1883 / 253 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Oct 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium des Jnnern.

Dem Landrath von Schwichow is das Landrathsamt im Kreise Kolmar i. P. übertragen worden.

Justiz-Ministerium.

Verseßt sind: der Amtsrichter Fromme in Neustadt- Magdeburg an das Amtsgeriht in Magdeburg, der Amts- rihter Müller in Calbe a. S. an das Amtsgericht in Neu- stadt-Magdeburg und der Amtsrihter Mügge in Bremer- vörde als Landrichter an das Landgericht in Stade.

Der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath my, bisher in Meseritz, hat bei Verlegung seines Wohnsißes nah Pots- dam das Notariat niedergelegt.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der bis- berige Amtsrihter Mitshke aus Rogasen bei dem Amts- geëiht in Kosten, der Gerichts-Asessor Feldmann bei dem Amisgericht in Cammin und der Gerichts-Assessor Mertins bei dem Amtsgericht in Mohrungen.

Der Lanvgerichts-Präsident Freiherr von Neukirchen, genannt von Nyvenheim, in Cleve, der Amtsgerichts-Rath Sabaßtky in Cassel und der Amtsgerihts-Rath Leidner in Wiesbaden sind gestorben.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Thierarzt Otto Rudolf Eugen Koschel zu Gleiwiß ist die von ihm bisher kommissarisch verwaltete Kreis-Thierarztstelle des Kreises Tost-Gleiwig definitiv ver- liehen worden.

_ Dem Thierarzt Carl Friedrich Lüpke ist die kom- missarishe Verwaltung der Kreis: Thierarztstelle des Kreises Belgard, unter Anweisung seines Wohnsißes in Belgard, übertragen worden.

Personalveränderungen.

Königli) Preußishe Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 24, Oktober. he, v. Lüding- hausen gen. Wolff, Pr. Lt. vom 2. Garde-Regt. z. F., unter Stellung à la suite dieses Regts., zur Dienstleist. bei dem General- Feldmarschall Frhrn. v. Manteuffel kommandirt. v. Wilmowski, Sec. Lt. vom 2. Garde-Regt. z. F., zum Pr. L. befördert.

Kaiserlihe Marine.

Grnennungen, Beförderungen und Versetzungen. Baden-Baden, 20, Oktober. v. Haeseler, Lt, zur See, à la suite des Seeoffiz. Corps gestellt. Feiland, Unter-Lt. zur See der Ref. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr 45, Arenhold, Unter-Lt. zur See der Res. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 76, zu Lts, zur See der Res. des Seceoffiz, Corps befördert.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König trafen, wie „W. T. B.“ aus Wernigerode meldet, gestern Vormittag 10/ Uhr mit dem Grafen zu Stolberg-Wernigerode und der Jagdgesellshaft am Hartenberge ein und wurden dort von dem Ober- Forstmeister Müller und der Jägerei empfangen, welche den Fürstengruß blies. Um 11 Uhr wurde die Jagd angeblasen. Das erste Treiben, in welhem Se. Majestät 16 Sauen streckten, war um 1 Uhr beendet.

Nach dem Dejeuner im Jagdzelt am Klausberge, wo die Gräfin zu Stolberg-Wernigerode an der Spitze der anderen Damen Se. Majestät empfing, erfolgte um 2 Uhr der Auf- bruch zum zweiten Jagen am Hundsrücken.

Abends 71/2 Uhr fand im Schloßhof ein größeres Diner statt.

Nah dem Diner nahmen Se. Majestät der Kaiser die im Hofe des Schlosses bereitete, aus 112 Stücken Wild be- stehende Strecke vom Fenster aus in Augenschein. Der Hof war bengalish erleuhtet und die Strecke von Fackelträgern umstellt. Von der Jägerei wurden Se. Majestät mit dem Fürstenrufe begrüßt. Jn dem zweiten Jagen am Hunds- 1ücken waren von Sr. Majestät dem Kaiser 1 Rothhirsch, 3 Stück Rothwild und 5 Sauen erlegt worden.

Heute früh 7 Uhr, nachdem die Jägerei im Schloßhofe den Wedckruf geblasen und später das Trompetercorps der Halberstädter Kürassiere eine Morgenmusik dargebracht hatte, begann der Aufbruch zur Hasenjagd auf der Altenroder Flur. Die Fahrt ging durch die festlich geschmückten Straßen der Stadt, in denen die Schulen und Vereine Aufstellung genom- men. Auf dem Marktplaße wurden Se. Majestät von dem Magisirat erwartet und begrüßt. Das Wetter is mild und klar.

Aus Anlaß des am 30. d. M. stattfindenden 25 jährigen Regierungsjubiläums des Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode haben Se. Majestät der Kaiser demselben ein in Oel gemaltes Brustbild, Se. Majestät in der Uniform der Gardes du Corps darstellend, verehrt.

Auf das Glüdckwunschschreiben des hiesigen Magi- strats, anläßlich der Geburtstagsfeier Sr. Kaiser- lihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, ist folgende Antwort an denselben ergangen :

Die Mir von dem Magistrat zu Meinem Geburtstage dar, gebrachten Glückwünsche haben Mich um so aufrichtiger erfreut, als Ich in denselben einen erneuten Ausdruck der treuen Theilnahme er- blicke, von welher Mir und Meiner Gemahlin zu allen Zeiten und namentlich in diesem Jahre aus Anlaß der Feier Unserer silbernen Hochzeit so überaus zahlreihe und wohlthuende Beweise Seitens der Bevölkerung Berlins wie aus allen Theilen Deutsc- lands zugegangen sind. Die Kundgebung solher Gesinnung verpflichtet nicht nur Mich und die Meinigen zu warmem Dank, sondern legt gleichzeitig ein beredtes Zeugniß ab für das zwischen Fürstenhaus und Volk bestehende innige Verhältniß. Wie auf ihm, als einem festen Grunde, Deutshlands äußere Machtstellung rubt, so bietet es auch die sihere Bürgschaft *für die stetige und gesunde Ent- wickelung seiner inneren Zustände. Zu welch gewaltigen Anstren- gungen und großartigen Erfolgen die Einigkeit in der Liebe zu Fürst und Vaterland das deutsche Volk zu befähigen vermochte, davon

wird das nationale Denkmal an den Ufern des Rheins, welches jüngst die ergreifende Weihe erhielt, zukünftigen Geshlehtern Kunde geben, wird sie mahnen, allzeit auszuharren in der Treue zu Kaiser

und Reich.

