1883 / 271 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Nov 1883 18:00:01 GMT) scan diff

keit und Fähigkeit, den Freiwilligen während einer ein- jährigen aftiven Dienstzeit zu bekleiden, auszurüsten und zu verpflegen,

c. ein Unbescholtenheitszzugniß, welches für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnasien, Real-Gymnasien, Ober-Real- schulen, Progymnasien, Real-Progymnasien und höheren Bürger- schulen) durch den Direktor der Lehranstalt, für alle übrigen jungen Leute dur die Polizeiobrigkeit oder ihre vorgeseßzte Dienstbehörde auszustellen ist, und

d. ein über die wissenshaftlihe Befähigung ausgestelltes Schulzeugniß.

Diejenigen, welche den Nachweis der wissenschaftlichen Be- fähigung dur Ablegung einer Prüfung führen wollen, haben in der Meldung das Gesuh um Zulassung zur Prüfung aus- zusprechen und, unter Einreihung der ad a—c erwähnten Schriftstücke, einer amtlih beg!aubigten Photographie und eines selbst geschriebenen Lebenslaufes, anzugeben, in welchen z1oei fremden Sprachen sie geprüft sein wollen.

Die unterzeihnete Kommission fordert diejenigen jungen Leute, welche in Veilin und dem Regierungsbezirk Potsdam im Jahre 1884 gestelungspflihtig find und die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst zu erlangen beab- sichtigen, hierdurch auf, die vorgeshriebenen Meldungen mög- list bald, spätestens jedo bis zum 1. Februar 1884, in ihrem Geschäftélokale Niederwalstraße Nr. 39 anzubringen.

Königliche Prüfungs-Kommission für Einjährig- Freiwillige. Kayser.

BetanntmaGuna

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Ges.-Samml. S. 357) sird bekannt gemacht : /

1) die Allerbö(ste Konzessions-Urkunde vom 30. Juli 1883, be- treffend den Bau und Betrieb ciner Eisenbahn von Glasow nah Berlindben durch die Glasow - Berlinchener Eisenbahngesellschaft, dur das Amteéblatt der Königlicben Regierung zu Frankfurt a. O Nr. 44 S. 319 bis 323, autgegeben den 31. Oktober 1883;

2) der Allerbôöchste Erlaß vom 23. September 1883, betreffend die Herabseßung des Zinsfußes der von der Stadtgen eir. de Elberfeld auf Erund der Allerböcbsten Privilegien vom 21. Dezember 1857, 17. März 1862, 13. Juli 1864, 11. Januar 1869, 28 September 1872 und 11. Oktober 1875 aufgenommenen Anleihen von 44 be- ziehungéweise 5% auf 49/0, durch das Amtsblatt der Königlichen s vou ¿u Düfseldorf Nr. 40 S. 313, ausgegeben den 6. Oktober 1883;

3) der Allerhöste Erlaß vom 23. September 1883, betreffend die Herabseßung des Zinsfußes der auf Grund tes Allerhôcsten Privi- legiums vom 24. Januar 1870 von dem Kreise Ascersleben auf- genommenen Anleihe von vier und ein halb auf vier Prozent, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 42 S. 297, ausgegeben den 20. Oktober 1883;

4) das Allerhöchste Privilegium vom 27. September 1883 wegen Ausfertigung auf den Inkaber lautender Anleihescheine der Stadt Elberfeld im Betrage von 3 300 000 Æ, dur das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 43 S. 335 bis 337, ausgegeben den 27. Oktober 1883;

95) das Allerhöchste Privilegium vom 27, September 1883 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreisanleibesheine des Kreises Hadersleben im Betrage von 150000 Æ#, durch das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 53 S. 639/640, ausgegeben den 27. Oftober 1883;

6) der Allerböchste Erlaß vom 3. Oktober 1883, betreffend die Verleihung des Entcignungérechts an die Stadtgemeinde Berlin be- züglich der zur Freilung der Großbeeren-, Swinemünder- und Georgen- straße benötbigten Flächen, durch das Amtsblatt der Königlichen Re- gierung zu Potédam und der Stadt Berlin Nr. 43 S. 374, aus- gegeben den 26. Oktober 1883;

7) das Allerhöcste Privilegium vom 5. Oktober 1883 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lauterder Anleibescheine der Stadt Steele im Landkreise Essen im Betrage von 730000 4, dur das Amtéblatt der Köriglichen Regierung4u Düsseldorf Nr. 44 S. 345 bis 347, ausgegeben den 3. November 1883;

8) das unterm 5. Oktober 1883 Allerhöchst vollzogene Statut für den Hollerner Moorschleusenverband, dur das Amtsblatt für Han- nover Nr, 45 S. 1350 bis 1353, ausgegeben den 2, November 1883;

9) der Allerhöbste Erlaß vom 8, Oktober 1883, betreffend die Verleihung des Rechts zur Erhebung des tarifmäßigen Chaussee- geldes an die Kreise Templin und Angermünde je für die in dem betreffenden Kreise belegene Strecke der Boitenburg-Greiffenberger Chaussee, scwie an den Kreis Templin allein für die Lycen-Boiten- burger Chaussee, durch tas Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Pottdam Nr. 44 S. 383, ausgegeben den 2. Novemker 1883,

Personalveränderungen.

Königlih Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 6. November. Géniol, Rittm. aggreg. dem Huf. Regt. Nr 3, von dem Kommando als Adjut. bei dem Stabe der 3. Armee-Insp. entbunden, v. Prittwit und Gaff- ron, Scc. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 1, als Adjut. zum Stabe der 3. Armee-Insp. kommandirt. 10. November. v. Witte, Pr. Lieutenant vom Ulanen-Regiment Nr. 13, zur Dienstleistung bei des Prinzen Albrecht von Preußen Königlihe Hoheit, Graf von Sclippenba ch, Seconde - Lieutenant vom Kaiser Franz Garde-Gren. Regt. Nr. 2, auf ein Jahr zur Gesandtschaft in Bern, kommandirt. Roersch{, Major und Platmoajor in Frankfurt a. M., in gleicher Eigenschaft nah Mainz verseßt. Gottscchalck, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 96, zum Plaßmajor in Frank- furt a. M., v. Livonius, Hauptm. von dems. Regt, zum omp. Chef, ernannt. v. Voß, Pr. Lt, à la suite des 7. Thüring. Inf. Regts. Nr. 96, in das Regt. wiedereinrangirt. 13. November. v. Tempsky, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 132, unter Stellung à !a enite dieses Regts., zur Dienst- leistung bei Sr. Hoheit dem Herzog von Anhalt kommandirt. v. Chamier, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 132, zum Hauptm. und Comp. Chef, Bronisch, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt, befördert. E bhardt, Oberst-Lt, z. D., 1. Jnspizient der Erami- nanden und Bureaucbef bei der Ober-Militär-Examinationskommis- fion, der Charakter als Oberst verliehen.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 13. November. v. Koschißky, Major a. D,, zuleßt Hauptm. und Comp. Chef vom. Inf. Regt. Nr. 74, mit der Grlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des gedachten Regts, zur Disp. gestellt,

