1883 / 279 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Nov 1883 18:00:01 GMT) scan diff

kassen entzogen werde, dann aber auch, daß man doch das, was bisher Grund zu Klagen nicht gegeben habe, au feinen Grund habe zu ändern. Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Döhlinger, Bebel, Vize-Präsident Streit, Ackermann, Uhlmann und Dr. Heine wurde der Geseßentwurf der Geseß- gebungsdeputation überwiesen.

(Darmst. Ztg.)

Hessen. Darmstadt, 26. November. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern Vormittag mit dem fahrplanmäßigen Zuge um 11 Uhr 20 Minuten von Letßlingen hierher zurückgekehrt.

Zur Feier des Geburtsfestes Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs fand gestern Nachmittag im Neuen Palais Großherzogliche Familientafel statt. Jhre Kaiser- lihe Hoheit die Kronprinzessin hatte Jhren Besuch in Aussicht gestellt, war aber leider durch Unwohlsein verhindert, mit den Prinzessinnen-Töchtern von Wiesbaden hierher zu kommen; dagegen nahm daran Theil Fhre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Mei- ningen, die am Sonnabend von Wiesbaden gekommen war us E gestrigen Abend die Rüdckreise nah Charlottenburg antrat.

Das heute auêëgegebene „Regierungsblatt“ enthält die Großherzoglihe Verordnung, die Ausführung des Reichs- gesebßes vom 1. Juli 1883 wegen Abänderung der Gewerbe- ordnung betreffend.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 26. November. (Th. Corr.) Aus der Mitte des Landtages ist ein Antrag eingebraht worden, welcher dahin geht: die Staatsregierung möge ermächtigt werden, den zur Zeit noch bestehenden Zu- schlag bei Liquidation der Gerichts- und Verwaltungs- sporteln im Betrage von 33!/; Prozent im Laufe der nächsten Finanzperiode, sobald dies nach den Resultaten der neu revidirten Einkommensteuergeseßgebung nur einigermaßen thunlich erscheine, aufzuheben. Die Annahme des Antrages ist gesichert, da er von mchr als zwei Drittein der Abgeord- neten unterzeichnet ist.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 25. November. (Lpz. Ztg.) Gestern Abend sind die Großfürstin Kon- stantin und der Großfürst Dmitri Konstantinowitsh aus St. Petersburg hier eingetroffen und im Herzoglichen Residenz- \chloß abgestiegen.

Am 22. d. M. ist die von dem Herzog einberufene, neu gewählte Landschaft zusammengetreten. Jn der am 22. ds, Mts. abgehaltenen vorbereitenden Sißung be- grüßte der Staats-Minister von Leipziger die Abge- ordneten und wurden dieselben dann verpflichtet resp. vereidet. Unter Leitung des Alters:Präsidenten Freiherrn von Beust wurden hierauf drei Kandidaten gewählt, die dem Herzog für den Posten des Landschafts-Präsidenten vorzushlagen waren. An erster Stelle wurde der frühere Präsident von Schwarzen- fels gen. von Rothkirh-Trach vorgeshlagen und auch von Sr. Hoheit gewählt. Als Vize-Präsident ist der Abgeordnete Stöhr, welcher schon früher diese Stelle bekleidet hatte, wieder-

ewähit und bestätigt worden. Die Finanzen des Herzogthums ind als rechGt gürstig zu bezeihnen, denn es sollen künftig statt seither 7!/, nur 7 Termine Klassen- und qualifizirte Einkommensteuer und statt 21/; nur 2 Texmine Grundsteuer

erhoben werden. Neuß ä. L. Greiz, 22. November. (Lpz. Ztg.) Zu-

folge Regierungsbekanntmachung is der am 6. Februar d. J. vertagte 5. ordentlihe Landtag zur Wiederaufnahme der Landtagsverhandlungen auf Mittwoch, den 28, d. M,, einbe- rufen worden.

Oesterreich-Ungarn. Pest, 26. November. (W. T. B.) „Pesti Naplo“ meldet auf das Bestimmteste: die Ernennung des Feldzeugmeisters Philipovics zum Banus von Kroatien werde in vier Tagen publizirt und gleichzeitig der Ausnahmezustand in Kroatien aufgehoben werden.

Frankreich. Paris, 26. November. (W. T. B.) Der „Temps“ bespriht das Dekret der chinesischen Re- gierung, betreffend die Vorbereitungen zum Kriege, und tadelt das Zaudern Frankreihs. Das Blatt meint: es wäre Zeit, hinreichende Streitkräfte nah Tongaking zu senden, um das einmal unternommene Werk zu Ende zu führen. Die Zusammensetzung des Verstärkungscorps sei festgestelt und alles bereit, um sofort die hierzu designirten Truppenabthei- lungen, mindestens 2 Regimenter zu je drei 800 Mann starken Bataillonen einzuschiffen. Gleichzeitig sollte man jedes der drei gegenwärtig in Tongking stehenden afrikanishen Ba- taillone auf 800 Mann verstärken.

Die Deputirtenkammer begann heute die General- debatte über das Budget. Ribot hob hervor: die Haupt- ursache der Besorgniß der Bevölkerung sei die Vermehrung der Auêëgaben. Das gegenwärtige Budget weise zwar Erspa- rungen auf, aber auf Kosten der Zukunft. Ribot kritisirte sodann den Beriht Rouviers, welcher die Shwierigkeiten be- mäntele, aber nicht beseitige. Rouvier erwiderte : Frankreich befinde sih in einer besseren Lage, als alle anderen Staaten Europas. Die Berathung wird morgen fortgeseßt.

Die Kommission der Deputirtenkammer zur Vorberathung der Kreditvorlage für Tongking nahm heute in Gegenwart des Minister-Präsidenten Ferry den Be- riht Bourées entgegen und wird morgen über den Regierungs- entwurf Beschluß fafsen.

Spanien. Madrid, 26. November. (W. T. B.) Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Abend mit der Königlichen Familie der feierlihen Einweihung des neuen Gebäudes der juristischen Akademie bei. Nach der von Sr. Majestät dem König Alfons gehaltenen Rede ertönten begeisterte Hohrufe auf den König und die Königin, fowie auf den Kronprinzen und seine Gemahlin. .