Möge dem deutschen Volke auch die dem Gedächtniß Luthers gewidmete Feier eine ernste, nie überhörte Mahnung sein, die unschät;- baren geiftigen Eüter, welhe die Reformation uns errungen, zu be-

haupten und zu pflegen.

Mit dem Ausdrucke des zuversihtlihen Vertrauens, daß in der Bethätigung et patriotischen, echt deutshen Sinnes die Hauptstadt stets voranstehen werde, verbinde Jch gern die Versicherung Meiner warmen Theilnahme an der erfreulih fortshreitenden Entwickelung

Berlins wie dem Wohle seiner Bewohrer. Wiesbaden, den 22, Oktober 1883. Friedrich Wilhelm, Kronprinz. An den Magistrat zu Berlin.

Nah Mittheilungen aus Rumänien ist folgende Su b- mission ausgeschrieben worden :

für den 3. Dezember d.;J. von der Stadtverwaltung zu Bukarest eine Submission auf Herstellung einer gußeisernen Wasserleitung von 2300 m Länge und 0,50 m Durchmesser.

Die näheren Submissionsbedingungen liegen in unserem Expeditionsbureau zur Einsichtnahme aus.

Der Kaiserlihe Gesandte bei der s{chweizerishen Eid- genossenschaft, Wirklihe Geheime Legations-Rath von Bülow ist nah Bern zurückgekehrt und hat die Geschäste der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich oldenburgische Geheime Staatsrath Selkmann is hier an- gekommen, und der Herzoglih sachsen-meiningishe Staats- Minister Freiherr von Giseke ist nach Meiningen wieder

abgereist.

Vayern. München, 24. Oktober. (Allg. Ztg.) Jm Finanzausshuß der Kammer der Abgeordneten wurde gestern die Vorlage, betreffend den außerordent- lichen Militärkredit für Verlegung des Hauptlabora- toriums und der Erzgießerei nach Jngolstadt (511 000 + 495 000 6), mit 1 006 000 6 genehmigt und auf Antrag des Referenten, Abg. Keßler, mit provisorischer Einwilligung des gas beschlossen, daß der nah Verwendung von Erübrigungen früher bewilligter Militärkredite noch er- forderlihe Restbedarf im Betrage von 823378 # aus den verfügbaren Mehreinnahmen des ersten Jahres der XVI. Finanz- periode entnommen werden soll. - Dagegen wurde der vom Kriegs-Minister gemachte Vorschlag einer Anlehenzaufnahme zur Deckung des Restbedarfs abgelehnt.

27. Oktober. (W. T. B) Die Kammer der Reichsräthe genehmigte den Militäretat für 1883/84 ohne Debatte und einstimmig.

Oesterreih-Uugarn. Wien, 26. Oktober. (W. T. B.)

Jn dem Ausschuß der ungarishen Delegation für die Auswärtigen Angelegenheiten erklärte heute der (inister des Auswärtigen, Kalnoky: Nah der nun- mehr erfolgten Ratifikation der Eisenbahnkonvention stehe die rage des Ausbaues der Eisenbahnen im Vordergrunde; in onstantinopel sei bereits eine Offerte gemaht worden, und auch in Bulgarien sei eine Offerte zu gewärtigen. Eine materielle Garantie dafür, daß der Vertrag erfüllt werde, sei niht vorhanden, aber der Vertrag selbst biete Mittel und Wege zur Realisirung desselben. Der Minister bemerkte

weiter: auch er sei der Ansiht, daß Bulgarien besser thun würde, wenn es einen Theil der Ausgaben für sein Heer auf die Schleifung der Festungen ver-

wende; er habe sih auch in diesem Sinne an maßgebender Stelle geäußert. Auch mit der Bezahlung des Tributs an die Pforte sei Bulgarien im Rückstande; gleihwohl hoffe er, daß Bulgarien seinen Verpflihtungen nahkommen werde, wennschon die Kosten für die Schleifung der Festungen keine geringfügigen seien. Uebrigens interessire diese Frage keine einzelne Macht speziell, sondern alle Mächte insgesammt, und das Ergreifen der Jnitiative sei jedenfalls Sache der Türkei. Was das Eiserne Thor anbelange, so werde die tehnishe Aus- führung sammt den Kosten von Ungarn übernommen; Üngarn werde nah den Bestimmungen des Londoner Vertrags auch die Péage einheben. Von Serbien seien die betreffenden Arbeiten unterstüßt worden, und ein gleiches Vorgehen sei auch von Rumänien zu erwarten. Der Minister gab sodann noch Aufschlüsse über die Reform der österreichish-ungarischen Konsulate. Die Hauptschwierigkeit liege in Rumänien, wo Personen, die der österreichish-ungarishen Monarchie nicht angehörten, von den österreihish-ungarishen Konsulaten Schuß ihrer Jnteressen erwarteten. Er habe ih dar- über mit dem rumänishen Minister-Präsidenten Bratiano besprohen, und es stehe eine einverständlihe und baldige Beseitigung der Uebelstände in Aussiht. Der Minister erklärte ferner auf das Entschiedenste, daß das Verhältniß zu Jtalien in jeder Beziehung ein befrie- digendes, und daß die bereits im vorigen Jahre von ihm angedeutete freundschastlihe Annäherung wirklich zu Stande gekommen sei. Der Minister verwies dabei auf die im unga- rishen und im italienishen Parlament ertheilten Aufklä- rungen. Daß bis jet nicht jede Partei in Jtalien diese Situation acceptire, liege in der Natur der Sache, aber die überwiegende Mehrheit der italienishen Nation sche ein, daß das zwishen Desterreih-Ungarn und Jtalien bestehende freundschaftlihe Verhältniß vom Gesichtspunkt des allge- meinen Friedens und der Jnteressen Ztaliens aus wichti und wünschenswerth sei. Er hoffe, dieses herzlihe Verhältni werde auch künftig aufreht erhalten bleiben, wobei es si von selbst verstehe, daß das Bündniß zwischen Oesterreich- Ungarn und Ftalien ebenso wie das Bündniß mit Deulsch- land ausschließlich auf Erhaltung des Friedens gerichtet sei. Der Berichterstatter Falk verwies auf die seiner Zeit durch die Blätter gegangenen Nachrihten unv Enthüllungen über das deut}ch-österreihishe Bündniß und fragte, ob eine Krisis bestanden habe und welches die Ursachen derselben gewesen seien. Graf Kalnoky er- flärte auf das Bestimmteste, daß das Kabinet jenem wüften Lärm sowohl betreffs seines Ursprungs als feines Wesens vollkommen fern gestanden habe. Seitdem er die

