1883 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Oct 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Frankreich. Paris, 6. Oktober. (W. T. B.) Die interimistishe Verwaltung des Kriegs-Mini- steriums ist dem Marine-Minister Peyron übertragen worden. Die Nachricht von der Demission des Polizet1- Präfekten wird als unbegründet bezeilnet. i

Der Marine-Minister hat aus Hongkong ein Telegramm des Admirals Courbet, vom gestrigen Tage, empfangen, wonach der Admiral, der Civilfommissar und der Truppenkommandant in einer am 30. September abgehaltenen Konferenz einstimmig zu der Ueberzeugung ge- kommen sind, daß der s{lechte Zustand der Wege aktive Ope- rationen unmöglih mache, daß aber die Truppen die Ankunft der avisirten Verstärkungen in vollkommener Sicherheit ab- R fönnten: Der Admiral hat sich nach Tourane zurück- begeben. /

6. Oktober, Abends. (W. T. B.) „Paris“ schreibt : die französische Regierung, welche jeßt die Dispositionen Chinas kenne, glaube nicht daran, daß die Verhandlungen zum Ziele führen würden. China hoffe noch günstigere Be- dingungen zu erhalten, indem es die Verhandlungen in die Länge ziehe, und rehne auf eine Veränderung der Politik des Ministeriums oder auf eine französische Niederlage in Tongking. Das Journal fügt hinzu: die Ereignisse würden die cinesi- schen Jllusionen schon zu zerstören wissen. L

Einer Depesche aus Bangkok zufolge sollen chinesi/ che Räuberbanden einen Einfall in die Nordostprovinz von Siam gemacht haben. Nachrichten aus Hanoi vom 28. September melden, daß eine weitere Anzahl Manda- rinen den Civilkfommissar Harmand ihre Unterwertung an- geboten hätten. Die s\{chwarzen Flaggen feien dur Krankheiten und die leßten Kämpfe dezimirt ; die Strecke von ed nah Sontay si von denselben gesäubert, auch die

anden in der Umgebung von Namdinh hätten sih zurück- gezogen.

7. Oktober, Abends. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Das Gerücht von der Demission des fra n- zösishen Botschafters Desmichels in Madrid ist unbegründet ; der Botschafter hat sih gestern nah Madrid be- geben, um die Botschafstsgeschäfte wieder zu übernehmen.

Spanien. Madrid, 6. Oktober. (W. T. B.) Dem König wurde heute eine Protesterklärung der hiefigen französishen Kolonie gegen die Pariser De- monfstration durch den Minister-Präsidenten Sagasta über- reiht. Die Demission des Kriegs-Ministers Thibaudin hat hier einen günstigen Eindruck hervorgerufen.

Jtalien. Rom, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Für st- bishof von Breslau, Dr. Herzog, ist hier eingetroffen.

7, Oktober. (W. T. B.) Der Papzt empfing heute Mittag in der vatikanischen Basilica die Pilgerschaft der italienischen Laien, die aus etwa 8000 Personen, darunter auch viele Römer, bestand. Der Papst wurde dei seinem Er- scheinen mit lebhaften Zurufen begrüßt und antwortete auf die von dem Grafen Viancino verlesene Adresse: die Wallfahrt der italienishen Laien vervollständige die Wallfahrt der italienishen Priester vom 26. v. M. und beweise, daß der bessere Theil der italienishen Bevölkerung in die Fußtapfen des Klerus trete. Die Sektirer wollten die Kirhe in ihrem Oberhaupte trefsen, indem sie ihm dasjenige nähmen, was zur Vertheidigung seiner Freiheit diene und indem sie ihm unmöglich machten, seine geistige Autorität auszuüben. Vor einigen Tagen, bei der zur Er- innerung an den 20. September 1870 veranstalteten Feier, habe man in Rom ungestraft sogar proklamiren können, daß man den Katholizismus abshafen müsse, um Ftalien Leben zu geben, und daß die Okkupation Roms der erste Schritt zur Entkatholisirung Jtaliens gewesen sei. Ein solch ver- absheuungswürdiges Werk würde aber die Quelle des größten Jammers für Jtalien werden. „Bestreben Sie sich, dem vor- zubeugen, indem Sie sih als wahrhafte Katholiken zeigen und den Glauben bekennen und weiter verbreiten, daß der Papst nit frei sein kann, wenn er nicht im Besiße aller seiner Rechte ist.“ Abermalige lebhafte Zurufe begleiteten den Papst, als er die Pilger verließ.

Mailand, 8. Oktober. (W. T. B) Jhre Kaiser- lihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria, über den großen St. Bern- hard und von Turin kommend, gestern hier eingetroffen. Höchstdieselben begaben Sih heute zum Besuch Jhrer Ma- jestäten des Königs und der Königin von Ftalien nach Monza und werden daselbst auch das Diner einnehmen.

Türkei. Konstantinopel, 7. Oftober, (W. T. B.) Die Pforte hat heute die Natifikationsurkunden bezüglich der Donaukonvention abgesendet.

