1883 / 262 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 07 Nov 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Dem Kreise Randow im Regierungsbezirk Stettin ist für die im Bau begriffene Chaussee, welhe von Pencun über Sommersdorf und Grünz bis zur Prenzlauer Kreis- grenze führt, gegen Uebernahme der künstigen hausseemäßigen Unterhaltung derselben, das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nah den Bestimmungen des Chausseegeld- tarifs vom 29. Februar 1840 einschließlich der in demselben ent- haltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonsti- gen, die Erhebung betreffenden zusäßlihen Vorschriften vorbehaltlih der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeldtarif vom 29. Fe*ruar 1840 angehängten Be- stimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

Jn Bezug auf die Bestimmung des §. 142 Thl. 1, Tit. 8 des Preußischen Allg. Landrechts, nah welcher der neue Bai vor den Fenstern des Nachbars soweit zurüd- treten muß, als der Nachbar noch aus den ungeöffneten Fenstern des untern Stockwerks den Himmel erblicken könne (diese Besiinimuñg ijt für Berlin, welches seine Spezialbau- ordnung hat, nicht maßgebend), hat das Reichs8gericht, V, Civilsenat, durch Urtheil vom 19. September d. F. aus- gesprochen, daß der neue Bau nur soweit zurückzutreten habe, daß irgend eine Person, wenn auch nicht der Nachbar jelbsi oder andere Personen, in der beschriebenen Weise zur Er- blidung des Himmels im Stande sei. „Denn das Geseh will dem Nachbar keineswegs den Anbklick des Himmels sichern, sondern nur dafür sorgen, daß dem betreffenden Gemach das unent- behrlihe Quantum Licht zugeführt werde. Daß dies der Fcll, foll angenommen werden, wenn in der ganzen Breite des Fensters direkte Lichistrahlen vom freien Himmel durch die Scheiben fallen. Das Vorhandensein dieses Erfordernisses aber wird dadurch erwiesen, daß irgend cin Mensch den Him- mel wirklich durch die Schciten erblickt hat. Daraus, daß der Gerichtsschreiber und der Sachverständige niht im Stande gewesen sind, den Himmel zu erblicken, folgt in keiner Weise, daß der Richter ihn nicht wirklih erblickt hat. Bleibt aber leßtere Thatsache bestehen, so erscheint es rehilih gleihgültig, Me Personen außer Stande sind, den Himmel zu ev-

en.

Der Fürsterzbishof von Prag, Kardinal Fürst von Schwarzenberg, hat den früheren Fürsterzbischöflihen Vikariat- amts-Sekretär, Fürsterzbischöflihen Notar Ernst Hossmann in Neurode zum Großdechanten und Fürsterzbiscchöf- lihen Vikar in der Grafschaft Glaß ernannt, nahdem von dem Fürsterzbishof zu dieser Ernennung die landesherrliche Genehmigung nachgesucht und die leßtere unterm 6, Oktober d. J. ertheilt worden ist. Der Großdehant und Fürst- erzbishöflihe Vikar in der Grafschaft Gloß ist nah Maßgabe der bestehenden Bestimmungen zugleich Ehrendomherr an der Domkirche zu Breslau. y

Hannover, 5. November. (Neue Hannoversche Ztg.) Jn der heutigen (7.) Sißung des hannoveri schen Provinzial-Landtages berichtete als Neferent der Kom- mission der Abg. von Hammerstein-Loxten über die Bestim- mungen über Auseinandersezung der in den Kreisen zuvereinigendenWegeverbände nebst den Kommissions- anträgen. Derselbe führte aus, daß die Provinzial stände bei der Be- rathung der Kreisordnung die Uebergangsbestimmungen, welche nothwendig seien, wenn die Kreisverbände an Stelle der bis- herigen Wegeverbände treten würden, aus dem Entwurf ent- fernt und die Königliche Staatsregierung ersucht hälten, die nothwendige Auseinandersezung durch ein besonderes Geseß zu regeln. Die Königliche Staatsregierung habe indessen die {on im Entwurf der Kreisordnung enthaltenen und damals vom Provinzial-Landtage ausgeschiedenen Bestimmungen noch einmal zur Berathung vorgelegt. Die Kommission empfehle jeßt mit 6 gegen 3 Stimmen dem Landtage, den früheren Standpunkt zu verlassen und die Uebergangsbestimmungen mit in das Geseg über Einsührung der Kreieordnung aufzunehmen. Für diesen Kommissionsbeshluß sei maßgebend gewesen, was auch die Königliche Regierung in der Begründung des Entwurfs betont habe, daß die E der Kreisverbände sehr ge- schädigt würde, wenn sie formell und rechtlich zugleiGh Wege- verbände bildeten, in praxi aber niht als solhe fungirten. Er bitte Namens der Majorität ver Kommission, daß unter allen Umständen der Landtag dafür eintreten möchte, daß die Kreisverbände auch zugleich Wege- verbände würden. Zuviel Verbände durcheinander lähmten das genos}enschaftlihe Leben in den einzelnen. Augenblicklich existirten in der Provinz Amtsverbände, Kreisverbände und Wegeverbände neben und durcheinander, und die Folge sei, daß in allen dreien das kommunale Leben sich nicht so ent- wickelt habe, wie man im allgemeinen Jnteresse wünschen müsse. Dieser Uebelstand werde gehoben, wenn an Stelle aller drei der einzige Kreisverband trete.

Ä Nach längerer Debatte stellte der Abg. Ludowieg folgenden ntrag:

Der Köntglichen Staatsregierung die Erklärung von 1881 zu wiederholen, in welcher die Bitte ausgesprochen sei, daß die Ueber- gengope lingen wegen Zusammenlegung der bisherigen Wegever- as der in Ausficht genommenen Wegegeseßgebung vorzubehalten

en.

Der Abg. von Bennigsen beantragte, mit Rücksicht auf nochmalige Besprehung über Ludowiegs Antrag, heute in die Spezialdiskussion nicht einzutreten, womit das Haus ein- verstanden war.

Es folgte hierauf die Berathung des bereits mitgetheilten Urantrags von Rössing, die Provinzial- ordnung für Hannover betr. ffend. Nachdem der An- tragsteller seinen Ürantrag eingehend befürwortet hatte, ver- tagte sih nah kurzer Debatte das Haus auf Dienstag 11 Uhr.

