1883 / 279 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Nov 1883 18:00:01 GMT) scan diff

R. von Deckers Verlag, Marquardt & Scenck, Lex. 8°. S. 26. Der Versasser hatte in der in obigem Titel erwähnten Sammlung der neuen Wecbselgeseze aud den von der italienischen Volksvertretung be- ratbenen und durch Geseß rom 2. April 1882 (mit Geseßegerlaß vom 1. Sanuar 1883) erlaffenen „Codice di commercio“ in der Erwar- tung aufgenommen, daß die italienishe Regierung von der ihr im Artikel 3 des fragliden Geseßzes eingeräumten Befugniß ¡ur Veornahme von Textänderungen keinen allzu ausgedehnten Gebrau maden würde. Diese Präsumption hat \ich indefsen als cine irrtbümliche erwiesen, denn das nunmehr von der Regierung durch Verordnung vom 31. Oktober 1882 sanktionirte definitive Geseß umfaßt so weitgehende tertlice Modifikationen, daß der Verfasser es für geboten eratet bat, einen anderweitigen Abdruck desselben zu be- roirken, um nit zu erheblichen Irrungen Veranlaffung zu bieten. Die vorliegende Ausgabe des Gesetzes enthält sowohl den italienisben Tert wie eine korrekte Uebersetzung desselben und kann, wie Verfasser in dem Vorwort bemerkt, von den Besitzern seiner Sammlung auf buhbändlerishem Wege gratis reklamirt werden.

Unter dem Titel „Eraänzungs8hefte zum Central- blatt für allaemeine Gesundheitspflege“ ershcinen im Verlage ron Emil Strauß in Bonn in z¿wangloser Reibenfolge wertbrollere Beiträge zur allgemeinen Gesundheitépflege, weldbe ihres rößeren Umfanges halber in dem beschränkten Raum tes Central- lattes selbst feine Stelle finden können, die aber für alle Leser des Gentralblatts ven besonderem Interesse sein werden. Die „Ergänzungs- befte“ “fieben 48 selbständige Publikation neben dem Centralblatt, und es bilden 6 Hefte im Umfange von je circa 5 Druckbogen einen Band mit besonderem Titel und Register. Die Mitglieder des niederrheiniscen Ver- cins für öffentlibe Gesundheitspflege erhalten die „Ergänzungshefte zu cinem beträcbtlih billigeren Vorzugépreife. Die Zustellung erfolgt nur direkt per Post auf direkte Bestellung. Ausgeaeben wurde foeben : Erster Band Heft 1. Inhalt: I. Ueber den Einfluß des Lebens- alters auf die Proanose der Blattern sowie über die Andauer des Impfscutes, von Dr. S. Wolffberg. Il. Der Zinngehalt der in verzinnten Konfervebücbsen aufbewahrten Nahrungs- und Genuß- mittel und seine bvgienisbe Bedeutung, von Dr. E. Ungar und Dr. G. Bodländer. (Umfang 90 Seiten gr. 8%. Preis im Buchhandel 1,80 Æ, für Mitglicder des Niederrh. Vereins uur 1,20 M.)

Dec Preußische Termin- und Notiz-Kalender auf das Jahr 1884, zum Gebrauch der Beamten der allgemeinen Ver- waltung und der Verwaltung des Innern, einschlicßlich der Bürger- meister sämmtlicher Städte Preußens 2c., unter Benutzung offizieller Quellen von Beamten des Ministeriums des Innern bearbeitet, ift im fünfzebnten Jabrgange (in Friedr. Sculze's Verlag, Berlin SW., Wilhelmstr. 1a mit folgendem Inhalt erschienen: Kalendarium. Genealogie dcs Königl. preuß. Hauses. Die gebräuchlichen Eide. Portotaxe. GebLZhrentarif für Telegramme. Zinéstabelle. Münztabelle. Maß- und Gewickts-Vergleichungstabellen. Zeit- Vergleicungêtabelle. Register der in den bisher erschienenen íSahr- gângen des Terminafkalenders abgedruckten Gescte und Verordnungen. Bestimmungen über die Anweisung der geseßliden Wittwen- und Waisengelder und über Berechnung der vensicnéberebtiaten Dienstzeit der unmittelbaren Staatsbeamten. Verzeichniß der Behörden und Beamten der aügemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innecn, inkl. der Refercndarien und der Bürgermeister sämmtlicher Städte Preußens, erweitert dur die Namen der Beamten des Ober- Verwaltungsgerits und der Verwaltunasgerihte, fowie der Provin- zial- und Bezirkäräthe. Namenregister. Durch die regelmäßige und korrekte Vervollständigung des Verzcichnisses der Behörden und Beamten sowie seine bewährte Einrichtung für den praktischen Ge- brau gewinnt dieser Termin- und Notizkalender in den betreffenden Beamtenkreisen mit jedem reuen Jahre, immer mehr Freunde; es set daher aub der fünfzehnte Jahrgang bestens empfohlen. Der Preis beträgt 2 Æ 50 „\, mit Papier ‘durhsckdoffen 3

Geiverbe unnd Handel.

Frankfurt a. M, 27. November. (W. T. B.) Der „Frankf. Zeitung“ wird aus Marseille gemeldet, daß die Passiva der fsalliten Firma Rour, de Fraissinet u. Co. 20 Millionen Francs betragen sollen. Mehrere englische und spanische Firmen seten dur das Fallissement stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Ursache des Fallissements wind einer mißglückten Expedition nach Madagaéfar, wo eine große Anzabl Waaren der Firma angehäuft liegen, sowie aub unglücklicen Spekulationen der Firma in Spanien zugesch2ieben. Die Marseiller Börse sei in Folge dessen nieder-

gedrüt. : London, 26. November. (W. T. B.) Bei der am 24. d. M. Wolle rubig,

abgehaltenen Wollauktion waren Preise fist.

Bradford, 26, November. (W. T. B.) kaum behauptet; Garne rubig, unverändert; Stoffe in Folge größerer Produktion niedriger.

St. Petersburg, 26. November. (W. T. B.) Aus Roftow am Don wird gemeldet, daß 35 mit Getreide beladene und für das Ausland bestimmte Damvfer und Lichterschiffe, welche in Folge niedrigen Wasserstandes in den Donmündungen stecken geblieben waren, dur den plößlich eingetretenen Froft zur Ueberwinterung genöthigt sein dürtten.

Verkehrs8-Anftalten.

