1883 / 290 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Dec 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Der Abg. Dr. Löwe (Bochum) mate auf den raschen Wesel der Roßärzte an den Gestüten aufmerksam. vis Fe Titel wurde hierauf bewilligt, ebenso die Titel 14 i

Bei S(hluß des Blattes erhielt der Abg. Rumpff das Wort zu Titel 45,

Se. Majestät der König haben unterm 10. November d. J. bestimmt, daß zum 1. Februar 1884 das in der Feste Boyen befindliche Filial-Artillerie-Depot des Artillerie-Depots zu Königsberg in ein selbständiges Artillerie-Depot und das Artillerie-Depot zu Colberg in ein Filial-Artillerie- Depot des Artillerie-:Depots zu Stettin umzuwandeln ist.

_— Vit Allerhöchster Ermächtigung hat der Kriegs- Minister unterm 28. v. M. bestimmt: Beurlaubte Sol- daten haben sich während der Reise nur dann bei Offizieren zu melden, wenn sie Leßteren auf der Landstraße begegnen ; auch haben dieselben am Urlaubsort nur beim Kommandanten bezw. Garnison-Aeltesten —— an Orten ohne Garnison bei der Ortsbehörde Meldungen zu erstatten.

Wenn bei Einbringung eines Grundstücks in eine Aktiengesellschaft von der leßteren die auf dem Grund- stück ruhenden Schulden übernommen und nur für den Rest Aktien gewährt werden, so unterliegt der Vertrag nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, vom 21. September d. J., B ME ai übernommenen Schulden dem Kaufstempel von

rozent.

Der General-Lieutenant von Oppell, Commandeur der 2. Garde-ZFnfanterie Division, ist von Urlaub aus Dessau hierher zurügekehrt.

Der General-Lieutenant von Grolman, Comman- deur der 8. Division, hat Berlin noah 8 tägigem Aufenthalt wieder verlassen.

Der Königlih württen:bergische Kriegs - Minister, General - Major von Steinheil, ist von hier wieder abgereist.

Als Aerzte haben sih niedergelassen die Herren : Dr. Victor Lehmann und Dr. Stobwasser in Berlin, Dr. Werner in Alt-Scherbig, Dr. Michaelis in Schlieben, Otte in Zahna und Hastenpflug in Weißensee.

Sessen. Darmstadt, 8. Dezember. (W. T. B.) Heute Nachmittag 3 Uhr fand in Gegenwart der Mitglieder der Großherzoglichen Familie die feierlihe Einweihung des dem Andenken der Großherzogin Alice gewidme- ten Alice-Hospitals statt, das aus freiwilligen Gaben aus England und von hier gegründet worden ist.

Mecklenburg. Schwerin, 9. Dezember. Jn der ver-

flossenen Woche sind auf dem Steraberger Landtage eine Reihe niht unwicztiger Beshlüsse gefaßt worden. Am Dienstag ward, nahdem den Ständen mitgetheilt worden, daß der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin das ihm von den- selben offerirte donum gratuitum von 79776 6 angenommen, der von der Regierung von Mecklenburg - Schwerin beantragte Ankauf eines Rostocker Grundstücks zum Bau eines gynäko- logischen Jnstituts in Rostock, für welchen bereits auf dem vorigen Landtage unter der Bedingung der Erwerbung eines passenden Bauplaßzes 500 000 #4 aus dem sfran- zösischen Kriegskontributionsfonds bewilligt worden, genehmigt. Ferner erließ man die Bestellung der Betriebskaution von S Millionen Mark, welche auf .5 Jahre in Betreff der zu er- bauenden Vollbahn Warnemünde-Rostock-Neustreliß stipulirt war. Am Mittwoch erfolgten die Wahlen zu den erledigten stän- dishen Aemtern. Für die vakante Landrathsstelle „wegen des Herzogthums Schwerin“ ward an erster Stelle der Kammer- herr von Mecklenburg auf Wieshendorf dem Großherzog von Medlenburg:-Schwerin präsentirt. (Der Landrath hat gleihen Hofrang wie der Wirklihez Geheime Rath und geht dem General-Major vor.) Jn der _ vor- estrigen Sißung bewilligten die Strelißshen Stände Vertretung des Stargardschen Kreises) die zur Deckung der Centralsteuerkasse in Neustreliß pro 1. Juli 1884/5 erforder- lihen Mittel dadurch, daß 4/; des Contributionsedikts erhoben werden soll. Ferner concedirten die genannten Stände die bean- tragte Landeshülfe von 6000 M für den Kilometer zum Bau der Vollbahn Warnemünde-Neustreliy auf der in Mecklenburg- Streliß belegenen Strecke von 13 km im Gesammtbetrage von 78 600 é aus den Mitteln der Centralsteuerkas}se als unverzins- lihe amortisirbare Anleihe an den Deutsh-Nordischen Lloyd (Eisenbahn- und Dampsschiffs-Aktiengesellshaft in Rosto). Weiter ward gestern vom Landtage die Errichtung eincr siebenten Rathsstelle beim Ober-Landesgericht zu Rostock ge- währt. Hinsichtlih des Entwurfs einer Verordnung, betreffend die Krankenversiherung der Arbeiter, konnten fich beide Stände zu einem gemeinsamen Beschlusse nicht einigen. Es erfolgte also die sogenanute itio in partes , d. h. jeder Stand berieth und beschloß als solcher für sih ohne den anderen. Die Landschaft (Städte) lehnte cs darauf ab, die Funktionen der höheren Verwaltungsbehörde der Gewerbe- Kommission in den in Frage stehenden Fällen zu übertragen. Die Rittershast (Gutsbesizer) {lug dagegen vor, für die Landestheile getrennt eine Kommission (bestehend aus einem Negierungskommissar, ritterschastlihen und landschaftlichen Deputirten) statt der Gewerbekommission zu bilden,

Hesterreich:Ungaru. Wien, 8. Dezember. (W.T.B.) Jn der heutigen Konferenz von Vertretern des Handels- Ministeriums mit den Delegirten des Verwaltungsraths der Kronprinz-Rudolf-Bahn hat eine vollständige Eini- gung über den Verstaatlihungs-Vertragsentwurf stattgefunden, dessen Unterzeihnung in nächster Woche erfolgen soll. Die wesentlihsten Bedingungen sind eine Aktienrente von 91/, Fl. Silber und die Amortisation des vollen Nomi- nalbetrages von 200 Fl. ;

Agram, 7. Dezember. (Wien. Abendp.) Der Banus wird am Sonntag Abend hier erwartet. Der Ger ich tshof fällte heute das Urtheil gegen 43 wegen der Unruhen im August angeklagte Stubizaer Bauern; 12 wurden frei- gesprochen ; die übrigen erhielten theilweise verschärfte Strafen von einem Jahre Kerker bis zu drei Wochen Arrest.

