unterm 7. August berichtet:

„Hier sowohl wie in Hanoi werden die Truppen der Anna- miten immer Tühner und angriffslustiger. Oberst Badens war während der leßten 24 Stunden beständig beschäftigt, ihre Angriffe zurückzu- weisen. Gestern griff er den Feind auf der Nordseite an. Die fran- sishen Truppen wurden dabei von dem Kanonenboote „Surprise“ unterstüßt, welches »vorausfuhr, um die Gegner in der Flanke anzu- greifen. Dieselben hielten jedoch nicht Stand und entflohen, che noch zum Angriff geschritten werden konnte. Nachdem der französiscbe Befehlshaber sich in dieser Richtung für eine Zeit Rube geschafft hatte, bes{chloß er den errungenen Vortheil roeiter zu verfolgen und die Schwarze Flagge in ihren l ariunaen im Süden der Citadelle anzugreifen. “Der Angriff erfolgte heute Morgens. Jch begleitete die fleine Armee, welche s{chweigsam beim ersten Morgengrauen aufbrach, um den Feind zurückzutreiben, der uns bedenklih nahe gerückt war. Wir bewegten uns rasch vorwärts, und für eine geraume Weile zeigte die Schwarze Flagge kein Lebenszeichen; bald aber erschallten die dumpfen Schläge des Tam-tams, und gleih darauf er- öffnete dec Feind da3 Feuer. Oberst Badens befehligie 300 französische Marineseldaten, 300 Eingeborene, die in Saigon angeworben worden waren, und 600 katholische Sträflinge. Die kleine Truppe trug cine ausgezeichnete Haltung zur Schau, und als der Befehl gegeben wurde, stürmten sie muthig vorwärts, die Sträflinge an der Spite, hinter lhnen die Eingeborenen, und zum Schlusse die Marinesoldaten. Der Kampf währte nicht lange. Die Schwarze Flagge schien einen Augen- blick harträckigen Widerstand leisten zu wollen; als aber das Schnell- feuer der Hinterlader begann, flohen sie in vollständiger Ver- wirrung, von unseren Leuten verfolgt, wobei sie große Ver- luste erlitten. Jch sah drei Elephanten, die Mandarinen trugen und die Feidgeshüte der Schwarzen Flagge \chleppten, in der Ferne ver- schwtnden. Die Schanzwerke waren gut angelegt und hätten um so lcihte- und besser vertheidigt werden können, als die Franzosen über ein \{chwieriges Terrain vorzurücken hatten, wo sie theilweise ohne Deckunç waren und oft bis zum Gürtel durch Sumpfwässer waten mußten; allein die Annamiten zeigten sich als qänzlih unwürdige Gegner. Der trefflich geplante und ausgeführte Ausfall wird sicher einen tiefen Eindruck auf die Schwarze Flagge gemacht haben, die überall mit {weren Verlusten zurückgetrieben wurde, während die Franzosen nur zwei Todte und sechs Verwundete zählten.“

Bayonne, 19. August. (W. T. B.) Nachrichten aus Madrid melden: da die Ruhe in ganz Spanien wieder- hergestellt scheine, habe die Gensd'armerie wieder ihre früheren Kantonnements bezogen. Fn Catalonien sei keine Bande Aufständischer vorhanden.

Spanien. Madrid, 20. August. (W. T. B.) Der König hat gestern in Valencia den Uebungen der Artillerie beigewohnt und eine große Anzahl von Deputationen aus der Provinz empfangen ; am Abend gedachte der König seine Reise nah Barcelona fortzusetzen.

Griechenland. Athen, 18. August. (Wiener Ztg.) Die Königin wird morgen nach Wiesbaden abreisen.

Türkei. Konstantinopel, 20. August. (W. T. B.) Der Fürst von Montenegro ist gestern hier eingetroffen und begab sih vom Landungsplate direkt nach dem Yildizkiosk- palast, wo erx im Peristyl von dem Minister des Auswärtigen und dann im Thronsaale von dem Sultan empfangen wurde. Der Empfang wax überaus herzlich. Der Sultan überreicht: dem Fürsten Nikita den Großkordon des Osmaniée - Ordens mit Brillanten. Der Fürst empfing später im Flamourkiosk den Ge- genbesuch des Sultans und begab sich sodann nah dem Süßwasser- palast, wo er Absteigequartier genommen hat. Morgen wird der Sultan im Yildizkiosk und am Mittwoch in der russi- schen Botschaft diniren.