Die „Nattribten über Industrie, Handel und Verkehr“ welce von dem Statistischen Departement des österreichischen Handels-Ministeriums herausgegeben werden, enthalten in des

zwcitem Hefte u. A. folgende Mittheilungen: Die Ge-

der Staats-, Eisenbahn- und Privat-Telegraphen-

ôsterreihisden Staat8gebiets Ende 1882 betru 36043, jene der Drähte 93 993 km, hiervon entfallen auf die Staatêver- waltung 23 544,70 Linienkilometer (gegen 1881 =+ 263,69 km} resp. 63 525,19 Drabtfkilometer (+ 718,03 km), auf die Cisen- babn - Gesells%aften 1223390 Linienkilometer (+ 220,47 km) resp. 29 909,82 Drahtkilometer (— 495,67 km) und auf die Privat - Telegraphengesellshaft 265,20 Linienkilometer (+ 14,02 km) resp. 558,60 Drahtfilometer (+ 15,77 km). Im Sakre 1882 waren 1225 Staats-, 1374 Gifenbahn- und 97 Privat-, im Ganzen 2696 Telegraphenstationen im Betriebe. Bei den Staats- Telegrapher stationen standen 1921 Morse-, 73 Hughes-, 5 Multiplex- apparate von Mevrer und 2 d'Arlircourtse LTranélatoren im Betriebe; die Telegraphenstationen der Eisenbahnen arkeiten im Correspondenzverkehre mit ca. 1670, die des Privat- Telegraphen in Nieder- Oesterrei mit 141 Morse-Apparaten. Im Ganzen sind auf den öster- reiischen Telegraphenstationen in 1882 19 607 189 (1881 17 989 350) Telegramme, also um 8,9 °/% mehr als im Vorjahre bearbeitet worden. Die Gesammteinnabme der Staatstelegraphen der im Reicbsratbe vertretenen Königreiche und Länder beläuft sih 1882 auf 4191 650 Fl. (1881 4102359, 1880 3620411, 18/3 3161718, 1872 2 859 470 Fl.); hiervon entfallen 4019015 Fl. oder 95,9% auf die Staaté- und Privat-Correspondenz. Die Betriebseinnahmen (Ge- bübrenantbeile) des Eisenbahntelegraphen betrugen in 1882 115 380 F[. (+ 9805 Fl.). Die Bruttoeinnahme bei den Stationen der Privat- Telegraphengeselschaft in Wien betrug 1882 567561 Fl[.; davon entfielen auf die Betriebs8einnahme 133 897 Fl. (— 1720 Fl). Die Gesammtausgaten der Staats-Telegraphen betrugen 1882 3 531 372 Fl., davon 223 320 Fl. außerordentliche (1881 3 449 414 F[,, davon 214164 Fl, außerordentliche); von den ordentlihen Gesammt- ausgaben entfielen 2202 505 Fl. = 66,59 %/ auf die persönlichen und 1 105 547 Fl. = 33,41 °%/9 auf die säblihen Ausgaben. Die Zabl der in Wien aufgegebenen pneumatischen Briefe betrug in 1882 27 167, die der vneumatishen Karten 261 074 Stüd, im Jahre 1881 wurten 167 862 Karten und 22487 Briefe pneumatisch befördert.

Hamburg, 26. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Albingia * der Hamburg- Amerikanischen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist heute, von Hamburg lommend, in St. Thomas eingetroffen. 7

Hamburg, 27. November. (W. T. B.) Der Poftdampfer

„Frisia* der Hamburg-Amerikanishen Padwetfahrts- Aktiengesellschaft ift beute Vounittag 11 Uhr auf der Elbe cingetroffen.

Berlin, 27. Nevember 1883.

Das Gebiet, welbes dic gegenwärtig im Kunst-Gewerbe- museum ausgestellte Riebecksche Sammlung umfaßt, erftreckt sib der Hauptsaße nach auf Japan und China, auf Indien mit Cevlon, der Küste von Malabar und den Gebieten der Bergvölker der Nilgiris, Chittagong 2c, auf Birma, Siam und Java, sowie auf das Gebiet der Somali an ter afri- kfanishen Ostküste, wozu endli noch Arbeiten aus Egypten, Pa- lâftina und Kleinasien hinzukommen. Aus jedem Theil dieses weiten Gebiets finden sich reibe Kollektionen der mannigfachften Erzeugnisse einer bald boch entwidelten, bald durhaus primitiven Kultur, deren Bild vielfa dur inftruktive Mod-lle, Kostümfiguren u. \. w. ver- vollständigt wird. Mit diefem reichen Inkalt füllt die Aut stellung, die in ibrer Anordnung die Objekte gleidter Herkunft möglichst zusammen- faßt, dabei aver au ein entsprechendes und wirkungscolles Gesammt- arrangement nicht außer Augen lft, den großen Lihthof des Museums vollständig aus. Gegen die umlaufenden Galerien ift er durd bobe Stellwände abgesblofen, die reib mit Stoffen und Sticfereien drapirt sind und im Verein mit Waffentrophäen, denen wieder ausgebreitete Felle als Folie dienen, das bunte Bild dec Aus- stellung zuglei umrahmen und gegen die übrigen Räume des Museums abschließen. An der Südseite des Lichthofs erhebt si sodann, die umgebenden Gruppen weit überragend, ein oriaineller bober Aufbau aus mächtigen Thonflascen, aus Netßen, Matten, Körben und anderem Flehtwerk, aus farbig {immernden Fächern, Wedeln und reich verzierten Schirmen, zu dem die verschiedenen Abtheilungen der Sammlung geeignete Stücke beigesteuert haben. Davor nimmt den eigentlichen Mittelvurkt des Hofes ¿in zweiter Aufbau ein, der auf erhöhten, tevpibbedeckten Stufen eine Auswahl hervorragender Stücke oftasiatiscer Kunst, Sessel unb Tische mit eingelegtem Perlmutters{muck und ge- schnitte, mit Gefäßen kunftvollster Arbeit in Metall, Email und Porzellan beseßte Etagèrengestelle vereinigt, die ganze Gruppe aber mit prächtigen jovpanishen Wandscirmen umfaßt. Noch kostbarere Stücte kirat endlich eine Vitrine, die, dem Eintretenden unmittelbar gegenüber, inmitten der Nordseite des Lickthofs ihren Plaß gefunden hat und neben ciner werthvollen Auêwahl orientalishen Gold- und Silbersmuckes eine fehr anfehrnlihe Kollektion von Stichblättern sowie von jenen bekannten fleinen Mefsergriffen und. den versiedenartigen Beschblägen in edelfter eingelcgter Arbeit entbält, wie sie als Zierrath an Griff und Seide japanisber Scwerter sih finden, Im Uebrigen ist die Anordnung fo getroffen, daß man, an den Wänden des Licht- bofs entlanagebend, tie geographischen Gebiete durchwandert, die in der Sammlung vertreten sind (wobei man u. a. auf eine interessante Kollektivaut stellung viclgeftaltiger musikalisher Instrumente aus dem Gebiet der Samali, aus Sudan, Intien, Birma und Siam trifft),

