1883 / 287 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Dec 1883 18:00:01 GMT) scan diff

während das gelangten die

der Kompagnie Fives-Lille und camtenpersoral dieser Bau- unternebmung Theil.

Riga, 5. Dezember. ({W. T. B.) In der vergangenen Naht strandete bei Domesnées der Dampfer „Th. Burchard“, 9-1 Kolklenmeister. Die Mannschaft wurde gerettet, das Schiff ift led.

Bremen, 6. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Habsburg“ ift gestern Abend 8 Uhr

in Southampton eingetroffen. E : (W. T. B.) Der Postdampfer

und furzer Fafsung zur Darstellung gebracht, die siherlih ihren Ein- gang in diejenigen Sck&ulen finden werden, in denen sie noÞb nicht in Uebung waren, da si ja die Ueberzeugung Bahn gebrochen hat, daß der intensiven geiftigen Bethätigung unserer Jugend durch häufige und obligatorisde Spiele im Freien, sowohl in der Knaken- als au in der Mâdcenscbule, ein heilsames Gegengewicht geschaffen werden müsse. Das Bülein verknüpft in einfaster unb praktisber Form die Sdbule au mit dem Elternhause, indem cs den Eltern Gelegen- heit bietet, mit einem Blick das Sculleben ihres Kindes zu über- schauen, wenn sie jeden Abend aus dem „Mentor“ die Vorkommnisse, Pflicbten und Arbeiten des verlebten Schultaces überswauen können; daß das regelmäßige Ausfüllen des für jeden Tag bestimmten Raumes mit einer auf denselben bezügliben Schulnotu, die pünktliche Be- nußung der gebotenen Takellen und Verzeichnisse auf den Ordnungs- sinn des Schülers rur in günstiger Weise wirken kann, ist ganz s\elbst-

ftädtishe Orchester concertirte. Zum Vortrage \ Ouverture zu Oberon, Röèverie von Dundckler, Gran Fantasia von Gevaert, die Freisbüy-Ouverture, Concert Polonaise von Marqués und La Corte de Granata von Chapi. Das Gedränge im Festsaale erinnerte lebhaft an den Subsfkriptionë- ball im Opernhause; jede Cirkulation war unterbrohen. Aus diesem Gewühl zogen die Gäste in die anstoßenden kleineren Galerien und Säâle, deren Wände einen reihen Tepvibs{muck zeigten. Ein ganz

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staals- Anzeiger.

6 ck in, Donners 6. Dezember 1B. Hamburg, 5. Dezember. Magistrats (Avuntamiento). Eine wahrhaft fürstlibe Pradt herrst a/ L 2BT B erlin, Donnerstag, den 3 R Lz

A E, B Eg Ses Ta Ren PRRet f aJeTse in diesem Raume; ein breiter dunkler Teppich zieht \ich E E E Raa : E L L U tienge]ells\chaft ütt, von New-York kommend, heute auf der | über den Fußboden und die niedrigen Stufen zu den bintes ; ; ; ee nonohe h sie nit wenn kbier überhaupt mit einem gewifsen Aufwand sittliber Ent-

; F E010 L d Lee BLEGELN h : z d i ck 1e nigt gegeben haven, wenn sie nicht | we! ryaup? ml ] IDARO 1E Glbe eingetroffen. Der Postdampfer „Silesia“ hat, von ren erhöhten Siten hin, die jedoch nit im Halb- Nichtamtliches P alen ns R E S R lauatien sich ver- | rüstung der Beweis dafür angetreten wird, es sei im Interesse der New-York kommend, beute Nacmittag Kap Lizard passirt, und die | kreise, sondern rechts und links vom Alcalden anaebrat C E JRE DIE NDEIYRa Ct Rgra zt: Mitleid empfinde er mit diesen | Selbständigkeit und der Freiheit der Wahlen nothwendig, die lassen hätten, Furcht hegten. mie Pre qr f + | 6ffentlihe Abstimmung dur die gehcime zu ersetzen, man dann

Erste Beilage

cil Sim Lp cs dia Alg

“fige

pu qus Tek A 4 “mg ea e E

di meiden r R S g a E ean

A EEOE A ALE" (V

Postdampfer „Moravia“ und , Westphalia* derselben Ge-

0A I R E

verständlih. Bei der hübschen Ausstattung des Kalenders und seinem mäßigen Preise (60 4 für das fartonnirte, 1 M für das in Leine- wand gebundene Eremplar sowohl für die Ausgabe für Schüler, wie sür die der Schülerinnen) wird cr ohne Zweifel au in diesem Jahre auf den Weihnacktstiscken gern gesehen verden.

Die Direktion des Märkischen Prooinzial-Muscums in Berlin hat über dassclbe für die Zeit vom 1. April 1882 bis 31. März 1883 einen Verwaltungsbericht veröffentlicht. Diesem zufolge is die Verwaltung des Märkisden Muscums für die Ver- vollständigung der Sammlungen desselben unausgesett bemüht aes wesen urd bat na dieser Ribtung wiederum ret erfreuliche Re- sultate erzielt. Im Ganzen sind in den fünf Vierteljahren auf welche sih der Berit bezieht, 3732 Nummern eingegangen, o daß am 31. März 1883 die Gesammtzahl der Numnicr: 44 070 betrug. Von den neu eingegargenen Gegenständen ift wiederum der größte Theil ges \chenkweise überwiesen. Die Namenaller derjenigen Personen und Behör- den, welche im Laufe der ganzen Zeit des Bestehens tes Instituts demselben Zuwendungen gemacht haben, sind in der dem Bericht beigefügten Liste verzeichnet. Darin sind aufceführt: 1) 4 Mitglieder des Köntg- lichen Hauses, 2) 27 Rei&s- und Staatsbehbörten, 3) 13 Kommunal-+ behörden, 4) 59 firchlide Behörden, 5) 11 verschiedene Behörden, Institute und Korporationen, 6) 20 Institute und Vereine für Wissenschaft und Kunst, 7) 48 Gewerke, 8) 1508 Privatyersonen. Käuflich sind im Berichtsjahr 1068 Nummern erworben worden, wo- durch der etatêmäßig dazu bestimmte Fond von jähclich 2000 K abforbirt worden is Die Gesammktkosten der Muscumsverrcaltung, welcde im Etat für 1882/83 mit 10 960 M verans{laçt waren, haben diesen Betrag noch nit ganz erreicht, es wurden ob ca. 150 M erspart. Schließlih sei noch bemerkt, daß vem Museuin bis jeßt 15 Schrifien herausgegeben wourden. i

