1883 / 300 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Dec 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Wirkung des nämlichen Steuersatzes in der jetzigen Einkommensteuer, wo der gleide Betrag vom Einkommen erboben wird, die unter einander um 1000 und mehr Mark differiren, z. B. în der 8. Stufe 252 e von allen Einkommen zwischen 8400—9600 M Der reue Steuertarif wird insofern gerechter wirken, als die je nah der Größe des Einfommens steigenden Steuer säße durhweg na Prozenten des Einkommens erboben werden sollen, also z. B. 39/6 von allem Einkommen über 10000 Æ, 2,9 9% von allen Eirfommen zwischen 9700 und 10000 M, 1% von den Ein- fommen zwischen 1200 und 1300 # Dieser Vorshlag der Regie- rung wird eine genauere Anpassung der zu erhebenden Steuer an das Eirkommen bewirken, als es dur die jeßige Eintheilung in Steuerstufen gesciebt. . .

(Die „Nat. Ztg.“ führt dann aus, wie die Entwürfe nach ihrer Ansicht in einzelnen Bestimmungen verbefserungsfähig seien.)

Der „Reichsbote“ bemerkt zu den neuen Steuer- vorlagen :

Der Finanz-Minister hat mit den neuen Steuervorlagen dem Volke ein sebr erfreulihes und bedeutendes Weibnachtsgeschenk ge- macht, und wir baben besonderen Anlaß urs darüber zu freuen, weil die Steuccverlagen ganz auf dem Boden stehen, den wir immer em- vfoblen haben: Entlastung der ärmeren Klafien und stärkere Heran- ziehung der Reiben. Das ift der Grundsaß, welcher den Vorlagen zu Grunde lieat. .

In der That, es ist selten cine so woblthuende und wohlwollende Steuervorlage gemacbt worden, die so handgreiflich zcigt, wie es der Regierung damit ernst ift, die ärmeren Volksklassen auf jede Weise zu entlasien und ibre Lage zu verbessern. Im Einzelnen wird ja no Manches, namentlich bei der Progression, zu verbessern sein, aber der Finanz-Minister hat si dur diese Vorlage ein {snes Denkmal gefeßt, dem gegenüber alle liberalen Phrasen zericellen werden. Die fort- \drittlichen Agitatoren können nun mit ihren Steueragitationsreden zu Hause bleiben, denn das Volk wird ibnen antworten: Was wollt Ihr? Der Regierung und den Konservativen verdanken wir es, daß wir keine direkte Staatsfteuer mehr zu zahlen brancen und uns kein Gerichtévollzieber deëhalb metr ins Haus fommt das ist eine \chône Sacbe und dur die Zölle ist weder das Brot, noch der Kaffee, noch das Petroleum theurer geworden!

Die „Hallische Zeitung“ kommt über die genannten Vorlagen zu folgendem Urtheil :

Man darf saaen, daß die Regierung mit ihren gegenwärtigen Norlagen einen glüdliben Griff gcihan und den dagegen eröffneten Feldzug glücklich parirt bat. Sie sind von großen Gesicbtépunkten getragen und derart gestaltet, daß es der forischrittliben Opposition ibwer fallen wird, die öffentlibe Meinung gcgen dieselben aufzuregen. Sie sind aus einem Guß, und die näbere Prüfung aller dabei zu berücksichtigenden Verbältniffe läßt die Hoffnung gerechtfertigt er- \checinen, daß die geplante Reform gelingen wird. Die Rede des Ministers wurde wiederholt sebr beifällig aufgenommen, furz, die Stimmung zu Gunsten der Reform hat \sich mit einem Schlage entschieden gebessert.

In der „NordeutshenAllgemeinen Zeitung“ lesen wir:

Dem Herrn Minister der öfentlihen Arbeiten sind, wie uns mitgetheilt wird, in den leßten Tagen aus Anlaß der Betriebhs- erôöffnung neuer Bahnen 2c. von varsciedenen Seiten Telegramme zugegangen, durch welde der Staatë-Eisenbabnverwaliung besondere Anerkennung autgaesprochen wird. Wir bringen nadstebend ein aus Frarffurt a. M. eingegangenes Telegramm zum Abdrudck:

„Der versammelte Bezirks-Eisenbahnrath Frarkfurt gestattet fi, am Sctblufse tes ersten Geschäftsjahres Ew. Excellenz den Ausdruck seiner dantkaren Arerkennung für die erfolgreihe, die allgemeine Prosperität fördernde Organisation der Staatéeisenbahnen zu senden, und bittet um fernere woblwollende Prüfung feiner Anträge. Im Auftrage: A. Haurand, Frankfurt.“

Statiftische Nachrichteu.

Na Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin find bei den biesigen Standesämtern in der Woche vow 9, Dezember bis inkl. 15. Dezember cr. zur Anmeldung gekommen: 190 Ebesbließungen, 859 Lebendageborenz, 32 Todtgeborene, 529 Sterbefälle.

Kunft, Wiffenschaft und Literatur.

Vorgestern Vormittag verstarb der Stadt - Archivar a. D. E. Fidicin bierselbst, der sib neben anderen archivalishen Publi- kationen aus der Geschihte Berlins, namentli dur tas in wieder- bolten Auflagen ersbienene Buch: „Berlin, bistorisch und tovogravhisch dargeftcllt*“, bekannt gemacbt hat. -

Ein Theil der von Holtei hiaterlafsenen Autographen- sammlung, daurter viele an Ludwig Tieck gerichtete Briefe, ift in den Besitz von I. A. Stargardts Antiguariat in Berlin gelangt.

Den kmäler der Kunft. Zur Uebersicht ihres Entwicke- lungëganges von den erften kfünstlerisden Versucben bis zu den Stand- punkten der Gegenwart von Prof. Dr. Wilbelm Lübke und Prof. Dr. G. von Lüßow. 193 Tafeln (7 in Farbendruck) Querfolio nett 28 Bogen Text in §8, Ca. 2009 Darstellungen aus der Arctbitektur, Skulptur und Malerei. Fünfte woßhl[l- feile Auflage. In Original-Prabtband nur 49 Æ (Früherer Preis geb. 180 A) Stuttgart, Verlag von Paul Reff. Dieser berühmte Bilder-Atlas zur Kurstgeshichte liegt nunmehr in der von ter Verlaaëbucbbandlung veranstalteten billigen Volkéausgabe abges&lofien vcr. Der umfänglide Tertband in Lerikon-Dfktav gewährt in leiht auffintkaren, aedrängten Artifeln alle wünscbenëwerthe Aus- funft und Erflärung für die auf den [chöôn gestobenen Tafeln darge- botenen überaus zablreiben Abbildurgen aus allen Gebieten der Kunft. In Folge des früheren hohen Preises, welcher allerdings durb die fünstleriske überaus foftbare Herstellung be- rechtigt war, fkeonnte fch bisher nur ein kleiner Kreis von Bibliotheken und Kunstfreunden das Werk anschaffen ; die vorliegende Klassiker-Ausgabe giebt dagegen aub den Minderbemittelten Gelegen- heit, fich um einen billigen Preis (auch dur Subskription) in den Besiß dieses häuslihen Museums der bildenden Künfte zu seben. Mir haben \{on mehrfach darauf bingewiesen, daß si ein preis- würdigeres fünstlerisbs Festgeshenk kaum finden [äßt.

