1883 / 267 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Nov 1883 18:00:01 GMT) scan diff

ühren und der Staatsregierung Veranlaffung geben würden, den Wiederzusammentritt des Landtags zu wünshen. Nachdem diese Ver- handlungen aber wider Erwarten erft jetzt zu cinem Abs{luß geführt haben, über welchen dem Landtage nähere Mittheilung zu maten die Staatêregierung nit verfehlen wird, so ersuben wir Ew. Hoch- wohblacboren mit Höchster Genehmigung ergebenft, zu diesem Zweck die Mitglieder des Landtags am Montag, 3. Dezember, Vormittags 11 Ubr, im Landtagéfaale versammeln zu wollen.“

Elsaß-Lothringen. Met, 12. November. (W. T. B.) Bei der heutigen Wahl eines Mitgliedes zum Lande s- aus\chuß wurde der hicsige Weinhändler Neumann als Kandidat der Vermittlungspartei mit 13 von 25 Stimmen gewählt. Derselbe nahm die Wahl an.

Cs ck

Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. November. (W. T. B.) Die österreichishe Delegation nahm das ordentliche und das außexrordentlihe Heeresbudget ohne Debatie an und verblieb bezüglih des Marinebudgets bei den früheren Beschlüssen. Der bosnishe Ofkkupationskredit wurde nah den Anträgen des Ausschusses angenommen, nachdem der Reichs-Finanz-Minister von Kallay die Beschwerde des Delegirten Pflügel über die Vernachlässigung der katholischen Kirche in Bosnien eingehend widerlegt hatte.

Dem „Fremdenblatt“ zufolge ist von einer durh ver- schiedene Blätter gemeldeten Reise des österreichishen Gesandten in Belgrad, Grafen Khevenhüller, nah Wien in unterrich- teten Kreisen bisher nichts bekannt geworden.

Schweiz. Genf, 13. November. (W. T. B.) Der bisherige Staatsrath wurde gestern wiedergewählt, bis auf Heridier, der durch Dunand erseßt wurde. Der Staatsrath besteht jeßt aus 5 Radikalen und 2 Konservativen. ,

Frankreich. Paris, 10. November. (Fr. Corr.) Der Präsident der Republik unterzeihnete heute das Dekret, wodurch Msgr. Thomas, Bischof von La Rochelle, zum Er z- bishof von Nouen an Stelle des verstorbenen Kardinals Bonnechose ernannt wird. Msgr. Thomas hat im Jahre 1870 mit der Minorität des Konzils gegen die Proklamirung des Unfehlbarkeitsdogmas gestimmt. Wegen der Verleihung der zwei durch den Tod der Kardinalerzbishôfe Donnet und Bonne- hose frei gewordenen Kardinalshüte an französische Bischöfe steht die französishe Regierung augenblicklich in lebhaften Unterhandlungen mit dem Vatikan.

12. November. (W. T. B.) Die Nachricht, daß Admiral Courbet neue Verstärkungen verlangt habe, ist der „Agence Havas“ zufolge unrichtig. Nach seinem leßten Te- legramm erwartet er nur die Ankunft der afrikanischen Truppen, um in den Operationen fortzufahren.

Der ehemalige Minister Ferdinand Barrot ist gestorben.

Rumänien. Bukarest, 12. November. (W. T. B.) Alle Schriftstücke, betreffend die Donaufrage sind heute in einem Grünbuh der Kammer vorgelegt worden.

___ Serbien. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Neuen freien Presse“ aus Belgrad isst der Kreis Saitschar pazifizirt und die Militärverwaltung daselbst eingeführt. Die Truppen operiren gegen Knjaschevaz.

Bulgarien. Sofia, 13, November. (W. T. B.) Das von hier verbreitete Gerücht: Fürst Alexander habe eine Note an die Mächte gerichtet, worin er sich über die Ver- lezung des Berliner Vertrages Seitens Rußlands beklage, ist vollständig unbegründet. Bezüglich der Mission des Obersten Kaulbars wird bestätigt, daß dieselbe einen versöhnlihen Cha- rakter hakte, und daß die Angelegenheit wegen der russischen Offiziere in der bulgarishen Armce bald eine befriedigende Erledigung finden werde.

Der Münchener „Allgem. Ztg.“ wird aus Sofia ge- meldet: Oberst Kaulbars sei gestern von dem Fürsten von Bulgarien in einer Audienz empfangen worden, die vier Stunden gedauert habe.

Ufriëæ. Egypten. Kairo, 12. November. (W. T. B.) Das amtliche arabisheFournal Wakai-el-misiye“ veröffentliht ¿wei Depeschen, durh welche die Nachricht von dem Siege Hidcks Pashas über den Mahdi be- stätigt wird. Zur Erklärung des Ausbleibens der Nachrichten von dem General selbst wird jeßt gemeldet, daß derselbe vor seinem Abmarsch der egyptischen Regierung s{iftlih mitge- theilt habe: €s werde ihm unmöglih sein, Nachrichten über scine Bewegungen zu übermitteln.

Zeitungsfstimmen.

Der „Rheinisch-Westfälishen Zeitung“ entnehmen wir folgenden Artikel : Die Nr. 82 unserer Zeitung vom 4. August brate einen Artikel „Zum Kapitel der Jahresberichte der Handelskammern und Vereine“, in welchem die Haltung der „Kölnischen Zeitung* den großen wirth- schaftliben, namentli den zollpolitisden Fragen gegenüber, als eine sehr cigenttümliche bezcibnet wurde, denn während diese Zeitung ihren früßeren radifal freibändlerishen Standpunkt im allgemeinen aufge- geben und sib von dem reinen Manctesterthum losgesagt zu haben \ceint, bringt ste zuweilen Korrespondenzen aus Berlin, welche diesen Standpunkt noch unentwegt festhalten und innigste Fühlung und Sympathie mit den noch vorbandenen wenigen Mancbestermännern verrathen. In diesen Korrespondenzen kommen natürlih die Schut- ¿ôllner recht \chlecht fort, indem ihnen alles möglihe Böse in Bezug avf ihre Wirksamkeit und deren Folgen nachgesagt wird. Durþ eine solhe Korrespcndenz erfreut die „Kölnische Zeitung“

ihre Leser auch wieder in ihrer Nummer 298 vom 27, Oktober d. J. Der Hauptzweck dieser Korrespor denz läuft darauf hinaus, der Frei- bafenstadt Bremer bezüglich der schwebenden, freilid äußerst wichti- gen Fragen Verstaatlihung der Eisenbahnen, Zollans{hluß und Vertiefung der Unterweser Beistand zu leisten. Sie beginnt jedo mit einigen \pärliben Mittheilungen über die leßte Sißung des Aus- schusses vom deutsben Handelêtage, den Uebergang zu der angeblich so bedrängten Lage Bremens muß folgender Passus bilden : „Der Handelêtag kränkelt, seit Königéberg, Danzig, Stettin und Hannover aus dem Handelêstage ausgetreten find, weil die {utz- zöllnerishe Partei darin die Oberhand gewann. Solange dieses Ver- bâltniß dauert, ist an den Wiedereintritt der Seestätte nit zu denken, denn diese find auf Handel und Sciffabrt angewiésen, und das Schutz- ¿ollsyvftem, welches die Länder möglihst absperren will, steht în unbedingtem Gegensaß zu den Lebentinteressen der Seestädte. Am

s&limmsften ift augenblidcklich die Stimmung in Bremen.“

Also der Handelstag kränkelt und das haben wieder die bösen Scutzöllner verübt, weil sie die Oberhand erlangten und dadurch die Seestädte aus dem Handelstage drängten. Diese Darstellung des Herrn Korrespondenten der „Kölnischen Zeitung“ ift aber unrichtig und tendenziöós darauf berechnet, irrige Anschauungen zu erwecken; sie erfor- dert daher cine Richtigftellung. Í