Bayern. München, 6. November. (Allg. Ztg.) Bei der Landtagsersaÿwahl inWeiden wurde an Stelle des ver- storbenen Abg. von Schlör der liberale Kandidat Frhr. von a as mit 58 von 111 Stimmen gewählt.

Württemberg. Stuttgart, 6. November. (St.-A. f. W.) Der König hat heute die Präsidenten der beiden Kammern, Fürst von Waldburg-Zeil-Trauchburg und Landgerichts-Direktor von Hohl, in Audienz empfangen. Der kommandirende General des X11], Armee: Corps, Ge- neral der Jnfanterie von Schachtaneyer, feierte gestern sein 50jähriges Dienstjubiläum. Ulm, 5. November. Der neu restaurirte Chor des tünsters wird am Sonnabend feierlih eingeweiht werden.

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 6. November. (Th. C.) Der Großherzog hat sih gestern von hier nah Eisenach begeben, um dort während dieser Festwoche, die in der alten Lutherstadt besonders feierlih begangen wird, Aufenthalt zu nehmen. Dem Zuge der Bürgerschast Eisenahs nah der Wartbura, am Sonnabend, und der Feierlichkeit auf der Burg selbst werden auch die Erbgroßherzoglichen Herrschaften bei- wohnen. Die Großherzogin trifft heute Abend von Heinrichau hierselbst ein.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. November. (W.T.B.) Der vereinigte Vierer-Auss{chuß der ungarischen Dele- gation verhandelte heute über das bosnische Budget, welches der Reihs-Finanz-Minister Kallay begründete. Der- selbe gab ein Exposé über die administrative und finanzielle Lage der okkupirten Provinzen, welhes mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. Auf die von Einzelnen an ihn gerihteten Fragen erwiderte der Minister: er habe über die allgemeine Lage der okkupirten Provinzen keine Vor- lage eingebracht, weil seit der von seinem Amtsvorgänger vor zwei Jahren gemahten Vorlage wesentlihe Aenderungen in der Organisation nicht eingetreten seien und weil die während seiner Amtirung eingetretenen Veränderungen schon in der vorjährigen Session eine ausführlihe Besprehung erfahren hätten. Daß die Einkünfte der okkupirten Provinzen die sämmtlichen Ausgaben derselben niht deckten, könne er nicht leugnen. Die Kosten der militärishen Beseßung würden von der Monarchie getragen. Das Zollpauschale, welhès Bos- nien und die Herzegowina in Folge ihrer Aufnahme in das gemeinsame Zollgebiet von der Monarchie erhielten, sei auf 600 000 Fl. festgestellt; nach den neuesten Ausweisen sollten die offupirten Provinzen nah dem Waarenverkehr eine Zolleinnahme von 1 600 000 Fl. haben, da diese Waaren aber auss{hließlich aus beiden Staaten der Monarchie einge- führt würden, \o genieße die Fndustrie und der Handel der Monarchie den Vortheil, und es seien demzufolge jene 600 000 FI. kein Verlust für die Monarchie. Die Auslagen für das bosnishe Centralbureau würden aus den Einnahmen der okkupirten Provinzen gedeckt. Die Frage, ob die geplante Verminderung des Trupp-:nstandes gerechtfertigt fei, stehe mit der Rekrutirung, mit der Flüchtlingsfrage, mit der Gensd'armerie 2c. im Zusammenhang. Von den 2500 aus der Herzegowina Geflüchteten seien in Folge der abwartenden Haltung der Regierung bereits mehr als 2000 zurückgekehrt und hätten das Versprechen abgegeben, sich friedlih zu ver- halten und \ich der Rekrutirung nicht zu wider hen ; dieselben seien thatsählich auch zu Hause geblieben und hätten ein fried- liches Leben geführt; nur noch wenige Personen, darunter hauptsählich die Jnsurrektionsführer und solche, die dem Räuberleben ergebcn seien, befänden sich außer Landes. Die freiwillige Rüdkehr und Unterwerfung der Flüchtlinge habe einen günstigen Eindruck auf die Bevölkerung gemacht, so daß die zu Anfang vorigen Monats begonnene Rekrutirung von besserem Erfolge, als man gehofft, begleitet gewesen sei. Die Rekrutirung sei im ganzen Lande innerhalb Monats- frist, in der Herzegowina binnen 18 Tagen beendet worden. Zur Beschleunigung derselben habe man die Affsentirungs- kommission um 2 Mitglieder vermehrt. Jn der Herzegowina