Die in Leipzig den 8. Dezember cr. erscheinende Nr. 9110 der „Illustrirten Zeitung“ cnthält folgende Abbildungen : Mar von Swenkendorf, geboren den 11. Dezember 1783. Die Reise des Deutschen Kronprinzen nad Spanien. 6 Abbildungen, nach Skizzen unseres Spezialzeihners H. Lüders: 1) Die Abfahrt von Genua am 19. Novcmber. 2) Der Einzug in Madrid am 23. November. 3) An Bord der Korvette „Prinz Adalbert“ (3 Abbil- dungen). Zur Reise des Deutschen Kronprinzen nach Spanien. 3 Abbildungen: 1) Gesammtansiht der Alhambra bei Granava vom Albaicin aus. Nach der Natur gezeichnet von H. E. von Berlepsch. 2) Das Königliche Theater in Madrid. Nach einer photographischen Aufnahme. 3) Das Escorial bei Madrid. Nach einer Zeichnung. Der Hahnentanz in Schwaben. Na einer Zeichrung von G. Knapp. —- Karl Wilhelm Siemens, f am 20.Novbr. VBlitzröhren. 2Abbildungen.— Der sogenannte Hochzeitskrug Luthers, Polytecnis(we Mittheilun- gen: Rauchlose Feuerung. Moden: Neue Morgenhaube. Kinder- kapoic. Vom Weihnacbtsbüchertis: Aus dem Prachtwerk „Die Kreuzzüge und die Kultur ihrer Zeit“ von O. Henne Am Rhon, illustrirt von Gustave Doré u. a. (Lcipzig, I. G. Bacbs Verlag): Mißlungener Sturm auf Jerusalem. Aus der Zeitschrift „Deutsche Jugend“ (Leipzig, Alphons Dürr): In der Füche. Von W. Claudius. Aus dem Werk „Allegorien und Embleme“ (Wien, Gerlach u. S(wenk). 2 Abbildungen: Gefühl ; Melancholiker. Lus dem illustrirten Werk? „Die Säugethiere in Wort und Bild“ von Karl Vogt und Friedrich Specht (München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft): Der

Kalong. Gewerbe und Handel.

Die „New- Yorker Hdls.-Ztg.“ {reibt in ibrem vom |

23. d. M. datirten Wochenbericht: Das Geschäft am Waaren- und Produkteamarkt muß, Alles in Allem genommen, auc in dieser Woche wieder als rubig bezeibrct werden. Nur einzeine Artikel machten eine Ausnahme, wie z. B. Häute, in denen bei stär- kerer Nachfrage Seitens der Gerbereien re&t bedeutende Umsätze zu steigenden Preisen gemacht worden sind. Weizen und Mais hatten nur beschränkte Erxportfrage und überwiegend matte Tendenz, sind jedoh am Stchluß unter tem Einfluß west» liwer Manipulation wieder etwas fester. Der Fractenmarkt war lebhaft und höher. Baumwolle hatte sowohl für disponible Waare wie Termine sehr stillen Verkehr und war nur unbedeutenten Fluf- tuationen unterworfen. Am Wollmarkt blieb die Nachfrage an- gesihts des unbefriedigenden Geschäfts in Wollenwaaren auf Deckung des unmittelbaren Bedarfs beschränkt. Brasil - Kaffees baben den in den Vorwochen erzielten Avanz behauptet; west- und ostindische Sorten waren mäßig begchrt und fest. Rohzucker verharrte bei anhaltend {wacher Frage in weichender Tendenz, Der Thee- markt war fill, aber stetig. Für Provisionen üt troß an- haltend großer Sctvcinezufuhren an den westlichen Märkten und nur mäßig lebhaftem Export- und Konsumgeschäft ein weiterer, wenn auch nicht sehr bedeutender Avanz etablirt worden. Terpentinöl war ruhig und ist im Preise wesentli unverändert. Harz behtelt troß schwader Nachfrage feste Tendenz. Raff. Petroleum fest. United Pipe line Certificates fest und steigend zu 1182, In ceinhei- mischen und fremden Manufakturwaaren ist es till geblieben. Der _ Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 1237 193 Doll. gegen 1798 793 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres,

Nürnberg, 4. Dezember. (Hopfenmarktbericht vonLeopold Held.) Bei luftloser Haltung des Marktes wurden gesiern ca. 300 Ballen zu gedrückten Preisen verkauft. Heute zeigte fh wieder etwas mehr Kauflust, so daß ca. 500 Säte umgeseßt werden fonnten. Die Eigner drängen zum Verkauf und is deshalb der Preiéstand troß der besseren Meinung unverändert geblieben. Die Notirungen lauten : Württemberger prima 170--175 Æ, mittel 155—-165 M, Hallertauer prima 170—175 H, mittel 150—160 M, Polen prima 170—175 M, mittel 155—1€0 4, Elfässer prima 155—160 4, mittel 140— 150 4. Gebirgshopfen 158—165 M4, Marktwaare 145——155 , Äischgründer 150-—160 M, Altmärker 125— 130 M

London, 5, Dezember (W. T. B) Vei der gestern ah- gehaltenen Wollauktion waren Preise unverändert.

WVerkehrs-Linstalten.

Das Reichskurs8buch, Winterfahrdienst 1883/84 Ausgabe Nr. 8, ist am 1. Dezember (im Verlage von Julius Spiiager, Berlin, Preis 2 #4) erschienen. Dieser Ausgabe wird ert au 1. 5Fe- bruar 1884 die nächste folgen.

, Pest, 5. Dezember. (W T. B.) Die Linie Ujvidek-Semlin, die leßte Partie der Pest-Semliner Eisenbahn, ift heute technish-polizeilih geprüft und die Trace mit der großen Donau- brüde und ._ den Tunnels in volllommen betriebsfähigem Zustande befunden worden. Die Eröffnung dieser Strecke resp. die Uebergabe derselben für den öffentlichen Verkehr ist auf den 10. Dezember cr. anberaumt worden, Die Pest - Semliner CGisenbahn bildet den ersten Abschnitt der die direkte Verbindung mit Konstantinovel herstellenden Linie, deren Bau im Berliner Vertrage bestimmt und deren Ausführungstcrmin durch das Protokoll der contérence à gquatre vom 9, Mai d. F. auf den 15, Dktober 1886 festgestellt wurde. An der mit der Abnahme ver- bundenen Feier nabmen die von der Regierung entsendete Kommission mit voa Nagy als Präsidenten sowie der General-Direktor der

sellschaft sind heute früh in New-York angekommen.

Berlin, 6. Dezember 1883.

Die für Freitag, den 7. d. M., angefeßte Königliche Parforcejagd findet nicht statt.