Bulgarien. Sofia, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Präsident des Ministerconseils, Zankoff, hat in der Sitzung der Nationalversammlung das Programm des Ministeriums verlesen, in welchem er die Befugnisse der Nationalversammlung sowie diejenigen des Kabinets defi- nirte. Jn dem Programm heißt es: das Ministerium werde dahin arbeiten, die Gescße mit den Grundsäßen der wiederhergestellten Verfassung in Einklang zu bringen, und werde sich auf das Sorgfältigste mit der Prüfung der internationalen Fragen beschäftigen. Bulgarien wolle ernstlich die bestehenden Schwierigkeiten beseitigen und hoffe auf ein wohlwollendes Entgegenkommen der auswärtigen Mächte. Das Programm wurde mit einstimmigem Beifall aufgenommen. Die Versammlung wird am nächsten Montag die Kon- vention, betreffend die Eisenbahnverbindung, berathen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, von Giers, hat die beabsichtigte Reise nah Montreux bis zur Rückehr des Kaisers verschoben, da die jüngsten Nachrihten über das Befinden seiner Tochter weniger beunruhigend lauten.

Nach dem heute veröffentlihten Ceremonial für das am nächsten Dienstag Vormittag stattfindende Leichen- begängniß Turgenjeffs nehmen an der Feier 176 De- putationen von Vereinen, gelehrten und wissenschaftlichen Gesellshaften und Lehranstalten Theil; auch die hiesigen deuts en R sowie die Presse, darunter Correspon- denten deutsher und ausländischer Blätter, und ständische Korporationen sind dabei vertreten. Der Leichenzug wird eröffnet dur jrühere Leibeigene Turgenjeffs und geschlossen durch Deputirte der Moskauer und der St. Petersburger Munizipalität.

i Jn der leßten Nacht ist hier bei 21/, Grad Kälte der erste Schnee gefallen.

Dänemark. Kopenhagen, 7. Oktober. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist mit den Prinzen Waldemar, Wilhelm und Hans zu den Jagden bei dem Grafen Tor- nerhjelm, in der Nähe von Helsingborg in Schweden, dorthin abgereist. Der Kronprinz von Portugal hat fih über Malmö nah Stockholm begeben. Der König und die Königin von Griechenland haben gestern Nach- mittag von Helsingör aus über Lübeck und Wien die Rück- reise nah Athen angetreten.

Afrika. Egypten. Kairo, 7. Oktober. (W. T. B.) Ein Rundschreiben des Ministers des Fnnern weist alle Mudirs in den Provinzen an, eine Untersuchung anzustellen über alle Fälle, derentwegen Personen fi zur Zeit in Haft befinden, und diejenigen Verhafteten, gegen welche der Beweis irgendwelcher ernsteren Anklage niht geführt wer- den kann, sofort in Freiheit zu segen. Für die Zukunft soll Niemand verhaftet werden, außer auf \chriftlihen und von der verantwortlihen Behörde unterzeichneten Befehl.

Zeitungs8fstimmen.

Die Münchener „Allgemeine Zeitung“ enthält fol- genden Leitartikel über den neuen, die Aktiengesellsh aften be- treffenden Gesetzentwurf: i

Die Mittheilungen, die biëher über Inhalt und Ricbtung des neuen Aktiengesetzes in das Publikum gedrungen sind, beschränken sich im Wesentlichen auf die Bestimmungen hinfichtlid der Aktien-Kom- manditgesellshaften. Es fann daher in der That noch zu früh seinen, um irgend ein Urtheil über den Charafter des Ent- wurfs abzugeben. Indessen wird man aus den Be- stimmungen über die Aftien-Kommanditgefellscaften allerdings au St@lüfse auf diejenigen über die Aktiengesellschaften ziehen dürfen, und überdieß baben die öffentliwen Blätter, namentliÞ die Vrgane der Börse, sich thatsächlih keine Zurückhaltung auferlegt, sondern mit ibrem Urtheil niht zögern ¿u müssen geglaubt. Es wird daher aub für andere Stimmen zur Pflicht, an der vorläufigen Erörterung theilzunehmen, damit niht die Meinung der die Börseninterefsen ver- tretenden Kreise das Ohr der Oeffentlichkeit präoccupire und voll- ständig gewinne. Einzelne hervorragende Organe der fraglichen Presse scheinen bereits mit ihrem verwerfenden Urtheil über den Geseß- entwurf fertig zu sein, und gehen so weit, denselben drakonish zu ncnnen und zu behaupten, daß es besser set, die Aktiengesellshaften gänzliÞ zu verbieten, als sie dur solebe Bestimmungen, wie sie der Entwurf enthält, zu beschränken oder in ibrer Entwickelung aufzuhalten. Besonders die Bestimmungen, wona die persönlih baftenden Gesellshafter der Aktien-Kommanditgesell- schaften für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben über Kapitalsverwendung 2c. haftbar sein und für die Einzahlungen der Kommanditisten das Delkcedere übernehmen sollen, erfahren starke Anfebtung und werden als solche bezeichnet, die in Wirklichkeit nit durbführbar sein oder die Bildung neuer Gefellscaften verhindern würden.

Wir beabsichtigen nit, in die Erörterung dieser Spezialitäten einzutreten, sondern beschränken uns auf einige Bemerkungen über den Werth der sogenannten Kapitalsafsociation im Rahmen der Volkêwirthschaft. Laufen do die Gründe der Gegner auf nichts anderes als darauf hinaus, daß Bestimmungen wie die erwähnten, indem sie die Entwickelung der Kapitalsafsociation hemmten, der ge- sammten Volkswirthschaft, dem Interesse Aller verhängênißvoll werden müßten. Dem gegenüber ist in der That die Frage sehr am Pla8, ob denn wirkli die Aktiengesellshaften von fo großem Vortheil für die Gesell- saft sind, daß ihrer Entwicklung beileibe kein Hinderniß in den Weg gelegt werden dürfte, dieselbe vielmehr auf alle Weise befördert werden müßte? Von cinem Standpunkte, der nicht derjenige der sogenannten Kapitaleinteressen, sondern der allgemeinen Volksinteressen ist, scheint diese Frage, wo nit unbegingt verneint werden zu muten, so doch den gewichtigsten Zweifeln zu unterliegen. j

