1904 / 170 p. 20 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Jul 1904 18:00:01 GMT) scan diff

sondern auch die kleinen, die reinen und die gemischten Werke darin vertreten sind, und daß jedes Ausschhußmitglied nicht etwa nah der Firma, die es vertritt, stimmenberechtigt ist, sondern jedes Mitglied nur eine Stimme besigt. Da habe meinetwegen ih als derjenige, welcher als Vertreter meiner Firma die größte Produktion gewissermaßen verkörpert, genau dieselbe Stimme, wie z. B. Herr Dr. Backhausen, der sich als einer der kleinsten Stiftwerksbesiger hingestellt hat, so daß dadur ein außerordentlih wichtiger Faktor geschaffen ist, um die Jnteressengegensäße auszugleihen. Jh kann Jhnen weiter berihten, daß der geschäftsführende Ausschuß, und zwar die Vertreter der großer Werke im geschäftsführenden Ausschuß, die Jnteressen ihrer Werke zumeist, ih kann wohl sageñ, fast immer in den Hintergrund gesezt haben, wenn es sich um die Interessen der Allgemeinheit handelte, so daß sie nicht

den allgemeinen Interessen vielfach hintangeseßt haben! Und diese Handhabung hat sih am deutlichsten in den schwierigen Perioden gezeigt, die wir ja auch durchgemacht haben, wo die Konjunktur eine rückgängige war, und infolgedessen die Erlöse des Verbandes sehr bedeutend gegenüber der Vergangenheit zurückgeblieben sind. Da haben wir unsere Dispositionen im geschäfstsführenden Aus\{huß darauf gerichtet, unter allen Umständen die kleinen und kleinsten Werke vor einer Zubuße zu bewahren. Als die Géfahr nahe rückte, daß die Ergebnisse des Verbandes etwa Zubußen der kleinen Werke hervorrufen könnten, haben wir Vorsorge getroffen, daß diese Möglichkeit aus der Welt geschafft würde. Jn diesen Perioden haben die großen Werke ihre Opferwilligkeit dadurch gezeigt, daß sie aus eigener Tasche bedeutende, nah Hunderttausenden Mark zählende Beträge der Allgemeinheit geopfert haben! Das wollte ih nicht unerwähnt lassen. i |

Meine Herren, es ist aber noch eine andere Sache, die ih Jhrer Wissenschaft nicht vorenthalten möchte. Herr Dr. Back- hausen hat mit Recht hervorgehoben, daß es bedeutende Gegen- säße im Verbande gibt, schon durch die geographische Lage der betreffenden Produzenten. Es gibt eben Drahtstiftfabriken, welche gewissermaßen an der Quelle sämtlicher Rohstoffe liegen, und solche, die sehr entfernt davon weilen, sodaß die Heran- shaffung der Rohstoffe, wie z. B. Walzdraht oder Stiftdraht, Frachtnuslagen bis zu 2,5 M, pro 100 kg teilweise erforder- lih macht.

Meine Herren, wie eben nichts auf einmal vollkommen ist, so war auch der vorige Verband, der im Jahre 1898 geschaffen wurde und bis 1901 bestand, nicht so vollkommen, wie erx in der zweiten, darauf folgenden Periode ausgestaltet worden ist. Damals hat man allerdings noch den einzelnen Produzenten zugemutet, gewissermaßen ohne Unterschied der geographischen Lage, zu gleichen Preisen einzuliefern, und man hat nur eine gewisse Milderung eintreten lassen insofern, als man Präzipuagebiete \{huf, die die Frachtauslagen in etwas wettgemaht haben. Nehmen wir den Fall an, ein Werk in Hamm hat die Rohstoffe selbst hergestellt und braucht für die Fertigverarbeitung keine Rohstoffauslagen aufzuwenden; ein Werk in Nürnberg oder in Augsburg dagegen hat sehr be- deutende Auslagen für Verfrahtung von Rohmaterialien auf- zuwenden, ebenso ein Werk in Leipzig oder in Halle oder sonst in Sachsen. Und aus der Erkenntnis, daß es unbillig wäre, den Betreffenden diese Mehrbelastung zuzumuten, hat man schon in diesem ersten Verbande eine gewisse Rücksihtnahme ausgeübt, indem man gewisse Präzipuagebiete {uf und z. B. sagte: alle Lieferungen nah Sachsen sollen mit einem Präzipuum von 1,50 belegt sein, meinetwegen die nah Süddeutschland auh mit 1,50, sofern sie durch die bessere Verwertungs- möglichkeit der Fertigwaren, der Stifte, dem Verbande soviel wieder einbringen. Also nah der Richtung war schon eine gewisse ausgleichende Gerechtigkeit im ersten Verbande versucht worden. Es hat sih aber herausgestellt, daß diese ausgleichende Maßregel nicht in allen Fällen ausreihte, und daß doch noch teilweise große Ungerechtigkeiten bestehen blieben. i Man ging infolgedessen bei der zweiten Verbandsbildung einen Schritt weiter; man hatte die Erfahrungen als Grundlage und sagte nun: grundfäßlih sollen jedem Werke die auf das Rohmaterial verwendeten Frachten vergütet werden, sodaß von vornherein ein gewisser Ausgleich zwischen der geographischen Lage des einen oder anderen Werkes hergestellt war. Also es wird von vorn- herein jedem Werke, ob es in Augsburg oder in Hamm liegt, garantiert, daß das Rohmaterial, welches es verarbeiten soll, ihm ohne Frachtnachteil zugeht. Das war ein großer Fort- schritt gegenüber der Vergangenheit.

