1883 / 241 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 13 Oct 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsches Reich.

Dem zum \{chwedis{-norwegischen General-Konsul mit dem Sigze in Lübeck ernannten Herrn Leonhard AXerblom ist Namens des Reichs das Exequatur ertheilt worden.

Königreich Preußen.

Des Königs Majestät haben Allergnädigst geruht, die durch das Loos zum Ausscheiden bestimmten 22 Mitglieder der Akademie des Bauwesens, und zwar:

1) den Dber-Baudirektor Herrmann,

2) den Baurath und Professor Ende, 3) den Geheimen Ober-Regierungs-Rath Spieker, 4) den S N Persius,

5) den Professor Facobsthal,

6) den Stadt-Baurath Blankenstein,

7 n Geheimen Regierungs- Rath von Dehn-Rot-

elfer,

8) den Geheimen Regierungs-Rath und Professor Hase

in Hannover,

9) den Professor Giese in Dresden,

10) den Ober-Baurath und Professor von Neureuther

in München,

11) den Geheimen Ober-Baurath Grüttefien,

12) den Geheimen Ober-Baurath Wiebe,

13) den Geheimen Ober-Baurath Hagen,

14) den Geheimen Kommerzien-Rath Shwartßkopff,

15) den Eisenbahn-Direktions-Präsidenten Wer,

16) den Civil-Jngenieur Veitmeyer,

17) den Geheimen Admiralitäts-Rath Wagner,

18) den Ober-Baurath Dr. Scheffler in Braunschweig,

19) den Wasser-Baudirektor Nehl s in Hamburg,

20) den Professor Bauschinger in München,

21) den Geheimen Finanz-Rath Köpcke in Dresden, und

22) den Eisenbahn-Direktor hler in Straßburg i. Els. von Neuem zu Mitgliedern und zug leih das bisherige außer- ordentliche Mitglied der gedahten Akademie, Geheimen Re- gierungs-Rath von Dehn-Rotfelser zum ordentlichen Mit- glied derselben zu ernennen.

Ministerium der geisilihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Rektor und kommissarishe Kreis-Schul- inspektor Heinrich Rasche in Rheda is zum Kreis:Schul- inspektor ernannt worden.

Der Oberlehrer Dr. Eugen Reimann vom Gymnasium in Ratibor ist in gleicher Eigenschaft an das Gymnasium in Hirschberg verseßt worden.

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Justiz-Ministerium.

_ Der Landgerichts-Direktor Wiedeburg in Paderborn ist in Folge seiner Ernennung zum Ober-Rehnungs-Rath und vortragenden Rath bei der Ober-Rechnungskammer aus dem Justizdienst geschieden.

Verseyt sind: der Amtsrichter Paulsen in Gettorf an das Amtsgericht in Eckernsörde und der Amtsrichter Sper- li in Zabrze als Landrichter an das Landgericht in Glay.

__ Der Amtsrichter Mitschke in Rogasen ist in Folge ler Zulassung zur Rechtsanwaltschaft aus dem Justizdienst entlassen.

__ Der Rechtsanwalt Hauck zu Habelshwerdt ijt zum Notar im Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Breslau, mit Anweisung seines Wohnsißes in Habelschwerdt, ernannt worden.

Jn der Liste der Rehtsanwälte sind gelöscht : der Rechts- anwalt Jansen bei dem Landgericht in Düsseldorf und der Rechtsanwalt Schen ck bei dem Landgericht in Wiesbaden.

Jn die Liste der Rechteanwälte sind eingetragen : der Rechtsanwalt, Justiz-Rath Aßm y aus Meseriß bei dem Land- geriht in Potsdam, der Rechtsanwalt Kossinna aus Tilsit bei dem Amtsgeriht in Stallupönen, der Gerichts-A}essor d'Hargues bei dem Landgericht T in Berlin, der Gerichts- Assessor Schönfeldt bei dem Amtsgericht in Schivelbein und der Gerichts-Assesor Prinzen bei der Kammer für Handelssachen in Crefeld. i

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

_Die Königliche Eisenbahn-Direktion zu Erfurt ist mit der

Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von einem bei Pratau belegenen Punkte der Bahnstrecke Wittenberg- Bitterfeld über Kemberg, Schmiedeberg und Dommißsh nah Torgau nebst Abzweigung von Schmiedeberg oder einem anderen geeigneten Punkte über Düben nah Eilenburg beauftragt worden. _ Die Königliche Eisenbahn-Direktion in Frankfurt a, M. ist mit der Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von der Station Oberursel der Zweigbahn Frankfurt a. M.-Hom- burg nah der Spinnerei Hohen Mark für Rehnung der betheiligten Jnteressenten beauftragt worden.

Die Königliche Eisenbahn-Direktion zu Berlin ist im An- {luß an die bereits gefertigten Vorarbeiten für eine Eisen- bahn von Posen nah Wreschen mit der Vornahme genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Wreschen nach Strza1kowo beauftragt worden.

_ Angekommen: So. Excellenz der Staats-Minister und Minister der öffentlihen Arbeiten, Maybach, aus der Provinz Schlesien.

Personalveränderungen.