Die Bewunderer der Aktiengesellsbaften weisen ver Allem auf die Eisenbabnen bin, welbe nach ihren Darstellungen vorwiegend nur dur die Association des Privatkapitals zu Stande gekommen sind. Hâtte man keine Aktiengesellschaften gehabt, so würden na dieser Ansicht nur wenige Babnen erbaut worden sein und insonderheit in Deutschland das Bahnnetz und mithin die ganze Verkehrsentwicklung noc in den Windeln liegen. Diese Ansicht bedarf, wie jeder Kundige zugeben wird, einer sehr erheblichen Einschränkung. Das Verdienst, das Ras) viele Aktiengesellschaften um das Eisenbahnwesen erworben haben, ist unbe- streitbar. So langeder Staat in den Banden eines engberzigen Bureaukra- tismus lag, der fi zu großen Anschauungen vom Verkehréleben nicht zu erheben verstand, war cs ein Glück, daß fi weitswauende Ge- \häftêmänner fanden, wel&e die Bedürfnisse der Zeit besser würdigten und ibr eigenes Interesse wahrnahmen, indem sie zugleid dem öffent- lien Interesse Dienste leisteten. Allein so preiswürdig diese Dienste sein mögen, sie wurden nur ermögliht dur eine beklagenëêwerthe Rüständigkeit unserer volitishen Entwicklung, namentli in Preußen. Andere deutsche Länder, in denen der Konstitutionaliëmus früber das öffentliche Leben geweckt hatte, wie Bayern, Württemberg, Baden, Satbsen, baben der Aktiengesellschaften nicht bedurft, um ein den Ver- fehrsansprücen si anshmiegendes Eisenbahnnet berzustellen. Aub darf man nit vergessen, das in Preußen die Eisenbahngesfellsbaften vielfad nit auf eigene Gefahr, oder mindestens niht aussließlich auf eigene Gefahr, sondern mit Hülfe staatlicher Zin8garantien die Eisenbahnen gebaut haben. Aber wie ho man auc das Verdienst der Aktiengesellshaften um das deutsbe Eiseubahnwesen ans{lagen mag, sie haben ihren Lohn dahin: sie haben den öffentlihen Verkehr länger als ein Menschenalter hindur zu ihrem Vortheil auêgebeutet und folofsale Privatreichthümer geschbaffen, welbe das Volk (aub nach der preußishen Eisenbahnverstaatlihung) mit {weren Zinsopfern be- lasten. Diese Zeit ist hoffentlih für immer vorbei. Weder in Preußen, nod im übrigen Deutschland wird der Eisenbahnverkehr in Zukunft vorwiegend durch Privatinteressen au8gebeutet werden,

Außer dem kurzsihtigen Bureaukratiëmus war es noch ein an- deres Moment, welches die Entwickelung der Eisenbahnen den Privat- interessen überlieferte, nämli die Bornirtheit einer volkêwirthschaft- lichen Theorie, welhe jeden öffentlihen Betrieb als unvortheilhaft ansah und Staat und Gemeinde grundsäßglih von aller wirthscast- lichen Thätigkeit auszuscbließen trachtete. Ueber diese Theorie, die ja allerdings noch viele Gläubige zählt, brauen wir uns nicht zu verbreiten, da sie nicht blos theoretis, sondern auch durch leubtende Thatsachen überwunden ist und mehr und mehr auf ihr richtiges Maß zurückgeführt wird.

Was die Leistungen der Kapitalsafsoziation auf anderen, der türgerlihen Thätigkeit fast auss{ließlih angehörenden Gebieten an- betrifft, so wird man sie nicht übersbäßen dürfen. Es ist kaum zu viel kchauptet, daß die Industrie des Vehikels der Capvital8aftociation nit bedarf. Es giebt in Deutschland in allen Industriezweigen reine Privatunternehmungen, die sich an Großartigkeit mit jeder Aftien- gesellshaft messen können, und an rationellem Betriebe, sparsamer und solider Verwaltung dem Dur(schnitt der Aktiengesellschaften weit überlegen sind. Oft aber hat die Form der Afktienge]ellschaften nur dazu gedient, Privatunternehmungen Einzelner in Aktiengefell- schaften umzuwandeln und viel zu große Kapitalien darin anzulegen, wel%e in Privathänden ter Volkswirthschaft wcit bessere Dienste hätten Leisten können. Es ift ein reines Vorurtheil, zu glauben, daß die Kapitalien, welche niht in Aktiengesellschaften verwendet werden, vergeblid nach anderen Anlagen suben würden. Im Gegentheil. A cin Kapital nit in einer Richtung Anlage, so sucht es

ie in einer anderen. Man kat allen Anlaß, von® einer Mißs- leitung der Kapitalien dur die Form der Afktiengefellshast zu spreben. Hätte die Gesetzgebung diese Form niht ungebührli begünstigt, so würden die Kapitalien mehr dem Kleinbetrieb

dienstbar geworden sein. Die übermäßige Konzentration der In- dustrie ift nit, wie man häufig glaubt, eine \pontane Erscheinung, sondern ein Erzeugniß der modernen Geseßgebung, und wenn man ernstlich bestrebt ift, den „Mittelständen“ zu helfen, so hat man vor Allem darauf ¿u abten, daß dem Kleinbetrieb in Landwirthschaft, Handwerk und Industrie die Kapitalien niht künftlib entzogen und dur Anspornung der Kavitalsafsoziation in den Großbetrieb ge- leitet werden Z j

