1883 / 248 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Oct 1883 18:00:01 GMT) scan diff

diesseits und jenseits der Grenze Grundflücke besißen oder angepactet haben, so lange gestattet, ihr Rindvieh auf diese Grundstücke zur Feldbestelung oder zur Weide aufzutreiben, als fie die von der Ortspolizeibehörde dieserhalb vorge- schriebenen Kontrolmaßregeln befolgen.

4) Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden Juni 1880 oder

nach S. 66 zu 1 des Reichsgeseßes vom 23. i nach è 328 des Strafgesezbuches mit Geldstrafe bis zu 150 oder Hast beziehungsweise mit Gefängniß bis zu 2 Jahren

bestraft, auch wird auf die Einziehung der bestimmungswidrig eingeführten Thiere erkannt. Trier, den 15. Oktober 1883. Der Regierungs-Präsident. Nasse.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 22. Oktober. Der gemeinsame Herbst-Aufenthalt Beider Kaiserlihen Majestäten in Baden-Baden geht nunmehr zu Ende. Derselbe is für Beide Majestäten erfreulich verlaufen, und hat, wie stets, der regelmäßige Familienverkehr mit der Großherzog: lih badishen Familie sich überaus wohlthuend fühl- bar gemaht. Der Kaiser sah täglich einige Personen von Distinktion zum Diner, an welhem die Kaiserin, in Folge Allerhöchstihres noch leidenden Gesundheitszustandes und der hierdurch bedingten Schonung, nicht Theil nahm; dagegen erschien Jhre Majestät nah dem Diner auf einige Zeit im Kreise der Gäste, betheiligte Sich jedoh nicht an allen größeren geselligen Vereinigungen. Besondere Fest- lihkeiten haben, wie dies nach den telegraphishen Berichten glaubhaft erscheint, überhaupt nicht stattgefunden, was auch, bei den beshränkten Räumlichkeiten des von den Majestäten bewohnten Hauses, ausgeschlossen ist. Am Geburts- tage des Kronprinzen vereinigten sich, wie alljährlich, die in Baden - Baden anwesenden Fürstlichkeiten bei den Majestäten zum Familiendiner. :

Fhre Majestät die Kaiserin und Königin wird den Kurgebrauh in Baden noch einige Zeit fortseßen.

Se. Majestät der Kaiser und König wohnten, [aut Meldung des „W. T. B.“ aus Baden-Baden, gestern Vormittag mit Jhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten den Kronprinzlichen Herrschasten, Höchstwelche mit der Prinzessin Victoria am Sonnabend Abend 7 Uhr in Baden eingetroffen waren, fowie Jhren Königlichen Hoheiten den Großherzoglich badischen Herrschaften dem Gottesdienst in der Schloßkapelle bei.

FJhre Kaiserlichen und-Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind, wie „W, T. B.“ meldet, gestern Abend in Wiesbaden eingetroffen.

Die Uebergabe des ersten Bataillons des Ersten Garde- Regiments z. F. an Se. Königliche Hoheit den Major Prinzen Wilhelm erfolgte, wie die „Post“ mittheilt, zu Poisdam am Sonnabend Vormittags 11 Uhr. Das Bataillon war in Paradeanzug in Linie im Lustgarten mit der Front nah dem Marstall aufgestellt. Um 103/, Uhr holte die Leib-Compagnie aus dem Schlosse die Fahne ab und brachte sie an die Front der Truppe. Bei dieser ershien um 11 Uhr Se. Königlihe Hoheit der Major Prinz Wil- helm in der Parade-Uniform des Regiments mit dem Bande des Schwarzen Adler-Ordens, unter Vortritt des Commandeurs des Regiments, des Königlichen Flügel-Adju- tanten Obersten von Lindequist, begleitet vom bisherigen Commandeur des Bataillons, Major von Naßmer, und dem Bataillons: Adjutanten. Unter den üblihen Honneurs schritt Se. Königliche Hoheit an der Seite des Regiments- und bis- herigen Bataillons-Commantdeurs die Front ab. Dann richtete der Regiments:Commandeur im Angesiht der Truppe und des ihr gegenüberstehenden Offiziercorps des Regiments, soweit dieses niht in der Front stand, das Wort zuerst an den neuen Bataillons-Commandeur, dann an die Mannschaften. Die Erwiderung Sr. Königlichen Hoheit lautete: Als Commandeur des Ersten Bataillons sei mein Erstes, das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König auszubringen! Die Offiziere und die Mannschaften stimmten in den Hochruf ein, und die Regimentsmusik intonirte das „Heil Dir im Siegerkranz“. Dann kommandirte der Ba- taillons-Commandeur zum Schultern und führte das Ba- taillon in Zügen vor dem Regiments-Commandeur vorüber. Während dieses seinen Abmarsh nahm, begrüßte der Regi- ments-Commandeur an der Spiße des Offizier-Corps den neuen Bataillons-Commandeur. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm sah aus den Fenstern der etru- rishen Galerie des Stadts{losses dem Akt der Uebergabe zu.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen traten heute zu einer Sizung zusammen.

Die Auswechselung der Ratifikations- urkunden zum deutsh-spanishen Handels- und Schiffahrts3vertrage vom 12. Juli d. J. hat heute hier stattgefunden.

Die von einigen Zeitungen gebrahte Nachriht, im Königreih Sachsen wären Fälle von Rinderpest auf- getreten, stellt sich nach den sofort angestellten Erhebungen als unbegründet heraus. Es sind bisher weder im König- reih Sachsen noch in der Provinz Schlesien neue Fälle von Rinderpest konstatirt.

Durch ein in der „Gaceta de Madrid“ vom 12. d. M. veröffentlichtes Königliches Dekret vom 10. d. M. is die spanishe Bergwerks-Geseßgebung als fortan ‘au auf Cuba anwendbar erklärt worden.

