1883 / 268 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Nov 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Abschiedsbewilligungen. Jm aktiven Heere. Berlin, 4. November. v. Wussow, Gen. Major und Commandeur der 50. Inf. Brig. in Genehm. seines Abscbiedsgesubes, als Gen. Lt. zur Disp. gestellt. 6. November. Frhr. v. Weitershausen, Dberst-Lt. z. D., von der Stellung als Bez. Commandeur des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 131 entbunden. Pierer, Oberst-Lt. vom Inf. Regt. Nr. 60, mit Pens. zur Disp. gestellt.

Im Beurlaubtenstande. Berlin, 6. November. Müller, Pr. Lt. a. D,., zuleßt von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 87, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif. ertheilt.

Im Sanitäts-Corps. Berlin, 6. November. Dr. Günther, Assift.-Arzt 1. Kl. der Res. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 12, der Abschied aus allen Militärverhältnifsen ertheilt.

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 10. November. Beck, Pr. Lt. des 6. Inf. Regts. als Aufsichts- cifiz. zur Eriegt\cule kommandirt.

Im Beurlaubtenstande. 6. November. Kolb, Sec. Lt. des 6, Chev. Regts., zu den Res. Offizn. dieses Regts. zurü- verteRt.

_ Im Sanitäts-Corps. 2. November. Dr. Höhne, Assift. Arzt 1. Kl. vom 11. Inf. Regt., zum Stabêarzt im 4. Inf. Regt., Dr. Sa tor, Assist. Arzt 2. Kl., zum Assist. Arzt 1. Kl. im 17. Inf. Regt. befördert. 4. November. Dr. Morf, Assist. Arzt 1, Kl. der Equitationsansftalt, der erbetene Abschied bebufs Uebertritts in Königlich preuß. Militärdienste bewilligt. 7. No- vember. Dr. van Hufen, Assist. Arzt 2. Kl. des Beurlaubten- standes, verabschiedet.

XIITI. (Königlih Württembergisches) Armee-Corps.

Ernennungen, Beförderungen, Verseyungen. Im aktiven Heere. 4. November. Griesinger, Pr. Lt. im Ulan. Regt. Nr. 19, unter Beförder. zum Rittm. und Eskadr. Chef, in das Drag. Regt. Nr. 25, Borroczyn, Sec. Lt. im Drag. Regt. Nr. 25, unter Beförder. zum Pr. Lt., in das Ulan. Regt. Nr. 19, versetzt. 7. November. v. Sonntag, Pr. Lt. im Ulan. Regt. Nr. 20, von dem Kommando als Commandeur der Scloßgarde-Comp. zum 15. November d. J. enthoben. v. Poser, Sec. Lt. im Drag. Regt. Nr. 26, das Kommando der S{hlofß- garde-Comp. vom 15, November d. J. ab übertragen.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere, 4. No- vember. v. Kaiser, Oberst-Lt. und Bats. Commandeur im Inf. Negt. Nr. 121, der Abschied mit Pens. und der Regts. Unif. bewil- ligt. Krauß, Pr. Lt. im Gren. Regt. Nr. 119, der Abschied mit Pens. bewilligt. Frhr. v. Groll, Sec. Lt. im Ulan. Regt. Nr. 19, ausgeschieden, unter gleichzeitigem Uebertritt zu den Res. Offizieren des Regiments.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 14. November. Se. Majestät der Kaijer und König empfingen gestern Nachmittag den Kaiserlich russishen Minister der Auswärtigen Angelegen- beiten, von Giers.

__ Heute hörten Se. Majestät die Vorträge des Chefs des Civil-Kabinets und begaben Sih danach zum Besu Zhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin-Mutter von Mecklenburg- Schwerin nah dem Schloffe.

Um 2 Uhr ertheilten Se. Majestät dem Kammerherrn von Jagow-Crüden und dem Wirklichen Geheimen Rath Frei- herrn von und zu Egloffstein aus Jena Audienz.

_— Den Kammerbherrendienst bei Fhrer Majestät der Kaiserin und Königin hat der Königliche Kammerherr Hraf Matuschka übernommen.

Still,

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie Si Ausschuß desselben für Zoll- und Steuerwesen hielten heute

ißungen.

Nach einem Spezialbescheide des Ministers des Jnnern, vom 5s. August d. J., is die Frage, ob der Betrieb einer Pachtung in Hinsicht der kommunalen Steuerpflicht als ein Gewerbebetrieb anzusehen sei, neuerdings in An- erkennung der in dem Endurtheile des Königlichen Ober- Verwaltungsgerihts vom 31. Januar 1877 (Entscheidungen Band 11, Seite 33) entwickelten Gründe in der Ministerial- Jnstanz konstant bejahend beantwortet worden und hat diese Auffassung auch in den neueren Gesezesvorlagen, betreffend die Aufbringung von Gemeindeabgaben (cfr. die Begründung D 8. N der Vorlage vom 3. November 1879), ihren Ausdruck gefunden.

_ Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich baye- rishe Ober - Regierungs-Rath Schmidtkonz ist hier e

gekommen.

Vayern. München, 12. November. (Allg. Ztg.) Durch das Staats-Ministerium des Jnnern sind heute dem Landtage vier Geseßentwürfe zugegangen, und zwar betreffend die Errid tung einer Landeskultur-Rentenanstalt, die Ausführung des Reichsgeseßes über die Abwehr und Unter- drückung der Reblauskrankheit, die Ausführung des Reichs- gescßes Über die Krankenversicherung der Arbeiter und den Betrieb des Husbeschlaggewerbes; die drei ersteren Entwürfe wurden bei der Kammer der Abgeordneten, der leßtere bei der Kammer der Reichéräthe eingebracht.

Aus einer Uebersicht, welche der dem Landtage vorgelegten Generalrehnung der Königlichen Staatsschuldentilgungs-Kom- mission pro 1881 beigefügt ist, ist zu entnehmen, wie viel Bayern seit Existenz der Eisenbahnen auf den Bau solher verwendet hat. Bayern hat hiernach auf den Eisen- bahnbau und die Dotationsmittel hiersür a. für Staatsbahnen von 1842/43 bis Ende 1881 28391 094867 M 80 „S verein- nahmt und 2 378 654 420 M 33 S verausgabt, þ. für Vicinal- bahnen von 1869 bis 1881 17 330 110 M 70 vereinnahmt und 16928375 / 85 S § verausgabt, im Ganzen also 2 408 424 978 M 50 S vereinnahmt und 2395 582996 M 18 „5 verausgabt, und es ging auf die Rechnung von 1882 ein Activrest von 12 841 982 # 32 H über.