auswärtigen Angelegenheiten leite, sei das zwischen der Monarchie und Deutschland bestehende intime freundschaft- lihe Verhältniß noch niht einen einzigen Augenblick lang getrübt worden ; er könne nur bedauern, daß diese Beunruhi- gung habe entstehen können, und, ohne den Quellen derselben naczuforshen, könne er dieselbe als vollständig unbegründet erklären. Er könne kein Kabinet nennen, welchem aus dieser Beunruhigung Nußgzen hätte erwahsen können. Bezüglich der Stabilität dieses Bündnisses, erklärte der Minister not- mals, könne man unbedingt und vollständig beruhigt sein. Fn Beantwortung mehrerer an ihn gerichteter Anfragen er- lärte Graf Kalnoky: bei seinen Besprehungen mit dem rumänischen Minister-Präsidenten Bratiano sei beiderseits der feste Entshluß ausgedrückt worden, zu den früheren freund- schaftlihen Verhältnissen zurück zu kehren. Mukhtar Pascha sei bei seinem Besuhe in Wien zu Vereinbarungen über fkonfrete politishe Fragen nicht beauftragt gewesen, habe sih auf solche auch nit eingelassen. Die guten Be- ziehungen zur Pforte seien ununterbrohen aufrecht er- halten und dur nihts getrübt worden. Was Rußland anlange, so seien die Beziehungen der beiden mee zu einander die herzlihsten, und auch das Verhältniß der beiden Regierungen sei ein normales. Die russishe Presse allein sei die Ursache der Beunruhigungen. Die Auffassung, daß Rußland einen Angriffskrieg projektire, halte er für unrichtig, weil bekannt sei, daß Oesterreih-Ungarn einem solchen An- griff gegenüber nicht allein stehen werde. Seine persönliche Ueberzeugung sei, daß weder der Kaiser Alexander persönlich, noch auch seine Regierung an Krieg denke. Er hoffe, daß die jeßige Friedensaera noch von längerer Dauer sein werde, Auf eine Anfrage des Abg. Karman über die Reise des Königs von Rumänien und des Minister-Präsidenten Bratiano nah Wien, erklärte Graf Kal noky, daß die Donaufrage und einige andere Episoden das Verhältniß zu Rumänien einiger- maßen getrübt hätten. Der König von Rumänien habe nun dem Kaiser und der Regierung gegenüber dem lebhaften Wunsche nach besseren Beziehungen KAusdruck ge- geben. Nach dem darauf zwishen Bratiano und ihm (dem Minister) erfolgten Meinungsaustaushe seien beide Theile zu der Ueberzeugung gelangt, daß ein Konflikt der beiderseitigen JFnteressen nicht vorliege, und von beiden Seiten sei der feste Entschluß ausgedrückt worden, zu den früheren freundschaftlihen Verhältnissen zurückzukehren. Von konkreten Ergebnissen lasse sich bisher zwar nichts sagen, wohl aber darüber, daß das freundschaftlihe Verhältniß erhalten bleiben werde. Auf eine Anfrage über den Zweck der Reise Mukhtar Paschas erwiderte der Minister, daß der Sultan, welcher srit langer Zeit zu Deutshland in guten Beziehungen stehe, Mukhtar Pascha zur Theilnahme an den preußischen Manövern abgesendet habe. Es sei selbstversländlich, daß bei den Besprehungen mit Mukhtar Pasha auch poli: tishe Fragen berührt worden seien. Dies sei auch in Wien der Fall gewesen, wo sich Mukhtar Pascha wie dies dem freundschaftlihen und intimen Verhältniß zwischen Oesterreich Ungarn und der Pforte entsprehe aufgehalten habe. Mukhtar Pascha sei vor Allem Soldat und sei daher zu Ver- einbarungen über fkonkrete politishe Fragen weder beauftragt gewesen, noch habe er sih auch auf solche eingelassen. Ein heute eingegangenes Telegramm sprehe die vollkommene Befriedigung des Sultans aus über den Mukhtar Pascha in Wien zu Theil gewordenen Empfang. Die guten Beziehungen zur Pforte seien ununterbrohen aufreht erhalten und durch nichts irgendwie getrübt worden. Bezüglih Rußlands erklärte Graf Kalnoky: von den Beziehungen der beiden Herrscher zu einander brauche er nicht zu sprehen, da diese stets die herz- lichsten gewesen scien; er fönne auch versichern, daß das Ver- hältniß zwischen den beiden Regierungen ein normales sei, was allerdings im Widerspruch zu der Haltung der russischen Presse stehe, welche die alleinige Ursache der Beunruhigungen bilde. Er sei überzeugt, daß die Gereiztheit gegen Oesterreich: Ungarn nur auf sehr enge Kreise beschränkt sei, er halte die Auffassung für vollflommen unrichtig, daß Rußland einen An- griffskrieg projeftire, niht blos wegen der inneren Verhält- nisse Rußlands, sondern weil es außerdem au bekannt sei, daß Oesterreich-Ungarn einem solhen Angriffe gegenüber nicht allein stehen werde. Er leugne nit, daß man in Rußland auf militärishem Gebiete sehr thätig sei, man könne aber gegen die im Jnneren bewerkstelligten Fortifi- kationen keine Einwendungen erheben. Zum Schluß gab der Minister wiederholt seiner persönlihen Ueberzeugung Aus- druck, daß weder dcr Kaiser Alexander für seine Person, noh auch seine Regierung an Krieg dähten, er hoffe, daß in den wiederholt ausgedrückten Wunsh der maßgebenden Kreise wegen Aufrechterhaltung des freundschaftlihen Verhältnisses sih auch das russiche Volk hineinfinden werde, somit sei die Hoff-

nung gestattet, daß die jeßige Friedensära von längerer Dauer sein werde. Frankreich. Paris 27. Oktober. (W. T. B.) Die

äußerste Linke beschloß, ihre Jnterpellation über Tongking erst am nähsten Montag einzubringen. Das Gerücht, daß zwischen dem Minister-Präsidenten Ferry und Léon Say eine Besprechung stattgefunden habe und daß es sich um eine Wiederaufnahme des Finanz-Ministeriums durch Léon Say handele, wird von der „Agence Havas“ als unrichtig bezeichnet.

