Im Beurlaubtenstande. 26. August. Hoffmann, Sec. L. der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 107, Riemscneider, Sec. Lt. der Landw. Feld-Art. des Res. Landw. Bats. Nr. 8, der erbetene Abschied bewilligt. N
Im Sanitäts-Corps. 23. August. Dr. Kießling, charafteris. Ober-Stabsarzt 1. Kl. des Inf. Regts. Nr. 102, zum etatêmäß. Ober-Stabêarzt 1. Kl. ernannt. Dr. Becker, Ober- Stabsarzt 2. Kl. des Feld-Art. Regts. Nr. 28, zum Schüßen- (Füfs.) Regt. Nr. 108 versck. Dr. Helbig, carakteris. Ober-Stabsarzt 2. Kl. der Sanitätsdirektion, zum etatsmäß. Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt bei dem Feld-Art. KHegt. Nr. 28 ernannt. Dr. Müller, Stabsarzt des Inf. Regts. Nr. 107, auf den Etat der Sanitätsdirektion verseßt.
X1I11. (Königlih Württembergisches) Armee-Corps.
Ernennungen, Beförderungen und Versegungen. Im aktiven Heere. 28. August. Herzog Albrecht von Württemberg Königl. Hoheit und Liebden, zum Sec. Lt. à la zuite d:8 Ulan. Negts. Nr. 19 ernannt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. September. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute den Vortrag des Geheimen Ober-Regierungs-Raths Anders vom Civil-Kabinet, nahmen militärishe Meldungen entgegen und empfingen den Unter-Staatssekretär Dr. Busch.
— Jn der unter dem Vorsit des Staats-Ministers von Boetticher am 4. September abgehaltenen Plenarsißung des Bundesraths legte der Vorsißende die Beschlüsse des Reichstags vor, betreffend die am 6. Mai 1882 unterzeichnete internationale Konvention zur polizeilihen Regelung der Fischerei in der Nordsee außerhalb der Küstengewässer und den Entwurf eincs Geseßes zur Ausführung dieser Konvention; den am 12. gFJuli d. Js. unter- zeihneten Handels- und Schiffahrtsvertrag nit Spanien. Dem von dem Reichstage angenommenen Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ertheilung der Jndemnität für die durh die Bekanntmachung vom 9, August 1883 angeord- ‘neten HZollermäßigungen sowie die Verallgemeinerung der Zollermäßigungen in den Tarifen A. zu dem deutsch:italieni- {chen und dem deutsch-spanishen Handels- und Schiffahrtsver- trage, ertheiltedie Versammlung ihre Zustimmung. Den zuständi- gen Ausschüssen wurden zur Vorberathung überwiesen : die Reso- lution des Reichstags wegen Ermäßigung des Zolles auf Kakao in Bohnen; der Beschluß des Reichëtags zu den Peti- tionen wegen Ermäßigung des Zolles auf Rosinen und Ko- rinthen; die Rechnung der Kasse “des Rechnungshoss für 1881/82 behufs deren Dechargirung. Nachdem auf Anreaung des Reichskanzlers eine Abänderung dcr Artikel „Wein- beeren“ und „Weinmaische“ des amtlihen Waarenverzeich- nisses beschlossen worden war, faßte die Versammlung Beschluß über die geschäftliche Behandlung zahlreicher Eingaben von Privaten. :
— Nah Mittheilungen aus Ftalien sind folgende Submissionen ausgeschrieben worden :
1) für den 13. September d. Js. von der General- Direktion der Eisenbahnen zu Rom eine Submission auf Lieferungen und Vorarbeiten zum Bau einer Strecke der Eisenbahn Rom—Sulmona (Bahnlänge 7872 m, Bausumme 723 000 Lire);
2) von derselben Behörde für den 13. September d. Js. eine Submission auf Lieferungen und Vorarbeiten zum Bau der Eisenbahn Ceva—Ormeca (Bahnlänge 7872 m, Bausumme 1 750 000 Lire).
— Das Verlassen einer Person, welche unter der Obhut des Thäters steht, oder für deren Unterbringung er zu sorgen hat, in hülfloser Lage, ist nah einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats vom 12. Juni d. J. nur dann strafbar, wenn er sih von der hülflojen Person, dieselbe ihrem Schicksale überlassend, räumlich trennt. Bleibt dagegen der zur Fürsorge Verpflichtete bei der hülf- losen Person, ohne sich ihrer anzunehmen, so liegt das im 8. 221 Str.-G.-B. aufgeführte Vergehen des „Verlassens in hülfloser Lage“ nicht vor.
— Der Königliche Gesand‘e Graf von Dönhoff ist vom Urlaube nach Dresden zurückgekehrt und hat die Ge- schäste der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der Königliche Gesandte in Hamburg, von Wentzel, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.
— Der General-Lieutenant Graf von Wartensleben, Cemmandeur der 17. Division, welcher zu den diesjährigen französishen Vianövern kommandirt worden ist, ift zur Ab- stattung persönlicher Meldungen von Schwerin hier ein- getroffen.
Kiel, 4. September. (W. T. B.) Die Großfürstin Maria Paulowna is an Bord der russishen Yacht „Czarewna“ heute Abend hier eingetroffen und reift morgen früh nah Schwerin weiter.
Bayern. Würzburg, 4. September. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute Nachmittag 51/2 Uhr mit dem Aschaffenburger Schnell- zuge nah Berlin abgereist. Am Bahnhofe waren Se. König- liche Hoheit der Herzog Ludwig, die Generalität, der Re-
ierungs-Präsident und die Vertreter der Stadt anwesend.
ei der Fahrt nah dem Bahnhofe wurde Se. Kaiserliche Hoheit von der dicht gedrängten Menschenmenge mit enthu- siastishen Zurufen begrüßt.
Sachsen. Dresden, 5. September. (W. T. B.) Der heutigen Sitßung des deutschen Bergmannstages wohnte der König bei und wurde bei seiner Ankunft durch das Präsidium und die Spißen der sächsishen Bergbehörden begrüßt. Heute Nachmittag findet eine Fahrt nach Meißen statt.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. September. (Prg. Ztg.) Der ungari: che Minister: Präsident Tisza wurde gestern Nachmittag in längerer Audienz vom Kaiser empfangen und fkonferirte sodann mit dem Grafen Kalnoky. Die Ernennung eines Königlihen Kommissars für Kroatien ist bevorstehend.
