1883 / 228 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Sep 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Während der Tafel erhob sich der Ober-Bürgermeister Dr. Miquel zu folgendem Toast auf Se. Majestät den Kaiser :

„Wollen Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät Allergnädigft zu gestatten geruhen, daß id im Namen der Bürgerschaft dieser Stadt, den tiefempfundenen Gefühlen des Dankes und der Freude über die buldvolle Annahme unserer Einladung ehrfurchtsvollen Ausdru gebe. Wir wagen in derselben ein neues koftbares Pfand der gnädigen Gesinnungen und der so oft bewiesenen landesväterlihen Huld Ew. Majestät für unsere Stadt zu erblicken. Ueberall jubeln in den deutschen Landen unserm allverehrten Kaiser treugesinnte Herzen ent- gegen, überall begleiten Bewunderung und Liebe den ruhmgekrönten Helden, den starken Schirmherrn des Friedens, den weisen und gerechten Lenker des durch ihn geeinten deutsben Vaterlandes. Wir feiern beute ein dreifahes Freudenfest, an welchem wir unsern ehrwürdigen Kaiser und König, mit Ihm Seine Kaiserlibe Hoheit den Kronprinzen und Höcbstdefsen erlaubte Gemahlin, die Königlichen Prinzen und fo viele edle auf alle Zeit verbündete deutsbe Fürsten am Vorabend eines géoßen nationalen Gedenktages in unseren Mauern mit freu- digem Stolze begrüßen dürfen. Dieser Tag wird in den Annalen unserer an deutscher Geschichte so reichen alten Kaiserstadt auf immer unvergesse" sein So erheben wir aus vollem Herzen den Ruf treuer Ergebenheit und Verehrung: Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser und König lebe hoh!“ s

Dreimalige Hochrufe der Festversammlung und der Tusch der Musik erschallten durch den Festsaal. Dann wurde die Nationalhymne gesungen. i A

Wenige Minuten später erhoben Sih Se. Majestät der Kaiser. Lautlose Stille herrshte, und mit kräftiger Stimme sprachen Se. Majestät :

„Es freut Mich, daß Ich Ihnen Meinen Dank aussprechen kann für die Worte, die Sie im Namen der Stadt gesprochen haben. Sie wissen, daß Ich Frankfurt sehr gern begrüße, als die Stadt, die Ich im Jahre 1813 zum ersten Male besuchte, in einer großen und wichtigen Zeit. Die Gesinnungen, die Sie ausgesprochen haben, habe Ich auch {on in Frankfurt erlebt; daß Sie Mir treu sind, habe Ich erfahren, und es freut Mich, daß Sie Mir es wiederholen, und fo trinke Ih auf das Wohl Ihrer Stadt. Es lebe die Stadt Frankfurt am Main! Hoch!“

Endloser Jubel folgte diesen Worten.

Nach Aufhebung der Tafel hielten Se. Majestät der Kaiser Cercle. Der Ober-Bürgermeister Dr. Miquel überreichte Fhrer Kaiserlichen Hoheit der Kronprinzessin und Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria kostbare Rosenbouquets. Dann wurde auf der Terrasse in dem Palmenhause der Kaffee ein- genommen, während ein Sängerchor Lieder vortrug.

Frankfurt a. M., 27. September, Abends. Se. Majestät der Kaiser verließen gegen 6 Uhr das Palmenhaus und fuhren mit Sr. Majestät dem König von Sachsen unter den niht endenwollenden Hochrufen der Spalier bildenden Menschenmassen nah dem Gebäude der Ober-Postdirektion. Zu gleicher Zeit begaben Sich Fhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzessin und u Prinzessin Victoria zu einem furzen Besuhe nach dem Großherzoglih hessischen Palais. Fnzwishen begann die allgemeine Jllumination, welche in der Beleuhtung der Häuser mit architektonischen Lichtlinien, Gassternen, Kränzen und Pyramiden Ueber- raschendes bot. Jn den Straßen bewegte sich eine dicht- gedrängte Menschenmenge.

Abends fand in dem festlih erleuhteten Opernhause eine Festvorstellung statt, bei welcher der zweite Aft der Oper „Aida“, die Lustspiele „Die Versucherin“ und die „Schauspielerin“ sowie „Undine“ zur Aufführung gelangten. Das Haus war bis auf den leßten Plat besezt. Kurz vor 7 Uhr trafen die Prinzen und Prinzessinnen ein und nahmen in den für den Hof reservirten Logen Play. Unmittelbar nach Beginn der Vorstellung erschienen Se. Majestät der Kaiser mit Sr. Majestät dem König von Sawsen, geleitet von dem Ober-Bürgermeister Dr, Miquel und dem FJntendanten Claar, in der kleinen neben der Bühne gelegenen Prosceniums- loge. Die Musik verstummte, und das Publikum brachte dem Kaiser ein dreifaches enthusiastishes Hoh. Se. Majestät traten an die Brüstung und dankten durch mehrfaches Ver- neigen. Nach Absingung der Volkshymne bei offener Scene nahm die Vorstelung ihren Fortgang, Während des Zwischen- aktes hielten Se. Majestät Cercle. Unter den Anwesenden bemerkte man den General-Feldmarschall Grafen Moltke sowie die Staats-Minister von Puttkamer, Lucius, von Boetticher und Bronfart von Schellendorff.

Frankfurt a. M., 27. September, Abends 10 Uhr. Se. Majestät der Kaiser sind soeben mit Fhren Fürstlichen Gästen mittels Extrazuges nah Wiesbaden abgereist, nahdem Allerhöchstdieselben zuvor nohmals Allen, welche sich um den Sr. Majestät bereiteten Empfang und die veranstalteten Fest- lihkeiten verdient gemaht, Jhren Dank ausgesprochen hatten.

Wiesbaden, 27. September, Abends. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind heute Abend 8 Uhr hier eingetroffen.

