1904 / 170 p. 23 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Jul 1904 18:00:01 GMT) scan diff

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gegenüber unserm hochverdienten Vorsißenden, Herrn Geheimrat Delbrü, dem wir zu großem Danke verpflichtet sind für die sachliche Leitung der Verhandlungen, in der jeder von uns zu Worte kommen und das, was er auf dem Herzen hatte, vor- bringen konnte. Sie gestatten, daß ih in Jhrem Namen unserm hochverehrten Herrn Vorsißenden hiermit unsern Dank für seine sachverständige Leitung ausspreche. (Bravo!)

Vorsißender: Diesen Dank möchte ich auf den Refe- renten Herrn Regierungsrat v. Groß ausgedehnt wissen, dem das Hauptverdienst an der heutigen Verhandlung zuzu- schreiben ist.

Jch schließe die Verhandlungen.

Anlage 1. Sachdarstellung.

Allgemeines über die Walzdrahtindustrie.

Walzdraht is ein Walzerzeugnis, welches in rohem Zustande nur ausnahmsweise Verwendung findet, etwa zu rohen ge von Weiden, als Moniereisen zu Bauausführungen oder zu ähnlichen Zwecken. Die Walzung geschieht in allen möglichen Formen und in den verschiedensten Eisen- und Stahlqualitäten, hauptsächlich aber in runder Form und in Flußeisen. In Ziehereten wird der Walzdraht weiter verarbeitet und gelangt entweder als gezogener Draht (Tele- graphen- und Telephondrähte, Handelsdraht, Blumendraht usw.) in den Handel oder erfährt noch eine weitere Verfeinerung, die außer- ordentli vielseitig und mannigfaltig ift. Hierüber sagt Garret in einer gut an die Redaktion von „Stahl und Eisen“ :

„Es gibt kein zweites aus Eisen hergestelltes Erzeugnis, das \ich einer so allgemeinen Verwendung erfreut wie der Draht. Jeder Bauer brauht ihn in Form von Nägeln und Zaundraht, ebenso wie seine Frau und seine Familie des Drahtes für die vielen kleinen bäuslihen Verwendungszwece in Form von Näh-, Steck- und anderen Nadeln bedarf. Man verwendet Draht zum Binden von Büchern, zur Anfertigung von Durhshlägen, zum Verkorken von Flaschen, zu Pavier iers Fenstershirmen und Drahtgeweben aller Art. Draht raucht der Schneider bei der Anfertigung von Kleidern, und Bilder werden mit Draht aufgehängt. Ein großer Teil des erzeugten Drahtes dient zu telegraphishen Zwecken, zu Transmissionen, zum Tragen und Heben von Lasten, und wird ferner verarbeitet zu Fisch- haken, Klaviersaiten, Schrauben, Nieten, Kopierzwecken usw., kurz, man fönnte die Aufzählung bis ins Unendliche fortseßen, was eben beweist, daß es kein Material gibt, das allgemeiner gebrauht würde als der Draht.“ E Lu Se Ursprung der deutschen Drahtindustrie ist in der früheren Grafschaft Mark zu suhen. Hier hat sie sch bis auf die JIeßttzeit er- halten. Die Provinz Westfalen weist im Jahre 1902 eine Erzeugung von 343 902 t, die Rheinprovinz eine solche von 133 168 t auf. Da- neben hat sie sih auch nach vielen anderen Gegenden des Reichs ver-

flanzt, so nah Bayern, Elsaß-Lothringen und nach den preußischen Beaüinaen Stlesien, Hannover und Hessen-Nassau. Der mit der olitischen Einigung des deutschen Vaterlandes einhergehende wirt- chaftlihe Aufschwung machte sich in besonderem Maße auch bei der Drahtindustrie geltend. Während die Erzeugung8menge ün Jahre 1860 22 764 & betrug, war fle im Jahre 1875 auf 121357 t, im Sahre 1880 auf 233 122 t gestiegen, bis die Erzeugung im Jahre 1902 die Höhe von 573 770 & erreichte. Für das Emvyorschnellen war neben dem allgemeinen Fortschritt in der wirtshaftlihen Gntwikelung au noch ein besonderer Grund in der Eigenart des Siegerländer N e als vorhanten, indem das aus dem Siegerländer Spat- eisenstein erblasene Qualitätspuddelroheifen sich vorzugsweise für die Verfertigung von Draht eignet. Mit Hilfe des im Jahre 1879 ein- geführten basishen Thomasverfahrens an Stelle des sauren Bessemer Verfahrens gelang es ferner, eine bessere Qualität zu billigeren Preisen herzustellen. Der Einfluß des ersteren ist aus der im Anhange mit- geteilten Zusammenstellung der deutschen Drahterzeugung zu ersehen. Während noch im Jahre 1880 von 233 122 t Draht 222 322 4 aus Schweißeisen hergestelt wurden, hat \sich das Verhältnis im Jahre 1902 auf 573 770 t Gesamter;eugung zu 25956 & aus Schweißeisen vershoben. Der Draht aus Schweißeisen wird faît aus\{ließlih nur noh für Spezialitäten wie Blechnieten, Schrauben und teilweise für Ketten yerwendet. Als ein fernerer wihtiger Umstand für die schnelle Entwickelung der deutshen Drabtindustrie kam der Anfang der acht- ziger Jahre sich geltend machende sehe starke amerifanische Bedarf hinzu. Aus den angeführten Gründen hat auch frühzeitig etne starke Ausfuhr von Draht aus Deutschland stattgefunden ; dieselbe b2trug 1884 2127838 dz im Werte von 39365000 « und 1903 9 549 745 dz im Werte von 31 921000 A Sie hat in der Zwischen- zeit nit unerheblihen Schwankungen unterlegen. Nah oben hin machen si das leßte Jahr 1303 und in annähernder Höhe die Jahre 1901 mit 2477576 dz und 1887 mit 2425533 dz, und nach unten hin die Jahre 1889 bis 1891 und das Jahr 1899 bemerkbar.

Die auf die Herstellung von Draht aufgewandken Arbeitslöhne werden von der nordwestlihen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller unter Einbeziehung derjenigen, welche von der

örderung des Eisensteins und der Kohle, dem Brechen des Kalk- R usw. an gerechnet bis zum versandfertigen Fabrikat verausgabt werden, folgendermaßen berechnet :

„Es betragen die Gesamtlöhne für Draht, gewalzt oder gezogen, eins{ließ;lih des geformten, roh oder bearbeitet, jedoch nit poliert usw., für die Tonne:

iür Drähte 14 mm und stärker . . . . A 69,08 Ï ú n 1E e O O. MLOAO ÿ ÿ S UD Ol Ed ¿ DLCAO

sowie für Draht, gewalzt oder gezogen, einshließlich des geformten, poliert, lackiert, oder mit anderen unedlen Metallen oder Legierungen unedler Metalle überzogen, für die Tonne :

für Drähte 14 mm und stärker V COAd - N O o O220 I « unter 0,5 mm . «e 404,00.

