1883 / 230 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Oct 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Qunft, Wissenschaft und Literatur.

Karl Gerok, „Die Wittemberger Natigall.“ Fubilävuméausgabe von Luthers geistliben Liedern. Mit Donndorfs Lutherbüste. Stuttgart, Verlag von Carl Krabbe. (Preis in sehr eleganter Auêéstattung kart. 2 4, eleg. geb. 3 A) Zu den vielen schönen Gaben, welche das „Lutherjahr*“ dem evangelischen Volke bringt, gesellt si als eine ret \sinnige dieses Büchlein des greisen \{chwäbisdben Dichters. Die Wittemberger Nacbtigall, wie Hans Sachs Jeinen großen Zeitgenossen treffend genannt hat, verdient ihren Namen in vollem Maße, denn lieblih und gewaltig zuglei, aus dem Inner- ften des Herzens kommend quillt Luthers Sang. Die 36 Lieder, voll Glauben und Kraft, lassen kein frommes Gemüth ohne Erbauung. Karl Gerok führt die Lieder in das cbristlibe Haus mit einem poe- {isen Vorwort ein und hat auch Luthers Vorreden zu den Liedern beigefügt.

In demselben Verlage erschien soeben bereits in dritter Auflage : „Mortin Luther“ von Dr. Carl Burk, Ober-Konsistorial-Rath und Stiftéprediger in Stuttgart. Wir haben bereits bei dem Erscheinen de’ ersten Auflage auf den Werih dieser populären Lutherbiographie aufmerksam gemacht, und die rasch aufeinander folgenden Auflagen haben unser Urtheil bestätigt. Die Sprache des Buches ift edel und wahrhaft ¡@ön. Der billige Preis des vortrefflich autgestatteten, mit einem Lutberbilde gaes{müdckten Buches (22 Bogen 3 M, geb. 4 Æ)

estattet die Arscaffung in den weitesten Kreisen.

Gewerbe und Handel.

Die Privatbank zu Gotha hat mit dem 1. Oktober cr. in Er furt eine Zwcigarstalt unter der Firma Privatbank zu Gotha Filiale Erfurt eröffnet. .

Die „New-Yorker Hdls.-Ztg“ {reibt in ihrem vom 14, September datirten Wochenbericht über die Lage des Geschäfts Folgendes: Was die Lage des Geschäfts anbetrifft, so läßt dasselbe noch immer den rc{ten Elan vermissen, doch nimmt der Absatz in Artikeln für den regelmäßigen Herbst- und Winterbedarf guten Fortgang. Handel und Verkehr ruhen jeßt auf gesunder Basis, und wenn sich unsere Prcduzenten bequemen, Getreide und Provisionen zu den jedenfalls rentatlen Preisen, welche ihnen Europa dafür bietet, abzugeben, dürfen wir auf einen anfehnliben Export rechnen, dessen gürstige Rückwirkung auf das allgemeine Geschäft nicht au®- bleiben fann. Wenn auch das Geschäft am Waaren- und Produktenmarkte immer noch ruhig ist, gestalten sich die Auésickten für eine. Besserung desselben doch von Tag zu Tag besser. Von Brodstoffen hatte Mais, troy höherer Preise, recht guten Exportbegachr, während Weizen und Weizenmehl nah dieser Richtung weniger Beachtung fanden. In der Lage des Frachtenmarktes hat feine Veränderung statigefunden. Baumwolle in diéponibler Waare begegnete zunehmender Frage Seitens einheimishcr Spinner, ist da- gegen für Export nur in beschränktem Umfange gekauft worden. Termine verkehrten unter dem Einfluß höherer Lirerpool-Notirungen und lebhbafterer Kauflust in steigender Tendenz. Am Wollmarkt ist das Geschäft till geblieben. Brasil-Kaffee's waren ruhig und eher etwas williger, während west- und ostindische Sorten sich bei mäßiger Nach- frage gut behauptet haben. Rohzudcker khatte ziemlich lebhaften Verkehr und festere Haltung. Am Th:emarlkt zeigte sib etwas mehr Regfamkeit. Von Provisionen büßten Schmalz, Schweincfleish und Speck einen anfänglich erzielten Avanz zum Theil wieder ein und erfteres fand an einzelnen Tagen für Export ret viel Beachtung. Terpentinöl hatte zu ctwas niedrigeren Preisen lebhaftes Geschäft, während Harz für Export begehrt blieb, nach dieser Rihtuug aber in Folge der hohen Fra&iraten nur in kleinem Umfang gekauft worden ist. Raffinirtes Petroleum ftill aber fest behauptet. United Pipes lines Certificates baben den größeren Theil des im Laufe der Woche eroberten Avanz wieder eingebüßt, {ließen aber in eher fefterer Tendenz. Der Import fremder Webstceffe für die heute beendete Woche beträgt 2473932 Doll.,, gegen 3 169 658 Doll. in der Paralleiwoche des Vorjahres.

Nürnberg, 29, September. (Hopfeamarktberiht von Leopold Held.) Der Markt erhielt heute die unerwartet große Zufuhr von 80 Ballen Landhopfen und 700 Säcken auswärtiger Sorten. Das Gesckäft entwickelte sich sehr langsam und konnten bis Akends, ob- wohl Eigner nachgiebig waren, nur F der Land- und kaum #5 der Bahnzufuhr zu gedrückten Preisen placirt werden. Die Stimmung ift bei Mazktscluß cine matte. Die Notirungen lauten: Württemberger prima 165—170 H, mittel 140—155 Æ, Hallertauer prima 165— 170 F, mittel 140—153 , Elfäfser prima 132—135 4, mittel 115 bis 125 M, LVadischer prima 150—160 #, mittel 120—140 A, Sebirgéhopfen 148—153 M, Marktwaare 130—145

London, 29. September. (W, T. B.) Bei der gestrigen W oll- auktion waren Preise unverändcrt.

Glasgow, 29. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von Noheisen in den Stores belaufen sich auf 587 900 Tons, gegen 626 200 Tons im verigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hotwöfen 114 gegen 107 im vorigen Iabre.