Wiesbaden, 27. September, Abends. Se. Majestät der Kaiser trafen mit den Fürstlichkeiten heute Abend 10 Uhr 20 Minuten von Frankfurt hier ein und wurden am Bahnhofe von den bereits anwesenden Hohen Herrschaften, sowie der Generalität und den Spißen der Behörden empfan-

en. Bei der Fahrt durch die bengalisch beleuchteten, mit laggenmasien und Guirlanden reih geshmüdckten Straßen wurden Se. Majestät von der Bevölkerung enthusiastish begrüßt. Jm Kurgarten fand Abends ein großes Gartenfest statt. Auf den umliegenden Höhen brannten Freudenfeuer.

Wiesbaden, 28. September, Vormittags. (W. T. B.) Der Kaiserliche Extrazug ist um 10 Uhr 40 Minuten nah Rüdesheim abgegangen, wohin die Fürstlichkeiten sich bereits vorher begeben hatten. Se. Majestät der Kaiser, die Kron- prinzlichen Herrschasten, sowie Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden wurden auf der Fahrt zum Bahnhofe von der dichtgedrängten Menge mit brausenden Hochrufen begrüßt. Das Wetter, welches am Morgen regnerisch war, hat sih aufgehellt.

Aus Rüdesheim wird dem „W. T. B.“ ferner noh gemeldet :

Rüdesheim, 28. September, Vormittag 10 Uhr: Das Wetter hat sich aufgeklärt. Die Kriegervereine, von denen 1500 mit 300 Fahnen vertreten sind, beginnen Aufstellung zu nehmen. Der Zudrang von Festtheilnehmern is ein ganz ge- waltiger; jeder ankommende Zug wird von den Bergen mit Böllerschüssen begrüßt. Gegen 20 mit Flaggen und Wimpeln festlih geschmüdte Rheindampfer, von Mainz und Coblenz tommend, legen sich der Rheinhallg gegenüber vor Anker. Ueberall herrscht die freudigste Stimmung.

Rüdesheim, 28. September. Soeben 5 Minuten vor 1 Uhr fiel die blauseidene Hülle am Frontrelief des Nieder- wald-Denkmals unter dem Donner der Festungsgeschüße, welche auf dem Rochusberge aufgestellt waren, dem Hurrah der

Menge und dem tausendstimmigen Gesange der „Wacht am Rhein“. Alle Schiffe fielen mit ihren Geschüßen ein, von allen Bergen antworteten die Böller, und von beiden Ufern tönt der Gesang der „Wacht am Rhein“. Gerade im Augenblicke der Enthüllung wurde das Denkmal von der Sonne beschienen.

Wenn bei dem Erwerbe eines Grundstücks der eine Theil zur Auflassung, der andere Theil zur Entgegen- nahme derselben verpflichtet ist, so seßt nah einem Urtheil des Reichsgerichts, IV, Civiljenats, vom 25. Juni d. J., derjenige, welher die Auflassung herbeiführen will, den anderen Theil in Verzug, wenn er sih zur Abgabe der Auf- lassungserklärung auf dem Grundbuchamte bereit erklärt und der andere Theil fich dieser Erklärung gegenüber passiv verhält. J} zwischen den beiden Theilen für den Fall des Verzuges eine Konventionalstrafe stipulirt, so ist durch das erwähnte Verhalten des Theiles, der die Auflassung entgegen- zunehmen hat, die Konventional|trafe verfallen.

Die eisenbahnfachwissenshaftlichen Vor- lesungen werden im Winsersemester 1883/84 in folgender Weise stattfinden: .

Jn Berlin werden in Räumen der Universität Vor- lesungen über die Nationalökonomie der Eisenbahnen, insbe- sondere das Tarifwesen, Mittwohs und Donnerstags Nach- mittags von 6—71/2 Uhr, und über den Betrieb der Eisen- bahnen Dienstags und Freitags Nachmittags von 6—71/4 Uhr gehalten werden. Bezüglih der Anmeldungen zu den Vor- lesungen und des Beginns derselben wird das Nähere aus dem Ans(hlag in der Universität zu ersehen sein.

Jn Bonn werden sich die akademischen Vorträge auch auf das Eisenbahnreht erstreck.

Jn Breslau werden die fahwissenshaftlihen Vorträge das Eisenbahnrecht, die Nationalökonomie der Eisenbahnen mit besonderer Berücksichtigung des Tariswesens, den Betrieb der Eisenbahnen und die Verwaltung der preußischen Staats- bahnen begreifen.

Das in diesen Tagen ausgegebene Handbuch über den Königlich preußischen Hof und Staat für das Fahr 1883/84 schließt sih in seiner innern Einrichtung und äußeren Ausstattung den früheren Jahrgängen an. Abgesehen von den Personalveränderungen und den minder erheblichen Erweiterungen ist die bedeutendste diejenige, welche durch die in Folge der weiteren Ausdehnung der Staatseisenbahnen neubegründeten bezw. neugestalteten Eisenbahnbehörden ein- getreten ist. Jn dieser Beziehung ist auf die Eisenbahn- direktion in Erfurt, die Eisenbahn:-Betriebsämter Allenstein, Erfurt, Weißenfels, Dessau, Cassel, den Landes-Eisenbahnrath und die Bezirks-Eisenbahnräthe zu Bromberg, Berlin, Magde- burg, Erfurt, Hannover, Frankfurt a. M. und Cöln hinzu- weisen. Auch dieser Ausgabe i} ein ausführliches alpha- betishes Sach- und Personenregister beigegeben.

Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Münster ist vom Urlaube nah London zurüdlgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wiedex übernommen.

Der General - Lieutenant Wiebe, Jnspecteur der 1, Fuß-Artillerie-Fnspektion, ist vom Schießplaß bei Jüterbog, wohin derselbe sich- vor einigen Tagen behufs Besichtigung des Prüfungsschießens des Garde-Fuß-Artillerie-Regiments begeben hatte, hier wieder eingetroffen.

S, M.S. „Elisabeth“, 19 Geshüße, Kommandant Kapitän zur See Hollmann, ist am 27. d. Mts. in Kiel ein- getroffen.

Frankfurt a. M., 27. September, Abends. (W. T. B.) Se. Majestät der König von Serbien is heute Nach- mittag um 51/4 Uhr nach Wien abgereist.

%28, September. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales ist heute früh 8 Uhr von Hom- burg eingetroffen und hat alsbald die Reise nah Kopenhagen via Lübe fortgeseßt.