Königlih Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Homburg vor der Höhe, 27. Sep- tember. v. Zglinißki, Gen. Major und Commandeur der 9. Feld- Art. Brig., zum Inspecteur der 1. Feld-Art. Insp. ernannt. O fster- meyer, Oberst und Commandeur des Feld-Art. Regts. Nr. 16, unter Stellung à la suite des Regts., mit der Führung der 9. Feld- Art. Brig. beauftragt. v. Alten, Oberst-Lt. und Abtheil. Com- mandeur vom Feld-Art. Regt. Nr. 26, zum Commandeur des Feld- Art. Regts. Nr. 16, v. Froben, Oberst-Lt., beauftragt mit der

Führung des Feld-Art. Regts. Nr. 14, zum Commandeur dieses Regts. ernannt.

Abschiedsbewilligungen. JImaktivenHeere. Baden- Baden, 9. Oktober. Clemens, Sec. Lt. vom Feld-Art. Regt. Nr. 22, mit Pens. der Abschied bewilligt. :

Nachweisung der beim Sanitäts-Corps im Monat September 1883 eingetretenen Veränderungen. Dur Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 14. September. Dr. Löffler, Assist. Arzt 1. Kl. vom 1. Garde-Regt. z. F., vom 1. Oktober 1883 ab auf ein ferneres Jahr als Hülfsarbeiter zum Kaiserl. Gesundheits- amt kommandirt.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 13. Oktober. Se, Maiestät der Kaiser und König besuhten, wie „W. T. B.“ aus Baden-Baden berichtet, gestern Nachmittag 2 Uhr mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Groß- herzogin die Künstlerateliers von Amberger, Corrodi, Schrödel und Wesch.

Um 5 Uhr fand die Kaiserlihe Tafel statt, zu welcher der Statthalter General-Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, die Gesandten, Wirklicher Geheimer Legations-Rath von Bülow und Graf von Flemming, der s\panishe Gesandte Graf von Benomar und einige höhere Offiziere mit Einladungen beehrt worden waren.

Am Abend fand bei Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin eine größere Theegesellschaft statt, an welcher auch die Großherzoglichen Herrschaften Theil nahmen.

Heute Vormittag besuhten Se. Majestät der Kaiser die von der „Badener Lotterie“ veranstaltete Kunst- und Jn- dustrie-Ausstelung. Der Kaiserliche Botschafter in St. Peters- burg, General von Schweiniß, wurde von Sr. Majestät in +4 empfangen und mit ciner Einladung zur Tafel eehrt.

Der Leiter der zur Erforshung der Cholera nach Egypten entsandten wissenschaftlihen Kommission, Geheimer Regierungs-Rath Dr. Koch, hat über den Fortgang der Arbeiten nachstehenden Bericht erstattet :

Alexandrien, den 17. September 1883.

Da die Cholera-Epidemie beim Eintreffen der Kommission in Egypten bereits im schnellen Abnehmen begriffen war, s\o ließ sih von vornherein nicht erwarten, in diesem Lande das für den ganzen Umfang der Untersuhung erforderliche Material zu gewinnen. Da außerdem die Zeit des Erlöschens einer Epidemie am wenigsten für die ätiologishe Erforshung derselben geeignet ist, so ging der ursprüngliche Plan dahin, in Egypten die nöthigen Vorstudien zu mathen, um diese, wenn die Epidemie sich nach Syrien ausbreiten würde, in solhen Orten, welhe von der Cholera erst eben befallen wären und für die Unter- s einen günstigen Boden geliefert hätten, zu ver- werthen.

Der erste Theil dieses Planes hat ih bisher allen Wün- schen entsprechend ausführen lassen, denn die Kommission- hat während ihres Aufenthalts in Alexandrien noch hinlänglih Gelegenheit gefunden, das zum Vorstudium nothwendige Ma- terial zu sammeln. Daß dies gelungen ist, verdanke ich hauptsählich mit dem Entgegenkommen der Aerzte des grieci- schen Hospitals, welhe dadurch, daß sie Arbeitsräume und alle ins Hospital gelangenden Cholerakranken sowie Cholera- leihen zur Verfügung stellten, die Zwecke der Expedition in wirtsaumer Weise förderten.

Anfangs hatte sich die Kommission in zwei zu ebener Erde und neben einander gelegenen hellen Zimmern des Hospitals eingerihtet. Jn dem einen Raum wurden die mikroskopishen Arbeiten, im zweiten- die Kulturversuche aus- geführt. Die Versuchsthiere waren in beiden untergebracht. Als aber die Zahl der Versuchsthiere zunahm und es auch zu gefährlih erschien, in denselben Räumen, in welhen man sich fast den ganzen Tag aufhalten mußte, mit den FJnfektionsstoffen zu manipuliren, wukden die Versuchsthiere in einen vollständig abgetrennten Raum des u S gebracht und dort die Jnfektionsversuche an- gestellt.

Das bisher zur Untersuhung gelangte Material stammt von 12 an Cholera Erkrankten und von 10 Choleraleichen. Von den Kranken wurden 9 im griechishen, 2 im deutschen und 1 im arabischen Hospital beobahtet. Die ‘Krankheits- symptome entsprachen in allen Fällen in jeder Beziehung den- jenigen der echten asiatishen Cholera. Es wurden Proben vom Blut dieser Kranken, vom Erbrochenen und von den Dejektionen derselben entnommen und untersuht. Da \ih sehr bald herausstellte, daß das Blut frei von Mikroorganismen und auch die erbrohenen Massen verhältnißmäßig arm daran waren, aber die Dejektionen bedeutende Mengen von Mikro- organismen enthielten, so wurden vorwiegend diese zu den Ansteckungsversuchen an Thieren benußt.