Sachsen. Dresden, 14. November. (W. T. B.) Nach- dem heute Vormittag in der evangelischen Hofkirche ein feier- licher Gottesdienst abgehalten worden, an dem die Staats- Minister und Mitglieder der Ständekammer theilnahmen, wurde im Thronsaale des Königlichen Schlosses dur den König die diesjährige Landtagssession eröffnet. Se. Majestät verlas hierbei sizend und bedeckten Hauptes folgende Thronrede:

Meine Herren Stände!

Mit Freuden sehe J Sie beute zur Wiederaufnahme Ihrer verfassungsmäßigen Wirksamkeit um Mich versammelt.

Es gereicht Mir zu großer Genugthuung, den zwanzigsten ordentlichen Landtag zu einer Zeit cröffnen zu können, in der sib der Gesammtzustand des Landes als ein in so vieler Beziehung günstiger darstellt. Insbesondere hat \sich die {hon seit einigen Jah- ren wahrzunehmende Belebung der Geschäfte im Ganzen als eine dauernde erwiesen und die heimische Industrie ist nicht ohne Erfolg bemüht gewesen,“ ihre Erzeugnisse zu vervollkommnen und neue Absatz- gebiete zu gewinnen. Namentlich hat das Kunstgewerbe in dieser Rich- tung erfreulibe Fortschritte gemacht und dazu beigetragen, den Sinn für das Schône und die Freude am künstlerisc&en Schaffen in immer weitere Kreise zu tragen. Zu Meinem lebhaften Bedauern hat nur die Landwirthschaft, aub abgesehen von dem Einflusse des ungünstigen Ausfalls der leßten Ernten, an der eingetretenen Besserung der Erwerbsverhältnisse nicht in dem erwünshten Maße theilnehmen können. Meine Regierung wird daher mit besonderer Aufmerksamkeit Alles verfolgen, was zur Hebung des landwirthshaftliben Gewerbes obne Hemmung der Erwerbs- thâtigkeit in anderen Gebieten beitragen kann.

Die im Laufe des leßten Jahrzehnts mit Jhnen verabschiedeten, fast alle Gebiete des staatlihen Lebens umfassenden organischen Ge- seße haben die geseßgeberishen Aufgaten der Gegenwart erheblih ge- mindert. Es wird sih daher auch bei den Gescßesvorlagen dieses Landtags weniger um größere legiélatice Neuschöpfungen, als um Er- gänzung wahrgenommener Lücken, um einzelne dur die seitherigen Erfahrungen begründeten Verbesserungen, um die Beseitigung hervor- getretener Uebelstände und Rechtsunsicherheiten handeln. Ï

Nachdem bei den Gerichten Zweifel über die Vorausseßungen der rechtsgültigen Verkündigung allgemeiner Anordnungen der Verwaltungsbehörden entstanden sind, wird Ihnen cine Vorlage zu- gehen, welche die Beseitigung dieser Zweifel zum Zwek hat.

Ein Gegenstand, der Sie {hon mehrfach beschäftigt hat, die Reform der Unterstüßungskassen beim Bergbau, wird auch auf diesem Landtage Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Es wird Ihnen der Entwurf zu einem Geseßze vorgelegt werden, welches, im Anschlusse an die Bestimmungen des Reichs8geseßes über die Krankenversicherung, die Trennung der Krankenversiherung von der Jnvalidenversicherung für die Knappschaftskafsen aus\priht und eine weitere Reform der leßteren vorbereitet.

Eine Vorlage über die Einführung eines Staats\{uldbuchs soll den Zweck verfolgen, den Staatsgläubigern einen siheren Schutz gegen Verluste und damit dem Staatskredit eine neue Förderung zu gewähren.

Die im vorigen Jahre unternommene Revision der Lehrordnung der Gymnafien und Realschulen hat das Bedürfniß einer Erweiterung des bisherigen atflassigen Kursus der Realschulen I. Ordnung zu einem neunklassigen herausgestellt. Es wird Ihnen daher ein hierauf atzielender Geseßentwurf zugehen, der zuglei einige Aenderungen in der Einrichtung der Realschulen 11. Ordnung in Vorschlag bringt.

Der beftehende Rechtszustand in Bezug auf die Zwangsversteige- rung von Immobilien läßt aus verschiedenen Gründen cine Neuord- nung als wünscbenswerth erscheinen. Meine Regierung hat diesem Gegenstande, dessen Behandlung namentlih wegen des Ausgleichs der dabei berührten wirthschaftlihen Interessen nicht unerheblihe Schwierig- keiten bietet, ihre volle Aufmerksamkeit zugewendet, und es sind die Vorarbeiten zu einer beabsihtigten Gescßvorlage ihrem Abschluß nahe.

Es wird Ihnen weiter vorgeschlagen werden, in Benußung der durch die Reichs-Geseßgebung neuerdings gebotenen Füglichkeit die ge- werbsmäßige Ausübung des Hufbescblags wiederum von einem Be- fähigungsnachweise abhängig zu machen und werden Sie ferner um *are Zustimmung „zu einiger Erweiterung der wegen Entschädigung zer Verluste bei Viehseuchen bestehenden Vorschriften ersucht werden.

Eine weitere Ergänzung des Eisenbahnnetzes in verschiedenen Theilen des Landes erweist sich als Bedürfniß. Es wird daher auch auf diesem Landtage die Entwickelung unseres Eisenbahnwesens Ihre Thätigkeit in besonderem Maße in Än|pruh nehmen.

Unter dem Einflusse des erfreulichen Aufschwungs für Handel und Gewerbe, der Verminderung des Bedarfs für die Verzinsung der Staatsschulden und der, gestiegenen Erträgnisse der Zölle und Reichs- steuern hat, sich die Finanzlage des Staates fernerweit ge- befsert. Es / kann daher auf die Zusæ%läge zur Einkommen- steuer verzich{tet und Ihnen in Ggüllung eines langgehegten Wunsches bie Aufhebung des fisfalishen Chausseegeldes vor- geschlagen werden. Der gedeihlihe Zustand der Hn gestattet aber aud, wie Sie aus den Vorlagen meiner Regierung ersehen werden, einige Pee Bauten zur Förderung der Zwecke der Staats- verwaltung, der Wissenschaft und Kunst in den ordentlihen Staats- haushalts-Etat einzustellen und die wirthschaftlihen Kräfte des Landes in ihrer Gesammtheit durch eine Ermäßigung der Eisenbahngütertarife weiter zu entwickeln,

Und so, meine Herren Stände, heiße id Sie hier willkommen, mit dem Wunsche, daß Ihre Berathungen und Beschlüsse zum Nutzen und Frommen des Landes gereichen mögen !

