Privatdozent Dr. Quante: Landwirtschaftlihe Kosten- und Ertragsanschläge, 1 stündig, Abshäßungslehre von Landgütern und Grundstücken, 2stündig.
Außerdem finden landwirtschaftliche, forstwirtschaftlihe, kultur- tehnishe 2c. Exkursionen in die nähere Cungebnno sowie in die benah- barten Provinzen und in das Ausland (Belgien, Holland, Eng- land) ftatt.
Die Aufnahmen neu eintretender Studierender be- innen am Sonnabend, den 15. Oktober, und finden bis einsließlich reitag, den 4. November 1904, statt. Später eintreffende Studierende
haben die Genehmigung zur nachträglichen Immatrikulation bei der Universität, unter Angabe der Gründe der verspäteten Meldung, \hriftlih bei dem Kurator der Universität nachzusuchen.
Die Vorlesungen für Landwirte und Kulturtehniker beginnen am Montag, den 24. Oktober, für Geodäten am Mon- tag, den 31. Oktober 1904. . :
An der Akademie werden sowohl Landwirte wie Kultur- techniker und Geodäten (Landmesser) ausgebildet. Die Land- wirte fönnen nah zweijährigem Studium eine Abgangsprüfung ablegen, welche sie zu Lehrer- bezw. Direktorstellen an landwirtschaft- lichen Wintershulen und Ackerbauschulen befähigt; die mit Maturitäts- zeugnis versehenen Landwirte werden nach dreijährigem Studium zur Staatsprüfung für Lehrer der Landwirtschaft an Landwirtschafts\hulen zugelassen. Außerdem fann die „wissen- schaftliche Prüfung für Tierzuchtinspektoren“ abgelegt werden. — Für Landmesser besteht an der Akademie eine Königliche Land- messerprüfungskommission. Die Prüfung für Landme]sser ist für alle, die si diesem Berufe widmen wollen, obligatorisch und fann nach zweijährigem Studium abgelegt werden. — Mit der Prüfung für Landmesser ist diejenige für Kulturtechniker verbunden ; leßtere kann aber auch getrennt von der ersteren stattfinden.
Die an der Akademie aufgenommenen Studierenden werden bei der Universität Bonn immatrikuliert und genießen alle Nechte von Universitätsstudenten. : i
Neu eintretende Studierende haben bei der Meldung zur Auf- nahme außer den Nachweisen über Schul- und Berufsvorbildung ein Sittenzeugnis von der Polizeibehörde ihres leßten Aufenthalts- ortes beizubringen, Minderjährige außerdem eine Einwilligungs- erflärung des Vaters oder des Vormundes. Kommen die Stu- dierenden unmittelbar von einer anderen Hochschule, so ist das Ab- gangszeugnis von dieser vorzulegen und ein besonderes Sittenzeugnts nicht erforderlih. | S )
Ein Internat ist mit der Akademie nicht verbunden. Die Aka- demiker wohnen in E in Bonn oder Poppelsdorf. Wohnungen mit und ohne Beköstigung, den verschiedensten Wünschen und Anforderungen entsprechend, sind in ausreichender Zahl vorhanden.
Die Miete für ein Zimmer beträgt monatlih etwa 20 #4, mit Beköstigung 60 # und darüber. Mittagstish im Restaurant kostet 60 A und mehr. Die Kosten für den gesamten Unterhalt eines Studierenden stellen fich bei mittleren Ansprüchen etwa auf 100 bis 120 M monatli, also im Jahr (für 8 Studienmonate) auf rund 800 bis 1000 MÆ (ohne Studienhonorar).
Das Studienhonorar beträgt 120 # für jedes Halbjahr und muß im Anfange des Semesters entrichtet werden. Bei nachgewiesener Bedürftigkeit und Würdigkeit kann das Donorar — innerhalb der zulässigen N von Freistellen — ganz oder teilweise zurüdckerstattet werden. Äuch werden an einzelne, durch Fleiß und Wohlverhalten fih auszeichnende bedürftige Studierende seitens des Ministeriums (in der Negel mit Honorarfreiheit verbundene) Stipendien gewährt.
Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter- zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu erteilen. rospekte und Stundenpläne versendet das Sekretariat der fademie auf Ansuchen kostenfrei.
Bonn-Poppelsdorf, im Juli 1901.
Der Direktor der Königlichen Landwirtschaftlihen Akademie.
Dr. Freiherr von der Golß, : j Geheimer Regierungsrat und o. ö. Professor an der Universität Bonn.
Personalveränderunugen.
Königlich Preufische Armee.
Offiziere, Fähnriche 2c. Ernennungen, Beförde- rungen und Deren Im aktiven Heere. Dront- beim, an Bord S Fat „Hohenzollern“, 283. . Juli. Gr. v. Soden, Hauptm. und Komp. Chef im 1. Seebat., aus der Marine ausgeschieden und unter Ernennung zum diensttuenden Flügel- adjutanten Seiner Majestät des Kaisers und Königs in der Armee angestellt. j
Molde, an Bord S. M. Iaht „Hohenzollern“, 1. August. Frhr. v. Hammer stein-Loxten, Gen. der Inf. z- D., unter Be- laffung à la suite des Königin Augufta Gardegren. Regts. Nr. 4, von der Stellung als Chef der Landgendarmerie enthoben und zum Gouverneur des Invalidenhauses in Berlin, v Hennigs, Gen. L. und Inspekteur der 2. Kav. Insp, mit der geleßlihen Pension zur Disp. gestellt und gleichzeitig zum Chef der Lanrdgendarmerie, — er- nannt. v. Tresckow, Gen. Major und Kommandeur der 7. Kav. Brig., mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs der 2. Kav. Insp, Schotten, Oberst und Kommandeur des 2, Rhein. Huf. Regts. Nr. 9, mit der Führung der 7. Kav. Brig., — beauftragt. Gr. v. Schlieffen, Major im Generalstabe des XVIIL. Armee- forps, zum Kommandeur dzs 2. Rhein. Hus. Regts. Nr. 9 ernannt. Pohlman, Major im Großen Generalftabe, zur Vertretung des erkrankten Generalstabsoffiziers zum Gouv-rnement Mainz kom- mandiert. v. Protzen, Lt. im Ulan. Regt. von Katler (Sthlef.) Nr. 2, in das Ulan. Regt. Graf Haeseler (2. Brandenburg.) Nr. 11 verseßt.