27. Oktober. (W. T. B.) Die internationale Konferenz zum Schuße der submarinen Kabel is eshlossen worden. Wie das „Journal officiel“ meldet, kon- tatirte der Minister für das Postwesen, Cochéry, in der Schluß- sizung, daß der Entwurf einer Uebereinkunft jeßt einstimmig von den Delegirten von 32 Staaten festgestellt worden und daß nur noch über die Frage des Schußes in Kriegszeiten Beschluß zu fassen sei, welhe Frage noch der Prüfung Seitens der Diplo- maten zu unterliegen habe. Cochéry erklärte, er hoffe, daß aus dem Entwurf binnen drei Monaten ein internationaler Das werden würde, und sprach den Delegirten seinen

ant aus.

Zeitungsfstimmen.

Aus Cassel (Ende Juli) berihtet das Oktoberheft des „Deutschen Handelsarchivs“:

Das allgemeine Gepräge des Geschäftsganges im verflossenen Quartal war ein ähnlihes wie im vorvergangenen Jahre : ziemli lebhafte Thätigkeit auf industriellem Gebiete, guter und ausgedehnter Absay sowie durchgängig rege Beschäftigung der Gewerbe, welchem jedoch ein weniger günstiger Geschäftsverlauf einiger und zwar her- Gerte Handelszweige (besonders im Getreidegeshäft) gegen- überftand.

Gut lag das Schuhwaarengeshäft. Der Umsatz war recht be- friedigend, der Nußen dagegen nur gering; der kleinste Vortheil mußte benußt werden, um mit der Konkurrenz gleichen Schritt halten zu fönnen ; und die Fabrikanten waren gezwungen, fortwährend für Einstellung neuerer verbesserter Maschinen Sorge zu tragen.

. Auch in der Flanellindustrie waren die Fabrikanten genöthigt, zu größeren Anlagen mit Dampfbetrieb ihre Zuflubt zu nehmen, weil die nöthige Zahl der Handweber nicht mehr beschafft werden konnte. Die Fabrikanten haben für den künftigen Herbst genügende Aufträge, und wenn auch die Klagen über niedrige Preise, hervorgerufen durch die starke auswärtige Konkurrenz, \sich ständig wiederholen, fo dürften solche do dieses Jahr cinen besseren Nutzen laffen.

Die allgemeine Besserung der Flanellindustrie ist aub noch auf den Umstand zurückzuführen, daß sid dieselbe mebr und mehr besseren Qualitäten zuwendet, fo daß das hiesige Fabrikat, im Gegensaß zu früheren Jahren, jett einen guten Ruf genießt und gern gekauft wird. Die zur Flanellfabrifkation gehörenden Hülfszweige, speziell die Spinnereien und Färbereien, haben ebenfalls ausreihende Be- schäftigung. Nur wird aub hier über gedrückte Preise, die nur einen \ehr kleinen Nutzen laffen, geklagt.

Demselben Blatt wird aus Königsberg i. Pr. gemeldet :

Die industriellen Etablissements in unserer Provinz waren durscnittlih recht gut beschäftigt und dürften au lohnende Preise erzielt haben. Hier am Playe is die längere Zeit außer Betrieb gewesene Zündholzfabrik wieder in Thätigkeit gescßt worden, an- scheinend mit Erfolg; auch wird die Errichtung einer Ammoniakfabrik projektirt. In der Provinz entstehen fortwährend neue Projekte zur Erbauung von Zuckerfabriken. Neuerdings beabsihtigt man, in Ger- dauen und Lößen dergleichen Etablissements ins Leben zu rufen. Am leßtgenannten Orte sollen die zu liefernden Rüben per Dampfer von den Seeufern abgeholt werden, tas Projekt interessirt daher am meisten die Besißer, deren Güter in der Nähe des Mauer- und LWwentinsees, sowie der Spirdinggewässer gelegen sind. Für die Zuerfabrik in Rastenburg sind übrigens für dieses Jahr bereits etwa 3000 Morgen Zuckerrüben gezeichnet worden, während im vergangenen Fahre nur ctwa 1800 Morgen gebaut wurden,

Auf dem Gebiete des Geldmarktes haben hervorragende Be- wegungen nit stattgefunden. Der Geldstand war stets ein überaus flüssiger und übertraf das Angebot fast durbgängig bei Weitem die

Nachfrage. „Berliner Politishen Nachrichten

Die melden :

Die Lage der deutschen Maschinenbauindustrie blcibt dauernd eine zufriedenstellende; speziell is es den großen Gesellschaften gelungen, {fich auf weitere Monate hinaus Bestellungen vom In- und Auslande zu sichern. Die Kesselshmieden entfalten eine große Thätigkeit, bei den Lokomotiv- und Waggonbauanstalten walten die gleicben Ver- hältnisse vor, nachdem die Verkehrsanstalten wieder vermehrte An- \{haffungen vornehmen. Die Werkzeug-Maschinenfabriken Nocdwest- Deutschlands und Sawsens sind wieder mehr beschäftigt.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ ent- nimmt einem Briefe aus Dreëden nachfolgende Mittheilungen über die wirthshaftlihe Lage in Sachsen :

Die allgemeine wirthscastlide Lage in Sachsen darf zweifel8- ohne als eine sehr günstige bezeihnei werden. Fast alle Zweige der sächsischen Industrie stehen in hoher Blüthe; Erwerbs-, Handels- und Verkehrsverhältnisse haben einen bedeutenden Aufschwung genommen, und der Wohlstand fowie die Steuerkraft der Bevölkerung sind in Folge dessen erheblich gewachsen. Als Anzeichen bier- für möhte ih zunächst auf die in diesem Jahre festgestellte bedeutende Steigerung des Erträgnisses der Fleishsteuer auf- merksam machen, welche voraussichtlich ungefähr 9000009 M. gegen das Vorjahr betragen "wird; ferner auf die diesjährige Besse- rung der Einnahmen aus den Staatsforsten, welche auf den Festmeter ungefähr eine Mark, ina der sächsishen Schweiz sogar bis zwei Mark mehr als im Vorjahre betragen werden. Da jedoch die Kiefern nicht dieselbe Preissteigerung aufweisen, so wird als durchschnittliche Preis- erhöhung etwa 7d angenommen werden können. Dazu kommt, daß das in diesem Jahre eingeführte Holz vornehmlich aus baye- rischen, also deutschen Waldungen herstammt, während die früher in so großen Mengen aus Galizien und Böhmen eingeführten Hölzer in Folge der in Desterreih für diese Route erfolgten Tarifherab- seßungen jeßt ihren Weg über Ludwigshafen nach Frankreich nehmen.