Dies wollte ih hier konstatiert haben, und damit glaube ih verschiedene irrige Auffassungen, die etwa Play greifen könnten oder {hon Plag gegriffen haben sollten, weggeräumt zu haben.

Referent Regierungsrat von Groß: Jh wollte mir nur eine ganz kurze Bemerkung gestatten. Jh hatte dièse Be- shwerde des hetreffenden Verbandsmitgliedes rein referierend vorgetragen. Jch für meine Person muß gestehen, daß die Ausführungen der drei Herren Vorredner, namentlich die Aus- führungen des Herrn Generaldirektors Wolff über die Zu- sammensezung des geschäftsführenden Ausschusses, mich davon überzeugt haben, daß die Beschwerde, die ih vorhin vor- getragen habe, doch nicht in vollem Umfange zutrifft. Jch kann aber auch aus meiner eigenen Erfahrung, die allerdings eine sehr kurze ist, noch hinzufügen, daß ich bei Gelegenheit einer Dienstreise gerade Veranlassung genommen habe, mit einigen kleineren Drahtstiftfabrikanten zu sprechen, und daß

| diese sih in gleiher Weise dahin geäußert haben, daß es | allein der Verband gewesen ist, der ihnen das Weiterbestehen F ihres Werks überhaupt ermöglicht hat. j

F Fabrikbesiger Helmreih - Mannheim: Meine Herren! F Ich möchte mir doch noch erlauben, troß des Schlußsazes des F Herrn Regierungsrats von Groß die Aeußerungen der Herren F Dr. Backhausen und Wolff näher zu beleuchten. Wenn die 4 Herren sagen, daß jedes Ausschußmitglied nur eine Stimme im geschäftsführenden Ausschusse hat, so ist das ja ganz richtig. Wenn die Herren aber die Statuten bekommen werden, werden

bloß ihre Jnteressen nicht in den Vordergrund geseßt, sondern-

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sie sehen, daß die großen Werke doch die Majorität im geschäftsführenden Ausshuß haben, indem sie am meisten da vertreten sind.

Die zweite Frage ist das Präzipuum. In den Statuten steht ja, daß den einzelnen Gruppen ein Präzipuum gewährt wird, sofern sie das einbringen. Nun ist in leßter Beit für Süddeutschland das niht mehr der Fall gewesen, weil wir da ein Werk haben, das außen steht und von dem Verbande bekämpft worden ist. Mit der Bekämpfung haben wir Süd- deutschen nichts zu ‘tun; das wird vom Verbande ohne uns beschlossen. Troßdem der Verband hätte einsehen müssen, daß jede weitere Verfolgung dieses Werkes aussichtslos ist, wurde die Bekämpfung doch weiter fortgeseßt, und wir kommen um das Präzipuum. Was die süddeutshen Werke anlangt, so stehen die jeßt sehr viel {hlechter da, als vor der Gründung des Verbandes.

Generaldirektor Wolff - Gleiwiß: Die leßten Aus- führungen meines verehrten Herrn Vorredners zwingen mich noh zu einer kurzen Bemerkung. Er sagte, im geschäfts- führenden Ausschuß haben die großen Werke troß alledem den Ausschlag, und die kleinen Werke kommen nicht zu ihrem Rechte. Scheinbar geben ihm die Saßungen recht; denn es beit n S U 1: Unter den 11 Mitgliedern des geschäftsführenden Ausschusses müssen vertreten sein zwei \üd- deutsche, eine sächsishe, eine \{chlesishe und im ganzen mindestens fünf Firmen, die nicht selbst Walzdraht fabrizieren. D. h. unter 11 Mitgliedern müssen mindestens Vertreter fünf reiner Werke sein. Also die gemishten Werke hätten von vornherein den Vorsprung, daß sie sechs Vertreter entsenden, während die reinen Werke nur fünf entsenden können. Damit wäre scheinbar bestätigt, daß die reinen Werke sih immer in der Minorität befinden und hiernah auh vergewaltigt werden könnten. Jch nehme es Herrn Helmreih nicht übel, wenn er diese Auffassung hat, weil wir leider nicht den Vorzug haben, ihn im geschäftsführenden Ausschuß als Mitglied zu besißen, so daß die Kenntnis der Handhabung im geschäftsführenden Ausschuß ihm infolgedessen abgeht. Aber ih kann weiter sagen und das werden mir die anderen im Aus\huß ver- tretenen Mitglieder der reinen Werke bestätigen —, daß die gemischten Werke von ihrem anscheinend überwiegenden Ein- flusse keinen Gebrauh gemacht haben, daß sie, wenn es sich um die Interessen der gemischten Werke gehandelt hat, in der Regel ihre eigenen Jnteressen hintangeseßt haben. Aber es ist noch ein gewisses anderes Gegengewicht dagewesen, nämlich in der Vertretung des oberschlesischen Werkes. Jn zweifelhaften Fällen und in Fällen, wo überwiegend Jnlandsinteressen in Frage kamen, wo eben die kleinen Werke in Vetracht kommen, haben sich die Vertreter der Firma Oberschlesishe Eisen- industrie Gleiwiß immer identifiziert mit den anderen Jnlands- werken, sodaß diese Firma, obgleih gemischtes Werk, zu Gunsten der kleinen reinen Werke Stellung genommen hat. Auf diese Weise sind etwa überwiegende Wünsche ‘der ge- mischten, besonders der großen exportierenden Werke in West- falen paralysiert worden. Aber, wie gesagt, ih betone, daß sie überhaupt kaum jemals rehtlich zur Geltung gekommen sind, weil die gemishten Werke \o viel Solidaritätsgefühl gehabt und behalten haben, daß sie ihre Separatansprüche und Wünsche hinter den allgemeinen Jnteressen zurückgestellt haben.

