1904 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Jul 1904 18:00:01 GMT) scan diff

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freier Bahn (davon 7 bei Personenzügen), 18 Entgleisungen in Stationen (davon 5 bei PersatcizlinWk). 19 Zu- sammenstöße in Stationen (davon 5 bei On SI) vorgekommen. Dabei wurden 2 Reisende und 15 Bahn:

bedienstete verleßt.

Der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Benthin bei der Königlichen Oberrehnungskammer in Potsdam is nah Partenkirchen abgereist.

Berichtigung. Von Berlin abgereist ist der Königlich bayerische Ministerialrat Nitter von Schneider, dagegen ist der Königlih würtitembergishe Ministerialdirektor von Schneider noch in Berlin anwesend.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Fürst Bismarck“ und S. M.S. „Hertha“ am 8. Juli in Hankau eingetroffen und gehen morgen nah Nanking in See. /

S. M.S. „Panther“ ijt am 9. Juli von Port-au-Prince nach San Juan de Portorico in See gegangen.

Der Transport der abgelösten Besaßzungen von den Schiffen des Kreuzergeschwaders ist mittels Dampfer „Main“ am 9. Zuli in Singapore eingetroffen und hat an demselben Tage die Heimreise zunächst nah Colombo fortgeseßt.

S. M. S. „Tiger“ geht heute von Hongkong nach Swatau in See.

S. M.S. „Vineta“ geht heute von Newport News nach

St. Thomas in See.

Deutsche Kolonien.

Der Generalleutnant von Trotha meldet, wie „W.T.B.“ mitteilt, aus Okahandja: Beim Feinde finden südlih von Waterberg anscheinend Bewegungen statt. Samuel Maharero soll nah Meldung Estorffs mit Großleuten bei Otjahewita eingetroffen sein. Der Abzug vom Omurambafluß, insbesondere aus der Gegend von Okosongoho-Okahitua scheint mit Vieh- massen am 5. Juli begonnen zu haben. Feindlihe Patrouillen stehen noch dauernd am Omurambafluß. Die Patrouille des Oberleutnants von Lekow überrashte bei Orutjiwa urückgegangene Werft, nahm 30 Stück Großvich. eim Keinde Fnd zahlreihe Tote und Verwundete, diesseits keine Verluste. Estorff marschierte in der Nacht zum 7. von Karupuka in der Nichtung nach Otjahewita ab, um sih dem feindlichen Abzug nach Nordosten vorzulegen. Heyde ist auf Okaundia am Omurambafluß, Glasenapp über Otjire-Orutjiwa auf Okosongoho im Vormarsh. Jh begebe mich morgen (am 9. d. M.) zur Abteilung Glasenapp.

Der Reiter Jakob Frey von der 2. Feldkompagnie des Regiments 1, geboren zu Weinsheim bei Worms, ist am 5. Juli im Patrouillengefeht gegen Otjahewita verwundet und beim Rückmarsch verstorben.

Oesterreich-Ungarn.

i Der König von Sachsen is gestern zum Kurgebrauch in Bad Gastein eingetroffen und von den Spitzen der Be- hörden empfangen worden.

Im ungarischen Abgeordnetenhaus begann am Sonnabend die Verhandlung über die Geseßesvorlage, betreffend die Erhöhung der Zivilliste. Der Ministerpräsfident Graf von Tisza begründete, „W. T.[B.“ zufolge, in seiner einleitenden Rede die Vorlage mit der Notwendigkeit der Erhöhung der Gehälter von Beamten und Dienern, mit umfangreichen Bauten an der Ofener Burg, ferner mit der Einrichtung der ungarishen Trabanten- leibgarde. Diese Unkosten hätten bei der jeßigen Zivilliste ein Defizit verursaht, zu dessen Deckung das Barvermögen des Herrscherhauses herangezogen werden mußte. Als der Abgeordnete Nakosi (Kofsuthpartei), der als Redner auf den Ministerpräsidenten folgte, von einer allerhöchsten Genehmigung sprach, um die Asche Franz Rakoczys in die Heimat bringen zu dürfen, und hinzufügte, es zeuge von bezahlter Denkungsart, die Heimbeförderung der Asche Nakoczys und eine Erhöhung der Zivilliste ges{chäftsmäßig in Ver- bindung zu bringen, rief Graf von Tisza in höchster Erregung dazwischen : „Verleumdung“, worauf Nakosi erwiderte, auch er verwahre sich gegen diese Auffassung. Es bestehe kein Zusammenhang zwischen den beiden Tatsachen. Der Ministerpräsident entschuldigte fich) darauf auch seiner- seits wegen des Mißverständnisses. Rakosi reichte sodann namens der Kofsuthpartei einen Beschlußantrag ein, die Zivilliste folle nur be- willigt werden, falls ein selbständiger ungarischer Hofhalt errichtet und der Monarch ein halbes Jahr in Budapest residieren würde.

Frankreich.

Der Minister des Acußern Delcassé und der Gesandte von Schweden und Norwegen haben am Sonnabend, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, einen Schiedsgerihts- vertrag unterzeichnet, der entsprehend den mit England, Ztalien, Spanien und den Niederlanden abgeschlossenen ab- gefaßt ist. E Se

Das „Amtsblatt“ veröffentlicht einen neuen Erlaß, durch den die Schließung der Kongregationsschulen in weiteren 48 Departements angeordnet wird. Von den gestern in 32 Departements geschlossenen Kongregationsschulen gehörten 300 den Brüdern der christlihen Lehre, 453 ver- schiedenen anderen Orden.

In der Deputiertenkammer hat Etienne cinen Beschluß- antrag eingebracht, betreffend Errichtung eines französisch-marotk- kanischen Instituts in Marokko zur wissenshafilihen Er- forschung des Landes und zur Heranbildung von Verwaltungs-, Konsulats- und Dragomanatsbeamten ; die Kosten find auf 75 000 Francs jährlih verans{lagt.