Die „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“ entnimmt dem Jahresberiht der Braunschweigischen Aktien- gesellsch;aft für Jute- und Flachsindustrie, daß sih im Berichts- jahre die Zahl der Arbeiter in Folge der Erweiterung des Etablissements niht unerheblih vermehrt hat und jeßt 1850 Köpfe beträgt. Ferner sagt der Bericht : :

„Die Prosperität des Geschäfts veranlaßte uns {bon zum S@&luß des vergangenen Herbstes, eine allgemeine Lohnerhöhung die zweite seit Einführung des jeßigen Zolltarifs eintreten zu lassen. Hierdurch sowohl wie dur die im Vorstehenden erwähnten Einrichtungen (Hülfs- und Invaliditätskafse) hat ch die Position unseres Personals verbessert. Weiteren für die Hebung der Lage unserer Arbeiter geeigneten Mitteln werden wir nach wie vor unsere Aufmerksamkeit widmen.“

Knnft, Wiffenschaft und Literatur.

Die in Nr. 235 des „Reih2-Anzeigers“ besprochene Landgüter- ordnung für die Provinz Brandenburg, bearbeitet von Mar Scultzenstein, ist im Verlage von H. W. Müller (nit G. W. Müller) bierseltst erschienen.

Gewerbe und Handel.

Danzig, 8. Oktober. (W. T. B.) Die Einnahmen der Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Sep- tember cr. 188411 #, mithin weniger als im selben Zeitraum des

vorigen Jahres 48 056 A.

Posen, 5. Oktober. (St&les. Ztg.) Die animirte Tendenz, welche in voriger Woche im Hovfenhandel obwaltete, ist dur die aus Bayern flauer lautenden Berichte wieder gänzlich ges{wun- den; das Geschäft verlief während der leßten Wocbe in äußerst ruhiger Haltung, auch famen keine nennenëwertbe Abschblüfse zu Stande. Barerisbe Einkäufer waren in der Beschaffenheit der Waare sehr wählerisch und wollten nur zu billigen Preisen kaufen, was ihnen jedo nur in wenigen Fällen gelang. Bei der Brauerkundscbaft der Provinzen Brandenburg, Schlesien, Pommern, Hannover, Sachsen, Osft- und Westpreußen, sowie des Königsreichs Sachsen bestand für die feineren Sorten ciniger Begehr; von Kommissionären wurde Vieles für dieselben gekauft. Man zahlte für Primawaare bis 170 A, mittel 140—145 #4, für geringe abwärts bis 119 Æ Auf ein größeres Erportgeshäft nah England dürfte in diesem Jahre wenig Hoffnung sein, da die Ernte dort gut ausgefallen ist, und aub unsere Preise vorderhand kein Rendement geben.

Wien, 6. Oktober. (W. T. B.) Gestern Abend ist das Ueber- einkommen zwischen der Länderbank und der Firma Siemens & Halske für den Bau und Vetrieb elektrisher Lokalbahnen in Oesterreib-Ungarn unterzeibnet worden. Das Peberein- fommen ift für längere Dauer abgesblofsen und bezweckt die Aus- führung derjenigen Linien, für welhe Simens & Halske bereits im Laufe des August die Vorkonzession erworben haben. Zu dem Baukapital des Konsortiums trägt die Länderbank zwei Drittel, Siemens & Halske ein Drittel bei. Die vorläufig zu verbauende Summe dürfte ungefähr 24 Millionen Fl. betragen.

Verfkehrs-Anftalten.

Auf den Linien der Großen Berliner und der Großen Internationalen Pferdeeisenbahn-Aktien-Gesellschaft find im Monat September 1883 5 411 227 Personen befördert und da- für 677 960 M oder dur&scnittlich pro Tag 22598 Æ von beiden Gesellschaften eingenommen. Die Einnahme im September 1882 belief sich auf 624385 #Æ# oder dur{s{nittlib pro Tag 20812 M

Bremen, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Straßburg“ ist am 5. d. in Balti-

more eingetroffen,

Brewen, 8. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Sal ier® ist gestern früh 6 Uhr in New-York eingetroffen.

Hamburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg-Amerikanishen Padlketfahrts- Aktiengesellschaft ist heute früh 5 Uhr in New-York einge- troffen und der Postdampfer „Frisia*“ derselben Gesellschaft hat, von New-York kommend, beute früh 8 Uhr Scilly passirt.

Berlin, 8. Oktober 1883,

Die erste der diesjährigen Königlichen Parforce- Jagden findet am morgigen Dienstag statt. Rendez-vous Vormittaas 11 Uhr am Forsthaus Plantagenhaus der Ober- försterei Potsdam.

Ueber den Ausfall der diesjährigen Ernte in der preußishen Monarchie sind bei dem Ministerium für Landwirthschaft folzende Mittheilungen der Königlichen Regierungen eingegangen :

Provinz Oftpreußen.

1) Regierungsbezirk Königsberg: Der Ernteertrag beim Hoggen ist, namentlih bezüglih der Körner, hinter dem- jenigen einer Mittelernte zurückgeblieben ; die Quantität dürfte auf höhstens 80 Proz. einer Durchschnittsernte zu veran- schlagen sein.

Die Futterernte hat gute Qualität ergeben ; die Quantität war bei dem ersten Schnitt eine sehr geringe. Jn einigen Gegenden ist der Ausfall durch den reihlich vorhandenen zweiten Schnitt gedeckt worden.