Fabrikbesißer Helmreich- Mannheim: Herr Direktor Wolff hat von mir gesagt, ih kenne wohl die Geschäftshandhabung im Ausschuß nicht. Das kann ih selbstverständlih nicht, weil ih nicht darin bin. Aber es steht im Statut, daß 9 kleinere und 6 größere Werke im Ausschuß sind.

Fabrikbesißer Dr. Backhausen - Nettehammerb. Andernach: Meine Herren! Es is ja ganz sicher, es steht im Statut nicht, daß 6 größere Werke im Ausschuß sein müssen, sondern nur, daß 5 kleinere drin sein müssen. Wir können also auch noch viel mehr kleine Werke hineinwählen. Aber die General- versammlung hat uns Kleinen tatsächlich bis jeßt nur das verfassungsmäßig garantierte Minimum von Vertretern zu- gebilligt. Aber wenn ih so auch Herrn Helmreich zustimme, so kann ih doch wieder nur das bestätigen, was Herr General- direktor Wolff ausgeführt hat. Speziell die oberschlesische Eisenindustrie ist vielleiht von allen Werken im Verband unter der früheren Leitung des Herrn Kommenrzienrats Hegenscheidt und jeßt unter der Leitung des Herrn General- direktors Wolff dasjenige Werk gewesen, das das Verbands- interesse weit über das Werksinteresse gestellt hat in einem Maße, das ih anderswo nicht wieder gefunden habe. Weiter fann ih feststellen, daß tatsächlich das Stimmenverhältnis, diese Verteilung von 5 : 6, eigentlih nur wesentlih geworden ist bei der Debatte über die Verteilung des Reingewinns. Da wollten in der Regel die kleinen Werke mehr ausgeschüttet haben, und die größeren Werke wollten mehr in Reserve gestellt haben für s{chlechte Zeiten. Jm übrigen, meine Herren, sind beinahe alle Beschlüsse einstimmig gefaßt worden. (Hört! hört!)

Vorsißender: Das Wort zu dieser Frage wird wohl niht mehr verlangt. Jch nehme an, daß wir damit die Fragen 8 und 9 erledigt haben.

Wir kommen nunmehr zur Frage 10:

Hat das Kartell einen Einfluß auf die von ihm ab-

_hängigen Jndustrien und Händlerkreise ausgeübt, insbesondere durch die Festseßung von Verkaufs- bedingungen. Welche Stellung nimmt das Kartell gegenüber den Einkaufsvereinigungen ein?

ZU dieser Frage liegen verschiedene Wortmeldungen vor.

Kaufmann Schmahl-Mainz: Meine Herren! Jch habe die Ehre, Vorsißender des Verbandes Deutscher Eisenwaren- händler zu sein, der 1500 selbständige Eisenwarenhändler umfaßt. Wir haben uns selbstverständlih mit der Kartell- frage auf das eingehendste beschäftigt. Wir haben die Ent- wickelung derselben genau verfolgt, und wir haben versucht, gerade in dieser Frage besonders in Fühlung mit unseren Mitgliedern zu bleiben und von ihnen zu hören, wie sie über Kartelle im allgemeinen und speziell über die Frage des Drahtstiftverbandes denken. Noch in den leßten Tagen habe

ih darüber eine Umfrage gehalten bei unseren Ortsgruppen, Sektionen und Ausschußmitgliedern, und ih habe dabei ge- funden, daß, von einer ganz vershwindend geringen Minderheij abgesehen, die Ansichten sih ungefähr decken. / halb interessieren, diese Ansichten, die hier in Kürze zusammen: gefaßt sind, einmal zu hören.

Es mag deg-

Die Kartelle und Syndikate sind als natürliche Erscheinungen unseres heutigen Wirtschaftslebens, alz Kinder unserer Zeit anzusehen, weshalb ihnen eine Berechtigung an sich niht abgesprohen werden kann. Jn der Theorie sind sie sehr wohl dazu geeignet, die Produktion und die Preise zu regeln, den ruinösen Wettbewerb einzuschränken, für eine immer rationellere Fabrikation zu sorgen und der Konkurrenz des Auslandes wirksam zu begegnen.

