Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Bekanntmachung.
Das Königlich italienishe wissenshaftlihe Jnstitut zu Florenz hat einen Preis von 5000 Frcs. — sogen. Bufalini- schen Preis — für das beste Werk über die Bedeutung der Experimental-Methode sür die gesammte Wisscnschaft ausgeseßt.
Das Thema lautet wörtlih wie folgt : „Posta l’evidenza della
del metod9 medesimo.“
Jn Uebersetzung:
„Unter der Vorausseßung, daß nur die Experimental- Methode Wahrheit und Ocdnung auf dem Gebiete aller Wissen- schaften gewährleistet, ist in einem ersten Theile zu zeigen, wie weit die genannte Methode tei jeder wissenschastlichen einem | einzelnen Wissenschaften, E der seit der leßten Preisbewerbung bis zur Stunde
ossenen Frist diese Methode angewandt haben und wie man sie auf eine möglichst treue und vollständige Beobahtung
Argumentation zweiten Theile ,
wirklich anzuwenden is, und in
wie weit die Ver
derselben Methode hinleiten könne.“
An der Preisbewerbung, deren Frist mit dem 31. Oktober 1884, Nahmittags 3 Uhr, abläuft, können au deutshe Ge-
lehrte Theil nehmen.
Die Preisbewerbungs:Arbeiten müssen in oder lateinisher Sprache verfaßt sein und sind als versiegeltes Padet an den Kanzler (Sekretär) der medizinishen und cirur- gischen Abtheilung des genannten Instituts zu Florenz, via degli Alfani No. 35, portofrei einzusenden.
Die weiteren Bedirgungen und Beslimmungen für die Preisbewerbung werden auf schriftliche Anfrage von hier aus mitgetheilt werden.
Berlin, den 11, September 1883.
Der Minister der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal- Angelegenheiten. Im Austrage : Greiff.
Angekommen: Se. Excellenz der Staats: Minister und Minister der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegen- heiten, von Goßler, aus der Schweiz.
BekanntmaGhunñgen auf Grund des Reichsgeseßzes vom 21. Oktober 1878,
Auf Grund des §. 12 des Reichsgescßes gegen die ge- meingesährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 wird hierdurch zur öffentlihen Kenntniß gebraht, daß die Broschüre: „Do pracujgcych naroli komitetu centralnego socyalno-rewolucyjne) partyi manifest, Warszawa w, drukarni partyi Proletaryat“ 1883, nah 8. 11 des gedachten Geseßes durch die unterzeichnete Landespolizei- behörde verboten worden ist.
Posen, den 8. September 1883. Königliche MUGIErINO, Abtheilung des Jnnern. iman.,
Auf Grund des §. 11 des Neichsgeseßes gegen die gemein- gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Ok- tober 1878 ist das in Altona ohne Angabe des Verfassers und der Druck- und Verlagsoffizin verbreitete Flugblatt, ent- haltend „Programm der Sozialistishen Arbeiter- partei Deutschlands“ und einen Aufruf mit der Ueber- rift : „Arbeiter !“ unterm heutigen Tage von der unter- zeihneten Landeëpolizeibehörde verboten worden.
Schleswig, den 10, September 1883, Königliche Negierung, Abtheilung des Jnnern. Hanssen.
3% Anlehen der vormals Freien Stadt Frank furt a. M. von 2000000 Fl. vom 2. Januar 1844.
Bei der am 10. l. Mts. stattgefundenen 34. Verloosung des An-
lehens der vormals Freien Stadt Frantfurt a. M. von 2 000 000 Fl. vom 2. Januar 1844 wurden nachverzei{nete Nummern zur Rüdczahlung auf den 1. Dezember 1883 gezogen:
30 Dbli gationen à 1000 Fl. = 1714 A 29 A,
Nr. 19 26 31 76 97 164 189 220 260 286 294 345 382 501 517 528 548 585 615 622 681 728 827 866 913 915 941 985 992 999 = 51428 M 70 S.
30 Dbligationen à 500 Fl. = 857 M 14 4.
Nr. 1002 1024 1045 1104 1106 1113 1150 1177 1206 1320 1332 1333 1360 1386 1397 1458 1468 1497 1502 1596 1621 1622 1656 1718 1760 1813 1832 1850 1862 1879 = 25 714 M 20 4.
31 Obligationen à 300 Fl. = 514 M 29 s.
Nr. 2046 2061 2106 2112 2128 2144 2171 2172 2249 2332 2353 2367 2395 2403 2430 2432 2445 2483 2500 2554 2562 9563 tut 2654 2672 2692 2695 2735 2890 2976 2987 = 15 942 M. 99 „3.
69 Dbligationen à 100 Fl. = 171 M 43 4.
Nr. 3044 3052 3056 3100 3155 3163 3182 3218 3224 3272 3283 3319 3324 3335 3370 3402 3419 3420 3434 3469 3478 3513 3609 3637 3665 3688 3716 3718 3719-3773 3792 3801 3812 3838 3844 3€63 3929 3934 3957 3964 4009 4029 4039 4052 4220 4227 4244 4250 4255 4318 4346 4360 4419 4492 4550 4561 4568 4600 4656 4662 4666 4710 4714 4755 4831 4880 4920 4975 4994 = 11 828 67 S, 160 Stü über 104914 M 56 .
Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß geseßt, daß die Kapitalbeträge, deren Ver- zinsung nur bis zum Rückzahlungstermin stattfindet, bei folgenden Stellen erhoben werden können : H
Bei der ee En Kreiskasse in Frankfurt a. M,, bei der Königlichen Staats\c{hulden-Tilgungskasse in Berlin, sowie bei allen Königlichen Regierungs- und Bezirks-Hauptkassen gegen Rückgabe der Obligctionen nebst Zinéscheinen Reihe II. Nr. 3—8 und Zins\chein-Anweisung.