und im Distpikt Serajewo sei das Kontingent vollständig ge-

deckt ; die Rekrutirung sei niht nur ungestört, sondern theil- weise unter sreudigen Kundgebungen verlaufen. Dhne daß man die noch vorhandenen Schwierigkeiten verhehle, könne doch konstatirt werden, daß die Verhältnisse schon jeßt eine viel bessere Wendunggenommen hätten. Aus den ausgehobenen 1200 Rekru- ten seien, wie im vorigen Jahre, 4 Compagnien gebildet, die nicht in diese Compagnien Eingestellten seien der Gensd'armerie, dem Train oder den Streifkolonnen zugetheilt worden. Die bosnishen Compagnien in Serajewo hätten in seiner Gegen- wart überrashende Proben militärisher Ausbildung an den Tag gelegt. Die Verpflegung sei gut; für die Mohamedaner und für die Christen bestehe eine besondere Küche. Die Dis- ziplin sei ausgezeihnet, Desertionen und Strafen kämen selten vor. Der ruhige Verlauf der Rekrutirung, die Entwickelung der Gensd'armerie und die Aufrechterhaltung der Streiskolonnen berechtigten zu der Hoffnung, daß die Drdnung und Ruhe auh mit weniger Soldaten aufrecht zu erhalten sein werde, wenn keinerlei größere Agitationen zu besorgen seien. Hierzu sei die Gensd'armeric von der größten Wichtigkeit; eine Vermehrung derselben werde freilih erst bei einer Steigerung der Kapital- kraft des Landes möglih fein. Die Streifkolonnen seien ebenfalls von großec Wirksamkeit, und auch deren Vermeh- rung bilde eine unerläßlihe Vorausseßung der Truppen- reduktion. Die Vermessungsarbeiten würden im nächsten rzahre beendet sein und eine Kostenersparniß ermöglichen. Die Besiß- und Ertragsverhältnisse könnten aber nicht plößlich geändert wer- den, und eine Steuerreform sei nur bei größter Vorsicht und nur allmählih durchführbar. Die Steuern und Steuerrücstände gingen wie aus einem heute eingegangenen Berichte her- vorgehe gut ein, obschon dieses Jahr nicht gerade ein sehr günstiges gewesen sei. Die Forsten bildeten den größten Schaß der okkupirten Provinzen ; mit ihnen werde bei Gewinnung größerer Kapitalien und rationellem Vorgehen ein großes Ge- \häft zu machen sein. Hoffentlich werde es gelingen, Kapitalien aus der Monarchie heranzuzichen ; habe ja doch erst jüngst die Wiener Unionbank in Serajewo eine Bankfiliale mit 2 Mil- lionen errichtet, die den Provinzen hoffentlich zum großen Vor- theil gereihen und der Unionbank selbst einen berechtigten Nugen gewähren werde. Die Einführung des Hypothekar- geshästs sei von der größten Wichtigkeit. Das vorjährige Budget sei ohne Defizit gewesen, hoffentlih werde auch das diesjährige ohne Defizit sein. Für das nächste Jahr sei kein Defizit präliminirt, weil die Einkfünste niht nur überhaupt ein- flössen, sondern weil auch einzelne Posten, wie beispielsweise das Salz, eine Erhöhung zeigten. Die Tabackprodutition habe sich bedeutend ausgedehnt. Das vorliegende Budget beruhe somit auf einer realen Basis. Der Bau von Eisenbahnen sei wünschens- werth ; namentlich wäre es wichtig, wenn man aus Bosnien und besonders aus der Herzegowina an das Meer gelangen könnte, um den Holzexport und den Erport von Montan-Erzeugnissen zu steigern, welh lettere eine bedeutende Ertragsquelle bieten würden. Die Frage, ob das Zustandekommen einer Eisenbahn von der Save bis zur Adria dem Verkehr Fiumes schaden werde, sei, da die geplanten Bahnen doch nur schmalspurige sein könnten, mit einem entschiedenen Nein zu beantworten. Was die Polemik zwischen dem orthodoxen Metropoliten und dem katholischen Erzbischof in Serajewo anlange, so sei dieselbe durch die unrichtige Auslegung der Wirksamkeit des patriotischen Hülfsvereins für Bosnien entstanden. Die Regierung habe

es als ihre erste Pflicht betrahtet, die Gleihberechtigung der verschiedenen Konfession zu wahren unb Allen gleihes Wohl: wollen und gleihen Shüß zuzuwenden. . Die am 1. September erfolgie Einführung der neuen Prczeßordnung, namentli des neuen Bagatellverfahrens habe bereits sehr günftigen Erfo

gehabt, und die neue Rechtspflege erfreue sich großen Beifalls, Der Vierer-Aus\chuß der Delegation hat dann unter Streichung eines unerheblichen Betrages den Okkupationskredit mit dem Gesammtbetrage von 7 307 000 Fl. angenommen.

Schweiz. Bern, 5. November. (N. Zürch. Ztg.) Die Kommission für die Verfassungsrevision hat fol gende Beschlüsse gefaßt: Die Stimmfähigkeit und Wählbarkeit sind auf das zwanzigste Jahr festgeseßt. Kantonsbürger und Schweizerbürger erwerben nah c Tages iegonsig die Stimmberechtigung in kantonalen Angelegenheiten. iht stimmberechtigt sind: kriminell oder korrektionell Verurtheilte, wegen Liederlichkeit, Vershwendung, Geisteskrankheit, Blöd- sinn Bevormundete, dauernd Almosengenössige. Vergeltstagte, wenn das Gericht Selbstvershulden konstatirt, sind bis auf zehn Jahre im Aktivbürgerreht einzustellen.

6, November. (W. T. B.) Der Bundesrath hat den zum Bisthum Basel gehörenden Kantonen eine Konferenz zur Regelung der Diözesan-Angelegenheit vor- geschlagen.

Frankreich. Paris, 5, November. (Fr. Corr.) Der Marine-Minister hat von deux General-Gouverneur in Cochinchina, Thomson, nachstehende Depesche erhalten : „Die Festung Ninh-Binh (mit einer Bevölkerung von 40 000 Seelen) und die kleine Stadt Quanqu-Jën sind beseßt worden, ohne daß unsere Truppen auf den geringsten Wider: stand gestoßen sind. Die Bestimmungen des Vertrags von Hue werden in dém Centrum des Delta's gut zur Dur führung gebracht, aber es ist cin gleiches damit nit der Fall in den beiden nördlihen Provinzen ; diese sind vom Feinde ofkkupirt.“ Ein zweites Telegramm des Gouverneurs von Cochinchina meldet, daß der „Tongking“, der cin Bataillon algerischer Tirailleurs und ein Bataillon der Fremdenlegion an Bord hat, am 29. Oltober Singapore mit Kurs auf Haiphong ver- lassen hat. Gerüchte von der Abberufung des Civilkommissars Harmand und von der Ernennung eines neuen ODöer:Kom- mandanten der Truppen in Tongking sind in den legten Tagen wiederum verbreitet gewesen. Wie aus zuverlässigen Quellen verlautet, ist jedoch von einer Rückkehr des Hrn. Harmand nah Frankreich durhaus nicht die Rede. Ebenso dürfte der General Bouet nah Tongking zurückehren und sein bisheriges Ober-Kommando wieder Übernehmen. Bis dahin führt zunäst der Contre-Admiral Courbet das Ober-Kommando des Ex- peditions-Corps.

6. November. (W. T. B.) Der Senat hat die Vorlage, wonach für Gold und Silber eine vierte Fein- gehaltstufe eingeführt werden soll, in erster Lesung an- genommen.