Nahweijung der beim Sanitätskorps im Monat Juni 1904 eingetretenen Neränderungen. Durch Ver-
fügung des Generalstabs8arztes der Armee. Mit Wahre |
nehmung offener Assistenzarz;tstellen sind beauftragt worden:
4. Juni. Loebel, einjährig-freiwilliger Arzt beim 1. Kurbeff. Feldart. Regt. Nr. 11, unter Bersezung zum 1. Oberelsäfs. Inf. Regt. Nr. 167, E
11. Juni. Dr. Pankow, einjährig- freiwilliger Arzt beim Kombinierten Jägerregt. zu Pferde, unter Verseßung zum Füs. Regt. von Steinmez (Westpreuß.) Nr. 37, — diese Beiden unter gleih- zeitiger Ernennung zu Unterärzten des Fricdenéstandes.
Kaiserliche Marine. Merok, an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern“, 27. Juli. v. Barsewisch, Major, Kommandeur des 1. Seebats., zum Oberstlt. mit einem Patent vom 20. Juli d. I., Hedicke, Pachten, Lts. vom L Seel, zu Oberlts. mit einem Patent vom gleihen Tage, — befördert.
Abgereift:
Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Landwirtshaft, Domänen und Forsten von Podbielski, nach Schleswig-Holstein ;
Seine Exzellenz der Präsident des Reichsmilitärgerichts, General der Kavallerie von Massow, mit Urlaub nah Pommern.
Nichtamfkliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 9. August.
Seine Majestät der Kaiser und König heute auf See den Vortrag der Chefs des Militär- Marinekabinetts entgegen.
die Kaiserin und Königin haben Rixdorf und der
agdeburg das ßen Bande Allergnädigst
JFhre Majestät / ,
der Frau Oberstabsarzt Dr. Tiburtius zu
rau Johanna Brunner, geb. Led
rauen-Verdienstkreuz am wei zu verleihen geruht.
Der Präsident der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin, Oberregierungsrat Kranold
Geheime * C j Dienstgeschäfte wieder
Urlaub zurückgekehrt “und hat die übernommen.
Der Präsident des Kaiserlihen Aufsichtsamis für Privat- versicherung Gruner ist vom Urlaub zurügekehrt.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. J. „Hohen- amburg“ und S. M. Torpedo- ust von Bergen nach der Aal- See gegangen. i
4. August in Tsching-
Vorwärts“ ist an demselben kommen und geht am 10. d. M.
zollern“, S. MS.: „H boot „Sleipner“ am 7. Au bäcker-Bucht (bei Skagen) in See
S. M. S. „Seeadler“ ijt am wantau eingetro
kanonenboot E am Yangtse ange
ch Jtschang ab
Jaguar“ ist am 6. August in Hankau ein-
Tage in Hankau von dort na S. M
; . S. „Thetis“ ist an demselben Tage von Tschifu nah Tschinwantau in See gegange S. M. S. „Tiger“ is gestern in Tst „Iltis“ geht am 10. d.
Í nagtau eingetroffen. S. M. S. M. von Futshau
nach Amoy in See.
| zur heutigen Nummer des „Reichs- taatsanzeigers“ wird eine Zusammenstellun chen Fruchtmärkten für den
n der Ersten Beilage
Berichte von deuts Juli 1904 veröffentlicht.
nen Bericht über die Sitzung des 8râäte vom 4. d. M beraten wurde, wird, wie „W. T. B inz Ludwig ifmaßnahmen
úIn dem gestern erschiene ) Finanzausschusses der Kammer der Ne ich in der der Staatsf berihtet, mitgeteilt," habe in längeren Ausführungen dargelegt, : Staatsbahnen deuten Binnenschiffahrtsverkehr, : vollständige Abgabenfreiheit wirke verkehrfördernd. - enburg und noch weiter durchgeführt, so sei Verkehrs ebenso wahrs{heinlich, wie daß Was die Donaufrage an- ih mit der Mainfrage. Wie zur Förderung eine Reibe von Staaten vereinigt habe, bezüglih des
Gn
beeinflußten besondens auf der Elbe und auf dem Rhein- Werde die Main-
preußischen
strom und der Elbe Kanalisation bis Ashaff dort eine Belebung des Frankfurt a. M. dad lange, so berühre fie sih der Donaudampfshiffahrt fi ) hnliher Weise Wasserstraßen geschehen.
gegeneinander
urch begünstigt werde.
und der westlichen miteinander Donaudampfshiffahrt einmal in Straubing geäußert; Um so mehr freue es thn,
einigen Jahren er habe damals wenig Zustimmung daß nunmehr Bayern und auch ddeutschen Donau: Dampfschiffahrts-Gesellschaft ent- Die sämtlichen anderen Donau-Dampfschiff- die ungarishe, die rumänische, bezögen bedeutende Subventionen von hen hätten bisber gar Gewährung einer
Preußen der Süd gegengefkommen feien. llshaften, die österreichische, die serbishe und die rusfische, ibren Staaten. Einzig und allein die deuts Subventionen folhen durch das Reich feine au den deutshen Gefellschaften
seinerzeit angeregt. Unterstüßung anderer Weise entgegen- ei ja auch eine Sache der Billigkeit und liege au Reichs, denn es sei wünshen3werter, daß man traßen zum Schwarzen Meere dur deutsche auf die man größeren Einfluß habe, bewerkstelligen man nur auf außerdeutshe Gesellschaften angewiesen fei. Er begrüße daher von Herzen diese Maßnahmen ü eit ausgedehnt würden. — nach den Darle Generaldebatte ü Fn der Spezialdebatte betonte zunächst der _ daß die Einführung der den rechtsrhetinishen Bahnen Bayerns un- der Perjonentarife in Bayern sei orortverfeh:8 herbeizuführen. hl die Einführung der vierten Wagenklafse. lagen“ erörterten die Neichsräte von Auer, der Präsident Graf Lerchenfeld die Frage bayerishen Sghienenwalzwerkes.