Serbien. Belgrad, 19, August. (W. T. B.) Der König ist nah Wien abgereist. Während seiner Abwesenheit wird die Regierung von dem Ministerrath geführt.

Dänemark. Kopenhagen, 18. August. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Chartres haben heute ihre Reise nah Schweden und Norwegen fortgeseßt. Dieselben empfingen gestern den Besuch des Königs und des Kronprinzlihen Paares. Am 25. d. M. werden der König und die Königin von Griehenland sowie die Herzogin von Cumberland hier erwartet.

_ Asien. Siam. (Allg. Corr.) Der Correspondent der „Times“ in Singapore melde: Die siamesishe Ge- sandts%aft, welhe England und Amerika besuchen foll, besteht aus zwei Pcinzen von Königlichem Geblüt, drei Prin- zessinnen, vier Attachés und einer aus 21 Personen bestehen- den Dienerschaft. Die Gesandtschaft schiffte sih am 16. ds. an Bord des Dawpfers „Sindh“ ein.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 18. August. (W. T. B.) Von den Theilnehmern an den Ruhe- ssttörungen, die anläßlih der Widersezung gegen die getrof- fenen Desinfektionsmaßregeln am 10. d. M. hier stattfanden, sind heute 30 zu dreimonatlicher Zwangsarbeit ver urtheilt worden. Wie es heißt, wird der Khedive sih gegen Ende dieses Mondts nach Kairo begeben.

Zeitungsstimmen.

_ #Glasers Annalen“ leiten die leßte Uebersicht über die Lage des deutshen Montanmarkts folgendermaßen ein : Das in Aussicht stehende baldige Inkrafttreten des neuen Han-

delsvertrages zwishen dem Deutshen Reiche und Spanien erregt all- seitige Befriedigung, und ist wohl selten in industriellen Kreisen eine jo gleihartig zufriedene Stimmung in Betrcff unserer handelspoliti- schen Beziehungen zu Tage getreten wie nah den nunmehr beendeten langen und s{wierigen Verhandlungen. Der Erledigung so wichtiger, die Industrie und den in so einshneidendem EE berühren- der Fragen wird von allen Seiten jeßt erheblich m-hr Interesse als früher zugewendet, und bildet dieses aud die beste Abwehr gegen einseitige JInteressenbestrebungen, wobei die Volkswirth- schaft in der Regel recht schlecht berathen ift

Ein gelegentlider Rückblick über Entwicktelung unserer Eisenindustrie dürfte wohl allgemeines Interesse haben, und so mögen denn hier einige Zahlen folgen, welche zwar nur die Betriebéjahre 1880 und 1881 umfassen, doch wird man denselben, da fie den seiner Zeit be- kannt gegebenen Handelskammerberihten entnommen sind, wohl nicht, wi: bei neueren Zusammenstellungen, den Vorwurf machen können, daß dieselben den thatfächlihen Verhältnissen nicht entsprechen. In den einzelnen Provinzen Preußens betruz die (Sesammtproduktion an Roheisen:

