1883 / 303 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Dec 1883 18:00:01 GMT) scan diff

12) das unterm 15. Oktober 1883 Allerhöchst vollzogene Statut für die Drainagegenofsenschaft zu Nieder-Sodow im Kreije Lubliniy, durch das Amtsblatt der Königlihen Regierung zu Oppeln Nr. 48 S. 340 bis 343, ausgegeben den 30. November 1883;

13) das unterm 15. Oktober 1883 Allerhö&\ vollzogene Statut für die Drainagegenrofsenschaft zu Richtersdorf im Kreise Tos-Sent, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 49, Ertrabeilage S. 6 bis 9, ausgegeben den 7. Dezember 1883 ;

14) das unterm 15. Oktober 1883 Allerhö vellzogene Statut für die Drainagegenossenshaft zu Ellguth-Zabrze im Kreise Toft- Gleiwiß, durch das Amtéblatt der Königliden Regierung zu Oppeln Nr. 49, Extrakt eilage S. 3 bis 6, ausgegeben den 7. Dezember 1883 ; __ 15) das unterm 19. Oktober 1883 Allerhö vollzogene Statut für die öffenilihe Wassergenossenshaft zur Regulirung des oberen Weichfel-Mühlgraben- Thales, durch_ das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 46 S. 317 bis 322, ausgegeben den 16. No- vember 1883;

__ 16). das unterm 22. Oktober 1883 Allerhöchst vollzogene Statut für die Drainagegenossenshaft zu Smilowiß im Kreise Pleß O. S,, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 46 S. 322 bis 325, ausgegeben den 16. November 1883;

17) vec Allechöchste Erlaß vom 27, Oktober 1883, betreffend die Verleihung des Enteignungsrehts an die Neuenbrooker Schleusen- kommüne im Kreise Steinburg für das zum Bau eines Dampf- \{öpfwerks in der Gemarkung Borsfletherwis{ erforderliche Terrain, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 58 S. 703, ausgegeben den 24. November 1883 ;

18) die Allerhöchste Konzessions - Urkunde vom 29. Oktober 1883, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Blankenese nach Wedel dur die Altona-Kieler Eisenbahngefellschaft, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 59 S. 731, ausgegeben den 1. Dezember 1883; i

19) der Allerhöhste Erlaß vom 31. Oktober 1883, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts, sowie des Rechts zur Erhebung des tarifmäßigen Chausseegeldes an den Kreis Sorau bezüglich der von demselben zu bauenden Chaussee von Sorau nah Kunzendorf, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O. Nr. 49 S. 351, ausgegeben den 5. Dezember 1883; :

20) der Allerhöchste Erlaß vom 5. November 1883, betreffend die Herabseßung des Zinsfußes der auf Grund des Allerhöchsten Pri- vilegiums vom 17. September 1875 Seitens der Stadtgemeinde Trier aufgenommenen Anleihe von vier und einhalb auf vier Prozent, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 49 S. 327, ausgegeben den 7. Dezember 1883;

21) das Allerhöchste Privilegium vom 14. November 1883 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Biesenthal im Betrage von 82600 Æ, -durch das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 50 S. 431 bis 433, ausgegeben den 14. Dezember 1883.

Bekanntmachung.

In Berichtigung der Bekanntmachung vom 23. November d. I,, betreffend die Bezeichnung èes Raumgehaltes der Schankgefäße , wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Abstand des Füll- strihes von dem oberen Rande der Schankgefäße bei sämmtlichen obergährigen Bieren nicht zwischen 4 und 10, fondern zwischen 1 und 10 cm betragen muß.

Berlin, den 24. Dezember 1883.

Der Königliche Polizei-Präsident. von Madai.

Personalveränderungen.

Königlih Preußishe Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versczgungen. Im aktivén Heere. Berlin, 18, Dezember. Kaempffe, L: und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 78, Scharlau,

auptm. und Comp. Chef vom Füs. Regt. Nr. 37, ein Patent ihrer Charge verliehen. 20. ezember. Hedinger, Major à la suite des Inf. Regts. Nr. 56, unter Belassung in seiner Stellung als Militärlehrer bei der Haupt-Kadettenanstalt, zum Kadettencorps, à la suite desselben, verseßt.

X1T1II. (Königlih Württembergisches) Armee-Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Versezungen. Im aktiven Heere. 16. Dezember. Prinz Wilhelm von Württemberg Königl. Hoheit, Gen. Major und Chef des Drag. Regts. Nr. 26, zum Gen. Lt., mit einem Patent vom 6. Dezember d. I., befördert. 17. Dezember. Frhr. Pergler v. Perglas, Gen. Major und Commandeur der 53. Inf. Brig., v. Branden- stein, Gen. Major und Commandeur der 52, Inf. Brig. zu Gen. Lts. befördert mit einem Patent vom 6. Dezember d. J., v. Woelckern, Oberst à la suite des Inf. Regts. 125, beauftragt mit der Führung der 54. Inf. Brig., v. Wagner-Frommen- hausen, Oberft à la suite des Ulan. Regts. Nr. 19, beauftragt mit der Führung der 27. Kav. Brig., v. Gleich, Oberst à la suite des Feld-Art. Regts. Nr. 13, beauftragt mit der Führung der 13. Att. Brig., zu Brig. Commandeuren ernannt. v. Karaß, Major und etatsmäß. Stabsoffiz. im Drag. Negt. Nr. 25, Graf v. L en feld-Schomburg, Major und Bats. Commandeur im Inf. Regt. Nr. 126, Ziegler, Major und Bats. Commandeur im Inf. Regt. Nr. 121, die beiden leßteren unter Vorbehalt der Ernennung zum etatsmäß. Stabsoffiz , zu Oberst-Lts, befördert mit einem Patent vom 6. Dezember d. J.

Im Sanitäts-Corps. 17. Dezember. Dr. Seifriz, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 124, in das Drag. Regt. Nr. 26 verseßt.

Stuttgart, den 19. Dezember 1883.