Vor Kurzem is daran erinnert worden, wie mit Ablauf dieses Jahres ein halbes Jahrhundert verflossen ist, seit Professor Dr. Wilhelm Weber in Göttingen im Zu- sammenwirken mit Gauß den ersten elektro-magneti- schen Telegraphen hergestellt und damit zum ersten Male ein Verkehremittel praktis angewendet hat, das gegenwärtig ein unentbehrlihes Gemeingut aller zivilifirten Nationen geworden ist. Wie wir einer im Elektrotehnishen Verein gemachten Mittheilung entnehmen, hat unter anderen Gratulanten auch der Chef der Reichspost- und Tele- graphenverwaltung in Erinnerung an jene bedeutungs- volle That an den ehrwürdigen Gelehrten ein GlückwunsŸ- schreiben gerichtet und zugleich eine Karte der gegenwärtigen internationalen Haupt: Telegrapheculinien, die ein deutliches Bild von der großartigen Entwickelung der Telegraphie gewährt, sowie eine Anzahl in der Reichsdruckerei mit Hülfe des galvano- plastishen Verfahrens hergestelter Kupferlihtdrucke über- sandt, welche leßtere Zeugniß dafür ablegen, tine wie hohe Bedeutung die Entdeckung Galvanis auc für das Kunst- gebiet erlangt hat. Jn dem vom Professor Weber ein- gegangenen höôchst interessanten Antwortschreiben an Dr. Stephan giebt dersclbe seinem herzlihen Danke Ausdruck, hebt die bewunderungöwürdigen Fortschritte der Jettzeit her- vor und gedenkt dann noch besonders dankhar Alexander von Humboldts, „durch dessen Empfehlung ec schon sehr jung nach Göttingen und in eine so nahe Verbindung mit Gauß gekommen sei, welche bis zu Gauß's Tode, über ein Viertel- jahrhundert lang, getauert habe“.

Die Dan keskirche ist bis auf die weitere Aus\{mückung im Aeußern wie im JInpyern nahezu vollendet. Es werden die Thüren eingeseßt, die Bänke gestellt, Altar und Kanzel sind wie die Orgel in der Aufstellung, so daß im Laufe des Monats binnen Kurzem die Kirche zur Einweihung fertig sein wird. Zur Auss{mückung werden noch eine Reihe von Schenkungen und Stiftungen für die Kirche bei- tragen, abgesehen von der von der Stadt Berlin geschenkten Summe von 40 000 M, ferner von den Beiträgen des Kirchbauvereias und der Matthäi- kirche für den Baufonds von 50 000 resp. 75 000 4 Unter den Stiftungen mögen folgende genannt werden : 1) die Altarleuchter und ein Ambon von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin; 2) 3 Chor- fenster, as mittlere die Uuferstehung, rie anderen Evangelisten dar- stellend, darunter reihe Glasmosaik von Sr. Königlichen Hoheit dem Großheczog Fricdrib Franz von Mecklenburg-Schwerin ; 3) ein Chor- fenster, oben einen Evangelisten enthaltend, unten reiche Glasmosaik vom Stadi: und Landkreis Görliß; 4) 2 Fenster zur Seite des Chors in reicher figürliher Aus8malung von der Firma für Kunst- glaserei von Westphal & Ganter hier; 5) ein besonders 1ciber in romanishem Styl durchgeführter großer Kron- leuchter von Hrn. W. von Krause hier; 6) ein Altaraufsatz, das Kreuz mit dem Gekreuzigten auf reihem Sockel vom Verein für christlice Kunst in der evangelischen Kirchez 7) die Glockecn von Hrn, Fabritbesiter Hoppe hier, 8) der Taufstein von Hrn. Kommerzien- Rath Marc in Charlottenburg; 9) ein großer reicher Altartepwich von Hrn. Fabrikbesißer Fesca hier; 10) die rei geschmüdckte A!r1ar- decke in Roth und Gold von den Kommerzien-Räthen Herren C E U O O e Q Nur Trauertage in Schwarz vom Niedcrsächsishen Paramentenverein, Vorsißerin Gräfin voa Schulenburg-Wolfsburg zu Vorsfelde ; 12) die weiße Altardecke von Frau v. Deroiß und dem Fräulein

find. Lebensgroße Porträts des Königs und der Königinnen Mercedes und Chriftine {mücken die Wände, während die eichen gehaltene Decke die Wappen Spaniens und Madrids zeigt. Das Bureau des Alcalden war zum Speisesaale verwandelt, in welbem die Höchsten Herrschaften um 1 Uhr an rei beseßtzter Tafel das Souper cinnabmen. Für den übrigen Theil der Gesellschaft öffneten sch um 2 Uhr die Vorhänge, welche den Festsaal von cinem anderen, hallenähnlicen Raume fch{ieden, in welchem alsbald die Küche und der Keller Ma- drids geprüft wurden. In späterer Stunde {ritt die Iugend noch zum Tanze, do gehörte dieser improvisirte Ball nit mehr zum offi- ziellen Feste, da die Königlicbe Familie und der Kronprinz si na Aufhebung der Tafel empfahlen.

Neben diesen größeren Festlibkeiten wären cine Reihe kleinerer Ereignisse zu melden, übec die aber der Telegraph bereits be- ritet hat. Der Adresse der Mitglieder der deutschen Kolouie ift ge- dacht ; Graf Solms übernahm es selbst, dem Kronprinzen die einzel- nen Herren vorzustellen. In seiner freundlichen, gewinnenden Weise dankte Se. Kaiserli&e Hoheit und unterhielt sich mit jedem Einzelnen später auf das Huldvollste.

(In den gestrigen Bericht hat sih ein Drukfehler einges&lichen, da bei der Eallaoper nit der König, sondern der Kronprinz den San Fernando-Orden getragen hat.)

Dem Vorftand der 30. Kinder-Bewahranstalt, Greifs- walder Straße Nr. 69 (Hrn. Prediger Dahms, Kurze Straße Nr. 2), ift es biéher gelungen, dieselbe durch Beiträge der Mitglieder und Liebesgaben edler Wohlthäter aufrebt zu erhalten. Die Zeitverhält- nisse indeß haben den Abgang vieler beitragenden Mitglieder zur Folge gehabt, und es würde das fernere Bestehen der Anstalt, troß einer aanz fkostenfreien Verwaltung fragli® werden, wenn nicht edle Menschenfreunde, den segenéreihen Zweck solchec Anstalten erkennend, dem Vorstande mit außerordentlichen Gaben zu Hülfe kämen. Der Vorstand bittet, ihm eine außerordentliche Unterstütung zufließen zu lassen, um au gleichzeitig den Kindern eine Weihnacht{freude bereiten zu können. S

Die erste Dezemberwo-he gehört ou in diesem Jahre in Wahr- heit den Wohlthätigkeits-Bazaren. Den 10 Veranstaltungen dieser Art, über deren Ersffnung wir bereits melden konnten, haben fih heute drei weitere zugefellt: Der Preußische Frauen- und Jungfrauenverein bat in den Salons des Ministerium der öffentliden Arbeiten um den in hellem Lichterglanz strahlenden Weih- nahtsbaum seine reichen Schätze ausgelegt. Der Pestalozzi- Frauenverein hat im Kultus-Minifterium scinen Weihnachtsver- auf aufgeschlagen. Der dritte Bazar ist zum Besten katho- lisher Waisenkinder im katholishen Schulhause in der Linden- straße veranstaltet.

