1883 / 229 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Sep 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Militär-Reitinstitut kommandirt. Homburg vor der Höhe, 26. September. Prinz Heinrich von Hessen und bei Rhein Großherzogl. Hobeit, Gen. Lt. und Commandeur der 25. Div., à la suite des Hus. Regts. Nr. 7 gestellt. v. Freyhb old, Major vom Füs. Regt. Nr. 37 und kommandirt als Adjut. bei dem Seneral-

mmando des XI. Armee-Corps, unter vorläuf. Belafs. in seinem Kommando, in das Gren. Regt. Nr. 2 verseßt. Lemie, - Lt. vom Infant. Regt. Nr. 32, zum überzähl. Hauptmann befördert. Bullrich, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 81, dem Regt. aggregirt. v. Cochenhausen, Pr. Lt. von demselben Regt., zum überzähligen Hauptm. befördert. v. Pelchrzim, Pr. Lt. aggreg. dems. ai in dieses Regt. einrangirt. v. Ranyau, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 83, dem Regt., unter Beförderung zum Hauptm., aggregirt. v. Apell, Pr. Lt. von dems. Regt, zum überzähl. Hauptmann, Wilhbelmy, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt., befördert. v. Z\chüschen, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 87, dem Regt., unter Beförderung zum überzähligen Major, aggregirt. Oesterrei, Pr. Lt. von dems. Regt., zum Hauptm. und Comp. Chef, vorläufig ohne Patent, Koeppen, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 88, zum überzähl. Major, befördert. v. Massow, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 94, ein Patent feiner Charge verliehen. Blomeyer, Hauptmann und Compagnie - Chef vom Infanterie - Regiment Nr. 95, dem Regiment, unter Beförderung zum überzähligen Major, aggregirt.

acariae, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 95, zum Hauptm. und

mp. Chef befördert. Henn, Pr. Lt. aggreg. dems. Regt., in dieses Regt. cinrangirt. Frhr. v. Stolßenberg, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 115, zum überzähl. Hauptm. befördert. Winter, Hauptm. und Comv. Chef vom Inf. Regt. Nr. 116, dem Regt., unter Beförder. zum überzähl. Major, aggregirt. Ronneberg, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 116, zum Hauptm. und Comp. Chef befördert. Dan- neil, Pr. Lt. aggreg. dems. Regt., in dieses Regt. einrangirt. Seele, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 117, zum überzähl. Hauptm. befördert. v. Kühlwetter, Rittm. und Escadr. Chef vom Drag. Regiment Nr. 5, Otto, Rittmeister und Escadron-Chef vom Dragoner-Regiment Nr. 24, Brinkmann, Rittmeister und Es- cadron-Chef vom Husaren-Regiment Nr. 13, der Charakter als Major, v. Issendorff, Pr. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 13, der Charakter als Rittm., verliehen. Graf zu Leiningen-Westerburg, Sec. Lt, vom Hus. Regt. Nr. 14, von dem Kommando zur Diensftleist. als pers. Adjut. bei des Erbgroßherzogs von Sachsen Königl. Hoheit ent- bunden. Frhr. v. Frit, Pr. Lt. vom Hui. Regt. Nr. 14, unter Stellung à la suite des Regts, als persönliher Adjutant bei des Erbgroßberzogs von Sachsen Königl. Hoheit kommandirt. Frhr. v. Berlep\ch, Sec. Lt. rom Hus. Regt. Nr. 14, zum Pr. Lt. beför- dert. v. Eschwege, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 24, der Charakter als Rittm. verliehen. v. Oer ten, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt. befördert. . .

Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. Homburg vor der Höhe, 23. September. Graf zu Solms- Sonnewalde, Rittm. a. D., zuleßt in der Garde-Landw. Kav. der Charakter als Major verliehen.

E Bayerische Armee. L Ernennungen, efôrderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 3. September. Neureuther, von Lo ssow, Majors des Generalstabes, zum 1. Oktober d. I. ihres Kommandos zum Königl. preuß. Großen Generalstab enthoben. Lobenhoffer, Hauptmann des Generalstabes (1. Div.), zum 1. Of- tober d. I. auf die Dauer von 2 Jahren Zum Königl. preuß. Großen Generalstab beordert. Frhr. von und zu der Tann-Rathsam- hausen, Hauptmann des Generalstabes, dessen Kommando zum Königl. preuß, Großen Generalstab bis 1. Oftober 1884 verlängert. 2. September. Groß, Pr. Lt. à la suite des Ingenieur- Corps, unter Enthebung von der Funktion als Aufsichtsoffizier an der Art. und Ingen. Schule, in den etatsmäß. Stand des Ingen. Corps, Morgenroth, Pr. Lt. à la suite des 12, Inf. Regts., Hänlein, Pr. Lt. à la suite des 16, Inf. Regts., beide unter Ent- hebung von der Funktion als Aufsihtsoffize. am Kadettencorp®s, ersterer in den etatsmäß. Stand seines Truppentheils, leßterer in jenen des 14. Inf. Regts., Peter, Pr, Lt. der 2. Ingen. Direktion, unter Stellung à la suite des Ingen. Corps, als Aufsichtsoffiz.. in den etatsmäß. Stand der Art. und Ingen. Schule, Rosenstengel, Sec. Lt. des 11. Inf. Regts. unter Stellung à la suite dieses Regts. und unter Belassung in dem Verhältniß als Aufsichtsoffiz., in den etatsmäß. Stand des Kadettencorps8, zum 1. Oktober cr. verseßt.