RNoheisen-

Produktion 1880

1881 t t O .. : 337415 331 350 C 296 E. 8 i 157 946 144 545 Dn. , 40 ) 599 493 647 490 Hessen-Nassau . . . 15 99 601 31 672 Rheinprovinz .. . 76 947 921 1017 842 zusammen 183 2 052 672 2172 909 Gleichwie in der Roheisen-Induftrie herrschte aub im Betriebe der Eisengießereien Preußer.8 während des ganzen Jahres 1881 die lebhafteste Thätigkeit. Es wurden an Gußwaaren zweiter Shmelzung hergestellt : im Jahre 1881 3809018 t zura Werthe von 65 338 384 M ü v 1880 4B (Bo E L 600358 582 Die Menge der Produktion ift also 1881 um 8,96 9/4, der Werth dersclben um 8,25 9% gestiegen, während der Durcbschnittswerth einer Tonne Gußtoaaren von 173,06 4 im Jahre 1880 auf 171,93 M im Jahre 1881 gesunken ift. Die Erfolge der neuen Wirthsczafts- politik, wie solche vorzugsweise in der Einstellung weiterer Arbeits- fräfte und in den erhöhten Lohnzahlungen zu Tage treten, bleiben manchen Tageblättern ein empfindlicher Docn im Auge, und nament- lih ist es die vom Verein Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller veröffentlichte Lohnstatistik, gegen welhe man, wiewohl vergeblich, immer und immer wieder anzukämpfen versucht. Oben genannter Verein sieht sich in Folge öffentliber Anfrage eines Freihandelsblattes zur Wahrung seines Ansehens und schon aus Rücksicht für die Allgemzin- heit zu dcr ausdrücklihen Erklärung veranlaßt, daß für jene Lohnstatistik sämmtliche Unterlagen direkt von den befragten Werfen geliefert worden sind, von Schäßungen also nicht die Nede sein kann. Auf unserem gegenwärtigen Puddelroheisen-Marft ift eine kleine Be- lebung eingetreten, da mit ciner Anzal Walzwerken in Rheinland und Westfalen wieder Absc{lüfe für mehrere Monate zu Stande ge- kommen sind, wobei die Ueberzeugung daß die Preise nicht noch iS zurüdgehen werden, wohl auss{hlaggebend gewesen sein dürfte

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Cor- respondenz“ entnirimt dem Jahresberiht der Handelskam- mer in Siegen u. a. Folgendes:

In dem Bericht wird zunächst die Frage, ob der neue Zolltarif cinen wohlthätigen Einfluß auf die Entwickelung von Handel und Industrie gehabt babe, ebenso wie im Vorjahre bejaht, was ja {on durch die vorliegenden Thatsachen rnterstüßt sei, und die Kammer gedenkt hierbei des Umstandes, daf; ihr vorjähriger Bericht Seitens eines Berliner Journals 1nrihtig interpretirt worden ist, weshalb sie dem betreffenden Journale eine umscändliche Berichtigung einsandte, die sie im diesjährigen Bericht voilinhaltlih zum Abdruck bringt. Am Sblusse desselben war gesagt worden: „Die jetzige Lage des Eisengeschäfts unseres Bezirks ist im Allgemeinen, verglichen mit der- jenigen der Jahre 1875 bis 1879 eine sehr befriedigende, und dies ist der Aenderurg unserer Hcndels- und Zollpolitik vorzugsweise zu ver- danken.* Nun sagt der Bericht über das Borjahr, daß auch dieses weitere Beweise für die Richtigkeit dieser Anschauung lieferte, obwohl die an die Ernte geknüvflen Hoffnungen nur theilweise in Erfüllung gegangen sind. : e

Unter dem Abschbziit „Geschäftslage im Kreise Siegen“ wird konstatirt, daß Gruben und Hochöfen gut, die übrigen Eisen- werke weniger lobaend gearbeitet haben, Auch für die Gerbereien läßt sih eine im Sommer beginnende stärkere Nachfrage und eine Besserung der Preise konstatiren, welche bis ins laufende Jahr an- hielt, aber ura die Zeit der Abfassung des Berichts wieder verschwin- den zu wollen schien. Das im Wachsen befindlihe Vertrauen zur Bef- serung dieses Geschäftszweiges stieß sib an der ungünstigen Lage des Häutemarktes. Bezüglih der ungünstig situirt gewesenen Mühlen- tndustrie wird eine Besserung von der in Kraft getretenen Aufhebung des Identitätsnachweises des im ausgeführten Mehl enthaltenen aus- ländi\{en Getreides erhoft. Die immer mehr in Schwung kom- mende Leimfabrikation wics eine Mehrfabrikation von 28 9/9 auf.

Dic Eisenerz-Förderung ftieg um 31488783 kg mit einem Mehrertrage von 769 411 A Bleierze und Nickelerze hatten eine geringe!'e, Kupfererze, Ae und Fahlerze eine stärkere Förderung. Im Hochofen-Betrieb begann das Jahr mit guten Aussichten, wegen reger Nachfrage und lohnenden Preisen, Später trat eine Verflauung ein, die sih jcdoch wieder behob. i:

Im Ganzen wird das verflossene Jahr als ein gutes Mitteljahr bezeichnet, weil Absaß und lohnende Preise vorhanden, auch die Preis- \{wankungen unerheblich waren.