Der Plenarversammlung des sechslen deutshen Handelstages vom 22. bis 24. Oktober 1874, in welcher kein Wort von Frei- handel oder Schutzzoll gesprochen worden war, auh nach den Ver- handlungêgegenftänden kaum gesprochen werden konnte, folgte der außerordentliche deuishe Handelstag vom 29. Mai 1875, der \sich lediglich mit der von der Reichs-Iustizkommission beantragten Auf- bebung der Handel8gerihte beschäftigte. Dann fand eine lange s statt, da der nächste Handelstag ers Ende Oktober 1878 zu- ammentrat. In dieser Zwischenzeit, in welder nur der Aus\{uß des deutschen Handelstages thätig war, erfolgte der Austritt der „Scestädte“. Der Auss{uß bestand damals aus 25 Mitaliedern und bei ftrengster Prüfung wird man höchstens 5 oder 6 derselben als der Schutzzöllnerei verdächtig herautfinden können. Demgemäß lehnte der Ausschuß beispielsweise in der Sißung vom 27. und 28. Mai 1875 den Antrag des Herrn Baare auf Einberufung des Handelêtages zur Berathung der Eisenzollfrage ab und beschränkte sib in Bezug auf diese Zölle darauf, dem Reichskanzler-Amt durch Eingabe vom 8, November 1876 die verschiedenen Ansichten der Aus- \cukmitglieder zur Kenntniß zu bringen. Daß man somit die Ansichten der Shutzöllner im Ausschusse nicht todtshwieg, daß man sie in gerechter Weise mit den Ansichten der Freihändler der Regierung unterbreitete, das mag freilih ein großes Verbrechen in den Augen der Seestädtler, mindestens der Heißsporne unter denselben, gewesen fein; denn nun kam von Königsberg ein Antrag auf Aenderung der Statuten des deutshen Handelstages, durch welchen den großen Handelëpläten ein Uebergewicht bei der Abstimmung und mit Hülfe einer anderen Zusammensetzung des Auss{u}ses auch in diesem letzteren gewähr- leistet werden sollte, Der Ausschuß, welcher in seiner Situng vom 11. bis 13. Dftober 1877 über diesen Antrag verhandelte . bes{loß einstimmig die Annahme der motivirten Tagetordnung. Auf Mittheilung dieses Beschlusses erklärte das Vorsteheramt der Königs- berger Kaufmannschaft, daß es bereit sei, bis zur nächsten Plenarver- sammlung von Verfolgung seiner Anträge abzustehen. Dennoch erfolgte vor diesem Termine, also ohne daß sib die Zusammen- seßung de-s in seiner überwiegenden Majorität radikal freihändlerischen Ausschusses etwa geändert bätte und ohne daß der Handelstag irgend Gelegenheit gehabt hâtte, irgendwie zu dem inzwischen auf anderen Gebieten {arf entbrannten Kampfe über Schußzoll oder Freihandel in einer Plenarversammlung Stellung zu nehmen, der Austritt der „Seestädte“ Tilsit, Insterburg, Memel, Königsberg, Elbing, Danzig, Wolgast und Lübeck, denen si später noch Stettin ansclloß. Han- nover, das sei hier beiläufig bemerkt, ist erst viel später, im Jahre 1881, und aus gänzlich anderer Veranlassung aus dem Verbande des Deutschen Handelstages geshieden. Wieso hatten cs aber die See- städte des Oftens so eilig, die Sezession herbeizuführen? Wohl nur, weil der Aus\{chuß, wie bereits bemerkt, sich nicht rabiat genug den Schutz- zöllnern gegenüber benahm; denn er hatte den Meelschen Antrag auf Bildung eines volkswirthschaftlichen Senats nicht kurzer Hand abgewiesen und sih auch mit 16 gegen 5 Stimmen für eine Enquete Über die wichtigeren Produktions- und Fabrikationszweige Deutschlands aus- gesprochen, ein Beschluß, der später in schriftlicher Abstimmung von den Mitgliedern des Deutschen Handelstages mit 98 gegen 18 Stim- men gutgeheißen wurde. So etwas freilichd konnte das radikale Manchesterthum der Königsberger und Konsorten richt vertragen, die Gegner sollten niht gehört werden, nicht zu Worte kommen, und daher traten die „Seestädte" aus dem Handelstage, um sich unter dem Un Eugen Richters zu einem Freihandelsverein zusammen- zuthun, dessen Geschäfte von da ab von der famosen „Freihandels- Correspondenz“ beforgt werden.

Spâäter, bei dem Handelstag vom 30. und 31. Oktober 1878, als die „Seefstädie* längst aus8&escieden waren, gewannen freilich die Schußtzzöllner im Handelstage die Oberhand und wenn man die Frage des Volkswirthschaftsraths, wie es fälshlich in vollständiger Ver- kennung der Sa{lage der Fall war, als eine solche betrahten will, die vom Standpunkte des Schutzöllners oder des Freihändlers zu beurtheilen ist, so hat der Handelütag damals ein fozusagen \{ut- zöllnerishes Votum abgegeben ; seit jener Zeit aber hat im Handels- tage keine Frage zur Verhandlung gestanden, welche mit Freihandel oder Schutzoll irgend etwas zu thun g:habt hätte, :