Washington, 30, September, (W. T. B.) Die Abnahme

der Staatsschuld der Vereinigten Staaten tim. Sep- tember wird auf 15 Mill. Doll. geschäßt. Verkehrs-Arftalteu. Bremen, 29, September. (W. T. B) Der Dampfer

des Norddeutschen Lloyd „Rhein“ ist heute Vormittag 8 Uhr in--New- York cingetroffen.

Hamburg, 29. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Teutonia“ der Hamburg - Amertikanishen Patdckets- fahrt-Aktiengesellscchaft ist, von Hamburg kommend, am 28. d. M. in St. Thomas eingetroffen, und der Postdampfer „Rhenania“ derselben Gesellschaft hat heute Morgen 9 Uhr, von New-Vork kommend, Kap Lizard passirt.

Hamburg, 30. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „West phalia“ der Hamburg-AmerikanishenPacetfahrt- Aktiengesellschaft ift, von New-York kommend, heute Morgen 3 Uhr in Plymouth angekommen.

Triest, 30. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Aufstria“ ift mit der oftindishen Ueberlandépcs|st aus Alexandrien beute Vormittag hier eingetroffen.

Berlin, 1. Oktobec 1883.

Diesjährige Ernte in Estland (Nußland). Reval, den 20./8. September 1883. Die Einfuhr des Winterkorns fand in leßter Zeit bei günstiger Witterung statt und ergab nah der Fuderzahl eine reicblihe, nah Ausweis der Proberiegen im Allgemeinen, wie es scheint, eine mittlere, speziell in Wierland eine gute bis recht gute Ernte. Die neue Auësaat konnte an einigen Stellen wegen zu großer Nässe der Felder niht bewerkstelligt werden; wo €s gescah, war sie im Allgemeinen gut auf- gekommen. Der Schnitt des Sommerkorns war meist beendit; über den Ertrag, der quantitativ gut war, ließ si in Bezug auf die Ergebnisse des Erdrusches im Ganzen noch nichts Bestimmtes sagen und lauteten die Urtheile schr ver- chieden. Die Kartoffelernte hatte begonnen; sie wird in einem Theile der Wieck als fast gänzlich verdorben, in anderen Gegenden als ziemlich befriedigend bezeihnet. Die Heuernte wurde noch fortgeseßt; im Ganzen waren die Ergeknisse in Diesem Jahre fehr mittelmäßige. *

Das Fest in der Hygiene-Ausftellung, welckes gestern zu hren des Geburtétagcs Ibrer Majestät der Kaiserin ver anstaltet war, wurde um 10 Uhr mit dem Choral: „Lobe den Herrn“

röffnet, welcher in mäctigen Posaunentönen von der Kuppel des Auéstellungsgebäudes herab erschallte. Kuppel und Portale des Hauptgebäudes waren reich und geschmackvoll mit Guirlanden ge- \{müdckt. Auch die Büste der Kaiserin im Havptbau hatte man mit einem Hain hocstämmiger Blattgewäcse umpflanzt und am Fuße der Büfte waren mächtige Kränze mit Widmungen auf breiten seidenen Scleifen niedergelegt. Um 11# Uhr begann die Festsizung im großen Bauerschen Restaurant. Von der festlich geschmüdckten Redner- tribüne hielt der Wirkliche Geheime Rath Hobrecbt eine Arsprache an die Anwesenden, in welcher zunäcbst der Schicksale gedacht wurde, welche die Ausstellung erlebte. Des Weiteren bemerkte dann der Redner : Eins aber ift im Lauf der Zeit der einmal geplanten Ausftellung stets treu geblieben, das ift der Schuß und die Fürsorge, welcbe die hobe Protektorin, Ihre Majestät die Kaiserin, troy s{werer, eigener Leiden, ihr hat angedeihen lassen. Deéhalb haben wir das Bedürfniß, der hohen Frau noch einmal während der Ausftellung unseren Dank darzubringen. Dabei ist sib der Auss{uß bewußt, daß er im Sinne der boben Protektorin handelt, wenn er das heutige Fest dazu benutt, um au denen zu danken, welche den sichtbaren Erfolg des Unter- nehmens herbeigeführt baben: den Ausstellern, denen bei unserer Auéstellung nit die Erfolge gewinkt haben wie bei ähnlichen industriellen und gewerblichen Unternehmungen. Behörden, Korpo- ratioxen und Private haben Mübe, Zeit und Kosten nicht gescheut, obglei fie wußten, daß dieselben ledigli einer großen, guten, rein menschlichen Bestrebung ohne jede äußeren Vortheile gewidmet seien. Nach cinem weiteren Rückblick über die Aufgabe der Hygiene {loß der Redner: „Das, was wir hier zu zeigen bemüht gewesen find, ist nur ein fleines Stück dieser Bemühungen, aber es wird ein dauerndes Zeichen für dieselben sein und wird uns dauernd zur Ehre gereihen. Daß unfer Beftreben niht vergebens war, dokumentirt fich in dem allgemeinen Wunsch, das, was hier ausgestellt ist, dauernd zu machen, die flüchtigen Ersheinungen in einem festen hygienischen Museum zu erbalten, dem auch die städtischen Behörden ihr Intcresse zuwenden. Möge daher der Aussteller Theilnahme bis zum Scblusse nicht erkalte1! Auch der Kaiserin werden Sie Ihren Dank nicht besser abstatten, als wenn Sie ein dauerndes gemeinnütziges Unternehmen unterstüßen.“ Nach eincm dreimaligen Hoch auf die Protektorin begab sih die Versammlung in feierlicem Zuge nach dem Hauptgebäubde, wo die noch inwiscen angelangten Blumenspenden niedergelegt wur- den, In das Hoch stimmte das Musikcorps auf der Kuppel mit den Klängen des „Heil Dir im Siegerkran;“ ein. Damit war die Feier des Vormittags beendet. Die Nacbmittagsfeier wurde leider durch das inzwischen eingetretene Regenwetter beeinträchtigt.