Die Untersuhungskommission für die Kartäuser- angelegenheit hat die S{lußanträge des Berichterstatters Colin mit 18 gegen 8 S*immen angenommen. In den Anträgen heißt. 48, „W. T. B.“ zufolge, u. a.: Die Kammer erklärt, daß sich bei der Untersuchung kein Beweis für den Versuch einer Bestechung ergeben habe, der am 10. Juni von der Nednertribüne aus angezeigt worden fei, noch für die gegen Edgar Combes erhobene Beschuldigung. Die Kammer bedauere, daß der Ministerpräsident Combes unvorsichtigerroeise und ohne ausreichenden Grund tiefe Erregung im Lande hervorgerufen und zum Schaden der französischen Interessen den Nuf des französishen Ver- treters auf der Ausstellung in St. Louis aufs Spiel gesetzt habe. Die Kammer bedauere, daß Mißbrauch der Amtsgewalt gegenüber dem gerichtlihen Verfahren vorgekommen set.

Rußland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Moskau vom gestrigen Tage hielt der Kaiser in Kolomna eine Parade über die Truppen ab. Seine Majestät kam am Morgen an und wurde

am Bahnhof von dem Gouverneur, dem Chef der Gendarmerie, dem Adelsmarschall, dem Bürgermeister, den Vertretern der Gemeinde, Arbeiterdeputationen vom Hüttenwerk am Ort und

Nonnen vom Kloster Uspensky empfangen. Nach der Parade richtete der Kaiser huldvolle Worte an die Offiziere, wünschte ihnen Glück zu der Ehre, nah dem Kriegsshauplaß gehen zu konnen, und ord die feste Erwartung aus, daß sie die Ehre der russishen Waffen aufrehthalten würden. Der Kaiser gab ihnen seinen Segen und den der Kaiserin und fuhr dann mit der Eisenbahn nah Kasan weiter. Türkei.

Wie das „Wiener K. K. Telegr. - Korr. - Bureau“ aus Cetinje meldet, erhielt eins von den beiden in Touzi bei Pod- gorica liegenden Bataillonen Befehl, nach Mlet in Garnison zu gehen. Nachdem das Bataillon in Skut ari

* angekommen war, weigerte es sih im Einvernehmen mit den

Offizieren wegen Nichtbezahlung des Soldes weiter zu marschieren. Alle Offiziere wurden verhaftet. Der Gouverneur von Skutari, der einen Aufruhr der Garnison befürchtet, ist bemüht, das zur Bezahlung des Soldes not- wendige Geld aufzubringen.

Schweden und Norwegen.

Die Kaiserliche Jacht „H eo [len it dem W. L. B.“ zufolge am Sonnabendabend bei Bergen eingetroffen. Stadt und Hafen waren reih geschmückt. Zahlreihe Boote um- kreisten die Kaiserlihe Jacht. Auf den Höhen wurden Freuden- feuer, im Hafen ein Feuerwerk abgebrannt.

Amerika.

Die demokratische Konvention, die, wie bereits ge- meldet wurde, die Währungsfrage aus ihrem Programm ausgeschieden hat, hat Parker, der entschiedener Anhänger der Goldwährung is, benachrichtigt, die Konvention betrachte die Währungsfrage nicht als einen Punkt, der bei dem Wahl- kampfe zur Entscheidung stände; es bestehe daher kein Grund, daß Parker die Kandidatur nicht annehme.

Die Konvention hat Henry G. Davis aus Westvirginia zum Vizepräsidentschaftskandidaten nominiert.

Asien.

Ueber die llen der BVesebung von Kaipin (Kaitschou) an der nah Mukden führenden Eisenbahn durch die Japaner unter dem General Oku vorausgegangenen Gefechte und die weitere Verfolgung der Russen nah Norden berichtet der General Sacharow an den russishen General- stab, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, folgendes:

Am Morgen des 7. Juli zog si unsere Kavallerie langsam von den Höhen bei Baositshai nah Kaitschou zurück, wobei sie den Vor- marsch des Gegners aufhielt, der sech3 Eskadrons die Küste entlang ausgesandt hatte, um unseren rechten Flügel zu umgehen. Um 2 Uhr Nachmittags beseßten drei Eskadrons des Gegners Sialatsi und wurden daselbs durch das Feuer einer Batterie cinige Zeit aufgehalten. Um 5 Uhr beseßten drei Bataillone / japa- nisher Infanterie mit zwölf Geshützen die Höhen bei Baositschai in der Nähe der Eisenbähn. Feindlicze Schüßenketten zeigten ih auf den Höhen östlich von der Eisenkahnlinie bis Julinpu, während 15 Eskadrons Kavallerie gegen drei Dörfer sech8s Werst südwestlih von Kaitshou vorrückten. Eine feindlichße Batterie eröffnete um 2X4 Uhr Nachmittags vom Passe. im Süden Julinpus aus das Feuer auf eine russische Abteilung, die fi in der Umgebung von Heiziatun, drei Werst öftlih von Julinpu, befand. Die ride bteilun zog sich nah Edsiagou, sechs8 Werst südlichß von Kaitshou, #urüd. Gegen 10 Uhr Morgens beseßten vier Kompagnien des Gegners Sunchudifia, 14 Werst südsftlih von Kaitsczou. Am Abend detselben Tages beseßte eine japanishe Abteilung, die aus drei Kompagnien bestand, die französische katholisGe Mission Janbuankou, sieben Werst \üdöstlich von Kaiischou. Ebenfalls gegen Abend besetzten fünf japanische Kompagnien das Dorf Luamiaopfusa, neun Werst östlich von Jan- buankou. Große Biwaks des Gegners wurden am Nordabhange der Höhen auf dem linken Ufer des Kantahe (Kaitshouhe) ge- sehen In der Nacht zum 8. Juli drangen zwei feindliche Kompagnten gegen die russishen Feldwachen auf dem linken Ufer des Kantahe vor, wurden aber bemerkt und dur Gewehrfeuer gezwungen, zurückzugehen. Am 8. Juli nahm der Gegner um 5 Uhr früh den Vormarsch auf Kaitshou in ciner Gesamtstärke von etwa 2 Divisionen Infanterie mit emer berittenen WBugade wieder au. Um. 8 Uhr Morgens stellte der Gegner den Vormarsch auf den Höhen am Südufer des Kantahe ein. Durch Nekognoszierungen ist sicher festgestellt worden, L sich eine bis anderthalb Division des Feindes mit der Hauptmacht bei Hontsiapudsa, 12 Werst nordöstlich von Charsa, befindet und taß die Vorhut in den Uidalin- und den Tschapanlinpaß vorgeschoben worden ist und auch auf dem von Chansa nah Erldagou und Siandiao führenden Wege steht. Ferner ist fest- gestellt worden, daß sih auf der Linie Wandsiapudsa—Dalinpaß mehr als zwei japanische Divisionen befinden.

