1855 / 269 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

2004

Collenberg-Eberstadt ; 3) Slaatsrath Freiherr v. Stengel; 4) Ge- neral-Major Hilpert, Kommandant der Bundesfestung Rastatt ; 5) General-Major v. Porbeck, Kommandant der 1, Infanterie=- Brigade; 6) Regierungsdirektor Fromherzz 7) Kammerherr und Oberforstrath Freiherr v. Gemmingen;z 8) Fabrikinhaber Fr. Lauer, Vorstand der Handelskammer in Mannheim. (Karlsr. Z.)

Schþweiz. Bern, 13, November, James Fazy hat sei- nen vor zehn Jahren verlorenen Siß an der Spibpe der Regierung von Genf wieder cingenommen, Die Partei James Fazy's, d. h. die Partei der gemäßigt Radikalen, hielt fest zusammen und erfocht einen vollständigen Sieg, der sich nach den leßten Nachrichten auf eine Mehrheit von 1000 Stimmen gegenüber den Gouvernementa- len stüßt.

lBölgiéen: Brüssel, 14. November. Der Senat ernannte gestern seinen Vorstand (der Fürst von Ligne wurde mit 44 gegen 1 Stimme wieder zum Präsidenten gewählt), so wie die Kommission zur Entwerfung der Antwort - Adresse auf die Thron- rede. In der heutigen Sißung verlas der Berichterstatter dieser Kommission bereits den von ihr verfaßten Entwurf. Die Reprä- sentanten - Kammer {hritt heute zur Vorstandswahl , welche ganz im Sinne der neuen Majorität ausfiel, Hr. Dele- haye wurde mit 52 gegen 35 Stimmen, die dem Op- positions - Kandidaten Delfosse zufielen, wieder zum Prä- sidenten gewählt. Auch der frühere Vice-Präsident de Naeher und die vier früheren Secretaire gingen wieder aus der Wahl - Urne hervor. Nachdem Herr Delehaye der Kanmer für das ihm be- zeigte Vertrauen gedankt hatte, wurde die Kommission für die Ab- fassung der Antwort - Adresse auf die Thronrede ernannt. Ihre Mitglieder gehören sämmtlich der Majorität an. Zu Antwerpen sind in zwei Tagen drei große Schiffe, vou New - York kommend und mit Weizen, Roggen und Mehl beladen, eingelaufenz andere Schiffe mit Getraide werden jeden Tag erwartet.

Großbritannien und Jrlaud. Londou, 14. Novem- ber. Die „London Gazette“ enthält die Ernennung des Marschalls Pelissier zum Ehrenmitgliede der militairischen Abtheilung des Bath=-Ordens erster Klasse, General - Major Sir W. Cos- drington erhielt zugleih mit der Uebertragung des Ober-Kom- mandos den Lokalrang eines Generals in der Krim und Türkei. Das Schranben-Dampsschiff „Edinburgh“ is, von der Osisee kom- mend, gestern in Portsmouth angekommen. Admiral Dundas soll ents{lossen sein, die nördlichen Gewässer nicht eher zu verlassen, als bis sich die erste dünne Eisrinde gebildet hat. Von ver Schweizer-Legion sollen sich übermorgen Á8 Offiziere und 1350 Mann auf dem Transport-Dampfer „Great Britain““ von Portsmouth nah dem Kriegsschauplabe begeben. Der Patriotic Fund, für den bis zum Schlusse der vorigen Woche 4,291,296 Pfd. St. subskribirt worden waren, unterstüßt gegen- wártig 2526 Soldaten-Wittwen, 3104 Kinder und 97 Waisen, die Vater und Mutter verloren haben.

Der portugiesische Finanz-Minister, Herr Fontes, ist hier angekommen, um wegen Abschlusses einer Anleihe zu verhandeln.

Wie aus Aberdeen telegraphirt wird, ist der amerikanische Wallfishfahrer John Henry: bei Cap Mercy in der Davisstraße dem Schiffe „Resolute‘“/ begegnet, welches in Gen:einschaft mit dem Schiffe „Jntrepid““ zur Aufsuhung Sir John Franklin?s abge- sandt worden war und von welchem man lange nichts gehört hatte.