von dén einzelnen Gruppen aber sich zu den im Saal selber ver- -

theilten Schränken zu wenden kat, in denen die große Menge von Objekten aus den reichhaltigeren Abthcilunaen der Sammlung aufaestellt und, soweit mögli, rab den verschiedenen gewerblichen Tecbniken geordnet ist. Neben der Produktion #on China und Japan, die in Porzellanen und Lackarbeiten, in Bronzen, taushirten Gefäßen und Cloisonnés, in Geweben und Stickereien 2c. ihren ge- wohnten Reiz entfaltet und in meétallenen Götterbildern, in bronzirten und farbig ladirten Theatermasken und zahlreichen anderen Stücken ein überwiegend cthnograpbis{ches Interesse dar- bietet, nimmt den breitesten Raum die indische Abtheilung der Sammlung in Anspru. Die bekannten gravirten Bronzegefäße von Benares, zu denen sich Gescirr mit filbernem Linienornament auf ick&warzem Fond gesellt, die niellcartig dekorirten Metallgefäße aus Marodabad, die fein gemusterten Lackarbeiten und die geshnittenen und grarirten Bronzen nebst den in Silber, Gold und Email ornamentirten Vasen 2c. aus Kashmir, ganz eigenartig charak- teristisbe S&muckstückle aus Jubbelpore, die Marmormosaiken und Specksteinshnißzereien aus Agra, die fköstliden, in lidtem und duoklem Bau dekorirten Geschirre aus Muitan, die farbenrcihen Thorgeshirre aus Bomba und tie in Formen und Verzierungen ncch anziehenderen aus Kalkutta, die außerordentli interessanten, aus figürlihen Gruppen und aus Modellcn vón Paläften, Fejtungsanlagen, Tempeln 2c. bestehenden, aus dem federleibten Mark eines Staudengewäcbses meisterbaft hergestellten Schnitereien von Tricbinopolis, die Alabaster-Skulpturen und Scbmuckfachen aus Ieypvore, die Arbeiten aus Lucknow, Madras, Hevderabad u. s w. geben cin ebenso vollständiges wie fessclndes Bild der vielgestaltigen gewerblihen Produktion des Landes. Ihr reibt sich diejenige von Siam an, die in einer Kollektion von ge- färbten und vergcldeten Masken mit bohem, tburmartigem Kovfpuß aus goldig sbhimmerndem Metall, mit Zicrrath von geschliffenen Steinen 2c cine besonders interessanze Gruppe umfaßt. Aus Ceylon findet sid sodann ebenfalls eine große Sammlung von Masken höchst phantastisher Gestaltung und daneben außer anderem Geräth eine stattlide Reibe unglasirten Thongeschirrs in greller Be- malung, mit gelben, rothen, blauen und grünen Tönen. Sebr reib it ferner Birma vertreten mit Geweben, Stickereien und fertigen Kostümstücken sowohl wie mit mannigfawem Hauëratb, unter roelhem namentlih originell gestaltete Thonvasen mit boben, \spizen Déeckelaufsäten hervorragen, mit Alabasterskulpturen, Holz- ihnitereien 2c., sowie endlid ebenfalls mit einer Kollektion von Masken, deren naturalistishe Fraßen zu der stylifirten Phantaftik der iNaëten von Ceylon in bemerkenäwerthem Gegen?taß sehen. Nur kurz sei ließlid no auf die Erzeugnisse der Somali, die aus Lederarbeiten mit gerittem Ornament, mit aufgenähten Musceln u. dgl. m., aus \ckmudckloîen Waffen und aus Holz geschnittenem Hau®geräth, aus grobem, unglasirtem Thongeschirr und mannigfawem bunten Flechtwerk be- steben, sowie auf diejenigen der Cbittagorg hingewiesen, die eine in fast noch geringerem Maße cntwickelte Kultur repräsentiren. Eine eingehendere Vesprechurg verbietet si bei diesen sowohl, wie bei den übrigen Abtheilungen der Auéstellung im Hinblick auf die ungewöhn- e Fülle des verschiedenartigften Materials an dieser Stelle von selber.

Die Auéstellung ist von heute ab dem Publikum unentgeltlich geöffnet.

Eisenach, 2. November. (W. T. B.) Der beute hier eröffnete „erste allgemeine deutsche Bauerntag“ ift von ungefähr 400 Personen besucht. Die meisten der preußischen Provinzen und der norddeutshen Staaten sind auf demselben vertreten. Den Vorsiß fübrte der Reichétags-Abgeordnete Ahlhorn und der Bauernguts- besißer Amtmann Brüning. Das dem Bauerntage vorgelegte Pro- gramm und das Statut wurden angenommen und fodann cinstimmig Begrüßungételegramme an Se. Majestät den Kaiser und Se. König- lide Hoheit den Großherzog beschlofsen. Mit einew Hoc auf den Kaiser, den Großherzog, die anderen deutschen Fürsten und auf den Reichstag \chloß die heutige Versammlung kurz nah 4 Uhr Nach- mittags.

London, 26. Novemker. (W. T. B) Die kirchbliche Trauerfeier für Sir William Siemens in der West- minsterabtei wurde heute von dem Dekan von Westminster unter Assiftenz anderer Geistlichen abgehalten. In dem außerordentli großen Trauergefolge befanden sch Vertreter aller wissenschaftlichen Gesell- schaften Großbritanniens und viele Notabilitäten der Wissenschaft.

Der Bazar zum Beften der unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hobeit der Herzogin Wilhelm von Medcklen- burg stehenden Erziehungsanstalt „Zionshülfe“, der heute im Hotel Fürstenhof am Leipziger Plaß eröffnet worden ift, hat si auch in diesem Jahre das Wohlwollen weiter Kreise zu erwerben gewußt. Vem Augenblick der Eröffrung an war die Kauflust die regste. Im Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin machte Gräfin Hatte reiche Einkäufe; Barorin Schuckmann kaufte im Auftrage Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht, und auch die hohe Protektorin hatte werthvolle Einkäufe befohlen. Der Bazar

verfügt au die8mal über eine seltene Fülle präbtigster und au den einfahsten Ansprüchen entsprewender chen. Renommirtte Firmen haben reiche Geschenke gemadt, die der Anstalt nahestehenden Damen feine Handarbeiten und andere Sachen manni{faltiger Art gespendet, und auch die Anstaltékinder selbft hat‘en freudig ihre fleißigen Hände gerührt, um praktishe Sachen für den Bazar zu arbeiten.