Nach einer der „Pol. Corr.“ aus Madrid zugehenden Mittheilung triff der König Alfonso von Spanien am 9. d. M. zu etwa achttägigem Aufenthalt in Wien ein und wird in der Kaiserlichen Hofburg Absteigequartier nehmen.
— 4, September. ie die „Neue fr. Presse“ meldet, wird der rumänische Minister-Präsident Bratiano heute hier eintreffen und noch heute eine Besprehung mit dem Minister des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, haben.
— 5, September. Das „Fremdenblatt “ schreibt: Der Besuch des Kaisers von Oesterreih bei dem Grafen von Paris, welcher mit Recht allseitig als eine große Auszeichnung angesehen wurde, wurde vornehmlich von den Anhängern des Grafen in einer über die wiklihe Trag- weite dieses Besuches weit hinausgehenden Weise aufgefaßt. Der Besuch des Kaisers bei dem mit mehreren Mitgliedern des Kaiser- lihen Hauses verwandtschaftlich verbundenen Grafen von Paris trug einen rein persönlichen Charakter, wie solcher auch in dem freundschastlihen Verkehre mit dem Grafen Chambord lange Jahre ofen hervorgetreten ist. Diese Beweise rein menschliher Sympathie und vollendeter Höflichkeit, die Seitens des Kaisers vielen hohen Per'önlichkeiten, so erst vor wenigen Jahren der Wittwe Napoleons 111. zu Theil ge- worden, haben an sich allerdings hohen Werth, bedürfen und
- gestatten aber niht eine Deutung, welche der Graf von Paris
selbst niht im Entferntesten zulassen wird. i
Agram, 3. September. (Pr.) Jn Groß-Gorica fand heute Nachts ein arger Tumult statt. Die zum Markt gekommenen Bauern, etwa hundert, zertrümmerten die Fenster- scheiben des Abg. Seiß und der Kaufleute Brüder Bachrach, rissen das Schild vom Postamte herab und wollten dies an der Gensd'armerie-Kaserne ebenfalls thun ; die Gensd’armen feuerten, verwundeten mehrere und tödteten eine Person. Es wurde Militär dahin entsendet.
Laibach, 3. September. (Prg. Ztg.) Der Landtag wird am 16. September seine Uhätigkeit wieder aufnehmen.
Niederlande. Amsterdam, 4, September. (W. T. B.) Eine amtliche Depesche von den ostindishen Fnseln bestätigt die {hon bekannten Nachrichten über die Erup- tionen auf Krakatoa und meldet außerdem, daß eine Expedition in die Distrikte der Landschast Lampong auf Sumatra ausgesandt worden sei, von der aber noch keine Nachrichten vorlägen. Die Schisfahrt durch die Sunda- straße sei nah vorgenommenen Lothungen für sehr gefährlich befunden, und es scien Sicherheitemaßregeln ergriffen worden. Die Leuchtthürme „Eerste Punt“ auf Java und „Vlalkke Dres ständen noch aufreht, das Licht auf denselben sei aber erloschen.
Großbritannien und Jrland. London, 4. Septem- ber. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Bao nf ught sind beute früh mit ihren Kindern nah Berlin abgereist.
— 5. September. (W. T. B.) Der chhinesishe Ge- sandte Marquis Tseng begiebt sih heute nah Paris, um die Unterhandlungen fortzuseßen. — Nach einer Meldung aus der Kapstadt, von gestern, befindet sich der englische Missionár Shaw unter den Passagieren des Danpfers „Gasth Castle“, der heute nah England abgegangen ist. — Carey's Familié- und die Zeugen haben die Klage gegen O*Donnel erhoben.
Frankreich. Paris, 4. September. (W. T. B.) Jn dem heute Vormittag stattgehabten Ministerrath wurde beshlossen, ansehnlihe Verstärkungen nah Tongking zu senden; dieselben sollen dem algerishen Truppenbestande entnommen werden.
Der „Temps“ schreibt: über den von englischen Blättern gemeldeten Marsh ch1nesischer Truppen nah Tongking sei der französishen Regierung keinerlei Kunde zugegangen. Ferner publizirt der „Temps“ eine Unterredung eines seiner Redacteure mit dem hiesigen chinesishen Ge- schäftsträger, wobei der Letztere gleichfalls erklärte, daß auh der hiesigen chinesishen Gesandtschaft über den Einmarsh cinesisher Truppen in Tongking keiner- lei Naqthriht zugekommen sei. Der chinesishe Ge- schäftsträger habe hinzugefügt: möglih sei, daß die chine- sishe Regierung in Folge des dem König von Annam auf- erlegten Vertrages die Grenztruppen verstärkt habe; da die chinesishe Regierung Suzerän von Tongking sei, könne sie sih im Nothfalle auch für berechtigt halten, in Tongking Truppen einrücken zu lassen. Von dem Vertrage von Hue habe die hiesige inesishe Gesandtschast keinerlei Anzeige erhalten ; dieselbe habe daher auch keine Veranlassung gehabt, einen Protest gegen den Vertrag zu formuliren.
Italien. Rom, 4. September. (W. T. B.) Dem „Moniteur de Rome“ zufolge hat der Graf von Chambord als Peters pfennig ein Legat von 400 000 Fr. ausgeseßt, das den fapitalisirten Betrag derjenigen Summe repräsentirt, welche Graf Chambord dem Papst jährlih zugewendet hat.
Voghera, 4. September. (W. T. B.) Der König, der von einem glärzenden militärishen Gefolge und von den fremdländishen Militärattahés umgeben war, hat heute eine Revue über die teiden Armec-Corps abgehalten, die zur Ab- haltung von Manövern hier und in der Umgegend konzentrirt worden sind.