a

Nichtamtliches.

Dentsches Reich.

Berlin, 17. November. Aussbüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr traten heute zu einer Sizung

Preußen. Die vereinigten

Der Stadtgemeinde Frankfurt a. M. ist auf Grund des Geseßes vom 11. Juni 1874 unterm 5. Oktober d. Œœ Allerhöchsten Orts das Recht verliehen worden, behufs Aus- tung der von ihr beabsichtigten Anlage eines Hauptaus- aß-Kanals, sowie von Bassins zur Klärung und chemischen Reinigung der dortigen Sielwäßer im Wege der Enteignung e nzelne in den Gemarkungen Sachsenhausen, Niederrad und Schwanheim beltgenen Grundstüe, insofern dieselben sih noch niht im Besiß der Stadtgemeinde befinden, sowie die von der Anlage berührten öffentlihen Wege 2c. mit einer dauern- den Beschränkung zu belasten oder die fraglichen Grundstücke, soweit es erforderlih erscheint, zum vollen Eigenthum zu er- werben.

Die Wahrnehmung, daß in der jüngsten Zeit an ver- schiedenen Orten von frevelhafter Hand Eisenbahn züge durch Auflegen von Bahnschwellen oder Schienen auf die Fahrgleise gefährdet worden sind, hat den Minister der öffentlichen Arbeiten unterm 29. v. M. veranlaßt, den König- lichen Eisenbahn-Direktionen eine vershärfte Wachsamkeit und sonstige Maßnahmen zur Pflicht zu machen, welche geeignet sind, derartigen Freveln entgegenzuwirken, eventuell aber zur Ermittelung der Thäter beizutragen. Jn ersterer Beziehung ist auf eine erhöhte Achtsamkeit der Bahnaufsichtsbeamten hin- zuwirken und find dieselben mit entsprechender Weisung zu versehen. Ferner ist, wie bereits in dem Erlaß vom 24. Juli 1878 hervorgehoben, Fürsorge zu treffen, daß die zur Aus- wechselung bestimmten resp. dabei gewonnenen Bahnmate- rialien in thunlihster Nähe der Bahnwärterhäuser resp. Buden abgelagert, event. während der Dauer eines größeren Umbaues besonders bewacht werden.

Behufs Ermittelung der Urheber derartiger Frevel sind die Organe der Polizei durch Auslobung angemessener hoher Prämien für Denjenigen, welher dur seine Anzeige die gerichtlihe Verurtheilung des Thäters herbeiführt, zu unter- stüßen. Jnfofern es für angezeigt erahtet werden sollte, bei Bemessung dieser sofort auszulobenden Prämien den in der Cirkularverfügang vom 16. Januar 1879 bezeichneten Betrag von 300 A zu überschreiten, haben die Königlichen Eisen: bahndirektionen solhes nit zu unterlassen und werde der Minister die nahträglihe Genehmigung hierzu nicht versagen.

Der Verkauf von nicht echten, nachgeahmten Bieren als „ehte“ (beispielsweise als Nilsener oder Kulm- bader) Biere is, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafsenats, vom 29. September d. F, als Betzug zu be- strafen, selbst wenn der Preis dem Werthe der gelieferten Waare entsprach und einzelne Käufer, mit der Lieferung zu- frieden, weitere Bestellungen gemacht haben.

Den Bücherpostsendungen, d. h. den zur Be- förderung für das Drudlsachenporto von 20 oder 30 Pf. geeignet-n Sendungen mit Büchern, Zeitschriften, Musikalien, Landkarten und Bildern kann jeßt befanntlih ein Postauf- trag zur Einziehung der mitgehenden Rechnung gegen Entrichtung einer besonderen Gebühr von 10 Pf. bei- gefügt werden. Dies Verfahren erleichtert den buchhändlerischen Verkehr mit auswärtigen Kunden und Käufern und ist namentlih geeignet, dem langen Kreditiren entgegenzu- wirken. Neuerdings is von einer Seite behauptet worden, die bezüglihen Vorschristen seien zu verwickelt und zuviel Schreiberei verursachend. Die * besondere Mühewaltung des Absenders beschränkt sich indessen darauf, daß das Packet und der Postaustrag mit dem Vermerk „Post- auftrag zu der Bücherpostsendung“ zu versehen sind, daß der Postauftrag sammt einem ausgefullten Post- anweisungsformular der Sendung beizubinden und daß auf der Nückseite des Auftragsformulars kurz anzugeben ist, ob die Sendung, wenn der Adressat die Rechnung nicht zahlt, zurücckgesandt oder an leßteren dennoch ausgehändigt werden soll. Nur die Forderung der Beifügung eines ausge- füllten Postanweisungsformulars könnte vielleiht als zu weit gehend erachtet werden. Man wird aber zugeben müssen, daß der Absender di:se Ausfüllung mindestens ebenso leicht und meist sicherer bewirken kaun, als die Postanstalt an einem dritten Ort. Die übrigen Vorschriften sind zur sicheren und sahgemäßen Behandlung der in Rede stehenden Sendungen Seitens der Postanstalten erforderlich und können bei unbe- fangener Würdigung gewiß nicht als übermäßige Anforde- D ea an die Umsicht und Thätigkeit der Absender erachtet werden.

