Nachdem dur eine Reihe weiterer Are,umente dargethan worden, daß die inländischen Getreidepreise sih unabhängig vom Getreidezoll entwideln, kommt der Artikel zu folgendem Schluß:
Zu diesen Urfacen, dem Einfluß des Ecnteausfalls in Deutsch- land selbft und dem Einfluß der Getreidepreise dec Länder, in die wir Getreide ausführen, tritt nun als weiter maßgebender Faktor das Angebot der nach Deutschland Getreide einführenden Länder, ohne daß au dieser Faktor von dem deutshen Eingangszoll, so wie er jeßt bemessen ist, in bemerkenswerther Weise influirt wird. In erster Linte ist es Rußland, defsen Roggenexport zu zwei Drittheilen nach Nord- und Mitteldeutsbland geht. Und es sind keineswegs nur Ursacen transitoris@en Charakters, wie etwa besonders reiche Ernten, Valutaverhältnisse und dergleichen, denen wir diesen russisben Mafsenimport verdanken, sondern Gründe bedenklih dauernden Cha- rafiers, die für die Zukunft viel cher cine weitere beteutende Zu- nahme als eine Abnahme dieses Imports wahrscheinlich machen. In erster Linie is es die Zunahme des nordamerikanischen Getreide- iríports nah England, die eine Abnahme nicht nur des deutschen, sondecn auch des russishen Getreide-Exports nach Großbritannien zur Folge gehabt hat und noch weiter in Aussicht stellt. Den Gríoß für diesen englishen Markt wird und muß Be land, welches ja cines Abnebmers für seinen Ueberfluß noth- wendig bedarf, nur in Deutschland, wohin es {on jetzt zwei Drittel desselben abseßt, wohin es viel kürzere, bequemere und des- balb billigere Verkehrsverbindungen besißt, suchen und finden. Mit fieberhafter Eile hat es bereits jeßt den Ausbau der Eiseubahnen und Wasserstraßen betrieben, die dem Export nah Deutschland zu dienen bestimmt sind, und in dem Grade, in dem dieser Ausbau vorwärts \chreitet, die Ergiebigkeit des \{warzen südrussishen Bodens gesteigert, das große westsibiris{e Gebiet dem Getreidebau und dem Verkehre weiter aufgeschlossen wird, in demselben Grade wird sich die Vebers{wemmung des deutschen Bodens mit russishem Getreide stei- gern. Wie si unter diesen Umständen das Verhältniß von Angebot und Nacfcage, somit die Preisbestimmung, gestalten muß, liegt auf der Hand. Der deutshe Abnehmer, der in halbwegs günstigen Jahren seinen Bedarf beinahe aus den eigenen Ernten zu deden vermag, der aber troßdem bereits jeßt zwei Drittel des russishen Getreide-Exports aufnimmt, der außerdem mit Ange- boten Nordamerifas überhäuft wird, und wenn er sons will, auch voch in Oesterreib-Ungarn einen gern bereiten Lieferanten seines etwaigen Fehlbetrags besißt, dieser deutsche Abnehmer wird si nit beeilen, den russischen Verkäufer, der nahezu auf ihn angewiesen ift, von seinem Ueberfluß für \{weres Geld zu befreien; er, der deutsche Abnehmer, wird in der Lage sein, den Preis zu ftellen, so zu stellen, daß nicht er, sondern der russishe Verkäufer den deutschen Eingang8- ¿oll zu tragen gezwungen ist, selbs wenn derselbe noch viel höher wäre, als pro 100 kg 1 A Die ziemlih naheliegenden Schluß- folgerungen aus dieser Sachlage zu ziehen, behalten wir einem zweiten Artikel vor. i
— Das „Preußishe Verwaltungsblatt“ ver- öffentlicht einen Erlaß des Regierungs-Präsidenten zu Breslau an den Magistrat daselbst, die Kommunalbesteuerung in Breslau betreffend. Jn diesem Erlasse heißt es:
