1883 / 285 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Dec 1883 18:00:01 GMT) scan diff

E E D S CEEL —- 22

älteren Zinssceinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleiheseines, fofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ift.

Zur Sicherheit der hierdurch cingegangenen Verpyflicbtungen baftet der Kreis mit seinem gesammten gegenwärtigen und zukünftigen Ver- mögen und mit seiner Steuerkraft.

Dessen zur Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Vnterschrift ertheilt.

Beuthen, den . . ten B.

Der Kreis-Aus\{uß des Kreises Beutdzen.

Anmerkung. Die Anleihescheine sind außer mit der Unter- schrift des Landraths und zweier Mitglieder des Kreis-Ausschusses mit dem Siegel des Landraths zu versehen.

Provinz Schlesien. RNegierungsb?:zirk Oppeln Erster (bis . . . . ) Zinsschein (1.) Rhe zu dem Anleihescheine des Kreises Beuthen Mudaabe Bubstabe ….. Mr... WŒ. +0 Mark Reichswährung zu vier Prozent Zinsen über . .….. art, M,

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe i, . . Ten und späterhin die Zinsen des vorbenannten Anleihescheines für das Halbjahr vom... ten... . bis...... mit (in Buchstaben) Mark... . Pfg. bei der Kreis-Kommunal- kasse zu Beuthen O. S. und bei den bekannt gemachten Einlösestellen in Berlin und Breslau.

Beuthen, den . . ten A.

Der Kreis-Aus\{uß des Kreises Beuthen.

Dieser Zinsschein is ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach der Fälligkeit, vom Schluß des betrefcnden Kalenderjahres an gerechnet, erhoben wird.

Anmerkung. Die Namensunterschriften der Mitglieder des Kreis-Aus\{chu}ses können mit Lettern oder Faksimilcftempeln gedruckt werden , doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namens- unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Regierungsbezirk Oppeln.

Provinz Schlesien, S Anweisung _ zum Anleihescheine des Kreises Beuthen

. « Ausgabe, Bucitäbe . . (t... - E 4 Mark Reichswährung.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt aegen deren Rückgabe zu dem Anleihescheine des Kreises Beuthen Bucbstabe . . Nr... über Mark Reibswährung zu vier Prozent Zinsen die R S

18 , . bei der Kreis-Kommzinalkasse zu Beuthen und bei den mit der Zinsenzahlung betrauten Steüen in Berlin und Breslau, sofern dagegen Seitens des als solcn legitimirten Inhabers des Anleihe- \cheines kein Widerspruch echoben ift.

Beuthen, den . . teù 18.

Der Kreis-Ausschuß des Kreises Beuthen.

Anmerkung. Die Unterschriften der Mitglieder des Krei®- Ausschusses könncn mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt wer- denz doÞd muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namens- unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter ven beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken :

rain 1 . _. ter Zinsschein. . „ter Zinsfhein.

Anweisung.

BeranntmacbVun (4

Die neuen Zinsscheine zu den Obligationen des vormals Her- zoglich nassauishen Staatsanlehens von 2000000 Fl., d. d, 12. Juli 1859, Reihe 111 Nr, 1—8 und Zinsscdeinanweisungen werden vom 2. Januar 1884 an bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild u. Söhne zu Frankfurt a. M. gegen Abgabe der alten Talons ausgegeben werden.

Es fönnen diese Zinsscheine auch dur die Königlichen Regierungs-

auptkassen und die Königlichen Bezirks-Hauptkassen zu Hannover, Lüneburg und Osnabrück bezogen werden.

Wer diese Zinsscheine dur eine dieser Kassen beziehen will, hat derselben die alten Talons mit einem doppelten Verzeichnisse ein- zureichen.

Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung ver- sehen, soglei zurückgegeben und ist bei Aushändigung der neuen Zinsscheine wieder abzuliefern.

Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den genannten Pro- vinzialkafsen unentgeltlich zu haben.

Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Er- langung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn vie Talons abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die betreffenden Dokumente an das Königliche Regierungs-Präsidium in Wiesbaden mittelst be- sonderer Eingabe einzureichen.

Die entstehenden Bortokosten haben die Empfänger der Zins- scheine zu ersetzen.

Wicébaden, den 17, November 1883.

Der Reçierungs-Präsivent. In Vertretung: de (a Gro.

Nichtamtliches. Dentsches Reis.

Preußen. Beclin, 4, Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute militärische Meldungen entgegen und hörten die Vorträge der Chefs des Militärkabinets und der Admiralität.

Nachmittags 31/4 Uhr empfingen Se. Majestät den Besuch Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Dimitri von Ruß- land und ertheilten sodann dem diesseitigen Botschafter in St. Petersburg, General-Lieutenant von Schweiniß, Audienz.

Zur Feier des Geburtstages Fhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Vaden fand gestern ini Königlichen Palais ein kleineres Familieudiner statt.

Die Allerhöchste Kabinetsordre, mit welcher das Abschiedsgesuch des kommandirenden Generals des VI. Armee- Corps, Generals der Kavallerie von Tümpling, von Sr. Majestät dem Kaiser und König genehmigt worden ist, lautet, nah der „N. A. Z.“, folgendermaßen :