Centralblatt für Bibliothekswesen. Heraus- gegeben unter ftändiger Mitwirkung zablreider Fabgenoñen des In- und Auslandes von Dr. O. Hartwig, Universitäts-Bibliothekar in Halle, und Dr. K. Sulz, Reichsgerichts-Bibliotbekar in Leipzig. 1. Jahra. 1. Heft. Januar 1884. Leivzig, Verlag von Otto Haraj- sowis, 1884. Die oben genannte Zeitschrift, die jeßt ins Leben tritt, ersccint in Monatébeflen zu 2—3 Bogen zu dem Jahreêpreise von 12 Æ und will alle Gegenstände, welde sich auf das Biblicthek- fa bezichen, in fadlider Weise behandeln, die Interessen des Standes der Bibliothekébeamten vertreten und geschäftliche Mittheilungen bringen. In erfter Linie sollen Abhandlungen und Anzeigen bibliothekœifsenscaftliden Inhalts, Aufsäße zur Geschichte des Bucb- urd Bibliothektwesens Aufnahme finden, bandscriftlih aufbewabrie Kataloge ron älteren Manuskripten- und Bücher-Samm- lungen, sowie bibliographishe Zusammerstellungen über einzelne Ma- terien zum Abdruck kommen. Ebenso sollen bibliothekêtehnische Fragen behandelt werden, wie die Katalogifirung, Ordnung und Aufstellung von Bibliotheken, tie Statistik des Biblio?hekwoesens, bie Anlage von Biblio- thekzebäuden u. dergl. m. Ferner werden alle die Bibliothekbeamten in ibren amtlichen Stellungen berübrende Angelegenheiten eingehender

Bespreung unterzogen werden. Amtliche Erlaïse, Regulative, In- ftruftionen u. dgl. der teutsden und autländiswen Unterrihtébehör-

thekwesen sind, so vollständig als möglid zum Abdrucke kommen. Bibliothekarishe Reiseberihte sowie Schilderungen des Bibliotheks- wesens cinzelner Länder werden veröffentlidt werden. Au Nekrologe verdienter Bibliotbekare, Bibliophilen, Antiquare und Buchhändler werden Aufnahme finden. Schließli sollen kurz die Titel von neu ershienenen antiguarisben, Verlags- und Auktions-Katalogen, beson- ders merkwürdige Preisangaben von Handschriften und Büchern, bibliothefarisde Kuriosa, Notizen und Miszellen mitgetheilt werden. Aub wird eine Fragestelle nah seltenen Büchern eingerihtet werden. Das 1. Heft des „Centralblatts für Bibliothekswesen“, das soeben erschienen ift, hat folgenden Inhalt: Zur Einführung. Die Ver- bindung zwiscben den deutschen Bibliotheken, von E. Förstemann. Zur Geschichte der Pariser Liederhandscbrift im 17. Jabrhundert, von Alb. Duncker. Der Lübecker Unbekannte, von Seelmann. (Nach Seelmann ift der bis jeßt unbekannte Drucker, der eine ganze Reibe alter poetis&er Denkmäler gedruckt und der Nacbwelt erbalten hat, der seit 1476 in Lübeck beschäftigte Drucker Mattheus Brandis ge- wesen). Personalverzeibniß deutsber Bibliotheksbeamten (an der Königlichen Bibliothek in Berlin, der Königlichen Universitäts-Biblio- thek ebd. und der Königlichen Universitäts-Bibliothek in Bonn). Uebersicht der Leistungen des vreußisben Staates für öffentliche Bibliotbeken [1) die Königlide Bibliothek zu Berlin, 2) die Königliche Bibliotbek in Hannover, 3) die Landesbibliothek zu Wiesbaden, 4) die ständische Landesbibliothek zu Cafel, 5) die 11 Universitäts Biblio- theken in Königéberg, Berlin, Greifê#wold, Breslau, Halle, Kiel, Göttingen, Marburg, Bonn, Münster, Braunéberg, 6) die Biblio- tbeken der Königlichen technischen Hobscbulen in Aachen, Berlin und Hannover]. Mittheilungen aus urd über Bibliotheken. Rezen-

sionen und Anzeigen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothektwesens. Mittheilungen aus dem antiguarishen Buch-

handel. Perfonalnachrichten.

Von den Buctkändtlern und Antiguaren Joseph Bär & Co. in Frankfurt a. M. ist, als Supplement zu den Lager- fatalogen 107 und 108, vor Kurzem der Lagerkatalog 135 versandt worden. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 1260 Striften über Medizin, welche unter folgende Abtheilungen vertbeilt find: Geschichte und Literatur der Medizin, größere medizinisbe Zeitschriften, Allge- meincs (im Ganzen 155 Nrn.); Aerzte des Alterthums und des Mittelalters bis zur Mitte des 18. Jahrbunderts (188 Nrn.); Pathologie und Therapie (421 Nrn.); Balneologie (21 Schriften Uber Bäder im Allgemeinen urd mehrere Bäder; 66 Striften über 38 einzelne Bäder in Deutschland, Böhmen, Italien, Frankreich. Bukowina und Seebäder); Chirurgie, Augen- und Obrenhbeilkunde (im Ganzen 171 Nrn.); Geburtéhülfe, Frauen- und Kinderkrankbeiten (77 Nra ); Psytiatrie und Nervenkrankheiten (37 Nrn.); Epide- miologie (67 Nrn.); Staatsarzneikunde und geri{chtlihe Medizin (57 Nrn.). Die in dem Kataloge aufgeführten medizinishen Schriften sind in deutscher, lateinischer, italienisher, französischer, englischer oder bolläândisher Sprache abgefaßt und datiren zum bei weitem arößten Theile aus dem 19, Jabrhundert; unter den Schriften über die Aerzte des Alterthums und des Mittelalters befinden si auch ziemlich viele Schriften aus dem 18., 17, und 16. Jabrbundert, die fast sämmtli selten find. Aub unter den übrigen Rubriken sind werthvolle und interefsante Werke verzeichnet. i