Se. Majestät der König haben durch Allerhöchste Ordre vom 17. d. M. auf Grund der zufolge Allerhöchster Ordre vom 29. No- vember d. I. bekannt gegebenen Bestimmungen über das Dienstver- hältniß der Stabsoffiziere bei den Jnfanterie-Regimentern Nach- stehendes Allergnädigst zu verfügen geruht:

Gren, Regt. Nr. 119 Oberst-Lt. v. Alberti zum etatsmäß. Stabsoffiz. unter Abgabe des Bat. Kommandos, Major v. Hiller zum Bats. Commandeur ernannt. Inf. Regt. Nr. 120 Oberst-Lieut. v. Röll, zum L Stabsoffiz. unter Abgabe des Bats. Kom- mandos ernannt, zum Bats. Commandeur Bestimmung vorbehalten. Inf. Regt. Nr. 121 Bestimmung vorbehalten. Inf. Regt. Nr. 122 Bestimmung vorbehalten. Gren. Reat. Nr. 123 Bestimmung vorbe- halten. Inf. Regt. Nr. 124 Major Riedel unter Beförderung zum Oberst-Lt. mit einem Patent vom 13. November 1883 zum etatsmäß. Stabs3offiz. unter Abgabe des Bats. Kommandos, Major Schott zum Bats. Commandeur ernannt. Inf. Regt. Ne, 125 Oberst-Lt. v. Pfaff zum etatsmäß. Stabsoffiz. unter Abgabe des Bats. Kom- mandos, Major v. Gräveniß zum Bats. Commandeur ernannt. Inf. Regt. Nr. 126 Bestimmung vorbehalten.

Nichtamtliches.

Deutsches Neicch.

Preußen. Berlin, 27. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König besuhten am ersten Weihnachts- feiertage den Gottesdienst im Dom und empfingen sodann den General-Feldmarschall Grafen von Moltke.

Um 13/, Uhr begaben Sih Se. Majestät nach dein Opernhause, wohnten dort dem leßten Theile der Matinée bei und unternahmen demnähst eine Spazierfahrt.

_Gestern Mittag 121/, Uhr empfingen Se. Majestät der Kaiser und König den Gouverneur des Jnvalidenhauses, General der Jnfanterie, von Olleh. Nachmittags machten Se. Majestät eine Spazierfahrt. j

_ Heute nahmen Se. Majestät die Vorträge des Chefs des Militär- Kabinets und des Kriegs-Ministers entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte an beiden Feiertagen dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta- Hospitals bei.

Am Montag besichtigte Allerhöchstdieselbe die vollendete Dankeskirhe auf den: Weddingplaß. j ;

Am ersten Feiertage fand das Familiendiner bei Jhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und E und gestcrn bei den Kaiserlihen Majestäten

att.

Bei Jhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen undder Kronprinzessin war am 24. d. M., Nachmittags um 43/4 Uhr, Diner und da- nah Weihnachtsbescheerung. .

Abends 81/2 Uhr suhren die Höchsten Herrschaften mit Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria und Margaretha zur Weihnachtsbescheerung nebst Thee und Souper zu Jhren Majestäten. y

Am erften Weihnathtsfeiertage Vormittags 10 Uhr be- gaben Sih Jhre Kaiserlihen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Prinzessinnen Victoria und Margaretha zum Gottesdienst nah dem Dom. i j

Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz wohnte sodann mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria der Matinée im Opernhause bei. G :

Nach derselben, um 3 Uhr, fuhr Se. Kaiserliche Hoheit bei dem italienishen Botschafter und dem spanishen Ge- sandten vor. i :

Um 5 Uhr fand das Familiendiner bei den Höchsten Herrschaften statt. f

Abends 8 Uhr begaben Sich Jhre Kaiserlihen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margaretha zur Weihnachtsbesheerung der Kaiserin Augusta-Stiftung nah dem Kaiserlihen Palais.

Gestern fuhren die Höchsten Herrschasten mit den Prin- zessinnen Victoria, Sophia und Margaretha mit dem 10 Uhr- Zuge über Potsdam nah Bornstedt zum Gottesdienst in der dortigen Kirche und nah Beendigung desselben zur Weihnachts- besheeruna nah dem Gute Bornstedt. Die Rückehr hierher erfolgie mit dem 2 Uhr-Zuge. : :

Um 4 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz den Kardinal Prinzen zu Hohenlohe. :

Um 5 Uhr nahmen die Höchsten Herrschaften mit FJhren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophia und Margaretha an dem Diner bei Jhren Majestäten Theil.

Abends 7 Uhr begaben Sich die Höchsten Herrschaften mit der Prinzessin Victoria nah dem Opernhause.

Nach Mittheilungen aus Spanien wird von der Hafenbau-Gesellshaft der Provinz Huelva für Ende Januar oder Februar 1884 eine i ion auf Ausbagge- rung des Hafens voi Huelva auf eine/ Strecke von etwa 10 km flußaufwärts nusgeschrieben werden: Der Unter- nehmer muß die nöthigen Maschinen 2c. stellen, um täglich mindesiens 100 kbm auszuheben und wegzuführen. Die Dauer der Arbeit ist auf 4 Jahre veranschlagt. Die auszuhebende Masse beträgt etwa 1 Million Kubikmeter und iff auf eine mittlere Entfernung von 3 km wegzuführen. Der veran- \cklagte Preis ist pro Kubikmeter fürs Ausbaggern 0,95, für Abführen und Ausladen 0,56 Cts. de Peseta.

Die näheren Bedingungen liegen in den Bureaux der Gesellschaft zu Huelva zur Einsicht aus.

Erlangt ein Gläubiger von seinem säumigen Schuldner Zahlung seiner fälligen Forderung dadur, daß er durch die falshe Vorspiegelung eines neuen günstigen Geschäfts den Schuldner überredet, ihm auf dieses angebliche neue Ge- {äft eine Zahlung za leisten, und sodann das empfangene Geld auf seine anderweite Forderung verrechnet, so ist er nah einem Urtheil des Reichs8gerichts, 111, Strafsenats, vom 25. Oktober d. J., nicht wegen Betrugs zu bestrafen.