Als weiteres gewihtiges Merkmal des stetigen Steigens der Verkehrsverhältnisse sind die seit dem Jahre 1879 wachsenden Ein- nahmen aus den Eisenbahnen anzuführen, welhe in diesem Jahre mit der Ziffer von ungefähr 68 Millionen Mark die höchste im Jahre 1867 erzielte Einnahme um fast eine Million übersteigen. Und wenn auch vielleicht die Geldeinnahme niht als ganz untrüglies Zeicben gehobenen Verkehrs angeschen werden kann, weil sie zu sehr von den jeweiligen Tarifverhältnissen abhängig ift, so liefert doch die Vermehrung des Gewichts beziehungsweise des Tonnengehalts der beförderten Frach1en für die thatsählibe Hebung des Eisenbahnver- kehrs einen unanfechtbaren und erfreulichen Beweis.

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 39, Inhalt: Er- kenntniß des Reichsgerichts vom 20. September 1882. Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 43, Inhalt: Amtliches: Perfonal-Nachrihten. Nichtamtliches: Das neue Reichstag8gebäude. Ueber die Vortheile der Zahnstangenbahnen bei starken Steigungen. Ueber Lüftung der Viehställe. Vermischtes: Der Entwurf für die Korrektion des Rheins zwischen Mairz und Bingen. Konkurrenz sür Entwürfe zum Bau einer evangelischen Kirche in Unterbarmen. Aus dem bayeris&en Etat für die Jahre 1884 und 1885. Lokalbahnen in der Umgebung von Wien. Inter- nationale elektrische Auëstellung in Philadelphia im Jahre 1884,

Statistische Nachrichten.

Nach dem Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1877 bis 1881 waren in den städtishen Ehrenämtern der unbesoldeten Gemeindebeamten im Jahre 1881 thätig als Bezirksvorsteher 200 (gegen 1877 + 6), in den Armenkommissionen 1528 (+ 134), in den Schulkommissionen 1249 (+ 225), als Waisenräthe 696 (+- 381), als Waisenpflegerinnen 356 (+ 107). X

Von v 126 Stadtverordneten, von denen geseßlih die Hälfte

ausbesißer scin muß, waren im Jahre 1881 97 Hausbesißer und 9 Mietber. 74 gehörten dem Gewerbestand an, 32 waren Rentiers, 6 Aerzte, 4 Lehrer, 5 Staatébeamte, 2 Gesellshaftsbeamte, 2 Rechts- anwälte, 1 Schriftsteller. Das Mißverhältniß in der Stimm- berechtigung der Wähler, welches zur Auflösung der Stadtverordneten - versammlung geführt hat, ergiebt sich u. A. aus folgenden Zahlen: Im Jahre 1878 fielen in der III. Abtheilung auf jeden Wakblbezirk dur\chnittlich 3838 Wähler, in 6 Bezirken waren etwa 10686 bis 14 720, in einem anderen nur 413 Wähler vorhanden In der zwei- ten Abtheilung zählten bei einer durchschnittliden Wählerzahl von 475 6 Bezirke 841—1428 Wähler, während das Minimum bis auf 140 sank. In der ersten Abtheilung stieg bei einem Duccscnitt von 100 die Zahl der Wähler in 5 Bezirken auf 182 bis §09 und sank in einem auf 27. Die Betheiligung an den Neuwahlen der Stadtverordneten s{wankte von 1872—1880 von 11,3 9% der Wähler (1876) bis 20,6 ‘/9 (1878). Bei den Landtagéwahlen war die Betheiligung 1873 25,40 %, 1876 22,38 9/0, 1879 22.94 9/0; bei den Reichétagswahlen 32,07 %/9 (1874) bis 79,71 % (1878). Noch ungürftiger stellt sib das Verhältniß für die Stadtverordnetenwahlen, wenn man die 3. Abtheilung für sich betrachtet; in dieser war das Minimum der Betheiligung (1874 und 1876) 8,1 °/6, das Maximum

78) 17,1 9%. E Su Dur die Inkommunalisirung des Vichhofsterrains und des Thiergartens ist die Flähe des Stadtbezirks auf 6310 ha gestiegen,

davon 180 ha (2,85 9%) öôffentlide Wasserläufe, 411 ba (6,52 9/0) öffentlibe Parks und Gärten, 120 ba (1,90%) Friedhöfe, 325 ha (5,15 %) Gisenbahnanlagen, 805 ha (12,75 9%) öffentlicbe Straßen e. 1814 ha (28,75 9%) bebaute Fläche eins{ließlih der Höfe und Gärten und 2655 ha (42,08 9/0) noch zu verwenden. :

Wie sehr die Frequenz der öffentlihen Personenbeförderungs- Anstalten zugenommen hat, erweisen folgende Zahlen: Es benußten die Berlin-Charlottenburger Pferdeeisenbahn im Jahre 1876 3 360291 Personen, im Jahre 1881 3 962055, die Große Berliner Pferdeeisenbahn 23 300 000 bezw. 52050000, die Neue Berliner Pferdecisenbahn 1878 970 183, 1881 2663531, Dagegen hat fi der Pferdebestand bei den Droscbken, Thorwagen und Omribus von 1878 zu 1881 von 10250 auf 8795 verringert. / :

Ueber den Sciffsverkehr Berlins reichen die Daten bis zum Jahre 1804 zurück, wo 24698 Fahrzeuge oder 13,5 auf 100 Ein- wohner in Berlin verkehrten. Im Jahre 1840 war die Zahl auf 48 354 (14,7 auf 109 Einwohner) gestiegen; seitdem ist sie verhält- nißmäßig gesunken, weil die Tragfähigkeit der Schiffe zugenommen hat. Erst vom Jahre 1870 an hat der Eisenbahntransport mit 64 851 658 Ctr. den Wassertraneport mit 53 454 700 Ctr. überflügelt. In den Jahren 1870—77 betrug jencr im Durchschnitt pro Jahr 107 964 312 Ctr., während dieser nur 73 522 870 Ctr. erreichte.