Der Verein „Hecto r“ trat gestern Abend in Klubhause unter Vorsitz des Dr. Bodinns zu sciner Jabresversammlung zusammen, in der die Geschäftsberichte erstattet wurden. Der Verein, der das ab- ge‘aufene Iahr mit 117 Mitgliedern begonnen, hat im Laufe des Jahres 16 ncue Mitglieder gewonnen, während 22, darunter 2 durch T0), ausgeschieden sind. Die Jahresrechnung balancirt in Einnahme und Ausgabe mit 57706 Æ& An Beiträgen gingen 1580 ein; die Einnahme der lezten Ausstellung, der allerdings aud; ganz bedeutende Ausgaben gegenüber ftehen, belief sich auf 25 549 M; die gelegentlid der Ausstellung veranstaltete Lotterie brachte 17 643 A Gewinn. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde Direktor Dr. Bodinus, Major von Sametki und Baron von Nolde wiederum mit dem Borsig betraut. Als Schriftführer wird Se- Fretäâr Wagenführ, als Schaßmeister Buchhändler Radeßki, als Bibl'othekar Kaufmann Beckmann weiter fungiren.

Konstantinopel, 5. Dezember. (W. T. B.) In der Vor- stad“ Hasfkiöt, welche von Türken und Juden bewohnt wird, brach beu.e früh Feuer aus, welches den ganzen Tag Über fortdauerte. Von etra hundert Häusern wurde eine grofe Anzahl zerstört.

6. Dezember. (W. T. B) Der gemeldete Brand in der Dorstadt Hasfidi ist nah achtstündiger Dauer bewältigt worden, Der Schaden ist bedeutend größer, als ursprünglich angenommen. Auf Befehl des Sultans wurden in das heimgesuhte Stadtviertel

v. Olleh hier; 13) cine zweite weiße Altardete von Frau Sanitäts- Rath Solger bier; 14) die Kanzelbekleidung von der Frau Minister v. Bülow ; 15) ein Velum für Vedceckung der Altargesäße von Frau Gräfin Therese Finckenstein, geb. v. Oppcn; 16) 3 Kartons für die farbigen Glasfenster von dem Historieumaler Geselshap, Mitglied der Akcdemie der Künste; 17) das heilige Abe1dmahl al sresco in der Chorrundunç von Hrn. Hofmaler Prof, Dr. O. Heyden hier; 18) 2 Di iginal-Delbilder, Christus getauft von Johannes im Jordan und Christus auf dem See, dem sinkenden Petrus die Hand reichend, von dem. Historienmäler Albert Schwarß in Friedrichshagen; 19) die Blitableiter voa Hrn. Ingenieur Kirchhof hier. Wein auch für eine Reihe von weiteren zum Theil kleinen zum Theil gcößeren Fenstern, jerner sür das Oberlicht der Kreuzung sowie fü: die Orgel noch Stistunger mit Dank angenommen werden würden #5 wird auch fo schon die Ausstaitung der Daukeskirhe durch die freundlichen Stif- tungen eine würdige, zum Tbeil eine reibe werden, und können alle Diejenigen, welbe den Bau mit haben {aen helfen, nur ihren herzlidsten Dank für alle vie reien Gaben, welchen ihner eine würdige Auss{müdckung des neuen Gottcshauses ermöglichten, aus- sprechen.

Berlin, den 2. Dezember 1883.

D, Königlicher Baurath, Architeki der Dankcskirche.

Madri®è, 3. Dezemh.r, Das Fest, welches die Vertreter der Stadt Madrid zu Ehren Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kron- prinzen veranstaltet hatten, fand gestern Abend ftatt und vereinigte die Madriver Hofgesellschaft in den glänzend dekorirten Räumen des Rathha"jes, Da es ein bürgerliches Fest war, so war auc das bürgerliche Clement angemessen vertreten. Ein größerer, würdiger Fest- raum war nicht vorhanden, deshalb s&uf man einen solchen über Nackt, indein man den Hof überbaute und so in dem ersten Stockwerk cinen Soal gewann, dem die Kunst des Malers und des Decorateurs einen schnelllebigen, kurzen Glanz verlichen. Die heitere Malerei Pompdcji's dete die sonst kahlen Wände und ein Glasdach {ütte in luftigec Höhe gegen die Unbilden der Witterung. Vier elektrische Lampen ergossen ihr fahles Licht über die Gesellschaft, die sich hier in der elften Abendstunde rie stattlihe Treppe heraufbenregte. Jm Vestibül parabirte die ftädtishe Feuerwehr, auf den Treppenstufen standen Polizeidiener in der pittoresken Tracht rergangener Jahrhunderte. An der Thür des Hauscs erwartete der Alcalde Brau die erlauchten Gäste, die um 11 Uhr in Königlichen Equipagen vorfuhren; der Kron- prinz trug die Uniform Seines Schlesishen Dragoner-Regiments, König Alfons die eines spanischen Generalklapitäns. Zum ersten Male erklang in diesen Räumen die feierlid,e Weise des „Heil Dir im Siegerkranz!* ais ter Kronprinz, die Königin Christine führend, den Festsaal betrat. Die Festlichkeit gestaltete sih ¿zu einem Bout;

ungarischen Staatsbahnen von Tolnay, ingleichen der Dber-Ingenieur

die hohen Herrschasten zerstreuten \{.ch und knüpften Gespräche an,

mehrere Wagenladungen Brod gesandt.

Königliche Theater. Wegen Erkränkung des Frl. Barkany

muß die auf morgen angeseßte Wiederholung von „Glück bei Frauen“ sowie die für Sonnabend anberaumte erste Aufführung der „Karolinger“ aufgesWoben werden Wie das „B. Frmdbl.* mittheilt, vird Fr. Pauline Lucca, welche gegenwärtig in Moskau \ensationelle Triumphe feiert, am 10. d. M. in Berlin eintreffen. Wir werden also vor Weihnachten noch eine lebhafte Opernsaison haben.

Wie das Wallner-Theater, so ift jeßt auch das Belle- Alliance-Theater bei den Aufführungen der Posse „Ein ge- machtec Mann“ fast allabendlih auéverkauft, und erregen namentli die Herren Thomas und Blenke durch ihre ershütternde Komik \tcts stürmische Heiterkeit.