Großbritannien und Jrland. London, 8, De- zember. (W. T. B.) Das „Reutershe Bureau“ meldet: Die englische Regierung har auf die Mittheilung der Pforte, daß sie Kriegsschiffe im Rothen Meere kreuzen lassen wolle, geanwortet, daß sie keine Einwendung

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dagegen habe, vorausgeseßt, daß die türfkfishen Kriegsschiffe gemeinsam mit den englischen Kriegsschiffen operirten.

Sidney, 8, Dezember. (W. T. B.) Die inter- koloniale Konferenz hat ihre Arbeiten heute beendigt und sich auf unbestimmte Zeit vertagt.

Fraukreih. Paris, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat den Kriegs-Minister General Campenon zum lebenslänglihen Senator gewählt,

Die Deputirtenkammer seßte heute die Berathung der Tongking-Kreditvorlage fort. Delafosse (rechtes Centrum) erklärte: es gebe kein anderes Mittel, um den Frie- den zu erhalten, als das Kabinet zu stürzen. Der Bericht- erstatter der Kommission, Leon Renault, wies dem gegenüber darauf hin, daß der Mangel einer konsequenten Politik, welcher die Folge der Kabinetswecsel sei, die gegenwärtigen Schwierig- keiten hauptsählih verursaht habe; er werde für den ver- langten Kredit stimmen. da eine Ablehnung desselben als Rückzug vor China “aufgefaßt würde. Nachdem noch Pelletan das Wort gegen das Kabinet ergriffen hatte, wurde die Weiter- berathung auf Montag vertagt.

Der „Agence Havas“ zufolge ist die von dem chine- sishen Gesandten Tseng dem Ministerpräsidenten Fer ry am 5. d. überreichte Note lediglich die Antwort Tsengs auf M Js dem Gelbbuch publizirte Note Ferry's vom 30. Novemöder

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Der Marine-Minister hat Nachrihten aus Tong- king erhalten, die bis zum 27. November reihen. Nach den- selben hatten die Franzosen eine Rekognoszirung bis etwa 4km von Bacninh vorgenommen und der Admiral Courbet sich in Person der Stadt Sontay bis auf 2 km genähert. Am 23. November war in der Nähe von Haiphong eine mit 7 Mann beseßte und Brand- stoffe mit \sich führende Dschunke von den Franzosen weggenommen worden. Admiral Courbet hatte dem Gouver- neur von Cochinchina geschrieben : der Beginn der militärishen Operationen stehe unmittelbar bevor; er erwarte am Abend des Tags, von welchem sein Schreiben datire, die Ankunst der leßten Verstärkungen.

Eine Depesche des Admirals Galiber aus Zan- zibar, vom 7. Dezember, bestätigt, daß das französische Geschwader mehrere von den Howas beseßte Posten an der Ostküste von Madagaskar zerstört hat, und daß der Posten Maraveete von einer Landungscompagnie zerstört wurde. Die Franzosen hatten dabei nur einen einzigen Verwundeten.

9, Dezember. (W. T. B.) Ein dem Marine- Minister zugegangenes Telegramm meldet, daß das Transport\{hiff} „Corr èze“ mit der für Tongking bestimm- ten Artillerie am 29, November in der Bai von Along an- gekommen ist.

10. Dezember. (W. T. B.) Der „Voltaire“ for- dert in einein Artikel die Kammer dringend auf, dem Ka- binet in der chinesischen Frage ein Vertrauensvotum zu ertheilen. Jm Arrondissement Lodève wurde der republikanishe Kandidat Galtier mit 7142 Stimmen gegen Leroy Beaulieu (konserv.), welher 7069 Stimmen erhielt, zum Deputirten gewählt.

Spanien. Madrid, 8. Dezember. (W. T. B.) Außer den Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit England sind auch Verhandlungen über solche Verträge mit Italien, den Niederlanden, Portugal, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Centralamerika, und mit Brasilien in Aussicht genommen. Î

Ein Empfang des * Kronprinzen auf der Reise durch den Süden Spaniens von Seiten der Präfekten wird nicht stattfinden, da der Kronprinz Sein Jncognito streng gewahrt zu sehen wünscht. Der König hat an die zum Ge- folge des Kronprinzen gehörigen Personen zahlreiche Orden s- dekorationen gperliehen.

Ueber die Reise Sr. Kaiserlihen und König- lihen Hoheit des Kronprinzen liegende folgende Mel- dungen des „W. T. B.“ vor:

Sevilla, 8. Dezember. Der Kronprinz ist bei prächtig- stem Wetter heute Vormittag 91/2 Uhr hier eingetroffen und von dem Herzog von Montpensier und den Behörden auf dem Bahnhof begrüßt worden. Die in der Nähe des Bahnhofs und in den Straßen zahlreih anwesende Bevölkerung bereitete dem Kronprinzen einen sympathishen Empfang, die Deutschen begrüßten Se. Kaiserliche Hoheit mit Hurrahrufen. Der Kronprinz fuhr mit dem Herzog von Montpensier in einem offenen Gala- wagen nach dem Hotel de Madrid, seinem Absteigequartier. Nachdem daselbst das Dejeuner eingenommen worden, besuchte der Kronprinz die Kathedrale, die Börse, das Haus des Pila- tus und das von Murillo gestiftete und dur seine Meister- werke geschmüdckte Hospital de la Caridad.