Im Deutschen Tbeater gelangten gestern Scribe's „Feen- bände“ zur ersten Aufführung, ein Lustspiel, welches bier bei treff- liter Vertretung der Hauptrollen bereits bekannt is. Das Deutsche Theater hatte aber nit rur in diesen Partien keine Vergleichung mit den Vorgängern zu scheuen, sondern es bot bis zu den fleinften Rollen ein Ersemble, wie es für ein leites französisdes Lustspiel kaum beffer aewünsckcht werden kann. Hrn. Siegwart Friedmanns zungenschwerer Kerbriand war eine vorzügliche Leisturg, die um so größere Wirkung erzielte, als Hr. Friedmann das Stottern nur in sehr diskreter Weise bervortreten ließ. Ihm wurde für sein liebenë#würdiges humoriftisches Spiel mehrfach bei cffener Scene Beifall gespendet. Hr. Wefßsels zeidbnete den vornehmen, gewandten Edelmann reckcht gut; auch die Hrn. Kierschner (der Sohn der Gräfin) und Peppler (Penn-Marr) ipielt:n ihre Rollen mit vollem Verständniß. Von den Damen hatte Frl. Bormann (Helene) Gelegenheit, ihr Talent als Liebhaberin in ein viel belleres Licht zu stellen, als nah dem Don Carlos zu erwarten war. Frl. Sorma als Bertha bewährte si wiederum als bedeutende Scauspielerin, sie gab ihre Rolle überaus frisch und an- muthig. Frl. Guinand war als adelsftolze Gräfin ebenso an ihrem Plate wie Frl. Trautmann (Méneoille) und Frl. Thate als Mode- närrinnen. Das gut beseßte Haus zollte der musterhaften Vor- stellung lebhaften Beifall, welcher auch der Ausëstattung des Stücks galt, die, namentlich was die Damentoiletten betrifft, wahrhaft glänzend war.

Im Neuen Friedrih-Wilbelmstädishen Theater erreiden morgen die Vorsiellungen des „Bettelftudenten* mit der 267, Aufführung ibren Absbluß. Am Donnerstag findet sodann eine einmalige Wiederholung des so günstig aufgenommenen oberbaverischen Volksftücks „Der zweite Satz“ von Gangbofer ftatt, und cm Frei- tag geht „Der lustige Krieg“ zum 279. Male in Scene.

Die Eröffnung der Weihnachts-Ausstellung im Kroll- {hen Theater haite am Sonnabend in den bereits bescriebenen, wie in früberen Jahren, vbantafievoll und sinnig dekorirten Sälen, die dem Besucher in prächtig gemalten Panoramen und plastischen Bildwerken die Wunder der alten und der neuen Welt vor Augen fübren, ein zablrzides Publifum zusammengeführt, unter welhem man nit wenige glüdckliche Kindergesichter bemerkte, für die ja denn auc die Nuéftellung sowohl wie die Theateraufführung vornebmlic bestimmt sind. Die sonnige Pyramidenlandschaft, der gewaltige babylonisde Thu: m- bau, der Koloß von Rhodos, die hängenden Gärten der Semiramis erfreuten si wie die seltsamer Weise in einem egyptiscb-stylisirten Palast thronenden Bildwerke des afsyrishen Herrsbers Ninus und feiner Gemablin Semiramis, ferner im anderen großen Saale die Wunderwerke unseres eisernen Zeitalters: Glas-Eisenhalle, Dampf- hammer, Gotthardbahn, Koblenbergwerfkébetrieß, Lokomotive, elef- triïdes Li&t, Telegraph, Telephon in ihren theils ernsten, tbeils fomisben Darstellungen glei{tmäßigen Beifalls. Be- sonders aber scaarten sich die Besucher vor dem außerordentlich woblçcelungenen Panorama des Germania-Denkmals auf dem Nieder- wald. Die an den Wänden abgebildeten und verzeichneten hervor- ragendsten Techniker, Ingenieure und Erfinder der Neuzeit rufen die Züge und Namen diejer unrerdienter Weise wenig bekannten Männer der ihnen zu so hohem Danke verpflichteten Gegenwart ins Gedächtniß, Aus d:m benachbarten letzten kleinen Saale dringen die weih- näctlih stimmenden Klänge eines Harmoniums herüber, und hier betreten wir denn aub den eigentlichen Zauberkreis des Chriftkindes : íIn tranéparenten Bildern leuten dem Beschauer die Freuden der Weihnachtszeit für Haus und Familie aus den erwartungévoll in das Bescheerungszimmer einziebenden, den Christbaum umhüpfenden Kin- dern wie den beglüdten Gesichtern der Eltern entgegen. Im Hinter- grunde aber sehen wir in theils plastisben, theils gemalten Figuren auf von s{önen seligen Engeln geleitetem Schiffen das Christfindlein selbft in der Obhut von Maria und Ioseph auf der Flucht na Egypten. Das diesjährige Weibnachtëstück haben Otto Girndt und Ed. Fakobson verfaßt. Es betitelt sib „Die Puppenprinzessin“ und {il- tert der großen und fleinen Welt die zaubermärcenbaften Schidsale einer Puppenkonfektionärin, um deren Zukunft sib die Personifika- tionen der Demuth und des Uebermutbs streiten und sie fi gegen- seitig abwendig zu machen suben. Die Novität ist prachtvoll aus- gestattet und an mannigfacen zauberhaften Ueberraschungen reib. Eins der 10 Bilder, aus denen sich das Stüd zusammensett, spielt im Puppen- laden, ein anderes in Paris, ein drittes in Longwamps gelegentlich der Rennen und ein viertes gar in dem rosenreihen Schiras in Perfien. Ein farbenbuntes persisches Tanz-Divertissement und eine Fantajia, beide bei brillanter elekirisher Beleuchtung, sowie ein reizendes Puppen- ballet, auëgesührt von den Elevinnen, sorgen auch für cboreographische Unterhaltung. Das leßtere aber bietet dadur noch& eine ganz besondere unerwartete Ucberrasbung, wenn plößliÞh aus den fleinen Tänzern und Tänzerinnen, die ten Scränken und Kästen des Puppenladens entsteigen, eine fleine Violinistin, eine Tua en miniature hervortritt, wel%e dur ibr virtuoses Spiel alle Hörer bczaubert. Die fleine Sjährige Künstlerin, Namens Boucé, spielte am Er- öffnungäabende ein Concert von Beriot mit einer solhen Fertigkeit, daß man faum seinen Ohren bätte trauen mögen und am Sluß ein wahrer Beifallssturm ausbrach, der so lange anhielt, bis Hr. Kommissions-Rath Engel mit der kleinen Künstlerin an der Hand noch mebrmals vor den Lampen erschienen war. In der Dar- stellung des Weihnahtsmärchens selbst zeichneten sich namentli Frl. Sandrock& als Doris (Titelrolle) und Hr. Ascher aus, der als Steuer- bote Kümmerling dur eine Fülle von guten und s{chlechten Witen und Couplets für die Erheiterung des Publikums sorgte. Ferner sind aber auch Frl, Meißner in der Rolle des Uebermuth und Frl. Beckmann in der der Demuth, sowie Fr. Hüftel (Baronin Klingsporn) und Hr. von der Often (Dr. Eckard, Privatlehrer) nit zu vergessen, welche ebenfalls vielfah mit Beifall ausgezeihnet wurden.