Ich entspreche nunmehr Ihrem Mir unter dem 1. August cr. vorgelegten Besuche, indem Ih Sie hierdurch unter Bewilligung des erbetenen Abschiedes mit der geseßlichen Pension zuc Disposition stelle. Es ift eine lange, besonders ehrenvolle Dienstlaufbahn, die Ich hier- durch beendige überall und imraer gekennzeichnet durch treueste Pflichterfüllung und vollste Hingabe an die Anforderungen Ihrer Stellung jederzeit ein Musier von Ehrenhasftigkeit und auch die

stolzesie Erinnerung des Soldaten -— ehrenhafte Verwundung vor dem Fetiude enthaltend. Eine solche Dienstlaufbahn kann Ih nicht ohne tiefe Bewegung zu Eade gchen schen und ohne das Gefühl des wärmsten Dankes, welchen Ih noch cinen besonderen Ausêdruck dadur zu geben wünsche, daß Ih Ihnen den anbei erfol- genden Schwarzen Adler-Orden mit Brillanten verleihe. Zugleich bestimme Ich, daß Sie in Ihrer Stellung als Chef des 3. Schle» sishen Dragoner-Regiments Nr. 15 auch ferner verbleiben, damit Sie die wohblverdiente Ehrenstele in der Armee behalten und damit der Name des Regiments auch ferner zum Auésdruck bringt, welche her- vortretenden Verdienste Sie \sich in einer 17jährigen Kommando- führung insbesondere um das Scblesisch« Armee-Corps erworben haben. Ih würsche recht aufrichtig, daf Ihnen noch ein ret langer und glücklicer Lebensabend bescieden sein möge, in dem Sie sich der wohbhlwollendsten und wärmsten Erinnerung Ihres Königs jederzeit versichert halten dürfen. Berlin, den 22. November 1883. Wilhelm.

An den General der Kavallerie von Tümypling, fommandirenden General des VI. Armee-Corps.

Der Sch{lußbericht über die gesirige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (8.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, welher der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, nebst mehreren Kom: missarien beiwohnte, machte der Präsident dem Hause die Mittheilung, daß von dem Minister der öffentlihen Arbeiten und dem Finanz-Minister eingegangen sei: die Uebersicht der Normaltransportgebühren sür Personen und Güter auf den Staatsbahnen, und ein Antrag Reichensperger (Olpe) wegen Annahme eines Geseßes über die Wiederherstellung der Ar- tikel 15, 16 und 18 der Verfassung.

Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein: Fort- |

setzung der zweiten Berathung des Entwurss des Staats- haushalts-Etats für 1884/85, und zwar a, Donänen, Einnahme Kap. 1, Tit. 3 und Tit. 5—9,

Zu Tit. 3 ergreift der Abg. Parisius das Wort, um anf den beständigen Rückgang des Ertrags aus den Domänenverpat)- tungen im Stralsunder Kreise hinzuweisen. Des Weiteren fragte Redner den Minister, ob derselbe nit, nahdem die Jnsel Nügen eine Eisenbahn erhalten habe, dort mit dem Verkauf oder der Verpachtung von Domänenparzellen vor- gehen wolle 7

Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Dr. Lucius exkannte an, daß die wirthshaftlihen Verhältnisse der Domänenpächter im Stralsunder Kreise sih in einem beständigen Nückgang befänden. Zwei Gründe seien für diefen Nückgang bestimmend. Die wirthschafilihe Prosperität, deren dieser Kreis sih in den fünfziger und im Anfang der scchsziger Jahre erfreute, habe den Pachtzins dort sehr hoch getrieben. Dann seien in den siebziger Jahren s{lechte und Mißexrnten eingetreten. Technishe Gewerbe seien in dieser Gegend nicht vorhanden. Auch Zuckerfabriken gebe es dort nicht, da die Domänenpächter niht im Besiß der für solche Anlagen erforderlihen Betriebskapitalien seien. Die Drainage befinde sich noch in den ersien Anfängen. Dazu kämen noch die hohen Baulasten, die dort härter auf den Domäuenpächlern lasteten als in anderen Kreisen. Er habe ih deshalb bereits vor drei Jahren entschlossen, bezüglich der Baulasten Aenderung in den Pachtkontrakten wvorzu- nebmen und œ se & aa mit einer gewihen Beruhigung, wenn der Pachtzins für die Domänen dort noch étwas weiter heruntergeße. Die Frage der Domänenparzellirung lasse sih nicht prinziviell beantworten, sie müsse indioiduell und nach örtlihen Rücksichten entschieden

werden. Eine gewerbsmäßige Parzellirung werde an ihm nie |

einen Vertheidiger finden. Jm Allgemeinen könne er die

Panzellirungssrage dogin beantworten, daß er weniger dem ;

Verkauf als der Verpachtung von Domänenparzellen zuneige.

Der Abg. Dr. Scelig fragte bei demn Minister an, ob die Domänenverpachtung niht planmäßig mit der Aufforstung voni minderwerthigen Domänenländereien vorzugehen beab- sihtige, und wem die Nußung und der Schuß dieser auf- gefo-steten Länh:reien übertragen werde ?

Der Staats-Minister Dr. Lucius erwiderte, daß die Frage, ob Domänenländereien aufzuforsten seien, bei jeder Domänen- verpahtung erwogen werde. Die Nußung und der Schuß der aufgeforsieten Ländereien werde bisweilen dem betreffenden Domänenpächter, bisweilen der Forstverwaltung überwiesen. Eine prinzipielle Regelüng diefer Frage sei niht thunlich.

Der Abg, Quadt erkundigte sich nah dem Fortgang der JInster- und Pregelregulirung.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode kam auf oas Programm des Eisenacher Bauernvereins zurück. Jn demselben werde eine Domönenvarzellirung überall da gefordert, wo dies möglich sei. Das heiße nichts anderes, als die Begehclichkeit einzelner Schichten d:r Bevölkerung auf Kosten der Besammtheit an- zufachen. :

Der Abg. Parisius erklärte gegenüber dem Abg. Frhrn. von Minnigerode, daß jener Passus aus dem Eisenacher Programm die Zustimmung eines Lheiles seiner Freunde nicht gefunden habe. Die Bemerkungen des Ministers über die landwirth- \chastlihen Verhältnisse finde Redner nicht zutreffend, eine Supposition, die von demn Staats-Minister Dr. Lucius mit Nachdruck zurückgewiesen wurde.