Bulgarien. Sofia, 2. Sep‘ember. (Presse.) Die Ergänzungswahlen sür dasSobranije in den Distrikten Sofia und Köstendje haben heute stattgefunden; sämmt- liche sind zu Gunsten der liberalen Partei ausgefallen. Unter Anderm wurden Zankow undBalabanow fast einstimmig zu Abgeordneten gewählt.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 5. September. (W. T. B.) Dem „Russischen Jnvaliden“ zufolge er- hielten die Zwecks der Umänderung der Formirung der Kavallerie ausgecarbeiteten neuen Etats für die aus 4 Escadrons bestehenden Garde-Kürassier-Regimenter und für die anderen aus 6 Escadrons bestehenden Kavallerie-Regimen- ter, ferner - die neuen Etats der Brigadeverwaltungen und der Kavallerie-Reserve:Cadres selbst sowie das neue temporäre Reglement für die Kavallerie-Reserve-Cadres vom 18. August die Sanktion des Kaisers. Die Reorganisation ist binnen vier Jahren auszuführen, und zwar die Umformi- rung der Kavallerie-Regimenter laut dem neuen Etat nach Beendigung der diesjährigen Lagerübungen und die Umfor- mirung der gegenwärtigen Reserve-Eskadrons der Kavallerie- Regimenter in Cadres der Kavallerie-Reserve der neuen Ord- nung successive bis 1887.
Dänemark. Kopenhagen, 14. September. (W. T.B) Die Einweihung der hiesigen rujssishen Kapelle wird am 12. d. M. in Gegenwart der Mitglieder der König- lichen Familie, des russishen Kaiserpaars , des Königs und der Königin von Griechenland und der anderen hohen Eäste stattfinden. Die Abreise des Kaisers Alexander erfolgt, wie es heißt, am 15. September.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 5. September. (W. T. B.) Durch Dekret des Khedive sind die Wahlen zum legislativen Provinzialrath und zur allgemeinen Landesversammlung an denjenigen Orten, wo dieselben aus gesundheitlihen Gründen bisher ausgeseßt waren, nun- mehr auf den 1. Oktober anberaumt.
Zeitungss\timmen.
Der „Neuen Preußischen Zeitung“ wird über das Eisenbahn-Unglück in Stegliß von einem Steglißer Folgendes geschrieben :
Die Staatsregierung hatte bei Uebernahme der Potsdam- Magdeburger Bahn die im Hinblick auf die großartige Ent- wickelung des Personenverkehrs zwishen Berlin und Steglitz geradezu lebensgefährlide Anlage des hiesigen Bahnhofes ret- zeitig erkannt und eine entsprechende Summe für den Umbau def- selben beim Abgeordnetenhause beantragt. Als in der ersten Lesung diese Vorlage abgelehnt wurde, wandte sich das biesige Lokal- Verkehrêëcomité mit einer Petition um Annahme der Regierungs- vorlage an das Abgeordnetenhaus. Bekanntlich hatte au dieser Schritt keinen Erfolg. Es ist ja auch bekannt, daß, als die Regie- rung erklärte, für die Fortdauer der gefahrdrohenden Mißstände eine Verantwortung nicht übernehmen zu können, und als der Minister MaybaÞh in Aussicht stellte, daß die Regierung möglicherweise #sich genöthigt sehen könnte, auf eigene Hand vorzugehen, wurde ihm von fortschrittliher Seite und von Seiten des Centrums Verfassung8verleßung insinuirt. Daß bei der Fortdauer der unzureichenden Anlage des Bahnhofs hier gelezentlih ein Unglüd ein- treten mußte, war jedem Stegliter klar; «s konnte sib nur um die Zeit und den Umfang handeln; mehrere bier ansässige Familien baten ihre Bekannten in Berlin, sie ja nicht Sonntags zu besuben. Daß das Unglück aber fo gräßlice Dimensionen annehmen würde, hat Niemand geahnt. . :
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ sagt:
Die liberalen Organe befinden sih in merkwürdiger Ueberein- stimmung darin, daß die Verzögerung des nothwendigen Um- und Ausbaues des Bahnhofes Stegliß verschuldet sei dur die Re- gierung, welche sch geweigert habe, mit der Bewilligung einer Theil- summe der Forderung vorlieb zu nebmen, um zunächst die Unterführurg der Albrechtstraße ausführen zu können, Einige Blätter erzählen : man babe von einem dahin zielenden Antrage liberalerseits Abstand genomuica, nahdem der Regierungsvertreter erklärt habe, „daß man mit solcher Abschlagézahlung nichts anzufangen wisse." Die liberalen Organe vergessen jedoch die Gründe zu reproduziren, welcbe für die Haltung der Regierungêvertreter maßgebend waren. Diese finden wir auf Seite 32 des Kommissionsberichtes, wo es heißt:
„Ebenso hoben die Herren Reatierungékommissarien wiederholt hervor, daß Aenderungen in der Betriebsleitung bei der Fortdauer des jetzigen Zustandes mit der Wirkung einer ausreicbenden Sicher- heit des Verkehres auf dem Bahnhofe niht möglich seien, und traten dieselben dem Vorschlage, nur die Unterführurg der Albrectstraße auszuführen und die hierfür nothwendigen Geldmittel zu bewilligen mit der Bemerkung entgegen, daß mit der Ausführung dieses Bau- werkes erst vorgegangen ‘werden könne, wenn die definitive Lage der Geleise auf dem Bahnk ofe festgestellt sei.“ é
Der Berichterstatter konstatirt dann:
/ „Den lebteren Gesichtspunkt mußte, man allseitig als rihiig an- erkennen.“
Lie Kommission war also allseitig dahin einverstanden, daß die Bewilligung ciner Tbeilsumme nach Lage der Dinge zweifellos aus- geschlossen sei. Die Verantwortung für die Verzögerung des Um- baues liegt demgemäß also keineswegs bei den Regierungêorganen. .… .