Die erste Sißung des Vereins für deutsches Kun st- gewerbe nah den Ferien fand am Mittwoch, den 26., statt und war zablreich besucht. Nach Erledigung geschäftliher Angelegenheiten berihtete der Architekt Walls über den vor einigen Wochen in München stattgehabten Kongreß deutsher Kunstgewerbe- Vereine. Als bedeutsamstes und für die Entwickelung des Kunstgewcrbes hoch- wicbtiges Resultat dieser Zusammenkunft ist hervorzuheben, daß es dort in Folge der Bemühungen des Berlincr Vereins und setner Delegirten gelungen ist, einen Verband der deutschen Kunstgewerbe- Vereine zu gründen und procisorishe Statuten für den- selben festzustellen. Die Vertreter der Vereine ¿u Berlin, Braunschweig, Bremen, Dresden, Frankfurt a. M., Hamburg, Hanncver, Ilmenau, Karlsruhe, Leipzig, Magdeburg, München, Pforzheim, Stuttgart, mit in Summa ohngefähr 800 Mitgliedern, {lossen sich dem Verbande an, dessen definitive Konstituirung auf den 1. März 1884 festgeseßt wurde. Dr. Pabst machte Mittheilungen über die Autstelungen in München, Bcrcbtes8gaden und Linz. In München sind arf der inter- nationalen Kunstausstellung diesmal aub Werke der Kleinkunft zuge- lassen leider nur in beshränkter Weise und fast ausschließlich Münchener Arbeiten, so daß von einer Vertretung des deutschen Kunst- gewerbes dort feine Rede sein kann. Die Ausftellung in Berch!es- gaden betraf die bekannten dortigen Holzschnitßereien, in denen sich ein Anfang zum Besseren bemerkbar mat, wenn auch die natura- liftishen Darstellungen noch immer die Mehrzahl bilden. Ueber die Ausflellung in Linz war wenigNühmliches zu sagen; die meisten Aus- stellung8objefte standen auf gänzlich veraltctem Standpunkte. Vor- gelegt wurden: ein Velagerungs\piel, auf Holz gemalt von Professor Burger, in geshnittem Kasten von E. Wendt in Niesky, und ein Bucbeinband, in Leder geschnitten, von E. Blarkenburg nach einer Zeichnung von Professor Hildebrandt, beides sür den Spielschrein be- stimmt. Ferner cine Kollektion überaus s{chöner japaniscer eingelegtcr und gefärbter Metallwaaren aus der Sammlung des Hrn. Päter, endlich cin sehr reib aus8gestiatteter Albumkaster, nach dem Entwurf des Baumeifter Voß ausgeführt ron E. Blankenburg, mit Beschlägen von Vollgold und Sohn.

Die R. Versammlung des Turnlehrer-Vereins der Mark Brandenburg wurde gestern Abend dur cin großes Schauturnen eingeleitet, das die Vorturner des Berliner Märner-Turnvereins in der städtisbcn Turnhalle in der Prinzenstraße veranstaltet hatten. Nachdem die Turner, 140 an der Zahl, in drei Viererzügen, nach den drei Korporationen geordnet, unter Kommando des Turn- warts Hopfe von der Turngemcinde, in den Saal marsctirt waren und dort ein Lied gesungen hatten, wurden 15 Riegen formirt, die ihre Uebungen mit größter Präzision auéführten. Am beutigen Vormittage wurde den Mitgliedern des Vereins in derselben Halle ein nicht minder interessantes Bild des Berliner Stculturnens gegeben. Es turnte hier zunächst eine Abtheilung der unter Rektor Berndts Leitung stehenden Taubstummenschule, dann vier aufsteigende Klassen von Gemeindeshulen und endlich das Louisen- städtisde Real-Gymnasium. Die erste berathende Versammlung findet heute Namittag im Vürgersaale des Rathhauses statt.

Nacbdem der Deutschen Militärdienst-Versicherungs8- Anstalt unterm 25. August cr. die Konzession zum Geschäftsbetrieb im Königreih Preußen Seitens der zuständigen Behörden ertheilt worden ist, hat gaecnannte Anstalt auf Grund des in der General- versammlung vom 15, Juni cr. angenommenen neuen Statuts unter gleiczeitiger Verlegung ihres Sißes nah Hannover den Geschäfts- betrieb für den genannten Umfang der preußishen Monarchie mit dem 1. Oktober begonnen. Der Zweck der Anstalt ift: die Ver- minderung bezw. leichtere Beschaffung der für die Dienenden zu bringenden Geldopfer unter niht fühlbarer Mitbelastung der Befrei- ten, Versorgung von Invaliden 2c. Die Gesellshaft wurde am 30, März 1878 in Hamburg errictet und hatte am 31. August d. I. abzüglih der Abgänge bereits 21 084 Knaben versichert, und es ift wobl vorauêzusehen, daß fi die Zahl ihrer Mitglicder, vachdem die Gesellschaft ihren Wohnsiß na& Preußen verlegt hat, beträchtlich vermehren wird, Die Subdirektion ist den Herren Hennings u. Co,, Berlin, Königgräßer Straße Nr. 28, übertragen worden.

Unentgeltlihe fstcnographis%e Lehrkurse beginnen die Berliner Rollerschen Stenographen-Vereine wieder am beutigen Tage im „Buckower Garten“, Buckowerstr. 9, an der Dresdenerstraße; morgen im „August - Garten“, Auguststr. 24; am 3. Oktober Café Thies, Lützowstr. 89, und im Café Quittmann, Lindenstr. 106; 5, Oktober in „Pfeiffers Lindenpark", Markuéstr. 7, und in der „Fünften S(@loßkneipe*, Neue Frietrichstr. 1, an der Stralauer Brücke überall Abends 87 Uhr. Die Kurfe erfordern bei der leiten Erlern- barkeit des Rollershen Systems nur 4 Lehrstundea, wöchentlich eine. Für die vollständigen Lehrmittel hat jeder Theilnehmer 2 46, zu den Unkosten der Bekanntmachung 2c. nur 1 # beizutragen. Weitere Unkofstcn erwachsen den Theilnehmern nicht. Meldungen zur Theil- rahme werden an obengenannten Abenden in den betreffenden Lokalen von ten dasclbst anwesenden Lehrern entgegengenommen.