Außer den im §. 2 der Bestimmungen über den Ge- schäftsgang der Ober-Militär Examinationskommission bei den Prüfungen zum Portepeesähnrih und zum Offi- zier vom 11. März 1880 angeführten anderweitigen Zeiten werden ausnahméweise im Jahre 1884 bei einer hinreihenden Zahl von Anmeldungen Prüfungen auch in den beiden ersten

tohen des Februar, in der dritten Woche des März und in den beiden legten Wochen des August abgehalten werden. Bei den Anmeldungen der Truppentheile in dem nach S. 4,1 a. a. O. einzureihenden Nationale ist in Zukunft noch die Bemerkung aufzunehmen, ob Exauinand obligatorisch in Griechisch oder Englisch geprüft zu werden wünscht.

Der Bundesrathsbevollmächtigte , _Fürstlih \{chwarz- burgishe Staats-Minister Reinhardt ist nah Sonders- hausen abgereist.

Der Kaiserlihe Minister-Resident am Königlich ser- bischen Hofe, Graf von Bray-Steinburg ist vom Urlaub nah Belgrad zurückgekehrt und_ hat die Gesttäfte der dortigen Mission wieder übernommen.

Der General der Jnfanterie Graf von Blu men- thal, kommandirender General des IV. Armee-Corps, hat im Gefolge Sr. Kaiserlihen und Königlihen Hoheit des Kronprinzen heute früh Berlin verlassen.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst und Commandeur des 2. Garde- Dragoner-Regiments, hat sich mit 3 tägigem Urlaub nach Dresden begeben.

S. M. S. „Stein“, 16 Geschüße, Kommandant Kapitän z. S. Glomsda von Buchholg, is am 16. November d F. in Singapore eingetroffen und beabsichtigte, am 17. No- vember d. J. die Heimreise fortzuseßen.

Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentliht folgende Nach- rihten über Schiffs8bewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Albatroß“ 16/9, Rhede Desterro 27/9. 3./10 Montevideo. (Poststation: Punta Arenas [Magelanstraße].) S. M. S. „Freya“ 24./9., Bahia 10./10.

zusammen.

22./10, Barbados 283./10. nach Port au Prince.

(Postfiation: St. Thomas !Westindien]). S, M. Knkt ¿Hyäne““ 26./8. Sidney. Leßte Nachricht von dort 26./10 (Poststation: Sidney [Austcalien].) S. M. Knbt. „Zltize 6./9. Kung kung-tau. Chefoo 24./9, 30./9. Hongkong 1./10. 1./10. Canton. (Posistation: Hongkong.) S. M.S „Leipzig“ 15./9, Wei-hai-wei 18./9. 22.,/9. Port Hamilton 24./9. 25 /9. Nagasaki. (Posistation : Hongkong.) S. M Av. „Loreley“ 30 /10. Buyukdere 2./11. 3./11. Syra 4./11. 9./11. Malta 11./11. na Genua. (Poststation: Genua.) S. M. S. „Marie“ 20./8. Port Stanley 23./8. 1./9. Süd - Georgien 6./9. 25./9. Montevideo. e: absihtigte am 10./10. nah Valparaiso zu gehen. (Poststation: Panama.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 19./10. Laurwig 21./10. 30./10. Plymouth 3./11. (Poststation : Kapstadt.) S. M. S. „Olga“ 29./9. Bahia 8/10. 10./10 Pernam: buco 10./10. 25 /10. Trinidad 3./11. nah Porto Co: bello. (Poststation: St. Thomas [Westindien] ) S. M. S, „Prinz Adalbert“ Kiel 21./10. 26./10. Arendal 28./10. 1/11. Plymouth 3./11. 8./11. Gibraltar 10./11. 13/11 Genua. (Poststation: Genua.) S. M. S. „Sop“ie“ 27./10. Gibraltar 10/11. 13./11. Genua. (Poststation: Genua.) S. M. S. „Stein“ 4./11. Hongkong 10./11. zur Heim: reise. (Poststation: Aden.) S. M. S. „Stosch“ 6./9. Hong! fong. Leßte Nachricht von dort 4./11, (Poststation : Hong: kong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 4./9, Kun z:kung-tau, (Post:

station: Hongkon 3.)

__ Kiel, 16. November. (Kl. Ztg.) Die Maschinen-Probe- fahrten des Aviso „Bliß“ sind beendet, und es beginnen jeßt Versuche in der Dampffahrkunst mit dem Aviso. Nach Be endigung dieser Versuche stellt das Fahrzeug außer Dienst. Nach telegraphischer Meldung ist der Aviso „Loreley“ gestern in Genua eingetroffen.

Vayern. München, 16. November. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe genehmigte ohne Debatte und cinstimmig den außerordentlihen Militärkredit von eus Million Mark, gemäß de n Veschluß der Abgeordneten: ammer.

Sachsen. Dresden, 16. November. (Dr. J) Dit Zweite Kammer verwies in ihrer heutigen Sigzung den Gesecßentwurf, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Fahre 1884 betreffend, auf Antrag des Abg, Uhlemann zur Sthlußberathung und das Königliche Dekret, den Rechen schafteberiht auf die Jahre 1880 und 1881 he: treffend, an die Rechenschaftsdeputation. Die nächste Sizung

findet am Montag statt.

Vaden. Karlsruhe, 15, November. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog und die Großherzogin sind gestern Abend in Konstanz eingetroffen und haben si von dort nah Schloß Mainau begeben. Der Prinz Ludwig Wil: helm ist nah gestern Abend eingetroffener Nachricht gestern Vormittag glücklih in Palermo angekommen.

Sachseu - Altenburg. Altenburck, 15. November, (Lpz. Ztg.) Die im Laufe des Sommers neu gewählte Land- schaft des Her:ogthums is für den 22. d. M. zu einen: ordent: lihen Landtage einberufen worden.