Der Eröffnung wohnten die Prinzen des Königlichen Hauses, das diplomatische Corps, die Staats: Minister, neben den Ständen die Herren der sämmtlichen Hosrangordnungen 2c. an.

Beim Eintreten Sr. Majestät und beim Verlassen des Thronsaales brachten die Versammelten dem König enthu- siastishe Hochrufe. Nachmittags 4 Uhr findet im Bankettsaale des Schlosses große Hoftafel statt.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 13. November. (Th. Corr.) Der Landtag hat die Berathung des Ein- nahme-Etats für die nähste Finanzperiode ohne erhebliche Debatten vollendet, mit Ausnahme von Kapitel X, Allgemeine direkte Einkommensteuer, da diese erst nah Feststelung des neuen Steuergeseßes und des Ausgabe-Etats normirt werden kann. Von der Regierung ist ein neuer Geseht- entwurf über die Haltung der Zuchtstiere vorgelegt worden, nachdem im Frühjahr d. J. ein erster Geseßzentwurf abgelehnt worden war. Damals hatte der Landtag namentlich auf die Bildung von Köroerbänden zum wes der Hebung der Rindviehzucht hingewiesen. Der vorliegende Gesetzentwurf bietet dazu die Hand.

__ Desterreih-Ungarn. Wien, 13. November. (W. T. B.) Die Ausschüsse der österreichischen und ungarischen Delegation haben fich über sämmtliche abweichenden Be- {lüsse beider Delegationen geeinigt. Morgen finden die Schlußsißzungen statt.

14. November. (W. T. B.) Das „Fremden- blatt“ bedauert, daß ein Theil der russishen Presse dem allgemeiuen Bestreben, die Gemüther zu beruhigen, noh immer keine Rechnung trage. Da die sriedlihen Jntentionen der russischen offiziellen Kreise genau bekannt seien, brauche man allerdings auf diese Aeußerungen kein großes Gewicht zu legen. Das „Fremdenblatt“ beleuchtet sodann die Taktik und die krassen Widersprüche, in welche die panslavistische Presse durch ihren ungestümen Eifer gerathe.

Großbritannien und Jrland. London, 12. November. (Allg. Corr.) Die Erklärungen Mr. Gladstone's bei dem Guildhall-Bankett in Bezug ouf Egypten wurden in Regierungskreisen mit Befriedigung aufgenommen. Unter den hier angesiedelten Ausländern sind aber die Anschauungen getheilt. Die englishen Residenten billigen im Allgemeinen die Räumung Egyptens nicht.

Dem Kronprinzen von Portugal stattete Mr Gladftone am Sonnabend einen Besuch ab. Nach dem Frühstück begab sich Se. Königliche Hoheit nah Sandringham zum Besuch des Prinzen und der Prinzessin von Wales und kehrte heute von dort zurück. Der Prinz von Walez ist heute zum Besuch des aus Kanada zurückgekehrten Lord Lorne und der Prinzessin Louise hier eingetroffen und begiebt sih später nah Schottland als Gast des Lords Fife.

Mr. Gladstone hat unterm 9. d. an den Sekretär des nationalen liberalen Klubs ein Schreiben gerichtet, in welchem er mit Bezug auf eine Resolution dieses Vereins, in welcher die Nothwendigkeit der Dur{führung der Londoner Mu- nizipal-Reform im Laufe der nähsten Session betont wird, sagt: „Diese Resolution wird Seitens der Regierung Jhrer Majestät die vollste und entsprehendste Würdigung fin: den, und es wird mit großer Sorgfalt erwogen werden, welche Vorlagen und in welcher Reihenfolge sie dem Parlament unter: E, Is ;

eber die Lage der Fremden in der Hauptstadt y TTadagascar ist dem Auewärtigen Amte E au Sa T—1ivo vom 24. Juli datirtes Schreiben des Mr. Thomas Wilkinson zugegangen, worin gebeten wird, durch die Presse bekannt zu geben, daß die Fremden sih bis zum Abgange des Briefes in voller Sicherheit befanden. Jm Ganzen waren e e: reg fe T a S # der Landes:

aupîitadt und he hielten sich insgesammt des Schuße Premier-Ministers versichert. N M (W. T. B.) Dur

__ Birmingham, 13. November. einen Londoner Zollbeamten: wurden hier drei Kisten in Beschlag genommen, welche in Schafhäute eingehüllte

Sprengmaschinen enthielten.

Frankreich. Paris, 13. November. (W. T. B.) Die Berathung der Kreditvorlage für Tongking wird am nächsten Donnerstag Nachmittag in der Deputirtenkammer beginnen.

Der „National“ meldet: die marofkkanische Negierung habe wegen der dem franzöfischen Geschäfts: träger widerfahrenen Beschimpfung der französischen Regierung vollständige Satisfaction zugesichert ; der betreffende Zwischenfall werde daher keine weitere Folge haben.

_— (Köln. Ztg.) Der Gesezentwurf des Krieg s- Ministers, Generals Campenon, über die afrikanishe Armee (d. h. Kolonialarmee), ist demjenigen sehr ähnli, welchen General Thibaudin ausgearbeitet hatte; nur drei Punkte desselben sind geändert. Das für die Kolonien be: stimmte algerische Reservecorps wird aus 12 Bataillonen mit zwei Batterien Artillerie bestehen. Diese 12 Bataillone be: stehen aus 8 Bataillonen Zuaven, welche zu bilden sind, und vier Bataillonen, welhe man den Strafbataillonen und der Fremdenlegion entnehmen wird. Die Wieder- anwerbungen werden für zwei, anstatt für drei Jahre, gelten. Mannschasten, welche sich sür zwei Jahre anwerben lassen, dürfen nicht älter als 29 Jahre sein; diejenigen, welche über 29 Jahre alt sind, müssen sich sür sechs Jahre anwerben lassen und erhalten hierauf sie haben dann 15 Jahre ge- dient eine Pension.