8. Dezember, Abends. Bei dem Besuch der Sehens- würdigkeiten der Stadt wurde der Kronprinz von dem Herzog von Montpensier begleitet. Ueberall begegnete die Bevölkerung dem Kronprinzen mit lebhaften Kundgebungen der Sympathie. Der Herzog von Montpensier hat den Kronprinzen und das Gefolge zu einem großen Diner im Palast Santelmo einge- laden. Das Wetter ist angenehm bei 10 Grad Wärme.

8. Dezember, Abends. Nachdem der Kronprinz gesiern Vormittag noch das Armenhaus und das Lazareth besucht hatte, begab Sih Höchstderselbe mit dem Herzog von Mont- pensier in das Provinzial-Muscum, wo besonders die Abthei- lung für Judien besichtigt wurde. Von hier fuhr der Kron- prinz na dem Kloster Santa Paula und sodann nah dem Alcazar, der einstigen Hofburg der maurischen Könige. Am Abend besuchte der Kronprinz die Kathedrale, wo unter Orgel- und Orchesterbegleitung ein großartiger Chorgesang aus- geführt wurde. Das Diner nahm der Kronprinz nebst Ge- folge bei dem Herzog von Montpensier in Santelmo ein.

9. Dezember, Vorm. 11 Uhr. Heute Vormittag empfing der Kronprinz eine Deputation der hier wohnenden Deutschen und Oesterreicher, die durch das Töchterhen eines aus Anhalt gebürtigen Kaufmanns eine Adresse und ein Blumenbouquet überreichen ließ. Se. Kaiserliche Hoheit dankte für den Jhm bereiteten herzlihen Empfang und sprah Seine Areuve darüber aus, so viele Landsleute um Sich zu sehen.

ie Audienz {loß unter enthusiastishen Hochrufen der Deputation auf den Kronprinzen. Um 10 Uhr Vormittags begab Sich der Kronprinz, in Begleitung des Herzogs von Montpensier, mit Seinem Gefolge zu Dampfschiff auf dem Guadalquivir nah dem Schloß von San Lucar, um der Herzogin von Montpensier einen Besuch abzustatten. Von dort erfolgt morgen die Weiterreise per Eisenbahn nah Granada. Gestern Abend hatten si die hier wohnenden Deutschen

zu Ehren des Kronprinzen mit ihren Frauen und ihren

Familienangehörigen zu einer Festlihkeit vereint, an wel{er auch mehrere Herren aus dem Gefolze des Kronprinzen und die Vertreter der deutshen Presse the.lnahmen.

9. Dezember, Abends. Der Kronprinz is, von dem Herzog von Montpensier begleitet, in San Lucar angekommen, Gestern ist in mehreren Provinzen Spaniens starker Schneefall eingetreten, die Telegraphenverbindung is vielfa gestört, und an der Mittelmeerküste fanden heftige Stürme statt

Barcelona, 9. Dezember. (W. T. B) Die DOffi- ziere des gestern hier eingetroffenen deut schen Ges{hwa: ders sind von den Behörden und von der Bevölkerung auf das Freundlihste und Zuvorkommendste empfangen worden,

Ftalien. Rom, 9. Dezember. (W. T. B.) Der päpstlihe Prälat Savarese hat auf seine Prä: latenwürde verzichtet und ist zum Protestantismus übergetreten. Der Uebertritt desselben erfolgte in der amerikanischen Kir{e von St. Paul, wo der Rektor, Dr. Nevin, die kirchliche Ce- remonie vollzog.

Serbien. Belgrad, 7. Dezember. (W. T. B.) Die Verhandlung gegen die Mitglieder des radikalen Centralcomité, welhe der Haupturheberschaft der leßten Unruhen angeklagt sind, hat begonnen; die Urtheilsfällung i} nabe bevorstehend.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 8. Dezember, (W. T. B.) Das Georgs fe | wurde heute im Winter: palais in der üblichen feierlichen Weise begangen und die Großjährigkeitserklärung der Großfürsten Peter Nikolajewitsch und Georg Michailowitsch auf dem: selben ausgesprohen. Der Kaiser und die anderen hier anwesenden Großfürsten wohnten der Feierlichkeit bei, zu welcher die Hofchargen, die Georgsritter, die Generalität, das Offizier-Corps und der deutshe Botschafter General von Schweinig geladen waren. Bei dem darauf folgenden Diner des Georgs-Ordens brachte der Kaiser, sih dem deutschen Botschafter zuwendend, den ersten Toast auf den Kaiser Wilhelm als den ältesten Georgsritter aus.

Amerika. Washington, 8. Dezember. (W. T. B, Eine Deputation von Mitgliedern des Kongresses überreihte heute dem Präsidenten Arthur eine Petition mit der Bitte, daß derselbe seinen Einfluß geltend mache, um die Freilassung O'Donnels zu erlangen. Präsident Arthur erwiderte: der Staatssekretär Freelinghuysen werde sofort an den Gesandten Lowell nah London um genaue Jnformation bezüglih der Nationalität D'Donnels telegraphiren. Er selber werde Alles thun, was sich thun lasse, um den Wünschen der Deputation Folge zu geben.

Asien. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Hongkong, vom 9. Dezember, meldet: Am 3. d. M. wurde ein von den Annamiten und Chinesen auf Haiphong -beabsichtigter nächtliher Angriff durch einen Ausfall der Franzosen unter dem Befehl des Kommandanten Coronnat vereitelt, bei welhem die Annamiten und Chinesen zersprengt wurden und etwa 50 Mann an Todten und 100 Mann an Verwun: deten verloren. Die Franzosen hatten 2 Verwundete.