Frankreich. Paris, 15. November. Der heutige „Mo- niteur““ berihtet: Prinz Napoleon hatte gestern Abends die Mit- glieder der internationalen Jury, so wie die Regierungs-Kommissare, welche am meisten zu den Arbeiten der Ausstellung beigetragen haben, bei sich versammelt. Der Prinz sprach ihnen die Befriedi= gung des Kaisers aus und übergab ihnen die Jusignien der Chren- I Das offizielle Blatt veröffentliht heute die betreffenden

efrete.

Von den auswärtigen Mitgliedern der Jury sind zwei zu Commandeuren und acht zu Offizieren der Ehrenlegion ernannt; unter leßterêèn die Preußen : Berghauptmann von De chen, Geheimer Kommerzienrath Diergard t, Galerie-Direktor Dr. Waagen, und der Oesterreicher, Seidenfabrikant Hornb ostel in Wien. Zwei- und dreißig sind zu Rittern ernannt, worunter die Preußen: Ober- Baurath Hartwig, Maler Magnus, Hof-Juwelier Hossauei in Berlin und Commerzienrath Mevissen in Kölnz sieben Dester- reicher und ein Württemberger, Von den auswärtigen Kommissaren sind sieben zu Offizieren ernannt, worunter der preußische Geheime Ober-Finanzrath v. Viebahn und der österreihishe Bur gz vier- undzwanzig zu Rittern, worunter die preußischen : General-Secretair Dieli ÿ und Regierungsrath Stein, zwei Oesterreicher und. ses andere Deutsche. Von den Mitgliedern der französishen Jury ist eines zum Commandeur, ses sind zu Offizieren und neunzehn zu E A,

e Ausstellung der \{önen Künste ist durch Kaiserliches De- kret bis zum 30, November e f / h

Der „Moniteur“ enthält ferner einen Vertrag, der zwischen Oestreih und Frankreich zur Auslieferung von Verbrechern abge- {lossen und unterzeichnet worden ist.

Der von London hier eingetroffene Her i wohnt in den Tuilerieen. getrof Derzog un Cambridge

Spauien. Aus Madrid wird unterm 10, richtet, daß der Ministerrath und die Cortes Pia HA Au züglich des das Königthum betreffenden Artikels, der zu einem Wort wechsel zwischen Zabala und Olozaga Anlaß gab, über eine Fassung verständigt haiten, der auch Olozaga seine Zustimmung Zat Leßterer hatte sein Entlassungsgesuch noch nicht zurückgenommen: sollte er darauf beharren, was man jedo nicht glaubte, so würde Zabala ihn auf dem Posten in Paris erseßen und A. Gon al ; das Ministerium des Auswärtigen übernehmen. Der Minister n Junern zeigte am 10ten in den Cortes an, daß Marfsal und A andere Carlisten-Führer erschossen worden seien, Tags vorher Vats Jain R L a 1827 4 denen der Salz=- und Tabagk-

l om 414, Juli 1857 ab \sreigegeben und di =L s des Staates verkauft werden ollen E } Túrkei. Die neuesten Blätter aus Konstantinopel vom 5, November enthalten Korrespondenzen aus der Krim, in denen der Plan der Russen, die Offensive zu ergreifen, bestätigt und hin- zugejeßt wird, General Liprandi habe erklärt, daß er, da er am oberen Belbek durch die Expeditionen der Franzosen bedroht O Maat F A E seine Position zu halten, wenn