Die hier bestehende Kommunal-Einkommensteuer beträgt, wenn dieselbe als Zuschlag zur Staats-Klassen- und Einkommensteuer be- rechnet wird, in der ersten Stufe 300, in der zweiten 250, in der dritten 241, in der vierten 238, in dex fünften 192, in der sechsten 163, in der siebenten 150, in der ahten 138, in der neunten 129, in der zehnten 131, in der elften 120, in der zwölften 113 und in den folgen- den Stufen 100 9/9 der Staatésteuersäßze. Es haben demnach die in den dürftigsten Verhältnissen lebenden, vorzuasweise der Klasse der Handarbeiter, Dienstboten 2c. angehörenden Censiten der ersten Stufe der Klassensteuer einen dreifah böheren Kommunalzuschlag zu entrichten, als die wohlhabenderen Einwohner mit Einkommen von mehr als 3090 f Eine derartige Ueberlastung der am wenigsten leistungsfähigen Steuerpflichtigen, welhe mit dem obersten Grundsatze einer gerechten, der Steuerkraft entsprehenden Lastenvertbeilung in Widerspruch steht, kann nicht ohne nachtheilige Wirkung auf die wirthschaftlice Lage der ärmeren Volksklassen scin. In der That liefern die vorliegenden ftatistishen Erhebungen bierfür den deut- listen Beweis. Nah der Nachweisung des Magistrats, welche übrigens weder die fruhtlosen Pfändungen, noch die auf die einzelnen Stufen entfallenden Cxekutionsmaß- regeln enthält, kamen im Estatsjahre 1881/82 wegen Kom- munalsteuerrüdckftänden 228 679 Exrekutioneversügungen, 5733 Pfän- dungen und 11 768 Lohnarreste auf 75950 veranlagte Personen. Wegen Klaffensteuerrückständen wurden nach angestellter Ermitte- lung im Etatsjahre 1881/82 98 200 Pfändungen in Bezug auf körper- lie Sachen, also mit Aus\{luß der Mahnungen, Erxekutionsverfü- gungen und Lohnarreste vollstreckt und entfielen auf-je 109 zur Klassen- steuer veranlagte Personen in der ersten Stufe 229, in der zweiten 166, in der dritten 81 und in der vierten bis zwölften 151 derartige Pfändungen. Die Behauptung des Magistrats, daß an der großen Zahl der Steuerexekutionen in Breslau nicht die Kommunalsteuer, jondern die Erhebung der Klassensteuer die Schuld trage, wird dur den Umstand widerlegt, daß in keinem anderen Erhebungsbezirke der Monarie die Einziehung der Klassensteuer au nur annähernd eine so crheblihe Zahl von Zwangévollstreckungen erforderlih macht. Es ist hieraus zu s{ließen, daß nicht die Staatsfteuer die Kommunal- steuer-Crekutionen veranlaßt, sondern daß im Gegentheil die Kommu- nalzusbläge die Erhebung der Staatésteuer auf das Ungünstigste beeinflussen.
— Ein im „Deutshen Handelsarhiv“ ent- haltener Bericht aus Essen im Juli beginnt wie folgt :
Auf fast allen Gebieten des Großgewerbes ist ein Aufshwung der industriellen Thätigkeit zu verzeibnen, und kann man das all- mähliche Fortschreiten derselben als Bürgs haft dafür ansehen, daß unsere Wirthschaftspolitik die Grundlage zu ciner soliden Weiter- entwidelung hergestellt hat.
Landtags- Angelegenheiten.
Im 3. Merseburger Wakhlbezirk Bitterfeld-Delitßsch ist an Stelle des Seminar-Direktors Schöppa der Oekonomie-Rath Pfa ff zu Noißsch (deutsch-konservativ) mit 239 von 239 abgegebenen Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Gewerbe und Handel.
.… Rotterdam, September 1883. Nach einer in mehreren nieder- ländischen Zeitungen abgedruckten Notiz warnt die Polizei im Haag vor gewissen Firmen, deren Geschäfts - Manipulationen den Men ions fast täglih sich wiederholender Klagen und Anfragen
ilden.