Afrika. Egypten. Kairo, 9. Dezember. (W. T. B.) Ueber die Niederlage der egyptishen Truppenabthei- lung in der Nähe vonSuakim besagen weiter eingegangene Naqhrichten : von Kundschaftern sei die Nahriht nah Suakim gebracht worden, daß si ein nur einige hundert Mann zählender feindliher Trupp in der Nähe der Stadt gezeigt habe. Mahmud Pascha habe darauf in der Absicht, die Niederlage vom 6. No- vember zu rächen, 500 Mann Negertruppen und 200 Mann Baschibozuks gegen den Feind entsandt ; Mahmud Pascha selbst sei in Suakim zurückgeblieben. Der Zusammenstoß mit den Aufstän- dishen habe in einem etwa 3 Stunden von der Stadt Suakim entfernten Orte stattgefunden; die egyptishen Truppen hätten nah heftigem Kampfe eine vollsiändige Niederlage erlitten; nur etwa 50 Mann, von denen die Hälfte aus Offizieren be- stehe, hätten sih gerettet. Die von den egyptishen Truppen erlittene Niederlage verursacht große Bestürzung, da die gt \{lagenen Truppen zu den besten Truppentheilen der egyptt- {hen Armee gehörten, und weil man besorgt, daß sich dit Wiedereröffnung der Straße von Suakim nah Berber zuk Verbindung mit Baker Pascha kaum ermöglichen lassen werde,

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Zeitungsstimmen.

Die „Berliner Politischen Nachrichten“ enthalten folgende Mittheilung:

In der am Donnerstag in Berlin abgehaltenen Vorstandssißung des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller, zu welcher Ber treter aus allen Theilen des Reichs erscbienen waren, wurde tor statirt, daß die Lage des inländischen Absaßes im Ganzen als eine gesunde, England, Amerika, Frankrei und Belgien gegenüber als eine besser situirte zu betrachten sei, da der Konsum sich in regelmäßiger Entwickelung befinde. Die unleugbar vorhandene Ab- nahme der Nachfrage sei wesentlid auf eine Verminderung des Exports, auf cine ungünstige Lage des internationalen Eisenmarkteé und speziell auf die verminderte Ausfuhr von Schienen und Dra zurückzuführen. Für beide Artikel haben wir, resp. hat England den Markt in Rußland und Nordamerika verloren und demzufolst wirkt die Konkurrenz der englishen Ueberproduktion al sämmtlihe Gebiete zurückl. Eben deshalb wurde allgemein als gerade jeyt bedeutungsvoll anerkannt, daß durh di wieder cingeführten Cisenzölle den deutschen Hüttenwerken wenigstens der einheimische Dis in der Hauptsache gesichert und dadur eine Ueberfluthung von Seiten der englischen Ueberproduktion ferngehalten ist. Troß der ungünstigen Situation des internationalet Cisenmarktes seien Lohnreduktionen bisher kaum, Arbeiterentlassunge! nur in beshränktem Maße eingetreten. Allerdings falle {wer in? Gewicht, daß die ausländishe Eisenindustrie, namentlich 1" England, nicht nur unter günstigeren Produktionsbedingunge! arbeite, sondern aub, gedrängt durh ihre Ueberproduktion, nibt selten zu Swleuderpreisen liefere und den deutsche" Mitbewerber zwinge, wenn derselbe sich und seinen Arbeitern den Auftrag sichern will, bei Submissionen gelegentlich sogar bis unter die Selbstkosten herunterzugehen. Wolle die deutsche Eisenindustrit nicht für immer auf den Export verzichten, so müsse sie mit solchen Umständen rechnen. . . ,

Der „Kulmer Zeitung“ richtet : e

Die Versammlung, welche am vergangenen Sonnabend hierort? in Wersche’'s Lokal zur Besprehung von Innungsangelegenheiten ab gehalten worden, war recht zahlreich, namentlih von Handwerkern und Gewerbetreibenden besucht. Auch war der Hr. Kreislandrath vo? Stumpfeldt, sowie Hr.BürgermeisterKallweit erschienen. Nachdem erstere! den mitanwesenden Departements-Rath für gewerbliche Angelegenheiten Hrn. Regierungs-Rath Fink aus Marienwerder der Versammlung v0!’

estellt hatte, ergriff dieser das Wort und entwickelte in einer längere" esselnden Rede den Zweck seines Erscheinens, welcher dahin gehe, int

wird aus Kulm - b&

uftrage der Königlichen Staatsregierung und nach Maßgabe der t erlassenen Gewerbeordnung vom 1. JIuli 1883 für Bekonstruirung der Innungen einzutreten, um dadur die dur die Gewerbefreiheit locker und haltlos gewordenen Bande im Handwerkerstande von neuem zu befestigen und zu kräftigen. ... Nachdem der Redner in einem faft 2¿ftündigen Vortrage die Ziele und Zwecke der neuen Innungen auseinandergeseßt hatte, entspann ch nur eine kurze Debatte; denn nah solcen klaren und eindring- lihen Erläuterungen konnten die gegen 200 zählenden Handwerker, zu denen auch mehrere Gesellen erschienen waren, auf die gestellte Frage: ob fie mit diesen Auseinanderseßungen einverstanden wären ? nur mit einem gemeinsamen lauten Ja antworten. Hierauf foll nun eine Generalversammlung für sämmtlihe Handwerker qus Stadt und Kreis Kulm ausgeschrieben werden, um über die definitive Konstituirung der neuen Innungen Bescbluß zu fassen und das desfallsige Octsstatut festzustellen. . . . Statistisch bemerken wir noch, daß im Königreich Preußen bereits 1600 Innungen nah Maß- gabe der neuen Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 konftituirt wor- den sind, und im Regierungébezirk Marienwerder speziell {on 150 Innungen. Man nimmt an, daß bis zum 1. Januar 1885 die alten Innungen, von denen hier am Orte noc 10 existiren, aufgelöft sein, und mit dem gedachten Termine hier das neue Innungswesen zum Segen und Frommen des gesammten Handwerkerstandes von Stadt und Kreis Kulm eintreten würde.