Dagegen hat der Handelstag in seinen von da ab jährlicen Sitzungen ein außerordentlih reges gesundes Leben entroickelt, welchem gegenüber die vorhergegangene Zeit mit ihren bis 3z3jährigen Pausen weit eher als eine kränkelnde bezeibnet werden kann. Auch haben sich jeßt, nahdem jene radikalen unversöhnlien Elemente ausgeschieden, die Gegensätze wesentlih gemildert und infolgedessen ist der Handelétag in überaus witizen Fragen, wie beispieléweise im vergangenen Jakre bezüg- lich der Wedell-Malbowschen Börsensteuer und der Reform des Rei(s- Stempelgeseßes, zu fast einmüthigen Beschlüssen gelangt. Das sind Zeicken voller Kraft und Gesundheit, und wenn der Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ dem Handelstage nachsagt, daß er von den Scbutzzöllnern zum Kränkeln gebracht sei, so gescbieht es eben nur, um den leßteren wieder etwas anzuflicken. Auch mit der Oberhand der Schußzöllner im Ausschusse des Handelsta-es, in welchem doch der Schwerpunkt des letzteren liegt, ist es sehr frag- lib. Denn 1878 benußten die Schußzöllnec ihre Majorität in der Plenarrersammlung nicht etwa dazu, um nun einmal den Spieß umzufkehren und sich der Majorität im Aus\cusse zu bemäcbtigen, sondern es wurde nur ein Kompromiß ges{lossen, welches jeder Partei die leihe Stimmenzahl im Auëschusse fihern sollte. Wer heute etwas \chärfer zusieht, dürfte jedo finden, daß durch die inzwischen stattgefundenen Berufangen sch der Schwerpunkt im Aus\{usse wieder mehr der Freihandelsmajorität zuneigt. : :

Man siebt also, daß die Ausführungen des Korrespondenten der „Kölnischen Zeitung®* den Thatsachen nicht en1lsvrehen. Jhr Charakter tritt aber noch deutlicher hervor, wenn wir den Satz betrachten, welcher sagen will, daß an éine Mitwirkung der „Seestädte“ an den Bestrebungen des deutschen Handeléstandes nicht zu denken ist, so lange die Schutzzöllnerei sih in demselben breit mat, denn diese, „welche die Länder absperren will, steht in unbedingtem Gegensaß zu den L-benéinteressen der Seestädte“. Da möchten wir den Herrn Korrespondenten des so angesehenen Weltblattes doch fragen, ob Hamkurg und Bremen neben seinen „Seestädten“ nicht auch einige Beachtung verdienen. Denn wenn Königsberg aue, troß des Schutzolles, gerade in den leßten Jahren einen ge- waltigen Aufs{chwung genommen hat, so_ bleiben Bremen und Ham- burg do immer unsere bedeutendslen Seeplätße, deren Handel den- jenigen von Königsberg und Memel, Tilfit und Insterburg und wie die Sejessionisten alle heißen, vielfah übersteigt. Hamburg und Bremen aber haben es ihren Interessen niht zuwider ge- funden, Mitglieder, und eifrige Mitglieder, des deutshen Handels- tages zu bleiben, und selbst Bremen mat, troy seiner angeblich so s{limmen Stimmung, keine Anftalt, aus dieser so gemein- nüßigen Vereinigung zu scheiden. Aus diesem Umstande geht wohl am deutlichsten hervor, daß nicht die Schutzöllner die östlihen See- städte aus dem Handelstage getrieben haben, sondern daß es deren radikaler unversöhnlicker Geist war, welcher fie zur Sezession trieb, der Geist, von dem auch der Correspondent der „Kölnischen Zei- tung“ beberrs{cht wird. Wir können es nur, wie wir Aehnlichcs be- reits in unsercm Eingangs angezogeren Artikel bemerkten, mit der Zweiseelen-Theorie erklären, wenn cin Blatt, dem in weiten Kreisen die größte Bedeutung und demgemäß doch ein großer sittliher Ernst beigelegt wird, eine so tendenziôós unwahre Correspondenz an die Spitze der betreffenden Hauptausgabe bringen konnte.

__— Im „Staats-Anzeiger für Württemberg“ finden wir folgende Notiz aus Stuttgart:

In der Auë\chußsfitung des Exportmusterlagers vom 5. November unter dem Vorsiß Sr. Hoheit des Prinzen Hermann zu Sacbsen- Weimar erstattete Direktor Zilling den Geschäftsbericht, dem wir Fol-

und beträgt heute 492. Es ift zu hoffen, daß die wenigen noch nit beigetretenen erportfähigen Firmen in Kürze beitreten, um no in dem Katalog Aufnahme zu finden, desen zweite Auflage im Dru ist. Das Ge- schäftsjahr beginntam 1,April und es war das Resultat in den abgelaufenen 7 Monaten sehr befriedigend; es wurden nämli 340 Aufträge er- theilt, im ersten Geschäftsjahre nur 86. Alle auf dem Lager ge- maten Verkäufe sind mit Ausnahme einiger kleinen Mustersendun- gen bezahlt. Das Erportmusterlager hat sich 30 Agenten in Yad, Bremen, Berlin, Leipzig, Wien, Pest, Prag, Triefl,

ondon, Paris, Bukarest, Braila, Galaß, Kopenhagen, Madrid, Valencia, Mailand, Genua, Rom, Belgrad, Salonichi, Smyrna, Kairo, Alexandrien, New-York engagirt. Dieselben sandten in den leßten 7 Monaten 96 Aufträge.

Die „République française“ theilt in ihrer neuesten Nummer zahlreiche Daten aus dem deutschen Handels- ausweise des leßtvergangenen Jahres mit und sagt dazu : „Was die Bewegung des Außenhandels betrifft, so exportirt Deutscbland für 4055 Millionen Francs und importirt für 3955. Das Gesammtergebniß von 8010 Millionen bleibt daber nur um 558 Millionen hinter dem Gesammtbetrage des französishen Außen- handels zurück. Es muß übrigens bemerkt werden, daß der deutsche Export von 1881/1882 um 225 Millionen gestiegen ist, ein Zuwachs, der hauptsäcblich auf die Fabrikate entfällt, nämli auf Bier, Alkohol, Mehl, Zucker, Gewebe und Metallfabrikate, auf Papier 2c. Gerade dies erscheint beunrubigend, wenn man konstatirt, daß in Frankrei im Gegentheil der Erport von Fabrikaten abnimmt, und zwar bis zum gegenwärtigen Augenblicke abnimmt, denn während der abgelau- fenen neun Monate dieses Jahres sind wir hinter der entsprechenden Periode des Vorjahres um 974 Millionen zurückgeblieben.

In seinen Handelsbeziehungen zu uns kauft Deutsbland uns für 317 Millionen Francs ab, und verkauft uns für 412 Millionen. Seine Handelsbilanz ift gleibfalls eine günstige im Verhältniß zu England, den Vereinigten Staaten und der Schweiz; eine minder- günstige dagegen in dem Verhältniß zu Belgien, Oesterreich-Ungarn (hier besonders) und Rußland.

Fügen wir noch hinzu, daß der Welthandel des Deutschen Reichs dur eine reiche Kauffahrteiflotte von 4370 Schiffen mit 1633000 t Tragfähigkeit unterstüßt wird. Ein Viertel dieser Tonnage wird dur 515 Dampfer repräsentirt.

Wenn die Ueberwachung der militärisben Entwickelung des Deutschen Reichs unerläßlich ift, so ist es hinwiederum nüßlich, sich von dem industriellen und kommerziellen Aufshwunge desselben Nechen- schaft zu geben. Wir halten Frankreih für stark genug, ihm auf diesem zweifahen Schlachtfeld die Stirn zu bieten, aber nur unter der Bedingung, daß wir ohne Rast noch Ruhe arbeiten.

Statistische Nachrichten.

_ Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesund- heit8am1s sind in der 44, Jahreswoce von je 1000 Bewohnern auf den Jahredur{scnitt bere{net als gestorben gemeldet: in Berlin 25,3, in Breslau 29,1, in Königsberg 32,5, in Cöln 21,3, in Frankfurt a. M. 17,1, in Hannover 19,8, in Cassel 20,8, in Magdeburg 20,5, in Stettin 23,8, in Altona 19,0, in Straßburg 19,1, in Mey 15,1, in München 23,8, in Nürnberg 16,6, in Augsburg 18,8, in Dres- den 25,4, in Leipzig 24,7, in Stuttgart 16,6, in Braunschweig 30,0, in Hamburg 18,2, in Karlsruhe 15,0, in Lübeck —, in Wien 23,2, in Budapest 22,7, in Prag 29,5, in Triest —, in Krakau 16,6, in Basel 15,9, in Brüffel 24,4, in Paris 21,6, in Amsterdam 27,8, in London 19,0, in Glasgow 25,0, in Liverpool 23,0, in Dublin 28,2, i

in Y Edinburg 19,0, in Kopenbagen 16,0, in Stockholm 17,8, in Chri-

tiania 166, in St. Petersburg 23,7, in Warschau 32,5, in defsa 32,1, in Bukarest 23,9; in Rom 22,8, in Turin 18,8, in Madrid 26,3, in Alexandrien 46,1. In der Zeit vom 7. bis 13. Oktober cr.: in New - York 23,5, in Philadelphia 19,8, in Chicago 20,4, ita St. Louis 23,3, in Cincinnati 14,9, in San Franzisfo 18,2, in Kalkutta 21,9, in Bombay 22,8, in Madras 39,8. Beim Beginn der Woche herrshten an den meisten deutschen Beobachtungsorten {wae östliche und südöstliche, in Berlin, Breslait und Bremen westliche und südwestliche, aber gleihfalls bald nah Oft umlaufende Winde, die in Konitz, Heiligenstadt und Karlsruhe um die Mitte der Woce nah Nordost gingen, und an den meisten Sta- tionen bis zum 1, November aus öftlihen Windiichtungen wehend blieben. Ia ten leßten Tagen der Woche erhielten jedoch an den meisten Stationen südliche und südwestlihe Luftströmungen die Ober- hand, nur in Cöôln und an den süddeutschen Stationen blieb Südost überwiegend. Die Temperatur der Luft lag an den meisten Sta- tionen über der normalen. In der zweiten Wocbenlälfte nahm dic Temperatur etwas ab, do sank das Thermometer nur in Konitz und in München etwas unter 0. Bei meist nebligem Wetter fielen sehr wenig Niederschläge. Der beim Wochenbeginn hohe Dru der Luft nahm in den ersten Tagen der Woche noch zu; vom 31. Ok- tober an sank das Barometer langsam an allen Stationen bis zum Schluß der Woche. S Die Sterblichkeiteverhältnisse der meisten Großstädte Europat blieben auc in dieser Berichtéwoche günstige, wenn sie auch an man- chen Orten ein wenig höher als in der Vorwoche waren. Besonders günstig waren die Sterblichkeitsverhältnisse in den rheiniscen und süddeutscen Städten, sowie in denen an der Nordsecküste. Die all- gemeine Sterblichkeiteverhältnißzahl für die deutshen Städte ftieg auf 22,6 von 22,3 der Vorwoche (pro Mille und Jahr berechnet). Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit zeigt nur eine unwesentlibe Veränderung. Von 10070 Lebenden starben aufs Jahr berecnect 66 Kinder unter 1 Jahr gegen 67 der Vorwoche (în Berlin 73, in München 93). e i Unter den Todcésursachen haben von den Infektionskrankheiten Sterb-fälle an Diphtherie, Croup, Keuchhusten und Ruhr etmas ab», an Masern, Scarlab und Unterleibstyphus etwas zugenommen. Masern führten in Berlin, Breslau, München, Crimmitschau, Leipzig, Buben, Hamburg, Wien, Amsterdam vielfach zum Tode, în Osnabrück hat die Epidemie nachgelassen. Das Scharlachfieber trat besonders in Königsberg, Berlin, Apolda, Remscheid mit großer Bösartigkeit auf, auch in Dresden, Danzig, Meerane, Coburg, Han- nover, Altona, London, Birmingham, Christiania, rief Scharla zahlreihe Todesfälle hervor. Diphtherie und Croup for- derten vielfahe Opfer, namentlih in Berlin (94), Breslau, Chemniß und Amsterdam. In Dresden, Leipzig, Halle, Guben, Dessau, Tilsit, Wien, Prag, Paris hat die Zabl der Todesfälle etwas ab-, in Königsberg, Danzig, Schwerin i. M.,, München, Hamburg, Thorn, Colberg, Magdeburg, St. Peters- burg, Warschau u. a. zugenommen. Typhöse Fieber zeigten si häufiger als Todesursachen, namentlich stieg die Zahl der dur sie hcrvorgerufenen Todesfälle in Stralsund, Stolp, Posen, Mühl- hausen i. Th., Berlin, Wien, während fie in Paris etwas abnahm. Sterbefälle an Flecktyphus kamen aus deutschen Städten gar niht, aus Amsterdam, London, Warschau, Granada einzelne, aus Madrid, Valercia und Murcia mehrfache Todesfälle zur Anzeige.

Der Keuchhusten verlief in Barmen, Elberfeld und Hamburg weniger bösartig, in Berlin und Insterburg stieg die Zak! der Opfer. Auch Todesfälle an Ruhr wurden selten.

Darmkatarrhe und Brecbdur(fälle der Kinder zeigten in Wien einc Steigerung der Todesfälle. Dem Kindbettfieber erlagen in deutschen Städten 21 Frauen. Todesfälle an Pocken kamen aus Wien, Budapest, Liverpool, St. Petersburg, Saragossa, Granada, Lissabon, Philadelphia je 1, aus Amsterdam 2 zur Meldung. In London, Birmingham, Madrid, New-Orleans, Warschau, Murcia, Parié zeigten jih Poen in beschränkter, in Brüssel und Prag in größerer Auédehnung. Aus deutsch¿en Städten kam kein Pokentodesfall ¿ur Anzeige. In Alexandrien erlagen der Cholera in der Zeit vom 21 bis 27. Oktober 33 Personen, in Bombay (25. September bis 2. Ok-

Mit diefem Schlußsat ift die Wendung gefunden.

gendes entnehmen: Die Zahl der Mitglieder ift in stetem Wachsen

tober) 10, in Kalfutta (16. bis 22. September) 12.

(18 Nrn.) und Coursbücher (21 Nrn.).

Kuuft, Wissenschaft und Literatur.