Paris, 30. September. der Munizipalkaserne, in welher fich gegenwärtig die Po- lizeivräfektur befindet, eine Gaserplosion statt, dur) welche cin Theil des Pflafters des ersten Hofes in die Luft geschleudert wurde, während die Säulen des Vestibüls und die zur Wohnung

(W. T. B.) Heute Mittag fand in

des Präfekten führende Treppe star? ershüttert wurden. beiter, ein Beamter, ein Stadtsergec.nt und die Tochter des wurden {wer verwundet.

wej Ar- aftellans

New-York, 30. September. (W. T. B.) Nach hier eirigegan- gener Meldung ift die Pulverfabrik in Sieges-Station in Kalifornien in die Luft geflogen und sind dabei gegen 40 Chinesen getödtet oder verstümmelt worden.

Der lange und sorgfältig vorbereitete Plan der Errichtung eines „Deutschen Theaters“ in der Reichshauptstadt is nunmehr ver- wirkliht: am Sonnabend hat auf den Brettern, auf welchen bis, ber die leihtges{ürzte Muse der Operette ihr Wesen trieb, an dem Altar Melpomenes und Thalias unter Gebeten und Segenswünschen die Weihe der neucn Kurststätte und mit einer musterhaften Auf- führung von „Kabale und Liebe“ die würdevolle Fnauguration der- selben stattgefunden.

Bekannilich trat der durch seine mit vielem G!ück die Wicder- belebung des deutschen Volkestücks anstrebenden dramatischen Ar- beiten wobl berufene Leiter des neuen Instituts vor etwa 3 Iabren zuerst mit der jeßt verwirklichten Idee hervor und bald darauf auh mit einer Reihe hervorragender dramatischer Künstler zur Aus- führung in Unterhandlungen. Auf diesem Wege kam ein im Gars- zen den Verhältnissen der sociétaires des Théatre français nage bildeter Verirag zu Stande, um dessen wohl annehmbarer Vortkeile willen die gedachten Künstler gern auf ihr unstetes Wanderleben und ihre für die deutshe Schauspielkunst eigentlich unersprieß- lide Gastspieltkätiafeit als reisende Virtuosen gern verzicteten. Die Besorgniß der Skeptiker aber, daß sich so stark individualisirte Einzelleistungen nit zu einem harmonishen Gesammtwirken würden vereinigen lassen, hat wenigstens die ersle Aufführung nit bcs wahrheitet.

Die Eröffnungêvorstelung fand vor einem größtentheils ge- ladenen, aus Bühnenleitern, dramatischen Dichtern und Schriftstellern, Vertretern der Scbauspielkunst und solchen, die ihr nahe stehen, der bildenden Schwesterkünste, der Wissenscbaft, der Kritik und Presse sowie ihrer Angehörigen zusammengeseßten Puklikum ftatt, Die Besucher wurden zunächst überrascht durch die mannigfacen Um- gestaltungen und die rcicke Auéstattung, welhe dem Theater vom Bestibul an zu Theil geworden ist. Jn der leßteren herrsben, dem gewähl!en deutsc:en Renaissancestyl entsprehend, die dunkelbraunen Töne vor, indessen sind alle Umrifsse der \{ön geoliederten Pilafter und der üppigen Ornamente durch einfassende goldene Säume in heiteren Lichtglanz gctauht. Die Brüftungen der Ränge zieren imitirte Intarsien, und die Logen sind von Draperien überhangen, auf welchen seidengestickte Blumen von so natürlider Scbönheit prangen, als wären sie mit der Hand darauf gestreut, Aus den Nischen des Vorraums zu dem Theater leuchten dem Ein- tretenden die weißen Büsten der Klassifer des deutschen Dramas, Eocthes, Scbillers, Lessings und Kleists entgegen. Den ganz befon- ders rei bedachtcn, mit zopfig ausgearteten Stuckreliefs ornirten Plafond des Innern aber zieren die Medaillonbildnisse einer Anzabl

der größten ausübenden Künstler, welhe die Geschichte der deutshen Scauspiclkunst aufzuweisen hat, nämlich Echof, Schröder, Iffland, Seydelmann, Anshüß, Ludwig Devrient,

Davison, Emil Devrient, Ludwig Dessoir und Theodor Döring, Bei der Anlage des Ork esterraums sind die allerdings {on von Richard Wagner au8gesprocenen, aber von ihm erst im Festspiel- hause zu Bayreuth ins Werk geseßten Ansichten zur Geltung ge- kommen, und so spielen tern die Musiker am Deutschen Theater unter einer Art von tief liegender Laube aus vergoldetem Zwcigge- fleht, welches von prächtigen Blumen umrankt ift und ihren Anktlick dem Publikum çgänzlih entzieht. Eine ununterbrochene Reihe von künstliben Blumen verdeckt au die Lampenreihe des Podiums. Als äußerst willkommene Neuerung wurde allgemein die Höherleaung des Parquets begrüßt, welches jeßt von allen Reihen seiner plüs{ch- gepolsterten bequemen Site eine ungebinderte Ansiht der Bühne ge- stattet. Die dadurch herbeigeführte Erhöhung des ersten Ranges ift gleichzeitig den Besuchern dieses fowohl wie der darunter gelegenen früher sehr unbehagliden Parquetpläße zu Statten gekommen, Nur die Beengtheit der Seitençgänge und die Schmal- und Steil- heit ter zum Foyer hinauffübrenden Treppe sind geblieben und verursachten am Eröffnurg8abend manche Stockungen, die bei dec im Saale herrs{ende Hitze nicht eben erfreulich waren. Indessen dürfte diesen Uekclständen von Seiten einer einsihtigen Direktion noch Ab- hülfe ges{affen werden.

Den von Julius Wolf gedicteten Prolog \sprah Fr. Hedwig Niemann. In den Hauptrollen des Schillersben Trauerspiels wirkten mit: Hr. Barnay (Präsident), Hr. Friedmann (Wurm), Hr. Förster (Miller), Hr. Kainz (Ferdina:.d) und Hr. Hase (Hofmarschall von Kalb), Frl. Jolanthe Ramazetta (Luise) und Frl. Haverland (Lady Milford).