Der Großherzoglih badishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr vo n Marschall, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten kurzen Urlaub angetreten.

Bayern. München, 24. Dezember. (Allg. Zig.) Prinz Ludwig is von der Mitte Oktober unternommenen Reise nah England, Spanien 2c. heute Nachmittag mit dem Pariser Blißzuge im besten Wohlsein wieder hier eingetroffen.

Württemberg. Stuttgart, 27. Dezember. (W. T. B.) Der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ theilt mit, daß die Genesung des Königs zu San Remo in einem be- friedigenden, obgleih langsamen Fortschritte C sei, und daß die neuralgishen Schwerzen beinahe aufgehört hätten. Dagegen sei die katarrhalische Afffekltion noch nicht aufgehoben ; der König habe jedoch täglih ausgehen und ausfahren können

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 24. Dezember. (Els.-Lothr. Ztg.) Bekanntlich werden die Stadt Straßburg und ihre Umgebung sowie die sämmtlichen längs der Jll ge- legenen Ortschasten häufig durch Uebershwemmungen heimgesucht, welhe über die Bevölkerung unerwartet herein- brechen, große Zerstörungen an Vorräthen und Hausrath, an Garten- und Ackerland, an Wegen und Brücken anrichten und als Folge der Dur@feuchtung der Häuser eine gesundheits- \{hädlihe Nachwirkung mit sich führen. Ganz besonders {wer lasten diese Mißstände auf den neuen Stadttheilen Straßburgs, welche größtentheils im Verhältniß zu dem Hoch- wasserspiegel der JU zu tief gelegen sind.

Um diesen Mißständen abzuhelfen, hat die Landesverwal- tung schon vor Jahren ein Projekt ausarbeiten lassen, welches die Möglichkeit gewähren soll, die Hochwasser der Zll mittels einer Kanalanlage bei Erstein dem Rhein zuzuführen. Die Ausführung dieses Projekts wird zur Folge haben, daß nicht nur die höchsten Hochwasserstände der ZU um mindestens einen Meter, sondern auch die alljährlih eintretenden und meist wochenlangandauernden kleineren Hochwasser dieses Flusses erheblih gesenkt werden. : :

Obwohl die segensreihe Bedeutung dieses Projektes, welches zugleih die Errihtung eines Zuleitungskanals vom

Rhein nah Straßburg mitumfaßt, allseitig, insbesondere auch

von der Land: soertretutia, anerkanyi wurde, ist es doch seit- her nit gelungen, die Hindernisse wegzuräumen, welche der Ausführung des mit einem bedeutenden Kostenaufwande ver: bundenen Unternehmens im Wege ständen.

Nachdem aber nunmehr die Sachlage zur Kenntniß Sr. Majestät des Kaisers gebracht worden, haben Allerhöhs- derselbe Sih in Gnaden bewogen gefunden, aus Reichsmitteln einen Zuschuß im Betrage von 300 000 4 zu den Kosten des Unternehmens zu gewähren.

Hiermit ist dem Zustandekommen des Unternehmens eine so bedeutende Förderung zu Theil geworden, daß die baldige Ausführung desselben fortan in sichere Aussiht genommen werden kann.

Oesterreich - Ungarn. Pest, 24. Dezember. Die „Bud. Corr.“ meldet: Der Geseßentwurf über die Ehe- schließung zwischen Christen und Juden gelangt Mitte Januar im Oberhause zur nohmaligen Verhandlung und wird voraussihtlich wieder der vereinigten Dreier-Kom- mission zur Begutachtung zugewiesen werden.

26. Dezember. (W. T. B.) Der ungarische Landes- vertheidigungs-Minister Graf Raday ist gestorben.

Agram, 24. Dezember. (Prag. Abdbl.) Die Mitglieder der Nationalpartei untersertigten heute das definitiv approbirte Programm, wonach an dem -Ausgleichsgeseß unverbrüchlih festgehalten und die Regierung in dem dies- bezüglihen Streben unterstüßt werden soll.

(Pr.) Der Finanzaus\chuß beschloß, die Jndemnitätsvorlage erst nah seiner Ergänzung dur die Grenzvertreter in Berathung zu ziehen.

(N. Zürch. Ztg.)

Schweiz. Zürich, 25. Dezember. Kurz zusammengefaßt enthält der am 21. Dezember von der Bundesversammlung gefaßte Beschluß in Betreff der Bun de s- hülfe an die Nationalbahn-Garantiestädte folgende wesentlihe Bestinmungen® Der Bund giebt ein E von 2400 000 Fr. zu 31/2 Prozent, wovon cin Prozent für die Amortisation verwendet wird. Dieses Darlehen is von den vier Garantiestädten zurückzuzahlen. Die Vertheilung der Summe unter dieselben, resp. die. beiden Kantone Zürih und Aargau, ist dem Bundesrath anheimgestellt, Winterthur verzihtct auf die 525000 Fr., die es an Zinsen für die Obligationen der aargauiscen Städte bezahlt hat, und giebt ferner noch 230 000 Franken. Der Kanton Aargau bezahlt 550 000 Fr., die Ortsbürgergemeinden Baden, Lenzburg, Zofingen haben 2 590 000 Fr. aufzubringen, wovon 1 430 000 Fr. auf Zofingen und je 580 000 E auf Baden und Lenzburg entfallen. Die durch das Bundesdarlehen zu zahlende Restsumme zur Befriedigung der Gläubiger ist nicht, wie früher beantragt war, in Ziffern au3gedrückt, damit es den Garantiestädten ermögliht werde, mit den Gläubigern wegen Zahlung zum Emissionscourse zu unterhandeln.