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 25. September, Mantel, Pr. Lt. des 5. Inf. Regts., als Assist. zur Militär- Schießschule kommandirt. H opffer, Sec. Lt. des 5. Inf. Regts., Müller, Sec. Lt. des 9. Inf. Regts., als Aufsichts-Offiziere zum Kadettencorps kommandirt, mit der Wirksamkeit vom 1. Oktober. Thoma, Hauptm., v. Münster, Pr. Lt., bei der 2. Ingenieur- Direktion, Günther, Pr. Lt. bei der Festungs-Ingen. Direktion Ingolstadt, eingetheilt. Mever v. Schauensee, Pr. Lt, von der S ues Anti. Dircktion Ingolstadt, zum 2. Pion. Bat., Hart- mann, Pr. Lt. vom 1. Pion. Bat., zur Insp. des Ingen. Corps und der Festungen, Ne iscchel, Sec. Lt. vom 1. Pion. Bat., zur Festungs-Ingen. Direktion Germersheim, Hoelt, Sec. Lk. von der 1. Ingen. Direktion, zur Eisenb. Comp., verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 17.S ep- tember. Pfeiffer, Wagner, Pr. Brigadiers der Leibgarde der Hartschiere, der erbetene Abschied mit Pens. und mit der Erlaubniß Pun ragen der Unif., unter Verleihung des Charakters als Rittm., ewilligt.

Im Sanitäts-Corps. 17. September. Dr. Held, carafteris. Ober-Stabsarzt 2. Kl. vom 4. Inf. Regt. unter Verleih. e Patents seiner Charge, als ‘Regts. Arzt zum 6. Inf. Regt.

eßt.

Nichtamtliches. Deutsches Reich

Preußen. Berlin, 29, September. Ueber die Fest- lihkeiten zur Enthüllung des Denkmals auf dem Niederwalde liegen folgende weitere Berichte des „W. T. B.“ vor:

Rüdesheim, 28. September, Mittags 12 Uhr 15 Minuten. Se. Majestät der Kaiser und König trafen soeben aus Wiesbaden ein. Der von einer mit Kränzen und Fahnen geshmüdckten Lokomotive geführte Extrazug hielt auf einer vor der Ewaldschen Schaumweinfabrik improvisirten Rampe. Zum E hatten sich der Regierungs-Präsident von Wurmb, der Landrath3amtsverweser Graf Bernstorff und der Stallmeister Gebhardt eingefunden. Eine Compagnie des 88. d fantexie-Regiments bildete die Ehrenwahe. Nachdem Se. Majestät die Front abgeschritten hatten, begann unter dem Geläute der Kirchenglocken, den Klängen der National- bhymne und enthusiastishen Hochrufen der Bevölkerung die Fahrt nah dem Niederwalde. Jn dem ersten der offenen Wagen hatten Jhre Kaiserliße und Königliche Le die Kronprinzessin, Jhre Königlichen Hoheiten die

roßherzogin von Baden und die Prinzessin Victoria Plaß genommen ; im zweiten folgten Se. Majestät der König von Sachsen mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und dem Erbgroßherzog von Baden. Se. Majestät der Kaiser, in der Uniform des 1. Garde-Regiments, nahmen, tegleitet von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, Höchstwelher die Uniform der Pase- walker Kürassiere trug, den dritten Wagen ein.

Albrecht von Preußen, sowie Se. Königliche Hoheit ‘der Prinz Luitpold von Bayern waren mit den Mitgliedern des Staats- Ministeriums und dem Reichstags-Präsidium bereits eine halbe Stunde vorher pu Denkmal hinaufgefahren. Pracht- volles Wetter liegt über dem Niederwalde und dem Rhein- strom, auf welchem etwa dreißig festlih beflaagte, von Berg und Thal bereits vor Stunden mit zahllosen Passagieren eingetroffene Rheindampfer ankerten.

Rüdesheim, 28. September. Die Auffahrt der geladenen hohen Gäste währte bis 11!//, Uhr. Viele Tausende hielten den Wég vom Niederwalde bis zum Bahnhof beseßt. Um 11 Uhr wurde das Fest mit den Glocken eingeläutet, und um - 11 Uhr 20 Minuten trafen sämmtlihe Fürsten und Königlichen Prinzen, mit niht endenwollenden enthusiastishen Zurufen begrüßt, an der Empfangshalle südli Rüdesheim ein. Um 12!/; Uhr kündeten abermaliges Glockengeläut und Böllerschüsse die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers an. Während der ganzen Fahrt, die Se. Majestät der Kaiser mit Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen in offenem vierspännigem Wagen zurücklegten , ertönten un- ausgeseßte enthusiastishe Jubelrufe.

Beim Herannahen des Kaiserlihen Wagens zu der Höhe des Niederwaldes erscholl eine Fanfare der Kapelle des Königs-Husaren-Regiments. Auf dem Festplaße ange- langt, verließen Se. Majestät alsbald den Wagen und wurden am Kaiserzelt von dem geschäftsführenden Auss{huß, den anwesenden deutschen Fürsten, den Prinzen und Prinzessinnen begrüßt. Nachdem der Kaiser sodann die Vorftellung des Denkmal-Ausschusses entgegengenommen SBO wurden Se. Majestät von den Ehrenjungfrauen begrüßt.

Der stellvertretende Vorfißende und Geschäftsführer des Ausschusses, Landes-Direktor Sartorius, erbat die Genehmi- gung Sr. Majestät des Kaisers zum Beginn der Enthüllungs- feier mit folgender Ansprache : :

„Als Ew. Majestät vor 6 Jabren diesen Platz verließen, riefen Alle: Auf Wiedersehen! - und heute rufen Alle, Alle: Willkommen! Das Denkmal steht vollendet, und verwirkliht, was Ew. Majestät bei der Grundsteinlegung Sinn und Bedeutung des Ganzen erklärten : „den Gefallenen widmen wir die Palmen, Kränze den Lebenden, und den künftigen Geschlehtern zeigt die Germania das hocbzuhaltende Kleinod, des Reiches Krone“. Wir übergeben das Denkmal dem Deutschen Reiche und bitten Ew. Majestät, dieses Zeicen der Dank- barkeit des deutsden Volkes in Schuß nehmen zu wollen und zu ge- statten, daß die Enthüllungsfeier beginne. * / S