Die in Leipzig den 22, d. M. erfcheinende Nr. 2112 der „ZFllustrirten Zeitung“ enthält folcende Abbildungen: Die Reise des deutscen Kronprinzen na Spanien. 9 Abbildungen, na Skizzen unseres Spezialzeibners H. Lüders: 1) Der Kronprinz na der Truppenrerue am 24. November, vor der Königsloge sfalutirend. 2) Der Besuch der Königsgruft im Escorial am 4. Dezember. 3) Galeriediener im Museum zu Madrid. 4) Ein Coupéferster 3, Klafse. 5) Genéd’armerievoften auf der Fahrt nach dem Escorial. 6) Vom Hofball: Der Aufagang zu den Festräumen. 7) Vom Hof- ball: Königin Isabella und der Kronprinz 8) Vom Hofball: Heim- kehrende Gäste erwarten an der Haupttrepve des Swblofses ihre Wagen. 9) Vom Feste der Stadt Madrid: Typen spanischer Damen. Die Reise des deutshen Kronprinzen na Spanien: Ansicht von Barcelona: Nach ciner photograpbishen Aufnahme. Anbetung der Hirten. Gemälde von Ernst Zimmermann. Nab einer Photographie von Franz Harfftängl in München. (Zweiseitig.) Emror zu Gott. 3 Abbildungen. Originalzeibrungen von Hugo Engl. 1) Das Pfarrdorf im Hochgebirge am Weihnathtstage. 2) In den Todten Oefen. 3) Initial. Frauenzeitung: Mme. Anne Judic. Vom Weibnachtébüchertish: Aus v. Kramers „Allerlei in bunter Reih* (München, F. Bassermann): Eänsemädchen. Aus dem illustrir- ten Werk „Rom in Wort und Bild“ von Rud. Kleinpaul (Leipzig, Smidt und Günther): Armenishe und svrishe Bisöfe in Rom.

Gewerbe und Sandel.

Leipzig, 20. Dezember. (W. T. B.) Die îin der bevor- stebenden Neujahrsmesse in den Räumen der „Leipziger Börsen» balle“ abzubhaltende Garnböôrsewird am Sonnabend, den 5. Januar, ihren Anfang nehmen.

Bradford, 20. Dezember. (W. T. B) Wolle, ruhig, unverändert, Garne stetig, mäßiges Geschäft.

Verkehrs-Anftalten.

Elberfeld, 18. Dezember. Vom 1. Jaruar 1884 ab tritt sowobl für den Lofalverfehr wie für sämmtlibe Verbandét-Verkehre von und nach diesseitigen Stationen folgende Bestimmung in Kraft: „Cin Retour- oder Rundreisebillet, mit welbem eine Fahr- preisermäßigung verbunden ift, ist zur Rück- resp, Weiterreise nur für diejenige Person gûltig, welhe mit demselben die Fahrt begonnen hat.“

Bremen, 21. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Werra“ ist auf der Heimreise gestern Abend 8 Uhr in Southampton eingetroffen.

Hamburg, 20. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „.Moravia* der Hamburg-Amerikanischen Padcetfahrt- Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, heute früh 4 Ubr Kap Lizard passirt und der Postdampfer „Rhaetia“ derselben Gesellschaft ift beute, 109 Uhr Morgens, in New-York eingetroffen.

Tri eft, 20. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Thetis* ift heute Nahwittag in Konstantinopel eingetroffen.

Berlin, 21. Dezember 1883.

Am 20. d. M. is der von Kempen 108 Vormittags ab- gehende Personenzug Nr. 236 auf Bahnhof Gereon bei Cöln mit einer l[eerfahrenden Lokomotive, deren Führer das ihm geltende Haltesignal unbeachtet ließ, zusammen- gestoyen. Bei dem Unfall wurden leider zwei Bahnbeamte getödtet, einer s{chwer, ein anderer leiht verleßt. Eine Be- schädigung von Passagieren hat nicht stattgefunden. Die Unterjuhung ift im Gange.

n I

f Mit der dieëjähricen Weihnachtsmesse im Architekten- Hause ift wiederum eine Kun stgewerbe-Lottevie verbunden. Zwei große Räume deë Hauses enthalten die Menge der Gewinne, mit welchen die Lotterie dotirt wurde. Da ift vor allen der ¿zweite Hauptgewinn sehenéwerth (der erfte, cin \filbernes Tafelgeräth für 24 Personen, im MWertbe von 100099 A, aus dem Atelier der Herren Sy & Wagner, befindet ih derzeit im Schauferfter deé Hrn. Carl Heintze, Unter den Linten 3). Nicht blos der Geldwerth (3000 4) ift es, welcher diesem weiten Gewinn, einé prachtvolle Speisezimmer-Einrichtung,

den sollen, soweit dicselten von allgemeinem Interesse für Biblio-

seinen Werth verleiht, sondern noch mehr die künstlerisch vollendete 1

Ausführung. Vom Architekien Späth entworfen und von G.

na defsen Zeichnungen hergestellt ift diese Speisezimmer-Einricz in Eichenholz, bestehend aus 1 Buffet mit eingelegter Arbeit, 1 ziehtisd, 12 ledergepolsterten Stüblen, 1 Servirtish und einer T für Tiscbgedecke, durchaus ftyl- und geschmackvoll. Würdig lies sh diesem der dritte Hauptgewinn, ein von den at juwelieren Gebrüder Friedländer geliefertes Collier mit Anbängee in Perlen und Diamenten, der vierte Gewirn, ein silberná Theeservice, ausgeführt von der Firma S. Friedeberg Söhne. Nr f ein Smyrnaer Teppich von H. Gerson (500 Æ), Nr. 6, ein Tajel! aufsat in erbabener Arbeit von Sv & Wagner (500 Æ) und Nr 7 ein Büffet von Carl Ziem (500 4) an. Das Genezaldebit der Lci, der diesjährigen Dritten Kunstgewerbe-Lotterie hans in Berliz am 5. Januar 1884 hat Hr. Carl Heintze, Berlin W., Up den Linden 3, übernommen. Der Preis eines Looses beträgt 1 4