Von der Deputirtenkammer wurde die Berathung des Munizipalgeseßzes fortgeseßt und in die Berathung der Amendements eingetreten, welhe auf eine kommunale Autonomie für Paris sowie auf die Errichtung einer Central mairie abzielen, Der radikale Deputirte Lacroix vertheidigte die Amendements, welche das Ministerium bekämpfen wird, Die Debatte wurde \schließlich auf nächsten Donnerstag vertagt.

Spanien. Madrid, 6. November. (W. T. Bo Vie verlautet, hat Marschall Serrano den ihm angebotenen Pariser Botshafsterposten angenommen.

Türkei. Konstantinopel, 6, November. (W. T. B.) Der Kommandant des englishen Geschwaders, Admiral Hay, wurde mit seinem Stabe heute vom Sultan in Audienz empfangen und darauf mit dem Botschafter Lord Dufferin vom Sultan zur Tafel gezogen.

Amerika. New-York, 6. November. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten Wahlen siegten im Staat Massachusetts die Republikaner. Fn den Städten Richmond und Danville sind militärishe Vorsichts- maßregeln getroffen worden, um etwaigen Ruhestörungen bei Gelegenheit der heute im Staate Virginia stattfindenden Wahlen vorzubeugen.

Zeitungss\timmen.

Die „Bremer Handelszeitung“ \chließt* ihre monat: lihe Rundschau wie folgt : ;

Bastiat erzählt in einem seiner geistreichen Essays in launiger Weise, wie jeder Stand die Dinge nur nach seinem besonderen Interesse beurtheilt. Ein Lichtzieher scheint ganz vertieft in das wunderbare Schauspiel des Sonnenaufganges, und während all meinen, er sei entzückt von der glänzenden Naturerscheinung, denkt et in seinem Innern: Wie viele Wachskerzen könnte ich verkaufen, wen! man dieses Gestirn verhängen würde. Aehnlich denkt der Volkswirth, der Industrielle, der Kaufmann: Wie viele produktiv thätige Menschen köanten ihre Kräfte zur Erzeugung von Wirthschaftsgütern verwenden, wenn |! uns nicht der Militärdienst entzöge, und sie Alle vereinen si mit den Klagen des unzufriedenen Sozialisten, welcher den Militarismus alé die Wurzel alles Uebels bezeichnet . . Aber wer die politischen Verhältnisse als gegeben hinnimmt, und den nationalen Stand1unkt vertritt, der wird die Opfer auf sih nehmen müssen, um die Befesti gung der deutschen Einheit und unserer staatlihen Stellung zu ermöglichen und man vollbringt wahrlih keine patriotishe Pflicht, wenn ma" mit Absichtlichkeit die wirthscaftlihe Lage ais durch die Militärlak untergraben hinstellt. Die Errichtung des deutschen Reiches hat gewiß unsere Steuerlasten beträchtlih erhöht; aber der wirthshaftliche Auf \{chwung in Deutschland beweist, wie die bei dieser Umwälzung 0 wonnenen Vortheile auch in ökonomischer Hinsiht bedeutend über wiegen, und zeigt wieder, von welher Bedeutung für das wirthschaft liche Volksleben die staatliche Unterlage ist, wenngleich der ursächli Zusammenhang beider Faktoren nicht dem oberflächlihen Beobachter in die Augen fallen mag. Die Finanzen bikden auch in der Gegenwar!, wie Friedrich der Große sie nennt, den Puls des Staates, oder, wl Richelieu ih ausdrückt, den Punkt des Archimedes, von welchem au! die Welt bewegt werden kann, und ein genialer Praktiker, wie Fürst Bismarck es ist, konnte unmöglich die Grundbedingung unserer staat’ lihen Beständigkeit verkennen. Als vor 4 Jahren die Zuschüsse aut ter französishen Kriegskosten-Entshädigung nit mehr fo reilid flossen und ein Defizit a dauernd ‘einzustellen drohte, meinte man 1! Auslande, daß Deutschland sein gewaltiges Rüstzeug auf die Dauer nid! zu tragen vermöchte, und vermuthete in ihm den künftigen Friedent störer, welcher scin derzeitiges Uebergewicht möglichst bald geltend zu machen trachten würde. . . Schwer ist allerdings auch unse! Steuerlast und wir werden im Falle der Nothwendigkeit eine n0 böbere auf uns zu nehmen haben; aber wer sagt, daß diese Laste! unser Land ruiniren werden, der spricht Angesichts der Thatsache" eitel Phrasen. Unsere Industrie erfreut si wickelung, unser Handel dehnt sich aus und die industriellen rwerb

einer günstigen En! F

elemente erfahren eine stete Erweiterung. Wer demnach in erster Linie Deutscher und nit Parteigänger ist, bat wahrlih keine Ursache, ber die Auésicht in die wirthschaftlihe Zukunft unseres Landes in Pessimismus zu verfallen!