Die in Rede stehenden Firmen sind folgende:
D Wi Pert, verheirathet mit A. G. W. Lambrebts, sowie D. P. Heystek. Dieselben treiben ihr Geschäft gegenwärtig unter der Firma Lambrecht u. Co. im Haag, Paulus Rotterstraat Nr. 340, Buwbhalter I. C. F, Steor (Roest) Zuid - Binnenlsingel Nr. 113—7. Jhre Briefe tragen die Aufschrift: Nicderland-Handel, Baumaterialien, Erport nach Indien 2c. Komtore im Haag, Amsterdam und Rotterdam. Als Referenz verweisen sie auf eine Gesellschaft, welher man nah den mitgetheilten gedruck- ten Prospeften beitreten kann. Sie nennen dieselbe: Gesellschaft zur Sicherung von Handel und privaten Untcrnehmungen, errichtet für die Niederlande 1881 unter Mitwirkung von verschiedenen Rechts- gelehrten im Jn- und Auslande. Diese Gesellschaft zeibnet: „von den Burg u. Co. im Haag“ und bezeihnet als ihren Hauptdirektor I. C. J. Roest, Zuid-Binnensingel Nr. 113—7.
2) Willem Aaldert van Dolder und Hendrik Ber- zard Thyssen, Dieselben treiben ihr Geschäft unter der Firma
H. Bernard u. Co., Haag, Paulus Rotterstraat Nr. 251, theil- weise auch unter der Firma Dösburg u. Co. i : 3 . I. F. Schoemadcker im Haag, Koningstraat, Villa
em 1II.
Posen, 26. September. (W. T. B.) Die Gereralversamm- lungderPosen-KreuzburgerBahn hatmit733 gegen 42Stimmen den vorgelegten Vertragsentwurf, betreffend den Verkauf der Bahn an den Staat, genehmigt und die Direktion zum Abschluß und zur Ausführung desselben ermächtigt. i i:
Breélau, 25, September. (W. T. B.) Die heutige außer- ordentliche Generalversammlung der Obersclesishen LEisen- bahngesellschaft genehmigte einstimmig die Anträge der Direktion, betreffend den Uebergang der Bahn an* den Staat. Der Antrag des Fürsten Hatfeldt, betreffend den Bau der Linie Lissa-Ostrowo, wurde gleifalls einstimmig angenommen. Die auês{heidenden Mit- glieder des Verwaltungéraths wurden wieder gewählt.
Frankfurt a. M., 26. September. (W. T. B.) Einem -
Telegramm der „Frankfurter Zeitung“ aus New-York, vom 25. d. M. zufolge, hat die Manufakturwaarenfirma F. Mayer und Co. ihre Zablungen eingestellt. Die Passiva werden auf 2 Millionen Dollars geschäßt. j
Leipzig, 25. September. (Leipz. Ztg.) In Apoldaer Wollwaaren ließ sich das Geschäft in den ersten Tagen der Messe recht gut an, so daß ziemli große Umsäße zu verzeichnen waren und die Hoffnung rege wurde, daß das Geschäft si lebhaft erhalten werde. Diese Hoffnung hat sich bis heute nicht erfüllt, im Gegentheil ist es auf dem Wollwaarenmarkte stiller geworden. Jm Allgemeinen werden über den allmählich matteren Geschäftsgang wähs rend der Leipziger Messe vielfahe Klagen laut. Der Bedarf wird jeßt, wie in allen Gescäftsbranchen, durch die Bestellungen an die regelmäßig vorsprechenden Meisenden gedeckt, so daß dadurch das Meßgeschäft zu einem gewöhnlichen Jahrmarktsverkehr herabgesunken ist. Das Geschäft in diesjähriger Messe vertheilt sich auf alle Ar- ILORSGaRS Kindersachen, Tücher, Kapotten gefragt, Häkelwaare
eliebt.
Lemberg, 25. September. (W. T. B.) Der heute bier er- öffnete fünfte internationale Saatenmarkt war von ca. 200 Theilnehmern, darunter 30 Ausländer, besucht. Der Vorsitzende des Comités fündigte in seiner Eröffnungsrede die baldige Eröffnung einer Setreidebörse an. Der Verkehr auf dem Markte war nur wenig belebt, und die Trans®aktionen blieben belanglos, weil die Leiter die von den Produzenten geforderten Preise für übertrieben
ielten.