Ferner aus Konitz:

Die Wirkungen des Innungsgeseße3 sind in unserer Stadt besonders erfolgreich zu Tage getreten. Act Innungen haben si bereits fonstituirt, und zwar Tishlerinnung, Schneiderinnung, ver- einigte Bäcker- und Müllerinnung, vereinigte Zimmerer-, Satiler-, Bandagisten- und Handshuhmacher-, Seiler-, Dachdecker-, Glaser- und Malerinnung, vereinigte Schmiede-, Sélofser-, Kupferschmiedee, Nagel- und Messersmiede-, Gelbgiefer-, Klempner-, Weber-, Gold- arbeiter-, Uhrmacer-, Scornsteinfeger- und Feilenhauerinnung, ver- einigte Böttcher-, Stellmacher-, Wagenbauer-, Drecbsler- und Bürsten- macerinnung-, Schuhmaherinnung, Fleischerinrung. Eine neunte Innung, zu welcher die Maurer, Töpfer 2c. gehören sollen, is noch îm Entstehen begriffen. - : :

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ schreibt:

Die Baumwoll-Spinnereien und Webereien des Gladbawer Bezirks erfreuten \sich im verflossenen Quartal fortdauernd eines vollen lohnenden Betriebes. Die Baumwollpreise sind seit Ende März ein geringes höher, die Garne ctwas niedriger gegangen. Alle Spindeln und Webstühle waren in Thätigkeit. Die englische Konkurrenz ist für gröbere Gespinrste zurückgedrängt und die Besserung der Lage der Baumwoll- Industrie seit 1879 ist unverkennbar. Dec Verdienst der Arbeiter war ein guter. Ebenso blieb die Woll- Intustrie in Lennep, Hücke8wagen , Kettwig und Werden in cinem sehr erfreulihen Aufschwunge. Die Aufträge in Tuch für Nordamerika ließen zwar na, dagegen wurde der Ausfall des amerifanischen Geschäfts durch vermehrte Bestellung aus den euro- päischen Ländern gedeckt. Die Lage der Kammgarnspinnercien blieb nach wie vor besser als diejenige der Streicgarnspinnereien. Erstere haben si seit 1879 erheblich vermehrt und ausgedehnt. Die Kunst- wollspinnereien waren in regem Betriebe, befürworten aber, wie die Papierfabriken, einen Ausfuhrzoll oder cin Ausfuhrverbot für Lumpen. Die Jackenfabrikation bürgert sib im Kreise Lennep immer mehr cin. Au die Fabrikation von Plüsh, Ponsbos, Hänge- matten und Decken war in den Kreisen Lennep und Solingen im Zunehmen begriffen, so daß die dortigen Handweber vermehrte Be- \châftigung hatten. / ; :

Jn Nr. 288 des „Reichs-Anzeigers“ haben wir aus- zugsweise eine Kritik mitgetheilt, welche der „Hambur- gishe Correspondent“ über einen von dem Dr. Wendt über das Krankenversicherungsgesep in Hamburg gehaltenen Vortrag veröffentlihte. Jn Folge dieser Kritik hat Hr. Dr. Wendt an das genannte Blatt cine Zuschrift gerichtet, in welcher er sagt:

Gestatten Sie mir auf Grund meines Konzeptes nahzutragen, welche Vorzüge das Gese m. E. aufweist.

Prinzipiell: Es ist der Anfang zum beroußten Ableaken des Staates (Reiches) von der Bahn des laisser faire. :

Praktish: 1) Das Statuiren des Zwanges. 2) Die größere Sicherheit behördlicher Kassen. 3) Sofortiger Eintritt dec Versiches rurgsberechtigung. 4) Aufnahme ohne Attest und aud na voll- endetem 45. Lebensjahre. : hi Die „Nordeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt

ierzu :

Die „praktischen®“ Vorzüge, welhe Hr. Dr. Wendt in seinem Konzept und seinem Vortrage aufgeführt hat, {einen uns so emi- nente zu sein, daß es kaum begreiflich erscheint, wie troß derselben die Fortschrittépartei eingeschlossen den Hrn. Dr, Wendt dem Geseße folhe Schwierigkeiten bereitet hat und heute dessen Ausfüß- rung noch zu bereiten versucht. Doch das dürfte das weniger Inter- essante in diesem Falle sein, da es sih aus „taktisben“ Rücksichten, auf die Hr. Dr. Wendt ja einzugehen kaum Veranlassung hatte, leiht erklären läßt. Weit interessanter ist es aber, daß der fortschrittlie Reichstag8abgeordnete Dr. Wendt in seinem Konzepte als „prin- zipiellen Vorzug“ der Krankenversiherung8geseze aufnahm:

Es ift der Anfang zum bewußten Ablenken des Staates (Reiches) von der Babn des laigser faire. l

Hoffentlich findet Hr. Dr. Wendt in seiner Partei zahlreiche Natfolger in der Erkenntniß, es sei etwas Verdienstlihes ein es 4 daß der Staat von der Bahn des laisser faire abge- enkt habe!

L

Armee - Verordnungs - Blatt. Nr. 25, Inhalt : Umwandlung des Filial-Artillerie-Depots der Feste Boyen in ein Artillerie-Depot und des Artillerie-Depots zu Colberg in ein Filial- Artillerie-Depot. Meldung beurlaubter Soldaten. Zuziehung von Offizieren zur Sektion gefallener oder getödteter Dienstpferde. Abänderung des Etats für die jährlihe Uebungs- 2c. Munition.

Eröffnung neuer Eisenbahnen. Revolver-Exerzir-Patrone. Er- öffnung einer neuen Eisenbahn. Ausgabe eines Preisverzeichnisses. Zeichnungen des Train-Materials. Eröffnung einer neuen

Eisenbahn. Badeeinrichtungen in den Kasernen. Eisenbahn- beförderung von Militärpersonen und Militärtransporten mit Eil- und Schnell- 2c. Zügen. Hufeisentasche. / Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 65. Inhalt: erfügungen: vom 5. Dezember 1883. Püäereiverkehr während der Weihnahtszeit; vom 4. Dezember 1883. Richtige Zutaxirung des auf Taschen mit Begleitadressen vom Auslande ausgeworfenen Portos.