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ bringt eine vom 16. August datirte Korrespondenz aus Gleiwiß, der folgende Stelle entnommen ist: :

Unsere gesammte Oderschlesische Industrie ist in einem erfreulichen Aufschwunge begriffen. Kohlen- und Eisenwerke arbeiten in befriedi- gendster Weise und insbesondere ecftere sind derartig mit Aufträgen angestrengt, daß selbst auf den besten Werken hon über Arbdeiter- mangel geklagt mird. Wenr, und liegt nichts vor, dies zu be- zweifeln, die Verhältnisse sich weiter so entwidckeln, so ele das gegentvärtige Geschäftsjahr für alle diese Werke äußerst befricdigend ausfallen. Jn der Eisenbranche sind namentlih Kessel- und Maschi- nenfabriken mit Aufträgen so angespannt, daß thnen nicht mehr möglich ift, die gestellten Lieferzeiten einzuhalten, und die Walzwerke

nd vollauf auf Monate hinaus mit Austrägen versehen, ..

ber auch in unsere Mühlenindustrie, welche Jahre lang darniederlag, ist neues Leben gekommen. Unsere Etablissements, welche dauernd über \{lechten Absay klagten, sind vollauf beschäftigt und finden für ihre Fabrikate s{chlanke Abnehmer. Wenn wir zu diesen Industrie- zweigen no& die Cementfabrikation hinzunehmen, so finden wir auch auf diesem Felde so günstige Verhältnisse, daß die Fabrikation kaum dem Bedarf zu genügen im Stande ist.

Betriebene Hochöfen 1880 1881

Armee - Verordnungs - Blatt. Nr. 19. Inhalt: Abänderung des Schemas zur Nachweisung über die Vergütungen für Manóöver-Flurschäden und künftige Benußung dieser Nahweifung als Liquidation. Dislokation des 2. Pommerschen JInfanterie- Regiments Nr. 21. Ausgabe des Ererzier-Reglements für die Fuß- Artillerie, Aenderungen des §8. 4 der Reparatur-Instruktion für

den Revolver M./79, Verwaltung der Lebensversiherungs-Anstalt für die Armee und Marine. Ergänzung der Nachweisung der Be- hörden zur Führung der Strafregister. Abänderung der Vorschrift für die Verwaltung der Artillerie-Depots. Eröffnung ciner neuen Eisenbahn. Kilometerzeiger für die Berliner Stadt- und Ring- bahn. Badekurkosten. Reduktion des Lehr-Infanterie-Bataillons auf die etatsmäßige Stamm-Compagnie. Fensterbecher für die Kranken- und Dienststuben in den Militär-Lazarethen. Ladenpreis der Vorschrift für die Verwaltung des Uebungs-Materials der Fuß- Artillerie 2c.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 45. Inhalt: Verfügungen : vom 14. Auguft 1883. Einführung von Wild in Elsaß-Lothringen.

Statistische Nachrichten.