26. November. (W. T. B.) Gelegentlich der gestern Abend stattgefundenen feierlichen Eröffnung der Rechteakademie hielt der Präsident Romero Robledo eine in einem Lobe der Monarchie gipfelnde Rede. Jn jeiner Erwiderungsrede pries Se. Majestät der König Alfons zuvörderst den der Feier bei- wohnenden Kronprinzen, der, als ehemaliger Schüler der Univer- sität Bonn und Ehbrendoktor der Rechte, der Akademie gleichfalls nahestehe. Jm weiteren Verlaufe seiner Rede bezeichnete sih der Königals einen energischen Vertheidiger des inneren Friedens und der Gerechtigkeit. Sollte dazu, so fuhr der König fort, un- glüdliherweise die Anwendung äußerster Mittel erforderli

wußtsein, daß solche Männer wie die Akademiker seiner Fahne folgten, auf welcher die Worte geschrieben stünden: Friede, Arbeit, Gerechtigkeit, Ordnung, Freiheit. Die Rede des Königs wurde nit großem Beifall aufgenommen.

26. November. (W. T. B.) Der Kronprinz besuchte heute Vormittag das Waffenmuseum und später in Begleitung des Königs und des Kriegs-Ministers die Kaserne der Berg- Artillerie. Um 31/, Uhr wird Sr. Kaiserlihen Hoheit durch den Jntroducteur des Ambassadeurs, Zarco del Valle, das diplomatishe Corps vorgestellt werden. Abends 8 Uhr findet ein großes militärishes Diner und um 10 Uhr großer Zapfenstreich statt.

Das Journal „Correo“ gedenkt des über jedes Er- warten günstigen Eindrucks, den der Kronprinz in Spanien gemacht habe.

26. November, Nachts. (W. T. B.) An der Spitze des diplomatishen Corps, welches heute Nachmittag von Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen empfangen wurde, be- fanden sih der päpstlide Nuntius und der französische Ge- sandte. Alsdann besuhten Se. Majestät der König und Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz die metallurgishe Ausstellung. Zu dem heutigen Diner im Königlichen Schlosse waren gegen 120 Einladungen, hauptsählich an höhere Militärs, ergangen. Der Zapfenstreih am Abend kam zur wirkungsvollsten Aus- führung. 600 Musiker und 400 Soldaten mit Fackeln durh- zogen die Stadt zu dem Plate vor dem Palais und brachten daselbst dem Kronprinzen eine Serenade dar, die mit dem deutschen Kaisermarsh begann.

Der Erzbischof von Toledo, welcher in drid anwesend war, hat sich nah Toledo zurückbegeben, um morgen zum Empfange des Königs und des Kronprinzen zugegen zu sein. Se. Majestät und Se. Kaiserliche Hoheit werden morgen um 91/2 Uhr abreisen und noch vor Mittag daselbst eintreffen. Der Besuch wird der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der Stadt, hauptsächlich dem Alcazar, der Kathedrale und p R gelten. Die Rückreise foll um 6 Uhr Abends erfolgen.

27. November. (W. T. B.) Fast die gesammte hie- sige Presse äußert sih anläßlih des Aufenthalts des Kron- prinzen fortgeseßt in sehr sympathisher Weise über den- selben und hebt mit besonderer Genugthuung hervor, daß der Kronprinz, wie aus Seinen Aeußerungen hervorgehe, ein leb- haftes Jnteresse für Spanien und das spanische Volk bekunde.

27. November, jrüh. (W. T. B.) (Von einem zwei- ten Korrespondenten.) Der Kronprinz besuchte gestern Nach- mittag mit dem König die internationale metallurgische Aus- stellung und empfing hierauf das diplomatishe Corps. Nah dem Galadiner im Königlichen Schlosse wurde von sämmt- lihen Musikcorps der Garnison im Schloßhofe der große Zapfenstreich ausgeführt, der mit der preußischen Volkshymne begann. Mehrere Tausend Fackelträger waren im Viereck um den Sc(loßhof aufgestellt; am Waffenmuseum, an der hinteren Seite des S(loßhofes, strahlte in glänzendem Licht in großen Buchstaben das Wort „Willkommen“. Der Hof wohnte dem außerordentli glänzenden Schauspiele vom Balkon des S@losses aus bei.

Die Abreise des Kronprinzen und des Königs nah Toledo ist auf heute Vormittag 91/2 Ühr festgeseßt.

Italien. Rom, 26. November. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer, welche heute ihre Sizungen wieder aufgenommen hat, berieth den Geseßentwurf über den höhe- ren Unterriht. Der Finanz-Minister legte den außerordentlihen Budgetvoranschlag für das erste Semester 1884 und den Budgetvoranshlag für das Jahr vom 1. Juli 1884 bis zum 830, Juni 1885 vor. Der Minister erklärte, daß die Finanzgebahrung des Jahres 1883 nach Bedeckung sämmtliher Ausgaben einen erbeblihen Uebershuß zurücklassen werde. Der Vor- anshlag für das erfte Semester 1884 markire eine bedeut- same Epoche in der Finanzgeschihte Ftaliens, in Folge der Abschaffung der Mahlsteuer im Betrage von 47 Millionen und des Rückfalls des Tabaclmonopols in die Hände des Staats. Der Voranschlag weise einen Uebershuß von 2 Mil- lionen auf, obwohl mehrere Steuern im ersten Semester minder einträglich seien als im zweiten. Der Voranschlag für das Finanz- jahr 1884/85 ergebe einen Ueberschuß von 6 974980. Die guten finanziellen Verhältnisse hätten die Regierung in die Lage verseßt, für die Auslagen, welhe der öffentlihe Dienst erfordere, Vorsorge zu treffen und den Ministerien des Krieges und der Marine eine Erhöhung derjenigen Ausgaben zuzuwenden, welhe zur weiteren Entwickelung nothwendig jeien. Außerdem sei auch für die im öffentlihen Nugten vorzunehmenden Arbeiten Vorsorge getroffen, ohne daß man zu den außerordentlihen Mitteln seine Zuflucht genommen, welche das Parlament seiner Zeit bewilligt habe. Der Mirister legte ferner einen Geseßentwurf über die Handelsmarine vor. Der Handels-Minister brahte eine Vorlage über die Reform der Bank, der Justiz-Minister den Entwurf eines neuen Strafgeseß- buches ein, in welchem die Todesftrafe abgeschafft wird.

Das amt{4iche Blatt veröffentliht die Ernennung von 17 Senatoren. Unter den Ernannten befindet sich auch der Botschafter Robillant.