Serbien. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ zufolge hatten sih die serbischen Jnsurgenten der Stadt Knjazevay bemähtigt und. daselbst eine provisorische Re- gierung proklamirt, wurden aber nah zweistündigem Kampfe geshlagen, worauf sih die Stadt Knjazevaß ergab. Auch in der Stadt Alexinay bemähtigten sich die Jnsurgenten der Gewalt. Eine Truppenabtheilung ist von Belgrad dahin abgegange:i.

Afrika. (W. T. B.) Einer Depesche der „Times“ aus Durban, vom 12. d. M., zufolge sind daselbst Nachrichten aus Tamatave eingelaufen, wonach si die Streitkräfte der

ovas 7 Meilen von Tamatave befinden sollen, zu dem weck, den Vormarsch der Franzosen aufzuhalten. Die leßteren sollen beabsichtigen, ihren nächsten Angriff auf Maga-

kandrianomban, welches auf dem Wege nach der Hauptstadt |

liegt, zu richten.

_ Marokko. Tanger, 10. November. (Allg. Corr.) Während eines maurishen Festes wurde der fran- zösishe Chargé d’affaires von einem Steine getroffen, den ein Maure geworfen hatte, Der EManannte forderte die Regierung in formeller Weise auf, den Schuldigen sofort zu strafen, und verlangte weiter, daß 1000 Dollars an die Armen vertheilt werden sollen.

Zeitungsstimmen.

Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Correspon- denz“ schreibt zur Lage der Eisenindustrie : Es ist ja die Aufgabe der Schußtzölle, gerade in \{le{chten Zeiten, in denen unsere Fabrikanten nichts verdienen und unsere är- beiter nur s{wach beschäftigt werden können, die übermätige, nicht selten unnatürlih gesteigerte ausländishe Konkurrenz fern zu halten und wer sonst nur sehen wikl, wird zugestehen, daß, wenn wir die Eisenzölle niht besäßen, die deutsche Eisenindustrie heute bereits noch s{lechter gestelt wäre, als ihre Konkurrenten ia Gngland und Amerika. Troßdem behaupten die Blätter der Frei handelspartei allen voran selbstverständlih die Freihandel® correspondenz und in deren Fußtapfen die Blätter des Fortschritts und der Sezessionisten, daß die Eisenzölle (also der wirkliche und eigentlihe Schußwall) die Ursache für den zur Zeit ungünstigeren Geschäftsgang der Industrie bilden. Dabei versbweigen sie absidtli, daß England, in dem jeder Eisenzoll feblt, die Einwirkungen der geschäftlichen Fluktuation bereits fehr empfind- lih verspürt, während Deutschland bis jeßt nur wenig davon betroffen worden ift und die Einwirkung auf den Geschäftsgang in Deuts“ land noch heute in der Hauptsahe von der Furt herrührt, es könnten fich durch cine Vershlehterung der Verhältnisse in England und Amerika die Dinge auc bei uns vershlimmern.

Wir behaupten nicht, daß, während jeßt in England und zun Theil in Belgien der Export von Eisen- und Stahlfabrikaten erheb- lih nachgelassen hat, nahdem allein in Amerika der Sienen- und Drahtimport um Hunderttausende von Tonnen zurückgegangen ist, dic deutsche, bekanntlich theurer arbeitende Eisenindustrie ihren seitherigen Erport uud damit ihre Produktion ungeschmälert beibehalten kann; au sie wird bei längerer Dauer ungünstiger Exportverhältnisse gezwunge! werden, ihren Betrieb einzuschränken. Hier und da, wenn au ersi î geringerem Maße, hat man diesen Schritt aus Vorsicht bereits 96" than und fofort erhebt der Chorus der Freihandelsblätter : Berliner Tageblatt, Vossishe Zeitung, Frankfurter Zeitung u. #. w. ein M adgelate! darüber, daß die Zölle sich niht bewährt hätten. Wenn u. A. die Franffurter Zeitung an den Umstand, daß der Bochumer Gußstahlverein von seinen 6000 Arbeitern 80 Mann entlassen hak, {on eine Kritik der Wirthschaftspolitik des Reichs knüpft und den Rückgang des Erports mit der leßteren: in Beziehung bringt, so weiz diese Zeitung nicht, oder vielmehr sie vershweigt, wie im freihändle“

cishen England die Konjunkturen auf und ab schwankez und mitunter Krisen vorgekommen sind, in denen der vierte, der dritte Theil, ja die Hälfte der Arbeiter entlassen wurden, in denen ganze Werke der Eisenindustrie till elegt werden mußten. Und woran liegt das? Einfah am Mangel an Ahsaß, an der Einschränkung des Konsums, aber doch wahrlich nicht an der Sußzollpolitik, denn wir s\prechen ja von dem gelobten freihänd- serishen Lande England. Wir meinen,’die Correspondenten der „Frank- eter Zeitung“ sollten sich soweit geniren, daß sie ihren Lesern nicht solde Be grifsaverwirrungen aufoktroyiren.

Uebrigens habén die freihändlerishen Blätter, darunter vorzugé- weise auch das „Berliner Tageblatt“, mit der Verweisung auf die Resultate der Bochumer Gußftahlfabrik keine für sie passende Wahl getroffen, denn die nachfolgenden Ziffern legen dar, daß der Bochumer Pereir troß aller gegentheiligen Prophezeiungen der Herren Frei- händler seit Beginn der Schußzoll-Aera do ret gut vorwärts ge- fommen ist. Es betrugen nämli für das Bochumer Werk :

1882/83 1881/82 1878/79 151 145 136 277 70 104 . 26 664 000 24 241 000 11 889 000 72 696 79 046 27 934 1437817 1555 444 356 000

Yroduktion‘Quantum in Tonnen Fafturabeträge M. rport-Quantum in Tonnen .

s s der Bestellungen bei Ab-

{luß des Rechnungsjahres in

e, 80 000 42 000 Dividende in Prozenten . z S 2

Auch diese Zifsern beweisen die totale Unricbtigkeit des frei- händlerisch geradezu als Axiom hingestellten Lehrsaßtes, durch die Zölle würde unsere Export-Industrie beeinträchtigt. Das Deutsche Reich hat im Jahre 1879 mäßig hohe Schußzölle eingeführt und seitdem hat der Export in JIndustrieprodukten eine sehr an- sehnlibe Steigerung und die bedeutentste gerade in den Artikeln der Eisenindustrie erfahren. Die Wirkungen der inter- nationalen Konjunkturen auch in Bezug auf den deutshen Erport auszugleichen, kann aber von den Zöllen nit erwartet werden; der- artige von Zeit zu Zeit meist in 3—4jährigen Perioden wiederkehrende Tluftuationen find weder durch den Schußzoll, noch durch den Frei- Fadel zu beseitigen. 5