Deutsche Geschichte. 1. Band (1. Hälfte) von Felix Dahn. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1883. Preis 11 4 Von der turh W. v. Giesebre{t angeregten und in Gemeinschaft mit ihm ron einer Anzahl kundiger Facgenofsen gleicbzeitig in Angriff genom- menen Deutschen Gesbichte, welche in 8 Bänden die Ergebnisse der langjährigen, vielseitigen Erforshung aller einzelnen Perioden der raterländischen Geschichte wissenschaftlich zubereitet, in ein auch dem Lgien anscaulides Gesammtbild vereinigen soll, ist soeben die erste Abtheilung erschienen und zwar die „Geschihte der deutschen Urzeit tis auf Karl den Großen“ von Felix Dahn, der bereits dur zah[- reihe und gediegene, größere und kleinere Arbeiten seine innige Ver- trautheit mit diesem Stoffe bewährt hat. Die vorliegende erste Hälfte des Bandes reiht in Erzählung und Zustandeschilderung bis auf den Untergang des weströmishen Kaiserthums herab, an die Schwelle der fränkilhen Reibsgründung. Hier nun kam es ohne Frage vornehm- lid auf die Univerfalität der Behandlung an. Den wenigen, an sich cinfórmigen, überdies mangelhaft überlieferten äußeren Begebenheiten steht in vielgestaltigem Reichthum und sinnvoller Tiefe das innere Leben unseres nationalen Alterthums gegenüber, wie es sich in Recht und Wirthschaft, Sprache und Dichtung, Glauben und Sitte an den Tag gelegt. Nur wer, wie Dahn, auf allen Gebieten germanistisher Forschung und Gelehrsamkeit vollkommen zu Hause ist, wird der Darstellung eines jo mannigfaltigen Gegenstandes gewa{sen sein. Was jedoch den Verfasser besonders auszeichnet, ist die geistesverwandte Nachempfin- dung des einheitlihen Zusammenhangs aller jener Richtungen und Aeußerungen des altgermanischen Wesens, das er eben deshalb in seinen Licht- und Sattenseiten gleih kräftig zu zeidnen weiß. Venn dabei im Vermuthen, Erahnen und Auédeuten natürlih auch die Phantasie, die dem Historiker freilih überall unentbehrlich ist, zu Worte kommt, so wird doc anderseits auch dem Leser dur einen umfassenden Apparat von literarishen Nahweisen und Noten die Möglichkeit an die Hand gez1eben, sich von dem Maße tes Gewissen und des Zweifelhaften, des Beglaubigten oder Bestrittenen eine selbst- ständige Ansicht zu verschaffen.

Deutsche Gesbichte. VI, Band (1. Hälfte) von Alfred Dove. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1883. Preis 7 # Der Band, von welchem hier die erste Abtheilung vorliegt, reiht si cinerseits ebenfalls der Giesebrehts{en Sammlung ein, bildet jedoch auf der anderen Seite ebenso wie die übrigen Theile des näm- liden wissenschaftlich-populären Werkes cin felbständiges Buch für sid, Der Dualiêmus, welcter seit 1740 die politis%e Entwickelung Deutschlands länger als ein Jahrhundert vorzugsweise carakterisirte, spiegelte sich ecklärlicherweise in der Geshichtsfors{nng und -s{reibung mehr oder weniger deutlih wieder, Der Verfasser will in diesem Werke cinen ganz objektioen Standpunkt einnehmen, der dem An- denken einer Maria Theresia ebenso gerecht wird, wie dem Fricdrichs des Großen, der überhaupt den ganzen Verlauf unserer neueren Geschihte lediglib im allgemein nationalen Sinne erzählt und beurtheilt. Von diesem Vorsaßze geleitet, sucht der Verfasser in der vorliegenden Abtheilung zunächst zur Anschauung zu bringen, wie jener Dualismus der deutshen Mächte in den Jahren 1740—1745 ins Leben getreten. Der verfehlte Ver- sud zur Neubildung der Reich8verhältnisse auf cinem anderen Wege, das Kaiserthum des bayerisben Karls VII., erfährt dabei cine um- fassende und selbständige Darlegung. Das Material boten die zahl- reihen und werthvollen Veröffentlibungen und Mittheilungen der leßten Jahre, vorzüglich aus den Berliner und Wiener Arciven, während ungedruckte hannöverishe Akten daneben die Möglichkeit ge- währten, die Ereignisse noch von einer dritten, minder direkt bethei- ligten Stelle aus zu betraten. Seiner Form nach wendet sich das But an das größere gebildete Publikum des Vaterlandes.

_ Das Kaiserlihe Reich8-Postamt in Berlin, das eine an- sebnlihe und werthvolle Bibliothek besißt, hat \oeben unter dem Titel „Katalog der Bücber- und Karten-Sammlung des Reihs-Postamts in zwei Bänden, Bd, 1: „Bücher“ einen Katalog über seine Büchersammlung veröffentlicht. Wie bedeutend dieselbe ist, ergiebt sih {hon daraus, daß das Verzeichniß der Bücher, cinsl. des Nachtrages, 364 Seiten, das alphabetische Register aber, das auf das Verzeichniß folgt, 131 enggedruckte Seiten füllt. Die Bücher sind unter folgende 10 Hauptabtheilungen vertheilt: T, Ver- tehréewesfen (über 1160 Nrn.): Allgemeines (Deutschland, andere Staaten Curopas und Amerika, im Ganzen 57 Nrn.), A. Postwesen, (a, 650 Nrn, (Allgemeines ca.120Nrn., Weltpostverein m. 7Nrn., Deutsch- land mit ca. 150 Nrn., Preußen mit ca. 90 Nrn., die übrigen Staaten Deutschlands, die verscbiedenen Staaten Europas, Afrika Asien, Amerika, Australien); B. Telegraphenwesen (Allgemeines, Deutschland, die übrigen Länder Europas, Amerika, Asien, Australien, im Ganzen ca. 150 Nrn, C. Eisenbahnwesen (209 Nrn.), Schiffahrt (95 Nrn.), Straßen und Tranéportmittel (64 Nrn.), D. Meilenzeiger 2 ] II, Erdbeshreibung und Völkerkunde (Allgemeines 166, Spezielles: Reisen um die Erde 68 Nrn., Europa 134 Nrn , Deutschland 47 Nru., Preußen 171 Nrn.,, die übrigen deutshen Länder 166 Nrn., Oesterreih-Ungarn 118 Nrn, die übrigen Länder Europas 335 Nrn., Asien 129 Nrn., Afrika 112 Nrn.,, Amerika 83 Nrn., Australien und Polynesien 19 Nrn.). III, Naturwissenschaft (besonders Elcktrizitätslehre, im Ganzea 61Nrn.)— IV, Spracbenkunde (Allgemeines u. über 26 verschied. Sprachen, im Ganzen 218 Nrn.). V. Staatéwissenshaft: A. Rechtswissenschaft und Gesetzgebung, im Ganzen 540 Nrn. (darunter über deutsches Ret 134 Nrn., Preußen ca. 390 Nrn.) ; B. Volkêwirth\schaftslehre, Politik, Staatsverwaltung (im Ganzen ca. 709 Nrn., darunter über Nationalökonomie und Finanzwissenshaft 112 Nrn., Politik 41 Nen., Staatsverwaltungskunde im Allgemeinen und in Europa 20 Nrn,, in Deutschland 72 Nren., in Preußen ca. 230 Nrn.). VI. Ge- sdibte mit ihren Hülfswissenschaften , Lebensbeschreibungen (im