Bei der Neuheit dieser Jnstitutionen, welche in die Selbständigkeit der ihnen angehörenden einzelnen Werke tief einshneiden, und die nicht nur auf die Fabrikanten, sondern au auf ihre Abnehmer vermöge ihrer wirtschaftlihen Macht einen großen Einfluß ausüben, ist es aber nur zu begreiflich, daß die Formen, in denen sih der Geschäftsverkehr im Kreise ihrer Einzelmitglieder und mit ihren Abnehmern in der meist noch kurzen Zeit ihres Bestehens entwickelt hat, niht s{hon ohne weiteres allen berechtigten Erwartungen entsprechen konnten. Das Herausbilden von wirklih geeigneten neuen Formen in diesem Verkehr dürfte vielmehr nur allmählich vor sich gehen können.

Es ist niht unsre Aufgabe, hier zu untersuchen, inwieweit die Syndikate in ihrer bisherigen Form vielfah die Jndividualität ihrer einzelnen Mitglieder beeinflußt haben, und inwieweit dur sie bisher oft- mals eine gewisse Gefahr für die Weiterentwicklung der einzelnen Fabriken nach deren Beitritt zum Syndikat durch das Aufhören des Wettbewerbes innerhalb der Syndikatswerke herbeigeführt wurde, Wir beabsichtigen vielmehr nur, uns mit der Frage zu beschäftigen, inwieweit der Handel bisher durch die Syndikate in Mitleidenschaft gezogen worden ist, und welche Auswüchse sih für ihn bei der bisherigen Geschäftsführung derselben herausgebildet haben.

Es muß zunächst festgestellt werden, daß viele Syndikate bisher auf die Bedürfnisse des Handels sehr wenig Nücksiht genommen haben. Das vielfach mit bestem Willen hervorgetretene Bestreben der Kaufleute, beim Suchen nah geeigneten neuen Geschäftsformen im Verkehr mit den Syndikaten behilflih zu sein, ist von diesen in den \eltensten Fällen anerkannt oder überhaupt beachtet worden. Man versuchte vielmehr, durch diktatorishe Bestim- mungen auf die Abnehmer einzuwirken, Bestimmungen, die häufig den bisher üblichen, in langem Gebrauch bewährten Formen geradezu widersprachen. Man gewährte vielfah dem Zwischenhandel durch Ertra- rabatte nur einen Verdienst, der auch nicht annähernd die Selbstkosten der Geschäfte decken konnte. Dazu kam, daß einzelne Syndikate, ohne vorher genügende Geschäftserfahrungen gesammelt zu haben, die Preise häufig in willkürliher Weise hohshraubten oder herabseßten, sodaß dem Zwischenhandel eine richtige Beurteilung der Marktlage und eine Ausnugzung der Konjunkturen unmöglih gemacht wurde, und daß ihm dadurh große Schäden erwuchsen. Diese will: kürlihe Behandlung der Händler erzeugte in deren Kreisen dann in vielen Fällen eine große Erbitterung, die sih meist in einer starken Unterstüßung der Außersyndikatswerke und in Maßnahmen der ver- schiedensten Art äußerte, die in sehr vielen Fällen die Sprengung der betreffenden Syndikate herbei- führten. Natürlih geshah das aber nie, ohne daß die Geschäftsverhältnisse in der betreffenden Branche für lange Zeit zerrüttet worden waren. j

Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch nicht un- erwähnt lassen, daß die Kartelle und Syndikate von Rohproduzenten durch oftmals unverhältnismäßig hohe Preise im Jnland bei außerordentlich billigen Ausfuhrpreisen die weiterverarbeitende einheimische Jndustrie in ihrer Konkurrenzfähigkeit mit dem Aus- lande häufig {wer beeinträchtigt haben, und daß durh sie die Konkurrenz des Auslandes vielfach geradezu großgezogen worden is, was dur zahl- reiche Beispiele belegt werden kann.

Besonders aber das Drahtstiftsyndikat hat dur sein Verhalten gegenüber den Händlern sich unter diesen sehr wenige Freunde erworben, und auf das Syndikat fällt die Schuld zurück, wenn die Verhält- nisse in unserer Drahtstiftbranche dur das Wachsen von Konkurrenzfabriken außerhalb des Syndikats in einzelnen Gegenden Deutschlands immer unhaltbarer geworden sind. !

Es folgen dann hier einige Auslassungen über das Drahistist- syndikat selbst, auf die ih anschließend daran noch zurü: kommen möchte.

Vorstellungen der Händler wegen dieser Art von Geschäftsführung bei der Syndikatsleitung, wie fle auch vom Verbande Deutscher Eisenwarenhändler mehrfah gemacht wurden, fanden fast nie Berüd- sichtigung. s

Nachdem die Jndustrie, besonders in der Kleineljen- branche, mehr und mehr zur Massenfabrikation Uher gegangen ist, kann sie weniger denn je den Zwischen handel entbehren, und diese Tatsache sollte unsere Erachtens dem Handel und in erhöhtem Maße det Jndustrie die Verpflichtung auferlegen, für Erhaltung guter Beziehungen zueinander Sorge zu e Kraftproben dagegen, wie sie die Entwicklung unser?