Der Geldbetrag der etwa sehlenden, - *2ntgeltlich zurückzugeben- den Zinsscheine wird an dem zu zahlenden Nominalbetrag der Obligationen abgehalten. *
Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., noth bei der Königlichen
necessîìtà di assícurare al s0lo metodo sperimentale la veritá e l’ordine di tutte le scienze, dimostrare in una prima parte, quanto veramente sía da usarsì in ogni scientifico argomentare il metodo suddetto, ed in una seconda parte, quanto le singolari scienze se ne siano prevalso nel tempo trascorso dall’ ultimo concorso fino ad ora, e come possano esse ricondursìï nella più fedele ed intiera osservanza
italienischer
geschlossen ; die gerichtlichen Ermittelungen {weben noch. Das Ergebniß beider wird demnächst vollständig zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden. Urtheil darüber, Grade? ein Verschulden bei dem traurigen Ereigniß mitge- wirkt hat, zurückzuhalten sein.
30. April 1847, wonach die im kausmännischen Verkehr abge- schlossenen bewegliche Gegenstände einem Stempel von höchstens 1,50 6 unterliegen, ist von der Finanzverwaltung, im Ein- verständniß mit stimmung mit wiederholten Entscheidungen des vormaligen Ober-Tribunals, daran festgehalten worden, daß die gedachte Allerhöchste Ordre und die derselben entsprehende Vorschrift der Tarife zu den Stempelsteuerveroronungen vom 19. Juli 1867 Nr. 29d. und 7. August 1867 Nr. wendung finde,
in der Absicht demnächstiger Weiterveräußerung der Waare
termine eingereiht werden können. HKückständig sind noch: pro 1. Dezember 1869: Nr. 3585. pro 1. Dezember 1874: Nr. 1891. pro 1. Dezember 1880: Nr. 1608 2229. pro 1. Dezember 1881: Nr. 4639.
3233 3346 3547 3869 4190 4388 4620 4692.
wiederholt aufgefordert. Wiesbaden, den 13. August 1883, Der Regierungs- Präsident :
v W b. ‘ on Wurm
scheine und Zins\chein-Anweisung durch diese Kafse vor der Aus- zahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden, weshalb diese Schuldverschreibungen einige Zeit vor dem Rückßzahlungs-
pro 1. Dezember 1882: Nr. 1041 2708 2791 2944 3008 3027 Die Inhaber dieser Obligationen werden zu deren Einlösung
Personalveränderungen.
Königlih Prenßishe Armee. t
Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. Berlin, 1. September. Rohde, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 58 und kommandirt zur Dienstleist. bei dem Feld-Art. Regt. Nr. 6, als außeretatsmäß. Sec. Lt. in dieses Regt. verseßt. — 6. September. Curtius I., Sec. Lt. von der Ref. des Hus. Regts. Nr. 11, im aktiven Heere, und zwar als Sec. Lt. mit einem Patent vom 6, September cr. bei dem Drag. Regt. Nr. 9 angestellt. Weiße, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 24, zur Dienstleistung bei dem Festungsgefängniß in Straßburg i, E. kommandirt. v. Keiser, Hauptm. à la suite der 3, Ingen. Insp., unter Entbindung von seinem Kommando nach Württemberg, in die 2. Ingen. Insp. einrangirt. Mathieu II., Hauptm. von der 3. Ingen. Insp. und Comp. Chef im Pion. Bat. Nr. 15, bebufs Verwendung als Comp. Chef beim Pion. Bat. Nr. 13, unter Stellung à la suite der 3. Ingen. Insp., nah Württemberg kom- mandirt. — 8. September. Prinz Alexander von Hessen Großherzogl. Hoheit, Großherzogl. Hess. Gen. der Kav., zum Chef des Drag. Regts. Nr. 13 ernannt. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 1. September. v. Kießel, Major à la suite tes Fuß-Art. Regts. Nr. 6 und Direktor der Pulverfabrik in Met, mit Pens. zur Disp. gestellt. Migula, Hauptm. à la suite des Fuß-Art. Regts. Nr. 8 und Direktions-Assist. bei dem Feuerwerks-Laboratorium in Spandau, mit Penf. nebst Auésict auf Anstellung im Civildienst und der Unif. dcs Fuß-Art, Regts. Nr. 8 der Abscbied bewilligt. Jn der Kaiserlichen Marine. Ernennungen, Beförderungen und Versezungen 2c. Berlin, 4. September. Frhr. v. Hollen, Kapitän zur See, mit dem 1. Oktober cr, zum Inspecteur der Marine-Artillerie ernannt. v. Werner, Kapitän zur See, mit dem 1. Oktober cr. von der Stellung als Kommandant S. M. Artilleries{ifffs „Mars* ent- bunden. Hartog, Aschbmann, Korv. Kapitäns, zu Abtheil.-Com- mantdeuren bei der 1. bezw. 2, Matrosen-Division ernannt. Stra u ch, v. Arnim, Korv. Kapitäns, bisher Abtheil. Führer bei der 2. bezw, 1. Matrosen-Div., verbleiben als Abtheil. Commandeure bei diesen Marinetheilen. Becks, Schwar zl ose, Graf v. Haugwit, Korv. Kapitäns, v d. Stellung als Abtheil. Führer b. d. 1. Matrosen-Div., E Leveßow, Korv. Kapitän, von der Stellung als Abtheil. Führer bei der 2, Matrosen-Div , entbunden. Schwarzlose, Ko, Korv. Kapitäns, zu Abtheil. Führern bei der 1. Werft-Div., Klausa, Korv. Kapitän, zum Abtheil. Führer bei der 2. Werst- Div., ernannt. v. Holleben, Korv. Kapitän im Marinestabe, unter Belasf. im Marinestabe, von. der Stellung als Art. Direktor der Werft in Kiel entbunden. v. Diederichs, Korv, Kapitän, zum Art. Direktor der Werft in Kiel ernannt. i
Nichtamtliches. Deutsches Reich
Preußen. Berlin, 12. September. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute die Meldungen des ¿Feldmarschalls Grafen Moltke und des Majors von Goßler, Adjutanten des Feldmarschalls, sowie demnächst die Vorträge des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski und des Wirklichen Geheimen Ober-Regierungs:-Raths von Löper, Ver- treters des Ministers des Königlihen Hauses, entgegen. Später empfingen Se. Majestät den Erbgroßherzog von Baden, Königliche Hoheit.