Am 8. Juli stand eine russische Abteilung bei der Station Kaits{ou. Ihre Feldwachen. befanden sich auf dem rechten Ufer des Kantahe. Der Feind hatte die Höhen auf dem linken Ufer des Flusses inne und befestigte seine Stellung daselbst. Eine russische Batterie

eröffnete von der Eisenbahubrücke aus das Feuer auf die sich im Tale des Kantahe zeigenden feindlißen Streifwachen. Gegen 12 Uhr Mittags fand ein Gefecht zwischen der

russisGen Kompagnie, die eine Furt westliG von der Eisenbahn bei Muyndalomo beobachtete, und einer japanischen Abteilung statt. Der Feind zog fich zurück. Auf russisher Seite wurden 6 Mann ver- wundet. Am Abend des 8. Juli befanden sih gegenüber Kaitshou in der Front von der Küste bis zur franzöfischen katholishen Mission in Janbuankou vier japanische Divisionen und eine berittene Brigade. Am 9. Juli fuhr der Gegner bei Tagesanbruch fort, gegen die russishe Vorhut vorzurücken, die sich um 64 Uhr Morgens von Kaitshou zurückzog und eine Stellung 4 MWerst weiter nördlih im Scuanlunsypaß einnahm. Um 10 Uhr Morgens ging die russische Vorhut unter dem Andrange des Gegners 5 Werst weiter nordwärts von diesem Paß zurück. Hier hielt fie sich unter sehr starkem feiadlihen Feuer bis 2 Uhr Nach-

mittags, worauf sie sch in voller Ordnung auf Befehl des Abteilungshefs langsam auf eine dritte Stellung zurückzog. Auf dem reten russischen Flügel beshoß eine beritiene

Batterie eine japanische Batterie, die bei Sangoischi in der Nähe der Eisenbahn stand. Die japanische Kavallerie rückte tnzroishen längs des Küstenweges langsam nah Ink ou (Hafen von Niutschwang) vor. Die Verluste sind noch nicht festgestellt, betragen aber, wie der Ab- teilunaschef erklärt, niht mehr- als 150 Tote und Verwundete. Unter den Gefallenen befindet sich auch ein Offizier.

Ferner meldet der General Sêcktharow: Zwischen Toulinsa und Allotoun im Tal des Sedzyho, 40 Werst nördlih von Ssiujan, legte am 7. Juli ein Leutnant des Negiments Werchteudinsk einer japanischen halben Eskadron cinen Hinterhalt. Die Japaner verloren an Toten und Verwundeten 1 Offizier und 11 Dragoner. Ein Dragoner wurde gefangen genommen. An demselben Tage begannen die Japaner mit unbedeutenden Streitkräften in das Tal des Taisyhe vor- zurücken, und beseßten mit 2 Kompagnien und 1 Eskadron Tsiantschau. '

Aus Liaujang wird der „Russischen Telegraphenagentur“ vom 9. Zuli berichtet, daß in den leßten 10 Tagen Liaujang

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Pläße waren in förmlihe Seen verwandelt. O der Wege ist dem Verkehr sehr hinderlih. Troß der

ähe der Japaner verhält sich die cinesishe Bevölkerung ruhig und geht ihren gewohnten Beschäftigungen nach.

Veber Angriffe von Chunchusen meldet der russische General Shilinski: Wie die Grenzwache berichtet, über- stelen am Abend des 4. Juli Chunchusen eine Streif- wache bei der Station Sipingai, 120 Werst nördlich von Telin, und beschossen einen Militärzug. Der An- griff wurde zurückgeschlagen; die Russen Hatten keine Ver- luste Am 5. Juli wurden nördlich von der Station Mudandsian, 20 Werst von Ninguta, Signalfeuer bemerkt. Eine in der Nichtung dorthin ausgesandte Streifwache ent- deckte eine Chunchusenbande von 15 Mann und zerstreute sie. Ein Chunchuse wurde getötet.

Nachrichten aus Port Arthur zufolge, meldet der General Shilinski dem russischen Kriegsminister weiter, ver- suchten vier japanische. Torpedoboote am 2. Juli um 9 Uhr Abends in den Hafen einzudringen. „Das eine von ihnen sank unter dem Feuer einer Batterie beim Goldenen Berge, das zweite vor der Batterie, das dritte verlor den Schornjtein, und das vierte entkam unversehrt. Die Stimmung der Garnison ist vortrefflich. Täglich finden Scharmüßzel statt. Am 1. Juli nahmen die Russen 50 japa- nishe Kundschafter gefangen. Jn Port Arthur sind reichliche Vorräte vorhanden. Das Torpedoboot „Leutnant Burakow“ ist nah Port Arthur zurückgekehrt.“

Dem „Reutershen Bureau“ sind aus T\chifu folgende Telegramme vom 10. Juli über die Lage in und um Port Arthur zugegangen :

Aus Port Arthur in Tscifu eingetroffene chinesishe Dschunken- führer berihten, daß am 5. d. M. die Leichen von über §00 Russen, unter denen sich diejenigen von zwei hohen russischen OÖffi- zieren befanden, von Chinesen nach Port Arthur gebracht wurden, und daß ein Teil der japanishen Truppen bis in eine Entfernung von sechs Meilen nach Port Arthur nach Er- oberung eines zweiten Forts auf der östlihen- Seite vorges rüdckt sei. Ein Teil der Beamten der Nussish-hinesishen Bank in Port Arthur i} gestern in Tschifu angekommen und sagt aus, daß die Verhältnisse in der Stadt unverändert seien. Die ganze leßte Woche hindurch sei sieben Meilen von der Stadt entfernt {wer ge- fämpft worden. Die Mannschaft von gestern eingetroffenen Dschunken berichtet, sie habe gestern morgen Geshüßfeuer in der Höhe von Port Arthur gehört.