gekommen ; dies | im Interesse des ganzen den Verkehr auf den S Gesellschaften,
könne, als daß und wünsche, Es wird dann ungen Seiner König- Eisenbahn-
daß fie nach Möglich?
| etat geschlofsen wurde. / | Nerkehröminister von Frauendorser, vierten Wagerklasse auf zukömmlih sei, die Ermäßigun besser dur Auétbild Reichsrat Clemm emrfa Beim Etatsfkapitel „Bauan
Errichtung Königliche Hoheit aus, die staatlichen Werke m werden wie die Privatunterne s Die in Bayern bestehenden staatlichen Eis Rücksicht auf die in de now fortbetrieben. Die E Abgesehen von der
üßten unbedingt in gleiher Weise betrieben hmungen, sonst könnten sie nit rentieren. enwerke würden nur mit chäâftigten Arbeiter
n betreffenden Gegenden bef rrichtung staatlicher Werke habe große Schwierig- Arbeiter- und Kostenfrage, komme auch in Betracht, daß außerordentli schwer entsprechende Direktoren zu gewinnen oren würden Staatsbeamte sein. Nun könne man ftor eines folhen Werkes ebenfo bezahlen, | ehe, weil er ja sonst besser die bôhsten Beamten des Staats; allerdings brigen Staatsbeamten Rechte genießen. Der Minister von Frauen- etriebswerfstätten der bayerischen Fabrikanlagen darstellten, die unter der be- taatsbeamten rationell und rentabel arbeiteten. Bahnetat genehmigt.
Kammer der Neichsräte spra enfeld nochmals sein Bedauern über die ab dem Wunsche des Landes er- beider Kammern ermögliht werden. Podewils {loß si
sein würden. Die Direkt aber unmöglich den Dire t wie dies seitens der Privatindustrie ges{ gestellt sein würde als würde er die gleihe soziale Stellu haben und pragmatishe s dorfer wies darauf hin, daß die Bahnen ebenfalls große währten Leitung von Schließlih wurde der B
In der gestrigen Si der Präsident Graf Ler Differenzen zwishen den beiden Kammern aus und Auêdruck, es möge ein friedlihes und für das Woh \prießlihes Zusammenwirken Der Ministerpräsident Freiherr von
wie die übri
| dies jedo als nit richtig, Auf eine weitere Anfrage er
dauern des Präsidenten über die leßte Rede des Grafen
reysfing und
die gegenseitigen Angriffe der Kammern namens der Regierung an. Graf Preysing habe die Schuld an dem Zwischenfalle der Regie- rung beigemessen, weil sie über Mögliches und Unmögliches in end- losen Verhandlungen Rede und Antwort L und damit ein Fe n von Schwäche gegeben habe. Diesem Vorwurf müsse die e erung mit allem Nachdruck entgegentreten. Sie kenne ihre Pflichten und inte feine Kompetenzvershiebung zu Gunsten des Land- tags eintreten; fie beachte die Uns nah Wort und Sinn, kenne enau die durh die Interessen der Monarchie und die Wahrung der taat8autorität gezogenen Grenzen und könne daher eine S billige und opatteis®e olitif Beurteilung ihres Tuns verlangen. Die Regierung trete selbständig hervor und verfolge Un AnEg hre Ee Sie müsse aber für die Etatsverhandlungen ein friedliches invernehmen suchen. Die Politik sei nah dem Buche „Bismarck als Erzieher“ die Lehre vom Möglichen. Was darüber hinausgehe, sei Idealpolitik und Utopie. Die Regierung müsse niht nur ver- fostucgens ig, sondern auch zur Aufklärung und erteidigung ede und Antwort stehen, wenn sie auch eine mae Etatsberatun als mißlich empfinde. Ein Beamter follte als Abgeordneter au seine Beamtenpflilt berücksichtigen. Bei Differenzen zwischen Ministern und Abgeordneten werde er stets einen Ausgleich erstreben. Das sei keine ShwäGe, wohl aber werde die Berufsfreudigkeit der Beamten und au der Minister durch unbegründete Angriffe wie hier getrübt. Der . Vizepräsident von Auer warf dem Minister- Been hierauf vor, die Regierung sei bei der ersten eußerung des Unwillens der Ersten Kammer gegen die Kammer der Abgeordneten sofort mit einer Erklärung bei der Hand gewesen ; bei den gröblihsten Beleidigungen der Ersten Kammer dur Mitglieder der andern aber habe sie geschwiegen. Der Reichsrat Graf Prevsing bemerkte sodann, er könne keine Silbe seiner Rede zurücknehmen. Zahllose Zuschriften hätten bewiesen, daß Hunderttausende binter ihm ständen und feine Auffassung, dîe Regierung habe Shwäche gezeigt, teilten. Er boffe, daß die Regierung künftig zu verhindern wissen werde, daß Beamte sh geheime Sriftstücke vershafften, um fe zu Angriffen auf die Regierung zu benußen. Der inisterpräsident Freiherr von Podewils wies darauf den Vor- wurf des Vizepräsidenten von Auer zurück und erklärte, der Minister des Innern habe in der Kammer der Abgeordneten sofort gegen An- griffe auf die Kammer der Reichsräte Stellung genommen. Der be- treffende Passus seiner jeßt abgegebenen Erklärung sei die fast wörtlihe Wiederholung der Erklärung des Ministers des Jnnern in der andern Kammer gewesen. Hierauf trat das Haus in die Tagesordnung ein. Die Kammer der Abgeordneten genehmigte gestern das Finanzgeseß mit 131 gegen 13 Stimmen. Sodann wurde die jährlihe Gesamteinnahme der nächsten Finanzperiode auf 441 825 326 4 veranshlagt. Die nächste Sizung findet morgen zur Entgegennahme der Legen Beschlüsse der Kammer der Reichsräte statt. Den Land- tags\chluß wird Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent am Donnerstagvormittag, 11 Uhr, vollziehen.
Sachsen.