Frankreich. Paris, 23. Dezember. (Köln. Ztg.) Un- geachtet der Einnahme von Sontay werden die Verstärkungen doch sofort nah Tongking abgehen. Der neue Ober: Befehl8- haber des Expeditionëcorps, General Millot, nebst Stab fuhren heute auf dem „Vinh-Long“ von Toulon ab, während der „Européen“ morgen nach Algier fährt, um Truppen an Bord zu nehmen. Die beiden Postschiffe „Chalons“ und „Comorin“, welche von der Regierung für den Truppen- transport gemiethet sind, haben ihre Abfahrt um 24 Stunden verschieben müssen, weil ein Theil ihrer Matrosen meuterte. Dieseiben wurden sofort vor das Seegericht gestellt und zur Einschiffung gezwungen. Bis zur Ankunft des Ge- nerals Millot behält der Admiral Courbet die volle Leitung der militärishen Operationen. Die Zahl der regulären Truppen, womit er Sontay angriff, betrug 4500 bis 5000 Mann; die Zahl der Krarken ist nämli sehr bedeutend; auch mußte der Admiral in Hai-Dzuong (600 Mann), Hanoi (800 Mann), Batung (200 Mann), Nam-Dinh, Hai-Phong und Guang- Yen Garnisonen zurücklassen. Da Courbet vor Sontay ziem- lih bedeutende Verluste erlitt, so wird er béi einem weitern Vormarsh höchstens 3500 bis 4000 Mann zu seiner Ver- fügung haben. Einheimishe Truppen nahm Courbet gegen Sontay nicht mit, da sie für den Felddienst niht taugen.

924, Dezember. (W. T. B.) Jn der heutigen Sitzung des Senats protestirten Bocher, der Herzog von Audiffret- Pasquier und Buffet nach einander gegen das Verfahren der Deputirtenkammer, welche dur ihre Saumseligkeit die Berathung des Budgets im Senat materiell unmöglih mache. Nach einer kurzen Erwiderung des Finanz-Ministers TDTirard, welcher die Regierung von jeder Verantwortlichkeit hierfür loszusprehen suchte, beschloß der Senat mit 143 gegen 114 Stimmen, am Mittwoch die Berathung des Budgets zu beginnen. :

Der chhinesishe Gesandte Marquis Tsen g ist heute Vormittag nah Folkestone abgereist.

26. Dezember. (W. T. B.) Der Senat begann heute die Berathung des Budgets. Bocher erklärte Namens der Rechten: dieselbe werde sich an der Generaldiskussion nicht betheiligen, sondérn die ganze Verantwortlichkeit der Majorität überlassen. Der Senat genehmigte sodann ohne Debatte sämmtlihe Artikel des Finanzbudgets. Im weiteren Verlaufe der Sißung genehmigte der Senat die Budgets für das Kriegs- und Marine-Ministerium, sowie diejenigen sür die inisterien des Jnnern, des Aeußeren, der Posten, der Justiz und des Kultus. Das Gehalt für den Erzbischof von Paris, welches di? Kammer auf 15 000 Fres. herabgeseßt hatte, wurde in der Boa, von 45 000 Frcs. wiederhergestellt. Ebenso wurde der

sten von 616 000 Frcs. für Freistellen in den Sem1- narien, welcher von der Kammer ganz unterdrückt war, wiederhergestellt. ;

Die zweite Truppensendung nach Tongking wird am 10. Januar auf dem Transportschiff „Annamite und zwei Packetbooten abgehen. N

Wie die hiesige Gesandtschaft von Hayti mit- theilt, hat die Stadt Jeremié auf Hayti am 18. d. M. kapitulirt und bietet die Stadt Miragoane ihre Uebergabe an, so daß der Aufstand demnach als thatsächlih beendet an- zusehen wäre.

Spanien. Madrid, 24. Dezember. (W. T. B.) Die Auflösung der bisherigen Majorität der Cortes wird als definitiv angesehen. Die eitungen sprehen von dem bevorstehenden Rücktritt des Kabinets.

Der

Italien. Rom, 25. Dezember. (W. T. B.) Ì Papst nahm gestern anläßlih des Weihnachtfestes die

Glückwünsche der Kardinäle entgegen. Auf die von dem Doyen des Kardinalkollegiums, Kardinal di Pietro, verlesene Adresse spra der Papst dem heiligen Kollegium seinen Dank für die dargebrachten Friedenswünsche aus und beklagte den unver- dhnlichen Haß der Feinde der Kirche, welche ohne Unterlaß mit Er- bitterung darauf hinarbeitteen, ihrdiesen in den am meisten katholisch gesinnten Rebellion gegen die Kirche zum Ausbruch gekommen und wür- den ihre ete angegriffen und ihrer Mission Hindernisse be- reitet, Noch mehr geschehe dies in Rom, wo jede Gelegenheit fs Angriffen gegen das Papsithum benugt werde. it Bezug auf den früheren Jesuiten Curci beklagte der Papst, daß zu den äußeren Feindseligkeiten auch noch unwürdige Schristen undankbarer Söhne der Kirce hinzuträten.

27. Dezember. (W. T. B.) Prinz Ludwig Wil- helm von Baden machte gestern in Begleitung des preu- ßishen Gesandten von Schlözer dem Papst und hierauf auch dem Kardinal-Staatssekretär Jacobini einen Besuch.

Griechenland. Athen, 21. Dezember. (Wien. Ztg.) Jn der Kammer vertheidigte heute Trikupis die Politik des Kabinets und warf der Opposition vor, daß sie die De- batte durch unbedeutende und in hohler Weise formulirte An- flagen herakwürdige. Weiter bestätigt er, daß die finanzielle Lage nah dem durch die leßten fiskalishen Maßregeln er- zielten Erfolge, durch welche das Gleichgewicht im Budget her- gestellt wurde, eine glänzende sei, und bestand auf der Voti- rung des Anlehens zur Beseitigung des Zwangscourses und zu militärishen Vorbereitungen.

Türkei. Konstantinopel, 24. Dezember. (Pr.) Der neuernannte Patriarch Nikodemus von Jerusalem hat sih auf seinen Posten begeben. Laut Meldungen aus Scutari hat die Regulirungs-Kommission an der albanesishen Grenze ihre Arbeiten wieder aufgenommen.