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Dilfe eile. ) h ch en Truppen von Sebastopol zu . em „Journal de Constantinople‘’ wird aus der Krim v 31, Oktober ferner berichtet, daß die piemontesishe und U Reiterei , die um Balaklava vertheilt war, eine sehr vorgeschobene Stellung auf dem sogenannten Canroberts-Hügel nahe bei Juker- man genommen habe. Der „Presse d'Orient““ wird unter dem- selben Datum aus Kamiesch geschrieben, daß die größte Wachsamkeit an der Tschernaja entwickelt und die Bewassuung der neuen, auf dem Hügel Feduschin errichteten Batterieen vervollständigt werde da dieselben die Punkte heherrshen, von denen aus die Russen etwa einen Angriff auf die Tschernajalinie der Verbündeten unterneh- men könnten. Am Fort Nikolaus wurden gleichfalls wichtige Ar- beiten- beendet und die Batterieen, welche die Nordseite bombardiren vermehrt. / 7 Aus Konstantinopel, 5. November, wird über Triest, den 15, November gemeldet: Die leßte Abtheilung der Kavallerie des tür- kischen Kontingents ist plöplich nach Kaffa abgegangen ; 1200 englisch- deutsche Legionâre sind hier angelangt. Englische Papiernoten sind hier gegenwärtig häufig. Ein heftiger Konflikt zwischen franzöô- sischen und türkischen Militairs kostete mehrere Menschenleben, Omer Pascha's Hauptquartier bei Suchum-Kale erhält fortwäh- rend Zuzüge, und sein Heer ist auf 40,000 Mann angewachsen, 11,000 Mann find durch Guriel marscirt, ohne auf Widerstand zu stoßen. Der Serdar hat Schamyl zum Muschir ernannt, Die Russen sollen Kutais verlassen haben.

Aus Konstanti nopel, 1, November wird der „Times“ ge- rieben: „Der Theil der deutschen Legion, welcher sich kürzlich in England nach dem Drient eingeschisst hat, wird hier jeden Augen- blick erwartet. Oberst Woolridge ist am Montag mit dem marseiller Postboote eingetroffen. Die Deutschen sollen in Skutari einquar- tiert werden und daselbst dem Vernehmen nah den Winter zu- bringen. Das Stif „Golden Fleece“ is hier auf dem Wege nach der Krim vorbeigekommen, Es hatte 784 sardinishe Sol- daten, 24 Offiziere und 12 barmherzige Schwestern an Bord, Auch der „Sutlej“ mit 6- bis 700 Sardiniern is hier vorbeige- segelt, Die Kavallerie des türkischen Kontingents steht im Begriffe, sich nah der Ostküste der Krim einzuschiffen. Die hauptsächlich aus Polen bestehenden Regimenter ottomanischer Kosaken sind dem tür- kischen Kontingent beigegeben worden und befinden sich gegenwärtig auf dem Marsche von Burgas nah Varna.“

Trap ezunt, 28, Oitober, Prinz Stourdza, welcher als Adjutant bei Omer Pascha ist, traf gestern mit einer Ordre an Kiprisli Pascha ein, worin leßterem befohlen wird, alle verfügbaren Truppen, so rasch als möglich, nah Erzerum abzusenden, Ein an- sehnlicher Theil der bisher dort versammelten Truppen ist gegen Kars vorgeschoben worden, und man erwartet, daß die dortige heldenmüthige Besaßung durh diese neuen Truppen in den Stand geseht werde, dem vielleiht au bevorstehenden neuen Angriffe der Russen eben so kräftig, wie bisher, zu begegnen, Omer Pascha soll jet die Hoffnung aufgegeben haben, einen Winter-Feldzug, wit er es einen Augenblick lang im Sinne zu haben schien, zu beginnen, und man dürfte kaum irren, wenn man mit dem vollständigen Ent- E N Kars den Feldzug des Jahres 1855 für geschlossen erklärt.

Die „Oesterr. Militair.-Ztg.“ bringt eine Uebersicht der lebten Ereiguisse und Vorbereitungen auf dem Kriegsschauplaße, welcher wir Folgendes entnehmen:

In Schumla sammeln sich aus Macedonien und Rumelien sehr bedeutende Streitkrästez in diesem Augenblicke dürften dort bereits 20,000 Mann die Winterquartiere bezogen haben; andere 15,000 Mann werden im Laufe des. November erwartet. Der Se- rasfier entwickelt eine große Thätigkeit, um den Serdar Omer