Dbwohl die Zahl der sezirten Leichen nur gering ist, so hat es doch der Zufall so gefügt, daß dieselben ein für Drientirungszwecke höchst werthvolles Material bieten. Es sind die verschiedenartigsten Nationalitäten darunter vertreten (3 Nubier, 2 Deutschösterreicher, 4 Griehen, 1 Türke), ver-

schiedene Altersstufen (2 Kinder, 2 im Alter über 60 Jahre, die übrigen zwishen 20 und 35 Zahre alt) und Fälle von verschiedener Krankheitsdauer. Am

Wichtigsten is jedoh, daß die Leihen meistens un- mittelbar nah dem Tode oder doch wenige Stunden später sezirt werden konnten. Die Veränderungen, welche in den Organen und ganz besonders frühzeitig im Darm dur die Fäulniß bedingt werden, und welche die mikroskopische Unter- suhung dieser Organe im höchsten Grade ershweren und meistens ganz illuforisch machen, wurden unter diesen Ver- hältnissen mit Sicherheit ausgeshlossen. Jh möchte gerade auf diesen Umstand um so größeres Gewicht legen, als es an anderen Orten kaum zu ermöglihen sein wird, ein für die mikroskopische Untersuhung jo geeignetes Material zu gewinnen.

Auch der Leichenbefund ließ ebenso wie die Krankheits- \ymptome keinen Zweifel, daß es sih hier um die ehte Cho- lera handelt und niht, wie von mehreren Seiten anfangs behauptet wurde, um chcoleraähnlihe, sogenannte coleriforme oder choleroide Krankheiten.

Jm Blute, sowie in den Organen, welche bei an-

deren Jnfektionskrankheiten gewöhnlih der Sig der Mikroparasiten sind, nämlich in den Lungen, Milz, Nieren, Leber, konnten keine organisirten Înfet:

tionsstoffe nachgewiesen werden. Einige Male fanden fih in der Lunge Bakterien, welche jedoch, wie sich aus dem Ver- halten ihrer Form und ihrer Lagerung ergab, mit dem eigentlichen Krankheitsprozeß nichts zu thun hatten, sondern durch die Aspiration des erbrohenen Mageninhaltes in die Lunge gelangt waren.

__ Im Jnhalte des Darmes kamen ebenso wie in den De- jektionen der Cholerakranken außerordentlich viele und den verschiedensten Arten angehörige Mikroorganismen vor. Keine derselben trat in überwiegender Menge hervor.

__ Auch fehlten sonstige Anzeichen, welhe auf eine Be- ziehung zum Krankheisprozeß hätten {ließen lassen können.

Dagegen ergab der Darm selbst ein sehr wichtiges Re-

sultat. Es fanden sih nämlich mit Ausnahme eines Falles, welcher mehrere Wochen nah dem Ueberstehen der Cholera an einer Na&krankheit tödlih geendet hatte, in allen übrigen Fällen eine bestimmte Art von Bakterien in den Wandungen des Darms. Diese Bakterien sind stäbhenförmig und gehören also zu den Bacillen; sie kommen in Größe und Gestalt den bei der Roßkrankheit gefundenen Bacillen am nächsten. Jn denjenigen Fällen, in denen der Darm makroskopish die ge- ringsten Veränderungen zeigt, waren die Bacillen in die \{lauchförmigen Drüsen der Darmschleimhaut eingedrungen und hatten daselbst, wie die Erweiterung des Lumens der Drüse und die Ansammlung von mehrkernigen Rundzellen im Jnnern der Drüse beweisen, einen erheblichen Reiz ausgeübt. Vielfach hatten sih die Bacillen auch hinter dem Epithel der Drüse einen Weg gebahnt und waren zwischen Epithel und Drüsenmembran hineingewuchert. Außerdem hatten sih die Bacillen in reichlicher Menge an der Oberfläche der Darmzotten angesiedelt und waren oft in das Gewebe dersclben einge- drungen. Jn den {weren mit blutiger Jnfiltration der Darm- \{hleimhaut verlaufenen Fällen fanden si die Bacillen in sehr großer Anzahl und sie be1hränkten sih dann auch nicht allein auf die Jnvasion der shlauchförmigen Drüsen, sondern gingen in das umgebende Gewebe, in die tieferen Schichten der Shleim- haut und stellenweise sogar bis zur Muskelhaut des Darms. Auch die Darmzotten waren in solchen Fällen reihlih von Bacillen durchseßt. Der Hauptsiz dieser Veränderungen be- findet sih im unteren Theil des Dünndarms. Wenn dieser Befund nicht an ganz frishen Leichen gewonnen wäre, dann hätte man ihn wenig oder gar niht verwerthen fönnen, weil der Einfluß der Fäulniß im Stande ist, ähnliche Bak- terienvegetation im Darm zu veranlassen. Aus diesem Grunde hatte ich auch darauf, daß ih bereits vor einem Jahre im Choleradarm, welchen ih direkt aus Jndien erhalten hatte, dieselben Bacillen und in derselben Anordnung wie jeßt in den egyptishen Cholerafällen gefunden, keinen Werth legen können, weil immer an eine Komplikation mit postmor- talen Fäulnißvorgängen gedacht werden mußte. Jeßt gewinnt aber dieser frühere Befund, welcher im Darm von vier ver- schiedenen indischen Cyoleraleihen gemaht wurde, außeror- dentlih an Werth, da sih nunmehr ein durch Fäulnißerschei- nungen bedingter Frrthum sicher ausschließen läßt. Nicht unwichtig ist au, daß durch die Uebereinstimmung in dem Verhalten des Darms bei der indishen und der egyptishen Cholera ein weiterer Beweis für die Jdentität beider Krankheiten ge- wonnen wird. __ Die Zahl der zur Untersuchung gelangten Choleraleichen ist allerdings gering. Da aber die Bacillen in allen frischen Cholerafällen angetroffen wurden, dagegen in dem einen nah Ablauf des Choleraprozesses untersuhten Falle und bei mehreren anderen an anderweitigen Krankheiten verstorbenen und vergleihsweise ebenfalls daraufhin untersuhten Fällen vermißt wurden, so kann kein Zweifel darüber sein, daß sie in irgend einer Beziehung zu dem Choleraprozesse stehen. Jedoch ist aus dem Zusammentreffen des leßteren mit dem Vorkommen von Bacillen in der Darmschleimhaut noch nicht zu s{ließen, daß die Bacillen die Ursache der Cholera seien. Es könnte auch umgekehrt sein und es ließe \sih ebenso gut annehmen, daß der Choleraprozeß derartige Zerstörungen in der Darmschleimhaut hervorruft, daß von den vielen im Darm beständig shmaroßenden Bakterien, irgend einer bestimmten Bacillenart das Eindringen in die Gewebe der Darmschleim- haut ermögliht wird. Welche von diesen beiden Annahmen die rihtige ist, ob der Jnfektionsprozeß oder ob die Bakterien- invasion das Primäre ist, das läßt sich nur dadur entscheiden, daß man versucht, die Bakterien aus den erkrankten Geweben zu isoliren, sie in Reinkulturen zu züchten und dann durch nfektionsversuche an Thieren die Krankheit zu reproduziren. HZU diesem Zwecke ist es vor Allem nothwendig, solche Thiere zur Verfügung zu haben, welche für den fraglihen Jnfektions- stoff empfänglih sind. Nun is es aber bisher troß aller Be- mühungen nicht in unanfehtbarer Weise gelungen, Thiere cholerakrank zu machen.