Jm „Hannoverschen Courier“ lesen wir Fol- endes : 0 Das neue Krankenkassengeseß tritt bekanntlich, soweit seine Be- stimmungen die Beschlußfassung über die statutarise Einführung des Versicherungszwangs und die Herstellung der zur Durchführung desselben nothwendigen Einrichtungen betreffen, am 1. Dezember d. J. in Gültigkeit. Je mehr dieser Termin heranrüt, um so lebhafter wird die Agitation von sozialdemokratischer und gewerkvereinlicher Seite, um den Arbeitern die richtige Stellung und Haltung gegen- über dem neuen Geseß anzuweisen. Von beiden Seiten wird den Arbeitern natürlich vorgeredet, daß das Geseß ein grunds{lechtes sei und nur eine neue Bevormundung und Belastung der Betroffenen in sih \{ließe. Allein nabdem cinmal das Prinzip des Versiche- rung8zwangs geseßlich festgestellt ist, helfen solwe Klagen und Vor- würfe thatsächlih nichts. Das sehen au die Agitatoren ein, und sie find nun bestrebt, das für ihre Zwecke am besten Dienliche aus dem Geseß zu machen. Es handelt ih jeßt darum, bei welchen Gattungen von Krankenkassen die Arbeiter ein- treten sollen, und da wird ihnen von den sfozialdemokrati- dea und fortshrittliben Wanderrednern natärlich allein der Beitritt zu den unter sozialistisher oder gewerkvereinlicher Leitung ftehenden freien Kassen empfohlen, im Gegensaß zu den obrigkeitlichen und Fabrifkfrankenkassen, welche allerdings den Vortheil bieten, daß die Arbeitgeber ein Drittel der Beiträge zu leisten haben, wofür aber auch den Arbeitgebern und Gemeindebehörden bei Aufstellung der Statuten und bei der Verwaltung der Kassen größere Rechte einge- räumt sind. Es herrscht in diefer Agitation das offenbare Bestreben, das Geseß im Parteiinterefsse auszubeuten und durch die Kranken- fassen eine neue Handhabe zur Beeinflussung und Beherrscung der Arbeitermassen zu gewinnen. Die abgewirthschaftete ge- werkvereinlicde Agitation des Dr. Hirs, vor dissen Kassen jeßt foct- \hrittlihe Blätter dringend warnen, wird wohl nur bescheidene Er- folge erzielen. Mehr Beifall werden ohne Zweifel die sozialdemokra- tischen Agitatoren finden. Vielleit wird gerade die Erweiterung und Reform des Krankenkassenwesens ein Mittel zur Befestigung der sozialdemokcatishen Organisation werden. Bebel und andere Partei- führer haben diese Hoffnung deutlich ausgesprohen. Indessen diefe Möglichkeit war bei der Zulassung der freien Kassen vorauszusehen, und die Beschäftigung mit praktishen Aufgaben kann auf der ander Seite auch nur dazu beitragen, daß die Sozialdemokratie sh auf den Boden der realen Verhältnisse stellt und positiv an der Hebung der mate- riellen Lage der Arbeiter mitwirkt. Und das wird auf alle Fälle ein Gewinn sein. Die wohlthätigen Wirkungen des Krankenkassengesctzes werden \chließlich auc bei den Versuchen, dasselbe im politischen Parteiinteresse auszunußen, nicht verloren gehen, dafür find im Geseß genügende Garantien gegeben, {und wenn die freien Kasscn leisten, was das Gesetz von ihnen verlangt, so können wir ihnen nur wünschen, daß sie gedeihen mögen. Die Form, in welcher eine bessere Unter- stüßung ín Krankheitsfällen gewährt wird, ist Nebensache, die Haupt- sache ist die Sicherheit dieser Unterstüßung selbs. Welchen Entwike- lung8gang das Krankenkassenwesen auf Grund des ncuen Gefeßes nehmen, welche von den verschiedenen Formen der Krankenversicherung am meisten Anwendung finden wird, kann heute Niemand übersehen. Wir sind aber überzeugt, daß in allen Formen der große humane Gedanke, der dem Gese zu Grunde liegt, sich in der praktischen Be- währung als segensreih erweisen wird.

Dem „Deutschen Handelsarchiv“ Hannover (im August) geschrieben :

Die Mühlen in der Umgegend von Hannover, insbesondere die- jenigen, welche zugleich Dampfkraft verwenden, haben gute Geschäfte gemaht. Es war im Allgemeinen große Nachfrage nah Mehl, daher die Preise anzogen und niht unbedeuter.de Versendungen nach dem Rhein und Süddeutschland stattgefunden haben. Auch die Abfälle der Mühlenprodukte erzielten gute Preise. Geringere Erfolge standen denjenigen Mühlen zu Seite, welhe nur mit Wasserkraft arbeiten, weil der Wasserstand ein niedriger war; jedoch war auch für diese der Betrieb bei der guten Nachfrage ein durchaus lohnender.

Die Ziegeleien fanden lohnende Beschäftigung, denn während in der gleichen Periode des Vorjahres die Preise auf 18 bis 20 M L sie ihre Produkte im lezten Quartale zu 24

is 2

Bei den Kalkbrennereien kann man die Beschäftigung eine vor- züglihe nennen; dieselbe war nicht nur eine binreichende, sondern au dur bessere Preise eine lohnendere. Neue Anforderungen treten fast tägli an sie heran.

Das Geschäft in Steinkohlen hat gleichfalls eine Aufbesserung aufzuweisen.

Der Konsum in künstlihen Dungstoffen, welher von Jahr zu Jahr erheblich zunimmt, wies auch im Verhältniß zum Vorjahre eine Vermehrung nah, namentli ist es der Chilisalpeter, der \ich ins- besondere für die Rübendüngung mehr und mehr in den Vordergrund gedrängt hat. Die chemischen Fabriken haben genügende und lohnende Beschäftigung gefunden. Die Aëphaltfabriken haben ausreichend zu thun. Die Deutsche Aëphalt-Gesellshaft hat im ersten Semester dieses Jahres etwa 10 000 Centner mehr, als im gleichen Zeitraume des vorigen Jahres abgeseßt. Von der Cementfabrikation ließ sich aud nur Gürstiges sagen; sie konnte kaum den Aufträgen nah- kommen und exportirte auch viel überseeisch und zwar nah Schweden, Norwegen und Amerika. :

Nah Verlauf mehrerer Jahre ist endlich einmal wieder über eine einigermaßen gute Sommerledermesse zu berihten. Die seit einiger Zeit im Ledergeschäft sih bemerkbar machende bessere Stimmung hat fich aub in der Messe fortgeseßt. Die Zufuhren waren sehr mäßig; manch: Fabrikanten, die seit dem Bestehen der Messe derselben stets Waa:e zugeführt, hatten ihre Vorräthe vor derselben zu Haus an Händler verkauft und waren ausgeblieben, viele hatten ihre Stapel reduzirt. Ganz besonders fehlte Sohlleder, wovon etwa 25 9/9 weniger angebracht war, als leßte Sommermesse, ebenso war es mit Brandsohlleder; auch Vache, Fahlleder und Kipse waren weniger am Platze. Im Allgemeinen kann man annehmen, daß die Preise, abgesehen von der besseren Trocknung, d °/o höher waren, als leßte Wintermesse. Wenn die Preise auch höher waren, fo ließen se dem Gerber doch noch fkeinen großen Nußen, da die der Roh- waare sehr hoch find. Die allgemeine Ansicht ist, daß seit einem Jahre weniger Leder umgearbeitet wurde; dicser Umstand in Ver- bindung mit einer guten Ernte läßt cin gutes Herbst- und Winter- ges{häft erwarten.