Seine Majestät der König beging Seinen Geburtstag gestern in Pillniß, wo Allerhöchstdemselben Vormittags 8 Uhr, wie das „Dresdner Journal“ meldet, im Schloßgarten von dem Hoboistenkorps des Königlichen 1. (Leib-) Grenadier- regiments Nr. 100, dem Hornistenkorps des Königlichen Schüßen- (Füsilier) Regiments Prinz Georg Nr. 108 und den Trompeterkorps des Königlichen Gardereiterregiments und des Königlichen 1. Feldartillerieregiments Nr. 12 eine Morgen- musik dargebraht wurde. Von 111/2 Uhr ab empfing Seine Majestät behufs Entgegennahme der Glückwünsche zu- nächst die Herren vom Dienst und daran anschließend den fommandierenden General des XIX. (2. Königl. Sächs.) Acmertorps, sodann die Staatsminister sowie je eine ordnung Rats und der Stadtverordneten, der katholi
Ab- ite Geistlihkeit und ferner den Generaladjutanten, General
Infanterie von Treitschke. Nachmittags 2 Uhr vereinigten sich die Mitglieder des Königlichen Hauses zur Tafel bei Seiner Majestät.
Deutsche Kolonien.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Okahandja in Deutsh-Südwestafrika ist der Reiter Wersich, geboren am 30. März 1883 in Großkirchen, Kreis Lüben, früher Leib- fürassier in Breslau, am 2. August und der Reiter Lands- mann, geboren am 5. April 1881 in Arnschwang, Kreis Cham in der Oberpfalz, früher im Feldartillerieregiment 33 zu Met, am 3. d. M. in Otjosondu an Typhus gestorben.
Großbritannien und Frland.
Der König hat gestern in Portsmouth, wie „W. T. B.“ mitteilt, die Kommandanten des deutschen und des fran- zösishen Kadettenshulschiffes, die sich jet in Ports- mouth befinden, empfangen.
Im Unterhause stellte gestern Gibson Bowles mehrere
| Anfragen, betreffend die Wegnahme des Dampfers „Malakfka*“,
und zwar besonders, weshalb die Regierung einer Prüfung der Ladung zugestimmt habe, die nit dur ein fompetentes Prisengeriht autorisiert gewesen sei. Der Premierminister Balfour erwiderte: der Einwand, der gegen die Wegnahme dcs Dampfers erhoben worden fei, berube durhaus auf der Annahme, daß Schiffe, die aus tem Sch{warzen Meere unter der Handelsflagge kämen, niht berechtigt seien, ih in Kreuzer zu verwandeln. Die englishe Regierung habe daher bei der russischen Regierung nacdrüdcklice Vorstellungen erhoben, und leßtere habe ein bereitwilliges Entgegenkommen gezeigt. Wichtig sei es für die englische Regierung gewesen, darauf ausmerksam zu maten, daß dies ein ganz neuer Fall“ sei, und daß seit den Pariser und Londoner Verträgen zum ersten Male ein derartiges Er- eignis vorgekommen sei. Wenn die von der russischen MNe- gierung ausgestellie Behauptung richtig sei, hätten die Russen das Ret gehabt, die „Malakka“ nach einem russishen Hafen und vor ein Prisengericht zu bringen. Wenn jedoch die en lische Nes gierung recht habe, gebz es feine Nechtfertigung für die eauahme des Schiffes. Der zweite Gesichtspunkt, den die Regierung ins Auge efaßt habe, sei der gewesea, zu verhindern, daß dieser neue Zwischen- fall eine Spannung zwischen beiden Ländern verursace. Ein solcher Zu- stand der Spannung hätte sich nach sciner 20e sehr leit weiter ent- widckeln fönnen. Das tatsächlich getroffene Arrangement bezüglich der f aaltairage habe ven Charafter eines Kompromisses, Die russische Regierung habe ihre Absicht aufgegeben, die „Malakka“ nach einem russi- {en Ha en vor ein Prisengeriht zur Prúfung zu bringen, und auf der anderen Seite hake England zugestimmt, das die „Malakfa“ nah einem neutralen Hafen gebracht und na rein formeller Prüfung un-
* verzüglih freigelassen werten solle, Cs sei auch vereinbart worten, ! daß die beiden Schiffe dec Freiwilligen Flotte nicht länger als Kreuzer ggieren sollten. Die wesentlichen Punkte der englishen Forderung
seien seiner Ansicht na zugestanden worden. Er empfinde nicht das eringste Bedauern, daß die englise Regierung ihr Möglichstes getan abe, um der russishen Regierung entgegenzukommen, die i rerseiis in
dieser Angelegenew nichts Angerest habe, was nicht einen gangbaren Weg bedeute. Gibson Bowles gab seiner Zufriedenheit über diese Ant- wort des Premierministers Ausdruck, erklärte aber, es seine, als ob das Recht zur Wegnahme des Schiffes dur die Gestattung der Ferie fung zugegeben worden sei; der Premierminister Balfour 4 wee rte der
Le neiermigeee Balfour, daß eine offizielle Mitteilung ber die angeblihe Zurückhaltung der Papiere der „Malakka
der Regierung nicht zugegangen sei, Gibson Bowles
richtete darauf an die Regierung eine Anfrage über den Fall des „Knight Commander*. Der Premierminister Balfour erwiderte, es bestehe kein Zweifel, daß das Schiff g Veranlassun elder Offiziere in den Grund gebohrt worden sei, weil es sebr schwierig gewesen sein würde, das Schiff nah einem Hafen zu bringen, und weil es nach Ansicht der russischen Offiziere zweifellos Kriegs- fonterbande an Bord gehabt habe. Der Premierminister fuhr dann fort: „Wir halten an unserer Ansicht fest, daß diese Umstände, ob“ wahr oder nit, keine hinreichende Rechtfertigung für die Versenkung eines neutralen Schiffes bieten. Wir haben unsere Stellung in dieser Frage nicht im geringsten Grade ausgegeben. Auf eine andere Anfrage erklärte der Präsident des Handelsamts Gerald Balfour, die Ausfuhr an Schiffskohle habe während der ersten sieben Monate dieses Jahres nah Rußland 1381 000 und nah Japan 87 000 t betragen. Auf eine Anfrage erklärte der Unterstaatssekretär des Autwärtigen Earl Percy, es sei zwishen England und Deutschland kein Vertrag über die Aegypten betreffenden Artikel des