__ Man hat an Kaninchen, Meershweinen, Hunden, Kagten, Affen, Schweinen, Ratten u. \. 1. vielfah experimentirt, aber immer erfolglos. Die einzigen Angaben, welche in dieser Be- ziehung Beachtung verdienen, sind von Thiersh gemacht, welcher nah Verfütterung von Choleradarm-Jnhalt eine An- zahl von Mäusen an Durchfall erkranken und sterben sah. Dieser Versuh ist von zuverlässigen Experimentatoren, wie Burdon-Sanderson, bestätigt, von Anderen allerdings au be- stritten worden. FJmmerhin war es, da das Auffinden einer für Cholera empfänglihen Thierspezies von der größten Wichtigkeit ist, nothwendig, diese Versuche zu wiederholen. Zu diesem Zwecke wurden, weil es sehr unwahrscheinlih war, daß die erforderlihe Anzahl Mäuse in Alexandrien bald zu be- schaffen sein würde, {hon von Berlin fünfzig Mäuse mitgeführt und mit diesen die Jnfektionsversuhe sofort begonnen. Außerdem wurden aber auch noch Affen, welche für einige menschlihe Jnfektionskrankheiten, wie Pocken und Recurrens, die einzige empfängliche Thierspecies sind, gleih- falls für diese Versuche verwendet. Schließlich wurden au noch einige Hunde und Hühner zu inficiren versuht. Aber troß aller Bemühungen sind diese Versuche bislang gänzlich resultatlos geblieben. Es wurden die verschiedensten Proben von Erbrochenem, von Cholera-Dejektion und vom Darminhalt der Choleraleichen theils frish, theils nachdem sie längere Zeit im kalten oder warmen Raum gestanden hatten, theils ge- trocknet an die Thiere verfüttert, aber es traten niemals choleraartige Erscheinungen ein, die Thiere blieben im Gegen- theil vollkommen gesund.

Es waren ferner von den im Darminhalt und in den Darmwandungen vorkommenden Bacillen Reinkulturen ge- macht und au mit diesen sind Fütterungsversuche, zum Theil auch Jmpfungen ausgeführt. Einige dieser Reinkulturen be- wirkten septishe Erkrankungen, wenn sie verimpft wurden, aber mit keiner konnte Cholera erzeugt werden.

Daß in den Dejektionen der Cholerakranken der Krank-

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heitsftof in wirksamer Form sehr oft enthalten sein muß, das ist durch vielfahe Erfahrungen, namentlich dur das ufige Erkranken von Wäscherinnen, welhe mit Dejektionen {mußte Cholerawäswe zu waschen hatten, bewiesen. Auch im Griechischen Hospital ist in der jeßigen Epidemie ein solcher Fall vorgekommen und eine Wäscherin, welche aus\{ließlih die Cholerawäsche zu besorgen hatte, an Cholera erkrankt.

Es ist demna wohl als fiher anzunehmen, daß in den zahlreichen zur Verwendung gekommenen Proben mindestens einige den Jnfektionsstoff enthalten haben. Wenn dennoch kein Resultat erzielt wurde, so kann es daran gelegen haben, daß die zu den Versuhen dienenden Thierarten für die Cholera überhaupt unempfänglih sind, oder daß noch nit der rihtige Modus der Jnfektion gefunden wurde. Sowohl in der einen als wie in der anderen Richtung sollen die Ver- suche fortgeseßt und modifizirt werden, doch if wenig Aus- fiht vorhanden, daß auf diesem Wege mit dem jegt zur Ver- fügung stehenden Material etwas erreiht wird.