_Die Brauereien erfreuen si eines flotten Betriebes. Die Malz- preise sind normal, die Hopfenpreife aber etwa 200 4 pro Centner höher, als im Vorjahre.

_ Die Maschinenfabriken sind andauernd gut Leschäftigt und mit Aufträgen reihlich versehen. Die Konkurrenz ist jedoch eine große und lassen daher die Preise immer noch zu wünschen übrig. Nur diejenigen Fabriken, welhe Spezialitäten anfertigen, konnten einen besseren Verdienst aufweisen. Ein Gleiches läßt sich von größeren Cisengießereien sagen.

_ Die Gummiwaarenfabriken sind andauernd ausreichend beschäf- tigt und konnten den Anforderungen, welche an fie herantraten, oft nur mit großer Anstrengung nawkommen. Die Rohgummipreise sind sehr hoh und die Verkaufepreise der Fabrikate lassen zu wünschen Übrig, Die Fabriken sind deshalb gezwungen, darauf Bedacht zu nehmen, weitere Fortschritte in der Fabrikation zu machen und einen größeren Mehrumsatz zu erzielen, wenn sie den bisherigen guten

wird aus

ußen erreichen wollen.

_ Die Geschäfttlage der Papierfabriken ist cine günstige, Sie sind hinreichend beschäftigt und haben ausreichende Aufträge. Die Hannovershe Baumwoll-Spinnerei und Weberei war auch im abgelaufenen Quartal auêreicbend beschäftigt und liegen für die nâcbste Zeit noch erheblihe Aufträge zur Effektuirung vor. Die

Garnpreife sind gute geblieben und erblickt man hierin ein Anzeichen für eine fi allmählih vollziehende Geschäftsbefserung. :

Die Lage der Webereien, namentli aber die der mechanischen Weberei zu Linden, welche hauptsächlich in Betracht kommt, ift im Ganzen als eine günstige zu bezeihnen. Der Konsum hat \sich immer mehr der geringwerthigen Waare zugewendet, und wenn auch im vorigen Jahre in Folge des stärkeren Begehrs nach Sammet die Preise etwas gehoben werden konnten, fo hat sid do herausgeftellt, daß der Schwerpunkt des Gescbäftes dauernd mehr, als in früheren Jahren, in den geringen Qualitäten liegen wird. Es kommt dies wohl hauptsäclid daber, daß bei den jeßigen allgemeinen Erwerbs8- verhältnifsen und bei dem rashen Wesel der Moden für alle Be- kfleidung8gegenstände weniger auf Qualität als auf billige Preise gesehen wird.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Potsdam, Mittwoh, 7. November. Se. Majestät der Kaiser und König ist heute Nahmittag kurz nah 1 Uhr gemeinschafstlich mit Jhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin von Oesterreih-Ungarn sowie Fhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm hier eingetroffen. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschafien wurden auf dem Bahnhofe von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm begrüßt, welcher kurz vorher von Berlin angelangt war. Außerdem waren der Kommandant, General-Major von Hahnke, und der Comman- deur des 1. Garde-Regiments z. F. zur Begrüßung anwesend. Vor dem Bahnhofe hatte eine Compagnie desselben Regiments mit Fahne und Regimentsmusik, sowie angethan mit den historishen Blechmüßen, Aufstelung genommen. Nah- dem der Kaiser, Erzherzog Rudolf und Prinz Wilhelm unter den Klängen der österreichishen Nationalhymne die Front abgeschritten hatten und der Vorbeimarsh der Compagnie erfolgt war, wurden die Wagen bestiegen zur Fahrt nach dem Regimentshause des 1. Garde-Regiments, wo im Festsaale ein Déjeuner zu 90 Gedecken stattfand. Kronprinz Rudolf hatte seinen Play zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und dem Prinzen Wilhelm. Die Fürstlihen Damen nahmen an dem Mahl nicht Theil, sondern machten eine Rundfahrt durch die Königlichen Gärten. Ein zahlreiches Publikum, das alle Straßen beseßt hielt, begrüßte den Kaiser und Seine Gäste mit lebhaften Zurufen.

Statistische Nachrichten.

Unter der Ueberschrift „Das Salz im deutschen Zoll- gebiet“ veröffentli&t das Kaiserliche Statistishe Amt in seinem soeben erschienenen neucsten Monatshefte für das Etatsjahr 1882/83 Natbweisungen über die Produktion und den Absatz der inländischen Salz- werte, die Ausfuhr von Salz nah dem Zollauslande, den Verbrauch von einbeimishem und fremdem Salz innerhalb des Zollgebiets zu Speise- und anderen Zwccken, die in Bezug auf die Salzabgaben gewährten Erlêichterungen, die Einnahmen von Salzabgaben, den Niederlage- verkehr mit Salz und die ertheilten Salzabgabenkredite. Im An- \{lufse hieran ist eine Reihe von Tabellen mitgetheilt, in welchen die Hauptergebnisse der Jahresnachweisungen für die leßten 10 Jahre zu- sammengestellt sind. Wir entnehmen diesem Material Folgendes:

Unter den 78 Salzproduktionsstätten befanden sich im Jahre 1882/83 10 Bergwerke (1 mehr als im Vorjahre), hierunter 7 Staatéwerke, ferner 62 Salinen (wie im Vorjahre), darunter 21 im Staatsbesiß und 6 Fabriken mit Salznebengewinnurg (10 im Vorjahre) Pro- duzict wurden 59236 t Krystallsalz (62 686 t im Vorjahr), 257434 t anderes Steinsalz (230648 t im Vorjahr) und 471256 t Siedesalz (473138 t im Vorjahr). Die- Durcschnittsproduftiou in den 10 Jahren 1873 bis 1882/83 betrug 33 700 t Krystallsalz, wovon 99,5 9/9 allcin in der Provinz Sachsen erzeugt wurden, ferner 168 193 t anderes Steinsalz, von welher Menge 37,0 9% in Württemberg, 27,4 9/0 in der Provinz Sasen, 13,49/o in Thüringen, 10,6%/6 in der Provinz Posen und 10,1 9/6 in Anhalt produzirt worden sind, und \{ließlich 427 444 t Siedesalz, wovon 25,8 9/9 auf die Provinz Sachsen, 16,8 °%/9 auf die Provinz Hannover, 10,6 9/6 auf Bayern, 9,8 9/6 auf Elsaß-Lothringen, 6,4 %/a auf Baden, 6,3 9/9 auf Württemberg und 5,6 °/6 auf die Pro- vinz Westfalen entfallen. Der Absay der deutschen Salzwerke im In- lande betrug zu Speisezwecken (gegen Entrichtung der Salzabgabe) 391 110 t (313 357 t im Vorjahr), und auêtgeführt nach dem Zoll- auélande wurden 203 671 t (144751 t im Vorjahre), davon 114046 t nach Rußland und 40891 t nach den deutschen Zollauss{lüssen. Ein- geführt in das deutsche Zollgebiet wurden 35 802 t Salz (36 074 t im Borjahr), hierron 29 510 t aus Großbritannien. Die abgabefreie Salz- verwendung im deutschen Zollgebiet betrug 290151 t (292567 t im Vor- jahr), und zwar wurden 97 885 t zur Viehfütterung, 3066 t zur Düngung, 148 300 t an Soda- und Glaubersalzfabriken, 14562 t an chemische und Farbenfabriken, 8751 t an die Leterindustrie, 7818 t an die Metallwaarenindustrie, 5884 t zur Scifen- und Kerzenfabrikation und der Rest zur sonstigen Verwendung in der Tcchnik abgelassen, Der Verbrauch an Speisesalz im deutschen Zollgebiet berechnet si für das letzte Etatsjahr, sowie für den Durchschnitt der leßten 10 Jahre, zu 7,7 kg auf den Kopf der Bevölkerung, der Verbrauch an {teuer- freiem Salz zu 6,4 kg gegen 5,3 kg im 10jährigen Durchschnitt, der Gesammtsaizverbrauch also zu 14,1 kg auf den Kopf gegen 13,0 kg im 10jährigen Durchschnitt. Die Einnahmen an Salzabgaben betrugen 42 030018 A (41 259 757 4 im Vorjahre); hiervon ent- fallen auf die Steuer vom inländischen Salz 38 461595 A. (37 569 072 4 im Vorjahre), der Reft auf Eingangézoll für ausê- ländisces Salz.

Kunst, Wiffenschaft und Literatur.

Das preußishe Geseß vom 3. November 1833 über die Cisen- bahnunternehmungen bildet auch gegenwärtig noch die Grundlage für die Beurtheilung der Verhältnisse der Eisenbahnunternehmungen zum Staate und zum Publikum. Das Geseß hat indessen durch die Landes- und Reichsgeseßgebung zahlreie Abänderungen und Ergän- zungen erfahren, wodur die Uebersicht über diese Materie wesentlich ershwert worden L Der Landgerichts-Rath J. A. Schrötter zu Königsberg i. P. hat deshalb cine Bearbeitung derselben unter dem Titel „Das preußische Eisenbahnrecht in seiner heutigen Gestalt“ herausgegeben, in welher im AÄnsbluß an das Geseß vom 3. November 1838 ein vollständiges Bild von dem heute geltenden preußishen Eisenbahnrecht gewährt wird, Die cinshlagenden Geseße sind von dem Verfasser theils vollständig, theils soweit sie nur vereinzelte Vorschriften für die Eisenbahnen enthalten im Auszuge mitgetheilt, die Erlasse der zu- ständigen Landes- und Reichsbehörden sowie die Entscheidungen der höchsten Gerichtshöfe bis in die ncueste Zeit entsprechend berücksichtigt worden. Das Werk hat die Bestimmung, nicht nur als Handbuch für den Fahmann und Juristen, sontecn als Wegweiser für Jeder- mann, der übec irgend eine die Eisenbahnen betreffende Angelegenheit ih Rath und Auskunft verschaffen will, zu dienen. Das beigegebene chronologishe und Sach-Register werden diesem Zweck föcderlich fein. Der Preis des Werkcs, welches im Verlage von H. W. Müller hierselbst erscienen ift, beträgt 5 A i e

In Carl Heymanns Verlag in Berlin erschien soeben: Der Beamten - Kalender auf das Jahr 1884. Derselbe enthält außer einem Kalcendarium für tägliche Eintragungen zahlreicve speziell für den Gebrau der Staats- und Kommunalbeamten bestimmte

Beilagen. Herausgeber wie Verleger haben Alles gethan, um den Kalender zu einem brauchbaren und werthvollen Hand- und Taschen- |

buch zu gestalten. Au der für den Band normirte Preis von 2,50 ift in Hinsicht auf den reihen Jshalt desselben ein mäßiger

zu nennen. Gewerbe und Handel.

Dortmund, 5. November. (Rhein.-Westf. Ztg.) Die Ver- hältnisse des Eisenmarftes sind noch immer wenig befriedigend, da die Kauflust andauernd gering ist und namentlich das Ausland mit seinen Ordres zurübält. Im Hochofengeschäft hat die fort- währende Zurückhaltung der Käufer den weiteren Rückgang der Preise, namentlich im Siegenschen, zur Folge gehabt. Ebenso ist Lurem- burger Roheisen weiter heruntergegangen. Im Stabeisengeschäft gehen neue Aufträge nah wie vor langsam ein und fehlt es dahex manchen Werken nach wie vor an ausreibender Beschäftigung, weshalb au die Preise sih nit erholen können, vielmehr bei der scharfen Konkurrenz weichende Tendenz verfolgen. Auch in Trägern und sonstigen Façoneisenjorten fehlt es an genügender Nabfrage und nicht minder in Kesselblehen, während Feinblehe fortdauernd belebt sind und die Preise behaupten. Die Röhrenwalzwerke sind ebenfalls befriedigend beschäftigt und werden au fernerhin sich genügender Bestellungen zu erfreuen haben, da vielfach neue Wasser- und Gas- leitungen angelegt und bestehende erweitert werden. In Walz- draht sind die betreffenden Werke wieder besser beschäftigt, da in leßter Zeit umfangreiche Aufträge aus dem Auslande eingegangen sind. Auch in der Stahlbranche haben sich die Bestellungen in den leßten Wowen bedeutend vermehrt, die theils von heimischen Eisenbahnen, theils Seitens des Auslandes gemacht worden sind, von ersteren sind auch noch weitere durch bereits au8geschriebene Sub- missionen zu erwarten. Ebenso hat die Kleineisenindustrie einen ziemlih erheblichen Zuwachs an neuen Ordres erhalten. Die Lokomotiv- und Waggonfabriken sind noch auf Grund älterer Kontrakte befriedigend beschäftigt und dürfte ihnen auch weiterhin eine zufriedenstellende Thätigkeit gesicbert sein, da es den beimischen Eisenbahnen noch immer an Betriebsmaterial fehlt. Die Ma- \chinenfabriken haben ebenfalls genügende Aufträge in Händen und sind meist flott beschäftigt. Jn der Kohlenindustrie dauert eine rege Thätigkeit in Förderung uad Absatz an, auch werden die Preise fest behauptet. In Koks und Kokskohlen ift der Absatz etwas regelmäßiger, aber die Preise bleiben bei der starken Konkurrenz gedrüdt.