Neapel, W. November. (W. T. B.) Bei dem gestern hier veranstalteten Banket der dissentirenden Linken waren 86 Deputirte, darunter Baccarini, Cairoli, Crispi, Nicotera und Zanardelli anwesend. Cairoli sagte: die gegenwärlige Regierung sei gegen die Klerikalen nacgiebig bis zur Unklugheit, gegen die Radikalen streng bis zur Willkür. Crispi erklärte, er glaube, daß die Anmaßung bei den Klerikalen sich noch gesteigert habe, und führte weiter aus, das Garantiereht stehe nicht über den nationalen Rechten; er glaube auch nicht, daß der Klerikalismus weniger gefährlih sei, als der Radikaliezmus. Der Redner besprach sodann die Fragen der inneren Politik und erflärte sich u. A. für eine Entschädigung der Deputirten. Hinsichtlich der auswärtigen Politik bereue er sein Still: schweigen niht. Als er Gegenstand der hbeftigsten Anklagen gewesen sei, habe er es vorgezogen, lieber aus dem Mi- nisterium auszuscheiden, als leidenschaftlihe Debatten herausf- zubeschwören, indem er es der Zeit üverlafsen habe, diesen Eindruck seiner Politik zu fkorrigiren. Er könne sih auf Thaten und Dokumente berufen, aus denen hervorgehe, daß die loyale Haltung der italienishen Regierung in schwierigen Momenten von Meinungsverschiedenheiten, die dur beflagenswerthe Agitationen provozirt worden seien, die freundschaftlihen Beziehungen mit Deutschland und Oester- reih-Ungarn aufrecht zu erhalten vermocht habe, mit welchen

sein, so werde er seine Pflicht zu erfüllez wissen in dem Be-

Mächten Jtalien heute in gemeinsamem Fnteresse dur solide

Engagements verbunden sei, die für alle Parteien unver-

lezlich sein müßten. Die vereinigte Linke sei einig in dem hohen Jdeal der Treue zu Vaterland und König. (Beifall) Zanardelli sprach sh über

die Gründe seines Austritts aus dem Kabinet aus und bekämpfte Depretis, welcher unter dem Vorwande, gegen die Radikalen vorzugehen, eine Shwenkung nah Rechts gemacht habe Er glaube auch, daß das Vorgehen der Republikaner den Interessen der liberalen Sache in Jtalien s{ädlih sei, halte es jedoch für nüßlih, daß die konstitutionelle demokratische Partei auf ihre Fahne die Worte schreibe: „Für unsere und cuere Freiheit“. Angesichts der ungleihen Haltung der Regierung gegenüber den Republikanern und den Radikalen sei diese Meinungsfreiheit um so nothwendiger. Die Unter- drückung von Unordnungen sei zulässig im Falle der Noth: wendigkeit, habe jedoch keinen Sinn, wenn die Nothwendigkeit nit vorliege. Er weise eine solhe Unterdrückung gerade aus Liebe zur Monarchie zurück, der er dur den Jmpuls des Herzens loyal zugethan sei. Das ganze Land wünsche ein intimes Ein- vernehmen Jtaliens mit den europäishen Centralmächten. Er halte es für wahrhaft wünschenswerth, daß dieses Einverneh- men als eine Garantie des Friedens angesehen werde. Er be- grüße mit Freuden eine Allianz, welche niht allein die Gleich- heit und Gegenseitigkeit der Vortheile stipulire, sondern au die Bedingungen enthalte, daß die nationale Würde und das öffentlihe Reht Fztaliens dadurch niht leiden. Man müsse Jtalien, welches seine Verträge gewissenhaft achte, mit gleicher Münze zurüczahlen ; Jtalien müsse fogar verlangen, daß man auch seine Jnstitutionen und seine Autonomie achte. Der Redner brachte \{ließlich einen warmen Toast auf den König aus,

Bulgarien. (W. T. B.) Der Münchener „Allgemeinen Zeitung“ wird aus Sofia gemeldct, daß der Vertreter Rußlands, Jonin, gestern {hriftlich um Audienz bei dem Fürsten naGgesuht habe und alsbald empfangen worden jei. Auf diese Weise sei die Aussöhnung eine vollständige geworden. Die Kammer habe die Sißungen wieder auf- genommen.

Amerika. New-York, 26. November. (W. T. B.) Der Jahrestag der vor 100 Jahren erfolgten Räumung New-Yorks von den Engländern is heute mit einem groß- artigen Umzuge zu Lande und einer Parade der Schiffe feier- lih begangen worden; außerdem ist aus dem gleihen Anlaß heute die Statue Wa}shingtons enthüllt worden.

Afri?a. Egypten. Kairo, 26. November. (W. T. B.) Wie Privaitelegramme aus Khartum melden, hätte die dort herrschende Bestürzung in Folge von Gerüchten, wonach der Mahdi mit bedeutenden Streitkräften bis in die Nähe der Stadt vorgerückt wäre, noch zugenommen. Jn den der Re- gierung zugegangenen Depeschen werden diese Gerüchte nicht bestätigt; dieselben berichten aber, daß die europäischen Be- wohner Khartum zu Schiff verlassen. Zwei Transport- dampfer mit einem Detachement Gensd'armerie werden morgen von Suez aus nah Suak im in See gehen; Baker Pascha wird den Oberbefehl über diese Expedition über-

nehmen. Der Kriegs-Minister trifft Vorbereitungen für N Befestigung des am ersten Nilkatarakt gelegenen uan.

Eine Depesche der „Times“ aus Chartum, vom 25. d. M,, bestätigt, daß die-Fnsurgentenschaaren schon in der Nähe der Stadt angekommen und daß leßtere nur für einen Monat verproviantirt sei. Die wirklihe Stärke der Garnison betrage nur 2000 Mann, und es sei unmöglich von derselben zu hoffen, daß sie Chartum halten werde, wo übri- gens die Bevölkerung \ich ebenfalls zu erheben im Begriffe stehe. Der Rückzugsweg zu Lande sei vershlossen, und der Rückzug auf dem Nilflusse könne {on morgen abgeschnitten werden, da die Felsen, welche den Fluß bei Sabalake beherr- schen, hon durch die Aufständischen beseßt seien.