Denn es isstt nicht sehr wahrscheinlih, daß in jenen Um- ständen allein der Grund für das Mißkingen der Zufektions- versuche zu suchen ist. Es giebt noch eine dritte Erklärung, für deren Nichtigkeit sehr Vieles \priht. Fn einem von der Cholera befallenen Orte hört bekanntlih die Krankheit auf, lange bevor “lle Fndividuen durhseucht sind, und obwohl der Krankhe*“ 7 hließlich in großer Menge über den ganzen Ort aus, ‘eut ist, so erkranken doch immer weniger Menschen, und die Epidemie erlisht mitten unter vielen für die An- steckung empfänglihen Fndividuen. Diese Erscheinung is nur durch die Annahme erklärbar, daß gegen Ende der Epidemie der Jnfektionsstoff an Wirksamkeit einbüßt oder wenigstens unsicher in seiner Wirkung wird. Wenn nun aber selbst die Menschen gegen Ende der Epidemie auf den Cholera-Jnfek- tionsstoff nicht mehr reagiren, dann läßt sich nicht erwarten,

daß dies bei Versuchsthieren der Fall fein soll, über deren Empfänglichkeit für Cholera man noch nichts weiß. Für unsere Versuche standen uns nun aber nur

solhe Objekte zur Verfügung, welhe am Ende der Epidemie gesammelt wurden und deren Unwirksamkeit mehr oder weniger vorausgeseßt werden mußte. Es ist immerhin mögli, daß unter günstigen Verhältnissen, d. h. zu Anfang einer Epidemie, die Jnfektion von Thieren gelingt und damit auch sofort zu erfahren ist, ob die in der Darmschleimhaut von mir nach- gewiesenen Bacillen die eigentlihe Ursache der Cholera bilden.

So weit nun auch die von der Kommission bisher er- haltenen Resultate von der vollständigen Lösung der Aufgabe noch entfernt sind und so wenig sie zu einer praktishen Ver- werthung in der Bekämpfung der Cholera geeignet sind, \o dürfen sie in Anbetraht der ungünstigen Verhältnisse und der kurzen Zeit der Untersuhung dennoch als günstige gelten. Sie entsprehen vollkommen dem ursprünglih2n Zwecke der Orientirung und gehen insofern noch darüber hinaus, als durch den konstanten Befund von charakteristishen Mikroorganismen der ersten Bedingung, welche bei der Erforshung einer Jnfektionskrankheit zu er- füllen ist, Genüge geleistet und damit der weiteren Forshung ein bestimmtes Ziel gesteckt ist. : :

Aus vorstehender Darlegung is zu entnehmen, daß die Kommission in der Lösung der ihr gestellten Aufgaben in 0 vi WO niht weiter zu gelangen vermag, als bisher ge-

ehen ift.

19 des würde nunmehr die Frage an die Kommtssion heran- treten, ob nicht an einem andern von der Cholera heimgesuchten Orte Egyptens die Untersuhungen fortzuseßen sind. Dem stellen sich aber unüberwindliche Hindernisse entgegen. Jn allen größeren Städten Egyptens ist die Cholera bereits ganz erloschen. Nur in den Dörfern Dber-Egyptens macht die Epidemie noch einige Fortschritte. An maßgebender Stelle der egyptishen Regierung wird aber einer Vornahme von Unter- suhungen in Ober-Egypten dringend widerrathen, weil die- selben unter Berücksichtigung der dortigen Verhältnisse zu bedenklihen Unzuträglihkeiten Anlaß geben könnten. :

Da überdies von zuverlässigen und des Landes kundigen Persönli& keiten ebenfalls versichert wurde, daß es unmöglich sei, in egyptishen Dörfern Leichen zur Sektion zu bekommen, so mußte darauf verzihtet werden, dem Laufe der Cholera Nil-aufwärts zu folgen. ;

Auch in Syrien scheint die Cholera gegen alle Erwartung keinen Fuß gefaßt zu haben. Da die im Gange befind- lihen Untersuhungen nur noch für ungefähr zwei Wochen Beschästigung verschaffen können, so werden die Arbeiten wegen Mangels an geeignetem Material alsdann vor- läufig unterbrohen werden müssen. Die Kommission ift aber von dem lebhaften Wunsche beseelt, das begonnene Werk fortzusezen und womöglih auch die ihr gestellte Aufgabe zu lósen. Sie würde es s{hmerzlich empfinden, wenn die bis jeßt gewonnenen Resultate fruchtlos bleiben sollten.

Die einzige Möglichkeit zur Fortseßung der Untersuhung bietet sich zur Zeit nur in Jndien, wo in mehreren großen Städten, insbesondere in Bombay, die Cholera noch in einem Umfange herrscht, daß ein baldiges Aufhören derselben nicht

u erwarten ist. Auh würde sih dort unzweifelhaft der An- f bluß an ein Hospital, welher sich in Alexandrien so sehr vortheilhaft erwiesen hat, am ehesten bewerkstelligen lassen.