Der Radirer Bernhard Mannfeld, dessen ftattli&e, vor Jahresfrist erschienenen Blätter „Cöln“ und „Heidelberz“ sowohl durch die wirkungsvolle Anordnung wie dur x bei deutschen Radirungen bis dabin noch nit dagetresene Größe dcs Formats Aufsehen erregten, hat si, in [ette Zeit mehrfach au der Reproduktion von Gemälden anderer Meiser zugewandt und seine Kunst dabei keineëweas blos auf landschaftlids aritektonishe Darstellungen beschbränkt. Im Auftrage des bekanxtez Pariser Kunstverlags von J. Baschet, der unter der Leitung von F. G. Dumas eine Reihe illuftrirter Monographien über zwölf der hervorragendften lebenden Künstler in französischer und englis&æ Ausgabe erscheinen läßt, hat er jeßt eben für eines dieser prättig ausgestatteten Hefte eine der \{chwierigsten Aufgaben reproduzirender Kunst vollendet, nämli eine in Folioformat auëgeführte Radirure nah Adolf Menzels „Eisenwalzwerk* aus der Berliner Rationalgalerie, das mit seinen Gruppen mitten in der Arbeit be griffener „moderner Crclopen“, dem weiten, raucherfüllten, bis in diz fernsten Winkel von emsigem Schaffen dur&wogten Raum, dem Kamzf zwishen dämmernd einbrewendem Tageéëliht und flammenden Widerschein glübender Eisenmafsen und dem für das Laienauze verwirrenden Getriebe von Maschinen und Transmissionen des in mancher Hinsicht imposanteste Werk des Meisters darstellt, Nit leiht war es, in der farblosen Radirung die bier erzielten maleris&es Effekte mit ungebrocener Energie der Wirkung wiederzugeben, no§ schwerer aber, die fomplizirte Komposition bis in jedes Detail des scharf und eingecbend studirten Originals berau8zuarbeiten. Nas der einen wie der anderen Seite jedo hat Mannfeld bei Friste der Behandlung die Treue einer streng gewissenhaften Nachbildung tet seltenen Gemäldes erreiht und damit auch als reproduzirendæ Künstler sih in die Reibe unserer erften Radirer g-\stellt. Das beste Leh seiner Arbeit ist das rückhaltlos anerkennende Urtheil Menzels selbe, der neben seiner vollen Zustimmung dem Blatte dadur, daß er di: leßten vollendenden Stricke mit eigener Hand in die Platte einsette, ein noch erbôhtes Interesse verlieh. Für die Achtung vor unserer eigenen modernen Kunst im Auslande wird es sicher ein \preterder Beweis sein, daß ein in Frankrei ersheinerdes Werk über einex deutsben Meister seinen kürstlerishen S&muck auch von der Hard eines deutschen Radirers erhält.

Dartmouth, 20. Dezember. (W. T. B.) Der norwegishe Dampfer „Meta“ landete beute zwölf Mann von dem spa- nischen Postdampfer „Auguftin“, welcher auf der Fahrt ver Manila na Liverpool am 16. d. in der Bay von Biscaya ver brannte. Ein Boot des Dampfers war mit einem Theil der Manr- saft von cinem anderen Schiffe aufgenommen worden. Ueber dat Scicksal des Reftes der Mannschaft ist nihts bekannt. Die Manr- schaft des Dampfers bestand aus 78 Personen; außerdem waren t Passagiere an Bord. i

London, 20. Dezember, Abends. (W. T. B.) Nach einer „Lloyds“ eingegangenen Depesche ist ein Theil der Mannschaft verbrannten spanischen Postdampfers „San Augustin“ von der a lischen Brigg „Pennine* in Coruña gelandet worden.

Im Walhalla-Operetten- Theater hat in „Nanon“ jest wieder Frl. Cäcilie Hebt die Titelrolle übernommen. So weit überhauyt möglich ift, Frl. Stubel in dieser Partie zu ersetzen, 0 weit ift dies Frl. Het gelungen. In Beziehung auf den Gesans genügt Letztere mit ihrer klangreiben, wohlgeschulten fräftigen Stimme allen Anforderungen in hohem Grade; in Bezug auf das Spiel fte! fie zwar in einigen Nüancen, die nur bei Vergleihung bemerk bar find, binter Frl. Stubel zurück, bringt aber die dankbare Parti aub im Spiel zur vollsten Geltung. Die übrigen Mitwirkenden baben h in ihre Rollen mit soviel Lust und Liebe bineingesungen, daß dit Gesammtdarstellung eine wahrhaft mustergültige ift. Hr. Drude, der Anfangs etwas befangen war, trifft jeßt den Ton des flottea Marquis d'Aubigné viel befser. Hr. Link als Marsillac hat s wennmöglich noch vervollkommnet, sein Lied „Tret' ih bei Ninos ein“, ist ein Kabinetestück im Vortrag, Hr. Steinberger ftellt de bornirten Hector jet viel sympathischer dar als früher, aub H! Worms hat sich in die Partie des Abbé noch viel eingelebt, als in den erften Vorstellungen Ganz besonderê aber ift Frl. Meinhardt als Ninon mit allen Vorzüget ihres Talents mehr und mehr hervorgetreten, so daß sie jck mit der Nanon um den Erfolg der Operette wetteifert. Auch d Musik des Hrn. Richard Genée ift mehr und mehr gewürdigt 1007 den, man zählt jeßt allgemein die „Nanon“ den besten komistt Opern bei, die in neuerer Zeit auf die Bühne gebracht sind. Æ durchweg melodiöse und gefällige Musik streift nur selten an d Triviale, die Operette bewegt si vielmehr fast durhweg, namertl in den Firales, in edleren Sphären und zeugt von «n nicht gewöhnliden Begabung des Komponisten, wie v feinem Verständniß der Technik, die er namentliG der Behandlung des beliebten Annaliedes bewiesen hat, So kann É nit fehlen, daß „Nanon* si in der Gunst des Publikums festgeiÆ hat, und daß der Beifall, welcher der munteren Operette und ib Darsftellern zu Theil wird, si allabendlih in Dacapoverlangen v! Nummern und Hervorrufen in offener Scene kundgiebt.

Concerthaus. Auf dem Programm des morgigen Symphori® Concerts steht die zweite Symphonie (D-dur) von Beethoven.

Redacteur : Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W,. Elsner Vier Beilagen (einshlie#lich Börsen-Beilage), und die Besondere Beilage Nr. 10,

sowie das Verzeichniß der gekündigten Schuldverschreibuagt? der Staats-Anleihe vom Jahre 1868 A.

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

„Mi 300.

Berlin, Freitag, den 21. Dezember

12.

Landtags- Angelegenheiteu.