Die Bestimmung des 8. 7 Abs. 2 des Reihs-Hasft- pflihtgeseßes, daß der Verlette jederzeit die Erhöhung der Rente fordern kann, wenn die Verhältnisse, welche für die Feststellung oder Minderung « der Rente maßg: bend ge- wesen waren, wesentlich verändert sind, findet, nach einem Urtheil des Reihsgerihts, V. Civilsenats, vom 22. Sep- tember d. J., niht nur dann Anwendung, wenn eine Aende- rung der Arbeitsfähigkeit des Verleßten eingetreten ist, \on-

dern schon dann, wenn ein Mangel an Gelegenheit, die vor- handene Arbeitsfähigkeit zu verwerthen, eingetreten ist. Ein solcher Mangel an Gelegenheit ist aber nur dann anzunehmen, wenn der Verleßte seine Arbeitsfähigkeit überhaupt nicht, au p außerhalb seiner bisherigen Erwerbsthätigkeit, verwerthen ann.

Der Kaiserliche Botschafter am österreichisch-ungarischen Hofe, Prinz Reuß, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fun- girt als Geschäftsträger in Wien der Kaiserliche Legations- Rath Graf von Berchem.

Der Königlich niederländische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Jonkheer van der Hoeven, ist vom Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Se. Königlihe Hoheit der Erbgroßherzog von Baden, Compagnie-Chef im 1. Garde-Regiment z. F., ist durch Allerhöchste Kabinets-Ordre, unter Stellung à la suite des gedahten Regiments und unter Belassung à la suite des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109, auf ein Jahr zur Dienstleistung beim 1. Garde-Ulanen-Regiment komman- dirt worden.

Der Bevollmähtigte zum bayerische Ministerial - Rath Herrmann kommen.

Der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, ist von der vor einigen Tagen nach Kiel unter- nommenen Jnspizirungsreise hierher zurückgekehrt.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren : Friedrih Wilhelm Alb. Müller in Arnsberg und Dr. Birken- feld in Warstein.

(Kl, Ztg.)

Kiel, 20. Oktober. Das Kanonenboot „Nautilus“, Kommandant Korvetten-Kapitän Aschenborn, ankerte gestern Abend bei Laurvia. Die Korvette „Ca- rola“ ist heute Morgen von ihrer zweijährigen Reise von der australishen Station in den hiesigen Hafen zurückgekehrt. Die Korvette wurde im Laufe des heutigen Tages durch den Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, inspizirt.

Bundesrath, Königlich ist hier ange-

Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. Oktober. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ zufolge soll der Austaush der Rati- Ps der Eisenbahnkonvention am Montag statt- finden.

(Presse.) Die heutige leßte Sizung der noch ver- sammelten Landtage hat mehrere interessante Momente zu Tage gefördert. Jm mährishen Landtage zeigte man allerseits das löblihe Bestreben, die peinlihen Streitigkeiten, welche die leßten Tage erfüllt hatten, zu vergessen und ih an den Erfolgen der schr fruhtbaren Landtagssession zu freuen, Im fkrainishen Landtage hat die 1lovenishe Majorität heute gezeigt, daß sie es gelernt hat, die alten kleinlihen Nergeleien bei Seite zu lassen. Während es in früheren Jahren bei der Bewilligung der Subvention von 500 a den nichtobligaten deutschen Sprachunterricht an den “telirklassigen Volksshulen niemals ohne Proteste von slovenisher Seite abging, wurde heute der D von 600 Fl. zu dem gleihen Zweck ohne jede Debatte votirt.

21. Oktober. (W,. T. B.) Der Oberst im General- stabe Bach von Hansberg ist zum Militärattaché für Paris und Brüssel ernannt worden.

Mukhtar Pascha ist heute Nahmittag nah Konstanti- nopel abgereist.

22. Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser hat die Ver- einigung der im Bereich des ersten und elften Corps in G a- lizien stehenden Kavallerie - Regimenter in je eine Kavallerie-Truppendivision genehmigt und den FML. Baron Vlasits fowie den General Baron Lassolaye zum Komman- danten der beiden Kavallerie-Divisionen in Lemberg und Ja- roslau ernannt.

Pest, 21. Oktober. (W. T. B.) Die „Ungarische Posi“ bezeihnet die Nachricht, daß der Nuntius Vanutelli bei dem Minister-Präsidenten Tisza gegen den Gesezentwurf, betreffend die E he zwischen Christen und Juden, Einwen- dungen erhoben habe, als pure Erfindung.

Niederlande. Haag, 20. Oktober. (W. T. B.) Der König der Belgier fuhr heute vor dem Palais des er- frankten Prinzen von Oranien vor und empfing Nah- mittags die Minister. Heute Nachmittag sind die belgischen Majestäten nah Brüssel abgereist. Der Minister des Aus- wärtigen van der Does de Willebois erhielt das Groß- kreuz des Leopold-Ordens,

Großbritannien und Jrland. London, 19. Oktober. (Allg. Corr.) Die erste Ministersizung nah den Parla- mentsferien wird, wie der „Standard“ erfährt, am 9. No- vember stattfinden. Unter den zur Verathung gelangenden Gegenständen wird sich auch die Frage der Räumung Egyptens befinden.

20. Oftober. (W. T. B.) General Wood is nah Egypten abgereist.

Frankreich. Paris, 29. Oktober. (Köln. Ztg.) Der neuernannte französishe Gesandte in China, Patenôtre, reist heute auf seinen Posten ab. Seine Weisungen lauten: Anerkennung der französishen Schußzherr- schaft über Anam mit dem Rothen Fluß als Nordgrenze durch China; Besißergreifung des Deltas bis Sontay; der Fluß Songcar is bis Bac ninh die französish:-cchinesishe Grenze ; die fünf Provinzen des nördlichen und des nordwestlihen Tong- king werden das neutrale Gebiet bilden und eine Verwaltung erhalten, über die China und Frankrei ih zu einigen haben.