An tem näbsten (4) Quartett-Abend der Herren Foachim,de Ahna, Wirth und Hausmann, am Montag, den 3. Dezember, Abend 74 Uhr, im Saale der Sing-Akademie, werden zur Aufführung gelangen: 1) Volkmann, Quartett, 2) Men- deléschn, Quartett op. 12, 3) Beethoven, Quartett F-dur (op. 59).

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Billets zu ò, 3 und 1,50 Æ( sind in der Sing-Akademie zu haben.

Morgen, Mittworb, giebt der Baritonift Hr. Arthur Jahn, ein Schüler von Leoni aus Mailand und von Professor H. Dorn, ein Concert in der Sing-Akademie. Hr. Felir Mever und Frkf, Helene Geiéler haben ihre Mitwirkung zugesagt.

Concert-Haus. Hr. Hof-Musikdirektor Bilse bringt morgen (Mittwo&) die Symphonie Ne. 4 in D-moll von Rob. Schumann, die akademishe Festouvertüre von Brahms, die Ouvertüre zu „Ge- nofeva“ vox Schumann, das Nacwbtstückw für Streich-Orchester von Ries, cinen slavisden Tanz von Dverschafk, die Balletmusik aus „Feramors“ und Valse caprice von Rubinftein, sowie auf vielseiti- gen Wunsch die Verwandlungsmusik und die Scblußscene aus dem ersten Akt des „Parsifal“ von Richard Wagner zur Aufführung.

Nedacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Keffel). Druck: W. Gléêner. Vier Beilagen (cirs(lieëlich Börsen-Beilage).

Berlin:

M 279.

i : Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Dienstag den 27. November

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Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 27. November. Jn der gestrigen (3.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten stand auf der Tagesordnung die ersie Lesung des Geseßentwurfs, be- treffend die Feststellung des Staatshaushalts-Etats für das Jahr 1884/85.

Die Debatte leitete der Finanz-Minister von Scholz mit folgenden Worten ein:

Die Etatsvorlage für das nächste Jahr ift dem Landtag diesmal am Tage der Eröffnung der Session sebriftlih zugegangen, weil be- sondere Gründe, wie folbe im vorigen Jahre zu berücksidbtigen waren, für die Beibehaltung des bisherigen Modus der Einbringung in einer erst anzuberaumenden besonderen Situng dieses bohen Hau*es, dieësmal nicht vorlagen, und weil die Regierung unter diefen Um- ständen den, wenn auch fleineren Zeitgewinn nit entgehen lassen zu sollen glaubte, der fih für Sie, meine Herren, aus der sofortigen ichriftliben Einbringung des Etats, wie sie ja auch beim Reichstag regelmêößig üblich ist, ergab. Aber mit dem Verzicht auf die persönliche Einbrirgung des Etats ift mir do% nicht au der Verzicht auf cinige Worte zur Einleitung der Etatsbterathung hier auferlegt; im Gegentheil, ih darf wobl annehmen, Sie werden cs erwarten und billigen, daß ih zu dem Behufe jeßt zuerst das Wort ergrcife und Ihnen die Auffassungen näher darlege, welhe die Re- gierung mit der Vorlage verbindet, und welche der Natur der Sache nach in der Eröffnungsrede am 20. d. Mts. ja nur ganz furz und summarisch baben zum Auëdruck gelangen können.

„Die finanzielle Lage des Staates hat sich günsti- ger gestaltet.“ Zur Würdigung dieser kurzen, allgemeinen und do inbalt8vollen Mittheilung hat die Eröffnungsrede ihren Vlik zunächst röckwärts auf das leßte abgesblossene Finanzjahr 1882/83 gelenkt und die Thatsache hervorgehoben, daß dasselbe, Dank den erfreuliden Ergebnissen der Staatseisenbahnverwaltung, einen verfügbaren Ucterihuß ron erbeblihem Betrage hinterlassen hat. Aus der Ihnen inzwiscten ebenfalls bereits zugegangenen Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1882/83 wissen Sie au bereits des Näheren, wie diesec Uecbershuß sich auf 13 570 791,47 4 beziffert. Als ich im vorigen Jahre bier an dieser Stelle die damals wahrsceinliden Ergebnisse dcs Jahres 1882/83 zu erörtern batte, glaubte ich unter allem Vorbehalt, insbesondere unter dem NVorbekbalt erbebliber Abweichungen im Einzelnen, die denn au nitt ausgeblieben sind, im Ganzen doch der Hoffnung Auëdruck geben zu fönnen, daß das Jahr 1882/83 nit ungünstig abs{ließen werde, daß es mit einem mäßigen Ueberschuß abscbließen werde. Das wirklice Ergebniß, mcine Herren, hat diese Hoffnung nicht blos erfüllt, son- dern ist nob sehr erhetlih über dieselbe hinausgegangen; denn das Fabr 1882/83 bat nit nur den eben angegebenen, verfügbaren, dem Etat für 1884/35 ¿u Gute kommenden Verwaltungëübers{uß von 13 570 090 M ergeben, fondern: es hat überhaupt einen Ueberschuß von fast 26 Millionen Mark ergeben, genau 25 939 845 #4 Hiervon baben jetoch in Folge der Bestimmungen des sogenannten Eisen- bahngarantie-Gesetzes 12 369 054 M s{on in der Rehnung des Jahres selbst zur Tilgung der Eisenbahn - Kapitalshuld in voller Höhe der 2 9/0 dersclben verwendet werden müssen. Sie finden das nachgewiefen inde alebersidt auf S7, 10/6 und 107 bei der öffentlihen Schuld L e, c ‘ab dem Gar nur 3228224 J zu verau8gaben waren , aber na der Recbnung 15 597 279 F verau?gabt worden sind, also über den Etat mehr 12369054 & Diese Mehr- tilgung der Eifenbabn-Kapitalsshuld und der dana noch verfügbar gebliebene Uebersbuß von 13570 000 Æ zusammen ftellen alfo ersi das wirfkfliwe Abscblußresultat des Jahres 1882/83 dar.

Von den zablreihen Plus- und Minusfaktoren, die zu diesem günstigen Absbluß zusammengewirkt haben, erlaube ic mir nur die bauptiächlichsten kurz und überall abgerundet hervorzuheben.

Im Ordinarium bei den BVetriebsverwaltungen hat die Do- mänenverwaltung ein Minus von 283 (00 4 ergeben, im Wesent- lihen wegen crhöhter Ansprüche an die Fonds zu vermishten Auë- gadven.

Die Forstverwaltung hat, wie eru überschuß von 671000 S i, Und 3 die Wérbung und den Trant der Hölzer aröß:re Kosten aufge- wendet werdin f im Í ge 522 050 M, fondern au, weil die Einnabme lz um 240 000 6 kbinter dem Etat zurückgeblieben ift.