— Vei Jhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin fand gestern Nachmittag um 2 Uhr im Neuen Palais ein Diner statt, an welhem Se. Majestät der Kaiser, Se. König- lihe Hoheit der Kronprinz von Portugal mit Gefolge, Jhre Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Con- naught, der portugiesishe Gesandte und der großbritannische Botschaster Theil nahmen.
Nach Aufhebung der Tafel machte Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Portugal in Begleitung Sr. Kaiserlichen R des Kronprinzen eine Rundfahrt durch die Königlichen
ärten.
Abends 7 Uhr begab Sich Se. Königlihe Hoheit der Kronprinz von Portugal in Begleitung Sr. Kaijerlichen Hoheit des Kronprinzen mittels Extrazuges nah Berlin und wohnte der Vorstellung im Opernhause bei.
_ Um 9 Uhr 50 Minuten erfolgte die Rückkehr Sr. Kaiser- lihen Hoheit nah Potsdam.
— Die verwaltungsseitig aus Anlaß des Unglücks auf demBahnhofSteglit eingeleitete Untersuchung ist ab-
Bis dahin dürfte fonah mit dem
ob? auf welcher Seite? und in welchem
— Seit dem Erlaß der Allerhöchsten Kabinetsordre vom
Kauf- und Lieferungsverträge über
der Justizverwaltung
und in Ueberein-
| 28d., nur dann An- wenn der Käufer oder Besteller den Vertrag
Regierungs- Hauptkasse in Wiesbaden, fondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zins3-
abgeschlossen hat. Civilsenat
Jm Widerspruch hiermit hat der Vierte
25. Oktober 1880 und in zahl-eihen späteren Ent- scheidungen ausgesprohen, daß als cin im kauf: männishen Verkehr abgeshlossenes Kauf- und Lieferungs: geshäft im Sinne der erwähnten Bestimmungin jede von einem Kaufmann vorgenommene Veräußerung der nach seinem Geschäft zur Veräußerung bestimmten Waaren zu verstehen sei gleichviel ob der Käufer oder Besteller die Waare weiter 2; verkaufen beabsichtigt, oder niht. Dieser Auffassung hat der Dritte, sowie neuerdings auch der Zweite Civilsenat des Reichs- gerihts sih angeschlossen. Der Finanz-Minister hat die Ver: waltungasbehörden unterm 28 Juni d. J. angewiesen, in Zy- kunft nah der dem Erkenntniß des Reichsgerichts vom 25. f: tober 1880 p Grunde liegenden Auffassung zu verfahren. Demgemäß sind auch die von Staatsbehörden mit Gewerbe- treibenden abgeschlossenen Verträge dieser Art, auch über die Lieferung von Bureaugegenständen oder Baumaterialien, einem Stempel von höchstens 1,50 # unterworfen, welcher wegen der Stempelfreihe.t des Fiskus nur in der darstellbaren Hälite von 1 M zu verwenden ist.
Die Finanzverwaltung is} ferner, unterstüßt durch die Plenarentscheidung des vormaligen Ober-Tribunals vom 27. Januar 1862, bisher von der Annahme auéêgegangen, daß die nah Allgem. Landrecht zu beurtheilenden Werkverdin- gungsverträge, in welchen der Uebernehmer zuglei zur Hergabe der Materialien sich verpflichtet, zum Zweck der Stempelberehnung in zwei getrennte Verträge, — einen Ver- trag über Lieferung der Materialien und einen Arbeits- vertrag — zu zerlegen seien und daß daher zu solchen Ver- trägen neben dem allgemeinen Vertragasstempel zu dem Arbeits- vertrage der Lieferungsstempel von 1/; Proz. von dem Werth der Materialien, zu verwenden sei. Dagegen hat das Reichs: gericht wiederholt- entshieden, daß der Werkverdingungs- vertrag, auch wenn der Uebernehmer dana die Materialien herzugeben hat, in Bezug auf die Stempelverwendung als ein einheitliher Vertrag anzusehen und demnach nur dem allgemeinen Vertragsstempel von 1,50 M zu unterwerfen sei. Von den Verwaltungsbehörden joll in Zukunst au in Betreff dieser Frage nah der Auffassung des Reichsgerichts verfahren werden, wodur zuglei eine Gleihmäßigkeit in der Besteuerung zwischen dem Geltungêgebiet des Allgemeinen Landrechts einerseits und demjenigen des rheinishen und gemeinen Rechts andererseits hergestellt wird.
— Nach einem Cirkularerlaß des Ministers des Janern und des Finanz-Ministers, vom 28. Mai d. Z, ist unter dem im §8. 27 Nr. 2 des Pensionsgeseßes vom 27. März 1872 gedahten Staatsdienst lediglih der preußische Staatsdienst zu verstehen, und demgemäß die qu. geseßliche Vorschrift bei Anstellungen preußischer Pensionäre im Dienste anderer Staaten niht zur Anwendung zu bringen.
— In Bezug auf die Bestimmung des §, 48 des Eisen- bahn-Betriebsreglements, nah welcher Derjenige, welcher unter ungenauer Dellaration die vom Transporte gänzli ausgeshlossenen Gegenstände zur Beförderung auf: giebt, für jedes Kilogramm solcher Versandtstücke eine {hon durch die Auflieferung verwirkte Konventionalstrafe von 12 4 zu erlegen hat, hat das Reihsgericht, II. Civilsenat, vom 6. Juli d. J. ausgesprochen, 1) daß, wenn die vom Trans: port ausgeschlossenen Gegenstände zugleich mit noch anderen Gegenständen in einem Collo verpackt waren, die Konventional- strafe von 12 H. pro Kilo nur nah dem Gewicht der im Collo befindlih gewesenen, vom Transport ausgeshlossenen Gegenstände zu berechnen ist; 2) daß, wenn erst na voll: ständiger Erledigung des Frachtgeschäfts die Eisenbahnver- waltung von der reglementswidrigen Beförderung eines vom Transport ausgeschlossenen Gegenstandes Kenntniß erhält, sie nichtsdestoweniger die Zahlung der Konventionalstrafe ver- langen kann.