Jch kann hier hinzufügen,

Syndikatswesens im Verkehr zwischen den Syndikaten und Händlern bisher leider nur zu häufig gezeitigt hat, sind wenig dazu angetan, zur Förderung der gemeinsamen Jnteressen beizutragen. . Die durch viele Syndikate vom Zaun gebrochenen wirtschaftlichen Kämpfe haben Handel und Industrie meist gleich shwer geschädigi. Die nachteiligen Wirkungen der- selben haben sich im ganzen Lande mehr und mehr fühlbar gemacht, wie aus zahlreichen Aeußerungen in der Presse und nohch mehr aus vielen unserm Ver- bande zugegangenen Klagen zu {ließen sein dürfte, Im großen Publikum herrsht ein unverkennbares Mißtrauen gegen unser Syndikatswesen in seiner bisherigen Form vor.

Wir empfehlen deshalb, daß durch persönliche Aussprachen zwischen Vertretern der Kartelle und deren Abnehmern versuht werden möge, künftig wieder beiderseits befriedigende Verhältnisse zu schaffen. Diese Aussprachen könnten zunächst vielleicht regierungs- seitig vermittelt werden. Wenn sie überhaupt erst einmal ins Leben getreten sind, so werden sie sich mehr und mehr als ein Bedürfnis sowohl für die Syndikate, wie für den Handel erweisen, und die Regierung wird dann mit der Zeit gar niht mehr nötig haben, für ihr regelmäßiges Zustandekommen Sorge zu tragen.

Diese Neueinrichtung würde es unseres Erachtens auch notwendig machen, daß die Syndikate und Kartelle künftig auch über ihre Mitglieder, Vorstände und Geschäftsstellen sowie über die hauptsächlichsten Bestimmungen ihrer Saßungen Aufklärung geben müßten. Durch diese Kartellregister würden \ie der Kritik der öffentlichen Meinung mehr ausgeseßt werden, vor der sich die meisten von ihnen heute künstlih abzuschließen pflegen. Die Kritik der öffent- lihen Meinung ist aber zweifellos ein ganz besonders geeignetes Mittel, um Mißbräuchen im Syndikats- wesen entgegenzuwirken. daß in den gestern stattgehabten

Unterredungen zwischen Vertretern der Industrie und Ver- tretern des Handels Beschlüsse gefaßt worden sind, die die

Anbahnung

von derartigen freien Meinungsäußerungen an-

streben und in die Wege leiten sollen. Es ist selbstverständlich, daß wir, wenn dies, was wir sehr hoffen, der Fall sein wird, niht mehr nötig haben würden, die Regierung mit dieser

Frage zu beschäftigen.

Es ist auch unser Bestreben und unser

Wunsch, daß ein Eingreifen der Regierung möglichst vermieden wird; denn wir stehen seit jeher auf dem Standpunkt, daß dem freien Meinungsaustausch, der freien Entwicklung unbe- dingt der Vorzug gegeben werden muß.

Auf jeden Fall sind wir der Ueberzeugung, daß nur dur regelmäßiges Nähertreten von Angehörigen der Syndikate und des Handels die Härten ver- mindert werden können, die Verbitterung zu beseitigen ist, wodurch heute der Verkehr zwischen den meisten Syndikaten und ihren Abnehmern sih für beide Teile so wenig angenehm gestaltet. Nur bei gegenseitigem guten Willen werden sih zwischen den Syndikaten und ihren Abnehmern neue Verkehrsformen finden lassen und einbürgern, die die jeßt vielfah ins Stocken geratene Arbeitsfreudigkeit, die vielfah nach- teilig beeinflußte Arbeitskraft beleben und fördern, die Staat und Volk zum Segen gereichen werden!

Meine Herren, ih komme nun zu dem Drahtstiftsyndifat

selbst.

Zunächst möchte ih erwähnen,

daß hier verschiedene

gâlle anzuführen sind, die z. T. längere Zeit zurückreichen

und durch die überholt sind. vergangene Geschäftsführung der

weitere Entwicklung der Verhältnisse etwas Da wir aber doch eine Enquete auch über die

f

Syndikate hier zu führen

haben, so glaube ih, daß es nôtig sein wird, auch auf diese

der Ver

gangenheit angehörenden Fälle hier zurückzukommen.

Da habe ih nun folgendes zu erwähnen. Als der Verband Deutscher Drahtstiftfabriken im Sep-

tember 1898 gegründet worden war,

sandte er den Eisen-

warenhandlungen ein Rundschreiben, in dem es wörtlich heißt:

Die in

C%

Die seit Jahren andauernde ungünstige Lage des Drahtstiftgeshäfts sowohl für die Fabrikanten als für die Händler gab die Veranlassung zu dem am 6. September in Cöln vollzogenen Abschluß eines Verbandes Deutscher Drahtstiftfabrikanten behufs gemeinschaftlichen Verkaufs ihrer gesamten Produktion an Drahtstiften. Dex Verband bezweckt eine stetige, allseitig lohnende Entwicklung des Geschäfts in Drahtstiften herbeizuführen und auf Abstellung der vielen eingerissenen Mißbräuche hinzuwirken. Es liegt den vereinigten Drahtstiftfabrikanten durchaus fern, willkürliche Preiserhöhungen, welche durch die jeweiligen Marktverhältnisse nicht gerechtfertigt sind, durhführen zu wollen, dagegen werden dieselben durch den Verband eine Gewähr gegen die bisherigen häufigen Schwankungen der Preise bieten, unter O Fabrikanten wie Händler empfindlichen Schaden erlitten.