— Die „Weimarische Zeitung“ schreibt in einem Artikel über dieselbe Angelegenheit :
__. . « . Das allerdings zeigt sich hier, daß das Mäkeln der Kom- missionen an Forderungen für rein technishe Zwecke, die am grünen parlamentarischen Tisch doch nicht genügend erörtert werden können, ret bedenklih werden kann, und daß in Fragen dieser Art die Volkéver- tretung viel zu weit geht, wenn sie gegenüber einer Behörde, die volles Vertrauen verdient, und deren oberste Spitze in so nadrücklicher Weise die Nothwendigkeit derselben vertritt, den Daumen auf den Geldbeutel drüdckt, weil vielleicht der Voranschlag um 30 oder 40000 A billiger hätte gemacht werden können. In Dingen dieser Art muß die Exekutive einen weitgehenden Spielraum für ihre verantwortliche Thätigkeit haben. Die aus früheren ganz anders gearteten politischen und wirthschaftlichen Verhältnissen überkommene, den alten ständischen Anschauungen entlehnte Auffassung, als ob die konstitutionelle Auf- gabe der Volksvertretung sei, an jede Geldforderung der Regierungen für technisde Zwecke mit dem Mißtrauen heranzutreten, daß es ficd eigentlih um etwas Ueberflüssiges oder dochþ mindestens um ein An- sinnen handle, das mit weniger Geld auch erfüllt werden könnte, ist heutzutage, wo die Verhältnisse so verwickelte und weitläufige geworden sind, daß nur Facbleute die Einzelheiten beherrschen können, nit auf- ret zu erhalten. Es führt au auf diesem Gebiet nothwendig zu einer Schädigung des Konstitutionalismus, wenn sih die Volksvertretung hier in Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten verrennt, wenn, wie gerade bei der Forderung für Stegliß gesehen ist, dcr Minister, der erflärt, um seine moralisde Verantwortlichkeit zu entlafsten, müsse er eigenmäcbtig mit dem Umbau vorgehen, falls ihm die Gel- der nicht verwilligt würden, im Landtage in kategorisher Weise an seine konstitutionelle Verantwortlichkeit für jede Etatsüberschreitung, die {hwerer auf ihm lasten müsse, gemahnt wird. :
— Die „Deutsche Volkswirthschaftlihe Corre- spondenz“ entnimmt dem Jahresbericht der Handelskammer zu Münster i. W. folgende Angaben:
Die {on im vorhergegangenen Jahre konstatirte Besserung der allgemeinen Geschäftslage hielt auch per 1882 an und trat besonders in der im dortigen Bezirke stark vertretenen Textilindustrie zu Tage. Die Ursachen dieser erfreulihen Wahrnehmung sind theils im wieder- kehrenden stärkeren Bedarf, zum g1ößten Theile aber in der ver- änderten Zollpolitif des Reiches zu sucen. Doch, sagt der Bericht, von einer gründlichen und durgreifenden Besserung der Gesammt- verhältnisse sind wir noch weit entfernt, es müßten erst die in Folge der liberalen Geseßgebung entstandenen Mißverhältnisse, die im kleinen Geschäftsverkehr, im Handel, in der Landwirthschast und auf ren N erS O der Volkswirthschaft zu Tage treten, be- eitigt sein.
Von diesen Mißverhältnissen zählt der Bericht u. A. auf: die Verwilderung der heranwachsenden Igeos, Lockerung der Familien- bande, Mißachtung der Eltern und Vorgeseßten, Arbeitssheu und Immonralität.
Die Lage der Leinenindustrie ist befriedigend. Bezüglich der Spinnerei und Weberei wird gesagt, daß das Geschäft trotz der stär- keren Nachfrage in Folge von UÜeberproduktion und der \o großen Konkurrenz wenig zufriedenstellend war. Die Weberei agitire für niedrigere, die Spinnerei für höhere Garnzölle; der englishen Kon- furrenz wegen seien unsere Zölle nothwendia. Für feinere Nummern, die ana immer noch das Ausland zuführt, könnten solche noch erhöht werden.
Die Gewinnung von Strontianit nahm großartige Dimensionen an. Die Korbwaarenfabrikation, deren Hauptabsaßzgebiet das Aus- land ift, war vollauf beshâftigt. Die Seidenwebereien tvaren im
regelmäßigen Betrieb. Die Lampenfabrik (H. Ganßsh in Müuller) hat auf ihrem Absaßzgebiete in Deutshland, Holland, Belgien, Fran - p f E China, wie seit Jahren, die Konkurrenz erfolgreih be n.
Landtags- Angelegenheiten.
Nakel, 5. September. (W. T. B.) Bei der heute ftattge- habten anderweiten Wahl eines Landtags-Abgeordneten wurde. der Ober-Regierungs-Rath Hahn mit 291 Stimmen wieder-
ewählt; der nationalliberale Kandidat Falkenberg erhielt 82, der ole Komierowski 81 Stimmen.
Statistische Nachrichten.
Na den auf Grund des dur die Erntestatistik und die Han- delsstatiftik gelieferten Materials angestellten Berehnungen des Kai- serliden Statistishen Amts (im Iuliheft seiner Monatsbefte) sind in den leßten 3 Erntejahren von den wichtigsten Feldfrücbten, nah Abzug des Bedarfs an Ausfaat für das Folgejahr, ungefähr folgende Mengen in 1009 t (à 1000 kg) im Deutschen Rei ch zum Verbrauch verfügbar gewesen (das Erntejahr vom 1. Juli bis 30. Juni gerechnet):
1880/81 1881/82 1882/83 Roggen . 4 869 5 245 6 078 MBeten . ., 2395 2 100 2 827 Gerste 2163 2015 2 353 Dâjer . 3 796 3 482 4 035 Kartoffeln 13 686 19 778 12 172
— Deutsclands Getreideertrag. Agrarstatistise Unter- subungen von Dry. Joh. Richard Mudcke, Professor der Staats- wissenshaften an der Königlichen Universität zu Greifswald. Verlag von Julius Abel, Greifswald. (Preis 15 4) — Die durch die Erneuerung des Getreidezolles an den Grenzen Deutschlands hervor- gerufene Agitation hat den Verfasser zu der Beobachtung geführt, wie mangelhaft troß eines starken Aufgebots von Arbeit die Kenntniß des Volkes von seinen Leistungen und Bedürfnissen an Getreide ist. Er hat sich daher in dem vorliegenden Werke die Aufgabe gestellt, das bekannte Material systematisch zu bearbeiten und gewissenhaft auf scine Nicbtigkeit zu prüfen, damit die Männer der Wissenschaft