Die kontrollierte Produktion von 25 Drahtwalzwerken Deutsch- S E L E io O DOR E O hiervon ab für den zu Einfriedigungszwecken verwandten rohen Walzdraht (ca. 2 9/0) C 112850, bleibt für die Weiterverarbeitung . . 552 987 t 5 0/6 für Abfall und Verlust bei der Weiterverarbeitung 5 B e l C0 bleibt für gezogenen Draht zur Weiterverarbeitung (Drahtstifte, Gewebe, Geflehte und andere Draht- i Wat a S ; s V OD2U099 b

Legt man bei diesem Quantum den Durchschnitt der Arbeitslöhne zu Grunde, der von drei großen Drahtziehereien ziffergemäß festgestellt wurde und im ganzen 13 459 592,30 A betrug, so gelangen bis zur Fertigstellung des obigen Quantums Draht 39 993 981,91 #, rund 40 Millionen Mark, Löhne zur Auszahlung.“ _ /

Es ist bereits gesagt, daß die Vereinigten Staaten von Amerika Anfangs der achtziger Jahre als starke Abnehmer von deutschem Waljz- draht auftraten. Bald änderte sich jedoch das Bild. Bereits zu Beginn der neunziger Jahre sehen wir sie als Konkurrenten in die Schranke treten und seit dieser Zeit unaufhaltfsam vordringen. 1890 mit 457 099 Tons Erzeugung anfangend, hat diese 1902 1574 393 Tons betragen, die deute Erzeugung alfo beinahe um das dreifache

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übertroffen. Allerdings bleibt bei dem gewaltigen Verbrauch des Snlands die Gesamtausfuhr im Jahre 1902 mit 111 593 Tons in verarbeitetem Walzdraht hinter der deutschen mit 233 513 Tons (die Summe der Ausfuhr von rohem und verkupfertem usw. Draht) noch ziemli weit zurück, Berülksihtigt man aber, daß die amerikanische Walzdrahterzeugung, wie Garret angibt, nachdem alle im Bau be- findlihen Werke fh regelrechten Betrieb gekommen fein werden, 9 500 000 Tons betragen wird, fo ergibt sih hieraus die Schluß- folgerung, daß die Amerikaner binnen kurzem die Ausfuhr in ver- \stärktem o werden aufnehmen müssen. Sie woerden alsdann einen bedeutenden a E ausüben, der sih in erster inie gegen Deutschland richten wird. ; _ i: f Die N cDcibten für Handel und Industrie haben über die Er- zeugung von Draht in den Vereinigten Staaten tim Jahre 1902 folgende Mitteilung gebracht : E

„Nach einem Berichte der Iron and Steel Association wurden in den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1902 Drahtstäbe im Gewichte von 1574393 Tons à 2240 engl. Pfund hergestellt, während 1901 nur« 1 365934 Tons, 1900 846 291 Tons, 1899 1 036 398 Tons und 1898 1071 683 Tons diefer Ware angefertigt waren. Dem Vorjahre gegenüber zeigte sih demna eine Zunahme der Erzeugung um 208 459 Tons oder mehr als 159% Von der Gesamterzeugung des leßten Jahres entfielen 1574 187 Tons auf Drahtstäbe aus Stahl und nur 206 Tons auf solche aus Eisen. Auf die Hauptbezirke der Union verteilte sich die Herstellung von Draht- stäben in den leßten drei Jahren in folgender Weise:

1900 1901 1902

in Tons à 2240 Pfund Massachusetts, Connecticut, Rhode- : s S New Bork, New Jersey 134502 176 191 201 653

M nnfpIvanien O, 250009 386 037 509 802 „Virginien, Kentucky, Alabama,

L o Qo das

Indiana unv Jllinois . 226525 381 117 422 380

Zufammen 846 291 1365934 1574393.

Die größte Menge von Drahtstäben wurde in Pennsylvanien hergestellt, Jllinois kam der Erzeugung ennsylvaniens ziemlich nahe, dann folgten Ohio an dritter und Va achusetts an vierter Stelle.

Auf dem ausländischen Markte besteht ein Wettbewerb im übrigen besonders seitens der englishen, belgischen, französishen und ôster- reihishen Drahtwalzwerke. Der deutsche Walzdraht erfreut h auf dem Weltmarkte wegen seiner gleihmäßigen, gutea Beschaffe) heit und genauen, forgfältigen Walzung großer Beliebtheit. Es mag an dieser Stelle noch eine vergleihende Aus7uhrstatistik von _Drahterzeugnissen erwähnt werden, die Carl Schotc in Nr. 10 von „Stahl und Eisen 1904 S. 590 aufgestellt hat.

Hiernach betrug in den Jahren

1900 1901, 1902 1903

t Ù B t die deutsche Ausfuhr . 220009 306000 292 000 ‘303 009 die englische Ausfuhr... 383000 47 009 55 000 95 000 die belgische Ausfuhr . . . 21000 25 000 26000 33 000

die amerikanische Ausfuhr . 130000 127 000 153 000 174 000.

Hierzu ist zu bemerken, daß in England eine Reihe von Artikeln, feinere Drahterzeugnisse, wie Telegraphendraht, Werkzeuge, Hart- ware usw., nur in der Wertstatistik vorkommen, während sie in Deutschland in der Gewichtsstatistik enthalten find.

Der Verband deutscher Drahtwalzwerke.

Ueber die Organisation des Verbandes deutscher Drahtwalzwerke besagt der Bericht des damaligen Referenten, Herrn YMegierungsrats Dr. Voelker, über das Kartellwesen in der inländischen Eisenindustrie olgendes: So „Zweck des Verbandes ist die Regelung des Absaßes von Walz- draht tm Inland und im Ausland sowie die Erzielung angemessener Preise für Walzdraßt. Als syndizierter Walzdraht wird betrachtet jede auf den Walzwerken der Verbandswerke hergestellte Dimensfion von Walzdraht in Ringen aus Thomas- odec Siemens-Martin-Flußeisen, Puddeleisen und Stahlmaterial aller Härtegrade, rund, vtierkantig, dreikantig, oval, halbrund oder in beliebig anderen Profilen und Fassons, au roean er später gestreckt ist. Die vereinigten Firmen haben sich des Nechts begeben, hinsichtlich der |yndizierten Sorten von Walzdraht direkt oder durch Vermittelung eines anderen als der gemeinsamen Verkaufsstelle Verkäufe abzuschließen oder auszuführen. Eine Firma ist nah Mafgabe eines mit ihr abgeschlossenen befonderen BV»rtrages mit den Funktionen eines Komintisswonäars dieses Verbandes und dessen Abrechnungsstelle beauftragt worden. Die Firma funktioniert zugleih als Nechtsträger des Verbandes. _Aus der recht- lihen Stellung der Verkaufsstelle als der Kommtiifionärin folgt, daß u8 den von ihr in eigenem Namen aber für Rechnung des Verbandes abzuschließenden Geschäften nur fie berechtigt und verpflihtet ist. edes Mitglied ist der Verkaufsstelle gegenüber zur vertragömäßigen Lieferung übernommenec Bestellungen verpflichtet. / E