Die neue Königin von Madagaskar hat nach einer Berathung mit allen Häuptlingen der Hovas, die sie zu einer Versammlung nach ihrer Hauptstadt berufen hatte, beschlossen, den Krieg gegen Frankreich fortzuseßen,

Der Ministerrath im Elysée genehmigte heute den Geseßentwurf Waldeck-Rousseau's, welcher allen Vereinen, mit Ausnahme der religiösen Verbindungen, das gemeine Recht ertheilt. Dieser Gesetzentwurf wird am nächsten Dienstag der

Kammer vorgelegt werden. Die Regierung wird ferner bei Eröffnung der Kammern die sofortige Berathung des Gemeindegeseßts beantragen, das durch die Verhandlung über den Vertrag mit den Eisenbahnen unterbrohen wurde, vorausgeseßt jedoch, daß keine Fnterpellation beantragt wird.

Portugal. Lissabon, 20. Oktober. (W. T. B.) Jn Folge von im Ministerrath entstondenen Meinungsverschieden- heiten bezüglih der demnäcstigen Munizipalwahlen hat der Minister des Jnnern feineEntlassung genommen. Gerüchtweise verlautet, daß noch weitere ministerielle Ver- änderungen bevorstchen. .

21. Oktober. (W. T. B.) Außer dem Minister des Jnnern hat auch der Marine-Minister demissionirt. Der Minister der öffentlihen Arbeiten hat das bisher von dem Conseils-Präsidenten de Fontes Pereira de Mello verwaltete Finanz-Ministerium, der Justiz-Minister das Marine-Ministe- rium übernommen ; das Ministerium der öffentlichen Arbeiten, das Ministerium des Jnnern und das Justiz-Ministerium sind sonach neu zu beseßen. Der Conseils-Präsident de Fontes Pereira de Mello ist mit der Reorganisation des Kabinets be- auftragt worden. Die Vornahme der Munizipalwahlen ist auf den 4. k. M. anberaumt.

Türkei. Konstantinopel, 21. Oktober. (W, T. B.) Der „Vakit“ veröffentliht einen Artikel, in welchem er si zu Gunsten der Verleihung von Konzessionen für öffent- lihe Arbeiten ausspriht. Das Blatt bestreitet, daß die Pforte Ausländern, welche sich um solche Konzessionen be- werben, Hindernisse bereite, und behauptet, daß die Türkei stets gencigt sei, zu allen Kapitalien ohne Unterschied ihre Bun na! zu nehmen, um die Reichthümer des Landes zu entwidckeln.

Rumänien. Bukarest, 20. Oktober. (W. T. B.) Wie der „Romanul“ meldet, soll eine österreichi#\ch- ungarische Kommission ernannt werden zur Untersuhung des am 5. d. im Balkanpasse stattgehabten Zwischenfalles, bei welchem einige rumänisheGrenzwächter von ungarischen Gensd’'armen gefangen genommen wurden.

Nußsland und Polen. St. Petersburg, 22. Of- tober. (W. T. B.) Die früheren bulgarishen Minister S ob o- leff und Kaulbars werden vom Kaiser heute in Audienz empfangen. -

Dem Vernehmen nach kehrt der Präsident der Fuden- kommission, Graf Pahlen, demnätst hierher zurück und werden dann die Berathungen der Judenkommission ihren Anfang nehmen.

Süd Amerika. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Valparaiso, vom 20. d. M, ist der Friedensvertrag zwischen Chile und Peru unterzeihnet worden. Die öffentlihen Gebäude in Lima und Callao, welche zur Zeit noch von chilenishen Truppen beseßt sind, sollen dana allmählih geräumt und den peruanischen Behörden übergeben werden. Der Präsident von Peru, Ge- E Jglesias, beabsichtigte, am 21. d. M. in Lima cinzu- treffen.

Afrika. (W,. T. B.) Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Tamatave, vom 4. d. M, gemeldet: die Ver- handlungen zwishen den französishen und den madagassischen Behörden seien aufgehoben worden, und es sei gegenwärtig keine Wahrscheinlichkeit für eine friedliche Lösung vorhanden. Die madagassishen Streitkräfte und die französishe Flotte verhielten fsich zwar noch unthätig, aber es gehe das Gerücht, daß die französishe Flotte die offensiven Operationen bald wieder beginnen werde. Aus Furcht vor einer Erneuerung des Bom- bardements von Seiten der Franzosen verließen die Bewohner in Schaaren die Stadt. Der Admiral Galiber sei am 24. September angekommen, und das Kriegs\{hiff „Creu \ e“ werde täglich mit Verstärkungen erwartet. Die madagassische Regierung verbiete die Ausfuhr von Vieh und Landespro- dukten, sei es auf englishen oder anderen Schiffen.

Zeitungsstimmen.

Das „Deutsche Handelsarhiv“ schreibt:

Im Großen und Ganzen kann die Geschäftslage des Chemnitzer Bezirks als ungünstig nit bezeichnet werden, dob ift cs unzweifel- haft, daß theilweise im 2, Quartal des Jahres 1883 ein etwas lang- samerer Gescbäft8gang eingetreten ift, als in demselben Zeitraum des vorigen Jahres, und daß die in einzelnen Zweigen regelmäßig si wieder- bolenden Rubepausen länger als sonst angehalten baben.

Die Kammgarnspinnereien haben über Mangel an Beschäftigung na flagen gehabt, troß der namkbaften Vermehrung der Spin- elzabl.