Bei der Verwaltung indirekten Steuern, meine Herren, finden Sie cinen Ausfall von 6 689000 #4, der dem Stempel und den Gerichtéfosten allein zur Last fällt. Die Besorgnisse, die i in dieser Hinsicht im vorigen Jahre hier auêspre&en mußte, haben f leider vollständig bewahrheitct. Die Ausfälle bei der Stemvel- einnahme baben volle 2 Millionen gegen den Etat erreicht, die Aus- fälle bei den Gerichtsfosten haben den Betrag, den ib damals vor- aus\eßtzte, noch überstiegen, sie belaufen sich auf 10800000 ( Die Verwaltung der indirekten Steuern würde allein aus diesen beiden Titeln cinen Minderübershuß von fast 13 Millionen aufzuweisen baben, wenn sic nid;t andererseits dur die neue Regelung der Ver- waltungskoften für die Reichsfteuern ein Plus von 5794000 erhalten bâttez wenn nit einige minder bedeutende Einnahmen dazu gekommen wären, um das Abscblußresultat, wie gesagt, auf einen Minderüberschuß von 6 680 900 # zu ermäßigen.

Dageaen haben nun tie direften Steuern, meine Herren, einen Mebrüberschuß von 2179000 # ergeben, woran alle Steuerkaies

orien betbeiliot sind, mit Ausnahme der Srund- und Gebäude- eier, bei deren Ausfälle von 54000 und 136 C09 M eingetreten

statt der im vorigen Jahre erhofften 1 Million, 2139009 4 Mebrübershuß geliefert, und vor allem hat die Eisenbahnverwaltung, statt der im vorigen Jahre gehofften 91 466 0C0 in Wirklichkeit 29904700 F Mehrübershuß ge- liefert. Wenn von dem Ucbecshuß der Gifenbahnverwaltung der Betrag, der auf das 5. Quartal der zuletzt verstaatlibten Eisenbahnen entfällt, der Zeit nah zu rund etwa 7 Millionen gerechnet werden darf, so gilt hiervcn das, was ich son fiüher hervorgehoben habe, daß die vollständige Vereinnabmung der Uebershüsse von jenem 5, Quartal zur Verrechnung für das Jahr 1882/83 dem finanziellen Effekt nad im Wesentlichen auf eine entsprehende Verminderung der Betriebsmittel der Staatskasse hinauéekommt, für welche später Ersatz zu beschaffen sein wird. Es wird hieran aber um so weniger Anstoß genommen werden können, als die Uebershüfse jenes 5. Quartals eben mit zu der erhebliden Mehrtilgung der Cisenbahn- Kapitalss{uld in diesem Jahre gedient haben. Läßt man aber auch die Uebershüsse jenes 5. Quartals ganz außer Betracht, fo ift das, was die Eisenbahnverwaltung mehr gebracht hat über den Etat, immer noch sehr erhebli, so daz wir wohl davon mit Recht sagen können, es ift eine neue, erfreuliche, die Richtigkeit der einges{lagenen Politik an ihrem Theile wiederum beftätigende Thatsache, Die Betriebs- verwaltungen haken zusammen einen Mehrübers{uß von 28 694 000 ergeben, während sie das Jahr vorher nur einen solchen von 13 700 (00 46 ergeben hatten. ,

E R zweiten Abschnitt un]eres Etats, den Dotationen und der allgemeinen Finanzverwaltung, ist das große Mehrerforderniß der öffentlihen Schuld hervorzuheben im Betrage von 10 998 000 1, lediglich herbeigeführt durch die von mir {on berührte Mehrtilgung der Eisenbahn-Kapitalshuld gemäß dem Geseye über die Verwendung

vartet wurde, cinen Minder- nd zwar nit blos, weil für

sind. Die Bergvermaltung hat, îta

der Eisenbabhnübers{@üfe. Außerdem

verwaltung eine erbheblihe Mehrausgabe von 3027 0 beten, welche wiederum bei dem Hinterlegunzéfonds dadur getreten ist, daß die Rückzahlungen die Eiazahlungen um so viel über- stiegen haben.

Bei dem dritten Etatsabschnitt, den übrigen Staatsverwaltun- gen, bat sich, erbebliÞd günstiger als sonst und als zu erwarten war, nur ein Mebrbedarf von 1470009 Æ herautgeftellt. Dabei sind hauptsäblid das Finanz-Minifterium betbeiligt wegen der } en Zushüsse zu den Wittwenkafsen und Civilpensionen und 5 Justiz-Ministerium für verschiedene säcblihe Autgabven. Bei allen 3 Absc{nitten des Etats bat auf die günstigere Ge-

gleihmäßig Einfluß geübt das Geseß vom 22. Mai 1882

Versorgung der Hinterbliebenen der Beamten, welche#, be- lib schon vom 1. Juli 1882 ab cingeführt, daher dreiviertel re in Wirksamkeit gewesen ist und an Wiitwen- u Waifen-

der Beamten cin Plus ven 3803000 # geb at, auf

: dem Extraordinarium finden

807 000 M, bei der außeretatsmäßigen Verwaltung von 1172000 Æ, der indeß in seinem größeren 796 000 M fb nur als eine durlaufende re{nungên charafterisirt. Er enthält nämli in diesem Betr deéjenigen Terrains, was unentgeltlih ¿zum Reicbst gegeben ist, was aber wegen der Rechte der Staal fcinem Werihe in Einnahme und Ausgabe hat müßen.

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war ein Verwaliungéüber?f mehr als 28 Millionen Ma Gute gekommen; und nur mit Finnaîme war es zum ersten Mal n Etat für 1882/83 oßne Hülfe einer in nun das Jahr 1882/83 seinerseits de! m ¡u Gute gekommenen außerordentlichen m ehr als 26 Millionen, als Ueberschuß ergeb