- Aus Port Arthur Geflüchtete erzählen, daß die Ostdivision der Japaner mit Unterstüßung der Flotte ohne Unterlaß im Kampfe bes griffen sei, um eine die Stadt und das Hafenbassin beherrshende Stellung zu gewinnen. Die japanische Flotte {öse ohne Unterbrehung vom Morgen bis zum Abend; Tote und Verwundete kämen alle Augenblicke an; Privathäuser seien zu Feldlazaretten eingerihtet. Jm Norden der Stadt fänden nur Scharmütel statt; der Vortrab des Feindes sei in der Nähe des Marinelagers. Die japanishe Flotte habe die Forts in den Nächten des 2., 3. und 4. Juli von Süden ber beschossen, ohne indes viel Schaden anzurihten. Dem Bericht eines Nuffen zufolge hätten die Japaner in der Nacht vom 6. zum 7. Juli die Spißen des Berges Takuschan besetzt und eine Batterie dort errihtet. Der Kreuzer „Nowik“ und 4 Kanonenboote wären am 7. Juli herausgegangen und bätten die japanishe Batterie be- {cossen, die dann von russisher Infanterie umzingelt und genommen worden wäre. Die nes behaupten, die Japaner hätten bei den Verfuchen, an die auf Vorposten liegenden russischen Schiffe heranzu- fommen, mindestens 10 Torpedoboote verloren.

Einer Meldung des genannten Bureaus*- aus Tokio gufolge näherte sih Freitag nacht bei stürmishem Wetter eine Torpedobootsflottille von dem Geshwader des Admirals Togo Port Arthur. Ein Boot griff den russischen Kreuzer „Askold“ an; das Ergebnis des Kampfes is} noch unbekannt. Auf japanischer Seite wurden 2 Unteroffiziere getötet und mehrere Offiziere shwer verwundet.

Afrikïa.

Die „Times“ meldet aus Tanger von gestern: Der Anjerastamm habe in einem an den Vertreter des Sultans für auswärtige Angelegenheiten, Mohammed el Torres, ge- richteten Schreiben die Abberufung aller Soldaten ge- fordert, die die Straßen an der Küste östlich von Tanger be- wohnen, da sie die zum Markte gehenden Anzerafrauen belästigten. Die Anschuldigung sei wahrsche inlih begründet. Gleichzeitig drohten die Anjeras mit einem offenen Angriff auf die Truppen, falls diese nicht abberufen würden.

Nach einer Meldung desselben Blattes zögere der Sultan, das Abkommen, betreffend Einführung der algerischen Polizei in Tanger, zu bestätigen. Augenscheinlich habe er seine Ansichten über die Maßnahme infolge des von den Fanatikern in Fez auf ihn ausgeübten Drucks geändert.

Nr. 55 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 9. Juli, hat folgenden Inhalt: Amiliches: Bekanntmachung. Nunderlaß vom 27. Juni 1304, betr. Veröffentlihung von Polizeiverordnungen dur „Das Schiff“. —— Runderlaß vom 30. Juni 1904, betr. Chausscegeld- tarif für Kraftfahrzeuge. Dienstnachrihten. Gutachten des Preisgerihts für den Wettbewerb zur Erlangung einer Vorrichtung zum Messen des Winddrucks. Nichtamtliches : Der Wettbewerb für eine Straßenbrücke über den Rhein zwishen Ruhrort und Homberg. Vas neue Königlihe Matecialprüfungsamt der Technischen Hoch- \hule Berlin. (Fortsezuag.) Vermischtes: Auflösung der Technischen

Prüfungéeämter in Aachen, Berlin und Hannover. Wahl von zwei neuen Stadtbauräten in Halle a. d. Saale. Wettbewerb um Ent- würfe zu einer Synagoge in Dessau. Wettbewerb um Entwürfe zu einer Lutherkirhe in Chemniß. Senkung der Gewölbe der neuen Maximiliansbrücke in München. Unfälle beim Bau der Baikal-

umgehungsbahn. Bücherschau.

Nr. 31 des „Eisenbahn - Verordnungsblatt s*, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 30. Juni, enthält einen Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 28. Juni 1904, betreffend Einführung einer neuen Telegraphen- ordnung für das Deutsche Reich,

Nr. 32 vom 5. Juli das Gesetz, betreffend die Erweiterung und Vervollständigung des Staatseisenbahnneßes und die Beteiligung des Staates an zwei Privatunternehmungen sowie an dem Baue von Kleinbahnen, vom 25. Juni 1904.

Nr. 33 vom 6. Juli hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Neichskanzlers vom 17. Juni 1904, betreffend Aenderung des Miilitärtarifs für Eisenbahnen. Erlasse des Ministers der öffent- lichen Arbeiten: vom 28. Juni 1904, betreffend Eisenbahntöchterhort ; vom 30. Juni 1904, betreffend Beförderung von postzwangépflihtigen

* Zeitungópaketen auf den Eisenbahnen. Nachrichten.

dneige heftiger RNegengüsse übershwemmt war; Straßen und | Der morastige |

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens- und Futtermittel

betrugen im Monat Juni 1904 in Preußen nach der „Stat. Korr.“ für 1000 kg: Weizen 169 (im Mai d. I. ebenfalls 169, im Juni 1903 157) 4, Roggen 131 (131 bezw. 134) 4, Gerste 132 (134 bezw. 136) #4, Hafer 130 (127 bezw. 137) M, gelbe Erbsen zum Kochen 227 (227 bezw. 238) 4, weiße Speisebohnen 280 (281 bezw. 286) M, Linsen 366 (366 bezw. 357) 4, Eßkartoffeln 52,9 6 bezw. 60,7) 4, Richtstroh 39,1 (38,5 bezw. 40,6) 4, Heu 55,1 54 7 bezw. 53,9) sM, Nindfleisch im Großhandel 1134 (1131 bezw. 1120) A; im Kleinhandel für 1 kg: Nindfleish von der Keule 1,42 (1,43 bezw. 1,40) 4, vom Bauche 1,22 (1,22 bezw. 1,19) A, Schweine- fleisch 1,30 (1,28 bezw. 1,35) M, Kalbfleisch) 1,46 (1,46 bezw. 1,41) M, Hammelfleisch 1,44 (1,42 bezw. 1,40) 4, inländischen geräucherten Speck 1,50 (1,51 bezw. 1,63) 4, Cßbutter 2,20 (2,30 bezw. 2,20) M4, inländisches Schweineshmalz 1,53 (1,52 bezw. 1,67) Æ, Weizenmehl zur Speisebereitung 30 (30) §, Roggenmehl 25 (25) F; für 1 Scho Eier 3,12 (3,01 bezw. 3,04) 46

Der Durchschaittspreis aus den bedeutendsten 23 Marktorten hat sich gegen den Vormonat beim Weizen und Roggen nicht verändert. Der Preisrückgang bei der Gerste um 2 f ist zum Teil nur ein sheinbarer und hauptsächlih darauf zurückzuführen, daß die sonst verhältnismäßig hohen Preisangaben von Magdeburg diesmal fehlen. Die Haferpreise ia in den meisten Marktorten etwas gestiegen. Die Preiserhöhungen etragen: in Görliß und Frankfurt a. O. 10, in Gleiwiy 9, in Stettin 7, in Breslau, Berlin und Paderborn 6, in Danzig, Posen und Trier 3, in Königsberg i. Pr. 2, in Köslin, Stralsund und Kiel 1

Feuerschäden in den preußischen Provinzen 1901.