Landtags- Angelegenheiten. Die Einnahmen der Gestütverwaltung find in dem

Etat 1884—85 (Kap. 33 1935660 4) um 94 140 M. höher angeseßt, als in dem laufenden Etat, was zum Theil dadurch herbeigeführt worden ist, daß das Hauptgestüt

Trakehnen um die Dorffeldmark Ishledimmen_ und das Pommersche sowie das Oberschlesische Landgestüt durch Stallbauten vergrößert sind, so daß ein größerer Pferdeetat (in dem Hauptgestüt 28 Haupt- bescâler, 640 Mutterstuten und 1856 junge Hengste, in den Land- gestüten 2097 Landbeschäler) zu Grunde gelegt ist, der aber auch ver- mehrte Ausgaben erfordert.

„, Die dauernden Ausgaben (ay. 108) stellen sich auf 3942450 M oder 93 390 M4 mehr als im laufenden Etat, wozu noch 719 570 A (— 52020 M) einmaliger und außerordentlicher Aus- aben treten. Unter den leßteren befinden sih u. A. 36 375 A. lie andwirthschaftlihe Maschinen und Geräthe neuer Konstruktion für das Hauptgestüt Trakehnen, welbes dergleichen fast noÞ gar nicht besißt; 56650 ( leßte Rate für den Neubau des Westfälischen

Landgestüts zu Warendorf: 64 600 4 zum Umbau des Stutenstalls in Trafkebnen ; 45200 M zum Bau eines neuen Wohnhauses für 10 Gestütwärterfamilien in Labes und andere Bauten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der von dem Landrichter Dr. Paul Jäkel abgefaßte Kommentar zu dem Gesez vom 13. Juli 1883, betr. die Zwangs- volistreckung in das unbewegliche Vermögen, nebst zugehörigem Kosten- gese, welher im Verlage von Franz Vahlen, Berlin, unter dem Titel „Die Zwangsvollstreckung in Immobilien, er- scienen ist, liegt jeßt, nahdem die dritte (Stub) Lieferung aus8ge- geten worden, volständig vor. Das Werk, dessen frühere Lieferungen in den Nummern 166 und 228 d. Bl. vom 18. Juli bezw. 28. Sep- tember d. J. besprochen worden sind, bietet einen Kommentar in An- merkungen zu dem mitgetheilten Tert der Gefete, in welchen die neuen Bestimmungen aus den Materialien und aus dem Zusammen- hange mit früheren Vorschriften unter besonderer Berücksich- figung der deutsben Justizgeseße eingehend erörtert worden find. Die vorliegende Lieferung enthält die §8. 71 bis zum Söluß des Hauptgesetßes, das Kostengesez, welbem mehrere Tabellen beigegeben worden sind, und im Anhange die Bestimmungen über „freiwillige Subhastationen*. Ein ausführliches Sachregister wird den prafk- tischen Werth des Werkes erhöhen. Der Preis des Buchs, gebunden, tellt sid auf 11,50 4 Die in Aussicht stebende Instruktion für die Geschäftsführung der Verwalter mit etwa gleibzeitig ergehenden Aus- führungébestimmungen beabsichtigt die Verlagsbuchhandlung den Ab- nehmern des Werkes seiner Zeit naczuliefern.

Die von dem Amtsgerihts-Rath A. Wandersleben berausgegebene Schrift „Das Aufgebotsverfahren in Theorie und Praxis“ ift fürzlih in zweiter vermehrter und ver- besserter Auflage ersienen. (Verlag von Franz Vahlen, Berlin.) Der Verfasser hat in dem ersten Theile der Schrift die Lehre vom Auf- aebot einer systematischen Darstellung unterzogen, während der zweite Theil eine arößere Anzahl von Aufgebotsmustern, welche si auf die wichtigsten Fälle des Ausgebots beziehen, enthält. Die Schrift wird den ribterliben Beamten, welche die eins{hlagenden Bestimmungen zur Anwendung zu bringen haben, ein willkommenes Hülfemittel bieten und erscheint geeignet, auch sonstigen Jateressenten, eine entsprechende Information zu gewähren. Das beigegebene Register erleihtert die Benugzung derselben. 7 _ Von den „Beiträgen zur Erläuterung des deut- {en Rects, in kesonderer Beziehung auf das Preußische Recht mit Einshluß des Handels- und Wechselrehts", welche von Dr. F A. Gruchot begründet jeßt von dem Reich8gerichts - Rath Rassow und dem Kammergerichts-Rath Kün tel herausgegeben werden, ist kürzli ein weiteres Hest nebs einem Beilagehbeft erschienen (dritte Folge, siebenter Jahrgang, \echstes Heft. Verlag von Franz Vahlen, Berlin) Es liegt damit der XXVII Jahrgang der ganzen Reihe der Beiträge 1883 vollständig vor. Mit Rücksicht auf die große Zahl der eingesbickten Abhandlungen und die reiche Ausbeute aus den nit offiziell rublizirten Entsbeidungen des Reichsgerichts in civilprozessualishen Fragen hat die Redaktion sh entschlossen, den in früheren Bänden für die Meitthei- lungen aus der Praxis vestimmten Raum vorläufig zu fürzen, damit cine größere Zahl von Abhandlungen aufgenommen werden kann, und die Praxis des Reicbsgerichts in preußischen und deutschen Rechtéfragen —— entgegen der früher geäußerten Absiht wieder in cinem Beilageheft zu veröffentlihen. Das vorliegende sebste Heft enthält Abhandlungen über folgende Themata: Das Ver- fahren bei bedingten Endurtheilen. Ueber die Verwerfung der Berufung als unzulässitg. Das Ausbleiben einer Partei in dem zur Beweisaufnahme vor dem Prozeßgerit angeseßten Termine, ins- besondere im Eidesleistungstermine. Besonderheiten der Pfändung und Verwerthung von Grundschulden. Ist die Einlegung der Be- {werde vor Zustellung der angefohtenen Entscheidung zulässig? (88. 530 ff. C. P. O) Daran schließen si Mittheilungen aus der Praxis (Preußen Nr. 26—31, Anhalt Nr. 1 u. 2), sowie Besprechungen juristishecr Werke. In dem Beilageheft wird eine größere Anzahl von Urtheilen des Reichsgerihts (Nr. 32—158) mitgetheilt. Dem Hauptheft is ferner ein vollständiges Jnhaltsverzeibniß und eîn Satregister zum XXVII. Jahrgange beigegeben. Der Preis cines Jahrgangs von 6 Heften stellt sib in Pränumeration auf 14 4, nah dem vollständigen Erscheinen auf 16 M.