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Pasha und den Selim rale in Suchum-Kale und Erzerum mit dem nöthigen Kriegsbedarf auszurüsten. Gleichzeitig erhielten beide Ober-Kommandanten den Befehl, noch im Laufe des Spät- herbstes operativ vorzugehen, um aus der für die türfishen Waffen hei Kars günstig ausgefallenen Affaire den möglichst größten Vor- ¡heil zu ziehen. Omer Pascha hat seine Kavallerie unter dem Be- fehle des Corps-Kommandanten ernannten Generals Weppler glei falls nah Redut - Kale detaschirt, und der Stabschef Ferhad Pascha befindet sih bereits an der größeren oberen Furth des Fasi- flusses, wo er einen Brüdckenkopf angelegt hat. Ueber die Bewe= gungen des Selim Pascha aus Erzerum liegen uns keine Berichte vorz was aber die Zusammenseßung seines Corps betrisst, so ver= lautet es, daß sich dort Garde=, Nizam- und Rediftruppen befinden, die zu den besten der türkischen Armee gehören, Aus Süd-Sebastopol liegt der erste Tagesbefehl des zum Gouverneur ernannten Gene- rals Levaillant vorz derselbe ist Kommandant der“ 2, Jnfanterie- Division des ersten Armee-Corps. Zum Bombardement der russischen Nordforts werden von der See= und von der Landseite die groß- artigsten Vorbereitungen getroffen.

“Aus der Krim hat dieselbe Zeitung direkte Nachrichten bis zum 20. v. M., an welchem Tage der russische Ober-Befehlshaber sein Hauptquartier nach Baktschiserai verlegte und in der Stellung der Armee eine Vermehrung des rechten Flügels gegen Eupatoria vornehmen ließ, General d’Allonville steht in Eupatoria, und bewacht, da Sak und Karagurt von den Alliirten verbrannt wur= den, die Straße nach Perekop, über Toltschak, während die Russen ch in östlicher Richtung von Eupatoria bei Tschebotar und Temesch festgeseßt haben. Die Nordforts erhielten eine verstärkte Besaßung und sollen den Winter über nicht freiwillig geräumt werden.

Außlaund und Polen. St. Petersburg, 10. Nos- vember. Der General - Adjutant Fürst Gortschakoff} berichtet unter dem 26. Oktober (7. November): Der Feind hat keine Be- wegungen unternommen ; er fährt fort, auf ter Südseite von Se-= bastopol Batterieen aufzuführen, bewerlstelligt aber kein Feuer gegen die Nordseite.

Einem Auszug aus dem vom General = Adjutanten Fürsten Gortschakoff eingereichten Journal der Kriegsoperationen vom {Nen (Msten) bis zum 18. (30.,) Oktober entnehmen wir Fol- endes ;

, „Jn dem Umkreise der Stellung unerer Trupven in der Krim ist nichts besonders Wichtiges vorgekommen. Der Feind hat sehr {wach gegen die Nordseite von Sebastopol agirt, hat ferner zwischen dem Pauls- Vorsprung und der Karabelnaja-Bucht gearbeitet, die Brustwehr in der Uschakoff-Schlucht zwischen den Pfeilern des Aquaducts aufg-:schüttet und die Batterie Nr. 8. armirt.

Gegen die linke Flanke der Stellung unserer Hauptmacht behaupteten die Verbündeten sich auf dem Defilé und im Baidarthale, beschäftigt mit Holzfällen und der langsamen Weiterführung der Straße von Kurn abwärts zu den Ortschaften Kokkulus und Markur. Am 15, Oktober kam der Feind, 1 Bataillon Jnfanterie und 1 Eskadron Kavallerie stark, von den Jesenbaschik-Höhen herab, fouragirte in der Ortschaft Upu und kehrte dann in fein Lager zurü.

Aus G en it \ chesk berichtet General - Major Wagner, daß zwei auf der dortigen Rhede stehende Dampfschiffe «am 12ten den ganzen Tag über den kleinen Ort mit einem Kreuzfeuer beschossen, wobei uns 1 Ge-

meiner verwundet wurde. Abends traf noch ein Dampfschiff auf der |

Rhede ein.