Die Viehpreise find hoch geblieben.

Der Ertrag des Weizens i| auf 90 Proz. zu schäßen.

Gerste und Hafer haben ungefähr einen Durchschnitt8- ertrag geliefert.

Kartoffeln sind auf schwerem Boden fast durchweg miß: rathen, auch im Uebrigen i| ihr Ertrag nur als mittelmäßig zu bezeihnen; am ungünstigen stellt sih die Kartoffelernte in den masurischen Kreisen.

Obst ist überall reihlich und gut gerathen.

Die Zuckerrüben versprehen einen guten Ertrag.

Hopfen ift gut gerathen.

2) Regierungsbezirk Gumbinnen: Wenngleich die in jeder Beziehung zu den besten Hoffnungen berechtigende Ernte durch die anhaltenden Regengüsse nicht unerheblih gelitten hat, so läßt sich doch schon mit Gewißheit sagen, daß ein wirklicher Nothstand weder für den besißenden noch den ar- beitenden Theil der Bevölkerung zu befürchten ist.

Von dem Wintergetreide hat vornehmlih der Roggen ge- litten; derselbe zeigt mehr oder weniger Auzwuchs und ift die Qualität keine feine, zumal die Landwirthe beim Ein- fahren desselven sih übereilt und an vielen Stellen den Roggen in noch feuhtem Zustande eingefahren haben. Der Erdrush ist ein mittlerer, das Stroh dagegen ist vorwiegend s{lecht und zu Futterzwecken nicht geeignet.

Weizen ist durhweg entschieden besser eingebracht, wenn-

gleich mit Auswus. Der Erdrush dürfte im Allgemeinen dem einer Mittelernte entsprehen, die Qualität hat dur die Nässe etwas, jedo nicht erheblich gelitten.

Die Sommerung hat durhweg gut eingebracht werden fönnen und verspriht den Ertrag einer Mittelernte. Aus einigen Kreisen wird allerdings über die Qualität der Gerste eflagt. 8 Bohnen und vornehmlich Erbsen haben auf dem lehmigen Boden erheblich gelitten. Ueber den Ausfall der Futterernte wird im Allgemeinen und mit Recht geklagt. Der zweite Sénitt, Grummet sowohl wie Klee, is durhweg ein äußerst ergiebiger gewesen, bei der ersteren Fruchtart allerdings nur, soweit die Wiesen niht unter Wasser gestanden haben, der gros Senne Klee ift vielfach ganz ungewöhnlich lohnend auêgefatn. E E S j

Am s{hwersten geschädigt ist jedenfalls die Kartoffelernte, wenngleih ein abs{hließendes Urtheil über dieselbe noch nit möglich ist. Jn dem bei weitem größten Theile der litthaui- schen Kreise wird der Ertrag erheblich hinter einer Mittel- ernte zurückbleiben; in niedrig belegenen Landstrichen mit schwerem Boden dürfte geradezu eine Mißernte eintreten.

Mit der Ernte hat auch die Saatbestellung und die Vor- bereitung des Ackers unter der Ungunst des Wetters einige Zeit hindurh gelitten. Dieselbe hat vierzehn Tage bis drei Wocen später als gewöhnlich vor sih gehen können , ist aber überall normal durchgeführt.

: Provinz Westpreußen.

1) Regierungsbezirk Danzig: Roggen giebt sowohl an Körnern als an Stroh nur 75 Proz. einer Mittelernte.

Weizen, Hafer und Gerste, deren Einbringung von beserem Wetter begünstigt war, giebt überall fast den Ertrag einer Mittelernte.

Die Oelfrüchte sind fast überall vollständig mißrathen und liefern nur in einzelnen Gegenden günstige Erträge.

Die Ernte an Hülsenfrüchten is als eine mittelmäßige zu bezeihnen. _

Die Kartoffeln haben in Folge der Nässe fehr gelitten ; ihr Ertrag auf s{chwerem Boden ist ein sehr ungünstiger, auf leihterem Boden ein mittelmäßiger.

Gras und Klee haben auch im zweiten Schnitt reiche und gute Erträge geliefert und ist Futter zur Durhwinterung des Viehs hinreihend vorhanden.

Die Zuckerrübenernte ist quantitativ und qualitativ nur als Mittelernte zu bezeichnen.

Die Erträge an Obst und Gemüse find sehr gute.

2) Regierungsbezirk Marienwerder: Während zufolge des regnerishen Erntewetters beim Roggen im Ganzen ein ge- ringerer Ertrag als der einer Mittelernte zu konstatiren ist, weist die Weizen- und Sommergetreideernte ein günstigeres Resultat auf, indem bei leßterer auf einen DurW{schnittsertrag gerehnet werden kann. Allgemein wird über den geringen, weit hinter der Ernte des Vorjahres zurückbleibenden Stroh- erirag geklagt. Für Futterzwece ist das Stroh vielfah nicht zu verwenden.

Die Heu- und Kleeernte ist bis auf den ersten theilweis geringen Heuschnitt. im Ganzen gut ausgefallen, dasselbe läßt sich vom Grummet sagen, nur auf den tief gelegenen Wiesen war die Grummeternte \{lecht.

4 Hafer und Erbsen werden eine Dur{hschnittsernte er- geben.

V cin sind bei der nassen Witterung vorzüglih ge- dieyen.

Zuckerrüben versprehen einen guten Ertrag, sowohl was die Quantität als auch was den Zuckergehalt anbelangt.