Bis zu der ersten Aufführung der in Vorbereitung befindliben Operetten-Novität von Lecoq, „Doktor Piccolo*, die auf den 22, De- zember angeseßt ist, wird das Repertoire des Neuen Friedri ch- Wilhelmstädtischen Theaters durch Vorführung der belieb- testen Repertoire-Operetten noch mehrfach wechseln. Auf kommenden Sonnabend if Suppé’s ewig junger „Boccaccio angesetzt.

Am Dienstag Abend fand im Saale der Sing-Akademie zum Besten des unter dem Allerhöchsten Protektorat Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden Augusta-Hospitals ein Concert von Hrn. Carl Pohlig, unter Mitwirkung von Fr. Katharina Müller-Nonneburger und des Hra. Josef Kotek statt. Der Goncertgeber trug zuerst die Toccata und D-moll-Fuge von Bach in dem Klarierarrangement von Tausig, sodann die Apyassio- nata von Beethoven in verständnißvoller Auffassung und mit voll- endeter Technik vor. Auch in allen folgenden Piecen, besonders in der Lieztshen Don-Juan-Fantasie, bewährte ch Hr. Pohlig als Meister. Frau Müller-Ronneburger sang mehrere ansprechende Lie- der von Pohlig und Sucher mit bekannter Virtuosität, aber au eine Mozartsche Arie (mit Violin- und Klavierbegleitung), die troß ihrer Einfachheit dur den Vortrag der Künstlerin tief ergriff. Hr. Kotek spielte außerdem noch ein Andante von Tartini und eine sehr \chwierige Polonaise von Wieniawski, die ihn auf der Höhe seiner

Kunst zeigte. Das in allea Theilen vorzüglihe Concert fand leb-

haften, wohlverdienten Beifall.

Nedacteur: Niedel.

Verlag der Expedition (Kesf e1). Dru: W. Elsner. Vier Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Preußen. Berlin, 6. Dezember. Jn der gestrigen (9.) Sißung des Hauses der Abgeordneten trat das Haus in die Berathung des Antrages des Abg. Dr. Stern ein, betreffend die Einführung der geheimen Abstim- mung bei den Wahlen zum Abgeordnetenhause und zu den Kommunalvertretungen. Der Antrag —— Haus der Abgeordneten wolle besließen: : E

die Königlicke Staatsregierung zu ersucen, den beiden Häusern des Landtages im Laufe der jeßigen Legi? laturperiode Vorlagen zu macben, durch welche unter Abänderung der bestehenden geîeplichen

Bestimmunçen die öffentliche Stimmabgabe bei den Wahlen zum Abgeordnetenhanie und zu A beseitigt und

f heime Abstimmung erseßt wird. :

L Dr. Stern begründete seinen Antrag: Schon seit Jahren vergche keine Session des Hauses, ohne daß Petitionen zu der hier angeregten Sache vorlâgen, „Diese stammten aus den verschiedensten Landestheilen und Volls- klassen, und nicht eine, sondern alle Parteien seien an dens selben betheiligt. Das Schilsal dieser Petitionen im i All- gemeinen sei bekannt; meist seien sie in der, Petitions- kommission begraben worden. Îur einmal habe sich das C ntrum und die Fortschrittspartei damit veichästigt, Der Abg. Dr, Gneist habe früher einmal gefagt, bei „Berfassungs- fragen fei cs niht angebracht, auf Petitionen hin eine Snte scheidung zu treffen. Der Abg. Gneist habe, um den Aus- drudl zu gebrauchen, einen „schwe:en Antrag „verlangt, der aus dem Hause hervorgehe oder aus der «nittative der König: lichen Staatsregierung. Bei jener Debatte sei es zum BDor- schein gekommen, daß es sich bei dieser Frage nicht um 0 Varteifrage handele, sondern um eine Frage, bie alle gieih berühre. Die Abweisung der Petition vom 9. ¿Februar 1881 sei deshalb gej{chen, weil man in die Materie nicht näher habe eindringen wollen. Ein sahlichec Beschluß liege also vom Fahre 1881 nicht vor, und wenn nun die Frage aus der Mitte des Hauses wiederun auftauche, O sei das Haus nunmehr in der Lage, etnen Entf luß zu fassen. Die Staatsregierung verhalte sich den Petitionen gegenüber dilatorish, Es gehe aus 1hren Eiflärungen hervor, daß die Regierung ih weder für das eine noch gegen das andere elle. Sie mathe. geltend, dieje Frage Jet ers im Zusammenhange mit der - Wahlreformfrage zu erledigen. Als er sih entschlossen hätte, den vorliegenden Antrag einzubringen, habe er auch die feste Absicht gehabt, keine Parteisrage zu berühren. Hätte er (Redner) es gewollt, so würde er seinen Antrag weiter ausgedehnt haben. Aber nicht agitatorisŸe Politik wolle er treiben; eine duingliche Frage sei cs, un! die cs sih handele. Wenn er si eine Selbsibeshränkung auferlege, so habe er nah berühmtem Muster gehandelt, Wenn der Abg. Windthorst einen Antrag auf Freigebung der Seelsorge canbringe, so fei das kein Programm. Der Abg. Windthorst behalte sich alles Weitere vor; derselbe greife zu- nächst an einer Stelle an, uin dem Nothstande abzuhelfen, so lâge aud ier ein Lcoiand vor, der im Lc nde tief empsunden werde, Er habe dem Hause _nun die Beweise vorzutragen, 1) daß ein folher Nothstand durch die öffentlihe Abstimmung vorhanden sei und 2) daß die Einführung der geheimen Stimmabgabe bei allen Wahlen dem Noihstande Abhülfe schaffe. Auf der einen Seite fage man, die öffentliche Stimmabgabe sei die richtige, weil man da seine Meinung frei äußern könne, und Las sei eines Mannes wücdig, Wie aber verhalte es si in der Praxis ? _Die Frage des Lebens sei eine andere, und „nicht «Feder könne öff:ntlih stimmen, Und selbst wenn derselbe es könne, so werde es nicht immer geschehen, denn alle Menschen seien mit Schwächen belastet. Komme nun die wirkliche Ueberzeugung bei der öffentlichen Abstimmung zum Austrage? Man müsse mit „nein!“ antworten, wenn man die leßten 10 Fahre der Wahlbewegung beobachtet habe. Es sei diese öffentliche Abstimmung nicht das, was sie sein olle, die Unwahrheit fördere sie an das Tageslicht, nicht die Wahr- heit. Das werde mit den Fahren immer schlimmer. Auf der eincn Seite steige und wachse der Einfluß der Iegicrung, auf der anderen mae si eine soziale Bewegung geliend. Auf der einen Seite errege die öffentliche Stimmabgabe Hoffnung auf Ge- winn, und auf der anderen Besürchtungen für Nachtheil. Möchten nun weder die Hoffnungen noch die Befürchtungen gerechtfertigt sein, so viel stehe fest: {hon das Vorhandensein von Furcht und Hoffnung sei ein s{limmes Zeichen. Daß aber zwei Drittel der ganzen Wähler unter diesem Banne ständen, wer möchte es bezweifeln? Jhm liege es fern, in irgend einer Weise die Regierung angreifen zu wollen, oder gar einzelne Parteien, aber wo cine Macht sei, da liege die Versuhung nahe, dieselbe zu mißbrauchen. Er schuldige Niemand an und wende sich deshalb gegen das cFnstitut der öffentlihen Abstimmung selbst. Der Druck der Regierung auf ihre Untergebenen sei zugieih mit ihrer Macht vorhanden; derselbe sei vermehrt worden durch den Eindruck des Königlichen Erlasscs vom 4. Januar 1882; man habe das besonders bei den Wahlen im Jahre 1882 beobachten können. Die Verstaatlichung dex Vahnen habe Privat- beamte nah zehntausenden zu Staatsbeamten gemacht, wovon nameitlih die rheinländishen Abgcordneten ein Lied singen rönnten. Andererseits habe der Großbesiß, das Kapital, viel- fa auch die Neigung vcrspürt, einen politishen Druck auf die von ihm Abhängigen auszuüben. Die Wähler aber, die noch etwas auf ihre freie Ueberzeugung hielten, aber sich nit getrauten, diefelbe auszudrücken, blieben notorish der Wahl- urne mehr und mehr fern; es gelinge meist höchstens noch die Hälfte aller Bercchtigten an die Urne zu bringen. Jn Frankfurt wählken zum Landtag kaum 15 Prozent; zum Neichstag 60 bis 70 Prozent der BVerech- tigten. Er habe persönlich als Mitglied des Wahlvorstandes in zwei Legislaturperioden namentlih bei den Wahlen der dritten Klasse s{hlimme Erfahrungen gemacht. Wenn da na- mentlick die Beamten kämen, müsse man bedau:rn, wie sie an den Tisch träten und kaum wagten, die Namen der Wahl-