H Ueber die Eröffnungévorstellung selbst werden wir morgen bc- richten

Im Wallner- Theater kam am Sonnabend die erste Novität dieser Saison mit durchs{lagendem Erfolge zur Aufführung. Mit der neuen dretiafktigen Gesangéposse „Ein gemachter Mann“ von Ed. Jacobsen wendet sich die Wallner-Bühne ihrem alten bewährten und lustigen Genre wieder zu. Das Stück, dessen anmuthenden mufie kfalishen Theil G. Michaelis geschaffen hat, wird in 5 Bildern vor- geführt und behandelt den Wider|streit der Neigungen eines reich ge- wordenen Handwerkers, der für seine Tochter durchaus einen Baron zurn Gatten haben will, und seiner verständigeren Tochter, welce in der Liebe zu einem armen Künstler ihre Befriedigung findet. Eine Handlung giebt es in dem neuen Stücke nicht, wie es bei Possen mehr und mehr Regel wird; aber die sich vor dem Publikum ab- spielenden Scenen sind so voll Humor urd Wiß, daß das Ganze mit großem Bifall aufgenommen wurde. Das Publikum befand si von Anfang an in einer animirten Stimmung und nahm nicht nur die guten, sondern au die s{lechten Wite und Anspielungen mit größter Heiterkeit und überströmender Lustigkeit auf. So hatte denn „der gemachte Mann“ einen Lacherfolg, wie ihn das Wallner- Theater seit langer Zeit nicht mehr verzeichnen konnte. Die Couplets thaten dabei redlich das ihre, um die heitere Laune zu erhalten; dieselben wurden besonders ron Hrn. Thomas (Pase- walk) mit großer Verve vorgetragen und rissen das Publikum immer von Neuem zum Beifall hin; als Coupletsänger leistet der genannte Künstler in der That Vorzügliches, während seine Übrigen Leistungen manchmal allzusehr an die Karrikatur streifen, Mit unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit stattete Hr. Blencke (Wallberg) seine sonst schr magere Rolle aus; ihm und auc Hrn. Guthery (Randow) fälit ein großer Theil an dem Etfolg des Aberds zu. Im zweiten Aft zeigte ih Hr. Pkilipp (Ulfert) als ges{chmackvoller Liedersänger. Als Soubrette trat Frl. Heßling (Toni) in den Vordergrund ; sie fingt und spielt sehr hübsb, doch fehlt ihrem Vortrag noch das Zündende, ungekünstelt Hervorsprudelnde. Frl. Odilon (Else) und Frl. Sandow (Laura) absolvirten ihre Rollen zur Zufriedenheit. Die Darsteller erfreuten si des reisten Beifalls. Mit den darstellenden Künstlern wurde auch der Verfasscr immer und immer wieder durch Hervorruf ausgezeichnet.

Nedacteur: Riedel. Dori E Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Sechs Beilagen (einsch{ließlich Börsen-Beilage), und das Postblatt Nr. 4,

außerdem die Winterfahrpläne der Königlichen Eisenbahn- Direktionen zu Frankfurt a. M, und Elberfeld.

(11344)

„é 2230.

Erste Beilage . zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Skaals-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 1. Oftober

183.

Inserate für den Deutshen Reih2- und Königl. Preuß. Staats-Anzeiger und das Central-Handels- register nimmt an: die Königliche Expedition | 1.

des Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich

Prenußishen Staats-Anzeigers : Berlin SW., Wilhelm-Straße Nr. 32.

Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.

Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen n. dergl.

3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ete.

. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung

D

r

2 u. 8. w. von öffentlichen Papieren.

Deffentlicher Auzeiger.

5. Industrielle Etablissements, Fabriken und Grosshandel.

6. Verschiedene Bekanntmachungen.

7. Literarische Anzeigen.

8, Theater-Anzeigen. 1

9. Familien-Nachrichten. /

In der Börsen- beilage.,

Steckbriefe und Untersuchungs Sachen.

[42090]

Steckbrief. Der vom Scbwurgeriht des König- licben Landgerichts I. bierselbft unter dem 19. April 1883 wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit zu einer 4 jährigen Zuchtbausstrafe verurtheilte frühere Scchußmann Johann Lorenz Gustav Rienäcker, am 28. Januar 1843 zu Quedlinburg geboren, ist am 21. September d. Js. aus der Strafanstalt zu Brandenburg a. H. entwichen. Es wird gebeten, denselben im Betretungsfalle festzunehmen und an das nächste Gericbtsgefängniß einzuliefern. Berlin, den 27. September 1883, Der Erste Staats- anwalt beim Königlichen Landgeriht T. Bes chreibung: Alter 49 Iahre, Größe 176 cm, Statur kräftig, Haare blond, Stirn gewölbt, Bart Vollbart blond, Augenbrauen blond, Augen blau, Nase groß, Mund gewöhnlich, Zähne vollständig, Kinn behaart, Gesicht lang oval, Gesichtsfarbe gesund, Sprache deutsch. Besondere Kennzeichen: Nase eine kleine Narbe, fettleibig. Kleidung kann nicht angegeben werden.

[42094]

Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Bäker- gesellen Julius Hein aus Jessionken, Kreis Goldap, welcer flüchtig ist, ist die Untersucbungshaft wegen Diebstahls verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das hiesige Gerichtsgefärgniß ab- zuliefern. Beelitz, den 27. September 1883 König- lies Amtsgericht. Nosenow. Solm. Beschrei- bung: Alter 33 Jahre, Größe 5 Fuß 5—6 Zoll, Statur hager, Haare blond, bartlos. Kleidung: grauer Sommerüberzicher, hellgestreifte Hosen, Leder- schuhe, braunec Filzhut.

[42092] : Steckbricfs-Erledigung. Der gegen den Arbeiter Julius Hermann Zander wegen Münzverbrechens unter dem 15. August 1883 erlassene Steckbrief wird zurückgenommen. Berlin, den 28, September 1883. Königliches Landgericht IT. Der Unte:suchungsrichter.