_ Sachsen. Dresden, 11. September. (Dr. J.) Die Königin wird sich heute Abend von hier über Frank- furt a. M. zum Besuche hoher Verwandten nah Baden- Baden und von dort nah der Weinburg bei Rheineck am
Bodensee begeben.
…_— 11. September. (W. T. B.) Bei den Er- gänzungswahlen zum Landtage wurde im hiesigen zweiten Wahlkreise Heger (kons.) gewählt, im dritten Wahlkreise Rönish (Ordnungspartei). Jn Leipzig wurden gewählt : Stadtverordnetenvorsteher Nehtsanwalt Dr. Schill (nationalliberal) mit 1358 St.; Gastwirth Münch (Sozial: demokrat) mit 305 St. (Holzhändler Köhler (Fortschr.) 107 St.); — im 2. Wahlkreise Chemnitz: Vollmar (Sozialdemokrat), im 31. Landwahlkreise Limbah: Stadtrath Jungnidel (Fortschr.), im 36. Landwahlkreise Stollberg : Prof. Straumer
(fonserv.), im 15. städtishen Wahlkreise : Clauß-Meerane (fonferv.).
Baden. Karlsruhe, 10. September. (Karlsr. Ztg.) Gestern wurde der Geburtstag des Großherzogs auf der Mainau im engen Familienkreise gefeiert. Vormittags fand Fest- Gottesdienst in der Schloßkapelle statt. Prälat Doll, welcher am Donnerstag von Karlsruhe eingetroffen war, hielt die Predigt. An der Tafel nahmen außer den Hohenloheschen Herrschaften Prinzessin Wilhelm mit ihrer Tochter, Prinzessin Marie, und ihrem Sohne, dem Prinzen Mar, Theil. Nachmtttags wurde ein Ausflug nah dem Burghof unternommen. Nah mehrstündigem Verweilen daselbst begab sih die hohe Gesell: haft nah Wallhausen und bestieg dort das Dampfschiff „Der Greif“, auf welhem die Großherzoglihen und Fürstlih Hohenlohe'shen Herrschaften nah Mainau, die Prin- zessin Wilhelm nah Kirchberg zurückehrten.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. September. (Wien. Bak Der Kaiser ist gestern Abend nah Gödöll ö ab- gereist.
— (W. T. B.) Die Enthüllung der am Kahlen- berge zur Erinnerung an die Befreiung Wiens er- richteten Gedenktafel ist heute Vormittag in feierlicher
Weise erfolgt.
R E September. (W. T. B.) Jm Palais des Minister - Präsidenten hat heute Nachmittag eine Kon- ferenz über die kroatishe Frage stattgefunden. Der Minister - Präsident legte im Anschluß an die ver- öffentlihten Communiqués und an die Proklamation des Königlichen Kommissars Frhrn. von Ramberg seine Ansicht über die Frage dar und forderte die an der Konferenz theil- nehmenden Kroaten auf, nunmehr auch ihre Meinung zu
äußern. N2chdem dies geschehen war, ersuchte der Minister-
des Reichsgerihts in dem Erkenntniß vom
Präsident die Anwesenden, darauf hinzuwirken, daß die An-
it unter Mitwirkung des Reichstages ret bald eine Fed Pende Lösung finde. Die Anwesenden erklärten \ih hierzu bereit, womit die Konferenz beendet war. “ Agram, 10. September. (Pr.) Hier herrs{ht vollkom- menste Ruhe. Man is allgemein der Ueberzeugung, daß es u feinen weiteren Ruhestörungen kommen werde. Die gestrige aire in Stanjevac bestand in der Zurückweisung eines Angriffes der Bauern auf einen Wagen, in welchem si die von Gensd’armen esfortirten Arrestanten befanden. Die Gensd’armen waren gezwungen, von der Feuerwaffe Gebrauch zu ma September. (W. T. B.) Starke Militärab- theilungen sind in die Gegend von Glina und Petrinia abgesandt worden, um die Ruhe in den Ortschasten, wo die- selbe gestört ist, wieder herzustellen. | ; Krakau, 11. September. «W. T. B.) Die Stadt ijt anläßlich der Sobieski-Feier sehr belebt und festlich geshmüdckt.
elgien. Brüssel, 10. September. (Köln. Ztg.) Der M -- ist heute früh wieder nah Ostende gcjahren und wird dort bis zur Rückkehr der Königin verweilen. — General- Lieutenant Baron van der Smissen hat aus dem Hauptquartiere ves bei Philippeville an die Truppen, welche das große M vet vor dem Könige mitgemacht haben, einen Armee- befehl gerichtet, der die Zufriedenheit des Königs ausspricht und zugleich die Mannschasten für ihre gute Aufführung belobt.
roßbritannien und Jrland. London, 10. Sep- E lla Corr.) Der Premier Gladstone verließ am Sonnabend Morgen mit seiner Familie Schloß Hamwarden und begab sich nach Barrow-in-Furneß. Dort scifste er sih in Gegenwart einer zahlreichen Volksmenge, die ihn stürmisch begrüßte, an Bord des „Pembroke Castle“, des neuesten und \{hönsten Dampfers der Castle-Linie, ein, um etwa sieben oder aht Tage an der Westküste von Schottland zu kreuzen. Unter der zahlreichen Gesellschaft, welhe den Premier auf seiner Lustfahrt begleitet, befindet sich auch der Dichter Tennyson. — 11, September, Abends. (W. T. B.) Eine Depesche des „Reutershen Bureaus“ aus Hongkong, von heute, be- sagt, daß bei den Ruhestörungen in Canton (). China) das Eigenthum von Earopäern zwar Schaden gelitten habe, daß nah den bis jevt vorliegenden Berichten aber kein einziger Europäer getödtet worden sei. Eine anderweitige Depesche aus Hongkong giebt als Ursache der Ruhestörungen an, daß ein Chinese von mehreren Portu- giesen getödtet sei ; die dadurch erbitterte Volksmenge habe darauf einige Häuser von Ausländoern in Brand gesteckt, getödtet sei kein Europäer ; eine größere Anzahl derselben habe si an Bord der vor Anker liegenden Schisse begeben.