Serbien. Belgrad, 24, Dezember. (Pr.) Die be- züglich einer angeblichen Ministerkrisis zirkulirenden Gerüchte sind darauf zurückzuführen, daß zwischen dem König und dem Ministerium Besprehungen wegen des in Zukunft in parlamentarischer Hinsicht einzuschlagenden Weges stattgefunden haben, die jedo keine divergirenden Anschauungen ergaben. Der Zeitpunkt für die Einberusung der Skupschtina ist in- dessen noch nicht festgestellt. Die Gerüchte über die Minister- m N. von den Anhängern Ristics' und Jefrem Gruics' verbreitet.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 25, De- zember. (W. T. B.) Der Stabschef des Gensd'armerie- Corps, General-Major Kantakuzin, ist von seinem gegenwärtigen Amt entbunden und einstweilen in das Fnnere des Reichs und nah dem Auslande beurlaubt worden. Es heißt, derselbe sei zum bulgarischen Kriegs-Minister in Aus- siht genommen.

rieden zu rauben.Selbst ändern sei der Geist der

Zeitungsftimmen.

Die „Deutsche Confulats-Zeitung“ äußert

sh in einem Artikel über „Die wirthschastlihe Lage Deutsch- lands in dem Triennium 1880—1882“ rüdsihtlih des Jahres 1882 wie folgt: —.. . . Konnte für das Jahr 1881 wenigstens der defiaitive Ab- {luß der Epoche des allgemeinen wirthschaftlihen Niederganges, welcher einer mehrjährigen Ueberproduktion gefolgt war, konstatirt werden, so charakterisirt sich das Jahr 1882 bereits als eine Periode der wieder aufwärts gehenden Entwickelung, wel&e allerdings nur dur äußerste Anspannung aller Kräfte und au8giebigste Benußung aller Hülfêmittel, wie sie kaufmännischer Geschäftsgeist, Kapital und tech- nishe Kenntnisse in Verbindung mit den rationellften Betriebsein- rihtunaen für die Fabrikation darbieten, herbeigeführt und in ihrer gedeihlihen Richtung erhalten werden konnte.

Der namhafte Aufschwung, welchen eine Anzahl der wichtigsten Zweige der Großindustrie und des Handels in dieser Epoche genom- men haben, tritt auf vielen Seiten klar vor Augen. Eine Reibe von Aktienunternehmungen konnten nach langen verdienstlosen Jahren wieder die Früchte ihrer industriellen Arbeit an ihre Aktionäre ver- theilen. Die ausländishe Konkurrenz auf dem deutschen Markte wurde nicht mehr in der früheren Stärke empfunden und erscheint nunmehr in einzelnen FIndustriezweigen ganz zurückgedrängt. Die Zahl der arbeitslosen, in threm be- rufsmäßigen Arkbeitskreise übershüssigen Arbeitskräfte is wesent- li verringert, für solide Arbeiter ein Unterkommen leiht zu finden gewesen. Die deutshe Waare is vielfah vervollklommnet und in niht wenigen Branchen auf dem Weltmarkt wieder wohl auf- romines worden. Im JIn- und Auslande hat man wieder ange- angen, nah besseren Gewerbs8arbeiten zu fragen und dem werthvolleren Material, der technisch und künstlerisch vollkommeneren Arbeit den Vorzug vor dem weniger werthvollen Material, vor der billigen und geringen Dußendwaare zu geben. Die Vervollkommnung der Technik und die Veredlung der Formen in der Gewerbsarbeit ging hiermit Baue in Hand. Das Kunstgewerbe hat sich erfreulih weiter ent- wickelt.

__ Der im Jahre 1882 eingetretene Aufs{wung in der wirthschaft- lihen Lage der Industrie machte si aber vor ollen Dingen dur größere Sicherheit und Stetigkeit im Absatz bemerklich. Die emsige Thätigkeit in den meisten gewerblichen Anlagen war eine anhaltende, und es waren nur kurze Perioden zu verzeichnen, in denen hier und da über eingetretene Berminderung der Aufträge geklagt wurde. .…

Die eben erwähnte Belebung der industriellen Thätigkeit, die dadur hervorgerufene Unternehmungslust und der flüssige Stand des Geldes und Kredites haben indessen bereits auf niht wenigen, wohl auf den meisten Gebieten des Handels und der Gewerbe eine Veberfülle von Einzelunternehmungen und eine in fo starken Pro- gressionen gesteigerte Erweiterung der bestehenden geschaffen, daß die erzielten Produktionsmengen den vorhandenen Bedarf er- bebli® übersteigen. Der inländishe Konsum aber nimmt bei Weitem niht in dem Maße zu, in welhem die Pro- duktion gesteigert wird. Deutschland wird deshalb von Jahr zu Jahr mehr zur Theilnahme an dem Welthandel gedrängt und ist vor allen Dingen gezwungen, an die Erweiterung seines Ausfuhr-

ndels zu denken. Die Ausfuhrmenge betrug im Jahre 1880 164 012 107 D.-Ctr., im Jahre 1881 166 722 489 D.-Ctr. und im Jahre 1882 172089 560 D.-Ctr.; der Ueberschuß der Ausfubr über die Einfuhr aber 1889 22 301 754 D.-Ctr., 1881 18 239 591 D.-Ctr. und 1882 19 090 460 D.-Ctr. j / :

Unter dankenswerther Förderung der Regierung hat die deutsce Industrie und der Handel ih auch vielfa in dem in Rede stehenden

ahre erfolgreich um die Erweiterung des Exports bemüht. Neue Absatzgebiete sind im fernsten Auslande gesuht und theilweise auch gefunden worden. _ Die „Baugewerks-Zeitung“ sagt am Sclufse einer Erörterung der Frage, was eine soziale Reformpartei zur Zeit anzustreben habe: s : \

ir erachten es als selbstverständlib, daß bei der Förderung der heimischen Arbeit auch die der Landwirthschaft inbegriffen ift, R sie demnach vor der übergroßen Konkurrenz fremden Raubbaues geshüßt wird. Die Phrase der Vertheuerung des Brodes des armen