Nach ertheilter Genehmigung stimmte die Festversamm- lung den Choral: „Nun danket Alle Gott an.“ Alle An- wesenden waren tief ergriffen. Nach dem Gesange hielt der Vorsißende des Auss{husses, Ober-Präsident, Staats-Minister Graf zu Eulenburg folgende Rede:

„Deutschlands Einigkeit !* so hallte es wieder im ganzen Vater- lande, als der Sieg erkämpft, das Reih neu erstanden und dur den rubmvollen Frieden das Errungene besiegelt war. Das Hoch- gefühl, welches die Bruft jedes Deutschen durbebte, verlangte einen ebenbürtigen Ausdruck, ein bleibendes Zeichen des Danks und der Fr:ude, ein Vermäbhtniß an die Zukunft. Deutsch- lands Erhebung durch Kriegs- und Friedensthat, durch Waffen- sieg und politishe Wiedergeburt, seine Einiguna, die Wieder- aufrihtung des Deutschen Reichs: das soll durch ein Nationaldenkmal gemeinsam gefeiert und verherrlicht werden. Dasselbe darf nur da seinen Plat finden, wo beim Ausbruch des Krieges des deutschen Volkes Zorn und seine Begeisterung in unwiderftehlibem Strome i ergofsen, wo Deutshlands Wacht war, muß Deutschlands Ehren- denkmal sib erheb _Mit seinem Volke fühlend, gab der Kaiser m Gedanken Beifäll, und zündend gewann er die Herzen und

eister.“ 5 /

Nachdem Graf Eulenburg dann über die Ausführung des Baues berichtet hatte, fuhr derselbe fort:

„Mit freudig bewegtem Herzen dürfen wir, wie von den großen Nationalerrungenscaften, welbe das Denkmal feiert, aub von diesem sagen, daß nächst Gott Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät das Werk sein Gelingen verdankt. An jenem unrergeßliben, fonnenbellen Tage, da der Rheingau den geliebten König zuerst als Kaiser wieder- sah und Stromaelände und Lüfte, im \ckchönsten Glanze prangend, mit dem jubelnden Volke wetteiferten, den Vater des Vaterlandes festlich zu empfangen, gaben Ew. Majestät dem werdenden Gedanken die Lebenéfkraft , förderten in der Folge mächtig sein Wachsthum und siherten seine Gestaltung durch die bedeutungsvolle Gabe des Erzes eroberter Geswüte. In eigener Person haben Ew. Majeslät dem Denkmale die Stelle angewiesen, auf welcher es ih erhebt, haben den Grundstein geweiht und das Nationaldenkmal ge- würdigt, dem ganzen deutschen Volke den Zuruf zu bringen, mit wel&em König Friedri Wilh.lm 1TIL., gesegneten An- denkens, tur das nach den Befreiungskriegen errihtete Denk- mal zu seinem Volke sprach; und heute, inmitten der hohen Reich8genossen, umgeben von den Feldkerren und Heerführern und zahlreichen Mitfkämpfern des siegreihen Heeres, des Volkes selbst, das zu Tausenden in Freude und Begeisterung berbeigeströmt ist, geben Ew. Majestät dem vollendeten Werke die Weihe, welche seine nationale Bedeutung befiegelt. Die Fürsten voran, stand das Volk in Waffen auf, um die Landesmark gegen feindlichen Ueberfall zu hüten: „wir Alle wollen Hüter sein!“ Mit Staunen sah die Welt, die deutshe Einigkeit in Geftalt und Bestand dur Kaiser und Reich. Solches ift das Erbe jener großen Zeit. An den künftigen Ge- \{lechtern ift es, es zu bewahren; im Vertrauen auf Gott wird es ibnen gelingen, wenn sie die deutsde Einigkeit aufrecht erhalten, im Bunde mit deutshem Muth und deutscher Treue, der Treue zu Kaiser und Reih. Auf liter Bergeshöhe, am deutshen Strom, haben wir

einmüthig in Dank und Freude das Nationaldenkmal errichtet zum Gedächtniß und zu Ehren derer, welhe uns die höchften nationalen Güter errungen haben. Es erhebe fich als Wahrzeichen des Friedens, als ein Sinnbild der Einigkeit, als eine Mahnung an die kommenden Ges{lechter, allezeit fe und treu zu stehen zu Kaiser und Reih. Dem Reiche übergeben wir das National- denkmal und bitten für dasselbe um des Kaisers Schuß und Schirm. Möge es feststehen und ragen bis in die fernsten Zeiten, in Ehren gehalten von einem freien einigen und glücklihen Volke; mögen die Nach- kommen freudig Gebör geben und fi erheben an Dem, was das Denkmal kündet; mögen von Gescle{t zu Geschlecht die Gefühle forterben, welche uns keute erfüllen, von denen beseelt wir be- geisterungëvoll rufen: Heil Deutschland, Heil dem Kaiser, Hoch Kaiser und Reih !*—-

Nunmehr ergriffen Se. Majestät der Kaiser und König das Wort zu nachstehender Rede:

„Wenn die Vorseburg ihren Willen zu mächtigen Ereignissen auf Erden kundgeben will, so wählt sie dazu die Zeit, die Länder und die Werkzeuge, um diesen Willen zu vollbringen. Die Jahre 1870/71 waren eine Zeit, in welcher ein solher Wille geahnt wurde. Das bedrobte Deutshland erhob sich in Vaterlandsliebe wie ein Mann, und das Werkzeug war das deutshe Volk in Waffen, seine Fürften an der Spiße. Der Allmähhtige führte diese Waffen nach blutigen Kämpfen von Sieg zu Sieg, und Deutschland steht in Einheit in der Weltgeschicte da. Millionen Herzen haben ihre Gebete zu Gott erhoben und Ihm für diese Gnade ihren temüthigen Dank dargebracht und Ihn gepriesen, daß Er uns für würdig befand, Seinen Willen zu vollziehen.

Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Wilhelm und

Aker für die spätesten Zeiten will Deutschland diesem Dank einen

bleibenden Ausdruck geben. In diesem Sinne if das vor uns stehende Denkmal geschaffen, das nun enthüllt werden foll. Und mit den Worten, die Ih hier bei der Grundsteinlegung sprach, welhe nah den Befreiungskriegen 1813/15 in eiserner Schrift der Nachwelt Mein Vater, weiland König Friedrich Wilhelm II1I., hinterließ, weibe Ic dieses Denkmal: Den Gefallenen zum Gedächt- niß, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden Geschlectern zur Nacheiferung. Das walte Gott !“

Nach dieser Rede entblößten Se. Majestät der Kaiser das Haupt und reichten den Fürsten einzeln die Hand.

Professor Schilling erbat nun für sich und im Namen des Professors Weißbach den Befehl zur Enthüllung des Denkmals, worauf unter dem dreimaligen Tusch sämmtlicher: Musikcorps, dem Donner der Geschüße und dem Salutiren der dreißig Schiffe auf dem Rhein die Hülle des Denkmals fiel. Entblößten Hauptes stimmte die Festversammlung die „Wacht am Rhein“ an.

Demnächst machten Se. Majestät der Kaiser unter Füh- rung des Ausschusses sowie der Künstler und gefolgt von den Fürsten, Prinzen und Prinzessinnen einen Umgang um das. Denkmal,

Die Mitglieder des Ausschusses und die Künstler und Gießer des Denkmals wurden von Sr. Majestät mit Ordens- dekorationen ausgezeichnet.

Die Fahrt Sr. Majestät des Kaisers vom Niederwalde herab nah der Rheinhalle glih einem Triumphzuge und war von den unaufhörlihen Hoch- und Hurrahrufen der nah vielen Tausenden zählenden Menschenmassen begleitet. Fn be- stimmten Abständen von einander bildeten 50 Damen mit Bouguets, silberne Becher in dex Hand tragend, Spalier.

Jn Rüdesheim wurden Se. Majestät von dem Bürger- meister Alberti mit folgender Ansprache begrüßt :

Ew. Majestät entbicte id in Ehrfurcht Namens der Stadt Rüdesheim die berzlihsten Willkommengrüße. Schon einmal, bei Gelegenheit der Grundsteinlegung zum Nationaldenkmal, war es uns vergönnt, Ew. Majestät unsere Huldigung darzubringen. Damals war es unser Wuns, daß Ew. Majestät in Frishe und Kraft au die Enthüllung des Denkmals vollziehen mögen. Heute sehen wir freudig bewegt diesen Wunsch erfüllt. Wieder jubelt Alt und Jung, Groß und Klein, seinem verehrten Kaijer, Ew. Majestät ent- gegen und ist stolz auf den Tag, an welchem die Errichtung des Sinnbildes der deutschen Einheit den Stifter derselben zum zweiten Male in unsere Mauern geführt hat. Ich gebe den Gefüblen aller Bewohner unserer Stadt Auëdruck, wenn ih wünshe: Mögen Ew. Majestät noch lange der Schuß des Rheines, der Schirmherr des Reiches sein, uns zur Freude, dem Vaterlande zum Heil !“

In der Rheinhalle, wo der Gutsbesißer von Lade die Honneurs machte und wo der Kaiser von einer Abordnung der Städte Mainz und Bingen begrüßt wurde, nahmen Se. Majestät der Kaiser einen Jmbiß und tranken von dem Jhm kredenzten Rüdesheimer Wein.

Hicrauf traten Se. Majestät an die Brüstung des nach dem Rhein führenden Balkons und ließen die 30 Rhein- dampfer, die festlich beflaggt und geshmückt waren und mit Böllershüssen salutirten, an Sich vorüber passiren. Viele der Dampfer waren mit den Offiziercorps der in der Nähe garnisonirenden Regimenter und deren Damen beseßt.

Nach etwa halbstündigem Verweilen begaben Sih Se. Majestät der Kaiser zu Fuß, von allen hohen Gästen gefolgt, nach dem Bahnhofe, wo der Hofzug bestiegen wurde und unter unausgeseßten jubelnden Zurufen der von allen Seiten zu- sammengeströmten Bevölkerung die Rückehr nah Wiesbaden erfolgte. Nach der Abfahrt des Kaisers rückten die Truppen, welche bei dem Denkmal in Parade gestanden mie mit klingendem Spiel nah Rüdesheim herunter und \cifften fich am Bahnhofe ein.

Wir ergänzen den vorstehenden Bericht noch durch da& folgende, uns aus Rüdesheim zugegangene Schreiben :

Rüdesheim, 28. September. Das war heute für das deutsche Vaterland, für die Rheinlande, für die Stadt Rüdes- heim und für alle Festgenossen so recht ein Tag, den Gott gemaht. Mit Sonnenaufgang läuteten die Glocken im ganzen Rheinthale den festlihen Tag ein, allenthalben ertönten Böller- \chüsse und fanden ihr dröhnendes Echo an den Rebenhügeln, welche den deutschen Strom bekränzen. Gestern noch hatten zu ihrem Leid- wesen die erfahrensten Wetterpropheten Regen verkündet, no heute Morgen um 6 Uhr goß es in Strömen, und doch behielten Diejenigen vollauf Recht, die da meinten, daß der Kaiser auch Kaiserwetter mit sich bringen müsse. war blies ein lebhafter Wind durch das Rheinthal und trieb oft regen- s{hwangere Wolken vor sih her, allein das Wetter hatte Ein- schen und außer einigen Tropfen, die während der Festrede des Grafen zu Eulenburg zur Erde fielen, lächelte Sonnenschein und blauer Himmel und spiegelten die freudige, gehobene Stimmung welche die Tausende beherrshte, welche von allen Seiten der Stadt Rüdesheim zuströmten. Endlose Extrazüge, ungezählte Dampfer führten mit Morgengrauen immer ncue mächtige Schaaren von Fremden herbei, die den Kaiser sehen und Zeugen des schönen Festes sein wollten. Man muß sie gesehen haben, diese fröhlichen, jubelnden Menschenmassen, um sich in die Feststimmung hineinzuverseßen, welche heute über diesem gesegneten Flecken deutsher Erde {chwebte.