Leider wird die gegentheilige Behauptung von der Freihandelspre se immer und immer wieder aufgetischt werden, da man dort von der Ansicht auszugehen \cheint, daß eine total unrichtige Auffassung \{ließ- lid do getheilt wird, wenn sie nur ret oft wiederholt wird. Das gilt u. A. auch von der dur die „Frankfurter Zeitung“ unzählige Mal ge- brachten falshen Behauptung, die deutsbe Wirthschaftspolitik habe erft die chutzzöllnerishe Bewegung in anderen Ländern angeregt. Die Dreistig- keit, mit der diese Aufschneiderei immer wieder in die Welt geschickt wird, wäre bewundernswerth, wenn sie einem besseren Zweck diente. Haben etwa Desterreib, Rußland, Frankreich, Amerika ihre vor un- serer Freihandels-Aera eingeführten Schutzölie während dieser Aera ermäßigt? Oder will die „Frankfurter Zeitung“ bestreiten, daß die Schußzolpolitik jener Länder älter ist, als unsere verflossene Frei- handels-Aera ? E

Wie sich die Verhältnisse in der Eisenindustrie im Laufe der nächsten Wochen und Monate gestalten werden, kann nur die Zu- funft lehren. Die Lage ist unsicher, sie kann fi bessern, sie kann au schwieriger werden. Da uns indessen vor einer Uebe!fluthung durh die Ueberproduktion des Auslandes die Cisenzölle we- nigstens einigermaßen s{chüßen, kanu die Erwartung autgesprochen werden, daß selbst eine im Auslande etwa bis zur vollen Krisis ge- steigerte Geschäftslage für Deutschland zwar gefahrbringend sein wird, aber doch nicht mehr von fo betrübenden Nacbtheilen begleitet sein kann, als dies während der Freihandelsperiode leider der Fall war.

Das „Frankfurter Journal“ stellt die Frage : „Stehen wir vor einer Handelskrisis?“ und sagt in der ge- gebenen Antwort : 4

Soweit unser Bli reiht, können wir, abgesehen von dem Rüd- gang des nordamerikanishen Geschäftes, konstatiren, daß sich eine Ab- spannung der industriellen Tbätigkeiten des mittelrheinisben Gebietes gegen das Vorjahr nicht bemerkbar macht ; selbst in der Mascinenbranche, die doch von jeder außergewöhnlichen Bewegung* in den Welthandels- umsäßen mit am ersten affizirt zu werden pflegt, können wir noch feine fühlbare Abswächung melden. Desgleichen ist in der für den Lrus arbeiter den Wagenbauindustrie von dem Stillstand, von welhem der Lokomotivbau ergriffen ist, noch nihts zu bemerken. Leder und Lderwaaren scheinen fo:tgeseßt gut zu gehen, und die chemischen Fa- brikfen haben nah unserem Dafürhalten aub zum Wenigsten keinen Anlaß zur Klage. Allem Anschein nach wird das Wirthschaftsjahr 1883 auf all den genannten Gebieten hinter den Erfolgen von 1882 niht zurückbleiben, wenn sich auc nicht leugnen lassen wird, daß dieses Resultat nur der Energie und Umsicht des auf der Höhe seiner Aufgabe stehenden Geschäftägeistes unserer Exportindustriellen zn danken ist. Unsere Eingangs aufgeworfene Frage, ob wir vor einer Handelt kcisis stehen, läßt si deshalb aus der Situation im mittelrheinishen In- dustriegebiete mindestens nicht bejahen. In der neuesten, bis Ende September reichenden Handelsstatistik des Reiches finden wir übrigens unsere Angaben für einen einzelnen Distrikt in Hinsicht auf das ganze Handel 8gebiet des deutschen Zollvereins bestätigt. Für fast alle Erportindustcieen haben sih nicht nur füe den Monat September, sondern überhaupt für die drei ersten Quartale diefes Jahres die Finführungen der Rohprodukte und entsprechend die Ausfuhrmengen der Halb- und Ganzfabrikate vermehrt.* : :

Die „Berliner Gerichtszeitung“ konstatirt die Thatsache, daß im Deuts&en Reich die Verbrechen und Ver- uen neuerdings erheblich abgenommen haben, und bemerkt

azu :

Diese erfreuliche Erscheirung erklärt sich aus der Ueberwindung der Folgen der Kriegeereignisse, aus den günstigen Ernten der letzten Jahre und namentlich aus dem Umstande, daß die Fabriken und Ge- werbetreibenden rege beschäftigt sind. Wenn Arbeitsgelegenheit ist, drängt die tcübe Noth niht auf den Weg des Verbrehens. Wer sh in den Fabrikwerkstätten umzuthun Gelegenheit hat, der wird sd dem Eindruck nicht Me können, daß die Nachfrage vielfach größer is als die augenblickliche Leistungsfähigkeit. Troß Stimmung in Frankreich wird dorthin aus e Interessant dürfte es z. B. sein, daß die Fabrikate in cuivre poli, in denen sich Berlin hervor- thut, in Paris als cuivre de Berlin gehandelt werden. Wir dürfen uns der Folgen des Aufsbwunges der gewerblichen Thätigkeit, welche sh in der Abnabme der Verbrechen zeigt, freuen und wünschen, daß die gedeihliden Mittel, welhe von der Staatsregierung zum Nuten der Gewerbethätigkeit aufgewendet werden, niemals ihre Kraft ver- sagen. Eine gute Wirthschaftspolitik ist die Ernährerin des Volkes, das anerkennenswerthe Mittel, die Zahl der Verbrechen zu mindern.

Tonnen . 94 009

der gereizten deutshen Fabriken importirt.

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 41, Inhalt: Erkenntr.iß des Reichsgerichts vom 30. Oktober 1882.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 60. Inhalt:

erfügungen: vom 6. November 1883: Eröffnung der Eisenbahn- strede Strehlen— Heidersdorf ; vom 6. November 1883: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wesselburen—Büsum.