26. November. (W. T. B.) Der Khedive nahm heute die Revue über die Truppen ab, welhe morgen nah Suakim abmarschiren follen. Diesen sollen am Donnerstag und Sonnabend weitere Abtheilungen folgen. Nach hier eingegangenen Meldungen aus Algier und Tri- polis follen daselbt Abgesandte des Mahdi eingetroffen sein.

Dem „Standard“ wird aus Kairo, vom 26. d., ge- meldet, daß die türkishen Offiziere in egyptishen Dien- sten sih weigerten, nach dem Sudan zu gehen, weil ihr Kon- traft nur für Egypten allein gelte.

Zeitungsfstimmen.

Die „Wiesbadener Zeitung“ Finanzlage Preußens :

Die Thronrede bat dem Lande verkündigt, daß „sich die Finanz- lage des Staates günstiger gestaltet“ hat. Diese günstige Wendung ist vor Allem darin ersictlib, daß der Etat seit längerer Zeit zum ersten Male ohne Defizit abschließt und für die Bestreitung der außerordentlicen Ausgaben der Staatskredit nicht in Anspruch ge- nommen zu werden braucht. : |

Diese hocherfreulice Thatsade kann nicht nachbdrücklich genug betont, kann aber erst dann richtig gewürdigt werden, wenn auf die Ursachen dieser günstigen Wendung hingewiesen und die Haupt- momente, aus denen sich dieselbe zusammenfeßt, hervorgehoben werden. Zunächst sind die Ergebnisse der Staatseisenbahn verwal- tung so erfreulibe, daß auf sie allein ein Uebers{uß von 134 Millionen Mark aus dem Rechnung8tjahr 1882/83 zurückzuführen ist, durch welhen si die Einnabmen in dem neuen Etat für 1884/85 vermehren. Mit diesem finanziellen Resultat der Verstaat- libung dürften die Parteien, welbe verständnißvoll das Werk geför- dert und die Regierung unterstüßt haben, zufrieden sein, zuglei dürften hiermit aber au die Gegner der Verstaatlihung ver- stummen und ihre bhauptsäcblibsten Waffen gegenüber weiteren Pro- jekten zerbroden sehen. Weiter hat Preußen für das neue Etats- jahr eine größere Herauszablung von Seiten des Reichs aus den ge- steigerten Einnahmen der Zölle und der Tabasteuer zu erwarten, die Mehreinnahme gegen das Vorjahr beziffert si auf über 2 Millionen Mark und ferner vermindert sich in Folge jener gesteigerten Reichs-Zoll- und Steuererträgnifse auch der Ma- trifularbeitrag Preußens um 4 Millionen Mark. Man darf bierin cine neue Bestätigung von der Nichtigkeit und Nütßlichkeit des Weges erblicken, den die Reichépolitik eingeïchlagen hat, die nob deut- liber wird, wenn man in Betracht zieht, daß durch diese Maßregel eine dauernde Verminderung der direkten Steuern um ungefähr 21 Millionen Mark s\chon vor zwei Jahren bat bewirkt werden fênnen. Nicht ist in Betracht zu

schreibt über die

minder

ziehen, daß si die Einnahmen der Betriebsverwaltung ansbläglich um faft 33 Millionen Mark günstiger gestalten werden, als für das laufende Jahr verans{lagt worden ist, während der anshlagmäßige Mehrübers{chuß für das laufende Jahr gegen das vorangehende nur 29 Millionen Mark betrug. Hierin prägt sih ret deutlich der Einfluß aus, welhen die Wirth-

\chaftspolitik und das dur sie belebte Vertrauen auf Handel, Gewerbe und Verkehr au8üben, troßdem die Ernte in diesem Jakr nur theilweise befriedigend auégefallen ift. Daß angesichts dieser Besserung der Verbältniffe aub gesteigerte Aufwendungen für Unterrichtswesen, Sciffahrt, Bauten und Meliorationen gemacht werden können, wird überall freudig vernommen werder. Im ganzen werden 464 Millionen Mark für außerordentlide Aufwendungen verausgabt werden fönnen, die dauernden Ausgaben sind auf 1 066 205 546 e verans&lagt, in Summa sch&ließt der Etat in Einnahme und Ausgabe mit 1 Millarde und 112781982 M ab, mithin gegen das laufende Jahr mehr 29 724 099 M

Das Bild, welches so die Finanzlage Preußens gewährt, ist cin sprechender Bewcis von dem Segen der so viel verkeßerten Steuer-, Finanz- und Wirtbscbaftspolitik des Reichs und Preußens. In ganz

leicber Weise zeigt si, wie die Thronrede erklärte, mit welcher der äcbsishe Landtag jüngst eröffnet wurde, die günstige Wirkung der Reichspolitik aub im Königreih Sachsen, ferner auch in anderen Bundesstaaten, z. B. Baden. „….

Dieselbe Zeitung ist der Ansitht :

daß der intensive Rückgang der Industriepapiere eine Folge un- günftiger Zeitungsberihte über die Lage der deutsben Industrie sei.

Eine Sictung der gesammten deutschen Presse erziebt, daß einzig und allein die freitändlerishen Zeitungen diese ungünstigen Bericbte verbreitet, bezw. Mittheilungen aus den Industrie-Cmvorien entstellt, gefälst, ihnen einen Sinr unterlegt haben, der ihnen nicht zukam, daß sie Zweifel erboben haben, wo fein Grund dazu vorlag, daß fie Behauptungen aufftellten, die fi dur die Thatsacben wider- legten, und daß sie dieses Handwerk fortsetten, ohne sich über die gegen fie erhobenen desfallsigen Anklagen zu rechifertigen.

Nun hâtte man aber glauben sollen, daß wenigstens die vornehm- sten Träger der Börse selbft, nämli die aroßen Banquiers und die Leiter der Banken, Verständniß genug besäßen, die Wabrkbeit zu er- kennen, zumal sie bei ihren fo zablreihen Verbindungen mit den In- dustriellen, fi tägli selbst bestens informiren fönnten, und daß sie sid fomit dem beftigem Rückgange der Industrierapiere entgegen-

stemmen sollten, der ihre Portefeuilles entwertben, ihre Jabreébilanzen | „n }e uSge | dabei die Grenze zwishen Ganz- und Halbfabrikaten gezogen, wird

empfindlid s{ädigen muß.