Schr \{lecht aber wird die Kartoffelernte ausfallen. Aus allen Kreisen mit Ausnahme des Kreises Dt.-Crone, wo man si eine lohnende Kartoffelernte verspricht wird über das Faulen der Kartoffeln, namentlich auf tief gelegenem Aer, geklagt. Nur von der auf trockenem, sandigem Boden angebauten Frucht wird annähernd eine Mittelernte erwartet. Als Beispiele für dic Kartoffelernte wird Folgendes angeführt : Im Kreise Strasburg erwartet man durchschnittlih höchstens 50 bis 60 Scheffel, im Kreise Graudenz 40 bis 50 Scheffel, im Kreise Thorn sogar nur 24 bis 48 Scheffel pro Morgen.

Obit ist überall reihlich vorhanden, doch hat die Qualität vielfah durch Pilzbildung gelitten.

Im Kreise Strasburg wird, eine Mittelernte zu 100 an- genommen, voraussi@tlih ergeben: Weizen 90 Proz., Roggen desaleichen, Hafer eine volle Mittelernte und darüber. Erbsen und Gerste je 90 Proz., Kartoffeln kaum 70 Proz., Kleeheu durchschnittlich 100 Proz., Saatklee faum 50 Proz.

Kreis Tuchel: Weizen 80 Proz., Roggen 65 Proz., Gerste 90 Proz., Hafer 90 Proz., Erbsen 50 Proz., Buchweizen 100 Proz., Kartoffeln 60 Proz.

Kreis Flatow: Weizen und Roggen der Quantität nah 70—75 Proz., dem Erdrusch nah höchstens 70 Proz. einer Mittelernte.

Kreis Konitz: Ertrag der Winterung ca. 75 Proz. einer Mittelernte.

Kreis Schwetz: Erdrush des Roggens und Weizens etwa 85 bis 90 Proz. einer Mittelernte.

_ Kreis Kulm: Ertrag des Roggens höchstens 75 Proz., Strohwerth höchstens 50 Proz., Weizenkörnerertrag 80 Proz., Strobertrag 50 Proz. einer Mittelernte.

“Jm Kreise Thorn wird der Durchschnittsertrag folgender- maßen angegeben :

Roggen 8 Scheffel pro Morgen, Weizen 10 7 S D Gerste R y 1" y

r E y f

Erbsen 5 1" "i "”

Lebhaft wird von den Landwirthen über die gedrückten

Getreidepreise geklagt. Dieselben betragen :

Roggen pro Scheffel zwischen 5 und 5,6 M,

Weizen 1 "” " 7 " 8

Gerste y n u 45 y

Hafer ,” ,” " 3,5 "”

Erbsen "i "” ,” A t 6 "”

Kartoffeln „, V S 2 und darüber. Provinz Pommern. 1) Regierungsbezirk Stettin: Die diesjährige Ernte kann im Allgemeinen nur als eine unzulängliche bezeihnet werden, da sowohl der Körner- als au der Strohertrag nur die Hälste bis 27, einer Durchshhnittsernte erreichen. _ Auch der Heuertrag ist weit hinter dem mittleren Durch- \hnitt zurückgeblieben,

Die Kartoffelernte fann als eine durchschnittlich ret günstige bezeihnet werden.

Im Einzelnen lassen sich die Ernte-Ergebnisse folgender- maßen beziffern :

Roggen

50— 85 Proz.) Weizen

70— 90 Gerste 70—100 Hafer 70—100 Kartoffeln 100—120 .

Die Zuckerrüben werden voraussihtlich im Allgemeinen eine gute Mittelernte ergeben.

Erbsen haben faum 25 Proz. einer Mittelernte geliefert.

Klee und Wiesenheu sind im ersten Schnitt gut ein- gebraht worden, der zweite Schnitt dagegen ift sehr dürftig ausgefallen.

G Winterbestelung geht unter günstigen Verhältnissen vor fi.

Das Obst hat einen reichen Ertrag ergeben.

2) Regierungsbezirk Stralsund: Die Ausfihten auf eine gute Mittelernte sind dur das außerordentlih ungünstige Erntewetter sehr gestört worden. Das Ergebniß der Ernte ist daher wenig befriedigend und der Ertrag erreicht nicht den- jenigen einer Mittelernte.

Der Roggen hat in Folge der Näfse in den Körnern und noch mehr im Stroh gelitten und zeigt viel Auëzwuhs.

Der Weizen war shwach besianden, hat aber unter gün- stigeren Verhältnissen als der Roggen eingeerntet werden fön- nen, so daß der Ertrag einer Mittelernte im Allgemeinen wohl erreiht wird.

__ Gerste und Hafer haben durch die Dürre im Frühjahr

sehr gelitten und sind in ihrem Ertrage unter dem Durch-

schnitt geblieben.

__ Die Kartoffeln versprehen einen recht guten Ertrag und

scheinen auch von guter Qualität zu sein.

Der Heuertrag ist im ersten und zweiten Shnitt nur ein mäßiger gewesen.

Die Obsternte ist eine sehr reichliche.

Die Aussaat des Wintergetreides hat Anfang Septcmber unter günstigen Witterungsverhältnissen begonnen und dürfte jeßt fast allenthalben beendet sein.

Alles in Allem genommen is die Lage des Landmannes eine sorgenvolle, zumal die Getreidepreise noch immer niedrig sind und der geringe Strohertrag dieses Fahres nur Aussicht auf eine geringe Düngerproduktion gewährt.