Antwerpen, 6. November. (W. T. B) Wollauktion. Angeboten waren 1891 B. La Plata-Wollen, verkauft 1187 B. Flau. Preise niedriger als in den letzten Auktionen.

London, 6. November. (W. T. B.) Die Mas@inen- und Dampfkesselfabrik der Gebrüder Hempsted in London und Granton hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiven betragen 200 000 L, die Aktiven sind indeß so beträchtlih, daß man an- nimmt, der Betrag der Passiven w.rde durch dieselben reihlich über- stiegen roerden. Die Entrepreneurfirma Alfred Humpage in Birmingham geht in Liquidation, Ihre Passiven betragen 118 000 £; die Mehrzahl der Schulden ist durch Garantien gedeckt.

New-York, 5. November. (W. L. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Wodhe von den atlantishen Häfen der Ver- einigten Staaten nah Großbritannien 55 000, do. nach Frank- reih 10 009, do. nach anderen Häfen des Kontinents 15 000, do. von Kalifornien und Oregon nah Großbritannien 56 000, do. nach dem

Kontinent Qrtrs. BVerkehrs-Unftalten.

Bremen, 6. November. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist heute Nachmittag 2 Uhr in Southampton eingetroffen.

Hamburg, 6. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Lessing“ dec Hamburg-Amerikanishen Packetfahrt- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, heute Nach- mittag 4 Uhr auf der Elbe angekommen. 5

Hamburg, 7. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Frisia* der Hamburg-Amerikanishen Pacetfahrt- Aktiengesellschaft is gestern Nahmittag 2 Uhr in New-York eingetroffen.

New-York, 6. November. (W. T. B.) Der Dampfer „Helvetia“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 7. Novem“:er 1883,

Preußische Klassenlotierie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 2. Klasse 169. Königlich preußischer Klajsenlotterie fielen:

1 Gewinn von 6000 4 auf Nr 76 040,

1 Gewinn von 1800 J auf Nr. 1458.

6 Gewinne von 300 6 auf Nr. 29 871. 35 295. 80 509. 83 102, 85 413. 88 030,

Am Freitag, den 9. d. M., findet Königliche Par- forcejagd statt. Rendezvous: Mittags 1 Uhr Fagdschloß Grunewald. e

Die Lutherfeier in der Dreifaltigkeits-Gemeinde wird am Sonnabend, den 10, November, Abends 6 Uhr, durch cine liturgishe Andacht eingeleitet werden, bei welcher der kirchlihe Ge- sangverein die Gesänge ausführen und Hr. Superintendent Dryander cine Ansprache halten wird. An diese Andacht {ließt sich Beihte und Abendmahl. :

Am Sonntag, den 11., werden in der Dreifaltigkeitskirche drei Gottestienste stattfinden: 1) um 10 Uhr Vormittags (Hr. Missions- Inspektor Lie. Plath); 2) um 12 Uhr Mittags mit nawbfolgender Beichte und Abendmahl (Hr. Superintendent Dryander); 3) Abends 6 Uhr (Hr. Prediger Jaeckel).

Wegen der Lutherfeier bleibt das Kunstgewerbe-Museum amin Sonnabend, den 10. d. Mts., geschlossen.

Von dem Württembergischen Kunstgewerbeverein wird am 20. Novemkter in den Räumen des Königsbaues zu Stutt- gart, die zu diesem Zweck von Sr. Majestät dem König bewilligt find, ein Weibßnacsbazar eröffnet und im Anschluß an denselben eine kunstgewerblihe Lotterie veranstaltet werden, zu welcher ein Theil der ausgestellten Stücke angekauft werden soll. Als besonders willkommen bezeihnet die Einladung des Vercins kleinere, leiht ver- fäuflihe Stücke, die bis zum 10. November anzumelden und, falls Seitens des Vorstandes kein Widerspruch gegen deren Ausstellung erfolgt, bis zum 15, November abzuliefern sind. Von den Theil- nehmern an dem Bazar wird ebensowenig eine Platzmiethe wie von dei besudenden Publikum ein Eintrittsgeld erhoben werden.

Die Rekruten für das Garde-Corps aus den Bezirken des 1YŸ., V1. und VIL, Armee-Corps trafen im Laufe des heutigen Tages in der Stärke von c2, 2000 Mann hier ein, bezogen glei nach dem Eintreffen die von den Fourieren vorbereiteten Quartiere und werden morgen zur Vertheilung an die Truppentheile gelangen.

Neues Friedrich-Wilhelmstädtishes Theater. Mit der morgigen Aufführung von „Eine Nacht in Venedig“ finden die Vorstellungen dieser Operette ihren vorläufigen Absbluß, da_ am Freitag, wie bereits gemeldet, „Der Bettelstudent“ wieder in Scene geht. Es ist dies die 249. Vorstellung des unverwüstlichen Werks. Bei der 259. Aufführung, am Sonnabend, wird der Komponist, Hr. Millöcker, wieder persönli den Dirigentenstab führen.