Die Nachtarbeit, welche bei einigen bedeutenden biesigen Fabriken con längere Zeit eingeführt ist, hat bis jeßt noch nit eingeschränkt werden brauen. Dagegen konnte die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres bei entsprehender Steigerung des Rohmaterials ein- getretene Erböbung der Kammgarnpreise nicht behauptet werden. Dieselben sind gegen den höchsten Stand des Vorjahres um 5 bis 6 9%/9 zurückgegangen und stehen jeßt ungefähr ebenso ho, wie in der ersten Hälfte des Vorjahres. Es ift mögli, daß der Robstoff- markt mit seinen niedrigen Preisen und geringen Fluktuationen bei- getragen hat, cine Abs{wähung in den Preisen der Garne bervor- zurufen. Dieselben werden dem Spinner aber immerhin noch einen Nutzen laffen. Die Absatzgebiete sind dieselben geblieben, wie bisher, und bei Weitem der größte Theil der Garne ift nah den Kleider- stofffabrikations-Distrikten von Meerane, Glauchau, Gera und Greiz gegangen. E

Die Nawfrage Seitens der Chemnißer Handschubfabrikanten ift etwas größer gewesen, als in früheren Jahren. Das Erxportgescäft nach Rußland war in mäßigen Grenzen; nah Oesterreih find Kleinigkeiten abgeseßt worden. Die Lohnverhbältnifse sind ganz un- verändert geblieben. )

Der Geschäftsgang in den voigtländisben Streichgarnspinnereien war recht aut. Der Absay war cin so lebhafter, daß die Produktion faum damit Sritt balten konnte. Neben dem ziemlich starken Verbrau der Reicbenbacher und Hofer Flanellfabrikanten sind es die bedeutenden Aufträge, die aus Greiz und Gera, sowiz aus der Zittauer Geger.d für die Kleiderstofffabrikation eingelaufen sind, welche die lebhafte Thätigkeit hervorgerufen haben. Es find die voigt- ländis&en Streichgarne in der letzten Zeit vielfa dem belgischen Fa- brifat, dessen Konkurrenz Jahre lang lähmend auf die Entwickelung der Streichgarnspinnereien gewirkt hat, vorge:ogen worden. Wesent- lih geringer war die Nacbfrage aus der Chemnitzer Gegend von Seiten der Strumpf- und Handschuhfabrikanten. Die Mode hat aus Kammgarn angefertiate Waare vorgezogen. Für Schweden und Norwegen waren dieselben kleinen Aufträge, wie in früheren Jahren, zu erledigen. Nach Oesterrei wurden einige Abschlüsse in Speziali- täten gemacht; ein regelmäßiges Geschäft dahin ist wegen des Ein- gang8zolles unmögli. -

Die Preise von Wolle und Kämmlingen haben auf den Geschäfts- gang feinen Einfluß ausüben können. Die Löhne haten eine Kleinig* keit angezogen. : i

Fur die Handschukfabrikation lagen die Verhältnisse günstig. Man fann annehmen, daß der Absaß nach den Vereinigten Staaten von Amerika und England, den beiden einzig Ausschlag gebenden Konsumenten, fich im 2. Quartal dieses Jahres ungefähr auf dem

non entsprehenden Quartals des vergangencn Jahres ge- en hat.

Auch das Kontinentalges&äft bat sich recht zufriedenstellend an- gelaffen. In Folge dec s{ônen Witterung gingen Nacbbestellungen reilier ein, als es in den leßtverflofsenen Jahren ter Fall gewesen ist. Nebenbei bemerken wir, daß das Kontinentalgeshäft in ganz anderen Händen liegt, als das Exportgeschäft, daß in demselben in der Regel Strümpfe, Handschuhe, überhaupt sämmtliche unter dem Namen Strumpfwaaren gehenden Artifel geführt werden, während in den Erportgeshäften eine ziemlid s{charfe Trennung zwischen Strümpfen und Handschuhen si eingebürgert hat.

Das deutsche Gescäft war sehr lebhaft. Vorzugäweise begehrt waren halbseidene Handschuhe. Fancystrümpfe für Damen und Kinder waren vernaclässigt. Dagegen war ein lebhaftes Geschäft in ge- schnittenen, in Rundstuhl- und besonders in regulären, cinfarbigen Strumpffacen aller Art. In Socken wurden mit Vorliebe gede@te Rundpatent-, rohe reguläre und Ringelsocken gekauft, während na einfarbigen geringer Begehr war. Für die Wintersaison sind umfang- reiche Bestellungen auf Kammgarn-, halbseidere und Futter-Atlas- trikfothandschuhe eingegangen, und es hat speziell für leßtere Waare eine fleine Lohnerhöhung bewilligt werden müssen.

Nach Frankrei, welches von jeher Hauptabnehmer dafür war, haben sid floretseidene Handschube in geivohnter Weise gut verkauft. Dagegen ift dieses Gebiet für woblfeile Artikel, nicht nur starke baum- wollene Männerbandshube (für Bediente), sondern auch für Atlas- handsbuhe ganz verloren gegangen, seitdem mit Anfang dieses Jahres der Gewibtszoll an Stelle des Werth:olls getreten ist. Ob mit Spanien der rege Verkehr noch aufrecht zu erbalten ift, der sich wäh- rend der Dauer des erloscbenen Handelêsvertrages entwickelt hatte, Fleibt abzuwarten. Zur Zeit feblen belangreide Aufträge. Das Gescbäft na Schweden, we!ches unter glatter Abwikelung wohlfeile, ordinâre Artikel in großen Posten kauft, ist unverändert gut gewesen. Erwähnenëwerth sind au die von Jtalien, Belgien, den Nieder- landen und Norwegen gemachten Nacbbestellungen auf Sommerwaare. Na Oesfterreih sind nur mäßige Umsätze in woblfeilen Artikeln ge- mat worden.

Die bedeutende Chemnitzer Möbelstofffabrikation hat sich aub im vergangenen Quartal in einer günstigen Lage befunden, obwohl fi eine kleine Shwäcde im Konsum einges{lihen hat, die etwas niedrigere Preise zur Folge hatte.

Von den zur Verwendung kommenden Materialien sind englische Wollgarne, die {on seit Jahren gedrückt sind, im Preise nob mehr zurückgegangen. Auch Jute- und baumwollene Garne haben im Preise, aber nur unbedeutend, nachgeben müssen. Fest geblieben sind nur leinene Garne.