3) Regierungsbezirk Cöslin: Das Resultat der Ernte ist im Großen und Ganzen fein besonders günstiges und namentlih im {weren Boden geringer als im leichten. Der meist s{chweren Boden enthaltende Kreis Cöslin z. B. ver- zeichnet im {weren Boden eine Mißernte, im Mittelboden 3/, einer Mittelernte und nur im leihten Boden eine ganze Mittelernte.

Der Ertrag des Wintergetreides und der Oelfrüchte ist fast überall 10 bis 30 Proz. unter dem Mittel geblieben.

Das Sommergetreide liefert annähernd dur{chschnittlih eine Mittelernte; der Ertrag von Hafer, Wicken, Erbsen und Mengekorn wird sogar vielfach als das Mittel übersteigend und als gut bezeichnet.

Lupinen und Serradclla konnten sich noch üppig ent- wickeln.

Weniger befriedigend ist der Stand der Rüben und Wrucken. Gia Kartoffeln stehen fast überall gut und gewähren reichlichen Srtrag.

Die Kleeernte ist in der Quantität zurückgeblieben ; an Wiesenheu ist reihlich gewonnen, so daß - die Viehstände ohne Noth durchgewintert werden können. Auch die Weiden liefern noch genügende3 Futter.

Die Winterbestellung hat bei günstiger Witterung -be- gonnen, ist aber wegen der verspäteten Ernte zurückgeblieben.

Provinz Posen.

1) Negierungsbezirk Posen: Wenngleih der Roggen und Weizen in Folge der anhaltenden Dürre im Juni und Juli in den Körnern klein und im Stroh kurz ge- blieben, und der Roggen theilweise durch Auswuchs ge- liiten hat, so kann doch die Ernte in diesen beiden Getreide- arten im Allgemeinen als eine fast mittelmäßige bezeichnet werden. :

Der Ertrag der Gerste ift fast durchweg in der Quantität reihlih, dagegen in der Qualität nur gering, Das Stroh hat durch die Nässe gelitten.

Die Haferernte is im Ganzen eine befriedigende.

Die Erbsen haben durch den anhaltenden Regen am meisten gelitten und sind in vielen Gegenden wegen der ge: ringen Qualität der Körner nur als Viehfutter zu verwerthen.

Der erste Schnitt des Heues ist im Ganzen befriedigend ausgefallen, dagegen hat der zweite Schnitt durch Ueber- \{chwemmung erheblich gelitten.

Die Kartoffeln haben auf zähem, undurclassenden Boden sowie auf Boden in niedriger Lage durch die anhaltende Nässe stark gelitten und sind theilweise ganz mißrathen, dagegen versprechen sie in höherer Lage und auf eigentlihem Kartoffel- boden einen nach Quantität und Qualität lohnenden Ertrag.

Kraut und andere Hadckfrüchte lassen eine Mißernte nicht befürhten.

Der Hopfen ist durch den Regen in der Blüthezeit ge- schädigt worden, do dürfte eine im Allgemeinen gute Ernte zu erwarten sein.

Die Obsternte ist eine nicht reihlihe und die Früchte sind im Allgemeinen von geringer Qualität.

Die Herbstbestellung i im vollen Gange und vollzieht sih bei der günstigen Witterung in befriedigender Weise.

2) Regierungsbezirk Bromberg: Beim Roggen ist neben dem unbefriedigten quantitativen Ertrag auch die Qualität der Körner vielfah mangelhaft. i

Weizen und Hafer sind fast durhweg gut eingebracht worden.

Erbsen sind an vielen Orten total mißrathen.

Der zweite Heuschnitt hat im Allgemeinen reichere Erträge geliefert als der erste. Der zweite Kleeschnitt kann als befrie- digend bezeihnet werden. :

Kartoffeln und Zuckerrüben befriedigen quantitativ und qualitativ.

Die Obsternte ift jehr reihlich ausgefallen.

Die Herbstkestellungen sind bereits weit vorgeschritten.

Die Viehpreise sind hoh geblieben, die Getreidepreise heruntergegangen.

an Körnern, der Stroh- " ertrag 1t um 10—20 " / Proz. geringer,

,”

Provinz Sachsen.

1) Regierungsbezirk Me Roggen und Weizen haben in dem größten Theile des Bezirks immerhin noch eine Mittelernte gegeben.

Gerste und Hafer brahten nur geringere, theilweise sogar \chlechte Erträge. /

Erbsen, Bohnen und Linsen haben qualitativ zwar gute, quantitativ aber nur geringe Erträge ergeben.

Das Stroh ift bei sämmtlihen Körnerfrüchten durchweg zu kurz gerathen.

Die Rübenernte wird durcschnittlich niht viel über 100 Centner pro Morgen betragen gegen 150—200 Centner im Vorjahre. Es werden jedoch die an Zuckerfabriken be- theiligten Landwirthe für den quantitativen Ausfall voraus- fihtlih nah:zu entschädigt werden durch den ausnahmsweise hohen Zuckergehalt der Rüben.

Die Kartoffeln find im ganzen Bezirke sowohl nah Quantität wie nah Qualität vorzüglich gerathen.

Die Futterernte ist durchweg noch eine mittlere.

_ Die jeßt noch im vollen Gange befindliche Herbstbestellung ist {lecht von Statten gegangen.

2) Regierungsbezirk Merseburg: Der Ertrag der dies- jährigen Getreideernte fann durchweg höchstens als ein mittel- mäßiger bezeihnet werden. Der Roggen stand dünn und hatte an manchen Stellen durh Auswuchs gelitten. Aehnlich stand es mit dem Weizen. Eine niht unbedeutende Zahl von Weizenfeldern hat im Frübjahr umgepflügt werden müssen. Wenn auch die Qualität der Körner eine gute is, so kann doch hbierdurch der äußerst dünne Stand nicht auf- gewogen werden. Mit dem Ertrage des Sommergetreides ift man mehr zufrieden.