und der Verwaltung, gleihviel welher Partei sie an- gehören, ihr Urtheil mit größerer Sicherheit abzuwägen in Stand geseßt würden. Um die Ergebnisse der neuen
Statistik an älteren Beobachtungen zu prüfen, und über die Fort- schritte der Getreideerzeugung Autkunft zu verschaffen, sind dem Hauptabscnitt einige andere vorausgeschickt worden, in welchen der Versasser den Hauptinhalt des früheren Wissens von der Getreide- produktion zusammengestellt hat. Wie gerirg dasselbe war, geht aus diesen Abscbnitten allerdings deutlicher hervor, als daß mit Sicherheit die Produktion früherer Zeiten in Vergleichung zur gegen- wärtigen geseßt werden könnte. Wenn der Verfasser gleihwohl der- artige Berebnungen angestellt hat, so wollte er damit nur einen Anbalt zu Vergleihungen geben, welche sich von selbst bei einem Werke wie das vorliegende aufdrängen. Diejenigen Mittel der Abhülfe von der bedenklichen Lage der deutschen Landwirtbschaft und der Ernährung8möglichkeit, welhe der Verfasser als zweckmäßig oder nothwendig erfannt, hat er anzugeber und zu begründen nit unterlassen, da eine statistishe Untersuchung an Werth verlieren würde, wenn keine Folaerungen aus ihr hergeleitet werden. — Das Werk zerfällt in neun Abschnitte, welche folgende Themata behandeln : Die deutshe Landwirthschaft vor Anbruch des neunzehnten Jahr- hunderts (S. 1—17), — Der Getreidebau während des neunzehnten Jahrbunderts (S. 18—89), — Aeltere Ermittelungen und Schätungen des Ertrages in Verbindung mit dem Verbrauche (S. 90—106), — Die Ausfaat und ihre Beziehungen zum Ertrage (S. 107—125), — Dur(þschnittserträge einer Flächeneinheit laut älteren Nachrichten (S. 126—164), — Die Abweichungen vom Mittelertrage (S. 165—223), — Uebertragung des Maßes in Gewicht (S. 224—268), — Ernte - Ergebnisse der deutschen Reichs- S, 269—464), — Folgerungen und Empfehlungen (S. 465 i i
Wir heben aus dem reichen Inhalt des Werkes eine auf S. 83 abaedrackte Tabelle hervor, in welher für die Vergangenheit vom Jahre 1815 ab, für jedes fünfte Jahr, die Bevölkerungs8ziffer des gegenwärtigen Reicbsgebiets mit dem Umfange des Getreide-Areals in Bes gestellt wird.
ahr Tausende von Menschen a pro (1. Dezember) Menschen ha pro 1 ha 1 Mensch
1815 24 465 11 887 2,058 48,58 1820 26 292 12 148 2,164 46,20 1825 28 111 12 334 2,279 43,88 1830 29 518 12 576 2,347 42,61 1835 30 936 12 836 2,410 41,49 1840 32 785 13 171 2,489 40,17 1845 34 396 13 487 2,950 39,21 1850 35 395 13 766 2,571 38,89 1855 36 112 13 896 2,599 38,48
e 1860 37 745 13 971 2,702 37,01 1865 39 654 14 017 2,829 35,39 1870 40 816 14 045 2,906 34,41 1875 42 727 14 073 3,036 32,94 1880 45 234 14 101 3,208 31,18
__ Der Verfasser knüpft hieran die Bemerkung, daß für den ver- Hhältnißmäßigen Rückgang des Getreidebaues hier cin Bild gegeben sei, dessen Konturen wohl ziemlih der Wahrheit entsprechen möchten; von der Bonität des Aerlandes sei hierbei freilih keine Rede, und ebensowenig von der auf den Getreidebau verwandten Sorgfalt ; man werde aver zugestehen, daß diese Zahlen an sich wenig er- freulich seien. Der Verfasser betont bei dieser Gelegenheit wieder-
holt den Grundgedanken, daß eigene Getreideproduktion in möglihs| ausreidendem Umfange eine Hauptbedingung für das dauernde Woklergehen des Volkes fei, und spricht
fih in eingehenden Ausführungen für den Schuß des vaterländischen Getreidebaucs aus. — Die sehr beacbtenswerthen Vorschläge des Verfassers behufs Hebung der Landwirthschaft, insbesondere des Ge- treidebaucs, sind im neunten Abschnitt (Folgerungen und Empfeh- lungen) mitgetheilt und begründet. Sein Urtheil über den Getreide- zoll faßt er daselbst in folgenden Säten zusammen: Die deutsche Landwirthschaft vermag wirthscaftlich den Getreidebau nit erheb- lid einzushränken, und aus nationaler Politik darf sie ihn nicht einshränken, um die Ernährung des deutschen Volkes vor frem- der Willkür zu schüßen. — Das mit großem Fleiß und Umsicht bearbeitete Werk, in welhem der Verfasser auch die den seinigen entgegenstehenden Ansichten in ausführlichen kritischen Be- merkungen gewürdigt hat, darf die höchfte Aufmerksamkeit der deutsen Volkswirthe beansprucen und wird zur Klärung der An- sibten über die Frage, dur _welche Maßregeln die Veiforgung des Volks mit dem zu seiner Ernährung erforderlichen Getreide ficher zu stellen sei, wesentlich beitragen.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
___ Im Verlage der Buchhandlung füc Staats- und Rechtswissen- haft, von Puttkammer und Mühlbrecht hierselbst, ersien soeben : Deutsche Justiz-Statistik, bearbeitet im Reihs-Justiz- amt, Jahrgang I. (11 Bogen Ler. 8. Preis elegant kartonnirt 5 4), — Die seit dem 1. Oktober 1879 bestehende Rechtéeinheit auf dem BVebiete der Gericht8verfassung und des gerichtlichen Verfahrens ge- währt die Möglichkeit, für ganz Deutschland eine einheit- liche Justiz-Statistik an Stelle der sehr verschiedenartigen, früheren derartigen, auf einzelne Bundesstaaten beschränkten Arbeiten her zustellen. Es finden bei allen deutshen Gerichten
seit dem 1. Januar 1881 prozeß-statistishe, seit dem 1. Januar 1882 auch kriminal-statistishe Erhebungen nach gleihmäßigen Grundsätzen