edes Verbandswerk hat seine Versandmengze an Walzdraht für die Kalenderjahre 1898 bis 1901 nach Inland und ‘lusland getrennt nachzuweisen. Aus dieser Gesamtversandmenge ergidt sich, mit welchem Anteil die Produktionsbezirke Rheinland-Westfalen, Süddeutschland und Schlesien an dem Gesamtabsaß in Walzdraht für Inland und Ausland beteiligt gewesen sind. Die fo gefundenen Verhältnisziffern im Gesamtabsay bleiben für den ArbeitsanspruŸh dieser drei Bezirke während der Verbandsdaucr bis zur etwaigen Aufnahme neuer Mit- glieder maßgebend, da deren Beteiligung zu Lasten sämtlicher Ver- handsfirmen, niht auf Kosten der beteiligten Produktionsbezirke ge- währt wird. Demgemäß ändern sh bei Neuaufnahmen die Arbeits- anteile der einzelnen Produktionsbezirke. Um den Arbeitsanspruh jeder einzelnen Firma, d. h. den verhältnismäßigen Anteil an dem jährlihen Gesamtabsatz des Verbandes festzusiellen, weisen alle Draht- walzwerke ihre Versandmengen von beliebig gewählten neun aufcin- anderfolgenden Monaten aus obigen viec Jahren nah. Der Gesamt- arbeitsanspruch jedes Bezirks wird unter die demselben angeßörigen Drahtwalzwerke nah den hieraus gebildeten Verhältnisziffera aufge- teilt. Die noch diesen Grundsäßen vorzunehmende Festseßung der Einschätzungsziffern erfolgt durch den geschäftsführenden Aus|[chuß. Die Verkaufsstelle hat die eingeh:ndea Aufträge unter die Verbands- werke im Rahmen ihres Arbeitsansyruchs möglichst gleihmäßig zu verteilen. Die Werke sind berechtigt, aber nicht verpflichtet, den auf sie entfallenden Arbeitsanteil an die Verkaufs|telle zu liefern. Dem Verlangen einer Firma, füc einen Zeitabschnitt weniger als ihren Arbeitsanteil zu liefern, hat die Verkaufsstelle Rehnung zu tragen. Wenn der Gesamtabsaz des Verbandes; für das Quartal niht aus- reichend ist, um die yon jedem Verband8werke für die Einschätzungs- zeit nahgewiesene und füc jede Arbeitsperiode beanspruchte Bersand- menge zu decken und somit jeder Firma den hiernach zu bemessenden Arbeitsanteil zu gewährleisten, so sind vom ges{äftsführenden Aus- {uß für alle Verbandsmitglieder gleichmäßig geltende Ginschränkungen der Gesamtproduktion bis zur Höhe eines gewissen Prozentsaßges vor- zuschreiben. Uebersteigen die Lieferungseinshränkungen wegen Minder- absagzes diesen Prozentsatz, so hat die Verkaufsstelle bei sämtlichen Drahtwalzwerken festzustellen, ob und unter welchen Bedingungen Arbeitsansprüche freigegeben oder der Bezug von Walzdrahtmengen von einzelnen Drahtwalzwercken angeboten wird. ,

Im übrigen hat die Verkaufs}telle alle zur Verfügung stehenden Mittel anzuwenden, da die Werke der vereinigten Firmen nah Ver- hältnis des ihnen zustehznden ArbeitsanspruŸs gleihmäßig beschäftigt werden. Als Norm soll hierbei angesehen werden, daß die Firmen ihr bisheriges Absatzzebiet und ihre bishzrige Kundschaft, soweit nicht größere Frahtnachteile oder sonstige weseatlihe Ginbußen für den Verband daraus erwachsen, behalten. : j

In dem Syndikatsvertrag ist ferner Bestimmung getroffen über den Grundpreis für Flußeisenwalzdraht gewöhnliher Qualität, zu

welchem die Verkaufsstelle den vereinigten Firmen ihre Lieferungen eal zu l oe hat. Die definitive Abrechnung erfolgt vierteliährlih. Die Verkaufsstelle ermittelt aus den Auslandserlösen pro Quartal, welcher Durchschnittsgrundpreis für die zur Ausfuhr gelangten Walzdrähte bei den erzielten Verkaufspreisen ab Werkstation entfällt, und der si ergebende Dur{schnitts-Grundpretserlös pro 1000 kg netto Kasse bildet den definitiven Abrechnungsgrundpreis, zu welchem die Firmen ihren Lieferungsanteil für das betreffende Duartal für In- und Auêland ab Werkstation in den Verband einbringen. Die Erlöse für Ausfuhrdraht bilden also für die Abrechnung der Mit« glieder untereinander den Selbstkostenpreis der gelieferten Walzdrähte für den Verband. | H

Die vereinigten Firmen sind sich darüber einig, daß mit Ver- bänden oder einzelnen Mitgliedern anderer Gruppen Verträge zu gegenseitigem Schuß abgeschlossen werden. Fn diesen Verträgen soll niht nur der gegenwärtige Besißstand gewährleistet, sondern auch die gegenseitige Verpflichtung übernommen werden, solhen Walzdraht- fabrikanten, welhe nicht zum Verbande gehören, weder direkt noch in- direkt Drahtknüppel zu verkaufen oder zu liefern. Auch verpflihten sich die vereinigten Firmen gegeneinander, Drahtknüppel oder andere Rohstoffe niht von bestehenden oder neu errichteten Konkurrenz- unternehmungen, welche Walzdraht herstellen, ohne dem Verbande anzugehören, zu kaufen. i

Die Organe des Verbandes sind die Generalversammlung, der geschäftsführende Ausschuß, die als Kommtssfionärin, Abrechnungsstelle und Rechtsträgerin fungierende Verkaufsstelle und die Vertrauens- männer. Die Obliegenheiten dieser Organe sind die bei den Cisens fartellen üblichen.“ : i E 0A

Hierzu sei mit bezug auf die Entstehung des jeßigen Verbandes noch folgendes erwähnt: / d

Walzdraht ift seit dem 17. Juli 1897 syndiziert, und zwar zu- nächst im Deutshen Walzdrahtsyndikat in Hagen n Westfalen. Es gehörten ihm nur die rheinish-westfälishen Werke an, denen später noch Gewerkschaft Deutscher Kaiser-Walzwerk Dinslaken beigetreten ist. Daneben bestanden besondere Abkommen mit dem Walzdraht- verband süddeutscher Walzwerke in Neunkirchen, Meg.-Bez. Trier, und der Oberschlesishen Eisenindustrie in Gleiwiß O.-S. wegen gçegen- seitigen Gebiets[hußes. Bei Gründung des Verbandes deutscher Drahtwalzwerke blieben außerhalb der Vereinigung die Düsseldorfer Nöhren- und Eisenwalzwerke und die Firma W. Ernst Haas & Sohn in Neuboffnungshütte; mehr nebenher beschäftigte sih mit der Waljz- drahtherstellung noch die Firma Stolz & Co. in Ciserfeld und die Firma Karl Berg in Cveking. Seit der Verbandsgründung find dann noch neue Drahtwalzwerke entstanden bezw. im Bau bei der Deutsch- Luxemburgishen Bergwerk8- und Hütten-Aktiengesellshaft in Differ- dingen, der Luxemburger Bergwerks- und Saarbrücker Gisenhütten- Aktiengesellschaft Burbacherhütte, Burbach, und den Nöchlingschen Eisen- und Stablwerken , Gesellschaft mit bes{ränkter Haftung, Völklingen a. d. Saar, deren Wettbewerb jedo erst in leßter Zeit in die Erscheinung getreten ist. Das Deutsche Walzwerk-Syndtkat betrieb nur das Inlandsgeschäft, trat au nicht als selbständiger Ver- käufer auf, sondern vermittelte nur die Geschäftsabscblüse, die erst durch Annahme seitens des Werks gültig wurden. Die Abwillung, Verrechnung usw. war also Sache. der einzelnen Werke. i