Was die Bevölkerung Berlins betrifft, so betrug dieselbe Ende 1877: 1024 193, 1878: 1 054 701, 1879: 1 089 070, 1880: 1 123 608, 1881: 1155217 Einwohner. Der Zuwads berechnet sih von 1875 bis 1880 auf 16,1% und von 1877—1882 auf 15,8 9%/0, also auf 3,03 bezw. 2,98 9/9 jährlich im Durcbschnitt. Die wirkliche Zunahme gegen das Vorjahr war 1876: 3,25 %, 1877: 2,65%, 1878: 2,98 9/9, 1879: 3,26 9/0, 1880: 3,18%, 1881: 2,81%. Der Zuwats ist hauptsäcblib durÞ Zuzug veranlaßt worden; die Geburtsziffer betrug von 1877—81: 45,4, 44,1, 43,0, 41,5, 39,5 pro Ville, durbschnittlich 42,7 ; die Sterblichkeiteziffer 31,5, 31,5, 29,3, 31,2, 28,8, turchbsch{nitt- lih 30,5 p. M. (1860—1876: 32,7 p. M., vor 1869: 27,4 V M.); der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen daher durhscnitt- lih 12/2 p. M. (in den vorhergehenden 16 Jahren 7,6 p. M.). Für den gleihen Zeitraum ergab sich ein Uebershuß in Preußen von 13,2, in Paris von 1,9, in Wien von 10,1 p. M. Die Höhe der Sterblichkeit in Berlin ist hauptsächlih durch die Sommersterb- lihkeit der Kinder bedingt. Der Zuzug ergab in den Jahren 1877 —81 einen Uebershuß von c. 90 000 Personen übcr den Verzug. Die Zahl der in Berlin Geborenen hat si von 1875 bis 1880 von 413 auf 435 p. M. gehoben. Der Antheil des männlichen Geschlects an ter Einwohnerschaft ist von 1875 zu 1880 von 502 auf 484 zurückgegangen. Die Zuziehenden standen mit mehr als zwei Dritteln im Alter von 15—30 Jahren E

Das Verhältniß der Religionen und Konfessionen ist ziemli unverändert geblieben; es gehörten der evangelischen Landeskirche an 1875: 863 p. M., 1880: 866 p. M., den Separatisten 12 bezw. 10 p. M., den Katholiken 70 bezw. 71, den Dissidenten 3 bezw. 3, anderen christliden Gemeinschaften 1 bezw. 1, dem Judenthum 47 bezw 48 p. M, anderen oder keiner Neligion 4 bezw. 1 p. M. an.

Während in den Jahren 1861—76 auf 1 Einwohner 63 qm Släcbenraum entfielen, verringerte si dieser, der Inkommunalisirung des Thiergartens und des Viehhofsterrains ungeachtet, im Jahre 1880 auf 554 qm. In dem Spandauer Viertel geht der Raum bis auf 20 qm zurück, in dem Königsviertel steigt derselbe bis auf 125 qm, im Wedding auf 162, in Moabit auf 206, in der Thiergarten- vorstadt auf 269 qm, doch is in vielen Stadttheilen das günstigere Verhältniß nur ein \cheinbares, weil große Bezirke fast ganz unbewohnt sind und sich die Bevölkerung in den bewohnten Theilen desto dichter zusammendrängt.

Das Miethékasernenwesen hat weitere Fortschritte gemacht, denn während die Bevölkerung um 16,28 9/6 gestiegen ist, haben die Grund- stücke nur um 11,03 %/% zugenommen; deéhalb hat sich die durch- shnittlihe Bewohnerzahl eines Grundstücks von 57,9 auf 60,6 ver- mehrt. Vieser Durchschnitt wird noch überschritten in dem Königsviertel (65,7), der Friedrih-Wilhelmstadt (66,8), der Tempelhofer Vorstadt (68,8), in Moabit (70), der Rosenthaler Vorstadt (76,5), dem Stralauer Viertel (76,6), der Oranienburger Vorstadt (77,9) und der jenseitigen Luisenstadt (91,3). In dem zum Stralauer Viertel gehörigen 118. Stadtbezirk erreicht der Durchschnitt 116,17. Die Zahl der Häuser mit mehr als 20 Wohnungen is von 2947 auf 39707 gestiegen, wo- gegen si die Zahl der Häuser mit nur 1 Wohnung wiederum um 2 (auf 795) und die mit 1 bis 5 Wohnungen von 4010 auf 3992 ver- mindert hat. Dementsprehend is auc die Zahl der hohen Häuser gewachsen, denn die Häuser mit 4 Treppen hoch belegenen Wohnungen haben si von 6515 auf 7558 vermehrt, und es sind noch 835 Häuser mit Wohnungen im 5. Stock hinzugetreten. Ueberhaupt fanden \ih im Jahre 1880 23 289 Kellerwohnungen, 10416 Dahwohnungen, 728 Wohnungen im 5. und 30624 im 4. Stock bewohnt vor. Während sich von 1876—80 die Wohnungen im Ganzen um 20,4 % vermehrt haben, sind die Kellerwohnungea nur um 7,6 9/6, dagegen die Woh- nungen im Dache um 74,5%/g und diejenigen im 4. Stock um 52,8 /o gestiegen. Die durchschnittlihe Zimmerzahl der Wohnung ist von 2,33 auf 2,29 zurückgegangen, wogegen sih die Zahl der Wohnungen mit nur cinem heizbarem Zimmer voa 109 115 auf 127 492 vermehrt hat. Die Zahl der männlichen Schlafleute ist ven 60574 auf 41 475, die der weiblichen von 18 124 auf 17 612 zurückgegangen. Mehr a!s die Hälfte der Wohnungen (etwa 5) hatte in 23 Monaten die Ve- wohner gewecselt. Von den Wohnungen und Gelassen standen leer 1876 14 126 (59,5 pro Mille), 1877 17 965 (70,9 p. M.), 1878 20 671 (77,8 p. M.), 1879 18 508 (67,6 y. M.), 1880 14049 (503 y. M.), 1881 12 897 (45 p. M). Die Miethen waren von 1860 bis 1875 allmählih auf 163,8 f. pro Kopf gestiegen, seitdem sind sie auf 143,6 M. berabgegangen, in den Jahren 1877—1881 von 722 auf 606 M pro Wohnung. Die Zahl der billigsten Wohnungen (bis 150 c) ist von 15 auf 31 p. M. des Miethswerths, die der Woh» nungen von 151 bis 300 f von 108 auf 137 Æ( p. M. gestiegen. Die Klasse von 451 bis 600 4 ist mit 64 p. M. unverändert ge- blieben, alle übrigen haben sich etwas vermindert, nur die Zahl der theuersten Wohnungen (über 12000 46) hat von 87 auf 104 p. M. zugenommen. 5