statt. Während die Kriminalstatiftik für 1882 zur Zeit sih noch in der Bearbeitung befindet, bietet das vorliegende Werk: im ersten Theile: eine Statistik der Geribt8verfassung nab dem Stande von Ende 1882; im zweiten Theile: eine Prozeßstati- stif für das Geschäftsjahr 1881. Der erste Theil enthält eine Vebersiht aller deutsben Gerichte mit Angabe über Bezirke, Be- seßung, Eintheilung, Zahl der Gerichtseingesessenen. Vergleihende Tabellen und eine kurze Einleitung stellen die erwähnten Angaben so- wohl für die 28 Ober-Landesgerichtzbezirke als für das Deutsche Reich übersihtlih zusammen. — Dem zweiten Theile ist eine ausführliche, von 39 vergleibenden Tabellen begleitete Denkschrift beigegeben, welche die in zwei größeren Uebersichten zusammengestellten prozeß-statistischen Ermittelungen näher belcuchtet. Aus derselben sind hervorzuheben bezügli der bürgerlihen Rechtsstreitigkeiten die Angaben über die Hâäufigkeit der bürgerliben Rechtsftreitigkeit, über den Antheil der Urkundenvrozesse an der Gesammtzahl der Prozesse, über die Zahl und die Ergebrisse ter Mahnsacben, die Frequenz der Cheprozesse und der Ehescheidungen, über die (bei ihrer Wichtigkeit im System der Civilprozeßordnung besonders eingehend behandelten) mündlichen Ver- bandlungev. Aus dem die Strafsachen behandelnden Abschnitte dürften die Angaben über die Häufigkeit der einzelnen Arten von Strafsachen, über das Verhältniß zwishen Hauptverhandlungen und Urtheilen, über die Häufigkeit der Freisprehungen, über Zabl und Erfolg der Berufungen, Revisionen und Wiederaufnahme-Verfahren besonderes Interesse beanspruchen. Auch die Konkursverfahren sind durch eine Anzahl vergleihender Berechnungen berücksichtigt. — Die Aufstellung der einzelnen Tabellen nach Ober-Landesgerichts- Bezirken ermögliht eine Vergleihung der Verschiedenheiten, welce gewisse prozessualishe Erscheinungen in den einzelnen Theilen des Reichs darkticten. — Somit gewährt das Werk zum ersten Male ein auf statistis6e Grundlagen gestüßtes Bild von der Gerichtsver- fassung und dem Prozeß, wie sie sih in Gemäßheit der Reichsjustiz- gesetze gestaltet haben, und möchte deshalb geeignet fein, dem noch immer brennenden Streit über die Wirkungen jener Gesetze die un- entbehrliche thatsählibe Basis zu verleihen. E
— Das erste Heft der neu erschienenen „Monats\chrift für christliche Volksbildung“ (Larmen, D. B. & T. G. Wie- mann; jährlih 12 Hefte zu 32 S., 3 4) kann als ein wohlgelunge- ner Versuch bezeichnet werden, eine für alle Kreise des Volks passende, bigher fehlende Zeitschrift einzuführen. Ohne Unterschied der politi- cen Parteistelung will sie allen cuistlih-patriotisch gesinnten Männern einen Sprechsaal bieten, um über die besten Mittel und Wege zu berathen, wie das positive lebendige Christenthum als die cinzig heilende, gesund erhaltende und ordnende Leben8macht auch unseres deuts en Volkes demselben wieder reichlich zugeführt werden fönne. Alle Artikel sollen in möglichst populärer, d. h. kurzer und einfacher und aus dcm Herzen kommender Sprache abgefaßt werden, damit sie ebenso den Verstand wie das Herz und Gewissen des Volks erreichen. Das erste Heft bictet nun zunäcst ein Eingangsgedit von jugendfrisher Begeisterung: „Hirein ins Volk în Christi Namen!“ Dann folgt cin die prinzipielle Stellung der Monatsschrift klar und knapp darlegender Aufsaß: „Was wir wollen!“; eine anregende apologetishe Betrachtung: „Liter aus dem himmlishen Vaterhause“; eine nah Johannes Sleidanus möglihsst wortgetreu wiedergegebcne Darstellung von „Luther auf dem Reichstage zu Worms“, fowie der „Brief Luthers an seinen todtkranken Vater vom 15. Februar 1530“, welche beiden Aufsäße uns lebendig in die innersten Quellen des Reformations- werfs einführen. Dann folgt eine „Ansprache“, welche auf dem ersten Vereinstage des Rheinisch-Westfälischen Vereins für christliche Volks- bildung am 4, Juni 1883 zu Cöln vom Kaufmann C. Gödel ge- halten worden ist, ein zu Herzen dringendes und aufs ernsteste mahnendes Zeugniß eines christlihen Laien. Es folgt ein Aufsaß des Gymnasial-Direfktors C. Aleri zu Mülhausen i. E. über: „Die religiöse Erziehung und Bildung der höheren Gesellscbaftsklassen: \charf, klar, die Sacken beim rechten Namen nennend. Den übrigen Inhalt des Hefts bilden kleinere Aufsäße sowie Anzeigen neu er- \cicnener Lutherschristen.
— Der Jahrgang 1884 des Ingenieur - Kalenders, von H. Fehland, ist soeben im Verlage von Julius Springer hierselbst erschienen. (Pr. 320 4) Ein Llick ia Vorwort und Inhalt zeigt, daß die Redaktion wieder rastlos bemüht gewesen ist, den Kalender in jeder Beziehnng zu vervollkommnen und zu einem wirklih nüßz- lichen, wenn nicht gar unentbehrlicwen Hülfsmittel für die Mascbinen- und Hüttea-Ingenieure zu gestalten. Neben Verbesserung und Er- weiterung der BVerebnungen von Maschinen und Maschinentheilen sowie der Gebläse für Hochöfen und Befsemer- Anlagen sind neue Tabellen für Blechstärke der Dampfkessel und zur leichteren Be- rechnung der Compound-Maschinen eingesügt worden. Kap VII er- hielt die vielfah gewünschte Berechnung der Turbinen. Kap. IX hat mehrfache Bereicherungen erfahren, \o z. B. Angaben über den Dampf- verbraub der Hochofengebläse, die Heizfläche der Dampfkessel für die- selben, die Größe und den Materialverbrauch der Winderhitzungs- apparate verschiedenen Systems u. #. w. Neu sind ferner in diesem Kapitel der vielfach verlangte Abschnitt über Eisengießerei und An- gaben über Drahistift-Fabrikation. Die elektrische Beleuchtung ist zwcckentsprehend in cinem besonderen Kapitel behandelt. — Die Bet- lage enthält in diesem Jahrgange unter den Personalnotizen auch ein Verzeichniß der Fabriken-Inspektoren sowie der technischben Vorstände der Dampfkessel-Revisionévereine tes Deutschen Reiches. — Die äußere Ausstattung (solider Ledereinband mit Klappe und Faberstift) ist cine durhaus zweckentsprehende und bequeme. i :
Paris, 4. September. (W. T. B.) Der russishe Dichter Turgenjeff ist gestern in Bougival bei Paris, wo er sich seit längerer Zeit aufhielt, gestorben.