i

Mannes hat, nade fast allgetnein zugegeben werdén muß, daß durbschnittlich nur den kleineren Theil des Zolls der Konsument zu tragen hat, feine wesentlihe Zugkraft.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 23. Inhalt: Aktenfstücke und Aufsäße: Der Entwurf eines Vertrages zum L der unterseeishen Telegraphenkabel. Fwendungen für das Poît- musfeum. Die Post- und Telegraphen-Verwaltung von Neu-Süd- Wales im Jahre 1882, Weltmeridian und Weltzeit. Kleine Mittheilungen: Postsparkassenverkehr zwisden Belgien und Nieder- land. Einführung eines abgekürzten Rüczahlungsverfahrens und des Checkverkehrs bei den gosisparlosen in Oesterreich. Die Fortschritte der deutsben Lebensversiberungs-Anstalten im Jahre 1882. Elektrishe Gcubenbahn. Literatur des Verkehrswesens : Kritishe Vergleichung der elektrishen Kraftübertragung mit den ge- bräublichsten mecbanischen Uebertragungssystemen von A. Beringer, Regierungs-Maschinenbauführer. Gekrönte Preisshrift. Berl in 1883, bei Julius Spcinger. Zeitschriftenüberschau.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

_Leipzig, 27. Dezember. (W. T. B.) Der Professor der Geschichte, von Noorden, ift in der vergangenen Naht nach längerer Krankheit, 50 Jahre alt, gestorben.

Gewerbe und Handek. _ Der Cours für die hier zahlbaren österreihischen Silber - Coupons ift auf 168,50 A für 100 Fl. öfterr. Silber erhöht worden. Bradford, 24. Dezember. (W. T. B.) Wolle fest, aber ruhig, Garne fest, Stoffe nominell.

St. Petersburg, 24. Dezember. (W. T. B.) In Frkutsk wurde die dritte Karawane mit 250 Pud Gold nah St. Peters- burg abgefertigt.

St. Petersburg, 26. Dezember. (W. T. B.) Haute hat in

der Reichsbank die Vernichtung von dreißig Millionen temporär emittirter Kreditbillets stattgefunden. _ Helsingfors, 20. Dezember. Na amtlicher Bekannimachung ist in der Konkurssache der Firma Kyrkstads ângsäâg- verksaktiebolag hier der Prüfungstermin auf den 3. März 1884 vm 11 Uhr Morgens und in der Konkurssache der Firma Helsingfors Sandyviksaktiebolag hier der Prüfungêtermin auf den 5. März 1884 um 11 Uhr Morgens im Rathhausgericht zu Helsingfors festgeseßt worden.

New-York, 26. Dezember. (W.T B.) Der Werth der in der verganaenen Woche hiec ausgeführten Produkte betrug

8 241 000 Dollars. Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 26. Dezember. (W. T. B.) Von den Dampfer des Norddeu'tshen Lloyd is „Fulda“ am 23. d. M, früh 1 Uhr in New-York, „Main“ heute Vormittag 8 Uhr in Southampton, und „General Werder“ Vormittag 8 Uhr in New-York eingetroffen.

Hamburg, 25. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Westfalia“ der Hamburg- Amerikanischen Packetfahrt- Aktiengesellscchaf\t ist, von New-York kommend, heute früh auf

der Elbe angekommen.

Hamburg, 27. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg-Amerikanishen Packetfahrt- T l gdRGIE Aa ist gestern Ubend 10 Uhr in New-York ein- getroffen.

Triest, 24. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Espero“ ist mit der ostindish-cinesishen Ueberlandpost aus Alexandrien heute früh hier eingetroffen.

New-York, 26. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer „Queen“ von der National-Damvfschiffs-Compagnie (C. Messinasche Linie) ist hier eingetroffen.

New-York, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer „Helvetia“ von dec National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier cingetroffen.

Berlin, 27, Dezember 1883.

Die am ersten Weihnachtsfeiertage im Opernhchu se veranstal- tete Matinée des engagirten Königlichen Opern-Chor- Personals war von der Direktion, den Hrrn. Direktor von Strany, Kapellmeister Kahl und Chordirektor Gräfen cbenso ansprechend arrangirt worden, wie sie, was \{chon die Namen der mitwirkenden Künstler verbürgten, meisterhaft ausgeführt wurde. Die Einleitung bildete Beethovens unsterblihes Lied „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“, mit inniger Empfindung von dem männlichen Opern- cor unter Begleitung von Posaunen, Hörnern und Trompeten vor- getragen; das Solo sang Hr. Krolop mit ergreifender Wirkung. Es folgte ein von dem Königlihen Kammermusikus F. Struß kompo- nirtes und ausgeführtes Andante und Finale aus einem Violin- Concert, in welhem der Künstler sid als gleihbegabt auf beiden Gebieten seiner Kunst zeigte. In Gesangsftücken und Deklamation wechselten dann die Herren Rothmühl, Krolop und Bez mit den Damen Fel, Meyer und Beeth ab. Den Schluß und Glanzpunkt bildete das „Versprechen hinterm Heerd“, in welchem Fr. Lucca die Partie der Nandl übernommen hatte, aus der die geniale Künstlerin eine wirkliche Nandl zu gestalten wußte. Jhr entzückend vorgetragenes Lied „Därf ih's Büaberl liab’n?" wurde stürmisch da capo verlangt und freundlich# wiederholt. Die übrigen Mitwirkenden im Stück, die Herren Siegrist und Link, namentli aber Hr. Vollmer, wußten ihre Partien auch neben ciner so ausgezeihneten Nandl zur Geltunz zu bringen. Allen, welche zu dem Kunstgenuß, den die Matinée bot, zum Theil noch über das Programm hinaus durch Zugaben beigetragen hatten, wurde der wohlverdiente Beifall reiblih gespendet, am reih- lichsten der Fr. Lucca, die nicht weniger als sieben Mal gerufen wurde. Se. Majestät der Ka iser, Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz und Jbre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria beehrten die Matirée mit Ihrer Gegenwart.