Die allgemeine Begründung zu den Gesetßzentwürfen, betreffend 1) die Einkommensteuer, 2) die Einführung ciner Kapitalrentensteuer, lautet:

In den Vorlagen der Staatéêregierung und den Verkandlungen des Landtages, welde zu dem Geseß vom 26. März d. F, betreffend die Aufhebung der beiden untersten Stufen der Klassensteuer (Ges.-Samml. S, 37 ff.) geführt haben, ift dargelegt worden, daß und meéthalb es die Staatsregierung als eine ihrer wichtigsten und dringendsten Aufgaben ansehen mußte, die Entlastung der ârmeren Klassen der Bevölkerung von dem Drucke der Klafsensteuer ohne Verzug herbeizuführen. Die Lage des Staats- bauthalts gestattete es nit, auf die Einnahmen aus der Klafsen- teuer der 4 untersten Stufen, welhe zu jenem Behufe mindestens in Wegfall zu bringen sind, ledigli zu verzichten sondern bedingte die gleichzeitige Beschaffung vollständigen Ersates für den herbeizuführenden Eirnahmeausfall. Der vorber {on betretene und im Allgemeinen jeßt auch allein ribtige Weg, dur ergiebigere Ausgestaltung der der Reicb8gefetgebung unterliegenden indirekte Steuern die großen Einnahmen zu beschaffen, deren Preußen zur Beseitigung oder Erleichterung drückender Steuern des Staates und der Gemeinden und zu einer allgemeinen Verbesserung der Beamten- besoldungen bedarf, Tonnte für die hier gestellte Aufgabe einer s{chleu- nigen Beschaffung von Deckungêmitteln für die Vermin- derung der Klassensteuer nicht ebenso als zum Ziele führend angesehen und verfolgt werden. Denn derselbe ist, wie die Erfahrung leider gezeigt hat, noch von erbeblihen Schwieria- keiten umgeben, und wenn auch die Staatsregierung die Hoff- nung, diese Schwierigkeiten endlich zu überwinden, so wenig aufzu- geben gemeint ist, wie die Ziele selber, die sie auf diesem Wege und nur auf diesem Wege erreichbar sieht, so konnte sie doch darüber sich nici täuschen, daß der Weg ein umständlicherer und zeitraubenderer geworden ift, als er Anfangs erschien und der Natur der Sache nah zu fein hätte. Es wurde deébalb in der Vorlage vom 27. November v. I. vorgei(lager, die Mittel zum Erlaß der 4 untersten Stufen der Klassensteuer durch eine Beftuerung des Vertriebes von geistigen Getränken und Tabadcklfabrikaten zu beschaffen, was na ter Ueberzeugung der Staatéregierung ohne Weiteres im Wege der Landeëgeseßgebung geshehcn konnte. Als dieser Vorschlag die Zustimmung, auf die gerebnet war, nit fand, innerhalb des Land- tages vielmehr nur in einer theilweisen Zurücknahme der bis dahin geseßlich und thatsächlih bon gewährten Steuererlafse das Mittel ge- funden wurde, um zunächst wenigstens die 2 untersten Stufen der Klassensteuer aufzuheben, konnte die Staatsregierung nit anstehen, auf diefen Weg zu folgen, so wenig sie denselben ihrerseits vorzu- schlagen vermocht hatte, oder jeßt ihn etwa völlig unbedenklich fand. Jenes nothwendige nädbste Ziel fest im Auge haltend, sobald wie möglich und soweit wie mögli% die ärmere Bevölkerung ron dem Dryce der Klafsensteucr zu befreien, durfte sie weder den anderen Rücksichten eine überwiegende Bedeutung beimessen, now das erheblide Mindermaß des zunächst zu Erlangenden als einen Grund der Versagung ihrer Zustimmung geltend machen.

So ift das Geseß vom 26. März d. I. zu Stande gekommen, aber nicht als eine definitive, abs{chließende Ordnung der davon be- rührten Verhältnisse, sondern nur als ein zu alébaldiger Fortsetzung der legiélativen Arbeit verbindender Anfang.

Vom Standpunkte der Staatsregierung kommt es Hierbei vor Allem darauf an, das im *vorigen Jahre {on nothwendiger Weise ins Auge gefaßte Mindestmaß der Befreiungen von der Klassensteuer nunmehr vollständig zu erreihen. Mag auch darüber gestritten und die Frage unter verschiedenen Vorausseßungen verschieden beantwortet werden fönnen, bis zu weldem Einkommen®betrage es für den ganzen Umfang des Staates gleihmäßig nüßlich und wünschentwerth sei, von einer staatlihen Besteuerung des persönlihen Ein- kommens ganz abzusehen, so wird doch anerfannt werden müfsen, daß ein FJahretcinkommen von nur 1200 A oder weniger unter den heutigen Verhältnissen in unserem Staate jedenfalls hinter der Grenze eher noch erbeblich zurüdblcibt, als sie etwa {on überschreitet, von wo ab im Allgemeinen ohne Bedenken ein Anspruch des Staates auf regelmäßige, in festen Terminen zu entrichtende steuerlihe Geldbeiträge zu erheben und durchzuführen ift. Soll der Mißstand, daß die Einziehung der Einkommensteuer die wirthschaftlide Existenz der Censiten gefährdet, die Gemüther vom Staate abwendet, die Reihen der Unzufriedenen mehrt, wenigstens für diejenigen Klassen beseitigi werden, in welchen derartige Fälle niht zu den seltenen Auénahmen gehören, so genügt die Aufhebung der beiden untersten Stufen der Klassensteuer niht. Die an- liegende Nacweisung ergiebt, daß in der 3. und 4. Stufe noch eine verhältnißmäßig viel größere Zahl von Zwangêmaßregeln erforderlich ift, als in den höheren Stufen. Wenn jene Zahl auch binter der auf die beiden untersten Stufen bisher entfallenden natürlich erheblich zurüdbleibt, so treffen doch andererseits die Exekutionen die Censiten der 3. und 4. Stufe oft noch härter, weil viele derselben Lebenékreisen angehören, die ibrer bürgerliden Stellung wegen derartige Maß- regeln noch schwerer empfinden als die Steuerpflichtigen der untersten Stufen. E

Auch in volkswirthschaftlißer Hinsicht kann die gegenwärtige Minimalgrenze der Personalsteuer nicht als eine angemessene angesehen werden, Dies würde selbst dann nicht der Fall sein, wenn es mit Aufhebung der beiden untersten Stufen gelungen wäre, die gewöbn- lihen Handarbeiter durbgängig zu befreien, was nit einmal zutrifft, wie Anlage B nachweist, Die in der 3. und 4, Stufe veranlagten kleineren Handwerker und Handeltreibenden, Unterbeamten des Reiches, des Staates, der Kommunen und Eisenbahnen, Volkéschullehrer u. f. w. befinden si troy ihres höheren Jahreseinkommens häufig in noch bedrängterer Lage und können den Ansprüchen, welche ihr Beruf oder ihre Stellung und die Familie an sie richten, oft s{werer gerecht werden, als Tagelöhner oder Dienstboten. Jene Kategorien von Steuerpflichtigen werden aber, wie sich aus Anlage B ergiebt, durch Beseitigung der 4 untersten Stufen in überwiegender Mehrzahl steuerfrei gestellt,