Am 31. Dezember 1901 löste sih das Deutsche Walzdrahßtsyndikat auf und am 1. Januar 1902 trat der Verband deut] her Drahtwalz- werke ins Leben. Augenblicklich gehören ihm 25 Mitglieder an. Die Verkaufsstelle, die Bankfirma Delbrück Leo & Co., beforgt den Kauf und Verkauf von Walzdraht aller Art für eigene Rechnung, foweit er nicht in den eigenen Verfeinerungsbetrieben der Walzwerke zur Ver- arbeitung gelangt; namentlich gehört auch das Auslandsze\chäft zu der Tätigkeit der Verkaufsstelle. , 5 E

Um die Unterschiede zwishen dem Deutschea Walzdraßtsyndikat und dem Verbande deutscher Drahtwalzwerke hervorzuheben, fo fielen im Deutschen Walzdrahtsyndikat nicht unter den Vertrag Geschäfte der Nerbandswerke untereinander, Verkäufe nah dem Auslande; Auss{huß- walzdraht, Streckwalzdraht, d. i. Walzdraht in Stangen zu Baus zwecken, Puddelwalzdraht, Spezialroalzdraht wurde nur der Nenge nach im Deutschen Walzdrahtsyndikat verrechnet, aber selbständig dur die Syndikatsmitglieder verkauft. Der Zweck des Deutschen Walzdraßht- \yndikats war, den Absaß von Walzdraht im Inlande zu regeln, un- gesunden Wettbewerb zu verhindern, angeme}jene Berkaufspreise zu fichern und gleihgeartete Vereinigungen der MWalzdrahtverbraucher zu fördern. Der Verband deutscher Drahtwalzwerke hat zum Zweck dann noch weiter die Regelung des Auslandsabfaßtzes und die Regelung der Malzdrabthervorbringung. Das Deutsche Walzdrahtsyndikat vermittelte die Verkäufe, die alëdann auf die einzelnen Werke übertragen wurden, und hatte deshalb nur die Form einer Gelegenheitsgefell|chaft. Dec Nerband deutsher Drahtwalzwerke hat zur Rechtsträgerin eine Bank: firma bestimmt und schließt unter deren Namen alle Verkäufe felb- ständig ab. : ; j

Die Tätigkeit des Verbandes deutscher Drahtwalzwerke oder biel- mehr seines Vorgängers ist namentlich wegen seiner Preispolitik zur Zeit der Hochkorjunktur und der nachfolgenden Periode angegriffen worden. Es mag gestattet sein, zwei der den gegnerischen Stand- punkt am \{ärfsten kennzeihnenden Artikel der Kölni]hen Volkszeitung hier anzuführen. E :

Unter dem 24. Dezember 1900 gibt fie über die Lage des Drahtstiftenmauktes die Zuschrift eines fahmännischen Viitarbeiters wieder : : 2 T

„Das Draßhtstiftgeshäft ist augenblicklich auf einem Stande an- gekommen, dessen die ältesten Stisterzeuger nicht sih erinnern können; auf diesem Markte herrsht geradezu eine unheimlihe Stille. Jm Inlande ist das Vertrauen der Käufer, das man durch den Preis\turz so sehr. ershüttert hatte, noch niht zurückgekehrt, und es wud auch wohl noch bis zum Frühjahre dauern, ehe man mit Vertrauen an Käufe herangehen wird. Zur Winterzeit hat man im Stiftgeschäst ja immer einen Nückgang im Verbrauch feststellen können; aber heute steht das Geschäft vollständig still. Jetzt wird nur das bestellt, was man voraussihtlih in zwei bis drei Tagen verbraucht. Hemmend auf den Kauf wirkt auch noch die Aufnahme, welche die Cisenhändler gewöhnlih um Neujahr herum vornehmen; Bestände in Drahtstisten werden fie dabei wohl wenig oder gar nicht zu verzeichnen haben.

Im Auslande leidet das Geschäft sehr unter den Wirren n China und dem südafrikanishen Kriege; die Preise sind überall im Ausfuhrgeshäft \pottbillig. Somit brauchen die auëländishen Käu!tr der Preise wegen Zurückhaltung nit sih aufzulegen; dafür sorgen dle ausländischen Wettbewerber: Amerika, Holland, Belgien und Veitel- rei. Der Verbrauch hat aber merklich nachgelassen. Jm Julande wird man wohl für die nächste Zeit mit ciner Preisermäßigung nicht zu renen haben, da durch die damalige Ermäßigung der Preise die Einfuhr ausländischer Stifte vollständig gehemmt worden Ut. Das Syndikat ist jeßt wieder vollsländig Beherrserin des ganzen în- ländischen Marktes, natürlich von einzelnen ihm fernstehenden kleinen Werken abgesehen, und denkt, soviel wir wissen, diese Lage dur u bedingte Einhaltung der heutigen Verkaufspreise auszunußen. Al anderen Worten: das Jrland muß weiter hohe Preise zahlen, U das Syndilat für das Ausland wettbewerbsfähig zu halten. gur Ladungen fordert man heute 22 /\46 und mehr die 100 kg, wähcen für Stückfgutsendungen heute 23,90—27,00 M verlangt werden, je na Spezifikation ; Kasse innerhalb 14 Tagen mit 14 °/o Vergütung. f

Das englishe homo trade-Geschäft ist auch sehr vernachlässigt; man holt zwar alle Aufträge herein, deren man habhaft werden A aber der Ausfall an Aufträgen in diesem Markt ist do sehr n Dabei hat in der letzten Zeit der Uebelstand sich eingestellt, daß i auch hier bedeutende Opfer bringen muß, um überhaupt Um Ges fen zu bleiben. Vor noch nicht langer Zeit konnte man doch für Ves Markt noch mit Nugen verkaufen, während heute auch hier die ch

luste hon ganz bedeutend sind. Wer die Hauptshuld an diesen Ber lusten trägt, werden wir später sehen. xndischen Man fann also wirklich sagen: die in- gie 4 u die

- J tin: e Werke kämpfen den Kampf ums Dasein; M n fes ift nod) nit

Verluste ganz beträchtlih, und das Ende die

aufsehenerregend zu

chzusehen. Amerika, Belgien und Holland, mit all diesen Ländern hat das Syndikat im englishen home trade - Geschäft zu rechnen. Früher war bei kleinen Preisuntershieden {hon die gute Beschaffen- heit der deutschen Drahtstifte für die deutschen Werke ausshlaggebend; heute fann das Ausland bezüglih der Beschaffenheit und Güte der

aren, Verpackung usw. wohl mit uns in Wettbewerb treten. Die reisfrage ist also heute allein gra, Im home trade-Geschäft zielt man heute sh 7—7,6 der Cwt. in Säcken fob Rotterdam, aljo einen Gesamtpreis von 46 14—15 die 100 kg; davon gehen aber die Fracht, Gebühren usw. noch ab, macht au ungefähr noh 75 S; also bleibt ein Grundpreis ab Werk von K 13,25 bis 14,25 dem Syndifat. Der Grundpreis, den das Syndikat heute den Werken zu zahlen hat, ist aber 4 20,50 die 100 kg.