[42089] Stecbriefs-Erledigung. : Der gegen den Kaufmann Heinrich Liepmann, in

den Akten J. III. A. 13. 81, wegen Wechselfälschung

am 14. Juni 1881 erlassene und am 6. September

1881 erneuerte Steckbrief wird hiermit zurück- genommen. Berlin, den 27. September 1883. Königliche Staatsanwaltschaft beim Landgericht I. [42091] Steckbriefs - Erledigung. Der gegen den

Sch&lächtergesellen Wilhelm Kickhoefer wegen Unter- \{lagung in den Akten U. R. I. 663, 83 unter dem 4. Juli 1882 erlassene Steckbrief wird zurückgenom- men. Berlin, Altmoabit Nr. 11/12 (NW), den 27. September 1883, Königliches Landgericht I. Der Untersuchungsrichter.

[42087] | Der von mir am 27, Juni 1882 gegen den Knecht Carl Cany aus Alt-Nuppin erlassene Steckorief ist durch die Festnahme des 2c. Cany erledigt. Schwerin, den 27. September 1883. Der Erste Staatsanwalt. Hissenig.

[42095] i

Der hinter der verehelibten Bergmann Louise Zöll- ner aus Neuhaus, Kreis Waldenburg,unterm 23. Juni 1880 in Stück Nr. 159 erlassene Steckbrief wird bierdurch erneuert. Waldenburg, den 24. Sep- tember 1883, Der Staatsanwalt.

{42093]

In der Strafsache wider die Handlungslehrlinge Emil Pietshka und Gustav Machner von hier J. II. 1942/83 find die unterm 6. September d, J. erlassenen, in Nr. 212 des Deutschen Reichs- und Königlih Preußischen Staats-Anzeigers aufge- nommenen Stecktbriefe sub 38991 und 38982 erledigt.

Breslau, den 28. September 1883.

Der Erste Staat2anwalt. Nentwig.

[36306] Ladung.

Nachstehend bezeichnete Personen:

1) Peter Lang, geboren am 4. Oktcber 1856 zu Ol, Kreis Aschaffenburg, zuletzt in Bü- esheim,

2) Peter Joseph Schieler, geboren am 19. Sep- tember 1856 zu Holzhausen, Kreis Friedberg,

_ zuleßt in Holzhaujen,

3) Johann Göller, geboren am 10. August 1852 zu Fulda, zuletzt in Vilbel,

4) Martin Worster, geboren am 25. Juni 1852 zu Alzey, zuleßt in Großkarben,

5) Poppo Hohmann, geboren am 23. November 1851 zun Mittel-Kalbach, Kreis Fulda, zuleßt in Nieder-Escbbach, :

s) Undreas Köhl, aeboren am 17. Juli 1853 zu Gläsferzell, Kreis Fulda, zuleßt in Okarben, Johann Friedrih Shönewald, geboren am 23. Mai 1851 zu Schwarzenberg, Kreis Mel-

_ fungen, zuleßt in Dortelweil,

jeßt sämmtli unbekannten Aufenthaltsorts,

werden beschuldigt : / zu Nr. 1 bis 4 als beurlaubte Reservisten,

zu Nr. 5 als Wehrmann der Landwehr, ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein,

zu Nr. 6 und 7 als Ersatreservisten erster Klafse, auLgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auëwanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, E

Uebertretung gecen §8. 360 Nr. 3 des Straf-

gefeßbuchs. Dieselben werden auf Mittwoch, den 7. November l. J., Vormittags 9 Uhr, ver das Großh. Schöffengericht Vilbel zur Haupt- verbandlung geladen.

Bei unentschuldigtem Auébleiben werden dieselben auf Grund der nah §8. 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Bezirkskommando zu Friedberg ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.

Vilbel, den 16. August 1883,

Weiß, Gericts\chreiler Großh. Amtsgerichts.

Subhaftationen, Uufgebote, Vor- ladungen u. dergl.

[42231] Oeffentliche Zustellung.

Der Kleiderbhändler K. Salinger zu Marienwerder, Élaat ocgen den Eigenthümersohn Paul Kasulke, früher zu Zieglersbuben, jeßt in Amerika, wegen einer Forderung von 39 M und 5 Prozent Zinsen, für einen dem Beklagten am 9. Juni 1872 gelie- ferten Anzug, bestehend aus Rock, Hose und Weste, mit dem Antrage auf kostenpflichtige Verurtbeilung des Beklagten, an den Kläger 33 M. nebst 5 Prozent Zinsen seit dem 9. Juni 1872 zu zahlen, das Urtheil auch für vorläufig vollstretbar zu erklären, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verbandlung des Rechtéstreits vor das Königliche Amtsgericht zu Stuhm auf

den 7. Januar 1884, Bormittags 10 Uhr.

Zum Zwedcke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Stuhm, den 28. September 1883.

v. Studzienski,

Geritsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. T.

[42230] Aufgebot.

Im Aufgebotsverfahren gegen die Kinder des Bauern Lorenz Scheller von Birkah, Namens Ernst Christof, Friedrih u. Dorothea, sowie gegen Maria Barbara Baunach, ledia, von Ostheim, findet der Aufgebotstermin nit Montag, den 10. April k. F.,

sondern Dienstag, den 15. April 1884, i früh 9 Uhr, vor dem Königl. Amtsgerichte Hofheim statt. Hofheim, 29. September 1883. Zur Beglaubigung: Die Gerichtsschreiberei : Eizenhöfer, Königl. Sekretär.

[42223] Aufgebot.

Es ist das Aufgebot zum Zweck der Todeserklärung des angebli seit dem Jahre 1858 verscbollenen, im Jahre 1854 im Alter von 30 Jahren nach%ß Amerika ausgewanderten Bauer Florian Kranz aus Lassoth von dem demselben zum Abwesenheitsvormunde be- stellten Gärtner Franz Hannig in Lassoth beantragt worden.

Der Bauer Florian Kranz aus Lassoth oder die von ihm etwa zurückgelassenen unbekannten Erben und Erbnehmer werden aufgefordert, sich spätestens in dem vor dem unterzeichneten Gericht auf

den 24. Juli 1884, Vormittags 11 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine zu melden, widrigen- falls der Bauer Florian Kranz aus Lassoth für todt erklärt und sein MNaclaß den sih meldenden und legitimirenden Erben, in dessen Ermangelung aber dem Königlichen Fiskus ausgeantwortet werden wird.

Neisse, den 24. September 1883.

Königliches Amtsgericht.

[42263] Aufgebot.