anzen ca. 610 Nrn). VII. Gewerbe und Baukunde (ca. 87 resp. 34 Nen.) VIII. Allgemeine Encyklopädien, Sammel-

werke, Kunstgeschichte, Literaturwissen\haft, Philosophie (im Ganzen

00 Nen), "1X. Hof- und Staats-Handbücher, Wohnungsanzeiger (im Ganzen 83 Nen.) X. Vermischtes (131 Nrn.). Schon aus dieser furzen Inhaltsangabe des Kataloges ergiebt sid, wie reihaltig und umfassend die Bibliothek des Reichs-Postamts hierselt# ist, am reiwhaltigsten natürlih die Abtheilung über Verkehrswesen, inébesondere über Postwesen. Unter den Büchern befindet ih eine enge werthvoller und wichtiger Werke. Ein 2. Band des atalogs soll ein Verzeichniß der Kartensammlung enthalten.

Im Verlage von A. Hirshwald in Berlin is soeben der ¿Nedizinal-Kalender für den Preußischen Staat auf a8 Jahr 1884" in 2 Abtheilungen erschienen. Die 2. Abtheilung, der eGeshäfts-Kalender", hat, außer einer Kalendertafel für 1884, lolgenden Inhalt: 1) Tageskalender. 2) Uebersicht sämmtlicher wichtigen Arzneimittel nebst Angabe über Dosis und Gebrauchéweise. 3) Die für den Arzt wichtigsten Veränderungen der deutschen Pharmacopda (1882) in alphabetisher Reihenfolge. 4) Marimal- igen, welche nah der Pharm. Germ. beim innerlihen Gebrauch niht überschritten werden dürfen, ohne daß der Arzt ein C! zufügt. 4D Löslichkeitstabelle. 6) Dosirung der für die subcutane grleftion in Anwendung kommenden Mittel. 7) Dosirung der für Snhalationstherapie in Anwendung kommenden Mittel. 8) Phar- macopea oeconomica. 8) Fermulae magistrales Berolin, in usum Paupernm, 10) Aus der Taxe für Anfertigung von Medikamenten. P 11) Medizinalgewichte und Maaße. 12) Tabelle zur Verglei- ung der verschiedenen Temperaturscalen. 13) Darstellung der ge- reublichsten Balnea medicata. 14) Uebersicht der wichtigsten schr ichen Ernährunasmittel nebst Angabe der täglihen Durch- afittszunahme der Säuglinge. 15) Diagnostik und Therapie der uten Vergiftungen. 16) Verhalten der Temperatur in den akuten

Erkcankungen, besonders Infektionskcankheiten. 17) Anleitung zur

ziagnoftischen Harnuntersuhung. 18) Anleitung zur Untersuchung d Sputum auf Tuberkelbacillen. 19) Praktishe Anleitung zur enl)hen Trinkwasseruntersubung für Aerzte und Medizinal- gane, 20) Ueber den Scheintod und dessen Behand- n. 21) Sgultishmaße. 22) System der Todes-

ursaden, welhes bei dem Statistischen Bureau der Stadt Berlin zur Anwendung kommt. M Durschnittlicbe geburtéhülflihe und gvnäfologishe Maße und Gewichte. 24) Schwangerschaftstabelle. 25) Die vorzüglichsten Brunnen-, Bade- und klimatishen Kurorte mit Angabe ihrer geograph. Lage, ihrer Bestandtheile und der an Ort und Stelle fungirenden Aerzte. 26) Uebersicht der im vor- hergeh. Abschn. genannten Heilquellen 2c. nach ihren Bestandtkbeilen und Charakteren. 27) Verzeichniß der öffentl. Jrrenanstalten und der unter ärztlicer Leitung stehenden Privat-Irrenanstalten in Preußen. 28) Kurze Anleitung zur Untersuchung der Refraktion, Akkommo- dation, Sebscärfe und Farbenblindheit. Ein Anhang enthält die Phar- n acopoea elegans Berolineusis. Die 2. Abtheilung, , Verfügungen und Perfonalien des Civil- u. Militär-Medizinalwesens*, enthält 1) eine Zusammenstellung der den Arzt interessirenden (17) Gesetzesbestimmungen für Preußen und das Deutsche Reich (von 1872—83); 2) die Ministerial- Verfügungen und Bestimmungen, betreffend (20) das Civil- und (1) das Militär-Medizinalwesen, welche im abgelaufenen Jahre erlassen sind, 3) die medizinischen Fakultäten der Universitäten des Deutschen Reiches mit ihren Instituten und Sammlungen, 4) Personalia des Civil-Medizinalwesens, 5) die Rang- und Anciennetätslifte des König- lid preußischen Sanitäts-Offiziercorps, mit einem Anhange, ent- haltend die Königlich bayerischen, säsishen und württembergiscen, sowie die Herzoali braunshweigishen Sanitäts-Offiziercorps. Den Stluß der 2. Abtheilung bildet ein alphabetishes Namecnregister.

Heymanns Terminkalender für die Justiz- beamten in Preußen, Mecklenburg, den Thüringishen Staaten, Braunschweig, Waldeck, Lippe und den Hansastädten auf das Jahr 1884 ist soeben in bekannter Ausstattung ersdienen. Der Kalender ent- hâlt auyer einem Kalendarium 29 verschiedene Beilagen, die theil- weise wie die Personalien der Justizbehörden in den genannten Staaten und das Verzeichniß der sämmtlichen Rechtsanwalte, Notare und Gerichtévollzieher im Deutschen Reihe von hohem Werthe sind. In den 46 Jahren scines Erscheinens ist der Kalender so be- kannt und beliebt geworden, daß er einer besonderen Empfehlung nicht bedarf. Der Preis des Bandes beträgt 3 4, mit Schreibpapier durbschofsen 3 M 50 A4.

Land- und Forstwirthschaft.

New-York, 12. November. (W. T. B.) Der Monatsbericht des landwirthscchaftlihen Departements shlägt die Ge- sammtproduktion von Mais auf 1577 Millionen Sweffel an, d. h. gegen 40 Millionen niedriger als die Ernte des Vorjahrs, trotz der Vermehrung der Aus\zat.

- Gewerbe und Handel.

Antwerpen, 12, November. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten waren 1610 B, La Plata-Wollen, von denen 1313 B. ver- kauft. Preise {wach behauptet.

Glasgow, 12. November. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8100 gegen 12 100 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 12. November. (W. T. B.) Wolle und Garne ruhiger, nominell, fest, Botanyspianer gut beschäftigt, in Single Lustres mäßiger Bedarf für Deutschland.