english-französishen Abkommens abgeschlossen worden. Deutschland. Oesterreich-Ungarn und Italien hätten aber niht nur wie Rußland dem Khedivialerlaß zugestimmt, sondern si auch ver- pflichtet, das Vorgehen Englands in Aegypten nicht durh das Ver- langen nach Festseßung einer Frist für die englishe Okkupation Aegyptens oder in irgend einer anderen Weise zu behindern. Diese Mächte hätten auch ihre Zustimmung dazu gegeben, daß die Ausführung des E Sayes der S8 1 und 2 des Artikels 8 des Vertrags vom 29. Oktobec 18883 unterbleiben solle. Anderseits habe die englishe Regierung diesen Mächten die Versicherung gegeben, daf sie ihrem Handel die Behandlung der meistbegünstigten Nationen auf 30 Jahre verbürge, und daß sie die Rechte respektieren werde, die sie auf Grund von Verträgen, Konventionen und Gewohnheitsreht enössen. Ferner sollten die Schulen der erwähnten Mächte dieselbe reiheit wie in der Vergangenheit fortdauernd haben und die Beamten dieser Nationalitäten, die gegenwärtig in ägyptischen Diensten ständen, nicht Bedingungen unterworfen werden, die weniger vorteilhaft seien a L die sih auf englishe Beamte in denselben Diensten eziehen. '
Die Londoner Blätter veröffentlihen ein Schreiben des Marquis of Lansdowne an einen englischen Parlamentarier. Darin heißt es, - daß die englische Re- gens keine Bestätigung des Gerüchts erhalten habe, daß 9000 Armenier in den Distrikten Mush und Sassun er- mordet worden seien. Es sei für die englischen Konsuln [me gewesen, die wirklihen Verluste an Menschenleben festzustellen, aber aus ihren Berichten gehe hervor, daß die gemeldete Zahl stark übertrieben sei.
Frankreich.
Nach dem nunmehr. vorliegenden Gesamtergebnis der Generalratswahlen haben, wie „W. T. B.“ meldet, die Ministeriellen 109 Siße gewonnen. Jm ganzen wurden 883 Ministerielle gewählt.
Türkei.
Aus Konstantinopel meldet das Wiener „Telegr.- Korr.-Bureau“, die Pforte bereite eine Antwort auf die Er- flärung der Ententebotschaften, betreffend die Ver- mehrung der Gendarmerieoffiziere, vor, worin diese für unnötig erklärt werde.
Bulgarien.
Nach einer Meldung des Wiener „Telegraphen-Korrespon- denz-Bureaus“ aus Sofia vom gestrigen Tage sind die nage e Flüchtlinge fast sämtlih heimgekehrt.
Flüchtlinge aus dem ilajet Adrianopel, die in Bulgarien gepachtete Felder angebaut haben, warten die Ernte ab, um dann ebenfalls in die Heimat zurückzukehren. Nachdem aber die von der Pforte zur Rückkehr bewilligte Frist am 7. d. M. abgelaufen ist, hat Bulgarien Schritte unternommen, um von der türkishen Regierung eine Verlängerung der Frist zu erlangen.
Amerika.
Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Washington vom gestrigen Tage gemeldet: wie jeyt bekannt werde, besage die Erklärung über die Rechte der neutralen Nationen während des ostasiatishen Krieges, die der Staatssekretär Ha: am 10. Juni in einer Zirkulardepeshe an die ameri- fanischen Botschafter in Europa gegeben habe, im wesentlichen olgendes:
Würde man im Prinzip zugestehen, daß Kohle, anderes Feuerungs- material und Rohbaumwolle durhaus Konterbande seien, so könne dies {ließlih dazu führen, daß die Neutralen überhaupt keine Artikel mehr, die am Ende für militärische Zwecke dienstbar gemacht werden könnten, an Leute in kriegführenden Staaten verkaufen könnten. Eine solche Aus- dehnung des Prinzips, Kohle, anderes Feuerungsmaterial und Noh- baumwolle völlig als Konterbande zu behandeln bloß deshalb, weil sie von den Neutralen nah einem nichtblockierten Hafen der kriegführenden Parteien vershifft worden seien, würde mit den billigen, geseßmäßigen Rechten des neutralen Handels niht im Einklang stehen.
Der Staatssekretär Hay hat, demselben Bureau zufolge, dem türkischen Gesandten Schekib Bei gerade heraus erklärt, daß die Geduld der Regierung nahezu erschöpft sei.
Asien.
Ein Telegramm des Statthalters Alexejew aus Mukden vom 7. August an den Kaiser besagt dem „W. T. B.“ zufolge:
Der Kommandant des Geschwaders von Port Arthur meldet vom 7. d. M.: Die zur Beschießung der feindlichen Positionen aus- gelaufenen Kreuzer „Bajan“, „Askold“, „Pallada“, „ owik“ und die Kanonenboote wurden von den feindlihen Schiffen „Ts\schin Z:n“, „Jhukuschima", „Maßuschima“, „Tschijoda*, zwei Kreuzern zweiter lase und 30 Torpedobooten angegriffen. Ein 8 - zölliges Geshoß vom Kreuzer „Bajan“ explodierte am
eck der „Ihukuschima“, die aus_ der Schlahtordnung aus- heiden mußte, worauf alle feindlihen Schiffe wandten und ins ofene Meer zurückfuhren. Dabei stieß der Kreuzer „Tschijoda“ auf eine unserer Verteidigungsminen und wurde leck. Mit dem Borderteil tief im Wasser fuhr er in der Richtung auf Talienwan ab. Durch einen Schuß der Batteriz Nr. 22 wurde ein japanisches Kanonenboot ge- troffen. Am 27. Juli, als die Japaner einen allgemeinen Angriff zu Lande unternahmen, wurden zur Unterstüßung des rechten Flügels auf Bitten des Generals Stö ssel die _Schiffe „Bajan“, «Retwisan“, ,Pallada“, „Askold*, dieKanonenboote,Otwaschni*“, „Grem- jashts{i“ und „Giliak*, der Kreuzer „Nowik* und zwölf Torpedoboote ausgeshickt. Untec fortwährendem Schießen einiger -vorausfahrenden Schiffe gelangten sie nah Lungantan und beschossen von dort die japanischen Stellungen bis 3 Uhr. Bei der mit denselben Vorsichts- maßregeln unternommenen Rückfahrt auf die Reede explodierte eine Mine unter einem Baggershiff. Der Kontreadmiral Withöf t hat am 30. Juli bei Port Arthur 9 Panzerschiffe, 4 gepanjer e Kreuzer, 10 andere Kreuzer und 48 Torpedoboote des Feindes gezählt.