rankreich. Paris, 11. September. (W. T. B) Ad- wirál Vieree ist gestorben. — Jn einer Londoner De- pesche des „Temps“ wird darauf aufmerksam gemacht, daß der englishe Botschafter, Lord Lyons, ohne das Ende seines Urlaubs abzuwarten, nah Paris zurückehre; wie es heiße, wolle das englische Kabinct, nah vorgängig-m Ein- vernehmen mit Frankreih und Chi na über die Grundlagen des zu vermitt:lnden Arrangements, seine guten Dienste anbieten für die Fesistellung der neuen Grenzen in Tongking und für die Regelung der darauf bezüglihen Fragen. — Nach aus Hanoi eingegangenen Nachrichten werden die militärishen Operationen durch schlechtes Wetter und Uebershwemmungen gehindert. Die Truppen be- festigen ihre Kantonnements.
Türkei. Konstantinopel, 11. September. (W. T. B.) Aleko Pascha hat seine Rückreise nah Philippopel auf über- morgen festgeseßt.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 11. September. (W. T. B.) Aus Anlaß des heutigen mit dem Alexander- Ne wski-Feste zusammenfallenden Namenstages des Kaisers fand im Alexander-Newski-Kloster ein feierliches Tedeum statt, welchem die Großfürsten Wladimir und Alexis sowie die anderen hier anwesenden Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, die Mitglieder des diplomatischen Corps, die Spizen der Behörden, die Generalität und die Offizier- corps der hier befindlichen Regimenter beiwohnten. Nach dem Tedeum folgten die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses einer Einladung des Metropoliten zum Dejeuner. Die Stadt hatte festlihen Flaggershmuck angelegt. Jn den Straßen, dur welcte sich die Prozession zum Alexander-Newski-Kloster begab, war in den Fenstern und auf den Balkons vielfach die mit Blumen und Kränzen geshmückte Büste des Kaisers aufgestellt. Am Abend war die Stadt glänzend illuminirt und die Straßen bei der die Feier begünstigenden prächtigen Witterung bis spät Abends von der festlih bewegten Bevölkerung durchzogen. Jn Moskau und in den Provinzen ist das Fest nah hier vorliegenden Meldungen in ähnliher Weise mit Gottesdiensten und Volksfesten begangen worden. — Nach einer Meldung aus Simbirsk wurde bei der Kirchenparade des Kaluga-Regiments ein vom Deutschen Kaiser eingegangenesGlückwunschtelegram m von dem Kommandi- renden des Regiments verlesen. Das Regiment nahm das Telegramm mit stürmischen Hurrahrufen auf, während die Regimentskapelle die preußishe Volkshymne intonirte.
__ Amerika. New-York, 9. September. (Ailg. Corr.) Die nördlihe Pacific-Eisenbahn wurde gestern seierlih eröffnet : i i
Unter dem Donner der Kanonen und den Beifallsrufen einer großen Menschenmenge {lug Mr. Villard mit einem silbernen Hammer einen goldenen Nagel als den leßten in die leßte Schiene, welche die dritte Verbindungslinie zwishen dem Atlantishen und Stillen Ozean vollendete. h r e leitung verbunden und so wurden die von Mr. Villard geführten Schläge in New-York und San Francisco deutlich gehört. “An der Stelle, wo sih die denkwürdige Ceremonie abspielte, ist eine Station errihtet, welche den Namen „Gold Spike“ führt ; die Lage derselben — an der westlichen Abdachung des Felsengebirges (Rocky Mountains) — ist eine herrliche, und das großartige Gebirgspanorama erweckte die Bewunderung der zahlreichen fremden Gäste. Mr. Villard und der frühere Staatssekretär Mr. Evarts, ein berühmter Redner, hielten Ansprachen. Die “mot verlief im Ganzen sehr geshäftsmäßig, und zum Schlusse dersclben trennten sich die Gäste, um na verschiedenen Richtungen hin Ausflüge zu unternehmen. — Die Gesammtlänge der Hauptlinie beträgt 1980} Meilen und mit „ Hinzurechnung der Nebenlinien 26544 Meilen. Der Bau wurde im Jahre 1870 begonnen. Im Jahre 1873 wurde das Unternehmen durch die Finanz- panik hart betroffen und mußte \ich bankerott erklären. Der Bau stockte dann beinahe gäânzlih; ers im Jahre 1879 gelang es, ein neues Anlehen von 40 Millionen Dollars zu kontrahiren, nachdem die
Die Scch{welle wurde mit der Telegraphen-
wärts. Die technishen Schwierigkeiten waren nicht fo be- wia Magen ag 28 be E beiden transfontinentalen Linien. Der bôchste Punkt, welchen die Bahn erreicbt, liegt im Felsengebirge, 5565 Fuß über der Meereéfläche. Die Steigung ift hier nur 116 Fuß auf die Meile und sinkt auf allen anderen Strecken auf 52 Fuß, was den Be- trieb wesentli erleichtert. Der größte Tunnel ist 3850 Fuß, ein anderer im Beltgebirge 3600 Fuß lang. Die größte Brücke überspannt den Missouri und hat eine Länge von 3000 Fuß; sie wurde „Bi3marck-Brücke“ be- nannt. Die Bahn führt zum größten Theile durch Thalnicderungen und ershließt darum ein ungeheures Ackerbauterrain dem Verkehre. Das der Gesellschaft vom Staate zuerkannte Land (Land-Grant) um- faßt 46 000 000 Acres; davon wurden bisher 4701 000 Acres zum Preise von 4 Doll. per Acre (= 40,5 Are) verkauft. Dur die Bahn werden das Waldgebiet von Minnesota (die Bahn läuft hier 159 Meilen lang durch lauter Urwald mit prachtvollem Holzbestande), dann der rasch emporblühende Agrifkulturstaat von Dakota (153 000 Quadratmeilen) ebenso wie die fruchtbaren Ländereien von West- Minnesota und Montana dem Verkehre ersblossen. Der Transport auf den bisher dem Betriebe übergebenen Linien war bereits in dem mit Ende Juni abgelaufenen Jahre cin namhafter, und die Brutto- einnahmen betrugen aht Millionen Dollars.