Bereits um die zehnte Stunde wurde es um das Denk- mal herum, auf der lichten Bergeshöhe, lebendig. Auf dem vielgewundenen Fußwege, der von Rüdesheim zum Festplave führt, hob und drängte fih eine unabsehbare Menschenmasse ; die Karte am Hute diente als Legitimation, wer sie nicht besaß, wurde unbarmherzig von der geweihten Stätte zurüdck- gewiesen. Bald begann der Anmarsch der Kriegervereine, die Anfahrt der Wagen, die in endloser Reise vor dem Festzelte hielten, bis ihre Jnsassen, meistens in glänzender Uniform, ihre Pläße gefunden. So verschieden auch die Gesellschast, welche sih dort oben zusammengefunden hatte, an Rang und Alter, an Ansehen und Geschlecht war, in Einem fühlten sih die Tausende doch eins, in ihrer treuen Liebe zum Kaiser- reih. Wie ftaitlich nahm fi doch die Zahl der Fahnen der Kriegervereine aus, welhe die untere Rampe begrenzten ! Unser Kaiserlicher Herr sollte noheinmal seinealten Krieger sehen, mit denen er die Schlachten von Met, Sedan, Paris geschlagen. Rechts und links vom Kaiserzelte postirte sich ein p der Leib: Compagnie des Erften Garde-Regiments zu Fuß unter Führung des jungen Prinzen Wilhelm von Hohenzollern; am rechten Flügel nahmen die direkten Vorgeseßten, unter ihnen Overst von Lindequist, Ausstellung. uf der Treppe vor dem Kaiserzelte hielten die Fahnen und Standarten aller in Parade stehenden Truppen, welhe der General - Major von Rauch befehligte. Links gruppirten sich die Staatssekretäre

des Reiches, die Minister, die Mitglieder des Bundesrathes,

der Präsident des Reichsgerichts, die Präsidenten des Reichs- tages und Landtages, und hervorragende Abgeordnete,

rets in langer Reihe die Generale, unsere ruhmgekrönten Heer- führer. Wohl fehlte Mancher von ihnen, den der Tod in wisEOe ab- gerufen, doch thatkräftiger Nachwuhs füllt die Lüdke. An der Spiße der Generale stand der Stolz unseres Volkes, Graf von Moltke, ihm reihten sich die fkom- mandirenden Generale aller deutschen Armee: Corps an. Einer der leßten Wagen brachte noch die Ehrenjungfrauen, auf allen Tribünen und Pläßen schiebt es sich noch eine Weile hin und her, endli ist, Dank den Ordnern und dem fügsamen Sinne der Festgenossen, die ganze Aufstellung beendet. Alle erwarten den Kaiser und den Beginn des Festes.

Von den Erlauchien Herrschasten erschien zuerst der Prinz Alexander von seinem nahe gelegenen Schlosse Rheineck her; in der überaus glänzenden Wagenreihe, die von Rüdesheim her vorfuhr, wurde als der erste Fürstlihe Herr Prinz Friedrih Carl bemerkt. Equipage auf Equipage rollte heran, mit donnerndem Hurrah wurde Graf von Moltke von allen Anwesenden begrüßt. Jm gemeinschaftlihen Wagen fuhren Prinz Wilhelm und Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode, hinter ihnen Prinz Albrecht und - ungezählte Fürsiliche Herren. Freudiger Jubelruf begrüßt die Kronprinzessin, die mit der Großherzogin von Baden und Prinzessin Tochter Victoria in einem Wagen erscheint ; jeßt rollen der König von Sachsen und der Großherzog von Baden, dann Prinz Wil- helm von Württemberg .und zuleßt Prinz Luitpold von Bayern heran. Eine kurze erwartungsvolle Pause, fröhliches, feftilihes Trompetengeshmetter erklingt, eine Escadron der Königshusaren reitet heran, ein donnerndes Hurrah erschallt, jauhzender Hochruf erfüllt die Lüfte, der Kaiser und der Kronprinz fahren in gemeinsamem Wagen vor. Der Kaiser trägt die Uniform des 1. Garde-Regiments zu Fuß, der Kronprinz hat die Seiner Pommerschen Kürassiere gewählt ; beide Hohe Herren tragen das Band des Schwarzen Adler- Ordens mit der Kette des hohenzollernshen Haus-Ordens.

Nachdem der Kaiser alle Fürstlihen Herrschaften begrüßt, nahm er die Vorstellung des Festausshusses entgegen ; mit huldvollen Worten begrüßte er den Professor Johannes Schil- ling und den Professor Weißbach aus Dresden. Darauf stellte der Landes: Direktor Sartorius die Jungfrauen vor, welche in weißem Cachemikleide, mit Eichenkranz und {warz- weiß-rother Schleife das verkünden und andeuten wollten, was an diesem unvergeßlihen Tage das deutshe Frauenherz

für den Kaiser und für das Reih fühlt. Es war eine auserlesene Schaar junger Mädchen: Frl. Heyl aus Wiesbaden, zwei Fräulein Schilling aus Dres- den, Frl. von Ritter aus Rüdesheim, Frl. von Bruck aus Crefeld, Fräulein Rittershaus aus Cöln und

Fräulein L aa aus Frankfurt a. M. Es war für die Sprechezin, Fräulein Marie Heyl, gewiß keine leichte Rolle, hier in Gegenwart der Fürsten und der überaus zahlreichen Fejtversammlung den Kaiser zu begrüßen, doch unterzog sich die junge Dame - mit Geschick der s{hwierigen Aufgabe. Der Kaiser dankte mit freundlihen Worten, darauf nahmen die jungen Damen ihre Pläße wieder ein und Graf zu Eulenburg hielt, nahdem der Choral : „Nun danket Alle Gott“ gesungen, die Festrede.