Cassel, 27. September. Se, Majestät der Kaiser und König haben dem Ober-Präsidenten nachstehendes Hand- schreiben zugehen lassen:

Der Emvfang, welcher Mir in Homburg bei Meiner Ankunft bereitet ist, und die sympathishe Begrüßung, welche Mir Seitens seiner Bewohner sowie in der Umgegend, soweit Jh gekommen bin, überall bemerklich geworden ist, haben Mich sehr angenehm und sehr wohlthuend berührt, und gereiht es Mir zur lebhaften Befriedigung, hierfür Meinen Dank und Meine Anerkennung auszuspreben. Auch habe Ich gern erfahren, daß die Truppen des RI. Armee-Corps, \o- weit sie bei den diesjährigen großen Uebungen die Provinz Hessen- Nafau berührt haben, in entgegenkommender Weise aufgenommen sind. Ich beauftrage Sie, dies der Provinz bekannt zu machen.

Homburg vor der Höhe, den 26, September 1883,

Wilhelm.

An den Ober-Präsidenten der Provinz Hessen-Nafsau.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 27. September. (W. T. B.) Zu Ehren des Prinzen Alexander von Hessen fand heute Nachmittag in Shönbrunn ein Galadiner statt, zu welhem auch der Minister-Präsident Graf Taaffe, der Kriegs-Minister Graf Bylandt - Rheydt, der Minister des Aeußern, Graf Kalnoky, mehrere Generale sowie eine Depu- tation des 6. Dragoner-Regiments, dessen Jnhaber der Prinz Alexander ist, Einladungen erhalten hatten. Heute Vormittag stattete der Prinz dem Grafen Kalnoky und dem Botschafter G Reuß einen Besuch ab. Leßterer erwiderte denselben päter.

Der rumänishe Minister-Präsident Bratiano ist heute Nachmittag nah Bukarest abgereist. :

Brünn, 27. September. (W. T. B.) Bei den Er- gänzungswahlen des mährishen Großgrundbesißes zum Reichsrath wurden Graf Lüßow und Freiherr von Badenfeld (beide konservativ) gewählt. i

Pest, 27. September. (W. T. B.) Die leßte Session der gegenwärtigen Legislaturperiode des Reichstages is} heute eröffnet worden.

Belgien. Brüssel, 27. September. (W. T. B.) Der König von Spanien if heute Abend 6 Uhr auf dem Nordbahnhofe hier eingetroffen und von dem Könige, den Mitgliedern des diplomatishen Corps sowie den Spitzen der

Militär- und Civilbehörden empfa'gen worden. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrenwache aufgestellt. Nachdem die beiden Monarchen sich auf das Herzlichste begrüßt hatten, fuhren beide aemeinschaftlih, von der diht gedrängten Volks- menge überall mit enthusiastishen Zurufen begrüßt, nah dem Königlichen Palais. Vom Bahnhofe bis zum Palais bildeten Truppen Spalier. Abends findet im Palais zu Ehren des Königs Alphonso ein Diner statt.

Großbritannien und JFrland. London, 27. Sep- tember. (W. T. B.) Aus Hongkong, von heute, wird gemeldet, daß der Prozeß gegen den bei der chinesischen Douane angestellten Ausländer Logan, welcher beschuldigt wird, bei den jüngsten Ruhestörungen in Kanton ein Kind und einen Mann cinesisher Nationalität getödtet zu haben, gestern begonnen hat.

Frankreich. Paris, ?7. September, Nahm. (W. T. B.) Der Minister-Präsident Ferry konferirte gestern mit dem chinesischen Botschafter Tseng. Heute wird eine weitere Konferenz stattfinden. Eine Antwort der chinesischen Regierung auf die französishen Vorschläge ist indeß noch immer nicht eingetroffen.

27. September, Abends. (W. T. B.) Hr. Challemel- Lacour wird morgen hier zurückerwartet und sofort die S des Ministeriums des Auswärtigen wieder über- nehmen.

Der König von Spanien wird voraussihtlih am Montag den Uebungen der Artillerie in Fontainebleau bei- wohnen.

Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Oran solk Si-Sliman bei einem Mahle, zu welhem er durch zwei Notablen des Stammes der Berabers geladen war, ermordet worden sein.

IÎtalien. Mailand, 27. September. (W. T. B.) Jhre Majestäten der König und die Königin statteten heute Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wil- helm von Preußen einen Gegenbesuch ab.

Türkei. Konstantinopel, 27. September. (W. T. B.) Die Pforte hat den Handelsvertrag mit den Hanse- städten gekündigt. Somit sind nunmehr sämmtliche Handelsverträge gekündigt.

__ Serbien. Belgrad, 27. September. (W. T. B.) Die Skupschtina wählte den Gemeindevorstand von Poza- revaß, Nikolajevics, mit 84 Stimmen der Radikalen zum provisorischen Präsidenten. Dieser nominirte 6 Abgeordnete der vet aid und 3 der liberalen Partei als Verifikations- aus\{Guß,

Bulgarien. Sofia, 27. September. (W. T. B.) Die ehemaligen Minister Soboleff und Kaulbars sind von hier abgereist.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 28, September. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ be- zeichnet die von Bern aus verbreitete Nachricht, daß der Mi- nister von Giers in Montreux weile, als unbegründet : der: Minister habe vielmehr St. Petersburg nicht verlassen.

Amerika New-York, 27. September. (W. T. B.) Die ärztliche Untersuhung des Jrländers Feeny., welcher am 25. September in das englische Konsulats - gebäude eingedrungen war und dort mehrere Revolvershüsse abgegeben hatte, hat ergeben, daß derselbe an Melancholie A Feeny wird einer Anstalt für Geisteskranke überwiesen werden.

Zeitungsstimmen.