Leuten, und deshalk habe er hauptsächlicz sih vorgenommen, dem hohen Er sei der keiten mit i i 1 genommen werden könnten, ohne die Verfassung, die von einem öffentlichen oder geheimen Wahlreht gar nichts wisse, zu ändern. Zustimmung zu geben. feinem

sei es das geheime gewesen. Warum folle man es mit Berlin

daß er während seiner ganzen Auseinandersezungen sih 0ob- jektiv verhalten habe, ec bitte, seinen Antrag anzunehmen.

männer der Regierung flüsternd _zu nennen. ‘Die Beamten hätten ihm selbst einmal gesagt, sie würden den Negierungs-

wieder einzubringen. ohne Swierig- Aenderungen vor-

diesen Antrag Ueberzeugung, daß Federsiriche diese

Hause Telien einem

Die geseßgebenden Fakioren brauhten nur ihre Die Staatsregier:1ng selbst könne Vorschlage niht so fern stehen. Als der Stadt Frankfuxt bei der Annexion ein Wahlsystem aufoktroyirt sei,

nicht ebenso gut meinen? Zum Schluß wolle er bemerken,

Hierauf nahm der Vize-Präsident des Staats-Minuifleriums Staats-Minisier von Puttkamer das Wort:

Meine Herren! Ich erlaube mir, gleich nach dem Herrn Antrag- steller das Wort zu ergreifen, um dem hohen Hause keinen Zweifel darüber zu lassen, welcen prinziviellen Standpunkt die Königliche Staatsregierung diesem Antraze gegenüber einnimmt. :

Wenn dec Herr Antragsteller betont hat, daß die bisherigen Aeußerungen der NRegterung8organe über die Frage der öffentliwen oder der geheimen Stimmenabgabe dilatorish gelautet hätten, und daß er aus den am S{lusse seiner Ausführungen angeführten Gründen sid der Hoffnung hingäbc, daß nunmehr die Königlice Staats- regierung, nachdem \ie vor einen Antrag, der sich x profess0 mit der Frage bescdâftigt, gestellt sei, diescm Antrage einen Widerspruch nicht entgegensecßen werde, so muß i eine solhe Vorausseßung ails unzutreffend bczetchnen. Die Negierung hat heute, wenn sie etnem auf Aenderung ciner der wichtigsten Bestimmungen unseres öffentlichen Lebens gerichteten Antrag g-genüberfteht, allerdings die Pflicht, den dilatori]Wen Standpunkt zu ver:assen und ihre wahre Meinung zur Sace, so wie es bei einem so ernsten Gegenstande sich gebührt, dem Hause mitzutheilen. _ s E

Die Regierung wird dem Antrage des Hrn. Abg. Dr, Stern einen nachdrücklihen Widerstand entgegensetzen, weil sie der Meinung ist, daß dieser Antrag einen wohlbere@neten Vorstoß gegen eine der wichtigsten Bestimmungen unseres jetzigen Versafsungélebens enthèlt, und ich werde mir erlauben, den, wie îich anerkenne, formell sehr maß- vollen, ich möchte fast sagen, eine etwas s{male Front darbietenden Ausführungen des Herrn Antragstellers gegenüber etwas tiefer in die Sache einzugehen. / S E

Zu dem Ende möswte ich aber zunächst ein Charakterifüum hervorheben, was mir in den Ausführungen des Herrn Antragstellers entgegengetreten ist, und von dem ich glaube, daß es auch îm Hause nicht unbemerkt geblieben ist. Er scgte wie ih annehme, um das Wohlwollen d«s Hauscs für seinen Antrag von vornherein zu ge- winnen —, erx wolle fh jeden Angriffes auf die Regierung oder auf irgend eine Pactei enthalten; „peczatur intra muros et extra“. Der Mißbrauch, welcher mit dem ivirtbscaftlihen Einfluß auf Wähler getrieben werde, sei eine Frage, die man nicht als Partei- frage aufzufassen habe, sondern die man eben so behandeln müsse, wie sie es verdiene: als eine cllgemeine Frage der politiscben Moral ; das war wohl nicht dec Ausdruck, es lag aber in seinen Worten.