Der Abg. Dr. Wagner glaubte, daß es besser sei, den vorhandenen Vauernstand zu s{hüygen, als durch Parzellirung der Domänen neue Bauern zu schaffen. Redner wies an der Hand einex Arzahl von Berichten des Vereins für Sozial- politik na, daß der Kleingrundbesit besonders durh jüdische Auswucherei schwer bedroht sei; er müsse den Minister auf- fordern, die Frage einer Beseitigung des Wuchers und der Beschränkung der Wechselfähigkeit in Erwägung zu ziehen.

Die Angriffe des Aba. Dr. Wagner auf das Fudenthum gaben zu einer heftigen Debatte Veranlassung, an der sich die Abgg. Büchtemann, von: Ludwig und Dirichlet betheiligten.

Die Debatte wurde hierauf geschlossen, und nach einer langen Reihe persönlicher Bemerkungen der Titel 3 genehmigt. Li 6 Schluß des Blattes begann die Berathung von itel 5.

Entspreczend der im 8. 48 des Bahnpolizeireglements für die Eisenbahnen Deutschlands gegebenen Vorschrift soll zur Verständigung zwischen Zugpersonal und Lokomotivführer bei allen Zügen eine mit der Dampspfeife der Lokomotive oder mil

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einem Weder an der Lokomotive verbundene Zugleine an- gebracht sein, welche bei Personenzügen über den ganzen Zug, bei gemishten Zügen über sämmtliche beseßte Personenwagen. geführt sein muß.

Um auch dem reisenden Publikum die Möglichkeit zu ge- währen, im Falle dringender Gefahr die Zugleine ziehen zu fönnen, ist dieselbe bei den genannten Zügen an den Längsseiten der Personenwagen über den Fenstern derselben hinzuführen, so daß solche vom Coupé aus ergriffen und ge- zogen werden kann. Behufs einheitliher Einrichtung und Benutzung der seitlihen Zugleine hat der Minister der öffent- lihen Arbeiten einheitliche Bestimmungen getroffen.

Der Kaiserlic)e Botschafter am Kaiserlih und König- li österreihish-ungarishen Hofe, Prinz Reuß, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Wien fungirt der Botschasts- Sekretär Graf von Pourtalès als interimistisher Ge- schäftsträger.

Der Königlich württembergishe Kriegs - Minister, General-Major von Steinheil, ijt zu einem achttägigen Aufenthalt aus Stuttgart hier angekommen.

__ Breslau, 3. Dezember. (Schles. Ztg.) Der XRR. S lesishe Provinzial-Landtag ist heute von dem Königlichen Landtagskommissarius, Wirklichen Gehein:en Rath und Ober-Präsidenten von Seydewiß mit folgender Rede er- öffnet worden :

Meine hochgeehrten Herren Mitglieder des Provinzial-Landtag: !

Des Kaisers und Königs Majestät haben durch die Allerhöchste Ordre vom 12. Oktober d. J. die Berufung des Provinzial-Land- tagcs der Provinz Slesien zum heutigen Tage Allergnädigst zu be- fehlen geruht, und ih habe die Ehre, Sie, meine hocgeehrten Herren, nachdem Sie der verfassungsmäßig von mir erlassenen Ein- ladung gefolgt sind, als Königlicher Kommissarius hier zu begrüßen.

Seit dem letzten Provinzial-Landtage ist ein größerer Zeitraum verflossen, innerhalb dessen die Provinz im vorigen Jahre durch eine längere Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers und Königs beglückt worden ist; wie dem erhabenen theuren Landesherrn überall die treuen Preußenherzen entgegenschlagen, so haben auch die Lewohner unsercr Provinz mit cinander gewetteifert, thatsächlich ihre Treue und Liebe dem Erlaucbten Kaiserlihen Herrn während Allerhöchstdessen Ans wesenheit zu bezeugen, und es wird Ihnen, meine hohgeehrten Herren, zu hoher Genugthuung gereiht haben, daß des Kaijers und Königs Majestät gervht haben, in etner an mi gerichteten und von mir veröffentlichten Allerhöchsten Ordre vom 13, September v. J. „Aller- höcbstihre Freude 1nd Ihren Dank für die zahlreihen Beweise von Liebe und treuer Ankänolichkcit, welche Allerhöchstdemselben auf Schritt und Tritt aus allen Kreisen der Einwohnerschaft der Pro- vinz cntgegengebr«ch{t sind“, Ausdruck zu geben.

Während des laufenden Jahres “ind viele Theile der Provinz dur wiederholte Ueberschwemmungen heimgesucht worden. Der Provinzial-Aus\chuß hat aus den der Provinz zur Disposition siehen- den eigenen Mitteln den von Wassershäden betroffenen Kreisen und Gemeinden wesentliche Unterstüßungen gewährt, denen es zu dauken ist, daß die Spuren der Verhcerung zum größten Theil beseitigt werden fonnten, und auch die Pcivatwohlthätigkeit hat in anerkeanens8- werther Weise den Bedrängten, die in ihrer Existenz gefährdet waren, Hülfe gebracht ; ein voller Ersatz der erlittenen Schäden hat selbst- redend nicht gewährt werden können.

Die umfangreichen Uebecsczwemmungen, durch welche die Provinz in den leßten Jahrea wiederholt geschädigt worden ist, hakez die Er- wägung nahe gelegt, inwieweit Maßregeln getroffen werden können, die geeignet sind, der Wieterkehr solcher Beschädigungen vorzubeugen oder dieselben zu mindern; diesfalls bei Ihnen eingehende Anträge werd?n von Ihnen sorgfältiger Prüfung und wohlwollender Veurthet- lung zu unterziehen sein, und Seitens der StaatêLregierung, ihrer Be- deutung entsprechend, gewürdigt werden.

us dem Landtage sind sech8s Mitolieder ausgeschieden, und zwar sind zwet verstorben, zwei haben ihr Mandat niedergelegt, ein Mit- glied bat seinen Wohnsitz innerhalb der Provinz aufgegeben, uud das Ausscheiden eines Mitgliedes war dadurch veranlaßt, daß die Wahl desselben vom letzten Landtage für ungültig erklärt worden ist, Ge- mäß § 22 der Prov. Ordnung sind hiernah alsbald Neuwahlen an- geordn!t worden : die Wahlverhandlungen werden Jhnen zur Beschluß- fassunç, gemäß §. 23 der Prov. Ordnung vorgelegt.