Unter Bezugnahme auf frühere Mitteilungen über das ganze Staatsgebiet*) ziehen wir aus den Ergebnissen der Brandstatistik für das Jahr 1901 eine Reihe von Tatsachen aus, welche die einzelnen Provinzen betreffen. Jn der folgenden Tabelle bedeutet der Buchstabe v Brände, von denen unbewegliches und beweglihes Eigentum gemeinsam vernihtet wurde („Vollbrände“), der Buchstabe i Brände mit Be- \{ränkung auf unbeweglihes und der Buchstabe m Brände mit Be- [chränkung auf beweglihes Eigentum. Gemeldet wurden für 1901

ai Van l Schadenbrände in [betroff. Besißungen

Provinzen größeren kleineren Landge- Guts- | in auf dem i Städten Städten meinden bezirken| Städten Lande Ostpreußen . . v. 78 123 444 8 | 278 690

i 4880 00 60 l 208 80 M: 1719 22 G Dal 96

Westpreußen . v. 107 103 423 75 260 551 i 5 22 56 0 137 7 m. 256 71 33 16 SO7 48

St. Berlin. . v. 1596 E O 127 i 2606 _ 608 m. 9337 | 9337

Brandenburg. v. 409 202 653 100 098 894 l 140 74 191 1089| 219 299 m. 83 604 283 884 80 | 3887 971 Pommern, V "105 137 278 10 309 552 Ï 67 32 47 09 99 119

m. 618 1438 36 0 Od 65 Men 30 W999 714 U 64 55 60 32 108 95

, M O O. Wi A 080 43 Mle V 226 113 975 Ie 070 1271 L102 44 206. 00,0 907 Bao

m 260d. 160 IOL 08 2789 246

Sade v 2 138 450 49 574 630 99 L. 200 47 180 249 m 9 1 281 30! 121 273 Shl.-Holstein v. 276 105 466 37 402 547 i, 929 35 56 5 265 61 m 188 75 8 | 1456 83

553 915 968 / 438

annover. - «V, «8159 153 Ter

4

J, 168 83 380 4

4 eaen. V. 278 156 699 1 1 6 4 9

m 008 19 017 21 | 4a 788 L 06 S2 16 248

a M40 100 MTS 860 276

560 1148 150 187 563 184

Hessen-Nassau v. 235 140 280 1s 64 36 181 009 198 175

| | j | 346 | 671 396 |

Nheinland .. v. 707 20 1133 1 047 1 409 i O21 104

i: m O M O s 08

Hohenzollern . v 3 19 3 21 l —- 3 -——- -— 3 I: -—— 3 4 | 3 4.

A Wären sämtliche Brände zur polizeilihen Beschreibung auf der Zählkarte gelangt, so müßte man der Gruppe größere Städte Ostpreußens die oberste Stelle betreffs der Verhinderung des Umsich- greifens zuweisen; denn hier wurde, wenn eine Hauptart des Gigentums vom Feuer ergriffen war, die andere höchst selten ins Mitleiden gezogen. Bei derselben Gruppe zeichneten \ich ferner Brandenburg, Posen und Schlesien aus, insofern das Feuer vom unbeweglihen otzr vom beweglihen Eigentume noch nicht im zehnten Teile der Fälle auf die andere Eigentumsart übersprang, was in Defsen-Nassau {hon bei cinem unter drei Fällen geschah. Von der Gruppe kleinere Städte sind Ost-, Westpreußen und Posen so ungünstig gestellt, daß die gemeldeten Fälle sih in der Mehrzahl auf unbeweg- liches und bewegliches Eigentum gemeinsam erstreckten. Das ist übrigens Hegel bei den Landgemeinden außer Brandenburg und Hessen-Nafsau mit vielen städtisch gebauten Ortschaften, auch bei den Gutsbezirken des Nordostens und Schleswig-Holsteins. Der Brandschaden verteilte sih 1901 auf unbeweglihes und be- weglihes Eigentum in Stadtgemeinden mit Tausenden Mark: größere Städte kleinere Städte

Provinzen Immo- dazu Mo- | Immo- dazu Mo-

: bilien Motoren bilien | bilien Motoren bilien Ostpreußen R 16 362 748 986 Westpreußen 4 DU L195 1 641 450 1 425 Stadt Berlin 871 1332 -— Diandenbug 888 4 10656 754 15 772 Doe 200 6 187 696 16 457 M C E O 00 Schlesien C S T1 435 354 285 Sachsen 489 504 637 5 546

Schleswig-Holstein, 1788 15 9236| 378 27 340 An a O57 T7 306 527 1 470 Mesilalei, 7 201 9 496 63 14 648

Hessen-Nassau d 369 630 —— 438 Nheinland “Od 90... 2 267 1001 00 1 534 Hohenzollern . ( -— 4 2

indaclamt . 9814 . 354 9 320 C202 239 7 402.

Bon den Gebrauchsklassen des beweglichen Eigentums waren mit dem absolut höchsten Schadenwerte bei den größeren Städten ver- treten: Vieh in Rheinland mit 12, Ernteerzeugnisse usw. in Sachsen (über !/s des ganzen Mobilienverlustes) mit 69, Brennstoffe in Hessen- Nassau (über 4) mit 88, gewerblihe Rohstoffe in Nheinland mit 207, Waren in Westpreußen (über 3) mit 1322, Kleider usw. in Berlin (über 4) mit 483, Werkzeuge usw. in Rheinland mit 373 und nit unterschiedene Gegenstände daselbst mit 136 Taus. Mark. Rohstoffe nahmen in Westfalen über ein Viertel, Waren in Ostpreußen und Sglesien über die Hälfte, dagegen in Posen noch kein Fünftel, Kleider

*) Val. Nr. 22 des „Neichs« 26. nuar Vi S. : i

und Staatsanzeigers" vom

und Hausrat in Pommern über die Hälfte, in Posen, Schleswig- Holstein und Westfalen über ein Viertel, Arbeitsmaschinen x. f Brandenburg und Hannover über ein Viertel des Mobiliarschadens weg.