Gewerbe und Handel.
Königsberg i. Pr., 5. September. (W.T. B.) Die Betriebs- einnahme der Ostpreußischen Südbahn pro August 1883 betrug vach vorläufiger Feststellung: im Personenverkebr 99 429 4, im Güterverkehr 300 204 4, an Extraordinarien 18 000 4, zusammen 417633 M, gegen den entsprechenden Monat des Vor- jahres weniger 26796 #Æ#, im Ganzen vom 1. Januar bis zum 1. September d. J. 3337637 M gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres mehr 7379 M i :
Dortmund, 3. September. (Rheinish-Westf. Ztg.) Die Lage des Eisenge\chäfts is noch immer wenig befriedigend, da die Nachfrage in fast allen Branchen desselben zu wünschen läßt und die Preise gedrückt bleiben. In Puddelroheisen haben die Konsumenten meist ihren Bedarf pro IIT. Quartal gedeckt, und wird daher augen- blicklich wenig gekauft. Für längere Kontrakte ist noch immer wenig Neigung vorhanden und kommen solce daher nur vereinzelt zu Stande. Die Ho chöfen halten indessen an den bisherigen Preisen fest und man nimmt an, daß sie dieselben aud bei den Abschlüssen pro IV. Quartal d. J. durhseßen werden. In Gießerei- und Bessemereisen ist der Absay ziemlich regelmäßig und für Spiegel- eisen ist wieder etwas bessere Exportnachfrage zu verzeihnen. Die Notirungen sind auch für diese Roheisensorten unverändert geblieben. In der Stabeisenbranche laufen neue Bestellungen im Allgemeinen \pärlih ein, weshalb mance der betreffenden Werke um Aufträge ver- legen, während andere fortdauernd reihlich damit versehen sind, daß unter solhenUmständen vielfa weitgehendeKonzessionenSeiteas mancher Produzenten gemacht werden, um neue Aufträge zu erhalten, ist leicht erkflärlih. Jn Kesselblechen ist zwar etwas mehr zu thun, aber zu einer rechten Belebung will es noch nicht kommen. Dagegen ist der Verkehr in Feinblechen fortdauernd rege und sind die betreffenden Werke daher in der Lage, die Preise fc zu behaupten und etwas höher zu halten. In Walzdraht ift der Geschäftägang andauernd s{leppend, doch haben verschiedene Drabhtwalzwerke neuerdings recht ansehnliche Auf- träge aub aus dem Auélande erbalten und ist demnach zu hoffen, daß in nicht zu langer Zeit eine Wendung zum Bessern in Stahl- und Eisendraht eintritt. Die Stahlwerke sind meist noch befriedigend beschäftigt, es wäre aber zu wünschen, daß namentlich in Eisenbahnmaterialien wieder größere Bestellungen einlaufen, damit sie ihren bisherigen Betrieb in vollem Umfange beibehalten können. Die Kleineisenindustrie ist im Allgemeinen befriedigend beschäftigt
und ebenso find es die Maschinenfabriken, Gießereien, Lokomotiv- und Waggonfabriken, wie aub neue Aufträge ziemlih regelmäßig bei den- selben einlaufen. — Im Koblengeschäft ist der Absatz fortdauernd steigend, bei unveränderten Preisen. Nur in Kokskohlen ift der Ver- kehr nicht belebt und sind die Notirungen {wankend. Koks liegt auch noch matt, doch hofft man auf eine Besserung mit dem Begian des nächsten Quartals.
Nürnberg, 3. Seprember. (Ho pfenmarktber it von Leopold Held.) Die Zufuhren in Frühhopfen sind bereits auf 200—300 Ballen pro Tag angewachsen, doch blieb bisher das Geschäft ein \{leppendes, da die Kundschaftshändler — der Export regt sich now nicht — nur das dringend Nothwendige kaufen. Die heute gezahlten Preise sind etwas niedriger als in der leßten Hälfte der Vorwoche. Für vorjährige liegt nur wenig Interefse am Markt vor; seit vor- gestern ist kein nennenswerther Kauf in dieser Sorte bekannt geworden. Bezahlt ward zuleßt prima Originalwaare mit 270—300 A Ge- ringe und Mißfarbige sind {bon länger außer Frage. Es notiren: Steiermarker 185—200 #4, Württemberger, je nad Trockenheit und Qualität 160—190 4, Badische 150—170 Æ, Hallertauer 150 — 185 Æ, Gebirgshopfen 165—170 A, Markthopfen, prima 155— 160 4 Markthopfen, secunda 140—150 M
Bern, 4. September. (W. T. B.) Das Einfuhrverbot für Mors aus Egypten nah der Schweiz ist aufgehoben worden.
London, 4. September. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll- auttion waren Preise unverändert.
New-York, 3. September. (W. T. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantiswen Häfen der Ver- einigten Staaten nah Großbritannien 106 009, do. na Frank- reich 42000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 50 0009, do. von Kalifcrnien und Oregon nach Großbritannien 45 000 Qrtrs., nah dem Kontinent — Qritrs.
New-York, 4. September. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche tier ausgeführten Produkte betrug
7 172 000 Doll. Verkehrs-Anstalten.
Bremen, 4. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Hannover“ hat heute auf der H:-imreise St. Vincent passirt.