__ Fast sämmtliche deutsche Zeitungen gebene heut im Hin- blick auf das auf dem Niederrhein gefeierte patriotische Fest den Gedanken und Wünschen Ausdruck, zu welchen dasselbe an- regt. So schreibt die „National-Zeitung“:

_.._. . Aber weder die todesmuthige Hingebung der Hundert- tausende, welche die Schlachten des großen Kampfes {lugen, noch die nationalpolitishe Einficht und Entsch{lossenheit des Volkes daheim, . _. alle Hingebung und Einsicht einer ganzen Nation hätten nit die Erfolge erringen können, denen das Denkmal auf dem Niederwald gewidmet ist, ohne die großen Männer, in deren Hand die Führung lag... An einem nationalen Festtage, wie derjenige dieser Denk- malsweihe, erneut sich voll und rüdchaltslos die dankbare Anerkennung für den großen Staatsmann, der den unvermeid- lihen Entscheidungskampf weise bis zu dem Augenblicke hinzuziehen wußte, in welchem die europäishe Konstellation uns die günstigste war, für den Minister, der während des Krieges in unvergeßlichen Staats\chriften vor der Welt das Wort für das deutshe Volk führte und dann den „Traum von Jahrhunderten“ verwirklichte, den nationalen Staat. Fürst Bismarck fehlt bei der Feier auf dem Niederwald; aber die Gedanken Aller, die dort versammelt sind, und aller anderen Deutschen suchen ihn in diesen Festesstunden voll Dank und Verehrung in seiner Einsamkeit auf, aub die Gedauken Derer, welhe gleich uns in der politishen Werkeltagsarbeit ihm nun schon seit Jahren oft entgegentreten müssen. Besser als ihm ift es dem anderen großen Helfer des ersten Deutschen Kaisers

eworden, dem stillen Schlachtenlenker, der im Kreise aller Feld- A der französishen Schlactfelder dem Denkmal die Weihe giebt. Für den Grafen Moltke und die anderen Heerführer erneut sich an diesem Tage ein nationaler Dank, der in allen s den großen- Siegen dahingegangenen Jahren durch nichts getrübt worden. Und Kaiser Wilhelm kann überall, wohin er auf deutschem Boden kommt, und bei welchem Anlaß es auch sei, nur immer denselben Kund- gebungen der Verehrung begegnen: in jenen entscheidungss{weren- Tagen von 1870 haben sich die Empfindungen der Nation für den Monarchen, der den preußischen Staat und die Krone der Hohen- zollern für Deutschland eingeseßt, festgesteUt für immer. .

Die „Staatsbürger Zeitung“:

. . . Eine friedliebende Germania blickt herab von hohem Posta-- mente auf ein geeinigtes Deutschland und bringt denen ihre Huldigung dar, welche ihre Wiedererstehung ermöglihten. Zunächst gedenkt sie dankbar derer, welche sie mit ihren Leibern geschütßt, für sie ihr Leben auf den Schlachtfeldern gelassen haben. Dann aber lenkt sie die Augen aller auf diejenigen Männer, die sib am meisten um das neue Deutschland verdient gemacht haben, auf Kaiser Wilhelm und den furiten Bismarck. Der „siegreihe König“ und der „eiserne Kanzler“, le haben vereint erreiht, was jahrelang das Ideal jedes deutschen Mannes gewesen war. Viele baben seine Verwirklichung nicht erlebt, aber diejenigen, welche sih um das Niederwald-Denkmal \chaaren, sie werden für die Stunden der Weihe den Streit der Parteien vergessen und den Männern zujubeln, welche. sich heut bei Rüdesheim ver- sammelt haben. . :

Die „Magdeburger Zeitung“:

. . Der Gedanke, Deutschlands Kampf, Sieg und Wiedergeburt in einem mächtigen, weithin leuchtenden Werke der monumentalen Kunst zu verherrlichen, is zur That geworden. eule wird von dem hochaufragenden Standbilde der am Rhein Wacht haltenden

Germania die Hülle fallen; der Kaiser, umgeben von fast sämmt- lihen Fürsten des Reiches, umgeben von den Heerführern, deren Namen für alle peiten untrennbar mit den großen Siegesthaten unseres Volkcs verknüpft sind, umgeben endlich von den Vertretern des deutshen Parlaments, er, der greise Hüter und Mehrer des Reiches, wird heute das nun vollendete Nationaldenkmal weihen, welches das deutsche Volk zur Erinnerung an den größesten Moment seiner Geschichte errihtet hat, da ihm auf den S{lachtfeldern Franfreichs statt Zwietracht Eintraht ward und der Traum von Jahrhunderten in nie geabnter Herrlichkeit si erfüllte.

Und das ift billig das Erste, dessen wir beute mit dankerfülltem Herzen gedenken, daß es unserem Herrn und Kaiser vergönnt ist, au diesen Chrentag seines Volfes now zu erleben. Lag do, glei als der erste Gedanke an dieses nationale Denkmal auftaucte, zunäbst Allen der eine Wuns am Herzen, in diesem Monument zugleich Den zu ehren, der sein Volk von Sieg zu Sieg geführt, der das Reich in Macbt und Herrlichkeit wieder aufgerihtet und dasselbe zum starken Hort des Friedens gemacht hat. Und das ift es, was nicht zuleßt das Fest auf dem Niederwalde zu einem hohen Festtage mat, der mit freudigem Danke gefeiert werden wird, so weit die deutsche Zunge klingt, daß es dem greisen Herrscher beschieden is, das Siegeszeichen, en Grundstein er einst gelegt, nun a"& in seiner Vollendung zu (auen, :

Die „Elberfelder Zeitung“:

_… . « « Einig im Aufbau, uneinig im Ausbau des Deutschen Reiches“ : dieses Schlagwort einer Berliner Correspondenz besitzt eine traurige Wahrheit. Aber an diesem Tage soll desselben nit weiter gedacht werden als in einem Sinn. In demjenigen des Vergessens aller trennenden, der zugleich \täblenden und versöhnenden Erinnerung aller gemeinsamen Gesinnungen und Gesichtspunkte. Ueber den Wirbelwind der Parteien herrs{t in dem deutshen Volksleben die stets stärker werdende Einigkeit des Entschlusses zu gemeinsamer Ver- theidigung wie zu innerer legislativer Festigung der errungenen natio- nalen Güter. Davon wird dieses Fest der Ausdru sein.