Oesterreih:Ungarn. Wien, 15, November. (Prag. Ztg.) Nach den sanktionirten Delegationsbeschlüssen bezif: fert sih das gemeinsame Gesammterforderniß für das Jahr 1884 auf 115 116 822 Fl.; der Voranshlag der Regierung stellte sich um 54047 Fl. höher. Die auf Oesterrei ent: fallende Quote beträgt nach den Delegationsbeshlüssen 67 264 873 Fl, um 37 077 Fl. weniger als nach dem Prä: liminare. Gegenüber der Bewilligung für 1883 stellt si das Erforderniß für das künftige Jahr um 588 881 Fl. höher ; die österreichische Quote jedoch ist mit Rücksicht auf den höher ver- anshlagten Uebershuß des Zollgefäls um 1 274 596 Fl. niedriger als für das laufende Jahr. An dem Okfkupationé- Kredit haben die Delegationen einen Abitrih von 110 000 Fl. vorgenommen. i

Dem „Prg. Abdbl.“ wird aus Wien geshrieben: Wie es gekommen, daß das Ministerium Taaffe troß der Schwierigkeiten aller Art, mit denen es glei bei seinem Amtsantritt zu kämpfen hatte, troß der ebenso heftigen als unmotivircten Opposition, die ihm Seitens der Verfassungs- partei bereit. t wurde, im Reichsrath wie in der öffentlihen Mei- nung immer mehr an Terrain gewann, das erklärt sich einzig und allein aus dem Umstande, daß es unentwegt und ohne si durch Hindernisse beirren zu lassen, an dem Gedanken der Verständigung der Nationalitäten, der Heranziehung aller patriotischen Elemente zu dem gemeinsamen Werke der Kon- folidirung des Reiches auf verfassungsmäßiger Grundlage festbielt, und daß es redlich bestrebt war, billigen Wünschen und thatsächliden Bedürfnissen der Bevölkerung, insbesondere jener Schichten, die den sogenannten Nährstand repräsentiren, na Kräften gereht zu werden. Wie es der gegenwärtigen Regle- rung und nur dieser allein zu danken ist, daß der Reichsrath kompletirt und die Wehrverfassung der Monarchie auf feste, die Großmachtstellung Desterreih:Ungarns garantirende Grunkd- lage gestellt worden ist, so darf auch diese Regierung das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, der heimischen Industrie den längst ersehnten Zollshuß, dem vater: ländishen Gewerbe die Möglißkeit neuer Blüthe, der Landwirthschast ausgiebige Förderung geschaffen zu haben. Nun soil auch noch eine Besserung der Existenz verhältnisse des Arbeiterstandes angebahnt werden, nahdem in dieser Richtung durch das Gesetz, betreffend die Sonntag?- ruhe beim Bergwerksbetriebe, bereits die Jnitiative ergriffen worden. All dies rechtfertigt aber zur Genüge das Vertrauen, welches die große Mehrheit der österreichishen Bevölkerung dem gegenwärtigen Ministerium entgegenbringt und mit welchem sie der weiteren Aktion desselben entgegensieht.

17. November. (W. T. B.) Der Marine-Kom- mandant, Vize-Admiral Freiherr von Pöck, hat aus Ge- sundheitsrüksichten sein Demissionsgesuch eingereicht ; als Nach- folger gilt der Kommandant des See-Arsenals in Pola, Contre-Admiral Freiherr Dau blebsky von Sterneck.

Niederlande. Haag, 13. November. (Köln. Ztg.) Die Zweite Kammer der Generalstaaten hat gestern ihre Wintersession eröffnet.

Velgien. Brüssel, 14. November. (Köln. Ztg.) Die Zweite Kammer hat heute mit 58 (von 90) Stimmen ihren bisherigen Präsidenten Descamps wiedergewählt, deé- gleiden dessen Stellvertreter Le Hardy de Beaulieu und

ouvreur,

Frankreich. Paris, 16. Novzmber, Nachwitlags. W. T. B.) Die „Liberté“ erklärt die rance es Yôrsengerüchte über den Stand der Angelegenheiten in Tongking formell für unbegründet und weist auf eine Depesche des Admirals Courbet, vom 8 d. M. hin, worin der Lebtere den vorzüglichen Gesundheitszustand der Truppen konstatirt und die Ankunft der Transportschiffe „Aveyron“ und „Shamrock“ angezeigt habe. Admiral Courbst habe bis zum 10. d. M. auch die Arkunft des Transport- shiffes „Bienhoa““ erwartet und beabsichtige, nah Ausschiffung der Truppen und nach einer denselben gewährten dreitägigen Nuhe, etwa zwiscen dem 15. und 20. d., mit dem Angriff auf Sontay vorzugehen. Die Expedition gegen Sontay habe daher wahrscheinlih bereits begonnen. An der heutigen Börse wurde ein Jndividuum, welches beunruhigende Gerüchte verbreitete, verhaftet.

16. November, Abends. (W. T. B.) Jm Senat wurde heute die Berathung über die Eisenbahnkonven- tionen fortgescßt. Der Arbeits-Minister RNaynal be- fürwortete die Annahme derselben und wies auf die großen Vortheile hin, die dur die Konvention dem Lande e1wühsen. Die von dem Minister beantragte Dringlichkeit wurde vom Senat angenommen; für die Genehmigung der Eisenbahn- fonventionen ist somit eine dreimalige Lesung derselben nicht nothwendig, Die Berathung wurde scließlich auf morzen vertagt.

Die Kommission der Deputirtenkammer für die Vorberathung der Kreditvorlage für Tongking hat Ribot zum Präsidenten gewählt und wird die Erklärungen des Minister-Präsidenten Ferry und des Marine-Ministers Peyron über die Vorlage am nächsten Vontag entgegennehmen. Die Berathungen sollen geheim gehalten wrden. Der „Temps“ schreibt: in Depuiirtenkreisen sei man ein- stimmig der Ansicht, daß, nahdem die Waffen Frank- reihs in Tongking engagirt seien, auch deren Ehre gewahrt werden müsse. Wenn der geforderte Kredit von 9 Millionen niht ausreichend scin sollte, jo werde die Kammer bereit sein, einen größeren Kredit zu bewilligen. Das Ministerium würde eine schwere Verantwortung auf sich laden, wenn es nit alle zur Sicherung eines raschen Erfolges erforderlichen Maßregeln ergreifen wollte.