Unter dem ehrerbietigsten Schweigen der Festversammlung ergriff hierauf Se. Kaiserliße Majestät das Wort. Zur Freude aller Anwesenden war die Stimme des Erlauchten Nedners über den ganzen Play hin hörbar; von den Ufern des Rheines donnerten die Kanonen, gleihsam mit eherner Stimme jedes Wort bekrästigend, das der Kaiser sprach. Beim Schlußsaße lüftete Se. Kaijerlihe Majestät den Helm und als Er die Worte sprach: „Das walte Gott!“ entblößte Er Sein Haupt. Es war ein weihevoller Augenblick, als der Kaiser auf den König von Sachsen zuschritt und ihm die Hand \chüttelte, als Er den Kronprinzen umarmte und küßte. Welche stolzen Erinnerungen mögen hierbei durch die Seele der Hohen Herren gezogen sein! Was hat ein gnadenvolles Geschick Jhnen nicht alles gewährt, welche große Wandlung der Geschie haben Sie niht an Sih Selbst, an Jhrem Volke erfahren. L j

Die Nationalhymne erklang, die Hülle fiel. O weihevoller Augenblick! Wer will die Gefühle schildern, die den Kaiser beseelten, als Er zum Denkmal in die Höhe schritt; wer will den Jubel beschreiben, der hier aus tausend und abertausend Kehlen zum Himmel emporstieg, als der Kaiser auf der obersten Terrasse erschien, gegen die Festversammlung Sich verneigte und Seinen Blick s{hweifen ließ über die deutschen Lande, über den deutshen Strom, über die prächtige Landschaft, die im Sonnenglanze Jhm zu Füßen lag.

Nur allzubald für die Tausende der Festgenossen war der Umgang um das Denkmal beei2et, und unter brausendem

Jubel verließ der Kaiser den Festplag.

Wiesbaden, 28. September, Nachmittags. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König haben mit den sämmtlichen Jhn begleitenden Allerhöhsten und Höchsten Herr- schaften, von der Feier auf dem Niederwalde zurüdckehrend, unter Glockengeläut heute Nachmittag um 4 Uhr den Wieder- einzug in die Stadt gehalten.

Alle Vereino dec Stadt mit ihren Fahnen und die gesammte Schuljugend bildeten vom Bahnhofe bis zum Schlosse Spalier; in den Straßen stand Kopf an Kopf die Bevölkerung und empfingen den Kaiser mit begeisterten Hort An allen Bahnhöfen des Rheingaus, welche der

iserlihe Extrazug passirte, hatten sich die Ortseinwohner und die Schuljugend aufgestellt, um dem Kaiser ihre Huldi- gung darzubringen. Die Rückfahrt und der Einzug erfolgte ei hellem Sonnenschein. e

_ Sofort nach der Rückehr begann die Auffahrt der Fürst: lihkeiten zum Festdiner bei Sr. Majestät im Königlichen S@losse. Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kron- prinz trug die Uniform Seines Pommerschen Kürassier- Regiments, Se. Majestät der König von Sachsen diejenige Seines Ostpreußishen Dragoner-Regiments. Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin trug ein Kleid von Dees Atlas mit weißen Blumen und Brillanten und erlen.

Bei dem Diner im Schlosse saßen zur Rechten Sr. Majestät des Kaisers Se. Majestät der König von Sachsen, Fhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin und

e. Königliche Heye der Großherzog von Baden. Zur Linken Sr. Majestät hatten Jhre Königliche Hoheit die Größ- perzogin von Baden, Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz sowie Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin

Victoria Play genommen. Rechts und links {lossen Sich Se. Königliche Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen und Se. Hoheit der Prinz Hermann von Sachsen-Weimar an. Sr. Majestät dem

Kaiser gegenüber saß der Präfident des Denkmal-Ausschusses,

Staats-Minister und Ober-Präsident Graf zu Eulenburg, zur

Rechten desselben der Spra Rar Ral Graf Moltke, zur i

Linken der bayerische Kriegs-Minister ; dann folgten rehts und links die Ritter des Shwarzen Adler-Ordens und die komman- direnden Generale sowie die preußischen, bayerishen, württem- bergishen Minister, die Mitglieder des Bundesraths, die Bürgermeister der drei Hansestädte und die Mitglieder des Denkmal-Aus\chusses. Der Vorstand des Reichstages, unter ihnen die Reichstagsabgeordneten Dr. Windthorst, Dr. Bam- berger, Dr. Hermes, saßen an einer zweiten Tafel.

Se. Majestät der König von Sachsen brachten bei dem Diner folgenden Toaft aus:

Wenn wir am heutigen feftlihen Tage uns der Erinnerung hin- geben an die ernste aber \{öône Zeit, wo es den festgeeinten deutschen Stämmen vergönnt war, feindlihe Angriffe auf des Vaterlandes Grenze siegreih abzuwehren, dann aber mit dankbarer Freude uns vergegenwärtigen, daß unser Vaterland während zwölf Fahre äußeren Friedens die Früchte sciner Siege genießen konnte, so drängt ih unwillkürlih ein Namen auf unsere Lippen, des Feldberrn, der unsere Heere zu immer neuen Siegen führte, des Herrschers, der dur seine Weisheit und Mäßigung Deutschland und der Welt den Frieden erhielt, unser heißgeliebter Kaiser Wilhelm. Auf diesen Namen Ihre Gläser zu leeren, fordere ih Sie auf. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, er lebe hoch!

Se. Majestät der Kaiser dankten Sr. Majestät dem König von Sachsen und baten, niht nur auf das Wohl“ des Königs von Sachsen, sondern auch auf das Wohl der gesammten ver- bündeten deutschen Fürsten, die zur Einigung Deutschlands beigetragen, trinken zu dürfen.