Aus den von dem handelsstatistishen Bureau in Hamburg zusammengestellten „tabellarischen Uebersichten des Hamburgischen Handels im Jahre 1882“ sind folgende Mittheilungen entnommen: Es famen im Jahre 1882 in Hamburg an 6189 Seeschiffe von 3 030 909 Reg.-Tons (1881 5975 Schiffe von 2805 605 Reg.-Tons, 1880 6024 Sciffe von 2 766 806 Reg.-Tons; es befanden sich hier- unter 5285 beladene Scbiffe von 2 821 757 Reg.-Tons (1881 5137 beladene Schiffe von 2625092 Reg.-Tons, 1880 5115 beladene Schiffe von 2564 936 Reg.-Tons); von der Gesammtzahl waren ferner Segelschiffe 2585 = 41,8% von 593 243 Reg.-Tons = 19,6 %% (1881 2593 = 43,4 % Segelschiffe von 549232 Reg.-Tons = 19,6969, 1880 2637 = 43,8% Segelschiffe von 585 822 Reg.-Tons = 21,2 9%); Dampfschiffe waren 3604 = 58,2 °%/9 von 2437 666 Reg.-Tons = 80,4 °%/0, (1881 3382 = 56,6 "/a Dampfschiffe von 2 256 373 Reg.-Tons = 80,4 °/0, 1880 3387 = 56,2 9/9 Dampfschiffe von 2180 984 Reg.-Tons = 78,8 °/g). Die durch\chnittlihe Ladungê- fähigkeit betrug bet den Segelschiffen 229 Reg.-Tons, bei den Dampf- \cifen 676 Reg.-Tons (1881 212 resp. 667 Reg.-Tons, 1880 222 resp. 644 Reg. - Tons). Aus Hamburg liefen in 1882 aus 6167 Seeschiffe von 3022027 Reg. - Tons (1881 6022 Schiffe von 2857384 MReg.-Tons, 1889 6058 Schiffe von 2762 370 Reg.-Tons); hiervon waren beladene Schiffe 4594 von 2 312 980 Reg.- Tons (1881 4411 von 2147412 Reg.-Tons, 1880 4506 S chiffe von 2066546 Reg.-Tors). Es waren ferner Segel- die 2567 = 41,6%/9 von 584221 Rega.-Tons = 19,3%, Dampf- {chiffe 3600 = 58,4% von 2437 806 Reg -Tons = 89,7% (1881 2607 Segelschiffe = 43,3"/9 von 556 530 Reg.-Tons = 19,5 und 3415 Dampfichiffe = 56,79/9 von 2300854 Reg.-Tons = 80,5%, 1880 2668 Segelschiffe = 449% von 586 102 Reg.-Tons = 21,2% und 3390 Dampfschiffe = 56% von 2176 268 Reg.-Tons8 = 78,89/0). Die Zahl ter im Verkehr mit der Ober-Elbe angekommenen Flußischiffe belief sih auf 9380 (1881 8937, 1880 8051), davon kamen beladen 7288 (1881 6928, 1889 6403); die Tragfähigkeit der beladenen Fahrzeuge betrug 1160888 t (1881 1067 392 t, 1880 912452 t), das Quantum der ausgeladenen Güter betrug 9448 336 Doppel- centner (1881 9072009 Doppelcentner, 1880 7 840 333 Doppel- centner). Die Zahl der abgegangenen Flußschiffe betrug 9352 (1881 8836, 1880 7934), davon waren beladen 7318 Sciffe (1881 6923, 1880 6368); die Tragfähigkeit der belas- denen Fahrzeuge betrug 1184181 t (1881 1058 325 t, 1880 911 220 t), das Quantum der cingeladenen Güter 9 264 829 Dops- pelctr, (1881 8741 194 Doppelctr., 1880 7 519 881 Doppelctr.). Den Waarenverk ehr kennzeihnen folgende Angaben: Es betrug das G.wicht der Einfuhr (exkl. Contanten) direkt seewärts 26 941 074 Doppelctrc. (1881 26 005 262 Doppelctr., 1880 24 969 501 Doppel- ctr.), von und über Altona 1550 170 Doppelctr. (1881 1373 479, 1880 1 288 805 Doppelctr.), mit den Eisenbahnen 13 253 604 Doppel- ctr. (1881 12 764 942, 1880 12 895 953 Doppelctir.), von der Ober- elbe 9930 286 Doppelctr. (1881 9265 936, 1880 8 245 411 Doppel- ctr.) und im Ganzen 60 109 022 Doppelctr. (1881 56 835 328, 1880 55 460 405 Doppelctr.); außerdem betrug die Einfuhr an Contanten 1668 Doyppelctr. (1881 2419, 1880 3354 Doppelctr.). Der Werth der Einfuhr direkt seewärts betrug 908 074 510 M (1881 905 238 760, 1880 894522650 A), von und über Altona 62152610 (1881 63298 480, 1880 63079980 Æ), mit den Eisenbahnen 723 644 010 A (1881 696 157 920, 1880 699 634 740 A), von der Oberelbe 250 971 780 4 (1881 226 §68 520, 1880 184 528 430 M) und im Ganzen 2084858410 #4 (1881 2018506650, 1880 1 969 378 170 46); außerdem hatten die eingeführten Contanten einen Werth von 49435130 M (1881 69032 700, 1880 53 031 170 4). —- Das Gewicht der Ausfuhr (exkl. Contanten) direkt seewärts betrug 16 554 668 Doppelcentner (1881 15 297 330, 1880 16 248 387 Doppelzentner); der Werth der Ausfuhr (exkl. Contanten) direkt seewärts betrug s{chäßzungsweise 881 887 000 4A (1881 820 446 000, 1880 808 350 000 4).