wovon die tleinere Hälfte zur Mehrtilgung der Eisenbahn-Kapita! \culd verwendet ist, die größere Hälfte als verfügbarer Uebers für das nächste Etatsjahr verblieben ist, so glaube i, fônn nerkennen, meine Herren, daß das Jahr das Seinige geleistet b um im Nädblick auf dasselbe sagen zu können, die Finanzlage Staates ist eine günstigere geworden. Dieser Ausspruch ftügt aber weiter auf die Wahrnehmung au in dem laufenden Jahre, wel- es, wie Ihnen mitgetbeilt ist, ungeachtet des nur theilweise befriedigenden Eraebnifies der Ernte keinen Rückgang in der allgemeinen Besserurg un- serer Verbältniffe zeigt und auch für das nävste Jahr steigende Erträg- vie der meisten eigenen Einnabmequellen des Staates hoffen läßt. Der Etat des laufendcn Jahres, meine Herren, bat, wie Sie sih erinnern werden, nur mit Hülfe einer aus eincr Anleihe eingestellten außer- ordentliden Einnahme von 23 248 090 Æ tkalanzirt werden fännen. Aber wir bofen von diesem Jahre, daß es, ähnlih wie das Vorjahr, den größten Theil jener auferordentliben Einnahmen von 28 Millicnen als Ueber’chuß ergeben hat, seinerseits ebenfalls einen großen Theil der außerordentliben Einnahmen aus Anleihe als Uebershuß ergeben wird; freilich nit als verfügbaren Uebers{chuß für das Jahr 1885/86, darauf komme ih sogleid noch. zurü. Nach sorgfältiger Pcüfung der bis jett vorliegenden Ergebnisse des laufenden Jahres und der wahrscheinlichen Chancen des noch übrigen Theiles deffelben glauben wir nämli untec allem Vorbehalt, daß unfere heutigen Schäßun- gen nur ungewisse sind, und daß dieselben gewiß auch in diesem Sabre wieder durd die Thatsachen vielfah im Einzelnen werden beribtiat werden, von dem laufenden Jahre annehmen zu können, daß die Betrietsverwaltungen nahezu 29 Millionen Mehrüberschüsse ge- währen werden, daß dagegen bei den Dotationen und der all- gemeinen Finanzverwaltung, abgesehen vorläufig von dem Eisenbahn- arantiezeet, ein Mehrerforderniß von 1 Million hecvortreten wird, ci den übrigen Staatéverwaltungen ein foldes von 2 Millionen nd bet den Ertraordinarien nach heutig:m Stande ein solches von balben Million, daß wir also im Ganzen cinen Uebers{uß von 31 Millionen im laufenden Jahre haben werden. Im Einzelnen erlaube ic mir bervorzubeben, daß daran si betheiligen würde zu- näcbst die Forstverwaltung dur den Holzvzrkauf (hört, hört!) mit 3 Millionen Mark (hört, hört !). Ich war, wie Sie sich wohl denken fönnen, meine Herren, auf dieses „bört, hört“ vollfommen vorbereitet, denn nach Allem, was ih selbst im vorigen Jahre Ihnen anläßlich es damals vermutbeten und in Wirklichkeit eingetretenen Einnahme- ausfalls bei der Forstverwaltung gesagt habe, nach alledem, was dann der Herr Minister für die landwirthscaftlihen Angelegenheiten beßer und ausführlicher zu diesem Punkte dargelegt hat, na alle- dem, was dann im Wege der Reichsgesetzgebung leider vergeblich versubt worden ist, muß gerade diese erwartete Mehreinnahme vom laufenden Fahre Vielen überrashend kommen und Manchem gewiß als eine bft willkommene vermeintlih unfehlbar Waffe gegen uns und unsere Bestrebungen zum vermehrten S&utz des heimiswen Wal- des erscheinen. Aker gema, meine Herren, die Ursachen dieser aroßen Mebreinnabme haben sich bis jeßt nob nit endgültig fest- stellen laffen ; soweit sie si aber übersehen lassen, sind sie theils vor- übergehender Natur und nur zum Theil vielleiht wirkli daucrnder Natur. Es kommea dabei in Betracht gewisse von Erfolg gekrörte Bestrebungen der Focstverwaltung nah einer besseren Verwerthung des Bucven- Nutßholzes, Es kommen dabei in Vetracbt die vielleicht wirksamer gewordenen Fracbtermäßigungen auf der Ostbahn, welche dem Holz aus Ost- und Westpreußen eine größere Konkurrenz auf den mitteldeutshen Märkten ¡ermöglicht haben, aber es kommt auch ein jedenfalls vorübergehender Faftor in Betracht, nämlich die Aut- sicht auf die Erhöhung der Holzzölle. Diese hat in der That mit dazu beigetragen, die Einnahme des laufenden Jahres wesentlich zu steigern. Jch will Ihnen das näher auseinandersetzen: gerade das Entaegengesetzte ist eingetreten, was sonst der Fall i1t; während die Aussidt auf eine Zollerhöhung den Import s{nell steigert, ift hier keine entsprebend nachtheilige Wirkung eingetreten, wie wir sie ¿. B. beim Taba gesehen haben, sondern bereits eine vortheilhafte; es fann der Holzhandel so {nell die Chancen nicht ausnaßen. Bei ter langen Zeit, die zwishen Vertrag8abs{luß und Empfang der Waare in der Regel vergehen muß, muß der D olebagdel bei einer drohenden Erhöhung des Zolles bei Zeiten andere Wege einsblagen, und so hat in der That schon die Aussicht auf eineErhöhung der Holzzölle bewirkt, daß vielfach imInlande gekauft worden ist, was fonst im Ausland gekauft sein würde. Nun, meine Herren, wenn schon blos die Aussicht auf Erhöhung des Holzzolls eine fo günstige Wirkung gehabt hat, wieviel würden nicht dann die erhöhten Holzzölle selbst bewirkt haben, dann würde die jeßt in so weit leider nur vorübergehende Steigerung eine dauernde sein.

Meine Herren! Eine große Mehreinnahme, welche auf fole Ursachen zurücßzuführen ist, giebt wirkli keine Momente gegen uns und die Auffassungen und Absichten, die unseren vorjährigen Anträ- gen auf Erhöhung der Holzzölle zu Grunde lagen, und ih würde mib auch davon nicht dispensiren, das jeyt noch näher darzulegen, wenn i nit glaubte, annehmen zu können, daß wir ungeachtet der schr kleinen Majorität, mit der jener S egeouor Bag im

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den fi daber je8t wesentli nur als afkademi!che darftell halb überflüssig befunden werden müfsen.

Meine Herren, wir erwarten dann von den direkter eine Mehreinnahme von 1 653 000 4, insbesondere von mensteuer nah dem Resultat der Veranlagung 1239 009 die Klafsensteuer wird ein Mehr von 91000 Æ und die Eisen abgabe ein“ Mehr von 380 000 Æ gewähren. Bei den indir Steuern müßen wir wiederum einem erbebliben Ausfall, und

gegensehen ; denn obwohl wir, wie mit den Etatzansäßen des laufenden Jahres den Erfahrungen Vorjabres entsprechend bereits erheblid beruntergegangen sind, bei den Gerichtskosten allein {on um 7000000 4, so wiederholen sich dow vollständig die vorjährigen Erfahrungen : die Einnabmeausfälle erreiden diefe ie im Iabre 1882/83, und wir werden da- her bei der cine Mindereinnabme von 1 500000 A, ch eine Mindercinnahme von 4 509 000 A erfabren. Bei erung der Einnahme l abgaben kommt in Betratt, d Praxis de geseßt dem preußishen Fiskus ungünstig if der preußische Lieferung2stempel infolge dessen fast auf Null gefunker ist. Bei der fortgesette i | natü lih der Einfluß des Reichsgeschzes Zetracht ; ird au die W

; t Ecschei- g der Abnahme der Prozesse. Letzteres wie igen Jahre bier vielfach darzuthun vers auf übl ! ilige Ursachen zurüdckzuführen sei, i