Endlich ist es von nicht zu untershäßender Bedeutung, daß nach Ausweis der Anlage B in der 3. und 4, Stufe eine verhältnißmäßig viel größere Anzahl von ganzen Familien umfassenden vnd daher bedürftigeren Haushaltungen veranlagt ift, als in den unterften Stufen, welchen die Mehrzahl der jüngeren, noch allcinstehenden Per- sonen der fraglihen Volksklassen, wie Dienstboten, Handwerks-, Han- delsgehülfen u. #. w. angehören. O d

Eine unbedingt und für alle Verhältnisse zutreffende Minimal- grenze der Einkommensteuer ist insofern allerdings auch mit dem Betrage von 1200 M nit gegeben, als sich gewiß nicht in Abrede stellen läßt, daß auch CGensiten mit einem Einkommen von über 1200 M fi unter Umständen in einer s{chwierigeren Lage befinden können, als solhe mit cinem geringeren Einfommen. Indefsen handelt es sich um das jeßt Ecreichbare und trifft dieser Einwand au nit gerade die gezogene Grenzlinie von 1200 #, sondern er kann cbenso gegen jeden anderen Vorschlag eines Minimaleinkommens geltend gemaht werden; er richtet sich in Wirklichkeit gegen das Prinzip der Besteuerung nah dem Einkommen an si ; denn ein be- itimmter Geldbetrag des Einkommens kann im Hinblick auf die Ver- siedenheit des Kaufwerthes des Geldes und die Verschiedenheit des von individuellen Bedingungen abhängigen Ausgabebedarfs der Censiten

überbaupt feinen unbedingt gleihmäßigen Masftab für die Leiftungë- fähigfeit abgeben. z

Was die voraussihtlide Wirkung der in Rede stehenden Maß- regel anlangt, so sind nach den Ergebnissen der Klafensteuerreran- lagung für das Jahr 1883/84 in der 3. und 4. Stufe der Klafsen- steuer 616956 Steuerpflichtige, also 47,2 Prozent aller nos zur Klassensteuer veranlagten Einzelnsteuernden nnd Hausbaltungsvorstände veranlagt, und zwar fallen auf

Veraniagungssoll

Einzelnsteuernd i Neuere ah dem Gesetze

und Hauskbaltungsë- Po e a Lr Tas ärz 1883 vorstände. 26. März 1883. 4 Stufe 3.- Einkommen von mehr f | E s als 900 bis 1050 A . 343 589 2319225 [75 Stufe 4. Einkommen von mehr

als 1030 H „bis

1200 M 273 36 2 460 303

1 zusammen 616 956 4 779 528

Während die Staatsregierung also ror Allem auf tie Befreiung der ärmeren Volkéflafsen von der Personalsteuer in dem ron vorn- berein und auch jeßt noch für geboten erahteten Mindestmaße bedadt sein und bleiben maß, kommt es dagegen vom Standpunkte der im Landtage vorwiegend zur Geltung gekommenen Auffassung, wenn aub nicht auss{ließiid, so doch jedenfalls zuglei mit den nothwendigen weiteren Befreiungen darauf an, den übrigen Theil der Klasen- steuer und die Einkommensteuer, unter Beseitigung der sonst bervorgetretenen Mängel, fo zu gestalten, daß deren fernere Beibehaltung ni&t mehr fraglih erschbeint. Wenigstens gebt die rom Hause der Abgeordneten in sciner leßten Session gefafte Resolution im Wesentlichen auf dieses Ziel hinaus, indem sie neben der Wieder- berstellung der durch das Geseß vom 10. März 1881 gewährten Steuererleihterungen eine Berbeiléóana des Veranlagungêverfahrens und zugleich dic böhere Besteuerung des Einkommens aus Kapital- vermögen beantragt.

Die Staatsregierung hat aus demselben Grunde, der sie bcreits bewogen hatte, die Mittel zur Erreibung des von ihr vor Allem ins Auge gefafiten Zieles nit länger nur auf dem prinzipiell für richtig erachtiten Wege der Reichsfteuerreform gewinnen zu wollen, und der sie demnächst auch dazu bewogen hat, behufs der sofortigen theilweisen Erreichung jenes Zieles selbst auf den Weg einer theilweisen Zurücknahme der geseßlich und thatfählih {on gewährten Steuererleihterungen zu folgen , kein Bedenken tragen können, auch auf eine Reform der Personalsteuer im Sinne der gedahten Reso- lution einzugehen. da fie sih der Hoffnung hingeben darf, auf diese Weise die für die Wohlthat des Landes dringendste Forderung der D Onaa auch der 3. und 4. Stufe der Klassensteuer bald erfüllt zu jehen.

Die bierzu erforderlihen Deckungsmittel durh Verbefserung der Veranlagung der Einkommensteuer und durch böhere Besteuerung des Einkommens aus Kavitalvermögen zu beschaffen, erscheint auch an und für sich nach Ablehnung der anderweiten Vorsbläge der Staatsregierung und na der deutlihen Stellungnahme des Land- tages für tie fernere Beibehaltung der direkten Besteuerung aller Einkommen über 1200 n2 der empfehlenswertheste Weg. Soll diese Personalsteuer, abg Wi von der Befreiung der Einkommen von nid mebr als 1200 A in dem bis- berigen Umfange aufrecht erhalten werden, so läßt sich das Bedürfniß einer gerechteren und gleihmäßigeren Veranlagung derselben nit in Abrede stellen. Ebenso muß zugegeben werden, daß die Einführung einer Kapitalrentensteuer eine geeignete Ergänzung unseres Steuer- srstems sein würde, welches die Bezüge aus Kapitalvermögen nur mit der allgemeinen, von allen Einkünften zu entrichtenden Personalsteuer und aub bier wegen der Schwierigkeiten der Veranlagung nur in unzureihender Weise trifft, während von den Erträgen der sonstigen objeftiven VermögenEquellen, Grurdvermögen und Gewerbebetrieb, neben der Personalsteuer, noch die Grund- und Gebäudc- bezw. Ge- werbesteuer erboben werden.