Kunft, Wiffenschaft und Literatur.

Supplement za der zweiten Ausgabe der Phar- macopôc Germanica. Für Apotheker, Aerzte, Medizinal-Beamte, Droguister, von Dr. B. Hirs, Apotheker. 1. Hälfte, Bogen 1—20. gr. 8. geh. Preis 3 4 Berlin, R. v. Deckers Verlag, Marquardt & Schenk. Bei Bearbeitung neuer Pharmakopöen haben sich von jeher zwei entgegengeseßte Strömungen bemerkbar gemacht, indem man von eincr Seitc die möglist vollständige Aufnahme der gebräuchlichen Mittel cinstrebte, von der anderen den Inhalt auf die allgemein als noth- wendig erkannten zu beschränken bemüßt war. Aeltere und neuere Pharmakopöen zeigen uns, wie bald die eine, bald die andere Strömung obsicgtez einen großen Reichthum an Mitteln zeigen z. B. die alte württembergische, französische, belgishe, sowie die erste deutsche, russishe, nordamerikanishe Pharmakopöe, eine vechältnißmäßig große Beschränkung hingegen die sechste und siebente Ausgabe der preußischen, die dänische und {wedische Pharmakopse, roährend wieder andere, z. B. die österreichische und ungarische, die britishe, schweizerische, niederländische und die zweite deutsche Pharmakopsc einen mittleren Standpunkt einnehmen. Auch bei der leßtgenannten war die Entscheidung nicht leicht, indem man einerseits nur das ganz Veraltete fallen lassen, dagegen neben vielem beachtens- werthen Neuen auch so manches noch unzulänglich Geprüfte auf- nehmen, andecerseits so umfangreiche Streichungen vornehmen wollte, daß nur das Allerunentbehrlihste, und das kaum, erhalten bleiben sollte, Wurde doch für 70 von den ersten 110 Artikeln der Germ. I. „Streichung empfohlen" und 50 wirklich gestrih.n. Als Endrefultat ergab sich die Streichung von 359 und die Aufnahme von 48 Mitteln, von denen leßteren die weitmcisten {on Jahre lang allgemein gebräucblich waren. Mit der Streichung eines Mittels aus der Pharmakopöe verschwindet es aber nicht gleichzeitig aus dem Verkehr, crhält sich darin vielmehr oft nochþ Jahrzehnte lang, wird auch wobl, wie zahl- reiche Beispiele zeigen, in cine spätere Pharmakopöe wieder aufs genommen. So werden auch von den jeyt gestribenen 350 Mitteln sehr viele sich noc lange im Verkehr erhalten. Außer ihnen aber und den durch die Pharmakopöe selbst sanktionirten i1t noch eine sebr große Anzahl von Mitteln im Gebrau, und alle diese Mittel sach- gemäß zu carakterisiren, und, wo es erforderli scheint, tewährte Vorschriften zu ihrer Darstellung und Prüfung zu geben, soll dec Zweck dieses Supplements scin. Die 2. Hälfle (Schluß) erscheint im September. 5 : E

Katharine und Craufurd Tait, Gattin und Sohn von Arcibald Campbell, Erzbiswof von Canterbury. Zwei Lebens- bilder, im Auftrage des Erzbischofs herauLgegeben von Rev. W. Benham.

rei nab dem Englishen von M. Heusler. Gotha, Friedr. Andr. Se ieg 1883, Preis 4 K, gebunden 5 4. 20 G. Das Buch führt uns in die Familie des unlängst verstorbenen Primas der englischen Kirche, Erzbischofs Tait von Canterbucy, ein. Hauptsächlich tritt seinc Gattin Katharine, geb. Spooner, hervor, demnächst sein früh verstorbener Sohn. Katharine, Tochter des Pfarrers von Elmdon, am 2. Dezember 1819 geboren, wurde ganz in dem uns so wunderbar anmuthender Geiste patriarchalischer

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