Jm Ministerium des öffentlihen Unterrichts wurde heute ein junger Mensch, angeblih Anarchist, ver- haftet, der mit einem Revolver bewaffnet in dasselbe ein- edrungen war. Derselbe gab an, daß er den Minister- ‘räsidenten Ferr y zu tödten beabsichtigt habe, und daß er dazu von einem Comité in Lille abgesendet worden sei,

16. Novemter, Abends. (W. T. B.) Der Anarchi s, welcher den Minister-Präsidenten Ferry zu tödten beabsic- tigte, ist ein Bäcker, 18 Jahre alt, nennt sich Curien und ist gebürtig aus Hagenau. Derselbe erschien um 2 Uhr Na(- mit'ags im Ministerium des öffentlichen Unterrichts und wurde durch den Privatsckretär Leroy, der ihn vorließ, bedeutct, daß der Minister abwesend sei und daß derselbe ihn daher niät empfangen könne. Er entfernte sich darauf, kehrte aber 10 Minuten später zurück und erzwang den Eintritt in den Salon, wo er den Minister-Präsidenten zu finden glaubte ; er hielt dabei den Revolver \hußfertig in der Hand. Der Thür- hüter ergriff ihn und wurde seiner nach einigem Widerstande mächtig. Curien rief dabei wiederholt: es lebe der Sozialis- mus, es lebe die Commune! Außer dem Revolver, dessen sämmtliche Läufe geladen waren, führte Curien gegen 30 Patronen bei si, deren Ladung aus gehacktem Blei bestand. Curien gab an: er habe in einer geheimen Ges-llschast in Lille die Tödtung der Mitglieder der Regierung vorgeschlagen; sein Vorschlag sei angenommen worden, er sei zu dessen Ausfüh- rung nah Paris gekommen und bedauere nur, daß es ihm init der Ausführung nicht geglückt sei; wenn er wieder aus dem Gefängniß herauskomme, werde er eincn neuen Versuch machen, und dieser werde ihm nicht fehlshlagen. Der Mi- nister:Präsident Ferry war während des Vorgangs im Senat und echielt ers Abends 6 Uhr von demselben die erste Kenntniß.

Italien. Rom, 17. November. (W. T. B.) Als bald nah dem Zusammentritt der Kammer wird der Minister Mancini einen ausführlihen Bericht über die Nesultate der Gerichtsreform in Egypten, über die noh zur Verathung stehenden Vorschläge wegen Revision der egyptishen Codices und über die Organisation der gemischten Tribunale zur Vertheilung bringen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 17. November. (V. T. B.) Mittels gestrigen Militär-Tagesbefehls sind der Oberst-Lieutenant Rediger, Kapitän Logenoff und Lieutenant NMossoloff, welche ehemals in Diensten ber bulgarischen rmee standen, wieder in die russische Armee eingestellt worden, und zwar wurde ersterer zur Verfügung des Chefs des Hauptstabs gestellt, während die beiden leßteren in ihre früheren Regimenter zurückverseßt worden sind.

‘Ali

Zeitungsfstimmen.

. Das „Journal der Londoner Handelskammer“ agt über die Nothwendigkeit einer nationalen Handelspolitik : _ «Das Prinziv, welches bis dahin und fo erfolgreih unserem Land 08 Politif in Handelsfachen gedient hat, ist dasjenige des „laisser aller“, Während die Kaufleute anderer Nationen die Hülfe ihrer Regierungen gesucht haben, standen die britischen Kaufleute gegen offiziele Einmischung eifersühtig auf Wache und stüßten nd einzig auf ihre eigene Verantwortlichkeit. Es ift in der That ¡ur Gewohnbeit des englishen Kaufmanns geworden, die Führung zu Wen und zur Gewohnheit seiner Regierung, ihm zu folgen und ihn nur zu \{üßen, wenn feste Anlagen gemabt worden sind. Diese Art zu bandeln war vortrefflich und genügte so lange, als die Käufer iVlreiher waren wie die Produzer ten, oder neue Märkte jederzeit fesihert werden konnten. Diese angenehme Sachlage scheint indeß O Begriffe ¿zu fein, sich in unangenehmster Weise zu ändern; «et Käufer der Zukunft, welcher langsam die nationalen Vorurtheile poerwindet, wird sih bald einzig und allein beeinflussen lassen durch i? Vortrefflihkeit der Waare und mäßige Preise. Wird unsere alte „outif, die Dinge gehen zu laffen, au den veränderten Bedingungen fing? umher gewasen sein? Wir wagen das ¿u bezweifeln !*

d Tle „Deutsche volkswirthschaftlihe Correspon- énz“ bemerkt hierzu:

T 7 ©0 weit der englische Handelspolitiker. Wir fügen aus dem Lolgenden noch kurz hinzu, daß er, von diesen seinen Vorausfetzungen Wsgehend, zunäbst nur zur Forderung cines Handelsministeriums mit einer festen Politik gelangt, welbes von den Handelskammern gestüßt werden müsse, damit die Angelegenheiten der Industrie und ® Handels den sch{wankenden Majoritäten des Parla1zents idt mehr in dem Maße tisher seien.

wie preisgegeben

Man sieht, der Artikel if, abgesehen von der Forderung na einem Handels-Ministerium wit fester Politik, welhe bei uns la erfüllt ist, den deutschen Verbältnifsen wie auf den Leib geschrieben ; aber es genügt son, in einem führenden Blatt des englischen Handels- standes nur die Nothwendigkeit einer nationalen Handelépolitik betont zu seben, um zur Verfolgung dieser Anregung bis in ihre Konseguenzen Veranlaffung zu finden. Wer die nationale Handelspolitik für nôtbig eradtet, der hat nicht weit bis zur nationalen Zollpolitik, die ja durchaus nit immer eine Absperrungépolitif zu sein braucbt !