Demzufolge werden die beiden Gesetzentwürfe :

1) betreffend die Einkommensteuer und

2) betreffend die Einführung einer Kapitalrentensteuer vorgelegt, deren ersterer in §, 4 Nr. 6 die Befreiung der Einfommen von niht mebr als 1200 Æ aussprit, und im Uebrigen die Heran- ziebung der Aktiengesellshaften zur Einkommensteuer, eine ratio- nellere Gestaltung der Steuerskala, die weitergehende Berück- sichtigung besonders nachtheiliger wirthschaftliher Verhältnisse end- lih ein verbefsertes Veranlagungsverfahren vors{lägt.

Der auf die Kapitalrentensteuer bezüglihe Entwurf beabsichtigt

all

Zins- und Rentenbezüge unter Freilassung derjenigen von nit mehr als 600 M und der Steuerpflichtigen mit einem Gesammtein- fommen von niht mehr alé 2000 A einer mäßigen Steuer mit

F bis 2°%/9 zu unterwerfen und zum Zwecke der Veranlagung derselben die Deklarationspfliht einzuführen.

(Verl. Pol. N.) Die interessanteste Anlage zu dem Steuer- geseßze ist ohne Zweifel die Nachweisung der für das Steuerjahr 1883/84 zur Klafsensteuer veranlagten Einzelsteuernden und Haus- baltungsvorstände 2c. Dieselbe ist nah Regierungsbezirken geordnet und bietet ebenso reihes wie werthvolles und jedenfalls beredtes Ma- terial für die Vertheidigung der von der Königlihen Staat®regie- rung unentwegt fcstgehaltenen Politik der Entlastung der ärmeren Volféklafsen von den drückendsten Staatésteuern. Es würde zu weit führen, hier im Einzelnen auf die Regierungsbezirke einzugehen; wir wollen nur die S(blußziffern mittheilen, welhe wahrlich einer fünst- lihen Gruppirung nit bedürfen, um zweckdienlich zu werden.

Es sind pro 1883/84 im ganzen Staate mit Ausnahme von Berlin und den hohenzollernshen Landen veranlagt in der 1. und 2. Klafsensteuerstufe 853 200 Einzelnsteuernde, 2601 363 Haushal- tunasvorftände mit einer Gesammtzahl von 11 249 022 Perfonen; unter den Veranlagten sind 133 237 Handeltreibende der Gewerbe- steuerklafse B., 35 470 gewerbesteuerpflihtige Handwerker, 391 545 ges werbesteuerfreie Handwerker, 461 071 Handwerksgesellen, 1 207 974 gewöhnliche Arbeiter, 187 452 Dienstboten, 69 120 Reichs-, Staats- und Gemeindebeamte, 19 466 Volksschullehrer und 992 Geistliche.

In der 3. und 4. Stufe sind veranlagt: 86 557 Einzelsteuernde, 482 520 Haushaltungsvorstände mit 2295578 Personen. Es sind unter den Veranlagten 69 159 Handeltreibende, welhe der Gewerbe- steuerklasse B. angehören, 31980 gewerbesteuerpflihtige Handwerker, 55 571 gewerbesteuerfreie Handwerker, 26 530 Handwerksgesellen, 27 373 gewöhnliche Arbeiter, 3219 Dienstboten, 43 827 Staatsbeamte, 19 904 Volksschullehrer und 1265 Geistliche.

In der 5. bis 12. Stufe sind veranlagt 92 809 Einzelsteuernde, 539 271 Haushaltungsvorstände mit 2504070 Personen, 61596 Han- deltreibende der Gewerbesteuerklasse B., 41 101 gewerbesteuerpflichtige Handwerker, 19 457 gewerbesteuerfreie Handwerker, 11 451 Handwerks- gesellen, 6155 geroöhnliche Arbeiter, 1993 Dienstboten, 76 576 Reichs-, Staats- und Gemeindebeamte, 19239 Volks\{ullehrer und 7042 Geiftliche.

Interessant ist es, daß die Volksschullehrer si gerade dritteln ; von der Klassensteuer befreit sind bercits 19 466, nah den neuen Vor-

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lagen sollen 19 904 befreit werden, während weitere 19 239 in der 5. bis 12, Stufe steuerpfli&tig bleiben.

Literarishe Neuigkeiten undperiodisheSchriften.

Monatschrift für deutshe Beamte. 12. Heft. In- balt : I. Angelegenbeiten des Vereins: Bekanntmachungen der Direk- tion des Preuß. Beamten-Vereins, —II. Rechtêsverbhältnisse der Beamten : A. Gesetzgebung, Verordrungen, Erkenntnifse. B. Abkbandlungen und Nachrichten über Fragen des Beamtenthums : Woblfahrtéeinrich- tungen (Stiftungen 2c.) für Beamte und deren Hinterbliebene. Das Stwindlersde Waisenhaus zu Berlin. Zum neuen Termin- falender für Juftizbeamte. Ueber das Anciennetätsverhältniß der im Staatsdienst angestellten ebemalizen Militär-Anwärter. Un- gleiheiten in den Beamtenbesoldungen. Schnitel aus Parlaments- papieren. Aus Westfalen. II1. Abhandlungen und Aufsätze all- gemeinen Inhalts: Friederiziana. Zu Friedrichs des Großen Wirth- \caftépolitif von L. Jacobi (Fortseßung). Friedri der Große und Fr. Carl von Moser. Der Zollern Wirken. Von Dr. Kuntze- müller, Spandau. Allerheiligen, Allerseelen, Advent und Weihnachten. Julius Wolf. Von M. Markau. IV. Ver- mischtes: Auffi und Abi. Gryphius. Zur Charakeriftik weib- lider Beamten. „Einmal ift keinmal.“ Die pirvatrechtlichen Nechtsgebiete im Deutschen Reiche. Eine fkieine Huntegeschichte. Wer weiß, wenn ibm ein Glü geboren. Schidsal. Occuper les hommes etc. Râätbfelfragen im Volkston. V. Spre(hsaal: Die Verxflibturg zur Erneuerung einer abgelaufenen Feuerversiche- rung der „Thuringia“ Seitens des Versicherungënebmers. Auszug aus den Bedingungen für Arstelung in den höheren Stellen der Forstrerwaltung. Das Einkommen der Steuerempfänger. Re- pertoir von allen gültigen Reichsgeseßen 2c. Funktionszulage der Kataster-Sekretäre. Unsere Lutberartikel in Heft 10 und 11. VI. Büdwerschau.

Beibeft zum Militär-Wocenblatt. 1883. 8. Heft. Inhalt: Ueber Verfolgung. Ein Vortrag, gehalten in der militäri]ben Gesellschaft zu Berlin am 9, März 1882 von Liebert, Hauptmann im Generaiftabe.