Stapelartikel, wollene Damaste und Ripse sind im leuten Vierteljahr mehr gefragt gewesen als früher, besonders dc8wegen, weil man bemüht gewesen ift, durch Aenderung in den Bindungen immer neue Muster auf den Markt zu bringer. Die feinen Phantasiestoffe beherrsbt ein strenger S:yl. Auch lebhafte Farben waren gewünscht. Den meisten Werth legte man jedo auf Schöôn- heit und Formenreinheit der Muster. Wohlfeile Phantasic-Artifkel waren im Allgemeinen mehr gesubt.

Das deutshe Gesdäft, welbes den bei Weitem größten Theil der in Chemnitz angefertigten Möbelstoffe aufnimmt, ist ein regel- mäßiges und znfriedenstellendes gewesen. Der Absatz von Iutestoffen nah den Niederlanden war ein recht guter. Dänemark, Schweden und Norwegen haben die gewohnten Aufträge in Stapelsachen gegeben. Von Spanien und Italien waren Pbäntasiestofe und leihte Damaste, von Rumänien und Bulgarien wollene und halbwollene Ripse und Damaste gefragt. Ein kaum nennenswerther Absaß wurde dur Vermittelung Hamburger Häuser nach Südamerika gemacht. Nicht unerbeblich war der Verkehr mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Vom Orient gingen zahlreibe Aufträge ein, dod waren die Fabrikanten, namentlich Egypten gegenüber, sehr zurückhaltend, zumal ein großer Theil der dur die vorjährigen Wirren entstandenen Schäden noch nit gedeckt ist. Die Cholera ist ein neues Hinderniß der Entwickelung des Verkehrs, {bon übernommene Aufträge werden in Folge dessen niht autgeführt, ja Waaren, die bereits bis nach Trieft gekommen waren, wurden dort noch zurückgehalten.

Die Löhne auf den mechanishen Stühlen haben eine Verände- rung nit erfahren, sind aber zufriedenftellend. Es verdient ein Mädchen auf einfahen Damaststühlen etwa 9, auf Ripsstüblen etwa 12 und auf den fomplizirteren Stühlen mit buntem Shußwesel, wozu nur die intelligenteren Arbeiterinnen verwendet werden können, etwa 18 M in der Woche.

Ueber die Lengenfelder Tuchfabrikation gehen nur gute Nab- rihten ein, Es wird daselbst hauptsähli glatte Glanziugare fabri- zirt, und fand dur feste Aufträge volle Beschäftigung statt. . ….

In Lengenfeld ist im ersten Quartal eine kleine Erhöhung der- lten eingetreten, wele sich auch im zweiten Quartal hat behaupten

ônnen.

Die ‘Fabrikation gemis{ter Kleiderstoffe in der Gegend von Glauchau und Meerane ift im vergangenen Quartal dauernd in gün- stiger Lage gewesen. Die lebhafte Entwickelung, welbe das Geschäft in den ersten Monaten des Jahres genommen hatte, hat si in den Monaten April, Mai und Juni fortgesett, und während in früheren Jahren beim Uebergang vom Winter zum Frühjahr eine längere Paufe eintrat, war diesmal davon nichts zu merken. Die Fabrikanten, sowohl die Besißer von mechaniscen, als auch die von Handwebe- ftüblen, haben ununterbrochen arbeiten lassen, da Aufträge reihlich einltesen. , ...

Die Hauptabsaßzgebiete waren wiederum Deutschland und England. Kleinere Geschäfte wrden hin und wieder na verschic- denen anderen Ländern gemacht, Das dicekte Geschäft nah Amerika \stockte noch immer. _—

Die Weber haben aus dem lebhafteren Geshäftêgange Nußen zu ziehen gesubt, indem fie höhere Löhne verlangten. Die meisten Fa- brikanten entsprachen dem Gesuche sofort uad gewährten eine Lohn- zulage von 15—20 9%, je nach den Artikeln, womit die Arbeiter einverstanden waren. Drei der größten Firmen sträubten fi indessen dagegen. Die Folge war, daß in den Fabriken derselben Strikes ausbraen, die aber glüdckliherweise nicht lange anhielten, weil zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bald eine Einigung auf Grundlaae der obigen Prozentsäße erfolgte. Mit den jeßigen Löhnen sind die Arbeiter zufrieden; sie können damit nit nur ihre Bedürfnisse be- friedigen, sondern auch zum größten Theil noch eine Kleinigkeit sparen und frühere Schulden tilgen.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 57. Inhalt:

Verfügungen : Vom 13. Oktober 1883, Ergebniß der Sammlung für IJschia. Vom 13. Oktober 1883. Mitwirkung der Königlich bayerishen und Königlih württembergiswen Postanstalten bei dem Vertriebe der Patentschriften. Vom 12. Oktober 1883. Besondere Kartenschlüse für Paketadressen nah Dreéden. __ JSuslizeMittisterial-Blat?, Nr. 38. Inhalt: Be- {luß des Reichsgerihts vom 16. April 1883, betreffend die Unzu- ständigkeit des Reichsgerihts als Beshwerdeinstanz hinsictlih der Erhebung von Stempeln für Prozeßvollmachten. :

Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 17. Inhalt: Allerhöchste Konzessions-Urkunde, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Zajonskowo nach Löbau dur die Marien“ urg- Mlawkaer Eisenbahn-Gesellshaft. Vom 16. September 1883. Erlasse des Ministers der öffentliben Arbeiten : Vom 22. September 1883, betreffend die Fortgerährung der Diäten an die zu Militär- Üübungen einberufenen diätarisch beschäftigten Hülfsarbeiter. Vom 1. Oftober 1883, betreffend Eisenbahnunfälle. Vom 4. Oktober 1883, betreffend Sackmaß bei Kies- oder Sandlieferungen. Vom 6. Oktober 1883, betrcffend Abänderung der Geschäftsordnung für die Königlichen Gisenbahn-Betiiebtämter und Eisenbahn-Direktionen. Nacbrichten.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 42. Inhalt: Amtliches: Cirkularerlaß vom 13. Oftober 1883. Perfonal-Nach- rihten. Nichtamtliches: Der neue Centralbahnhof in Straßburg

(Stluß). Die internationale elektrisde Ausftellung in Wien I. Hörweite und Kernzeibnung der Nebelsignale. Einsturz einer Straßenbrüde bei Rykon-Zell in der Schweiz. Vermischtes: Das Standbild von Karl Karmarsh. Neubauten für Gerichtsbehörden. Preitautsreiben im Gebiet des Kunstgewerbes. II. Oester- reihisher Ingenieur- und Architekten-Tag. Fortbildungës{ule für ôsterreihisde Eisenbahnbeamte. Technisde Hochschule in Wien. Justizpalast in Brüfsel. Bau der Tay-Brüde.