_Die Verkaufsstelle wird es fih angelegen sein lassen, den Wünschen der Kundschaft nah Möglichkeit entgegenzukommen, besonders aber die bisherigen Verbindungen zu pflegen. diesem Programm den Händlern gemachten Ver-

sprehungen erfüllte der Drahtstiftverband vom Beginn seiner

tigkeit an nicht, drin, ohn

iste in d

iht, sondern er erblickte zunächst seine Aufgabe e Nücksiht auf die Marktlage die Preise für Draht- le Höhe zu shrauben, und erhöhte den Grundpreis

un 14,75 4

Vildung d ann folgten

9 M, wohin er schon mit Rücksicht auf die erwartete es Drahtstiftsyndikats gestiegen war, auf 18,25 M quartalsweise weitere Steigerungen, bis im

leßten Quartal 1899 der Durchschnittspreis von 27,50 bis

VfU,

erreiht war. Als der Preis im Inlande auf diese

|

II Höhe gebracht worden war, verkaufte das Syndikat an das Ausland zum Preise von ca. 14 M. pro 100 kg.

„, Jh möchte hier erwähnen, daß ih mich bei dieser Angabe nicht allein nah den Mitteilungen der „Kölnischen Volkszeitung“ richtete, denen j sahlich von der Leitung des Drahtstift- syndikats nicht widersprochen worden ist. Es ist vielmehr nur gesagt worden von Herrn Generaldirektor Wolff, daß er auf diese Zeitungsmeldungen prinzipiell nicht reagiert habe. Diese Kenntnis des Ausfuhrpreises gründet sih bei mir auch darauf, daß unser Verband von Schweizer Eisenhändlern erfahren hat, daß zu dieser Zeit franko Fracht und Zoll Genfersee die Drahtstifte für 26,50 Franken nah Genf und Lausanne ge- liefert wurden. Wenn Sie nun berücksichtigen, daß ein erheblicher Zoll und Fracht auf diesem Preise liegen, so würde das ein weiterer Beweis dafür sein, daß der Preis von 14 s. für das Ausland ungefähr wohl seine Richtigkeit haben dürfte.

Im August 1900 endlih erfolgte von einem Tage auf den anderen ein Preissturz von 5 M. für 100 kg, der den Händlern enormen Schaden zufügte; und zwar handelte bei dieser Gelegenheit das Syndikat um \o unverantwortlicher gegenüber den Händlern, da es nicht einmal für nötig fand, dafür zu sorgen, daß dieser ganz unerwartete enorme Preisfall zunächst wenigstens dem großen Publikum unbekannt blieb. Am Tage, nachdem das Syndikat eine willkürliche Festseßung getroffen hatte, wußten bereits alle Tageszeitungen hierüber zu berichten. Die Händler aber, die zum großen Teile ihre Lagerbestände gefüllt hatten oder noch große Abschlüsse mit dem Syndikat zu alten Preisen gemacht hatten, konnten sehen, wie sie bei einem so enormen Preisfall ihre Rechnung finden konnten. Hierzu möchte ich erwähnen, daß die Zahl von 180 Waggons, die die Händler nah Aussage des Herrn Generaldirektor Wolff damals noch abzunehmen gehabt hätten, jedenfalls auf einem Jrrtum beruhen dürfte und wohl zu niedrig gegriffen ist; denn es ist mir bekannt, daß zu jener Zeit ein Händler allein noch 50 Waggons abgeschlossen hatte. Die Tatsache will ih gern belegen, und ih bin bereit, darüber Nede zu stehen.

Unter dem Einfluß des Kampfes mit dem immer mehr erstarkenden Werke außerhalb des Syndikats gingen die Preise dann weiter und weiter herunter bis auf 15 M. Durch- schnittspreis, der kürzlih wieder eine kleine Erhöhung er- fahren hat.

Um die Händler an das Syndikat zu fesseln, verpflichtete es seine Abnehmer, bei einer Konventionalstrafe von 3 M, für 100 kg des bei ihm bezogenen Quantums, bei keinem Außer- syndikatswerke zu kaufen eine Bestimmung, die, wie nebenbei erwähnt werden mag, nicht genau durchgeführt wurde.

Zur Bekämpfung der außenstehenden Konkurrenz gewährte das Syndikat zeitweilig einigen Händlern, welche troy der obigen Bestimmung bei Nichtsyndikatswerken kauften, bei Vor- legung der Konkurrenzpreise Notierungen, welhe 1 #, unter jenen waren, und es schädigte hierdurch auf das Empfindlichste diejenigen Abnehmer, welche treu zu dem Syndikate hielten, oder die es für ihrer nicht würdig erachteten, der Syndikats- leitung die Preise der Konkurrenz vorzulegen. Jch möchte noch bemerken, daß das Syndikat, obgleich es die Konventional strafe von 3 H. nicht eingefordert hat, dadurch doch sehr viele Händler geschädigt hat, indem sich hiedurch viele Leute einshüchtern ließen. Denn diejenigen, die troßdem bei Außersyndikatswerken gekauft haben, hatten den Vorteil, die Aengstlichen häben den Schaden gehabt.