Es wird mehr sein. Seinen Theilnehmern wird es eine Erinne- rung ohne Gleichen bieten. Der erste Deutsche Kaiser, an der Grenze des menshlichen Lebens angelangt, umgeben von seinen Erben in zwei Generationen, von den deutschen Fürsten, Feldherrn und Staats- männern, das fünftlerisch erhabene Denkmal eines glorreichen National- krieges einweihend. Seit den zu Mainz und Ingelheim abgehaltenen westèuropäischen Ritterfesten Kaiser Friedrichs 1. haben diese Gaue einen ähnlihen Glanz nicht mehr gesehen. Aber hier läßt der Ver- gleich aus. Der Rhein sah den ersten Friedrih im Abendrothe eines sinkenden, er sieht den ersten Wilhelm im Morgenglanze cines auf- steigenden nationalen Kaiserreiches.

Das „Meißener Tageblatt“:

._. ,_. Kein deutsher Stamm fehlt bei jener großartigen Fest- lihkeit auf dem Niederwald. . . …. Aus Nord und Süd sind die Festgäste gekommen und das Königreih Sachsen hat deren gleichfalls in großer Anzahl entsandt, wie denn auch König Albert und Prinz Georg an der Feier theilnehmen. Mit vollem Ret, denn das Denkmal der siegreiten Erhebung der deutschen Nation und Wieder- aufrichtung des Deutschen Reichs 1870/71, es ift zugleihÞ ein Wahr- zeichen des alten Waffenruhmes und der oft {on bewährten Treue des Sacbsenvolkes und seines Königshauses Wettin in sturmvoller Zeit. Darum ist es auch geziert worden mit dem Sacsenschild und Rautenkranz, nicht minder mit dem Bildniß des heutigen Sachsen- TOIGO Diese den Sachsen und ihren erlauchten Führern zu Theil gewordenen Auszeihnungen wurden aber auch anno 1870/71 insgesammt wohl verdient.

Schulter an Schulter mit der preußischen Garde haben die Sachsen damals entsceidende Siege erfochten, geführt von den kriegs- kundigen Söhnen des Hochseligen Königs Johann und der damalige Sachsen- Herzog und Kronprinz Albert hat mehrfach sein \chneidig Schwert in die Schale der Völkergeschicke geworfen. . .. ... Die Sachsen und ihre Prinzen hatten hervorragenden Antheil an den welterschütternden Ereignissen und glorreihen Siegen jenes ruhm- vollen Feldzugs und darum wurde ihnen am Nationaldenkmal auch ein Ehrenplatz eingeräumt.

Wie aber das Sacfsenheer 1870/71 jene Erfolge erringen half, zu deren ewigem Gedächtniß das Niederwald-Denkmal aufgerichtet worden ist, so war es auch säcbsische Kunst und säcbsisher Gewerb- fleiß in erster Linie, welche jenes herrlide Werk vollenden halfen. Ein \sächsfisher Bildhauer, Professor Johannes Scilling, gebürtig aus Mittweida, ift der geniale Schöpfer des deutshen Nationaldenkmals, dessen einzelne gewaltige Figuren in dem eigens hierzu erbauten Ate- lier des in Dresden wohnhaften Künstlers auf der Eliasftraße im Modell vollendet wurden und in einer sächsischen Erzgießerei, der- jenigen von Bierling in Dreéden, wurde ein großer Lheil jener Denkmalsfiguren gegossen. So ift das deutsche Nationaldenkmal zu- gleih ein Monument fäcsishen Waffenruhms und säcsiscen Kunsts und Gewerbfleißes, eine Thatsache, welhe wohl verdient, durch die heimische Tagespresse hervorgehoben zu werden.

.. . , Sei und bleibe es ein Wahrzeichen deutscher Einigkeit und Tapferkeit, wie ein ernster Mahner, die damaligen Errungenschaften als ein theures unantastbares Vermächtniß den Nachkommen zu über- liefern. In Sachsen wird die Erinnerung an jenen sieges8gewaltigen Abschnitt deutscher Geschichte hochgehalten vom Volke, wie seinem Fürstenhause, und darum flinge auch aus der Mitte der gut Kaiser- lich deuts und g Königlich sähsisch gesinnten Bevölkerung des von Köntg Albert regierten Landes ein Festgruß und Glückwunsch hinunter an die Ufer des Rheinstroms, hinein in die Festfreude der deutschen Landsleute auf dem Niederwald, und der laute: Gott {üße und \{irme das junge Deutsche Reich, seinen Kaiser und seine Fürsten, s apiere deutsche Heer, das wackere deutsche Volk, das ganze theure

aterland!

Amtsblatt des Reihs-Poftamts. Nr. 51. Inhalt: qu: vom 21. September 1883, Vertrieb der Patents\chriften dur die Postanstalten.

Nr. 52. Inhalt: Verfügungen: vom 19. September 1883. Packetverkehr mit Shweden. vom 17. September 1883. Bei- tritt von Bulgarien zu dem Pariser Uebereinkommen vom 1. Juni 1878, betreffend den Austausch von Briefen mit Werthangaben. vom 20. September 1883. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Schwarzen- berg—Johanngeorgenstadt. s

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 17. Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Die Beziehungen der preußischen Post zu den Cisenbahnen bis zum Erlasse des Eisenbahngeseßes vom 3. No- vember 1838, Die Paketpost in England. Mittheilung einiger interessanter Fälle von Telegraphen-Apparatbes{hädigungen durch atmosphärische Elektrizität. Kleine Mittheilungen: Die Betheili- gung Deutschlands an der Erforshung Afrikas. Ueber die ver- \chbiedenen Verkehrswege zwischen dem Innern von Persien und dem Meere. Die Ventilation der unterirdischen Stadteisenbahnen in London. Kraftübertragungsversuche der „Compagnie électrique“. Ueber den Postdienst in Alexandrien während des Bombardements. Zeitschriften-Ueberschau.

Centralblatt der Banverwaltung. Nr. 39. Inhalt: Amtliches: Personalnachrihten. Nichtamtliches: Das National- denkmal auf dem Niederwald. Ausgrabung auf dem Georgenberg bei Goslar. Die fklinishen Neubauten der Universität Bonn. Sc{luß.) Die XII. Abgeordnetenversammlung des Verbandes

eutscher Arcbitekten- und Ingenieur-Vereine. Ausführung und Kosten öffentliher Gebäude in den Vereinigten Staaten von Nord- amerika. Vermischtes: Verleihung der Medaillen für Verdienste

um das Bauwesen. Vorlesungen auf dem Gebiete des Eisenbahn- wesens. Dammrutshung auf der Märkish-Posener Bahn. Auszeichnungen bei der Vollendung des Wiener Rathhauses.