Gewerbe und Handel.

Die Deutsche Militärdienst-Versicherungs-Anstalt in Hannover, welche seit dem 1. Oktober d. J. in den Königlich preußischen Staaten concessionirt ist, hatte im Monat Oktober etnen Zugang von 788 Anträgen über 817410 Versicherungs- Tumme, und im Monat November gingen 1106 Anträge über ein Versiherungskapital von 1122310 #4 ein. Bekanntlich ist der Zweck der Anstalt, den Eltern von Söhnen die Sorge um den Militärdienst zu erleichtern und zwar dadur, daß sie dem Dienenden eine verhältnißmäßig große Summe durch mäßige Beiträge verschafft. Die Anstalt ermöglicht jedem Stande nah seinen Verhôltnissen den Beitritt zur Erleichterung einer Ausgabe, welche sicher zu er- warten steht.

Nürnberg, 8. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Vom Hopfenmarkt is wesentlich Neues niht zu be- richten, Die Kundschaftshändler zeigen, wenn sie pro Tag billige Partien erwerben können, Kauflust, während der Erport unthätig bleibt. Seitens der Eigner wird stark zum Verkauf gedrängt, wes- halb öfters bis zu 5 4 unter Notiz abgegeben ward. Haupfksächlich gedrückt sind die Preise der meist scheckigen Mittelhallertauer und gelben Markthopfen, welch leßtere {hon zu 140—142 M ausgeboten werden. Die Zufuhren ¿um Markte betrugen gestern und heute zu- sammen ca. 309 Ballen Landhopfen und etwas mehr auswärtige Sorten. Verkauft wurden gestern 500 und heute 400 Sä. Stimmung matt. Die Notirungen lauten: Württemberger prima 165—170 M, mittel 150—160 Æ, Hallertauer prima 160—170 M, mittel 148—-155 M, Polen prima 160—170 A, mittel 145—155 M, Elsäfser prima 150—155 , mittel 136—145 4, Gebirgshopfen 155 bis 160 4, Marktwaare 140—150 4A, Aischgründer 145—155 , Altmärker 120— 130 #4 :

London, 8. Dezember (W. T. B.) Bei der gestern ab- gehaltenen Wollauktion waren Preise unverändert. h

Glasgow, 8. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sih auf 583 400 Tons, gegen 611 200 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 103 gegen 114 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten. E

Kronstadt, 9 Dezember. (W. T. B.) Der leßte auslän- dishe Dampfer ist gestern von hier abgegangen; die Schiff- fahrt ist nunmehr als ges{chlos\sen zu betrachten.

Hamburg, 9. Dezember. T. B.) Der Postdampfer „Hammonia“ der Hamburg «Amerikanischen Packetfahrt- UAktiengesellshaf\t ist um Mitternacht in Plymouth eingetroffen und der Postdampfer „Borussia“ derselben Gesellschaft hat gestern Abend Kap Lizard passirt.

Hamburg, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg- Amerikanischen PadLetfahrt- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, heute früh 8 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

Berlín, 10. Dezember 1883.

Mit der am vorigen Sonnabend in den Forsten der Königlichen Hausfideiklommiß - Herrschaft Königs-Wuster- hausen abgehaltenen Hofjagd auf Sauen und Damwild and sür dieses Jahr die Reihe der auswärtigen Hochwild-

jagden ihren Abschluß.

Se. Majestät der Kaiser und König hatten Sich {hon am Freitag Nachmittag mit Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Friedrih Carl von Preußen, dem Großherzog und dem Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar, dem Prinzen August von Württemberg, Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Altenburg, Jhren Durchlauhten dem Prinzen HeinrihVII Reuß und den Fürsten Radziwill und Haßfeld-Trachenberg, den Ministern von Puttkamer und von Boetticher, sowie den Ge- neralen Graf Brandenburg und von der Golß und der Mehr- zahl der anderen von hier geladenen Jagdgäste nah Königs- Wusterhausen begeben. Nah der durch Vorträge des Kosleckschen Cornet-Quartetts gewürzten Tafel, zu welcher auch die Honoratioren der Stadt zugezogen waren, ward der Abend in hergebrahter Weise in den oberen althistorishen Räumen des Jagdschlosses bei Thonpfeife und irdenen Bier- krügen zugebracht, und- verließen des Kaisers und Königs Majestät die Gesellshaft erst gegen 11 Uhr.

Am Sonnabend Morgen um 7 Uhr 30 Minuten ward zum Weck-?n, 8 Uhr 45 Minuten zum Aufbruch geblasen, und aegen 91/2 Uhr erfolgte die Abfahrt zur Jagd, zunähst per Bahn bis Halbe, dann zu Wagen zum Rendezvous unwezit der Oberförsterei Hammer (Obersö:-ster Gallasch).

Jn dem ersten, mit dunkelem Zeuge in der Schurre ab- gestellten Jazen auf Damwild und Sauen fielen die ersten Schüsse auf dem Kaiserstande gegen 11 Uhr, die leßten auf nämlicher Stelle gegen Mittag. Dann folgte das Dejeuner im Jagdzelt, die Strecke des FJagens mit 77 Schauflern , 47 Stück Damwild, 68 groben und 12 geringen Sauen, und um 2 Uhr Nachmittags das zweite in der Duberow, Ober- försterei Königs-Wusterhausen (Oberförster Hartig), auf den Radebergen mit lihtem Zeuge abgestellte Jagen.

Gegen 3 Uhr war auch dessen Strecke mit 67 Schauflern, 74 Stück Damwild, 16 groben und 5 geringen Sauen ver- rihtet, und nachdem der Allerhöchste Jagdherr der Jägerei Seine Anerkennung zu Theil hatte werden lassen, crfolgte die Rückkehr nach Könige-Wusterhausen, woselbst die Jagdgesell- schaft bald nah 4 Uhr eintraf.