London, 25. September. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll- auktion waren Preise unverändert. Stimmung fest. :
New-York, 24, September. (W. L. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Ver- einigten Staaten nas Großbritannien 98 000, do. nach Frank- reich 25 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 25 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 156000, nah dem Kontinent 15 090 Qritrs.
New-York, 26. September. (W. T. B.) Der Werth der Ausfuhr von Brodstoffen aus den Vereinigten Staaten betrug im Monat August fat 19 Millionen Dollars.
Verkehr8-Anftalten.
Bremen, 26. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar*“ ist getern Abend 7 Uhr in Southampton eingetroffen.
Hamburg, 25. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rugia“ der Hamburg-Amerikanisben Packetfahrt- S ist gestern Abend 11 Uhr in New-York ein- getroffen.
Verlíin, 26. September 1883.
Die Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwalde.
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Rüdesheim, 25. September. Wer einmal zum Wanderstabe gegriffen, um an den deutschesten der Ströme zu pilgern, der kennt auch den Niederwald zwischen Rüdesheim und Aßmannshausen, gegenüber Bingen mit dem uralten Mäusethurm, am Ende des Rhein- gaues. An seinen sonnigen Abhängen reift die köstliße Rebe, der Sorgenbrecher, wie Goethe den Wein nennt; der mächtige Strom um- \pült seinen Fuß und auf seinem Gipfel rausht es in den Wipfeln uralter Buchen, Der Reisende, sagt eine kleine Festscrift, verläßt in Rüdesheim das Dampfboot, der freundlide Rhein- und Weinort [ladet zum Verweilen ein. Prächtig liegt das Städtchen an dem hier sehr breiten Strome, die Mauermasse der VBrömserburg überragt dasselbe. An der Burg vorbei führt ein \teiler Weg den Wanderer nach etra dreiviertelstündigem Steigen zwishen den Weinbergen von Rüdesheim nach dem Lempel auf dem Niederwalde; der Anblick von dem einfaden Säulenbau lohnt reihlich die Mübe des Steigens. Nur wenige Schritte von hier durch den Hochwald steht sie, goldig im Sonnenglanze \{immernd, vor uns, die Germania ! Weit s{weift der Blick über das deutsche Land, über den Rheingau bis zu der Bergstraße und zu den Vogesen, zu den Stätten, wo die ersten Schladbten im August 1870 gesblagen wurden. Die Germania richtet ihren Vlick dorthin, wo ihre Söhne verbluteten, zu den Lan- den, die für immer wieder unser geworden sind, aber friedlich ift ihr Antliß und nit als Kriegsgöttin steht sie da.
Den Gedanken, den Niederwald bei Rüdesheim mit einem National- denkmal zu schmüdcken, faßte der damalige Regierungs-Präsident, spätere Minister des Innern, und jeßige Ober-Präsident von Hessen-Nafssau, Graf zu Culenburg, und in der That konnte kein geeigneterer Play gewählt werden.
Nachdem der Reichskanzler Fürst von Bismarck seine Zustimmung zu der Errichtung des Denkmals ertheilt, trat am 16. November 1871 in den Räumen des Reichstages ein Ausschuß zusammen, der nh aus Männern aller politischen und religiösen Parteien und aus Vertretern aller deutshen Stämme gebildet batte. Ein Aufruf zu Sammlungen wurde er- lassen und die deutsche Künstlerwelt zu cinem wiederholten Wettbewerbe aufgefordert: in dem Rahmen der großartigen Landschaft ein Vildwerk zu erdenfen, das in einfacher und tief empfundener Weise dem deut- schen Volke die Erinnerung an jene große Zeit festhalte. Es galt, unter den deutswen Künstlern den Mann herauszufinden, der mit der Einseßung seines besten Könnens, getragen von der allgemeinen Begeisterung und von der glühenden Liebe zum Vaterlande, einer Aufgabe gerecht zu werden verstand, wie sie herrlicher und großartiger nit gedat werden kann. Zweimal vermochten die Preisrihter — Professor Drake in Berlin, rofessor Eggers in Berlin, Professor ähnel in Dresden, Professor Lübke in Stuttgart, Ober-Baurath, rofessor Smidt in Wien, e pol Baurath, Professor Strack in Berlin und Professor Zumbush in München — sich nit zu einigen. Bei ihrem