Ew. 2c. hochgeneigtem Ermessen stelle ih demgemäß ganz gehorsamst anheim, ob unter den obwaltenden Verhältnissen die Fortseßung der Untersuhungen in Jndien statthaben soll, und stelle ich mi, wenn Hochdieselben für die Ausdehnung der Expedition nach Jndien si entschließen, zur Führung der- felben auch ferner ganz gehorsamst zur Verfügung. j

Zugleich habe ih noch über weitere Arbeiten, welche die Kommission neben ihren Untersuchungen über die Cholera aus- zuführen Gelegenheit fand, zu berihien. Egypten is sehr reich an parasitishen und ansteckenden Krankheiten, und es fiel daher niht s{hwer, theils zum kontrolirenden Vergleih mit den bei der Cholera gewonnenen Resultaten, theils um über wichtige, die Jnfektionskrankheiten betreffende allgemeine Fragen weitere Aufschlüsse zu gewinnen, geeignete Untersuchungs- objekte zu erhalten. i l i

So habe ih bisher zwei Fälle von Dysenterie sezirt. Jn dem einen, welcher akut verlaufen war, fanden sich in der erkrankten Darmschleimhaut eigenthümliche Parasiten, welche niht zur Gruppe der Bakterien gehören und bis dahin un- bekannt waren. _ e,

Dann sezirte ih im Arabischen Hospital einen an Darm- Milzbrand gestorbenen Araber. Die Erkrankung desselben ist wahrscheinli auf eine Jnfektion durh Schafe zurückzuführen, welche aus Syrien in großer Zahl nach Egypten importirt werden und hier massenhaft an Milzbrand fallen.

e älle von biliösem Typhus zu beobathten, einer Krankheit,

a A die größte Aehnlichkeit mit Gelbfieber besißt, mit legterem {on mehrfah verwechselt wurde und deswegen von größtem Interesse ist. Drei von diesen Kranken starben. Dieselben p ebenfalls von mir sezirt und sollen eingehend untersucht werden.

Außerdem sind wiederholt Untersuhungen über Mikro- organismen in der Luft und im Trinkwasser von Alexandrien angestellt. E

N Wenn noch Zeit dafür zu erübrigen ift, beabsihtige ih über die egyptishe Augenentzündung Beobachtungen zu machen.

Die Arbeiten der Kommission, welhe an und für sih recht anstrengend und zum größten Theil auch sehr unan- genehmer Art sind, waren in Folge der hohen Temperatur, welche hier herrscht, doppelt beshwerlich. Bis jeßt litt es der Gang der Untersuhungen nicht, daß sie auch nur einen Tag unterbrochen werden konnten. Troßdem erfreuen ih sämmt- lihe Mitglieder bis auf geringe in den klimatischen Verhältnissen begründete und \chnell vorübergehende Unpäß- lichkeiten eines guten Gesundheitszustandes. Sobald eine Unterbrechung der Arbeiten zulässig ist, halte ih es indessen für nothwendig, eine Erholungspause von einigen Tagen ein- treten zu lassen. Jch beabsichtige daher, theils zum Zwecke der Erholung, theils um den Hauptkrankheitsheerd der Cholera in Egypten zu besuchen und über das Verhalten der Krankheit daselbst Nachforshungen anzustellen, die Kommission auf einige Tage nach Kairo zu führen.

Dr. Koch, Geheimer Regierungs-Rath. An den Staatsekretär des Jnnern, Herrn Staats- Minister von Boetticher, Excellenz.

Auf Grund des vorstehenden Berichts is die Fortseßung der wissenschaftlihen Untersuhungen in Ostindien genehmigt worden, und wird sih die Kommission zu diesem Zwecke dem- nächst nach Bombay begeben.

Nach Mittheilung aus Jtalien hat die Direktion der Werkstätte für Militär-Ausrüstungen in Turin für den 18. Oktober d. J. bis Nachmittags 3 Uhr cine Submission auf 155 200 Stück Säbelkoppeln im Taxwerth von 605 280 Lire ausgeschrieben. i i

Die näheren Bedingungen sind an Ort und Stelle ein- zusehen.

Mit dem heutigen Tage endigen die am 24. v. Mts. hierselbst begonnenen militärärztlihen Operations- 2c. Kurse. Sämmtliche zu denselben kommandirten Stabsärzte werden in diesen Tagen in ihre Garnisonen zurückehren.

Bayern. München, 11. Oktober. (Allg. Ztg.) Der Abg. Dr. Frankenburger hat gestern seine Anträge über den Etat der Militärverwaltung für das Jahr 1883/84 und den dazu gehörigen Etatsentwurf an den Finanzaus- \{huß abgeliefert, und dieselben sind am gestrigen Abend noh zur Vertheilung gelangt. Bereits morgen Nachmittag hält der Finanzaus\chuß eine Sißung, und der Etat wird gon wahrscheinlih am Sonnabend Abend vollständig durh-

erathen sein. Wird vom Ausschusse shriftliher Bericht an

die Kammer beschlossen, so dürsté vor dem nächsten Mittwoch eine Plenarsizung der Kammer nicht zu gewärtigen hein Die Berichterstattung an den Ausschuß geschieht ausnahms- weise mündlich.