Bei der Gruppe kleinere Städte is mit dem höchsten Werte an verbranntem Vieh Hannover mit "A an landwirtshaftlihen Erzeug- nissen Brandenburg mit 182, an Brennstoffen Sachsen mit 11, an Rohstoffen Westfalen (über "/6)_ mit 109, an Waren Rheinland (über F) mit 561, an ausrat Ostpreußen mit 295, an Werkzeugen Rheinland (über 4 der Mobilien) mit 545 und an nit unter- schiedenen Dingen Westpreußen mit 47 Taus. Mk. vertreten. Mehr als die Hälfte des zerstörten Mobiliarwerts beanspruchten ferner in Hohenzollern, mehr als ein Viertel in Schleswig-Holstein die Ernte- erzeugnisse, mehr als ein Sechstel in leßterer Provinz die gewerblichen Rohstoffe, mehr als ein Drittel in Westpreußen und Hessen-Nassau die Waren, in Pommern und Hannover der Hausrat, in Branden- burg und Posen das Werkgerät.

Auf dem Lande wurden im Jahre 1901 Tausende Mark dur Feuer vernichtet.

in Landgemeinden an | in Gutsbezirken an

in den s [as

: Immo- dazu Mo- | Immo- dazu Mo- Provinzen Yjlien Motoren bilien | bilien Motoren bilien Ostpreußen e dO6 3 1135 558 Aus 438 ZBeITDreuBen T 20 1084 432 1 441 Brandenburg . 2204 T 1 741 813 “—— 766 Dome. 82 4 L (6 O Do 800 3 726 948 546 S&lesien . 2/402 90 1754 775 A 627 Gn. L L430 069 Sleswig-Holstein. 2390 1676 | 273 151 Hannover . 20 0006 16 2232 | 37 f Westfalen 0000 6 1 852 6 E 5 Hessen-Nassau 2/024 2 1903 35 E 9% Vena, 4218 35 92838 2 S Hohenzollern. . 49 33 A S 2 insgesamt .28470 - 280 19572 | 4898 i 4483:

Die höchsten Beträge des Verlustes an den einzelnen beweglichen Vermögensarten der Landgemeinden fallen beim Vieh auf Hannover mit 170, bei landwirtschaftlihen Erzeugnissen auf Sachsen (über ?/s des Mobiliarschadens) mit 681, bei Brennstoffen auf Brandenburg mit 33, bei gewerblichen Rohstoffen auf Rheinland mit 242, bei Waren auf Hessen-Nassau (über !/3) mit 687, bei Hausrat auf Nheinland mit 895, bet Werkzeug auf Hannover mit 371 und bei nicht untershiedenen Gegenständen auf Hessen-Nassau (über 1/;) mit 722 Tausend Mark. Außerdem ist zu bemerken, daß in Posen über zwei Fünftel und in Hessen-Nassau noch niht ein Achtel des Meobiliarschadens als vernichtete landwirtschaftlihe Erzeugnisse, in Westfalen und Hohenzollern über ein Drittel als Hausrat, in Brandenburg und Posen über ein Fünftel als Werkgerät angegeben ist.

Die Gutsbezirke erlitten an Vieh in Brandenburg 107, an Ernte in S(hlesien (üker } des Mobiliarschadens) 476, an Brennstoffen in Mestyreußen 9, an Nohstoffen der Gewerbe in Pommern 108, an Waren daselbst 71, an Hausrat ebendort 92, an Werkgerät wieder in Pommern 155 und nicht gesonderten Gegenständen gleihfalls (über !/;) 166 Tausend Mark Schaden. Neben diesen Höchstzahlen kommen in Betracht: Ostpreußen und Hannover beim Vieh mit mehr als einem Sechstel ihres ganzen Mobiliarverlustes, Schleswig-Holstein, Hannover und Westfalen bei landwirtschaftlihen Erzeugnissen mit über einem Viertel, Westpreußen, Brandenburg, Westfalen und Hessen-Nassau beim Werkgeräte mit über einem Sechstel.

Der Gesamtschaden an beweglichen Gegenständen verteilte fih im Jahre 1901 auf die in der Brandzählkarte einzeln behandelten Gebrauchsflassen mit Tausenden Mark, wie folgt:

Landge- Guts-

rößere fkleinece : Klassen tädte Städte meinden bezirke Vieh . 30 39 843 398

landw. Erzeugnisse u. Viehfutter 203 898 046 2628 Dre e O Le 204 63 294 37 Borrâte gewerbliher Rohstoffe . 971 712 690 134 fertige und halbfertige Waren 4002 2010 2 675 109 Möbel, Kleider, Wäsche, Betten 2233 1565 4 593 358 Arbeitsmaschinen und Werkzeuge 1294 1824 2 641 610 nt Unte 88 291 2411 298 überhaupt 9320 7402 19572 4433.

(Stat. Korr.)

Zur Arbeiterbewegung.

Bei den Straßenunruhen in Brest infolge des Aus stands der Straßenbahnangestellten (vergl. Nr. 160 d. Bl.) wurden 17 Soldaten und 12 Gendarmen sowie viele Personen, die ih an den Kundgebungen beteiligt hatten, verwundet; 29 Personen wurden verhaftet.

Blättermeldungen aus Boryslaw in Galizien (vergl. Nr. 160 d. Bl.) zufolge befinden sich dort jeßt 6000 Arbeiter der Petroleumgruben und 1000 bei Herstellung der Neservoirs dex „Petrolea* beschäftigte Handwerker im Ausstande. Das zur Verhütung von Nuhestörungen entsandte Militär ist in Boryslaw eingetroffen.

Die Bâäckergesellen in Nom beschlossen, „W. T. B.* zu- folge, in den Ausstand zu. treten. Die Behörden haben die not- wendigen Maßregeln getroffen, um die Stadt vor Mangel an Brot zu bewahren.

Kunst und Wiffenschaft.