_ Aber an der Börse liebt man es eben, daß gute Papiere zeit- weise stark fallen, denn man fann alsdann billig einfaufen, mit Aus- fibt auf einen späteren bedeutenden Gewinn. Wird die Sache in Folge allgemeinen Ausgebotes viellcibt doc zu arg, so behält man die Papiere einige Jahre im Portefeuille, gleichzeitig aber er- \{rickt man felbst über den dauernden Rückgang, man kün- digt den industriellen Etablissements die Bankkredite, wird aber die Thätigkeit der Industrie crsff recht gelähmt und leßtere zu einer wesentli®en Reduktion ihrer Produktion dur die Kreditentziehung gezwungen und {ließli glauben die Bankiers und Banken, daß die Freihandel8presse denn doch am besten informirt ge- wesen sein muß, denn die von ihr provbezeihten Kalamitäten sind

_ Daf, um eine industrielle Mebrausfubr zu ermöglichen, eine be- trähtlibe Mehreinfuhr von Robstoffen nötbig ist, kann jedermann einsehen, der da weiß, daß Deutschland so wenig wie irgend ein anderes Kulturland alle induftriellen Robftoffe selb# zu produziren vermag. Die Methode, die Mehrausfubr einfach um die Mebreinfubr zu verringern, ift jedenfalls neu nnd originell.

_Jett zur Baumwolle! „Die Baumwolle ift der allgemeine, weil woblfeilste, Bekleidungéstoff geworden, und der Woblstand der arbeitenden Klafsen drüdt sid in seinem Verbraub aus. Nun find in 1882 an rober Baumwolle 1211 t weniger als in 1881 im- portirt worden, und dieses ift ein ernfthaftes7Zeichen.

Ganz a*gesehen daven, daß diese 1211 t Mindereinfußr, die gegenüber einer Eesammteinfuhr von 157 000 t überhaupt faum erwähnenêwerth sind, durch ebenso große Mehbrautfubr von Fabrikaten gedeckt find, fragt man denn do wirkli, woher der Artikelschreiber den Muth nimmt, aus diesem Anlaß überbaupt von „einem ernsthaften Zeicben“ zu sprehen. Weiß derselbe denn gar nit, daß der Ausfall der Baumwollcrnte und der dana i er- gebende höhere oder niedere Preis den Importeur bestimmt, entweder viel oder wenig zu kaufen? Waren demselben die Markipreise für die beiden leßten Jahre gar nicht zugänglit, sollte ihm aub dur(- aus nichts befannt geworden sein von dem Kriege in Egypten und E urs an der Baumrwollernte entstandenen beträcttlihen

uéfall ?

__ Wozu aber auf derartige Dinge Rüksiht nehmen, wo es ledigli si darum bandelt, „den arbeitenden Klassen ein weiteres ernsthaftes Zeichen ihres bedrohten Wohlstandes vorzuführen !“ Und nun zum Sé&luß noch das Eisen „ein anderer charakte- istisher Artikel“ wie das „Berliner Tageblatt“ sagt, und worüber es zu sagen wetß, daß, „weil die eigenthümlihen Produfktiensverbält- me es den Besitzern von Eisenwerken gestatten, unter dem Zoll- shute die Preise im Inlande hoch zu balten, im Auelande aber billig zu verkaufer, als natürliche Folge davon ih eine erheblide Abnahme der Ausfuhr von Eisenwaaren ergeben habe, und zwar von 6 000 t im Jahre 1882.“

In welcer Weise dieser Ausfall berausgere{net, wo urd wie

nit gesagt; cine Umschau in den offiziellen ftatistisben Nachweisen aber ergiebt, daß die Ausfuhr von Eisenwaaren aller Art, Ganz- und

| Halbfabrikaten, in 1882 nit 56 000 t weniger, sondern 5000 t mehr

als im Jahre 1881 betrug, und ferner, daß der Werth der Austfuhr von Ganzfabrikaten allein in 1882 auf 165 Millionen Mark fi be-

| zifferte, gegenüber 123 Millionen Mark in 1881.

hierdurch |

Der Nachweis „der mißlungenen Kur* geht daber arg in die

Dilde..…

wirklib eingetroffen, somit müsse denn doch der Hauptfehler an des |

Reichskanzlers Wirthschaftspolitik liegen.

Arme Industrie, wie ist sie der Spielball selben Getriebes ge- j

worden! Arme Nation, ihre materielle Existenz zu verbessern, wie sorgt sie sich ab, die Hunderttausende noch immer unbeschäftigter, sehnli&st rach Arbeit auslugender Arbeiter zu beschäftigen, und wie emsig studirt sie die Mittel zur Lösung der sozialen Frage, und das Alles wird vereitelt, ver- pfuscbt durch die unfelige, .…. Freibandelspresse, von welcber die bethörten Massen noch immer nit erfannt haben, daß sie es ist, welce der Nation das Brod nimmt, der deutschen Industrie die Existenz unter- gräbt, so daß sie der Vorwurf trifft, am allermeisten zur Verschärfung der sozialen Frage, zur Vergrößerung des Mafsenelcnds beigetragen zu aben.

Das „Deutsche Tageblatt“ unterzieht einen von dem „Berliner Tageblatt“ gebrachten, „Die mißlungene Kur“ überschriebenen Leitartikel einer eingehenden Kritik, welcher wir Folgendes entnehmen :

. .. . Es werden in dem Artikel die beiden Fahre 1881 und 1882 das [leßtere soll nämli der Prüfstein für die guten oder \{le{chten Wirkungen der Zollreform abgeben einander gegenüber- geftellt und aus den offiziellen Veröffentlibungen die Ein- und Aus- fuhrziffern für Getreide, Hülsenfrühte und Kartoffeln, für rohe Baumwolle und für Eisenfabrikate benußt, um dur dieselben nac- zuweisen, daß die Kur, welche die Zollreform des Jahres 1879 an dem kranken “wirthschaftlihen Leibe Deutsblands bewirken sollte, mißlungen fei. :

Die Einfuhr des Jahres 1882 an Getreide, Hülsenfrüchten und Kartoffeln betrug 229 100 t mehr, die Ausfuhr 25 100 t weniger, als die des Jahres 1881.