Deutsches Handels-Archiv. November-Heft. Jnhalkt : Erster Theil. Gesetzgebung: Deutsches Reih: Verordnung, betreffend die Ausdehnung der Zollermäßigungen in den Tarifen A. zu dem deutsch-italienishen und dem deutsh-\panishen Handels- und Schiff- ahrisvertrage. Ausführungsbestimmungen zu den Handels- und Stwiffahrtsverträgen zwischen dem Deutschen Reich und Italien bezw. Spanien. Nachtrag zu den Bestimmungen über die Anerkennung der in spanischen Schiffspapieren enthaltenen Vermessungsangaben in deutschen Häfen. Abänderung des amtlichen Waarenverzeich- ses, Tarifirung von zusammengedrückten Gestellen von alten Cylinderhüten ohne Felbel und Futter. Tarifirung von Ziegen- und Schaffellen. Tarifirung von gespaltenen, mit Kalk behandelten enthaarten Schaffelen. Uebergang8abgabe von Polituren und

Latten, welche aus mit Terpentinöl, Schellack 2c. verseßztem Sviritus bestehen. Württemberg: Uebergangsfteuer von braunem Bier und gequetschtem Grünmalz und Steuer von un- gequetschtem Grünmalz in Württemberg. Deutshes Reich und Spanien : Handels- und Sciffahrtêvertrag zwischen dem Deut- hen Reih und Spanien. Deutsches Reih und Frankreih: Ueber- einkunft zwishen Deutshland und Frankrei, betreffend den Schuß an Werken der Literatur und Kunst. Frankreich: Zollfreie Zu- lassung von Baumwollengarn. Italien und Montenegro: Handels- und Sciffabrtsvertrag zwisben Jtalien und Montenegro. Groß- britannien: Zolltarif für Canada. Hayti: Modifikationen im Zoll- tarif. Berichte: Deutsches Reih: Dortmund. Gera. Cöln. Frankfurt a. M. Landsberg a. W. Elbing. Chile: Allgemeine Lage des Handels und der Industrie in Chile im Jahre 1882. Italien: Waaren-Ein- und Ausfuhr nach und von Italien in den Jahren 1878 bis 1882. Spanien: Swiffsbewegung im Hafen von Bilbao im Kalenderjabre 1882, Vereinigte Staaten von Amerika: Deutscher Schiffsverkehr 1882. Zweiter Tkeil : Konsulatéberichte: I. Ostasien. Hongkorg: Handelberiht für die Jahre 1881 und 1882. Schanghai: Die neue Thee- und Sciden- saison. Tamsui: Bericht über den fremden Handel in Tamsui und Kilong während des Jahres 1882 Hiogo-Ofaka: Jahres- bericht für 1882. II. Mittel- und Südasien. Singapore: Jahres- beriht für 1882. V. Südeuropa. Triest: Jahresbericht für 1882. VIII. Nordamerika. New-York: Die Lage der Eisen- und Stahl- industrie der Vereinigten Staaten im Jahre 1882 und zu Anfang des Jahres 1883. Philadelphia: Jahresberibt für 1882. Guay- mas (Meriko): Jahresbericht für 1882. Cincinnati: Jahresbericht für 1881 und 1882, Mexiko: Jahresbericht für 1882. IX, Westindien und Mittelamerika. Santa Ana: Jahresbericht für 1882. Lon (Nicaragua): Jahreëberiht für 1882. Matanzas: Jahresbericht für 1882. Santiago de Cuba: Jahres- beridt für 1882, Santo Domingo: Jahresbericht für 1882. X. Südamerika. Carácas8: Bericht über ten Zustand des Goldgrubendistrikts von Venezolarisch-Guayana. La Guaira: Jakhbresberidt für 1882, Pernambuco: Jahresberiht für 1882, Rio de Janeiro: Die Handelsbewegung im Hafen von Rio de Janeiro im ersten Semester 1883. XI. Afrika. Mozam- bique: Jahresberiht für 1882. Lourenço Marques (Delagoa- Bai): Jahresberiht für #82 Port Elizabeth: Bericht über Schiffahrt und Handel der östlichen Provinz ter Kavkolonie im Jahre 1882, Kapstadt: Jahresbericht für 1882. XII. Australien und Polynesien. Wellington: Jahresbericht für 1882.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 45, Inhalt: Amtliches: Cirkular-Erlaß vom 16. Oktober 1883. Personal- nahrihten. Nichtamtliches: Neubau der Technischen Hochschule in Berlin. Die Stangenförderung im Arlbergtunnel. Honigmanns feuerloser Dampfkessel. Sind die geseßlichen Bestimmungen für den Fuhrverkehr auf den Kunftstraßen noch zeitgemäß? Vermisch- tes: Ergebniß der Baumeisterprüfungen in Preußen in dem Prüfungs- jahr 1882/83. Preisaufgaben für die Scinkelkonkurrenz 1884. Akademie Poppelsdorf-Bonn. Scluß der internationalen elektri- \hen Ausflelung in Wien. Wasserversorgung und Kanalisation der Stadt Triest. Konkurrenz um den „Prix du Roi* in Belgien. Aufwendungen für Wasserbauten in Italien. Zur Ausführung von Flußkorrektionen. Bücherschau.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Jena, 12. November. Von der Universität wurden aus Anlaß der Lutherfeier zum Doctor theologiae honoris cousa kreirt: Geheimer Kirchen-Rath Dr. Köhler in Auma, Kirchen-Nath Nicolai in Allstedt, Ober-Konsiftorial-Rath Müller in Coburg, Suver- intendent Dreyer in Gotha, Oberpfarrer August Werner in Guben, Pastor Wolterédorf in Greifswald und Prof. Lic. Dr. Benrath in Bonn. Otto Devrient, der Dichter des Lutherfest\piels, wurde von der philosophischen Fakultät zum Ehrendoktor und gleichzeitig auch von der Stadt Jena zum Ehrenbürger ernannt. i