Preußisbes Verwaltungs-Blatt. Nr. 10. Inkbalt: Zum Gesetze über die Reihs- und Staatsangehörigkeit. Verpflich - tung der Gutsberrschaften zur Leistung von Schulunterhaltungs- beitiägen auf Grund des &. 33 I[l 12 A.L. R. Rechtsweg hinsichtlich dieser Leistung. Rechtékraît des Urtbeiles in Beziehung auf die Er- ebung des Kompeten;konfliktes. Kreis-Schulinspektor. Kosten der Kreis-Schulinsvektion. S(&ulrvisitationskosten insbesondere in der Pro- vinz Sahhsen. Gegenstand des Streitverfahrens in Wegebausachen gegenükter der Wegepvolizcibehörde; polizeilih erfolate Wegereparatur. Der Recht2begriff der Chaussee und der thatsächliche der Kunststraße. Feststellung der Thatsachen für die Eigenschaft einer Wegestrecke als Chaufsee. Gerictsfkundigkeit als Beweismittel für Thatsachen. Versagung der Bauerlaubniß auf Grund des in Anlehnung an §. 12 Baufluchtengeseßtes vom 2. Juli 1875 emanirten örtliben Rechts. Für den öffentlichen Verkehr und den Anbau fertig gestellte Straßen. Herstellung von Brandmauern auf Grund ciner allgemeinen bau- polizeilichen Vorschrift, sveziel in Pommern. Polizeilihes Ein- schreiten zur Herstellung ciner der allgemeinen baupolizeilicwen Vor- rift entsprehenden Beschaffenheit des zwar baukonsensmäßig, aber baupolizeiordnungswidrig ausgeführten Baues.

Beobachtungsergebnisse der von den forstlihen Versuh8- anftalten des Königreih Preußen, des Herzogthum Braunschweig, der thüringishen Staaten, der Reichslande und dem Landesdirektorium der Provinz Hannover eingeriteten forstlih-meteorologishen Stationen. Herauégegeben von Dr. A. Müttri, Professor an der Königlichen Forstakademie zu Eberswalde und Dirigent der metecorologishen Ab- theilung des forstlihen Versuhswesens in Preußen. Neunter Jahr- gang. September 1883. Berlin, Verlag von Julius Springer.

Monatsschrift für christlihe Volksbildung. 3 Heft. Inhalt: Allem Volke Freude! Gediht von Pastor Stolle. Licbter aus dem hbimmlisten Vaterhause Il. Von Lic. W. Friedrih Preller. Ein Künstlerbild. Von W. Gründler. Was beißt Manchesterthum, was cchristlihe Staatsidee? Von Direktor C. Alexi. Viel Feind’, viel Ehr’! Gedicht von K. H. Perrot. Erziehung8vereine und Erziehungshäuser. Von Pastor Tollin. Die Dynamitfrage. Von K. H. Perrot. Zu spät. Von Josias Kurt. Im Winter 1806. Literatur. E

Mittheilungen der Großherzoalich hessishen Cen- tralstelle für die Landesstatistik. Dezember. Nr. 301, Inhalt: Morbidität in den Heilanstalten 1882. Aichungen und Prüfungen 1882, Verkehr auf den fliegenden Brücken 1882—83. Handwerker-Fortbiltungsshulen 1882—83. Eisenbahnen Oft. 1883. Vergleich. meteorolog. Beobacht. Okt. 1883. Preise der_ge- wöhnl, Verbrauchsgegenst. Okt. 1883, Sterblichkeitéverhältn. Oft. 1883, Anzeige. S

Deutsche Landwirthschaftlihe Presse. Nr. 97. In- halt: Mittheilungen der Prüfungsftation für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe zu Halle a. S. Feuilleton: Die Aus- stellung der British Dairy Farmers Association, von A. v. T. Automatiscbe Getreidewaage (mit Abbildungen). Correspondenzen : München, Paris, Personalien. Literatur. Preußischer Land- tag. Ausstellungen. Versammlungen. Landwirthschaftliche Lehronstalten. Spre{saal. Handel und Verkehr. :

Nr. 100. Inhalt: Hrn. R. Behmers Bericht über die Ham- burger Schafshau bezw. der Merinos in Nr. 74—78 d. Z. Von Dr. F. von Mitsbke-Collande. I. Viehstall auf Doecctlit bei Querfurt. (Mit Abbildungen.) Mitgetheilt von Baurath Engel- Berlin. Feuilleton. Die Konturrenz der nordamerikaniscben Land- wirthschaft. Beobachtungen auf einer Studienreise. Von Dr. Max

Sering. Correspondenzen. Berlin. Aus Elsaß-Lothringen. Personalien. Literatur. Aus dem NRechtsgebiet. Sprechsaal. Handel und Verkehr. : 7 Mittheilungen für die öffentlihen Feuerversiche rungs-Anstalten. Nr. 23. Inhalt: Aphorismen über den

Nutzen der Vergrößerung des Kreises der Versicerten. Angriffe egen die Rechnungslegung der öffentlichen Feuerversicerungs-An- Seiten. Feuerwehr und Feuersbrünste in Berlin im Jahre 1882. Ueber das Feuerlöshwesen im Regierungsbezirke Erfurt, Kleinere Mittheilungen. : H Gesundheit, Zeitschrift für öffentliche und private Hygieine. Nr. 22. Inhalî: Originalarbeiten: Ueber Fleischvergiftungen. Uebersichten : Erfolge gegen Branntweinmißbrauh im Norden. Der Einfluß des Erdbodens auf die Gesundheit. s Nervöse Fa- milien. Zuschriften und Mittheilungen: Aus Norddeutschland : ygieine und Industrie, Besprechungen neuer Schriften : Hirsch, Biographisches Lexikon der Aerzte. Ploß, Das Kind. Brauch und Sitte der Völker. Feuilleton : „Das Kind“. Verschiedenes. ‘Anzeigen. : L Unteroffizier - Zeitung. Nr. 49. Inhalt: Vater- ländische und geschichtlihe Hauptgedenkltage. Aus dea Tagen der Königin Luise. Militärische Mittheilungen, Die Kaiserliche Deutsche Marine in fremden Gewässern. Von unserm Büchertisch. Lose Blätter. Vakanzen für Militär-Anwäcter, Cin spanischer Willklommengruß an Se. Kaiserlicbbe und Köntgliche Hohett den Kronprinzen. Bocksftreihe. Eine Crinnerung aus dem

Soldatenleben, Von Stanislaus Graf Grabowski, (Fort}.)

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