Nun, meine Herren, ist es mix allerdings aufgefallen, daß, während der Herr Antragsteller versicherte, er wolle keine Angriffe gegen Andere richten, er dat doch, wenn au ziemlich kurz und \kizzenhaft, in der ausgiebigsten Weise gethan hat. Er sagte: es ist ja ganz natürlich, die Regierung hat nun mal die große materielle Macht in der Hand, sie ist ja auch eîn Mensch, le muß diesen Einfluß mißbrauchen, und wenn man, uie ih sagte der Äntrag- steller geschen hat, wie die unglüclliwen Beamten gewissermaßen zur Wahlurne geschleppt werden, wie sie mit niedergeschlagenen Augen ihre Stimme abgeben, wie sie kaum im Stande sind, den Namen desselben herauszubringen, den fie, natürliß gezwungen, wählen so ist dies denn doc in der That cine Darstellung8weite des Verfahrens und des Verhaltens der Regierung den Wahlen gegenüber, die ih niht unwidersprochen laffen kann. H 4

Ferner waren es die bösen Großkapitalisten und Großgrund- bester ih nehme an, die liberalen und die konservativen —, die von diesem Recht over von diesem faktischen Uebergewicht einen so entseßlicben Gebrauco gemacht haben. Ja, meine Herren, cs scheint also, als wenn dic bôfe Negterung und die côsen Kapitalisten und Großgrundbesitzer hier allein die Sünder sind; die Fortschritiépattei aber als der uns{@uld8volle Lichtengel dasteht, der von gar nichts weiß.

Meine Herren! Das, was ich in dieser Beziehung jeßt zu sagen habe, um das Bild ausführlicher und vollständiger zu gestalten, von dem gebe ih zu, daß es eigentli fsachlich in der Ribtung des An- trages des H:n. Abg. Dr. Stern gesprochen sein würde. er da interessirt Sie zunächst jeßt weniger; ich möchte nur, um das Kolorit seiner Rede ia das richtige Licht zu stellen, das betonen, daß ich doc meinen möte, wenn überhaupt bei Wahlen Mißbrauch) getrieben wird, dann hat die Fortschrittspartci ihr gerütteltes und geshütteltes Maß, fomohl was die Anwendung cines mechanischen Druckmittels, als was namentlich die Verhezung und Verleumdung anderer Parteien und insbesondere der Regierung betrifft, (Unruhe links. Sehr richtig ! rechts.) und vor allen Dingen der Regierung. Meine Herren Ih frage Sie: was ist das Schlimmere ich gebe zu, es ift Beides \{limm der Zwang gegen den Willen des Wählers oder die Kor- ruption seiner Gesinnung, die in der Verhetzung gegenüber dem Siandpunït anderer Pazteien liegt ? Was die Anwendung meanischer Zwang8mittel betrifft, um auf die Voten der Wähler einzuwirken, fo würde ih ja davon cine schr umfangreiche Schilderung machen

nen. j : e Ich will indessen zunächst nur auf eine Wahlbewegung zurü- greifen, die in der jüngsten Vergangenheit spielt: ic ì die Berliner Kommunalwahlen. Bei dieser Gelegenheit hat die Fortschuritispartei si nit darauf beschränkt, den numeriscch schwächeren Gegner, ih möchte sagen, niederzustimmen das war ja ihr gutes Ret —, und alle die, wie ih annehme, völlig gleich- berechtigten Gegenbestrebungen gegen die Alleinherrschaft der bis- berigen städtischen Vertretung mit ganz ungualifizirbaren Läster- namen zu belegen, sondern fie ist gradezu mit einem mechanischen Zwange gegen ganze Gruppen der Wähler vorgegangen. Der Hr. Abg. Birchow macht ein erstaurn.tes Gesicht, aber grade aus seinem Wahl- kreise, wenn ih mi nicht irre, habe ih die urkundlihen Dokumente hierfür in der Hand. Dieselben bieten einen entschiedenen Beleg dasür, daß Wähler, welche auf Seiten der Fortschritt8partei gestan-

den haben, ihren Cinfluß auf die arbeitenden Klassen gemißörauct haben, um die Wahl in ihrem Sinne zu Stande zu bringen. Sollte

die Sache nachher noch zur weiteren Erörterung kommen, so bin ih bereit, Ihnen das aktenmäßige Material zur Verfügung zu stellen. Es ift aber dabei nicht geblieben, mcine

Aber das

meine |

Herren, sondern inan hat au im Kreise der Stadtverwaltung ih will natür- lih hier gänzli außer Betrat lassen und nit behaupten, daß es von den Spitzen derselben gesehen ist ebenfalls in einer, wie

bei der Abmessung der Scbhuldfrage, wenn i fo sagen darf do auch in den eigenen Busen greifen muß und, nicot wie der Herr Vor- redner, von oben herunter sagen darf: ih will zwar Niemand an- greifen, aber cs find die Regierung und die Kapitalisten und der Srofßzgrundbefiß. S 5 Nun, meine Herren, \cheint mir do auc ferner in diesem An- trag ein innerer Widerspru zu liegen gegen unsere ganze Entwicke- lung in dem modernen Staatswesen. Die Oeffentlichkeit ift es, welche nah einer weitverbreiteten Meinung Alles beherrschen soll. Die Presse leuchtet mit dem grellen Schein ihrer Blendlaterne in jeden Winkel, auch des Familienlebens. Sie können dies jeden Tag in den Preßorganen bestätigt finden. In die Gerichtsfäle drängt sid eine scbau- und fensationélustige Menge, um daselbst in der Oeffentlichkei: häufig Dinge zu hören, die sie besser niht hörten. Selt\t hier im Parlament findet ja doch ter Angriff hüben und drüben statt unter den Augen der Oeffentlichkeit; der cinzige Schutz ist dièe Machtvollkommenheit des Herrn Präsidenten. Und wenn man irgendwie nur den s{hüchternen Versub mat, zu warnen und die Behauptung aufzustellen, daß die unbeschränkte Oeffentlichkeit auf allen Gebieten des Sta21s8- und Volkslebens doch auch ihre bedenklichen Seiten habe, wird man natürli sogleich als Reaktionair und Dunkelmann verschrieen. Gerade bei der wesentlibsten Bethä- tigung des politisben Lebens, der bei demjenigen Akte, der dazu bestimmt ist, diejenigen zu wählen, welche hier in den Räumen dieses Hauses das Wobl des Volkes wesentli zu vertreten haben, gerade da scll mit einem Male von der Oeffentlichkeit keine Rede fein, gerade da soll Alles verwandelt werden in ein anonymes Gcehei!nniß, welches meiner Auffassung na in der letten Konsequenz das Volk nur zur politischen Heucbelei und Unselbständigkeit führt. (Lebhaftes Bravo rechts; Widerspruch links; Ruf: Reichétag!) Meine Herren! Ich höre eben aus der Mitte des Hauses den Ruf, Reich8- tag“, fund dies giebt mir die willkommene Gelegenheit, jeßt auf einen Punkt zu kommen, den ih vor Ihnen nocb entwidteln wollte. Gewiß, meine Herren, wir haben na der Gründung des Nord- deutschen Bundes für die politischen Wahlen zum Reichstag geheime Abstimmung eingeführt, aber es wird zu untersuchen scin, ob si diese Institution bewährt und ob sie nicht vielmehr das Gegentheil von dem erreicht hat, was man mit ihrer Einführung zu erlangen hoffte. Nach den Erfahrungen, die wenigstens für die Regierung vorliegen, ist dies im höchsten Grade zweifelhaft. Wir sind der Meinung, daß unsere politischen Sitten und der ganze Stand unserer politishen Moral scit Einführung des * geheimen Wahlrech18 im Peichstage keine Fortschritte gemacht hat; wir sind im Gegentheil der Meinung, daß wir uns feitdem in bedenklicher Weise auf einer \cbicfen Ebene befinden. Es wird Sache der ernften Erwägung der Königlich preußischen Staatsregierung sein, ob sie nit im Gegensatz zu dem Antrage des Herrn Ant müßen, thren Einfluß dafür