Von 1876 bis 1881 ift gestiegen: die Zahl der versicherten Grundstücke von 16 682 auf 18 310, deren Versicherungsfumme von 1619 263 000 auf 2010 306 100 Æ oder im Durchschnitt von 97 066 auf 109793 Æ, der Miethwerth von 17737 Grundstücken von 167 431 233 Æ auf 171 156 493 M bei 19463 vermietheten Grund- stücken, der Werth der Grundstücke nach dem 18fachen Miethswerth von 3 013 762 197 auf 3 080 816 874 M; derselbe ist aber im Durch- schnitt von 169 914 4. auf 158 291 4. gefallen.

(Scbluß folgt.)

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Nr. 19 der Mittheilungen des Sekretariats der Handels- und Gewerbekammer in Stuttgart enthalt die Verhandlungen dcr Handels- und Gewerbekammer, betreffend den Geseßentwurf über die Aküenrech{tsreform. i : ,

In der Verlagsbuchhandlung von Jul. Springer in Berlin ist soeben der 1. Theil des von dem Geh. e outat Iudeich und dem Geh. Rechnungs-Rath Behm herauëgegebenen bekanntcn und beliebten For st- und Jagd-Kalenders für den 12, Jahrgang 1884 erschienen. Obwohl die verschiedenen Wünsche, welche hinsichtli desselben ausgesprochen worden, möglichst berücksichtigt wurden, so ist do bei der Herausgabe des Jahrganges 1884 eine wesentliche Aenderung des Inhalts sowie der Form des Kalenders im Ganzen nicht erfolgt. Nur die Walzentafel hat cine Bereicherung erhalten ; außerdem erlitten auch die Zins- und Rententafeln eine nicht un- bedeutende Veränderung. Die bisherigen Tafeln für den Kapital- werth eines hinteren Rentenstückes und für den der sog. Betriebsperiodenrenten find nämlich weggelassen, dagegen die Tafeln für Nach-, Vor- und Rentenendwerthe er- weitert und ergänzt worden. Der Kalender zerfällt in 3 Abtheilungen. Die 1. Abtheilung enthält eine Lafel zur Stellung einer Uhr, eine Erklärung der Kalenderzeichen, einen Ueber-

sichtskalender, ein Kalendarium nebst Forstwirthschaftis-, Jagd- und Fiscbereinotizen, einen Jagdkalender, einen Schreibkalender und liniirtes Papier, die 2. Abtheilung verschiedene Formulare (Notizen aus dem genehmigten Forst-, Kultur- und Verbesserungêplane 2c., Notizen aus dem genehmigten Hauungsplane »c., Slägerlöhne und Holztaren, ein Rügebuch oder Frevelliste, eine Schießliste); die 3. Abtheiluna endlich ein Hülfsbucb, verschiedene Tabellen und Notizen, und zwar Formeln zur Berebnung der wichtigsten Flächen und Körper, eine Walzentafel, eine Kreiéflächentafel, eine Massentafel für Nadelbol;klößze nah Ober- stärke, cine Massentafel für Fichtenstangen nah Unterstärke, Mafsscn- gehalte der Schihtmaße und des Reisigs, Ertragstafeln, Brusthöhen- Formzahlen, Derbholzmassen von Mittelbäumen, Rundholz-Zopf- Durchmesser für sccharffantig beshlagene Hölzer, Hülfszahlen für Aufstellung voa Kulturplänen, Samen- und Pflanzenmenge für 1 ha, Entfernungen beim Verschulen der Pflanzen, Nachweisung der von Saatkämpen zu erwartenden Menge brau{barer Holzpflanzen, Kostensäße für Dünenkulturen, den Betrag des Gefälles einer Linie, Tafeln über die Säße von Waldwegbauten, Notizen und Hülfs- zahlen für Bausachen, Tafeln zur Berechnung von Kapital- und Zins8werthen bei Annahme von Zinseszinsen, Gewichte der Rinde und des Holzes, Kostennachweisung über Anfertigung von Theerringen, allerlei Zablen, Vergleichung alter Maße mit den jetzigen deutshen Maßen, Bestimmungen über die Einführung gleicher Holzfortimente und einer gemeinschaftlichen Rechnungseinheit für Holz im Deutschen Neiche, Zahnwedsel des Roth-, Dam- und Rehwildes. Dem eigent- lichen Kalender geht eine Nachweisung der Post- und Telegraphen- gebühren, fowie cine Eisenbahn-Uebersichtskarte von Deutschland vorauf. Der 2. Theil tes Forst- und Jagdkalenders auf das Jahr 1884 wird Ende November ausgegeben und den Käufern des 1. Theils für den Preis von 1 Æ 50 - geliefert.