Von Seiten der Staatsregierung werden Ihnen nur die Vorlagen, betrefend die Neuwahlen von Mitgliedern und Stellvertretern der Ober-Ersokkommission und ter Bezirkskommissionen für die klassifi- zirte Cinkommen- und Klassensteuer zugehen ; Jhrer Berathung werden daran vernehmlich die die Provinzialverwaltung betreffenden Vor- lazen des Provinzialausschusses unterliegen; aus denselben werden Sie eitnehmen, daß die Geschäste der provinziellen Selbstverwaltung zwar 1x Umfang gewachseu sind, Sie werden aber auch mit Genugthuung taraus den günstigen Stand derselben und die Möglichkeit ihrer Aus- dehnung auf weitere, innerhalb des Rahmens der Provinzialverfassung liegende Gebiete erkennen.

Schließlich bedarf es, meine hohgeehrten Herren, wohl meiner- scits taum der Versicherung, daß i, wie bei den vorherge henden rier Landtagen, bei welchen ich die Ehre hatte, als Königlicher Kom- nisjarius zu fungiren, bemüßt sein werde, die Arbeiten des La ndtages ¿u fördern, und der Wohlfahrt unserer Provinz mit Ihnen nah ‘Kräften zu dienen.

Tw Allerhöchsten Auftrage erkläre ih hiernach den XRXR. Pro- oinzial-Landtag der Provinz Schlesien für eröffnet.

Sachsen. Dresden, 3. Dezember. (W. T. B.) Der König b°-aabd sih heute nah Chemniß zur Eröffnung des dortigen neuen großen Central-Schlachthoses und kehrte Nach- mittags hierher zurüd.

(Dr. J.) Die Zweite Kammer hat in ihrer Sißzung vom 27. v. M. den Gesezentwur| wegen eines Staatsschuldbuches in allgemeine Vorberathung genom- men und denselben der Geseßgebungsdeputation im Vernchmen mit der Finanzdeputation überwiesen. Heute berieth die Kammer den Etat der auswärtigen Angelegenheiten und die Ausgaben für Reichszwecke. Sämmtlihe Postulate wurden, dem Antrage der vom Präsidenten bestellten Referenten ent- sprechend, unvertürzt bewilligt und zwar, abgesehen von den Postulaten sür die Gesandtschasten zu Wien und München, die eine Minderheit von 16 bez. 19 Stimmen gegen si hatten, einstimmig. Eine kurze Diskussion knüpfte sich an den bei Kap. 107, Vertretung Sachsens im Bundesrath, von dem Abg. Ackerwmann geäußerten Wunsch, daß die sächsishe Regiecung sih in den Reichstagskommissionen, welche mit der Vor- berathung wichtiger Geseßentwürfe betraut sind, ausgiebiger als in der leßten Zeit vertreten lassen möge. Staats- Minister Frhr. von Könneriß sicherte die Erfüllung dieses Wunsches zu.

Anhalt. Dessau, 3. Dezember. (W. B) N der heutigen Sißung des Landtages stand die Vorlage, be- treffend die Veränderungen, welche in den Absaßverhältnissen des Herzoglichen Salzwerks Leopoldshall eingetreten sind bezw. die Herstellung des hierdurh gestörten Gleich- gewichis i Staatshaushalt, zur Berathung. Der Staats- Minister von Krosigk erklärte: Die Unterhandlungen mik dem preußischen Staat wegen käufliher Ueberlassung von Leopoldshall seien abgebrochen; erst heute sei eut

preußischen Handels - Ministers ein- gegangen, in welchem die Erklärung abgegeben sei, daß von einem Ankauf abgesehen werde. Es sel nun zunähst Aufgabe, einen höheren Bergbeamten als Dirigenten anzustellen; die deshalb s{chwebenden Unter- hantlungen dürften vorausjitlich in wenigen Wochen zu Ende gesührt scin. Vor Anstellung dieses neuen Dirigenten wolle man nicht mit der Abteufung des neuen Schates beginnen, um so mehr, als über die Abführung desselben unter den Ver- waltunçgébeamten die verschiedensten Ansichten vorhanden seien. Es erscheine demzufolge nur praktis, bei einem fo großen und in seinen Folgen weittragenden Unternehmen, das einiae Jahre Zeit in Anspruch nehme, eine Kapazität zu bören. Der bisherige Vertrag mit den Konkurrenzschächten ici in Folge zweier neu entstandener Schächte ferner nicht zu halten gewesen und demzufolge dieser Vertrag gekündigt wor- den. Vordem hätten 4 Konkurrenzshähte bestanden, jeßt arbeiteten deren 6. Der neue Vertrag sei für Anhalt höchst ungünstig ausgefallen, und nur gezwungen habe die Staats- regierung demselben zustimmen können, Nur das Eine sei durch den Vertrag erreiht, daß dcr Elat für die nächsten 5 Jahre sicergeslelltt sei. Um den entstehen- den Auefall zu decken, sei die Regierung der An- sicht, daß dieselbe an der Fabrikation d. h. an der fabhriksmäßigen Verwerthung der Kalisalze sih betheiligen müsse. Vier der Konkurrenzschächte seien in der Lage, Fabriken zu besißen, und cs müsse nun dafür gesorgt werden, daß ein Theil des Fadbrikationzgewinnes in die Staatskasse fließe. So lange feine Revenüen aus der Fabrikation zu erwarten seien, müsse man sich auf eine Steuererhöhung ge- faßt machen. „Wir haben cine Niederlage erlitten, an welche die Regierung nicht gedacht, jedoch sieht die Regierung hierin kein großes Unglück,“