EStatiftische Nachrichten.

Der Zeitschrift des Königlich preußishen Statistischen Bureaus entnehmen wir über die Kosten der öffentlihen Volks- \cchulen in Preußen Folgendes: Die Beiträge zur Finanz- statistik der Gemeinden in Preußen 1880/81 weisen für den ganzen Staat nur 14933039 Æ, davon in den Städten 3339 135 4, auf dem Lande 11 593 904 4 als besondere Schul- steuern na, während sich nab der schulstatistishen Erhebung vom Jahre 1878 die Gesammtleistungen der Sozietäten, Gemeinden, Gutsherren und Patrone auf etwa 65 bis 66 Millionen Mark be- ziffern, wonach erheblich mehr als das Doppelte, wohl nahezu das Dreifacbe der oben auf ungefähr 15 Millionen Mark angegebenen Sozietätsbeiträge durch Gemeinde-Umlagen aufgebracht werden würde.

Ein allerdings nicht allzu beträchtliher, aber immerbin bedeut- samer Theil der Schulunterhaltungskoften, vornehmlich der persön- lien Kosten, speziell des Stelleneinkommens8, wird bestritten durch die Erträgnisse des Schulvermögens. Die Größe des Schulvermögens selbft ift nibt bekannt. Der Ertrag des Sdul-, Kirchen- und Stif- tungsvermögens wird vielfach nit ledigli zur Beschaffung des Stelleneinkommens, sondern auch zu säbliben Ausgaben verwendet. Mit diesen Einschränkungen verdienen folgende Auszüge aus den Er- gebnissen der Erhebung im Jahre 1878 hervorgehoben zu werden: Bon der Gesammtzahl der öffentliGen Volksschulen (mit Einschluß der Mittelshulen) bezogen im genannten Jahre nur 26 664 (ohne die Schulen im Landdrosteibezirk Stade) mit zusammen 41 888 Lehrer- stellen (ebenfalls ohne Stade) einen Ertrag vom Scbul-, Kircben- und Stiftungsvermögen. Derselbe belief sich (mit Stade) auf 7577 788 M, wovon auf die Mittelschulen 49 021 4 (thatsäclid wohl etwas mehr) entfielen. Der Ertrag des Schul»ermögens vertheilt sich auf die ein- zelnen Provinzen, sowie auf die Städte und das platte Land, wie in folgender Tabelle nacaewiesen ift:

Swul-, Kirchen-

und Stistung®-

vermögen ift vor- banden für

Ertrag des Scul- u. \. w. Vermögins, aut sch{ließlich des für Wobkung und Feuerung kbestimmten,

Staat. E 2 S S F

E ul id au auf je | auf je

E | überhau eine | eine Stulen | Stellen Stule' Stelle

1 Á. S A N.

S 4 26 664 41 888 | 7577788 284 181

Davon | |

a. in den Städten 1879 9717 | 1085765! 575 111 b. auf dem Lande . 24785 | 32171 | 6492023| 257 | 198

Cine Bezifferung des vorhandenen Sculvermögens hat, wie ge- sagt, nit stattgefunden. Wollte man den Ertrag desselben mit 4%/o favitalifiren, so würde sich die Summe von rund 190 Millionen Mark ergeben, worin natürlib der weitaus größte Theil des Werthes der Scbulbauten, welche \ch{ließlih doch aub zu dem Stul- vermögen zu renen wären, nicht mitenthalten ift. Das vorstehend nachgewiesene Auffommen aus dem Schul- u. f. w. Vermögen wird nah der Erhebung von 1878. lediglich zur Be- \chafung des Stelleneinkommens verwendet. Die Erhebung vom Jahre 1882 bat des Weiteren ergeben, daß auch für die sächlichen Sculunterhaltungëkosten, und zwar für Scbulbauzwecke, wenn \chon geringere, so doch nit ganz unerhebliche Beträge aus den Einkünften vom Sculvermögen bestritten werden: im Durwbschnittsjahre der Jahre 1876/78 287 400 #, davon in den Städten 63 500 4, auf dem Lande 223 900 Es ift jedoch nit sicher, ob diese Beträge den in der obenstefenden Tabelle nabgewiesenen Summen noch hinzu- zufügen find, mögliberweise sind sie hon in denselben enthalten, und es wären alsdann wohl die persönlihen Kosten bezw. das Stellenein- fommen entsprebend zu fürzen. Andernfalls würde sich das Erträg- niß des Schul- u. \. w. Vermögens auf rund 7 865 000 . erhöhen.

Das Gesammtstelleneinkommen der vollbescäftigten Lehrkräfte an allen öôffentlihen Volksschulen betrug im Jahre 1878 neben nas Wohnung und Feuerung 63 046 533 {, wovon aufgebracht wurden :

durch S@ulgeld L : 12 975 527 = 20,58 %/%, Einkünfte vom Stul-, Kircen- und Stiftungs- Venn O, = 2028, Gemeinde-, gutsherrlice und Patronats[eistungen 34840217 , =%55,26 , und aus Staatsmitteln (Go = 1214,

Das Stelleneinkommen der vollbeschäftigten Lehrer und Lehrerin- nen an öffentlichen Mittel- und böheren Mädchenshulen (aus\chließ- lib desjenigen von 213 Stellen und abgesehen von den für Stade fehlenden Angaben) betrug insgesammt

im ganzen Staate in den Städten auf dem Lande 3812851 M 3727 577 M. 85274 M.