Statistische Nachrichten.

Nad Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 16. September bis inkl. 22. September cr. zur Anmeldung gekommen: 217 Ebeschließungen, 877 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene, 635 Sterbefälle.

__— Die Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammern in Württemberg für das Jahr 1882, systematisch zusammengestellt und veröffentliht von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Uns, theilen als das Ergebniß einer von der Königlichen Central- telle erhobenen Statistik der gewerblichen Vorschuß- und Kreditvereine in Württemberg Folgendes mit:

Die Zabl der Vereine mit Solidarhaft betrua am leßten De- zember 1882 110. (Vorjahr 111. Volksbank Stuttgart im Konkurs.)

Beim Abs{luß der Tabellen am 19. Mai 1883 standen die Fragebogen von den 11 Vereinen in Haiterbah, Jlshofen, Metingen, Münsingen, Nürtingen, Schnaitheim, Trossingen, Waiblingen, Weil- derstadt, Wiernsheim, Winnenden noch aus.

_ Die 99 Vereine, von welchen Mittheilungen zugegangen sind, zählen zusammen 38211 Mitglieder (im Vorjahr wurden bei 100 Vereinen 39 118 Mitglieder gezählt). Auf einen Verein kommen somit im Durcschnitt 386 (Vorjahr 391) Mitglieder.

__ Auf 1000 Einwohner entfallen

in den Thüring. Herzog- und Fürsten-

thümern . 33 Mitgl. eines Vorschußver. . end. 20 E O 20 5 a. D L im Großherzogthum Hessen und den Hansestädten . B . ne. H 5 S L ¿T Í ¿Oa 0 Z Ma, 4 E

int ganzen Deutswen R... 11 L __ Die von 97 Vereinen zusammen gewährten Vorschüsse auf festes Ziel betrugen 26 294 147 (Vorjahr bei 99 Vereinen 22 883036 M), oder durchschnittlid pro Verein 271074 Æ (Vorjahr 231 141 4). Die von 89 Vereinen gewährten Kredite im Kontokorrentverkehr beliefen sih auf 80954928 Æ in der Ausgakte und 81577 959 M in der Einnahme. i

Von 98 Vereinen wurden Anlehen aufgenommen 27 017 722 M (Vorjahr bei 98 Vereinen 30077 860 4) oder dur&schnittlih pro Verein 275 690 Æ (Vorjahr 306 906 4).

Die eigenen Fonds betrugen bei 99 Vereinen zusammen 15 338 915 M (Vorjahr bei 100 Vereinen 16 265 560 4) oder durch- \cchnittli® pro Verein 154938 4 (Vorjahr 162655 #). Hiervon fallen 13 309 653 Æ auf Geschäftsantheile (Guthaben) der Mit- glieder und 2 029 262 auf den Reservefonds. Somit betrug im Jahre 1882 der Reservefonds dieser Vereine im Ganzen 13,2 °/5 ihres Stammvermögens (1881 waren es 12,1, 1880 13,6, 1879 12,2, 1878 10,9, 1876 8,8 9/0).

An Verwaltungskoften und Gehalten wurden von 96 Vereinen 404 979 M oder durchschnittlich pro Verein 4218 Æ (Vorjahr 4205 M) ausgegeben.

Der Reingewinn pro 1882 ergab für 97 Bereine zusammen 896 142 M. (Vorjahr für 100 Vereine 898 985 4), \omit pro Ver- cin 9238 Æ (Vorjahr 8989 #4), Der hötste Reingewinn eines Vereines ist 70235 #, der niederste 572 M

Zu Bildungs- und bumanitären Zwecken hat ein Verein und zwar für Lehrlingsprüfungen 50 H, ein anderer 5009 # für die Hagelbeschädigten verwilligt.

Verluste sind bei 16 Vereinen angegeben zu 66449 M zusammen. Dazu kommt aber die am 16. März 1882 erfolgte Konkurserklärung der Volksbank Stuttgart, E. G., welcher bald darauf als Folge des dadurch geschürten Mißtrauens in das Genofsenschaftswesen über- baupt der Eintritt der Handwerkerbank Stuttgart in freiwillige Liquidation nacfolgte.

Einer der Vereine die Gewerbebank Böblingen hat sich am 1. Januar 1883 in eine Aktiengesell\shaft umgewandelt. Von den 605 Mitgliedern sind derselben 226 als Aktionäre, 336 als ftille Ge- sellshafter beigetreten. Die übrigen, welche ganz ausscieden, er- La nach Vereinbarung 15 #4 pro Kopf vom Reservefonds aus- ezahlt.

Was das Verhältniß betrifft, in welhem die verschiedenen Be- völkerungsklassen in den Vorschußvereinen ihre Vertretung finden, fo umfassen 71 der Vereine, von welchen hierüber Mittheilungen gemacht wurden :

I. Selbständige Landwirthe, Gärtner, Förster, Fischer

6 877 = 26,0 9% 11. Gehülfen und Arbeiter bei der Land- und

Forstwirthschaft, Gärtnerei und Fischfang . = III. Fabrikanten, Bergwerksbesitzer, Bauunter- nehmer . N 1007= 3,89/0

1V. Selbständige Handwerker .. . . . , 10092 = 38/2 9% V, Fabrikarbeiter, Bergarbeiter, Handwerksgesellen 1 035= 3,9%)

VI. Selbftändige Kaufleute und Händler. . , 1802= 6,8%%/0 VII. Handlungskommis und sonstige kaufmännische S E 159 = 0,6 9% VIIT, Fuhrherrn, Gast- und Schankwirthe 2208= 8,49°/0 IX. Briefträger, untere Eisenbahn-, Telegraphen- und Postbeamte, Eisenbahnarbeiter 361= 1,4%

192 = 0,7 % 1428 = 5,49%

958 = 83,6% 26 432 =100,09%/6 Unter diesen 26 432 Vereinsmitgliedern befanden sich 1335 Frauen

= 5,0 % der Gesammtzahl.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

In Dresden feiert heute Ludwig Richter seinen actzig- sten Geburtstag. Die \{chöône seltene Feier wird in den weitesten Kreisen den freudigsten Widerhall finden: haben doch nur wenige unter den lebenden Künstlern einen so tiefgreifenden, veredelnden Einfluß auf das Gemüthsleben des deutschen Volkes ausgeübt wie dieser große Poet mit dem Griffel, der Begründer des neueren deutshen Holzschnitts, in dessen heiterfrommen, gemüthreichen Schöpfungen, wie in denen kaum eines anderen Meisters, deutsches E L in Natur und Familie einen verklärten poetischen Aus- druck fand.