Der Major a. D. von Flotow zu Ludwigslust, als bisheriger Eigenthümer des Gutes Gr. Kelle c. p. hat das Aufgebot des Hypothekenscheins, lautend über die für den weiland Kammerherrn von Bülow auf Gr. und Kl. Kelle eingetragene Kapital- forderung von 500 Thalern Geld, welche jedoch nur die Hypothekenbuhsrechte erhalten von 454 Thalern 262/1 S. N. 2/3, beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf

den 16. Mai 1884, Vormittags 11 Uhr. vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Auf- gebotstermine seine Rechte anzumelden und die Úrkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloë- erklärung der Urkunde erfolgen wird.

Mocebel, den 28. Scptember 1883.

Großherzogl. Mecklenb.-Schwerinshes Amtsgericht. ur Beglaukigung: Der Gerichtsschreiber: Otto Wilken, A.-G.-Dtr.

[41980]

Verkaufsanzeige und Aufgebot. In Zwangsvollstreckungsfachen 1) der Firma Wagner und Fricke zu Hannover

und 2) der Firma Ullrich und Faillard zu Braunschweig, Gläubigerin, wider den Dekorations8maler Johannes Rogge zu Duder- stadt, Schuldner, wegen Forderung,

sollen auf Antrag der Gläubigerinnen die nafol-

parzellen, als: 1) 5,17{a Aer, An der Thalswiese, Kartenblatt 63, Parzellen Nummer 18,

2) die ideelle Hälfte von nachbenannten Grund-

parzellen, nämli :

a. 1,97 a Hofraum, In der Stadt, Karten- blatt 69, Parzellen-Nummer 102, mit allen auf dieser Parzelle sich befindenden Gebäulich- keiten, insbesondere dem vor dem Steinthore biesiger Stadt sub Haus Nr. 472 belegenen Wohnhause nebst allen Zubebörungen,

b, 1,90 a Hausgarten, In der Stadt, Karten- blatt 69, Parzellen-Nummer 185/103 2c.,

eingetragen suh Artifel Nummer 402 der Grund- fteuer-Mutterrolle des Gemeindebezirks Duderstadt in dem dazu auf

den 14, Januar 1884, Vormittags 1Îî Uhr, an hiesiger Gericktéstelle anberaumten Termine unter den darin bekannt zu machenden Bedingungen öffent- lih meistbietend verkauft werden und werden Kauf- liebbaber zu diesem Termine damit geladen.

Zugleich werden alle Diejenigen, welche an den obigen G rundstücken Eigenthums-, Näher-, Pfand-, lehnrectlice, fideiklommissarische und andere dingliche Rechte, inébesondere au Servituten und Real- bercchtigungen zu haben vermeinen, hiermit aufge- fordert, solche Ansprüche und Rechte îin jenem Termine geltend zu machen, und die darüber sprechen- den Urkunden vorzulegen, unter der Verwarung, daß die sich nicht Meldenden den neuen Erwerbern gegenüber ihrer Rechte verlustig erkannt werden jollen.

Der dcmnächstige Auss{lußbesceid durch Anbeften an die Gerichtêtafel werden.

Duderstadt, den 14. September 1883.

Königliches Amtsgericht. Abthcilung ITIk. Eisentraut.

wird nur verLffentlicht

9997 [42227] Bekanntmachung.

Zufolge Antrages der verehelichten Seilermeister Teubner, Josepha, geborene Tamm, früher zu Klein- Röhrsdorf, jeßt Alt-Kemnitz, wird deren (Ebemann, der Seilermeister August Teubner aus Alt-Kemnit, geboren am 8. Februar 1835 zu Klein-Röhrsdorf, Kreis Löwenberg, welcber am 11. März 1869 seinen damaligen Wohnort Alt-Kemnitz verlassen hat, um auf einige Zeit nah Amerika zu gehen, seit dem Iabre 1871 aber verscbollen ift, aufgefordert, si spätestens im Aufgebotstermine

deu 7. Juli 1884, Vormittags 115 Uhr, bei dem unterzeicneten Gerichte, Prciesterstr. Nr. 1, Zimmer Nr. 22, zu melden, widrigenfalls feine Todeserklärung erfolgen wird.

Hirschberg, den 8. September 1833.

Königliches Amtsgericht. Ik,

[42206] Amtsgericht Hamburg.

Auf Antrag von Johann Wilhelm August Lütge und Albert Heinrich Christian Hoyer als Testamentsvollstrecker von Anna Elisabeth Catharina, geb. Bohlens, des Heinrich Nicolaus O Wittwe, wird cin Aufgebot dahin cr- lassen:

daß Alle, welche an den Nachlaß der mit Hinter- lassung eines am 15. Juni 1872 erricteten, am 2, August 1883 hieselbft publizirten Testa- ments, am 19. Juli 1883 hieselbst verstorbenen Anna Elisabeth Catharina, geb. Bohlens, des Heinrich Nicolaus Lehmann Wittwe, Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, oder den den Antragstellern als Testaments- vollstreckern ertheilten Befugnissen, insbefondere der Umschreibungsbefugniß derselben wider- sprehen wollen, hiemit aufgefordert werden, folbe An- und Widersprüche und Forderungen spätestens in dem auf E Freitag, den 16. November 1883,

10 Uhr V.-M., : anberaumten Aufgebotstermin im unterzeichneten Amtsgericht, Dammthorstraße 10, Zimmer Nr. 24, anzumelden und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zustellungs- bevollmächtigten bei Strafe des Ausschlusses.

Hamburg, den 27, September 1883.

Das Amtsgericht Hamburg, Civil-Abtheilung V. Zur Beglaubigung : Romberg, Dr.., Gerichts-Setkretär.

[42205] Amtsgericht Hamburg.