„Im Jahre 1882 war also troß der ungewöhnlich großen Ernte ein Mehrbedürfniß gegenüber 1881 von 254 200 t oder 5,8 Millionen Centner vorhanden und zu deen; bei Einführung der Zölle blieb die inländische Produktion an landwirthscaftliden Erzeugnifsen ungefähr

um den Nahrungsbedarf von 1/7 der Bevölkerung zurück, jeßt ist eine Einfuhr nöthig, welchWe 1/5—1/4 dieses Bedarfs ent- spri6t, und das noch dazu bei ciner außergewöhnlich

großen Ernte; es zeigt sh also in s{lagenden Zahlen, daß die Ver- theuerung der nothwendigsten Lebensmittel den verheißenen Erfolg nicht gehabt hat, die Landwirtbschaft zu Höherer Produktion anzu- regen, und daß die für diesen Zweck zu bringenden vergeblichen Opfer von Jahr zu Jahr größer werden. Die den Landwirthen auf allge- meine Kosten zugewendeten Begünstigungen baben die gehofften Früchte nicht getragen, und der Steuerfiskus kann fv faum über die wabsenden Zolleinnahmen freuen, wenn er bedenkt, daß ihm dieser Vortheil aus dem Hunger der Armen erwächst.“

So gestattet sich das „Berliner Tageblatt* zu argunzentiren.

Auf den „Hunger der Armen“ und „die Vertheuerung der noth- wendigfsten Lebensmittel“, diese beiden stereotyp wiederkehrenden und für gewisse Agitationszwecke ebenso unentbehrliben wie frivolen Redensarten, ift wohl näher einzugehen nit nöthig, da gegen deren Wabrheit unanfe{chtbare Beweise in jedem Marktbericht Jedermann zur Verfügung stehen. e G .

Es môge nur genügen, darauf hinzuweiscn, daß die Ernte des Jahres 1882 gar nichts oder do naturgemäß nur verschwindend weniz mit der größeren Einfuhr und geringeren Ausfuhr desselben Jahres zu schaffen hat, daß es vielmehr die Ernte des vorhergehenden Jahres ist, welche allein darauf Einfluß hat. :

1881 war befanntlich für uns ein s{lechtes Erntejahr , {lechter als 1880 und weit s{lechter als 1882, von welbem leßteren dasselbe z. B. allein in dem Erträgniß der vier Hauptgetreidearten: Weizen, Roggen, Hafer und Gerste, um 2440000 t oder uvgefähr 50 Mil- lionen Centner übertroffen ward —; ganz natürlich also, daß der Nahrungsbedarf ein größeres Defizit aufwies, welhes zum ent- sprehenden Theil durch Einfuhren während des Jahres 1882 ge- deckt werden mußte. Wenn in dem Erntejahre Ausfall der Ernte in der größeren oder geringeren Ein- und Ausfuhr {on zum Ausdruck gelangte, hätte also der Satverbalt gerade cin

umgekehrter die Cinfuhr von Getreide des Jahres 1881 eine weit |

größere als im Jahre 1882 fein müfsen. i Soweit die Landwirthschaft. Nunmehr kommt die Industrie an

die Reihe. ; a E Zuvor einen kurzen Blick auf die Ergebniffe unserer letzten Han- delsbilanz : S h Einfuhr Ausfuhr Mehrausfuhr Millionen Mark 1881 2990 3040 59 1882 3165 3245 80

„Das ift also eine Zunahme der Ausfuhr um noch nit einmal 0 u “Die 205 Millionen Mark, um welche die Ausfuhr in 1882 gegen 1881 zugenommen hat, mahen nach Adam Riese nun allerdings 7 °%/

selbst der |

wie Pplagti sie sich jahraus, jahbrein, um !

aus und niht „etwas weniger als 1°%/o*, wie kann aber ein großer | Volkswirthschaftler #sch um derartige „kleine Rechenfehler“ | Fümmern. j

Statistische Nachrichten.

_CGemä5 den Veröffentliwungen des Kaiserlichen Gesund- heitsamts find in der 46. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jabresdurb|\chnitt bere{net als geftorb en gemeldet: in Berlin 25,9, in Breslau 21,8, in Königsberg 28,7, in Cöln 21,3, in Frankfurt a. M. 13,8, in Hannover 23,1, in Caffel 12,5, in Magdeburg 24,1, in Stettin 18,5, in Altona 31,0, in Straßburg 15,8, in Mez 240, in München 27,3, in Nürnberg 23,7, in Augsburg 27,8, in Dres- den 26,1, in Leipzig 18,2, in Stuttgart 180, in Braunschweig 18,3, in Hamburg 21,8, in Karlsruhe 20,0, in Lübeck —, in Wien 24,3, in Budapeft 23,1, tn Prag 29,7, in Triest —, in Krakau 31,6, in Basel 9,5, in Brüffel 25,9, in Paris 23,4, in Amsterdam 30,5, in London 22,2, in Gla8gow 29,5, in Liverpool 264, in Dublin 25,2, in Edinburg 19,8, in Kopenhagen 17,1, in Stockholm 18,3, in Chri- ftiania 18,3, ix St. Petersburg 25,2, in Warshau 29,7, in Odefsa 368,1, in Bukarest 29,6, in Rom 20,6, in Turin 19,2, in Madrid 36,0, in Alexandrien 47,1. Ferner aus der Zeit vom 21, bis 27. Of- tober cr.: in New - York —, in Philadelphia 20,8, in Chicago —, iz St. Louis —, in Cincinnati —, in San Franzisko 18,9, in Kalkutta —, in Bombay 22,8, in Madras 36,1.

Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtswoche herrsch{ch-

| ten an den deutsben Beobachtungsorten westlihe und südwestliche

Luftströmungen vor, die am 12. in München und Karlsruhe nach Oft und Südost, in Cöln bis nach Nordost umliefen. Um die Mitte der Wotke ging der Wind an den mitteldeutshen Stationen, sowie in Cöln und Bremen nach Nordwest, an den ost- und süddeutschen nach Südwest, und in den letzten Tagen der Woce an den meisten Stationen nach Oft und Südost, nur in München am S{luß der Wocte nach Nordost. Die Témperatur der Luft lag an den Oft- stationen und in Heiligenstadt etwas über, in Berlin und Cöln ein wenig, in Bremen und an den süddeuischen Stationen erheblicher unter der normalen. In München herrschte in den letzten Tagen ziemlices Frostwetter (Temperatur am 16. bis 7,2 Grad C.). Niederscläge, in Müntben und Konitz in den ersten Tagen der Woche aub Schnee, in Cöln und Breslau Hagel, waren nicht selten, aber nur in Süd- deutsbland ergiebig, Der beim Wochenbeginn niedrige Dru der Luft nabm am 12. allgemein ab, stieg vom 13. langsam, zeigte jedo an den meisten Stationen am S{luß der Woche wieder Neigung

| zum Sinken.