St. Petersburg, 13, November. (W.T. B.) Die Reichs - bank macht bekannt, daß sie vom 1./13. November cr. ab die Rück- zahlung der siebenten Reichs\hatzbonds effektuirt.

__New- York, 12. November. (W. T. B.) Nath einer von den hiesigen Zeitungen veröffcntlihten Depeshe aus Meriko, vom heutigen Tage, hat die mexikanische Regierung die Forderung der englischen Besißer mexikanisher Schuldtitres, be- treffend eine Ergänzung?emission von 20 Millionen dreiprozentiger Obligationen über die anerkannte S{uld von 80 Millionen hinaus, definitiv abgelehnt. Dieser Beschluß beende die bezüglichen Unter- handlungen, auch sei der mexikanische Vertreter in London zurück- berufen worden.

Verkehrs-Anstalten.

Hamburg, 12. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Allemannia*“ der Hamburg - Amerikanischen Patcket- fahrt-Aktiengesellschaft ist, von Westindien kommend, heute Vormittag 11 Uhr in Havre eingetroffen.

Triest, 12. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Mars“ is mit der osftindish - chinefi]schen Ueberlandpost aus Alexandrien Nachmittags hier angekommen und ins Schiffs-Lazareth geschafft worden.

New-York, 12, November. (W. T. B.) Der Dampfer „»Spain“ von der National-Dampfscchiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 13. November 1883.

__ Dem verantwortlichen Redacteur des „Berliner Tageblatt“ ist am 8. ds. Mts, vom Königlichen Polizei-Präsidium nachfolgende Berichtigung zur Aufnahme nach Maßgabe des §8. 11 des Preß- gesetzes vom 7, Mat 1874 zugestellt worden.

Berichtigung.

Das „Berliner Tageblatt* hat in dem ersten Beiblatt zur Nummer 519 vom 6. November ds, Is. den nachfolgenden, von dem Kommando der Schußmannschaft angeblich erlassenen Tagesbefehl zum Abdruck gebracht :

1) Die Hauptmannschaften und Reviere haben den Dienst morgen so zu regeln, daß die Beamten der Schußmann- schaft an der Ausübung ihres Wahlrechts nicht behindert werden. Für entsprechende polizeilihe Aufsiht vor den Wakhllokalen bezw. in der Nähe derselben, ist in geeigneter Weise Sorge zu tragen.

2) Der Arbeiter Laube, Petristraße 17/18 wohnhaft, darf am 18, d, Mts. für die konservative Bürgerpartei in der Niederwallstraße, sowie in den Stadttheilen Friedrihswerder und Alt-Kölln auf dem Straßendamm ein Plakat mit der Aufschrift: Alleiniger Kandidat der deutshen Bürgerpartei Bâädermeister „Renard“ umhertragen.

__ Verkehrsstörungen hat derselbe zu vermeiden, auch ift Laube angewiesen, den Srezutivyeamen Folge zu leisten. ODerquet.

Die Behauptung, daß ein derartiger Tagesbefehl erlassen set,

beruht auf Erfindung. E Königliches Polizei-Präsidium.

In Vertretung:

gez. von Heppe.

Da die Redaktion des „Berliner Tageblatt“, wiederholter Auf- forderung ungeachtet, ihrer geseßzlihen Verpflihtung zur Aufnahme dieser Bericbtigung niht nachgekommen ift, die Erfüllung dieser Pflicht aber erst nach Beendigung des einzuleitenden gerichtliben Strafverfahrens gemäß §. 19 des Preßgeseßes erzwungen werden kann, wird die erlassene amtlihe Berichtigung zunächst auf diesem Wege zur öffentlihen Kenntniß gebracht. ; R:

Berlin, den 13. November 1883. C

Königliches Polizei-Präsidium. In Vertretung: -, von Heppe. S Ld

Viele Besucher der diesjährigen Hygiene-Ausstellung und nament- lih die gewiß zahlreichen Kinderfreunde unter ihnen werden sich u. A. auch an dem dort ausgestellt gewesenen zierlichen Modell erfreut haben, durch welches der „Berliner Krippen-Verein sein in der Anklamerstraße Nr. 39 belegenes I. Säuglings-Asyl in einer der Wirklichkeit durchaus entsprechenden Weise dem größeren Publikum

zur Anschauung r hat. Auch an maßgebender Stelle ist man auf dieses Modell aufmerksam geworden, denn es ift, einer uns zu-

! gehenden Mittheilung zufolge, bei dem Vereins-Vorstande die von dem Leßteren bereitwilligst ertheilte Genehmigung nachgesucht worden, das Modell dem hier demnäcft zu begrün- denden Hygiene - Museum für immer zu überlassen. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, daß hierdurch das Intereffe für den Verein und seine dankenëswerthen Bestrebungen, welce ledig- lid dem Woble der kleinsten Sprößlinge unserer Arbeiterfamilien gewidmet sind und demgemäß, in den dem Vereine gezogenen Grenzen, au der großen Sterblichkeit der Kinder in Berlin mit Erfolg ent- gegenzuwirken geeignet ersheinen, in immer weitere Kreise dringe, und wir wUrden uns freuen, wenn au diese Zeilen dazu beitragen jollten, dem Verein neue Freunde und Mitglieder zu ecwerben, damit der- selbe bei der andauernd starken Frequenz, über welbe die nabftehende Uebersicht das Nähere ergiebt, sih in der Lage sähe, die zur Zeit vor- handenen zwei Afyle in der bisherigen Weise fortführen zu können. In den drei Monaten Juli, August, September d. F. entfielen auf Krippe I (Anfklamerstr. 39) bezw. 614, 644, 681, auf Krippe II (Frucbtstr. 31) 326, 449, 500, in Summa 1939 resp. 1275, auf beide Krippen zusammen also 3214 Vervflegungstage, mithin wurden dur(- \{nittlib an jedem Werktage 41 Kinder vom Verein aufgenommen und verpflegt, und zwar 24 in Krippe I, 17 in Krippe 1I.

Der Verein für Besserung entlassener Straf- gesangener versammelte sib gestern Abend im Präsidialsaal des Landgerichts in der Jüdenstraße, unter Vorsitz des Geheimen Ober- Justiz-Raths Starke. Wie mitgetheilt werden konnte, hat das Arbeits-Nacbweisebureau in der Zeit vom 15. Oktober bis gestern 124 von 167 Arbeitsuchenden Beschäftigunz versbafen können. Seit