Asien. China. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Newyork Herald“ aus Hongkong meldei: in Canton sei ein chinesischer Volkshaufen in einige auf dem Quai gelegene Häuser ausländischer Kaufleute gewaltsam eingedrungen und habe die Häuser alsdann angezündet. Von chinesishen Truppen sei die Ruhe später wieder hergestellt worden. :
E (W. T. B.) Wie der „New -York- Herald“ weiter meldet, wurden die Auftritte in Canton durch den zufälli- gen Tod eines chinesishen Wohnungsfkommissars hervorge- rufen, welcher bei seiner Ankunft in Canton an Bord des Dampfers „Hankow“ gehen wollte und dabei verunglückte. Die Volksmenge warf alsbald mit Steinen nah dem Dampfer. welcher sih in Folge dessen entfernte. Mehrere Häuser auf dem Quai wurden durh den Pöbel in Brand gesteckt, ein Angriff auf Personen hat jedoch nicht stattgefunden. Chi- nesische Soldaten erschienen später, zerstreuten die Menge und stellten die Ordnung wieder her. Drei Kanonenboote sind von Hongkong zum Schu der Ausländer nah Canton abge- gangen.
Afrika. Egypten. Kairo, 8. September (Allg. Corr.) General Hi cks verläßt heute mit 5000 Mann Truvpen K har- tum und marschirt auf dem linken Ufer des Nils entlang. Als Stüßpunkt dient ihm Duem. Ende des Monats wird eine Entscheidungsschlaht mit dem falschen Propheten erwartet. Die Straße von Barber nah Suakim soll von den Rebellen ge*perrt worden sein.
Zeitungsstimmen.
Das Erscheinen der französishen Ausgabe der diplo- matischen Korrespondenz des Fürsten Bismarck von 1851—59 giebt der „République Française“ zu einem längeren Artikel Anlaß, dem wir Folgendes entnehmen : ; S
In Frankreich is der Name Bismarcks bei allen Patrioten seit 13 Jahren verhaßt. Aber der tiefe Groll der Franzosen gegen dén Reichskanzler bildet nur ein Zeugniß für die furchtbare Macht feines Armes und ist sein Ruhmestitel. Wir würden uns selbst gegenüber an Achtung verlieren, wenn wir von Herrn von Bismarck anders als in einem Tone sprächen, in welchem es ihm leiht fallen an etwas derart wie Bewunderung zu entdecken. Ja wahrhaftig, wir egreifen das Prestige, das er in seinem Lande genießt, und sogar, wenn man alles sagen soll, ruft es unser Erstaunen hervor, daß dieses Prestige nicht größer ist, daß ein Mann, der solche Verdienste sich um sein Vaterland erworben hat und sih deren täglich neue erwirbt, dort nicht eine parlamentarische Majorität findet, die ihn unterstüßt, wie sie ein Guizot doch gefunden hat. E : a
Ich will versuchen, mit Unparteilichkeit zu sprechen, Ich will den Groll des Patrioten vergessen und über den großen Kanzler reden etwa wie ein Professor in Jena heute nah 250 Jahren das Werk Richelieus, des erbittertsten Feindes des alten deutschen Kaiserthums, bespre&en kann. Welches war der politishe Plan Bismarcks?
Vor Allem gilt es indefsen, festzustellen, ob Bismarck wirklich zu jener Rasse der großen Politiker gehört, als deren vorzüglichster Repräsentant uns Richelieu erscheint. Jst sein Werk nicht etwa aus einem Zusammentreffen glücklier Zufälle entstanden ? Bismark zählt ohne Frage zu Denjenigen, die das Glück ausgezeinet hat. Aber i kann nicht glauben, daß Bismarck das neue Deutsche Reich ge- gründet und demselben die erste Rolle in Europa gesichert habe, ohne dabei ein anderes Verdienst zu besißen, als dasjenige cines Spielers8, der die Bank sprengt. : L :
Ein so fest begründetes Werk kann nie das bloße Ergebniß des Zufalls sein. Denn man darf nicht die kindlihe Borstellung hegen, daß dieses Werk eines \{önen Tages wieder verschwinden wird, wie das unnatürliche Kaiserreih von 1812. E i E
Es fönnte zwar in Deutschland eine Reaktion in partikularistiser Richtung entstehen, eine hessische, säcbsishe oder bayerische Nation aber existirt dort ebensowenig, wie es eine burgundische, bretonische oder normannische Nation giebt, Die Deutschen balten, man mag sagen, was man will, an ihrer Einigkeit energisch fest, die vielleicht ihre Steuern vermehrt, aber ibre Kraft verhundertfaht hat. Das Band wird nie wieder reißen. Das Werk Bismarcks wird die Jahrhun- derte überdauern. Frankrei wird troß aller politischen Umwälzungen immer Frankreich bleiben; einig und fest, wie der strenge Genius eines Richelieu es gewollt hat. Deutschland wird immer Deutschland bleiben, wie es der Varziner Edelmann mit Eisen und Blut zusammen
miedet hat. , Se was bewirkt, daß das politische Werk eines Mannes bestehen bleibt, ist, daß dasselbe der Natur der Verhältnisse und dem Instinkte der Völker entspriht. Das Kaiserthum Napoleons war ein mit allen Geseßen der Geshibte in Widerspruch stehendes Mon- strum, Das Kaiserthum, wie es Bismark geschaffen, ist der eigenste Ausdruck der deutschen Civilisation eines Jahrhunderts. Aber um Bismarck zu den gewaltigen Geistern zu zählen, die ihr Volk mit be- wußter Absiht auf eine neue und dem Genius der Nation entsgre{ende Bahn geleitet haben, um ihn neben Richelieu zu stellen, genügt es mir nicht zu wissen, daß sein Werk groß ist, es muß mir außerdem bewiesen werden, daß er gewußt hat, was er that, daß er es gewollt hat, daß er klar in seinem Geiste das Preußen der Zukunft erblickt hat, bevor dasselbe in Wirklichkeit entstanden war, so wie die wahren Meister in ihrem Geiste das Kunstwerk vorhersehen, das ihnen die Unsterblichkeit sichern wird. Nun wohl, dieser Beweis ist geliefert. Seit 1858, in einem Zeitpunkte, wo sein Land foeben eine lange Reihe von Kränkungen und Demütbigungen erlitten hatte, sprach Bismartck es mit packtender Klarheit aus, was geschehen müsse, um Preußen zu einer Macht ersten Ranges zu erheben, und dasjenige, was er damals gesagt hat, das hat er später felbst ausgeführt mit ciner Willensstärke, die ihres Gleichen nur in seiner Zähigkeit findet. Hört nicht auf Diejenigen, die da von „Glücksspiel“, von „glüdcklichen Zufällen“, von „blinden Kräften“ reden: Nein, wir stehen hier einec eisernen Willensfraft gegenüber, die etnen n außerordentli flaren Geist zur Leuchte hat. Bismarck gehört {hon zur Rasse der wahr- haft großen Politiker. E En ;