Elsaß-Lothringen. Straßhurg, 1. Dezember. Das „Elsässer Journal“ veröffentlihte am Dienstag eine Eingabe an den Kaiserlichen Statthalter in Sacen des französischen

Schreiben des

Sprachunterrichts, welche am Vormittage desselben Tages |

mit den Unterschristen von 538 hiesigen Einwohnern überreicht worden war. Der Antrag in dieser lautete: es möchte zur Wahrung der wohlbere(htigten Juteressen in Bezug auf den Unterricht der französischen Sprache in den Gymnasien und Progyminasien der Zustand, der vor Erlaß der neuen Schul- regulative bestand, wiedex hergestellt werden. -

Hierauf ift, wie die „Els.-Lothr. Zta.“ mittheilt, von Seiten des Statthalters die folgende Antwort ergangen :

Straßburx, 28. November. Ich eröffne Eucr Wohlgcboren auf die mir in der gestrigen Audienz überreichte Petition, daß ih dcm darin gestellten Untrage für jeßt keine Folge geben kann. Das neue Schulregulativ ist nah langen Berathungen im Ober-Schulraih und nab Einbolung des Gutachtens der Kommission hoc, in welc(er zahlreiche clsaß-lothringishe Mitglieder sich befanden, erlassen worden N que die Erfahrung kann lehren, ob Abänderungen darin erforder- lich sind.

Wenn am Schlusse des Schuljahces sich herausgestellt haben sollte, daß trotz der in diesem Regulative vorgesehenen neuen_Unter- ritémethode zur Eclernung der französischen Sprache 2 Stunden per Wotbe in ten Gymnasien denn in den Realschulen sind 5 resv. 4 Stunden per Woche vorgeschrieben nicht genügea, fo ist ja jeder Direktor berechtigt, Abänderungen der Vertheilung der wöchent- lichen Lebistunden auf die einzelnen Unterrichtsfächer zu beantragen. Der Obker-Schulrath ist weit davon entfernt gewesen, unabänderliche Vorschriften für alle Zukunft geben zu wollen.

Meinen Dank spreche ih den Herren Unterzeichnern der Petition aus, daß dieselben hervorheben, wie sie den Gedanken, daß es auf cine Ausrottug der französischen Sprache in Elsaß-Lothringen ab- gesehen sein Lönne, von sih weisen. Keine andere Absicht hat bei Feststellung des Slundenplanes vorgewaltet, als in Gemäß- hei! des ärztlichen Gutachtens die Schüler vor UÜeberbürdung zu sichern. Vergleiben Sie den neuen Normalp!an mit dem früheren, so werden fie finden, daß in einer Reihe von Lehrgegenständen die Stundenzabl vermindert worden ist und sehen Sie pag. 32 der All- gemeinen Vorschriften für das höhere Schulwesen in Elsaß-Lothringen ein, so werden Sie unter Nr. 5 lesen, daß für das Abiturienten- exame1 in der französishen Spracbe verlangt wird: Geläufigkeit im mündicen Ausdruck innerhalb des dem Schüler naheliegenden Gedanfenkreises, Uebersezen prosaiscer Schriften von nicht be- sonderer Schwierigkeit, cinige Fertigkeit im \s{riftlihen Gebrauch der Sprache, während nah den früheren Bestimmungen diese Geläufiakeit im mündlichen Ausdruck sowie einige Fertigkeit im schriftlihen Gebrau der Sprache nicht erfordert wurden. Die Ecfahrung allcin kann lehren, ob, um dies zu erreichen, 2 Stunden in der Wede genügen, und ich denke, es ist am richtigsten, diese A erst nach dem Schluß des Schuljahres wieder in Erwägung zu ziehen,

úIch ersuche Euer Wohlgeboren, den Herren Mitunterzeihnern der Petition von dieser meinec Antwort Kenntniß zu geben.

Der Haiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen : E. Manteuffel. An Herra Kaufmann L. Menegoz-Aufschlager hier, Kleberplat.

Oesterreich Ungarn. Wien, 2, Dezember. (Presse.) Das ungarische Amtsblatt veröffentliht heuie die fol- genden Kaiserlichen Handschreiben:

_„Veber Graf Khuen-Hedervary! Zufolge Vorschlages

Mei 1es ungarischen Minister-Präsidenten ernenne Ih Sie hiermit zum Banus Kroatiers, Slavoniens und Dalmatiens und zum Köntglichen Kommissär der mit diesen Ländern im Jahre 1881 vereinigt gewesenen Militärgrenze“. U „Lieber Bedekovics! Zufolge Vorschlages meines ungarischen Minister-Präsidenten ernenne ich Sie bei der in Budapest residirenden Central-Regierung zum Minister ohne Portefeuille für Kroatien, Slavonien und Dalmatien, beziehungsweise akkreditire ih Ste neuer- dings in Ihrer bisher bekleideten Stelle."

„Leber Baron Ramberg! Nachdem jene Aufgaben, wegen welcher 10 Ste Jur Kroatien und Slavonien und die mit diesen Lindern im Jahre 1881 vereinigt gewesene Militärgrenze zum König- lichen Kommissar ecnannte, erfüllt sind, 2nthebe ich Sie hiermit auf Vorschlag meines ungarischen Minister-Präsidenten von dieser Mission und verleibe Ihnen als Anerkennung für Ihre lange Jahre bindurch wie anch bei dieser Gelegenheit geleisteten ausgezeichneten Dienste den Orden der Eisernen Krone crster Klasse.“ :

Pest, 2, Dezember. (Presse.) Der Finanzaus\chuß des Abgeordnetenhauses acceptirte heute den Geseßentwurf über die Jndemnität für das erste Quartal 1884 sowie die restirenden Posten des Budgets des Finanz-Ministeriums, womit vie Verhandlung des Budgets pro 1884 beendigt wurde. Ein Antrag des Grafen Andrassy auf Veräußerung der Erzbergwerke wegen der kostspieligen Verwaltung derselben wurde abgelehnt.