einzuseßen, daß Jnitiativanträge in Erwägung gezogen werden, welche auf die Abschaffung der geheimen Abitimmung für den Reichstag abzielen. (Lärm links. Sehr gut! rechts.) Meine Herren, daß dies Ihr Besremden erregt, begreife i, al Jhre ermunternden Zurufe auf jener Seile det Hau'es (links) geen mir die Anregung, diesen Gedanken noch etwas weiter auszuführen.

Die Regierung ist der Meinung, daß ¿war das Wahlre{t cin schr fkostbares politisches Ret und daß cs cines Kulturstaates durchaus würdig ift, dasselbe soweit auszudehnen, wie das öffentliche Wohl und die politischen Interessen des Landes es irgendwie gestatten ; aber je weiter man cs ausdehnt, meine Herren, um so mehr muß man nah der Neberzeugung der Regierung mit dem Gedanken durdringen, daß dieses Recht gleichzeitig eine sehr s{chwere Pflicht involvirt. Das MWablrect ist nah unserer Auffassung nit blos ein individuelles Necht des (Finzelnen, scine Parteiansiht zur Geltung zu bringen, fon- dern es ist ein im öffentlichen Interesse anvertrautes Amt, welches mit s{wercr Verantwortächkeit verbunden ist, und wenn man von diejem Gesichtspunkte aus das Wahlrecht betrachtet, dann bin i entschieden der Meinung, daß man nur in der öffentlichen Abstim- mung den allein würdigen Ausdru des Wahlrechts erblicken tann. (Lachen links.) Ja, meine Herren, wer das Recvt hat, scine Mei- nung zur Geltung zu bringen, der sollte auch den Muth dazu haben ; das ift ein meines Crachtens durchaus gesunder politischer GrundfaL, und i bin der Meinung, daß die deutsche Nation gut daran thut, ihn nicht zu verlassen auf den Gebieten, wo sie ihn {on hat.

Nun gebe ic ja zu, daß es Parteien giebt, welche ihrer ganzen Anlage und ihren ganzen Bestrebungen nah ein Interesse daran haben, durch die geheime Abstimmung die Véasse der Nation fo zu gestalten, daß eben dieses Gefühl der Verantworilicbkeit in ihr verloren geht. Aber für die Regierung ist der entgegengeseßte Stands punkt dec maßgebende. Wir sind der Meinung, daß es für dic öffentlicze Sitte und für die öffertlibe Moral nichts Berderblicheres geben kann, als wenn man den Wähler, den einzelnen sowohl wie dic ganze Masse derselber, von dem Gefühl dec „Verantwortlichkeit für rhre Aufgabe dur die geheime Wahl entkleidet. Dics fingt ja freilich, wie ih zugebe, im Lichte derjenigen Meinung, welche Alles auf augiebigen Rechts\hutz und Llles auf die Umgebung des Einzel - rechts mit den ausgiebigsten Garantieen ftellt sehr hart; aber ich glaube überhaupt, daß es ein ungejunder Zug unserer Zcit ift, eben sich bei öffentlicbben Ginrichtungen niwt in erster Linie die Frage vorzulegen, wie stimmt das zu dem öffentlichen Wohl, sondern, immer nur zu erwägen, was hat der Einzelne davon, wie wird das Individual- recht davon getroffen ? : :

Unserer Auffassung nach liegt die Sache so, daß bei allen öffentlichen Institutionen zuerst darnach gefragt werden muß, wie wirken sie im Gcsammtinterese, und ist es richtig, das Cinzelinteresse dur& irgend welches Vorgehen fo in den Vordergrund zu ieben, daß . dieses allein Alles beherrsht. Das E die Meinung der Regierung niht und deshalb hâlt “ie allerdings vie öffentliche Stimmabgabe für ein kostbares Gut, welches sie aufzu- geben nicht gesonnen und welches fie jedem Ansturm gegenüber auf- recht zu erhalten gewillt ift. Meine Herren, die Fortschrittsvartei ih habe das s{on einmal gesagt und ic , wiederhole es —- hat allerdings, meiner Auffassung na, das wesentlicste Interesse an der allge:neinen Einführung der geheimen Abstimmung, sowohl bei den politischen, wie bei den kommunalen Wahlen. Jh glaube, DeT Grund hierfür ist leicht zu finden. Von jener Partei wird der Regie- rung, sowohl wie den anderen Parteien, ets der Borwurf gemact, daß sie turchÞ Mißbrauch derjenigen Gewalt , „Welche sie besitzen, auf die freie Meinungsäußerung des Wählers drücken, _thn zu cinem abhängigen Wesen herabwürdigen, und daß deshalb cine Aenderung ein Gebot dec absoluten Nothwendigkeit sei. Ja, meine Herren , die Fortschrittspartei deren Produkt ist ja der An- trag im Wesentlichen, wenn au der Herr Antragsteller nur Hospi- tant derselben ist s\aßt zwar theoreti)ch das Verhältniß zu den öffent» lien Wahlen in ciner sebr anderen Weise auf. Sie schreibt auf ihre Fahne allerdings Vermeidung jedes Drucks, jeder Wirkung auf dic Üeberzeugung. Aber wie wird denn und die hinter ans liegenden Wahlkampagnen haben dies in reibem Maße bestätigt dieje Politik in der Praxis auêsgeführt? Meine Herren, ic kann fast

t

ih glaube, durchaus bedenklichen Weise auf die Wahlen einzuwirken versucht. Hiermit, meine Herren, habe ich nur zeigen wollen, daß,

alle Parteien dieses Housjes ich will von der Regierung gar