In beiden Jagen haben:

Se. Majestät der Kaiser und König 27 Schaufler, 5 Stück Damwild, 19 grobe und 1 geringe Sau,

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen- Weimar 3 Schaufler, 3 Stück Damwild, 2 grobe und 6 ge- ringe Sauen,

Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen 2 Schaufler, 7 Stück Damwild, 3 grobe und 3 geringe Sauen,

Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Carl von Preußen L Schaufler, 9 Stück Damwild, 3 grob2 und 4 geringe Sauen,

Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württem- berg 7 Shausfler, 2 Stück Damwild und 3 grobe Sauen,

Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen- Weimar 1 Schaufler, 5 Stück Damwild und 1 grobe Sau,

Se. Hoheit der H:rzog von Sachsen-Altenburg 8 Schaufler, 3 Stü Damwild und 3 grobe Sauen und die übrige Jagd- gesellschaft 86 Schaufler, 87 Stück Damwild, 50 grove und 3 geringe Sauen erieat.

Die Gesammtstrecke betrug also 144 Schaufler, 121 Stück Dammwild, 84 grobe und 17 geringe Sauen zusammen 366 Stück Hohwild.

Mit einem Diner im Jagdschloß zu Königs-Wusterhausen endete dic Jagd, und Punkt 7 Uhr lief der rückehrende Extra- zug wieder auf dem Görlißer Bahnhof hierselbst ein.

Der Oberst-Jägermeister Fürst von Pleß leitete die Jagd unter Assistenz des Hof-Jägermeisters vom Dienst, Freiherrn von Heintze, des Ober-Forstmeisters von Spankeren und des Forstmeisters von Siernkowski,

In se{ch8 Kirchen der Stadt fanden am gestrigen Sountag SFahresfeiern kirchliher Vereine statt. Der Verein zur Beförderung der Kleinkinderbewahranstalten beging in der Luisenstadtkirche sein 50. Jahresfest. Das Jubiläumsfest hatte vor Allem auch die Aufgabe, neue Kräfte sür den Verein zu gewinnen; der Festprediger Prediger Knauert, der seine Ausführungen an das Wort Gal. 6, 2 anknüpfste, unter- zog sich dieser Seite seiner Aufgabe mit vieler Wärme. An den Thüren wurde cine Kollekte für den Verein gesammelt. Das Fest des 40jährigen Bestehens feierte zur selben Zeit der Kinder- Gottesdienst der Dreifaltigkleitsgemeinde. Die Fest- predigt hielt hier Prediger Jäkel, der bewährte Leiter jeaer Gottesdienste. Auf eine 25jährige Thätigkeit konnte die Mädchen - Erziehungsanstalt des Goßnerhauses zurückblickden, die gestern in der Kiche des CElisabeth- Krankenhauses ihr Jahresfest feierte. Dem bei dieser Ge- legenheit vom Ober-Verwaltungégerichts-Rath von Meyeren erstatteten Bericht entnehmen wir folgende Daten: Im Fahre 1857 traten 7 treue Christen zusammen, um im Sterbehauje Goßners, Potsdamer- straße 119, das fie für 10009 Thlr. crwarben, ein Rettungshaus für Mädcben zu begründen. Am 22. Oktober des nächsten Jahres konnte die Anstalt mit 8 Pfleglingen eröffnet werden, Schon nach

6 ISahren war die Zahl der leßteren auf 34 ge: watsen, so daß _ eine Erweiterung der Räume nöthig wurde. Am 18, Oktober 1867 konnte das neue Haus ein-

geweiht werden, in dem z. Z. 60 Mädcen untergebracht sind. In den 25 Jahren haben insgesammt 270 Kinder im Goßnerhause ihre Erziehung empfangen. 30 von ihnen sind nach der Konkfirmation zu den Angehörigen zurückgekehrt, 95 in Dienste getreten, 75 vor der Konfirmation zurückverlangt, 3 entlaufen, 13 verstorben. Seit 23 Fahren steht der treubewährte und unermüdliche Hausvater Palm an der Spize der Anstalt, die sich fortgesetzt vor Allem au der Huld Fhrer Majestät der Kaiserin zu erfreuen hat. Für die Zwecke des Vereins sind bisher 466 000 /. verausgabt worden. In der Zionskirce hielt der Enthaltsamkeitsverein sein Jahresfest ab. Der Verein subt dur Versammlungen, die in regelmäßigen Zwischen- räumen im Evangelischen Vereinshause in der Auguststraße abge- halten werden, in erster Reihe gegen das Laster des Branntwein- trinkens zu wirken. Pastor Kraft und Pastor von Hanstein hielten bei der gestrigen Feier die Ansprawen. Das Fest des fünfjährigen Bestehens feierten gestern in der Markuskirche die Jüng- lingsverein von St. Markus und St. Andreas. Die Festpredigt des Pastors Hausig knüpftean Apost. 2, 42 an. Der Verein „Dienst an Arbeitslose“ endlih vereinigte setne Mitglieder und zahlreichen Gönner in der Friedrichs-Werderschen Kirche zur Feler des ersten Jahresfestes. Das Eingangsgebet spra Konsistorial-Rath Stahn, die Predigt Pastor Diestelklamp über Lucas 4, 18. Die Nacfeier fand im Stadtpark statt. Hier erstattete der Vor- sißende Schriftsteller Liebich den Jahresbericht, dem wir entnehmen, daß der Verein bisher an 59 Sonntagen 3300 Männern der ärmsten obdach- und arbeitslosen Bevölkerung geistige und leibliche Grquickung gewährt hat. Die Einnahmen betrugen 875 M, die Ausgaben 744 4 Voa eer Summe wurden 592 für die leiblihe Erquikung und

39 M für Predigten und Traktate verwendet. Der unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin stehende

rauen-Groschen-Verein hat zum Besten der Armen Berlins Es Sälen der Ritterschaftsbank heute einen Bazar eröffnet.