Auf Antrag von Matthias Christian August Sens, als Testamentsvollstrecker der Eheleute Zo- hann Jürgen Linnemann und Maria Dorothea Johanna Linnemann, geb. Schulz, richtiger Schulz, vertreten durch die Rechtsanwälte Dres. Donner und Behrens, wird ein Aufgebot dahin

erlassen : daß Alle, welche an den Nachlaß der Che- leute Johann Jürgen Linnemann (ver-

storben hieselbst den 16. April 1883) und Maria Dorothea Pohauna Linnemann, geb. Schultz (verstorben hieselbst den 14. Ja- nuar 1867), Erb- oder sonstige Ansprüche zu haben vermeinen, oder den Bestimmungen des von den genannten Eheleuten am 31. De- zember 1866 errichteten, mit Additamenten vom 20. März 1867 und 16, Februar 1870

versehenen, am 26, April 1883 hieselbst

genden, dem Schuldner eigenthümlich?gehörigen Grunde-

F

íúInserate nehmen an: die Annoncen-Erveditionen des „Jnuvalidendank“, Rudolf Mofse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren

Annoncen - Bureaur. A

publizitien wedcbselseitigen Testaments, wie

auch der Bestellung des Antragstellers zum

Teftaments8vollstrecker und den demselben als

solchem ertheilten Vefugnifien, insbesondere der

Umschreibungsbefugniß deffelben widerspreck#en

wollen, hiemit aufgefordert werden, solche Ans

und Widersprüche spätestens in dem auf Freitag, den 16. November 1883, 10 Uhr BV.-M.,

anberaumten Aufgebotstermin im unterzeichneten

Amtsgericht , Dammthorstraße 10, Zimmcr

Nr. 24, anzumelden und zwar Auswärtige

unter Bestellung eines hiesigen Zustellung2-

bevollmächtigten bei Strafe des Aus-

\(lusses.

Hamburg, den 27. September 1883.

Das Amt3geriht Hamburg, Civil-Abtheilong EV. Zur Beglaubngung : Romberg Bx, Gerichts - Sekretär. [42213]

Fn dem Verfahren, betreffend die Vertheilung dcs Erlöses der am 12. Juli 1883 auf Anstehen dcs3 Salomon Samuel, Rentner zu Dürmenach als Gläubiger, aegen den Bäkergesellen Emil Richert, früber zu Buchsweiler, jeßt in Amerika ohne bes fannten Wohn- und Aufenthaltsort, und Konsorten, als Scbuldner, durch den Bersteigerungsbeamten, Notar Althön zu Pfirt vorgenommenen Zwangê2- versteigerung eines Grundstücks in der Gemeinde Buch8weiler, ist der Theilung8plan auf der Gericht8- reiberei des Kaiserliben Amtsgerichts dahier offen gelegt und Termin zur Erklärung über denselben auf

Samstag, den 17. Novembez 1883, Bormittags 10 Uhr, im Geschäftslokale des Amtsgerichts Hierselbst be- stimmt.

Der vorgenannte Schuldner wird aufgefordert, von dem Theilungéplan Einficht zu nehmen, demnächst in dem Termine Behufs Erklärung über den Theilunçs8- plan zu erscheinen und spätestens in diesem Ter- mine bei Vermeidung des Ausschlusses etwaige Widersprüche gegen den Plan zu erheben.

Pfirt, den 27. September 1883.

Kaiserliches Amtsgericht. Haeu] er.

Im Namen des Königs!

Verkündet am 20. September 1883. Busch, i. V. des Gerichtsschreibers.

In der General- Aufgebotésache, betreffend Hypo- thekenposten und Hypothekenurkunden, erkennt das Königlibe Amts8geriht Trebniß durch den Amts- richter Jaekel für Recht :

I, Alle Diejenigen, weldbe an nachbenannte Hy- pothekenposten Ansprüche haben, werden aus8ge- lossen:

a, auf Nr. 36 StwHwimmerau des Häuslers August Wuttke Abtheilung II1. Nr. 4 100 Thaler Kaufgelder des Franz Wabner, als Rechtsnachfolger des Franz Bauer,

b, auf Nr. 6 Kottwiy der Freigärtner Herr- mann Janke’ shen Eheleute Abtheilung Ik. Nr. 1 ein Surplus-Reservat für Carl August Fanke,

c, auf Nr. 10 Wiese der Züchner Moritz Kri- pable’s{en Eheleute Abtheilung TI1. Nr. 1 11 Thaler 15 Sgr. für die Anna Rosine Webersin,

d, auf Nr. 30b. Catholis%-Hammer des Hâäus- lers Joseph Klose Abtheilung 111. Nr. 3 66 Thaler 11 Sgr. für die Wittwe Barbara Opahle,

e. ebendaselbst Abtheilung II1. Nr. 6 200 Tha- ler für Franz Opahle,

f. auf Nr. 38 Zantkau des Freigärtners Carl Nitsbke Abtheilung Ill. Nr. 1 18 Thaler

[41997]

12 Sgr. oder 23 Thaler Swlesish für Christian Heinrich und Marie Elisabeth Schoenfeldin,

g. auf Nr. 17b. Trebnit-Anger des St. Hedwig- Waisenhauses Abtheilung 111. Nr. 2 600 Thaler Kaufgelder für die unverehelichte Marie Hoffmann. S

11. Folgende Hypothekenurkunden werden für kraft- los erklärt, nämlich: .

a. auf Nr. 8 und 29 Lossen der Wittwe Caro- line Wieden Abtheilung 111. Nr. 1 über ursprünglich 631 Thaler 10 Sgr. 3 Pf. Muttererbtheil der Geschwister Wieden aus dem Rezesse vom 7. September 1832, jetzt noch 473 Thaler 15 Sgr. 24 Pf. betragend, ebendaselbst Abtheilung Il. Nr. 2 über 26 Thaler 14 Sgr. 9} Pf. Kaufgelder für Eustah Wieden aus dem Kaufvertrage vom 92, November 1849, ebendaselbst Abthei- lung 1I. Nr. 3 bez. 2 über ein Surplus- Neservat für ebendieselben Geschwister Wie- den aus demselben Nezesse, :

b. auf Nr. 12 Pannwiyz des Freistellers Franz Vogt Abtheilung 111. Nr. 9 über 23 Thaler 25 Sgr. rechtskräftige Wechselforderung für den Auszügler Gottlob Schaedel zu Pann- witz auf Ersuchen des Prozeßrichters vom 24, Mai 1867.

11), Die Kosten werden den Artragstellern aufs

erlegt. Von Rechts Wegen. Trebvuit, den 20. September 1883. Königliches Amtsgericht. (gez.) Jaekel.