Gegentheil an, daß die Abnahme e Vorzüge des neuen Verfahrens zurü s Mahnverfah s nner, auf di meine Herren, f man 1 Gerictsfkosten auch die Frage zu lcidte Erlangung des Armenrechtes : lle, die wir dem verdanken, i gering. er Bewilligung des Armenrechtes bab im Jahre 1880/81 é weniger eingenommen, im Jak 881/82 5 100 000 A l 1882/83 4700900 Æ Sie ß das eine ret eutende Minderung unserer Einnahmen bei Gerichtsfosten it, und daß, wie i schon andeutete, di je vielleibt ‘noch nâher untersut werden müssen, ob wir bei den Bestim- ie Modalitäten, unter denen das Armenreht zu erlangen

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3, meine Herren, re 1250 000 MÆ, und er Mehrübershuß erw

hütten ein niedrigeres Cinfommen in Autsicht stellte,

: 1 tine Verren, 1 aufende Jahr einen Mehrü : 9 T idt, rechnungëma Millionen; von diesen wird aber bei den Renten und Zinien erscheint , nämlich in Folge des Um- tausches der Aktien der Stettiner Eisenbahn, weil dafür bei der scheint. j j

Bei der allgemeinen Fiaanzverwaltung, mcine Herren, müssen Million, re{nen beim Hinterlegungsfonds; die Rücfzahlungen werden um diesen Betrag wiederum die Einzahlungen voraussichtlich übersteigen. bringen, die hier in den leßten Jahren zu. beobachten ift, so werden Sie mit mir, glaube i, die berubizende Ueberzeugung theilen, daß in dem eine jolbe hobe Mehrrüctzablung der Einzahlung gegenüber stattfindet. Im Jahre 1880/81 haben wir à Conto des Hinterlegungs- Jahre 1881/82 4 609000 4, im Jahre 1882/83 nur noch 3 Milionen Mark und jeßt nur noch 1 Million Mark. Es ift also in akgerun- wohl die begründete Aussicht, daß das, was prinzipiell richtig ift, nämli bei dem Hinterlegungéfonds die Einnahmen und Aufgaben Schwierigkeiten nit weiter mehr führen wird.

Eine Veränderung in den Summen, meine Herren, die wtr vom Zweifel darüber jein kann, daß wir bei der Tabacksteuer cinen fehr be- deutenden Ausfall haben werden in Folge der s{lc{chten Ernte des Mark zu taxiren sein. Aber wir dürfen andererseits hoffen, daß bei den Zöllen und den Reichéstemveln dieser Ausfall kompensirt werden ten haben, in der im Etat vorauégesctten Höbe eingehen werden.

Eraiebt sih solchergestalt und mit allen minder bedeutenden Plus- Wirklichkeit ein Mehr von etwa 164 Millionen Mark, meine Herren, so wird dieses Mehr gemäß den Bestimmungen des Eisenbahn- werden müssen. Die È Proz. deéjenigen Sculdkapitals, welches dabei ins Auge zu fassen ist, sind ungefähr 204 Millionen. Zur etwa 4 Millionen, welche bei den Tilgungsfonds der Staatsichuld auf die Cisenhahnshuld kommen, fehlen also gerade noch etwa 164 Millio- und soweit unsere heutige Schäßung, meine Herren, von der Wirl- lihfeit noch übertroffen werdea follte, nur so weit würde das Iahr waltungéüberschuß hinterlassen. / R

Wenn ih nunmehr zu dem vorliegenden Etat für das nächste Ürtheil von der günstigeren Gestaltung der Finanzlage auf die in der Ausgaben dieses Jahres ohne ergänzende Inanspruchnahme des Staatskrcedits das Gleichgewicht halten, eine in Wahrheit Besse- erwägen, daß wir für das laufende Jahr eben zur Erreichung diefer Balance 23 248 000 Æ( Anleihe brauchten, und wenn wir erwägen, daß ist, wie der des laufenden Jahres, nah den Grundsäßen der Verhütung jeden Stillstandes oder Rücckganges wegen unzulänglicher Ausgabe- dringendsten neuen Bedürfnisse und der allmäligen Berbesserung aller Verwaltungézweige. über 13 Millionen einstellen können, daß wir in dem finanziellen PVerhältniß zum Reich uns um 64 Millionen verbessern, daß wir den den Mehrausgabe bei der öffentliben Schuld von 21 Miklionen mit noch 13 Millionen mehr in dem neuen Etat anseyen können: Gestaltung des neuen Etats zusammenwirken. :

Im Einzelnen kann ih mich bei der Betrachtung dieses Etats

Reichstag abgelehnt worden ist, doch nit darangehen werden , in

der nächsten Zeit den Antrag zu erneuern; meine Ausführungen würs

eine Herre er Bleipreise von decn Die Eisenbahr Ç tellt für das 17 Millionen Mark rund in Aus- zurückgereWnet werden m Ersparniß von 2 Millionen, welche i ¿ffentlichen Schuld natürli cine fast ebenso große Mehrau®gabe cr- wir nochmals auf eine erheblihe Mehrausgabe, und zwar von einer Aber, wenn Sie mir erlauben, kurz die Bewegung in Erinnerung zu wir damit nun aub das letzte Jahr wahrscheinlich erreiht haben, fonds über die Einnahmen 6 609009 M herauszahlen müssen, im deten Zahlen die Bewegung 7:5: 3: 1, und es besteht in der That in gleicher Höhe im Etat anzuseßzen, auch künftighin zu praktischen Reich zu empfangen haben, hakte ic nit hervorgehoben, obglei kein abres 1882/83; der Ausfall wird vielleiht bis auf 5 Milionen wird, und daß also unsere Einnahmen, die wir vom Reich zu erwar- und Minusabweichungen gegen den Etat des Jahres 1883/84 in Garantiegeseßes zur Tilgung der Eifenbahn-Kapvitalshuld verwendet Anrechnung auf diese 204 Millionen haben wir im Etat nur die nen, um die im Gesetz vorgesehenen } Proz. zu erfüllen. Nur wenn einen verfügbaren, dem Etat von 1885/86 zu Gute fommenden Ver- Fahr mi wenden darf, so ffüßt sich endlich bezüglich seinec das Eröffnungsrede hervorgehobene Thatsache, daß die Einnahmen und rung beweisende und erfreulihe Thatsache, meine Herren, wenn ir der neue Etat im Wesentlichen nach denselben Grundsäßen aufgestellt fonds, der hinreihenden, wenn auch sparsamen Befriedigung der Daß wir in dem neuen Etat cinen VerwaltungEübershuß von Eisenbahnübers{uß au nach Abrechnung der ganzen gegenüberstehen- das, meine Herren, sind die Hauptfaktoren, die zu der günstigeren diesmal sehr kurz fassen, da Ihnen derselbe seit dem 20. dieses