Im eigentlichen Ausfuhrgeshäft liegt die Sache noh \{hlimmer; hier einen festen Grundpreis zu nennen, ist ganz unmöglich; man nimmt eben herein, was man bekommen fann. Auf allen Märkten mat [e \der amerikanishe Wettbewerb sehr fühlbar, und wenn man die Be trebungen der American Steel and Wire Nail Company verfolgt, so Tann- man sich sagen, wer auf die Dauer in diesem gampfe unterliegen muß. Man sollte do sehen, eine Verständigung jl erzielen; die Millionen, welche hier auf beiden Seiten geopfert werden und den ausëländischen Käufern in die Taschen fließen, könnten dann den beteiligten Werken im In- und Auslande zugute kommen. Kersuche zur Verständigung sind bekanntlih {hon mehrfah gemacht worden; aber die Amerikaner wollen, wie immer, das Fett von der Suppe \höpfen, und der deutshe Michel hätte nahher das Nach- chen. Jet, wo die obengenannte Company in thren Betrieben uch erheblihe Erzeugungéeinschränkungen hat eintreten lassen müssen, {st man vielleiht zu einer Verständigung willfähriger.

Wiederholt kann man den Rohstoffverbänden, wie Kohlensyndikat, Roheisensyndikat, Halbzeugverband, den Vorwurk nicht ersparen, daß se nicht zeitig genug mit einer Ausfuhrvergütung hervorgetreten find. Pir sind überzeugt, die Lage des Drahtstiftenmarktes wäre heute nicht so überaus mißlih, wenn die vorgenannten Verbände, als der erste Rudgang sich bemerkbar machte, mit einer kräftigen Ausfuhrvergütung ingegrisffen hätten. Selbst heute, wo die Not aufs höchste gestiegen it, hôrt man immer nur von „Verhandlungen“; aber etwas Be- immtes ist noch niht beschlossen worden. Keiner will eben zuerst in die Tasche greifen. Wenn aber die Rohstoffverbände heute noch nicht «nsehen, daß nur eine ganz bedeutende Ausfuhrvergütuag dem Draht- geschäfte im ailgemeinen helfen fann, dann braucht man über die An- dauer dieser Krisis nicht sich zu wundern. Gewiß: die großen Werke fônnen es hon aushalten; aber wo bleiben die kleineren und mittleren Perke im Stiftverbande? Deren gibt es aber recht viele; man kann fast drei Viertel der Syndikatsmitglieder hierzu zählen. Dazu kommt noch der famose Beschluß des Walzdrahtsyndikates, den Walzdraht- yreis von 185 M auf 150 A. die Tonne herunterzusezen, während fast alle „reinen“ Ziehereien und Stiftwerke Walzdraht zu 185 #4 bis weit ins erste Viertel des Jahres 1901 noch zu beziehen haben. Ja, man kann sagen, daß, wenn die Erzeugungseinschränkung noch lange anhält, man mit den rückständigen Walzdrahtmengen noch ins zweite Jahresviertel 1901 hineinrehnen fann.

Nicht außer aht darf man lassen, daß, außer diesen rückständigen PGalzdrahtmengen, auch noch große Posten fertiger Ware in den Verken lagern, die aus teuerem Rohstoff hergestellt find, und für die e an Absay fehlt. Die Verluste, welche die Drahtziehereien und

| Stiftwerke durch diesen Preisrückgang erleiden, find unberechenbar.

Cine, wir möchten es Bittschrift nennen, die Preise zu halten, ist heim Walzdrahtsyndikat ohne Erfolg geblieben. Auf irgend eine Art uind Weise muß aber den Stiftwerken beigesprungen werden, wenn niht ein Teil derselben dem vollständigen Untergang verfallen soll. Bei den beschränkten Betrieben (60 9/6 Einschränkung) legen die Verke ja fo hon Geld zu, und jeßt noch diese Verluste an Roh- stoffen!

Sehr anzuerkennen find die Eingaben, welhe der Verbands- vorsigende, Herr Generaldirektor Kamp, an die Walzdrahtvereinigung gemacht hat, um den Stiftwerken nah Möglichkeit im Preise und der Kieferzeit bezüglich der rückständigen Mengen entgegenzukommen ; ihm sei auch an dieser Stelle dafür Dank gesagt. Diese Eingaben sind mit so ausführlihem Material belegt, daß das Walzdrahtsyndikat un- möglih den Gründen der Stiftwerke, in deren Interessen Herr Kamp die Eingabe gemacht hat, sih verschließen kann. Das Walzdraht- syndikat hat ja seine Abnehmer auch shwer geschädigt, indem es, wie die „Kölnische Volkszeitung“ dieser Tage richtig schilderte, große Posten Valzdraht im Auslande abseßte zu einem Preise, der weit unter dem Knüppel preis steht. Was liegt näher, als daß die belgishen und holländischen Stifterzeuger, über deren Wettbewerb wir ja namentlich im englishen home trade-Geshäft so bitter zu klagen haben, von unseren deutshen Walzwerken in den Stand geseßt werden, dem deutshen Drahtgewerbe die Lebensader zu unterbinden? Das sind doh wahrlih Zustände, die zum Himmel \chreien!

Mag das Walzdrahtsyndikat seine Reue bekunden, indem es den berechtigten Wünschen der Stifthersteller ein geneigtes Ohr schenkt. Nah den bisher gemachten Erfahrungen darf man allerdings nicht allu großen Hoffnungen sich hingeben; oder will das Walzdraht- syndifkat uns Lügen strafen? Das Bestehen vieler Stiftwerke ist shwer bedroht; will man deren Untergang nicht auf dem Gewissen haben, nun, so helfe man, ehe es zu spât ist. Auf den Versammlungen hôrt man ja immer s{chône Worte, daß die Syndikate auh zum Schuß der kleineren Werke da seien; trete man doch jeßt den Beweis dafür an. Was nüyen die s{önen Ecgebnisse des leßten Geschäftsjahres, wenn man diese Verdienste und noch Geld dazu wieder einbrocken muß? Eine Erinnerung an die früheren traurigen Geschäftsjahre braucht man den Walzwerken doch sicherlih niht ins Gedächtnis zu rufen, Mögen also die Nohstoffverbände, vom Kohlensyndikat an- gefangen bis zum Walzdrahtverband, zeigen, daß sie ihre Abnehmer au in shlechten Zeiten niht im Stich lassen, abgesehen davon, daß T wieder nur thr eigener Nutzen ist. Jn guten prien sind die Stifthersteller durch die saumseligen Lieferungen sehr benachteiligt worden; jet ist es Zeit, die Scharte auszuwegzen.

Soviel wir übersehen, ist es in der Tat noch Zeit, helfend ein- greifen; aber von allen Seiten müssen Opfer gebracht werden; nur so ist ‘dem deut schen Drahtgewerbe wieder aufzuhelfen. Wenn wir h nicht das frühere glänzende Geschäft zurückerobern können, fo gt do überzeugt, das Geschäft werde wieder ruhig sich ent-

eln und wieder seinen Mann ernähren. E bgesehen von den Werken des Drahtgewerbes soll au die i von Tausenden von Arbeitern hiec mitsprehen , die in guten n in s{lechten Zeiten den Werken treu zur Seite gestanden haben. Aitte von Facharbeitecrn haben ihrem Handwerk infolge des hee mangels hon den Rücken gekehrt; und was es für diese ie L heißt, welhe Jahrzehnte im Drahtgeschäft tätig waren, einen Gilde Ohnenden Erwerb sih zu suchen, das brauchen wir niht zu

ern. Also dringende Hilfe ist geboten!