Durch staffelweise Preisstellung in den verschiedenen Absay- gebieten kam es häufig vor, daß zwischen zwei benachbarten Pläßen sih fo bedeutende Preisdifferenzen ergaben, daß die Konkurrenzfähigkeit des einen Händlers gegenüber seinem Mitbewerber im Nachbarort dadurh häufig s{hwer beeinträchtigt wurde.

Durch die zahlreichen unrichtigen Maßnahmen, die die Syndikatsleitung mit einer Willkür traf, die jede Meinungs- äußerung dagegen unmöglich machen sollte, kam in das ganze Drahtstiftengeschäft eine für den Handel ganz außerordentlich nachteilige Unsicherheit und eine andauernde Beunruhigung.

Weiter wird darüber Klage geführt, daß das Syndikat denjenigen Händlern, welche sich seinen Bestimmungen und Wünschen nicht ohne weiteres fügten, einfah feine Ware weiter lieferte. Solche Vergewaltigungen der Händler erlaubte sich das Syndikat auch in Fällen, in denen das gute Recht der ersteren klar auf der Hand lag. Belege hierfür gingen uns von verschiedenen Seiten zu, und bin ih bereit, solche hier vorzubringen. :

Auch wird diese Handlungsweise des Drahtstiftenverbandes recht deutlich in einem Schreiben der Handelskammer in Lahr gekennzeichnet.

Weiter wird darüber Klage geführt, daß das Syndikat den Händlern nicht immer die Fabrikate derjenigen Werke lieferte, an die die Abnehmer der betreffenden Händler seit Jahren gewöhnt sind, beziehungsweise, die sie wegen ihrer besonderen Eigenschaften bevorzugen oder auch allein gebrauchen können. Die Syndikatsleitung nimmt hierbei keine Rücksicht darauf, daß die Händler durh diese Maßnahme leicht ihre Kundschaft, welche oft ein ganz bestimmtes Fabrikat verlangt, verlieren, und so dürfte dies vielfach auch den Jnteressen der betreffenden Fabriken direkt schaden.

Eigentümlih muß es berühren, wenn uns von seiten eines Mitgliedes geschrieben wird, daß ihm von der Syndikats- leitung zugemutet wurde, Stifte von rheinisch - westfälischen Werken zu empfangen, wo unser Mitglied gewohnt war, seinen Bedarf bei den ganz in seiner Nähe gelegenen Werken der bayerischen Pfalz zu decken. Der Mann wohnt nämlich in der Mitte der bayerischen Pfalz. Für die ungleihmäßige Preisstellung von seiten des Drahtstiftverbandes ist ein Fall bezeichnend, den mir ein Mitglied meldete.

Die betreffende Firma machte einen Abschluß mit dem Drahtstiftsyndikat auf ein bis zwei Waggons Drahtstifte von einem rheinishen Syndikatswerke. (leich darauf erhielt unser Mitglied eine Offerte seitens eines kleineren Konkurrenzgeschäftes, welches ihm gleichfalls dasselbe Fabrikat zu einem Preise anbot,

der 50 Pf. per 100 kg unter dem von unserem Mitgliede

mit dem Syndikate getätigten Kaufe war. Um sich von der

Richtigkeit der Offerte zu überzeugen, machte unser Mitglied

den Abschluß mit dem kleineren Konkurrenten und erfuhr nun-

mehr, daß dieser, welcher nur in kleineren Quantitäten im

Handverkauf einzukaufen pflegte, dem betreffenden Syndikatswerk

die Preise eines Außersyndikatswerks in Nassau vorgelegt hatte.

Hierauf hatte das Syndikatswerk von der Syndikatsleitung

die Ermächtigung erhalten, diese Drahtstifte so billig an den

kleinen Konkurrenten unseres Mitgliedes abzugeben, daß jenem s ermöglicht wurde, unserem Mitgliede billiger zu verkaufen, als

solhes bei dem Syndikat direkt abgeschlossen hatte. Hierzu

kommt aber noch, daß unserem Mitgliede von dem Draht-

stiftensyndikate bei Versendung per Schiff ein Preiszuschlag von

10 Pf. per 100 kg für Drahtverschnürung der Pakete berechnet wurde, eine Bedingung, welche gerade bei diesem Abschluß

Gegenstand längerer Erörterung war, da sie ganz willkürlich

nach Perfektwerden des Abschlusses gestellt worden war, die

aber das Syndikat nicht fallen ließ.

Das Syndikatswerk lieferte jedoch dem kleineren Kon-

furrenten außer dem billigeren Preise seine Stifte ohne diesen Zuschlag für Drahtverschnürung, und hat solchen von diesem

überhaupt gar nicht verlangt.

Des weiteren beschwerte sich fürzlih ein Mitglied darüber, daß es bei 10 Tons-Ladungen dem Syndikate dieselben Preise zahlen müsse, zu denen ein Syndikatswerk im Handverkauf kleinere Partien direkt an Konsumenten abgebe.