In Kertsch find die feindlichen Truppen auf 20 Tausend Mann verstärkt, die sih augenscheinlich zu einer Offensivbewegung rüsten.

Aus Eupatoria rückten die Verbündeten am Morgen des 15, (27.) Oktober mit 20 bis 30 Escadrons nebst 3 Batterieen, denen 6 Bataillons Jnfanterie folgten, abermals auf der Landzunge na Ssaky bor, Unsere Avantgarde ging auf die Position nach Tschebotar zurü, wohin die ganze Kavallerie zu fonzentriren General Sch abelsfi Vefehl erhielt. Der Feind zog seine Truppen links in der Nichtung zum Telegraphen zusammen und seßte die Angriffsbewegung fort bis zur Schlucht, die von Temesch nach Tschebotar führt, wo er bon dem Feuer unserer schweren Batterie empfangen wurde, auf welches er mit Schüssen aus seiner zur Schlucht vorgeschobenen Artillerie antwortete; als ex aber die Verstärkungen wahrnahm, die unserer Avantgarde von allen Seiten zugingen, retirirte der Feind auf Ssafy und zog sich in der Dâmmerung auf den Naum zwischen dem See von Ssaky und dem Faulen See, wo er sein Nachtlager aufs{lug. Unsere Truppen blieben in der von ihnen cingenommenen Position; der General-Lieutenant Fürst Ra dziwill, der mit seinem Detachement um 9 Uhr Abends eingetroffen war, machte bei der Ortschaft Dshamin Halt. i i |

Am 16. (28.) Oktober erneuerte der Feind die Angriffsbeivegung in zwei Detachements ; mit dem einen in der Richtung auf Tschebotar, mit dem andern links gegen die Ortschaft Dshamin. Ünsere Avantgarde blieb in ihrer Stellung, das Detachement des General - Lieutenants Fürsten Nadziwill stellte sih rechts auf, mit zivei Ulanen-Regimentern zur Deckung voran, Als die linke feindliche Kolonne, welche langsam gegen Dshamin vorrückte, den Leuchtthurm von Temesch passirt hatte, {ob der General der Kavallerie Schabelski aus der Neserve rechts von den Ulanen die Dragoner - Brigade vor; als der Feind dies bemerkte, ging er sofort zurück, um si mit seiner rechten Kolonne zu vereinigen, welche vor Ssaky stchen geblieben war. i

In der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober steckte der Feind die Ortsaft Tusly in Brand und zog sich unter dem Schuße des Feuers

bon dreien seiner Dampfschiffe längs der Landzunge nach Eupatoria zurück; unsere Kavallerie nahm ihre Küherèn Positionen ein.

Der Kaiser hat den General-Major Grafen Adlerberg Il, zum Verweser -allerhöhstseines Hauptquartiers - Convoi's, an Stelle des General-Majors Fürsten Mentschikoff Il, ernannt. Leßterer bleibt à la Suite, Der berühmte Dichter Raitsch, Ueberseßer vieler alten Klassiker ins Russische, ist zu Moskau verstorben.

__ Nachrithten aus Petersburg, welche in Königsberg den 15. November eingetroffen find, bringen einen Ukas des Kaisers vom 29, Oktober, in welchem verfügt wird, daß die für 13 Reichs- gubernien maßgebenden Vorschriften, betreffend den Eintritt ver- caloggno ole Diese M r das ganze Reich ausgedehnt

erden jollen. iese Maßregel soll die Vergrößer der Offiziere bezwecken. OrO AFRTESHNS M, DAN

Aus Odessa gehen der „Wiener Ztg.“ folgende Privatmit- theilungen über den Aufenthalt des Kaisers Alexander daselbst zu, Am 3, November Abends kamen Se. Majestät aus Nik ola -= jeff an, begleitet von dem Herzog von Mecklenburg, Grafen Orloff , Baron Lieven u. \. w. Die Großfürsten blieben in Niko- lajef zurück, Man erfuhr, daß der Kaiser am folgenden Tage, den 4, November, um 11 Uhr in die Kirche fahren, vorher aber \ämmtlihe Behörden und Aemter, den Magistrat die Zünfte und die Gilden der Kaufleute sich vorstellen lassen werde.