Aus Port Arthur in Tschifu ein etroffene russische und chinesishe Flüchtlinge, die einen Tei der dreitägigen Schlacht sahen, berichten, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge:
Die lat habe, je nah dem Terrain, 10 bezw. 15 erst von den inneren Forts entfernt stattgefunden. Die. Japaner seien damit beschäftigt, ihre Verschanzungen näher an die Festung heran P legen, der Widerstand der Russen beschränke sich darauf, die an den Schanzen
arbeitenden Japaner dur Artillerie zu beschießen. Ein Flüchtling, der dem Kampf am Wolfshügel beigewohnt hatte, erzählt, die dortige Stellung sei von 4000 Russen verteidigt gewesen, die auf die anstürmen- den Japaner Felsblôcke hinabgerollt und dadur eine verheerendere Wirkung ausgeübt hätten, als dur ihr Gewehrfeuer. Auch seien durch geshickt gelegte und zur Explosion gebrachte Minen Felsstücke ein bis zwei Werst weit geshleudert worden. Durch solche Minen seien zwei gpauile S{hwadronen aufgerieben worden. Die Flüchtlinge be- tätigen, daß die Verluste der Japaner bei den leyten Kämpfen sehr \chwere gewesen seien; das Gelände unterhalb des Wolfshügels sei mit Leichen bedeckt gewesen. — Zwei französishe Kriegsberichterstatter, die versuhten, auf Dschunken nah Port Arthur zu gan en, erzählen, sie hâtten vor der Hafeneinfahrt 24 apanie Kriegsschiffe gesehen, die dort eine halbmondförmige Aufstellung genommen hätten.
Wie der „Russischen Telegraphen-Agentur“ aus Liaujang gemeldet wird, waren die Gründe für den leßten Rückzug der Russen folgende :
Die Abteilung des Generals Sasfulitsch zog si unter Zurüdklassung ihrer Nahhut auf den Höhen bei Kongulin auf die Hauptstellungen zurück. Die Truppen hielten bis zum Abend stand, maten mehrere Male Gegenangriffe und warfen den Feind zurück. Am Abend kam die ung daß die Abteilung des Generals Kaschtalinsky dur zwei Divisionen der Japaner zum Rückzug gezwungen worden set, wodurch der linke Flügel des Korps Sa s\sulit\ch sich ohne Deckung befunden habe. Da man nun eine Umgehung durch den Feind e habe, sei auf der ganzen Linie der Befehl zum Rückzug gegeben worden. Die Japaner hätten nicht angenommen, daß wir uns zurückzögen, und den ganzen Tag über die Beschießung auf die von uns verlassenen Stellungen fortgeseßt. Erst bei Anbruh der Nacht rüdckten sie vor und beseßten die Stellungen, als unsere Truppen sich bereits hinter Haitschen g befanden. Ein Dagestan-Reiterregiment zeichnete sih dur eine glänzende Attacke aus, die es unternahm, um ein dur die Japaner fast {on umzingeltes Bataillon zu befreien, und richtete ein furchtbares Blutbad an.
Ein Telegramm des Generals Sacharow an den Generalstab vom 7. d. M. besagt:
__ Bei der Mandschureiarmee sind bis zum Mittag des 7. August keine Veränderungen eingetreten.
‘Der von dem Wladiwostoker Geschwader beshlagnahmte englische Dampfer „Kal as“ der Ocean-Steamships-Company ist mit seiner nah Yokohama und Hongkong adressierten Ladung, bestehend aus Mehl, Balken un Maschinenteilen, gestern in Wladiwostok eingetroffen. i
Wie die „Agence Havas“ meldet, hat das französische Ministerium des Auswärtigen noh keine Bestätigung der Meldung von der Verhaftung des französischen Konsularagenten in Niutshwang erhalten; do halte es die Meldung für rihtig. Der Agent sei einige Tage vor der Beseßung Niutshwangs durch die Japaner ernannt worden. Japan habe Einwendungen wegen der Opportunität der Ernennung gemacht. Nachdem aber Erklärungen zwischen den Gesandten Frankreihs und Japans in Peking ausgetauscht worden seien, habe der japanische Geschäftsträger anerkannt, daß Frankreich volles Recht zu der Ernennung habe, und an seine Regierung in diesem Sinne telegraphiert. Später solle dann die Verhaftung erfolgt sein.
Der „Standard“ meldet aus Schanghai, die Japaner hätten in Niutshwang eine Proklamation des Jnhalts erlassen, daß die Japaner den Krieg führten, um das Volk von der russischen Tyrannei zu rettèn und die Mandschurei, die Heimat der Dynastie, wieder freizumahen. Die Pro- flamation schließe mit der Aufforderung zum Gehorfam gegen die japanischen Geseße.
Afrika.
Aus Tanger erfährt „W. T. B.“, daß gestern in La Rache 15 Gefangene aus dem Gefängnis ausgebrochen seien, nahdem sie den Torwachtposten Gewehre und Patronen fortgenommen hätten. Nur fünf von ihnen seien wieder fest- genommen. Die übrigen, darunter die gefährlichsten, seien entkommen, nahdem sie sechs Personen getötet und zahlreiche andere verwundet hätten.
Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Tanger gemeldet, die Beamten der Pariser Bank teilten mit, daß sie nunmehr überall 60 Prozent der Zollgebühren zurückbehielten. Der marokkanischen Regierung werde damit ermöglicht, 15 Millionen, die in 14 Tagen in Tanger eintreffen sollten, abzuheben.