— In der „Rheinisch - Westfälishen Zeitung“
Inhaber der früheren Schuldtitel (51 Millionen Dollars) auf die Priorität verzichtet hatten, und von da ab ging es mit dem Bau
lesen wir: = E | In unserem vor einigen Tagen an dieser Stelle veröffentlichten
Artikel über den „spanishen Handelsvertrag und die herrs{chende andel8politik“ batten wir gesagt, die Thatsace, daß über eine große F ndelspolitische Urage in der heutigen Feil der leidenschaftlihen wirth\s{aftlihen Gegensäße der gesammte Reichstag ohne Unterschied der Parteien sich zu verständigen vermoht habe, erfülle uns mit der offnung, daß mit der Zeit ruhige unbefangene Prüfung der prafkti- fon Verbältniffe an die Stelle der erregten theoretischen Rechthaberei treten werde. Darauf erwidert der „Düsseldorfer Anzeiger“: „Wir hegen nicht die Hoffnung, aber den Wunsch, daß eine folche allgemeine Wendung zum Bessern eintreten wird. So lange indeß die politischen Gegensäte einander so außerordentli \charf gegenüber- stehen, so lange einzelne Parteien eine bestimmte wirthschaftlibe Rich- tung in ibr Programm aufnehmen, so lange man aus wirthschaftlien Angelegenheiten politise Waffen \chmiedet, so lange wird au der von der „Rheinisch-Westfälisben Zeitung“ erhoffte Zustand nur ein frommer Wunsch bleiben. Wir unsererseits möchten den wirthschaft- lichen Fragen eine recht hervorragende Stellung in unserem öffentlichen Leben anweisen und wären sehr erfreut, wenn sie ftatt der leidigen politishen und Verfafsungsfragen mit dem größten Eifer behandelt würden. Soll ein Volk wirtbhschaftlich hoch kommen, so muß es au wirthschaftlich erzogen werden. Dazu würde cine cingehendere Behandlung führen. Sie würde auch der in der nationalen Volks- wirthschaft so eminent wihtigen Wahrheit immer mehr Gebör ver- schaffen, daß die Interessen eines Volkes solidarisch sind, daß der eine Theil nit prosperiren fann, wenn der andere darbt, daß es also die erste Pflicht einer gesunden Wirthschaftspolitik sein muß, für alle zu sorgen und die Interessen der Gesammtheit den Interessen der Ein- zelnen voranzustellen. Was aber auch gesagt werden mag, die Schut- zollpolitik, welbe Vertrauen und Arbeit ins Land zurückgebracht hat, bedeutet die Fürsorge für die Interessen der Gesammtheit. i — Der „Elberfelder Zeitung“ wird über die Ge- schästslage im Ruhrdistrikt u. a. Folgendes geschrieben: Die Lage des Koblengeschäfts ist fortdauernd eine äußerst günstige; wenigstens fehlt cs tro der wachsenden Produktion nicht an flottem Absatz. Auch ohe Konvention bleiben die Preise fest und erfahren im Einzelnen au wohl kleine Aufbesserungen. Die Puddel- und Bessemer Werke erzielen trotz der gedrückten Preise nob mäßige Uebershüsse; auch haben die Lokomotiv- und Waggonfabriken mehr als hinreichende und lohnende Beschäftigung. ;
— Der „Ledermarkt“ theilt aus dem Fahresbericht der Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern zu München den folgenden, die Schuhwaarenindustrie interessirenden Ministerialbescheid mit: L
„In dem Berichte der Handels- und Gewerbekammer wird cine ungünstige auf die Zollgeseßgebung zurückzuführende Lage der inländischen Leder- und Schuhfabrikation angenommen und namentli über den verderbliwen Import fertiger Schuhwaaren geklagt, sowie die Verminderung des deutshen Exportes von Schuhwaaren und infolge dessen des Verbrauches deutscher Ledersorten befürhtet. Die Befürchtungen erscbeinen jedoch nach dem Ergebnisse der amtlichen Statistik nicht geretfertigt. Im Jahre 1881 ift die Einfuhr grober Schuhbmacerwaaren voïi 4503 Doppelcentnern des Vorjahres auf 4200 Doppelcentner gefallen und ist die Einfuhr feiner Lederwaaren von 3452 Doppelcentnern des Vorjahres nur auf 3515 Doppelcentner gestiegen, während die Ausfuhr grober Schußmacherwaaren von 11 813 Doppelcentnern des Vorjahres nur auf 11 413 Doppelcentner gefallen, dagegen die Ausfuhr feiner Lederwaaren von 33 396 Doppel- centnern auf 42 351 Doppelcentner gestiegen ist. Im Jahre 1882 hat sid eine nennenswerthe Steigerung der Einfuhr gleihfalls nicht er- geben. (Grobe Shuhmacherwaaren 4134 Doppelcentner gegen 4200 Doppelcentner, feine Lederwaaren 3556 Doppelcentner gegen 3515 Doppelcentner) ; dagegen hat die Ausfuhr sehr erheblih zugenommen. (Grobe Schuhmacherwaaren 12 125 Doppelcentner gegen 1143 Doppelcentner, feine Lederwaaren 47 282 Doppelcentner gegen 42 351 Doppelcentner), und ist gleichzeitig auch die Ausfuhr von deutschem Leder gestiegen, die Ledereinfuhr dagegen gefallen. (Monatshefte zur Statiftik des D. R. 1881 S, X11. 45, Dez. 1882 S. XII. 69). Diese Ziffern und das bedeutende Ueberwiegen der Ausfuhr über die Einfuhr lassen eine ungünstige Wirkung des neuen Zolltarifes und die Nothwendigkeit einer Abänderung desselben nicht annehmen.“
Statistische Nachrichten.