_ Sarajewo, 2. Dezember, (Pr.) Die im Vezirk von Bjelina (Bosnien) berüchtigten Räuber Bjelics und Scholaj wurden mit drei Genossen standrechtliÞ verurtheilt

zu 18, ein fünfter zu 20 Jahren {weren Kerkers verurtheilt. Ebenso wurde der Räuber Scharovics aus Repischte, welcher ¿wei Soldaten bei Bjelamics erschossen hatte, standrechtlih zum Tode verurtheilt und justifizirt.

Frankreich. Paris, 3. Dezember. (W. T. B.) Der Negierung ist neuerdings noch keine weitere Depesche des Oberkommandirenden in Ton gking, Courbet, zugegangen. Das zur Vertheilung gelangende Gelbbuch wird etwa 400 Seiten stark sein.

Spanien. Madrid, 3. Dezember. (W. T. B.) Se. Ma jestät der König und Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz begaben Sich heute srüh zur Jagd nah Casa Campo, in der Umgegend von Madrid, kehrten gegen Abend von dert zurück und besuchten sodann das Apollo-Theater, in welchem die spanische Oper „Marina“ gegeben wurde.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Ludwig Fer- dinand von Bayern ist gestern hier eingetroffen und im Königlichen Schlosse abgestiegen.

Bulgarien. Rustschuk, 2. Dezember. (Presse.) Der entflohene Führer der serbishen Radikalen, Nilola Paschics, befindet sich jeßt in Sofia, welche Stadt er ohne Bewilligung der Regierung nicht verlassen darf.

Dänemark. Kopenhagen, 3. Dezember. (W. T. B.) Der Generaldirektor der Posten, Telegraphen und Eisenbahnen, Schou, ist gestorben.

Amerika. Washington, 3. Dezember. (W. T. B,) Der Kongreß is heute chne Botschast des Prästdentei! eröffnet werden.

Æfrika. Egypten. Kairo, 3. Dezember. (W. T. B.) (Telegramm des „Reutershen Bureaus.) Der hiesige öster- reichische diplomatishe Agent erhielt heute Nachmittag ein Telegramm des Konsuls in Chariüum, wonach Briefe aus Kor- dofan über Fahsode eingelauf:n wären mit der Nachricht, daß nur ein Drittel des egyptishen Heeres einschließli der britischen Offiziere und des Generalstabes getödtet sei, Der Rest lagere bei Rahack, empfange Lebensmittel aus Takell und warte auf Verstärkungen. Das Telegramm des Konsuls sagt schließlich : es scheine gewiß, daß die totale Ver- nihtung der Armee Hicks Pascha sih nicht bestätige. Die Stadt Chartum is ruhig. Der egyptishen Regierung sind solche brieslihe Mittheilungen nicht zugegangen. Die Nachricht bedarf der Bestätigung.

Deitungsftimnen.

Die „Frankfurter Zeitung“ schreibt aus Anlaß der Verhandlungen des Abgeordnetenhauses über die Eisenbahn- voriage :

Das reine Staatsbahnsvstem hat mit der ersten Berathung der neuen Verstaatlihungêvorlage im preußischen Äbgeordnetenhause seinea Sieg sozusagen vollendet. Die vollständige Durchführung des- {elben wird auch von seinen hartnäcigsten Gegnern nur mehr als eine Frage der Zeit berrachtet, die Gegner selbst aker haben den Rückzug an- getreten und sogar erklärt, das Feld ganz räumen zu wollen. Wir fönnen den Herren die Kritik nicht cusyaren, daß sie thren Rückzug nicht einmal sonderli& geschickt verdeckt haben. Weder Hr. Büchtemann und noch weniger Hr. Meyer hat aud nur eine stihhaltige Position gegen das Statsbahnsystem behaupten können. Die finanziellen Erfolge des letzteren sind nicht wegzuleugnen und daß dieselben mit der voll» ständigen Durhführurng des S»ftems {ih noch erhöhen werden, ift außer Frage. Was in finanzieller Hinsicht noch bemäkelt wird, die Unsicherheit bezüglich der wirklichen Be*riebsüberschüsse, trifft eben so wenig wie die Einwände gegen die wirthschaftlichen Vortheile des Staatseisenbahnwesens das System an sich, sondern ist —, soweit über- haupt begründet, nur auf Rechnung des Uebecgangsftadiums zu seten. Dies gilt namentli von dem Vorwurfe, daß die Tarise noch nicht ermäßigt seien. | - : :

D Node Wee Mlgemeine Sund schreibt:

Für das zunehmende Vertrauen in dic nachhaltige Besserung der industriellen und kommerziellen Zustände spricht u. A. au, daß im Negicrungébezirke Potsoam nicht nur die Zahl der Arbeiter in fast allen Induftriezweigen si fortwährend vermehrt, sondern im Laufe dieses Jahrcs 65 gewerbliche Neuanlagen, und zwar 30 stationäre Dampfkessel, 8 Lokomobilen, 7 Ziegel-Ringöfen, 17 Swlächtereien, 1 Gerberei, 1 Leimsiederei und 1 Hutfakrik, in Betrieb geseßt worden sind.