In unseren radifal-freibändlerishen Kreisen liebt man es, den Uebergang Englands zum Scutzollsystem als cinen Popanz zu be- handeln, mit welhem man unserer nationalen Handelspolitik Screcken einjagen zu _fönnen bot. Wir müssen gestehen, daß wir diesem drobenden Schreckgespenft kühl bis ans Herz binan gegenÜübersteben. Wenn England die deutsben Waaren zur Befriedigung seiner Ab- nehmer auf den Weltmärkten beute nötbig hat, fo wird es an unseren Industrien liegen, dafüc zu sorgen, daß der englisde Zwischenbandel au künftighin auf dem Weltmarkte nit ohne unsere Waaren er- 1cheinen darf. . :

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ meldet:

In den leßten Tagen sind Goldfendungen aus London na Deutscland dirigirt worden. Der Wechselcours auf England hat bier zwar den Goldpunkt noch nit ganz erreidt, stebt demselben in- dessen rabe und fo hat es si als lohnend erwiesen, Reichs8gold, das im Besiß der Bark von England war, hierber zu fenden. Es sch{eint, daß gegenwärtig Effekten von bier nach England erportirt werden, während gleibzeitig die Differenz des Geldpreises zwiscben bier und Lordon beträcbtlib genug ist, um englisces Kapital bierber zu ziehen. Daß der englisde Wecbselcours im Herbst zu Gunsten Deutschlands steht, ist eine übliche Erscheinung, da der russishe Ge- treide-Erport nad England über Berlin bezahlt zu werden pfleat. Bemerkenéwerth ist indessen, daß gegenwärtig alle Wecbselcourse für Deutschland günstig stehen und somit die Stlußfolgerung nahe legen, daß unsere Handelsbilanz eine günstige sein müsse

Dm „Deutschen Handelsarhiv“ wird aus Gera, im Oktober, berichtet :

. . . Die für die beiden ersten Quartale dieses Jahres be- riteten guten Resultate der Jute-Spinnerei und -W:berei in Triebes find aub für das geendete dritte Quartal zu konstatiren.

Das Emporblühen gerade dieses Industriezweiges is wohl bauptfäcblih auf die dur die Zollpolitik des Deutschen Reiches für sie fo günstig gesbafenen V:rhältnisse zurückzuführen, da durch den namhaften Sc{butzoll das englische Fabrikat, welces das deutsche früber nit hatte auffommen lassen, fast vollständig vom deutschen Markt auëges{lofsen wurde. Dies führte zu bedeutender Erweiterung des Betriebes und reibliher Bescbäftigung zu gewinnbringenden Preisen, an denen es aub im verflossenen Vierteljahre nicht fehlte. Die Bemühungen der Spinnerei, cine möglichst vollkommene und gute Waare zu liefern, haben sich in den Kreisen ihrer Abnehmer dauernde Anerkennung errungen, so daß sich das Erträgniß des letzten Halbjahres und somit des ganzen Jahres 1883 voraussichtlich zu einem fehec guten gestalten wird.

Die „National-Zeitung“ schreibt:

Die Seidenfabrikation von Lyon hat im zweiten Semester des Jahres 1882 na dem offiziellen Verichte der dortigen Handelskammer einen wesentliben Rückgang erfahren. Der Export in diesem Zeit- raume ift auf 134 634000 Fr. gesunken, während er si für die entsprewende Periode des vorhergehendzn Jahres auf 137 641 000 Fr. belief. Nab den offiziellen Becibten der Zollbehörde ift aub im laufenden Jahre keine Besserung eingetreten. Vom 1, Januar bis zum 831. August 1883 Velllig dexr Ex- port seidener Gewebe u. s. w. nur 211940 000 Francs gegen 233 016 009 Francs im Vorjahre. „Diese Entwickelung des Im- portes“, beißt es in dem Berichte, „in Verbindung mit den wadsen- den Scbwierigkeiten des Verkaufes im Auslande, bekundet eine stets zunehmende Stärke bei unseren Nebenbuhlern.“ Die Lyoner Handels- kammer bat denn auc im Auslande, insbesondere in Deutschland, und in der Schweiz eine Enquete veranstaltet, bei welHe dio -Dele- girten an Ort und Stelle die Gesammtproduktion der deutscen Seide annähernd auf 200 Millionen Francs bezifferten. „Fn Berlin“, heißt cs weiter, „wurde die Aufmerksamkeit der Delegirten besonders durch das große Museum der dekorativen Künste angezogen, das „Kunstgewerbe-Mufeum“, welches die reibste Sammlung seidener Er- zeugnisse auf Erden besißt. Daselbst findet sid ein Ueberfluß von Proben seidener Erzeugnisse aus dem 15., 16. und 17. Jahrs- bundert vereinigt, welhcer die Bewunderung der Besucher erregt. Eine Schule für Zeihnen- und tebnishen Unter- rit fteht mit dem Museum in Verbindung, so daß neben den Kunstwerken ein dieselben erläuternder Unterridt be- steht.“ Auf die Seiderindustrie in Crefeld, Elberfeld, Mülheim, Barmen u. |. w. wird mit besonderem Nacbdruck bingewiesen ; ebenso auf diejenige der Schweiz. „Man sieht,“ heißt es im „Temps“, „mit welben Anstrengungen wir in Zukunft zu rechnen hab:n. Sind es aber Gedanken der Entmuthigung, die uns dadur eingeflößt werden müssen? Jene Anstrengungen müssen uns im Gegentheil anreizen und uns veranlaffen, unsere Jnitiative und Thätigkeit zu verdoppeln.“

Centralblatt für das Deutsche Reih. Nr. 46. Ja- halt: Handels- und Géwerbewe'cn! Abänderung des §8. 12 der Be- stimmungen über Führung des Musterregisters. Zoll- und Steuer- wesen: Befugniß einer Steuerstelle. Bankwesen: Status der deut- {hen Notenbanken Ende Oktober 1883. Heimathwesen : Zwei Er- kenntnisse des Bundetamts für das Hcimathwesen. Polizeiwesen : Ausweisung von Auéländern aus dem Reichtgebiete.

Armee - Verordnungs - Blatt. Nr. 24. Inhalt: Dienstverhältniß der Stabsoffiziere bei den Infanterie-Negimentern und Rangverbäitniß der patentirten Oberst-Lieutenants. Abände- rung der Vorschrift für die Verwaltung der Artillerie-Depots. Ergänzung des §, 1 der Vorschriften über Einribtung und Ausstat- tung der Militärwacben 2c. Termine für Portepeefähnrihs und Offiziersprüfungen im Jahre 1884 und zu den Portepeefähnri8- Prüfungen einzureihcnde Papiere. Eröffnung neuer Eisenbahnen. Kommandozulage betreffend.