-— Von den Buchbändlern und Antiquaren Joseph Bär u. Co. in Frankfurt a. M. u. \. w. sind wiederum 2 Kataloge, Lagerkatalog 132 und Antiguarisher Anzeiger Nr. 335, erschienen. Der Lagerkatalog, „G riecische und Römische Archäologie“, enthält cin Verzeihniß von 1767 Schriften, die unter folgende Ab- theilungen vertheilt sind: I. Zeitschriften sowie Allgemeines (64 Nen): II. Gesichte und Geographie (439 Nrn.); 111. Mythologie sowie Sitten, Gebräuche und Recbtsleben (im Ganzen 358 Nrn.); IV. Kunst- denkmäler und Forschungsreisen (im Ganzen 537 Nren.); V. Münz-, Medaillen- und Gemmenkunde (im Ganzen 180 Nrn.); VI. Fn- scriptiones (136 Nrn.); VII. Nachtrag (53 Nrn). Unter den im vor- stehenden Kataloge zusammengestellten Schriften befinden sich viele interessante und werthvolle. Der _antiguarishe Anzeiger, „Nationalökonomie“, 357 Nrn. umfassend, führt Schriften fehr verschiedenen Inhalts auf: Schriften über Volkzwirthscaft im All- gemeinen, über Bevölkerung, Landwirthschaft, Gewerbe, Zünfte, Handel und Verkehr, Geld- und Münzwesen, die Bankfrage, Finanz- wesen, das Aktienwesen, Eisenbahnen, die Arbeiterfrage, Armenwesen, Judenthum u. dgl. m. Die Schriften sind theils allgemeinen In- halts, theils betreffen sie cinzelne Länder, wie Preußen, Hannover, Sachsen, Bayern, Württemberg, Hessen, Frankreih, England, Italien, einzelne Staaten Italiens, die Sbweiz, Rußland. Unter den verzeichneten Scbriften findet man Schriften von R. Böckh, Carey, Dieterici, Hirs, Hock, J. G. Hoffmann, Huhn, Kriegk, Malthus, F. W. v. Neden, Roscher, Schäffle, Smith, Soctbeer, A. Wagner u. A. :

Die „Swlettersbe Buchhandlung (E. Frandck) Antiquariat in Breslau“ hat über ihr antiquarisches Bücher- lager Katalog Nr. 183 „Rechts- und Staatswissenschaft, Nationalökonomie, Statistik“ veröffentlicht. Die in diesem Kataloge aufgeführten Schuiften, welche früher die Bibliothek des Geh. Justiz-Naths von Küster bildeten, find des verschiedenartigsten Inbalts, betreffen Staats- und Privatre{t, Straf- und Civilrecht, Kirchenrecht, Bergrebt, Bauwesen, Landwirthschaft, Gewerbe, Handel, Finanzwesen, Zollwesen, Steuern u. #. w., behandeln die genannten Wissensgebiete theils im Allgemeinen, theils beziehen sie sih auf einzelne Länder und Städte (den alten römiscben Staat, Deutsch- land im Mittelalter und in neuerer Zeit, nah 1815, zur Zeit des Norddeutshen Bundes und des jeßigen Deutschen Reichs, Preußen im Allgemeinen und einzelne Provinzen desselben, Bayern, England, Frankrei, Polen, Kußland u. #. w.). Unter den 966 Swriften, die in dem Kataloge verzeichnet sind, beschäftigen sfih 941 mit Rechts- und Staatswissenshaft sowie Volkswirthschaft, während 25 desselben dem Gebiete der Statistik angehören, und diese theils im Allge- meinen, theils die Statistik von Deutschland, Preußen, Hamburg, der österreichischen Monarchie, von Elsaß-Lothringen, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Rußland betreffen. Unter den aufgeführten Werken befinden sich viele werthvolle,

Gewerbe und Handel.

Die Generalversammlung pro 1884 des „Vereins der Spiri- tusfabrikanten in Deutschland" und des mit demselben ver- bundenen „Vereins der Stärkeinteressenten in Deuts ch- land“ findet am 21., 22. und 23. Februar nächsten Jahres in Berlin statt. - -

—- Das Oktoberheft der ,„Gewerbehalle“ (redigirt von L. Eisen- [ohr und C. Weigle, Architekten in Stuttgart; Verlag von J. Engel- horn daselbst) bietet dem Kunsthandwerk wieder eine Reihe sehr ge- \{mackvoller Musterblätter. Die erste Tafel zcigt ein shmiedeeisernes Gitterthor mit fein erfundenem Rankenwerk, entworfen von den Archi- tekten Brost u. Grosser in Breslau, ausgeführt vom Schlossermeister Schammel daselbst; das dritte einen prachtvollen Weinkrug (Krystallglas in reich ornamentirter Bronze-Fassung) von so edlen Formen im Ganzen wie im Einzelnen, daß sich die besten Pariser Arbeiten nicht damit messen fönnen (der s{höne Entwurf rührt von dem Ciseleur Hans Peter in Stuttgart her); die folgende einen gediegenen einfa gehaltenen Holztis, welhen F. C. Uhlmann in München mit Benußung eines alten Motivs im bayerischen National-Muscum gezeichnet hat ; eine andere endlich ein reiches orientalishes Teppichmuster, entworfen von Ludwig Schwarz in St. Gallen. Das auf einer weiteren Tafel in Ab- bildung mitgetheilte Juwelenschränkchen (Barokstyl) voa Christofle u. Co. in Paris iff zwar ein fkoftbares Prachtstück, an welhem alle Hülfêmittel der heutigen Goldschmiedekunsft, wie Ciselirung, Niellirung, Damascirung, Zellensbmelz, durchsichtiges Email, gefärbtes Gold und patinirte Bronze zur verschwenderiscsten Entfaltung gekommen sind, ohne daß jedoch diese meist auf der Fläche üppig wuchernden, zum Theil sehr baroden Details für den Mangel an Originalität der Erfindung und an organishem Zusammenhange des Ganzen zu entshädigen vermöchten. Das ältere Kunstgewerbe ist diesmal durch ein fköftlihes Werk altdeutsber Renaissance vertreten, nämlich das prachtvolle Oratorium der Schloßkapelle zu Reichenberg in Böhmen, welches Prof. Nudolf Müller daselbst ge- zeichnet und mitgetheilt hat. Von dem nicht minder s{öôönen Hoch- altar der Kapelle soll cine Abbildung in der näcsten Nummer der „Gewerbehalle“ folgen. Die Farbendrucktafel des Hefts zeigt s{chöne Holzornamente im Intarsia-Charakter aus dem Jahre 1605, mit- getheilt vom Bildhauer Prof. C. Lacher in Graz.

New-York, 26. Oktober. (W. T. B.) Baumwosllen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 253 000 B. Ausfuhr nach Großbritannien 44 000 B., Ausfuhr nah dem Konti- nent 78 000 B., Vorrath 724 000 B.

Verkehrs-Anstalten.

Hamburg, 26. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg-Amerikanischben Padcketfahrts- Aktiengesellschaft ist eue Nachmittag 4 Uhr, von New-York kommend, auf der Elbe cingetroffen. S L

Wien, br Oktober. (W. T. B.) Wie die Prese erfährt, soll die Theilstrecke Neusaß-Semlin der Pest-Belgrader Linie definitiv am 15. November eröffnet werden.