Die am Sonnabend im Deutschen Theater zur erstmaligen Aufführung gange Lustspiel-Neuheit von Oscar Blumenthal hat den ziemlich gesucbten und geheimnißvollen Titel „Der Probepfeil*. Eigentlich sollte sie benannt sein: „Der entlarvte Pianist“, denn die Figur eines solchen bildet im wahrsten Sinne den Angelpunkt des Gonzen, und nur um eines roch nicht einmal besonders geistreichen Einfalls Willen hat der Verfasser eine andere Wahl getroffen. Er hat nämlich die tiefsinnige Beobahtung gemact, daß es außer der ersten Liebe noch eine allererste Liebe gebe (die sonst sogenannte Schülerliebe, die uns u. A. Göthe in „Wahrheit und Dichtung“ \childert, wäre na diefer Theorie dann wohl die allerallererfte ?). Amor, der kleine Schalk, habe nämlich die tückishe Gewohnheit, auf das jugendliche Herz einen Probepfeil abzusnellen, der zwar keine Widerhaken habe und nicht in der Wunde stecken bleibe, sondern wieder herausfalle, aber mit seinem Gift den Getroffenen beraushe und das Opfer, wenn man niht bei Zeiten Gegenmittel anwende, durch Irreführung in der Wahl zeitlebens unglücklich machen könne. Der Ge- danke erscheint auf den ersten Blîick unbändig geistreih, als ob er das Thema für die \s{charfe Dialektik eines mittelalterlichen Liebes- hofes bilden fönnte. Genauer besehen und in Beziehung zu dem Ver- lauf des Stücks betrachtet aber s{chrumpft er doch zu herzlicher Unbe- deutendbeit zusammen, weil ihm de E fehlt; denn diefer Probe- pfeil muß denn doch ganz ebenso gefährlih seia wie die ernstlich ge- meinten Geschosse des Götterknaben , sonst bedürfte es ja wahrbaftig niht eines fo crbitterten Intriguenkampfes und eines so massiven, selbst ein chmutiges Kriminalverbrehen herbeizerrenden Apparats, wie er im 3. Akt aufgefahren wird, um die Heilung zu ermöglichen. Sehen wir uns jedoch das Lustspiel selbst an. Die beiden Opfer, welche si der vershmitte Eros zum Ziel gewählt hat, um auf fie

Baróï Leopold von der Eggè; in Folge dessen verliebt si die junge Dame in ihren Klavierlehrer, den Pianisten Bogumil Krasinsky, der junge Baron aber in eine bereits angejahrte intrigante Coquette, Hortense von Walnack. Die leßtere Neigung ift eigentlich mehr eine künstlib arrangirte, wele der ältere Baron Egge einfädelt, um den Neffen von seinen burschikosen Manieren zu entwöhnen und ihm praktische Lektionen in der Kunst des Umgangs mit Damen ertheilen zu lassen. Die andere Liebesaffaire aber droht einen ganz ernstgemeinten Ver- lauf zu nehmen, denn der {wärmerische Pole mit dem \chönen Künstlerkopf ift ein gefährlicher Herzensdieb, dem die kleine Comtesse ebensowenig widerstehen kann wie alle anderen Damen. Und man kann ihr das eigentlid gar nicht verdenken; ift er doch die einzige wirklid interessante Persönlicbkeit, alle anderen aber mehr oder weniger s{ablonenhafte Salonfiguren, und die Sympathien, die er in der Gesellschaft genießt, gewinnt er denn auch schnell beim Publikum, zumal wenn die Rolle fo vollendet dargestellt wird, wie sie Hr. Friedmann giebt. Selbst den stark ausgeprägten Künstlerstolz muß man ihm als charakteristis&e Cigenthümlichkeit vergeben. Kurz, die Figur gestaltet fich eher anziebend als abstoßend, aber ganz im Gegensaß zu den Absichten des Verfassers; denn diesem gefällt es, im weiteren Ver- [auf aus dem harmlosen Künstler einen Hotstapler der gemeinsten Sorte zu machen, und zwar durch cin Verbrechen, das er in weite Ferne und Vergangenheit verleat und erst mühsamst auskuntschaften läßt. Darin liegt eine große Scbwäcbe, die das Stück in der Ent- larvungéscene, welche fich om Scbluß des dritten Akts auf einer Soirée abspielt, hart an die Klippe der Lächerlichkeit führt. Einmal ift dieses Motiv allzu gesucbt und romanhaft, und dann zeugt es weder von großem Verständniß für Musik noch für das eigentliwe musi- kalishe Bedürfniß des Salons, wenn der Verfasser annimmt, daß der Zauber, den sein Pianist ausübt, auf den Paar aus einem fremden Manuskript gestohlenen Gedanken beruhen foll. Es muß doch auch in der That noch etwas Anderes sein, was die Damen der Gesellschaft dermaßen berückt, daß sie sch dem Künstler geradezu an den Hals werfen, und es hat beinahe den Arschein, als ob der Verfasser den ganzen Stand um diese persönlichen gesellschaft- lihen Erfolge beneidet und si an diesen „Salon-Zigeunern“, diesen „NRattenfängern“ dur ein dramatisches Epigramm habe rächen wollen. Bis zur JIdiosynkcasie wagnerfeindlich sind ja auch noch Andere; die Feindschaft gegen Alles, was mit dem Klavier in Be- ziehung stebt, ift eine besondere Spezialität. Die Pianisten kommen denn au im Allgemeinen in dem Stück sehr {lecht weg; außer mit den argeführten Titulaturen hören wir sie noch verächtliher Weise bezeibnen als Musikanten, Tastenwüthriche, Klaviertiger 2c. Solche Ausdrücke lassen aber doc gar zu sehr die persönlichen, um nicht zu fagen philisterhaften Antipathien gegen cinen Stand hindurchblicken, dem unleugbar so manches Genie angehört, während andererseits selbft die Erwähnung des „wohltemperirten Klaviers“ von Bach nit von wirklihem musikaliswem Verständniß überzeugen können. Ob die, wie {on bemerkt, eigentlih sehr sympathisch ausgestattete Wiedergabe des Krasinsky durch Hcn. Friedmann, der auch den pre Dialekt vorzüglich nachahmte, den Intentionen des Ver- afsers entsprohen hat, lassen wir dahingestellt. Auch Frl. Haverlandt hatte eigentli mit der Uebernahme der Rolle der Ba- ronin Walnack fkeine ihrem Charakter adäquate Wahl ge- troffen. Ihrem ganzen Naturell, ihrem offenen Gesicht, ihrem wohllautenden, der Verstelung unzugängliwen Organ fagt die hcuchleris{e Intrigantin mit der zweifelhaften Vergangenheit wenig zu. Daß dieselbe obenein besonders fein gezeihnet wäre, kann man auch nicht behaupten, denn das ihr zugemuthete Motiv der an