Vom 1. Januar ist der Verrehnungsgrundpreis für die Werke fan Syndikat auf 17,25 Æ die 100 kg festgelegt worden. Hoffent- R 2 wir in unserem legten Bericht imstande, die Lage etwas

chg det schildern zu können. Ein Gutes hat ja der schlechte ftsgang mitgebracht, indem eine gewisse Verkaufsstelle gelernt

at, daß den L : tete l en (e URETTEN und den Käufern nur mit Höflichkeit

lqujie Zuschrift an die „Köln. Volkszeitung" vom 26. Dezember 1900

jembtr 08 Deutsche _Walzdrahtsyndikat hat bekanntlich am 19. De- Viertel ; I. beschlossen, den Preis des Walzdrahtes für das erste ahridt f Jahres 1901 auf 150 die 1000 kg festzuseßen. Diese

versiäng la nt fo harmlos, als wenn es um etwas ganz Selbst- drahtsy ies sich handelte, und doch ist dieser Beschluß des Walz- Ylyndikats in Anbetraht der begleitenden Umstände geradezu

erden nennen, der verdient, etwas näher beleuchtet zu 1 Und zwar um so mehr, als man davon wohl mit Sicherheit

auch einen unheilvollen Ei anzen Eisenmarkt er- E h Einfluß auf den 9s s

Man kann ruhig behaupten no niemals weder ein einzelner Lieferant, noch eine Veteininuna A Weferanten „es gewagt haben, ihre Abnehmec in so unbegreiflicher Weise zu shädigen, wie es das Deutsche Walzdratsyndikat mit dem Beschlusse vom 19. d. M. seinen E Gan er getan hat. f

m die Wahrheit dieser Behauptung prüfen zu können, muß man allerdings sowohl die A te des Walzdrahtsyndikats, als auch die Vorgeichichte des erwähnten Beschlusses kennen, weshalb ih darüber nachfolgend die nötige Aufklärung gebe: Das Walzdraht- syndikat ist eine Vereinigung von zwei Gruppen von Walzwerken, welche eigentli entgegengesezte Interessen haben. Die eine Gruppe umfaßt die sogenannten „reinen“ Walzwerke, welhe den von ihnen erzeugten Walzdraht sämtlich verkaufen müssen und daher von Rechts wegen ein großes Interesse an dem Gedeihen ihrer Kundschaft des Drahtgewerbes, welhes ihren Walzdraht weiter verarbeitet haben müßten: die andere Gruppe aber umfaßt die sogenannten „gemishtên“ Werke, welche den von ihnen erzeugten Walzdraht größtenteils elbst zu Drahtstiften usw. weiter verarbeiten. Diese haben natürlih ein Interesse daran, daß ihr Wettbewerb, welcher Walzdraht kaufen muß, diesen Nohstoff nicht zu billig von den „reinen“ Walzwerken geliefert bekommt. Jm übrigen erstreckt \ih das Walzdrahtsyndikat niht auf die Ausfuhr; auh ist der eigene Bedarf der Werke (also der ge- mischten. Werke) vom gemeinsamen Verkauf ausgeshlossen und kein Mitglied verpflichtet, dem Syndikat eine bestimmte Menge Walzdraht zum Verkauf zur Verfügung zu stellen; kurzum, das Walzdrahtsyndikat ist eine wunderbare Einrichtung, so recht dazu geschaffen, feine Ab- nehmer in eine Zwickmühle zu bringen, was denn auch- {hon des öfteren besorgt worden ist.

Im Laufe des Jahres 1899 (das Walzdrahtsyndikat ist im Oktober 1898 gegründet worden bezw. ins Leben getreten) wurde es nämlich, dank der oben geschilderten wunderbaren Einrichtung, glücklih erreiht, den Walzdrahtverbrauchern, welche Walzdraht kausen müssen, die Ueberzeugung beizubringen, es herrshe ein ganz empfindlicher Mangel an Walzdraht, indem einfah soviel Walzdraht, wie nur eben möglih, ins Ausland geworfen wurde, und indem die gemischten Werke gar keinen Walzdraht hergaben, sondern unter Benutzung der glänzenden Geschäftslage, allen von ihnen erzeugten Walzdraht selbst zu Drabtitiften usw. weiter verarbeiteten. Die Folgen davon waren natürlih die, daß die auf den Kauf von Walzdraht angewiesenen Gewerbe zu wenig davon erhielten und dadurch zweifah empfindlich geschädigt wurden: erstens bekamen sie von der damaligen günstigen Geschäftslage fast nihts mit, und zweitens konnten sie wegen Mangels an Rohstoff oft drei bis vier Tage lang nicht arbeiten. Wie bitter diescs in Zeiten eines so flotten, glänzenden Geschäftsganges empfunden wurde, kann jeder {fich denken.

Jedenfalls wurde aber durch dieses von den Drahtwalzwerken befolgte Verfahren erreicht, daß die Walzdrahtkäufer mürbe wurden, und daß, als gegen Ende 1899 das Walzdrahtsyndikat von ihnen ver- langte, thren ganzen Bedarf für das Jahr 1900 zu sehr hohen Preisen zu Taufen, niemand sich \träubte. Alle kauften, besonders, als das Walzdrahtsyndikat sie noch freundschaftlihst darauf aufmerksam machte, daß derjenige, welcher jeßt niht zugreife, wahrscheinli gar keinen Walzdraht bekäme. Darauf wollte es natürli keiner, der vorher unter Walzdrahtmangel gelitten hatte, ankommen lassen. Die größten Abnehmer bezw. Verbraucher von Walzdraht sind aber die Drahtstift- fabrilen, welhe ihrerseits im Oktober 1898 ebenfalls zu einem Syndikat sih zusammengeshlossen haben.

Dieses Drahtstiftsyndikat ist aber nur dadurh zu stande ge- kommen, daß die vorerwähnten „gemifchten“ Werke mit Hilfe des Walzdrahts\yndikates auf die sogenannten „reinen“ Stiftfabriken, d. h. auf jene Werke, welhe Walzdraht kaufen müssen, durch Sperrung dieses Rohstoffes einen zwar geseßlich nicht verbotenen, aber doch unerhörten Druck ausübten. Die „gemischten Werke" be- sißen aber im Drahtstiftsyndikat die Mehrheit. Der erste Gebrauch, den sie von der ihnen dadurch gegebenen Macht machten, war, daß sie die ganze Leitung an sich rissen und fo im Namen des Drahtstiftsyndikates mit dem Walzdrahtsyndikat einen Vertrag ab- \{lossen, der sie (die „gemischten“ Werke) zu nichts verpflichtete, den „reinen“ Stiftfabriken aber welche teils infolge von mittelbarem Zwang dem Stiftensyndikat beigetreten waren die Verpflichtung auferlegte, den Walzdraht nur vom Walzdratsyndikat zu kaufen. Das Walzdrahtsyndikat brauchte also gar nicht sich zu genieren, da es ja seiner S der „reinen“ Stiftfabriken, infolge dieses Vertrages sicher war.