Sachsen. Dresden, 12. Oktober. (W. T. B.) Der König verläßt heute Naht 12 Uhr 40 Minuten Dresden wieder, um einer Einladung des Herzogs von Braun- \chweig zur Jagd nah Sybillenort zu folgen, wo Prinz Georg von Sachsen sih bereits seit einigen Tagen be- findet. Am Sonntag früh wird der König hierher zurückehren.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. Oktober. Die „Presse“ berihtet : Jn der gestrigen Sißung des böhmischen Landes- aus\chusses wurde mit der Aktion zur Abänderung der Land- tags-Wahlordnung für Böhmen begonnen. Bekannt- lih wurde dem Landesaus\shusse vom Landtage der Auftrag ertheilt, in der nähsten Session eine Wahlreform:Vorlage einzubringen, welhe die bestehende Landtags-Wahlordnung nach dreifaher Richtung ändern soll : Neue geographische Ein- theilung der Wahlbezirke, Zerlegung des nichtfideikommissa- rischen Großgrundbesißes in Wahlgruppen und Ertheilung des Wahlrechtes an die sogenannten Fünf-Guldenmänner. Gestern nun wurde die Ausführung dieses Auftrages mit einem Antrage Zeithammers eingeleitet: es seien die zur Wahl- reform nöthigen statistishen Daten im Wege der Statt- halterei zu erheben. Wie vorauszusehen war, erklärte die deutsche Minorität des Landesausshusses durch Dr. Schmeykal, daß sie in Konsequenz ihrer im Landtage beobachteten ablehnenden Haltung nicht in der Lage sei, sich an den Verhandlungen des Landesausshusses über eine Wahlreform zu betheiligen, welhe nah An- sicht ihrer Partei nur die eine Tendenz verfolge, die ohnehin stark reduzirte Vertretung der deutschen Bevölkerung Böhmens noch weiter herabzumindern. Dr. Schmeykal und Genossen enthielten sich in Folge dessen auch schon der Ab- stimmung über den formellen Antrag Zeithammers. Der Landesaus\{huß wird also dem Auftrage des Landtages ohne der Mitwirkung der drei deutshen Mitglieder entsprechen müssen und eine Vorlage ausarbeiten, die freilih angesichts der Bestimmungen der Landesordnung keine Aussicht auf An- nahme hat. | e :

12. Oktober. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen hat heute Abend 81/2 Uhr, nachdem Sich Höchstderselbe vorher in der Hofburg von Sr. Majestät dem Kaiser verabschiedet hatte, die Rückreise nach Berlin angetreten. i

Wie versbiedetie Blätter melden, hat der Kaiser gestern den König von Griechenland zum Obterstinhaber des 99. Regiments ernannt.

Pest, 12. Oktober. (W. T. B.) Das Oberhaus hat den Beshlußantrag des Minister-Präsidenten Tisza in der kroatishen Frage angenommen.

13, Oktober. (W. T. B.) Jm Abgeordneten- hause brachte der Finanz-Minister Graf Szapary heute das ungarische Staatsbudget ein. Die ordentlihen Aus- gaben pro 1884 betragen 298 200 338 Fl., gegen das Vorjahr mehr 8 355 677 Fl , die transitorishen Ausgaben 2 157 590 Fl, gegen das Vorjahr weniger 4571356 Fl., Jnvestitionen 23 981 607 B gegen das Vorjahr weniger 6 810 218 Fl., die außerordentlihen gemeinsamen Ausgaben 4 860 695 Fl., gegen

Ferner bot sich die Gelegenheit, im Griechishen Hospital

das Vorjahr weniger 1094999 Fl., zusammen 329 200230 Fl,

mithin gegen das Vorjahr weniger 4 120926. Die ordent- lichen Einnahmen sind veranschlagt auf 195 519 102 Bir gegen das Vorjahr mehr 14 269 477 Fl., die transitorishen Einnahmen auf 13 345 078 Fl., gegen das Vorjahr weniger 14 600 046 Fl., zusammen auf 308 864 180 Fl., gegen das Vorjahr weniger 330569 Fl. Die Gesammtausgaben be- tragen also 329 200 230 FLl., gegen das Vorjahr weniger 4120 926 Fl. und die Gesammteinnahmen 308 864180 F[., gegen das Vorjahr weniger 330 569 Fl. Das Defizit von 20 336 050 Fl. stellt sich gegen das Vorjahr um 3 790 357 Fl. niedriger.

Belgien. Brüssel, 10. Oktober. (Köln. Ztg.) Der König und die Königin begeben sich am 16. d. M. nah Amsterdam, machen den niederländishen Majestäten am 17. ihren Besuch auf Schloß Loo, widmen den 18. der Jndustrie- ausstellung, empfangen am 19. im Königlichen Shlossezu Amster- dam den Gegenbesuch aus Loo und kehren am 20. d. hierher zurü. Der „cFFndépendance“ wirdaus dem Haag geschrieben: dieser Königliche Besu sei mehr als einfache Höflichkeit, er lösche nicht die Erinnerung an 1830, wohl aber deren Bittert.:. cin- für allemal aus. Seit 1880 habe Belgien das Fein-+-jäll, das Septemberfest niht mehr zu feiern (es ist in d.1 ZLugust ver- legt); das sei der erste Schritt gewesen zur freundschaftlichen Annäherung beider Länder und diese habe in der neulichen Zusammenkunft der Herrscher in Spa ihre Bekräftigung ge- funden; die bevorstehende Begegnung auf Schloß Loo werde die Pn tant noch fester schließen. Vorzugswei)e sei diese glü Ds Wendung der Vermittlung des Baron d’Anethan zu verdanken.