dritten Zusammentritte empfahlen sie nunmebr den vom Bildhauer, Professor Schilling in Dresden hergestellten Entwurf als Überaus gelungen, und der geshäftsführende Aus\chuß beschloß am 23. April 1874, dem genannten Künstler die Ausführung des Denk- mals zu übertragen. Als bauleitender Architekt wurde Professor Weißbach in Dresden angenommen, die Ausführung des arcitektonischen Theiles an Phil, Holzmann & Go. in Frankfurt a. M. übertragen. Wer heute das Siegesdenkmal auf] dem Niederwalde betrachtet, der muß sich sagen, daß die von den Preisrihtern getroffene Wahl eine überaus glücklite war. Es fand \ich der Künstler, der dem, was Millionen fühlten, einen erhabenen Ausdruck in Erz zu geben verstand. Im alten Meißner Lande, im fächsishen Städtchen Mittweida, stand die Wiege von Johannes Schilling, der dort am 23. Juni 1828 geboren wurde. „Sein Vaterzog nach Dreéden, und an den Museen und S ogen jener Residenz belebte si des Knaben Sinn für das Schöne, für die Kunst. Nach cinem Lehr- kursus in der dortigen Akademie trat er in das Atelier von Wolfgang NRietschel ein, der das aufkeimende Talent erkannte und na Kräften
förderte. Ses Jahre blieb cr bei dem Meister, dann ging er 1851 zu Drake nah Berlin, doch mochten ihm die dortigen Verbältniffe nicht behagen, denn bald kchrte ec nach Dresden zurück, wo er in Hähnels Atelier bereits größere Aufgaben felbständia löste. Dann verlebte er zwei glücklihe Jahre in Rom und ließ sih nach seiner Rüdkehr 1856 in Dresden nieder. In weiteren Kreisen ist der Name Johannes Swhillings erst durch die Gruppen der vier Tageszeiten bekannt geworden, welche die Brühlsche Terrasse in Dreéden \{mücken; man- erlei Auszeihnungen wurden dem verdienten Künstler zu Theil; 1864 errang er sich den Preis der Goetheftiftung in Weimar, 186§ den erften Preis der Wiener Kunstauéstellung. Seit 1868 ift er Lehrer an der Dresdener Kunftakademie. Das Swillerdenkmal in Wien, das Rietscheldenkmal in Dresden, das Kriegerdenkmal in Hamburg ver- künden sein Können, seinen Ruhm. So lange aber deutsche Männer mit Bewunderung aufblicken zur Germania auf dem Niederwalde, sg lange wird in deutschen Landen sein Name mit Ebren genannt werden,
Im gescbäftsführenden Aus\{ufse trat später infofern eine Aenderung ein, als der Vorsißende, Graf zu Eulenburg, 1872 nach Meß versetzt wurde. Seit dieser Zeit hat der Landes-Direktor Sartorius in Wies- baden, der bereits in der ersten Sitzung anwesend war, die Geschäfte übernommen und als stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer das ganze Unternehmen durchgeführt.
Harzburg, 20. September. (N. A. Z.) Heute Nachmittag 3 Uhr fand die Enthüllung der bei der Kanossasäule auf dem Burgberge errichteten Walküren statt, welche der Erzgießer Kestner in Berlin aus Bronze gegossen hat. Ungefähr 150 Personen hatten sih auf dem Burgberge zu dieser Feier eingestellt. Nachdem die Hülle gefallen war, hielt der Hüttendirektor Castendyck die Weiherede. Der Redner gedachte zunädbst in patriotisher Weise Sr. Majestät des Kaisers und des Landesherrn, welche dur ein begeistert aufgenomme- nes Hoc gefeiert wurden. Sodann ging Hr. C. auf die Gescbichte der Entstebung des Kanossadenkmal 8 ein; demselben die beiden Wal- kfüren als Sbmuck hinzuzufügen, sei {on früher beabsihtigt gewesen, habe si indeß erst heute verwirklichen lassen. Redner | chloß mit einem Hoch auf dea Mann, zu dessen Ehre das Denkmal auf der Höhe des Burgberges errictet sei, um dasselbe sodann dem Schutze und dem Wohlwollen des Publikums zu empfehlen. Weitere Hochs wurden noch ausgebracht auf den mitanwesenden Schöpfer des Denkmals, Professor Engelhardt aus Hannover, sowie auf das Comité, dur dessen Bemühungen die Mittel zur Herstellung des Denkmals herbei- ge]chaft worden sind. Von den hiesigen Vereinen nahmen der Männer- Sesangverein, der Krieger- und der Turnerverein an der Feier Theil. Später fand noch in dem Hotel „Zum Burgberge“ ein Festmahl statt, an welhem sich ca. 30 Personen betheiligten.