Ueber die Lage dcr einzelnen Industrien wird aus demselben Be- zirk Folgenres gemeldet, Die Braunkohlen - Briquette - Industrie prosperirt sichtli®. Der Hauptabsaß geht nach Berlin und ift fort- während im Steigen begriffen, Die Lage der Ziegel- und Thon- industrie hat sib zwar nicht gehoben, jedoch sind 10 neue Ziegeleien entstanden. Die daraus resultirende Ueberproduktion von Ziegel- waaren ist nit unbedcnklic, da unter diesen Umständen eine Lohn- verbesscerung der Ziegeleiarbeiter niht zu erwarten ift. Die Pflastersccin - Industrie des Kreises Angermünde erfreut ih cines fihtlihen Aufshwunges. Es sind dort 20—30 verschiedene Ünterneßmer mit 300—400 Arbeitern und dem nöthigen Fuhrwerk Sommers ur.d Winters in Thätigkeit. Die Glashütten befinden sich in lebhoftein Betriebe. Bestellungen sind genug vorhanden, aber die Preise sind gedrücktkt. Der zunehmeade Aufshwung in der Maschinenfabrikation erweist fich u. A. aus den bedeutenden Aufträgen, welbc der Maschinenbavanstalt in Tegel zuge- gangen sind, die dadurch in die Lage verseßt worden ist, früher entlasscne Arbeiter wiederum zu beschäftigen. Die Eberswalder Nageifabrik entwickelt eine höchst bedeutende Thätigkeit; sie hat Um- bauten vornehmen müssen und produzirt jeßt mit 1000 Pferdestärken Dampfkraft und 600 Arbeitern täglich 12 500 kg fertige Waare. Sichtlich gehoben hat sih die Tuchindustrie, vornehmlich in Lucken- walde, weniger in Brandenburg. In der Papierindustrie, namentlich in der Pappfabrikation, hat der Aufschwung Be- stand. Besonders günstig is die Lage der Ruppiner Bilder- bogenfabrikation. In dieser werden in vier Etablissements ea. 400 Arbeiter dauernd bei entsprecheno guten Löhnen beschäftigt. Ein andauernd erfreulicher Aufschwung erhält sich in der Korb- waaren-Industrie. Ein Etablissement in Brandenburg, welches wobl das größte seiner Art in Deutschland ist, beschäftigt jet 400 Arbeiter und fertigt nicht nur die zugehörigen Holz-, Sattler-, Lackirer-, son- dern au sämmtlihe Eisenarkeiten selbständig, Der Export dieser Waaren na Frankrei, Jtalicn, England und Amerika stei- gect si fortwährend. 2 S

Der „Schwäbische Merkur“ bespricht die gegen die Krankenversicherung gerichteten sozialdemokratishen und i Agitationen. Am Schlusse wird gejagt:

Die Hauptsache ist, daß überhaupt ein allgemeiner gesetzlicher Versicherungszwang für Erkrznkungsfälle hergestellt wird, und in dieser Hinsicht will es uns s{einen, als ob die Anerkennung von der Rich- tigkeit und Wohlthätigkeit des Grundsaßes sich immer mehr Bahn gebrochen habe. Es fehlt zwar in der sozial- demokratischen und fortschrittlichen Agitation keineswegs an Verurtheilungen der ganzen Grundlagen, Ziele und voraussicht-

und durch den Strang hingerichtet. Ein vierter Genosse wurde | liden Wirkungen des neuen Geseges. Allein recht von Herzen wollen

diese Stimmen nicht mehr kommen, und es sind mitunter auch vo1 tieser Seite Worte der Anerkennung zu bören. Die Bemerkung eines sozialdemoktatishen Parteiführers, er hobe nur mit s{werem Herzen gegen das Gesctz gestimmt, wiegt viele mißgünstige Rednereien auf. Nur Partecisu&t und Rechthaberei verhindern noch die allseitige An- erfennung, daß mit diescm Geseß der Grund zu ciner schr wohlthäti- gen sozialen Riform gelegt ift.

__ Betreffs der vorgeschlagenen Eisenbahnverstaatlihungen sagt die „Natioaalliberale Correspondenz“:

„Selbst die Gegner der ersten Bahnerwerbuyrgea können nit mehr wünscben, daß die Einfügung der letzten nothwendigen Glieder in die Kette unterbleibt. Und es ist auch seit den Anfängen der Verstaatlichung nichts geschehen, was diejenigen, die den ersten entschei- denden Schritt mitgemacht, überzeugen könnte, daß fie damals Unrecht gcthan. Im Gegentheil. Die finanziellen Erfolge der Eisenbahns verstaatlicbung haben alle Erwartungen ütertroffen, und die Bedenken wirthschaftliher und politischer Natur haben sih zum größten Theil als nit gerechtfertigt erwiesen. Um nur auf Eines hinzuweisen, jeßt eben wird uns wieder eine umfassende Vorlage über den Bau von Nebenbahnen in Aussicht gestellt; mit jedem Jahr wird das Netz von Sefkfundärbahnen ungeachtet der mangelhaften Rentabilität dichter und er- \{ließt wirthscbaftlih ¿zurückgebliebene Landestheile zu deren unberechen- barem Vortheil dem Verkehr. Der Staat hätte diese Linien nit gebaut und nit bauen können ohne den Besitz der großen einträglichen Bahnen, und die Privatindustrie versagt selbstverständlib, wo ein handgreifliher lohnender Erwerb sie nicht lockt. Wir sollten meinen, bei unbefangenem Nückblick und offenherzigem Urtheil müßten au die früheren Gegner bekennen, daß die jeßt ihrer vollen Verwirk- lihung nahe Cisenbahnverstaatlihung cine woblthätige Reform gewe]en.“

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 48. Ja- halt: Konsulatwesen : Ernennungen. Erequatur-Ertheilung. Mili- tärwesen : Verzeichniß der Anstellungsbehörden der Reichsverwaltung im Sinne der Grundsäße für die Besetzung der Subaltern- und Unterbeartenstellen mit Militäranwärtern. Polizeiwesen: Auë?- weisung von Ausländern aus dem Reich8gebiete.

M arineverordnungsblatt. Nr. 23. Inhalt: Termin- falender. Festungédienstübung. Abzeicbenkasten. Schiffs- bücherkisten. —- Perfonalveränderungen. Benachrichtigungen.

Beilage: Statistischer Sanitätsbericht über die Kaiserlich deutsche Marine für den Zeitrauin vom 1. April 1882 bis 31. März 1883. Terminfkalender für S. M. Schiffe und Fahrzeuge, enthaltend: Termine bei der Indienststellung. Monatlicbe Termine. Unbestimmte Termine. Termine bei der Außerdienststellung.