Großbritannien und Jrland. London, 11. Oktober. (Allg. Corr.) Sir Stafford Northcote seßt seinen Triumphzug durch Jrland in Ulster fort, allein die „Times“ bezweifelt, ob er durh seine viele Reden seiner Partei viel genüßt oder der Regierung geschadet habe. y

In einem Artikel über die egyptishe Frage betont die „Pall Mall Gazette“ aufs Neue, daß die Räumung Egyptens vor Beginn der nächsten Parlamentssession be- schlossene Thatsache sei. „Unsere Stellung in Egypten“, schreibt das genannte Blatt, „wird nah der Räumung viel stärker sein, als dieselbe sein würde, wenn wir unsere Okfu- pation zu dem offenbaren Zweck, das Land zu beherrschen, fortsezten. Wir haben unsere Bereitwilligkeit bekundet, die Anarchie zu unterdrücken und unsere Autorität in Kairo und Alexandrien geltend zu machen. Was wir in der Ver- gangenheit gethan haben, find wir bereit, nöthigen- falls in der Zukunft zu thun, und es ist die Kenntniß dieser Thatsahe weit mehr, als die bloße Anwesenheit einiger Tausend britishster Bayonnette in egyptischen Kasernen, welche Sir Evelyn Baring in den Stand seßt, als das poli- tishe Gewissen des Khedive zu funktioniren. Die Beibehaltung unserer Truppen in dem Lande, nahdem unser General (Wood) bescheinigt, daß ihr Verbleiben unnöthig ist, hieße uns in eine falshe und möglicherweise verhängnißvolle Lage vor Europa verseßen und die Hände unseres diplomatischen Vertreters eher schwächen als stärken. Die jegt glücklicher- we.se nahe bevorstehende Räumung des Landes wird den egyptischen Staats\haß von einer shweren Bürde erlösen und so die für die Durhsührung vieler sehr nöthigen Reformen in der Verwaltung des Landes verfügbaren Fonds ver- größern.“ :

Der neue Lordmayor, Alderman Fowler, hat die Einladungen zu dem am 9. November in der Guildhall statt- findenden Jnstallirungsbankett erlassen. Unter den geladenen Gästen befinden sich die Kabinets-Minister, die am Hofe von St. James beglaubigten Botschafter sowie Hr. von Lesseps, der zur Zeit in London anwesend sein wird.

Aus Durban wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 11. d. gemeldet: Usibepu ist dur den britishen Residenten Mr. Osborne davon in Kenntniß geseßt worden, daß eine endgiltige Botschaft an Cetewayo gesandt worden ist, worin derselbe aufgefordert wird, sih zu unterwerfen, und daß es im Weigerungsfalle Usibepu freigestellt sein würde, in den Jnkandhla-Busch einzudringen. Mr. Osborne fügte hinzu, daß britishe Truppen im Zululande anwesend seien, um den Operationen Usibepu's moralische Unterstüßung zu gewähren.

Frankreih. Paris, 11. Oktober. (Fr. Corr.) Die Budgetkommission hat gestern ihre Arbeiten im Palais

Bourbon wieder aufgenommen. Die Kommission beschloß, zuvor die Prüfung der Ausgaben von einzelnen Ministerien fortzuseßen, um auf eine definitive Weise die Höhe der Re- duktionen in den Ausgaben, welche sie der Kammer vorzu- \hlagen gedenkt, festzuseßen. Diese Prüfung steht noch für die Ausgaben der Ministerien des Unterrichts, der Marine und der Justiz aus. Am Montag wird sodann die Kommission den Finanz-Minister Tirard hören, um seine Vorschläge über die Modifikationen an der ursprünglichen Vorlage des Budgets von 1884 entgegenzunehmen. Man ist darüker einig, daß diese leßtere in ihrer jeßigen Form nicht aufrecht zu erhalten ist. Der „Rappel“ schreibt: „Hr. Tirard geht keineswegs mit dem Gedanken um, die Steuern auf Ge- tränke zu erhöhen, um das Defizit zu decken, Die Regelung dieser Frage hat der Unter-Staatssekretär Labuze über- der die diesbezüglihen Arbeiten noch lange

nommen , , niht beendet hat. Die Aenderungen des Finanz- Ministers haben keine neue Steuern und auch fkeine

Erhöhung der bestehenden zum Zweck, sondern nur die Er- E bes Systems der Abfassung des Voranschlags durch ein neues. Das Budget von 1884 beruht gleih dem von 1883 auf den von Hrn. Leon Say eingeführten Prinzipien, welche in den Einnahmeetat nicht die Ziffern des vorleßten Jahres, sondern die des leßten, vermehrt um die Durchschnittssumme der Ueberschüsse der legten fünf Jahre, seßt. Auf diese Weise war es leiht, für 1884 eine Mehreinnahme von 84 Millionen auszurenen. Allein, wie ungenau dieses Resultat wäre, kann man schon aus den Ergebnissen des laufenden Jahres erwägen, in welhem die aht ersten Monate ein Defizit von 48 Millionen brachten, das bis zu Ende Dezember auf 60 Millionen steigen dürfte. Hr. Tirard mußte deshalb darauf bedacht sein, Voranschlag und Ergebniß mehr in Einklang zu bringen, und änderte deshalb, da blos zwei Posten, Enregistre- ment und Stempel einer- und Zollgefälle andererseits, ein Defizit ergaben, nur den Eintragungsmodus in das Budget für diese zwei. Auf diese Weise ergiebt sich aber ein Defizit von 50 bis 55 Millionen. Um dieses zu be- seitigen, läßt der Finanz-Minister erstlih alle Abstriche der Budgetkommission gelten, die zusammen 15 Millionen er- reihen. Eine weitere Einnahmequelle für etwa 10 Millionen fand Hr. Tirard in Folgendem: Der Staat verzinst der