Statistik und Volkswirtschaft.
Der Allgemeine Verband der deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften hält seinen diesjährigen Genossen- \hafststag in der Zeit vom 24. bis 27. August in Breslau ab. Die Tagesordnung weist eine Reihe wichtiger Gegenstände auf. Der Anwalt des Allgemeinen Verbandes, Dr. Crüger, wird das Genossen- \chaftswesen im Lichte ter Vertretung von Handwerk, Lands wirtschaft und Handel besprehen; dem Genoffen[chaftstag wird Gelegenheit gegeben werden, zu den Bestrebungen, den Kreditgenossenshaften den Sparkassen- und Depositenverkehr zu be- schränken, Stellung zu nehmen, Die Förderung von Handwerker- genossenschaften wird Gegenstand der Erörterung sein, und zwar an der Hand einer Reihe positiver Vorschläge. Die Vertreter der Kredit- genossenschaften werden über die Zinspolitik, die Fusion der Deutschen Genossenshaftsbank mit der Dresdner Bank und über Fragen der Organisation zur weiteren Ausgestaltung des Geschäftsverkehrs be- raten; an die Behörden soll die Bitte gerihtet werden, die Kreditgenossenschaften in ihrem Bestreben zu unterstüßen, dur Gewährung von Kautionckredit Handel- und Gewerbetreibenden die Beteiligung- an Submissionen und die Bestellung von Kautionen zu erleichtern. Auch eine Ecörterung der ae wie sh die Genossen- schaften gegen „Keller- und Reitwechsel“ {chüßen können, wird \tatt- finden. Die Konsumvereine werden zunächst eine Reihe von Drganisationsfragen behandeln, und dann wird ihnen Gelegenheit ge- geben, die Fn des Breslauer Konsumvereins, insbesondere die Bäerei, zu besichtigen. Auf Antrag des Anwalts soll den Konsum- vereinen empfohlen werden, die Boltövers erna nah einem zwischen dem Allgemeinen Verband und dem A E deutshen Ver- siherungsverein in Stuttgart abgeschlossenen Vertrage zu fördern. Eine umfassende Tagesordnung haben die Daugen P Eten zu erledigen, fe werden sich auch mit den ländlihen MuienollenYasten bes häftigen und damit die Erörterung einer Frage herbeiführen, über die bereits auf dem Allgemeinen Genossenschaftstag in Hannover beraten worden und deren Behandlung gerade für den Osten Deutsche lands von großer Bedeutung ist.
Zur Arbeiterbewegung.
In Mainz gnd wie die „Frkf. Ztg." mitteilt, die Metall- arbeiter der Beleuhtungsindustrie, etwa 200 Mann, bei den Firmen Gasapparat- und Gußwerk Oberdhan u. Bel, Busch, Maschmann u. Co. und Fischer gestern morgen infolge von Lohn- diferenzen in den Ausstand eingetreten.
Die Geraer Terxrtilarbeiter bereiten, wie die „Deutsche Warte* erfährt, eine Lohnbewegung vor. Sie verlangen 20 9/9 Lohn- erhöhung. — Der Ausstand der dortigen Maurer Gal. Nr. 180
d. Bl.) dauert nun bereits zwei Monate. Es ist auch nicht anzu-
nesuntn, daß er in diesem Jahr beendet wird, da beide Teile niht nah- geben.
In Wien befinden si{ch, dem „W. T. B.“ zufolge, seit gestern früh mehr als 1000 an dem Handelskai beshäftigte Arbeiter im Ausstand, darunter au die Arbeiter des Lagerhauses der Stadt Mien. Die Arbeiter fordern eine Lohnerhöhung und eine geregelte Arbeit3zeit.
Fn Paris wurde gestern, wie ebenfalls „W. T. B.“ meldet, in der Arbeitsbörse der Internationale Kongreß der Gruben- arbeiter erôffnet, an dem etwa 100 Vertreter, darunter 12 aus Deutschland, teilnehmen.
Der Ausstand der Bauarbeiter in dem Schweizer Orte Chaur-de-Fonds (vgl. Nr. 180 d. Bl.) ist, wie der „Kiel. Ztg.“ telegraphiert wird, beendigt, die Arbeit wurde gestern wieder aufge- nommen. Am Sonntagabend kam es zu feindseligen Kundgebungen gegen das Militär, einzelne Verhaftungen sind erfolgt. Die Truppen werden heute entlassen.
Der Ausstand in Boryslaw (vgl. Nr. 180 d. Bl.) gilt, wie .W. T. B.* meldet, als beendet, da sih eine Anzahl Arbeiter bei den Firmen zur Wiederaufnahme der Arbeit meldeten. Gestern abend sollte das dorthin detacierte Infanterieregiment wieder abmarscieren.
In Saragossa ist, wie dasselbe Bureau mitteilt, ein all- gemeiner Ausstand eingetreten. Alle Geschäfte sind ges{lossen. Gendarmen und Truppen patrouillieren în den Straßen. Mehrere Nuhestörer wurden verhaftet.
Aus New Vork wird dem „W. T. B.“ von gestern tele- graphiert: Die allgemeine Sperre gegen die Bauarbeiter- vereinigungen, die kürzlih ihre Mitglieder angewiesen hatten, zu streiken, hat heute begonnen. Die Zahl der von der Aussperrung be» troffenen Bauarbeiter der verschiedenen Kategorien wird auf 50 000 bis 100 000 geschäßt.
Der Ausstand der Schlächter in Chicago (vgl. Nr. 183 d. Bl.) dauert fort. Die Arbeitswilligen, die der Fleischtrust ein- gestellt hat, sind zwar, wie der „Voss. Ztg.“ berihtet wird, genügend an Zahl, aber nicht gelernte Arbeiter. Der Trust hat Friedensverhandlungen mit den Ausständigen eröffnet, ohne jedoch alle ihre Forderungen bewilligen zu wollen. Die Ausftändigen haben die Vorschläge zurückgewiesen, und der Ausstand wird infolge dessen jedenfalls noch die ganze nähste Woche, vielleicht noch länger andauern. Die Arbeiter hoffen bestimmt, den Sieg über die Arbeitgeber davonzutragen.