April sind vom Bureau aus 796 Vakanzen beseßt worden. denen 1391 Meldungen um Nachweis von Arbeit gegenüber- standen. Neu in die Pflege des Vereins aufgenommen

wurden 8 Jugendliche, die aus dem Strafgefängniß Plötensee entlassen sind; die 71 Jugendlien, die seit dem 15. Oktober die Stadtvoigtei verlassen, sind, soweit nöthiz, mit Geld und Kleidungs- stücken unterstüßt worden. Der Mangel an Kleidungsftücen, nament- lid au an Stiefeln macht sich leider recht fühlbar und würden Gaben in dieser Beziehung dem Verein sehr erwüns{t sein. Das Arbeitsnachweisebureau, Neue Friedricstc. 13/16, Zimmer Nr. 180/181, erklärt si gern bereit, Gaben abholen zu lassen. Eine längere De- batte knüpfte sih an die Frage, wie jugendlide Strafentlassene, die in Berlin nicht ortsansássig sind, zu behandeln seicn. Es wurde allseitig betont, daß es dringend wünschenswerth e Vie Burschen, sowohl in ihrem eigenen Interessz2, wie im Interesse der Stadt, sofort ihrer Heimath zuzuführen. Das Strafgefängniß Plôßensee beobachtet diesen Weg bereits allgemein, und aud Seitens der Stadtvoigtei hat man ihn {on mehrmals eingeschlagen. Als ein Mangel wurde es von einer Seite gerügt, daß Eltern und Vor- münder der Jugendlichen von dem Ausfall eines gegen Lettere ver- hängten Strafoerfahrens keine Mittheilung erhalten. Interessant war die Thatsacde, daß in leßter Zeit gegen die Jugendlichen zumeist die vollste Streöge des Gesehes angewendet wird. Die Richter sind, wie Geheim-Rath Starke betonte, allmählih zu der Anschauung gelangt, daß der Aufenthalt im Gefängniß niht, wie man früher annahm, vers{chlechtere, sondern thatsächlich bessere, und man sutht daher die Jugendlichen möglichst auf lange Zeit in den Gefängnissen zu belaffen.

Marburg, 10. November, (Rh.-Westf. Ztg.) Festliche Glockenklänge leiteten gestern Abend 7 Uhr die Feierlichkeiten zum Lutherjubiläum ein, Die Universität (Marburg war die erste protestantisbe Universität) veranstaltete einen Festgottesdienst in der lutherischen Pfarrckirhe, bei welchem Professor D. Achelis die Predigt hielt. Das Corpus Academicum erschien mit dem Rektor an der Spiße in feierlihem Zuge. Den Schluß des Gottesdienstes bildete die BVBachsche Cantate nah Luthers Resormationslied: „Ein' feste Burg ist unser Gott“. Die Ausführung derselben hatte der Akademishe Gesangverein Übernommen. Der akademishe Fest-

aft am folgenden Tage ging ebenfalls in der lutherischen Pfarrkirche von statten, Das Gotteshaus war festlich be- kränzt und ges{mückt von den Fahnen der hiesigen Stu- dentenverbindungen. Nah der Mendelssohnshen Ouverture

zum „Paulus“ betrat der Professor der Theologie D. Brieger, die Kanzel, um die Festrede zum Andenken Martin Luthers zu halten, Darauf folgten die Ehrenpromotionen, zunädhst die Leopold Ranke’8, des größten unserer lebenden Historiker, der bereits vor vierzig Jahren von der Universität Marburg die theologische Doïtorwücde erhalten hatte und nun bei dieser festlichen Gelegen- heit von Neuem promovirt wurde. Außer Ranke erhielten noch P:of. Otto Mejer in Halle, Ober-Konsistorial-Rath Lohmann in Hannover, Konsistorial-Rath Dalton in St. Petersburg, Pastor Primarius Viktor in Bremen die theologische Doktorwürde. Seitens der jurislisen Fakultät wurden promouirt: der bekannte Luther-Biograph Prof. D. Köstlin in Halle, der Geheime Rath im Kultus-Ministerium Wilh. Barkhaufen in Berlin, und endlich von Seiten der philo- sophishen Fakultät zwei Männer, die sid um die Erforschung der Reformationêgeschichte besonders verdient gemacht haben : Pastor Karl Krafft in Elberfeld und Pastor Friedrih Müller in Hermannstadt. Mit dem großen Halleluja von Händel {loß der akademische Festakt. Das regnerishe Wetter hinderte nicht, daß die Straßen der Stadt festlib ges{müdckt und gefl1ggt sind, besonders das Lutherhaus am Schuhmarkt, in welchem der große Neformator bei Gelegen-heit der Marburger Disputation im Jahre 1529 gewohnt haben soll. Hier wird morgen, Sonntag Nachmittag, die Schlußfeier stattfinden, bei wélcher Gelegenheit der stellvertretende Bürgermeister unserer Stadt Professor D, Ubbelohde die Festrede halten wird. Heute Nach- mittag wurde vom Akademifchen Concert-Verein, unter Leitung des Musikdirektors Freiberg, das Oratorium: „Luther in Worms“ von Ludwig Meinardus aufgeführt. Den Glanzpunkt des Festes bildete der am heutigen Abend gegen 39 Uhr von den Studirenden der Universität Marburg zu Ehren Luthers gebrachte Falkelzug. Ungefähr 500 Faelträger, die Chargirten der zahlreihen Verbindungen und Vereine im studentischen Wichs mit fliegenden Fahnen und S(hlägern, zogen vom breiten Weg herein in den Schloßhof, wo eine mädtige Lutherbüste auf der oberen Terrasse, effektvoll durch zwei Lichtstrahlen er- leuchtet, errihtet worden war. Um dieselbe gruppirten sich die Fahnen- träger mit den flatternden Fahnen höchst malerisch; aus ihrer Mitte trat der Studiosus der neueren Philologie Paalzen auf die Redner- tribüne und erinnerte in {wungvollen Worten die Kommilitonen an die Verdienste Martin Luthers. Gewaltig war der Eindruck, den der Gesang des herrlichen Lutherliedes „Ein" feste Burg ist unser Gott“, dargebrabt aus tausend Kehlen hier an der ehrwürdigen Stätte der Reformation, die von hunderten von Fackeln und bengalischem Licht taghell beleudtet war, machte, und Niemand, der diese Feier gesehen, wird des denkwürdigen Moments vergessen. Dann zoz die studentische Iugend mit klingendem Spiele den Berg hinab, um unten beim „Gaudeamus* die Fackeln abzubrennen.

Wien, 12. November, (W. T. B.) Dan heutigen Luther- kommers im Sophiensaale wohnten viele Professoren, mehrere Ab- geordnete und Mitglieder der evangelischen Gemeindevertretungen bei, Der Abgeordnete Bareuther beantwortete cinen Toast auf die deut- schen Abgeordneten mit einer Festrede auf Luther, welche mit einem Hoch auf die Zukunft des deutschen Volkes {{loß.

Das Königliche Schauspielhaus beging den Geburtstag Scillers am Sonnabend dur eine wohl gelungene Aufführung der „Braut von Messina“, in welcher namentlich Frl. Meyer als Beatrice, Hr. Müller als Don Manuel, sowie die in den Chören mitwirkenden Herren Hellmuth - Bräm (Cajetan) und Kahle (Berengar) vielen Beifall verdienten. Frl. Stollberg als Jsabella vermochte frühere Leistungen an dieser Stelle, namentlich die der Fr. Jachmann-Wagener, niht zu erreichen. Die Inscenirung war

außerordentlih sorgfältig und würdig.