Die im Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebene „Zeitschrift für Bauwesen" (Redacteur: Regierungs- und Baurath L. von Tiedemann; Verlag von Ernst u. Korn — Gropius\che Buch- und Kunsthandlung — hierselbst) enthält eine weitere Fortsetzung der statistischen Nachweisungen über die in den Jahren 1871 bis einschließlich 1880 vollendeten und abgerechneten preußi- schen Staatsbauten (im Auftrage des Ministers der öffentlichen Arbeiten aufgestellt vom Regierungs- und Baurath Endell und Regierungs-Baumeister Frommann). Die nen veröffentlibten Ab- schnitte 4, 5 und 6 dieser Statistik betreffen die Gymnasial- und Realsculbauten 2c., die Seminarien und die Turnhallen. Die Anzahl. der in dem genannten Jahrzehnt in Preußen auf Staatskosten auf- geführten Bauten von Gymnasien, Progymnasien und Realschulen betrug im Ganzen 42, und zwar wurden errichtet : in Berlin 7, im Regierun1sbezirk Marienwerder 4, in den Regierungsbezirken bezw. Landdrosteien Gumbinnen, Cöslin, Bromberg und Arnsberg je 3, Posen, Magdeburg, Schleswig, Stade, Aurich, Cassel, Wiesbaden je 2, Hildetheim, Minden, Coblenz, Côln, Trier je 1. Die Ge- \sammtkosten für diese 42 Bauten, von denen 40 aus _Ziegeln, 9 aus Sandstein hergestellt sind, bezifferten sch auf 5 485 736 #Æ — Die Zahl der in dem angegebenen Zeitraum in Preußen vom Staate erbauten Seminarien wird auf 35 angegeben. Von diesen haben die Regierungsbezirke bezw. Landdrosteien Marienwerder, S(leswig und Düsseldorf am meisten aufzuwet]en, nämlich je 3; die Regierungébezirke Königsberg, Danzig, Berlin, Cöslin, Liegniß, Caffel und Trier erhielten je 2, Stettin, Stralsund, Posen, Breslau, Oppeln, Erfurt, Hannover, Stade, Osnabrü, Aurich, Arnsberg und Wiesbaden je 1 Seminarbau. Sämmtliche 35 Bauten (davon 33 aus Ziegeln, 2 aus Sandstein) erforderten im Ganzen 11 278 475 M. — Turnhallen wurden vom preußishen Staat in dem Jahrzehnt 1871/80 im Ganzen 80 erbaut. Von dieser Zahl kamen auf den Regierungsbezirk Marienwerder 9, auf die Regierungsbezirke bezw. Landdrosteien Königsberg und Posen je 5, Cöslin, Oppeln, Schleswig je 4, Gumbinnen, Bromberg, Breslau, Osnabrück, Arnsberg, Cassel je 3, Danzig, Hannover, Hildesheim, Stade, Auri, Münster, Min- den, Wiesbaden, Düsseldorf, Cöln, Trier je 2, Berlin, Potsdam, Frankfurt a. O., Stettin, Stralsund, Liegniß, Magdeburg, Erfurt, Coblenz je 1 Turnhalle. Was das Material betrifft, so wurden ver- wandt Ziegel bei 72, Fachwerk bei 3, Bruchstein bei 4 und Schlacken- stein bei 1 Bau. Die Gesammtkosten betrugen 750009 6.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Text D deutshen Reichs-Civilprozeßord- nung in Gestalt eines Lehtbubes von M. Hesse, Amtsrichter in Triebel. Berlin 1883, R. v. Deckers Verlag, Marquardt & Schentck. 18 Bg. gr. 8. Preis 3,75 A — Die vorliegende Bearbeitung des Textes der Civilprozeßordnung ist eine durhweg eigenartige, von der gewöhnlichen Methode abweichende und in die Form eines Systems resp. Lehrbuchs eingekleidet. Unter Beibehaltung der Textworte des Gesetzes hat Verfasser es dem Zweck des Buches für entsprehend erachtet, von der Legalordnung abzuweihen und die Gesammtmaterie in zehn Bücbern : (1) Allgemeine Bestimmungen, 2) Vergleicende Darstellung des Verfahrens vor den verschiedenen Gerichten, in den verscbiedenen Instanzen, und bei verschiedenen Prozeßarten, 3) Recht8mittel der Berufung, Revision und Beschwerde, 4) Wiederaufnahme des dur rechtsfräftiges Endurtheil geschlossenen Verfahrens, 5) Urkunden- und Wechselprozeß, 6) Verfahren in Che- und Entmündigungssachen, 7) Mahnverfahren, 8) Zwangsvollftreckung, N Aufgebots- verfahren, 10) Schiedsrichterlihes Verfahren) — in der Weise zu behandeln, daß er in einzelnen Abschnitten den zu diesen gehörigen
überßichtlich geordneten Stoff zusammcnstellt und somit insbesondere