Kunst und Wissenschaft.
Unter dem Vorsiß von Professor Dr. Moriß Schmidt und in Gegenwart von Abgeordneten der Berliner, Cölner und Münchener Laryngologischen Vereinigungen und des Vereins süddeutscher Laryn- E vollzog sh, wie „W. T. T.“ meldet, gestern in
rankfurt a M. die Gründung der ganz Deutsch- land, die Schweiz und Deutsh-Oesterreih umfassenden Laryngo- logishen Gesellschaft, deren erste Tagung in Heidelberg statt- finden wird. Durch diese Organisation soll der Fortbestand der bis- herigen engeren Vereinigungen niht berührt werden, dagegen aber die Bertretung der Laryngologie in wissenshaftliher und sozialer Hinsicht auch den Behörden gegenüber gefördert werden.
In Frankfurt a. M. ist dem „W. T. B.“ zufolge der Maler pa vini res Hasselhors am Sonntag, 79 Jahre alt, ver- torben. Er war #eit 1872 Lehrer am Städelschen Institut in Frank- furt a. M., wo er neben von Steinle und Gaupert den Unterricht im Zeichnen nah dem Akt erteilte. Von feinen Gemälden ift das bekannteste „Die Anatomie in Frankfurt“ (Städelshe Galerie). In den leßten drei Jahrzehnten malte er außer mehreren Porträts die Bilder „Vor der Kirche“, „Archiv in Alsfeld“, „Szenen auf dem Mühlberg“, „Gottesdienst im Freien“, „Maifest“ u. a., deren lebendige Auffassung und trefflihe tehnishe Durchführung ihnen bleibenden Wert fichern.
Veber den Plan einer französischen Nordpolar- expedition berihtet der „Globus“: Wie vor einiger Zeit mitgeteilt wurde, beabsichtigte der Fürst Albert von Monaco, eine Nordpolarexpedition zu unternehmen. Es sollte mit dem Schiff nördlich von der Bennettinsel eingeseßt und die Drift der „Fram“ wiederholt werden. Wie es jeßt heißt, will der Fürst die Expedition nicht selbst leiten, sondern nur die Mittel dazu hergeben. Man spricht von 1200000 6 für zwei Schiffe. Den Plan hat der Schiffsfähnrih der Reserve Charles Bönard entworfen, der vor einigen Monaten ein umfangreihes Buch über die Geschichte der Nordpolarforshung veröffentlicht hat; er wird auch die Expedition führen.
Schulwesen.
Zur Dauer des Fortbildungsunterrichts.
Bei Einrichtung der obligatorishen Fortbildungsshule in Düfsel- dorf hatte man sich dort mit einer zweijährigen Schulpflicht begnügt. Die Praxis hat nun ergeben, daß diese Maßnahme sich nicht bewährt. Eine zweijährige Schulpfliht genügt nicht dazu, die jungen Leute derartig für ihren Beruf vorzubereiten, wie dies im Interesse des Erwerbslebens nötig ist. Im dritten Lehrjahre sind außerdem die Schüler sehr in der praktishen Arbeit gefördert, sodaß das Lernen in der Schule den größten Erfolg verspriht. In der Erkenntnis dieser Tatsache hatte das Kuratorium der Schule den Antrag gestellt, die Schulpfliht auf drei Jahre auszudehnen. Darauf fand im Rathause zu Düsseldorf eine Versammlung von Arbeitgebern und Arbeitern statt, die fich mit der Prüfung der Frage zu beshäf- tigen hatte, und die sih einmütig mit dem Antrage einverstanden er- flärte, nur unter der Voraussetzung, daß die Unterrichtsstunden des dritten Schuljahrs unter möglichster Berücksichtigung einer ununter- brochenen beruflihen Arbeitszeit festgeseßt werden. Eine Anfrage bei den preußishen Städten mit mehr als 50 000 Einwohnern hat er- geben, daß 19 von ihnen einen vierjährigen, 19 einen dreijährigen und nur 5 cinen zweijährig-n Schulzwang haben.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.
In betref der Sterblichkeit an Tuberkulose in dén europäishen Staaten urteilt F. Prinzing in der „Zeitschrift für Hygiene“, Bd. 46, 1904, wie folgt: Wir sehen zwei große Gebtete mit niederen Zahlen. Das eine umfaßt den Norden Deutschlands, Dänemark, die Niederlande und England, das andere die Ee Halbinsel. Nördlich vom erstgenannten Gebiet nimmt die Zahl der odesfälle zu in Irland, Schottland, Norwegen wie Shweden. Sehr häufig ist die Tuberkulose in Spanien und Frankceih, von mittlerer Höhe sind die
iffern in Westdeutshland, in der Schweiz, in den österreichischen Alpenländern; die Hauptherde der Tuberkulose sind das Großherzogtum Hessen, Bayern, ganz bcsonders aber Nieder- und Oberösterreich,
öhmen, Méhren und Schlesien, wo die Tuberkulosesterbeziffern die höchste Höhe in Europa erreihen. Im gesamten Osten Europas, in Úngarn, Galizien, Numänien, Rußland fordert die Tuberkulose, soweit aus den darüber vorliegenten Nachrichten geschlossen werden kann, viel mehr Opfer als in Deutshland. Man sieht, die Tuberkulose ist nicht nur da häufig, wo die Kultur forte Gren und die Industrie ent- wickelt ist, oder wo die Menschen in großen Städten vereint leben, sondern auch in Gegenden, die noch_ auf einer verhältnismäßig niedrigen Kulturstufe stehen, wo größere Städte gc sind und falt nur Landwirtschaft getrieben wird. Ob bei Berechnung der an Tuber- fulose Erkrankten dieselbe Reihenfolge wie bei der Sterblichkeit be- stehen bleibt, entzieht ih jedweder Kenntniznahme.
Paris, 9. August. (W. T. B.) Wie der „Gaulois" meldet, ist nah den Beschlüssen der leßten, in Paris abgehaltenen inter-