Wiesbaden, 28. September, Abends 8 Uhr. Die Stadt ist auf das Glänzendste illuminirt ; besonders großartig ist die Beleuchtung des Plaßes vor dem Schlosse sowie die- jenige der evangelischen Kirche, des Plates vor dem Theater, der Anlagen im Kurgarten und der Wilhelmssiraße. Die Bevölkerung durczicht bei dem prachtvollen Wetter zu vielen Tausenden die Stadt; viele der Fürstlihkeiten machten eine Rundfahrt durch dieselbe. Se. Majestät der Kaiser haben Sich soeben mit den hohen Fürstlihen Gästen zu der Fest- vorstelung im Hoftheater begeben. Später findet im Kur- garten noh ein großes Feuerwerk statt.

_ Wiesbaden, W. September, Abends 10 Uhr. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden sowie Se. Königliche Hoheit der Großherzog und der Prinz Heinrich von Hessen haben soeben die Rückreise angetreten; auch der Chef der Admiralität, General von Caprivi, ist wieder abgereist.

Wiesbaden, 29. September. Se. Majestät der König von Sachsen ist heute früh nah Dresden abgereist. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz geleitete den König nah dem Bahnhofe.

Wiesbaden, 29, September. Se. Majestät der Kaiser und König sind mit Jhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin sowie der Prinzessin Victoria, Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Luitpold von Bayern heute Vormittag über Frank- furt nah Darmstadt abgereist. s

Zur Verabschiedung waren die Generale von Treskow, Graf Brandenburg, von Schahtmeyer, die Spißen der König- lihen und städtishen Behörden sowie der Landes-Direktor Sartorius am Bahnhof anwesend.

Se. Majestät der Kaiser erfreuen Sich troß der Anstren- gungen des gestrigen Tages des besten Wohlseins.

Es sind Zweifel darüber entstanden, inwieweit die Vorschriften über die von den Beamten der Staatsanwalt- schaft an andere Behörden zu machenden Mittheilungen auch in Forstdiebstahlssachen zur Anwendung zu bringen seien, Der Justiz-Minister hat deshalb dur eine allgemeine Verfügung vom 24. d. M. bestimmt, daß in Forstdiebstahls- sachen, ohne Rücksicht auf die im Einzelfalle eintretende Strafe, hinsihtlih der gedahten Mittheilungen die für Uebertretungs- jahen maßgebenden Vorschriften zu befolgen sind. Nur in den Fällen ter 8. 6 und 8 des Forstdiebstahlsgeseßzes vom 15. April 1878 1 nah den für Vergehenssachen gegebenen Vorschriften zu verfahren. Unberührt bleiben: a. die Be- stimmung unter 8 der Ausführungsversügung vom 12. Juli 1882 zu der vom Bundesrath beschlossenen Verordnung, be- treffend die Einrichtung von Strafregistern und die wechsel- seitige Mittheilung der Strafurtheile, b. die Bestimmungen, betreffend die Kontrole der Rückfälle bei Zuwiderhandlungen gegen das Forstdiebstahlgesey (allgemeine Verfügung vom 12. September 1881).

Der General-Lieutenant von Dresky, Jnspecteur der 2. Feld-Artillerie-Fnspektion, ist von den Manövern des IV, Armee-Corps hier wieder eingetroffen ; ebenso der General- Lieutenant des Barres, Präses der Ober-Militär-Exami- nations-Kommission, von der kürzlih nach Dresden unter- nommenen Dienstreise.

_ Bayern. München, W, September. (W. T. B.) Die Ans des am 25. d. M versiorbenen Staat s- raths von Schloer fand heute Nachmittag 4 Uhr unter zahlreiher Begleitung statt. Die Mehrzahl der Minister, viele Mitglieder des Landtages, der erste Bürgermeister, mehrere Magistratsräthe und viele hohe Würdenträger wohn- ten der Feierlihkeit bei. Am Grabe sprach der Abg. Mar- quardsen und legte im Namen seiner Parteigenossen einen Kranz nieder, ebenso der Bürgermeisler der Stadt Werden, deren Abgeordneter von Schloer war.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Wei mar, 27. September. (Th. Corr.) Der Großherzog wird zu Anfang Oktober auf der Wartburg wieder eintreffen, Der Geheim-Rath Prof. Dr. Hase în Jena, der am Schlusse des 60. Jahres seiner Dozententhätigkeit steht, hat mit Rücksicht auf sein hohes Alter dieselbe jeßt eingestellt. Von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog ist ihm in Anerkennung der hes Verdienste, die sih der ausgezeichnete Gelehrte erworben hat, der Titel eines Wirklichen Geheimen Raths mit dem Prädikat Excellenz verliehen worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 28. September. (W. T. B.) Mehrere Morgenblätter feiern in Leitartikeln die Ent-

hüllung des Germania-Standbildes auf dem Niederwald. Das „Fremdenblatt“ sagt, das Deutsche

Reich sei die führende und regelnde Macht in dem europäischen Concert, die höchste Bürgschaft und ein sihzrer Hort des Friedens geworden. Durch weise Mäßigung habe es der Welt die Ueberzeugung beigebraht, daß es ihm mit der Erhaltung des algemeinen Friedens Ernst sei, und daß es einzig darauf bedaht sei, etwaigen Konflikten vorzubeugen. Dadurch allein habe es die Solidarität mit den Mächten, welche gleih ihm den Frieden wollen, her- zustellen E Ie No gewußt und fich Freunde geschaffen, deren Bündniß für jeden einzelnen Betheiligten einen sicheren Rüdchalt gegen jede eventuelle Agression gewähre wie für die Allgemeinheit die beruhigendste Friedensgarantie sei. Die „Deutsche Zeitung“ fagt: Deutshland sei niht nur die Vormacht des Weslttheiles, sondern auch die erste Hüterin des Friedens. Das schönste Lob, welches man dem deutschen Volke am Tage feiner großen Siegesfeier nahrühmen fönne, sei, daß es niemals seine Macht gemißbrauht habe. Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ schreibt: die gewaltige Aktion, für die auf dem Niederwalde ein würdiges Denkmal enthüllt werde, müsse als großer Segen für das ganze deutsche Volk erscheinen. Auch Europa habe sich über das Geschehene nit zu beklagen; in seiner Mitte sei eine Macht aufgerichtet, die niht den Krieg, sondern den Frieden wolle, niht un- ruhigen hochmüthigen Temperaments sei, sondern, ebenso friedliebend wie starf, sich derEinmischungen enthalte und der Eroberungen nicht bedürfe.