Die Swulze’she Hof-Buchhandlung in Oldenburg veröffent- liht einen „Festgruß zur Einweihung des Nationaldenk- mals auf demNiederwalde“, von A. Schwarß, betitelt : „Germania, die Wacht am Rhein.“ Die kleine ee Festgabe, der eine Abbil- dung des Denkmals in Holzschnitt feigege en ift, bildet einen Einzel- abdruck aus dem in obengenannter Buchhandlung erschienenen „Volks- boten“ für 1884. .

Von dem bereits in der Nr. 166 d. Bl. vom 18. Juli d. J. besxrochenen Kommentar, welden der Landrichter Dr. Paul Jäkel zu dem Geseß, betreffend die Zwangsvoll- streckung in das unbewegliche Vermögen vom 13. Juli d. I, nebst dem zugehörigen Kostengeseß 2c., herausgiebt, liegt jeßt die zweite Lieferung vor (Verlag von Franz Vahlen, Berlin). Die- selbe enthält die Paragraphen 14—70 des Gefeßes vom 13. Juli d. J., welche in den Anmerkungen unter umfassender Berücksichtigung des zur Erläuterung des Geseßes dienenden Materials, insbesondere der deutschen Justizgeseße, eingehend erörtert worden sind. Die ug des Werkes wird voraussihtlich in einigen Wochen erscheinen.

Von dem deutshen Wörterbuch der Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm (fortgeseßt von Dr. Moriz Heyne, Dr.

X D

XI, Aerzte, Apotheker, Lehrer, Künstler, Schrift-

steller, Kirchen-, Staats- und Gemeindebeamte

XII. Rentiers, Pensionâre und andere Per}onen ohne Berufsübung . 5

Rudolf Hildebrand, Dr. Matthias Lexer und Dr. Karl Weigand, Verlag von S. erze in Leipzig) ift soeben die 4. Lieferung des VII. Bandes ausgegeben worden. Dieselbe entbält die Artikel „neigen“ bis „niederkrümmen“ und ist von Dr. Matthias Lexer bearbeitet. Die bedeutsamften und umfangreihsten Abschnitte dieses Hefts haben zum Gegenstande die Worte Neigung, nein (zusammen- gezogen aus n ein, ne ein: nit eins, garniht; wie im Lateinishen non aus ne oenum, noennm), nennen, Neft, Netz neu (mit unzähligen Zusammenseßungen), nicht (ein 21 Spalten langer Artikel mit sorgfältiger Einleitung über Herkunft und Formen), nibts (9 Spalten umfassend, mit vielen, aller Orts mit erstaunlibem Fleiß gesammelten Citaten), eine ganze Reibe von Kompositen mit jenem Wort, Nickel, nie, nieder und damit zusammengeseßte oder ver- wandte Bildungen. Interefsant ist die Erklärung des Metallnamens „Nickel*. Lerer sagt in dem betreffenden Abschnitt: Das Metall wurde im Jahre 1751 von dem \ch{wedis{en Mineralo- gen von Cronsledt entdeckt, der ihm im Jahre 1754 aub den aus „Kupfernickel“ gekürzten Namen „Nickel“ gab, weil der Kupfernickel den größten Nickelgehalt zeigte. Der Kupfernickel aber hat wohl ähnlih wie der Kobalt bei den Bergleuten seinen Namen erhalten von dem neckenden Dämon, weil fle aus dem Metalle, das sie auf Kupfer zu verarbeiten suchten, kein Kupfer gewinnen konnten. Wie die Verlagebu&handlung üder den Fortgang des grepen nationalen Wörterbuchs mittbeilt, sind des 1IV,. Bandes I. Abtheilung II. Hälfte 6. Lieferung (6), des VI. Bandes 12. Lieferung (M) und des VII. Bandes 5. Lieferung (N) bereits unter der Preffe.

_— Im Verlage von Otto Hendel in Halle a. S. ersien soeben: „Die Weisheit der Tragiker “, Realkonkordanz der Sprüche und Lehren in den Tragödien des Aes{ylos, Sophokles, Euripides, griechis{-deutsch herausgegeben von Carl Silvrio Kösöbler (209 S. gr, 89%, Preis 5 e). Der Verfasser hat aus den griehis{en Tra- gödien mit großer Sorgfalt Tausende von Sprüchen zusammengestellt, in denen ih das Bewußtcin der Griehen in Bezug auf Natur, Religion, Moral, Familie, Staat, Verkehr, Ret, Sitte und Gesetz refleftirt, und die vermöge ihres sittliben Gehalts zum allergrößten Theil aub noch heute als Wahrheiten gelten. Die Sprücbe sind sowobl in der Ursprahe wie in gelungerer metrischer Uebersetzung wieder- gegeben, wobei der Verfaffer die besten Quellen zu Rathe gezogen hat. Wesentliche Vorzüge der Sammlung sind die Mittheilungen über den Inhalt der einzelnen Tragödien, die die daraus entnommenen Sprücbe verständlih machen, und der ausführliche Real-Inder, welcher das Auf- finden der einzelnen Sprücbe, die im Tert im Zusammenhange der Tragödie einander folgen, ihrem Inhalt nach ermöglicht.

Gewerbe und Handel.

____In der gestrigen Sitzung des Verwaltungsraths der Deut - \{en Bank wurde der Bericht über die Geschäftsthätigkeit im ersten Semester vorgelegt. Das dividendenberectigte Kapital betrug 60 000 000 geaen durchschnittlid 52 500 000 Æ im Vorjahre, ab- gesehen von den Reserven, bei welchen \sich namentlich die ordentliche Reserve dur Zuführung des ‘bei der Begebung ter neuen Aktien er- zielten Agios beträcbtlih erhöht hat. Der Umfang der Geschäfte hat gegen das Vorjahr nit abgenommen, die Einnahme an Provisionen uit eiwas gestiegen.