_Die Sterblichkeit war au in diefer Berihtswode in den meisten Großstädten eine günftize, wenn aub, namentlih aus den westeuropäiswen Städten (Brüssel, Paris, London) sowie aus Wien, größere Sterblichkeitsverhältnißzahlen gemeldet werden. Befonders flein find die aus den süddeutschen Städten gemeldeten Sterblich- keitsverbaltnißzahlen. Für die deutshen Städte betrug die allgemeine Sterblichkeitäverhältnißzahl 22,2 (auf 1090 Einwohner und aufs Jahr berechnet) gegen 22,1 der Vorwoche. Der Antheil des Säug- lingsalters an der Sterblichkeit war noch etwas geringer als in der Vorwoce. Von 10000 Lebenden ftarben aufs Jahr berechnet 65 Kinder unter 1 Jahr gegen 67 der vorangegangenen Woche; in Berlin 67, in München 102.

Unter den Todesurfachen forderten von den Infektionskrankheiten Masern und typhöse Fieber mehr, Scharlach, Diphtherie, Keuchhusten etwas weniger Opfer. Masern haben in Chemniß, Hamburg, Altona, Osnabrück, Wien, Amfterdam, London, Edinburg größere Ausdehnung gewonnen. Jn Berlin und Breslau wurden Todesfälle an Masern nicht häufiger, in München, Crimmitschau, Braunschweig seltener als in der Vorwoche. Das Scharlachfieber zeigte in Königs- berg, Nürnberg, Berlin, London einen Nachlaß, in Dresden, Gotha, Hannover, Bremen, Altona, Elberfeld, Glasgow, Liverpool, Bukarest eine Zunahme der Sterbefälle. Diphtherie und Croup forderten in deutshen Städten etwas weniger Opfer, doch ist ihre Zahl besonders in Berlin und Dresden cine sehr bedeutende. Auch in Lüneburg, Elbing, München Chemniy, London, Paris, Amsterdam, Bukarest war die Sterblich- feit an Diphtherie eine größere, in Hannover, Königsberg, Breslau, Hamburg, Wien eine kleinere als in der vorhergegangenen Woehe. Typhöse Fieber wurden etwas häufiger, namentlih kamen aus Posen, Cóln, Paris mehr, aus Alexandrien weniger Sterbefälle zur Mit- theilung, Todesfälle an Flecktyphus wurden aus deutschen Städten nicht gemeldet, aus St. Petersburg, Murcia, Saragossa, Granada famen je 1, aus London und Valencia je 2, aus Malaga 3, aus Madrid 7 zur Anzeige. Todesfälle an Keuchhusten wurden seltener, in Posen, Landéberg a. W., Hamburg, Altona, Barmea erlagen dem- selben jedoch noch Kinder in größerer Zahl. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle zeigten sich in allen Orten seltener, Ruhr führte nur in vereinzelten Fällen zum Tode. Dem Kindbettfieber erlagen in deutshen Städten 22 Frauen. Akute entzündlihe Prozesse der Athmungsorgane und Lungenphthifen führten häufiger zum Tode. Poten zeigten sich in Wien, Budapest, Krakau, Brüssel, Amster- dam, Paris, London, Birmingham, St. Petersburg, Warschau, Ma- drid, Saragossa, Granada, Lissabon, Alexandrien in beshränkter Zahl. In größerer Ausdehnung herrschen sie in Murcia, Malaga und Prag. Die Cholera in Alexandrien zeigt einen Nachlaß der Sterbe- fälle von 34 auf 21 (4.—10., November), in Bombay erlagen. der- selben in der Zeit vom 11.,—16. Oktober 4 Personen.

_ Nag der Uebersiht der Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im preußischen Staate im Jahre 1882 (Seperat-Abdruck aus der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate, Verlag von Ernst und Korn, Berlin) betrug die Produktion der Bergwerke und deren Werth in den Jahren 1878—1882: An Steinkoblen : 1878 35 500167 1879 37 674648 1880 42172 944 1881 43780545 1882 47079376 An Braunkohlen :

178 045 680 A 174 892 805 210 617 066 216 973 961 232 724 491

(L I

1878 884136 t = 27991096 M 15 S = 2799406 1880 9874888 , = 30165766 1851 10412158 = 831168991 5 1885 10789001 = 29570722 Zusammen an Mineralfkoblen und Bitumen : 1878 44367533 t = 296596 704 Æ 1879 46979047 ¿ = 203961261 ,„ 1880 52077088 , = 241124023 , 1881 54211474 , = 248850740 ; : 1892 57914490 . = 262993509 An Minreralsalzen : 1878 418 719 t 450kg = 3 146 235 M 18/9 491107 700. =43998023 - 1880 726879 , 100, =5%5085149 , Tee 795 O. M. = 690. 2 9070989 . 22. =8368891 An Erzen: 1878 4181 505 t 756 kg = 60 888 491 46 1879 4392866 , 350, = 56590622 , 1880 5068543 , 946, = 68579164 ; 1881 5410413 , 359 , = 70772 836 f 1092 9622523 007. = 76181014

Die gesammte Bergwerksproduktion :

1878 48967758 t 200 kg = 270 631 430 Æ 1879 51863021 , 550 ¿= 204 549 946 - 1580 571251! 046. = 314 788 345 è 1881 60 377 815 ; 744 , = 326 621 280 - 1882 64445011 , 239 , = 347543414 , An Chbîiornatrium: 1878 218303 t = 5294084 18/9 230731 = 5304928 1880 244998 , 522kg = 5 966 845 , 10 2D 2, = 60606355, 1882 251 679 . 346 ; = 6171 162

_, „Was die Produktion der Hütten betrifft, so waren für Eisen 97 Werke in Thätigkeit, welde dasselbe als Haupt- und 5, welche daselbe als Nebenprodukt darstellend (22 bezw. 1 für Holzkohlen-, 73 bezw. 4 für Steinkohlen- und Koks-, 2 für Roheisen und gemischten Brennstoff). Die mittlere Belegschaft betrug 17 247 männlice und 896 weiblibe, zusammen 18143 Arbeiter. Gewonnen wurden 22400631 t 837 kg als Haupt- und 227516 t 571 kg als Neben- produft, zusammen 2467 548 t 498 kg im Werthe von 149 802 551 = pro Tonne 60,71 4

Zink wurde auf 30 Werken als Haupt- und auf 1 als Neben- produft bergestellt. Die Zabl der Arbeiter betrug 8189 (6929 m., 1260 w.), die Produktion 113271 t 429 kg = 35902917 M (316,96 M4 pro Tonne).