E 28. September. (W. T. B.) Der König von Serbien matte dem Kaiser heute einen einstündigen Besuch. Der König beabsichtigt, bis zum Montag hier zu ver- weilen; er empfing den Minister des Aeußern, Grafen Kalnoki. Vorher hatte der König den Besuch des Prinzen Alexander von Hessen empfangen.

__ Gegenüber der von einigen Blättern verbreiteten Nach- riht, daß Fürst Alexander von Bulgarien von Sofia nah Wien abgereist sei, sagt das „Fremdenblatt“, daß in hiesigen maßgebenden politishen Kreisen von einer solhen Reije Nichts bekannt sei. Uebrigens würde die Anwesenheit des Prinzen Alexander von Hessen, Vaters des Fürsten, dessen eventuelle Reise nah Wien an sih genügend erklären.

Brünn, 26. September. (Wien. Ztg.) Jn der gestrigen Landtagssißung wurde der Bericht des Landesausschusses, womit die statistishen Nachweisungen, betreffend die Erwe i- terung des Wahlrechtes zum mährischen Landtage, vorgelegt werden, vertheilt.

Belgien. (Köln. Ztg.) Vom 25. Oktober bis zum 1. November werden in ganz Belgien alle Diejenigen, welche fünftig auch an den Provinzial- und Gemeinde- rathswahlen theilzunehmen wünschen, falls fie bisher nohch nicht durch ihre Steuerleistung dem Census gemäß dazu berehtigt gewesen find, auf ihre Kenntnisse im Sprechen, Lesen, Schreiben, Rehnen, Maß und Gewicht, in belgischer Landeskunde, vaterländisher Geschihte und allgemeiner Moral geprüft werden. Denn das neue Geseß voin 24. August hat die Erweiterung des Wahlrechts an diese Befähigung geknüpft. Liberale wie Klerikale haben nun überal Nachhülfeshulen eingerichtet, in denen die Anfangsgründe der Bildung soweit vorgetragen werden, daß der Prüfling von den 40 (5 aus jedem der 8 Fächer) ihm vorgelegten Fragen mindestens 24 richtig beantworten und damit die Berechtigung zum Wählen erwerben kann. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, muß man vor dem 1. Mai 1863 geboren sein, ein Jahr in Belgien gewohnt haben und das belgishe Bürgerreht befißen. Wer die Prü- fung besteht, bleibt Wähler für Lebenszeit, Uebrigens gilt die Prüfungsbestimmung nur für die nächsten fünf Jahre; nachher muß zur Erwerbung des Wahlrechts das Zeugniß über fünfjährigen Schulbesuh beigebraht werden.

Großbritannien und Jrland. London, 28. Sep- tember. (W. T. B.) Parnell befindet sih seit aht Tagen in London und reist heute nah Leeds, um der morgen dort stattfindenden Versammlung der internationalen Liga beizu- wohnen. Das Gerücht von einem Attentat auf ihn stellt ih als gänzlih unbegründet heraus.

OD'Donnell ist| unter der Anschuldigring, den Kron- zeugen Carey ermordet zu haben, vor die Assisen verwiesen worden. Die Wittwe Carey's hat bezeugt: D'Donnell habe nah Vollbringung des Mordes ihr gez1enüber erklärt, er sei abgesendet worden, um die That auszuführen.

29. September. (W. T. B.) Die „Times“ spricht gelegentlich der Einweihung des Niederwald-Denk- mals ihre Genugthuung über die Einigung Deutschlands aus: Ein starkes Deutschland gewähre die beste Garantie für die Erhaltung des Friedens in Europa. d A bedinge ein starkes Deutschland keineswegs ein s{chwaches Frankrei; die Kraft Deutschlands sei jeut so groß, daß es mit Würde die Oa Reizungen Seitens seiner Nachbarn ertragen önne.

Nach Meldungen aus Hongkong ist Logan, welcher angeklagt ist, bei denjüngsten Ruhestörungen in Kanton ein Kind chinesisher Abstammung getödtet und einen anderen Chinesen verwundet zu haben, von dem Gerichtshof des nicht vorsäßlihen Todtschlages schuldig befunden und zu 7 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt worden.

Dublin, 28. September. (W. T. B.) Orangisten riffen gesten Abend den Abgeordneten O'Connor auf dem clnbese Portadown anz; derselbe entkam indessen un- versehrt. Der Grundbesißer Crotty ist gestern Abend in der Grafshast Ma yo meuchlings erschossen worden.

Frankreich. Paris, 26. September. (Fr. Corr.) Das gestrige „Journal officiel“ veröffentliht das dritte ekret über die Reform des Richterpersonals. Es werden dadurch 155 Präsidenten und Vize-Präsidenten, so wie 8 Richter von Gerichten erster Jnstanz in Ruhestand verseßt. Der „Voltaire“ veröffentliht nahstehende Note: „Ein Abendblatt (der „Temps“) berichtet, daß, englishen Meldungen zufolge, der an China gerichtete französische Gegen- antrag für Frankreich den Besiß des ganzen Deltas und folglich die ausschließlihe Kontrole über die Schiffahrt des Rothen lufses bis Hong Hoa, auch Tanh Hoa genannt, das über on-Tay hinausliegt, beanspruht. Wir aber glauben zu wissen, daß das französische Kabinet in seinem Memorandum an die chinesishe Regierung die Kontrole der Schiffahrt noch weiter hinauf am Rothen Flusse verlangt, als Tanh Hoa, bis zu einem Punkte, welcher Lao Kai ¡viel näher liegt als Tanh Hoa. Andererseits sind wir in der Lage, zu versichern,

daß das französishe Kabinet niht darauf ein- ag wird, daß Sine den Besiß aller am linken lfer des Rothen Flusses gelegenen Provinzen für