Breslau, 27. September. (W. T. B.) In der heutigen Generalversammlung der Rechbte-Oder-Ufer-Cisenbahn wurde der Vertrag, betreffend die Uebernahme des Gesellshaftsunternehmens durch den Staat, mit 120 gegen 66 Stimmen angenommen.

Dortmund, 24. September. (Rhein.-Westf, Ztg.) Die Lage des Eisenmarktes hat sich in der verflossenen Woche wenig ver- ändert, da der Verkehr noch immer ein ruhiger ist, Es ist indessen hervorzuheben, daß die Preise nit weiter abwärts gegangen sind, vielmehr ihren Stand fest behauptet haben. Im RKoheisengescchäft dauert zwar die Zurückhaltuna der Käufer im Allgemeinen noch an, doch find auch bereits Abschlüsse pro TIV. Quartal perfekt geworden und zwar zu den bisherigen Säßen und man nimmt umsomehr an, daß dieselben auch fernerhin behauptet werden, da Vor-

räthe von Belang nicht vorhanden und die Kohlenpreise fest und anziehend sind. Was das Geschäft in Walz- fabrikaten betrifft, so laufen in Stabeisen die Aufträge

etwas regelmäßiger ein, fo daß der Bedarf der Produktion so ziemli entspriht und die Preise fester behauptet werden. Auch in Baueisen haben sich die Notirungen wieder befestigt, da noch rect umfangreicbe Ordres zu erledigen sind und au fortdauernd neue Aufträge einlaufen, wenngleich in etwas langsamerem Tempo, da die Bausaison bald beendigt ist. Für Stahldraht ist etwas mehr Meis nung zu konstatiren, doch sind die einlaufenden Aufträge noch nicht ausreichend, um allen betreffenden Werken genügende Beschäftigung zu bieten, auch bleiben die Preise in Folge dessen gedrückt. In Eisendraht ist cs andauernd ftill. Die Stahlwerke sind im Allgemeinen befriedigend beschäftigt und s\cbeint ih ins8- besondere der Verkehr in Oberbaumaterialien für Eisenbahnen wieder beleben zu wollen, da in den leßten Wochen ziemlich umfangreiche Bestellungen aus dem In- und Auslande eingelaufen sind und weitere bevorstehen. Die Maschinenfabriken, Lokomotiv- und Waggonfabriken, wie auch die Gießereien und Konstruktions- Werkstätten sind befriedigend mit Aufträgen versehen, auch laufen neue Ordres ziemlih regelmäßig ein. In der Kohlenindustrie herrscht cine lebbafte Thätigkeit in Förderung und Absatz bei fester Preistendenz. Im Kokegescbäft hat sich auch wieder ein regelmäßiger E angebahnt und die Vorräthe sind daher in rascher Abnahme egriffen.

Nürnberg, 26. September. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held.) Der Hopfenmarkt verlief heute in fester Stim- mung. Die Zufuhr war sehr gering; es konnten in Folge defsen die Läger vollständig geräumt werden. Aus der Hallertau und dem Elsaß fowohl wie auch aus Württemberg und Baden sind die Zu- fuhren {on seit 14 Tagen äußerst belanglos, weshalb sich das Haupt- augenmerk der Käufer fortgeseßt auf die allerdings in Qualität und Farbe sehr gut ausfallenden Hopfen der hiesigen näheren und weiteren Ümgegend richten muß. Die gezahlten Preise sind: Württemberger prima 165—175 M, mittel 145—155 Æ, Hallertauer prima 165— 175 A, mittel 145—155 Æ, Elsässer prima 135—140 4, mittel 125 bis 130 s, Badischer prima 150—160 #4, mittel 130—140 6, Polen prima 165 #4, Markt- und Gebirgshopfen 145—160 A

Leipzig, 27. Sept. (Leipz. Ztg.) Auf den Verlauf der Messe in Damenkleiderftoffen waren deshalb keine großen Hoffnungen zu setzen, als durch die fortwährende Erweiterung des Reisegescbäftes die Kunden zum größten Theile hon mit Waaren versehen waren. Der thatsächlihe Verlauf der Messe bestätigt zwar die bescheidenen Erwartungen, immerhin aber war doch die Nachfrage nach guten Neuheiten, speziell Streifen, Brochés und Carreaux in ges{mackvollen Farbenzusammenstellungen ziemlich lebhaft und zwar standen vorwiegend Meeraner, Glauchauer und Elsasser Fabrikate fowohl in Wolle als Halbwolle in Gunst. Nach rein- wollenen Flanellen (Reichenbacher und ähnliches Fabrikat) zeigte sich regster Begehr, doch konnte demselben nit genügt werden, da vorräthige Waare nicht vorhanden und die Fabriken auf Monate hinaus mit Ordres genügend versehen sind. Geraer und Greizer Artikel sind nah wie vor beliebt; en vogue sind vorwiegend kleine Facçonetsefekten. Das eigentliche Meßgeschäft concentrirte sih auf die vier ersten Tage der Engroswohe. Die Aussihten für die Frühjahrssaison sind niht ungünstig, da infolge der guten Witte- rungsverhältnisse die Sommerläger fast vollständig geräumt worden find. Porzellanwaaren. Das Geschäft in dieser Branche war nur ein mittelgutes zu nennen. Dasselbe beschiänkte sib, was Deutschland betrifft, mehr auf billige Waare, während sich größere Nachfrage für feinere, theurere Genres, namentlih in Luxusgegen- ständen im Exportverkehre nah Amerika, England, Rußland 2c. geltend machte. In Glaswaaren war das Geschäft gleichfalls nicht von großem Belang. Der Erport fehlte fast gänzlich, wie dies über- haupt regelmäßig zur Michaelismesse der Fall zu sein pflegt. Feinere Genres, namentlich in altdeutswem Styl einigermaßen gesucht.

Auch was das Geschäft in Majolikfa (Imitationen im Florentiner