Blei, und zwar Bloblei, wurde auf 13 Werken als Haupt- und auf 18 als Nebenprodukt mit 2287 Arbeitern im Ouantum von 86 811 t 246 kg im Werthe von 23639674 Æ (272,31 M pro Tonne) fabrizirt; als Kaufglätte auf 6 Werken als Nebenprodukt mit 2739 t 402 kg im Werthe von 707 322 Æ (258,20 M. pro Tonne).

Die Zahl der Kupferhütten betrug 19, von denen 9 im Haupt- und 2 im Nebenbetriebe hammergares Block- und Rosetten- fupfer im Quantum von 14886 t 235 kg = 2662995 M. (1388,06 # pro Tonne) mit 2553 m. Arbeitern und 2 bezw. 5 mit 71 m. Arbeitern 886 t 286 kg Kupferstein zum Verkauf im Werthe von 315 535 M. (356,02 4 pro Tonne) fertigten.

An Silber wurden auf 3 Werken als Haupt- und 15 als Nebenproduft mit 506 Arbeitern 161 519,87 kg = 24591901 M, (154,16 M pro Kilogramm), an Gold auf 6 Werken als Neben-

produkt 81,74 kg = 228819 M (279935 A pro Kilo- gramm) dargestellt; an Nickel auf 3 Werken mit 171 Ar- Deter 120 t 4 o =—= (04320 M (6319,10

pro Kilogramm); an Blaufarbenprodukten auf 2 Werken im Nebengewinn 26 t 900 kg = 322209 M (11978,03 Æ pro Kilo- gramm); an Cadmium als Nebenprodukt auf 8 Werken 3671 kg = 34537 M (941 M pro Kilogramm); an Mangan auf 1 Werk (mit 2 Arbeitern) als Haupt- und auf 2 als Nebenprodukt 5 t 222 kg = 18 335 M. (3511,11 M. pro Kilogramm); an Antimon-, Zinn- und Wleilegirungen auf 1 Werk (22 Arbeiter) 158 t 970 kg = 78554 M (494,14 A pro Tonne); an Antimonmetall auf 1 Werk (3 Arbeiter) 16 t 637 kg = 20962 M (1259,96 6. vro Tonne) ; an Arsenikalien auf 2 Werken (mit 9 Arbeitern) als Haupt- und auf 1 als Nebenprodukte 250 t 900 kg = 57 056 M (227,41 M. pro Tonne). E

Schwefel wurde auf 9 Werken als Nebenprodukt, im Betrage von 3365 t 061 kg im Werthe von 451 766 M (134,25 M6 pro Tonne). Die Fabrikation von englisbher Schwefelsäure wurde auf 42 Werken als Haupt- und auf 10 als Nebenprodukr betrieben. Be- schäftigt wurden dabei 2580 Arbeiter. Man gewann 211 824 t 584 kg = 11 041 369 M (pro Tonne 52,13 A). Rauchendes Vitriolöól fabrizirten 2 Werke mit 55 Arbeitern im Quantum von 157 350 M (43,19 M pro Tonne). Eisenvitriol stellten 19 Werke (davon nur 2 als Hauptpro- dukt) her, sie fertigten 5237 t 294 kg im Werthe von 223 765 M. (42,73 4 pro Tonne); Kupfervitriol 4 Werke (als Nebenpro- dukt) 2175 « 763 kg = 783646 M. (360,19 Æ pro Tonne); ge- mischten Vitriol 1 Werk mit 31 Arbeitern als Haupt-, 1 als Nebenprodukt: 366 t 791 kg = 54 213 M (147,80 Æ pro Tonne); Zinkvitriol 2 Werke als Nebenprodukt: 435 t 228 kg = 35111 (80,67 Æ pro Tonne). An Farbenerden gewann 1 Werk als Nebenprodukt 185 t = 5146 M. (27,82 M pro Tonne).

Knnft, Wiffenschaft und Literatur.

Der Königliche Musikdirektor, Professor Ludwig Erk, ift am Sonntag früh im nahezu vollendeten 77, Lebensjahre gestorben. Derselbe bat sih um die Pflege des deutshen Volksliedes hoch- verdient gemacht. Außerordentlich zahlreich sind die von ihm besorgten Liedersammlungen. Das Hauptwerk Erks ist sein „Liederhort“, eine Auswahl der vorzüglichsten deutshen Volkslieder aus Vergangenheit und Gegenwart mit ihren cigerthümlichen Melodien. Im Verlag von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin und Leipzig erschien soeben: Die Konsulargeseßgebung des Deutschen Reichs, Tertausgabe mit Anmerkungen und Sach- register von Dr. Philipp Zorn, ordentlichem Professor der Rechte zu Königsberg. (Taschenformat, kartonnirt 4 4) Die Sammlung enthält sämmtliche Gesetze, Verordnungen, Handels- und Schiffahrts- verträge, soweit dieselben si auf das Konsulatswesen bezichen. Der Stoff zerfällt in drei größere Gruppen: 1) Verfassungsvorschriften, 2) Geseßes- und Verordnungsrecht, 3) Die Konsularverträge und die konsularrechtlichen Bestimmungen der Handelsverträge. Zur Erläute- rung sind, wo es nothwendig war, kurze, verweisende Anmerkungen hinzugefügt. Somit liegt in diesem Buch ein systematisch gegliederter, kurzer, kritisher Kommentar der gon su agel eHgedung vor, dessen reihen Stoff der Verfasser vollständig beherrscht, so daß er die schwierige Aufgabe der Sichtung und Prüfung des umfangreichen Materials zu einem wohldurchdadten Abschluß gebracht hat.

—ODas italienische Wechselgeset nebst Uebersezung. Nach- trag zu der „Sammlung der seit dem Jahre 1871 erscienenen

Wecselgesctze“ von Carl Borchardt, Doctor der Rechte. Berlin 1383.