Bremen, d. September. (W. T. B.) Der Dampfer „Rhein“ des Norddeutschen Lloyd ist auf der Heimreise heute früh 5 Ubr in Southampton eingetroffen.
Hamburg, 4. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Gellert“ der Hamburg - Amerikanischen Palketfahrt- Aktiengefellschaft ist heute Vormittag 9 Uhr in New-York eingetroffen.
Berlin, 5. September 1883.
__ Müntwen, 4. September. (W. T. B.) Der Kunstgewerbe - Kongreß beschloß heute einstimmig die Bildung eines deutschen Kunstgewerbe- Vereinsverbandes und genehmigte das zu diesem Zwecke vorgelegte Statut na den Vorschlägen der Kommis- sion. Der von Berlin und Magdeburg gestellte Antrag, der Kongreß möge eine für das Iahr 1885 in Berlin geplante Ausstellung für Kunstgewerbe und dekorative Kunst befürworten, wurde durch die An- nahme des Antrages Hirth (München) — der Kongreß möge von einer Beschlußfassung darüber absehen — erledigt. An der längeren Debatte betheiligten fih besonders Pabst (Berlin), welcher dafür, und Gurlitt (Dreéden), Köhler (Hannover), Walle (Berlin), welche dagegen sprachen.
München, 5. September. (W. T. B.) Der Kongreß für Völkerrecht ifi gestern hier zusammengetreten. Die Berathungen erfolgen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. Die Stadt München veranstaltete zu Ehren des Kongresses im Festsaale des Rathhauses ein Diner, welchem u. A. auch der Minister des Auswärtigen, Freiherr von Crailsheim, beiwohnte.
New-York, 4. September. (W. T. B.) Nach hier ein- gegangenen Nachrichten hat in einer Chiffon-Manufaktur in Cincinnati eine große Feuersbrunst stattgefunden, bei welcher 8 Fraucn und ein Mann ums Leben kamen.
New-York, 5. September. (W. T. B.) Ein heftiger Orkan an der Küste von Neu-England hat eine große Anzahl von Schiffen {wer geschädigt und zahlreiche Menschenopfer gefordert ; es werden 30 Schiffe vermißt.
LiterarisheNeuigkeiten und periodisheSchriften.
Preußisbes Verwaltungs-Blatt. Nr. 48. — Inhalt: Die Pensionsverhältnisse der Gemeindebeamten. — Das Holzcement- dab. — Bligtableiter, — Bedürfnißfrage bei dem Kleinhandel mit geistigen Getränken; Kriterium des im betreffenden Orte verkehren- den Publikums. — Polizeilihe Kognition und Bescheidertheilung dar- über, ob der Wiedereröffnung des Gast- oder Schankwirthschasts- 2c. Betriebcs ein polizeilihes Hinderniß entgegensteht. — Rechtsweg gegen polizeilihe Verfügungen. — Einführung der polizeilihen Prä- ventivkontrole 2c. bei Feuerversiherung in Sles8wig-Holstein. — Lagerung leicht entzündlichher Stoffe in der Nähe von Schornsteinen.
— Revision der BVlitzableiter. — Fischereipolizei; Fischereiaufseher. — Schußmaßregeln gegen die Cholera. — Gewerbebetrieb mit Lumpen. — Benutzung der Leichenhallen. — Schutz der im Zuge
von öffentlihen Straßen und Wegen befindlihen Brücken und Durhlässe. : Blätter für Gefängnißkunde. Organ des Vereins der deutschen Strafanstaltsbeamten. Redigirt von Gustav Ekert. Sieben- zehnter Band, 3. Heft. — Inhalt: Achtes Gutachten für die Ver- einsversammlung über die Unterbringung ‘irrer Verbrecher. Von Gutsch. — Mittheilungen über das Gefängnißwesen in Elsaß- Lothringen. — Ueber Gefängnißhygiene, Werk von Dr. Baer, be- \prochen von Dr. Kirn. — Zum Gutachten III., betreffend Arbeits- belohnungen, von Leutrit. — Literatur. Insbesondere: Statistik der preußishen Strafanstalten. Statistik der österreichishen Straf- anstalten. Ueber die Rückfälligkeit der Verbreher, von Sicart. Jahresberihte der Rhein.-Westfäl. Gefängnißgesellsbaft. — Per- sonalnachrihten. — Vereinsangelegenheiten. — Berichtigungen. — Aufruf an die Anstaltsgeistliben Süddeutschlands. Mittheilungen der Großherzoglichen Centralstelle für die Landesfstatistik. August. Nr. 294. Inhalt: Frequenz der technischen Hochschule 1882/83. — Bergwerke, Salinen und Hütten 1882. — Eisenbahnen Juli 1883. — Preise der gewöhn- lichen Verbrausgegenstände Juli 1883. — Ergebnisse der nicht- streitigen Gerichtsbarkeit im Großherzogthum Hessen im Jahr 1881, — Präparanden-Anstalten 1882/83. j Deutsche Landwirthschaftliche Presse. Nr. 69. — Jn- halt: Der internationale Getreidehandel. Von }Dr. Th. Schönborn. — Fahrbare Dampfdreshmaschine. (Mit Abbildung). — Ueber das Gewichtsverhäitniß der Körner zum Stroh bei gesundem Getreide Von Professor Drechsler. -— Correspondenzen. — Personalien. — Undwirthschaftlihe Lehranstalten. — Ausstellungen. — Literatur. Nr. 70. — Inhalt: Die gegenwärtig in Preußen bestehenden Vorschriften über die äußere Heilighaltung der Sonn- und Festtage. Von v. Oesfeld. — Die Kartoffelwashmascbinen (mit Abbildungen). — Hauswirthshaft, — Correspondenzen. — Sprechsaal. — Rund- \{au. — Indiens Weizenbau. — Personalien. — Litteratur. — Patentliste. — Handel und Verkehr. — Blätter für Moorkultur, Torfverwerthung und Meliorationswesen: Forschungen uad Er- fahrungen auf dem Gebiete des Moorwesens. Referent: Dr. M. Fleischer. Vorsicht bei Anlage von Rimpauschen Damn1- fulturen! II. — Erfinder und Erfindungen in der Maschinentorf- industrie. Von Ed. Pieau, — Die Kultur der Korbweide.