. Lübeck, 26, September. (W. T. B.) Die 37. Hauptver- sammlung des Gustav Adolf-Vereins ist gestern Nachmittag unter der zahlreichen Betheiligung von etwa 409 Personen eröffnet worden. Nach einem Festgottesdienst in der Marienkirche, bei welchem Pastor Paull aus Leipzig die Festpredigt hielt, begannen die öffentlichen Verhandlungen heute Vormittag in der Katharinenkirhe. Die Stadt ist reich beflaggi.
Kronstadt, 25. September. (W, T. B.) Bei dem jüngst stattgehabten Sturme sind die beiden Torpedoboote „Gor- lißa“ und „Korinshka“ bei Björkö gesunken; die zur eung der Boote erforderlihen Maßnahmen wurden bereits ge- roffen.
Königliches Dpernhaus. In der „Oberon“-Vorstellung,
Hr. Lieban zum ersten Male die Titelrolle singen. — In der nächsten Zeit soll Adams komiscbe Oper „Der Bauer von Preston“ und in der zweiten Hälfte der Saison Wagners „Walküre* in Scene gehen.
— Zur der Eröffnungsvorstellung des „Deutschen Theaters“ haben außer sämmtlichen bedeutenden deutschen Zeitungen auc eine größere Anzahl ausländischer führender Blätter ihre Berichterstatter gesendet, so der „Standard“, der „Globe“, der „New-York Herald“, die „New-Yorker Handelszeitung“, der „Temps“ der „St. Peters- burger Herold“ u. \ w, Unter diesen Umständen is ein sehr großer Theil der P abgesehen von den sonstigen Eingeladenen, durch Vertreter der Presse beseßt, und die Vorstellung wird vor einem ganz besonders fritishen Publikum stattfinden. Wegen des Verkaufs der für Sonnabend und Sonntag noch vorhandenen Pläte- verweisen wir auf die Anzeige in der Beilage. Dieselbe enthält au die Bestimmungen über die Preise der Pläße, durch welce si einige der jüngst von den Blättern gebrachten irrthümlihen Mittheilungen berichtigen, Von Montag, den 1. Oktober, ab werden Bestellungen auf Billets nit mehr angenommen ; vielmehr werden von jedem Montag an Billets für sämmtliche Tage der Woche an der Tages- fasse des Theaters verkauft, nahdem das Repertoire jedesmal am Sonntag vorher bekannt gemacht worden ist. Eine Abänderung ‘des- selben im Laufe der Woche soll, so weit nur irgend mögli, vermie- den werden.