„Otto Harrassowitz, Buchhandlung und Antiquariat in Leipzig “, hat vor Kurzem wiederum 2 antiquarischeKataloge, 98 und 99, veröffentlicht. Kat. 98, im Ganzen 2508 Nrn. umfassend, bringt eine Auswahl von werthvollen, größeren und seltenen Werken aus den Gebieten I. der Theologie, Philosophie, Pädagogik, Judaica (im Ganzen 699 Nrn., enthaltend u. A. verschiedene Ausgaben von Bibeln und vom neuen Testament, Kirchenvätern, Schriften über mehrere Konzile, ferner die Schriften von Huß, Luther, Melanchthon, Zwingli, Calvin, Neander, die Schriften der Philosophen Leibniz, Kant, Fichte, Hegel, Schopenhauer, Newton, Zeitschriften für Theologie und für Philosophie, Schriften über das Judenthum u. st_w.); T1. der historishen Wissenschaften (im Ganzen 635 Nrn., enthaltend viele historishe Zeitschriften, Samm- lungen von Chroniken, Regesten und Urkunden, Werke über allge- meine Geschichte, sowie über die Geschichte von Deutschland über- haupt und von einzelnen deutsben Staaten, wie dem preußischen Staate und feinen Provinzen Brandenburg, Preußen, Pommern, Stlesien, Ober- und Niederlausiß, Herzogtbum Magdeburg, West- falen, Grafschaft Wernigerode, Hochstift Osnabrück, Herzogthum Lauenburg, und von anderen deutschen Ländern, wie Bayern, Sachsen, Hessen, Mecklenburg, Oldenburg, sowie vom österreichishen Staate, Üngarn, Böhmen und Siebenbürgen, fecnec über die Geschichte der übrigen europäischen Länder, wie der Schweiz, von Frankrei, Jtalien, Spanier, Portugal, England und Schottland, der Nieder- lande, von Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Polen, Ruß- land, Griechenland, der Türkei, von Rumänien, Bulgarien, Serbien, der südslavishen Länder, sowie von verschiedenen nichteuropäischen Lndern, wie Ostasien, Persien, Amerika überhaupt, die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Kanada, Brasilien, Peru u. \. w.), nebst 343 Schriften aus dem Gebiete der bhbistorishen Hülfs- wissenschaften, wie Geographie, Reisen, Ethnographie, Genea- logie, Numismatik und Paläographie, sowie der Kulturgeschichte ; III. aus dem Gebiete der Rechté- und Staatswissenschaften, des Handels, der sozialen Frage u. s w. (im Ganzen 178 Nrn.); endlich IV. der {önen Wissenschaften (Kunst, Literatur, Literärgeshibte, Bibliographie, Buchdruckerkunst, Musik, Curiosfa 2c., im Ganzen 743 Nrn.), nebst einem Nachtrage von 11 Nrn. Der vorstehende Katalog, insbesondere die 2. Abtheilung, umfaßt eine Menge wichtiger und interessanter, zum Theil schon vergriffener Werke, u. A. die Werke von Häußer, Leo, Joh. v. Müller, Ranke und v. Sybel, die Geschichte der europäischen Staaten, von Heeren, Ukert und Giese- brecht in 99 Theilen, Meusels Bibliotheca historica in 11 Tom. oder 22 Vol., Sthultheß Europäischer Geschichtskalender, Jahrgang 1 bis 17 u. f. w. Katalog 99 umfaßt eine Auswahl werthvoller und größerer Werke aus dem Gebiete der Philologie und Linguistik, im Ganzen 2123 Schriften, die unter folgende Rubriken vertheilt sind: I. allgemeine Sprahwissenschaft (52 Nrn.); Il1. altklassishe Philo- logie und Alterthumskunde (710 Nrn.); 11. europäisde Sprachen (732 Nrn.); IV. Orientalia (570 Nrn.); Nachtrag (59 Nrn.).

Gewerbe und Handel.

Dortmund, 12, November. (Rhein.-Westf. Ztg.) Auf dem Cisenmarkte dauert die matte Tendenz der Vorwocben an und es sind au noch wenig Aussihten für eine baldige Wendung zum Besseren vorhanden. Bemerkenswerth ift aber do, daß Amerika wieder etwas mehr kaufte, und dürfte darin eine weitere Besserung in Rücksicht auf die herabgeseßten Preise zu erwarten sein. Im Ro h- eisengeschäft beobachten die Käufer noÞ immer große Reserve, in- dem dieselben fortwährend nur den nächsten Bedarf dedcken und selbst

rößere Werke nur kleinere Posten kaufen. Doch entspricht die Gesammt- heit des Absatzes so ziemlich der Produktion, so namentlich in Gießerei- eisen, da die Gießereien meist gute Beschäftigung haben. Auch in der Stabeisenbranhe wird nach wie vor für kleine Quantitäten ab- geslossen, die aber ebenfalls insgesammt annähernd der Produktion gleihkommen. Da sich die Werke aber vielfah unterbieten, um fich neue Aufträge zu sibern, so bleiben die Preise gedrückt. Achnlich liegt auch das Geschäft in Façoneifen, Bandeisen und Grobblechen.

In Feinblehen ist die Thätigkeit der betreffenden Werke andauernd recht flott, aber neue Bestellungen s{heinen etwas langsamer einzulaufen und haben die Preise daher eine Kleinigkeit nabgegeben. In Walzdraht ift seit einiger Zeit mehr zu thun, da namentlih aus dem Auélande wieder größere Ordres eingegangen sind, aber die Preise sind noch niedrig und wenig lohnend. Die Stahlwerke find in Eisenbahnmaterialien wieder befriedigend beschäftigt, indem sowohl aus dem Auslande, wie auch aus dem Inlande umfangreihe Ordres zu verbuchen gewesen sind. Dazu find weitere Be- ftellungen von heimischen Eisenhahnen in nächster Zeit zu erwarten. Die Lokomotiv- und Waggonfabriken sind anhaltend gut beshâftigt und haben bei dem Mangel an Betriebêmaterial der Eisenbahnen aub weitere Bestellungen zu erwarten. Die Maschinen - fabriken und Gießereien sind fortdauernd befriedigend engagirti, aub laufen neue Ordres ziemlich regelmäßig ein. Im Kohlen- ge\chäft ift anhaltend ein sehr starker Absatz zu konstatiren, der dazu nah den täglichen Wagengestellungs-Notizen fortwährend zunimmt und wesentlid größer ist als in der entsprebenden Zeit des Vor- jahres. Die Preise sind bisher unverändert geblieben; in Koke und Kokekohlen blieben dieselben indessen wegen starken Angebots gedrückt und weicbend.

Wien, 14. November. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ veröffentliht ein Communiqué der Oesterreihisben Süd- bahn, nach welchem die Kosten der Rekonstruktion mit dem Ende dieses Jahres um 500000 Fl. höher sein werden, als präliminirt ift. Das Gefammterforderniß ist damit vollständig befriedigt. Dasselbe wird dur das bisher erzielte Totalplus von 1105799 Fl. kompen- firt, wozu der Gewinnübertrag aus dem Jahre 1882 mit 777 609 Fl. kommt. Die Bilanz wird hierdurch wesentlih gebessert.

Antwerpen, 13. November. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten waren 2028 B. La Plata-Wollen, von denen 1179 B. ver- fauft wurden. Die Auswahl war mittelmäßig, die Preise flau.