Auf Vorstellungen hierüber bei der Syndikatsleitung in Mannheim habe diese geantwortet, daß sie in der Handlungs- weise ihres Werkes keinen Grund zu einem Vorwurf für dasselbe erblicken fönne.

Jn vielen dieser und in zahlreichen sonstigen Fällen hat der Verband deutscher Eisenwarenhändler Vorstellungen bei der Leitung des Drahtstiftensyndikats erhoben, ohne daß dieselbe es jedoh in den meisten Fällen für nötig gehalten hätte, darauf überhaupt zu antworten.

Meine Herren, ih bin in der Lage, Jhnen die einzelnen Fälle zu belegen. Jch stelle anheim, ob es hier geschehen soll, oder ob vielleicht diejenigen Herren, die si für diese Beschwerden interessieren, das Material bei mir einsehen wollen. Jch glaube ja selbst, daß es vielleicht zu weit führen würde, wenn ih den Herren im Detail das Material für die einzelnen Fälle vortrage.

Konsul Friß Ehrlich - Breslau: Meine Herren! Jn Ueber- einstimmung mit unseren sämtlichen Mitgliedern und mit dem Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Eisenwarenhändler spreche ih die Hoffnung aus, daß wir in Zukunft zu einem er- \prießlichen Verhältnis mit dem Syndikat kommen werden. Wenn wir troßdem unsere Beshwerden aus der leßtvergangenen Zeit noch einmal ein wenig näher präzifieren, so, meinen wir, sind wir Händler dazu verpflichtet, damit die Regierung Kenntnis davon bekommt für den Fall, daß unseren Be- strebungen jeßt oder später nicht \o Rechnung getragen wird, wie wir es wünschen bezw. wie wir überzeugt sind, daß es vielleiht möglich ist.

Meine Herren, ih lese nun auf Seite 5 der Denkschrift des Herrn Regierungsrats v. Groß, daß der Drahtstiftsverband sich in seiner Preispolitik von derjenigen des Walzdraht- syndikats abhängig gemacht habe, so daß im allgemeinen weniger Klagen gegen ihn laut geworden sind. Daraus, daß sie niht laut geworden sind, bitte ih die Herren, die unseren Händlerkreisen ferner stehen, um Gottes willen nicht zu glauben, daß diese Klagen nicht wirklich bestanden haben. Jch fürchte beinahe, daß Besorgnisse vor Repressalien dazu geführt haben, daß diese Klagen überhaupt nicht geltend gemacht worden sind. Wie weit diese Befürchtungen gehen, habe ih vorhin gesehen, als wir über das Walzdrahtsyndikat verhandelt haben; denn eigenartigerweise sind ret wenig Be- hwerden hier geltend gemaht worden. Jh nehme an, daß entweder eine gewisse Furcht vorhanden war, oder daß die Ausführungen, die wir als Zitate aus der Kölnischen Volks- zeitung gelesen haben, dann einfah nicht zutreffend gewesen sind. Den Streit hierüber zu entscheiden, steht mir nicht zu, da ich dem Walzdrahtsyndikat vollständig fernstehe.

Jh möchte, bevor ich weitergehe, aber doch noch im An- {luß an die Notiz des Herrn Schmahl auf eine Aeußerung des Herrn Kommerzienrat Hegenscheidt von vorhin eingehen, obwohl ih ihn jeßt leider niht auf seinem Plage sehe. Er hat es dem Drahtstiftverband zu seinen Gunsten ausgelegt, daß erst alles abgenommen war, bevor dieser berühmte Preis- sturz i. J. 1900 erfolgt ist. Nun, es liegt mir fern, diese Bestimmung anzuzweifeln, oder vielleicht war wirklih nur noch sehr wenig abzunehmen, obgleich uns von Herrn Schmahl das Gegenteil versichert wird. Darüber ist aber wohl fein Zweifel mir ist es so gegangen, und verschiedenen Herren ist es so gegangen, die hier am Tische sißen, die mit mir darüber gesprohen haben —, daß die Läger im Augenbli des Preissturzes recht stark überfüllt waren; das ist auch ganz natürlich, denn dieser Preissturz ist mitten im Quartal ge- kommen, wo wir alle unsere Abnahmen bewirkt hatten. Also die Schädigung is auch dann noch vorhanden gewesen. Jch will mich auch hier gern darüber belehren lassen, daß irgend welche höheren Gesichtspunkte maßgebend waren, unter denen wir leiden mußten; aber gelitten haben wir darunter, und eine Beschwerde darüber möchten wir doch auch an dieser Stelle einmal zum Ausdru bringen.

Es ist ferner von Herrn Kommerzienrat Hegenscheidt ge- sagt worden: wohin kommen wir, wenn wir die Händler an der Preisbestimmung mitwirken lassen?! Dazu sind wir ja viel zu bescheiden, meine Herren (na! na!); wir haben bis jeßt geshwiegen, aber wir möchten doch heute wenigstens in- soweit einmal unserm gepreßten Herzen Luft machen, daß wir es gern sehen würden, wenn in Zukunft unser Stand besser behandelt würde. Bei der Preisbestimmung beabsichtigen wir nicht mitzuwirken das ist vielleicht von irgend einer Seite

nicht rihtig ausgedrückt worden —, wir wollen aber gehört