Würde nun die gute Geschäftslage auf dem Eisenmarkte während des ganzen Jahres 1900 angehalten haben, so wären auch für die „reinen“ Stiftfabriken die Ubnahmeverpflihtungen in Walzdraht, welche sie unter dem Druck der Verhältnisse eingehen mußten, nicht verhängnisvoll geworden. Im April dieses Jahres kam aber {hon der Nückschlag auf dem Eisenmarkt, und nun zeigten sih auch bald die shlimmen Folgen. Das Drahtstiftsyndikat konnte seinen Mit- gliedern niht mehr genügend Arbeit vershaffen, und zwar zum Teil infolge des Vorgehens der Drahtwalzwerke, welche anfingen, dem aus- Ländishen Wettbewerbe der deutshen Drahtstiftfabriken Walzdraht zu Schleuderpreisen, wie mir glaubwürdig versichert wurde, zuleßt gar zu M 105 die 1000 kg, zu liefern. Dem Deutschen Drahtstift- syndikat war es natürlih niht lange mögli, dem so durch billigen deutschen Rohstoff unterstüßten ausländishen Wettbewerb die Spitze zu bieten, so daß wichtige überseeische und auch europäische Absatz- ebiete ganz verloren gingen; aber auch im Inlande \stockte der Absat. Sufolge der so verminderten Beschäftigung blieben die deutschen Stift- fabriken mit der Abnahme der gekauften Walzdrahtmengen bald erheblich im Nükstand, so daß \{ließlich gegen Gnde dieses Jahres von den „reinen“ Stistfabriken noch fo viel Walzdraht zu dem teueren Preise von 185 die 1000 kg abzunehmen ift, daß damit der Bedarf für das ganze erste Viertel des Jahres 1901 vollständig gedeckt wird.

Man sollte nun meinen, es wäre ganz felbstverständlih, daß das Walzdrahtsyndikat bezw. die in Betraht kommenden „reinen“ Walz- werke auf die {hwierige Lage, in welche ihre Hauptabnehmer ohne eigenes Verschulden geraten sind, Rücksicht zu nehmen hätten und nicht die Hand dazu bieten würden, daß ihren langjährigen Kunden schwere Verluste zugefügt werden. Aber gerade das Gegenteil ist geschehen; durh den am 19. Dezember gefaßten Beschluß, den Walz- drahtpreis für das erste Vierteljahr 1901 auf 4 150 herunterzuseßzen, haben die „reinen“ Drahtwalzwerke in Verkennung der Tatsache, daß ihre Interessen stets identisch mit den Interessen ihrer Abnehmer sind, zu Gehilfen der „gemischten“ Werke sh gemacht, welche ganz andere Interessen haben.

Das Drahtstiftsyndikat, welches eigentlich nur ein Verkaufsorgan der verbundenen Drahtstiftfabriken ist, kauft seinen Mitgliedern die von diesen hergestellten Stifte zu einem Preise ab, der nah den Satzungen im Grundpreis 2 A die 100 kg höher ist, wie der vom Walzdrahtsyndikat festgeseßte Walzdrahtpreis. Die „reinen“ Stift- fabriken erhalten also vom 1. Januar an für ihre Stifte nur 17 M die 100 kg, während sie der Walzdraht A 18,50 kostet. Das ift es aber gerade, was den „gemischten“ Werken paßt; * dieselben haben ja davon keinen Schaden, weil fie den Walzdraht felbst sih herstellen und auch bei A 150 die 1000 kg wohl noch ihre Rechnung finden werden. Es ist aber klar, daß das Stistensyndikat beim Verkauf der Stifte einen höheren Gewinn erzielen kann, wenn es die Stifte M 3,50 die 100 kg billiger wie bisher von seinen Mitgliedern ein- kaufen kann. An einem Gewinn und auch an einem Verluste sind die Mitglieder des Drahtstiftsyndikates aber sehr ungleich beteiligt; man kann wohl ruhig sagen, daß das des Pudels Kern ist. Hätte nicht ein in Oberschlesien gelegenes Werk den größten Anteil am Gewinn, dann wäre wohl au nit auf die Herabsezung des Walzdrahtpreises hingearbeitet worden, um die Grundlage für einen billigeren Ver- rechnungspreis der Stifte zu erlangen.

Als die „reinen“ Stiftenfabriken auf der leßten Hauptversamm- lung ihres Syndikates, die am 30. November. in Berlin stattfand,

merkten, daß derartige Bestrebungen, durch deren Erfüllung sie, die „reinen“ Stiftenfabriken, enorme Verluste erleiden mußten, im Gange waren, wandten sie sih s{huysucend an ihre natürlichen Bundes- genossen, nämli an ihre Lieferanten, die „reinen“ Walzwerke, welche auch glücklicherweise im Walzdrahtsyndikat die Mehrheit besaßen bezro. noch besißen, ohne deren Zustimmung also nichts beschlossen werden konnte. Diesen „reinen“ Walzwerken wurde \chriftlich, durch Ein- gaben, Denkschriften und Briefe, und mündlich durch Abordnungen auseinandergeseßt, daß ja sie, die „reinen“ Drahtwalzwerke, von einer Herabseßung des Walzdrahtpreises auh nicht den allergeringsten Nußen zu erwarten hätten, weil ihre Abnehmer bis Ende April 1901 noch zu den alten hohen Preisen gedeckt seien, ein Mehrabsaß also im ersten Viertel des Jahres 1901 auch zu noch so billigen Preisen nicht zu teen sei. Diese Gründe wurden au als durchaus zutreffend an- erkannt.

Da nun die „reinen“ Stiftenfabriken auf Grund der mündlichen und \chriftlichen Versprehungen des Leiters eines der größten Werke fest davon überzeugt waren, daß die „reinen“ Walzwerke niemals die Hand dazu bieten würden, daß ihre Abnehmer s{chwer geschädigt würden, bloß damit andere Leute daraus Vorteil ziehen fonnten, so verzihteten die „reinen“ Stiftenfabrikanten auch darauf, ihren Lieferanten unnötige Opfer zuzumuten.

Auch die „gemischten“ Werke waren \ich vollstärdig klar darüber, daß die von ihnen angestrebte Herabseßung des Walzdrahtpreises, und damit des Verrechnungspreises für Stifte, gleihbedeutend mit {weren Verlusten für die „reinen“ Stiftfabriken sein würde. Um auf die „reinen“ Drahtwalzwerke Eindruck zu machen, wurde aber in einer Eingabe an das Walzdrahtsyndikat des Verbandsvorsitßenden der Untergang des Drahtstiftssyndikates in sichere Aussicht gestellt, falls die Preise nicht ermäßigt würden. In der Tat eine sonderbare Logik ; in der Regel werden Syndikate doch nicht gebildet, um ein Wett- rennen im Herunterseßen der Preise zu veranstalten; das Drahtstift- syndikat scheint diesen Brauch zuerst in Deutschland einzuführen. Die „reinen“ Stiftfabriken nahmen natürlich Veranlassung, den „reinen“ Walzwerken die nötigen Aufklärungen zu geben, dahin lautend :

1. daß der vberzeitige Stand der Drahtstiftpreise nicht mehr zu hoch, sondern den Gestehungsfkosten angepaßt sei, und daß eine Her- unterseßzung derselben, nahdem das Stisten\yndikat die Preise erst vor drei Monaten um 5 Æ die 100 kg ermäßigt habe, ein verhängnis- voller Fehler sein würde, der zerrüttend auf den ganzen Markt ein- wirken würde ;

2. daß der derzeitige Verkaufspreis der Stifte im Inlande noh einen bescheidenen Nutzen lasse, wenn das Walzorahtsyndikat daher dem Stiftensyndikat im Ausfuhrgeshäfi durch Gewährung einer mög- lichst hohbemessenen Ausfuhrvergütung helfend unter die Arme greife, so sei der Untergang des Drahtitiftsyndikats völlig ausgeschlossen.