Marineverordnu ngsblatt. Nr. 22, Inhalt: Be- nennung der Matrofen-Artillerie-Abtheilungen. Denkmalsbeiträge. Badekurko\ten. Scbiffsbäcker. Geschäftsinstruktion für die Stationétintendanturen. Kadettenshulsbif. Vertretungen, Scbulverzeichnisse. Geldbeschafung. Kassenwesen. Personal- veränderungen. Benachrichtigungen,

«* Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 61, Inhalt: Verfügungen: Vom 8. November 1883. Versendung von Waaren- proben in Rollenform. Vom 10. November 1883. Einfuhr von Pflanzen u. \. w. in Deutsbland. Vom 12. November 1883, Er- öffnung der Eisenbahnstrecke Mehltheuer- Weida. Vom 10. No- vember 1883. Neue Ausgabe der Formulare zu den Nachweisungen über den Post- und Telegraphenverkehr für das Jahr 1884. Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 42. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 8. November 1883, betreffend die Einstellung der Seitens der Steuerbehörden den Hande!léregisterbebörden zu machen- den Mittheilungen. Allgemeine Verfügung vom 12. November 1883, betreffend den Ansatz der Haftkosten. Den Preußischen Be- amtenverein betreffend.

Statiftische Nachrichten.

Der Zeitschrift des Königlich säcbsisdben statistischen Bureaus, redigirt von dessen Lirektor, Geh. Regierungs-Nath Dr. Victor Böhmert (XXVI111. Jahrgang 1882), entnehmen wir fol-

gende Daten : Die sächsishe Totalbevölkerung na der Zählung vom

1, Dezember 1880 betrug : 2 972 805 Personen (1 445 330 männli&, 1 527 475 weiblich); davon waren im Deuts&en Reibe inkl. Königreich Sachsen geboren: 2 932 632 Personen (1 424 710 männlich, 1 507 922 weiblih); in außerdeutsben Staaten geboren 39872 Personen (20 459 männli, 19 413 weiblich), auf See geboren 3 Personen (1 männlich, 2 weiblib); unbekannter Geburtsort 298 Personen (160 männlich, 138 weiblich). Die sädsisde Bevölkerung tbeilt sich nach ibrer Staatsangehörigkeit in Sacbsen 2760205 (92 85 %); Angehörige anderer Bundeét staaten 175 413 (5,90 %/9); Bundesausländer 37 038 (1,25 %%), Personen, deren Staatsanaeböriakeit nit zu ermitteln war 149 (0,005 %//). Die säcbsisde Bevölkerung zerfi-l na ihrer Konfession in Lutberaner 2876 138 (96,75 %/); Reformirte 9162 (0,31 0%); Ang!ikaner 620 (0,02 9/6); Römist - Katholische 72946 (2,45 9/5); Deutsch - Katholische 1467 (9,05 9%); Grie- wis - Kaibolisde 453 (0,02 2/0); Ssraecliten 6516 (0 22 9/0) ; andere 5193 (0,17 °%/). Die sädbsisbe Bevölkerung nab dem Ge- let und Civil!stand: Unverheiratbete 869 184 männlich, 863 750 weibli; Verheirathete 533 848 männlich, 534 077 weiblid; Verwitt- wete 39 560 männlich, 124265 weiblich: Geschiedene 2738 männlich, 5383 weiblich,

Vauébaltungen : OVauéhaltungen von einer Person 41 890 und ¡war 14816 männli 27074 w-iblid; Hauébaltungen von 2 und mehr Personen (Familienhaushaltungen)und war: 2. Zahl derselben 610655; b. Zabl ihrer Mitglieder 1 382 790 männli, 1 484 936 weiblich. Außer- gewöhnliche Haushaltunzca (Anstalten aller Art) und zwar a. Zahl der Anstalten 4323, b. Zahl ihrer Insafsen47724 männlic, 15 465 weiblich.

Wohngebäude: Bewohnte Hausgruntstücke 275 299, Hauéhaltun- gen (von einer Perfon, von 2 und mebr Personen und von Anstalten) 656 868, ortéanwesende Personen 2972 805, auf cin bewohntes Haus- grundftück kommen: 2,39 Haushaltungen, 10,80 otéanwesende Per- jonen. Das Köniareih Sacbsen zählte in 1881 143 Städte, und zwar 72 mit revidirter Städte-Ordnung, 71 mit Städte-Ordnung für mittlere und kleine Städte. Die städtisbe und ländlicde Bevölke- rung betrug: städtisbe Bevölkerung 600 223 maännlice, 622 119 weib- lie, ländlide Bevölkerung 845 107 männlicbe, 995 356 weibliche.

Ebescbließungen: Im Jahre 1881 wurden 25 881 Eben gescbloffen, gegen in 1880 25 626; 255 oder 0,995 % mebr in 1881, In den Standeëämtern der Stadtgemeinden betrug in 1881 die Vermehrung der Ehescbließungen 72 (= 0,61 9/6), während in 1881 in den Standes- amtern der Landgemeinden 183 Ebescbließungen mehr E 1335) als in 1880 ftattgefunden baben. Geburten: Während im Jahre 1880 gegenüber dem Jahre 1879 eine Verminderung der Geburten- zahl stattgefunden hatte, wies das Jahr 1881 wiederum eine Ver- mehrung derselben auf. E38 wurden geboren in 1881: 66454 mänrlid und 63478 weiblid, überhaupt 129 932; gedei M 1880 128520 (uer n 1881 1,10%); in den Städten in 1881 50454 aegen n 1880 49867 is den Dörfern in 1881 79478 gegen in 1880 78 653; ebe- lihe Geburten 113238 in 1881, gegen in 1880 112 184 (in 1881 mehr 0,94%); (unehelide Geburten in 1881 16 994, gegen in 1880 16 336 «in 1881 mehr 2,19 9/); todtgeboren wzren cheli in 1881 4264 Kinder, unebelid 717 Kinder.

_ Todesfälle: Die verminderte Sterblichkeit wurde sowohl in den Städten, als in den Dörfern beobactet; es starben (crfl, der Todt- geborenen) zusammen in 1881 83491, gegen tin 1880 87 152 (in 1881 weniger 4,20 9/6), davon in den Städten in 1881 34 520, gegen in 1880 35 574 (in 1881 weniger 2.969%), in den Dörfern in 1881 48 971, geaen in 1880 51 578 (in 1881 weniger 5,05 9/6).