Nach den Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsamm- [ungen wurden für die Kön iglihen Museen im ersten Vierteljahr 1904 ferner u. a. erworben :

_ Für die -ethnologische Abteilung des Museums für Völkerkunde neun Lanzen, aus Südindien und von den Philippinen, silberne Fußringe einer Tamilfrau, cine gut geordnete Sammlung persönliher Gebrauchsgegenstände, mit Bezeihnung in azerbai- dshanishem Türkisch, Gebrauchsgegenftände aus Arabien, sehr chön geschnittene Steine sowie ein wertvoller Säbel, gute

Fayenceteller und ein reichgestitter Derwishrock. Ferner: Ein großes Stück Tushe aus Kaiserlihem Besiy. Vier

Bilder aus der Serie der Feldherren- und Staatsmännerporträts, welche Kaiser K“ien-lung anfertigen licß: Porträts des Fuschao, Dfchakiltu, Looge, Samtan. Fünf Porträts von Mandarinen bezw. Mandarinenfrauen. Eine mandshurishe Handschrift, Folio, in gelbe Seide gebunden: Band 1030 der Neberseßzung des Ta-T\“‘ing hui- tien, aus der Kaiserlihen Privatbibliothek in Peking stammend. Zwei Körbe aus dem Atelier „Chikkösai“, Probe moderner japanisher Bambusflechtkunst. Proben japanisher Farben, Seiden- stoffe und Papiere zum Malen.

Das Kaiserlihe Gouvernement von Ostafrika überrwoies den gesamten Arznei- und Zaubershatz cines Mganga aus Karonga; der Oberleutnant Wolfgang Schwarß eine sehr wertvolle Sammlung von 86 auserlesen s{önen Stücken aus Ruanda und vom Kivusee; der Oberleutnant von Ledebur eine geschnigte Figur, fünf geschnißte Holzgefäße, ein Schwert und ein Sichelmesser aus Urua und Urundi; der Pastor Nöhl ein Zaubergefäß aus Usambara. Gekauft wurde etne Sammlung von 120 Nummern aus Usafua und Usango und eine andere von 30 Nummern aus Pare und von den Dschagga.

Für die westafrikanische Abteilung \{henkie der Kaiserliche Gouverneur bon Puttkamer eine Sammlung von Schnißwerken und Tanzkleidern der Bangwa; Herr Carl May eine Sammlung von 99 Schnitßwerken und anderen ethnographishen Gegenständen aus Angola; der Bezirksleiter Geo A. Schmidt eine Sammlung von Zaubergeräten und verwandten Gegenständen aus Atakyame ; Dr. Heim einzelne ausgewählte Stücklke aus Südkamerun und Togo; das Museum für Völkerkunde in Hamburg vier kleine alte Bronzeschellen aus Benin und einen besonders merkwürdigen Bronze- kopf zur Nachbildung in Gips. Angekauft wurden zwei Samm-

lungen aus Kamerun, im ganzen 64 Stücke.

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Für die ozeanische Abteilung übergab der Fregattenkapitän von Burski eine Sammlung von U IIROe {önen und ungewöhnlichen Stücken von Truk, St. Matthias, Neubritannien und von den Salomonen; Herr W. Wostrack zwei Sammlungen mit im ganzen gegen a Stüen, meist von den Salomonen und von dem Bismarck- archipel.

Für die nordamerikanische Abteilung wurden au3gewählte Sammlungen von Siouxstämmen (Gros Ventre, Assiaiboin, Vlackfeet, Sioux) und Algonkin (Odschibwe, Menomoni, Sac, Fox), neben Sebrauchsgegenständen besonders ornamentierte Stüde enthaltend, angekauft, z. B. zu Zeremonien gebrauhte Kleider, Mokassins, Taschen (parlleche), ein mit dem Bild der Otter u. a. bemaltes Zeremonialzelt der Piegan u. dgl. m. Einige Photo- graphien von Apache, Navaho, Yuma, Pima, Maricopa, Papago.

Der vorgeschichtlihen Abteilung wurden zahlreihe Geschenke an Ausgrabungen überwiesen.

Dem Kunstgewerbemuseum schenkte der Professor A. Fischer pn L ein Kostüm, Seide bestickt. Frankreih, XVIII. Jahr- undert.

In der Nationalgalerie wurden das A. von Werner in Auf- trag gegebene „Bildnis des Generals der Infanterie Konstantin von Alvensleben“ und die bei Th. Rocholl bestellten Gemälde „Der Zug des Grafen York nah Kalgan“ und „Der Einzug des General- feldmarshalls Grafen von Waldersee in Peking“ abgeliefert.

_Gestüßt auf das Entgegenkommen der bayerishen Staats- regierung, hat das Zentralkomitee der IX. Internationalen Kunstausstellung zu München 1905, in dein alle Gruppen der Künstlerschaft vertreten sind, beschlossen, zugleiß mit der Inter- nationalen Kunstousstellung éine große Lenbah-Ausstellung zu veranstalten, für die das gesamte Kunstausstellungsgebäude am Königs- plaß in München während der Monate Juni bis Oktober zur Berfügung | gestellt würde. Durch eine Auswahl der hervorragendsten Schöpfungen Lenbahs soll ein Ueberblick über sein ganzes Lebenswerk gegeben werden. Alle Perioden seines künstlerishen Entwicklungganges von den frühesten Anfängen bis zu seinem Ende sollen in charakteristishen Werken vertreten sein. Die Aufstellung und Anordnung der Sammlung soll im Sinne des Meisters erfolgen, das heißt in einem Rahmen erlesener Erzeugnisse dekorativer Arbeiten der Nan Die Vorarbeiten für die arate haben bereits begonnen. Der Kommission gehören an: Borsißender: Professor Rudolf von Seit; Schriftführer : Professor Benno Beer; Karl Albert Baur, Professor Wilhelm von RNRümann, Franz Schmid-Breitenbah. Die Kommission wäre dankbar für Mit- teilungen über Werke aus der Frühzeit des Meisters.

Literatur.