Bringt man diese Beträge für die Mittel- u. \. w. Schulen in Abzug von den für sämmtliche Volkssbulen nachgewiesenen, so ergiebt sid für alle Volksschulen im engeren Sinne an Besoldungen für vollbesäftigte Lehrer bezw. Lehrerinnen:

im ganzen in den auf dem Staate Städten Lande 59 233 682 M. 20 26 (20 A6 33 956 957 M

Nab Ausscheidung der auf die Mittel- u. \. w. Swulen ent- fallenden Beträge, für welche übrigens die persönlihen und Dienst- alterszulagen aus Staatsmitteln niht besonders ins Gewicht fallen, ergeben si an gewöhnlicen Kosten der bisher behandelten Art für die öffentliden Volkssculen im engeren Sinne folgende Gesammt- und Durcschnittsbeträge :

Im ganzen In den Auf dem

i Staate Städten Lande Jährliches Stelleneinkom- M M. M.

men für vollbeschäftigte

Lebr. , 59233682 25206726 33956957 Staatlicbe persönlihe und

Dienstalters-Zulagen / 3 742 965 603 605 3139 360 Gesammtaufwendungen für 2

vollbeschäftigte Lebrkräfte 62976647 258890330 37096317 Durchschnittlißes Stellen-

O 1032 1 365 874 Dur@&schnitilibe Gesammt-

aufwendung für eine voll-

besbâftigte Lebrkraft . 1098 1398 954

__ In den 15 Iabren von 1852 bis 1866 (eins{l.) wurden zu Ver- befserungen der Elementarlehrer Besoldungen aufgewendet: im ganzen Staate aus Mitteln der Gemeinden 911 473 Thlr., aus Staats-, Stiftungs- u. \. w. Fonds 77 891 Thlr., zusammen 989 364 Thlr. Im Jahre 1867 wurde „cin zum crsten Male in den Etat übernom- menes Dispositionequantum von 200000 Thlr.“ bewilligt, welches 1869 um fernere 100000 Tblr. erhöht wurde. Weiter enthielt der Staatsbauéhalt für das Jahr 1872 eine neue Bewilligung von 509 000 Thlr. ¿ur Verbesserung der äußeren Lage der Lehrer. Im folgenden Jabre wurden weiter bewilligt 3557 421 4 25 „4. Der Fonds, welcher bis dahin im Etat nicht besonders ersihtlid gemacbt worden war, tritt von jeßt an unter einem eigenen Titel: „Befol- dungen und Zuschüsse für Lehrer, Lehrerinnen und Schulen, insbeson-

dere auch zur Gewährung zeitweiliger Gehaltszulagen für ältere Lebrer, sowie zu Unterftüßung“ auf und zwar:

E E 7507622 M’ 47 1874 S A S A d 8826855 , , 1875 S L H 11 880 587

S 12152085 ; 43 ,

In der ganzen Zeit von 1873 bis 1882/83 sind aus dem Etat des Ministeriums der geiftliben, Unterribts- und Medizinal-Ange- legenheiten nicht weniger als 115 589 000 A zu Besoldungen und Zuschüfsen „für Lehrer und Lehrerinnen, insbesondere auch zur Ge- währung zeitweiliger Gebaltszulagen für ältere Lehrer und zu Unter- stüßungen, verwerdet worden, abgesehen von 2 305 990 Æ zur Ein- ribtung neuer Sculstellen, von 4048760 A zu Rukbegehalts- Zusbüßfsen und zur Unterstützung von emeritirten Lehrern, sowie ron 1914 000 zu verschiedenen Zwecken des Elementarschulwesens. Nach alledem ift der Fortschritt in der Verbesserung der materiellen Lage der Volkëscullehrer in neuerer Zeit gegenüber den früberen Verbältniffen ein sehr bedeutender.

S E \ähliden Schulunterhaltungskosten 1878 betrugen für den aat :

E „#135 [Gesammt-} Es entfielen von Leistungen | See | betrag den fäcblicben Auf- rur Schul- Auswen» | der sâh- wei.dungen

bauten | dungen liben Auf-|] T Staat 0en [wendungen] _.ch S |_F. t E 9e : S L LEO| S S im dreijährigen Durbschritt 1 2 | S, |58”

__Æ «- E E M ÆŒÆ A

Staat. (17642753 11790 243|29 432 996| 900 | 491 | 689

Den größten Theil der säbliden Schulunterhaltungskosten nehmen die Aufwendungen für Neu-, Erweiterungs- und Reparatur- bauten in Anspruch, und sie sind, im Hinblick auf die wasende Bevöl- kerung und auf das Bestreben der Unterribtsverwaltung, immer bessere und zweckentsprebendere baulide Einrichtungen für die Volks\bule zu s\{chaffen, in stetem und um so rascherem

Anwadsen begriffen, als noch heute, wo der nochþ im vorigen Jahrzehnt _\chwer empfundene Lehrermangel als be- leitigt anzusehen ist, gerade die Unzulänglibkeit der Scul-

baulicbkeiten eine Hauptursache für die oben gescilderten anomalen Frequenzverbältniste ist; mußte do deßwegen am 1. Oktober bezw. 1, April 1881 fogar 9432 \ch{ulpflichtigen Kindern, davon 2537 in den Städten und 6895 auf dem Lande, die Aufnahme in die öffent- lihen Volksschulen versagt werden. Die Sculhausbauten in der Zeit von 1874 bis 1881 verdienen deßwegen besondere Aufmerksam- keit, weil seit dem Jahre 1874, nachdem kräftige Schritte zur Ueber- windung des Lehrermangels gethan waren, sih auch die Neigung der Gemeinden, für ihre Sculräume Opfer zu bringen, neu belebt hat, zuglei aud, weil fi von jenem Zeitpunkte an die Wirkungen der stetigen Zunahme der Bevölkerung mit zwingender Gewalt geltend maten. In den Jahren von 1874—1881 sind innerhalb der ganzen Monardwie ausgeführt:

Reparaturbauten

Erweiterungé- (im Kostenbetrage von

Neubauten

bauten. je mehr als 1000 Æ) in Stadt und Land 5975 2710 2503 und dafür verautgabt worden : überhaupt im Jabresdurch\chnitt

in Stadt und Land 117 194767 M 14 649 346 M.