Die Bitte um Gewährung einer Ausfuhrvergütung enthielt durh- aus keine unbillige Zumutung an die Walzwerke, da es doch hier auf eins herauskommt, ob fie den Walzdraht ¿u 105 Æ ins Ausland werfen, oder durch Auéfuhrvergütungen es ermöglichen, mehr fertige, aus Walzdraht hergestellte Waren auszuführen ; der Zwed, die Ueber- erzeugung von Walzdraht abzustoßen, wird ja in beiden Fällen erreicht.

Alle hier angeführten, niht zu widerlegenden Gründe haben aber die „reinen“ Walzwerke nicht abgehalten, ihre Abnehmer zu vergessen. Welche Zwecke und Ziele die „reinen“ Walzwerke damit eigentlich verfolgen, wird wohl ewig ein Nätsel bleiben; sie machen daher auch wohlweislih gar keine Versuche, ihre Handlungs8roeise ihren Kunden gegenüber durch Vernunftgründe zu erklären. Davon, daß die Walz- werfe bereit sind, ihren Kunden den s{hweren Verlust durch Gewährung eines Preisnachlasses auf die alten Abschlüsse tragen zu helfen, wie es doch wohl erwartet werden könnte, verlautet noch nichts, sondern diese Frage ist einem besonderen Aus\{uß zur Prüfung überwiesen worden. Hoffentlich ist dieser mit der wohlwollenden Prüfung fertig, wenn das leßte Kilo Walzdraht zu teuren Preisen abgenommen ist, sodaß die guten Walzwerke vor jedem Schaden bewahrt bleiben; über die Verluste threr Kunden werden fie wohl nicht zu sehr sich aufregen.

Zieht man nun das Facit, so muß man zu dem Schlusse kommen, daß es das Ziel gewisser Großgewerbetreibenden ift, die kleinen Werke zu vernichten. Wollen die kleinen Werke den von den Großgewerben geschaffenen Verbändea nicht beitreten, so werden fie dur Sperrung des Nohstoffes und sonstige bewährte Mittelhen lahmgelegt; treten sie aber, freiwillig oder gezwungen, den Verbänden bei, so {ehen fie ih \chließlich doch an die Wand gedrückt. Erwächst doch dem rheinish-westfälishen Drahtgewerbe, soweit es auf den Bezug von Walzdraht als Rohstoff angewiesen ist, infolge des Beschlusses des D Dn GIeE vom 19. d. ein Verlust von rund einer Million Mark.“

Von der Svyndikatseite wird das damalige Vorgehen des Ver- bandes in folgender Weise gerechtfertigt :

Die Entwickelung der Preise in dec Hochkonjunktur vom März 1898 bis Frühjahr 1900 wäre anfangs eine stetig und langsam fich bessernde gewesen. Erst nahdem die Preise für Brenn- und Roh- stoffe erheblih gestiegen waren, habe die Aufwärtsbewegung einen \{hnelleren Fortgang genommen, besonders nahdem die Weltmarkt- preise den Inlandpreisen vorausgeeilt waren und dies zur Folge hatte, daß die Walzdrahtknappheit im Inlande durch den Abfluß größerer Mengen nah dem Auslande stieg.

Der Vorstand des Deutschen Walzdrahtsyndikats habe sih bes sonders angelegen sein lassen, diesem Uebelstande zu steuern, und als ein Verbandswerk, welches eigenes Stahlwerk besaß, dazu übergegangen wäre, Drahtwalzung aufzugeben, um fich für Stahlwerkslieferungen leistungsfähiger zu erhalten, sei die Zustimmung nur unter der Vor- aus\sezung erfolgt, daß die wegen der unterbleibenden Auswalzung frei werdenden Knüppelmengen den Halbzeugverbrauchern im deutschen Walzdrahtsyndikat zur Verfügung gestellt würden. Um auch nicht in der Vergebung der Aufträge an lieferungswillige Verbandswerke be- hindert zu sein, wäre weiter im April 1899 beschlossen, den p Ausgleih für Mehrlieferungen in Wegfall kommen zu lassen. ie Verlegenheiten um Walzdraht wären bei dem gestiegenen Inlands- bedarf auf die Dauer größer geworden, und am 1. August 1899 hätten sich die Verbandswerke bereit erklärt, Auslandslieferungen im allge- meinen nur zu übernehmen, wenn der Bedarf der inländishen Kund- chaft gedeckt war.

Die Spanne zwischen dem Inlandsknüppelpreise und dem Walz- drahtpreise hätte bei der aufsteigenden Richtung größer werden müssen, weil nur ein geringer Teil von Knüppeln zu dem offiziellen Markt- preise zu erhalten gewesen wäre, und abgesehen von dem Einkaufs- risiko bei Abs{hlüssen auf längere Zeit, auch mit den höheren Preisen für die Zukäufe hätte gerehnet werden müssen. Dazu wäre gekommen, daß auch in Kohle eine außerordentliche Ms entstanden war, die seitens der Koblenhändler mehrfah ungebührlih ausgenußt worden wäre, sodaß für Zukäufe von Brennmaterial ganz unverhältnismäßig hohe Preise hâtten angelegt werden müssen. Seitens der Walzdraht- verbraucher hätten gegen diese vorsihtigen und zur Verhütung größerer Walzdrahtknappheit nötigen Preiserhöhungen Beschwerden nicht stattgefunden ; solhe wären erst hervorgetreten, als im Frühjahr 1900 die allgemeine Marktlage einen Umschwung erlitt und das Ge- {äft immer s{chwieriger wurde. Die Abnehmer hätten gewünscht, aus den Lieferungsverpflihtungen befreit zu werden; dies wäre aber, ganz abgesehen von-dem gesunden kaufmännishen Grundsaß, daß ein reell abge\{chlossenes Geschäft unter allen Umständen auch abgewickelt werden müßte, wie es abgeshlofsen ift, {hon deshalb niht angegangen, weil die Drahtwalzwerke auch ihrerseits Abschlüsse in Brenn- und Rohstoffen zu erfüllen gehabt hätten. Auf das Entgegenkommendste wäre aber auf die Wünsche der Abnehmer eingegangen, welche namentlich nah zwei Richtungen bewegten: die Abnahmefrist zu ver- längern und den Preisfturz für das Drahtgewerbe möglichst auf- zuhalten. Hieraus erkläre es fich, daß der Walzdrahtpreis so lange Zeit auf der Höhe von 185 #4 die Tonne stehen geblieben wäre, seve zum Nachteil der Drahtwalzwerke, deren Betrieb durch die Ver- längerung der Abnahmefristen und der dadur bedingten Betriebs-

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