JFustiz-Ministerial-Blatt. Nr. 44. Inhalt: Cirkular des Hecrn Ministers des Innern vom 13. September 1883 an die Königlichen Regierungs-Präßfidenten 2c., betrcffend die Ablieferung von Gefangenen Seitens der Polizeibehörde an das Justizgefängniß. Allgemeine Verfügung vom 27. November 1883, betreffend die Er- haltung der Uebereinstimmung zwischen den Grundbücbern und dem Steuerkataster.

Centralbla1lt der Bauverwaltung. Nr. 48. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches : Ueber Eisenbahn- oberbau mit Hol;shwellen. Neubau der technishen Hochschule in Berlin. (Schluß.) —= Ausstel.ung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens in Berlin 1882/83. X. (Forts.) Vermischtes Kunstgewerbemuseum in Berlin. William Siemens f. —- Zugs- trenzunçen auf den deutsben Bahnen in den leßten zehn Jahren. Betriebsmaterial der französiscen Eisenbahnen. Bücherschau. Rechtsprechung.

L2andtags- Ungzelegenhetiten.

i M Kreise Jerichow. L und 11 ist der Landgerichts-Präsident Simon von Zajtrow zu C3élin zum Mitgliede des Hauscs der Abgeordneten wiedergewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlidungen des Kaiserlichen Gesund- beitsamts find in der 47. IJahreëswoche von je 1090 Bewohnern au* den Jahresdurch\chnitt berechnet als gestorben gemeldet! in Berlin 246, in Breslau 29,6, in Königsberg 30,4, in Cöln 25,5, in Frankfurt a. M. 18,1, in Hannover 22,3, in Cassel 17,5, in Magdeburg 20,6, in Stettin 22,8, in Altona 25,0, in Straßburg 18,2, in Meß 18,6, in München 30,1, in Nürnberg 26,2, in Augsburg 24,6, in Dres- den 29,7, ia Leipzig 24,0, in Stuttgart 17,6, in Braunschweig 28,7, in Hamburg 25,6, in Karlsruhe 21,0, in Lübeck —, in Wien 26,6, in Budapest 21,7. in Prag 27,9, in Triest 20,3, in Krakau 29,3, in Basel 10,3, in Brüssel 24,4, in Paris 22,9, in Amsterdam 28,7, in London 990, in GBlaszo0w 29,2, in Liverpool 24,1, in Dublin 33,0, in Gdinbura 25,3, in Kopenhagen 19,3, in Stockholm 18,9, in Chri- stiania 24,7, in St. Petersburg 23,9, in Warschau 28,2, in Odessa 31,3, in Bukarest 25,5, in Rom 22,6, in Turin 18,8, in Madrid 7,1, iu Alerandrien 46,0. -— Ferner in der Zeit vom 28. Oktober bis 3, November: in New - Yecrk 23,4, in Philadelphia 20,9, in St, Lzuts —, in Chicago —, ¿n Cincinnati —, in San Franzisko 9,1, in Kalfuita 26,0, in Bombay 21,8, in Madras 35,4.

Während der Berichtswoche waren an den deutschen Beob- ci{tungsorten südliche und südwestliche, in München westliche uad südwestlie Windrichtungen vorher: chend, auch die beim Wochenbeginn an den östlichen Stationen und in Berlin überwiegenden südöstlichen Luftströraungen ginzen bald nah Südwest und blieben bis zum Schluß der Weche aus diesen Windrichtungen wehend, nur in München ging der Wind in den letzten Tagen der Woche nah Ost. Die Temperatur der Luft überstieg an allen Stationen die normale. Leichte Nacht- frôste wurden aus den 1neisten Stationen gemeldet, in München sank das Thermometer am 18. bis auf 6,6 C. Niedershläge, in Koni auch Snce, erfolgten häufig, in Cöln und in den süddeutschen Stationen aud in ergiebigem Maaße. Aus Bremen werden clek- trisce Entladungen gemeldet. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft nabn an den meisten Stationen am 19. ab, stieg am 91. wieder und behauptete scinen Standpunkt unter mäßigen Schwan» kungen bis zum Schluß der Woche, wo an den Oststationen das Barometer stieg, an den mittel- und nordwestdeutschen Stationen sank. In Cöln und an den süddeutschen Stationen nahm der Lufts dru nur am 19. etwas ab, doch stieg des Barometer noch am selben Tage bis zum 21., zeizte wiederholt bedeutendere Shwankunger und zu Ende der Woche eine abermalige Abnahme des Luftdrucks.

In der Berichtswoche haben die Sterblichkeitsverhältnisse in den meiscen Großstädten Europas etwas zu, nur in Berlin, Paris, Lcndon ein wenig abgenonnmen. Die allgemeine Sterblichkeitsverbältnijzahl für die deutschen Städte stieg auf 23,8 von 22,2 dec Borwoche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr bercchnet). Der Antheil des Säug- lingéalters an der Sterblichkeit war etwas gesteigert. Von 10 000 Lebenden starben pro Jahr berechnet 67 Säuglinge gegen 65 der Vor- woche, in Berlin 67 wie in der Vorwoche, in München 111. An- sehnlich gesteigert war aber die Sterblichkeit in der höheren Alters8- lasse über 60 Jahr.

Unter den Totetursachen zeigten von den Infektionskrankhciten nur Scharlab, Croup und Kindbettfieber eine Av-, Masern, Diphtherie, Keuchhusten und typhôje Fieber eine Zunahme der Sterbe- fälle. Masern haben in Breslau, Crimmitschau, Hamburg, Altona, Braunscbweig, Osnabrück, Berlin, Leipzig, Essen, Darm- stadt, Wien, Krakau, London, L: verpool, Edinburg mehr Todesfälle hervorgerufen. Das Scharlahfieber trat in Königsbcrg, Danzig, Dreéden, Apolda, Leipzig, Magdeburg, Berlin, Hamourg, Elberfeld,