Tödtlicbe Verunglückungen 1882 656 männlicbe, 164 weibliche, Ó ohne Gescblc{täangabe, überbauvt 825 Personen. Selbstmorde 1882 900 männliche, 223 weibliche, 5 ohne Ges&le{tsan zabe, über- haupt 1128 Personen. Aufnabme in den sabsisven Untherthanen- verband 1882 1022 männliwve, 850 weiblide, überbauvt 1872 Per- sonen; Entlaffungen au dem säbsishen Unterthanenverbande 1882 282 männlicbe, 113 weiblibe, überhauvt 395 Personen.

Viehzählung (vom 10. Januar 1883): Zakl der Viebbesitzer

76 720, Pferde 126 886, Maulthiere und Maulesel 18, Esel 26, Rindvieh 651 329, Schafe 149 037, Schweine 355 550, Ziegen und Ziegenböke 116 547, Bienenstöcke 53 756.

Die Zahl der zur Klassensteuer und zur Einkommensteuer im Jahre 1882 eingesbäßten Personen betrug im Köntgreih Sachsen: 1085811 Perfonen, mit einem steuerpflihtigen Einkommen von 1041 850 150 Æ, und einein Srteuersoll von 13 446 335 46; bierzu famen noch steuerfreie 76 883 Personen mit cinem steuervAibtigen Einkommen, so daß i Ganzen die Zahl der eingesbäßten Personen 1162694 betrug mit einem steucrpflihtigen Einkommen von 1058 778 351 { Dieselben vertheilten sid in 1882 auf die ei zelne Steucrstufen dèr Einkommensteaer I. (unbemittelte Klasse) bis von 509 800 A Einfommen auf 302 923 Personen. II. (mittlere Klasse: a. von 800—16(0 Einkommen 178 545 Personen, b. von 1600— 3300 Einkommen 67247 Perfonen. III. (woblhabend: Klasse): a. vou 3300—4800 Einkowmen 14636 Personen, b. von 4800— 9600 Æ Einkommen 12067 Personea. 1V. (reie Klasse): a. von 9600— 26000 # Einkommen 5083 Pecsonen, b. von 26000—54030 M Einkommen 874 Personen, c. von 54000—100000 M Einkommen 268 Personen, d. von 109000—200000 A Einkommen 105 Per- sonen, e. von 290000—300009 e Einkommen 27 Personen, f. von 300000—50000 A Einfommen 12 Personen, g. von 500000— 1000700 Æ Einkommen 4 Personen, b, über 1000000 4% Einkom- men 5 Perfonen, zusammen IV. Klasse 6378 Personen.

Kunft, Wifsenschaft und Literatur.

Am 1. Dezember d. J tritt das Neicbs8geset, betref- fend die Krankenversicherung der Arbeiter, vom 15. Iuni 1883, in Kraft. Das preußische Gesetz, bet. effend die Zwangs- vollftreckung in das unbewegliche Vermögen, vom 13. Iult 1883, und das dazu gebörige Kolstengesez vom 18. Juli 1883 find bereits am 1. d. M. in Witksamkeit getreten.

Diese Gesetze sind in korrckten Textautgaben nebst Sa(registern, zum Preise von 39 „5 für das Reich8gesetz (in Partieen erbeblic bil- liger) und von 70 für die bciden anderen Ge/seße, von dem Verlage der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt in Berlin (8W., Wilhclmstr. 32) zu beziehen,

Neapel und seine Umgebung, geschildert von Rud. Kleinpaul, Mit ca. 150 Illustrationen. In 15 Heften zu je 1 Æ Leipzig, Smidt u. Günther. Das 2. Heft dieses neuen Practwerks bringt uns eine intcressante Schilderung des lebhaften neapolitaniswen Volks, wie cs seine Feste feiert, wie es \{maust, wie es fi freut und auêgelafsen {wärmt und dann wieder dem Dolce far niente huldigt. Alles dics wird au dur zablrei&e Jllustra- tionen veranschauliht. Jn der besten Weise ergänzen sch hier Wort und Bild, und viele Leser werden sich dabei der \{önen Stunden er- innern, die si2 in der Villa Nazionale oder auf der Santa Lucia verlebt haben. Im 3. und 4. Heft wird der Leser in das pracbtvolle San Carlo- Theater geführt und dann noch weitere Erscheinungen des vielgestaltigen urwücsizen Volkéêlebens, das leider unter dcr modernen Gleicbmacherei seinen ecigenartigen Charakter mehr und mehr verliert, in fefselnder Schilderung dur Wort und Bild festgehalten. : G Der pon dem Buchhändler und An‘iquar Stargardt in Berlin (Markgrafetraße 48) bereits angekündizte Katalog Nr 143 seines antiguarisben Bücerlagers ist so eben erschienen. Derselte enthält ein Verzeichniß von 819 Schriften, welche unter folgende Abtheilungen vertheilt sind: Americana (153 Nen., Amerika im Allgemeinen und feine verschiedenen Verbältnisse, sowie einzelne Ländec von Amerika betr., nebst einigen Sch:iften über Australien), nebst einem Anhange „Orientalia“ (59 Nra., größere orientalisbe Werke enthaltend, über Reisen im Orient, Kulturgescbidte des Orients, über Indien, Egypten, Sprache 2c.); Rossica (218 Nrn, über Nußland überhaupt, seine Ge- \cchibte und Verhältnisse, einzelne Kaiser, einzelne Landschaften); Po- lonica (142 Nrn., zur älteren und neueren Geschichte Polens) ; Prussica (102 Nren., die Provinz Preußen betr.); S8candinavica (69 Nen. über Schweden und Norwegen und ihre Geschichte); Bohemica, Moravica, Serbic3, Hungarica, Turcica (77 Nrn. im Ganzen, betr. Böhmen, Mähren, Serbien, Ungarn und die Türkei). Der vorstehende Katalog entbält viele werthvolle und interessante.

Sctriften, die dem 19., 18., 17. oder 16. Jahrhundert angehören.