Monats\ rift für Kriminalpsychologie und Straf- rechtsreform, unter ständiger Mitwirkung von Dr Alfred Kloß, Staatsanwaltschaftsrat in Halle a. S., Dr. Karl von Lilien- thal, ord. Professor der Rechte in Heidelberg, und Dr. Franz von Liszt, ord. Professor der Rechte in Berlin, herausgegeben von Professor Dr. med. Gustav Aschaffenburg in Halle. I. Jahr- gang, 1. und 2. Heft. Heidelberg, Karl Winters Universitäts- buchhandlung. Abonnementspreis jährlih 20 A Die Anschauungen von Recht und Unrecht, von dem Wesen des Verbrehens und der Natur des Verbrechers, von den Wirkungen der Strafe auf den einzelnen und die Gesamtheit haben im Laufe der Jahre erhebliche Wandlungen erfahren. Allenthalben sind neue Fragen aufgetauht, die der Beantwortung noch harren, Gedanken, die erst noch ausreifen müssen, bevor E nußbringend ver- wertet werden können. Immer mehr drängt ih die Notwendigkeit hervor, die Prophylaxe des Verbrechens auszubilden, die Jugendlichen zu {üßen, den dauernden Nückfall zu verhindern. Die ÜUmgrenzung des Begriffs der verminderten Zurehnungsfähigkeit und mehr noch die Schwierigkeit, in welcher Weise der Staat sie behandeln, ihre Gefähr- lichkeit beseitigen kann, nimmt in wachsendem Maße das Interesse aller

Beteiligten in Anspruh. Die große Gefährdung der öffentlichen Nechtssicherheit durch die Geisteskranken verlangt die Klarstellung, wie diesem Mißstand abgeholfen werden kann. Der piensGa iden, unvoreingenommenen Forschung auf diesem Gebiete will die hier angezeigte neue Zeitschrift dienen, deren Aufgabe nach dem Pro- spekt jecin soll, „cine Reform des Strafrehts anzubahnen auf der zuverlässigen Grundlage, die allein die Wissenschaft geben kann“, „dazu beizutragen, das Strafrecht Ppsychologisch zu ver- tiefen“. Insbesondere will fie sih beschäftigen mit den Ursachen der Verbrechen (Statistik, Analyse bestimmter Gruppen und Einzel- fälle), mit der Psychologie und Anthropologie des Verbrechers, mit der Wirkung der Strafen und dem Gefängniswesen unter be- sonderer Berücksichtigung eines Strafvollzugsgeseßes (Einzelhaft, Progressivsystem, Gefängnispsychosen, bedingte Begnadigung und Ver- urteilung), mit den ethishen, rechtlihen und sozialen Grundlagen des Kampfes gegen das Verbrehen, mit der Prophylaxe des Verbrechens, der Fürsorge- und Zwangserziehung (Arbeitshäuser, Arbeitskolonien), mit der strafrechtlihen Verantwortlichkeit Geistesfranker, vermindert Zurechnungsfähiger, Jugendliher und Taubstummer; in kritisher Be- trachtung mit den im Jn- und Auslande bestehenden Geseßen und Gesetz- entwürfen sowie den Entscheidungen der höchstenGerichte und mit den foziel pathologishen Erscheinungen (Prostitution, Bettel und Landstreicherei, Massenpsyhologie). Die vorliegenden beiden ersten Hefte enthalten u. a. folgende Beiträge: „Kriminalpsychologie und Strafrehtsreform“ von Professor Dr. med. Aschaffenburg, „Schuy der Gesellschaft gegen ge-

meingefährlihe Geisteskranke und vermindert Zurehnungsfähige®“ vom Geheimen Justizrat, Professor Dr. jur. von Liszt, „Der Kampf der Kriminalistenshulen im Lichte des Falles Dippold“ von Professor Dr. jur. Kohßlraush-Königsberg, „Ueber den heutigen Stand der Lehre vom „geborenen Verbrecher" von Privatdozent Dr. Gaupp-Heidelberg,

„Die Nußbarmachung der Kriminalstatistik“ von Professor Dr. von Mayr-München, „Die Behandlung der vermindert Zurehnungsfähigen im Vorentwurf zu einein s{chweizerischen Strafgeseßbuh“ von Privat- dozent Dr. jur. Hasfter-Zürih, „Zur Behandlung Gemeingefährlicher" von Professor Dr. med. Bleuler-Zürih, „Ueber den Wert der fog- Degenerationszeihen“ von Medizinalrat Dr. Näcke-Hubertusburg, „Zur Statistik der bedingten Begnadigung“ von Dr. jur. Grafen zu Dohna in Halle, „Zur Frage des ärztlichen Berufsgeheimnisses* von Privat- dozent Dr. jur. Utten-Halle, „Bemerkungen zu dem Prozesse des Prinzen Prosper Arenberg“ von Professor Pelman-Bonn, „Verfügung des Justize ministers über die geistige Beschäftigung der Gefangenen“ von Staats- anwaltshaftsrat Kloß-Halle, „Ungarishe Normalverordnung über die Behandlung gefährliher Geisteskcanken“ von Dr. med. Stransky-Wien, „Zur Reform der §§ 173 und 174 R.-Str.-G.-B.* von' Privatdozent Dr. med. Gaupp-Hetidelberg, „Familtenmord" von Dr. med. Steg- mann-Dresden, „Alter der Strafmündigkeit" von Gerichtsassessor Dr. Dittenberger- Halle, S Behandlung der geistig Minderwertigen“ vom Geheimen Justizrat, Professor Dr. Kahl-Berlin, „Zum Schuß der Gesellschaft gegen gemeingefäßrlihe Geisteskranke und vermindert Zurehnungsfähige“ von Staatsanwaltschzftsrat - | Delbrück-Halle, „Abänderung des § 175 R.-Str.-G.-B.“ von De

Dr. med. Aschaffenburg-Halle; 11. Versammlung württembergischer Juristen und Aerzte in Stuttgart am 20. März 1904 (,Die Geistes- \chwäche als Entmündigungsgrund“, „Das Berufsgeheimnis und Zeugnis- verweigerungsrecht des Arztes und Nechtsanwalts“, „Querulanten und Pseudoquerulanten“).

Land- und Forftwirtschaft. Saatenstand in Nußland.

Das Kaiserliche Konsulat in Helfingfors berihtet unterm 27. v. M.: Nach amtlichen Veröffentlihungen ist der Winterroggen, die Hauptbrotfruht des Landes, im allgemeinen leidlich durch den Winter gekommen. Sein Stand ist in Nylands-Län gut. Aehnlich ist es in den übrigen südlihen Teilen des Landes, nur wird darüber geklagt,

a die Saaten infolge der kalten Witterung im Wachstum zurük- geblieben sind. In den mittleren und besonders in den nördlichen