— Seit Montag ist auf der Bühne des Krollschen Theaters, wo seit Monaten nur die musikalishe Kunst herrschte, wieder einmal die rezitirende Komödie zum Worte gelangt, und das Publikum sieht si veranlaßt, dem Künstlerverein, der das Schauspiel „Gebannt und- erlöst“ in musterhaftem Zusammenspiel zur Darstellung bringt, reiten Beifall zu spenden. '
Ein größerer Thiertransport, Acquisitionen, die der Zoologisce Garten auch in diesem Jahre bei der alljährliß in dem Ant- werpener Garten stattfindenden Herbstauktion gemacht hat, ift in der Nat vom Sonnabend zum Sonntag mit der Lehrter Bahn hier eingetroffen, Der Giraffenkäfig, welher durch den im Laufe dieses Jahres erfolgten Tod der beiden prachtvollen Hengfte arg verödet war, ist jeßt wieder mit drei Thieren bevölkert. Nachdem vor einigen Wochen von der Firma Reiche in Alfeld ein junges Weibchen erstanden war, ist die Heerde jeßt dur ein junges Männchen ver-- vollständigt. Ferner hat das schon fehr reich besezte Antilopenhaus noch Zuwachs in einer Schraubenantilope (Antilope adax) erhalten. In der Fasanvolière sind mehrere Paare Glanzfasane eingetroffen. Jedem Besucher werden diese durch ihr metallish glänzendes Gefieder aus- gezeihneten Hühnervögel sicherlich auffallen. Auch die Tragopane: haben eine Vermehrung erfahren. Mit der Erwerbung des gelb- bäuchigen Tragopans (Ceratornis Caboti) aus Ckina sind jeßt sämmtliche bekannten Arten dieses Geschleb1s8 im Garten vertreten. Son an und für sih {höne Vögel entfalten sie zur Balzzeit eine unbe- screiblibe Farbenpraht. Die werthvollste Neuheit unter den Hühner- vôgeln ift der aus Malakîa stammende Arguspfau (Argus giganteus), welcher in einem Paar vertreten und ebenfalls bei den Fasanen unter- gebracht ift. Im Jahre 1780 entdeckte man diesen prachtvollen Vogel, aber erft in den sech8zigec Jahren kamen lebende Exemplare nah Europa. Vorker glaubte man, daß er die Gefangenschaft niht ertragen könne, und er erweist sich auch in der That als ein sehr hinfälliger Vogel. Sein Wesen und Betragen gleiht dem des Pfau. In gewöhnlicher Stellung zeigt er uns wenig von seiner eigenthümlihen Pracht, denn diese tritt erst beim Ausbreiten der Flügel und des Shwanzes in threm: vollen Glanze zu Tage. Jm Vogelhause sind mehrere Arten von Staaren hinzugekommen, auch hat der s{hwarzhalsige Staar, der Liebling aller Besuter, jeßt wieder einen Genossen, und zwar cin Männchen, bekommen.
Nedacteur: Niedel.
Verlag der Expedition (Kes\ sel). Druck: W,. Elsner. Vier Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).
Berlin:
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Erste Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Mittwoch, den 26. September
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Anzeigen.
Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen.
[41261]
Stebrief. Der unten beschriebene S{hla(ter und Arbeiter Franz August Berger aus Berlin, welher sich aud wohl Franz August Gleichmann aus Reisen i. Sachsen nennt, ift, nahdem er wegen Bettelns festgenommen war, heute Nachmittag gegen 6 Uhr entwichen. Es wird ersucht, denselben fest- zunehmen und in das nähfte Geribtsgefängniß ab- zuliefern, au hierher von der Verhaftung Nachricht zu geben. Lilienthal, den 24. September 1883. Königliches Amtsgericht. 11. Meyer. Beschrei- bung: Alter 25 Jabre, Göße 1,68 m, Statur mittel, Haare blond, Stirn frei, Bart Baen- und Lippenbart, Augenbrauen blond, Augen grau, Nase did, Mund gewöhnli, Zähne gut, Kinn rund, Ge- fiht längli, Gesichtsfarbe gesund, Sprache deuts. Kleidung: Hemde, Hose, Weste, Rock, Strümpfe und Schaftstiefel. Besondere Kennzeichen : Keine.
[41258]
Stekbriefs - Erneuerung. Der unter dem 9. August 1882 gegen den Hausdiener Paul Werner, am 12. März 1863 zu Berlin geboren, in den Akten 84. G. 2045. 82, J. IV. e. 573. 82. wegen Unterschlagung erlassene Steckbrief wird hierdurch erneuert. Berlin, den 17. September 1883. Der Erste Staatsanwalt beim Königlichen Landgericht I.
[41260]
Steckbriefs-Erledigung. Der gegen den Hand- lungscommis Richard Lemke wegen s{chwerer Ur- kundenfälschung und versubten Betruges unter dem 14 d U in ben Allein V, R N e 1883 erlassene Stecbrief wird zurückgenommen. Berlin, den 22, September 1883. Königliches Landgericht T. Der Untersuchungsrichter: Fatken.