__ Nunmehr lassen sib die Gesammtkosten der öfentlihen Volks- schulen in Preußen beziffern.

Ueber 101 Millionen Mark wurden 1878 für die Uaterhaltung der öffentlihen Volksschulen in Preußen verwendet; mehr als 70 % davon entfielen auf die persönlichen Kosten und ungefähr 30 9/9 auf die sählihen Kosten. Diese Zahlen spreben für sh selbst; sie be- weisen die große finanzielle Bedeutung der Kosten des öffentlichen Volks\culunterrihts, namentlich für den Haushalt der Gemeinden, ohne Weiteres; sie beweisen aber aub, welhe Fülle von Opfern das preußishe Volk für die idealen Güter einer gesunden Bildung und Erziehung aller seiner Glieder darbringt.

Die soeben erschienene zweite Abtheilung des XII. Heftes der „Statistik des Hamburgischen Staates“, bearbeitet von dem Statistiswen Bureau der Deputation für direkte Steuern, bringt folgende Abhandlungen: 1) Eigenthümlichkeiten einzelner Stadt- und Gebietstheile in Bezug auf die Zusammenseßung der Bevölkerung. 2) Der Bevölkerung8wecsel in den Jahren 1880 und 1881 im Ver- gleid mit dem Stande der Bevölkerung nach der Zählung vom 1, Dezember 1880. 3) Die Auswanderung über Hamburg na

trangatlantisWen Pläßen im Jahre 1882. 4) Einkommen und Miethe. 5) Die Selbstmordfälle im hamburgisben Staate während

des Dezenntums 1872—1881, 6) Die Eraebnisse der Viehzählung vom 10. Januar 1883, 7) Statistik der Wahlen im Jahre 1882. 8) Die Aufnahme der Flußfahrzeuge Ende 1882, 9) Die Ernte- erträge in den Jahren 1881 und 1882. 10) Die Bewegung der Be- völkerung im Jahre 1882. Auf den Inhalt des Hefts kommen wir noch zurück.

Kunft, Wifseuschaft und Literatur.

Professor Karl Biedermanns „Dreißig Jahre deut- \cher Geschichte, vom Thronwecbsel in Preußen 1840 bis zur Aufrihtung des neuen Deutschen Kaiserihums, nebst einem Rück- blick auf die Zeit von 1815 bis 1840‘ (Breslau und Leipzig, Verlag von S. Stottlaender.) ist bereits in zweiter Auflage erschie- nen. Daß diese der ersten so rasch gefolgt ist, gereiht einem Buche, wel@es, wie das vorliegende, auf einen ernsten, denkenden Leserkreis berechnet ift, zur besonderen Empfehlung. Der Verfasser sucht nicht dur fcsselnde Scilderung großer Ereignisse, nochþ dur pikante Anekdoten den Leser zu unterhalten, sondern er müht sich, die Thaten, die die Gescbihte der Jahre 1840—1870 bilden, auf ihre Ursachen zurückzuführen, ihnen in ihren Wirkungen nachzugehen und alle die Fâden, welde die Ereignisse unter einander und mit den leitenden Persönlichkeiten verknüpfen, bloßzulegen. Gründ- lie, durch sforgfältiges Studium, zum Theil auc durch eigene Erlebnisse gewounene Kenntnisse der Verhältnisse, politisbe Begabung und vor Allem das überall bervortretende, wenn auch vielleicht nicht immec ganz erfolgreiche Bestreben, den Partei- standpunkt der Wahrheit unterzuordnen, machen den Verfasser vor- zugsweise berufen, die Gescichte seiner Zeit zu schreiben, und jenen Eigenschaften hat er es auch zu danken, daß sein Werk einen fo weiten und so wohlwollenden Leserkreis gefunden hat. Zu besonderer Genugthuung darf der Verfasser versihern, daß er aus der nah Beendigung des Drucks erfolgten Publikation der Berichte aus dem Bundestage von 1851 bis 1859 keine Veranlassung erhalten, seine Auffassung der Verhältnisse zu ändern, da er in jenen Urkunden im Allgemeinen nur die Bestätigung seiner Kombinationen ge- funden habe. :

„Die Staaten Europas, vergleichende Statistik von Prof. Dr. J. Frh. Bracbelli“, erscheint bekanntlich bereits in einer 4., neu bearbeiteten und bis auf die jüngste Zeit durchgeführten Auflxge. Wie in der 3., so wird auch in der 4. Auf- lage das Werk in 5—6 Lfrgn., jede ¿u 5—6 Bogen, zum Preise von 2 M ausgegeben und, seinem Inhalte nah, folgende 10 Abschnitte umfassen: I. Territorium und Bevölkerung, II. Urproduktion, 1II. ge- werbliche Jnadufstrie, 1V. Handel und Verkehr, V. Unterrichtêwesen, VI. Kirhenwesen, V1I. Staatsverfafsung, VIII. Staatsverwaltung, IX. Krieg8wesen, X. Staatshaushalt. Von diesen 10 Abschnitten find in der vorliegenden 4. Auflage in den 3 ersten Lieferungen, die bis jeßt veröffentliht worden, die 3 ersten Abschnitte und die 3 ersten Abtheilungen des 4. Abschnitts in neuer Be- arbeitung erscbienen: Der 3. Abschnitt (aewerbliche Industrie) reicht von S. 140 in der 2. Lieferung bis zu S. 232 in der 3. Lieferung und gliedert fich in folgende Abtheilungea: I. Allgemeines und Ge-