Nüben und Kartoffeln sind gut gediehen; die ersteren erreihen an Quantität zwar niht tie Vorjahre, übertreffen sie aber an Qualität durch überaus großen Zuergehalt.

Die Heuerntz ist sowohl quantitativ als qualitativ als gut zu bezeichnen.

Ebenso find die Futterkräuter gut gediehen.

Die Obsternte ist, abgesehen von den Pflaumen, welche keinen guten Ertrag geliefert haben, ausgezeihnet ausgefallen.

Ebenso is der Wein gut gediehen und verspriht gute Resultate.

3) Regierungsbezirk Erfurt: Die Winterfrüchte haben einen mittelmäßigen Ertrag an Körnern, einen geringen an Stroh geliefert.

id Die Ernte der Sommerfrüchte ist als eine bessere zu be- zeihnen.

Gerste und Hafer sind durchweg gut,

Heu- und Grummeternte ist gut.

uckerrüben qualitativ und quantitativ gut.

Obsternte ist vorzüglich.

Erbsen haben eine Mittelernte geliefert; Hacfrüchte des- gleichen.

Kartoffeln sind durhweg vorzüglich gerathen.

Die Ernte ist im Allgemeinen als eine gute Mittelernte zu beze ihnen.

Die Winterbestellung ist im vollen Gange.

Getreide- und Viehpreise haben sich auf der bisherigen Höhe erhalten,

Provinz Brandenburg.

Regierungsbezirk Potsdam: Das Ergebniß der dies- jährigen Ernte bleibt hinter demjenigen der mittleren Durch- schnittsernten zurü.

Der Ertrag des Wintergetreides ist ein besserer als der- jenige der Sommerung, welcher leßtere zum Theil sogar als Migßernte zu bezeihnen 1st.

Am besten ist der Roggen gerathen, der zwar überall geringen Stroh-, dagegen im Allgemeinen reihlicheren Körner- ertrag geliefert hat.

Hafer und Gerste hat geringen Ertrag an Körnern und wenig, dabei s{hlechtes Stroh gebracht.

Die Futterernte ist im Ganzen eine mittlere zu nennen.

Erbsen und Wien sind in den meisten Gegenden gänz- lich mißrathen.

Die Heuernte ist als eine mittelmäßige zu bezeichnen ; die Qualität des Heues ist meist eine recht gute; in der Mehr- zahl der Kreise ist der zweite Schnitt besser als der erste gerathen.

Kartoffeln wie Rüben versprcchen fast durhweg einen reihlihen und gesunden Ertrag.

Der Taba ist durhweg mißrathen.

Die Obsternte darf als eine reichliche bezeihnet werden.

Die Herbstbestellung schreitet bis jegt unter günstigen Ver- hältnissen fort. : Provinz Schlesien.

Regierungsbezirk Breslau: Das Ergebniß der dies- jährigen Ernte kann im Allgemeinen nur als ein ungünstiges bezeichnet werden. Jn einem beträchtlichen Theile des Bezirks ist dur die Uebershwemmungen eine vollständige Vernichtung der Feldfrüchte eingetreten. Aber auch _ in denjenigen Theilen, welche außer dem Bereiche des Hohwassers liegen, bleibt die Ernte erheblih hinter der des Vorjahres zurück und zwar sowohl hinsichtlich der Menge als auch in Bezug auf die Qualität.

Der Weizen hat im Ganzen sowohl in Körnern als in Stroh nur die Hälfte bis drei Viertel einer Mittelernte er- eben.

N Dasselbe gilt vom Roggen.

Der Raps hat meist nur eine halbe Mittelernte gebracht.

Gerste und Hafer haben annähernd eine Mittelernte geliefert.

Erbsen sind schr verschieden gerathen; im Durchschnitt ist der Ertrag erheblich hinter einer Mittelernte zurück- geblieben.

Kartoffeln sind auf niedrig gelegenen und s{hwereren Böden vollständig mißratyen, auf höher gelegenen und leichteren Böden läßt sich ein leidlicher Ertrag erwarten.

Die Zuckerrüben werden eine Mittelernte ergeben.

Die Heuernte ist durch die Ueberschwemmungen in hohem Maße beeinträchtigt worden.

Die Obsternte ist sehr reihlich und es wird dadurch na- mentlih den kleineren Landwirthen erfreulicher Weise wenig- stens eine kleine Aushülfe zu Theil. : Die Herbstbestellung ist im Gange, zum Theil durch die Witterungsverhältnisse etwas verspätet.

Provinz Schleswig-Holstein, Jm Allgemeinen wird die Roggen- und Weizenernte als eine mittlere im Körnerertrage bezeihnet werden fönnen. Bei Hafer und Gerste ist eine Mittelernte im größten Theile der Provinz nicht. erreicht. Kartoffeln und Rüben sind im Ganzen gut. Die Buchweizenernte ist vorzüglih ausgefallen. Vor allen anderen Theilen der Provinz zeichnet sich die Ernte fast sämmtlicher Früchte in den Marschdistrikten Dith- marschens aus, welche als hervorragend gut bezeihnet wird. Gleichfalls recht erheblih über Mittel hat die Fnsel Fehmarn aeerntet, Am schlechtesten ist die Ernte im Kreise Herzogthum Lauenburg und in einem Theile des Kreises Stormarn

gewesen.