[41259]
Steckbriefs-Erledigung. Der gegen den Arbeiter Georg Theodor Wilbelm Gompf wegen Diebstahls in den Akten U. R. I. Nr. 736 de 1882 unter dem 25, Juli 1882 erlassene und unter dem 29. Novem- ber 1882 erneuerte Steckbrief wird zurückgenommen. Berlin, den 24. September 1883. Königliches Land- geriht I. Der Untersuchungsrichter: Hollmann.
[41263] Meine Bekanntmachung vom 30. Mai d. JI., be- treffend die Festnahme des Tuchmachers Friedrich Müller aus Kamenz hat \ich erledigt Rudolstadt, den 24. September 1883. Der Erste Staatsanwalt am Landgericht. Nohr, i. A.
41262]
l Der Ersaßzreservist und Knecht Gottfried Friedrich August Severin aus Nogäßz ift durch rechtskräftiges Erkenntniß der Königlihen Stadt- und Kreis- gerihts-Deputation zu Wolmirstedt vom 8. Sep- tember 1879 wegen Auswanderns ohne Konsens zu ciner Geldstrafe von 29 4, der im Unvermögens- falle 6 Tage Haft substituirt, verurtheilt. Die Strafe hat nicht vollstreckt werden können, da der Aufenthalt des Severin unbekannt ist. Es wird deshalb ersucht, denselben im Betretungsfalle anzu- halten, die erkannte Geldstrafe von ihm einzuziehen event. die substituirte Haststrafe gegen ihn zu voll- strecken und von dem Geschehenen hierher Anzeige zu machen. Wolmirstedt, den 4. September 1883, Königliches Amtsgericht.
Subhastationen, Aufgebote, Vor- ladungen u. dergl.
K. Amtsgericht Mergentheim. [41198] Oeffentliche Zustellung.
Margarethe_ Hessenauer, ledige Dienstmagd von Freudenbach, O. A. Mergentheim, und der Pfleger ihres am 8. November 1880 unechelih geborenen Kindes Maria — Samuel Klepper von Crainthal, Beide vertreten durch die Rechtsanwälte Rembold und Ade in Hall, klagen gegen den mit unbekanntem Aufenthaltsort abwesenden
Philipp Reiß, ledig, 28 Jahre alt, von Neu- bronn, O. A. Mergentheim, aus Alimentenvertrag vom 17. März 1881, auf Verurtheilung zu Bezahlung von restlichen 233 85 „§ Kindsalimenten und Prozeßkosten nebst 5% Zins vom 1. Mat 1881 an und laden den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsftreits vor das Königliche Amtsgericht Mergentheim zu dem auf Mittwoch, 19. Dezember d. Js., Vorm. 9 Uhr, anstehenden Termine. 4
Zum Zwecke der öffentlihen Zustellung "wird dieser Auszug der Klage hiemit bekannt gemacht.
Den 22. September 1883.
Gerichtsf\chreiber Löble.
40974] Oeffentliche Zustellung. l In Sachen des Schuhmachers Conrad Heinrich Os3mers hieselbst, Klägers, gegen seine Ehefrau Ulrike Gesine Wilhelmine, geb. Gecken, unbekannt wo, Beklagte, wegen Ehescheidung, wird die Beklagte hierdurch geladen, zu dem auf Dienstag, 27. November 1883,
10 Uhr Vormittags, vor dem Landgerichte, Civilklammer I1., zu Bremen anberaumten Termine vertreten durch einen bei diesem Gerichte zugelassenen Rechtsanwalt, zu erschei- nen, zur Verhandlung über den Antrag des Klägers: i : da Beklagte dem Urtheile des Landgerichts vom 20. Februor 1883, wodur sie verurtheilt worden, binnen 3 Monaten zum Kläger zurückzukehren, nicht gefolgt sci, uunmehr die Ehe der Parteien zu scheiden. Bremen, Gerichtsschreiberei des Landgerichts.
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Nachweisung der Unfälle beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausshluß der Werkstätten) auf deutschen Eisenbahnen (aus\chl. Bayerns) im Monat Zuli 1883, ausgestellt im Reihs-Eisenbahn-Amte.
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