Die Audienzen bei Sr. Majestät begannen zeitig. Gegen 11 Uhr, nachdem die Vorstellung der Behörden vorüber war, er=- ienen Se, Majestät in dem großen Saale, wo die Gilden der Kaufleute, die Zünfte und Gewerke harrten. Der Maire von Odessa, Großhändler James Cortazzi, ein hierlands naturalisirter Engländer, begann, da er der russischen Sprache niht genug mäch= tig ist, seine Anrede französis. Der Kaiser unterbrach ihn ras und sprach zu der Versammlung einige russishe Worte:

„Es seien {hon 17 Jahre, daß er nit hier gewesen, er habe sih dana gesehnt und freue sich, die Anwesenden zu sehen, die Zeiten seien trübe geworden.“ Als nun ein Kaufmann von der Hoffnung spra , daß der Frieden in drei Monaten folgen werde, entgegnete Se. Majestät rash: „Dies gebe Gott, ih wünsche dies auch, und gewiß von ganzem Herzen.“ Hierauf verließ der Kaiser A Saal, um in den Wagen zu steigen und nah der Kirche zu ahren.

Als Se. Majestät nach etwa einer kleinen halben Stunde die Kirche verließ, wurde er mit tausendstimmigem Hurrah vom Volke begrüßt. Der Kaiser hielt darauf über die hier versammelten Truppen Revue ab. Die Truppen bestanden aus Milizen, 3 Kavallerie- Regimentern, aus Reserve-Jufanterie und zwei Batterieen reitender - Artillerie nebs Abtheilungen von Donischen und D9nau - Kosaken und Gendarmerie.

Am 5ten d. Mts. 8 Uhr früh reisten Se. Majestät wieder nach Nikolajef ab. General Lüders begleitete den Kaiser,

Dánemark. Kopenhagen, 13, November. Ein König= liher Erlaß bestimmt die besonderen Angelegenheiten des Herzog= thums Schleswig und stellt eine Revision der \chleswigschen Verfassung mit Rücksicht auf die Gesammtverfassung in Aussiht.

O. N)

D E E E E HEBD E ERGERT

Danzig, Donnerstag, 15. November, Abends. (Wolffs Tel. Bur,) Der Dampfer „Locust““, welcher am 13, d. M. Fars ver=

lassen hat, ist so eben hier eingetroffen. Er überbringt die Bestä= tigung der lehten Depesche, ohne sonst irgend etwas Neues zu melden. Morgen wird derselbe nah Kiel abgehen, wohin von jeßt ab die Dampfer mit Depeschen vom Finnischen Meerbusen dirigirt werden.

Paris, Donnerstag, 15. November, Abends. (Wolfs Tel. Bur.) Die Feierlichkeit im Ausstellungsgebäude hat genau dem Programme gemäß stattgefunden. In der Rede, welche der Kaiser bei dieser Gelegenheit hielt, heißt es unter Anderem ungefähr: Europa hat sich troß des Krieges hier zusammengefunden, weil der Krieg nur den bedroht, der ihn hervorgerufen , und weil derselbe nur aufgenommen worden is zur Sicherheit und Unabhängigkeit Aller. Der Friede allein wird den industriel= len Fortschritt entwideln, Sie Alle wünschen denselben wie ich, aber der Friede muß, wenn er aufrichtig sein soll, rechtzeitig (prompte) und nachhaltig sein. Zur Erreichung eines rehtzeiti= gen Friedens muß Europa kräftig und freimüthig seine Meinung aussprechen. Der Kampf zwischen den Großmächten droht sich in die Länge zu ziehen, während, wenn Europa sich mit Entschiedenheit darüber ausspräche, auf wessen Seite das Recht oder Unrecht is, dies die Entscheidung um einen bedeutenden Shritt näher bringen würde, Das civilisirte Europa wird zuleßt immer den Sieg davontragen. Sagen Sie Jhren Nationen