zwei Verehrer gerichteten, gleihlautenden Verse ist nicht nuc ver-

braucht, sondern auch ziemlich plumpy und die Scene mit ihrem

früheren Verehrer, einem immer durstigen und verliebten Rittmeister

a. D,, der sie todt geglaubt und nun lebendig wiederfindet, geradezu possen-

hast, außerdem aber unwahrscheinlich, da Beide der vornehmen GeseUschaft

angehören und sich nit wohl so lange Zeit vor einander verbergen konnten.

Der Rittmei®*er ist übrigens fast abstoßend cynisch charakterisirt,

der entsetzlihe Fluch aber, den die abgewiesene Coquette \{licßlich

über das junge verlobte Paar auéstößt denn es braucht wohl

faum auédrüdcklich bemerkt zu werden, daß infolge der Be-

mühung und List, welhe der erfahrungéreibe alte Baron

anwendet, das von Amor angeridtete Unheil beseitigt und endlich

die beiden jungen Leute glücklich vereinigt werden

berührt ebenso peinli& wie die Enthüllungen über das Vorleben

des Polen. Einer wirklich feinen Dame der vornehmen Welt folchen

Mangel! an Delikatesse, solhe Niedrigkeit der Gesinnung zuzumuthen,

zeugt ebensowenig von tieferer Welt- und Herzenztkenntniß wie die

hot unwahrscheinlihe Scene, in welcher es dem älteren Baron

gelingt, die untröstlihe Comtesse mit _bvenigen väterlichen Worten von ihrem Argwohn zu befreien und sie davon zu überzeugen, daß jeßt sie allein in dem Herzen

herrsche, welches die Abenteurerin noch vor Kurzem ganz besessen hatte. Den noch immer lebensfrohen älteren Baron von der Egge gestaltete übrigens Hr. Förster zu etner außerordentlich liebenswürdigen, be- haglihen und vornehmen Figur und brate au in den Auftritten mit Fr. v. Walnack den spitigen, feuilletonistisch geistreihelnden Dialog zu gunstiger Wirkung. Der Gestalt des Riitmeisters, welche ohnehin \hon allzu possirlich carakterifirt ist, hätte Hr. Engels wobl eine etwas \trammere Haltung geben können. Das Liebes- pärchen, Beate und Hellmuth, wurde von Frl. Sorma und Hrn. Hellmuth vortreflich und mit jugendlihem Feuer dargestellt. Das zahlreiche übrige Personal des Stücks wirkte im Einzel- wie im Zusammenspiel ungezwungen und flott. Das Publikum citirte den Berfasser hon nach dem ersten Akt, der doch kaum die magere Exrposition gebracht hatte, vor die Gardine, was den ohnehin stark gesunkenen Werth dieser früher so seltenen Ovation nur noch mehr herabzudrücken geeignet ist; denn, mag man bei einem Diner den ersten Gang des Menus loben und diesem Beifall Ausdruck geben; bei cinem vieraktigen Lustspiel sollte man doch das Ende abwarten, ehe man den Verfasser hervorklatscht, wenn man nicht von vornherein Mangel an Kompetenz bekunden will. Sollen wir aber ein Endurtheil abgeben, so kann es nur dahin lau- ten, daß der Verfasser in dem „Probepfeil“ zwar kein feines Lustspiel von irgendwelchem bleibenden literarishen Werth, aber ein ganz amü- fantes Stück geliefert hat, das, wenn man die gerügten Schwächen mit in den Kauf nehmen will, Manchem einen unterhaltenden Abend

verschaffen wird. E

Neues Friedrich-Wilhelmstädtishes Theater. Ausverkauft! so bicß die Parole der Feiertage. Der Zauberer, der das hervorgebracht, heißt „Dr. Piccolo“, welcher jeßt allabendlih den reihsicn Beifall des animirten Publikums einheimit. Krolls Theater. Wie in jedem früheren Jahre so war au diesmal während der Festtage der weihnachtlibe Zuzug ein fo massenhafter, daß Groß und Klein selbst während der Vorstellung au die Nebensäle okkupirte und mit freudigstem Interesse die alten und neuen Wunder der Auétstellung musterte. Im Königsaal wollte gegenüber den Reizen des Weihnachtsmärchens, den s{hönen Ballets und der kleinen Geigerin der Beifall kein Ende nehmen. Am Freitag, den 4. Januar 1884, Abends 75 Uhr, findet im Saale der Sing-Akademie das 6. Abonnements-Concert der KöniglihenAkademie der Künste unter Mitwirkung des Concert- meisters Petri von dér Leipziger Gewa: dhaus-Kapelle und unter Direktion des Kapellmeisters Professor Joachim statt. Zum Vortrag gelangen : 1) Beethoven, Ouverture. 2) Spohr, Concert (Nr. 9), Hr. Petri. 3) Brahms, Sinfonie (Nr. 3, F-dur), 4) Cherubini, Ouverture. Billets sind in der Sing-Akademie zu haben.

Der nächste Quartettabend (I. des zweiten Cyclus) der Hrrn. Foachim, de Ahna, Wirth und Hausmann findet am Sonn- tag, den 30. d., Abends 7 i Uhr, im Saale der Sing-Akademie statt. Auf dem Programm stehen 1) Beethoven, Quartett in B-durx, Op. 18, 2) von Herzogenberg, Qartett in G-dur, 3) Schubert, Quintett in C-dur. Abonnements zu 18, 10, 50 und 5 #, sowie Tages

denk] Probepfeil zu vershießen, sind Comtesse Beate Donegg und

billets zu 5, 3 und 1,50 Æ sind in der Sing-Akademie zu haben.