London, 8. November. (Allg. Corr.) Dem monatlichen Au s- weise des britishenHandelsamtes zufolge betrug die Einfuhr im verflossenen Monat 35 834 000 £, mithin 1 682000 £ oder 59% mehr als im vorigen Jahre, und die Ausfubr 21 139 000 £, somit 261 000 £ oder 1% mehr als im vorigen Jahre. Die Einfuhr der verflossenen 10 Monate beziffert sich auf 355128514 £ gegen 341 529 992 £ in 1882 und 328011 306 £ in 1881, Die Ausfuhr während desselben Zeitraums betrug 200 803 944 £ gegen 203 012 557 £ in 1882 und 193060793 £ in 1881. Die Totaleinfuhr von Edel- metallen betrug im Oktober 1 482 002 £ und die Ausfuhr 2016 479 £.

St. Petersburg, 14. November. (W. T. B.) Der „Re- gierungs8-Anzeiger“ widerlegt zifernmäßig die jüngste Meldung der „Times“ von cinem Defizit von 24 Millionen Rubel in dem dietjährigen russischen Staatsbudget und versichert ferner, daß mehr als die Hälfte des zur Zinsenzahlung und Amortisation der ausländishen Anleihen erforderlichen fünfzig Millionen Rubel durh Annahme von Coupons als Zollzahlungen gedeckt werde. Sue DelCung dexr anverÊn Que besie die Regierung genügende Mittel in demjenigen Theil der Zollgefälle, welche niht in Coupons, fondern in Gold einfließen. An- läßlih einer Bemerkung der „Times“, daß der Direktor der St. Petersburger Discontobank, Sa, und H. Raffalovih sich sehr um das Zustandekommen einer neuen russisben Anleihe im Auslande be- mühten, bemerkt der „Regierurgs- Anzeiger“, diese Auslafsungen bedürften keines Dementis, weil zwischen den genannten Persönlichkeiten und dem russishen Finanz-Mivyisteriuum keine diesbezügliche Uebereinkunft stattgefunden hätte.

New-York, 12. November. (W. T. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantischen Häfen der Ver- einigten Staaten nah Großbritannien 105 000, do. nach Frank- rei 5000, do. nab anderen Häfen des Kontinents 42 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 64000, do. nah dem Kontinent Qrtrs,

New-York, 13. November. (W. T. B.) Die Waaren- ausfuhr aus den Vereinigten Staaten betrug in der ver- flossenen Woche 7 193 000 Doll. im Werthe.

Verkehrs-Anstalten. Bremen, 13. November. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Oder“ ist heute Vormittag 11 Uhr in

Southampton eingetroffen.

Hamburg, 13. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Westphalia“ der Hamburg - Amerikanischen Padcket- fahrt-Aktiengesell\ccha ft ist heute Morgen 8 Uhr auf der Elbe

angekommen.

Berlin, 14. November 1883,

Morgen, Donnerstag, findet Königliche Parforce- jagd statt. Rendezvous: Mittags 1 Uhr zu Jagdschloß Grunewald.

In Em. Ph. Meyers Kunstsalon ist gegenwärtig ein älteres, bisher jedoch nur wenig bekannt gewordenes Bild des Wei- marer Historienmalers F. W. Martersteig, das im Hinblick auf die Lutherfeier nicht ohne Interesse betrahtet werden wird, für einige Zeit zur Ausstellung gelangt. Es schildert den Einzug des Refor- mators in Worms, und zwar im Moment, in welchem Luther in der Reichsstadt angelangt, seinen Landesherrn und die um ihn ver- sammelten hohen Freunde und Förderer seines Werkes begrüßt. Sich in dem eben anhaltenden Wagen emporrichtend, der ihn mit Justus äFonas, Nikolaus Amsdorf und Hieronymus Schurf ans Ziel seiner Reise gebracht hat, blickt er mit ausgestreckter Hand zu dem konfolen- getragenen Balkon der den Hintergrund der Scenerie bildenden Archi- tektur empor, von welchem Friedrih der Weise und Johann der Be- ständige mit dem Kanzler Spalatin und den Regenten von Mecklen- burg und Anhalt herabshauen. Ihnen gesellen sih in den offenen

enstern zu beiden Seiten Erich von Braunschweig, Ulrich von Brie und Franz von Sikingen sowie weiter nach links inmitten einer Gruppe fkatholisher Gegner der Kardinal Cajetan, wäh- rend aus der Menge, die unten auf dem freien M den Wagen umdrängt, auf der einen Seite Johann Friedri der Großmüthige und Philipp von Hessen, auf der anderen der Pa- trizier Pirckheimer, Tetzel in seiner Mönchskutte und der mit Ek heftig disputirende Waßdorf hervorragen, in den übrigen Gestalten aber, den sächsischen Edelleuten, die den Wagen begleitet haben, den bewundernd und wverehrend zu dem kühnen Neuerer aufblickenden Mä:.nerna und Frauen aus dem Volke und den finster dreinshauenden Mönchen die mannigfach nüancirten Empfindungen sich wiederspiegeln, die das Erscheinen Luthers hervorruft. Für eine gercchte künstlerische Beurtheilung des Gemäl- des darf die Zeit seines Entstehens, die mehr als zwanzig Jahre hinter uns zurückliegt, niht aus dem Auge gelassen werden. Wie es in der Auffassung des geschichtlihen Vorgangs und in der mehr ab- sichtlih und verstandesmäßig konstruirenden als einer spontanen Phantasie entspringenden Kompositon den heutigen Beschauer bereits ziemli fremdartig berührt, so entbehrt es auc der spezifisch male- rischen Reize, an welche die moderne Produktion uns gewöhnt hat. Immerhin aber lohnt es aub heute noch die Betrachtung dur die fleißige und eraste Gewissenhaftigkeit der gesammten Arbeit und abgesehen von dem gegenständlichen Interesse an den sorgsam studirten Porträts der vorgeführten historishen Persönlichkeiten dur eine Anzahl trefflicher, die künstlerishe Intention gelungen verkörpernder Gestalten, unter denen freilich diejenige Luthers, fo sehr ste äußerlich die Komposition beherrscht, in Bezug auf charakteristishen Ausdruck faum in erster Linie zu nennen sein dürfte.

Ueber die im Sommer 1881 in Stuttgart veranstaltete Würt- tembergische Landesgewerbe-Ausfstellung ist jeßt der {on längst in Auésiht genommene, im Auftrage der Ausfstellungs-Kom- mission bearbeitete Bericht erschienen, der dur Berufsgeschäfte des